MFG - Das Magazin / Ausgabe 72

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MFG EDITORIAL

JOHANNES REICHL

UND JETZT?

K

ennen Sie diese Szene aus „Sissi“ (passt ja bestens), in der der junge Franzl beim Ball einen Strauß Rosen nicht der schon vorfreudig die Arme öffnenden älteren Schwester Néné in die Hände drückt, sondern der jüngeren Sissi? Genau das haben die jetzt mit uns gemacht bei der Bekanntgabe zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 im Bundeskanzleramt. Zunächst glaubte ich ja noch, ich hätte mich verhört. Wie, Bad Ischl?! Bad Ischl!!! Aber der Anblick der feiernden – wie sie ein indigener Pöltner im ersten Grant politisch nicht ganz korrekt umschrieb – „Lederhosinger“ sowie der zuvor schon verdächtig betroppezt dreinblickenden St. Pöltner Delegationsmitglieder ließen frei nach Hansi Orsolics keinen Zweifel zu: „Wir hom valurn!“ Zur selben Zeit konnte man im St. Pöltner Rathaus, wo die Entscheidung per public viewing übertragen wurde, die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, so still war es nach der Verkündigung geworden. Allgemeine Schockstarre machte sich breit, ungläubiges Kopfschütteln, vorwurfsvolle Blicke gen Himmel, herabhängende Kinnladen wie man sie sonst nur aus den Live-Übertragungen jüngerer Wahlnächte kennt, wenn die SPÖ vom Wähler wieder einmal abgewatscht worden ist und es kein Genosse versteht. St. Pölten hatte eine solche Ohrfeige von der Jury bekommen, angeblich nur mit einer Stimme weniger als die Salzkammergutgemeinde – äh Stadt, sorry, mein Fehler – aber wie wir Phrasendrescher wissen: „Knapp vorbei ist auch daneben!“ Zu allem Überdruss schlich sich beim Frustbier um 11 Uhr im „Kanzleramt“ (also jetzt dem Wirtshaus, nicht Bastis Home) noch der penetrante ABBA Ohrwurm „The winner takes it all, the looser standing small!“ in meine Gehirnwindungen. Konnte es noch schlimmer werden?! Relativ verloren kamen sich wohl auch jene Künstler am eisgekühlten St. Pöltner Rathausplatz vor, die anstatt auf einer angesagten Triumphfeier plötzlich auf einem deprimierenden „Spontanspektakel“ (so spontan, dass schon die Bühne stand) vor schütterer, frierender, v. a. aus Magistratsbediensteten zwangsvergatteter Kulisse aufspielten, während

im warmen Gemeinderatssitzungssaal die Honoren bei Sekt und Brötchen die Wunden leckten und erste Manöverkritik übten. Nicht nur, dass einige schon „Insiderinfos“ hatten, die selbst die Recherchesubstanz von „Österreich“-Artikeln übertrafen, weil „die Ischler haben es sich gerichtet“, „die Jury wollt nicht die x-te ehemalige Industriestadt“, „es musste eine inneralpine Stadt werden.“ Sondern wirklich befremdlich wurde es, als manch Trumpf der Bewerbung von denselben Fürsprechern plötzlich ins Gegenteil umgewertet wurde. „Die Bewerbung war zu perfekt!“; „Das war gar nicht gut, dass schon alles ausfinanziert war.“; „Die Politik hat sich zu eindeutig hinter den Prozess gestellt.“ Ähhh … ah ja, genau! Mancheiner hatte aber ohnedies andere „Sorgen“ bzw. machte sich ein brennender Verlustschmerz im Herzen breit, weil aus dem erhofften Job oder heimlich schon eingeplanten Auftrag nun doch nichts werden würde. Da half nur ein kräftiger Schluck vom „Frauenzimmer“. Mich beschäftigte derweil auf der Heimfahrt aus Wien die Frage, wie man so eine Schlappe wegsteckt, und da kam mir das Europacupfinale Rapids 1996 in den Sinn. Skandierten die Fans vor der Abfahrt nach Brüssel noch hoffnungsfroheuphorisch „Finale, Finale, wir holen das Finale“, so erwiesen sie sich nach der 0:1 Niederlage gegen Paris St. Germain als situationselastisch und sangen unmittelbar nach dem Schlusspfiff „Finale, Finale, wir scheißen aufs Finale“. So geht man mit Niederlagen um! Wenn also jemand fragt: Und jetzt? Dann kann die einfache Antwort ja nur lauten: „Weiter so!“ Soviel Energie, Hirnschmalz, Emotion, Selbstbespiegelung und Bussi-Bussi wurde da die letzten zwei Jahre investiert, soviel Output generiert, die werden wir ja nicht wieder im Nirwana verschwinden lassen. Denn wie wusste schon Frankie Boy in einem meiner alltime favorites „That’s Life“: „Each time I find myself flat on my face I pick myself up and get back in the race.“ So schauts aus mitten in Europa! In diesem Sinne: Kulturhauptstadt, Kulturhauptstadt, wir … na gut, lassen wir das!

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Herausgeber/Geschäftsführer: Bernard und René Voak. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chefin vom Dienst: Anne-Sophie Müllner Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Johannes Mayerhofer, Michael Müllner, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kolumnisten: Thomas Fröhlich, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, David Meixner, Michael Müllner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Johannes Reichl, Christoph Schipp, Robert Stefan Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Elias Kaltenberger, Matthias Köstler Cover: Tom Bayer/Adobe Stock Art Director & Layout: a.Kito Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: Walstead NP Druck GmbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.


INHALT WARTEN AUF GODOT? – Seite 8

MAGISTRATSDIREKTOR DEWINA – Seite 22

DER NIMMERMÜDE – Seite 30

CHRISTINA GEGENBAUER – Seite 56

BOOMARANG MAN – Seite 68

ZUR BASKETBALL-HOCHBURG – Seite 76

3 Editorial 6 In was für einer Stadt leben wir

40 15 Jahre MFG 48 Kriegsgefangenenlager Spratzern

68 Boomarang Man – Steve Ponta 72 Lebensmittelretter

URBAN

KULTUR

SPORT

SZENE

78 Kritiken 79 Veranstaltungen 80 Außensicht 82 Karikatur

7 Shortcut Urban 8 Baubeirat – Warten auf Godot? 18 Docfinder 22 Magistratsdirektor Dewina 26 Für den Planeten in Bewegung 30 Wolfgang Wutzl – nimmermüde 34 Feuer am Dach?

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ITALIENISCHE NACHT

54 Shortcut Kultur 56 Christina Gegenbauer 60 30 Jahre Bühne im Hof – Ein Wohnzimmer für den Kunstgenuss 66 Shortcut Szene

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76 Am Weg zur Basketball-Hochburg

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… in der die ÖVP in Sachen VollUniversität auf der Bremse steht. Wenn der begonnene Ausbau der St. Pöltner Fachhochschule zum Campus St. Pölten im Jahr 2021 fertig ist, werden dort 5.000 Menschen arbeiten, forschen und studieren. Bildung als Motor der Zukunft. Als im Landtag die Hochschulstrategie 2025 beschlossen wurde, stellte die SPÖ einen Resolutionsantrag: Die Landesregierung solle sich beim Bund für eine öffentliche Universität in St. Pölten einsetzen. Die schnelle Verbindung nach Wien, die Überlastung der Wiener Hochschulen, die Möglichkeiten der Vernetzung mit bestehenden Einrichtungen, das Hintanhalten des Brain-Drains nach Wien – alle waren dafür, außer die ÖVP. Eine weitere Uni in St. Pölten sei für die bestehenden Hochschulen in Stadt und Land eine „zusätzliche Konkurrenz“, der Antrag wäre für eine „faktenbasierte Diskussion ungeeignet“ gewesen. Seufz.

… in der sich bei der Never-EndingSTP-SWAP-Story eine Entscheidung abzeichnet. Es geht um Spekulationsgeschäfte der Stadt St. Pölten mit dem Ziel, sich möglichst billig zu verschulden. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit verglich sich die Stadt um teures Geld mit Raiffeisen. Die St. Pöltner ÖVP wandte sich im April 2016 an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Nach umfangreichen Ermittlungen wanderte deren Bericht mit ihren weiteren Plänen, also ob sie Anklage erheben oder das Verfahren einstellen wollen, von der Oberstaatsanwaltschaft ins Justizministerium. Die dortige Fachabteilung forderte einen ergänzenden Bericht an, der derzeit geprüft wird. Danach geht der Akt wohl noch weiter zum Weisungsrat, der unabhängig vom Ministerium bei allen Fällen mit öffentlichem Interesse prüft und eine Empfehlung abgibt. Rund um den Jahreswechsel könnte eine Entscheidung fallen.

… in der Landwirte jüngst vom Vorwurf der Tierquälerei rechtskräftig freigesprochen wurden. Im ersten Verfahren setzte es noch Strafen, weil die angewandte Kastrationsmethode den Ferkeln unnötige Qualen bereitet hätte. Die Kernfrage im zweiten Rechtsgang war: Was sind unnötige Qualen? Laut Gutachter war es falsch, die Hoden (aus Zeit­ ersparnisgründen) einfach mit den Fingern rauszureißen anstatt sie rauszuschneiden. Doch ließ sich wissenschaftlich nicht beweisen, was mehr schmerzt. Der Veterinär fand dazu keine Studien. Was logisch sei, denn niemand würde solche Studien genehmigt bekommen: Tierquälerei, klar. Der Richter begründet: Wenn man davon ausgeht, dass beide Methoden den maximal messbaren Schmerz verursachen, dann kann man nicht zweifelsfrei feststellen, dass das Rausreißen eben jene unnötigen Qualen verursacht hat, die für eine Verurteilung nötig wären.

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SHORTCUT URBAN KOLUMNE MICHAEL MÜLLNER

ST. PÖLTNER KOMA

Ü

MUSIC WAS MY FIRST LOVE

ber 30 Jahre gibt es bereits das Music Center in Wagram, St. Pöltens mittlerweile letztes Musikfachgeschäft auf weiter Flur. Nach dem krankheitsbedingten Rückzug von Gründer Johannes Brandstetter stand im Vorjahr, auch im Angesicht zunehmender Konkurrenz aus dem Net, die Frage nach der Zukunft im Raum – weitermachen, wenn ja wie, oder gleich ganz zusperren. Die Antwort ist ein Ausrufezeichen: So wurde das Music Center, das schon bislang zu 50% im Besitz von Bernard Voak von NXP war, nunmehr ganz in die NXP-Familie integriert. Dem nicht

genug wird man die in die Jahre gekommene Kult(ur)Institution dank eines Superädifikates mit der Stadt St. Pölten am VAZ Areal komplett neu bauen. Der Spatenstich erfolgte im November, der Umzug in den 550qm großen Bau soll dann im April 2020 erfolgen. Bis dahin hält das NXP Music Center in der Jörgerstraße 4 in Wagram die Stellung, und wartet mit einer besonderen Aktion auf: Unter dem Motto „LAST CHRISTMAS“ erhalten Kunden bis 23. Dezember minus 10% auf ihren Einkauf! Ganz nach dem Slogan: Music was my first love!

A L L E S Z U S A M M E N , B I T T E!

I

m Dezember beschließt der Gemeinderat das erste Stadtbudget, das nach neuen gesetzlichen Regelungen mehr Vergleichbarkeit zu anderen Organisationsformen bringt. Gemeinden bilanzieren zukünftig wie alle anderen, man sieht also das Vermögen, das die Stadt in einem Zeitraum schafft und wie sich dieses entwickelt. 198,6 Millionen Euro wird die Stadt (ohne ausgelagerte Gesellschaften) im Jahr 2020 ausgeben, knapp zwei Millionen sollen als Nettoergebnis unterm Strich überbleiben, die Stadt würde weniger ausgeben, als sie einnimmt, das Stadtvermögen steigen. Besonders glücklich sind die Finanzverantwortlichen mit der Kommunalsteuer, sie wird um zehn Prozent höher budgetiert als im Vorjahr, was von einer brummenden

Wirtschaft zeugt. Mit der Finanzkraft steigen aber auch die Umlagen, die an das Land abzuführen sind, auf knapp 40 Millionen. Zahlreiche Bauvorhaben in Bildung, Kultur und Infrastruktur erhöhen den Schuldenstand um vier auf etwa 117 Millionen, wobei im Jahr 2027 aus alten Krankenhaus-Krediten gut 50 Millionen fertig getilgt sind.

Die Bundespolitik switcht derzeit zwischen atemberaubendem Krimi und verkorkster Love-Story. Wer geht in den Häfen? Wer landet mit wem im Ehebett? Spannung ist täglich garantiert. Dagegen liegt St. Pölten im Koma. St. Pöltner denken dabei an das Rathaus, in dem die politische Opposition in Anerkennung ihrer realpolitischen Bedeutungslosigkeit angesichts der ausgebauten SPÖ/ Stadler-Absoluten jeden Widerstand aufgegeben hat. Was bleibt, ist die sanfte Stimulation der eigenen Wählerschaft. Ideen, mit denen man die Stadt weiterdenken würde, als die regierende Hegemonialmacht es ohnedies täglich propagiert, gibt es nicht. Nicht-St. Pöltner sehen zwar nicht das Rathaus vor ihrem geistigen Auge, aber, auch schön, das Landtagsschiff im Regierungsviertel. In dieser exterritorialen Enklave werden – entgegen dem beschaulichen Gemeinderat – ja tatsächlich Gesetze gemacht. Doch nicht mal diese geballte Macht an Imperium hilft: Der politische Diskurs verkommt, richtungsweisende Diskussionen sind nicht überliefert. Zur Ehrenrettung der Abgeordneten: Sie können nichts dafür, dass die Gesetzgebungskompetenz der Länderparlamente ein überholter Witz ist und sich die öffentliche Wahrnehmung auf triviale Streitereien um die „richtige“ Leinenund Maulkorbpflicht beschränkt. Schade und wirklich vorwerfbar ist ihr Versagen aber auf der tatsächlich wichtigen Ebene: Als Parlament sollten diese Abgeordneten Regierung und Verwaltung kontrollieren. Das gelingt nur rudimentär, zumal auch alle großen Fraktionen bequem auf der Regierungsbank sitzen. Verfassungsreform anyone?

MFG 11.19

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MFG URBAN STADTPLANER JENS DE BUCK

WARTEN AUF GODOT? Dienstag-Nachmittag, Rathaus. Eigentlich haben wir einen Termin für 15 Uhr anberaumt, aber Stadtplaner Jens de Buck muss noch ein wichtiges Telefonat zu Ende führen. Kaum hat er aufgelegt, läutet es schon wieder. Es geht rund in der Stadtplanung.

D

as ist auch der Grund, warum der Baubeirat, der projektmäßig schon seit fast zwei Jahren durch den St. Pöltner Äther geistert, noch immer nicht realisiert werden konnte „was mich am meisten schmerzt“, wie de Buck beteuert, „weil das etwas ist, was im Grunde genommen schon mein Vorgänger gefordert hat und ich selbst seit meinem Antritt vor 19 Jahren im Dauerfeuer getrommelt habe“, so der Stadtplaner. Damals wäre man noch Vorreiter gewesen „mittlerweile gehören wir zu den letzten in Österreich, die ein solches Instrumentarium einführen werden.“ Denn dass es kommt, das steht – wie de Buck gleich zu Beginn betont – „völlig außer Streit“, wenngleich er sich ob der angespannten Personalsituation nicht auf ein Datum festlegen will. „Heuer werden wir die Umsetzung nicht mehr schaffen, aber Anfang 2020 ist es realistisch.“ Dass sich mittlerweile eine gewisse Ungeduld breit macht, kann er nachvollziehen, zugleich bittet er um Verständnis, „weil das eine sehr komplexe Materie ist, die wir auch wirklich sehr sorgfältig vorbereiten und umsetzen möchten, damit sie dann auch hält und eine solide Basis darstellt“, verweist er u. a. auf die rechtlichen Voraussetzungen, die es für ein neuzuformulierendes Statut braucht. Zwar ist er, wie man heraushört, über medial ausgerichtete Ermahnungen zur rascheren Realisierung nicht immer glücklich, „umgekehrt bin ich aber froh, dass Persönlichkeiten wie Norbert Steiner das Thema unermüdlich trommeln und nicht irgendwann sozusagen den Hut draufhauen, weil dieser Druck 8

ist wichtig, um die Notwendigkeit des Gestaltungsbeirates zu unterstreichen.“ Für wen, lässt de Buck zwar offen, aber es dürfte wohl die Politik damit gemeint sein, die ihrerseits aber bereits mit der Auftragserteilung ihr OK gegeben hat. Dass man mit dem Schritt in gewissen Belangen freilich ein bisschen Macht abgibt, mag für diesbezüglich konservativ gepolte Politiker alten Schlags durchaus ein Sprung über den Schatten sein, umgekehrt kann man es aber auch positiv sehen: In Fragen der Ästhetik,

Stadtbilderscheinung etc. kann man sich in Hinkunft auf ein kompetentes Gremium verlassen und damit die Entscheidungsverantwortung, wenn schon nicht abschieben, so doch auf mehrere Schultern verteilen. „Das Gremium wird aus unabhängigen Experten bestehen, die nicht aus St. Pölten kommen und kein wie immer geartetes Eigeninteresse haben“, umreißt de Buck den Ansatz. Als eine Art Sachverständigengremium wird der Baubeirat quasi Ortsbildgutachten erstellen, die für die Politik und


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER, JOHANNES REICHL

die Behörde ebenso relevant sind wie für die Bauwerber. De Buck geht es bei der Besetzung des Baubeirates dabei weniger um klingende Namen, „also etwa Stararchitekten, die sich für unfehlbar halten, sondern es bedarf Persönlichkeiten, die im Sinne der Zukunftsperspektive der Stadt kompromissfähig sind und das große Ganze im Auge behalten.“ Lenkung notwendig Überfällig sei ein solches Gremium allemal, „weil qualitätsvoller Städtebau ohne Lenkungsmaßnahmen schlicht nicht funktioniert.“ Es liege in der Natur der Sache, dass viele Bauwerber „überhaupt wenn wir von Großprojekten reden“ die bislang weite Leine weidlich ausgenützt haben. Der Umstand, dass viele Bauträger gar nicht aus der Stadt kommen, „sondern oft Fonds, Immobilienentwickler, externe Genossenschaften etc. dahinterstecken, die oft keine Bindung zur Stadt aufweisen und daher ihr gegenüber auch keine wie immer geartete Verpflichtung empfinden“, macht die Sache nicht unbedingt leichter. „Viele haben nur die Projektmaximierung im Sinn“, soll heißen, sie möchten die Flächen bis zum Exzess ausreizen, um wirtschaftlich maximalen Profit herauszuholen. Wobei de Buck mittlerweile seine Zweifel hegt, ob ob der Größe mancher Projekte diese Rechnung wirklich aufgehen kann, „weil wir allmählich an einen Punkt kommen, wo die verlangten Preise nicht die Wirklichkeit – und zwar auch nicht die prognostizierte – abbilden, sondern deutlich überzogen sind.“ Eine Überhitzung des Marktes scheint auf Sicht also nicht ausgeschlossen, wenn man nicht gegensteuert, „wobei manche Bauwerber ihre Projekte bereits redimensionieren.“ Für die Kommune seien Großprojekte wie etwa der Hypo Campus mit über 420 geplanten Wohneinheiten, die Verwertung der WWE-Gründe

BAUBOOM. Großprojekte wie z. B. „Leben am Fluss/Wohnen am Park“ mit geplanten 420 Wohnungen stellen auch eine riesengroße infrastrukturelle Herausforderung dar.

mit rund 800 geplanten Wohnungen oder auch die Projekte Glanzstoff/ Glanzstadt, wo auf Sicht bis zu 1.500 Wohnungen entstehen könnten, aufgrund des Bevölkerungsanstieges in diesen Stadtteilen jedenfalls eine Riesen-Herausforderung. „Es geht ja nicht nur um die Wohnung an sich, sondern die Menschen brauchen auch attraktive Räume zum Verweilen, weshalb etwa gut gestaltete Höfe so wichtig wären.“ Wenn dafür aber aus Gier wenig Platz bleibt, ist die Stadt doppelt gefordert „weil angesichts dieser Bevölkerungszahlen auch nahe Erholungsgebiete wie die Traisen oder die Seen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen werden, weshalb wir zusätzliche Flächen schaffen müssen.“ Und da spricht man noch gar nicht – womit wir quasi beim 1x1 der Stadtplanung ankommen – vom ganzen nach sich ziehenden Infrastruktur-Rattenschwanz, also von Kindergärten und Schulen, von Nahversorgung und Freizeitmöglichkeiten, vom Verkehr, der wiederum auch Aspekte wie Radwege und Öffis berücksichtigen muss. Aus 60 mach 1 Der enorme und unübersehbare Ent-

Ein solches Gremium ist notwendig, weil Städtebau ohne Lenkungsmaßnahmen schlicht nicht funktioniert. JENS DE BUCK

wicklungsschub der Stadt „den die Politik ja im Sinne eines gesunden und nachhaltigen Wachstums durchaus befürwortet,“ hat jedenfalls einen derartigen Entwicklungsdruck nach sich gezogen, dass die Forderung nach einer noch stärkeren Kanalisierung im Hinblick auf Fragen wie Volumina, ästhetische Gestaltung, Ortsbildpflege etc. „die ja per Gesetz in die Kompetenz der Kommunen fallen“, laut geworden ist. „Zurecht“, wie de Buck überzeugt ist, „denn in all diesen Fragen geht es letztlich auch um die Identität der Stadt, ihr Erscheinungsbild – und da ist der Gestaltungsbeirat ein wichtiger Mosaikstein eines behutsamen, auf Qualität angelegten Umgangs.“ Ein anderer, unmittelbar verwobener Bereich betrifft die Neuerstellung des Bebauungsplanes. „Aus dem historischen Regulierungsplan von 1936 wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten inzwischen knapp 60 Teilbebauungspläne erstellt.“ Diesen gilt es nun zu einem einzigen zu fusionieren und zu digitalisieren „um im 21. Jahrhundert anzukommen.“ Innenstadtverdichtung z. B. verlangt neue Lösungen, die die alte Norm vielleicht sprengen „und das, um vielleicht einem Missverständnis vorzubeugen, wollen wir auch gar nicht verhindern bzw. ist das auch nicht Aufgabe des Gestaltungsbeirates. Es geht dabei ja nicht nur um den Erhalt MFG 11.19

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MFG URBAN

WARTEN AUF GODOT?

von Bausubstanz, sondern auch darum, das Altehrwürdige qualitätsvoll weiterzuentwickeln.“ Schutzzonen Hauptziel muss sein, dass keine Schandflecke entstehen oder irreversible Fehler gemacht werden. Gerade die Bautätigkeit in der Innenstadt wurde diesbezüglich in den letzten Monaten (medial) kritisch beleuchtet, auch aufgrund der Aktivitäten der Plattform Pro St. Pölten, die einen Verlust historisch wertvoller Bausubstanz ortet (s. S. 14ff). Im Grunde war schon die Ankündigung des Baubeirates eine direkte Antwort auf diesen öffentlichen Diskurs, gleichzeitig wurde für neue Bauprojekte in der Katastralgemeinde St. Pölten bis zur Umsetzung des Schutzzonenkonzeptes in den Bebauungsplänen eine Bausperre verhängt „und alle eingereichten Projekte auch hinsichtlich dieser Zielsetzung unter die Lupe genommen“, verweist de Buck auf handfeste Aktivitäten. Im selben Atemzug möchte er auch Gegnern von Maßnahmen wie Gestalungsbeirat und Schutzzonen die Angst nehmen, „denn gut 90% der Baueinreichungen in der KG St. Pölten wurden quasi unbeanstandet durchgewunken, nur bei etwa 10% bestand Handlungsbedarf.“ Es könne jedenfalls nicht von einer generellen Beeinträchtigung und Zeitverzögerung die Rede sein, wie manche Bauwerber schwarz malen, „sehr wohl haben wir mit

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ATTRAKTIVE LÖSUNG GEFORDERT. An exponierter Stelle, wo vor kurzem noch ein Gemeindebau aus dem frühen 20. Jahrhundert stand, wird u. a. ein Diskonter entstehen.

den neuen Instrumentarien aber die Möglichkeit, auf rechtlicher Basis zu intervenieren, wenn notwendig.“ Beziehungsweise schon im Vorfeld den Bauwerbern zu vermitteln, was möglich ist oder was eben nicht. Deshalb spielt auch die Definition sogenannter Schutzzonen, die essentieller Teil des Bebauungsplanes sind und erhaltenswürdige Bausubstanz unterschiedlichen Grades (und damit verbunden unterschiedlicher Auflagen) ausweisen, eine wesentliche Rolle. Das sogenannte Schutzzonengremium (das sich aus je einem Vertreter des Bundesdenkmalamtes, des Ortsbildschutzes der NÖ Landesregierung, der Stadtplanung, der städtischen Kulturabteilung sowie eines externen Beraters zusammensetzt) hat seine Arbeit bereits vor über einem Jahr aufgenommen. „Wir haben in diesem Zeitraum jedes einzelne Gebäude besucht und untersucht, das in der Kunsttopographie St. Pölten angeführt ist“, erklärt de Buck. Ein Mammutprojekt, umfasst diese doch 1.594 Kunstdenkmäler im Gemeindegebiet, von denen jedoch nur 213 Objekte im Sinne des Bundesdenkmalschutzgesetzes auch tatsächlich geschützt sind. In Folge wurden vier Bürgerversammlungen abgehalten, in deren Zuge die Arbeitsergebnisse präsentiert wurden – für die Stadtverantwortlichen wohl Abende unter dem Motto „warmkalt“. „Es gibt viele, die die Not-

wendigkeit verstehen und sich sogar freuen, andere wiederum sind dagegen, weil sie eine Einschränkung ihrer Nutzungsmöglichkeiten sowie einen Wertverlust ihrer Immobilie befürchten – in der Regel ist es aber umgekehrt: Die Gebäude werden dadurch sogar ‚wertvoller‘“, umreißt de Buck die emotionale Bandbreite. Die neue Schutzzonen-Regelung für die Innenstadt werde jedenfalls schon mit Anfang 2020 verfahrensrechtlich in Kraft treten – ein überfälliger Schritt, wie de Buck überzeugt ist, „weil ich natürlich auch nicht mit allen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit glücklich bin und bei nicht allen Projekten die Qualität unbedingt an oberster Stelle zu stehen schien.“ Genau solch ein Fokus auf Qualität und ein Gespür für exponierte Plätze wünscht er sich aber für alle zukünftigen Projekt- und Baueinreichungen. Der Baubeirat wird ihm hierfür ein Instrumentarium in die Hand geben, dies auch substanzieller und rechtlich verbindlicher als bisher einzufordern. Denn anders als in Samuel Becketts Stück „Warten auf Godot“ wird „der Baubeirat kommen“, wie de Buck noch einmal verspricht. Das Warten darauf mag also lange sein, aber es wird nicht vergeblich sein und es wird am Ende des Tages, so darf man hoffen, eine Verbesserung der Ortsbildpflege bringen.


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MFG URBAN BAUBEIRAT-INITIATOR NORBERT STEINER

„DAS HAT DIE STADT NICHT VERDIENT!“ Das nasskalte Novemberwetter und der erste patzige Schnee passen zur allgemeinen Trauerstimmung in der Stadt, als ich den ehemaligen Hauptstadtplaner und Obmann der ALPENLAND, Norbert Steiner, treffe. Am Vortag hat Bad Ischl den Zuschlag zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 bekommen, St. Pölten ist leer ausgegangen.

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as verstehe ich überhaupt nicht“, schüttelt Steiner den Kopf „das ist eine Verzwergung des Grundgedankens der Europäischen Kulturhauptstadt.“ Dabei waren St. Pöltens Kulturhauptstadt-Ambitionen indirekt Auslöser für Steiners Forderung nach einem Baubeirat, der seit mittlerweile fast zwei Jahren auf sich warten lässt und über den wir plaudern möchten. „Wenn der jetzt auch nicht kommt, geb ich meinen Prandtauerpreis zurück!“ Die Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt war Anstoß für Sie, einen Baubeirat einzufordern. Warum eigentlich? Für mich war ganz klar, dass auch die Baukultur ein Teil der Überlegungen sein muss und das hat sich – auch wenn wir es jetzt nicht werden – nicht geändert. Es drängt sich in St. Pölten halt schon der Eindruck auf, dass in den letzten Jahren im Hinblick auf die Bautätigkeit mehr auf Quantität denn Qualität geschaut wurde. Viele Projekte sind mittelmäßig, um in einigen Fällen nicht von „furchtbar“ zu sprechen. Da könnte ein Baubeirat definitiv helfen. In Österreich gibt es ja rund 60 Gestaltungsbeiräte, jede Landeshauptstadt hat so eine Einrichtung – für St. Pölten ist das also überfällig, gerade auch im Hinblick auf sensible, öffentliche Bereiche wie etwa die Innenstadt oder entlang der großen Achsen der Stadt. 12

BEIRAT FÜR BAUKULTUR. Norbert Steiner macht sich seit fast zwei Jahre für die Etablierung eines Gestaltungsbeirates stark. Sie sind ja selbst in diversen vergleichbaren Gremien gesessen, etwa in Salzburg. Wie kann man sich so einen Baubeirat vorstellen? Ich sehe das als Beratungsorgan, mir gefiele – was bereits die Stoßrichtung verdeutlichte – der Terminus „Beirat für Baukultur“, den man als Instrument für die Stadtplanung begreift. Die Stadtplaner haben ja oft tolle Ideen, bringen Projekte auf Schiene, die dann im nächsten Schritt an die Baupolizei weitergehen, die aber rein nach gesetzlichen Maßstäben beurteilt, wodurch das Gestalterische bisweilen auf der Strecke bleibt. Da

könnte der Baubeirat eine Brückenfunktion zwischen beiden einnehmen, damit die Gestaltung eben in Folge nicht aus dem Blickwinkel verloren wird, wie es überhaupt wichtig wäre, den Baubeirat von Beginn an in die Planungen miteinzubeziehen und nicht erst späterhin, wenn schon alles auf Schiene ist. Wo kann denn eine Stadt in Sachen Gestaltung überhaupt Einfluss nehmen – und wie verhindert man, dass der Baubeirat nicht nur eine zahnlose Alibi-Einrichtung bleibt?


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: ALPENLAND, JOHANNES REICHL

Die Kommune kann zum Beispiel, wenn sie Grundstücke vergibt, verpflichtend Architekten-Wettbewerbe vorschreiben – andernfalls bekommt der Bauwerber keine Baugenehmigung. Die Kriterien müssen natürlich in Form eines Statuts niedergelegt werden, unter welchen Bedingungen also was verlangt wird bzw. gebaut werden darf. Um ein Beispiel zu nennen: Das Land Niederösterreich schreibt bei Wohnbauprojekten ab 36 Wohnungen zwingend einen Architekten-Wettbewerb vor, daran müssen sich alle halten. Und als wir im Zuge der Bahnhofsoffensive z. B. den Bahnhof Linz geplant haben, war es selbstverständlich, dass wir mit dem Linzer Gestaltungsbeirat zusammenarbeiten. Wie kann man sich die Zusammensetzung und Arbeitsweise eines Baubeirates vorstellen? Wichtig ist, dass er aus externen Experten zusammengesetzt ist, die in keiner Weise befangen gegenüber der Stadt, also unabhängig sind. Ich könnte mir da zum Beispiel vier Personen vorstellen – zwei Architekten, einen Stadtplaner und einen Grünraumplaner. Die kommen viermal im Jahr vor Ort zusammen, setzen sich mit den Bauwerbern und den Stadtbeamten zusammen, gehen die anstehenden Projekte durch und geben in Folge schriftliche Empfehlungen ab. Diese müssen dann auch im laufenden Prozess auf ihre Einhaltung hin überprüft werden. Das bedeutet nicht, wie offensichtlich manche befürchten, dass dadurch Projekte unnötig in die Länge gezogen werden, sondern es gewährleistet schlicht einen gewissen Qualitätsanspruch. Als Bürger beschleicht einen mitunter ja das Gefühl, dass der Baubeirat ja ohnehin zu spät kommt – wo wäre er denn schon sinnvoll gewesen, wo sollte er jetzt Empfehlungen abgeben können?

Sinnvoll ist er im Hinblick auf die Gestaltung der ganzen Innenstadt. Eine Empfehlung hätte zum Beispiel sein können, dass man für ein repräsentatives Areal wie den Karmeliterhof einen Architekturwettbewerb durchführt – was dort jetzt passiert ist ja in Wahrheit eine traurige Geschichte, Billigstarchitektur pur an einem der wichtigsten Plätze der Stadt. Auch beim Linzertor wäre ein Wettbewerb wünschenswert gewesen, wo eine Jury darauf achtet, dass das Beste umgesetzt wird, und man hätte wohl auch verhindern können, dass diverse Areale bis auf den letzten Millimeter ausgereizt werden, wenn ich zum Beispiel an das Projekt der BWSG in der Linzer Straße denke oder jenes Bunte hier am Schulring. Auch die Aktivitäten an der Promenade fallen in diese Kategorie. Ein künftiges Schlüsselprojekt für die Stadt, wo die Einbindung eines Baubeirates Sinn machen würde, betrifft ohne Zweifel die Verwertung und Umsetzung des Leiner Stammhauses am Rathausplatz. Weil im Baubeirat auch ein Stadtplaner vertreten sein soll – welche Stoßrichtung wird damit verfolgt? Dass wir uns an Städten wie Kopenhagen oder Aarhus orientieren, die den Autos in der Innenstadt – mit Erfolg und zugunsten der Lebensqualität – den Kampf angesagt haben. Die Grundfrage ist ja schlicht, wie viel Raum dem Auto geopfert wird im Vergleich zu Fußgängern und Radfahrern. Und da ist ganz offensichtlich, dass wir nach wie vor eindeutig den Autoverkehr priorisieren. Nehmen wir nur die ehemalige Debatte rund um die Autobefreiung des Rathausplatzes, oder wie lange wird jetzt schon über einen autofreien Domplatz diskutiert – da sieht man, dass das Auto nach wie vor eine heilige Kuh ist. Da wünschte ich mir auch mehr Mut der Politik, einen rigideren Kurs, auch wenn das schwer fällt.

