MFG - Das Magazin / Ausgabe 66

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MFG EDITORIAL

JOHANNES REICHL

DIE WAHRHEIT MACHT FREI!

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o lautete das Motto der St. Pöltner Zeitung, die vor 150 Jahren als St. Pöltner Bote das erste Mal erschien und bis in die Gegenwart als St. Pöltner NÖN überdauert hat. Die Wahrheit bzw. zumindest das aufrechte Bemühen, sich dieser anzunähern und sie abzubilden – was beileibe nicht immer gelingt – ist dabei die ureigenste, wichtigste und zugleich nobelste Aufgabe der Medien überhaupt. Im idealistischen Sinne versteht sich, denn die Realität sieht oft anders aus. Medien können verschiedenste Zwecke verfolgen und es gibt auch solche, die ganz bewusst den Wahrheitsgrundsatz pervertieren und damit der dunklen Seite der Macht (denn Macht ist immer im Spiel, und manch Herausgeber geht es allein darum) verfallen sind. Die Frage ist dabei, was die Unwahrheit in und mit einer Gesellschaft anzurichten vermag? Viel! Verdammt viel sogar. Sie kann die Politik diskreditieren, sie kann die Medien selbst diskreditieren, sie kann das Vertrauen in die Institutionen und die Justiz untergraben, sie kann den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufweichen, sie kann Feindbilder schaffen, sie kann Stimmungen manipulieren, sie kann Ängste bis zum Zorn treiben, ja sie kann sogar Umstürze herbei schreiben. Die Wahrheit vermag dies im Übrigen ebenso, aber aus anderen, aufklärerischen Motiven heraus, die für die Hygenie der

Gesellschaft, die sich den Grundsätzen der Aufklärung „Gleichheit, Freiheit, Geschwisterlichkeit“ verpflichtet fühlt, unabdingbar sind. Wenngleich auch das eine Idealvorstellung ist, weil selbst die Wahrheit mitunter eine sehr destruktive Kraft zu entfalten vermag. Die Unwahrheit muss dabei gar nicht immer in ganzer Niedertracht zu Tage treten, auch die Halbwahrheit, die bewusste Verkürzung, die Verdrehung oder die Auslassung sind bereits Komplizen ihrer fiesen Machtentfaltung. In St. Pölten war etwa in einer Tageszeitung Anfang April von „Wirbel in der Landeshauptstadt“ zu lesen. Grund dafür soll eine „Massenschlägerei“ am Bahnhof, die später zur „Massenansammlung“ von Ausländern mutierte, gewesen sein. Soll deshalb, weil sich dieser Wirbel um „erschreckende Szenen“ als medial erzeugter herausstellte. Die Polizei traf vorort niemanden an, und die „hohen Wogen“, von denen die Zeitung noch tags darauf berichtete, hielt das Blatt selbst in Bewegung, begleitet von kollektiver Empörung in Online-Foren und an Stammtischen. Informant war ein FP-Mandatar gewesen, an den sich eine Dame gewandt hatte. Der Stadtpolizeikommandant zeigte sich verwundert, dass sich selbige, die sich laut Zeitung über eine Seitengasse „rettete“, nicht direkt der Polizei anvertraut hatte. Da war von „Panik“ und „Horror“ zu

lesen, freilich alles sehr vage: „angeblich“, „soll“, „Rund 20 Verdächtige?“ Stichhaltige Belege blieb man schuldig. Auch der erwähnte „Verdächtige“, was suggerierte, dass die Polizei bei einem Einsatz am Bahnhof in genau dieser Sache jemanden aus besagter Gruppe herausgefischt hätte, entpuppte sich als Einzelperson, die wegen eines Führerscheindeliktes von zwei Streifenwagen am Bahnhof gestellt worden war. Eine Gruppe dazu gab es nicht. „Kurzum“, so einer der diensthabenden Polizisten an besagtem Tag „am Bahnhofsplatz war überhaupt nichts sonst!“ Selbiger Polizist erzählte auch eine andere Geschichte, die sich vor einigen Jahren zugetragen hatte. Sie handelt von einem alten Mann in einem St. Pöltner Stadtteil, der illegal Strom anzapfte. Ein Medium hatte Wind davon bekommen und rief bei der Polizei an, ob sich der Mann damit bereichere, was der Diensthabende verneinte: „Nein, das ist nur ein armer, harmloser Schlucker, der sich nicht einmal den Strom leisten kann.“ In der nächsten Ausgabe der Zeitung stand das glatte Gegenteil, zudem war anhand des Artikels für Ortskundige leicht nachzuvollziehen, um wen es sich genau handelte. „Er wurde in Folge so geächtet und beschimpft, dass er sich wenige Tage später das Leben nahm!“ Ob dem Journalisten auch das eine Meldung wert war, ist nicht bekannt.

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus, und Veranstaltungen. Herausgeber/Geschäftsführer: Bernard und René Voak. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chef vom Dienst: Christina Bauer Redaktionsteam: Christina Bauer, Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Dominik Leitner, Michael Müllner, Michael Reibnagel, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kolumnisten: Thomas Fröhlich, Dominik Leitner, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, Wolfgang Hintermeier, David Meixner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Johannes Reichl, Christoph Schipp, Robert Stefan Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Elias Kaltenberger, Matthias Köstler Cover: Andreas Reichebner Art Director & Layout: Mr. Shitakii Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.


INHALT IM ZWEIFEL ZUM VERZWEIFELN – Seite 8

DAS GROSSE ZITTERN – Seite 18

DIE ZWEI – Seite 22

DER MIT DEN MADEN TANZT – Seite 46

BRUTCAST – Seite 64

EUROPÄISCHER FUSSBALL – Seite 70

3 Editorial 6 In was für einer Stadt leben wir

URBAN

7 Shortcuts Urban 8 Im Zweifel zum Verzweifeln 16 Integration im Klassenraum 18 DSGVO – Das große Zittern 22 Die Zwei – NÖN reloaded 30 Deine Schweinerei 32 Politik auf Pöltnerisch

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36 Der Innovationsdenker

64 Brutcast

KULTUR

SPORT

SZENE

74 Kritiken 75 Veranstaltungen 76 Außensicht 78 Karikatur 54 Sommertheaterguide 62 Sommerfestivalguide

38 Shortcuts Kultur 40 Nasko Kulturhauptstadt-Galopp 46 Der mit den Maden tanzt 50 Moderbachers Geschichten 56 Shortcuts Szene 58 Jugend–Kulturhauptstadt 2024?

70 Landthaler goes Europe

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7. SEPTEMBER 2018

ZUKUNFTSBÜRO 4. JUNI BIS 9. JUNI 2018 4

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… in der das Pflaster für die großen Traditionsbetriebe in den letzten Jahren ein holpriges ist, mit teils letalen Folgen. Nach dem Zusperren der Glanzstoff, dem kontinuierlichem Eindampfen der Voith auf MickeyMouse Niveau, dem Verkauf von Leiner an die südafrikanische Steinhoffgruppe hat es zuletzt auch Svoboda Büromöbel erwischt. Nach 107 Jahren muss man den Betrieb endgültig einstellen. Mitte Mai gab dann das NÖ Pressehaus den Verkauf von NP-Druck an die englische Walstead Gruppe bekannt. Entscheidungen werden in Hinkunft damit nicht mehr in St. Pölten gefällt. Der Abriss des alten Pressehauses in der Linzerstraße mutete da geradezu sinnbildlich für den Verlust des nächsten „St. Pöltner“ Betriebes an. Aktuell prangt dort ein Loch, wobei man auch das metaphorisch deuten kann: Es gibt Raum für Neues. Am Glanzstoff-Areal wid 2019 mit der Verwertung des Areals begonnen ...

… in der EGGER Getränke eigentlich schon alles angerichtet hatte, um zwei besondere Jubiläen zu begehen, dann aber durch einen AmmoniakAustritt, der einen ca. 15km langen Streifen des Mühlbaches zwischen Radlberg und Traismauer in ein totes Gewässer verwandelte, vorerst davon Abstand nehmen ließ. „Wir bedauern den entstandenen Schaden in aller Form und setzen alles daran, den Vorfall im Detail zu analysieren sowie die Schäden zu beheben“, versicherte Geschäftsführer Kurt Ziegleder via Presse-Aussendung. Zum Feiern ist aktuell jedenfalls niemandem zumute, Grund dazu hat man aber allemal. 1978 wurde die Brauerei in Unter-Radlberg eröffnet, zehn Jahre später folgte die antialkoholische Getränkesparte. Zuletzt tätigte man Investitionen von rund 10 Millionen Euro, beschäftigt über 220 Mitarbeiter und der Umsatz liegt bei ca. 100 Millionen Euro. Wir sagen also trotzdem Happy Birthday!

… in der St. Pölten mit Sicherheit nicht zukunftsvergessen, sondern geradezu zukunftsversessen ist. So intensiv – und zwar in dieser Breite – hat man sich mit der Zukunft der Stadt zuletzt wohl im Vorfeld der Landeshauptstadt-Erhebung vor über 30 Jahren auseinandergesetzt. Nun bekommt die Hauptstadt sogar ein eigenes „Zukunftsbüro“, wofür das Landestheater verantwortlich zeichnet. Dabei handelt es sich freilich nicht um ein physisches Büro, sondern ein Festival von 4. bis 9. Juni am Rathausplatz, der zum Ort von Performances, Workshops, Lesungen & Co. mit klingenden Namen wie „Back dein Glück“, „Soundpölten“, „Manifest(ieren)“ uvm. wird. Das Ziel erklärt die künstlerische Leiterin Marie Rötzer so: „Es geht darum, dass unser Publikum und unsere Teilnehmer in erster Linie neue Perspektiven, Gedanken und Anregungen über ihr eigenes Leben und ihre Zukunft erfahren.“

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IN WAS FÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH ...


FOTOS: PETER RAUCHECKER, ANRAINER WAITZENDORF-SIEDLUNG, PETAIR-FOTOLIA.COM,

SHORTCUT URBAN KOLUMNE MICHAEL MÜLLNER

HAUPTSACHE: WIR

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BÜRGERINNEN-NETZWERK

t. Pölten wird smart – und viele wollen mithelfen, dass die Stadt in eine ressourcenschonende urbane Zukunft mit hoher Lebensqualität blicken kann. „Es ist unglaublich, wie viele Initiativen es gibt, denen die Entwicklung unserer Stadt und die Einbindung der Bürger ein Anliegen ist“, freut sich Christian Groissmaier. Der Obmann des Vereins „Smart Pölten BürgerInnenbeteiligung“ hatte – fast symbolisch über den Dächern St. Pöltens, also quasi mit Übersichtsblick von oben – ins ALFRED zum Vernetzungstreffen für Vereine geladen, die

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die Stadt in verschiedenen Bereichen zukunftsfit machen wollen. Mitglieder von Stattgarten-Urban Gardening waren dabei, von der Bürgerplattform PRO St. Pölten, von Urban Gardening Crowdfunding sowie vom Verein Sonnenpark, weiters Vertreter der Plattform KulturhauptStart und der NÖ Kulturlandeshauptstadt GmbH sowie vom Zukunftsbüro des Magistrats. Konkrete Ideen entwickelten die nun vernetzten Vereine für ein Bürgerbeteiligungsbüro im Rahmen des Projektes „Smart Pölten Stadtoasen“. Info: stpbuerger.at und stadt-oase.at

UNGUTE NACHBARSCHAFT

reie Fahrt für den Busbahnhof des Dr.-Richard-Konzerns in Waitzendorf-Siedlung? Wie berichtet laufen zahlreiche Anrainer Sturm gegen die geplante Buszentrale, die direkt an eine Wohnsiedlung angrenzt und in der rund fünfzig Diesel-Busse für den städtischen LUP-Bus aber auch für individuelle Busreisen stationiert werden sollen. Die Nachbarn befürchten gesundheitsschädliche Lärm- und Abgasbelastungen, bewilligt wurde das Vorhaben dennoch: unter Erteilung von Auflagen sei das Projekt nach den geltenden Gesetzen zu genehmigen. Den Bescheid wollen die verärgerten Nachbarn nun beim Landesverwaltungs-

gericht anfechten, das Verfahren wird sich also noch Monate hinziehen. Auch der Volksanwalt soll sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Unterdessen scheinen manche Familien bereits zu resignieren und bereiten den Verkauf ihrer Grundstücke vor.

