Frisch 2012 Herbst

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Neues wagen – Bewährtes weitertragen

> Wenn Projekt über Jahre und Generationen hinweg bestehen bleiben Mein Beruf: Apostel > Wunder, Hoffen und Bangen in Nepal

Bolro – ein mutiger Weg > Wenn eine junge Frau aus der Armut ausbrechen will Ausgabe 2 | 2012 > www.agape.ch


inhalt > 0 3 Hommage Nachfolge heisst, dort hinzugehen, wohin Gott dich ruft > 04 L e i t ar t i k e l Neues wagen – Bewährtes weitertragen > 06 Russla nd 20 Jahre Zentrum Agape in Nischni Nowgorod > 09 Russla nd Interview mit Olga Voynova, Leiterin der Jugendcamps in Nischni Novgorod > 11 Es t la n d Ein Rezept für Nächstenliebe: Suppenküche > 12 Es t la n d Heartbeat Tallinn, ein Rückblick > 1 4 N e pal Mein Beruf: Apostel > 16 Pos t e r > 18 B ol i v i e n Bouncing The Jungle > 2 3 G e b e t > 2 4 Aga p e a k t u e ll > 2 6 Mon g ol e i Bolro; ein mutiger Weg > 28 Olga S al i n a , R u sslan d Wenn dran bleiben zerbrechen heisst > 3 0 r e z e p t Maithili Dessert: Gulab Jamun

Liebe Leserin, lieber Leser Jeden Tag überfluten uns die Nachrichten mit negativen Schlagzeilen. Krieg in Syrien, Erdbeben auf den Philippinen, Wirtschaftskrise in grossen Teilen Europas etc. Wo können wir da helfen oder etwas bewirken? Sollen wir schnell neue Projekte lancieren die in Katastrophenfällen helfen? Wir bei Agape international haben uns entschieden, nicht kurzfristige Hilfe zu bringen, sondern langfristig mit Partnern vor Ort zusammen zu arbeiten. «Wir kommen später und bleiben länger» ist ein Slogan, der uns in unserer Arbeit begleitet. Bei Besuchen in Afrika und Russland wurde mir bewusst, wie wichtig für unsere Projekte eine langfristige Zusammenarbeit ist, auf sie kann man sich stützen. In Russland ist in einzelnen Projekten bereits die nächste Generation am Ruder. Wir haben die Tochter eines Mitarbeiters dazu interviewt. Die Geschichte der Mongolin Bolro hat mich tief bewegt. Aber es dauerte viele Jahre, bis dies so geschehen konnte. Lieber möchten wir schnell sehen, was unsere Arbeit bewirkt, aber in Gottes Reich zu investieren ist eigentlich ein Langzeiteinsatz. Wenn wir genug Atem haben können wir Resultate sehen. Davon berichtet Olga. Sie musste einen langen Atem haben, bis Gott ihre Bitte nach einem Ehemann erfüllte. Auch beides, Schwierigkeiten und Wunder, erlebt der Maithili-Projektleiter täglich. Lassen wir uns von solchen Berichten herausfordern, uns Schwierigkeiten zu stellen und auf Gott für Wunder zu vertrauen. Es braucht uns, das sehen und hören wir bei all unseren Partnern. Wir bauen Reich Gottes, ob als Teilnehmer eines Kurzzeiteinsatzes, als Mitarbeiter von Agape international oder als Unterstützer. Und es braucht alle, jeder hat einen anderen Beitrag und ein jeder ist von unsagbarem Wert. Bleiben Sie mit uns dran. Vielen Dank. Herzlich

Nathalie Burgherr

impressum Herausgeber: Agape international Leitung: Kurt Burgherr Field Director: Stefan Burckhardt, Dr. Martin Stoessel Redaktion: Nathalie Burgherr (verantwortlich), Aysel Wäspi, Uschi Marty (Lektorat) Druck und Versand: Jordi AG · Belp, klimaneutral gedruckt Bildnachweis: Agape international, Hans-Günter Ulmer, Daniel Graf, istockphoto.com · Marcin Lukaszewicz, John Woodcock, Florian Szeywerth Gestaltung: Space Gesellschaft für visuelle Kommunikation · Frankfurt Magazin «frisch» erscheint 2-mal jährlich

Agape international Postfach CH-8037 Zürich Telefon: +41 44 857 13 20 Fax: +41 44 857 13 29 E-Mail: info@agape.ch

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leitartikel

«Durch die Kinder bleibt die Saat erhalten die Eltern pflanzen – über Generationen wirkt Gott durch die Menschen und lässt gute Früchte wachsen, von denen nächste Genera tionen leben können – wenn sie wollen.»