EINKLANG? Ehemalige Remise trifft Neubau – ein Fall für den Gestaltungsbeirat?

Wie stehen Sie unter dem Aspekt Grünraum der Diskussion rund um eine etwaige Teilverbauung des Altoona-Parks für das KinderKunstLabor gegenüber? Ich habe Verständnis für die Grund­ idee, dass man diese Einrichtung nahe an die anderen Kultureinrichtungen des Kulturbezirks bringen und so auch eine Achse zur Innenstadt schaffen möchte. Wenn das gescheit gemacht wird – es soll ja eher nur am Rand verbaut werden, soweit ich weiß – dann macht das schon Sinn, auch unter der Prämisse, dass für jeden Baum, der wegkommt, zwei neue gepflanzt werden. Eine so interessante Grünfläche ist der Altoona-Park jetzt auch wieder nicht, um daraus etwas Unantastbares zu machen. Wichtig ist prinzipiell der Blick aufs Ganze: St. Pölten hat eine so tolle Qualität an Barockbauten, Gründerzeitbauten, auch aus den 20er-Jahren, wenn man etwa an die Arbeiten von Rudolf Wondracek in der Zwischenkriegszeit denkt. Mit dieser Tradition muss man sorgsam umgehen und darf nicht zulassen, dass – überspitzt formuliert – jeder Mist hingebaut wird. Das hat die Stadt einfach nicht verdient!

Es drängt sich der Eindruck auf, dass in den letzten Jahren mehr auf Quantität denn Qualität geschaut wurde. Viele Projekte sind mittelmäßig, um in einigen Fällen nicht von „furchtbar“ zu sprechen. NORBERT STEINER

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„WIR SIND KEINE QUERULANTEN“ Es ist ein herrlicher Novembervormittag bei rund 15 Grad im Schatten, vom ALFRED aus hat man einen Blick bis weit hinein in die Voralpen und vom neuen Bühnenturm des VAZ St. Pölten lächelt das Frequency-Raumschiff herüber.

I

ch sitze mit Friedl Nesslinger, Stefan Gloss und Karl Mayr bei einem Kaffee – allesamt verdiente und honorige St. Pöltner, die sich seit geraumer Zeit in der „Plattform Pro St. Pölten“ engagieren. Wie militante Revoluzzer sehen die drei Herren in ihrem seriösen Auftreten wahrlich nicht aus, und auch wenn sie ab und an für ihre Sache auf die Straße gehen, so passiert dies gesittet im Zuge „kritischer Stadtspaziergänge“. „Querulanten sind wir sicher nicht“, betont sodenn Mayr und weist damit den bisweilen unter der Hand (von Gegnern) erhobenen Vorwurf, es handle sich beim Verein um eine Ansammlung reaktionärer Bestandsbewahrer, die alles Neue (Bauliche) per se verhindern möchten, zurück. Tatsächlich sind es kritische Bürger, die – teils auch aus persönlicher Betroffenheit – nicht jede bauliche Entscheidung in der Stadt unhinterfragt hinnehmen möchten und manches schlicht anders beurteilen, als die entscheidenden Behörden bzw. manch Bauwerber. Am Anfang war die Glanzstoff Ihren Ursprung nahm die Plattform 1994, als man gegen eine geplante Industriemüll-Verbrennungsanlage der damals noch in Betrieb befindlichen Glanzstoff-Fabrik mobil machte. „Günther Bannholzer, der erste Obmann, hat damals 9.000 Unterschriften gesammelt“, erzählt Mayr. Über einige Jahre zog sich der „Kampf“ gegen das Projekt, „das täglich wohl geschätzte 50 LKW-Züge Müll von überall her mitten durchs Wohngebiet geführt hätte“, bis der Betreiber schließlich dem Druck nachgab und die Einreichung Anfang der 2000er14

Jahre zurückzog. Die Glanzstoff war auch Grund der Reaktivierung der Plattform 2008. Als nach dem Brand der Fabrik eine Wiedereröffnung im Raum stand, sammelte die Plattform über 3.500 Unterschriften, um den Druck auf die Behörde zu erhöhen möglichst hohe Auflagen für eine Wiederinbetriebnahme vorzuschreiben – immerhin hatte die Glanzstoff die Geruchs- und mögliche Gesundheitsproblematik durch den Ausstoß von u. a. Schwefelwasserstoff nie vollends in den Griff bekommen. Tatsächlich waren die Auflagen letztlich aus Sicht der Betreiber so hoch, dass die Fabrik nie wieder aufsperrte. Neuer Fokus In den letzten Jahren, wohl auch einer unübersehbaren Stadt- und Baudynamik geschuldet, verlagerte sich der Fokus der Plattform auf Umweltund Gebäudeschutz, „weil JETZT die

Chance ist, die Stadt für die nachfolgenden Generationen zukunftsweisend auszurichten“, so Mayr. Umgekehrt formuliert, sie im Idealfall auch vor manch (baulichem) Fauxpas zu schützen. Womit man sich freilich auf ein sehr vages und subjektives Terrain begibt, nämlich die Frage der Ästhetik „wie sich also etwa ein Gebäude in sein städtisches Umfeld einpasst“, präzisiert Friedl Nesslinger. So fand man etwa die Pläne für das ursprüngliche Projekt beim Linzer Tor LT1 (nachdem der Abriss der ehemaligen Maderna Villa samt Park 2011 schmerzlich zur Kenntnis

Wir engagieren uns, weil JETZT die Chance ist, die Stadt zukunftsweisend auszurichten. KARL MAYR

LINZER TOR. Pro St. Pölten weint noch dem Schleifen der Maderna Villa 2011 nach. Das Nachfolgeprojekt LT1 hätte gefallen, das aktuelle Projekt ist beeinsprucht.


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: JOSEF HERFERT, JOHANNES REICHL

Was will man Gästen zeigen, wenn die Innenstadt nur nur mehr ein Flickwerk ist. FRIEDL NESSLINGER

BÜRGERINITIATIVE. Aus einem Protest gegen die Glanzstoff entstanden, tritt man heute z. B. gegen den Verlust historischer Bausubstanz oder für den Erhalt von Grünraum ein.

genommen werden musste) durchaus ansprechend, während man die nun im Raum stehende Umsetzung schlichtweg ablehnt. Zum einen stößt man sich an der Gebäudehöhe auf „fünf Geschossen, womit die Nachbarn fast vollends im Schatten liegen und damit auch der Reflexionsschall enorm ansteigt, und das zusätzlich zur Tatsache, dass allein die Belüftungsanlage für die geplante Tiefgarage am Dach 40db Lärm verursacht“, so der als Nachbar betroffene Mayr. Zum anderen bemängelt man auch die „klotzige“ Ausführung „die doch bitte nicht das Entree für die Innenstadt sein kann“, wundert sich Nesslinger. „Über Architektur kann man immer streiten, aber das wäre wirklich ein scheußliches Bauwerk!“ In diesem Kontext beurteilt man übrigens verschiedene Projekte. So wollte man etwa den Abbruch des ehemaligen Pressehauses in der Linzerstraße verhindern, „wo anstelle dessen jetzt ein gesichtsloses Gebäude die Ensembleeinheit zerstören wird, dass es einem die Augen einhaut.“ Auch das als „Eierspeisburg“ bekannte Arbeiterwohnhaus am Neugebäudeplatz wollte man, weil in den Augen der Plattform historisch relevant, erhalten wissen – mittlerweile wurde es dem Erdboden gleichgemacht. „Ich frage

mich schon, was man Gästen von der angeblich so schönen Innenstadt zeigen möchte, wenn diese nur mehr ein Flickwerk aus historischen Fassaden und Hütteln dazwischen darstellt?“ Mehr „Erfolg“ hatte man beim Einsatz für den Erhalt der ehemaligen Rotkreuz-Dienststelle in der Julius Raab Promenade, welche die Stadt erworben hat, oder beim Kampf für den Erhalt, der freilich ohnehin denkmalgeschützten ehemaligen Remise, wenngleich man auch in diesem Fall ein mulmiges Gefühl hat und befürchtet, „dass der Bau allmählich verfällt, weshalb wir das Bundesdenkmalamt um Prüfung ersucht haben.“ Altoona-Park erhalten Freilich geht es der Plattform nicht nur um den Erhalt historischer Bausubstanz, sondern „ganz allgemein um ein lebenswertes St. Pölten.“ Aus diesem Grund plädiert man „ohne jetzt die Geschäftstreibenden der Innenstadt in irgendeiner Weise schädigen zu wollen“, auf Sicht für eine „verkehrsfreie Innenstadt, wie es ja zahlreiche internationale Beispiele gibt, wo dies bereits gelungen ist.“ Zugleich macht sich die Plattform für den Erhalt innerstädtischen Grünraums stark „weil es grüner Oasen zur Kühlung der Innenstädte braucht,

sollen sie lebenswert bleiben!“ Wenig verwunderlich rief daher die Ankündigung, dass das KinderKunstLabor am Altoona-Park umgesetzt werden könnte, die Aktivisten auf den Plan. Dass ein Teil des wenig genutzten Parks erhalten, ja im Sinne der Nutzung sogar attraktiviert werden soll, trägt nicht wirklich zur Beruhigung der Plattform-Mitglieder bei. „Faktum ist, dass es sich beim AltoonaPark um die letzte innenstadtnahe Parkanlage handelt. Da ist auch schon ein Drittel oder, wie wir eher glauben, zwei Drittel Verlust kontraproduktiv“, so Mayr, und auch Nesslinger wünscht sich einen AlternativStandort fürs KiKuLa. „Wir brauchen keine Denkmäler. Lassen wir doch, was schön war, auch schön bleiben!“ Woran man sich ganz allgemein stößt „ist die Tatsache, dass ja keiner weiß, was dort wirklich geplant ist. Man erfährt nichts Konkretes“, ärgert sich Nesslinger. Von manch Plänen, wie etwa einem – angeblich wieder abgeblasenen – „Bauprojekt beim Bischofsteich oder etwa jenem der ehemaligen ‚Galerie‘, ein Haus

ELISEN VILLA. Sehr zur Freude von Pro St. Pölten wurde die Elisen Villa erhalten.

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PROTEST. „Demokratie heißt Einmischung in die eigenen Angelegenheiten!“

aus dem Biedermeier, erfährt man bestenfalls aus der Presse!“ Oder man wird, wie Mayr moniert, „einfach vor vollendete Tatsachen gestellt bzw. passieren Nacht- und Nebelaktionen, wie damals bei der Maderna Villa. Da wäre mehr Transparenz wichtig!“ Baubeirat als Lösung? Ob diesbezüglich der geplante Baubeirat eine Verbesserung bringen könnte? „Wenn er denn endlich kommt?“, wirft Friedl Nesslinger skeptisch ein „davon wird seit zwei Jahren geredet, passiert ist genau nichts. Daher wünschen wir uns, dass wir bei komplizierten Bauvorhaben beigezogen werden.“ Zwar wäre der Baubeirat, was positiv zu beurteilen ist, jedenfalls eine neue „Instanz, die Empfehlungen abgeben kann“, Jurist Stefan Gloss befürchtet allerdings, dass er zahnlos bleiben könnte, „weil er ja keine Deckung durch den Gesetzgeber hat. Er kann zwar Empfehlungen aussprechen, diese müssen aber nicht eingehalten werden.“ Stattdessen hielte er zum Beispiel die Installierung einer Ombudsstelle für einen interessanten Gedanken „wie es das etwa im Spitalswesen gibt, wohin man sich als Geschädigter wenden kann. Dadurch würden derlei Entscheidungen auf Expertenebene gehievt, weil die Bürgermeister ja selbst oft beklagen, dass sie mit der Materie überfordert sind.“ 16

„WIR SIND KEINE QUERULANTEN“

Ungleichgewicht? Wobei Gloss schon beim Anrainerschutz ansetzen würde. „Das ist wie bei der nun beschlossenen schnelleren Umweltverträglichkeitsprüfung – in Wahrheit geht es da doch nur darum, dass man über die Betroffenen leichter drüberfahren kann!“ Eine Tendenz, die er auch beim Baurecht ortet. „Der NÖ Landtag hat in vielen Novellen zur Bauordnung das Mitspracherecht der Anrainer gravierend gesenkt. Das heißt: Die Interessen der Nachbarn werden gegenüber jenen der Bauwerber und des jeweiligen Bürgermeisters zurückgestellt. So kann – im Instanzenweg – der Landesverwaltungsgerichtshof die Einwendungen der Anrainer nur in ganz engen Grenzen prüfen: Standsicherheit, Trockenheit und Brandschutz des Hauses des Nachbarn, Schutz vor Emmissionen und den Lichteinfall. Verstößt aber ein Bewilligungsbescheid etwa daran, dass ein Haus zu nahe an der Grundstücksgrenze gebaut wird, dasss die erlaubte Bauklasse nicht eingehalten wird, kann der Anrainer, obwohl die Baubewilligung dann gegen das Gesetz verstößt, nichts machen. Das bedeutet: In einem gewissen Maße kommt es vor, dass Baubewilligungen immer wieder gegen das Gesetz verstoßen – es wird aber dem Nachbarn kein Recht gegeben, dagegen wirksam einzuschreiten. Diese Einschränkung schmerzt viele Nachbarn tief im Her-

Ich werde den Verfassungsgerichtshof anrufen und einen konkreten Fall durchjudizieren. STEFAN GLOSS

zen, ja, dieser Umstand geht oft sogar mit Krankheitsfolgen einher!“ Ein Zustand, den der Jurist nicht länger hinnehmen möchte, „deshalb werde ich in einem konkreten Fall in den nächsten Wochen eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof zur Prüfung des Gesetzes einbringen.“ Eines scheint sicher: In einer dynamischen Stadt wie St. Pölten, wo an allen Ecken und Enden gebaut wird, dürfte die Frage nach den „richtigen“ Lösungen, einer gelungenen Einbettung in das Stadtbild sowie nach einer gewissen Qualität und Ästhetik der Projekte wohl nicht so schnell abreißen. Pro St. Pölten möchte sich jedenfalls künftig mit anderen Initiativen vernetzen, um noch schlagkräftiger zu werden, ganz in ihrem von Friedl Nesslinger formulierten Selbstverständnis: „Demokratie heißt Einmischung der Bürger in die eigenen Angelegenheiten. Und wir, als mündige Bürger unserer schönen Stadt, wollen aus Sorge wegen zahlreicher (Fehl-) Entwicklungen der jüngsten Zeit an Engscheidungsfindungen teilnehmen und mitbestimmen.“

ALTOONA-PARK. Pro St. Pölten tritt für die Erhaltung des Altoona-Parks ein und kritisert bei vielen Projekten mangelnde Transparenz, um sich im Vorfeld ein Bild zu machen.


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DOCFINDER Überlaufene Arzt-Praxen sind im österreichischen Gesundheitswesen nichts Neues. Besonders prekär ist die Lage derzeit in der Kinder- und Jugendheilkunde. Nach Pensionierungen gibt es in St. Pölten nur mehr einen Kinderarzt mit Kassenvertrag. Während sich auf die ausgeschriebenen Kassenstellen monatelang niemand bewirbt, boomen die Wahlärzte.

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n der „Krone“ berichtet Robert Artmann, er sei der einzige Kassenarzt im Einzugsgebiet zwischen Krems, Wien, St. Aegyd und Melk. Seine Ordination läuft am Limit, neue Patienten nimmt er nur im Ausnahmefall auf. Artmann hat einen Kassenvertrag, das heißt, man zahlt bei ihm nichts für den Ordinationsbesuch. Der Arzt rechnet mit der Krankenkasse ab, diese finanziert sich aus dem Gesundheitswesen. Das klassische Modell in Österreich, das aber zunehmend unter Druck gerät, denn die Erwartungshaltungen von Patienten und Medizinern haben sich geändert. Der typische Kas18

senarzt hat volle Wartezimmer, die Masse machts, denn die einzelnen Vergütungen je Patient sind niedrig. Da hilft nur Tempo. Kein Wunder, dass viele Ärzte ihre berufliche Zukunft nicht im Kassenmodell sehen.

Arzt also für seine Leistung dem Patienten 45 Euro verrechnet, würde er von der Krankenkassa dafür nur knapp 15 Euro erhalten. Die Kasse profitiert insofern, als der Patient ja 20 Prozent Selbstbehalt hat, er erhält ja nur 80 Prozent des Tarifs. Weiterer Nebeneffekt: Viele Patienten verzichten häufig auf die Mühsal der Einreichung und somit auf „die paar Euro“ Rückerstattung. Für die Kassen freilich in Summe ein stolzer Betrag. All dies ist aber natürlich nicht neu, woher kommt also nun der eklatante Mangel an Kinderärzten?

Mehr privat Es geht nämlich auch anders. Wahlärzte können ihre Honorare selbst bestimmen. So kostet etwa der Besuch bei einem St. Pöltner Kinderarzt 45 Euro. Reicht ein Angestellter diese Honorarnote bei der Gebietskrankenkasse ein, so retourniert diese 80 Prozent des Kassentarifes, also etwa 11,66 Euro. Während der

Götter in Weiß, lieber angestellt Der Obmann der NÖ Gebietskrankenkasse (NÖGKK), Gerhard Hutter, sieht die Politik dringend gefordert. In der Vergangenheit seien zu wenig Kinderärzte ausgebildet worden, womit auch die Spitäler gefordert sind. Dort finden die Facharztausbildungen ja statt. Die NÖGKK habe in den letzten Jahren die Kas-


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTOS: OKSANA KUZMINA/ADOBE STOCK, K. STADLER, K. KÄFER, E. KOCH, RAIMO R. RUMPLER

senplanstellen aufgewertet, damit die Work-Life-Balance für Ärzte besser ausfällt. Zudem gäbe es mittlerweile Verträge, die nur eine reduzierte Mindestordinationszeit vorsehen. Es könnten sich auch mehrere Ärzte zu Gruppenpraxen zusammenschließen. Und man plane Kinderärzte verstärkt in zukünftigen Primärversorgungszentren eine Rolle spielen zu lassen. Allesamt Maßnahmen, die auch von Standesvertretern und Ärzten gefordert werden, mit denen man dieser Tage spricht. Gerade junge Ärzte berichten, dass sie das unternehmerische Risiko einer eigenen Ordination scheuen. Anstellungen in den Landeskliniken werden von vielen als attraktivere Job-Option beschrieben: man arbeite dort mit Kollegen, bilde sich intensiv weiter und habe naturgemäß auch abwechslungsreichere Aufgabengebiete und medizinische Fälle. Und der vermeintliche Luxus eines Dienstvertrages mit Krankenstand und Urlaub ist auch für Jungmediziner ein schlagendes Argument. Vom Gott in Weiß zum Normalsterblichen also? Christoph Reisner, Präsident der NÖ-Ärztekammer, berichtet über die vielschichtigen Ursachen des Problems (siehe Seite 20). Natürlich ist es die Work-Life-Balance, natürlich sind es die Honorare, auch wenn diese für die Kinderheilkunde zwischen 2017 und 2019 nach Verhandlungen zwischen Kammer und Kasse um knapp 27 Prozent gesteigert wurden. Eine wesentliche Schraube sieht Reisner aber in der Ausbildung, bei der nur geschaut wird, wer schnell sein Studium schaffen wird und somit dem Staat wenig kostet, ohne zu berücksichtigen, wer später in der Rolle des Arztes auch im niedergelassenen Bereich glücklich würde. Hohe Politik gefragt Auch rechtliche Rahmenbedingungen spielen eine Rolle: Teamplay und das gemeinsame Schultern des Risikos, das sich aus einer Arztpraxis ergibt, wird den Ärzten zunehmend wichtig. Bereiche, in denen die Politik mit Gesetzen den Rahmen vorgeben und Veränderungen anstoßen kann.

Im Niederösterreichischen Landtag forderte Edith Kollermann, Gesundheitssprecherin der Neos: „Das Land NÖ trägt wesentliche Teile der Gesundheitskosten. Deshalb müsste man auch darauf achten, dass diese sinnvoll eingesetzt werden. Es gilt die zahlreichen Ursachen für den Ärztemangel zu bekämpfen, nicht nur als Alibi-Maßnahme mehr Ausbildungsplätze zu fordern. Wir brauchen mehr Primärversorgungszentren, höhere Abgeltungen für Ärzte und vor allem endlich eine Komplettreform der Finanzierung des österreichischen Gesundheitswesens, wie es andere Länder vorgemacht haben. Gesundheitspolitik beginnt bei der Vorsorge.“ Auch wenn dieses österreichweite Thema nicht im NÖLandtag gelöst werden kann, sieht sie Landeshauptfrau Johanna MiklLeitner und ihre ÖVP in der Pflicht: „Da könnten sie ihren Einfluss auf die Bundespolitik sinnvoll nutzen.“ Die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) betont, dass die Landesregierung wenig konkrete Möglichkeiten habe, die Situation zu verbessern und verweist auf Kassen und Ärztekammer. Das Land plane bis Ende 2021 vierzehn neue Primärversorgungszentren. Da dafür jeweils mindestens drei Ärzte als „Kernteam“ nötig sind, überlegt Königsberger-Ludwig das Modell so zu

KOLLERMANN. Finanzierung aus einer Hand als Schlüssel vieler Probleme.

KÖNIGSBERGER-LUDWIG. Die Landesregierung dreht an kleinen Schrauben.

adaptieren, dass künftig auch Kinderärzte zum Kernteam gezählt werden, wodurch sie sich mehr Gründungen erhofft. Weiters könne sie sich ein Studien- und Ausbildungsstipendium des Landes vorstellen, bei dem sich geförderte Jungmediziner verpflichten, für einen Zeitraum als niedergelassene Ärzte zu arbeiten. Klug gerechnet Gerade im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde ist der Wechsel ins Lager der Wahlärzte besonders verführerisch. Wer für sein Neugeborenes eine private Krankenversicherung abschließt, die WahlarztHonorare übernimmt, kommt auf eine Jahresprämie von knapp 400 Euro. Scharfe Rechner stellen rasch fest, dass sich das mit einigen Arztbesuchen rechnerisch schnell auszahlt. Gerade in den ersten Jahren sind Arzttermine planbar: Mutter-KindPass-Untersuchungen, Impfungen, in den ersten Jahren ist eine Zusatzversicherung ein gutes Geschäft. Peter Gombas ist Experte für Krankenversicherungen bei Uniqa, Österreichs größter privater Krankenversicherer: „Von 2009 auf 2018 hat sich die Zahl unserer Kunden mit einer Zusatzversicherung, die Wahlarztkosten erstattet, um 40 Prozent auf 276.000 Österreicher erhöht.“ Rund 25 Prozent der jährlichen Neukunden sind MFG 11.19

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INTERVIEW Dr. Christoph Reisner ist Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich. Der Orthopäde ist auch Sachverständiger und Buchautor, unter anderem über Wahlärzte in Österreich. Wieso findet sich in St. Pölten nur ein Kinderarzt mit Kassenvertrag?

Das ist kein spezifisch-lokales Phänomen, sondern begleitet uns derzeit überall. Aktuell sind in Niederösterreich 15 Facharzt-Praxisstellen ausgeschrieben, davon betreffen zehn die Kinder- und Jugendheilkunde. Es gibt wohl ein grundsätzliches Problem: Mit einer Wahlarzt-Ordination kann man den gleichen Umsatz mit deutlich weniger Patienten erzielen – somit hat man viel mehr Zeit für seine Patienten. Es ist allgemein zu beobachten, dass Kassenverträge für viele Ärzte nicht mehr sonderlich erstrebenswert sind. Dazu kommt, dass viele Eltern Zusatzversicherungen haben.

Haben wir zu wenig Ärzte?

Wir warnen seit vielen Jahren vor einem Mangel an Medizinern, jetzt merkt man ihn auch in der breiten Öffentlichkeit. Es betrifft viele Bereiche, besonAUFNAHMETEST. Schon vorm ders Notärzte, aber auch Allgemeinmediziner und Studienbeginn sollten die BeKinderärzte. Dass eine Pensionswelle ansteht, war rufsbilder eine Rolle spielen. auch bekannt und kam nicht überraschend. Meiner Meinung nach muss man sich bei der Ausbildung nicht nur fragen, wie viele Ärzte man ausbilden möchte, sondern auch welche Ärzte man gerne in Zukunft hätte. Das beginnt beim Aufnahmetest. Derzeit filtert dieser jene heraus, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das Studium in kurzer Zeit absolvieren können. Das halte ich für falsch. Vielmehr müsste man jene Leute finden, die dann als Ärztin oder Arzt arbeiten wollen, eben auch in Ordinationen am Land, selbständig und breit aufgestellt. Darauf nimmt das System überhaupt keine Rücksicht.

Junge Mediziner scheinen die Einzelpraxis generell eher zu scheuen.

Ja, die Bereitschaft sich selbständig zu machen ist gering. In Anbetracht des großen wirtschaftlichen Risikos ist das auch kein Wunder. Der klassische Hausarzt am Land ist ja ein Einzelkämpfer, er muss alles alleine schultern. Natürlich passt das nicht mehr in die heutige Lebenswelt, insbesondere der jungen Kollegen. Die wollen sich im Team austauschen, vernetzen. Es ist auch ein Generationenproblem, unabhängig vom Ärztestand. Einer Studie zufolge wollen heut nur mehr 18 Prozent der Jungen selbständig arbeiten, früher lag der Wert bei rund 30 Prozent. Viele Junge wollen sich das einfach nicht antun. Das ist im Handwerk das gleiche, aber dort sieht man es nicht so, während natürlich die ganze Gemeinde schreit, wenn der pensionierte Allgemeinmediziner nicht mehr nachbesetzt werden kann.

Kinder bis 18 Jahre, davon gut ein Drittel Neugeborene, die sozusagen gleich mit einer Zusatzversicherung ins Leben starten, berichtet er. Den Hauptvorteil für die Patienten sieht er nicht so sehr in der „Kalkulierbarkeit“, sondern im Umstand, dass die Versicherung einen Patienten nicht kündigen darf. Wer als junger Mensch eine private Krankenversicherung abschließt, behält diese zu günstigen Prämien sein Leben lang. Ältere Menschen, womöglich mit Vorerkrankungen, müssen später deutlich tiefer in die Tasche greifen. Bewerbungsfrist Doch was tun, wenn man sich keine Zusatzversicherung leisten kann und beim letzten verbliebenen Kassenarzt kein Termin zu bekommen ist? Viele Eltern landen so mit ihren Sprösslingen beim Hausarzt. Als Sofortmaßnahme empfiehlt NÖGKK-Obmann Hutter den Eltern für Mutter-KindPass-Untersuchungen auch auf Allgemeinmediziner oder Fachärzte auszuweichen, die diese Untersuchungen ebenso durchführen können. Für die zweieinhalb Stellen im St. Pöltner Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde läuft die aktuelle Ausschreibungsrunde bis 13. Dezember 2019. In der vorangegangenen Bewerbungsrunde gab es dafür übrigens keine einzige Bewerbung.

Welche Rolle spielen die Vergütungen der Krankenkassen? Sind diese einfach zu niedrig?

Bei den Tarifverhandlungen haben wir für Kinder- und Jugendheilkunde Besserungen erreicht. Aber ja, es ist eine Kunst eine Kassenordination so zu organisieren, dass die Honorare ausreichen. Das Problem ist aber vielschichtiger. Denken wir nur daran, dass es bis vor kurzem rechtlich gar nicht möglich war, dass ein Arzt einen anderen anstellt. Es geht auch darum, wie sich Ärzte ihre Berufswelt organisieren können. Der Trend ist ganz klar, dass diese dichte Versorgung mit Einzelpraxen nicht mehr zu halten ist. Die Kollegen wollen weg vom Einzelkämpfer, hin zum Arbeiten in Teams. Gruppenpraxen, Primärversorgungszentren, all das sind wichtige Schritte zu einer Gesamtlösung.

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HUTTER. Auf Ausschreibungen der NÖGKK gibt es oft keine einzige Bewerbung.


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TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER, JOSEF VORLAUFER

MAGISTRATSDIREKTOR THOMAS DEWINA

„VERWALTUNG IST KEIN SELBSTZWECK“ Morgenstund hat Gold im Mund. Und so treffe ich St. Pöltens Magistratsdirektor Thomas Dewina, seines Zeichens Herr über 1.129 Stadt-Angestellte, zum Frühstück im Schau.Spiel, wo er sich im Übrigen auch regelmäßig mit dem Stadtoberhaupt austauscht „weil wir da einfach weniger abgelenkt werden als im Büro.“ Zudem ist es ein klarer Fall von Bürgernähe, jene Maxime, die der Neustrukturierung des Magistrates als oberste Priorität zugrundeliegt.

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in Thema, das den obersten Beamten der Stadt freilich schon seit seinem Eintritt in die städtische Verwaltung anno dazumal begleitet – immerhin ist Dewina seit 23 Jahren im Auftrag der St. Pöltner unterwegs. „Ich habe damals gleich in der Magistratsdirektion begonnen“, erinnert er sich zurück, ebenso wie an seine Ernüchterung angesichts des ersten Lohnzettels. „Ich hab nämlich weniger verdient als bei der Post, wo ich zuvor neben dem Studium gejobbt hatte“, lacht er. Überhaupt sei die Magistratswelt damals auf vielerlei Ebenen eine komplett andere gewesen. „Computer wurden damals etwa gerade die ersten installiert, und Hilfsmittel wie ein Diensthandy waren sowieso Science Fiction!“ Um den Wandel bzw. die Auswirkungen auf den Alltag plastisch darzustellen erzählt der „Magi“, wie er magistratsintern genannt wird, eine normale Besprechung seines damaligen Vorgesetzten. „Die Abläufe muss man sich ja auf der Zunge zergehen lassen: Wenn der Magistratsdirektor nach Wien zum Landesschulrat gefahren ist – der war damals nämlich noch in der Wipplingerstraße – dauerte das mindestens einen halben Tag für eine zweistündige Besprechung. In Folge wurde ein Brief aufgesetzt, hausintern abgefertigt, drei Tage später landete er beim Adressaten, wurde dort ebenso zwei Tage bearbeitet und ging

dann wieder retour per Post. Heute bekommst du eine Email, und wenn du nicht nach zehn Minuten eine Antwort gibst, wird schon gefragt ‚Was ist da los?!‘“ Dewina sieht diese Entwicklung zweischneidig, „zum einen ist heute vieles schneller und effizienter als früher, umgekehrt ist diese Geschwindigkeit bisweilen aber auch ‚Wahnsinn‘, weil sie keine Nachdenkphasen mehr zulässt, auch kaum Zeit, in Ruhe Strategien zu entwickeln. Alles passiert unter Druck, die Dienstnehmer sind ständig mit einer Erwartungshaltung konfrontiert – das ist am Magistrat nicht anders als in der Privatwirtschaft.“ Wie dort sieht man sich auch einem steten Spar- und Rationalisierungsdruck ausgesetzt, wenn man an gern von Politikern kolportierte Dauerslogans wie „die Verwaltung muss effizienter werden“ denkt. „Wobei das vor allem – Stichwort Verwaltungsreform – auf Bundes-, vielleicht auch noch Landesebene der Fall ist. Das mögen auch wirklich so Riesenapparate sein, dass es noch die eine oder andere Schraube zum Drehen gibt. Aber auf Kommunalebene sehe ich da wenig Luft, die ist mitarbeitertechnisch oh-

nedies sehr straff organisiert.“ Von Kaputtsparen hält der Magistratsdirektor jedenfalls gar nichts. „Als vor vielen Jahren auch bei uns die Idee herumgeisterte ‚Ihr müsst 20% Personal einsparen‘, habe ich gesagt: Okay, das können wir schon machen, aber dann sagt mir und der Bevölkerung bitte auch gleich dazu, welche Leistungen ihr in Zukunft einsparen möchtet – damit war die Diskussion rasch vom Tisch.“ Das bedeute natürlich nicht, dass man nicht laufend bemüht ist sich zu verbessern, aber an oberster Stelle „aller Überlegungen steht die Servicierung der Bürger!“ Ein Zugang, der zu Dewinas Anfangszeiten im Magistrat im Übrigen auch noch nicht so ausgeprägt war. „Es herrschte damals schon noch so eine Art ‚Wir sind das Imperium‘Mentalität vor, der Bürger wurde eher als Bittsteller gesehen. Das hat sich natürlich komplett gedreht, heute verstehen wir uns als absoluter Dienstleistungsbetrieb!“ Dass es dennoch – etwa in Strafsachen, Bauamtsbescheiden u. ä. – „nach wie vor der starken Hand und Autorität der Behörde bedarf“, stehe aber ebenso außer Streit.