Setzt die Bundesregierung ihre Pläne um, werden viele Menschen ihre Gürtel enger schnallen müssen. Mit einer soliden Mehrheit im Parlament und in den aktuellen Umfragen gibt es für die Politstrategen aber keinen Grund ihre Wahlversprechen zu vergessen. Da ist das Gefühl im Volk, dass es „anderen“ zu gut geht. Dass sich „Leistung wieder lohnen“ muss und dass man darum „bei denen“ ruhig kürzen kann. Schuld sind ja immer die anderen, logisch. Aber die Frage ist, ob eine vernünftige Politik, die weiterdenkt als bis zur Wiederwahl, nicht eine moralische Mindestsicherung braucht. Eine Untergrenze, unter der sie sich nicht hergibt. Das Volk fordert diesen Grundkonsens scheinbar nicht ein, also müsste er von den Akteuren kommen, den Strahleund Hintermännern. Eine christliche Grundhaltung? Ein gesundes Volksempfinden? Von mir aus. Doch diese pragmatische Einstellung, dass nicht jede Volte geht, nur weil sie in der Öffentlichkeit durchgeht, sehe ich nicht. Bleiben wir bei den Ärmsten: Mindestsicherung, Grundversorgung. Wer sich freiwillig und mit gutem Grund „westlichen“ Werten verpflichtet, der kann geflüchteten Menschen nicht die Existenzgrundlage verwehren. Sollte man meinen. Doch, das geht. Und bringt Applaus, Österreich 2018. Gezielt werden Bevölkerungsgruppen aus ihrer „Komfortzone“ geschossen. Den einen kürzt man die „soziale Hängematte“, für die anderen hat man nicht mal mehr ein Dach überm Kopf. Und wenn sie in ihrer Not dann was Dummes tun, dann haben wir es schon immer gewusst: So sind sie eben, die anderen. Hauptsache wir sind super.

MFG 06.18

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MFG URBAN

IM ZWEIFEL ZUM

VERZWEIFELN

Zwei Flüchtlinge werden vom Verdacht der Vergewaltigung einer 15-Jährigen in Tulln freigesprochen. Die Volksseele kocht, Medien und Politiker gießen Öl ins Feuer. Ein Blick auf die Hintergründe macht klar: Wir brauchen mehr Vertrauen in die Justiz. Und wir sollten nicht glauben, was wir in der Zeitung lesen.

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ie fünfzehnjährige Anna* wohnt dabei war, hat jeder eine Meinung. werden DNA-Spuren von drei Mängemeinsam mit ihrem Vater in Doch der Reihe nach. nern sichergestellt. Ein breitangelegter Tulln. Dorthin bricht sie am 25. DNA-Test wird angeordnet, von 75 April 2017 abends auch auf, nachdem Spurensuche Flüchtlingen in Tulln werden Proben sie den Tag zuvor mit einer Freundin Anna sucht am nächsten Tag das genommen. Und tatsächlich gibt es in Wien verbrachte. Gegen 22:30 Uhr Krankenhaus in Tulln auf, dieses er- zwei Treffer, für Lukas aus Afghatrifft sie am Bahnhof in Tulln ein und stattet Anzeige. Der Verdacht einer nistan und David aus Somalia klicken macht sich zu Fuß auf den Heimweg. Vergewaltigung steht im Raum, Anna am 16. Mai 2017 die Handschellen. Sie stößt auf die achtzehnjährigen Lu- weist Kratzspuren am Rücken so- Wem die dritte Spur gehört, weiß man kas und David*, beide kommen vom wie blaue Flecken auf. In der Nacht bis heute nicht. Auch der vermeintFußballschauen in einem Wettliche dritte Verdächtige konnte Café und wohnen in der Nähe nie ausgeforscht werden. Die Vergewaltigung von Anna auf einer unbebauten Staatsanwaltschaft führt ein § 201. (1) Wer eine Person mit Gewalt, durch Wiese, wo seit einiger Zeit umfangreiches ErmittlungsEntziehung der persönlichen Freiheit oder Flüchtlinge in Wohncontainern verfahren durch, es werden durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für untergebracht wurden. mehrere Gutachten eingeholt, Leib oder Leben (§ 89) zur Vornahme oder Dulunter anderem ein „Glaubhafdung des Beischlafes oder einer dem Beischlaf * Die echten Namen der Betigkeitsgutachten“, das sich mit gleichzusetzenden geschlechtlichen Handlung teiligten sind der Redaktion Anna befasst. Die Ermittlungen nötigt, ist mit Freiheitsstrafe von einem bis zu bekannt. Um eine identifiziemünden in einer Anklage wegen zehn Jahren zu bestrafen. rende Berichterstattung zu Vergewaltigung. (2) Hat die Tat eine schwere Körperverletzung verhindern, wurden personen(§ 84 Abs. 1) oder eine Schwangerschaft der bezogene Details wo nötig anoHauptverfahren vergewaltigten Person zur Folge oder wird die vergewaltigte Person durch die Tat längere Zeit nymisiert. Bei der Namenswahl Nach 315 Tagen Untersuhindurch in einen qualvollen Zustand versetzt haben wir bewusst Vornamen chungshaft findet am 27. März oder in besonderer Weise erniedrigt, so ist verwendet, die statistisch gese2018 am Landesgericht St. Pölder Täter mit Freiheitsstrafe von fünf bis zu hen sehr beliebt sind – die zuten die Hauptverhandlung statt. fünfzehn Jahren, hat die Tat aber den Tod der gleich aber irritieren, weil wir Ein Schöffensenat aus zwei vergewaltigten Person zur Folge, mit Freiheitsbei der klischeehaften BerichtBerufsrichtern und zwei Laienstrafe von zehn bis zu zwanzig Jahren oder mit erstattung über Flüchtlinge anrichtern vom Volk entscheidet, lebenslanger Freiheitsstrafe zu bestrafen. dere Namen erwarten würden. was in jener Nacht wirklich geschehen ist. Die erste Aufgabe Was in der folgenden Stunde ge- zuvor hatte sie über WhatsApp ei- des Gerichts ist festzustellen, welchen schah, veränderte das Leben der drei. ner Freundin berichtet, sie sei von Sachverhalt es als erwiesen annimmt. Das Mädchen wurde als Vergewalti- Flüchtlingen vergewaltigt worden. Es Erst danach muss das Gericht diegungsopfer durch die Medien gerei- beginnt eine intensive kriminalpoli- sen Sachverhalt rechtlich beurteilen. cht. Die Burschen als vermeintliche zeiliche Ermittlung. Das Opfer spricht Spricht es frei? Verurteilt es im Sinne Vergewaltiger an den Pranger gestellt von drei Männern, einer habe nur der Anklage? Oder erkennt es im festund in Untersuchungshaft genom- Schmiere gestanden, zwei hätten sie gestellten Sachverhalt eventuell eine men. Politik und Medien nutzen den auf einem Sportplatz und einem an- andere strafbare Handlung und verurVorfall, um Stimmung zu machen und grenzenden Grundstück vergewaltigt. teilt die Angeklagten deswegen? Klicks zu erzielen. Auch wenn keiner Die Täter kenne sie nicht. Im Spital Nach dem Vortrag der Staatsanwäl8


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTOS: MICHAEL MÜLLNER, WEINFRANZ, BERATUNGSHAUS.AT

AM HEIMWEG. Der Weg zur Wohnung führt Anna an diesem Sportplatz vorbei, daneben liegt ein unbebautes Grundstück, auf dem Lukas und David in Containern untergebracht waren. Nach dem Vorfall ändert sich alles, nicht nur für die drei, auch für die anderen Flüchtlinge.

tin folgen die Eröffnungsplädoyers der Verteidigerinnen. Danach wird die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Was während des Großteils der Hauptverhandlung passiert, welche Zeugenaussagen das Gericht hört, welche Beweismittel diskutiert werden, man weiß es nicht. Erst die Schlussplädoyers werden wieder öffentlich abgehalten. In diesen rund dreißig Minuten fassen die zwei Anwältinnen zusammen, weshalb sie Zweifel am Tathergang haben, wie ihn die Staatsanwaltschaft angeklagt hat. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück, schon bald ist es wieder da und der vorsitzende Richter verkündet das Urteil: Ein Freispruch im Zweifel. Die Aussagen von Anna scheinen dem Gericht zweifelhaft, nicht nur in einzelnen Details, sondern bei grundsätzlichen Fragen zum Tathergang. So wie es angeklagt war, habe sich die Nacht sicher nicht zugetragen. Im Ergebnis stellt das Gericht fest, dass Anna mit

David und Lukas an jenem Abend Sex hatte – aber, dass dieser Sex einvernehmlich stattgefunden hat. Die Richter hätten sich das Urteil nicht leicht gemacht, merkt der Vorsitzende an. Man habe auch über die vermeintlichen Beweise, insbesondere die Verletzungen von Anna, intensiv beraten, jedoch können diese auch von einvernehmlichem Sex stammen. Das Abstimmungsergebnis des Senats sei 2:2 gewesen – ein Unentschieden also, was einen Freispruch zur Folge hatte. Unfähige Justiz? Der Freispruch überrascht ganz Österreich. So wie die Geschichte im Vorfeld insbesondere in den Chronikseiten der Boulevardblätter erzählt wurde, schien der Schuldspruch fix. Beobachter konstatieren einen wahren „Shitstorm“ gegen die „unfähige Justiz“. Am Tag nach dem Freispruch erklärt etwa Vizekanzler und FPÖObmann Heinz-Christian Strache in

einem Facebook-Posting, das Urteil sei „unerträglich“ und „skandalös“, niemand würde es verstehen. Wenige Tage später griff er das Thema wieder auf und teilte mit, dass sich die beiden mutmaßlichen Täter aus dem Staub gemacht hätten und zudem das Opfer verhöhnen würden. Die Volksseele kocht. Auch abseits der üblichen Verdächtigen, also der Boulevardblätter, die von blutigen Chronikschlagzeilen und politischen Inseraten leben, findet sich durch die Bank nur veröffentlichte Kritik. Die Infodirektorin von Puls 4, Corinna Milborn, kritisiert etwa auf ihrer Facebook-Seite die Freisprüche als „empörend“. Die Staatsanwaltschaft jedenfalls hatte unmittelbar nach dem Freispruch Nichtigkeitsbeschwerde angemeldet. Vier Wochen hatte der vorsitzende Richter nach dem Freispruch Zeit, das schriftliche Urteil auszufertigen. Als es vorlag, prüfte die Staatsanwaltschaft das Urteil inhaltlich. DaMFG 06.18

