
8 minute read
100 Jahre unserer Theodor-Körner-Hütte

Bild links oben: Familie Rettenegger Bild rechts oben: 1987, Schnee auf der Theodor-Körner-Hütte
Advertisement
100 Jahre unsere Theodor-Körner-Hütte!
Text: Wolfgang Steffanides Fotos: Creating Click, Michael Werlberger und privat
Endlich kommen wir nach einem Reifenplatzer und der anschließenden öffentlichen Anreise kurz nach Mitternacht auf der Hütte an. Die Gastfreundschaft des Hüttenwirts samt Team lässt die Strapazen bald vergessen – bei lustiger Gesellschaft und extra aufgehobenem Essen hat sich die späte Anreise jedenfalls ausgezahlt. – Julia Mit allergrößter Hochachtung! Man stelle sich die Situation Anfang der 1920er-Jahre vor: Der (1.) Weltkrieg gerade vorbei, viele Mitglieder der damals sehr kleinen Sektion gefallen, in Gefangenschaft und / oder traumatisiert. Und doch beschließen die Überlebenden und in die Sektion Zurückgekehrten: Wir wollen wieder eine Felshütte! Welch ein Mut, welch eine Begeisterung! Es waren zwar zuerst auch nur wenige, wie meist; doch insgesamt dann 81 Mitglieder, Frauen wie Männer.
Die erste Sektionshütte, die Langkofelhütte, war leider enteignet worden. Doch nutzten die damaligen Mitglieder die Entschädigung dazu, Material für die neue Hütte zu besorgen – Spenden deckten die restlichen Ausgaben. Die allermeiste Arbeit wurde ehrenamtlich geleistet, von der Planung über die Organisation zum tatsächlichen Bau. Fast das gesamte Material und die Einrichtung trugen die Helfer und Helferinnen vom Talort Annaberg zur Baustelle! Traktoren gab es noch keine, mit Pferd und Kutsche war es schwierig auf dem elendiglichen Karrenweg – zudem waren diese auch zu bezahlen und die Geldmittel der Sektion wollten wohl bedacht eingesetzt werden.
Wieso nun auf diesem Standort? Wir hatten alte Gebietskontakte zur AV-Sektion Linz. Der Grundeigentümer Staatsforst (heutige Bundesforste) war nicht abgeneigt, wenngleich er nur einer Pacht zustimmte. Der Grundnachbar, die Agrargemeinschaft, hatte auch keine Einwände. Damals gab es oben sieben Almhütten und kein Konkurrenzdenken. Wir wollten zuerst nur eine Sektions-Privathütte, also nur für Mitglieder. Das war damals schon nicht ausreichend. Eine vorsichtige Öffnung brachte nicht viel, da wir keine Gastwirtschafts-Konzession hatten – die kam erst 1938. Da war die Hütte schon für alle geöffnet und konnte mehr als Tee, Kaffee, Bier und Kracherl sowie Erbswurstsuppe anbieten.
Bergsportparadies rund um die Hütte Der Gosaukamm mit seinen vielen Klettermöglichkeiten, vom Angerstein fast direkt hinter der Hütte aufsteigend, bis zur Bischofsmütze, lockte in den 1930erJahren auch Spitzenbergsteiger wie unser Sektionsmitglied Dr. Karl Prusik – ja, der mit dem Prusikknoten!
Danke an all unsere Pächter und Pächterinnen Jede Hütte benötigt einen Hütten-Wirt und -Wart. Meist konnten Leute aus dem Tal für die Wirtsarbeit in der doch kleinen Hütte mit der sehr kleinen Küche, dem geringen Privatraum für Pächter und Hilfen gewonnen werden. Im und nach dem 2. Weltkrieg hatten wir
Wegen meines gebrochenen Arms durfte ich nämlich nicht mit den Kletter-Kindern spielen und bohren gehen! Da hab’ ich auf der Hütte mal so richtig schön ausgeschlafen, das Lager für mich allein. – Bibi außerordentliches Glück: keine ernsthafte Beschädigung; wenig geplündert und so war auch danach wieder eine entsprechend einfache Bewirtschaftung durch die Erlenbachers aus Annaberg möglich. Und bereits ab 1948 als gute „Tal-Geister“ durch das Ehepaar Oberförster Jäger: Er hatte die Kriegsgefangenschaft gerade noch überlebt, sie wurde beim Gemeindearzt tätig. Wie schon seine Vorgänger half er wo nötig. Der damalige Windhofbauer hatte ebenfalls ein wohlwollendes Auge auf die Hütte.
Von den Wirtsleuten seien beispielhaft weiter das Ehepaar Mariedl und Rupp Hirscher genannt (Großeltern des berühmten Schifahrers Marcel Hirscher, dessen Eltern Pächter der nahen Stuhlalm waren) und das Ehepaar Dorothea / Dorli und Blasius / Blaas Rettenegger.
… und danke an unsere Hüttenwarte und weitere Unterstützende Der Hüttenwart ist die Verbindung zwischen Eigentümer, also ASW, und dem Pächter, aber auch den Nachbar und Nachbarinnen, dem Gemeindeamt, den vielen sonstigen Behörden, den Gästen. Hier seien ebenfalls beispielhaft DI Viktor Hinterberger, DI Erich Sulke und der Verfasser erwähnt. Die 320 km zwischen Wien und Annaberg sind auch im technisierten Zeitalter von Bedeutung. Von den Bürgermeistern seien dankbar und auch beispielhaft erwähnt die beiden Landwirte Hirscher Leonhard und Schwarzenbacher Josef: voll des Interesses und Verständnisses. Von den ebenfalls sehr wichtigen Gemeinde-Amtsleitern die Herren Hirscher Martin und Höll Peter.
1985/1986: Wir bauen unsere Hütte aus! Die sehr gelungene Vergrößerung der Hütte 1985 und 1986 wurde von einem örtlichen Zimmermann und einigen Helfern mit sehr wenig Geld unserer damals kleinen und armen Sektion durchgeführt.
Den Retteneggers haben wir die große Terrasse als Neubau zu verdanken, ebenso eine rasche Neutrassierung des Weges zur Hofpürgelhütte, nach einem schweren und umfangreichen Felssturz im Stuhlloch.

