Ansichts Sachen Fotoband 2

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// ANSICHTSSACHEN FOTOS AUS DEM FLENSBURGER NORDEN //


FOTOS VON // Peter Kröber Helen Breitenbach Christoph Dittert Gerrit Hencke Christina Prassa Ernst Damm Gesche Mahr Hanne Merte Schmidt Lothar Baur Stefan Hoffmann Simon Fölster Sybille Fieber


VORWORT // Im Norden Flensburgs nichts los? Weit gefehlt, denn der Flensburger Norden ist eine urbane Region, in der sich eine mediterrane Atmosphäre der Leichtigkeit und die Brisanz eines sozialen Brennpunktes fast freundschaftlich die Hand reichen. Die Nordstadt und die Neustadt fühlen sich wie eine Einheit und sie sind es ganz ohne Zweifel. Ein Industriestandort, ein Zentrum für großen und auch sehr kleinen Handel, die Keimzelle Flensburgs für ein beispielhaftes soziales Engagement, ein Wohnort, ein Lebensraum, eine Begegnungsfläche für Originale und Normale, für Menschen, die hier geboren wurden und für Menschen, die hier ihre neue Heimat gefunden haben – nirgendwo ist es in Flensburg auch in Bezug auf die Herkunftsländer bunter! Ein Sanierungsgebiet mit Vorzeigearchitektur, ein Wohnraum mit morbiden Hinterhöfen, das vor allem aber geprägt wird von Menschen, die hier, auf ihrem Kiez, in ihrem Quartier verwurzelt sind. Hier brodelt das Potenzial für Kreativität, Außergewöhnlichkeit, Individualität und Innovation nicht nur unter der Oberfläche, hier bricht es aus! Hier sucht es seinen Platz und findet ihn. Genau diese Motive wurden in diesem Bildband eingefangen - in einer wahrlich kongenialen Mischung, die sowohl in bunten als auch schwarz- weißen Bilder einen Stadtteil, sein Gefühl, sein Selbstverständnis, seine Schönheit, seine Charaktere und auch seine dunklen Ecken in ihrer ureigenen Einzigartigkeit abbilden. Bilder, die die Perspektive des jeweiligen Fotografen und der jeweiligen Fotografin widerspiegeln. Ich persönlich nehme diesen Stadtteil durch die mir angebotenen Perspektivwechsel jetzt anders, mit noch mehr Wertschätzung, noch mehr Toleranz, Offenheit und vielleicht noch mehr Liebe wahr! // Helge Affeldt


PETER KRÖBER // Fotografie ist für mich das im Augenblick der Aufnahme historisch werdende Abbild der eigenen Realität. Dieses Abbild gewinnt an Wert durch die Zeit. Die Bilder die im Kopf durch die Betrachtung entstehen werden mit eigenen Erlebnissen und Wahrnehmungen verglichen. Der Fotograf war da! Er hat den Vorteil das Gesehene direkt erlebt zu haben und verbindet eine eigene Emotion mit dem Bild. Gelingt es, den Betrachter in eine Welt zu entführen, in der Fantasien freigesetzt werden, ist es ein gutes Bild. Es darf unscharf sein, technisch unperfekt oder fehlbelichtet – es bleibt ein gutes Bild. Deshalb ist Fotografie für mich auch eine Kunstform und kein Handwerk. Ein ganzes Berufsleben in der Nordstadt – das verbindet mich mit Ansichtssachen. Die Menschen, die Straßen, die Häuser und der Wandel, das sind die Themen, die mich hier interessieren.


PETER KRÖBER // Bushaltestelle Walzenmühle


PETER KRÖBER // Da fliegen die Fussel


PETER KRÖBER // Ohne Worte


PETER KRÖBER // Die Norderstraße


PETER KRÖBER // Stapellauf


HELEN BREITENBACH // “Distanz und Nähe” Gehört nicht alles zusammen? Oben und Unten, Gerade und Quer? Und zwischen all dem ist noch einmmal unendlich viel zu finden. Angetrieben durch eine neue Sichtweise, über Kopf fotografiert. Denken wir doch erst: „ so gehört das nicht!“- erkennen wir die Ästhetik der Sichtweise.


HELEN BREITENBACH //


HELEN BREITENBACH // Distanz und Nähe


HELEN BREITENBACH // Distanz und Nähe


HELEN BREITENBACH //


CHRISTOPH DITTERT // Der Flensburger Norden – Der Begriff löst bei mir zunächst eine etwas ungenaue gefühlsunterlegte Vorstellung aus: Stadtteil im Wandel, soziale Gegensätze, Internationalität und eine gewisse Gleichzeitigkeit von Rauheit und Offenheit. Bei meinen Touren mit der Kamera durch die Nordstadt drängen sich mir jedoch ein paar ganz klare Motive auf: markante Gebäude, die ikonografisch für das Revier stehen, Bäume ( ja, es gibt ganz schön viele im Flensburger Norden!), und Menschen vor stadtteiltypischem Hintergrund (Pflasterstein, Schiene, Wasser und Wellblechtor). Vielen Dank an dieser Stelle für die offenen, ehrlichen Blicke! All das, sehr reduziert und miteinander verwoben, ist momentan mein sehr subjektives Bild vom nördlichen Flensburg.