Neues wagen – Bewährtes weitertragen Seit 20 Jahren sind wir in Russland tätig. In Kuba sind es mehr als 10 und in Nordkorea mehr als 15 Jahre. Das grosse Jubiläum – 30 Jahre Agape international liegt schon wieder zwei Jahre zurück. Je nach Perspektive sind dies kurze Zeiträume. Nicht aber, wenn wir vor Augen haben, dass eine der wichtigen Voraussetzungen für den Erfolg ist, Vertrauen zu gewinnen. Für die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern ist Vertrauen ein sehr wichtiges Gut. Das stellt den Erfolg der Projekte sicher. Priorität hat also Nachhaltigkeit, sowie die lokale Vernetzung. Es braucht Menschen vor Ort, die eine langfristige Verantwortung übernehmen wollen und dies können. Es muss gelingen, dass die Projekte auch weitergeführt werden, wenn wir nicht (mehr) da sind. Es ist wichtig dieselben Prinzipien an verschiedenen Orten anwenden zu können. Die Umsetzung muss aber den verschiedenen lokalen Gegebenheiten angepasst werden. Da geht es wieder um Vertrauen. In vielen Kulturen ist Vertrauen die Voraussetzung für ehrliche und hilfreiche Rückmeldungen. Und dies ist wiederum nur dort möglich, wo genügend Zeit in die Beziehungen investiert wird. Kulturen und ihre Menschen Allein in Europa ist die Unterschiedlichkeit der Kulturen schon unbeschreiblich gross, das war beziehungsweise ist die grösste Überraschung der letzten beiden Jahre für mich. Ich erwarte grosse Unterschiede, wenn ich in Afrika oder Asien reise. In Europa sind wir eigentlich im selben kulturellen Umfeld. Und sich in einer gemeinsamen Sprache (in Englisch) unterhalten zu können, sollte heissen, sich zu verstehen. Aber auch bei uns versteht man sich nur, wenn wir einander kennen. Auch hier braucht das Kennen lernen Zeit und persönliche Begegnungen.

Ist die Basis gut geschaffen, so sind heute die technisch möglichen Kommunikationswege nützlich. Via Internet, E-Mail, Facebook etc. sind wir online verbunden. Dies hilft, um informiert zu sein und den Überblick zu haben. Trotzdem geht es nicht ohne den persönlichen Kontakt mit unseren Partnern. Deren Rückmeldungen zeigen, wie wichtig für sie das Wissen ist, dass sie sich auf uns verlassen können. Unsere Besuche ermutigen sie. In der Regel leben sie in Ländern ohne Beachtung der Weltöffentlichkeit. Deshalb sind wir da herzlich willkommen. Ihr Anteil Auf solchen Reisen und Besuchen zeige ich immer wieder auf, dass Menschen wie Sie hinter der gesamten Arbeit stehen. Durch Ihre Gebete und Ihre finanzielle Unterstützung machen Sie die Projekte möglich. Wir in Agape international können nur so viel weitergeben, wie wir erhalten. Und das Ziel ist, dass die Projekte zu lokalen Projekten werden, welche eigenständig unter lokaler Leitung weitergeführt werden. Das wird möglich durch Partner, mit welchen wir über Jahre ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben. Die Motivation Es ist ja nicht so, dass wir uns das Himmelreich irgendwie verdienen können oder wollen. Aber die Verheissung ist uns wichtig, wenn wir uns mit Ausdauer dafür einsetzen, Gutes zu tun: «Ewiges Leben in Herrlichkeit und Ehre wird er denen geben, die sich danach sehnen und die mit grosser Ausdauer Gutes tun.» Römer 2,7. Basis ist also das Gebot der Nächstenliebe (Agape). So fahren wir weiter – bis zu nächsten Jubiläen oder zu feiernden Erfolgen – im sich schliessenden Kreis von Auftrag, Erfolg, Ermutigung und Dranbleiben. Kurt Burgherr, Leiter Agape international

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russland

«Jetzt geht es darum, diese Beziehu sondern ihnen ein Vorbild an Treu

'Zentrum Agape' wird gegründet 3 Bäckereien 3 Arztpraxen 36 Buchtitel herausgegeben

Nächste Generation ausbilden 16 Teenager-Camps 10 Musicals 9 Kinder-Camps

1992

1992 1992

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In 13 russischen Städten entlang der Wolga wird ein ganzheitliches Missionsprojekt durchgeführt. Über 100 000 Menschen bezeugen ihren Wunsch, ihr Leben unter die Führung von Jesus Christus zu stellen.

20 Jahre Zentrum Agape in Nischni Nowgorod Jahreszahlen zeigen den Beginn, viele Projekte laufen bis heute.

Zwei evangelistische Grossveranstaltungen in St. Petersburg im Oktober 90 mit dem finnischen Pfarrer Kalevi Lehtinen hatten so positive Auswirkungen auf die Bevölkerung und die örtlichen Gemeinden, dass die Vision entstand, in allen Städten der Wolga entlang ähnliche Veranstaltungen durchzuführen. So trafen sich im Dezember 1990 200 christliche Leiter aus Europa. Sie waren bereit, für die 13 Städte der Wolga entlang Verantwortung zu übernehmen.


ungen weiter zu pflegen, sie mit ihren Fragen und Nöten nicht allein zu lassen, ue, Verbundenheit und gelebter Liebe zu sein.»

Gemeindegründung und Gemeindeentwicklung 84 Gemeinden gegründet

1997 1993 Agape Medien 25 TV-Stationen 300 Programme verschickt

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Roland Kurth übernahm die Projekt-Verantwortung für die 'geschlossene' Stadt Nischni Nowgorod, ehemals Gorki, mit etwa 1,5 Mio. Einwohnern. Im Februar 1991 fuhr ein Team nach Nischni Nowgorod, um sich dort mit den Christen vor Ort zu treffen. Sich kennen lernen und das weitere Vorgehen gemeinsam zu besprechen, war das Ziel.

