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Rossini Festival Bad Wildbad, quo vadis?
from Neu Nota Bene 18
by Mateo Sudar
Man kann nur hoffen, dass dieses Vorhaben realisiert werden kann. Unbestritten ist, dass sich das Festival im Nordschwarzwald nicht nur wie das Rossini Opera Festival Pesaro dem Œuvre und der Epoche von Gioachino Rossini widmet, der 1856 als Kurgast in Wildbad weilte, sondern sich darüber hinaus in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einer Institution mit internationalem Renommee entwickelt hat.
Im Gespräch mit Jochen Schönleber Seit 1991 künstlerischer Leiter und seit vielen Jahren auch Intendant des Opernfestivals „Rossini in Wildbad“, ist er Inspirator und unermüdlicher Sucher nach Sängern, Musikern und Sponsoren und damit das „Herz des Festivals“ – wie ihn die namhafte Fachzeitschrift Opernnetz beschreibt. Dank seines Engagements wurde aus dem kleinen Festival eine weltweit beachtete Marke, die sich zu einer renommierten Ex- perimentierstätte für Belcanto-Talente, für unbekannte Stücke und damit zu einem einzigartigen Mekka für das gesamte Belcanto-Repertoire Rossinis entwickelt hat. „Wir haben uns von Anfang an auf die Entdeckung junger Talente fokussiert“, erklärt Schönleber, seit 2004 zudem Direktor der Akademie BelCanto, die das Festival beim „Casting“ für die Produktionen unterstützt. „Mittlerweile ist das ein Selbstläufer: Die guten Sänger, insbesondere die Gesangslehrer, schicken Ihre jungen Freunde nach Bad Wildbad zum Debütieren.“ Zudem gibt es Veranstaltungen von Masterclasses und den Internationalen Belcanto Preis mit Preisträgern, die sich sehen lassen können: Pavol Brslik, Olga Peretyatko, Serena Malfi, Diana Haller, Sara Blanch, Sofia Mchedlishvili. „Michael Spyres ist erstmals bei uns aufgetreten, sogar die wunderbare Joyce DiDonato hat ihre erste Rossini-Einspielung in Wildbad gemacht“, schwärmt selbst der Fachmann.
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Absage im April
Anfang April 2020 wurde das Belcanto Opera Festival „schweren Herzens abgesagt“. Angesichts gesperrter Grenzen und ausgesetzter Flüge war schon allein die Anreise der Künstler aus europäischen Ländern, ebenso wie aus den USA und China geplatzt. Kein Probenbetrieb, keine Vorstellungen, keine Gäste, keine Einnahmen. „Damit war die desolate Situation unserer Künstler überklar“, so Schönleber, der darüber berichtet, dass viele der selbstständigen Künstler durch den abrupten Ausfall sämtlicher Einnahmen in Not gerieten und dringend Hilfe benötigten.
Spenden für Künstler
„Es fällt mir schwer, für Oper und Konzert etwas Positives in Corona zu finden, so brutal und vernichtend wurde der Bereich von dem Virus erwischt.“ Für Schönleber wurden „freischaffende Künstler einfach auf Null gesetzt“.
Nichts geht mehr, keine Oper, kein Chorsingen. Für bereits bezahlte Tickets verspricht die Touristik in Bad Wildbad eine Rückabwicklung der Buchungen der Rossini-Pauschalen und der bereits gekauften Tickets. Immerhin waren bis April bereits 220.000 Euro an Karteneinnahmen verbucht. Doch dann gab es eine zündende Idee für die Künstler. „Wir haben die Rückzahlung mit einem Spendenaufruf verbunden. Das Stammpublikum hatte zu diesem Zeitpunkt seine Karten bereits gekauft. Da es den Künstlern emotional sehr verbunden ist, kamen schlussendlich über 44.000 Euro zusammen, die insbesondere an die jüngeren Künstler ausgeschüttet werden sollen“, berichtet Schönleber, der zudem anfügt: „Sagenhaft! Ich bin stolz auf unser Publikum!“
Aufgeben gilt nicht
Für alle Belcanto Fans gibt es daher bereits im Juli 2020 das „1. Rossini Digital
DVDs dazu und wir sehen, dass selbst streamen, auch live streamen, kein Hexenwerk ist.“ Dem online-Publikum werden nicht nur interessante Aufnahmen der letzten Jahre geboten, sondern insgesamt sechs erfolgreiche Opernproduktionen plus Zugaben und damit 48 Stunden kostenfreies Kulturvergnügen.
