Am Tschafon
Josef und Bernadette Lunger kümmern sich mit Leib und Seele um die Bergwanderer, die immer wieder gerne bei ihnen einkehren.
Bereits in der dritten Generation wird das Schutzhaus Tschafon zwischen Völs am Schlern und Tiers am Rosengarten seit über sechzig Jahren von der Familie Lunger bewirtschaftet. Der Tschafon ist einer der vielen sagenumwogenen Plätze in der Ferienregion Seiser Alm, ein wunderschöner Aussichtsberg und ideal für Tagesausflüge.
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Text: Katja Sanin Fotos: Helmuth Rier
16 ALPE | Sommer
Zwischen einer Landschaft und den Menschen, die ihr entstammen, besteht eine geheimnisvolle Verbindung. Aus dieser Verbindung heraus entstanden Sagen, die seit eh und je Völker über ihre Landschaft erzählt haben. Niemand weiß, wann die Sagen entstanden sind, und es ist faszinierend, wie die Dämonie der Natur und das Gefühl des Ausgeliefertseins in der Fantasie der Menschen freundliche, hilfsbereite oder böse Wesen wie Hexen, Bergfräulein, Unholde oder Zwerge entstehen lassen. Was den Tschafon angeht, so erzählt man sich auch von einem „Guten Alten“. Von diesen Höhen aus habe dieser im Frühling die Bauern mit lauter Stimme erinnert, dass es an der Zeit sei, mit dem Feldanbau zu beginnen. In dieser Sagengestalt kann man möglicherweise noch den Schatten einer vor-
christlichen, wohlwollenden männlichen Gottheit erkennen, wohl ein Fruchtbarkeitsgott, zu dem die ackerbauenden Völker ihre Gebete richteten und dem sie ihre Opfer darbrachten. Wer weiß, ob es der „Gute Alte“ war, der Josef Lunger flüsterte auf 1.737 Metern Höhe einen Salat- und Kräutergarten anzulegen? Josef und seine Frau Bernadette bewirten die Hütte gemeinsam mit den beiden Söhnen Michael und Georg, genauso wie es Josef mit seinen Eltern Michael und Josefa jahrelang tat. Zeitweise arbeiteten im Sommer drei Generationen unter einem Dach. Doch im Herbst 2015 ist der Prentner Michl, wie der Vater von Josef genannt wurde, verstorben und seine Frau, genannt Seffa, war die letzten Jahre bei ihm im Tal und hat das Zepter in der Küche auf dem Tschafon ihrer Schwie- »