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MFG URBAN

Der Saal war voll mit Reportern. Dennoch: Das Desinteresse an einer sachlichen Berichterstattung hat mich verwundert. VALENTINA MURR, VERTEIDIGERIN

nach verzichtete die Anklagebehörde auf die Ausführung des angemeldeten Rechtsmittels, die Freisprüche wurden somit rechtskräftig. Der Sprecher der St. Pöltner Staatsanwaltschaft, Leopold Bien, betont, dass es schlicht keine Nichtigkeitsgründe gab. Er bestätigt auch, dass es im gesamten Ermittlungsverfahren keine Weisungen von übergeordneter Stelle gegeben habe. Schuldumkehr Womit wir wieder beim vom Gericht zu ermittelnden Sachverhalt sind – und der Grundfrage in diesem Fall: Kann das Gericht zweifelsfrei feststellen, dass es eben kein einvernehmlicher Sex war, sondern dass Gewalt oder Zwang im Spiel waren? Man wird sich dem Ergebnis des Gerichts anschließen müssen. Akteneinsicht gibt es nur für Prozessparteien, nicht für die Öffentlichkeit. Gerade bei Sexualstraftaten und der Involvierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen scheint dieser Grundsatz schnell nachvollziehbar. Doch auch hier ist in diesem Fall vieles verzwickt. 10

Wie geht Anna damit um, dass ihr das Gericht nicht glaubt? Die Gefahr ist groß, dass man schnell bei jenem Phänomen landet, das im Englischen „victim blaming“ genannt wird. Oft glaubt man Gewaltopfern schlichtweg nicht. Ein Bewusstsein für diese teils fatale Täter-Opfer-Umkehr ist gerade erst im Entstehen, denken wir etwa an die #metoo-Debatten. Was muss eine Fünfzehnjährige tun, damit man ihr glaubt, fragen sich viele? Wie schwer müssen ihre Verletzungen sein? Wie realistisch scheint es denn, dass eine Minderjährige mit zwei oder drei Flüchtlingen freiwillig ins Gebüsch verschwindet, fragen sich andere? Und überhaupt: Die haben ihre Finger sowieso von unseren Kindern zu lassen, ist für viele ohnehin klar. Was helfen würde, wäre Vertrauen in ein unabhängiges Gericht. Das sich intensiv mit dem Akteninhalt beschäftigt hat, das Details und Widersprüche erkennt, lange vor der Befragung im Zeugenstand. Anna gab an, die Täter nicht gekannt zu haben. Dennoch hatten beide ihre Handynummer eingespeichert. Es gab auch Tage nach der Tat telefonischen Kontakt, wie ein technischer Sachverständiger rekonstruieren konnte. Das Gericht fand auch Hinweise dafür, dass bei dem mehr oder weniger freundschaftlichen Treffen in besagter Nacht ein Joint im Spiel war, den die Burschen von Anna erhalten haben. Im langen Ermittlungsverfahren müssen Details erhoben worden sein, die eben jene Zweifel am grundsätzlichen Tathergang ergaben, die dann zum Freispruch geführt haben, wenn auch im Zweifel. So wird es wohl gewesen sein. Dass es an diesem grundsätzlichen Vertrauen hapert, wird in den Tagen nach dem Richterspruch offensichtlich. Nachrichtenseiten lassen ihre Leser abstimmen, bei den (freilich nicht repräsentativen) Umfragen sind über 90 Prozent der abgegebenen Stimmen wahlweise „über den Freispruch entsetzt“ oder von „der Schuld der Flüchtlinge“ überzeugt. Zugewiesen Freie Medien sind aber eine Grundlage für unsere Gesellschaft. Demo-

kratie und Rechtsstaatlichkeit gehören zusammen, wären aber rasch am Ende, wenn nicht Zeitungen kritisch hinterfragen würden. Rechtsanwältin Valentina Murr vertritt David. Zum Tatzeitpunkt war er 18 Jahre alt, er kommt aus Somalia und hat den Status eines subsidiär Schutzberechtigten: „Auch die sogenannten Qualitätsmedien haben kaum über die Vielzahl an Ungereimtheiten berichtet, die ich und meine Kollegin im öffentlichen Schlussplädoyer vorgetragen haben. Der Saal war voll mit Reportern. Dieses Desinteresse an einer sachlichen Berichterstattung hat mich schon verwundert.“ Murr war ebenso wie die Verteidigerin von Lukas, dem zum Tatzeit­ punkt 18-jährigen Afghanen, eine Verfahrenshilfeverteidigerin. Ihre Kollegin, die St. Pöltner Rechtsanwältin Andrea Schmidt, merkt an: „Man liest schon verrückte Kommentare, etwa wir würden unsere Mandanten aus Gier verteidigen. Manche haben uns auch Vergewaltigungen an den Hals gewünscht.“ Dabei sind beide Rechtsanwältinnen ohne eigenes Zutun zu dieser Vertretung gekommen. Wer in Untersuchungshaft ist, sich aber keinen Anwalt leisten kann, bekommt von der Anwaltskammer einen Anwalt zugewiesen, jeder Rechtsanwalt kommt so quasi gelegentlich zum Zug. Ein Honorar erhalten diese Verteidiger nicht, der Staat trägt aber quasi als Ausgleich etwas zur Pensionsvorsorge der Rechtsanwälte bei. Stimmungswechsel Der Boulevard war jedenfalls schon lange vor der Hauptverhandlung sehr am Tullner Vergewaltigungsfall interessiert. Die Krone titelte etwa „Die Schande von Tulln“, galt die Stadt unter dem ÖVP-Bürgermeister Peter Eisenschenk doch als vergleichsweise liberal im Hinblick auf Flüchtlinge. Schon früh gab es über die Pfarren organisierte Plattformen, die sich um Flüchtlinge gekümmert haben. Mit dem Einsetzen der großen Fluchtbewegung 2015 entstanden dann auch in Tulln Containerunterkünfte, betreut durch das Rote Kreuz. Alles lief reibungslos, die Integrationsarbeit


IM ZWEIFEL ZUM VERZWEIFELN

„ABER FREI BIN ICH NOCH IMMER NICHT“ Zwei Jahre nach seiner Ankunft in Österreich kam der 19-jährige Afghane Lukas* am 27. März 2018 wieder auf freien Fuß. Zuvor verbrachte er 315 Tage in Untersuchungshaft. Noch Wochen später steht er mittellos auf der Straße. Wie geht es Ihnen nun nach Ihrem rechtskräftigen Freispruch?

Erst gestern war ich wieder im Regierungsviertel, um mich bei der Behörde zu erkundigen, ab wann ich wieder Grundversorgung erhalte. Bevor ich in Untersuchungshaft gekommen bin, hatte ich in Tulln einen Platz in einem Flüchtlingsquartier, ich hatte ein Bett und Essen. Nach der Haft habe ich nun weder ein Dach überm Kopf noch Geld für mein tägliches Leben. Die Grundversorgung wurde mir einfach gestrichen.

Wo wohnen Sie denn jetzt?

Ich habe keine Unterkunft und bin nach der Enthaftung auf der Straße gestanden. Mein großer Wunsch ist, dass ich wieder die notwendigste Versorgung bekomme, so wie vor der Untersuchungshaft. Ich möchte nicht weiterhin in Parks schlafen mit irgendwelchen Junkies. Ich möchte nicht stehlen oder Drogen verkaufen, nur damit ich mich irgendwie durchschlage. In Österreich habe ich keine Familie, die mir helfen kann. Nur ein paar Freunde.

Wieso sind Sie überhaupt nach Österreich gekommen?

In meiner Heimat in Afghanistan hatte ich ganz schlimme Probleme. Ich kann dorthin unmöglich zurück. Glauben Sie mir, kein Mensch verlässt seine Heimat, wenn er nicht wirklich muss. Ich habe Angst, dass ich in Afghanistan nicht lange überleben würde. Wahrscheinlich bin ich tot, sobald ich das Flughafengelände verlasse. Ich hatte keinen speziellen Plan, wohin ich fliehe. Ich bin eben in Österreich gelandet und hoffe nun seit Jahren, dass ich hierbleiben darf.

Kurz nach dem Freispruch durch das Strafgericht wurde von einem anderen Gericht Ihr Asylantrag abgelehnt. Sie könnten jederzeit abgeschoben werden, obwohl diese Entscheidung noch nicht rechtskräftig ist. Wie gehen Sie damit um? Ich habe große Angst. Ich kann unmöglich nach Afghanistan zurück. Das darf nicht passieren! Das ist für mich das Wichtigste, dass ich nicht dorthin zurückgebracht werde. Wenn ich nicht in Österreich bleiben kann, dann muss ich eben woanders hin. In ein anderes Land. Aber ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll, wie ich dorthin kommen würde.

Haben Sie schon daran gedacht wieder zu fliehen?

Ich will nicht weggehen. Ich möchte in Österreich bleiben, ich möchte hier in Sicherheit leben. Desto länger ich darüber nachdenke, desto eher fürchte ich, dass es für mich nur zwei Möglichkeiten gibt. Entweder ich darf hierbleiben und bin in Sicherheit. Oder ich bringe mich um.

Entweder ich darf hierbleiben und bin in Sicherheit. Oder ich bringe mich um. LUKAS* AUS AFGHANISTAN

Haben Sie Selbstmordgedanken?

Das Wichtigste ist, dass ich nicht nach Afghanistan muss. Ich war zehn Monate in Haft, obwohl ich unschuldig bin. Ich habe nichts verbrochen. Im Gefängnis war es nicht leicht für mich, aber auch jetzt geht es mir nicht gut. Ich bin seit Wochen entlassen, habe aber keinerlei Unterstützung. Das Gericht hat gesagt, dass ich frei bin, dass ich nicht im Gefängnis bleiben muss. Aber frei bin ich noch immer nicht. Ich kann mir nichts zu Essen kaufen, ich weiß nicht, wo ich schlafen werde. Es geht mir nicht gut, auch psychisch nicht. Ich würde gerne eines Tages eine Therapie machen, damit ich das alles verarbeiten kann. Seit zwei Wochen juckt mich der ganze Körper, ich kratze mich ständig. Wahrscheinlich ist das nur im Kopf, aber ich bin nicht versichert, ich kann zu keinem Arzt gehen, der mir helfen könnte. Ja, bevor ich nach Afghanistan zurück muss, würde ich mich wohl eher selber töten.

Was haben Sie sich gedacht, als Ihnen eine DNA-Probe abgenommen wurde?

Als die Polizei im Quartier Proben genommen hat, war ich nicht vor Ort. Also hat mich ein Flüchtlingsbetreuer informiert, sobald ich zurück war. Ich habe mir dann einen Termin ausgemacht und meine Probe abgegeben. Ich wäre nie im Traum darauf gekommen, dass das für mich zu einem Problem werden könnte.

Sie haben nie bestritten, dass Sie mit dem Mädchen Sex hatten?

Nein, das habe ich immer zugegeben. Alles war einvernehmlich und freiwillig! Wir kannten uns ja auch schon etwas. Ich hatte also deswegen überhaupt kein schlechtes Gewissen.

Das Mädchen hat behauptet, dass sie von zwei Männern ihrer Freiheit beraubt, geschlagen und vergewaltigt wurde. Ein dritter Mann soll Schmiere gestanden haben. Verstehen Sie, dass die Staatsanwaltschaft aufgrund der Aussagen des Mädchens Anklage erhoben und Sie in Untersuchungshaft genommen hat? Ich verstehe nicht, wieso ich fast ein Jahr im Gefängnis war. Ich verstehe auch nicht, warum das Mädchen etwas Falsches behauptet hat. Nein, das verstehe ich nicht. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, wieso sie so etwas über mich erzählt hat. Als ich in Österreich angekommen bin, habe ich eine Broschüre gelesen. So eine Art Handbuch, wie man in Österreich lebt. Da ging es auch um Werte und Zusammenleben. Ich verstehe das alles, aber ich habe nichts Verbotenes getan.