Roland Kurth erinnert sich: «Wir erfuhren eine Herzlichkeit und Liebe von den Menschen in dieser Stadt, die mir unvergesslich bleiben. In den drei Monaten danach liess mich ihre Frage nicht mehr los: Kommt ihr wieder? In Gesprächen mit meiner Frau und den Kindern wie auch im Hören auf Gottes Wort, spürten wir immer mehr: Jetzt geht es darum, diese Beziehungen weiter zu pflegen, sie mit ihren Fragen und Nöten nicht allein zu lassen, sondern ihnen ein Vorbild an Treue, Verbundenheit und gelebter Liebe zu sein.»


russland

Leiterschaftsentwicklung 273 Seminare 18 Konferenzen

1997

2002

2010

Alkohol- und Drogensucht 5 Reha-Gruppen Schulungsseminare 'Selbstvertrauen' 9 Camps für Kinder aus Familien mit Alkoholikern

Ehe und Familie 7 Ehekurse 3 Ehewochenenden Webseite erstellt

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Erlebnis aus den Anfängen unserer Arbeit: Nadja, unsere erste Direktorin, im Gefängnis Am Schluss eines unserer Missionseinsätze übergab ich Nadja 15 000 Dollar in bar, um sie auf der Bank in Nischni Nowgorod einzuzahlen (Banküberweisungen in Fremdwährung klappten damals noch nicht). Nadja fuhr mit der Bahn von St. Petersburg nach Hause. Vor Moskau kam die Polizei in ihr Abteil und wollte ihr Gepäck durchsuchen. Sie fanden das Geld. Da Nadja nicht nachweisen konnte, woher sie das Geld hatte, wurde sie verhaftet und ins Gefängnis in Moskau gebracht. Dort betete sie zu Gott, dass die Angelegenheit ein gutes Ende finde. Nach fünf Tagen wurde sie aus dem Gefängnis entlassen, das Geld durfte sie mitnehmen.

Sie fuhr mit dem Nachtzug nach Nischni Nowgorod, wo sie morgens um halb Sieben ankam. Vom Bahnhof aus ging sie direkt zur Uni, denn an diesem Tag hatte sie nach fünf Jahren Studium ihre Abschlussprüfung als Übersetzerin. Trotz aller Belastung und Aufregung hat sie diese Prüfungen bestanden und ihr Diplom erhalten. Gott hat ihr Gebet erhört und die 'Sache' zu einem guten Ende gebracht! Roland Kurth


«Eine geistliche Atmosphäre mit Input und Gebet.» Interview mit Olga Voynova, Leiterin der Jugendcamps in Nischni Novgorod.

Kannst du kurz das Camp umschreiben? Mit ca. 60 Jugendlichen zwischen 12 und 18 leben wir eine Woche zusammen in einem Lagerhaus und üben ein Musical ein. Jedes Jahr haben wir ein anderes Thema und als Höhepunkt eine Aufführung für Eltern und Verwandte. Musik und Gesang nehmen wir vorgängig auf. Während der Woche üben wir die Choreografie, gestalten Kostüme und Bühnenbild. Nach dem Frühstück starten wir mit einem Input von Roland. Danach übt jede Gruppe bis zum Mittagessen ihren Auftritt. Nach dem Mittagessen spielen die Leiter mit den Jugendlichen und üben dann, nach einer kurzen Pause, weiter. An drei Abenden hat Roland einen Input, an den anderen stehen verschiedene Dinge auf dem Programm wie Film anschauen, Spiele etc.

Was ist deine Aufgabe im Camp und wie lange leitest du es schon? Dies ist mein drittes Camp als Leiterin. Vorher war ich zweimal Assistentin der Leiterin und einmal Gruppenleiterin. Grundsätzlich bin ich für die Organisation zuständig. Ich mache das aber nicht allein, wir sind ein Team. Nachdem wir Leiter und Helfer ausgewählt haben, schulen wir sie für ihre Aufgabe. Wir erstellen den Wochenplan und bilden Gruppen. Den Teilnehmenden werden Leiter und Co-Leiter zugeordnet. Während dem Camp gibt es immer wieder organisatorische Dinge zu entscheiden.


russland

Wie viel Zeit investierst du in ein Camp? Das ist schwierig zu sagen. Es ist etwa ein Monat nichts zu tun, dann beginnt im September die Vorarbeit für das nächste Camp. Wir wählen ein neues Thema. Die intensive Vorbereitung beginnt im April. Wir suchen die Jugendlichen für die Hauptrollen und beginnen mit den Gesangsaufnahmen. Habt ihr immer genug Teilnehmende? Bis jetzt haben wir jedes Mal Gottes Führung erlebt, alle Rollen sind immer besetzt und wir haben bisher niemandem absagen müssen. Wie kamst du dazu, die Camp-Leitung zu übernehmen? Ich arbeite als Apothekerin. Das Camp ist ein Dienst für Jesus. 2007 hat mich Olga Salina als ihre Stellvertreterin gewonnen. Nachdem sie die Leitung abgegeben hat, fragte Roland mich. Von August bis April habe ich darüber nachgedacht und gebetet. Einerseits wollte ich etwas für Gott tun und anderseits sicher sein, dass dies seinem Willen entspricht. Ich nahm die Herausforderung an.

