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Von der Bühne direkt bis ins Wohnzimmer –oder ins Auto

In dieser Zeit der Corona-Krise, in der auf der einen Seite der gesamte Kulturbetrieb einer existentiellen Gefährdung und auf der anderen Seite wir alle der Gefahr der kulturellem Unterversorgung ausgesetzt sind, bewirkt das fantasievolle Engagement zahlloser Künstler aus allen Bereichen, die bedrohlichen Folgen zu mindern.

Aus Klassik, Pop, Rock, Jazz, Schlagermusik, Theater, Tanz und Kabarett, aus allen Genres kamen in den vergangenen Monaten Ideen und kreative Konzepte, wie man Kunst und Kultur in die- sen schwierigen Zeiten an die Frau und an den Mann bekommt.

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Egal, ob es sich um die sogenannten Wohnzimmerkonzerte handelt, bei denen die Künstlerinnen und Künstler aus ihren eigenen vier Wänden per Facebook, Google, Youtube und Co. online ihr Publikum zu Hause besuchen, oder beispielsweise um Veranstaltungen, die die Zuschauer von ihrem eigenen Auto aus verfolgen können – das Engagement der Branche läuft jedenfalls auf Hochtouren.

Die BBC überträgt ihr Eröffnungskonzert dieses Jahr online und im Fernsehen. Das berühmte Abschlusskonzert „Last Night Of The Proms“ findet dann wie immer in der Royal Albert Hall statt, zwar ohne Publikum, aber ebenfalls online/TV für alle begeisterten Fans.

In Deutschland haben die Vorstände der sieben großen Berliner Orchester gemeinsam mit Experten der Charité einen Leitfaden erarbeitet, wie man in Zukunft unter Corona-Bedingungen musizieren kann. Diese Expertise gilt als Empfehlung und kann von allen Orchestern in Deutschland übernommen werden.

Für das Engagement in der populären Musik- und Kulturszene sei hier beispielhaft eine Zusammenarbeit von SWR, der Stuttgarter Zeitung, der Initiative „Zusammenhalten für die Kultur“ und verschiedenen Sponsoren aus der Wirtschaft zu nennen: Der Kulturwasen Eine Veranstaltungsreihe, die als Autokino und Konzert-Location funktioniert und einige Highlights zu bieten hat. Bis Ende August laufen hier bekannte „Blockbuster“-Filme, finden Rock- und Popkonzerte und Comedy-Darbietungen statt. Unter anderen konnte und kann man die Pop- und Schlagergrößen Sasha, Kerstin Ott, Joey Kelly, Eloy de Jong und den Rapper Alligatoah live erleben, ebenso die Schweizer Kabarettistin Hazel Brugger, die volkstümlichen Comedy-Ladies „Dui do on de Sell“ oder den Italo-Schwaben Heinrich Del Core.

Alle diese Kulturschaffenden und deren Unterstützer leisten in diesen Zeiten einen immens wichtigen Beitrag, die Kultur trotz CoronaKrise als das beizubehalten, was sie immer schon war – nämlich eine Möglichkeit den Menschen inspirierende geistige Nahrung und Unterhaltung zu bieten.

02.03.2020: Heute haben wir über die ersten Maßnahmen zum Schutz vor dem neuen Corona-Virus gesprochen – vermehrte Hygienemaßnahmen und die Bewohner im Haus halten. Ich weiß echt noch nicht, wie wir das hinkriegen sollen, ohne dass wir die Menschen in Angst und Schrecken versetzen …

09.03.2020: Wenn Corona ins Haus kommt, haben wir nicht mal genug Schutzkleidung. Bei unseren Lieferanten ist nichts zu bekommen, was „Schutz“ im Namen hat. Ich kann gar nicht verstehen, dass es Leute gibt, die nur an sich selbst denken und diese Dinge jetzt hamstern.

10.03.2020: Jetzt habe ich schon wieder den Herrn X in der Stadt „eingefangen“ und ins Johanneshaus zurückgebracht. Habe heute verschiedene Stellen in Bad Wildbad kontaktiert, damit sie unsere Bewohner nicht mehr dauernd einladen. Sonst haben wir gar keine Chance, sie im Haus zu halten.

12.03.2020: An allen Außentüren im Johanneshaus hängen nun die Informationen zum „Besuchsverbot“. Die Bewohner werden gemeinsam mit uns unruhig. Einige haben mich gefragt,

Karin Heimerdinger ist Psychologin und seit mehreren Jahren im Johanneshaus Bad Wildbad tätig – einer Einrichtung mit überwiegend jüngeren Bewohnern mit psychiatrischen Erkrankungen. Die Tagebuchaufzeichnungen belegen anschaulich die besondere Problematik der coronabedingten Einschränkungen für psychisch kranke Menschen in ihren gewohnten Tagesabläufen.

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