… wie die Infrastruktur der Hütte sich gewandelt hat … Zuerst gab es nur einen Wasserauslass vor der Hütte! Jetzt haben wir Wasser und Strom im Haus!
Die Ver- und Entsorgung der Hütte entwickelte sich entsprechend den allgemeinen Umständen: Die Wege zur Hütte waren zuerst sehr herausfordernd schmal und schlecht, dann für Traktoren zugänglich und schließlich erfolgte der Bau des nunmehrigen guten Güterweges. Auf diesem kann man jetzt mit dem Normal-Pkw bis zu unserer Hütte fahren.
Die Versorgung erfolgte lange durch den Pommer-Bauer; dann den Astau-Bauer; aktuell durch den jeweiligen Pächter / die jeweilige Pächterin.
Bild unten: Ehepaar Jäger aus Annaberg Bild rechts: von links nach rechts – Dr. Graefe, Wolfgang Steffanides und Josef Jäger

Quellen: ASW-Festschriften 100 (grün) und 125 (weiß) Jahre, noch erhältlich. Archiv der Sektion und des Verfassers. Mit der Zeit kam das erste PhotovoltaikModul für die nunmehr vorgeschriebene Alarmanlage und dann immer mehr Module. Als Energiequelle nutzen wir Holz und Gas. (Der Tank steht entsprechend weit von der Hütte.)

Die Entsorgung war früher anders: entscheidend weniger Müll, viel konnte wiederverwendet werden oder wurde verbrannt – und oft auch in der näheren Umgebung entsorgt / vergraben. Bei der Sanierung lernte ich die Umgebung wirklich kennen. Heute gibt es Mülltrennung wie im Tal, mit Abfuhr dorthin.
Ja und zuerst gab es ein Plumps-Klo. Dann waren wir Pioniere mit dem ersten Hütten-Traubentrester-Klo im alpinen Gelände europaweit: Dr. Graefe sei Dank. Dann kamen neue Vorgaben: Wir mussten eine Kläranlage bauen, dazu dann ein Nebengebäude. Die Auflagen wurden immer strenger, teurer und technik-intensiver.
Zu den Nachbarn und Nachbarinnen zählt auch die Jagdhütte der österreichischen Bundesforste etwas oberhalb auf dem Weg zur Bischofsmütze. Mit ihr teilten wir uns eine gemeinsame (zuerst Holz-) Wasserleitung von einer Quelle mit stark wechselnder Wassermenge, bevor wir das Talwasser bekamen. Zum Glück war die Jagdhütte, die Vorrang bei der Wassernutzung hatte, meist nur im Herbst und damit nach unserem Saisonende in Verwendung. Später wurde sie verpachtet – und doch ging die Wassernutzung meist sehr kameradschaftlich von Statten.
In der Nähe der Jagdhütte im Wald befindet sich eine der seltenen HeimkehrerGedenkstätten. Sie wurde oft von den Hüttenpächtern und -pächterinnen betreut.
Leben auf der Hütte: Besucher und Besucherinnen von nah und fern Die Hütte lebt – wie überall anders auch – für die und von den Besuchern und Besucherinnen. Meist sind die Einheimischen eine solide Grundlage; dann Gruppen von nah und fern. Einmal erlebte ich sogar eine Blinden-Gruppe, mit entsprechenden Begleitern und Begleiterinnen, die von der Gablonzer-Hütte zu uns zum Nächtigen kamen. Je nach Wetter und entsprechenden Buchungen gibt es Tages- und Nächtigungsgäste: oft am Weg zur Umrundung des Gosaukamms. Manche gehen aber auch weiter zum Dachstein. Die örtliche Hauptschule war mit ihrem Lehrer und Bergrettungsmann Hias Schreder mehrere Jahre auch im Winter oben! Damals noch mit sehr viel Schnee, und sehr viel Zufriedenheit.
Auf weitere spannende Entwicklungen und viele schöne Erlebnisse in und um die Theodor-Körner-Hütte!
Der Weg ist das Ziel
Die Betreuung unserer Wanderwege ist eine der wichtigsten Aufgaben des Alpenvereins. Ehrenamt macht dies möglich!