Trotz dieser Erfahrungen wünschen Sie sich eine Zukunft in Österreich? Ja, ich will hierbleiben. Ich wünsche mir auch, dass ich mit dem rechtskräftigen Urteil in der Hand zur Behörde im Regierungsviertel gehen kann und ihnen zeigen kann, dass ich unschuldig bin. Damit ich dann hoffentlich wieder ein Dach überm Kopf habe, etwas zu Essen und das nötige Geld für den Arzt. *Die Namen der Beteiligten wurden geändert.

MFG 06.18

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MFG URBAN schien zu klappen. Umso größer waren dann der Aufschrei und die Enttäuschung, als plötzlich im Raum stand, dass eine Einheimische „von denen“ vergewaltigt wurde. Der Tullner Bürgermeister verhängte sogar einen „Aufnahmestopp“ und akzeptierte keine neuen Flüchtlinge mehr. Im Tullner Gemeinderat gab es heftige Diskussionen, der rechte Stadtrat der Bürgerliste „TOP Tulln“ warf dem Bürgermeister vor, die Vergewaltigung vertuscht zu haben. Vertuscht? Bei näherer Betrachtung zeigt sich auch hier ein differenziertes Bild. Aus ermittlungstaktischen Gründen hielt die Kriminalpolizei die Vergewaltigungsvorwürfe zurück, den Bürgermeister habe man mit der Bitte informiert, ja nichts vorab bekanntzugeben. Man wollte die Täter ausforschen, ohne sie zu warnen. Was ja offensichtlich geglückt schien, konnten doch anhand der Spurensicherung und der durchgeführten DNA-Proben zwei Flüchtlinge festgenommen werden. Auch diesen Punkt der Geschichte findet man im Verlauf der Recherchen

Manche haben uns auch Vergewaltigungen an den Hals gewünscht. ANDREA SCHMIDT, VERTEIDIGERIN

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immer wieder: Behaupten doch Lukas und David, dass sie bei der Abgabe der DNA-Probe gar kein Problem für sich kommen sahen. Dass ein fünfzehnjähriges Mädchen vergewaltigt worden sei, brachten die beiden scheinbar gar nicht mit ihrem bereits ein paar Wochen zurückliegenden Abend mit Anna in Verbindung, die sie auch für älter gehalten hatten. Stimmungsmache Auch an dieser Stelle hört man höchst unterschiedliche Meinungen zu ein und derselben Tatsache. Wie kommen zwei 18-jährige Flüchtlinge überhaupt auf die Idee eine 15-jährige Einheimische könne mit ihnen einvernehmlichen Sex haben wollen? Anders betrachtet: Einem selbstbestimmten, bald 16-jährigen Mädchen steht es in unserer Gesellschaft wohl frei, mit zwei 18-jährigen Burschen einvernehmlichen Sex zu haben? Aber waren die zwei überhaupt 18? „Aus gut informierten Kreisen“ wollten Boulevardblätter wissen, dass die beiden in Wahrheit „wohl 35 Jahre“ alt seien. Tatsache ist, das Alter wurde im Rahmen der Asylverfahren zweifelsfrei festgestellt. Die Geschichte mit dem gefälschten Alter entbehrt also jeder Grundlage. Für Stimmungsmache reicht sie allemal. Unschärfen und Unwahrheiten ziehen sich generell durch die Berichterstattung zum Fall. Vor der Hauptverhandlung präsentierten Medien Anna und auch ihre Eltern, durchaus identifizierend. Welchen Sinn es hat, ein vermeintlich jugendliches Gewaltopfer derart in die Öffentlichkeit zu zerren? Als Fürsprecher trat nach einiger Zeit dann ein der Öffentlichkeit alter Bekannter ins Bild, Ewald Stadler, früher Politiker bei FPÖ und BZÖ, nun Rechtsanwaltsanwärter. Er vertrat die Interessen von Anna im Hauptverfahren und stand auch den Medien für Auskünfte zur Verfügung. Unsere umfangreiche Anfrage mit über zwanzig Fragen zum Verfahren und den Konsequenzen des Freispruchs ließ Ewald Stadler trotz mehrfacher Nachfrage unbeantwortet. Die schon angesprochene Bürgerliste „TOP Tulln“ bewirbt Stadler auf ihrer

Website als kostenlosen Rechtsberater für Bürger. Nur Gewinner? Vieles spricht dafür, dass mehrere Akteure des rechten Lagers erkannt haben, dass man bei diesem Fall nur gewinnen kann. Als großzügige Helfer des Opfers, etwa in Form von Spendenaufrufen oder dessen Rechtsvertretung. Und als Scharfmacher gegen Flüchtlinge sowieso. Bei einem Schuldspruch hätte man die Gefährlichkeit und Dreistigkeit „der Flüchtlinge“ amtlich gehabt. Mit dem überraschenden Freispruch war aber auch nichts verloren, man ging zum Gegenangriff über und nahm dabei auch gleich die Justiz mit ins Visier. Der freiheitliche Landesrat Gottfried Waldhäusl sprach schon am Tag nach dem Freispruch in einer Presseaussendung von einem „Skandalurteil“ und meinte, „es sieht danach aus, als wären unsere Landsleute vor der Justiz benachteiligt gegenüber Zuwanderern.“ Jedoch hatte er für das aufgebrachte Volk Trost: „Ich habe den Fall prüfen lassen. Demnach gibt es Gründe dafür, dass es in Nieder­ österreich für diese beiden Asylwerber keine Leistungen aus der Grundversorgung geben wird.“ Am 5. April zitiert „Heute“ den Landesrat, er habe verfügt, dass keine Grundversorgung gewährt wird. Verfügungsberechtigt? Wahr ist hingegen, dass David nach seiner Haft in Wien wohnt und einen gültigen Aufenthaltstitel hat. Keine Rede davon, dass er einen Antrag auf Aufnahme in die Grundversorung in Niederösterreich gestellt hätte. Anders bei Lukas. Er erhält wenige Tage nach seinem Freispruch einen negativen Asylbescheid, obwohl ein zulässiges Rechtsmittel eingebracht wird, droht ihm jederzeit die Abschiebung nach Afghanistan – seine größte Angst, wie er im Gespräch mit MFG erzählt. Bevor er dorthin zurückgeht, würde er sich wohl eher umbringen, erzählt er erschöpft. Im Boulevard wird unterdessen weiterhin „aus gut informierten Kreisen“ scharf gegen die beiden Freigespro-


IM ZWEIFEL ZUM VERZWEIFELN

FREISPRUCH. Nach über 300 Tagen in Untersuchungshaft kommt für viele der Freispruch überraschend. Nach Durchsicht des schriftlichen Urteils verzichtet die Staatsanwaltschaft auf Einbringung einer Nichtigkeitsbeschwerde. Lukas und David sind offiziell unschuldig.

chenen geschossen. Beide seien untergetaucht und aus Angst vor einer Neuauflage des Verfahrens wohl schon über alle Berge. Eine Befürchtung, die auch Ewald Stadler mehrfach in Interviews äußert. Tatsächlich sind beide für ihre Verteidigerinnen jederzeit erreichbar und könnten binnen Stunden bei den Behörden vorstellig werden. Lukas marschiert sogar mehrmals im Monat zur Landesregierung und wird im Haus 17A vorstellig. Seit der Haftentlassung ist er mittel- und obdachlos, er möchte so wie vor seiner Verhaftung wieder in die Grundversorgung kommen. Die Behörde will es aber genau wissen und prüft wochenlang, ob er nicht doch irgendwoher Vermögen hat, um für sich selbst zu sorgen. Der Landesrat behält vorerst recht, die Grundversorgung bleibt Lukas verwehrt. Doch geht das überhaupt? Ist die zuständige Fachabteilung des Landes nicht an Gesetze gebunden? Oder zählt der

Zuruf des Landesrats? Sein Büro stellt dazu befragt klar, dass die Entscheidung „natürlich“ aufgrund der gültigen Gesetze getroffen werde, jedoch gebe es Gründe für und Gründe gegen die Gewährung der Grundversorgung. Auch Ermessen könne letztlich bei der Entscheidung eine Rolle spielen. Am 20. April zitiert „Heute“ Waldhäusl dazu mit: „Ich habe verfügt, dass er nicht wieder in die Grundversorgung kommt.“ Und das obwohl das zugrundeliegende Prüfverfahren der Fachabteilung mehr als ein Monat später noch immer am Laufen ist. Tatsächlich strafbar? David wiederum, so weiß das KleinFormat, habe in Untersuchungshaft einen „anderen Insassen sexuell angegriffen“. Das Bild der schrecklichen Triebtäter wird weitergezeichnet. Auf Nachfrage stellt sich heraus, was genau angeklagt ist. Die Staatsanwaltschaft wirft David vor, dass er mit der

flachen Hand einen Mithäftling zwei Mal am Oberschenkel gestreichelt habe. Seine Verteidigerin dazu: „Da soll sich der Durchschnittsösterreicher mal fragen, wie oft er schon sexuelle Belästigung begangen hat, wenn diese Handlung tatsächlich strafbar wäre.“ Zudem dürfte das mittelweile enthaftete „Opfer“ wenig Interesse an einer Verfolgung von David haben. Er war als Zeuge geladen, ist vor Gericht aber nicht einmal erschienen. Kuscheljustiz? All diese Fakten stehen also in eklatantem Widerspruch zum Vorwurf der Kuscheljustiz. Oliver Scheiber ist Vorsteher eines Wiener Bezirksgerichts und Vortragender an der Uni Wien. Auf seinem Blog vertrat er kurz nach dem Freispruch in erster Instanz dazu eine Privatmeinung: „Keine Gruppe hat derzeit wohl vor österreichischen Behörden einen schwereren Stand als junge männliche Asylwerber. Dass sie MFG 06.18

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MFG URBAN

IM ZWEIFEL ZUM VERZWEIFELN

KOLUMNE BEATE STEINER

GEHT SCHON — GEHT NICHT

Foto: Igor Terekhov - Dreamstime.com

„Na, geht ja“, melden die Kopfsteinpflaster-geplagten Füße, als sie das erste Mal in hohen Hacken über den frisch verlegten Belag in der Kremser Gasse schweben. Glatte Fläche, keine Rillen, fester Tritt. Kein Vergleich mit der Franziskanergasse, wo Stöckelschuh gegen Stöckelpflaster kämpft und die wackligen kleinen Steinchen nicht nur die Absätze edler Treter ruinieren, sondern wo frau auch Gefahr läuft umzuknöcheln und hinzusinken. Großes Lob also an die Verantwortlichen, dass sie bei der Neugestaltung von St. Pöltens Einkaufsmeile die High-Heels-Tauglichkeit berücksichtigt haben. Eine kluge Entscheidung: Entspanntes Stöckeln stimmt die Damen fröhlicher, dadurch einkaufsfreudiger und wird natürlich die Frauen-InnenstadtFrequenz erhöhen. Lob für die glatte Kremser-GassenOberfläche kommt auch von den Rollstuhlfahrern. Sie leiden nämlich ebenfalls unter dem Kopfsteinpflaster, weil die prellenden Stöße schmerzen. Und sie meiden zum Beispiel Franziskanergasse und Brunngasse, weil sie dort leicht aus dem Rolli katapultiert werden können, wenn sie in einem Pflasterloch hängen bleiben. Das kommt nicht gut an, wie auch die Tatsache, dass nur rund 50 Prozent der Shops in der City barrierefrei sind. Zum Vergleich: Einkaufszentren sind generell barrierefrei. In der Innenstadt sind also nur die Hälfte der Geschäfte ohne Stufensteigen erreichbar und somit für Rollstuhlfahrer und KinderwagenSchieber und Fußmarode eingangstauglich. Das ist der City-Frequenz sicher nicht zuträglich. Und das ist unsympathisch und – geht gar nicht.

