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Innovationen für eine grüne Logistik

Nachhaltigkeit Forschungsprojekt

Innovation für eine grüne Logistik

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Mit herkömmlichen Ansätzen wird der Klimakrise nur schwer beizukommen sein. Gefragt sind neue und kreative Ideen. Im Bereich Logistik arbeiten bereits zahlreiche Forschungseinrichtungen, Organisationen und Unternehmen an Konzepten und Lösungen. Wir stellen einige vielversprechende davon vor.

Logist.Plus – Nachhaltige Logistik

„Logist.Plus“ hat mit dem steigenden Flächenbedarf der Logistikbranche ein wichtiges Thema ausgemacht, das in der Nachhaltigkeitsdebatte leider oft zu kurz kommt. Das Projektteam möchte dabei die klassische Flächennutzung um multi-funktionale und kooperative Ansätze ergänzen. Durch sogenanntes Landmanagement sollen Stadt, städtisches Umland und ländlicher Raum allesamt in das Konzept eingebracht werden.

Das Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von Februar 2020 bis Januar 2025 berücksichtigt verschiedene Interessensgruppen bei der Gestaltung eines nachhaltigen Logistikkonzeptes. Beteiligte: Universität Osnabrück, Boden-Bündnis Europäischer Städte, Kreise und Gemeinden, KNI – Das Logistiknetz und andere.

Es setzt auf einen Dialog zwischen Branche, Kommunen und Anwohnern. Das Thema Nachhaltigkeit soll von allen Seiten betrachtet werden – Meinungen und Erfahrungen sind ausdrücklich erwünscht.

MIT Green Button Project

Können Kunden zu einem nachhaltigen Handeln bewegt werden, wenn sie sich den CO2-Emissionen von Bestellung & Auslieferung bewusst sind? Mit dieser Frage beschäftigt sich das „Green Button Project“ des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Im Zeitalter des E-Commerce und des Klimawandels spielt die Nachhaltigkeit auch bei der Zustellung auf der letzten Meile eine wichtige Rolle. Mittlerweile gehört ein schneller Versand zum Service-Verständnis der meisten Kunden. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch Lieferfahrten bei geringer Auslastung. Die Länge und die Frequenz der Anfahrten müssen hierbei weitgehend unbeachtet bleiben.

Das „Green Button Project“ möchte Kunden über deren ökologischen Fußabdruck bei einer Bestellung informieren. Dadurch soll festgestellt werden, ob und inwiefern sich das Konsumverhalten ändert. Vor der Versandauswahl erhielten Kunden beispielsweise die Information, eine Lieferung am gleichen Tag sei hinsichtlich der CO2-Emission mit der Rodung von 300 Bäumen gleichzustellen. Die Auswertung der Ergebnisse stimmte das Forschungsteam zuversichtlich: In der Tat kann durch die Bereitstellung umweltrelevanter Informationen ein nachhaltigeres Handeln der Kunden erreicht werden.

Remora Carbon Capture

Remora ist ein Add-on für Sattelschlepper. Das Gerät wird zwischen der Zugmaschine und dem Anhänger nachgerüstet und fängt mindestens 80 % der Kohlenstoffdioxidemissionen auf. Das abgeschiedene Kohlenstoffdioxid wird an Betonhersteller und andere Endverbraucher verkauft. Dabei werden pro Lkw circa 15.000 bis 22.500 US-Dollar eingenommen. Die Hälfte der Einnahmen gehen an die Kunden von Remora.

Das Gerät bietet die Möglichkeit, kostengünstig Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre entfernen zu können. Die Nachrüstung vom Remora an nur einem Lkw entspricht nach Unternehmensangaben der Pflanzung von 6.200 Bäumen. Wenn Remora an jedem Lkw in den USA angebracht werden würde, könnten 5 % der aktuellen Emissionen eingespart werden.

Green Logistics Target Costing

Die Technische Universität Hamburg und das International Performance Research Institute ermitteln in diesem Forschungsprojekt die Zahlungsbereitschaft von Kunden, Konsumenten und Unternehmen für grüne Logistik. Zudem stehen die verschiedenen Möglichkeiten zur ökologisch orientierten Gestaltung von Logistiknetzwerken und der möglichst effizienten Umsetzung grüner Logistik in den Teilnetzwerken eines Unternehmens im Fokus.

Die Kosten für die Maßnahmen müssen Unternehmen oftmals selbst tragen. Daher stellt sich die Frage nach der ökonomischen Vorteilhaftigkeit für durchführende Unternehmen. Diese ist nur dann gegeben, wenn Kunden, Konsumenten und andere Unternehmen bereit sind, einen möglichen Preisaufschlag zu honorieren.

Smart City Loop

Die Umweltbelastung in Städten steigt durchgehend. Smart City Loop könnte eine neue Lösung für die Versorgung von Städten sein. Die Idee: Von einem Güterverkehrszentrum sollen unterirdisch Rohre zu einem Shared City Hub in Metropolen gelegt werden. Auf diesem Wege kommen Güter digital, elektrisch und vollautomatisiert autonom in die Stadt – unabhängig von oberirdischen Verkehrsstaus und Witterungen. Dabei könnte auf 1.500 Lieferfahrten täglich verzichtet werden. Auch Feinstaub und Stickoxide ließen sich ebenso wie Staus, Unfälle und Lärm verringern.

KI-Forschungsprojekt Carrypicker

Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderte Innovationsprojekt Carrypicker – „Yield Management in der Speditionsbranche“ hat neue mathematische Methoden und innovative Prozesse erforscht und entwickelt. Ziel ist es, den Transport- und Logistikmarkt effizienter zu machen und Lkw-Leerfahrten zu verhindern.

Eine Erhöhung der Auslastungsquote, also eine optimierte Bündelung von Teilladung, löst Carrypicker mithilfe künstlicher Intelligenz. Die „KI-Engine“ berücksichtigt dabei in Echtzeit zahlreiche sich ständig ändernde Variablen und trifft die jeweils beste Entscheidung. Durch eine Erhöhung der Lkw-Auslastung um bis zu zehn Prozent wird entsprechend weniger klimaschädliches CO2 ausgestoßen. Die im Projekt entwickelten Methoden wurden erfolgreich in der Praxis getestet. Carrypicker soll nun auch als Software-as-a-Service weiterentwickelt werden, um den Marktteilnehmern Effizienzvorteile durch den Einsatz künstlicher Intelligenz zu ermöglichen. Außerdem soll es neue Methoden auf dem Weg hin zu einer klimaschonenderen Lkw-Transportlogistik vorantreiben.

Der Autor: Florian Striegl studiert Public Relations und arbeitet nebenher als Werkstudent im Marketing bei AEB. Eines steht für ihn fest: An dem Thema Nachhaltigkeit kommt die Logistikbranche nicht mehr vorbei. Die große Trendwende suchte er während der Recherche jedoch vergeblich. In seiner Freizeit tauscht er sein Auto schon mal gegen das Mountainbike – liefern tut er bislang nichts.

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