Nicht kapitulieren!
Für den September ist nun das Mini Festival geplant, das mit außergewöhnlichen Festspielstätten lockt. „Zunächst einmal versuchen wir, einen ganz neuen Ort zu erobern. Auf dem Sommerberg gibt es die Hängebrücke Wildline, dort können wir schön luftig und coronakonform eine Oper von García L‘ISOLA DISABITATA spielen. Zur normalen Festivalzeit im Juli ginge das gar nicht, da wird es nicht rechtzeitig dunkel.“ Schönleber ist in seinem Element. Er plant weitere Konzerte im Kurpark, im Maurischen Pavillon und auf dem Kurplatz. Zudem werden zwei

Festival“. „Hier neues Publikum zu gewinnen, ist nicht einfach. Aber wir wollen auch eine Dokumentation unserer Entdeckerarbeit schaffen und unseren Fans etwas bieten.“ Für Schönleber ist diese professionelle Präsentation ein wichtiger Schritt in dieser Zeit. „Zweifellos gibt es im Digitalsektor derzeit ein Überangebot, aber wir haben tolle CDs und nun kamen auch noch die weitere Konzerte mit Sopranistin Silvia Dalla Benetta und Mezzosopranistin Diana Haller vom SWR aufgezeichnet. „Aber wenn man die Platzkapazität bei Einhaltung der Abstandsregel ansieht, dann könnten einem glatt die Tränen kommen.“
Sabine Zoller
Die strenge Ausgangssperre wirkte sich in der Corona Pandemie allem Anschein nach auch auf das Verhalten von Tieren aus, die sonst vornehmlich in Steppen- und Wüstenzonen flache, salzhaltige Seen besiedeln. Bestes Beispiel dafür sind die schnatternden Gänse auf dem Golfplatz von Bad Liebenzell, die sich hier mit ihrem Nachwuchs sichtlich zu Hause fühlen.
Corona Gäste auf dem Golfplatz
Die gefiederten Gäste mit ihrem intensiv rostbraunen Gefieder und hellem Kopf sind mittlerweile eine kleine Sensation, wie Jens Eidel berichtet. Der Geschäftsführer des Liebenzeller Golfplatzes beobachtet immer wieder Spaziergänger, die auf dem Gelände des Golfplatzes eine extra lange Rast auf ihrem Spaziergang einlegen, um dem munteren Treiben der gefiederten Zöglinge zuzuschauen. „Viele trauen ihren Augen kaum, wenn die Gänsemutter mit ihren weithin hörbaren Rufen auf sich aufmerksam macht, um ihren Nachwuchs im Zaum zu halten“, erklärt Eidel, der zunächst von einem Mitarbeiter auf die ungewöhnlichen Exemplare der gefiederten Gäste aufmerksam gemacht wurde. „Ich habe im Internet recherchiert und festgestellt, dass unser Golfplatz von einem Rostgans-Pärchen als ideale Aufzucht-Station für den zehn Küken umfassenden Nachwuchs auserkoren wurde.“ Eidel lacht und ergänzt: „Die Rostgänse haben ihre Heimat üblicher Weise in Asien.“ Durch die Ausgangssperre waren im Frühjahr keine Golfer, Wanderer, Radfahrer, oder Sportler zum Trainieren vor Ort und die verlassene Grünfläche damit ein idealer Raum für die Tiere, die sich mittlerweile an die Golfer gewöhnt haben.