CHRISTOPH DITTERT // Nordertor


CHRISTOPH DITTERT // Inga


CHRISTOPH DITTERT // Bergmühle


CHRISTOPH DITTERT // Thore


CHRISTOPH DITTERT // Trollturm Süd


CHRISTOPH DITTERT // Nicola


GERRIT HENCKE // Bilder erzählen immer erine kleine Geschichte. Egal ob Portrait oder Landschaftsaufnahme, ein Foto soll aufhalten, einen Eindruck hinterlassen, zum Nachdenken anregen und im besten Fall eine Emotion auslösen. Unspektakuläre Orte, die vielleicht nie jemandem auffallen, können durch ein Foto in etwas Besonderes verwandelt werden.


GERRIT HENCKE // Ansgar Kirke (2017)


GERRIT HENCKE // Flensburger Norden



GERRIT HENCKE // Kommunikationswege (2017)


GERRIT HENCKE // Stapellauf (2015)


CHRISTINA PRASSA // Seit ich anfing, Fotos zu machen, im Alter von 15 Jahren, haben meine Augen die Reflexionen verfolgt. Ich finde es faszinierend, wie wir zwei Dinge gleichzeitig betrachten können, wenn wir tatsächlich nur auf eines starren. Reflexionen geben den wirklichen Gegenständen eine andere Bedeutung; Sie sehen anders aus, sie werden in einer anderen Dimension und in einem ungleichen Konzept präsentiert. Besonders spiele ich mit den Augen und schaffe eine Art kniffliges Spiel zwischen dem Publikum und dem Bild. Looking up…

CHRISTINA PRASSA // ...while looking down (2017)


CHRISTINA PRASSA // A sound in the soundless (2017)


CHRISTINA PRASSA // I look…. In front of me….

and....

see behind me (2017)


ERNST DAMM // „Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal durch das Nordertor ging, hatte ich den Eindruck - so komisch das klingen mag, ein Stückchen Paris vor mir zu sehen. Der Blick entlang der Straße hin zur Petrikirche auf dem Hügel und der schöne Platz Neustadt Ecke Harrisleer Straße – sie strömten so viel Atmosphäre aus. Doch es ist deutlich, dass die Neustadt ein Industriestandort war und geblieben ist. In den letzten Jahren hat sich viel getan und es gibt laufend Entwicklungen, die den besonderen Charakter dieses Stadtteils für mich nicht verändert haben. Ich will es mit einer Bildunterschrift sagen – Wärme strömt durch die Neustadt“

ERNST DAMM // So bin ich auch


ERNST DAMM // Eine schöne Bereicherung


ERNST DAMM // Wärme strömt durch die Neustadt



ERNST DAMM // Großes Kino im Flensburger Norden


GESCHE MAHR // Kleingewerbetreibende finden sich noch vereinzelt im Viertel. Bald werden auch diese Handwerksbetriebe nur noch in den Erinnerungen bleiben. Die Tankstelle ist nicht nur eine Anlaufstelle für Autofahrer. Sie ist fester Bestandteil für alle Nachtschwärmer in der Neustadt wie zum Beispiel auch die Besucher vom Volksbad. Tagsüber ist das frische Obst und Gemüse draußen sehr schön aufgebaut. Das Bild weckt in mir immer Kindheitserinnerungen von Bilderbüchern. Dieser orientalischer Shisha und Lebensmittelmarkt ist voller Leben. Ein Kommen und Gehen verschiedener Kulturen prägen das Stadtviertel. Noch sind die Mieten zu bezahlen. Wie lange noch? Für Kinder ist er eine Quelle der Begierde. Erwachsene nehmen ihn nur noch selten wahr. Manchmal hoffend, es möge doch endlich der Ring oder der Anhänger rauskommen. Wir finden sie häufig auf Schulwegen. Wie lange liegen diese Kaugummis schon in diesem Behälter? Größe und Ästhetik spiegeln sich im Glas der Walzenmühle. Hier zeigt sich ihre besondere Stellung im Stadtviertel. Die Walzenmühle in ihrer Tiefe. Kalter Beton, klare Strukturen.