Als ich vor 23 Jahren am Magistrat begonnen habe, waren Hilfsmittel wie Diensthandys noch Science Fiction. THOMAS DEWINA

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Die ausgewählten Kolleginnen und Kollegen bestechen durch hohe Expertise, kennen den Betrieb und können auch untereinander gut, was für das Gesamtklima wichtig ist. THOMAS DEWINA

Dewinas Dreamteam Jede Reform des Magistrates sieht sich diesem Spannungsfeld ausgesetzt, wobei sich die nunmehrige Neustrukturierung insofern aufgedrängt habe, weil die anrollende Pensionswelle in den kommenden drei Jahren rund die Hälfte der aktuellen Abteilungsleiter in den Ruhestand schwemmen wird. „Das hat klarerweise auch organisatorische Auswirkungen und gibt uns die Chance abzuklopfen, ob die Strukturen noch allesamt zeitgemäß sind, wo es vielleicht Änderungen bedarf.“ Um eine homogene Staffelübergabe zu gewährleisten und wohl auch um etwaigen Spekulationen sowie dauerhafter Unruhe im Betrieb einen Riegel vorzuschieben, wurden auch gleich die Nachfolger bekanntgegeben, „damit sie in die Umstrukturierungen von Beginn weg voll eingebunden sind.“ Auffallend ist dabei, dass fast alle Neo-Chefs aus dem eigenen Magistratsstall kommen „was ich für sinnvoll erachte, weil diese Kolleginnen und Kollegen durch hohe Expertise bestechen, den Betrieb kennen und auch untereinander gut können, was für das Gesamtklima wichtig ist“, so der Magi. Meinen Einwand, dass beim Team ein Männerüberhang unübersehbar ist und offensichtlich wenig Frauen zum Zug gekommen sind, möchte Dewina so nicht stehen lassen. „Bei den wirklich Neuen ist das Verhältnis vier Männer zu drei Damen.“ Gerade der Magistrat als öffentlicher Arbeitgeber sei weitestgehend Garant dafür, dass Männer und Frauen gleiche Chancen bekommen, „es haben auch alle dasselbe Lohnschema.“ Faktum sei aber ebenso „und das bezieht sich nicht nur auf Frauen, sondern genauso auf Männer, dass die jüngere Generation heute gar nicht mehr immer ganz nach oben drängt. Heute sagen viele, ich möchte gar nicht so viel 24

Verantwortung übernehmen, möchte mehr Freizeit haben und lieber an dem Platz bleiben, wo ich mich wohl fühle.“ Eine Einstellung, der der Magistratsdirektor durchaus Positives abgewinnen kann „weil wir dadurch hohe Kompetenz auch auf der mittleren Ebene gewährleisten und sich auch keiner selbst überfordert bzw. den gestellten Aufgaben vielleicht nicht gerecht werden kann.“ Alles, was Recht ist Und die zu bewältigenden Aufgaben werden für die Kommunen beileibe nicht weniger, auch sicher nicht einfacher, sondern eher immer komplizierter. Aus diesem Grund werden im Zuge der Reform manche Bereiche, wie die bisherige Baudirektion & Stadtplanung, gesplittet bzw. Zuständigkeiten komplett neugeordnet „weil etwa die Bereiche Stadtplanung und Verkehr in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung und Umfang gewinnen werden, dass es einer eigenen Abteilung bedarf, während das Bauamt als solches wirklich nur mehr mit den baulichen Agenden betraut sein soll, die ja ebenfalls unübersehbar explodiert sind. Einer allein kann das einfach nicht mehr alles überblicken, weshalb wir uns zu diesem Schritt entschlossen haben“, so Dewina. Zum anderen krempelt man die Verwaltung auch insofern um, dass man für viele Felder eine Art Überbau schafft – Stichwort Stadtprokuratur und Bürgerhaus. Im Falle des ersteren trägt man dem immer stärkeren Primat des Juristischen Rechnung. Das liegt zwar in der Natur der Behörde an sich, „weil es gibt im Grunde nichts, was nicht juristisch geregelt wäre, z. B. steht hinter jeder Veranstaltung ein Veranstaltungsgesetz, hinter jeder Impfung ein Datenschutzgesetz und so weiter“, führt Dewina aus, aber die Gesetze – so hat

man als Laie zumindest den Eindruck – werden immer mehr, die Materien immer komplexer und die Selbstverantwortung der Bürger im Gegenzug immer weniger. „Das ist halt der Zeitgeist, dass unsere Gesellschaft in Sachen Recht immer genauer wird und die Bürger das quasi auch einfordern. Als Behörde kann man da nichts ‚locker‘ nehmen, da gibt es keine Spielräume mehr wie vielleicht noch vor einigen Jahrzehnten.“ Aus diesem Grund sei das Ziel der Reform „alle Fachbereiche auch juristisch quasi flächendeckend abzudecken, daher haben wir – ein bisschen in Analogie zur Finanzprokuratur des Bundes – gesagt, wir ordnen jedem Fachbereich ein rechtliches Pendant zu, also zur fachlichen Expertise die juristische.“ Dadurch sind die Juristen, die den Abteilungsvorständen „wie bei zwei Vorständen“ gleichgestellt sind, von Beginn an in die Erstellung von Verträgen, Verordnungen, Vergaberechtsmaterien etc. involviert, erstellen Gutachten, vertreten die Behörde vor Gericht und so fort. „Wir hoffen dadurch schneller und noch genauer zu werden, weil die rechtliche Expertise jetzt von Beginn weg institutionalisiert ist und nicht, wie früher bisweilen der Fall, die Juristen erst später hinzugezogen werden, wenn quasi schon der Hut brennt.“ Ein Haus der Bürger Die zweite ganz große Neuerung betrifft das sogenannte „Bürgerhaus“. „Da haben wir uns ein bisschen von Innsbruck inspirieren lassen, das für


„VERWALTUNG IST KEIN SELBSTZWECK“

die Bereiche Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Pressewesen und Tourismus einen open space geschaffen hat – wir gehen allerdings noch einen entscheidenden Schritt weiter“, verrät Dewina. Soll heißen, dass im neuen Bürgerhaus praktisch alle für die Bürger relevanten Abteilungen interagieren, was ein komplett neues Raumkonzept im Rathaus nach sich ziehen wird. „Allein schon deshalb darf man sich sicher sein, dass das kein ‚Feigenblatt‘ wird – wir nehmen da wirklich viel Geld in die Hand“, verspricht der Magi. Im neuen Co-Working Space werden bis zu vier Abteilungsleiter zusammenarbeiten „da betreten wir absolutes Neuland, auch im Hinblick auf den Mehrwert für die Bürger – ich bin selbst gespannt, wie sich dieser Ansatz entwickelt, den wir laufend nachjustieren werden.“ Die Bürger selbst wiederum sollen im Bürgerhaus natürlich so viele Behördenwege wie möglich kompakt abwickeln können, zum anderen sollen sie „ihr“ Haus aber auch regelrecht in Beschlag nehmen. „Das heißt man geht nicht nur aufs ‚Amt‘, sondern kann im Bürgerhaus verweilen, schaut sich vielleicht auch eine Ausstellung an, nimmt an der Präsentation eines Bebauungsplanes teil, trinkt Kaffee, liest Zeitung oder – auch das gerne – ein Schüler verbringt dort ganz ohne Konsumzwang einfach die Wartezeit bis zur Abfahrt des Busses“, umreißt Dewina die Möglichkeiten des neuen Hauses. Politik & Verwaltung Dass all diese Pläne politisch für Rauschen im Blätterwald sorgten, weil einige Parteien beklagten, dass sie in die Umstrukturierungspläne und Personalentscheidungen nicht einbezogen worden waren, kann der Magistratsdirektor nicht nachvollziehen. „Das wäre ja umgekehrt so, wie wenn die Verwaltung mitbestimmen möchte,

NEXT GENERATION. In den kommenden drei Jahren tritt rund die Hälfte aller Abteilungsleiter am Magistrat in den Ruhestand, ihre Nachfolger wurden bereits jetzt präsentiert.

welche Personen auf die Kandidatenliste der jeweiligen Partei gesetzt werden sollen“, schüttelt er den Kopf und wünscht sich, „dass nicht künstlich ein Spannungsfeld zwischen Verwaltung und Politik erzeugt wird bzw. versucht wird, diverse Fragen parteipolitisch zu missbrauchen – die Verwaltung ist dafür das falsche Spielfeld!“ Vielmehr seien Verwaltung und Politik in Wahrheit ja zwei Seiten ein- und derselben Medaille. „Auch Gemeinde- und Stadträte sind per Gesetz Organe der Stadt und haben ganz klare Zuständigkeiten. Die Verwaltung ist quasi die Beraterin der Politik. Sie bekommt von der Politik auch die Aufträge und muss die Beschlüsse in Folge umsetzen.“ Was dem oftmals kritisierten Eindruck der Parteipolitik ohne Zweifel Vorschub leistet – ob nun zurecht oder nicht sei dahingestellt – ist freilich die im System zugrundegelegte Rolle des Bürgermeisters, der ja sowohl höchster Politiker als auch

höchstes Verwaltungsorgan der Stadt ist. „Im Sinne des Stadtrechtsorganisationsgesetzes erfüllt er als Vorstand des Magistrates die Funktion des obersten, politisch gewählten Verwaltungsorgans der Stadt mit Weisungsrecht – das hat aber nichts mit Parteipolitik zu tun. Das verwechseln viele oder vermischen es vielleicht auch ganz bewusst“, mutmaßt der Magistratsdirektor, der seinerseits „als oberster Beamter der Stadt quasi so etwas wie Chef des Innendienstes ist.“ Dewina wünscht sich jedenfalls, „dass man Verwaltung und Politik nicht auseinanderdividiert. Beide erfüllen ja je für sich keinen Selbstzweck, sondern der Fokus muss immer auf die Interessen der Bürger gerichtet sein. Die stehen an oberster Stelle!“ So wie bei den Grundüberlegungen zur neuen Magistratsstruktur, die angesichts des anstehenden Generationenwechsels auch mit reichlich frischem Wind einhergehen könnte. Möge die Übung gelingen!

Man sollte kein künstliches Spannungsfeld zwischen Verwaltung und Politik erzeugen oder versuchen, diverse Fragen parteipolitisch zu missbrauchen – die Verwaltung ist dafür das falsche Spielfeld! THOMAS DEWINA

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FÜR DEN PLANETEN IN BEWEGUNG Mit der Fridays for Future Bewegung oder dem Klimavolksbegehren hat sich zuletzt vermehrt die Zivilgesellschaft für die Umwelt und das Klima stark gemacht. Was fordern die Initiativen und wie sind die Aussichten auf Erfolg? Etwa 30 Menschen haben sich am 1. November vor dem St. Pöltner Hauptbahnhof versammelt, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. Die Veranstaltung wurde von der Fridays for Future Bewegung organisiert, die auch in St. Pölten seit März aktiv ist und jeden ersten Freitag im Monat auf die Straße geht. Normalerweise seien es zwischen 50 und 100 Teilnehmer, erklärt Mitorganisatorin Sanea Hertlein. Die 19-Jährige hat heuer im BORG Krems maturiert und dort auch Probleme bekommen, weil sie wegen der Demos die Schule verpasst hat. Über ihre Motivation an der Demonstration teilzunehmen sagt sie: „Ich habe immer Interesse am Umweltschutz gehabt. Meine Großeltern hatten einen Bauernhof, ich habe bereits früh angefangen mich vegetarisch zu ernähren und das auch mein ganzes Leben durchgezogen.“ Umwelt- und Klimaschutz gehören derzeit zu den bestimmenden gesellschaftlichen Themen. Während es inzwischen weitgehende Einigkeit über die verheerenden Auswirkungen eines rasanten Klimawandels gibt, stehen konkrete politische Maßnahmen erst am Beginn. Das Klimaabkommen von Paris, das 2015 verabschiedet wurde (siehe Infobox), sollte als Nachfolger des Kyoto-Protokolls Maßnahmen definieren, um die globale Erderwärmung zu bremsen. Un-

FRIDAYS FOR FUTURE. Die Bewegung setzt sich für einen stärkeren Klimaschutz ein, ihren Beginn nahm dank der schwedischen Schülerin Greta Thunberg.

ter anderem der spätere Ausstieg der USA führte allerdings zum wiederholten Male die Flüchtigkeit solcher Abkommen vor Augen. Dürreperioden und Hitzewellen gaben Klimabewegungen in den letzten Jahren zusätzlichen Aufwind und führten auch zur Entstehung der Fridays for Future Proteste, die zunächst von Schülern ausgingen. Inzwischen ist das Publikum bei den Demonstrationen gemischter, was sich auch am 1. November in St.

Ich versuche öffentlich und mit dem Rad zu fahren und Second Hand einzukaufen. SANEA HERTLEIN

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Pölten zeigt. Von Kindern über Schülerinnen und Studenten bis hin zu Pensionisten sind zahlreiche Altersgruppen und Bevölkerungsschichten vertreten. Antje und Manfred, 50, sind hier, weil es „um unsere Zukunft geht.“ Das Klimathema sei für sie wichtig, weshalb sie auch an diesem Feiertag mitmarschieren würden. Für Jana, 22 und aus Baden, ist es v, a. wichtig, dass auch in kleineren Städten wie St. Pölten demonstriert wird. „Ich finde es toll, dass auch in St. Pölten etwas passiert. Ich bin da wegen der Umwelt und weil die Politik es nicht schafft, Alternativen zu schaffen.“ Die Demonstration könne das Anliegen insbesondere sichtbar machen und so Aufmerksamkeit


TEXT: SASCHA HAROLD | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER, SASCHA HAROLD

schaffen. Auch für Benji, 25 und aus Wien, steht fest: „Wenn wir nichts tun, dann geschieht auch nichts.“ Politik am Zug In der St. Pöltner Gemeindepolitik will man den Ball annehmen. Über alle Fraktionen hinweg ist zumindest die Dringlichkeit des Problems bekannt. „Das Klima und der Umweltschutz zählen zu den wichtigsten Themen der nächsten Jahrzehnte“, meint etwa FPÖ-Stadtrat Klaus Otzelberger. Er ergänzt allerdings, dass es schwer sein werde etwas zu ändern, wenn große Umweltsünder wie China, die USA, Russland und Indien wenig Bereitschaft für Verbesserungsmaßnahmen zeigen würden. Die Fridays for Future Bewegung sieht er dagegen kritisch: „Wenn man für Umweltschutz eintritt, sollte man dies auch leben, leider sind die Plätze nach den Demos der sogenannten ‚Umweltschützer‘ meist stark vermüllt, da die ‚Aktivistinnen und Aktivisten‘ ihren Mist einfach liegen lassen“. Der grüne Gemeinderat Markus Hippmann schließt sich diesem Fazit nicht an: „Die Bewegung (Fridays for Future, Anm.) hat das Thema Klimawandel aus dem Hinterzimmer auf die Bühne geholt. Der Klimawandel betrifft uns alle gemeinsam, und durch diese Demos können die Entscheidungsträger nicht mehr daran vorbei – auch anderen Parteien ist plötzlich der Klimaschutz ein Anliegen, vor zwei Jahren war es, wenn überhaupt, nur ein kleiner Punkt im Programm.“ Vizebürgermeister Matthias Adl (ÖVP) schließt sich der grundsätzlich positiven Bewertung an, „weil sie die Verantwortlichen hoffentlich wachrüttelt.“ Dem Klimawandel räumt auch er oberste Priorität ein. Verbale Unterstützung bekommt die Bewegung auch von Vizebürgermeister Franz Gunacker (SPÖ), der in der Organisation vor allem ein Zeichen gegen Politikverdrossenheit und gegen „eine der größten Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen“ sieht. Für die Kommunalpolitik ortet er mehrere Aufgaben: „Wir in St. Pölten

Wenn wir nichts tun, dann geschieht auch nichts. BENJI

haben schon einige Maßnahmen gesetzt, die uns helfen mit den kommenden Herausforderungen zurecht zu kommen.“ Er hebt etwa die Errichtung des letzten Windparks 2015 positiv hervor. Notwendig, so Gunacker weiter, sei nun die Förderung und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Problembewusstsein Zurück bei der Demonstration wird die Zuversicht nicht von allen geteilt. Hertlein ist skeptisch, was die konkreten Maßnahmen angeht: „Es kommen oft sehr viele Ankündigungen aber wenig Konkretes. Was wir brauchen sind mehr Förderungen für nachhaltige Projekte, etwa erneuerbare Energien und eine ökosoziale Steuerreform.“ Um ihren Teil zur Lösung des Problems beizutragen, versucht Hertlein auch ihr eigenes Verhalten zu ändern: „Ich versuche öffentlich und mit dem Rad zu fahren und Second Hand einzukaufen.“ Gerade die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sei aber oft noch zu teuer. Auch die Teilnahme an den Demonstrationen wurde gerade für Schüler oft zum Problem, weil das Fehlen im Unterricht schwere Folgen haben kann.

Hertlein kritisiert hier die Niederösterreichische Bildungsdirektion, von der es in der Sache keine Unterstützung gab. „Es hängt stark von den Schulen ab, ob es Unterstützungen dafür gibt, zu den Demos zu gehen“, erläutert Hertlein. Man habe als Reaktion auf viele Probleme von Schülern versucht, den Start der Demos nach hinten zu verschieben, um möglichst vielen die Teilnahme zu ermöglichen. Bildungsdirektor Johann Heuras sieht die Sache differenziert: „Grundsätzlich begrüße ich das Engagement von Schülerinnen und Schülern für den Klimaschutz sehr. Dieses Engagement sollte aber nicht anstatt der Schule, sondern in der Schule stattfinden.“ Dass sich Schüler politisch engagieren sei zwar zu begrüßen, aber, so Heuras weiter: „Natürlich sehe ich ein Problem, wenn während der Unterrichtszeit und nicht in der freien Zeit an Demonstrationen teilgenommen wird, die ursächlich nichts mit der Schule zu tun haben.“ Was folgt? Über die genauen Folgen eines ungebremsten Klimawandels wird derzeit debattiert. Der Weltklimarat der UNO (IPCC) veröffentlicht regel-

1. NOVEMBER. Auch in St. Pölten gehen immer wieder Menschen für das Klima auf die Straße. Was mit Schülern begann, umfasst mittlerweile weite Teile der Gesellschaft. MFG 11.19

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FÜR DEN PLANETEN IN BEWEGUNG

INFOBOX PARISER KLIMAABKOMMEN Das Übereinkommen von Paris wurde auf der UN-Klimakonferenz in Paris verabschiedet und sieht die Begrenzung der globalen Erderwärmung auf weniger als 2 Grad vor. Die USA kündigten Mitte 2017 als einziges Land der Erde ihren Austritt aus dem Abkommen mit 2020 an. Neben der Emissionsbegrenzung betont das Abkommen die Notwendigkeit sogenannter negativer Emissionen – also der Entfernung von bereits freigesetztem CO2 aus der Atmosphäre. FORDERUNGEN KLIMAVOLKSBEGEHREN Das Klimavolksbegehren formuliert die folgenden vier Forderungen: • Zukunft ermöglichen: Klimaschutz in die Verfassung • Zukunft sichern: Stopp klimaschädlicher Treibhausgase • Zukunft fördern: Klimaschutz belohnen und niemanden zurücklassen • Zukunft gestalten: Verkehr und Energie nachhaltig machen

mäßig Statusberichte, die den Stand der Forschung wiedergeben sollen. Zuletzt erschien im September ein Bericht zum Zustand der Ozeane und der Kyrosphäre des Planeten, der Folgendes festhält: „Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte hat die globale Erwärmung dazu geführt, dass die Kyrosphäre weiträumig geschrumpft ist. Es ist praktisch sicher, dass sich der globale Ozean seit 1970 ungemindert erwärmt hat und mehr als 90% der zusätzlichen Wärme im Klimasystem aufgenommen hat. Seit 1993 hat sich die Geschwindigkeit der Ozeanerwärmung mehr als verdoppelt.“ Die Folgen dieser Erwärmung sind etwa ein Ansteigen des Meeresspiegels oder erhöhte Windgeschwindigkeiten und Niederschläge von tropischen Wirbelstürmen, was

SANEA HERTLEIN. Die 19-jährige BORG Absolventin (1. Reihe, 2.v.r.) setzt sich für den Umweltschutz ein und engagiert sich bei Fridays for Future.

vor allem in Küstengegenden zu Problemen führt. Als Gegenmaßnahme wird vor allem eine „ehrgeizige Emissionsreduktion“ benannt. Eine weitere Initiative, die diese Warnungen ernst nimmt und die Politik zum Handeln bewegen will, ist das Klimavolksbegehren, das derzeit in allen Gemeindebehörden oder digital per Bürgerkarte unterschrieben werden kann. Für Niederösterreich ist Giovanni Brizzi als Koordinatorin tätig. „Wir haben mehr als 500 Helfer, die uns bei der Kampagne unterstützen“, erklärt Brizzi. Derzeit gehe es vor allem darum, Bezirkskoordinatoren in allen niederösterreichischen Bezirken zu finden und anschließend Bezirksgruppen aufzubauen. Mehr als 50.000 Unterschriften hatte das Bündnis Ende September bereits gesammelt. 100.000 werden als nächstes Ziel ausgegeben. Helfen sollen weitere Aktionen in österreichischen Städten – auch für St. Pölten sind welche geplant. Vier zentrale Forderungen haben die Initiatoren des Klimavolksbegehrens formuliert (siehe Infobox). Werden die notwendigen Unterschriften erreicht, muss das Anliegen im Parlament de-

battiert werden. Ein Mehr an Klimaschutz hätte für Brizzi spürbare Konsequenzen: „Für St. Pölten würde die Umsetzung der Forderungen des Klimavolksbegehrens eine Trendumkehr bedeuten: Nach Jahrzehnten steigender Lärm- und Feinstaubbelastung wäre endlich Entspannung in Sicht. Der intensivierte öffentliche Nahverkehr würde die verstopften Stadteinfahrten entlasten, sodass sowohl Auto- als auch Öffifahrer schneller an ihr Ziel kommen.“ Ob Fridays for Future, Klimavolksbegehren oder andere Initiativen, vermehrt organisieren sich Menschen, für die der Klimaschutz die größte Herausforderung der nächsten Zeit ist und die sich von der Politik dabei nur unzureichend unterstützt fühlen. Das Bewusstsein scheint inzwischen zumindest in Europa geweckt zu sein – auch im Zuge der momentan laufenden Koalitionsverhandlungen wird dem Klima hohe Priorität zugewiesen. Ob aus diesen Lippenbekenntnissen konkrete Maßnahmen erwachsen und ob diese angesichts einer globalen Problemlage auch greifen, wird die Zeit zeigen. Die Uhr tickt.

Grundsätzlich begrüße ich das Engagement von Schülerinnen und Schülern für den Klimaschutz sehr. Dieses Engagement sollte aber nicht anstatt der Schule, sondern in der Schule stattfinden. NÖ BILDUNGSDIREKTOR JOHANN HEURAS

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DER NIMMERMÜ Traditionell steht er bei der Pressekonferenz zum Landeshauptstadtball mit am Podium – Wolfgang Wutzl, DauerCaterer im VAZ St. Pölten und regionale Gastro-Ikone. Und Jahr für Jahr erzählt er dort – auch nach 22 Jahren gastronomischer Hauptstadtballbetreuung – etwas Neues: Heuer verwöhnt er die Ballgäste etwa mit einem 15-gängigen Haubenköche-Menü und führt Cashless-Bezahlung ein. Stillstand sieht anders aus!

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ielleicht manifestiert sich gerade in diesen exemplarischen Novitäten ein bisschen das Wesen Wolfgang Wutzls. Denn während sich andere in seinem Alter – über das er beharrlich den Mantel des Schweigens hüllt – eher erneuerungsresistent zeigen und schon mit mehr als nur einem Auge Richtung Pension schielen, erfindet sich der Wirt auch nach über 30

30 Jahren Gastronomie noch immer wieder neu und brennt wie ein Junger – ja, wahrscheinlich sogar mehr, frei nach seinem Selbstanspruch: „Nur wenn du dir etwas Großes vornimmst, erreichst du das Normale.“ DAS Restaurant im VAZ So betrachtet ist auch die Location, wo wir uns auf ein Plauscherl treffen,

absolut schlüssig: Das neue Restaurant im VAZ, das von seinem ehemals „verwaisten“ Standort am Areal in einen Neubau direkt beim Haupteingang vorgewandert ist und damit für Wutzl und seine Gäste neue Möglichkeiten schafft. Arbeitete er bei Veranstaltungen im Haus bislang vor allem mit Gastro-Stationen in den verschiedenen Hallen, so ist nun – jeweils zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn – mit dem neuen Restaurant ein zusätzlicher gastronomischer Anziehungspunkt hinzugekommen. „Das wird auch schon gut angenommen – die Leute genießen vor der Aufführung das schöne Ambiente, und bleiben nachher noch vielfach auf einen Schlummertrunk“, freut sich der Gastronom. Zudem bietet Wutzl ab sofort „allerdings nur gegen Voranmeldung


WOLFGANG WUTZL

TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

DE mindesten fünf Tage vorm Veranstaltungstag, auch Dinner an.“ Die oftmals von Besuchern gestellte Frage „Wo kann man denn vor der Vorstellung noch etwas essen?“, dürfte damit endlich der Vergangenheit angehören. Zudem möchte Wutzl den neuen Gastronomiebereich an Tagen, an denen keine VAZ-Veranstaltung angesetzt ist, „auch für Events vermieten – etwa Taufen, Firmenfeiern und Ähnliches!“ Von 40 bis 400 Personen können in den neuen Räumlichkeiten kulinarisch verwöhnt werden, wobei Wutzl diesbezüglich gerne von „Eventgastronomie“ spricht. Erlebnis Gastronomie Darin ist er nun tatsächlich ein alter Hase und Meister seines Faches. Seit mittlerweile über 15 Jahren ist er

Resident-Caterer im VAZ St. Pölten, das bedeutet Bewirtung von Seminarund Kongressgästen mit gediegenen Schmankerln, kulinarisches Verwöhnprogramm für Ballgäste, punktge­ naue Snack- und Getränkeversorgung in den Pausen von Konzerten und Shows bis hin zur gastronomischen Befriedigung tausender durstiger und hungriger Kids bei Festivals. Die Bandbreite ist groß, ebenso die jeweilige logistische Herausforderung, wie Wutzl etwa im Zuge der Hauptstadtball-Pressekonferenz verdeutlichte, muss er doch beim Ball zum Beispiel wie ein Dompteur 190 Mitarbeiter dirigieren, um die bestmögliche Versorgung der Gäste zu gewährleisten. Für Wutzl bedeutet diese stete Herausforderung wohl einen gewissen Kick, „denn Erlebnisgastronomie habe ich schon gemacht, da gab es den Begriff noch gar nicht“, lacht er und erinnert sich an seine „Erlebnispizzeria La Strada in Ybbs zurück, wo durchs Lokal ein ‚Bach‘ floss, von der Wand ein Wasserfall rauschte und lichttechnisch schon so viel Equipment hing, wie jetzt im neuen VAZRestaurant.“ Dabei hatte Wutzl in Sachen Gastro keine wie immer geartete Vorprägung, sondern war, wenn man es so formulieren möchte, ein Spätbe-

rufener. „In die Gastronomie bin ich erst mit 32 Jahren eingestiegen“, verrät er sodenn. Gelernt hat er eigentlich Optiker, 12 Jahre lang züchtete er Champignons, außerdem betrieb er einen Textilhandel mit Südostasien „der eigentlich sehr gut ging“, bis ihn sein Geschäftspartner hinterging „da hab ich es sein lassen.“ Eine Beziehung führte schließlich zum ersten Lokal, dem im Laufe seiner Karriere zehn weitere folgen sollten, von besagtem La Strada übers City Treff bis hin zum Franchise „Sidona Café, da führte ich drei Filialen.“ Selbst eine Pension in Tirol betrieb Wutzl zehn Jahre lang, bevor er sich zusehends Richtung Catering orientierte, auch weil dies in seinen Augen jene Form der Gastronomie ist, „die heute noch einfacher ist. Früher war die Gastronomiewelt ja noch in Ordnung, aber spätestens seit der Einführung des Euro ist es für Gastronomen immer schwieriger geworden. Die Registrierkassenpflicht etwa ist ein enormer Verwaltungsaufwand, die Lebensmittelauflagen werden immer rigoroser, ja die Auflagen ganz allgemein sind mittlerweile überbordend – wenn du heute ein neues Lokal aufmachen möchtest, bist du ja fast schon tot, bevor du aufsperrst. Ich habe wirklich höchsten Respekt vor allen Kollegen, die sich das noch ‚antun‘.“ Catering all over Niederösterreich Der Catering-Bereich hingegen sei insofern „leichter, weil ich als Resident Caterer viel besser kalkulieren kann, genau weiß, wann ich wie viele Leute habe.“ Diese versorgt Wutzl im Übrigen nicht nur direkt im VAZ St. Pölten bei Veranstaltungen, sondern der Gastronom catert auch in ganz Niederösterreich „für 50 bis 5.000 Personen, die Bandbreite reicht von Outdoor- bis Gourmetcatering.“ Auf gut 150 Aufträge kommt er so insgesamt im Jahr, an manchen Tagen fährt er mehrgleisig. Unterstützt wird er dabei von einem fixen zwölfköpfigen Team „das wirklich top ist“ und das je nach Veranstaltungsgröße auf bis zu 250 Personen, „die ich in einem Pool habe“, anwachsen kann. Diese Kollegen können im Übrigen auch MFG 11.19

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DER NIMMERMÜDE

DAS RESTAURANT IM VAZ ST. PÖLTEN Das VAZ Restaurant öffnet an Veranstaltungstagen jeweils zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn seine Pforten, um die Besucher mit Drinks und Snacks zu verwöhnen, und hält auch danach noch für einen Schlummertrunk offen. Mit Tischreservierung (Voranmeldung spätestens fünf Tage vor der Veranstaltung unter der Telefonnummer 0676/788 79 90) kann zudem an Veranstaltungstagen ein Dinner reserviert werden. Feiern & more Zudem ist die neue Gastro-Location für diverse Feiern wie etwa Taufen, Jubiläen, Firmenfeiern und ähnliches buchbar, und zwar von mindestens 40 bis maximal 400 Personen. Voraussetzung dafür ist eine Voranmeldung frühestens ab sechs Wochen vor dem geplanten Event. Eine klassische Miete gibt es nicht, dafür besteht eine Mindestkonsumation von 1.800 Euro brutto. Infos & Kontakt Wutzl Gastro Tel. 0676/7887990 office@wutzl.net

VAZ RESTAURANT. Zwei Stunden vor Veranstaltungen öffnet DAS Restaurant seine Pforten und hält auch danach offen. Gegen Voranmeldung kann man auch dinieren (s. links). über sein Personalleasing AGZ gebucht werden, wie Wutzl zudem sein Gastro-Equipment für andere Veranstalter vermietet: „Ich habe allein 40 Registrierkassen, Bars, Küchengeräte, Geschirr … alles, was man eben für ein Event braucht.“ Eine Liebe namens SKN Und, als ob das nicht schon genug wäre, hat er seit einigen Jahren auch die Outdoor-Gastronomie sowie den Fan-Treff in der NV-Arena über. „Da bin ich übers Consulting hineingekommen. Als mein Vorgänger das Handtuch geworfen hat, habe ich es übernommen – wenn du mich einmal hast, wirst du mich nicht mehr los“, lacht er. Dass er umsatzmäßig stark vom sportlichen Erfolg bzw. Misserfolg der Mannschaft abhängig ist, weil dann je nachdem mehr oder weniger Leute ins Stadion kommen, nimmt er sportlich. „Ganz ehrlich – das Geschäft ist zweitrangig. Letztlich geht es darum, dass der SKN und das Stadion großartige Projekte sind, die für die Stadt enorme Bedeutung haben. Da einen

Beitrag zu leisten, ist doch eine schöne Aufgabe. Und nicht anders verhält es sich mit dem neuen Restaurant im VAZ St. Pölten – gerade auch im Hinblick auf die unglaubliche Dynamik der Stadt. Das mag ein kleines Mosaiksteinchen sein, aber je nachdem, wie es mit Leben erfüllt wird, trägt es zu einem hoffentlich attraktiven Gesamtbild bei.“ Gerade das Neue, die Herausforderung wirkt dabei für Wutzl, wie es scheint, wie ein Jungbrunnen. „Von meinem Naturell her war ich immer ein Mensch, der nicht gern über die Vergangenheit spricht oder zurückdenkt, sondern den Blick lieber in der Zukunft hat.“ Und die liegt definitiv nicht in Pensions-Fantasien und Hängematte wie wohl bei den meisten Gleichaltrigen, sondern in Arbeit, die im Falle Wutzls aber vor allem Leidenschaft bedeutet und ihn jung hält. Und so verrät uns der passionierte Sportler, der täglich seinen Körper stählt, am Schluss des Gesprächs dann doch noch etwas in Sachen Alter und Älterwerden: „Ich möchte 120 werden!“

Erlebnisgastronomie habe ich schon gemacht, da gab es den Begriff noch gar nicht. WOLFGANG WUTZL

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FEUER AM DACH? Freiwillige Feuerwehren sind wichtig und bieten vielfältige Aufgaben, klar. Aber warum tun sich FlorianiVerbände flächendeckend immer schwerer damit, jungen Nachwuchs zu finden? Und was sagt das über Jugend, Gesellschaft und die Bedeutung von Vereinen aus?