Mit Griff zum Telefon sicherte sich Jens Eidel weitere Informationen. Beim Gespräch mit Cornelia Kuchel, Vorstand NABU Calw und Umgebung e.V., gab es Aufschluss und wissenswerte Details: Rostgänse, die an ihrem rostroten Gefieder und einem hellen Kopf zu erkennen sind, treten meist paarweise auf und werden etwa 60 cm groß. Sie sind damit etwas kräftiger als Stockenten. Beim Weibchen ist der Kopf meist weiß gefiedert, während sich die Männchen extra herausputzen und zusätzlich einen zarten schwarzen Halsring tragen. Dass sich nun aber das Golfplatz-Pärchen ausgerechnet eine aktiv bespielte Sportfläche ausgesucht hat, um ihren Nachwuchs aufzuziehen, ist für Kuchel „ein Zeichen, das genutzt werden sollte!“ Sie vertritt die Auffassung, dass „Golfplätze die biologische Vielfalt fördern und unterstützen können. Auf Flächen, die nicht unmittelbar zum Spielbetrieb der Golfanlage gehören, können wertvolle Lebensräume für Fauna und Flora geschaffen werden und leisten einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt.“ Somit sind die
Rostgänse ein sichtbares Zeichen für eine gelungene Mischung aus Natur und Ökosystem, das den seit 1988 bestehenden Golfclub in Bad Liebenzell auszeichnet.
„Unser Platz bietet nicht nur aufregende Fairways und anspruchsvolle Grüns, sondern zudem Nistkästen, Insektenhäuser, Blühwiesen, Flussauen und Streuobstwiesen“, so Jens Eidel, der akribisch darüber wacht, dass der naturbelassene Platz nicht nur für Golfer, sondern auch weiterhin für Wanderer und Radfahrer genutzt werden kann.
„Das ist wohl einzigartig in Deutschland, dass ein speziell ausgeschilderter Wanderweg durch einen Golfplatz führt“, erklärt Eidel, der zudem auf die gefiederten Gäste verweist und schmunzelnd ergänzt: „Wir haben hier Natur pur und genügend Raum, so dass auch Nicht-Golfer das alltäglich zelebrierte Baderitual der Rostgänse am Golfplatzteich in Ruhe beobachten können.“
Sabine Zoller
Gerade in der Zeit der sogenannten Corona-Krise liegt das Thema der Isolation und der eingeschränkten Sozialkontakte ganz weit vorne in der Diskussion. Mit Matthias Brandts Erzählungen liegt eine spannende Beschreibung einer Kindheit und Jugend vor, die diese Erfahrung zwar aus anderen Gründen, aber äußerst intensiv machen musste.
Die verständnisvollen und umsichtigen Leibwächter, ein freundlicher Chauffeur, ein treuer Hund namens Gabor, spannende Fernsehserien, das Alltagsleben und das Heranwachsen in den Siebzigern mit einem Bundeskanzler als Vater, das sind die Themen im literarischen Debüt des Schauspielers Matthias Brandt. Zahlreiche Episoden aus dem Leben und sozialen Umfeld der Kanzlerfamilie repräsentieren den Zeitgeist der späten sechziger und der frühen siebziger Jahre und erreichen damit für die gesamte „Babyboomer“-Generation einen äußerst unterhaltsamen Wiedererkennungseffekt.
So erzählt der 1961 geborene Matthias Brandt beispielsweise von einem Fußballspiel, bei dem er überaschenderweise als Torhüter zum Einsatz kommen sollte. Von der Mutter bekam er das nötige Geld für eine angemessene Torhüter-Ausrüstung. Chauffeur Hunke fuhr mit ihm hinunter nach Bonn zur Sportwarenhandlung. Brandt schildert, wie er eine Woche später beim Spiel in papageienhafter Torhüter-Verkleidung ein haltbares Tor nach dem anderen kassierte und alle seine Heldenträume im staubigen Sand des Hartplatzes begraben wurden.
In einer anderen Geschichte bekommt der junge Matthias von der Mutter mitgeteilt, dass er am nächsten Tag mit seinem Vater eine Radtour unternehmen soll. Doch am Tag darauf stellte sich heraus, dass Herr Wehner (der dem Jungen immer, wenn er ihn sah, leidtat)