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AUFGELASSEN. Die Zahl der Menschen in Flüchtlingsunterkünften wie dieser ging stark zurück. Wenn der Sommer kommt, werden die Container weg sein.

in einem Gerichtsverfahren unsachlich milde behandelt würden, ist absurd und lebensfremd.“ Auch Studien belegen die Ungleichbehandlung ausländischer Staatsbürger vor österreichischen Strafgerichten, dass etwa bei Ausländern mehr Gefängnisstrafen als Geldstrafen verhängt werden bzw. dass Strafen öfters unbedingt ausgesprochen werden. Angesprochen auf die Kritik an der Justiz, insbesondere durch Politiker, merkt er an, dass seiner persönlichen Meinung nach Begriffe wie „Skandalurteil“ das Vertrauen zwischen staatlichen Institutionen stören: „Urteile sollen natürlich diskutiert werden. Aber so wie Richterinnen und Richter die Beschlüsse des Parlaments respektieren, so muss auch die Politik Gerichtsurteile respektieren.“ Während also die beiden rechtskräftig Freigesprochenen darum kämpfen, dass die Öffentlichkeit ihre Unschuld anerkennt, ist es um Anna ruhig geworden. Im Zuge der Recherchen entsteht der Eindruck, dass sie zweifelsfrei ein Opfer ist, wenn auch nicht von Lukas und David im Sinne der Anklage. Was für Außenstehende oft so einfach scheint, sich nämlich schnell eine Meinung zu bilden, wird zunehmend schwierig, wenn man sich mit den Details auseinandersetzt. Und man muss leider sagen, wer glaubt, was in der Zeitung steht, erfährt oft nicht die ganze Wahrheit.

Was uns zu einer abschließenden Selbstreflexion führt. Wie geht man so eine „Geschichte“ an, wenn man journalistische Sorgfalt ernst nimmt? Vieles war schon geschrieben, doch entscheidende Handlungsstränge und Widersprüche offenbaren sich eben erst, wenn man tiefer gräbt. Die Geschichte von Anna haben Medien in den letzten Monaten oft erzählt – ob ihr damit ein Dienst getan war, lässt sich schwer sagen. Die Geschichte von Lukas und David hat bisher keinen interessiert. Auch heute noch schwebt der Freispruch im Zweifel und ihre Herkunft als „Schuldsvermutung“ über ihren Köpfen. In der Darstellung des Geschehens halten wir uns hart an die Fakten. Doch dieser Geschichte wohnt auch ein Ungleichgewicht inne. Wir lassen Lukas in Form eines Interviews zu Wort kommen. Soll man das? Manche wird es empören. Doch darin liegt keine Parteinahme. Wir denken, dass seine Geschichte bisher niemand hören wollte, dass ihn niemand gefragt hat. Zudem ist er volljährig, kann für sich sprechen. Bei Anna liegen die Dinge anders. Mit ihr waren wir auch nicht im direkten Kontakt. Umso wichtiger war uns, ihre Sicht so darzulegen, wie sie sie bisher vertreten hat. Wir sind überzeugt, dieser Freispruch ist kein Signal an Gewaltopfer, dass man ihnen nicht glaubt. Hilfe finden Betroffene im Web: gewaltinfo.at.


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Leben

all in


MFG URBAN

INTEGRATION IM KLASSENRAUM

Das Thema Bildung wird von der Regierung derzeit stark verknüpft mit Fragen der Migration gedacht. Ob Kopftuchverbot für Kindergarten- und Volksschulkinder oder separate Deutschklassen für Kinder.

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ie Debatte, von der das beschlossene Kopftuchverbot für Mädchen in Kindergarten und Volksschule begleitet wird, weckt Erinnerungen: An die Frage nach dem Kreuz an der Wand, dem Burkini am Strand und die unzähligen anderen Debatten über, meist islamische, Symbole im öffentlichen Raum. Nach dem Verhüllungsverbot vergangenen Herbst, das vor allem das Tragen von Burkas im öffentlichen Raum unterbinden sollte, wurde nun das Kopftuchverbot für Schul- und Kindergartenkinder beschlossen. Im Rahmen eines sogenanntes „Kinderschutzgesetzes“ soll damit Integration ermöglicht werden – eine Ausweitung, etwa auf weiterführende Schulen, ist derzeit 16

nicht geplant. Auch die umstrittenen separaten Deutschklassen für Kinder mit mangelhaften Sprachkenntnissen sollen ab Herbst für Verbesserungen im Bildungssystem sorgen. Welche Chancen haben die geplanten Gesetze in der Praxis und geht es wirklich um Integration oder um die Durchsetzung einer bestimmten Vorstellung von Identität? Die Sache mit dem Kopftuch Zunächst zur Kopftuchthematik und der praktischen Relevanz des Gesetzes für St. Pölten. Auf Nachfrage in den Kindergärten und Volksschulen St. Pöltens wird rasch deutlich: Zumindest bislang gab es mit dem Tragens

eines Kopftuchs keine Probleme. Der Leiter des Schulwesens am St. Pöltner Magistrat, Andreas Schmidt, bestätigt das: „Aktuell besuchen 1.618 Kinder NÖ Kindergärten in St. Pölten und keines der Kinder trägt aus religiösen Gründen ein Kopftuch.“ In den nachfolgenden Schulstufen, wobei Volksschulen, Mittelschulen, Sonderschulen und polytechnische Schulen zusammengefasst sind, gebe es aktuell 25 Mädchen, die aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen. Alles nur ein Scheinproblem? Zur Thematik befragt wollen sich die meisten Volksschuldirektoren nicht äußern. Von insgesamt 17 Anfragen blieben 15 unbeantwortet, ein Direktor wollte sich aufgrund der politischen Brisanz des Themas nicht äußern. Die einzige andere Antwort kommt vom Direktor der Volksschule


TEXT: SASCHA HAROLD, DOMINIK LEITNER | FOTO: JASMIN MERDAN–FOTOLIA.COM

St. Pölten-Wagram, Christian Waka. An seiner Schule trägt kein Mädchen ein Kopftuch, es gab bislang auch keine Probleme – er steht dem Tragen des Tuches jedoch kritisch gegenüber: „Die Teilnahme an religiösen Handlungen bzw. das Tragen von Kopftüchern ist für Kinder von 8 - 10 Jahren im Koran nicht vorgesehen. Daher sollte das Kopftuch in der Volksschule kein Thema sein, zumal die Kinder in diesem Alter die andersartige Kleidung nicht verstehen und sich damit von der Gemeinschaft distanzieren. Das kann nicht im Sinne der Integration sein“, ist er überzeugt. Damit ist Waka nicht allein: Auch die Tageszeitung „Der Standard“ hat sich an großen Wiener Volksschulen umgehört: An den drei befragten Schulstandorten gab es zwischen 0 und 4 Mädchen, die ein Kopftuch tragen – für das Verbot sprachen sich jedoch alle Direktoren aus. Einhellig wurde dabei die Meinung vertreten, den Kindern das Kindsein lassen zu wollen und die etwaige Entscheidung für oder gegen das Kopftuch erst später zu treffen. Auch aus dem NÖ Landesschulrat hört man positive Worte zum geplanten Verbot: „Im Zentrum unserer Überlegungen steht immer und auch in dieser Thematik das Kind und die Überlegung, Stigmatisierung und Ausgrenzung möglich zu vermeiden. Dieser Ansicht schließen sich auch namhafte islamische Experten an“, so Pressesprecher Fritz Lengauer. Stigmatisierung oder Ausdruck der Freiheit? Dass Kinder nicht zum Tragen eines Kopftuches gezwungen werden sollten, darüber gibt es politische Einigkeit. Kontrovers diskutiert wird aber die Notwendigkeit des Verbotes – abgesehen von der praktischen Relevanz des Problems. Der grüne Gemeinderat Markus Hippmann zeigt sich skeptisch: „Beim Rauchen wollen wir die Bevölkerung nicht bevormun-

den, aber bei der Kleidung schon?“ Gegen Zwang ist auch er, wenn ein Kind jedoch freiwillig ein Kopftuch tragen möchte, so solle dies gestattet sein. Es sei aber auch klar, räumt er ein, dass das schwer festzustellen sei. Klare Befürworter des Verbotes sind dagegen FPÖ und ÖVP. Vorsitzender der FPÖ-Gemeinderatsfraktion, Klaus Otzelberger: „Das Kopftuchverbot in Kindergärten und Volksschule ist schon lange dringend notwendig, da Integration oft schon im Kindesalter scheitert.“ Von einer Freiwilligkeit in der Wahl der Kleidung geht er bei Kopftuch und Burka nicht aus. Beide seien, so Otzelberger, Symbole der Unterdrückung der Frau und hätten nichts mit Religionsfreiheit zu tun. Auch ein allgemeines Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst würde er unterstützen. Vizebürgermeister Matthias Adl schlägt in dieselbe Kerbe: „Ich halte das Verbot für richtig, weil das Kopftuch ein Symbol der Unterdrückung der Frau ist – umso mehr hat es bei Kindern und Jugendlichen nichts verloren.“ Vizebürgermeister Franz Gunacker, SPÖ, schließt sich der Meinung des Magistrats an und sieht mit Kopftüchern derzeit kein akutes Problem. Deutsch lernen separat oder im Verbund? Ein Thema, das ebenfalls bereits länger auf dem Tapet ist und von der derzeitigen Regierung umgesetzt werden soll, sind separate Deutschklassen für Schüler, die die Sprache noch nicht ausreichend beherrschen. Befürworter sehen darin eine bessere Chance auf Integration, Kritiker sprechen dieser Maßnahme genau diese integrative Wirkung ab – durch Separierung der Kinder würden erst recht parallele Strukturen geschaffen werden. Volksschuldirektor Waka sieht die geplanten Deutschklassen grundsätzlich positiv: „Gelingende Integration kann nur auf Basis einer gemeinsamen

Aktuell besuchen 1.618 Kinder NÖ Kindergärten in St. Pölten und keines der Kinder trägt aus religiösen Gründen ein Kopftuch. ANDREAS SCHMIDT, LEITER SCHULWESEN AM MAGISTRAT ST. PÖLTEN

Sprache funktionieren. In diesem Sinne sehe ich jede Maßnahme, die einen Schritt in diese Richtung darstellt, als gelungen an.“ Er erklärt jedoch, dass sein Weg zur effizienten Deutschförderung, bezugnehmend auf seine bisherigen Erfahrungen, wäre, „jedem Kind mit nichtdeutscher Muttersprache ein bis zwei Stunden pro Tag integrativen Deutschunterricht zusätzlich im Rahmen des Gesamtunterrichts anzubieten.“ Im Landesschulrat gibt man sich zur Thematik allerdings derzeit noch zugeknöpft, da die entsprechenden Richtlinien noch nicht fixiert seien. „Grundsätzlich ist für uns der Erwerb der deutschen Sprache eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Bildungsweg. Ob dies in eigenen Klassen oder integrativ passiert, ist derzeit von Fall zu Fall zu entscheiden“, erklärt Pressesprecher Lengauer. Das geplante Modell beruhe „aber jedenfalls auf positiven Projekten und Schulversuchen in Niederösterreich“. Doch auch hier gibt es Gegenwind – und diesmal nicht nur aus den Reihen der Opposition. Paul Kimberger, Bundesvorsitzender der PflichtschullehrerGewerkschaft APS und Obmann des Christlichen Lehrervereins, lobte im Jänner noch ausdrücklich die Pläne des neuen Unterrichtsministers: „Bundesminister Faßmann zeigt gleich zu Beginn seiner Amtszeit Realitätssinn und Verständnis für pädagogische Notwendigkeiten.“ Nur wenige Monate später warnt der APS in einer Stellungnahme zu den Reformplänen vor einer zu frühen Einführung und erklärt u. a., dass diese separaten Deutschförderklassen „einen Bildungslaufbahnverlust von ein bis zwei Jahren zur Folge haben“ würden. Die regelmäßigen, alle sechs Monate stattfindenden Tests wären „eine weitere Belastungssituation für Kinder und Lehrpersonen.“ Im Unterrichtsausschuss des Parlaments sprach man sich, mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ, Mitte Mai für die Einführung dieser Deutschförderklassen aus – und die Regierung hält damit, trotz aller Kritik, an der Einführung im kommenden Wintersemester fest. MFG 06.18

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MFG URBAN

DAS GROSSE

ZITTERN Ende Mai trat mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ein europaweit einheitlicher Standard zum Schutz von personenbezogenen Daten in Kraft. Bei vielen Unternehmern sorgt die neue Verordnung für Kopfzerbrechen, bei Datenschützern für Jubel. Wird jetzt alles anders oder ist die Aufregung übertrieben?