K

reischende Feuerwehrsirenen, Blaulicht, zersplitternde Glasscheiben, eine verbeulte Autotür, die aufgeschnitten wird und natürlich Wasser aus dem Hochdruckschlauch sowie lodernde Flammen. All das unterlegt mit frenetischer Musik. Im Bild: Begeisterte, uniformierte Kids im Alter von zehn bis 15 Jahren. Nein, Halbherzigkeit kann man der Freiwilligen Feuerwehr Krems bei ihren Social Media Auftritten nicht vorwerfen. Gerade was das Anwerben von Nachwuchs für die Feuerwehrjugend betrifft, legen sich die Florianis von der Donau ins Zeug. In der Feuerwehr34

zentrale weiß man, wie notwendig es ist, die Fühler dorthin auszustrecken, wo Kinder und Jugendliche erreichbar sind. Nicht nur in Krems haben FFs Probleme, begeisterten Nachwuchs für sich zu gewinnen. Dabei fangen viele Feuerwehr„karrieren“ schon in jungen Jahren an. Früh übt sich! Daniel Reuter, bautechnischer Zeichner aus Krems, ist erst 25 Jahre alt, ein „junger Hupfer“ also. Innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr Krems ist er allerdings schon fast ein langgedienter Veteran. Kein Wun-

der, denn Daniel war erst zehn Jahre alt, als er sich der Feuerwehrjugend in seiner Heimatgemeinde Hollenburg anschloss. „Wir waren eine kleine Gruppe im Ort. Einige meiner Freunde waren schon länger dabei und über die bin ich dann auch zur Feuerwehr gestoßen“, erzählt er. Kameradschaft und die Möglichkeiten Neues zu lernen waren schon damals Triebfedern seines Engagements bei der FF. Vonseiten anderer Kinder und Jugendlicher hätten er und seine Kameraden von Zeit zu Zeit spotthafte Reaktionen und manchmal auch Neid erlebt. „Neid auf unsere Kameradschaft“, wie Daniel meint. Neben dem Schulstress standen bei ihm Heimstunden in der Feuerwehrwache, Vorbereitungen für Wissenstests, Teilnahmen an Übungen, Wettkämpfen und Jugendlagern – seine „persönlichen Highlights“ – am Plan. Den


TEXT: JOHANNES MAYERHOFER | FOTOS: POLEX, LKF NOE, JOHANNES MAYERHOFER, FOTOSTUDIO WILKE

Der Anteil der Frauen und Mädchen steigt bei uns stetig. DIETMAR FAHRAFELLNER

Kindern und Jugendlichen werde ein Sinn für Zusammenarbeit und die Bedeutung von Hierarchien vermittelt. „Feuerwehr ist Hierarchie, das ist klar.“ Von seinen damaligen Freunden bei der Feuerwehrjugend seien einige auch heute noch im FF-Team, aber eben nicht alle: „Diese Lebensjahre sind eben eine schwierige Zeit, viele haben dann mit 15 oder so eine Freundin oder entwickeln andere Interessen.“ Heute ist Reuter Sachbearbeiter für Atemschutz der FF Krems, zu der eine Zentrale und acht Wachen gehören. Einen Raum im hinteren Teil der Zentrale, die Werkstatt, kann er sein „Reich“ nennen. „Ich bin hier zuständig dafür, dass die Atemschutzvorrichtungen funktionieren, dass alles gewartet und auf Schäden kontrolliert wird, dass die Kameraden die Ausbildung besuchen. Es ist wie ein zweiter Job für mich. Neben diesen Aufgaben muss ich auch oft in Bereitschaft sein. Aber man hat ja auch Freude daran und die Kameraden müssen sich auf mich verlassen können, dass mit dem Atemschutz alles funktioniert.“ An der Verantwortung wachse man auch persönlich mit, meint Daniel. „Man entwickelt sich mit der Feuerwehr. Man entwickelt Fähigkeiten, hat die Chance sich zu

beweisen, lernt aber auch, wo Grenzen sind und wo man sich in eine Gruppe einzuordnen hat.“ Are the kids alright? Kameradschaft und Teamgeist, das Erlernen neuer Fähigkeiten, der „Neid der anderen“ – welchen man sich ja bekannterweise hart verdienen muss – und die Mithilfe zum Erhalt der öffentlichen Sicherheit: Gründe, sich bei einer Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren, scheint es viele zu geben. Was sind aber die Gründe, weshalb die Zahlen jener Jungspunde, die sich davon begeistern lassen, deutlich abnehmen? Diese Frage beschäftigt auch Johanna Stoiber. Sie ist als Jugendbeauftragte zuständig für die Betreuung und auch Rekrutierung der FF-Jugend in Krems. Auch sie ist bereits seit Kindheitstagen „dabei“, stieß zur Kremser FF als sie zwölf war, nach den Eindrücken der Hochwasserkatastrophe im Jahr 2002. Eine Rolle spiele laut Stoiber im speziellen Fall der Kremser FF die geografische Lage. „In der Stadt ist das Verhältnis der Menschen viel anonymer als im kleinen Dorf, wo sich jeder kennt und die FF ein Teil der Gemeinschaft ist“, so die 29-Jährige. Doch da sich FFs so-

JUNGE UND GANZ JUNGE. Kremser FF-Nachwuchs Tobias Reiter und Eduard Hulban mit Jugendbetreuerin Johanna Stoiber und Atemschutzbeauftragtem Daniel Reuter (v.l.n.r.)

MIT 13 ZUR FEUERWEHR. Dietmar Fahrafellner, FF-Chef von St. Pölten und NÖ.

wohl im städtischen, als auch im ländlichen Bereich mit dem Phänomen konfrontiert sehen, muss es auch andere Faktoren geben. Was sich definitiv verändert habe, das seien die Zahlen anderer Vereine. „Heute gibt es ja ein wirkliches „Griss“ um Kinder und Jugendliche. Die haben ein größeres Vereinsangebot, als es früher der Fall war.“ Gerade im Bereich Sport habe sich da sehr viel getan und ausdifferenziert. Hinzu komme der demografische Trend: „Es gibt eben immer weniger Kinder.“ Ein weiterer Grund sei der stetig steigende digitale Medienkonsum bei Kids und Jugendlichen. Dieser würde, etwa vermittelt über das ständig greifbare Smartphone, die Bedürfnisse der jungen Leute nach Erlebnis, Abenteuer, Action zu einem Teil bereits stillen. Der Anreiz, aufzustehen und aktiv etwas zu machen, würde dadurch sinken. Stoiber ist auch der Meinung, dass die Digitalisierung der Kommunikation dazu beitrage, dass Kinder zunehmend Hemmungen bekämen, sich in unvertraute Situationen oder in analogen (in Jugendsemantik übersetzt: „face-to-face“/„real life“) Kontakt mit unbekannten Personen zu begeben. Eine digitale Blase also, in die man kaum eindringen kann? So einfach sieht es Stoiber auch wieder nicht, denn es gibt Wege. Die Feuerwehr Krems strecke ihre Fühler regelmäßig aus, etwa in Kooperation mit Schulen, aber auch durch die VerMFG 11.19

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MFG URBAN

Man entwickelt Fähigkeiten, hat die Chance sich zu beweisen, lernt aber auch, wo Grenzen sind. DANIEL REUTER

LÖSUNG KINDERFEUERWEHR? Fahrafellner sieht schon lokale Erfolge des Konzeptes. anstaltung von Workshops, wie zuletzt am 31. August. Sie meint: „Die Schwierigkeit ist nicht so sehr, die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, sondern den Schritt hinzubekommen, dass ein kontaktierter Jugendlicher dann auch tatsächlich längerfristig bei uns bleibt.“ Einen Grundsatz beim Rekrutieren sei laut Stoiber zentral: „Man muss vor allem dorthin gehen, wo man Kinder und Eltern gemeinsam antrifft. Die Rolle der Eltern darf man nicht unterschätzen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder sich vollkommen aus eigener Initiative dazu entschieden, zur FF zu kommen, sei geringer als wenn eine Eltern-KindDynamik im Spiel sei. Beim Eintritt werden zwar ärztliche Gutachten zur körperlich-seelischen Eignung verlangt, darüber hinaus sei die Feuerwehr offen für alle, die den Anforderungen entsprechen können. Und hier tut sich laut Reuter und Stoiber ein weiteres spezifisches „Problem“ der Feuerwehr Krems auf: „Wir geben nach außen ein sehr professionelles Bild ab. Das ist gut, aber der Effekt ist, dass viele glauben, wir seien eine Berufsfeuerwehr.“ Nicht wenige würden daher gar nicht auf die Idee kommen, dass es sich um eine Freiwillige Feuerwehr mit Feuerwehrjugend handle. Kinderfeuerwehren: Die Lösung des Problems? Doch genug der Problemanalyse. 36

Welche Problemlösungen könnten helfen? Manchmal hilft es, einen Blick über den nationalen Tellerrand zu werfen, so wie Dietmar Fahrafellner. Der Kommandant der St. Pöltner Florianis und Landesfeuerwehrkommandant für NÖ hat sich bei den bayerischen Kollegen umgesehen und berichtet: „Die probieren dort schon einige Zeit unterschiedliche Modelle von Kinderfeuerwehren und machen damit gute Erfahrungen.“ Das Konzept ist simpel: Ddie Altersgrenzen sollen nach unten hin geöffnet werden. Kinder sollen schon ab acht Jahren mitmachen können. „Natürlich muss das alles spielerischer und weniger streng geschehen als bei der regulären Feuerwehrjugend und man muss regionale Unterschiede in der Umsetzung zulassen“, erklärt Fahrafellner. Mittlerweile werde das Konzept von etwa 20 Wehren in NÖ umgesetzt, wobei es laut Fahrafellner in Hainburg derartig gut funktioniere, dass man sogar einen Aufnahmestopp aussprechen musste. Positiv sei die bisherige Bilanz auch in Amstetten und Mödling. Beinahe täglich komme es zu Neugründungen von Kinderfeuerwehren in NÖ, so Fahrafellner.

Andere Stimmen sehen die Idee eher kritisch. „Wenn man, so wie ich, mit zehn Jahren zur Feuerwehrjugend kommt, hat man mehr als fünf Jahre „Durststrecke“. Natürlich macht man Übungen und dergleichen, aber man wartet Jahre, bis man an tatsächlichen Einsätzen teilnehmen kann. Durch die Kinderfeuerwehr wird diese Zeit noch ausgeweitet“, meint etwa Daniel Reuter. Jugendbetreuerin Stoiber betont: „So junge Kids brauchen besonders geschultes Betreuungspersonal. Da muss man eben von Wache zu Wache schauen, wie das läuft.“ Ob die Kinderfeuerwehren langfristig der Schlüssel zur Lösung des Problems sind, wird wohl erst in einigen Jahren seriös zu beurteilen sein. Währenddessen schmiedet Fahrafellner weitere Pläne: „Wir haben den Auftritt der FFs in den Social Media Plattformen. Aber wir haben auch vor, mehr in die Sprache der Jugend einzutauchen und auch Kooperationen mit InfluencerStars und Firmen einzugehen.“ Es gibt aber auch positive Trends. „Der Anteil der Frauen und Mädchen steigt bei uns stetig. Im aktiven Dienst haben wir in NÖ nur sechs Prozent, bei der Jugend sind es aber mittler-

„FEUERWEHR IST HIERARCHIE“. Bei Einsätzen muss jedes Rad ineinandergreifen. Mit Übungen, wie hier bei „POLEX 2019“ in Polen, trainieren die Kremser den Ernstfall.


FEUER AM DACH?

„SIEBEN JAHRE DURSTSTRECKE?“ Kritiker der Kinderfeuerwehr meinen, die Kinder würden von acht bis fünfzehn Jahren mit Trockenübungen vertröstet, bis es in echte Einsätze geht.

weile 30 Prozent. Hätten wir nicht so viel weiblichen Zuwachs, würde die Zahl unserer Mitglieder sinken“, erklärt Fahrafellner. Auf dem Weg in eine Individualisten-Gesellschaft? Welche Schlüsse können aus der Nachwuchssituation der Feuerwehren gezogen werden? Handelt es sich hier bloß um ein isoliertes Problem der Feuerwehren oder spiegeln sich darin viel weitreichendere Veränderungen der Gesellschaft? Welche Rolle spielen Vereine in der Sozialisierung von Jugendlichen? Bernhard Heinzlmeier ist Mitbegründer und Vorsitzender des Wiener Instituts für Jugendkulturforschung und beschäftigt sich seit über 20 Jahren aus sozialempirischer Sicht mit diesen Fragen. Einen generellen Bedeutungsverlust der Vereine sieht er nicht, manche Vereine seien „angesagter“, andere eben nicht. Was aber Freiwilligenvereine wie die Feuerwehr besonders treffe, sei die Auflösung traditioneller Gemeinschaften, wie die Dorfgemeinschaften. „Dort gibt es Abwanderung, Zuzug aus der Stadt. Gleichzeitig haben wir Entwicklungen einer Indi-

vidualisierung. Die Menschen sehen sich als Einzelne und nicht als Teil einer Gemeinschaft“, so Heinzlmeier. Er sieht eine Tendenz, dass Leistungen von Vereinen in den ökonomischen Dienstleistungsbereich verschoben werden. „Das Leben ist diskontinuierlicher geworden. Menschen pflegen weniger Treue im privaten Umfeld, als auch gegenüber der Firma und so weiter. Unter anderem durch die Digitalisierung der Kommunikation werden Interaktionen flüchtiger, unpersönlicher und unverbindlicher. All das bietet natürlich keine guten Grundlagen für Freiwilligenvereine, die auf Kontinuität, Tradition und Hierarchie aufgebaut sind“, führt er weiter aus. Ebenfalls eine Rolle spiele laut Heinzlmeier der banale Umstand, dass ein Tag eben nur 24 Stunden hat. „Der Zeitdruck ist heute ein wesentlich höherer. Wenn man sich etwa die Schule anschaut, ist das schon so von Leistungsnachweisen und Formalisierung geprägt. Die Schüler müssen sich dem quasi mit Haut und Haar verschreiben.“ Die Nachwuchssituation der Freiwilligenorganisationen sei zum Teil eine Folge des „Strukturwandels der Öffentlichkeit und

Die Menschen sehen sich als Einzelne und nicht als Teil einer Gemeinschaft. BERNHARD HEINZLMEIER

der Institutionen“. Vor allem im städtischen Bereich spiele der demographische Aspekt der Migration und anderer Kulturen eine Rolle. „Vereine existieren nie losgelöst von kulturellen und traditionellen Bedingungen. Und manche Zuwanderermilieus haben eine kulturelle Ferne zu der Art von Freiwilligenorganisationen, wie wir sie etwa in Österreich haben. Die haben dafür ihre ethnischen Communities mit entsprechendem Vereinswesen“, erklärt Heinzlmeier. Auch NÖFeuerwehrchef Fahrafellner berichtet von Problemen: „Wir haben Leute aus unterschiedlichen Nationen und oft funktioniert es gut, auch wenn die sprachliche Verständigung natürlich funktionieren muss. Wir hatten allerdings schon Fälle, wo Kinder sich der Feuerwehrjugend angeschlossen haben und dann später von den Eltern wieder herausgenommen wurden, weil denen das kulturell fremd ist. Bei Muslimen ist das etwa oft so.“ Zurück in der FF-Zentrale Krems sitzt Daniel Reuter in seiner Werkstatt im Spätdienst. „Mal sehen, wie lang es heute dauert. Vielleicht bis 20.00 Uhr, vielleicht auch später“, sagt er. Die Vereinbarkeit mit dem Privatleben sei manchmal nicht einfach, gesteht er. Wenn man sich mit einem Feuerwehrmann einlässt, müsse man damit wohl leben. Der Feuerwehrdienst ist für Daniel eben mehr als ein einfaches Hobby – und das schon seit seiner Kindheit.

BERNHARD HEINZLMEIER. Der bekannteste Jugendkulturforscher Österreichs. MFG 11.19

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MFG URBAN

TEXT: HERBERT BINDER | FOTO: MATTHIAS KÖSTLER

IT’S SOMEWHAT DIFFERENT … Was alles hätte da draus werden können, als man sich vor 15 Jahren im St. Pöltner VAZ entschloss, eine periodische „Kundenzeitschrift“ herauszubringen. Animierende Veranstaltungs-Ankündigungen mit etwas journalistischem Füllmaterial dazwischen.

P

ublizistisches Trara und Begleitmusik für ein megabreites Zielpublikum in den Bereichen Entertainment, Musik und so. Gratis in hoher Auflage jedenfalls. Und regional relevant sollte die Sache auch noch sein. Aber more oft the same im Hinblick auf die ohnehin üppige Lokalpresse natürlich keinesfalls. Diese „eierlegende Wollmilchsau“ im Gewande einer Zeitschrift hätte durchaus auch so was werden können wie ein periodisches Druckwerk mit der literarischen Tiefe eines BILLA-Folders und der journalistischen Brillanz eines ADOLORIN-Beipackzettels … Noch dazu nannte man das Objekt etwas zögerlich MFG. Abkürzung für das total unpersönliche „Mit freundlichen Grüßen“ am Ende absolut unpersönlicher Briefe. Na ja. Wikipedia zählt unter der Abkürzung MFG noch auf „Marinefliegergeschwader“ und „Multifunktionsgerät“. Allerdings, aber dann: entpuppte sich in der Person des damals noch juvenilen René Voak als VAZ-Boss und MFG-Herausgeber ein zu früher Weisheit erblühter Idealtypus von strategischem wie auch ökonomischem Begleiter eines publizistischen Produkts dieser Art. Einer mit jenem langen Atem, der in allen Ups & Downs eines Mediums nie zu hecheln beginnt oder gar zum Seufzer gerät. Vor allem aber gab es mit Hannes Reichl, dem Leiter des VAZ-Marketings, vom Start weg einen Chefredakteur, der es verstand, aus einem prima vista bloßen Kommerzprodukt was somewhat völlig Differentes zu machen. Tatsächlich ein Printmedium 40

von Rang. MFG wurde inzwischen eine überregionale Chiffre für regionalen Qualitätsjournalismus. Wie hatte es sich denn dargestellt, das Ambiente beim Start anno 2004: Genua und Lille waren die europäischen Kulturhauptstädte (na bitte), Heinz Fischer wurde Bundespräsident und Liese Prokop Innenministerin (das waren noch Zeiten). Das offiziell verlautbarte österreichische Unwort des Jahres war „Bubendummheiten“ (St. Pöltens linguistischer Beitrag zur kirchlichen Zeitgeschichte). Und ein 20-jähriger US-amerikanischer Student namens Mark Zuckerberg bastelte für sich und seine Kommiliton*innen eine Kommunikationsplattform, die er Facebook nannte … In diesen eineinhalb Jahrzehnten – mögen wir sie nun als lang oder letztlich doch als schnell vorübergegangen empfinden – arbeitete Hannes Reichl mit ständigen wie wechselnden journalistischen Begleiterinnen und Begleitern aller Altersstufen und weltanschaulichen Herkünften unermüdlich an der Ausgestaltung seines lokaljournalistischen Modells fern von „Radfahrer beißt Hund“. Ein publizistischer Parnass mit Hannes als Apoll ist es geworden, das MFG. Edle Vielfalt, musischer Playground in durchaus opulenter Seitenlandschaft; nobler Umgang – auch mit Ungustln. Edelfedern fanden ihre Freiheiten, beharrliche Re-Checker/innen die ihnen gebührende Geduld, Junge ihre ersten Chancen und Sprungschanzen. Alte ihre Toleranz, Meinungsjournalisten ihre Podien und Sprachverliebte ihre Spalten. Auch der Schreiber dieses durfte ein rundes Jahrzehnt lang,

hinter dem Pseudonym Hebi versteckt, bei MFG periodisch seine bildungsbürgerlichen Emanationen im Kolumnenrahmen von jeweils 1.700 Zeichen (mit Leerzeichen) absondern. Die schätzomativ 30 bis 40 Journalistinnen und Journalisten, die sich rund um die Uhr in den verschiedensten Medien papierener und elektronischer Art hauptberuflich um das „fünfte Landesviertel“ St. Pölten und die Region NÖ Zentral kümmern, die könnte gelegentlich die Wehmut packen: So viel gemeinsame Vision in einer Redaktion und doch lange Leine, so viel Zeit und Raum für sauber durchrecherchierte Geschichten, so viele originelle Kolumnisten, die ohne Honorar arbeiten und doch pünktlich abliefern. Gibt’s das tatsächlich?

HERBERT BINDER

DER Medien-Doyen Niederösterreichs schlechthin. Er war langjähriger Geschäftsführer des Pressehauses, Präsident des Österreichischen Zeitungsherausgeberverbandes sowie Autor zahlreicher Beiträge für Anthologien und Bücher. Ein Jahrzehnt lang bereicherte er unter dem Pseudonym Hebi das MFG mit seiner Kolumne.


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Der goldene Löffel – Wühlen im Kultursubventionstopf, ein Schelling, der bei uns doch glatt den berühmten Schnauzer verliert und die Frage, welcher Drogentyp bin ich eigentlich?

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& POLITISCH Schelling schnauzt & schnurrt & STÄDTISCH Welcher Drogentyp sind Sie? & INTERVIEW

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Das orange Cover zur Rettung einer Farbe, nachdem es vom BZÖ gefladert wurde – Frenkie (Schinkels) goes to Franky (Stronach) und die ganze Wahrheit über das A. in Paul Gessls Namen.

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Stufenlos – Barrieren für Behinderte, der große Catcher für die kleinen Leute Charly Rottenschlager sowie ein Visionär aus Deutschland.

URBAN: Am checkPoint chArly KULTUR: volle Pulle im museum SZENE: Jugendkulturverschmelzung SPORT: eflers cArAmbolAgekurs

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16.10.2007 20:01:27

#21 Rosa-Lila St. Pölten –

die Homoszene der Stadt, Frühaufstehen mit Daniela Zeller und die Legende von der FABRIK.

URBAN: Verzauberte Menschen KULTUR: zeitgeistfabrik(at) SZENE: illegale partylaune SPORT: kletterMax iM pielachtal

MFG

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28.11.2007 12:20:07

06.02.2008 15:03:44

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GLANZSTOFF SEidENER FAdEN URBAN: casablanca im kosovo KULTUR: fabelhafter erzähler SZENE: limelight verliert leuchtkraft SPORT: kulturinvasion der invaders

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09.04.2008 14:14:59

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#25

G MF

Genug gelitten – die Rückkehr des Kaisers ob politscher Rohrkrepierer, lustig und kreuzfidel mit den Schlosskoglern sowie der kleine Tod der Kathi „Katze“ P.

Glanzstoff am seidenen Faden – die Fabrik zwischen Bangen und Hoffen, einmal Kosovo und zurück sowie angesagte Revolutionen wie limelight finden nicht statt.

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#26

MFG

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URBAN: DER THANHEISER KULTUR: WE ARE SLAMILY SZENE: FESTIVALLIGA 08 SPORT: NEUE STRIKEBEWEGUNG

04.06.2008 11:48:54

... oder doch nicht?

#27 Grauen ist geil – Das Böse unter der Sonne St. Pöltens, Helden der Nacht und MFG goes Underground.

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03.12.2008 14:29:11

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Mitten in Europa

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22.10.2008 12:55:30

ZIRKUS F.

#28

Schlachtfeld Schule – der TFELDist die CHPause SCinHLA LEein Gaukler Hölle los, U H C S namens Hannes Thanheiser und die Farm der Tiere.

GRAUEN IST GEIL

In The Ghetto? – Ehrenrettung für die Herzogenburgerstraße, Seelsorger im Betrieb Leben Sepp Gruber und Joachim Schloemers „St. Pölten Diaries“.

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10.09.2008 10:27:59

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#24

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#23

Anbaggern & Co. – Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Kleinstädter zur Paarungszeit, Art Cop Alois Stöckl und Manfred Wieninger trifft Marek Miert.

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Landeshauptmann mit Haarpracht – Alles über Prölls Hairkunft, P3TVMacher Rudi Vajda und die vierte Dimension sowie eine kolumbianische Rhapsodie mit Andrés OrozcoEstrada.

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MFG

#30

#29

Turbulente Zeiten –

Zirkus F. in St. Pölten – der Fritzlprozess und die Folgen, die Sache mit dem Image und das große RaucherTagebuch.

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#20

STUFENLOS

#22

URBAN: Prölls Haarkunft KULTUR: tonkünstlermaestro SZENE: müllHaldenblues SPORT: rasende VerwandtscHaft

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KOMA - ORANGE

05.09.2007 11:54:38

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Auch Oma trinkt Koma – Komasaufen kennt kein Alter, ZIB-Master Stefan Ströbitzer im Portrait und wieviel Freiraum gibt’s im frei:raum?

11.04.2007 00:28:08

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#18

DAS MAGAZIN

AUCH OMA TRINKT KOMA

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DAS MAGAZIN

URBAN: Neue sTuDeNTeNbuDe KULTUR: guTes TheaTer SZENE: reiNes sChWermeTall

Pöltenbrunn – Der St. Pöltner Taferlstreit (und ein Brief vom Anwalt), ein Besuch in der Tagesheimstätte für Behinderte und das Phänomen Bauchklang.

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MFG URBAN

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Die Krise ist unter uns, welcher Domplatztyp sind sie? und eine Parallelwelt namens LAMES. cover.indd 2

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15 JAHRE MFG

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#32 Die nackte Wahrheit – die MFG-Redakteure ziehen anlässlich fünf Jahre MFG blank, im Wachtturm der Zeugen Jehovas und ein Mahnmal gegen das Vergessen am Viehofner See.

#31 Woodstock in St. Pölten – die Festivals und die Folgen, die sieben St. Pöltner Todsünden und Kalteis im Kalteis.

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#33 The Good, the Bad & the Ugly – Showdown in St. Pöltens Kinoszene, ein persischer Alptraum und die böse Vorahnung „Ein Stadion schießt keine Tore“.

MFG

P R E S E N T S

Eine Showdown-Produktion.

In den Hauptrollen Heinz Hueber, Ingrid Hueber, Tezcan Soylu, Alexander Syllaba In weiteren Rollen Bund, Land Niederösterreich, Stadt St. Pölten, Konsumenten Buch und Regie Idealismus, Gerechtigkeitssinn, Existenzangst, Neid, Gier Teilweise gefördert aus Mitteln der Öffentlichen Hand

#35

#34

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Zugestellt durch Post.at

Tod dem toten Sonntag – von allzuviel SonnINTEGRATION tagsruhe am Tag des Herren, wie man eine private Gesundheitsuni verhindert und eine Begegnung mit dem Disco-Opa am Oldiesabend.

Heim(liche)

GEWALT

TITEL

Matthias absolutus Das Volk JAHR

Frühes 21. JahrhunDert ORT

bürgerMeister galerie st. Pölten, österreich

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The End Of The World – Ein Jahr vorm propagierten Weltuntergang, Aufruf zum Ungehorsam in der katholischen Kirche und ein hofierter Nazi-Künstler im Stadtbild.

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#42 Die Piraten kommen – Peter Filzmaier über politische Glücksritter, Altparteien und Piraten, man in black Matthias Adl und Time To Say EYBDOOG am Voithplatz!

#41 Die große MFGSchlagerparade – heile Welt im Dreivierteltakt, St. Pöltner Zocker am Finanzmarkt und ein EGON namens Tezcan.

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#43

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#39

Sonnenkönig Stadler – einer für sich, alle gegen einen, leere Gemeindekassen und der Imam im Gespräch mit einer Dame. Start von Reich(l)ebners Panoptikum.

Liebesgschichten und Heiratssachen – Balzverhalten in Zeiten von bits & bytes, Hauptstadt Versteinerungen und als der Mario noch am Voithplatz war.

Heim(liche) Gewalt – von Tätermännern und Opferfrauen, 19 minutes of shame bei Beate Schrotts Olympia Verabschiedung und König St. Pauli.

MEIN KLIPP-KLAPP-BUCH

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#40

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Mein Klipp-Klapp-Buch INTEGRATION – die Sache mit der Integration, das Geschäft mit dem Tod und Molti, Spotzl, Pichla und Eigi im Saturday Night Fever.

INTEGRATION

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URHEBER

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STALINGRAD

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Stalingrad – Überlebender Franz Schweiger über Liebe und Glaube inmitten des Wahnsinns, der Zug fährt ab Richtung Zukunft und CSI St. Pölten am Domplatz.

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Frequency, ein politisches Trauerspiel – über zu viel „Müll“ rund ums Festival, Sexnachhilfe für Priester und Freunde der Blasmusik.

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Mfg Verlag

N RAMTE PIKO MEN www.dasmfg.at

#44

1986 – 2012

die

Nachruf auf den Froschkönig – urbane Wachküsserinnen, Lady Cupcake und 15 Jahre Seelenmacher im Festspielhaus.

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Ein politisches Trauerspiel in zwei Aufzügen

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Frequency

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#45 Knigge für wahlwerbende Politiker – politische Stilblüten und Untergriffe im Landes-Wahlkampf, Bernhard Wurzer has left the buidling und eine Glaubensfrage namens S34.

MFG 11.19

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#48 Ein zurückgebrachtes jüdisches Gebetsbuch – die zerstörte jüdische Gemeinde, VoithDemontage auf Raten und das vorerst letzte Bauchklang-Interview.

Dieses Gebetsbuch wurde von Heinrich Fahrngruber am Tag nach dem Novemberpogrom 1938 aus den Ruinen der Synagoge geborgen und auf dessen Wunsch 1998 wieder zurückgebracht.

#50 Kunstraub am Landesmuseum – eine Kunst-Amputation ohne Absprache, Krankenhausmitarbeiter als Patient im eigenen Haus und der lange Schatten des Priesterseminarskandals.

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10 Jahre MFG – Ein „gefällt mir“ zum Selberzeichnen, als der Eiserne Vorhang fiel und Mimi Wunderer vor Dienstschluss in ihrer Bühne.

STP Evergreens – Die Domplatzneugestaltung schon damals eine alte Leier, SoziStadt ohne Gemeindebau und ein Glanzstück über die Glanzstoff.

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MFG

#52

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#55

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Bruno Kreisky, österreichischer Flüchtling

TEAM2016 St. Pölten

TIO DI

N • SO N

RED DE

NDEREDITIO

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N

MIT R TOLLEM POSTE IN DER BLATTMITTE

I TI O N

• SONDERE

UNOFFICIAL PICkerL ALBUM

Mensch ärgere dich nicht – grausliche Wahlvorboten, Mister Bioblo macht Kinder froh und Kalina Kalaschnikow zelebriert die Kunst des Ausziehens.

Der Mfg-Weihnachtsonkel empfiehlt den Klassiker unterm Christbaum

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#58 Team 2016 – Der Gemeindrat im Panini-Pickerl Format, Transparenz-Phobie im Rathaus und ein Haus der Geschichte für St. Pölten.

#54 Grüße aus St. Pölten – Schein und Sein St. Pölten, 1945 und Felix Teiretzbacher gibt sich die Bohne.

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POPULISMUS REISEN bringt Sie ins

wunderschöne Schlaraffenland. Genießen Sie erholsame Monate in der sozialen Hängematte, zum unschlagbaren Preis der Mindestsicherung*!

SchlArAffENlANd * 837,76 Euro, durchschnittlicher Auszahlungsbetrag in Niederösterreich 175,5 Euro.

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#59 Kulturhauptstadt 2024? – Bürger starten Kulturhauptstart für Kulturhauptstadt, zerrissene Herzen in der türkischen Community und die Sonne geht im Park nicht unter.

schon reif für die metropole?

#57 Populismusreisen ins Schlaraffenland – die Wahrheit über die Mindestsicherung, was Sie schon immer über Politiker wissen wollten und Vergleichsversuche für ein unvergleichliches SWAP-Geschäft.

#56

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Ein Flüchtling namens Kreisky – Asyl zwischen Dichtung und Wahrheit, Fernsehmacher Rudi Vajda wie er ist und einfach zauberhaft made in STP.

„Wenn Sie mich jetzt zurückschicken, liefern Sie mich den Leuten aus, denen ich gerade entkommen bin.“

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Wir sind Finanzminister – Schellingmania in St. Pölten, zu Gast in St. Islam und the dark road of the town.

FINANZMINISTER

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#51 WIR SIND

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Kunstraub am Landesmuseum?

P.b.b. Verlagspostamt 3100 St. Pölten, 04Z035974M, 02/15, EURO1,50

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Drachentöterinnen – St. Pöltner Frauenbilder, ein echter Habsburger im Bischofspalais und St. Pölten im Ersten Weltkrieg.

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Symbolfoto. Entspricht nicht der Realität.

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SO

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Die Leinergänse ziehen nach Süden – der Verkauf vom Familiensilber, Daddy Cool in Väterkarenz und die Sache mit dem gestohlenen St. Pöltner Wetter.

Unterm Giebelkreuz – St. Pölten gegen Raiffeisenlandesbank - das ist Brutalität, trautes Heim Glück allein und der letzte Harlekin von St. Pölten.

Unterm GiebelkreUz

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MFG URBAN

#60 Schon reif für die Metropole? – Zusammenlegungsfantasien für Bezirkshauptmannschaft und Magistrat, wohin mit dem Hass im Netz und über Sturmplatz kreisen die Geier.


#61

#65

#stptoo – Grapschen à la STP, NXP von der Garage in die Welt und die vielen Wohnzimmer des Michael Glöckel.

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Fake News – Im Zweifel zum Verzweifeln, ein (NÖN) Fall für zwei und Politik auf pöltnerisch.

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#66

Start me up – Ein Brutkasten für Jungunternehmer, für oder gegen die Sau und ein Schau.Spiel am Rathausplatz.

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68 – Flower Power in St. Pölten?, die Sache mit dem 12 StundenTag und Lady Liberti rettet das Höfefest.

Windy City – Wenn sich in St. Pölten der Wind dreht, Steine der Erinnerung und Lord of Skeletons Ronald Risy.

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#69

EUROPA

daheim

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Europa daheim – Europastadt St. Pölten, Martin Thür endlich beim richtigen Sender und ein Roter sieht schwarz.