GESCHE MAHR // Schusterei


GESCHE MAHR // Tankstelle


GESCHE MAHR // Lebensmittelmarkt in der Neustadt


GESCHE MAHR // Kaugummiautomat


GESCHE MAHR // Die Walzenmühle im Abendlicht


GESCHE MAHR // Strukturen der Walzenmühle


HANNE MERTE SCHMIDT // Da mich die Menschen am meisten interessieren, habe ich mich entschlossen einen Blick hinter die Fassaden zu werfen. Ich wollte das alltägliche Treiben und die geradezu familiäre Atmosphäre einfangen, die im Kontrast zu der teils tristen äußeren Erscheinung der Neustadt steht. Das Projekt hat mich mit den Menschen zusammengebracht, wodurch ich den Stadtteil jetzt mit ganz anderen Augen wahrnehme.

HANNE MERTE SCHMIDT // Kiosk Trinkhalle Neustadt


HANNE MERTE SCHMIDT // Friseur Zaxo


HANNE MERTE SCHMIDT // Tunesischer Bäcker


HANNE MERTE SCHMIDT // Kismet Market


HANNE MERTE SCHMIDT // Tunesischer Bäcker


HANNE MERTE SCHMIDT // Alltagssprache


LOTHAR BAUR // Fotografieren war zunächst ein Hobby, das mir beim Bloggen sehr hilfreich wurde. Für meine Texte brauche ich passende und aussagefähige Fotos. Nur manchmal habe ich das Glück oder ein Budget, jemanden beauftragen zu können. Im Regelfall muss ich also selbst ran und dabei lernte ich gute, oder besser gesagt, interessante und damit „richtige“ Fotos für meine Texte zu bekommen und wurde so zum Doku-Fotografen. Meine Fotos sind dementsprechend oftmals Snapshots. Das sind Fotos, die schnell gemacht werden wollen, weil die Situation, die einzufangen ist, nur sehr kurz anhält. Meine Fotos unterliegen keiner Bearbeitung.


LOTHAR BAUR // Die Qual der Wahl


LOTHAR BAUR // Erscheinungen


STEFAN HOFFMANN // Als Hobbyfotograf versuche ich meine Umwelt und die damit verbundenen Stimmungen in den dazu passenden Bildern festzuhalten. Insbesondere reizt mich dabei das Spannungsfeld zwischen Emotionen und Sachlichkeit. Hierzu gehört es auch, die gewohnte Umgebung aus neuen/ungewohnten Blickwinkeln darzustellen. Dabei kann jedes Bild verschiedene Geschichten erzählen: Eine objektive Geschichte des fotografierten Moments oder eine subjektive aus Sicht des Fotografen bzw. des jeweiligen Betrachters. Auf bestimmte Motive lege ich mich dabei nicht fest, sondern lasse mich vom jeweiligen Augenblick inspirieren.


STEFAN HOFFMANN //


STEFAN HOFFMANN //


STEFAN HOFFMANN //


STEFAN HOFFMANN //


SIMON FÖLSTER // „Der Moment“ Bilder halten immer einen ganz bestimmten Moment in der Zeit fest. Auch wenn die Zeit immer weiter voranschreitet und man jeden Moment im Leben nur exakt einmal erlebt, so kann dieser Moment in einem Foto festgehalten werden. Durch Bilder ist es also möglich eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit zu erleben und einen Moment so für die Ewigkeit festzuhalten. Man befasst sich nun mit dem Bild, wird zum Nachdenken angeregt, bekommt neue Eindrücke und Sichtweisen und erzählt so vielleicht seine ganz eigene Geschichte über das Bild.


SIMON FÖLSTER // Lampenkräne


SIMON FÖLSTER // Schattenskater


SIMON FÖLSTER // Katzenneugier


SIMON FÖLSTER // Sternenmast


SIMON FÖLSTER // Leere Plätze


SYBILLE FIEBER // „Spiegelbilder“ Subjektive Perspektiven Ich sEhe und Gehe durch dEn FLensburger Norden Bekomme neue EIndrücke sehe Leute und GebäuDe AnsichtssachEn einer AugenReise


SYBILLE FIEBER //


SYBILLE FIEBER //


SYBILLE FIEBER //


// ANSICHTSSACHEN (Von links nach rechts)

Christian Prasno, Hanne Merte Schmidt , Christina Prassa, Stefan Hoffmann, Sybille Fieber, Lothar Baur, Gesche Mahr, Gerrit Hencke, Helen Breitenbach, Christoph Dittert, Simon Fölster, Ernst Damm, Peter Kröber


// IMPRESSUM Flensburg, Dezember 2016, 1. Auflage Heraugeber: Kunst und Kultur Baustelle 8001 e.V. (www.8000eins.de) Redaktion: Lothar Baur Gestaltung: Christian Prasno Alle Fotos sind urheberrechtlich geschützt



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