A

ls „Monster“ und „Ungeheuer“ wurde die DSGVO stellenweise bezeichnet. Überbordende Bürokratie und existenzbedrohende Regeln kritisierten vor allem Unternehmer und wirtschaftsnahe Interessensvertretungen. Besonders in den letzten Wochen vor dem Inkrafttreten der Verordnung (siehe Infobox) gingen die medialen Wogen hoch. Die hohen Strafdrohungen von bis zu 20 Millionen Euro, die mit der DSGVO möglich sind, gaben Anlass zu Beunruhigung. Dabei sind die Bestimmungen der Verordnung bereits seit 2016 klar – damals wurde sie nämlich auf europäischer Ebene verabschiedet. Zwei 18

Jahre gab man den Mitgliedsstaaten Zeit, um sich auf die Änderungen vorzubereiten, seit 25. Mai 2018 gilt die DSGVO nun. Vonseiten der Wirtschaftskammer reagierte man mit einer umfangreichen Informationskampagne. In Niederösterreich wurden Kammermitglieder zu kostenlosen Informationsveranstaltungen eingeladen, die vom WIFI durchgeführt wurden. Referatsleiter Andreas Satzinger über die Informationsoffensive: „Die Workshops wurden gut angenommen, bis Ende Mai haben wir rund 150 Veranstaltungen durchgeführt und damit weit über 5.000 Unternehmen erreicht.“ Der angesprochene Basis-

workshop zielte dabei auf Bereiche ab, die für alle Unternehmen gleich sind. Vereinzelt gebe es noch Unsicherheiten, wie Details der Verordnung umgesetzt werden, in diesen Fällen werden auch individuelle Beratungen über den Basisworkshop hinaus angeboten. Gerade die kurz vor Ende der Umsetzungsfrist verabschiedeten Anpassungen der Bundesregierung sorgten bei vielen für Überraschung und führten zu Ärger bei Datenschützern und Freude bei Unternehmern. In mehreren Anpassungen wurde unter anderem für Österreich festgehalten, dass die Datenschutzbehörde erst ver-


TEXT: SASCHA HAROLD | FOTOS: VALERY BROZHINSKY–FOTOLIA.COM, SASCHA HAROLD, ZVG

WA S I S T N E U I M D AT E N S C H U T Z Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) wurde bereits 2016 auf europäischer Ebene beschlossen, der zweijährige Umsetzungszeitraum endete am 25. Mai 2018. Für Österreich neu ist beispielsweise der Wegfall des zentralen Datenverarbeitungsregisters. Stattdessen sind die Unternehmen selbst verpflichtet ein sogenanntes „Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten“ bei sich zu führen. Unter gewissen Umständen, etwa wenn die Kerntätigkeit eines Unternehmens die Datenverarbeitung ist, oder besonders sensible Daten verarbeitet werden, ist verpflichtend ein Datenschutzbeauftragter zu bestellen. Neu ist auch der hohe Strafrahmen, Geldbußen bis zu 20 Millionen Euro oder bis zu vier Prozent des weltweiten Jahresumsatzes sind künftig möglich.

warnen soll bevor gestraft wird. Ob die Anpassungen allerdings rechtlich im Einklang mit der Verordnung stehen ist unklar. Umsetzungsaufwand bedeutet die Verordnung jedenfalls unabhängig davon, ob nun sofort gestraft wird oder nicht. Umsetzungsaufwand Wie hoch dieser Aufwand ist, hängt stark vom jeweiligen Unternehmen ab. Wurden die bisher geltenden Bestimmungen genau eingehalten, ist er überschaubar – denn rechtlich ändert sich durch die DSGVO nicht viel (siehe Interview Seite 20). Aufwand bedeuten vor allem ITtechnische Umstellungen. Pierre Voak, Webmaster und frisch gebackener Datenschutzbeauftragter der NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, präzisiert: „Im Mai war ich nur mit dem Thema Datenschutz beschäftigt. Wenn das System im Laufen ist, gibt es keinen Mehraufwand, aber die Umstellung war sicher ein Mehraufwand von einem Monat.“ Man nütze jedenfalls die Gelegenheit und bereite das technische System auch gleich auf mög-

liche weitere Verschärfungen wie ein Double Opt-In Verfahren vor. Grundsätzlich ändere sich im Umgang mit Daten für ihn nicht viel: „Wir haben nie Daten weitergegeben, nie zweckentfremdet und wir sammeln keine Daten, wie das vielleicht andere machen.“ Auch die Grundsätze der Datenverarbeitung (Recht auf Löschung, Auskunft und Zweckbindung der Datenerhebung) bleiben weitgehend gleich. Aus User-Sicht sieht Voak die Änderungen auch durchaus erfreulich: „Für den Konsumenten wird es sicher besser. Bisher fehlte der Überblick, wo die eigenen Daten überall hinkommen, Datenverkauf ist künftig nicht mehr so einfach möglich, das Auskunftsrecht ist wichtig.“ Privatsphäre im Netz Ähnlich sieht das Thomas Lohninger, Geschäftsführer von epicenter.works, einem gemeinnützigen Verein, der sich um die Durchsetzung von Grund- und Menschenrechten im Internet bemüht. Die DSGVO sieht er als Erfolg: „Der Datenschutz kriegt mit der DSGVO eindeutig Zähne in Europa – die Strafen sind empfindlich hoch und wir sind zum ersten Mal in der Lage, den Großen wie Google und Facebook etwas entgegen zu setzen.“ Mit dem Verein will er bezwecken, dass sich Technik am Menschen ausrichtet und nicht an Profit- und Kontrollbestrebungen einzelner Akteure. Die Änderungen der österreichischen Regierung an der DSGVO sieht er sehr kritisch. Hier sei klar gegen Unionsrecht verstoßen worden, derzeit überlege man, ein Verfahren wegen Vertragsverletzung einzubringen. „Es ist ein Gesetz, das in schlimmster Art und Weise gemacht wurde, nämlich in letzter Sekunde, bevor die Verordnung in Kraft trat“, kritisiert Lohninger. Dabei sei es wichtig, dass das europäische Gesetz, das er als großen Erfolg sieht, auch so umgesetzt werde, um nicht als totes Recht zu enden. Die Aufregung, die in den letzten

Wochen und Monaten laut geworden ist, versteht er. „Ja, das Gesetz ist sehr bürokratisch geworden, das bestreitet auch niemand. Die Absicht ist aber trotzdem eine sehr gute. Wir brauchen dieses Gesetz und es ist gut, dass sich jetzt einmal alle, die Daten verarbeiten, auch mit Datenschutz befassen“, ist er überzeugt. Demokratie & Freiheit? Gerade die Berichte um den Datenskandal von Cambridge Analytica und Facebook haben gezeigt, dass es rechtlich Nachbesserungsbedarf beim Datenschutz braucht. Das sieht auch Lohninger so: „Gerade anhand solcher Missbrauchsskandale wird klar, wie gravierend die negativen Konsequenzen durch zu große Datensammlungen sind. Man muss sich fragen, was die Kosten für uns alle sind, nämlich auch für unsere Demokratie und unsere Freiheit, wenn zu große Datenprofile über uns gesammelt werden.“ Die europäische Initiative wird jedenfalls weltweit beobachtet und kann derzeit als Standard in Sachen Datenschutz gelten. Angesichts der sehr hohen Strafrahmen wird klar, dass die DSGVO vor allem auf große, weltweit agierende Konzerne abzielt. Vereinzelt kommt das Gefühl auf, dass dabei auf die Bedürfnisse von kleinen und mittelständischen Unternehmen zu wenig eingegangen wurde. Als klarer Erfolg kann jedoch klar der verbindliche und einheitliche Standard im Datenschutz sowie ein neu entstandenes Bewusstsein für den Umgang mit personenbezogenen Daten gesehen werden.

Der Datenschutz kriegt mit der DSGVO eindeutig Zähne in Europa THOMAS LOHNINGER

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MFG URBAN

DAS GROSSE ZITTERN

„ D E R Z W E C K D E R D AT E N V E R A R B E I T U N G IST DAS UM UND AUF“ Franz Lippe ist Rechtsanwalt in der Wiener Kanzlei Preslmayer Anwälte. Er spezialisiert sich unter anderem auf Datenschutzrecht. Was sind die größten Änderungen der neuen EU-weiten Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)?

Grundsätzlich ändert sich, was die Rechte und Pflichten der Unternehmen betrifft, nicht wahnsinnig viel. Was sich jedoch ändert ist die Transparenz gegenüber den vom Datenschutzrecht Betroffenen. In vielen Fällen ist es gar nicht so schlimm, was ich mit den Daten meiner User mache, sondern es geht mehr darum ihnen zu sagen, was mit ihren Daten gemacht wird. Das heißt: Welche Daten verarbeite ich, wie verarbeite ich sie, wie lange speichere ich sie und, sofern notwendig, habe ich die benötigte Zustimmung eingeholt.

Welche Fragen beschäftigen die Unternehmer besonders?

Es wird sehr oft die Frage gestellt, wie das mit den Einwilligungen zur Datenverarbeitung in der Praxis ausschaut. Das Thema ist ein extrem überbewertetes, weil für das Gros aller Datenverarbeitungsvorgänge keine Einwilligung benötigt wird. Das Thema wird allerdings immer dann interessant, wenn es etwa um Marktforschung oder Werbemaßnahmen geht. Grob kann man sagen, dass alles, was mit der eigentlichen Geschäftstätigkeit des Unternehmens im Zusammenhang steht, grundsätzlich keiner Einwilligung bedarf.

Ändert sich an der Gestaltung der Belehrungen etwas?

Die Informationen in dieser Datenschutzrichtlinie werden künftig jedenfalls handfester. Wenn man sich hier die bisherigen Richtlinien, gerade von massiv datenverarbeitenden Unternehmen wie sozialen Netzwerken ansieht, dann stellt man fest, dass dort sehr blumig geschrieben wird und Hard Facts meistens ausgespart bleiben. Die DSGVO versucht hier, dem User diese Informationen verständlich beizubringen. Das betrifft vor allem den Zweck der Datenverarbeitung, der im Datenschutzrecht das Um und Auf ist. Es geht darum, wozu die Daten der Betroffenen verarbeitet werden. Diese Frage nach dem Wozu bestimmt in den meisten Fällen auch die Frage, ob die Verarbeitung erlaubt ist oder nicht.

Welche Arten der Datenverarbeitungen werden durch die neue DSGVO überhaupt problematisch?