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Gruß aus St. Pölten – Wohn-Bau-Boom noch ohne Wohn-Bau-Blase, der Staat bin ich und Herr Burger sucht das Glück.

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STADT.LAND 2.0

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Stadt.Land 2.0 – Love is in the air zwischen Stadt und Land, der Binder und Taxi, danke!

#64

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#63

#62

Utopia St. Pölten – wie smarkt ist St. Pölten, die Krux mit dem Kreuz und im Reich der guten Fee Marina Watteck.

UTOPIA St. Pölten

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15 JAHRE MFG

#70

DAS ENDE DER

DORFKAISER? www.dasmfg.at

Das Ende der Dorfkaiser? – Wie Dorfbürgermeister werken, die Sprach-Päbstin und das Wörterbuch sowie Evolution statt Revolution in der Stadtplanung.

#71

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Kulturhauptstadt-Finale – The long way home to Europe, Klimawandel in der Stadt und eine Meeres-Ode auf Alex Kuchar.

FORTSETZUNG FOLGT ...

MFG 11.19

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MFG URBAN

15 JAHRE MFG

HELMUTH FAHRNGRUBER

THOMAS FRÖHLICH

SASCHA HAROLD

DENIS HAUNOLD

ELIAS KALTENBERGER

MATTHIAS KÖSTLER

Kritiker

Redakteur

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Vertrieb

Fotograf

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MANSHEE

JOHANNES MAYERHOFER

MIKE.SNARE

MICHAEL MÜLLNER

ANNE-SOPHIE MÜLLNER

MICHAEL REIBNAGEL

Chefredakteur-Stv.

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Kritiker

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Redakteur

DAS MFG TEAM ANDREAS REICHEBNER

Ein Haufen cooler und origineller Persönlichkeiten, schlauer Köpfe, schriftgewandter Querdenker sowie konstruktiv-kritischer Geister, oder, wie es der Herr CR ausdrücken würde: „Best Team Ever!“

Redakteur, Karikaturist

JOHANNES REICHL

TINA REICHL

GEORG RENNER

Chefredakteur

Kolumnistin

Kolumnist

ROUL STARKA

BEATE STEINER

RENÉ VOAK

Kolumnist

Redakteurin

Herausgeber

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ROB.STP

CHRISTOPH SCHIPP

THOMAS SCHÖPF

Art Director

Redakteur

BERNARD VOAK

THOMAS WINKELMÜLLER

JAKOB WINTER

Herausgeber

Redakteur

Kolumnist

Kritiker


Foto: Adobe Stock

LAST CHRISTMAS IM NXP MUSIC CENTER IN WAGRAM

Im kommenden Frühjahr übersiedelt das letzte Musikfachgeschäft der Region an seinen neuen Standort im Süden St. Pöltens, deshalb feiern wir heuer in der Jörgerstraße 4 in Wagram LAST CHRISTMAS. Alle „Christkinder“, die mit uns feiern und die Ihre Liebsten mit Musikinstrumenten, Noten und Zubehör eine himmlische Freude bereiten möchten, bekommen als Dankeschön bis 23. Dezember -10% Rabatt auf Ihren Einkauf!

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MI 11.12.19 // 19:30

FR 28.02.20 // 19:30

MI 04.03.20 // 20:00

HARRY PRÜNSTER & BAND LIVE

COMEDY HIRTEN

ERICH VON DÄNIKEN

SO 15.03.20 // 18:00

SA 28.03.20 // 20:00

LADY SUNSHINE & MISTER MOON

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SA 14.03.20 // 19:30

SHAOLIN MÖNCHE

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Fotos: Martin Hauser, Sonja Eder, Mario Rank (Design), Manfred Weihs, rnb pictures, Patrick Denkers


MFG URBAN

100 JAHRE ENDE DES KRIEGSGEFANGENENLAGERS SPRATZERN

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er Grund für die hohe Dichte an Lagern in diesen Teilen der Monarchie lag daran, dass sie einerseits fernab der Front sein sollten, um die Flucht zu erschweren, und sie sollten außerhalb der slawisch-sprachigen Gebiete liegen, da man eine Fraternisierung der örtlichen Bevölkerung mit den Inhaftierten befürchtete. Wichtige Kriterien für die Errichtung eines Lagers waren ein ausreichend großes Grundstück und ein Gleisanschluss, da der Transport der Kriegsgefangenen sowie deren Versorgung mit Lebensmitteln fast ausschließlich mit der Bahn stattfand. 48

Für die Kriegsgefangenen am russischen Kriegsschauplatz, Hunderttausende an der Zahl, ließ das k.u.k. Kriegsministerium im deutsch- und ungarischsprachigen Teil der Monarchie zahlreiche Lager errichten. Eines davon lag in Spratzern.

So entstand auf dem Gemeindegebiet von Spratzern, auf einem gänzlich unbebauten Areal, das von der heutigen Aquilin-Hacker-Straße bis an die Nordgrenze von St. Georgen sowie vom linken Traisenufer bis zur Mariazeller Straße reichte, eine über drei Quadratkilometer große Barackenstadt für 70.000 bis 80.000 Insassen. Binnen weniger Monate entstand im Weichbild eines kleinen Bauerndorfes eine richtige Stadt mit Wasserversor-

gung und Kanalisation. Das Lager war elektrifiziert und die Offiziersbaracken verfügten über eine Dampfheizung, die von einem eigens errichteten Heizhaus gespeist wurde. Zur Stadt gehörten Werkstätten, Großküchen, ein Lagerspital sowie eine Kapelle. Für die kulturliebenden kriegsgefangenen Offiziere wurde zudem ein Theatergebäude errichtet. Die Bauarbeiten begannen Ende September 1914, und bereits im Früh-


TEXT: THOMAS LÖSCH | FOTOS: STADTARCHIV ST. PÖLTEN/TOPOTHEK

jahr 1915 bezogen die ersten Unglücklichen ihr neues Quartier. Die Lagerinsassen stammten zum Großteil aus dem russischen Zarenreich, daneben gab es noch eine größere Gruppe italienischer Gefangener und einzelne Gefangene aus Frankreich und Serbien. Anlässlich des Geburtstages Kaiser Franz Josefs am 18. August 1915 wurden Teile des Lagers zur Besichtigung freigegeben, quasi ein „Tag der offenen Tür“. Die Lebensbedingungen im Lager Wie schon im Krieg, gab es auch in der Gefangenschaft eine strikte ZweiKlassen-Hierarchie zwischen Offizieren und Mannschaften. Die Offiziere waren in einem eigenen Teil des Lagers, dem so genannten Offizierslager, untergebracht und konnten wie im Feld ihr privilegiertes Leben weiterführen. So waren sie von der Arbeitspflicht befreit, hatten weiterhin ihre Diener (Offiziersburschen) zur Verfügung und konnten sich dank Geldzuwendungen aus der Heimat mit zusätzlichen Lebensmitteln versorgen. Zur Zerstreuung spielten sie Theater oder ließen sich Bücher schicken. Besonders im Offizierslager gehörten Ausbruchsversuche fast zur Tagesordnung. Während später die Nationalsozialisten Ausbruchsversuche von Kriegsgefangenen in der Regel mit dem Tod oder der Einweisung in ein Konzentrationslager bestraften, waren die Strafen im Ersten Weltkrieg vergleichsweise milde. In der Regel wurden die Wiedereingefangenen mit drei bis sechs Wochen Einzelhaft bei Wasser und Brot bestraft. So fanden sich in den Archivalien zum Lager Spratzern Vermerke, wonach einzelne Offiziere bis zu sechs Mal einen Ausbruchsversuch unternahmen. Manchmal hatte der Ausbruchsversuch auch einzig allein den Zweck, sich im nächsten Wirtshaus hemmungslos zu betrinken. Trotz all ihrer Privilegien im Lager litten auch die Offiziere Hunger, und viele von ihnen fielen der Tuberkulose zum Opfer. Für die einfachen Soldaten war die Gefangenschaft weitaus schlimmer. Eng zusammengepfercht in schnell

„STADT IN DER STADT“. Die russischen Offiziere genossen im Lager Privilegien gegenüber den einfachen Soldaten. Bild links: Erstes Foto nach Öffnung der Lagertore zu Kriegsende.

zusammengezimmerten Baracken, wurden sie bei unzureichender Ernährung zu Arbeitseinsätzen gezwungen. Zur Produktion von hölzernen Gewehrschäften und Geschütz-Protzen wurde eine eigene Fabrikationsstätte errichtet. Darüber hinaus wurden sie an Bauern in der Umgebung verliehen und zu landwirtschaftlichen Tätigkeiten herangezogen. War die k.u.k. Administration schon nicht in der Lage, die eigene Bevölkerung im Laufe des Krieges ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen, konnte (oder wollte) sie umso weniger Hunderttausende von Kriegsgefangenen adäquat und ausreichend verköstigen. So mussten in den gut drei Jahren, in denen das Lager Bestand hatte, mindestens 1.820 Gefangene – die meisten von ihnen noch sehr jung – ihr Leben lassen. Als häufigste Todesursache war neben Tuberkulose die Auszehrung, also Tod durch Verhungern, im amtlichen Totenbuch vermerkt. Das Totenbuch des Lagers Spratzern befindet sich im niederösterreichischen Landesarchiv und ist nun in der Topothek St. Pölten online einsehbar. Die furchtbare Ernährungssituation der Kriegsgefangenen galt nicht nur für das Lager Spratzern, sondern für alle Kriegsgefangenenlager der Donaumonarchie. Auch dies fällt, neben

den Giftgasangriffen, den Massenmorden in Serbien und Galizien und anderen Kriegsgräueln, in den Verantwortungsbereich des erst vor kurzem von der katholischen Kirche selig gesprochenen Kaisers Karl und seines Vorgängers Franz Josef. Das Bewachungspersonal setzte sich in erster Line aus Soldaten zusammen, die aufgrund ihres Alters oder diverser körperlicher Beschwerden als nicht oder nur bedingt frontdiensttauglich eingestuft waren. Der

ZUM AUTOR

Thomas Lösch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtarchiv St. Pölten und Autor zahlreicher Aufsätze und Artikel zur Zeitgeschichte in St. Pölten und Niederösterreich.

MFG 11.19

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MFG URBAN Großteil stammte aus dem Gebiet des heutigen Tschechien. Dies könnte damit zu tun haben, dass die Soldaten zumindest radebrechend in der Lage waren, sich mit den Gefangenen zu verständigen. Ein weiteres in der Forschung bisher wenig beachtetes Kapitel in der Geschichte des Ersten Weltkrieges wurde auch im Lager Spratzern geschrieben. Der im Jahr 1870 im damals noch österreichischen Tarnopol geborene Anthropologe Rudolf Pöch reiste mit Erlaubnis des Kriegsministeriums durch die Kriegsgefangenenlager, um Untersuchungen an den Gefangenen durchzuführen. Im Jahr 1913 wurde er zum außerordentlichen Professor für Anthropologie und Ethnographie an der Universität Wien bestellt. Sein Institut untersuchte vor allem russische Kriegsgefangene auf ihre morphologischen „Rassenmerkmale“. Wichtigstes Instrument bildete hierbei die Vermessung des Kopfes (Schädelvermessung) zur Bestimmung einer „Rassentypologie“. Rudolf Pöch starb bereits im Jahre 1921. So lässt sich über

eine Karriere im NS-System natürlich nur spekulieren. Obwohl seine Forschungsansätze nach heutigen Maßstäben als rassistisch einzustufen sind, ist Pöch mit einer Ehrentafel im Hof der Universität Wien, einem Ehrengrab der Stadt Wien und einer nach ihm benannten Gasse in der Bundeshauptstadt ein nach wie vor geehrter Wissenschaftler. Doch die Geschichte des Lagers war weder nach dem Abschluss des Friedensvertrages mit Russland am 3. März 1918 (Frieden von BrestLitowsk) noch mit der Ausrufung des Waffenstillstandes mit den Alliierten am 3. November 1918 zu Ende. Die Wachmannschaft verließ einfach das Lager und überließ die bisher Gefangenen einfach ihrem Schicksal. Aus diesem Grund wählten die nun freien Insassen eine Lagerselbstverwaltung, die sich um alle Belange des Lagerlebens kümmerte. Wichtigste Aufgabe war neben der Heranschaffung von Lebensmitteln die Organisierung der Heimfahrt, die sich aus mehreren Gründen schwierig gestaltete: Zum einen war mit dem Zusammenbruch

der Monarchie und den damit verbundenen ökonomischen Schwierigkeiten der Zugverkehr stark eingeschränkt, und in Russland tobte bereits seit einem Jahr der Bürgerkrieg, was auch hier den Heimtrans-

MAHNMAL. Am „Russenfriedhof“ sind über 1.800 verstorbene Gefangene bestattet.


100 JAHRE ENDE DES KRIEGSGEFANGENENLAGERS SPRATZERN

port der Soldaten erschwerte. Ein weiteres Problem bildete der verheerende Gesundheitszustand der halbverhungerten Lagerinsassen. Aus dem Kriegsgefangenenlager Sigmundsherberg ist überliefert, dass nach dem Abschluss des Friedensvertrages eine Kommission konstatierte, ein Drittel der russischen Kriegsgefangenen sei nicht transportfähig. Das Lager Spratzern wurde offiziell am 1. Juli 1919 aufgelöst, alles Verbliebene einschließlich der Baracken und der Lagerkapelle abgetragen und verkauft. Kurz danach erwarben die österreichischen Bundesbahnen das Areal. In eiligst neu errichteten Baracken wurden jene deutschsprachigen k.u.k. Eisenbahner angesiedelt, die aufgrund der Annexion des nieder­ österreichen Ortes Unterwielands (heute Ceské Velenice) durch die Tschechoslowakei ihre Arbeit in der beim damaligen Bahnhof Gmünd gelegenen Eisenbahn-Reparatur-Werkstätte verloren. Da es sich bei diesem Reparaturwerk um die Hauptwerkstätte der Kaiser-Franz-Josefs-Bahn, bis dahin die Hauptstrecke Wien-

Prag-Berlin, handelte, war die Anzahl der Umgesiedelten dementsprechend groß. In der Literatur wird immer wieder die Zahl von 1.000 Arbeitern und ihren Familien erwähnt. Im Laufe der folgenden Jahre wurden zur Vesserung der Wohnsituation der Mitarbeiter und ihrer Familien von den ÖBB Wohnhäuser errichtet. Obwohl nun 100 Jahre seit der Auflösung des Lagers vergangen sind und es beinahe aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden zu sein scheint, findet man beim genauen Hinsehen doch noch Spuren. So ist das ÖBB-Bildungszentrum in St. Georgen die ehemalige Werkstätte, in der die Kriegsgefangenen Zwangsarbeit leisteten und Waffenteile erzeugten. Wer durch die Ortschaft Zagging fährt, hat vielleicht schon einmal die Holzkapelle am Straßenrand bemerkt. Bei dieser Kapelle handelt es sich um die ehemalige russisch-orthodoxe Lagerkapelle, die einst verkauft und abgetragen wurde und nun an dieser Stelle dem katholischen Ritus dient.

ÜBERDAUERT. In Zagging steht die ehemalige Kapelle des Kriegsgefangenenlagers.

Auf den ersten Blick nicht erkennbar ist die Nachnutzung beim Volksheim Viehofen: Der Kern des Gebäudes besteht aus einer nach Kriegsende abgetragenen Lager-Baracke. Die eindrucksvollste Stätte der Erinnerung an das Lager befindet sich jedoch abseits aller Straßen im St. Pöltner Stadtteil St. Georgen: Inmitten von Feldern und Wiesen und umrahmt von Bäumen befindet sich der Friedhof des Lagers, im Volksmund Russen-Friedhof genannt. In der Erde des Friedhofes ruhen über 1.800 Menschen, die hier fernab der Hei-


MFG URBAN

100 JAHRE ENDE DES KRIEGSGEFANGENENLAGERS SPRATZERN

KOLUMNE BEATE STEINER

VORARBEIT

FOTO: MAGISTRAT ST. PÖLTEN

Jetzt also doch nicht – Europa hat eine andere Stadt dazu erkoren, im Jahr 2024 als Kulturhauptstadt schlagartig berühmt zu werden und kulturell interessierte Touristen aus aller Welt anzuziehen. Den Juroren schmeckte das würzig-alpine Salz aus Bad Ischl besser als die süße barocke Prandtauer-Torte aus St. Pölten. Aber: Wollten wir wirklich aus tiefster Überzeugung diesen innerösterreichischen Wettbewerb gewinnen? Wollten wir wirklich, dass urplötzlich Dubliner, Stockholmer oder Pekinger rätseln, wie sich die kulturelle City to be 2024 nennt? Hätten wir uns da nicht ein bisserl globaler schreiben sollen? Weil: Mit Es te Punkt und zusätzlichem Umlaut tut sich jeder schwer, der außerhalb eines deutschsprachigkatholischen Umfelds aufgewachsen ist. Und: Wollten wir wirklich die Bundeshauptstädter einfach so vor den Kopf stoßen – „Schaut her. Wir sind EUROPA-HAUPTSTADT. In Kultur.“ Hätten wir da nicht zunächst unsere Nachbarn von unserem Wandel von der stinkenden Gruselstadt zur lebenswerten Mittelstadt mit hochwertig-kulturellem Angebot überzeugen sollen? Zum Beispiel mit unseren römischen Schätzen unterm Domplatz, die international viel Beachtung fanden. Mit dem Europa-Projekt haben wir gestartet, was uns wirklich guttut und was wir gut können. Nämlich als künftige Kulturhauptstadt des Landes nachhaltig anziehend für die Region und in der Region zu werden. Dafür haben wir jetzt zwei Jahre lang Vorarbeit geleistet, dass sich St. Pölten auch für künftige Generationen weiter zum lebenswerten Vorzeigeort im Umfeld von Wien entwickelt.

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GEDENKEN. Am Russenfriedhof wurde im Rahmen eines überkonfessionellen Gedenkens unter Teilnahme von Diplomaten aus Russland, Belarus und der Ukraine der Toten gedacht.

mat als Gefangene ihr Leben lassen mussten. Die ursprünglich zahlreichen Holzkreuze sind schon lange verschwunden, nur vereinzelte Grabsteine sind sichtbar. Auf einigen von ihnen sind neben dem christlichen Kreuz auch der islamische Halbmond und der jüdische Davidstern zu finden. In der Mitte der Anlage befindet sich ein Gedenkstein in Gestalt eines überlebensgroßen Kriegsgefangenen, errichtet auf Kosten kriegsgefangener Offiziere mehrerer Lager. Bis vor einigen Jahrzehnten besuchten die Schüler der St. Georgener Volksschule zu Allerseelen den Friedhof, um der Toten zu gedenken. Heutzutage wird die Tradition insofern fortgesetzt, als der St. Georgener Pfarrer in Begleitung gläubiger Menschen vor der Allerseelenmesse dem Friedhof einen Besuch abstattet. Um die Exstenz des Lagers zumindest ein klein wenig dem Vergessen zu entreißen, hielt das St. Pöltner Stadtarchiv im Herbst 2019 aus Anlass der Lagerauflösung vor hundert Jahren in Kooperation mit der Topothek St. Pölten und Dr. Kramer von der russisch-orthodoxen Kirche Wien Gedenkveranstaltungen ab. Neben einem russisch-orthodoxen Gedenken vor der ehemaligen Lagerkapelle in Zagging fand auf dem Lagerfried-

hof ein überkonfessionelles Totengedenken statt, an dem neben Vertretern aus Stadt- und Gemeinderat mit Bürgermeister Mag. Matthias Stadler auch das Schwarze Kreuz, das Niederösterreichische Militärkommando sowie diplomatische Vertreter aus der russischen Föderation, aus Belarus sowie der Ukraine teilnahmen. Umrahmt wurde die Veranstaltung von der niederösterreichischen Militärmusik sowie vom Chor des russischen Kulturinstituts „Täubchen“. Bei der anschließenden Veranstaltung im Kulturhaus Spratzern sprach Univ.Prof. Jasmine Dum-Tragut über das Schicksal aus dem heutigen Armenien stammender Kriegsgefangener des Lagers Spratzern, und Bürgermeister Stadler stellte symbolisch das von Ernst Braun transkribierte Totenbuch des Lagers auf der Topothek online, um so den anonymen Toten auf dem Lagerfriedhof zumindest virtuell ihre Namen wiederzugeben. Weiterführende Literatur: Braun, Ernst: „Das Kriegsgefangenenlager Spratzern“ (bei St. Pölten); DumTragut, Jasmine: „Fern der Heimat, in der Heimat“ – Schicksale armenischer Soldaten im Ersten Weltkrieg. https://stpoelten.topothek.at Suchbegriff: Kriegsgefangenenlager Spratzern


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EIN UNGEWÖHNLICHER LIEDER ABEND Alfred Dorfer – Satiriker / Angelika Kirchschlager – Mezzosopran Robert Lehrbaumer – Klavier

Sonntag / 29. März 2020 / 18.30 Uhr

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mit Alexander Goebel

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ZUM 250. GEBURTSTAG VON BEETHOVEN Robert Lehrbaumer – Dirigent & Solist Domchor St. Pölten / Czech Chamber Orchestra

Info, Abo- und Kartenverkauf Magistrat der LH St. Pölten, Fachbereich Kultur und Bildung Prandtauerstraße 2, 3100 St. Pölten Tel.: 02742 333-2601, E-Mail: kultur@st-poelten.gv.at Einzelkarten: Vorverkauf: 20 Euro / Abendkassa: 24 Euro Abo: 90 Euro / Weihnachts-Abo: 55 Euro


SHORTCUT KULTUR

FOTOS: KUES1/ADOBE STOCK, ROBERT ETCHEVERRY, KRAL VERLAG

KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH

RAUCHFREIZEICHEN Endlich! Endlich dürfen wir uns über das von uns allen (also beinahe einem Siebentel der Bevölkerung) ersehnte flächendeckende Rauchverbot in der Gastronomie freuen. Dagegen verblassen Klimakrise, Ehrenmorde und andere unbedeutende, gleichwohl bedauerliche Einzelfälle. Jahrhundertelang gefolterte und traumatisierte Nichtraucher können sich zaghaft wieder in „lokale“ Einrichtungen wagen. Und da auch gelegentliches Genussrauchen als kriminelles Suchtverhalten enttarnt wurde, wollen wir nun nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Wie kommen etwa geknechtete Veganer dazu, sich spätestens auf dem Weg zum WC durch Räume kämpfen zu müssen, die vom Fleisch-Odeur schnitzelfressender Proleten kontaminiert sind? Oder denken Sie doch nur an die armen Eltern, die die schockgeröteten Augen ihrer Kleinsten bedecken müssen, wenn sie wieder einmal einer Kreatur ansichtig werden, die in aller Öffentlichkeit – ich wage es gar nicht niederzuschreiben – Alkohol (!) trinkt: Hier sollte sich endlich die gebenedeite Achse der Guten mit unseren willkommenen religiösen Fundamentalisten zusammentun, um diesem Treiben nachhaltig ein Ende zu setzen. Nicht wenige Kaffeehäuser sind ohne die Raucherräume nun übrigens endgültig zu Kindergärten mutiert, in denen aus Lautstärkegründen eh kein erwachsenes Gespräch mehr möglich ist: Aber wer will heute ernsthaft noch reden? Es gibt noch viel zu verbieten – packen wir’s an! Nur irgendwann, wenn das letzte Stück Genusskultur gekillt wurde, dämmert uns vielleicht, dass Überheblichkeit und Selbstherrlichkeit allein auch nicht glücklich machen.

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ALLE TANZEN

rstens: Das wird eine der coolsten Performances, die diese Stadt je erlebt hat. Zweitens: Das ist Ihre Chance auf Ihre 15 Minutes of Fame, oder genauer sogar 30! Der berühmte kanadische Choreograf Sylvain Émard kommt nämlich mit seinem genialen Projekt „Le Grand Continental“, mit dem er bereits in Kleinstädten wie New York, Seoul oder etwa Montréal für Furore gesorgt hat, nun auch in die Großstadt St. Pölten – und das heißt großes Kino, oder genauer eigentlich großer Tanz am Vorplatz des Festspielhauses. Immerhin werden dort rund

150 Mann/Frau/Youngster/Oldie hoch tanzen, was das Zeug hält – und eine/r davon könnten Sie sein, denn die Tänzer sind keine Profis, sondern Laien im Alter von 10-99 Jahren, die sich von 20. – 24.Jänner (jeweils 19 bis 21 Uhr) dem Casting stellen können. Wer genommen wird, darf sich auf ein unvergessliches Abenteuer freuen, wie etwa Ute Baltzer, Teilnehmerin in Potsdam, verspricht: „Es ist ein Strudel, in den ich hineingezogen wurde.“ Na dann liebe Tanzbegeisterte auf zum Casting – wir wollen euch am 5. Juni tanzen sehen! www.festspielhaus.at/alletanzen

WALDVIERT LER W IEDERHOLUNGS TÄT ER

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r hat es wieder getan: Reinhard Linke, St. Pöltner ORF-Journalist und Moderator der Zeitzeugen-Gespräche im Haus der Geschichte, hat mit Hannes Etzlsdorfer und Chrisoph Mayr zwei weitere Bände über die Genüsse des Waldviertels vorgelegt. Nach Erdäpfel und Bier knöpfen sich die drei Herren diesmal Karpfen und Mohn vor. „Verstärkung“ haben sie sich dabei u. a. von Persönlichkeiten wie Lotte Ingrisch, Franzobel, Carl Aigner oder von Haubenkoch Klaus Hölzl ge-

holt, denn die Kulinarik nimmt – no na – einen wichtigen Platz im Oeuvre ein, das Verleger Robert Ivancich so zusammenfasst: „Man nehme eine Handvoll geistreicher wie informativer Texte und Essays, mische sie mit köstlichen Rezepten aus dem Heute und Gestern, vermenge es mit einer Prise Gesundheits- und Ernährungstipps, würze es mit Anekdoten, Fotos und Waldviertler Kunst und serviere es der Leserschaft frisch, humorvoll und unterhaltsam ... denn es will rasch gelesen werden!“ Na dann … äh … Mahlzeit!


MFG ADVERTORIAL

FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN / BÜHNE IM HOF

JAZZIGE WEIHNACHTSKLÄNGE AUS CHICAGO, HAWAIIANISCHE FLÖHE & NEUJAHRSGRÜSSE AUS KANADA

ELDER & NEW „STATESMEN“

Ein betörend schöner Tanzabend des Ballet BC Vancouver feiert am 24. Jänner seine Österreich-Premiere. Drei herausragende Kreationen von drei der weltweit bedeutendsten Choreografinnen (Crystal Pite, Sharon Eyal & Aszure Barton) zeigen den gegenwärtigen Tanz in seiner vollkommenen Schönheit. Im Grunde genommen ist es fast logisch, dass Alfred Dorfer im Jubiläumsjahr der Bühne im Hof (2020 feiert man den 30er!) am 24. Jänner die Institution beehrt. Immerhin hat er 1990 das Haus mit „Schlabarett“ eröffnet! Seitdem zählt er als Wiedergänger praktisch zum Grundinventar. An Jahren und Erfahrungen reicher, der Scharfblick noch „stechender“, geht er auch in seinem neuen Prgroamm „und ...“ dorthin, wo‘s weh tut: In unsere Komfortzonen und selbstgebastelten Alibis, die Dorfer – egal ob im Privaten oder Politischen – mit feinem Zynismus gnadenlos offenlegt. Ein Großer, oder wie die Wiener Zeitung formulierte „Elder Statesman des Kabaretts“!

Für ein Neujahrskonzert der etwas anderen Art sorgt Candian Brass am 8. Jänner: Mit Trompete, Tuba, Posaune und Horn trifft Barock auf Broadway und Renaissance auf Ragtime.

Auf „hüpfenden Flöhen“ (so die wörtiche Übersetzung aus dem Hawaiianischen) spannt das Ukulele Orchestra of Great Britain am 25. Jänner einen Bogen von Nirvana über die Sex Pistols und David Bowie bis hin zu Ennio Morricone. Ballet BC Vancouver © Michael Slobodian

Infos und Tickets unter www.festspielhaus.at |

/festspielhaus |

Auf der anderen Seite der Karriereleiter, nämlich an deren Beginn und deshalb in der Bühne im Hof-Schiene „Jung & saugut“ vor den Vorhang gebeten, stehen Nikbakhsh und Oppitz, die sich am 15. Februar im Zuge ihres Politquiz den Homo Politicus vorknöpfen. Auf herrlich bitterböse Weise entlarven die beiden Kabarettisten dabei ungeahnte Tiefen und himmelschreiende Oberflächlichkeiten der Politiker quer durchs Farbenspektrum anhand – das ist doppelt böse – Orginalmaterial, kommentieren die beiden Newcomer doch Originalvideos. Herrlich!

FOTOS: STEFAN RUMPF, PHILIPP HORAK

Mit Stimmwunder Kurt Elling wird es am 13. Dezember so richtig warm ums vorweihnachtliche Herz. Die vier Oktaven umfassende Baritonstimme des GrammyPreisträgers lässt mit verjazzten Weihnachtsklassikern die schönste Zeit des Jahres erklingen.

www.buehneimhof.at

/FestspielhausSTP

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MFG KULTUR CHRISTINA GEGENBAUER

Kunst kann Gedankenanstöße liefern, die das Zusammenleben verändern.

THEATER MUSS BRISANT SEIN Gerade eben wurde Christina Gegenbauer der Kulturpreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Darstellende Kunst übergeben. Zu Recht, denn in ihren Regiearbeiten zeigt die gebürtige St. Pöltnerin, wie aktuell, brisant und lebensverändernd Theater sein kann. 56


TEXT: THOMAS FRÖHLICH, ANDREAS REICHEBNER | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER, DANIEL SCHLEGEL, REINHARD WERNER

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it dem Leben wurde Christina Gegenbauer, wie sie selbst sagt, im Restaurant ihres Vaters unmittelbar konfrontiert, „man sieht so viel, das war eine Schule des Lebens für mich.“ Im Gymnasium gesellte sich dann der Theatervirus dazu, infiziert vom Doyen des Schul- und Amateurtheaters in St. Pölten, Bernhard Paumann. Daraus folgte unweigerlich, dass sie Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien studierte und danach an diversen Theatern in Österreich und Deutschland als Regieassistentin engagiert war. Neben ihren Schauspiel­ inszenierungen u. a. am Burgtheater, Staatstheater Nürnberg, Theater Regensburg oder am Theater Münster, arbeitet Gegenbauer spartenübergreifend und realisiert ebenso Performances und Installationen, z. B. beim Viertelfestival Niederösterreich. Ihre Inszenierung von Horváths „Hin und Her“ wurde zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen eingeladen. Heuer durfte sie sich über die Verleihung des Kulturpreises des Landes Niederösterreich in der Sparte Darstellende Kunst freuen. „Theater macht man nicht alleine, deshalb bedanke ich mich herzlich bei den tollen Schauspielerinnen und Schauspielern und meinem großartigen Team für die inspirierende Zusammenarbeit sowie bei allen Auftraggebern, die ihr Vertrauen in mein künstlerisches Schaffen setzen … und natürlich beim Publikum“, weiß Gegenbauer die Wichtigkeit der Teamarbeit am Theater zu schätzen. In ihren Ausstellungskonzepten, Inszenierungen und Performances erforscht Christina Gegenbauer immer wieder die Rollenaufteilung zwischen Akteurinnen und Akteuren und Rezipientinnen und Rezipienten. Bei ihren Projekten ist die interaktive Rolle des Publikums wesentlich. Intelligente Konstruktionen eines Stückes mag sie, die sukzessive Entwicklung der Charaktere, das langsame Entblättern der Figuren – und auch die Aktualität des Textes, seine zeitgemäße Wichtigkeit und direkte Brisanz. Gegenbauer, die bis dato mit Texten zeitgenössischer Autorinnen

und Autoren gearbeitet hat, schließt dabei aber auch klassische Stoffe nicht aus. „Das Thema muss für die Zeit wichtig sein.“ Essentiell für die Theaterarbeit ist ihr auch, dass es bei ihren Regiearbeiten keiner (Vor-) Kenntnisse des Theaterkanons bedarf. „Ich bin kein Fan von einem Theatermuseum auf der Bühne.“ Diesen freien und frischen Zugang lebt sie auch in ihren anderen Arbeiten neben der Regie und den Bühnenstücken. Daher rührt ihre Nähe zum Publikum. MFG wollte es genauer wissen, die Fragen stellte Thomas Fröhlich. Wie sind Sie zum Theater gekommen? Gab es soetwas wie eine Initialzündung? Ich war Teil einer ambitionierten Schultheatergruppe im Gymnasium in der Josefstraße. Dort bin ich zum ersten Mal mit dem Medium Theater in Berührung gekommen. Als Initialzündung würde ich die Teilnahme an einem Jugend-Projekt der Ruhrfestspiele Recklinghausen bezeichnen. Dort haben Jugendliche aus ganz Europa zehn Tage lang gemeinsam an Kunstprojekten gearbeitet und ich habe erlebt, wie Kunst verbindet und Dialogräume schafft. Haben Sie schon in STP inszeniert, bevor Sie andernorts tätig waren? Oder haben Sie gleich woanders begonnen? Zum ersten Mal inszeniert habe ich am Theater Münster. Bisher habe ich vor allem in Deutschland gearbeitet. Demnächst heißt es „back to the roots“. Am 28. Mai 2020 findet in St. Pölten nämlich die Premiere meiner Inszenierung von „Am Boden“ statt, ein sehr spannendes Stück, welches man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Es ist die Geschichte einer Kampfjetpilotin, die nach ihrer Karenz in einer Drohnensteuerungszentrale stationiert wird. Die Hauptfigur ist ein Extrembeispiel, wie man Berufs- und Privatleben vereint – oder auch nicht. Und es beschäftigt sich mit dem individuellen Gefühl der Gefährdung sowie mit Drohnen. Ich freue mich sehr, dass die Produktion Teil des Viertelfestivals Niederöster-

reich und eine Koproduktion mit der Bühne im Hof ist. Sie sind ja auch außerhalb des Theaters tätig – inwiefern? Ein Beispiel ist das Gesamtkunstwerk „KARLOPOLIS – Utopie einer Großstadt“, welches ich gemeinsam mit dem Aktionskünstler und Maler donhofer. in Karlstetten realisiert habe. Vier Tage lang konnten sich Bewohnerinnen und Bewohner der „Metro-

BEICHL MIT NESTROY AUSGEZEICHNET

Aus welch großem Potential in St. Pölten geborene oder heranwachsende Theatermachende schöpfen, beweist auch ein anderes Beispiel aus der Theaterszene. Der in der Landeshauptstadt aufgewachsene Moritz Beichl wurde eben mit seiner Inszenierung von Paulus Hochgatterers „Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“ mit dem Nestroypreis in der Kategorie „bester Nachwuchs“ ausgezeichnet. In der Spielzeit 2018/19 wurde das Stück, in dem der österreichische Kinderpsychiater und vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Paulus Hochgatterer eine exemplarische Geschichte davon, wie man im Kriegszustand ein Mensch bleibt, erzählt, am Landestheater Niederösterreich uraufgeführt. Moritz Beichel inszeniert u. a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Deutschen Theater Göttingen, Stadttheater Bremerhaven und am Staatstheater Braunschweig. Neben klassischen und selbstgeschriebenen Texten arbeitet Beichl auch mit zeitgenössischen Autor­Innen wie Thomas Köck, Tanja Šljivar und Thomas Perle.