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Deine Eltern arbeiten seit 12 Jahren mit Agape international in der Mongolei. Bist du dort aufgewachsen? Wie hast du die Arbeit deiner Eltern erlebt? Nein, ich schloss gerade die Schule ab, als sie ausreisten. So blieb ich hier, um das Studium zu beginnen. Ich war damals 18 Jahre alt. Zuerst genoss ich die Freiheit, ohne elterliche Kontrolle leben zu können. Aber bald merkte ich, dass ich jetzt alleine war. Das war zeitweise sehr schwer. Ich hatte ja die Wahl, hier zu studieren oder meine Eltern zu begleiten und entschloss mich, hier zu bleiben. Ich hatte immer ein Ja zu der Arbeit meiner Eltern. Alles was passiert, dient zum Besten, das glauben wir. Jetzt bin ich erwachsen und ich wurde zu der Person, die ich jetzt bin, gerade durch die speziellen Umstände. Gott weiss, was er macht und ich war immer mit ihm einverstanden. Auch wenn es zeitweise sehr schwierig war. Denn anfangs war der Kontakt nur über Email und nur sporadisch möglich. Diese Zeit hat mich nahe zu Gott gebracht und ich lernte, ihm ganz zu vertrauen.

Wir erlebst du den Einfluss der Schweizer Arbeit? Roland ist regelmässig da und so ist sein Einfluss sichtbar. Die Leute hinter Roland machen mit ihrer Unterstützung das Camp überhaupt erst möglich. Er selbst ist für uns wie ein Vater, der uns besonders geistlich fördert. Würde das Camp auch ohne Roland bestehen bleiben? Für mich wäre dies sehr traurig. Wir arbeiten schon lange zusammen und kennen uns gut. Aber wir möchten das Camp weiterführen, auch wenn er einmal nicht mehr kommen wird. Es soll bestehen bleiben, unabhängig davon, ob ich oder jemand anderer es leitet. Die Kinder profitieren durch die Inputs, das Gebet und alles, was sie hier im Camp erleben. Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Wird unser Engagement geschätzt oder wünscht ihr euch mehr Eigenständigkeit? Meines Erachtens schätzen das alle. Wir möchten, dass die Zusammenarbeit weiter besteht, nicht nur wegen den Finanzen. Für mich ist es, wie auf einem Tandem unterwegs zu sein, es ist eine Partnerschaft. Ich schätze Rolands Erfahrung in organisatorischen und geistlichen Bereichen und lerne viel von ihm. Ich arbeite gern mit ihm zusammen. Was bewirkt das Camp bei den Jugendlichen? Für viele ist es eine gute Möglichkeit auszuprobieren, wie es ist, ein Tänzer oder Sänger zu sein. Alle schätzen die geistlichen Inputs und das Gebet. Ca. 60% der Teilnehmenden kommen aus schwierigen Familienverhältnissen, der Vater ist gar nicht da oder ein Elternteil hat Probleme mit Alkohol etc. Die Kinder sind nach aussen offen und lebenslustig, aber tiefe Verletzungen prägen ihre Seele. Das Camp ist für sie eine Möglichkeit, im Glauben zu wachsen und zu gedeihen, wie eine Blume an der frischen Luft. In der Schule werden viele wegen ihrem Glauben ausgelacht. Hier erleben sie eine geschützte Atmosphäre, finden Freunde und erleben Glauben gemeinsam. Diese Erfahrung hilft ihnen nachher im Alltag. Die Leiter und Co-Leiter lernen durch das Camp, was es heisst, Verantwortung zu übernehmen. Vielen Dank für das Beantworten der Fragen. Nathalie Burgherr


estland

Ein Rezept für Nächstenliebe: Suppenküche

Im Vorfeld zu Heartbeat Tallinn befasste ich mich mit der Geschichte der Esten. Es ist eine Geschichte von Krieg, Unterdrückung, Leibeigenschaft, sich abwechselnden Herrschern, Leiden eines 'Pufferstaates' und einem fortwährenden Schrei nach Freiheit. Esten können singen. Es gibt viele Chöre im Land. Genau diese Stärke führte zum Durchbruch in die Freiheit. Die singende Revolution für eine Unabhängigkeit von Russland berührte mich zutiefst im Herzen. In den Suppenküchen kamen wir mehrheitlich mit der russischen Minderheit in Berührung, das stimmte mich nachdenklich. Einsatz in der Suppenküche Doch der Reihe nach. Wir konnten mit bereits bestehenden Suppenküchen der Heilsarmee sowie der Baptisten zusammenarbeiten. Wir kamen also nicht mit einer neuen Idee, sondern unterstützten bestehende Arbeiten. Das sichert die Beständigkeit. Die Zusammenarbeit erlebte ich als spontan, etwas zurückhaltend, aber doch herzlich. Im Vorfeld wurden wir gebeten, Lieder, Zeugnisse und Inputs vorzubereiten. Alioscha aus der Ukraine war ein TopÜbersetzer. Er kann auch auf Russisch predigen.

Persönlich berührte mich die Barmherzigkeit, Liebe, Hingabe und der Respekt der Volontäre und wie sie den Obdachlosen begegneten. Davon wünsche ich mir mehr in meinem Leben. Die meisten von uns sprechen kein Russisch, so waren unsere Gespräche limitiert. Trotzdem hatte ich eine gute Begegnung mit einem jungen Mann. Noch ganz verladen kam er in die Suppenküche. Aber er war überzeugt von seiner Kraft und seinen Möglichkeiten, immer wieder erklärte er, dass er aus eigener Kraft wieder auf die Beine kommen werde. Er schläft unter einem Strauch Das Elend dieser Menschen brachte mich zum Nachdenken. Was bringt es, wenn wir Lieder über Gott und seine Liebe singen, Zeugnis davon geben, wie wir Gott erleben und das Evangelium predigen? Der junge Mann erzählte mir, dass er unter einem Strauch schläft. Ich selbst habe ein warmes Bett. Er ernährt sich von Abfällen und Suppe. Ich kann mich gut und gesund