Text: Julia Schönhuber, Wegereferentin Fotos: Julia Schönhuber und Ursula Zabika
Mit schwerem Gerät gingen wir ans Werk!
Interesse geweckt zum Mitmachen und Mithelfen? Schreib' mir einfach unter schoenhuber@ akademischesektion.at.
Danke an meinen Vorgänger*innen und den Mithelfer*innen, für ihren wichtigen Beitrag! Unsere Wege Das alpine Wegenetz ist einerseits essenziell für den Bergsport sowie den Tourismus in den Alpen und andererseits ein wichtiger Faktor für die Besucherlenkung und Sicherheit der Besucher*innen.

Gehen wir in unsere Berge wandern, nehmen wir es oft selbstverständlich, gut gepflegte, markierte und beschilderte Wege vor zufinden. Dies ist aber allemal keine Selbstverständlichkeit! Denn dahinter steckt viel Arbeit, die meistens durch ehrenamtliche Tätigkeiten bewerkstelligt wird.
Habt ihr euch schon mal die Frage gestellt, wer diese Aufgabe übernimmt? Der ÖAV und der DAV kümmern sich in Österreich um ein ca. 40.000 km langes alpines Wegenetz. Dieses Wegenetz ist in etwa 200 unterschiedlich große Arbeitsgebiete aufgeteilt, welche einzelnen Sektionen zur Betreuung zugeteilt sind. Darüber hinaus nehmen auch andere alpinen Vereine die Aufgabe als Wegehalter wahr. So wird sichergestellt, dass zumindest einmal jährlich alle alpinen Wege zur Kontrolle abgegangen werden.
Das Einsatzgebiet der ASW ist im Dachsteingebirge und zwar im Gebiet zwischen der Gablonzerhütte und dem Schwarzkogelsteig (Scharte), der zur Hofpürglhütte führt. Ein Teil unserer Wege liegt somit am bekannten Gosaukamm-Rundwanderweg und wird oft begangen (rote Markierung). Die zwei anderen Wegstrecken zweigen davon ab zu den Gipfeln Angerstein und Mandlkogel (jeweils schwarze Markierung). Die Begehung unserer Wege zahlt sich schon aufgrund der tollen Kulisse aus, allen voran dem Ausblick auf die Bischofsmütze und der Einkehrmöglichkeit auf unserer TheodorKörner-Hütte! Wegereferat und Wegewart*in Da unsere Sektion ein relativ kleines Arbeitsgebiet hat, besteht das Wegereferat bei uns (derzeit) nur aus einer Person, die sich sowohl um die Organisation kümmert als auch als Wegewartin tatsächlich unsere Wege begeht und instand hält. Seit 2022 darf ich diese Funktion erfüllen.
Wegebegehung Juni 2022 Im Juni kontrollierte ich mit unserem Vorstandsvorsitzenden Max, unserem Hüttenreferenten Flo und drei weiteren Helferleins erstmals die Wege. Stützpunkt war die Theodor-Körner-Hütte, wo wir köstlich verpflegt wurden. Aufgeteilt in Gruppen konnten wir alle Wege abgehen, sie von Latschen befreien und neue rot-weiß-rote Markierungen setzen. Auch das soll gelernt sein! Außerdem stellten wir einen Wegweiser auf: Mit schwerem Gerät – großem Hammer und Rennstange – wurde ein Loch in den harten Boden gegraben, die Stange darin platziert und mit aufgeschichteten Steinen fixiert.