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MFG KULTUR KOLUMNE TINA REICHL

AUSZEIT

FOTO: ALFA27/ADOBE STOCK

Was, wenn ich mir einfach so eine Infrarotkabine in meine Wohnung stelle? Also, im Wohnzimmer wär noch Platz. Ob ich mir dann diese Ruhe einfangen kann? Meinen Gedanken nachhängend, liege ich im Wellnesshotel auf der Liege und lese ein Buch! Ein ganzes Buch! Ich nehm mir die Zeit, ich werde ganz ruhig und kuschelig. Keine Informationen dringen von außen zu mir in die wlanfreie Zone! Aber kurz kann ich schon mal auf facebook schauen und eine Runde „Gardenscapes“ spielen. Nein, nur nicht ablenken lassen, ich brauche Erholung und Entspannung. Vielleicht lass ich mich auch massieren? Eine Kolumne muss ich noch schreiben, gut, aber das hat noch Zeit. Und die Geburtstage gehören geplant. Ob ich eine Torte bestelle für meinen Sohn? Ist immerhin der 10. Ich könnte ja mal kurz nach „Tennistorte“ googeln. Aber dann les ich weiter. Traurig eigentlich, überall liegen Menschen im Bademantel herum und kaum einer liest ein Buch. Alle haben irgendwas ins Ohr gestöpselt oder sogar ihre iPads mit im Saunabereich und wechseln mit ihren Partnern nur Sätze wie „Gehst mit schwimmen?“ „Aufguss wär!“ oder „Hast ein Ladekabel mit?“ Außer mir natürlich! Ich bin so richtig im Entspannungsmodus und verordne mir eine Handyauszeit. Ich will mit meiner Familie „Qualitätszeit“ verbringen, die letzten 5 Woman lesen, mit meinem Mann den Sommerurlaub planen und mich einfach so richtig relaxen. Meine Augen brauchen dringend Erholung – in letzter Zeit schieb ich die Brille schon verdächtig oft nach unten, um schärfer lesen zu können! WAS? Bildschirmzeit: 3h 16min? Verdammt!

pole“ die Fragen stellen, in welcher Gemeinschaft sie leben wollen und wie sich ihr Ort weiterentwickeln soll. Es gab u. a. interaktive Installationen zu erkunden, Jam-Sessions und Konzerte, geführte Stadtspaziergänge, Performances, Lesungen und Filmvorführungen. Wir haben uns sehr gefreut, als uns die Anfrage erreichte, ob der neue Gemeindebus KARLOPOLISBus getauft werden darf, denn einer unserer Schwerpunkte des Projekts widmete sich dem Thema Verkehr – Kunst kann Gedankenanstöße liefern, die das Zusammenleben verändern. Was kann Kunst bewirken? Was wollen Sie bewirken? Art for art‘s sake, was durchaus legitim ist, oder haben Sie eine gesellschaftspolitische Agenda? Mir ist wichtig, dass diese Gedankenanstöße ohne moralischen Zeigefinger erfolgen. Belehrung ist für mich nicht unterhaltend. Kunst ist für mich im besten Fall eine ästhetische Erfahrung, die nicht nur auf einer kognitiven, sondern auch auf einer emotionalen Ebene trifft. Was muss ein Theaterstück haben, um Sie für eine Inszenierung zu begeistern? Das Stück muss vor allem ein gesellschaftsrelevantes Thema behandeln, mit dem ich mich auseinandersetzen will. Seine Sprache muss mich im wahrsten Sinne des Wortes ansprechen, einen Rhythmus beinhalten, der mir gefällt. Lieblingsautorinnen/-autoren? Ferdinand Schmalz, Ödön von Horváth, neu entdeckt Nina Segal ... Zu St. Pölten: Würden Sie hier auch in Zukunft gerne arbeiten? Ich mag es, unterwegs zu sein und an verschiedenen Orten zu arbeiten, dennoch: Längerfristig an dem Ort zu arbeiten, wo ich herkomme,

OLYMP. Heuer feierte Gegenbauer mit „Die Waisen“ ihr Regiedebut am Burgtheater.

würde mich sehr reizen. Ich habe große Lust ein Programm zu erstellen, das Themen bearbeitet, die St. Pölten beschäftigen und gleichzeitig über den Tellerrand hinausschauen. Mich damit auseinanderzusetzen, was die Menschen in meiner Heimatregion bewegt, wäre eine schöne Herausforderung. Was beudeutet der Kulturpreis? Ich freue mich wirklich sehr über den Kulturpreis! Die Auszeichnung ist eine große Ehre. Da man Theater nicht allein macht, geht der Preis auch an die tollen Schauspielerinnen und Schauspieler und an mein großartiges Team. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich für die inspirierende Zusammenarbeit bedanken. Was Sie schon immer sagen wollten – sagen Sie es den MFGLesern JETZT! Ich freue mich, wenn wir uns bei der Premiere in der Bühne im Hof sehen. Tickets gibt‘s im Kartenbüro am Rathausplatz und online.

Ein Stück muss vor allem ein gesellschaftsrelevantes Thema behandeln, mit dem ich mich auseinandersetzen will. CHRISTINA GEGENBAUER

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MFG ADVERTORIAL

FOTOS: ALICE BLANGERO, MARLENE GUTSCHER

DER FRÜHLING KANN KOMMEN!

„Am Königsweg in Leipzig“

Die Freunde der Kultur sind ein umtriebiger Verein: Theateraufführungen, Ausstellungs-Previews, Künstlertreffen, Reisen – das Vereinsleben ist wahrlich abwechslungsreich. Selbstverständlich haben wir auch für das Frühjahr wieder ein spannendes Programm für unsere Mitglieder zusammengestellt, im Zuge dessen wir nach jeder Veranstaltung bei einem kleinen Empfang auf Tuchfühlung mit den Künstlern und Ausführenden gehen. Ein Orchester, wie Sie es wohl noch nie erlebt haben, beehrt uns am 25. Jänner im Festspielhaus: Das aus Leeds stammende „Ukulele Orchestra Great Britian“ zupft sich durch die Musikgeschichte, von Ennio Morricone über David Bowie bis zu den Sex Pistols. Am 27. Februar besuchen wir als erste im Zuge einer Preview die neue Ausstellung im Museum Niederösterreich, die sich mit „Der junge Hitler und die Zeit um 1900“ befasst. Ein bemerkenswertes Konzert verspricht jenes von Klaus Trabitsch, Otto Lechner und Peter Rosaminth am 29. Februar in der Bühne im Hof zu werden, wenn die drei frei nach dem Motto

„Was wir denken, können wir auch singen“ die Österreich-Premiere von „Lieder über Gott und Teufel“ geben. Am 5. März wohnen wir den Probenarbeiten zu Miroslva Krlezas „Christoph Kolumbus“ im Landestheater Niederösterreich bei, das in St. Pölten seine deutschsprachige Erstaufführung in der Regie von René Medvesek feiert. Voraussichtlich am 16. April (genauer Termin wird noch bekanntgegeben) steht dann im Museum Niederösterreich ein ganz brennendes und brandaktuelles Thema am Plan „Das Klima & Ich“. Wir erhalten eine Sonderführung durch die Ausstellung, die ohne Zweifel spannende Einblicke geben wird. Fesselnd verspricht auch der Abend am 18. April im Festspielhaus zu werden. Der Choreograf Serge Aimé Coulibaly folgt in seinem Stück „Kirina“ den Spuren des westafrikanischen Volks der Mandinka. Mit der aus Mali stammenden Musikerin Rokia Traoré

Einen großen Erfolg feierte das Ensemble des Landestheaters Niederösterreich in Leipzig mit Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ in der Regie von Nikolaus Habjan, womit man in der Goetheund Bachstadt das euro-scene-Festival eröffnete. Der Verein der Freunde der Kultur St. Pölten organisierte für seine Mitglieder aus diesem Anlass eine spannende Reise mit abwechslungsreichem Programm nach Leipzig, deren Höhepunkt die Aufführung des Stückes im Schauspiel Leipzig war.

und einem ausdrucksstarken Ensemble greift „Kirina“ Fragen nach den Sprachen, musikalischen Formen und Erzählungen auf, die durch Migration entstanden sind. Einen Angriff auf Ihre Lachmuskulatur starten am 24. April dann Publikumsliebling Erwin Steinhauer und Matthias Franz Stein in der Bühne im Hof, die in „Vatermord“ amüsant zelebrieren, in welche Sphären der Generationenkonflikt vordringen kann. Schließlich, praktisch schon Tradition, besuchen wir am 12. Juni im Landestheater Niederösterreich die neue Bürgertheaterproduktion. Und die bringt diesmal quasi Theater im Theater, wird doch Bernhard Studlars „Eine Stadt sucht ihr Theater – Eine Recherchereise zu den Ursprüngen des St. Pöltner Theaters“ gezeigt. Ich freue mich wieder auf Ihr zahlreiches Kommen, Ihr

Das Ukulele Orchestra Great Britian zupft sich am 25. Jänner durch die Musikgeschichte.

MITGLIED WERDEN und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previews, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter T +43 2742 90 80 90-941, F +43 2742 90 80 94, freunde@kultur-stp.at

Lothar Fiedler

(Präsident Freunde der Kultur St. Pölten)

INFORMATIONEN

www.freundederkultur-stp.at, Tel.: 0 2742 90 80 90-941

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MFG KULTUR

EIN WOHNZIMMER FÜR DEN KUNSTGENUSS Es war beileibe kein Aprilscherz, als die Bühne im Hof ihre Pforten erstmals am 1. April 1990 öffnete, aber jede Menge Kulturengagement im Kampf gegen verstaubte und eingefahrene Strukturen. Nächstes Jahr feiert die Bühne im Hof ihr 30-Jahrjubiläum mit einem Programm, das folgerichtig auch „Aller guten Dings sind … 30 Jahre BiH“ heißt.

W

ir lieben das Haus wahnsinnig, aber es fordert uns auch wahnsinnig“, gibt Daniela Wandl, die künstlerische Leiterin, ihre besondere Beziehung zur Bühne im Hof preis. Damit befindet sie sich in bester Gesellschaft mit ihrem engsten Mitarbeiter, nennen wir ihn einfach „Fels in der Brandung in einer von Unkultur bedrohten Gesellschaft“, Dieter Regenfelder. „Ohne Dieter wäre die Bühne im Hof nicht so wie sie ist, er ist ihr leidenschaftlich verbunden, über 20 Jahre im Haus, kennt alles, weiß alles, ist verlässlich und wichtiger Kollege für mich“, so Wandl, die seit Mitte 2015 die Kulturinstitution mit viel Herzblut leitet. „Es ist wie mein zweites Wohnzimmer, nach wie vor ein Traumjob für mich, denn ich mag die Kollegen, das Haus, die Künstler und das Publikum. Ich denke, in den letzten Jahren hat sich da etwas ganz Spezielles entwickelt. Es ist für mich nicht nur eine Berufsgeschichte, sondern etwas sehr Persönliches.“ Dieser Geist des persönlichen Einsatzes, des mit Engagement und Liebe, emotional und intelligenten Wehrens gegen seichte Unterhaltung und muffige Kleinbürgerlichkeit war von Anfang an die treibende Kraft hinter der Bühne im Hof in St. Pölten. Natürlich könnte man die Geschichte der Bühne

Die Bühne im Hof ist wie mein zweites Wohnzimmer. DANIELA WANDL

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im Hof mit Fakten erzählen, aber diese Bühne ist mehr als die Aufzählung von historischen Jahreszahlen, doch zwei sollten doch erwähnt werden: 1. April 1990 Eröffnung, 2004 Inbetriebnahme des Zubaues. Legenden rund um die Entstehung Schon allein um die Entstehung ranken sich herrliche Legenden. Denn ohne eine Person gäbe es die Bühne im Hof in dieser Form nicht: Mimi Wunderer, die Hernalser Kulturmacherin entdeckte Ende der 80er-Jahre des vorigen Jahrtausends Entwicklungspotenzial hinsichtlich kultureller Niederlassungen in St. Pölten. Wunderer, gebürtige Perserin, ließ in Gesprächen mit dem Schreiber dieses

HEIMELIG. Ganz im Bühne im HofGeiste verlief das Pressegespräch zum Jubiläumsprogramm in sehr persönlicher Atmosphäre.

Textes, der in früheren Zeiten auch viele gemeinsame Projekte mit der streitbaren Theaterprinzipalin durchführte, immer wieder durchblicken, dass Starkabarettist Josef Hader sie auf diese Idee brachte. „Geh nach St. Pölten, da gibt es eh nicht viel, dort kannst du Aufbauarbeit leisten“, dürften in etwa des Josefs Worte gewesen sein. Mit diesem, nahezu missionarischen Sendungsauftrag, der Vision einer Alternativbühne im Gepäck, suchte Mimi Wunderer ihr Glück in der, damals jungen, gerade im Kindergartenalter befindlichen Landeshauptstadt. Glaubt man den Erzählungen und dem Mythos rund um die Kulturrevoluzzerin, wurde sie mehr oder weniger vom seinerzeitigen Kulturboss, dessen Name ein köstliches Milchprodukt verheißen lässt, „hochkant aus dem Büro“ geworfen. Und wie bei der Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt 2024, die eigentlich erst auf Drängen von kulturaffinen Bevölkerungskreisen Fahrt aufnahm, war auch ehemals die zivilgesellschaftliche Leidenschaft für Kunst und Kultur ausschlaggebend. Vor allem die unermüdliche Grand


TEXT: ANDREAS REICHEBNER | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

Dame der St. Pöltner Kulturszene, Michaela Steiner, und die Kulturjournalistin Anita Fritsche, setzten sich für Wunderers Traum ein. Im Laufe der Zeit gesellten sich viele in der Kulturszene beheimatete Menschen, aber auch Firmen und politische Entscheidungsträger dazu und so wurde der Traum wahr: Die Bühne im Hof wurde am 1. April 1990 unter anderem mit Auftritten von Josef Hader, von Schlabarett und den Menubeln eröffnet. Viele G´schichterl und die Historie der Bühne in den ersten 15 Jahren sind übrigens nachzulesen in einem zum 15-Jahrjubiläum erschienenen Karikaturband „Wie im Flug“, der zeigt, dass Mimi Wunderer immer wieder neue Kulturformate in Form von Eigenproduktionen entstehen ließ. Für die zeichnerische Gestaltung des Jubiläumsbandes sorgte übrigens ein Karikaturist namens Andreas Reichebner, die Texte stammten von Helmut Korherr. Der Band zeigt auf humoristische Weise, wie sich die Idee zu einer Erfolgsstory gegen viele Ressentiments hinweg, entwickelt hat. Eines zeigt er aber auch, dass trotz künstlerischer Hochwertigkeit in der Bühne im Hof der Geist des Persönlichen lebt. Die Kleinkunstbühne ist bis dato keine glatte Kulturinstitution, die von smarten Kulturmanagern suboptimiert wird. Übrigens, es ist müßig zu erwähnen, wer aller schon in den Jah-

Das Publikum soll sich bei uns familiär betreut fühlen. DANIELA WANDL

ren in der Kleinkunstbühne zu Gast war, die Liste würde wahrscheinlich um die Welt führen. Auf jeden Fall alle Kabarettgrößen, die auch großteils zu ganz besonderen Freunden des Hauses wurden. „Die Mimi hat Unglaubliches auf die Beine gestellt“, streut die jetzige Chefin Daniela Wandl ihrer Vorgängerin Rosen. Auch für den Umstand, dass diese sie auch bei der Umsetzung des legendären Höfefestes „immer wieder sehr unterstützt hat.“ Wandl erinnert sich auch gerne daran, dass sie „selbst schon zweimal auf der Bühne gestanden ist.“ 1990 führte die Theatergruppe Perpetuum Augusto Boals Stück „Mit der Faust ins offene Messer“ auf, mit dabei auch ihr Mann Georg Wandl.

PERFEKTES TEAM. Daniela Wandl und Dieter Regenfelder sorgen für niveauvolle Kleinkunst in St. Pölten.

Zwei starke Frauen Zwei starke Frauen prägten und prägen bislang die Bühne im Hof, unterstützt von einem engagierten Team, aber auch immer von einem besonders umsichtigen Kollegen. Wunderer wurde begleitet von Rupert Klima, der seit geraumer Zeit das Landestheater Niederösterreich, jetzt an der Seite von Marie Rötzer, in kulturelle Höhen führt. Bei Daniela Wandl ist es Dieter Regenfelder, der schon bei Wunderer seine Fähigkeiten ins diffizile Spiel im Kulturbetrieb brachte. Nicht ganz friktionslos war die Übergabe der Leitung in den Jahren 2015/16, ein Faktor, der schon mal bei zwei starken Persönlichkeiten in den Raum geworfen werden kann, aber seit 2016 hat sich die Bühne, wenn auch einiges gleich blieb, wesentlich verändert. „Dinge, die gut waren, haben wir stehengelassen, aber ich habe auch viele neue Ideen wie die Werkstatt für junge Menschen, Musik und wie ich gerne sage, ‚junge Verrückte‘ forciert“, erzählt Wandl, die sich besonders über „Entdeckungen“ freut. „Bei uns war zum Beispiel der Nikolaus Habjan, der

jetzt alle großen Bühnen bespielt, das erste Mal in St. Pölten“, so die BiHChefin, die sich ständig und konsequent in der Szene umhört, „ich bin da bisserl wie ein Schwamm.“ Was das Team dabei vermeiden will, sind „allzu seichte Comedy-Formate“, wie das Programmheft beweist, in welchem es von liebevollen Glückwünschen etwa von Lukas Resetarits, Andreas Vitasek, Klaus Eckel oder Birgit Denk nur so wimmelt. Zur besonderen Atmosphäre der St. Pöltner Kleinkunstbühne gehört auch die freie Platzwahl, die es dem Team ermöglicht, für individuelles, stimmungsgeladenes Raumambiente zu sorgen. „Die Bühne im Hof soll auch nach 30 Jahren weiter für unser Publikum ein zweites Wohnzimmer sein, wo man sich bei niveauvoller Kunst auch familiär betreut fühlt“, weist Wandl den Weg für ihr Team, denn „die Menschen lieben es, wenn sie von denselben Leuten am Eingang begrüßt werden, mit ihnen über Kultur plaudern.“ So wird hier am Haus gleich en passant Kulturvermittlung gelebt. MFG 11.19

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MFG KULTUR AUFBRECHEN

JUGEND-KREATIVWETTBEWERB DES NÖ KULTURFORUMS Projektleiterin Mag. Marianne Plaimer hat von der Ausschreibung bis zur Schlussveranstaltung AUFBRECHEN begleitet. Sie, die schon bisher etliche Jugendkreativ- und Integrationsprojekte abgewickelt hat, hat diesmal wieder unglaubliches Engagement bewiesen. Als Jurymitglieder haben sich neben Ewald Sacher Gotthard Fellerer für die Bildende Kunst, Günter Glantschnig, Literatur, und Hannes Winkler, Musik, zur Verfügung gestellt. Unisono sind sie der Meinung: Unsere jungen Menschen haben ein hohes Potential an Talenten und Kreativität, das geweckt werden soll – das NÖ Kulturforum wird daher diesen Wettbewerb auch 2020/21 wieder durchführen.

Die Preisverleihung von AUFBRECHEN wurde zu einem großen Fest (Bild oben). Bild rechts: Filmstils aus dem Siegerfilm „#werdeDUselbst“, Kategorie Bildnerisches. Bild rechts unten: Siegerin in der Kategorie Literatur Sara Schmiedl.

Der vom NÖ Kulturforum erstmals ausgeschriebene Kreativwettbewerb AUFBRECHEN ist ein Riesenerfolg geworden! 100 junge Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher haben sich mit ihren Einsendungen daran beteiligt – das überstieg alle Erwartungen, die in das Projekt gesetzt wurden, so Prof. Ewald Sacher, Obmann des NÖ Kulturforums. Rund 100 Beiträge in den Kategorien Bildende Kunst, Musik und Literatur sind eingereicht worden. Sehr viele davon wurden von der Jury als bemerkenswert kreative Leistungen beurteilt und für die Zuerkennung eines der jeweils drei Hauptpreise und die Anerkennungs- und Sachpreise ausgewählt. Das NÖ Kulturforum dankt und gratuliert den Teilnehmerinnen und Teilnehmern! 62

In einer schwungvollen Abschlussveranstaltungen im Freiraum St. Pölten konnten sich die prämiierten Jugendlichen mit ihren Produktionen präsentieren.

Die Siegerinnen und Sieger (1. Preise) der drei Kategorien KATEGORIE BILDNERISCHES Eva-Sarah Berecz & Corinna Dudaschek (Stockerau) mit dem Kurzfilm „#werdeDUselbst“ KATEGORIE LITERATUR Sara Schmiedl (Tulln) mit dem Text „Ein Leben wie Eierspeise“ KATEGORIE MUSIK Victoria Naglmair (Schrems) mit dem Song „Here, now and never again“ Alle PreisträgerInnen werden in einem Katalog vorgestellt, den Sie bei Interesse beim NÖ Kulturforum kulturforum@aon.at anfordern können.


KULTUR VOR DER HAUSTÜR – NÖ KULTURFORUM

GOTTHARD FELLERER 75! GOTTHARD FELLERER 75! Eine große Künstlerpersönlichkeit Nieder­ österreichs ist 75: Prof. Gotthard Fellerer feierte am 1. 11. seinen Geburtstag. Das NÖ Kulturforum, dessen Mitbegründer er vor mehr als 45 Jahren war, gratuliert seinem „künstlerischen Motor“ auf das Herzlichste! Der in Wr. Neustadt lebende Künstler ist einer der vielseitigsten Kulturschaffenden, die das Land kennt: Maler, Grafiker, Literat, Musiker, Aktionist, Kunstrebell, Kurator, Ausstellungsmacher, Herausgeber und vor allem Kunstpädagoge und unermüdlicher Kulturvermittler. Gotthard Fellerer gehört zu jenen wenigen Menschen, die universell denken und auf möglichst vielen Wissensgebieten zu Hause sind. Er ist dabei keiner, der sein künstlerisches Können und Denken für sich behält, sondern jahrzehntelang als Lehrer und Kunsterzieher tätig ist. So am Gymnasium in Wr. Neustadt, an der Pädagogischen Hochschule in Baden, an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, nicht zuletzt als Gastprofessor in Pristina im Kosovo. Er ist ein Brückenbauer in Sachen Kunst und Kultur. Gotthard Fellerers großes Verdienst ist es, dass er mit seinen Arbeiten, Projekten und Medien KünstlerkollegInnen, Kulturschaf-

Kulturforum Obmann Ewald Sacher gratulierte seinem langjährigen Mitstreiter, KulturforumMitbegründer, Künstler, Autor und künsterlischen Tausendsassa Gotthard Fellerer zum 75er.

fende, Kunstinteressierte zusammenbringt, motiviert, aktiviert und mobilisiert. Das Wirken Fellerers aufzuzählen würden den Rahmen dieses Artikels sprengen: Allein die Nennung seiner jüngsten Aktivitäten würde Seiten füllen: So hat er im Zusammenhang mit der NÖ Landesausstellung „Welt in Bewegung“ in Wr. Neustadt ein Flag-

V.l.n.r.: Kulturstadtrat Franz Piribauer, Vbgm. Margarete Sitz, Prof. Gotthard Fellerer, Bgm. Mag. Klaus Schneeberger, Ewald Sacher.

genprojekt namhaftester zeitgenössischer KünstlerInnen initiiert, in einem leeren Geschäft der Fußgängerzone die Stadtgalerie etabliert, wo er laufend zeitgenössische Kunst präsentiert. Er ist seit Jahren Ausstellungskurator im Kunstforum Leoben und hat dafür den Kulturpreis der Stadt Leoben 2018 erhalten. Seine Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturinstitut im Palais Palffy in Wien, wo er zum Beispiel das Österreichische Phantastenmuseum eingerichtet hatte und als Herausgeber der Kulturzeitschrift BravDa laufend seine Künstlerloungen veranstaltet, lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Nicht zu vergessen seine Mitarbeit und unermüdliche Ideenbringerschaft im NÖ Kulturforum sind typisch für den „manisch Umtriebigen“ (Zitat Hubert Christian Ehalt). Höhepunkte im Reigen der vielen Auszeichnungen, die Gotthard Fellerer im Laufe seines Lebens erfahren hat: Die Ehrungen durch die Bundesländer Niederösterreich und Steiermark und die Kulturpreisverleihung durch die Stadt Leoben 2018. Die Stadt Wr. Neustadt würdigte ihren prominenten Künstler mit einem Festakt am Vorabend seines 75ers. Das NÖ Kulturforum dankte seinem Mitbegründer im Rahmen einer festlichen Vorstandssitzung für sein unersetzbares Wirken. MFG 11.19

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MFG ADVERTORIAL

VERANSTALTUNGSSERVICE ST. PÖLTEN

FOTOS: DEAGREEZ/ADOBE STOCK, JOSEF BOLLWEIN

WAS FÜR EIN WINTER MIT ...

... Kekserl backen & Glühwein trinken

Bereits seit 22. November läuft der ST. PÖLTNER CHRISTKINDLMARKT, und der ist nach seinem Upgrade im Vorjahr anlässlich des Ö3 Weihnachtswunders mit neuen einheitlichen Ständen, satinierten Gläsern (heuer mit der Dreifaltigkeitssäule als Konterfei) und Topqualität zu den besten Adventmärkten Österreichs aufgestiegen. Nicht nur, dass er sich nunmehr über den ganzen Rathausplatz erstreckt, präsentiert man auch weitere Aufwertungen: So steigt die Zahl der Kunsthandwerksstände von fünf auf acht, ein überdimensionaler Adventkranz wird die Besucher weihnachtlich begrüßen, der Kinderadvent – der bereits jetzt mit Kinderkarussell und der beliebten Kinderwerkstatt aufwartet – wird weiter aufgemotzt, die Bühne für die Aufführungen der Kinder sowie der Live-Bands vergrößert, und man legt gemeinsam mit dem Mariazeller Advent sowie der NÖVOG diverse Reisepackages auf … und über allem schwebt der Duft frischer Kekse, der Rauch dampfenden Glühweins, vielleicht manch Schneeflockerl und ein „Soundtrack“ von „Alle Jahre wieder“ bis „Last Christmas“. WUNDERSCHÖN!

... Feuerwerk abschießen und feiern

Auch der vor einigen Jahren wiederbelebte STADTSILVESTER steigt einmal mehr am 31. Dezember, wobei der Herrenplatz wie gehabt das Epizentrum bildet, wo sich die Besucher bei verschiedenen Bars, Musik von Sisnation sowie eines DJs auf den Jahreswechsel einstimmen können, der traditionell mit Donauwalzer und Feuerwerk begangen wird. Zwischen Café im Palais Wellenstein und Vino wird ebenso eine Halligalli-Zone entstehen sowie am Rathausplatz beim S’Zimmer eine Schirmbar für Feierstimmung sorgen. Und jetzt gemeinsam: 10, 9, 8, 7 …

... Tanzbein schwingen und dinnieren

Am 11. Jänner heißt es dann traditionsgemäß beim HAUPTSTADTBALL im VAZ St. Pölten wieder „Alles Walzer und viel Vergnügen“, wobei der St. Pöltner Ball der Bälle bei aller Patina dann doch mit bemerkenswerten Neuerungen aufwartet. So wird er erstmals im erweiterten Veranstaltungszentrum durchgeführt, das nun noch mehr Platz und teils neue Räumlichkeiten für die Besucher parat hält – etwa das neue Restaurant direkt beim Eingang, wo Haubenköche ein 15(!) gängiges Menü zaubern werden, oder eine vergrößerte Halle B, die zum neuen „Mainfloor“ mit Lindner Band und noch größerem Tanzboden wird, während der „Jazzkeller“ heuer erstmals in einen Teil der Halle C wandert, wo auch ein zweites, von den Dreamers musikalisch bespieltes Tanzparkett für beste Unterhaltung sorgen wird. Außerdem warten Klassiker wie NÖN Disco, Sektlounge, Mitternachtseinlage mit dem Europaballett, Publikumsquadrille, Cocktails, Ginbar, feine Schmankerl, Tombola uvm. Einer rauschenden Ballnacht steht also nichts im Wege. In diesem Sinne „Alles Walzer und viel Vergnügen!“

Informationen zu allen Veranstaltungen unter www.st-poelten.at

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ASTRID LINDGRENS SENSATIONSERFOLG ALS FAMILIEN-MUSICAL

Vanessa Zips als Pippi

CATS • PHANTOM DER OPER JESUS CHRIST SUPERSTAR EVITA • SUNSET BOULEVARD STARLIGHT EXPRESS • U.V.M.

13. März 20 ST. PÖLTEN Di. 4. 2. 2020 | St. Pölten VAZ St. Pölten, Beginn 19.30 Uhr Kartenvorverkauf in allen Geschäftsstellen von oeticket, Hotline 0900 94 96 096 & unter der Bestellnummer 02626-8181536

VAZ | 17 Uhr

Karten erhalten Sie in allen Geschäftsstellen von oeticket, unter 0900 94 96 096 und unter www.oeticket.com sowie bei unserer ticket hotline 02626/8181536. Ermäßigungskarten für alle Kunden der Volksbank unter www.vbnoe.at/tickets.


SHORTCUT SZENE

FOTOS: IRINA K/ADOBE STOCK, MARTIN MOSER, MEGAPLEX

KOLUMNE THOMAS WINKELMÜLLER

GUTE NEUIGKEITEN St. Pölten kann noch Kulturhauptstadt werden. Zugegebenermaßen, 2024 wird ohne Auszeichnung an uns vorbeigehen. Ö3-Weihnachtswunder und eine Bierdose als inoffizielles Wahrzeichen haben nicht ausgereicht. Gottseidank schreibt die Europäische Union den Titel aber wieder aus und dann steht St. Pölten hoffentlich gut gewappnet bereit. Wir müssen uns also bloß in Geduld üben, aber wer Geduld sagt, sagt Mut, Ausdauer und Kraft. Bei aller Liebe zur Stadt und den meisten ihrer Bewohner, diese Tugenden müssen wir im kommenden Jahrzehnt erst demonstrieren. Ich möchte zwei Probleme ansprechen, die schon seit Generationen an St. Pölten haften: Ein ausgestorbenes Regierungsviertel. „Stadt, Land, Fluss“ war ein Vorzeigebeispiel dafür, wie es gehen kann. Und was mir wirklich die Weißglut ins Gesicht treibt: Proberäume. Ich gestehe, die Stadt hat ein paar Container neben ihre Mülldeponie gestellt. Die Ironie der Lösung ist leider kaum zu übertreffen. Ihre Ästhetik lässt zu wünschen übrig, alle Plätze sind bereits an Bands vergeben und die Lage ist dem Geruch zufolge tatsächlich am Arsch von St. Pölten. Alle übrigen Proberäume laufen privat. Der „Freiraum“ ist keiner. Muss das so sein? Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir anpacken müssen. Für 2024 gibt es ein Konzept. Wenn sich die Stadt ein Fußballstadion leisten kann, dann auch, dass sie einen Teil des Kulturplans umsetzt. Dass dafür mehrere Millionen in die Hand genommen werden sollen ist fix, aber nicht vergessen: Mühsam ernährt sich das St. Pöltner Eichhörnchen.