ernähren. Die Frage drängte sich mir auf, ob unser Gottesbild, unser Singen und Zeugnis geben für Obdachlose überhaupt relevant sind. Was in deren Herzen geschah, weiss ich nicht, aber ich erlebte, wie unser Singen Ruhe und Frieden in den Esssaal brachte und wie etliche Personen persönliches Gebet für Heilung oder Segen in Anspruch nahmen. Einmal, nachdem wir schon fast eine Stunde gesungen hatten und eine Pause einlegten, kam eine Frau und bat uns, weiterzusingen. Ich bat das Team, jedes Mal flexibel zu sein und es war wirklich jeder Tag anders. Jene, die sich auf Gott konzentrierten und nicht darauf, dass wir unser Programm durchziehen konnten, wurden gebraucht und gesegnet. Ich will flexibel bleiben und mich auf Gottes Absichten ausrichten. Denn was ich mir wünsche, sind veränderte Herzen und Leben – und das kann nur Gott schaffen. Michael

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Fotograf: Daniel Graf f端r Agape international Land: Argentinien


«Ewiges Leben in Herrlichkeit und Ehre wird er denen geben, die sich danach sehnen und die mit grosser Ausdauer Gutes tun.» Römer 2,7


bolivien

BOLIVIEN Bouncing the Jungle

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DAS DORFENTWICKLUNGSPROJEKT IN BOLIVIEN HILFT DEN KLEINEN DORFGEMEINSCHAFTEN, IHRE ERNÄHRUNGS-, HYGIENE- UND EINKOMMENSSITUATION ZU VERBESSERN. DABEI ARBEITEN WIR ENG MIT DER LOKALEN BEVÖLKERUNG UND DEN KIRCHGEMEINDEN ZUSAMMEN. DIESER BERICHT STAMMT VON DREI JUNGEN SCHWEIZERN, DIE VOM 25. JUNI BIS 7. JULI 2012 EINERSEITS FILM- UND FOTOMATERIAL ERSTELLT UND ANDERSEITS MIT PRAKTISCHEN ARBEITEN DAS PROJEKT UNTERSTÜTZT HABEN. BIST DU INTERESSIERT AN EINEM EINSATZ IN BOLIVIEN TEILZUNEHMEN? DANN MELDE DICH BEI INFO@AGAPE.CH.


Dominic, Luki und Felix haben vieles erlebt und Dinge gemacht, die – sagen wir mal – sehr viel Wagemut und etwas jugendlichen Elan benötigen.

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WIR HABEN JEDEN GEFRAGT: WAS HAT DICH WÄHREND DEINES EINSATZEN IN BOLIVIEN BEWEGT, WAS HAT DICH BEGEISTERT, WAS FRUSTRIERT? WIE GINGST DU MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN ODER MIT POSITIVEN ERGEBNISSEN WÄHREND DEINER REISE UM? WIE HAT DICH DAS BOLIVIENERLEBNIS NEU GEPRÄGT?

FELIX:

Die Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung abgelegener Urwaldgebiete, haben mir Einblick in den Alltag dieser Menschen gegeben. Das einfache Leben ohne jeglichen Komfort hat mich bewegt. Die meisten Häuser zum Beispiel werden komplett selber gebaut. Alles aus lokalem Material – Holz, Lehm, Stroh, Palmenblätter. Als ich selber ein paar Lehmziegel 'produzieren' konnte, realisierte ich, wie viel harte Arbeit und Schweiss hinter einer einfachen Lehmhütte steckt. Vielleicht ist genau diese Arbeit, welche sich oft um die momentane Versorgung im physischen Sinne dreht, der Grund, dass Gemeinschaft und soziale Kontakte so bewusst und liebenswürdig gepflegt werden. Das Arbeitsziel besteht nicht darin, in einer gewissen Frist möglichst viel zu produzieren, sondern lediglich den täglichen Bedarf zu decken. In dieser Zeit habe ich viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit erlebt. Die Menschen, die Abgeschiedenheit und Schönheit Boliviens bleiben mir in bester Erinnerung.

Ich plane meinen Tag. So erkundigte ich mich auch gerne nach dem Tagesablauf in Bolivien. Nicht dass alles ins letzte Detail geplant sein müsste, denn ich bin durchaus offen für Spontanes. Aber ich will mich auf Dinge vorbereiten. Geht’s in den Urwald, dann kommt der Mückenspray und das Messer an den Gurt, was bei einem Hausbesuch mit Kaffee nicht nötig ist. Nach einigen Tagen in Bolivien musste ich feststellen, dass die groben Tagespläne selten zutrafen – oder ehrlich gesagt: eigentlich gar nie. Irgendwann fragte ich mich, warum ich eigentlich jeden Tag genau wissen muss, was nun läuft. Wird es nicht spannender, sich einfach von der bolivianischen Kultur treiben zu lassen?


LUKI:

Es ist immer eine eigenartige Erfahrung, eigenartig aber unglaublich bereichernd, in eine fremde Kultur eintauchen zu dürfen. Trotz aller Fremde fühle ich immer wieder ein nostalgisches Gefühl in mir hochsteigen. Nostalgisch und vielleicht auch abenteuerlustig. Bolivien bietet ohne Zweifel eine unglaublich reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft, von der Wildheit des Dschungels bis zur Kargheit der hohen Berge, und dazwischen ein spürbar freundliches und herzliches Volk. Wir sind Gäste und überall wärmstens willkommen.

