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Die Johannesklinik hatte das Coronavirus erwartet
from Neu Nota Bene 18
by Mateo Sudar
Verfügung stellen, da der Bedarf streng nach medizinischer Priorität verteilt wurde. Die gelieferte Menge entsprach einem Bedarf von zwei bis maximal drei Tagen. Glücklicherweise gelang es der Johannesklinik, durch persönliche Kontakte Mitte April genügend Schutzausrüstung in Eigenregie zu organisieren.
„Insoweit waren wir auf den ersten COVID-19 Fall optimal vorbereitet“, unterstreicht Anneli Zenker, Geschäftsführerin der Klinik-Trägergesellschaft. Dass dieser dann schon kurz danach durch eine Mitarbeiterin eintreten sollte, war aber dennoch sehr überraschend. Die Mitarbeiterin zeigte zwar nur geringe Symptome, dafür aber ein typisches, nämlich einen Geruchs- und
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Geschmacksverlust. Die Klinik veranlasste die Testung am selben Tag und setzte alle vom RKI und von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) geforderten Maßnahmen bei COVID-19- Verdacht um. In Absprache mit dem Gesundheitsamt Calw und auch auf Wunsch der Johannesklinik selbst wurden alle Patienten und Mitarbeitenden auf das Coronavirus Sars CoV-2 getestet. Insgesamt wurden zunächst 6 Fälle bei Mitarbeitenden und 4 bei Patienten sicher nachgewiesen. Die Johannesklinik wurde daraufhin am 23. April 2020 unter Quarantäne gestellt.
Allen Patienten, auch den Covid-19-Patienten, ging es in der Folgezeit sehr gut und sie zeigten keine Symptome. Die effektive und gute ständige Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Calw half, eine weitere Ausbreitung zu vermieden bzw. sie spürbar zu reduzieren. Aus diesem Grund wurden wöchentlich Testungen aller Mitarbeitenden und Patienten durchgeführt. Zudem garantierte der Aufnahme- und Entlassungsstopp die optimale Betreuung der alters- und krankheitsbedingt gefährdeten Menschen in der Johannesklinik, die sich hier unter ständiger pflegerischer und ärztlicher Kontrolle befanden.

Alle nicht vom Coronavirus betroffenen Mitarbeitenden der Johannesklinik befanden sich in häuslicher Quarantäne und durften ihr privates Umfeld lediglich zum Arbeiten verlassen. Die positiv getesteten Mitarbeitenden durften nicht arbeiten. „Trotz der erheblichen persönlichen Einschränkungen und der vorhandenen Infektionsgefahr waren alle Mitarbeitenden der Johannesklinik hochmotiviert und stellten sich verantwortungsbewusst ihrer Aufgabe zum Wohle der Patienten“, weiß Zenker nicht ohne Stolz zu berichten.
Doch auch wer alles richtig macht, kann Corona nicht verhindern!
Es liegt in der Natur der COVID19-Erkrankung, schon infektiös sein zu können, bevor überhaupt Symptome auftreten. So kam es, dass in der Johannesklinik eine Patientin aufgenommen wurde, die völlig symptomfrei war, aber schon 36 Stunden später positiv getestet wurde. Dies bedeutete, dass das Virus vermutlich schon mitgebracht wurde. Es ist leider davon auszugehen, dass inzwischen in praktisch jeder Klinik und in fast allen Pflegeheimen Virusträger zu finden sind. Dies kann bislang aber nicht festgestellt werden, da die ursprünglich vom Land in Aussicht gestellten Testungen aller Bewohner und Mitarbeitenden von Sozial- und Gesundheitseinrichtungen leider nicht umgesetzt worden sind und somit der- zeit nur Personen mit typischen Symptomen getestet werden.
„Wenn man bedenkt, dass neun der zehn positiv getesteten Fälle in der Johannesklinik völlig symptomlos waren und nur durch die Testung zu Beginn der Quarantäne erkannt wurden, wird einem erst das ganze Ausmaß der Coronavirus-Problematik bewusst“, stellt Chefarzt Dr. Thomas Müller fest.
Quarantäne überstanden
Bereits nach rund zweieinhalb Wochen konnte die durch das Gesundheitsamt des Landkreises Calw verhängte Quarantäne für die Johannesklinik wieder aufgehoben werden. “Die erste große Belastung aus der Corona-Krise ist erfolgreich überstanden“ stellte ein Mitarbeiter ein wenig erschöpft, aber glücklich fest.
Drei Mitarbeiter der Johannesklinik befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch in häuslicher Quarantäne, sie blieben ohne Symptome und es geht ihnen gut. Alle in der Klinik arbeitenden Mitarbeiter sind frei von Infektionen. Durchgeführte Tests waren durchgehend negativ.
Die Patienten der Johannesklinik, deren Rehabehandlungen abgeschlossen waren, konnten nach Hause entlassen oder anderweitig verlegt werden. Die Neubelegung der Johannesklinik erfolgte zügig und turnusmäßig.
„Wir haben wieder unseren normalen Klinikalltag“, stellt Chefarzt Dr. Thomas Müller zufrieden fest. „Das tut allen gut. Ein besonderer Dank gilt unserem gesamten Team, das mit großem Einsatz und Engagement Corona getrotzt hat. Aber wir alle wissen auch, dass so eine Situation jederzeit wiederkommen kann.“