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BLUE YELLOW STP

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ie einen, ganz Romantiker, haben sich den 02.02.2020 schon für ihren Hochzeitstermin reserviert, andere wie die THE ZSA ZSA GABOR‘S veröffentlichen an diesem Tag ihr viertes Album mit dem „logischen“ Namen „X“. Romantisch wird das wohl weniger, immerhin pflegen die vier Herren gediegenen Punkrock … wobei auch das relativ ist, wenn man in die ersten Auskoppelungen hineinhört. So bekennt die Band nostalgisch „Arena (Wien, Anm.), du hast meine Jugend versaut“, um am Schluss „Widerstand

bleibt Pflicht“ einzufordern, ewiges Motto des Punkrocks, das angesichts allumfassend knabbernden Kommerzes (auch an der Arena) immer schwerer aufrecht zu erhalten ist. In die Kategorie „Romantik“ fällt wohl auch der Gassenhauer „Blue yellow STP, we are your supporter, SKN forever, that’s the ways we like it“. Damit hätte der SKN endlich eine gescheite Hymne (die wollen wir also im Stadion hören, liebes SKN-Management), jetzt müssen „nur“ mehr die Spieler dasselbe Feuer auf den Rasen bringen.

NEXT GENERAT ION

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ie Kinozukunft ist endlich da. Wie lange träumten wir nicht davon, dass man Stimmungen im Film auch mit allen Sinnen erfährt – aufziehende Stürme, Nebelschwaden, der Duft von Rosen, Vibrationen bei Schwertkämpfen, wagemutige Achterbahnfahrten, Bewegungen bei wilden Verfolgungsjagden, Regen und vieles mehr. Die 4DX Technologie machts möglich, oder besser die Familie Hueber, welche jetzt den ersten 4DX Saal Niederösterreichs in St. Pölten gebaut und dafür 750.000 Euro locker gemacht hat. „Das ist eindeutig die nächste Generation der Kinotechnologie! Mit 4DX haben wir im Kinobereich neue Maß-

stäbe gesetzt in Österreich!“, freut sich sodenn Geschäftsführer Mario Hueber. Überzeugen kann man sich ab sofort bei Blockbustern wie „Star Wars: Episode IX“, „Jumanji: The next level“ oder „Eiskönigin 2“. In diesem Sinne: Haltet euer Popcorn fest!



STEVE PONTA

MFG SZENE

BOOMA RANG MAN

Als ich Steve Ponta in seinem Büro im Warehouse treffe, bin ich mit einem Aha-Erlebnis konfrontiert – die Dreadlocks, bisheriges Markenzeichen des mittlerweile 37-jährigen als Selecta Weasel bekannten DJs, Produzenten, Bookers und Kulturmanagers, sind weg! „Die sind am Sonntag gefallen, ein historischer Tag“, lacht Steve.

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ieben Stunden lang hat die Schneide-Prozedur gedauert, dann waren 20 Jahre durchgehende Haarpracht Vergangenheit und ein großer Haufen Haare am heimischen Fußboden. Ob ihm die Dreads – zuletzt waren es 45 – abgehen? „Nein, eigentlich nicht, es zieht nur ein bisserl auf den Hinterkopf“.

Toronto – Kanada Steve Ponta war jedenfalls nie 0815, sondern ein Original und freier Geist, was vielleicht auch mit seiner Herkunft und Kindheit zu tun haben mag. „Ich bin ja in Kanada geboren. Die Mama stammte aus San Francisco und Papa war als Jugendlicher in die USA ausgewandert.“ Ebendort lernten sich die Eltern nicht nur kennen, sondern tourten 68

im Anschluss fast klischeemäßig „in der Nachhippiezeit mit einem alten VW-Bus durch die Staaten!“ Schließlich verschlug es das Paar, weil dort eine Tante des Vaters lebte, nach Toronto/Kanada, wo Steve und sein Bruder geboren wurden. Zwei Jahre später ging es zurück nach Österreich „was insofern skurril war, weil meine Eltern einmal meine Oma in Österreich besucht hatten, als sie gerade in der Loich auf Urlaub war. Dort verliebten sie sich in ein uraltes Bauernhaus aus dem Mittelalter – angeblich das 17., das im Tal gebaut worden war und wo, kein Scheiß, noch so eine Art Bach mitten durchs Haus floss – und beschlossen, es zu renovieren und als Ferienhaus zu nutzen.“ Als die Großmutter bald darauf verstirbt und der Großvater

allein ist, zieht die Familie ganz nach Österreich. Eine exotische Konstellation „weil das muss man sich ja vorstellen, meine nur Englisch sprechende Mama aus dem sonnigen Kalifornien, die plötzlich im hintersten Tal im Kuhdorf Loich sitzt“, muss Steve noch heute lachen. Auch der Junior spricht im Kindergarten anfangs noch Englisch, lernt aber rasch Deutsch, „und Papa hat sich seinen Kindheitstraum erfüllt und einen Würstelstand aufgemacht“, den der ältere Bruder noch heute beim kika im Süden der Stadt führt. Glücksfall Metallallergie Steve macht die klassische Schulkarriere, geht in Loich in die Volksschule, im Anschluss in Kirchberg in die Hauptschule. Danach beginnt


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: ELIAS KALTENBERGER, STEVE PONTA/ZVG

2006. Boomarang Sound wird ca. 2003 herum von Steve und Dex gegründet. er, was für viele Steve-Kenner wohl nicht minder exotisch anmutet, bei Voith in St. Pölten eine Lehre zum Maschinenschlosser. Und auch da nimmt das Leben eine skurrile, wenngleich entscheidende Wende. „Ich habe die Lehre fertiggemacht, die Gesellenprüfung abgelegt und in der Zeit auch einen Allergietest gemacht, weil ich immer Probleme mit Nüssen etc. hatte und einfach wissen wollte, was ich nicht vertrage – und dabei ist eine Kobalt- und Nickelallergie festgestellt worden“, schmunzelt er. Das ist für einen Maschinenschlosser in etwa wohl so, wie wenn ein Bäcker kein Mehl verträgt. „Die AUVA hat jedenfalls gesagt, dass ich in meinem Beruf nicht weiterarbeiten darf.“ Für den Teenager kommt das überraschend, aber gar nicht ungelegen „weil ich sowieso nicht so glücklich war und mich schon damals viel mehr für Musik interessiert habe.“ In Folge jobbt er für NXP „hab da klassisch als Stagehand Ton- und Lichtequipment auf- und abgebaut bei diversen Veranstaltungen, von den Kuschelrockern bis zum Hauptstadtball“, außerdem übernimmt die AUVA bzw. das AMS die Kosten für eine Alternativausbildung, die er an der SAESchule macht, wo er das College zum Tontechniker absolviert. Music was my first love In dieser Zeit nimmt Steves große Leidenschaft, die Musik, immer mehr Raum ein. „Auf der SAE war ich zweimal die Woche. Auf meinem Weg zur Schule lag ‚leider‘ das Rave Up, so ein klassischer alter Plattenladen, da bin ich immer reingestol-

pert“, schmunzelt er angesichts eines von ihm verursachten klassischen Wirtschaftskreislaufes: Das bei NXP sauer verdiente Geld wurde schnurstracks in Vinyl investiert „in Wien natürlich auch im Virgin Megastore – beim Ableger in St. Pölten konnte man ja nur CDs hören – und später dann auch im kleinen Plattenladen von Robert Stefan am St. Pöltner Rathausplatz, wo er in einem Hinterzimmer des Streetwear-Shops einen Miniraum voll mit Platten hatte“, erinnert sich Steve zurück. Platten sammelt er da schon eine ganze Weile. Den Erstkontakt mit Vinyl hat er in den heimischen vier Wänden, wo er sich die Plattensammlung der Eltern reinzieht, „die Klassiker wie Janis Joplin, Bob Dylan aber auch Jazz, Funk, Soul und Blues umfasste.“ Seine erste eigene gekaufte Platte ist von 2Pac. „Ich hab am Anfang ja nur Hip Hop gehört!“ Reggae, Ragga, Dancehall & Co., womit er späterhin – durch die Dreads natürlich noch frisurtechnisch unterstrichen – lange Zeit assoziiert wird, kommen erst im Laufe der Jahre hinzu. Steves Plattensammlung wächst jedenfalls gehörig an und irgendwann kommt wie von selbst das Auflegen hinzu. „Bichler Jörg, aka Dogma, hat damals Hip Hop Partys gemacht und gefragt, weil ich ja eh soviel Platten hab, ob ich nicht auch mal auflegen möchte – das war für mich zum ersten Mal so richtig mit Mixer & Co. und hat mir Riesenspaß gemacht.“ So großen, dass er sozusagen – bis heute – beim Auflegen picken bleibt „und ich in Folge jedes Wochenende von Wien, wo ich damals gewohnt hab, mit unzähligen Platten bepackt raus nach St. Pölten gefahren bin.“ Für Steve war dabei immer der Plattenspieler das Arbeitsmittel Nummer 1, „der durfte auf keiner Party fehlen, es waren damals auch schon die ersten Doppel CD-Player, worauf etwa Manshee werkte, angesagt. Dann gab es noch Kassettendecks – wir haben da noch von den Platten auf Kassetten Mixtapes erstellt und diese verschenkt!“, schmunzelt der DJ.

100 Flyer Steve legt aber nicht nur auf, sondern beginnt auch selbst Partys zu veranstalten, wobei zur Mutter aller Schlachten seine eigene Geburtstagsfeier beim damaligen Gasthaus Koll wird. „Ich hab damals die Flyer selbst gebastelt, ausgedruckt, anschließend 100 mal kopiert, mit der Schere ausgeschnitten und im Anschluss hand to hand verteilt. Die Anlage habe ich mir von NXP ausgeborgt“, erinnert er sich an die Sause auf zwei Floors zurück, die aber voll einschlägt „samt klassischem Polizei-Einsatz um Mitternacht“, muss er noch heute lachen. Der Koll sei damals ja eine Institution gewesen „und das Jesters Hole und später das Cave vom Andi in Ober-Grafendorf, mehr gab es für uns nicht.“ In Folge gründet Steve mit einigen Freunden sein erstes Kollektiv, die „Sensikru“. Der Sound umfasst mittlerweile nicht nur Hip Hop, sondern auch Reggae, Dancehall „die allesamt aber damals recht exotisch waren, weshalb du zumeist am second floor ziemlich allein auf weiter Flur gestanden bist.“ Mit einem neuen Format, nämlich den X-Mas Sessions im Cave, gelingt in heimischen Gefilden aber so etwas wie der Tur-

2007. Selecta Weasel: „Der Plattenspieler darf auf keiner Party fehlen!“ MFG 11.19

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MFG SZENE

2009. Geballte St. Pöltner DJ Hautevolee: DJ Selecta Weasel, DJ Manshee, Norbert „Pauli“ Bauer und DJ Hennes (v.l.n.r.) Allesamt bist heute nicht aus der Szene wegzudenken! naround. „Das war im Grunde unsere erste Veranstaltung, wo diese Musikstile plötzlich am first floor gespielt wurden und die Menge voll mitgegangen ist.“ In Folge entsteht in St. Pölten ein regelrechter Reggae, Ragga, Dancehall Hype, außerdem ist es auch jene Zeit, in der Szenegrößen wie Norbert „Pauli“ Bauer, der das Jesters übernimmt und später das Warehouse gründet, oder auch Meph „der im Jesters anfangs noch Glühbirnen ausgetauscht und Pauli als Mädchen für alles unterstützt hat“, bevor er das Urban Art Forms zwischenzeitig zu DEM Electronicmusicfestival Österreichs aufbaute, auf den Plan treten. Boomarang Sound Steve gründet mit Freunden „mixed buziness“, „wo quasi musikalisch alles vertreten war, was damals unter urban culture gelaufen ist“, nimmt davon aber bald wieder Abstand „weil es mir einfach zu schwammig war – wir haben zu viele Musikstile gespielt, hatten im Unterschied zu den Wiener DJs kein klares Profil.“ Dieses möchte er eindeutig im Bereich Reggae/Dancehall/Ragga ansiedeln. Um das Jahr 2003 herum gründet er gemeinsam mit Dex das legendäre Kollektiv „Boomarang Sound“. Als Capt. Dex & Selecta Weasel machen die beiden im positiven Sinne die Gegend – die 70

alsbald auf ganz Österreich und darüber hinaus ausgedehnt wird – unsicher. „Wir haben jedes Wochenende mehrmals aufgelegt, manchmal haben wir uns auch aufgeteilt – das war ein Riesenhype!“ In dieser Zeit legen die DJs über 70-mal im Jahr auf und fahren auf einer Welle „weil damals jedes Dorf, das einen größeren Kuhstall hatte, Partys gemacht und uns gebucht hat.“ Warehouse & Co. Eine Homebase, späterhin arbeitstechnisch auch im wahrsten Sinne des Wortes, wird dabei das Warehouse. 2004 von René Voak und Norbert Bauer an zwei Wochenenden in einer ehemaligen Lagerhalle des VAZ St. Pölten als Club mit Ablaufdatum ausprobiert, schlägt die neue Location so ein, dass sie zur fixen Institution wird. Eine Veranstaltungsreihe, die volles Haus garantiert, sind dabei die Boomarang Partys „da sind die Leute bis auf die Straße raus Schlange gestanden“, erinnert sich Steve, der in Folge auch beginnt, externe Künstler zu buchen „darunter viele Größen aus Jamaika.“ Damit ist ein neues Arbeitsfeld im Warehouse für ihn aufgestoßen und er wächst auch operativ immer stärker in den Club hinein. Zudem ist er bei Großprojekten, wie etwa dem House Of Riddim Festival, an vorderster Front mit dabei.

„Das ist von der Programmierung über Booking bis hin zum Aufziehen von Plakattafeln hier im Warehouse gegangen, die wir in Folge guerillamäßig in ganz Niederösterreich aufgestellt haben, oder hand to hand Hardcore-Flyer-Verteilen auf allen möglichen Festivals“, erinnert er sich zurück. Auch an sein persönliches Waterloo, „als Hochwasser das ganze Areal in Hofstetten überschwemmt hat und die Bühne bis zur Bühnenkante im Wasser gestanden ist – das werde ich nie vergessen.“ Unvergesslich bleiben freilich auch die Auftritte von Größen wie Hans Söllner, Toots and the Maytals, Yellowman, Culcha Candela oder einem gewissen, damals freilich noch unbekannten, RAF Camora. Mädchen für alles Im Dunstkreis von Pauli Bauer, René Voak und Warehouse ist Steve auch bei zahlreichen anderen Formaten und Entwicklungen involviert, vom Stereo am See über restart-Contest oder Melting Pot bis hin zum Megaevent Beatpatrol Festival. Im Warehouse hat er mittlerweile die gesamte Technik über und bezeichnet sich als „Mädchen für alles“, soll heißen, dass er für die Programmkoordinierung zuständig ist, Bookings durchführt, Werbung und Marketing abwickelt und an Veranstaltungstagen die Bandcare schupft. „Gerade die Koordinierung der Veranstaltungen ist wichtig, weil in St. Pölten mittlerweile viel parallel passiert und viele Kids dank Westbahn und bil-

2016. Boomarang Sound, „Heute sind praktisch nur mehr Dex und ich übrig!“


BOOMARANG MAN

ligem Top-Jugend-Ticket Wien als Destination entdeckt haben. Da ist wichtig, dass man sich programmatisch nicht überschneidet.“ Was er, rein logistisch ebenso wichtig fände, „wäre ein gescheiter Nachtbus in St. Pölten. Faktum ist, dass viele Kids heute leichter, schneller und billiger nach Wien kommen als zu uns in den Süden – weil wenn sie ein Anrufsammeltaxi nehmen, müssen sie oft eine halbe Stunde darauf warten und wissen nicht, wie sie unmittelbar nach der Veranstaltung wieder nachhause kommen, und es ist teuer!“ Jugendkultur fördern Die Stadt würde Ponta in Sachen Jugendkulturförderung überhaupt gerne mehr in die Pflicht nehmen bzw. ortet er gewisse Fehleinschätzungen. „Die Jugendkulturhalle etwa ist im Ansatz eine gute Sache, aber es genügt nicht, sie einfach hinzustellen, sondern man muss sie auch mit Herzblut beleben und den Jugendlichen dort – und zwar aktiv – eine Plattform bieten. Mir kommt es eher so vor, als hätte man das ‚Jugend‘ aus dem Namen gestrichen, nur dann bleibt halt nur mehr eine ‚Kulturhalle‘ über, die ohnedies schon abgespeckt gegenüber den ursprünglichen Plänen samt Proberäumen und Ateliers war. Die Jugendlichen sind da außen vor.“ Und dass etwa eine Institution wie das Warehouse oder „Jugendkulturvereine, die in nicht subventionierten Locations veranstalten, seit Jahren auf diverse Förderansuchen abschlägige Antworten bekommen, ist extrem frustrierend und völlig unverständlich, und da geht es jetzt gar nicht so sehr ums Finanzielle. Aber in Wahrheit lässt man jene, die sich wirklich für die Jugend einsetzen, die hier seit Jahren etwas auf die Beine stellen und Möglichkeiten für junge Künstler schaffen, sich ihre ersten Sporen zu verdienen, im Regen stehen – und damit die Jugend selbst. Tatsächlich ist es nur mehr dem Wahnsinn von Pauli geschuldet, dass das Warehouse noch offen hat, und Freaks wie mir, die 50/60 Stunden die Woche für den Club arbeiten.“

Ein Grundproblem ortet Steve insbesondere in einem antiquierten Blick auf Jugendkultur. „Wenn man etwa im Zuge des Jugendfonds nur Live-Musik als förderungswürdig ansieht, dann zeugt das von einer komplett falschen Wahrnehmung der heutigen Jugendkultur. Alleine in unserem Veranstalter-Bereich müssen wir uns ununterbrochen neu erfinden, weil was eben noch hipp war, interessiert die Jugendlichen in einem halben Jahr überhaupt nicht mehr. Die Szene ändert sich ständig – dem muss man Rechnung tragen. Und der Glaube, dass Jugendkultur etwas mit E-Gitarre zu tun hat, ist leider falsch und nicht mehr zeitgemäß.“ Diesen Eindruck gewann er auch im Zuge diverser Arbeitskreise zur Kulturhauptstadt. „Da war hauptsächlich die Rede von den großen Institutionen wie Festspielhaus und Co., von LAMES – die aber bitte arrivierte Künstler sind – oder von einem Kinderschwerpunkt. Die Jugendlichen sind hingegen überhaupt nicht vorgekommen – weil sie halt keine Plattform haben und“, wie Steve mutmaßt „es für Politiker offensichtlich auch keinen Mehrwert bringt, sich dieser Altersgruppe ehrlich anzunehmen.“ Ein Umstand, den er für komplett kontraproduktiv hält. „Wir in St. Pölten sollten mehr sein, als eine Stadt, in der die Kinder aufwachsen, dann weggehen und erst zurückkehren, wenn sie alt sind.“ Vielmehr gelte es, die Jugendlichen in der Stadt zu halten, „ihnen Möglichkeiten zu bieten, sich zu verwirklichen“, damit sie am Ende des Tages ihre Potenziale ausschöpfen können, die „als Kreativinput ja wiederum der Stadt selbst zugutekommen. Die Kids sind so voller Feuer, sprühen vor Energie und Ideen. Darauf darf man nicht verzichten! Später, als Erwachsener hat man dann eh andere Sorgen … und sudert zum Beispiel auf hohem Niveau wie ich gerade“, lacht er selbstironisch. Und der Plattenteller dreht sich und dreht sich und dreht sich Ihm selbst macht die Arbeit mit und für Jugendliche sowie das Veranstal-

2019. Steve in seinem Büro im Warehouse, wo er „Mädchen für alles“ ist. tungsbusiness mit seinen 37 Lenzen jedenfalls noch immer „riesig Spaß, weil diese Energie extrem motivierend ist.“ Und er steht mit Boomarang Sound „da sind praktisch nur mehr Dex und ich übriggeblieben“ noch immer aktiv hinter den Turntables, wobei er musiktechnisch mittlerweile ab und an auch auf Electroswing- oder Drum&BassPfaden wandelt, wie etwa zuletzt am Beatpatrol Festival. „Es gibt ja so viel spannende Musik, da wäre ein Genre allein zu wenig. In Sachen Musik hab ich einfach ein bissl einen Vogel“, lacht er und bekennt „ein Leben ohne Auflegen, wenn du diese Vibes und Bässe auf der Bühne spürst, das könnte ich mir gar nicht vorstellen. Da würde ich nicht glücklich werden.“ Glück habe er dahingegen mit seiner Frau, die seine Leidenschaft – die ihn jedes zweite, dritte Wochenende auf irgendeinen Floor irgendwo in Österreich führt – akzeptiert. „Aber sie hat mich ja so kennengelernt“, schmunzelt er. Und so dreht sich der Plattenteller im Hause Ponta nach wie vor im Kreis und wurde auch schon vom fünfjährigen Töchterchen Cathrine entdeckt. „Ich hab ihr aber gesagt, sie darf nicht DJ werden – aus ihr soll etwas Gescheites werden “, lacht Steve. Naja, reden wir weiter, wenn sie sich in einigen Jahren vielleicht die ersten Dreads machen lässt … MFG 11.19

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MFG SZENE

LEBENSMITTELRETTER S t. Pölten an einem Montagabend. Im Löwenhof versucht gerade ein junger Mann mühevoll etwas aufzuhängen, das einer tibetischen Gebetsfahne ähnelt. Durch die Glas­ front des STARTraums können ihn dabei alle gut beobachten. Drei neue Leute sind zum Infoabend von Food­ sharing St. Pölten gekommen. Letztes Mal seien mehr dagewesen. Sie hätten ihren Vortrag mit Powerpoint gehal­ ten, meint Kathrin Leitner. Diesmal verzichten sie darauf. Ge­ meinsam mit einer Handvoll anderer FH-Studentinnen und Studenten hat sie das Projekt zur Rettung von Le­ bensmitteln gestartet. Mit Manuel Binder, wie Kathrin im Studiengang für Diätologie, erklärt sie im Inter­ view wie ihr Verein eigentlich funkti­ oniert und appelliert an das Bewusst­ sein der Menschen. 72

Was Supermärkte an Essen in die Mülltonne kippen würden, sammelt Foodsharing St. Pölten aus der Kühlkammer und verteilt es an die Allgemeinheit. Warum der Aufwand, und wie geht das überhaupt?

Also zu Beginn einmal ganz knapp: Was ist Foodsharing? KATHRIN Foodsharing kommt eigent­ lich aus Deutschland. Der Verein legt seinen Fokus darauf, die Lebensmit­ telverschwendung zu reduzieren. Es gibt aber auch andere Organisati­ onen, die eine Menge eigenständige Vereine europaweit gegründet haben und unter ähnlichen Namen arbeiten. Das sind einfach Privatpersonen, die dasselbe Ziel wie wir verfolgen und in der Regel nur untereinander Lebens­ mittel tauschen. Nach dem System Äpfel gegen Birnen oder so. Wir als Foodsharing kooperieren mit Betrie­ ben, die Lebensmittel nicht mehr ver­

kaufen würden, weil sie nicht mehr für den Verkauf geeignet sind, also leicht beschädigt oder offiziell ab­ gelaufen sind. Bevor sie in den Müll kommen, retten wir sie und stellen sie in meist frei zugänglichen Kühl­ schränken der Öffentlichkeit zur Ver­ fügung. MANUEL Der Begriff „retten“ ist im­ mer leicht gesagt. Wir retten die Le­ bensmittel für den menschlichen Verzehr. Nicht alles wird nach dem Wegschmeißen verbrannt. Der Groß­ teil kommt nachher in die Verwer­ tung für Tierfutter. Allerdings stellen wir den Anspruch, dass wir das Es­ sen für die Menschen retten, weil uns


TEXT: THOMAS WINKELMÜLLER | FOTOS: ELIAS KALTENBERGER

Das Ganze ist momentan einfach ein rechtlicher Graubereich in Niederösterreich, weil es dafür noch keine gesetzlichen Regelungen hier gibt. MANUEL

das im größeren Bild doch um einiges sinnvoller erscheint. War das Essen in der Mülltonne? MANUEL Nein. Das ist der große Un­ terschied zum „Dumpstern“, wo man sich ja ohne Abkommen mit dem Supermarkt das weggeworfene Es­ sen aus der Mülltonne holt. Unsere Lebensmittel haben keinen Mistkü­ bel gesehen und sind nicht durch ir­ gendetwas anderes kontaminiert. Wir nehmen das konkret aus den grünen Kisten vom Gemüsehändler und es ist deswegen mit noch nichts anderem in Berührung gekommen. Wie viele Gruppen gibt es denn von dem offiziellen Verein Food­ sharing in Österreich? KATHRIN Ich weiß von Wien, Graz, Linz Salzburg, den Hauptstädten eben. Die sind aber auch immer wieder in klei­ nere Bezirksgruppen verteilt. Also Ba­ den, Mödling, St. Pölten Land. MANUEL Das kommt immer auf die Manpower an. Es gibt oft mal eine kleine Gruppe, die Interesse an der Idee hat und dann Verträge mit lo­ kalen Betrieben eingeht, aber niemals eine flächendeckende Wirkung haben kann, weil sie einfach nicht genug Leute hat und das Ganze dann wieder einschläft. Wenn man das aber mit Kirche oder Bildungseinrichtungen macht und dann dort Verteiler auf­ stellt, geht es viel besser. Apropos einschlafen. Euch gibt es jetzt etwa ein Jahr. Schläft das Ganze bei euch schon wieder ein? KATHRIN Nein. Es geht gerade immer mehr auf. Wir haben zwei öffentliche und einen privaten Kühlschrank. Ei­ ner steht im Studentenwohnheim Wihast und floriert richtig. Da war­ ten die Menschen, die nicht im Haus wohnen, vor verschlossener Tür und wollen rein, um sich Sachen zu ho­

len. Nachdem wir ein paar rechtliche Fragen abklären konnten, ging auch der fairteiler an der FH vor Kurzem in Vollbetrieb. Der Private steht in einem Betrieb. So ganz im Auge der Öffentlich­ keit seid ihr aber noch nicht. Ein Kühlschrank in der Innenstadt fehlt noch. Warum? MANUEL Das wissen wir, und deswegen wollen wir unbedingt einen öffentli­ chen Kühlschrank, der in der Innen­ stadt steht und 24 Stunden zugäng­ lich ist, dazu noch einen Kasten. Woran scheitert das? MANUEL Daran, dass wir noch nicht mit den Leuten in Kontakt sind, die das entscheiden können. Wir kennen die noch nicht. KATHRIN Außerdem müssen wir erst einen Kühlschrank auftreiben. Das braucht viel Organisation und da hat sich noch keiner so ganz drüber getraut. Zusätzlich würden wir Ange­ bote für einen Standort brauchen und das haben wir auch noch nicht. Das Projekt steckt also noch ein wenig in den Kinderschuhen. Wie funktioniert das eigentlich mit dem Warten der Schränke, Strom, Pflege etc.? KATHRIN Logischerweise können wir den Strom nicht selbst liefern, indem wir ein Aggregat aufstellen. Elektrizi­ tät brauchen wir von Seiten des jewei­ ligen Standorts. Was das Warten angeht: Wir sind da­ für zuständig, dass der Schrank sau­ ber ist und nichts Schlechtes drinnen liegt. MANUEL Pro Kühlschrank gibt es min­ destens zwei Leute, die für ihren je­ weiligen Kühlschrank zuständig sind. Die sind online eingetragen. Wenn man die Schränke befüllt, dann rei­ nigt man sie sowieso und abseits da­

MARLIES UND MANUEL. Gerettete Lebensmittel kommen sofort in die „Fairteiler“.

von gehen die Zuständigen minde­ stens zwei bis dreimal die Woche zu ihrem Kühlschrank und kümmern sich um die notwendige Wartung, schauen durch, ob denn eh nichts zu schimmeln begonnen hat und das Ab­ laufdatum nur zu einem vertretbaren Maß überschritten worden ist. Wenn jetzt jemand etwas Schim­ meliges isst, wer haftet dann dafür? KATHRIN Wir als Bereitsteller können nicht dafür haften. Wir sind kein Le­ bensmittelbetrieb und es gibt weder Kontinuität noch die nötige Nach­ vollziehbarkeit bei den Verteilern. Die Kühlschränke sind öffentlich. Wir können nicht kontrollieren, wer Essen in den Kühlschrank legt. Wir schreiben das auch auf die Türen. MANUEL Es war aber noch nie ein Thema. Wenn etwas Schlechtes im Kühlschrank liegt, schauen das maxi­ mal drei Leute an und spätestens der Vierte entsorgt das, weil er „weg da­ mit“ sagt. Das Ganze ist momentan einfach ein rechtlicher Graubereich in Niederösterreich, weil es dafür noch keine gesetzlichen Regelungen gibt. MFG 11.19

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MFG SZENE Gibt es bei euch eigentlich Re­ geln, welche Produkte in den Kühlschrank dürfen und welche nicht? MANUEL Alle Lebensmittel mit einem erhöhten mikrobiellen Risiko. Frisch­ fleisch, Frischfisch, rohe Eier sind zum Beispiel ab dem Legedatum 28 Tage essbar und wenn dieses Datum dann zu nahekommt, schmeißen wir sie weg. Wie bei vielen anderen Pro­ dukten gibt es da eben ein erlaubtes Verkaufs- und ein empfohlenes Ver­ zehrsdatum. Daraus kann man schließen, dass ziemlich viel Essen aus den Su­ permarktregalen im Müll landet bzw. landen würde. Wie funktio­ niert das Konzept von Foodsha­ ring konkret? MANUEL Zuerst schließt man einmal eine Kooperation. Erst vor ein paar Tagen bin ich zufällig in eine Bäcke­ rei, hab dort konsumiert und den Chef angesprochen. Bei Unternehmen mit bis zu drei Standorten dürfen wir den Kontakt selbst aufnehmen. Bei größeren Ketten mit mehr Betrieben gibt es dann auf Bundesebene eine jeweils zuständige Person, die das für die einzelnen Gruppen übernimmt, wie beim Denn’s oder Prokopp. Das sind die Key-Account-Manager, die direkten Kontakt zum Manage­ ment haben. So haben wir eben den Denn’s in St. Pölten bekommen. Um mit Kleinbetrieben eine Kooperation zu beginnen, absolvieren Foodsaver das Betriebsverantwortlichen-Quiz, in dem das Wissen über Lebensmittel und der ordnungsgemäße Umgang mit Lebensmittelbetrieben abgeprüft wird. Dann spricht man die jeweiligen Betriebe an und fragt, was denn mit ihrem Lebensmittelüberschuss pas­ siert. Die landen eben oft bei Bauern oder in kleinen Mengen bei Freun­ den, Nachbarn oder Tafeln. Wenn die ein funktionierendes System haben, tragen wir das in unserem Netzwerk ein, da wir die nicht mehr ansprechen müssen. Wenn das Essen aber einfach weggeschmissen wird, dann bieten wir ihnen eine Alternative. Essen für Menschen, denen das immer noch et­ was wert ist. 74

BEUTEZUG. Zerbröselte Kekse, ein kleines Cut in der Melanzani oder einfach nur abgelaufenes Joghurt: Jede Menge Essen, das noch genießbar ist, würde ohne Foodsharing in den Müll wandern. Wenn dann die Kooperation unter Dach und Fach ist, wie läuft das Abholen in weiterer Folge ab? MANUEL Dann gibt es bei uns einen Be­ triebszuständigen, der sich mit dem jeweiligen Markt die bestmöglichen Wochentage und Uhrzeiten ausmacht. Manche Betriebe rufen uns aber auch einfach an, wenn sie etwas herzuge­ ben haben. Dann bilden wir ein Team, um sicherzugehen, dass auch immer jemand die Lebensmittel abholen kann. Wie gesagt, muss jeder eben ei­ nen Online-Test absolviert haben, um Abholer zu werden. Sie bekommen einen Ausweis und tragen sich selbst­ ständig für die jeweiligen Termine ein. Wie viele Mitglieder habt ihr denn aktuell in St. Pölten? KATHRIN Also 53 Foodsaver, möchte ich nur gesagt haben. 25 aktive, und fünf weitere machen gerade ihre Ein­ arbeitungen. Die müssen neben dem Test drei Abholungen gemeinsam mit uns machen, damit sie dann selbst­ ständig ihr Essen abholen können. Mit welchen Betrieben habt ihr in St. Pölten Verträge? KATHRIN Denn’s, Prokopp, Bäckerei Fröstl und mit einem Betrieb, der das nicht öffentlich machen will. Und warum gibt es keine Verträge mit größeren Supermarktketten? KATHRIN Wir selbst dürfen sie wie ge­ sagt wegen ihrer Größe nicht anfra­ gen und uns wurde noch keiner aus der Umgebung vom Bundesverein zugeteilt. Außerdem ist unser Fokus momentan auf kleinere Läden gerich­ tet, die ihre Produkte einfach wirklich nicht wegwerfen wollen und die sich Gedanken darüber machen, wie viel Energie die Produktion kostet und den ökologischen Faktor für wichtig erachten. Was hätten große Supermarktket­ ten überhaupt von einer Zusam­


LEBENSMITTELRETTER

Jetzt muss man sagen, jedes Pro­ dukt, das nicht verkauft wird, aber trotzdem an potenzielle Kunden gelangt, wird nicht mehr bei den jeweiligen Supermärkten vor Ort gekauft. Rein wirtschaftlich gese­ hen spricht das eigentlich gegen die Unterstützung von Foodsha­ ring durch große Betriebe. MANUEL Das sticht sich nicht gegen­ seitig. Der Denn’s zum Beispiel ist im Süden und die Kühlschränke stehen im Norden. Die Leute würden da gar nicht spontan zum Denn’s gehen. Bei kleinen Bäckereien in St. Pölten ist es wohl eher der Werbewert. Die sind relativ unterrepräsentiert und können so die Marke pushen. Da haben wir beide einen großen Gewinn. Warum tut ihr euch die Arbeit an? Geht es um den ökologischen As­ pekt oder um das gratis Essen? MANUEL Das ist zumindest ein netter Bonus. KATHRIN Ich würde auch sagen, dass die Lebensmittel umsonst nur ein praktischer Nebeneffekt für uns sind. Angefangen hat das ja dadurch, dass wir den Kühlschrank aufstellen wollten, weil wir früher Dumpstern gegangen sind und wir so nicht so viel retten konnten. Da sind ja Unmengen an Gemüse und Brot in den Müllton­ nen der Supermärkte. Ich habe dann

immer das Bedürfnis gehabt alles von dem Essen zu retten, um es zu ver­ teilen, auch wenn ich nur einen klei­ nen Rucksack dabeihatte. Der Kühl­ schrank ermöglicht uns das. Geht ihr jetzt mit anderen Augen in einen Supermarkt? KATHRIN Also ich geh schon lange nicht mehr wirklich einkaufen. Das meiste bekomm ich ja durch Foodsharing und für mich fühlt es sich auch ein­ fach „oag“ an. Alleine in der Obstund Gemüseabteilung schaut alles so perfekt aus und jeder nimmt sich nur das Perfekte raus, obwohl so viel mehr essbar wäre und das dann alles in die Tonne wandert. MANUEL Man muss sich das vorstellen. Alleine bei der Herstellung bleibt so viel am Feld, weil es zu groß oder zu klein ist. Das ist irre schade. Auch bei Kleinbauern vergammeln die Äpfel auf der Wiese, weil ihnen die Zeit fürs Einsammeln fehlt. Letztens meinte eine Bäuerin zu mir, sie hätten so viele übergehabt und nächstes Mal können wir kommen, um sie einzusammeln. Auch die Überbleibsel vom eigenen Garten kann man ja gerne in den Kühlschrank geben. Jetzt habt ihr bald die FH abge­ schlossen. Wie soll das Projekt dann weitergehen? KATHRIN Wir schauen, dass wir Leute finden, die mit Herzblut bei der Sache sind und Foodsharing weiterführen. Wir haben das ja langsam gemacht und viele Menschen involviert, die in kleinen Abständen Abholungen ma­ chen, um nicht in Stress zu geraten. Über das Jahr haben wir das alles ganz organisch wachsen lassen und nicht auf schnell-schnell. Davon hätte ja keiner was, wenn da wegen dem Zeitdruck keiner mehr mitmachen will. Ich glaub wir haben das wirklich effizient gelöst.