Die Reise hat mir bestätigt, dass ein Mithilfe-Einsatz tiefere und reichere Erfahrungen zulässt, als ein touristisches 'Ferien verbringen'. Man wird vom Zuschauer und Betrachter zum Beteiligten, zum Mithelfenden und Lernenden. Vielleicht gelingt es nicht immer, aber sehr oft. Gemeinsam arbeiten, schwitzen, essen und leben – das verbindet schnell und es entsteht rasch eine Vertrautheit. Doch der vollständige Zugang fehlt mir, aus mangelndem Sprachverständnis. So bleiben Fragen unausgesprochen und Möglichkeiten wohl ungenutzt.

DOMINIC:

Eine Situation hat mich tatsächlich an meine Grenzen gebracht. Zwei Tage litt ich an Durchfall. Üblich ist, dass man oft nicht weiss, wann es wieder losgeht und muss dann super dringend die Toilette aufsuchen. Ausgerechnet an einem dieser beiden Tage waren wir in einem Garten im Nirgendwo, weg von jeglicher Zivilisation. Plötzlich spürte ich das nicht zu bändigende Bedürfnis, mich zu erleichtern. Da keine Toilette in Sicht war, rannte ich schnurstraks in den Urwald. Mit der Machete, die ich glücklicherweise dabei hatte, drang ich ein paar Meter in den Busch vor. Sekunden später konnte ich knapp rechtzeitig meine Hose runterziehen und während ich mich erleichterte, kam der Angriff. Nein – weder Klapperschlange noch Vogelspinne – nur Dutzende Mücken sind jederzeit bereit, dir ein Andenken zu verpassen. Da nützte es nichts, dass ich Gesicht und Hände mit Mückenspray eingesprayt und die Machete dabei hatte. Meinen erfolglosen Kampf sowie den Rest könnt ihr euch selbst vorstellen. Auf jeden Fall hielt das Andenken einige Tage an – kratz, kratz.

Das Dorfentwicklungsprojekt in Bolivien hilft den kleinen Dorfgemeinschaften.

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Dein Engagement Du gehst jeden Tag arbeiten, verdienst dein Geld. Das eintönige des Alltags fängt an, dich zu lähmen. Das Feuer deiner jugendlichen Begeisterung beginnt zu verglimmen. Deine grossen Träume mit Gott die Welt zu verändern, hast du auf die Seite gelegt? Du fragst dich, gibt es nicht mehr für mich? Hat nicht Jesus uns zu Grossem berufen? Hat nicht er uns berufen mit ihm in dieser Welt Menschen zu bewegen und Geschichte zu schreiben? Suchst du nach einer Möglichkeit, deinen Beitrag auf dieser Welt zu sehen, dich einzubringen und deine Fähigkeiten einzusetzen, dass dein Herz höher schlagen lässt? Bewege mit Agape international Herzen!

Kontakt: Aysel Wäspi Campus für Christus Agape international Postfach 8037 Zürich Tel: 044 857 13 01 E-Mail: awaespi@agape.ch


mongolei

Bolro Die Stadt Erdenet, 300 km nordwestlich von Ulan Bator, wurde erst vor 30 Jahren gegründet, um den Arbeitern in der neu eröffneten Kupfermine Wohnraum zu bieten. Erdenet ist wirtschaftlich die zweitstärkste Stadt in der Mongolei. Doch auch in dieser Stadt gibt es Arme ohne Arbeit. Sie sind dem nackten Überlebenskampf ausgeliefert. Viele dieser Menschen leben ausserhalb der Stadt, verborgen hinter einem Hügel in dem kleinen Dorf Goville, damit die Armut für die Besucher der Stadt nicht so sichtbar ist.

Ein mutiger Weg

Hier geht's zum Film über Bolro


Eine junge Frau durchbricht die Armut Zu diesen gehört die junge Mongolin Bolro. Sie ist als eines von sechs Kindern in einer Alkoholikerfamilie aufgewachsen. Sie wurde von ihrem Vater aufs Übelste misshandelt. Sie war gerade 13 Jahre alt, als ihr Vater die Mutter ermordete. In den folgenden Jahren hat er auch Bolro immer wieder mit dem Tod gedroht. Mit 21 Jahren bekommt sie ihr erstes Kind, muss aber weiterhin bei ihrem Stiefvater leben. Als sie ihr zweites Kind bekommt, heiratet sie den Vater ihrer Kinder und muss fortan für alle auf den Müllhalden der Stadt Essbares und Verwertbares sammeln, damit die Familie überhaupt irgendwie überleben kann. Da kein Geld übrig bleibt, müssen sie und ihr Mann vorerst beim Stiefvater wohnen bleiben. Endlich findet sie eine bezahlbare Wohnung. Zwei ihrer Geschwister nimmt sie mit. Die finanzielle Not bleibt, es ist kein Geld übrig für den Kindergarten.