Ein Problem, das die meisten beschäftigt, ist die Verwendung von personenbezogenen Daten für Werbezwecke. Geändert hat sich dabei vor allem die Konsequenz bei Verstößen – nämlich hohe Straf-

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drohungen mit einem Strafrahmen von bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des weltweiten Umsatzes. Was es in Österreich bisher so nicht gab, ist das sogenannte Koppelungsverbot, das mit der DSGVO in Kraft tritt. Immer dann also, wenn eine datenschutzrechtliche Einwilligung an einen Vertrag gekoppelt wird, ohne dass sie für den Abschluss wesentlich ist, dann ist das künftig verboten.

Welche Anpassungen müssen Unternehmer jetzt vornehmen?

Die Änderungen sind grundsätzlich nicht so groß – wenn dem Datenschutzgesetz 2000 schon entsprochen wurde. Bisher hat es das sogenannte Datenverarbeitungsregister (DVR) gegeben, an das alle Unternehmen ihre Datenverarbeitungsprozesse gemeldet haben. Viele haben aber keine Meldung gemacht – einerseits aus Unwissenheit, andererseits weil die wirtschaftlichen Konsequenzen möglicherweise nicht abschreckend genug waren. Gewisse Datenanwendungen waren von der Meldepflicht auch ausgenommen. Mit der DSGVO wird das anders, weil das zentrale DVR abgeschafft wird und stattdessen jedes Unternehmen bei sich ein solches Register führen muss. Das muss alle Datenverarbeitungstätigkeiten beinhalten, auch solche, die bisher von der Meldepflicht befreit waren.

Sind die Unternehmen gut auf die Änderungen vorbereitet?

Es war schon ein deutlicher Beratungsanstieg zu bemerken, je näher es an den 28. Mai gegangen ist. Es gibt Unternehmen, die sich schon Mitte 2016 sehr intensiv mit dem Thema befasst haben. Andere haben erst auf den letzten Drücker begonnen, sich über notwendige Änderungen zu informieren. Jedenfalls ist aber zu beobachten, dass das Thema sehr ernst genommen wird – wohl auch wegen den hohen Strafdrohungen. Damit hat die DSGVO ihr Ziel, nämlich dass sich Unternehmen aktiv mit dem Thema Datenschutz beschäftigen, schon erreicht.

Wie schätzen Sie den Umsetzungsaufwand ein?

Zusammenfassend kann man sagen: Wer sich bisher schon um das Thema Datenschutz gekümmert und geschaut hat, dass er rechtskonforme Einwilligungen hat und das Datenverarbeitungsregister mit seinen Daten befüllt hat, der wird wenig Umsetzungsaufwand haben.


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MFG URBAN

EIN FALL FÜR ZWEI

Der NP Schriftzug prangt zeitlos wie eh und je am türkisen Gebäude des Pressehauses in der Gutenbergstraße. Doch innerhalb der Mauern ging es in den letzten Jahren beileibe weniger stet zu – ein einsames Telefon samt Klappenverzeichnis neben einer verwaisten Eingangsschleuse, wo dereinst ein Portier die Gäste willkommen hieß, ist noch das unwesentlichste Indiz für den tiefgreifenden Wandel, der auch vor der NÖN nicht haltmachte. Nun sollen die beiden neuen Chefredakteure Daniel Lohninger und Walter Fahrnberger den Tanker wieder in ruhigere Gewässer leiten.

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hr Auftreten ist beschwingt, als Daniel Lohninger und Walter Fahrnberger in den Besprechungsraum im 6. Geschoss, Chefetage, im Doppelpack hereinschneien. Beide Journalisten in Slim Fit Anzug, selbiger leicht in sich gemustert, weißes Hemd, offener Kragen, braune Schuhe, breites Lächeln, kräftiger Händedruck – man spürt sofort, da steht ein Power-Duo vor einem. Meine augenzwinkernde Frage, ob das der neue NÖN-Dresscode sei, kontern sie mit dem Hinweis auf die „eindeutig“ verschiedene Farbe der Anzüge. Tatsächlich unterscheiden sich die Kleidungsstücke diesbezüglich, was man durchaus auch sinnbildlich für das publizistische Doppel deuten mag: Da sind zwei neue Chefredakteure am Werk, die in die gleiche Richtung blicken und doch jeder für sich seine besonderen Qualitäten mit einbringt. Was für manch Chef der alten Schule dabei wie ein Alptraum klingt – nämlich nicht frei fuhrwerken zu können, sondern sich abstimmen zu müssen – empfinden die beiden als Qualität. „Ich finde es ganz gut, dass man sich noch mit jemandem zweiten auf Augenhöhe austauschen kann – inhaltlich, aber etwa auch bei Personalfragen, Bewerbungsgesprächen etc., die wir gemeinsam machen“, so Lohninger, und Fahrnberger ist überzeugt „dass man durch das Vier-Augen-Prinzip insgesamt breiter denkt. 22

Du bekommst zusätzliche Inputs und Sichtweisen, zudem denken wir jeweils beide Bereiche mit.“ Womit er auf die grundlegende Arbeitsteilung verweist. „Ich bin für die 28 Lokalausgaben zuständig und Walter für die Landeszeitung sowie die Sonderprodukte“, erläutert Lohninger. Seit November bestimmen sie nun im Doppelpack die Inhalte der ältesten Zeitung des Bundeslandes – als externer Beobachter ist man geneigt zu ätzen „na geht ja“, immerhin hatte der Redakteursrat Daniel Lohninger schon nach dem, um es euphemistisch auszudrücken, nicht unbedingt friktionsfreien Abgang Martin Gebhardts als Chefredakteur mit überwältigenden 42 Stimmen als seinen Favoriten auf die Nachfolge in Stellung gebracht. Die neue Herausgeberin Gudula Walterskirchen schenkte aber „Presse“-Urgestein Karl Ettinger – bei gleichzeitiger Beförderung Lohningers zum Stellvertreter – ihr Vertrauen. Ein Kurz-Gastspiel, wie sich herausstellen sollte, denn nur knapp zwei Monate später war Ettinger schon wieder Geschichte und der Weg für Lohninger und Fahrnberger frei. NÖN im Blut Damit entschied man sich im zweiten Anlauf für die „inhouse“-Variante, kommen beide Journalisten doch aus dem NÖN-Stall. Lohninger, Doktor

der Publizistik, Geschichte und Politikwissenschaften, war jahrelang Redaktionsleiter in Gmünd, bevor er 2012 dem Ruf nach St. Pölten folgte. Fahrnberger wiederum, der schon während seines BWL-Studiums mitarbeitete, war zunächst für das Sportresort der Melker-Ausgabe verantwortlich, bevor er 2005 deren Redaktionsleitung übernahm. „Ich hab damals zu meiner Frau gesagt, ich schau mir einmal an, wie lange ich das mache“, lacht er. Aus dem „Schauen“ sind – mit Zwischenstation Chefredakteur Stellvertreter – mittlerweile 13 Jahre geworden, und man braucht kein großer Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass wohl noch einige folgen werden. Eine jeweils journalistische Vorprägung hatten im Übrigen beide nicht. Lohninger „wollte aber schon als Kind Journalist werden. Mich hat Information immer fasziniert, in der Volksschulzeit hab ich schon Lexika verschlungen. Vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass wir zuhause keinen Fernseher hatten“, mutmaßt er im Hinblick auf das evangelischpuritanische Elternhaus. Fahrnberger wiederum hält gerade umgekehrt möglicherweise die Mattscheibe für mitverantwortlich für seine journalistischen Ambitionen „weil mir immer die Sportreporter so getaugt haben. Da dachte ich mir als Kind, dass ich


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

riosität, Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl.“ In dieselbe Kerbe schlägt Lohninger. „In Wahrheit ist Lokaljournalismus die aufregendste Form des Journalismus überhaupt. Du dringst bis in die tiefsten Niederungen des Lebens vor, zu dem, was die Menschen unmittelbar und vorort bewegt. Zugleich musst du das als guter Journalist aber immer auch in einen größeren Kontext stellen – also etwa St. Pölten-Niederösterreich-Österreich-Europa-die Welt. Das ist eine extrem spannende Herausforderung.“

In Wahrheit ist Lokaljournalismus ja die aufregendste Form des Journalismus überhaupt. DANIEL LOHNINGER

das auch einmal machen möchte.“ Dass es dann nicht Bernabeu oder San Siro, sondern die Fußballplätze von Hürm und Mank geworden sind, darüber ist er nicht wirklich traurig.

„Ganz ehrlich, ich finde Lokaljournalismus fast spannender! Mich hat immer fasziniert, dass du da sofort ein sehr direktes, persönliches Feedback bekommst. Es geht um Vertrauen, Se-

Raue Medien-See Eine solche stellt ohne Zweifel auch die aktuelle Situation der NÖN dar, die es nach gehörigen Turbulenzen in den letzten Jahren – kontinuierlicher Rückgang der Abo- und Auflagen -Zahlen, mehrmaliger Chefredakteurs- und Geschäftsführerwechsel – wieder auf einen stabileren Kurs zu hieven gilt. Die See, um es blumig auszdrücken, ist für das „größte Medienhaus des Bundeslandes“, wie es auf der Unternehmenshomepage heißt, eine raue. Manche Sparten sind mittlerweile ganz von Bord gegangen, was mit einem globalen Wandel derMedien-, Verlags- und Druckbranche ebenso zu tun hat wie mit hausgemachten Fehlentscheidungen. Wurde bereits – um einen Sidestep zu machen – 2015 der Buchverlag „Residenz“ sowie die „nilpferd“Kinderbuchsparte verkauft, sodass man zuletzt nur mehr Schulbücher für den katholischen Religionsunterreicht herausbrachte, folgte erst vor zwei Wochen der Verkauf der Druckerei mit ihren rund 160 Mitarbeitern an die englische Walstead-Gruppe. Der Bilanzverlust von NP Druck betrug 2016 24,7 Millionen Euro. In diesem Kontext wirkt das kürzliche, nicht unumstrittene Schleifen des ehemaligen Druckereigebäudes in der Linzerstraße in der St. Pöltner Innenstadt geradezu sinnbildlich. Die NÖN liefen im Übrigen schon seit 2014 Jahren nicht mehr in der „hauseigenen“ Druckerei vom Band, sondern wurden seit damals vom Mitbewerber Mediaprint gedruckt, mit dem man allerdings über den gemeinsamen MiteigentüMFG 06.18

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MFG URBAN mer Raiffeisenholding Niederösterreich-Wien auch wieder irgendwie verbandelt ist – Beleg für die Medienkonzentration im kleinen Österreich. Ebenso wurde die NÖN – zusammen mit dem Zeitungstitel BVZ quasi der letzte Pressehaus-Mohikaner – in den letzten Jahren gehörig durchgebeutelt. Wies die NÖN etwa im Jahr 2000 noch eine Reichweite von 42,2% in Niederösterreich auf mit wöchentlich über 700.000 Lesern der Printausgabe, so waren es 2017 „nur“ noch 33% oder 468.000 Leser. Die Druckauflage schrumpfte im letzten Jahrzehnt von rund 176.000 Stück auf 137.00, die verkaufte Auflage von ca. 130.000 auf zuletzt rund 101.000. „Man muss allerdings berücksichtigen, dass wir online zuletzt die eine Million unique clients übersprungen haben. Gut ein Drittel unserer Leser sind mittlerweile online-Leser!“, betont Lohninger. Dass das alte Management den online-Auftritt zunächst „verschlafen hat“, räumt Lohninger zwar auf Nachfrage ein, betont

aber zugleich „dass wir diesen Sektor in den letzten drei, vier Jahren intensiv aufgebaut haben.“ Definitiv mit Erfolg, die Zuwachsraten sind extrem in die Höhe geschnellt, Tendenz weiter steigend, und es stimmt schon – Leser ist gleich Leser. Mittlerweile trägt auch die ÖAK diesem Umstand Rechnung, indem sie auch die epaper-Auflage ausweist. Journalistisch hat der digitale Wandel für die NÖN sogar ein neues Segment geöffnet „weil wir dadurch heute in gewissen Bereichen tagesaktuell berichten können, was wir als Wochenzeitung sonst so nicht können!“, so Fahrnberger. Für Lohninger eine klare Win-Win-Situation „weil der Kunde mehr aktuelle Information bekommt, und der Journalist eigentlich so viele Personen erreicht, wie nie zuvor.“ Doppelmühle Keine Win-Situation ist das onlineGeschäft freilich in wirtschaftlicher Hinsicht. „Ich kenne keine einzige Zeitung auf der Welt, die damit Geld

WANDEL. Das NÖ Pressehaus erlebte zuletzt turbulente Zeiten. Der Residenzverlag wurde ebenso verkauft wie jüngst NP Druck. NÖN und BVZ sind quasi die letzten NP-Mohikaner.