Unser Fokus liegt aktuell auf kleineren Läden, die sich Gedanken machen und ihre Produkte einfach nicht wegwerfen wollen.

KOLUMNE ROUL STARKA

AUTOBUS Die Mühsal einer Autobusfahrt. So viel möchte man jetzt denken, geradezu facespucken statt facebooken ob der vielen Zwickeinheiten, die man da verabreicht bekommt. Und nur jetzt hab ich eine Chance: dies alles umkehren in Lächeln und Zuneigung. Schon zieht ein Schüler seine Füße nicht zurück, obwohl ich mich offensichtlich ihm gegenüber hinsetzen will, no na, er hat Schwerstarbeit am Handy. Ich verpasse ihm liebevoll ein so freundliches „Entschuldigung!“, dass ihm schwindlig wird. Mit dem kräftig trötenden Buben, seine Audi-BMW-Gedanken seinem brav zuhörenden vis-à-vis verkündend, tu ich mir schon schwerer. Uff, mein Bauch, also gut. Ich suche und finde: Der Typ hat doch liebe Kniescheiben. Zwei Zentimeter Stoff malen da vorn in den Jackenärmel einer älteren Dame lächelnde Mundwinkel. Geht doch. Meine Seele redet mit mir lachend sanktpöltnerisch: „Kumm, wir san glei do!“ Im Bus noch ein paar Töne wie ein Presslufthammer, Blicke aus Aceton. Dann wieder eine süße Frisur. Meine Seele zupft mich, wir steigen aus. Ich stoße mit dem Schienbein versehentlich an einen Tageszeitungsständer, ein „Heast!“ explodiert aus meinem Mund. Gerade will ich nach Hause, ein Lieblingslied spielen und weinen – oder männlich, kreuzhohl zum Spar und mit geschummelt sonorer Stimme eine Leberkässemmel kaufen – kaufen mich Herz und Seele zurück, winken mit einem unsichtbaren Vertrag, er riecht nach Gänseblümchen und Staub, merkwürdig. Sie sagen: „Schau, du hast Liebe bestellt, also bekommst du sie. Und vergiss nicht, du bist immer im Autobus, in unserem.“

KATHRIN

MFG 11.19

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FOTS: ENTWURFSMASCHINE/ADOBE STOCK

menarbeit mit euch? MANUEL Sie haben zuerst einmal einen sehr guten Werbewert für ihr Unter­ nehmen. Als Lebensmittelkette kann man so schlüssig den Nachhaltigkeits­ aspekt bewerben, der ja immer mehr in den Köpfen der Menschen steckt. Wenn sie uns ihre Lebensmittel in eigenen Taschen oder Säcken geben, dann haben sie in unseren Kühl­ schränken sogar einen direkten Wer­ bewert. Außerdem fallen natürlich die Entsorgungskosten ganz weg.


MFG SPORT

AM WEG ZUR BASKETBALL-HOCHBURG In den 90ern dominierte die UKJ den heimischen Basketball. Nach Jahren in der Versenkung sind St. Pöltens Korbjäger aufgrund der neu gegründeten „Superliga“ wieder in die höchste Spielklasse zurückgekehrt. Dank hervorragender Nachwuchsarbeit peilen sie das obere Playoff an. Unter der „Dachmarke SKN“ sollen neue Sponsoren an Land gezogen werden.

E

s ist eine Freude“, sagt Basketball-Legende Hubert Schreiner. Der Ehrenpräsident des Österreichischen Basketball-Verbandes (ÖBV) und ehemalige Teamchef, der mit seinem Heimverein UKJ St. Pölten als Trainer und Sportdirektor mit Spielern wie Neno Asceric, Serguei Orekhov oder Dieter Nusterer in den 90er-Jahren sechs Meistertitel und drei Cupsiege einfuhr, ist begeisterter Fan der SKN St. Pölten. Sofern nicht gerade sein Sohn Thomas für Bilbao Basket (SPA) spielt, verfolgt der 70-Jährige jedes Heimspiel. „Bei Obmann Muschik ist der Klub finanziell, organisatorisch und administrativ in besten Händen, und Trainer Andi Worenz ist sportlich genau der richtige Mann“, schwärmt Schreiner über seine ehemaligen Spieler-Schützlinge in leitenden Funktionen. Dass sein Klub nun unter der Dachmarke SKN firmiert, was Vorteile beim gemeinsamen Marketing bringt, begrüßt Schreiner ebenso: „Unser Manager F.X. Eberl und ich wollten das seinerzeit auch schon, als wir so dominant waren und die Handballer und Fußballer ebenso erstklassig. Manchmal dauern gute Dinge eben ein wenig.“

MANNSCHAFTSSTÜTZE. Spielmacher Philip Jalalpoor hat sich toll integriert und zählt zu den besten Scorern seines Teams. 76

Nicht bloß reingerutscht Dafür wurde die Superliga sehr schnell eingeführt. Die St. Pöltner, die nicht zuletzt aus finanziellen Gründen seit fünf Jahren „nur“ zweitklassig waren, bekamen Wind von der neu gegründeten Zehnerliga und gaben im Sommer nach ein paar Wochen Vorbereitungszeit eine von insgesamt elf Bewerbungen ab. Den schwarzen Peter bekamen die Fürstenfeld Panthers (Meister 2008, Cupsieger 2009), die


TEXT: THOMAS SCHÖPF | FOTOS: WOLFGANG MAYER

die schlechteste Bewerbung abgaben, und nicht – so wie in einigen Medien dargestellt – ein Duell gegen St. Pölten verloren. „Uns wurde vom Verband schon signalisiert, dass wir nicht als Zehnter reingerutscht sind, sondern zum Mittelfeld gehören, was unsere Strukturen betrifft“, hält Worenz fest. Wenngleich es finanziell schon sehr knapp war. Die erforderlichen 300.000 Euro Budget für eine Saison kratzten Muschik und Co. gerade noch zusammen. Nachwuchs ist Prunkstück Das Prunkstück ist wie schon in den letzten Jahren der Nachwuchs. Die SKN Basketballer haben neben ihrer Kampfmannschaft eine U19-, U16und U14-Mannschaft, zwei U12Teams, eine U10 und darüber hinaus noch ein Kooperationsteam mit Herzogenburg für U14-Mädels. „Dank der Unterstützung der Stadt haben wir nun auch noch unsere Mini Ballers, die sich jeden Freitag treffen“, lacht Worenz, „am Anfang haben wir gebangt, dass nur ein paar kommen, sind dann aber überrannt worden von 30 bis 40 Kindern.“ Sein jüngerer Sohn Niklas (4 Jahre) ist auch dabei, sein älterer Jonas (10) geht schon für die U12 auf Korbjagd, gemeinsam mit Paul, dem Sohn des Obmanns. „Die zwei sind nur zweieinhalb Monate auseinander und verstehen sich am Platz quasi blind“, schwärmt Muschik. Der Nachwuchs sei der Hauptgrund, warum er sich dieses Amt antut. Derzeit wendet der Zahnarzt, der früher als Center bei der UKJ unter dem Korb mächtig umrührte, 30 bis 40 Stunden Freizeit pro Woche auf. Auf Sicht möchte er reduzieren. Formel 444 Mit der aktuellen Entwicklung der Kampfmannschaft ist Muschik „mehr als zufrieden, wir können es tatsächlich unter die Top 6 schaffen.“ Worenz geht d’accord: „Bislang haben wir alle, die in unserer Reichweite liegen, geschlagen, und nur gegen die wirklich Stärkeren verloren. Das ist eigentlich sensationell.“ Der als Berufsoptimist bekannte Muschik hält gar schon 2022 oder 2023 den österreichischen

Meistertitel für möglich. „Und ich garantiere zu 90 Prozent, dass wir das mit maximal vier Legionären schaffen.“ Der Zwölf-Mann-Kader soll sich aus vier Eigenbauspielern, vier Österreichern („Die unsere Philosophie mittragen“, so Muschik) und vier Legionären zusammensetzen. Für die Superliga hat Worenz mit dem Amerikaner Kelvin Lewis und dem Deutschen Philip Jalalpoor nur zwei neue Legionäre geholt, die er als „Glücksgriff“ bezeichnet. Als feststand, dass der SKN in der Superliga spielen darf, wurde Worenz, wie er selbst sagt, „zugespamt“ von Spielervermittlern: „60 bis 70 Amerikaner habe ich mir dann genauer angesehen.“ Der Charakter muss stimmen Vor Lewis war auch schon US-Boy Wesley Myers drei Wochen auf Probe da. „Er wäre sportlich top gewesen, aber hat sonst nicht so gut zu uns gepasst“, sagt Worenz. Lewis und Jalalpoor sind auch die einzigen „Profis“ beim SKN, der Rest fast ausnahmslos Studenten. Von der B-Liga-Mannschaft hat Worenz keinen einzigen Spieler aussortiert. Mit Nico und Steven Kaltenbrunner haben es neben Jonas Blasch sogar zwei Brüder aus dem eigenen Nachwuchs in die Kampfmannschaft der Superliga geschafft; der dritte Kaltenbrunner, Denis (16), geht derzeit für die U19 des SKN auf Korbjagd. Sechs Spieler haben ihren Lebensmittelpunkt in Wien. Darum trainiert der SKN einmal in der Woche in der Vienna International School. Zum Gespräch mit dem „MFG“ im Sportzentrum NÖ erschien Worenz, der hauptberuflich Sportkoordinator im Sportleistungszentrum SLZ St. Pölten ist, quasi abreisebereit im blau-gelben Trainingsanzug mit Wolfs-Logo und SKN-Rucksack. Nur Griffin ist angestellt Wenn Worenz dienstlich verhindert ist, leitet sein Co-Trainer Johnny Griffin die Einheiten. Der ehemalige Bundesliga-Spieler (Gmunden, Kapfenberg, Wörthersee Piraten) ist als Nachwuchs-Chef (mit B-Lizenz) derzeit der einzige Angestellte des von den Fußballern unabhängigen Klubs.

HEIMKEHRER. Der Wiener Florian Trmal kehrte nach St. Pölten zurück. Nicht zuletzt wegen Trainer Andi Worenz (hinten rechts). Mittelfristig wollen die Basketballer einen zweiten Angestellten für den geschäftlichen und organisatorischen Bereich. Worenz selbst, der als Legionär in Deutschland in Mindestzeit Sportwissenschaft und Psychologie (dazu als Trainer die C- und B-Lizenz) abgeschlossen hat (danach die A-Lizenz), weiß nicht, ob er über die Saison hinaus noch Headoach bleiben mag: „Der Aufwand ist in Summe enorm. Offen gesagt, macht mir das Training mit den Kindern am meisten Spaß. Die Freude, die sie dabei haben, und ihre Entwicklung, die man in kürzester Zeit sehen kann.“ Derbytime Das (Fan-)Publikum im Sportzentrum NÖ ist gemischt. Viele, die die goldenen 90er-Jahre miterlebten, kommen wieder und sitzen mit Schreiner und manch anderen Ex-Spielern – die nun teils Funktionäre sind – auf der Tribüne. Aber es sind auch neue Anhänger hinzu gekommen. Für die „Traditionalisten“ warten zwei Leckerbissen: Am 1. und 15. Dezember (jeweils 17:30 Uhr) empfängt der SKN mit Traiskirchen und Kapfenberg zwei „ewige“ Titel-Rivalen der UKJ-Ära. Derzeit sind alle drei Klubs wieder etwa auf Augenhöhe, allerdings geht es in ihren Duellen vorerst „nur“ um den Einzug ins Playoff der besten Sechs. MFG 11.19

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ZUM HÖREN Manshee | mikeSnare | Thomas Fröhlich | Dr. Schramek | Rob.STP | Dr. Ray B. (von links nach rechts)

Es ist bereits das zweite Mal, dass Nick Cave sich auf einem Album mit dem tragischen Tod seines Sohnes auseinandersetzt. „Ghosteen“ besteht aus zwei Teilen und kommt weitgehend ohne Gitarren und Schlagzeug aus. Auf dieses Album muss man sich erst einlassen, denn Leid und Glück gehen hier Hand in Hand mit einem triumphierenden, aber immer präsenten Optimismus. Ein zerbrechliches Meisterwerk.

EVERYDAY LIFE COLDPLAY

CHRONOLOGY OF A DREAM JON BATISTE

Die Songs auf „Chronology of a Dream“ nehmen die Fährte des Souljazz der 60er auf. Derart aufgeräumt hält Batiste die Strukturen der Songs, dass man beinahe schon Marie Kondo hinter den Reglern wähnt. Die Soloinstrumentalisten des Nonetts bleiben trotz ihrer Virtuosität in Balance mit dem Kollektiv und haben, wie das Publikum, hörbare Freude am Tun. Ein nach warmen Beignets duftender Traum!

EGO EP IMANU

Dieses Album ist eine Wundertüte. Irgendwie scheint es, als wollten Coldplay mal unter Beweis stellen, dass sie in praktisch eh jedem Genre (Pop – nona, aber auch Gospel, Bues, Klassik (!) zu Bestleistungen imstande sind. Tja, und das sind sie in der Tat. Aus einem Guss ist das zwar nicht, dafür schummeln sich gar Protestsongs ins FaserschmeichlerRepertoire. Too much? Coldplay-Jünger werden es trotzdem lieben.

IMANU formerly known as Signal galt um 2015 als neues Drum&Bass Wunderkind. Mit 18 Jahren gab es Releases auf einem der wohl innovativsten Labels – Critical Music –, das durch strenges A&Ring schon einige Producer in den Kinderschuhen entdeckt hat, welche wenig später zu Stars in der Szene wurden, u. a. Mefjus. Der nun gereifte Signal startet jetzt mit dem neuen Alias IMANU auf Noisias Vision Recordings voll durch.

HAIKU IRREGOLARI IN FORMA DI MUSICA AIMA

Nicht nur eine CD, sondern ein Gesamtkunstwerk! Ein bibliophil gestaltetes zweisprachiges Booklet (italienisch/englisch) mit an japanische wie altgriechische Poesie erinnernden Einträgen begleitet die dunkel-melancholischen Neofolk-Klänge der Fotografin, Filmkennerin, Lyrikerin und Musikerin Aima. Unterstützt wird sie dabei von Geschwistern im Geiste wie Miel Noir oder Gerhard Hallstatt.

WALK THE SKY ALTER BRIDGE

Mit Walk The Sky liefern Myles Kennedy, Mark Tremonti & Co. ihren bereits sechsten Longplayer ab. Darauf zu hören gibt es – und das ist definitiv nichts Schlechtes – was man von Alter Bridge gewohnt ist. Eine gute Mischung aus Hard Rock, Metal und Alternative. Diese Melange wird von den Vieren wieder souverän in Szene gesetzt. Alter Bridge sind definitiv eine Größe der modernen Rockmusik und das hört man auf jedem Track.

ZUM SCHAUEN

ZUM SPIELEN

ZUM LESEN

Manshee | C. Schuhmacher

Christoph Schipp

H. Fahrngruber | M. Müllner

A RAINY DAY IN NEW YORK

DEATH STRANDING

METROPOL

Gatsby will mit seiner College-Liebe Ashleigh ein romantisches Wochenende in New York verbringen. Doch es kommt ganz anders und eine unkontrollierbare Odyssee quer durch New York beginnt... Woody Allen dirigiert den hoch talentierten Cast in einem wunderschön gefilmten New York durch die großen und kleinen Katastrophen des Lebens.

„Death Stranding“ will anders sein als der typische Triple-ABlockbuster – und genau das merkt man dem PS4-Spiel von der ersten Sekunde an. Hideo Kojima konnte endlich das Spiel seiner Träume umsetzen. Erzählung, Gameplay und Fortschrittssystem wirken wie aus einem Guss und sind auch grafisch herausragend umgesetzt. Eine einzigartige Gameplay-Erfahrung!

Auf der Flucht vor den Nazis in die Sowjetunion emigrierte deutsche Kommunisten werden Opfer des stalinistischen Terrors. Nach dem Verlust ihrer Arbeitsstellen werden sie im Moskauer Hotel Metropol einquartiert. Nächtens kommt der Geheimdienst NKDW und die Hotelgäste verschwinden nach und nach. Das Hotel ist die Vorhölle voll quälender Ungewissheit.

JUMANJI: THE NEXT LEVEL

CALL OF DUTY: MODERN WARFARE

UNTER WÖLFEN

„Never change a winning team!“ Im neuesten Kinohit wird der bekannte Cast rund um Dwayne „The Rock“ Johnson in andere Körper und dieses Mal zahlreiche neue Welten gesteckt. Unsere Abenteurer stellen sich auch dieses Mal wieder dem gefährlichen Spiel, doch rasch müssen sie feststellen, dass dort nichts mehr so ist wie beim letzten Mal…

Der neue Ableger ist im Gegensatz zum 2007er-Original kein Meilenstein. „Call of Duty: Modern Warfare“ ist zweifellos ein packender Shooter, ein umfangreiches Paket, dass für jeden Actionfan etwas bereithält. Im Mehrspielermodus probiert Entwickler Infinty Ward neue Spielideen aus, die das Spielgeschehen beleben und frischen Wind in das Genre bringen.

Kriminalgeschichten funktionieren in jeder Epoche. Die preisgekrönte Autorin Alex Beer ließ mit ihrer Krimi-Serie um August Emmerich die heimische Zwischenkriegszeit lebendig werden: spannend, detailreich, im Hier und Jetzt relevant. Unter Wölfen spielt nun 1942 in Nürnberg, ein Jude muss sich als Gestapo-Ermittler ausgeben, um seine Familie zu retten.

WOODY ALLEN

JAKE KASDAN

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KOJIMA PRODUCTIONS

INFINTY WARD

EUGEN RUGE

ALEX BEER

FOTOS: ZVG

GHOSTEEN

NICK CAVE & THE BAD SEEDS


HIGHLIGHT VAZ St. Pölten

DIE MÖNCHE DES SHAOLIN KUNG FU

Foto: Manfred Weihs

14. MÄRZ Die Beherrschung ihres Qi (Körperenergie) durch Atmung und Training lässt sie Steinplatten auf ihren Köpfen zerschellen, auf Schwertern liegen, Speerspitzen gegen die Kehle richten und sogar eine Nähnadel durch eine Glasscheibe werfen. Im Rahmen ihres 25-jährigen Jubiläums präsentieren 19 der besten Meister und Shamis (Schüler) aus Chinas Klöstern, angeführt von ihrem 75-jährigen Altmeister, in einer zweistündigen Show ihre unglaublichen Fähigkeiten, jenseits der Grenzen der Physik. Die Besucher werden dabei in die geheimnisvolle Welt der Shaolin Mönche und des Zen-Buddhismus entführt.

LEMO

HARRY PRÜNSTER & BAND

KURT ELLING

SENIORENFLOOR®

10. DEZEMBER Bereits zweimal wurde Lemo mit dem Amadeus-Award als „Songwriter des Jahres“ ausgezeichnet. Seine erste Single „Vielleicht der Sommer“ stürmte sofort in die Top 25 der österreichischen Charts. Heuer hat er mit „Souvenir“ und „Alte Seele (pt. I)“ bereits zwei neue Singles released, die er im Rahmen seiner HerbstTour zum Besten geben wird.

11. DEZEMBER Das Programm „Coole Witz´ – tolle Hits!“ erzählt die Geschichte, wie Harry Prünster zu seinen Witzen kommt und gibt Einblick in sein Bühnen- und Privatleben. Ein musikalisch beschwingter und kurzweiliger Abend, der die Lachmuskeln anständig strapaziert und dem Publikum Hits, Oldies, Volksmusik, Schlager uvm. bietet.

13. DEZEMBER In seinem Weihnachtsprogramm verjazzt das Stimmwunder (seine Baritonstimme umfasst vier Oktaven) beliebte Klassiker wie Little Drummer Boy oder We Three Kings. Mit seinen Interpretationen jazziger und traditioneller Lieder versprüht er musikalische Funken der Hoffnung und lässt an Weihnachtswunder glauben.

14. DEZEMBER „Crazy Christmas“ lautet das Motto beim Senioren­ floor® im VAZ, das wieder zur größten, tanzbarsten und verrücktesten Weihnachtsfeier der Stadt wird! Mit dabei sind die Seniorenfloor® DJs Djane SIMS, DJ Marty McFly, DJ Soundchameleon, DJ Robert und guests. Als Dresscode-Empfehlung gilt einfach verrückt, bunt und weihnachtlich.

| KONZERT

VAZ ST. PÖLTEN

| KONZERT

DIE SCHÖNE UND DAS BIEST

FIGAROS HOCHZEIT

23. JÄNNER Zum 25-jährigen Bühnenjubiläum kehrt das Erfolgs-Musical „Die Schöne und das Biest“ in seiner OriginalVersion mit Live-Band und in neuer Besetzung zurück. Die Zuschauer dürfen sich auf einen Mix aus gefühlvollen Balladen und rockigen Songs in deutscher Sprache sowie auf einzigartige Bühnenbilder und eine spektakuläre Lichtshow freuen.

AB 30. JÄNNER Figaro, der Diener und Friseur des Grafen, liebt Susanna – ebenso der Graf selbst, aber das darf seine Ehefrau nicht wissen... Gemeinsam mit seinem Ensemble geht der Regisseur Philipp Moschitz in Figaros Hochzeit (aber nicht die Oper!) lustvoll auf eine musikalisch-theatrale Entdeckungsreise in die unbekannten Regionen des Mozart’schen Kosmos.

HELMUT LIST HALLE GRAZ | MUSICAL

LANDESTHEATER

| THEATER

DER BLICK VON AUSSEN

SIMPLY RED

BIS 1. MÄRZ Die Stadt St. Pölten und ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich haben Anfang des Jahres den Stadtplaner, Filmemacher und Fachpublizisten Reinhard Seiß eingeladen, einen kritischen »Blick von außen« auf die Landeshauptstadt zu werfen, um das Ergebnis im Rahmen einer Ausstellung im Stadtmuseum St. Pölten zu präsentieren.

10. NOVEMBER Kürzlich ist das neue Album „Blue Eyed Soul“ erschienen, jetzt geht die Band auf große Konzert-Tour und macht auch in Wien Halt. Nach 40 Jahren Erfahrung im Musikbusiness wollte Mick Hucknall, Mastermind hinter Simply Red, mit dem neuen Album etwas schaffen, das auf die Kernstärke seiner fantastischen Band zugeschnitten ist.

STADTMUSEUM

| AUSSTELLUNG

STADTHALLE WIEN

| KONZERT

FESTSPIELHAUS

| KONZERT

| PARTY

VAZ ST. PÖLTEN

VAZ ST. PÖLTEN

KONZERTE | EVENTS | MESSEN | KONGRESSE

FR 03.01.20 // 15:00

MÄUSCHEN MAX GEHT GERN SPAZIEREN DO 06.02.20 // 19:30

PASIÓN DE BUENA VISTA FR 20.03.20 // 19:00

Fotocredit: zVg/New Star Management

FREI:RAUM

DIE STEHAUFMANDLN DO 26.03.20 // 19:30

ANDY LEE LANG & BAND – THE ELVIS PRESLEY STORY Tickets im VAZ St. Pölten, ticket@nxp.at, www.vaz.at, 02742/71 400 in allen Raiffeisenbanken, Geschäftsstellen von www.oeticket.com und unter www.noen.at/ticketshop VERANSTALTUNGSBETRIEBS GMBH

MFG 11.19

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MFG

AUSSENSICHT

KLEINE STADT, WAS NUN? Schade um schöne Sätze wie „Amazing how many St. Pöltens there are in Europe“.

„St. Pölten hätten ein paar mehr Besucher gutgetan.“

Als jemand, der in die ganze Chose nicht involviert war, darf ich es ja sagen, ohne zuerst groß die Gewinner zu loben: Ich hab‘ mich wirklich geärgert, als die Kulturhauptstadt 2024 nicht an St. Pölten, sondern an Bad Ischl gegangen ist. Und zwar nicht (nur) aus irgendeinem verbrämten Nationalstolz heraus; nicht (nur), weil ich dem Salzkammergut, von Gott ohnehin schon mit überirdischer Schönheit geküsst, den Titel nicht gönnen würde. Sondern, weil ich das St. Pöltner Konzept wirklich gut gefunden habe und glaube, dass es auch perspektivisch die interessantere Wahl gewesen wäre. Jetzt wird sich die europäische Jury schon ihre Gedanken gemacht haben – die vollständige Begründung der Jury ist noch nicht veröffentlicht – und ja, man kann auch griesgrämig den Oberösterreichern alles Gute wünschen, ohne gleich des Heimatverrats bezichtigt zu werden. Aber in der St. Pöltner Bewerbungsschrift – dem auf stpoelten2024.eu abrufbaren „Bid Book II“ – finden sich wunderschöne Sätze wie „Amazing how many St. Pöltens there are in Europe“: St. Pölten hätte als Kulturhauptstadt einen Raum erforschen können, Zukunftsvarianten erkunden, wie mittelgroße Städte im Schatten von Metropolen eigene Identität erhalten können – oder eben nicht. Eine Frage, die uns im Zeitalter der urbanen Hegemonie immer weiter beschäftigten wird; was kann, was wird etwa die Rolle St. Pöltens sein, wenn der Magnetismus Wiens immer weiter zunimmt? Von der Enttäuschung zum Lichtblick: Es zeugt von Weitblick von Land und Stadt, die Bemühungen der vergangenen Jahre um die Kulturhauptstadt nicht versanden zu lassen, einen Gutteil der Projekte dennoch umsetzen zu wollen. Vom Anschluss des Kulturbezirks an den Rest der Stadt samt Findung einer Nutzung für den Klangturm – Wahrzeichen der Stadt, immerhin! – über die Aufwertung der einzigartigen Synagoge bis hin zu der Errichtung eines Kinder-Kunstlabors: Das sind gute (und teilweise längst überfällige) Ideen, teils schon bestehende Strukturen besser zu erschließen. Und das wird auch ohne Europatitel gehen. 80

JAKOB WINTER

Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.

Verstehe einer diese Jury! Es wirkt fast so, als würden sich nur der Bad Ischler Bürgermeister sowie die ortsansässigen Touristiker darüber freuen, dass der Kurort im Salzkammergut im Jahr 2024 europäische Kulturhauptstadt wird. Die Stimmungslage in der Stadtbevölkerung, das zeigen mehrere Ortsreportagen, lässt sich dagegen so zusammenfassen: „Bitte nicht noch mehr Touristen!“ Verständlich: Schließlich kann sich die Region um Bad Ischl über mangelndes Interesse von Erholungssuchenden wahrlich nicht beklagen. Im Gegenteil: Nur etwa 20 Autominuten von Bad Ischl entfernt liegt Hallstatt, ein Ort, der inzwischen als abschreckendes Beispiel für Übertourismus herumgereicht wird. Genau dieses Thema – Overtourism – war Teil des Bewerbungskonzepts Bad Ischls. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Gäste, die 2024 in die Kulturhauptstadt anreisen, werden sich dort also mit einem Problem auseinandersetzen, das sie mit ihrem Besuch selbst befördern: Massentourismus. St. Pölten hätten ein paar mehr Besucher dagegen gutgetan. Und das Bewerbungskonzept hätte ein anderes – und wie ich finde: wichtigeres – Thema ins Zentrum gerückt. Ein Thema, das die Mehrheit der europäischen Bevölkerung betrifft. Im (leider abgelehnten) Konzept wird beschrieben, wie „austauschbar“ und „gesichtslos“ Städte in St. Pöltens Größenordnung geworden sind, die von einer nahegelegenen Metropole überstrahlt werden. Das sei „giftig“ für die „lokale Identität“ der kleinen und mittleren Städte, heißt es im Konzept. Die Projektleiter üben auch Kritik an ihrer Stadt: St. Pölten sei „unfertig“. Als Kulturhauptstadt hätte das kulturelle Profil der Stadt geschärft werden sollen. Immerhin: Einen positiven Aspekt kann ich dem Juryvotum abgewinnen: Entscheidungsträger in Stadt und Land halten sich nun nicht mit der Frage auf, wer Schuld trägt am negativen Ausgang des Bewerbungsprozesses, sondern wollen möglichst viele Teilprojekte des Kulturhauptstadtkonzepts umsetzen. Gut so: Ein erster Schritt zur städtischen Identitätsschärfung.

FOTOS: LUIZA PUIU, SEBASTIAN REICH

GEORG RENNER

Der Wilhelmsburger arbeitet als Journalist bei der „Kleinen Zeitung“.


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REICH(L)EBNERS PANOPTIKUM

KULTURHAUPTSTADT ADE: Die St. Pöltner haben sich als faire Verlierer erwiesen und Mitbewerber Bad Ischl aufrichtig zum Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2024“ gratuliert. Bemerkenswert, wie gelassen man die Niederlage hinnimmt ...

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SCHENKEN SIE THEATER GOLD

WEIHNACHTSPACKERL

4 Vorstellungen 20% Ermäßigung

Italienische Nacht

Figaros Hochzeit Caligula

Ein hochpolitischer Theaterstoff als scharfsichtige „Komödie“ mit witzigen Dialogen.

(Aber nicht die Oper!) Eine musikalisch-theatrale Entdeckungsreise durch den Mozart’schen Kosmos.

Gastspiel Salzburger Landestheater Die Titelfigur aus Albert Camus’ Drama ist eine Paraderolle für Ben Becker.

Mi 15.01.20

Do 12.03.20

Do 23.04.20

WEIHNACHTS-PACKERL

SILBER

3 Vorstellungen

Drei Highlights der Spielzeit in einem Abo!

Der Parasit Figaros Hochzeit (Aber nicht die Oper!) „Kunst“ (Gastspiel Berliner Ensemble)

ab € 58,–

ab € 72,–

Christoph Kolumbus

Christoph Kolumbus als Visionär und moderne Erlöser-Figur im Zentrum eines formstarken Musiktheaters.

Sa 09.05.20

FAMILIENPACKERL

3 Vorstellungen

Drei Klassiker der Kinderliteratur für die ganze Familie!

Die dumme Augustine Der gestiefelte Kater Peter Pan

ab € 19,50

www.landestheater.net Landestheater Niederösterreich, Rathausplatz 11, 3100 St. Pölten karten@landestheater.net, T 02742 90 80 80 600 Abbbildungen: Alexi Pelekanos, stock.adobe.com, Christina Baumann-Carneval, wikimedia

rSilveste ng u ll te s r vo 9

31.12.1 0 Uhr 16 und 2

DER PARASIT

von Komödie iller h c S h c Friedri


SCHÖNES

WOHNEN MIT DER WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT ST. PÖLTEN

AKTUELLES PROJEKT: St. Georgen - Wiesenfeldstraße Haus C, HWB-ref=22 kWh/m²a, fGEE 0,75 Allgemeine gemeinnützige WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT

Tel.: 02742/77288-0

Josefstraße 70/72 3100 St.Pölten

wohnungsberatung@wohnungsgen.at

e.Gen.m.b.H. in St.Pölten

www.wohnungsgen.at

BESTE QUALITÄT, BESTE LAGEN: Die Wohnungsgenossenschaft St. Pölten schafft in ganz NÖ zukunftsweisende Wohnprojekte.


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