Diese Not brachte die Frau mit ihrem Kind zu unserer Gemeinde mit angeschlossenem Kindergarten. Sie ersuchte um Aufnahme ihres Kindes. Nach gründlichen Abklärungen über ihre sozialen Umstände und den vorgeschriebenen, medizinischen Untersuchungen konnten wir es in unseren Kindergarten aufnehmen. Alle Eltern der Kindergartenkinder sind zu unserem Gottesdienst eingeladen, so auch Bolro. Sie nahm dann auch bald am gemeindeinternen Alphakurs teil und liess sich ein Jahr später taufen. Sie fiel unseren Leitern sehr schnell durch ihr sanftmütiges und ordentliches Wesen auf, und so haben wir sie als Putzfrau in unserer Gemeinde angestellt. Mit 31 Jahren kam sie so zur ersten Arbeitsstelle in ihrem Leben. Ihre Familie wurde dadurch stabilisiert und kann sich nun das Allernotwendigste leisten. Ihr Mann arbeitet bei Bedarf stundenweise in der Gemeinde mit. Durch ihr Gehalt ist es ihr zum ersten Mal in ihrem Leben möglich ein geordnetes Leben zu beginnen. Ein Leben ohne Ängste, im Müll nichts zu essen zu finden oder schutzlos weiteren Misshandlungen ausgesetzt zu sein.

Von der Abfallsammlerin zur Leiterin des Kindergartens Das Leben von Bolro hat sich komplett verändert. Die einst einfache Putzfrau ist inzwischen verantwortliche Leiterin des Kindergartens. In der Gemeinde leitet sie den Lobpreis und macht Kinderarbeit. Sie hat einen guten Umgang mit Mitmenschen erlernt, sowohl mit Vorgesetzten als auch mit Untergebenen. Nun studiert sie mit unserer Unterstützung Sozialpädagogik an der Universität in Ulan-Bator und will in vier Jahren mit dem Master abschliessen. Die Veränderungen im Leben von Bolro haben auch ihre eigene Familie und ihre Angehörigen sichtbar zum Guten beeinflusst. Ihre Geschichte zeigt uns einmal mehr, was möglich werden kann, wenn wir einen Menschen aufnehmen – ihn mit all seinen Stärken und Schwächen annehmen, Geduld haben – und ihm so eine Zukunft geben. Roland Kurth

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russland

Wenn dran bleiben zerbrechen heisst Habe ich einen Wunsch, male ich mir aus, wie ist es, wenn sich dieser Wunsch erfüllt. Um das Ziel zu erreichen, werden gut durchdachte Strategien festgelegt, Optionen abgewogen und Pläne geschmiedet. Manchmal ist das Leben aber anders. Manchmal läuft nicht alles nach Plan und Strategien gehen nicht auf. Auch im Leben unserer lebenslustigen, aufgestellten Mitarbeiterin in Russland, Olga Salina, gab es solche Pläne und Träume. Sie gibt uns Einblick in ihr Leben. Wie sie Gottes Wirken und seine Liebe erlebt und erkennt.


Liebe Olga, du bist Übersetzerin in unserem Zentrum Agape in Nischni Nowgorod. Bitte stelle dich uns noch ein wenig näher vor; wer bist du? Ich bin 39. Aufgewachsen bin ich auf dem Lande. Dann habe ich in Nischni Nowgorod fremde Sprachen studiert. 1994 bin ich in einem Projekt von Agape eine wiedergeborene Christin geworden. Gleich nach dem Abschluss der Hochschule ging ich für ein Missionsprojekt in den Kaukasus und habe dort acht Jahre lang in der Bibelschule übersetzt und unterrichtet. Seit neun Jahren bin ich zurück in Nischni. 7 Jahren leitete ich die Teenagerund Kindercamps. Jetzt mache ich die Übersetzungsarbeit im Zentrum Agape. Ich denke, ich bin eine Ermutigerin. Mein Lieblingssatz ist «Ich möchte dich/euch ermutigen.» Und ich denke, ich bin eine Pionierin. Ich war schon in der Sowjetzeit eine solche und ebenso im Reich Gottes. Ich habe einfach den Herrn gewechselt. Dann denke ich, ich bin eine 'Brückenbauerin', weil ich so gerne übersetze und die Brücken zwischen den Herzen, Kulturen und Sprachen baue. Ausserdem koche und reise ich gerne. Wie alt waren du und dein Mann, als ihr geheiratet habt? Ich war 39 und Viktor 43. Weshalb hast du gewartet? Wolltest du das Leben vor der Heirat noch ein wenig alleine geniessen? Nein, eigentlich habe ich schon als Kind davon geträumt eine Familie zu haben. Und als ich gläubig wurde, dachte ich, ich würde heiraten bevor ich 25 werde. Aber es hat viel länger gedauert als ich dachte. Aber Gottes Wege sind nicht unsere Wege. Wie ging es dir in diesem Warten? Welche Gefühlswelten durchlebtest du während dieser Zeit? Es war sehr schwierig. Ich bin gestorben. Wirklich. Ich habe mit 35 eine sehr schwere Krise erlebt, wo ich alle meine Hoffnungen, Lebenserwartungen und eigentlich ganz normale Dinge wie eine Familie und Kinder zu haben begraben und an Gott abgegeben habe. Aber diese Krise dauerte nicht nur einen Tag oder eine Woche, sondern ein paar Jahre, bis meine Wünsche in mir gestorben sind. Es war ein harter Kampf alle Wünsche Gott abzugeben; zu glauben und zu vertrauen, dass er ein guter Gott ist und gute Gedanken über mich hat. Ich habe in der Zeit erfahren, dass das christliche Leben bedeutet, wie gebrochenes Brot zu sein. Jesus hat das Brot genommen, es gesegnet, gebrochen und verteilt. Damals bin ich durch die Phase 'gebrochen' gegangen. Ich war mir sicher, wenn Gott mich genommen, gesegnet und gebrochen hat, dann wird er mich auch weiter führen. Die Frage war nur wann. Ich wusste nicht wie lange es dauern würde, weil es in mir viel zum Brechen gab. Ich hatte ganz bestimmte Vorstellungen und Erwartungen, wie mein Leben aussehen sollte.

Warum musstest du so lange warten? Hat diese Zeit dich positiv oder negativ verändert? Wie hat sie dich verändert? Vielleicht wegen meiner Ungeduld und weil ich ein Ziel immer schnell erreichen möchte. Genau weiss es aber nur Gott. Ich denke, ich habe in dieser Zeit gelernt meine eigenen Erwartungen und Vorstellungen loszulassen und Gott zu vertrauen, die Ruhe in ihm zu finden und auf ihn zu warten. Mir wurde wichtig nicht etwas selber zu produzieren, sondern meine Lust am Herrn zu haben und ihm zu vertrauen. Gott hat mir immer wieder gesagt: «Deine Zeit ist in meiner Hand.» Ich musste lernen ihm zu vertrauen und zu warten, bis er die Türe öffnet. Ich habe gelernt mich anzunehmen, so wie er mich geschaffen hat, mit allen meinen schwachen und starken Seiten. In dieser Zeit hat er mich in der Breite, der Höhe, der Tiefe und der Länge in seiner Liebe verwurzelt. Nun wollen wir aber wissen, wie hast du deinen Mann kennen gelernt? Hat es bei euch beiden gleich gefunkt? Ich habe meinen Mann über eine christliche Internetseite kennen gelernt. Es hat nicht bei beiden gleich gefunkt. Zu der Zeit war ich auch so glücklich und ich hatte schon meine Pläne. Diese Pläne wollte ich nicht gleich aufgeben. Vor allem hatte ich schon seit 13 Jahren den Wunsch, nach Kanada zu gehen, um mein Englisch zu verbessern. In dieser Zeit hat Gott diesen Wunsch erfüllt. Ich hatte vor, eine freundschaftliche Beziehung zu haben und dann weiter zu sehen. Aber Viktor war in mich verliebt. Er hat um mich geworben und versucht, mein Herz zu gewinnen. Als ich von Kanada zurückgekommen bin, ist er für nur vier Stunden nach Moskau gekommen, um mir zu helfen mit dem Gepäck vom Flughafen zum Bahnhof zu kommen. Er hatte mir das nicht gesagt, sondern daraus eine Überraschung gemacht. Er hielt ein Schild hoch, darauf stand 'Prinzessin' und versteckte sich. Er hat noch weitere solche Überraschungen gemacht. Letztendlich hat Viktor mit seiner Liebe gesiegt und mein Herz erobert. Er ist ein richtiger Ritter! Was würdest du den Frauen in einer ähnlichen Situation mit auf den Weg geben? Gott zu lieben und ihm zu vertrauen. Dann ist es möglich zu erleben, wie er uns ganz, ganz fest liebt und einen Weg bereit hat. Sei einfach glücklich mit Gott, geniesse jeden Tag mit ihm und freue dich am Leben. Nutze die Zeit das Beste aus diesem Leben mit Gott zu machen. Aysel Wäspi

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rezept

Gulab Jamun Maithili Dessert-Rezept: Zutaten für 8 Portionen 4 Tassen Magermilchpulver 1 Tasse Mehl 12 EL Butter 1 Tasse Milch, zimmerwarm 4 Prisen Backpulver 11 Tassen Rohzucker 6 Tassen Wasser 16 Kardamomkapseln (grob gehobelt) 1 EL Rosenwasser 16 Safranfäden viel Öl zum Frittieren

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Zubereitung Für den Sirup das Wasser in einen Topf geben und erhitzen. Zucker, Kardamom, Safran, Rosenwasser dazugeben, gut durchmischen und zum Kochen bringen. Eine Minute köcheln lassen, bis der Zucker ganz aufgelöst ist; Topf zur Seite stellen. Für den Teig das Milchpulver mit Mehl und Backpulver in einer Schüssel mischen. Die Butter stückchenweise dazu geben und alles sehr gut durchmischen. Dann die Milch zufügen und die Masse gut durchkneten. Der Teig wird ein wenig klebrig sein. Für einige Minuten stehen lassen bis das Milchpulver die Milch aufgesogen hat. In ca. 30 Portionen teilen und zu Kugeln formen (etwas kleiner als ein Ping-Pong Ball). Das Öl in einer tiefen Bratpfanne erhitzen. Wenn das Öl heiss ist, die Gulab Jamun in die Pfanne geben. Die Kugeln steigen nach wenigen Sekunden auf und schwimmen auf dem Öl. Wenn dies zu schnell geht, ist das Öl zu heiss. Wenn sie unten bleiben zu kalt. Am besten mit einer kleinen Probe beginnen.

Durch Drehen und Wenden die Gulab Jamun in Bewegung halten (ca. 7 Minuten lang), damit sie von allen Seiten schön braun werden. Wenn sie schön dunkelbraun sind, heraus nehmen und einige Minuten abkühlen lassen. Vor dem Servieren mindestens 10 Minuten in den heissen Sirup legen. Tipp: Wenn sie zu heiss fritiert werden, sind sie innen hart, aber nicht durch. Zu viel Backpulver macht sie zu weich oder sie brechen in der Pfanne. Quelle: chefkoch.de http://chefinyou.com/2009/11/ gulab-jamun-recipe/


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