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macht“, verweist Lohninger auf ein grundsätzliches Dilemma der Medienbranche. „Es ist ja bemerkenswert. Für jeden Song, den du dir aufs Handy runterlädst, gibst du automatisch Geld aus – für Information aber nicht. Da ist einfach ein anderer Zugang.“ Einer, der bei den traditionellen Kaufzeitungen bei sinkenden Printleser-Zahlen eine veritable wirtschaftliche Lücke gerissen hat, „weil die qualitative Aufbereitung der Information ja sehr wohl etwas kostet.“ Der Wunschtraum, diese im OnlineSektor durch verstärkte Werbegelder kompensieren zu können, geht bislang nicht auf, wobei Medienhäuser wie die NÖN in eine Art Doppelmühle geraten sind. Der „Feind“ kommt nämlich zugleich auch aus dem analogen Sektor, wo die „Gratiskultur bzw. – gar nicht wertend gemeint – Gratisunkultur“, wie es Lohninger formuliert, in Form konventioneller Gratiszeitungen gehörig am Werbekuchen mitnascht. Dass man dieses allgemeine Phänomen durch interne Fehler des ehemaligen Managements im Pressehaus zusätzlich verschärft hat, steht für viele externe Medienbeobachter außer Streit. Immerhin hatte man um die Jahrtausendwende durch eine exzessive Expansionspolitik zahlreiche Titel in ganz Niederösterreich aufgekauft und sphärisch fast eine Monopolstellung erarbeitet. Manche Titel stampfte man ein, andere integrierte man in die „Unser“-Blätter und baute so bis 2005 mit „Unser Niederösterreich“ einen niederösterreichweiten Gratiszeitungsring auf. In diesen Markt war von außen kaum mehr einzudringen, bis das Pressehaus die eigene niederösterreichweite Gratis-Schiene – möglicherweise im Glauben, der Konkurrenz bereits das Wasser abgegraben zu haben und verbrannte Erde zu hinterlassen – wieder sukzessive herunterfuhr, mit zwischenzeitigem Wiederblebungsversuch mit „kurz & bündig“ in einer gemeinsamen Gesellschaft mit der Mediaprint. Aber auch das war 2013 Geschichte. Mit dem Rückzug öffnete man aber erst die Flanke für die Mitbewerber, die in das entstandene Vakuum dankend eindrangen und sich wirtschaftlich


EIN FALL FÜR ZWEI

HEADQUARTER NÖ PRESSEHAUS. In St. Pölten laufen alle NÖN-Fäden zusammen. In Hinkunft werden zudem in jedem Landesviertel Newsrooms eingerichtet, während die Außenstellen in den Bezirksorten den Bedürfnissen der Zeit angepasst werden sollen.

zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten entwickelten, ja im Fall der Bezirksblätter reichweitenmäßig mittlerweile sogar die arrivierten Kaufzeitungen NÖN oder Kronenzeitung vom Thron gestoßen haben. Das Pressehaus reagierte mit – so der heutige Name – „Niederösterreich mittendrin“, einem gratis NÖN-Avatar, der sich in St. Pölten zum traditionellen Gratismedium LHZ gesellte. Das hausinterne Dilemma blieb dasselbe: Wie viel Qualität und Content bietet man maximal im Gratisprodukt, um nicht die eigene Kaufzeitung zu kannibalisieren, wieviel Qualität muss es umgekehrt mindestens haben, um damit als Marketingtool vielleicht etwaige Leser für die Kaufzeitung zu gewinnen. Qualität statt Boulevard Einer Verlockung – und dies ist den NÖN hoch anzurechnen – ist man bei all diesen Überlegungen bislang nie erlegen: „Ein Bad Content Modell kommt für uns nicht in Frage“, stellt Lohninger im Hinblick auf die reißerische Blattlinie manch GratisBoulevardmediums, das es mit der

Ethik und journalistischen Sorgfalt – bewusst – nicht so genau nimmt, unmissverständlich fest. Fahrnberger unterstreicht diesbezüglich auch den klaren Rückhalt durch die Geschäftsführung: „Friedrich Dungl betont immer, dass nur ein glaubwürdiges Medium ein erfolgreiches Medium ist!“ Und im Rahmen der „150 Jahre St. Pöltner Zeitung“-Feier strich Herausgeberin Gudula Walterskirchen den ersten Wahlspruch des NÖN-Urahns hervor: „Die Wahrheit macht frei!“ An dem habe sich, wie sie ausführte, im Grunde genommen nicht viel geändert. Ja – er sei aktueller denn je. Und genau dies ist auch der Fokus der neuen Chefredakteure. Lohninger gehört deshalb keineswegs zu jenen, die über den Niedergang der „klassischen“ Printmedien lamentieren, „weil noch kein Medium, das totgesagt wurde, tatsächlich verschwunden

ist, sondern es hat sich bestenfalls gewandelt“, sondern er sieht vielmehr im Rückbesinnen auf die ureigensten Aufgaben des Journalismus die große Chance zum Comeback: Medien als seriöse Mittler von Information, wenn man so will als bewusstes Pendant und notwendiges Korrektiv zur Fake-News Flut, die dieser Tage vor allem aus den sozialen Medien völlig unhinterfragt und ungefiltert auf uns hereinprasselt. „In Wahrheit kommt dem Journalismus heute eine bedeutend wichtigere Rolle zu als noch vor 20 Jahren. Es geht um kritische Distanz zu den Eliten, ebenso sich selbst gegenüber. Als Leser muss ich mich darauf verlassen können, dass der Redakteur, der die Geschichte geschrieben hat, gut recherchiert und die Fakten überprüft hat, dass er Bescheid weiß über die Materie und diese schlüssig in einen größeren Kontext

Geschäftsführer Friedrich Dungl betont immer wieder, dass nur ein glaubwürdiges Medium ein erfolgreiches Medium ist. WALTER FAHRNBERGER

MFG 06.18

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MFG URBAN zu stellen vermag.“ Kurzum, es geht um Qualitätsjournalismus. Hoffnung mache diesbezüglich etwa die New York Times „die an Glaubwürdigkeit und damit auch an Lesern gewonnen hat, weil sie im US-Wahlkampf vor der Elite keine Angst hatte und das Bedürfnis der Menschen nach seriöser, kritischer und unabhängiger Berichterstattung erfüllt. Diese Leistung muss man erbringen, um erfolgreich und glaubwürdig zu sein – und genau das machen auch die NÖN!“ Die NÖN machen es zudem – ein weiterer Aspekt, der beide zuversichtlich stimmt – bis auf die lokale Ebene hinab „und lokale Nachrichten werden immer gefragt sein! Das ist genau das, was wir machen. Das ist unser großes Plus“, ist Fahrnberger überzeugt. Dass den NÖN dabei eine überproportionale, mitunter zu zahme Berichterstattung gegenüber der Landeshauptfrau-Partei, also der ÖVP, unterstellt wird, weisen beide Chefredakteure ganz klar zurück. „6 von 9 Landeregierungsmitgliedern gehören der ÖVP an, da wäre es unlogisch, nicht darüber zu berichten. Oder nehmen wir den Bezirk Melk, wo ich Redaktionsleiter war. Da waren 30 von 40 Bürgermeister von der ÖVP. Dem müssen wir Rechnung tragen!“, erklärt Fahrnberger, und Lohninger macht sozusagen die Gegenprobe und verweist auf St. Pölten, wo aus genau demselben Grund eben die SPÖ und der rote Bürgermeister mehr Berichterstattung einnehmen. „Wir machen aber sicher keine Hofberichterstattung, damit sich irgendein Politiker aus der Zeitung heraus lachen sieht. Damit könntest du heute ohnedies nur mehr scheitern und würdest dem Journalismus, ebenso aber auch der Politik keinen guten Dienst erweisen!“ Auch Einfluss oder gar Interventionen der Eigentümer – die Diözese St. Pölten hält 54% Prozent, der katholische Pressverein der Diözese 26% und die Raiffeisenholding Nie-

RELAUNCH. Daniel Lohninger (l) und Walter Fahrnberger (r) haben einen klaren Plan, wie sie die NÖN attraktivieren möchten. Ab Herbst wird man die ersten Veränderungen merken.

derösterreich-Wien 20% – verneinen beide, auch nicht indirekt in Form vorausseilenden Gehorsams. „Wir spüren diesbezüglich gar keinen Druck“, stellt Fahrnberger fest und bringt schmunzelnd als Beleg für diesbezüglich aufgebrochene Strukturen die eigene Bestellung ins Spiel. „Daniel ist der Sohn eines evangelischen Pfarrers und ich komme aus Ybbs, einer erzroten Stadt, wo auch Gusi her ist.“ Das ist für das „Kirchenblatt NÖN“, wie es manche titulieren, tatsächlich exotisch, ebenso wie die Bestellung Gudula Walterskirchens als erste Frau an die Spitze des katholischen Pressvereins und damit zur ersten Herausgeberin der NÖN eine kleine Sensation darstellte. Lohninger betont jedenfalls „dass es heute inhaltlich kein Tabu mehr gibt. Was zählt ist einzig, ob ein Thema relevant ist.“ Man versteht daher, dass es ihn zurecht geschmerzt hat, dass MFG in einer Reportage über den Disput zwischen Stift und Stadt Melk fälschlicherweise das Nachrichtenmagazin „profil“ als Aufdecker der Geschichte auswies. Tatsächlich hatten die NÖN als erste über das heiße „Kircheneisen“ berichtet.

Wir machen sicher keine Hofberichterstattung, damit sich irgendein Politiker aus der Zeitung heraus lachen sieht. DANIEL LOHNINGER

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NÖN reloaded Gerade das Setzen von Themen, ja Themenführerschaft, haben sich Lohninger und Fahrnberger als oberste Priorität auf ihre Agenda gesetzt. „In den letzten Jahren haben wir viel zuviel auf die Konkurrenz geschaut, sind oft hinterhergechelt. Wir müssen uns aber unserer eigenen Stärken besinnen und uns fragen, was wir selbst besser machen können.“ Das größte Ass sei dabei das enge Netz aus rund 80 fixen und 600 freien Mitarbeitern in allen Ecken und Enden des Landes. „Da kann uns journalistisch keiner das Wasser reichen! Wenn etwas im Bundesland passiert, dann ist die NÖN in der Regel die erste, die davon erfährt, egal wie klein die Nachricht sein mag – das ist ein wesentlicher Vorteil“, ist Lohninger überzeugt, und Fahrnberger ergänzt „Wenn wir unsere Arbeit also gut machen, dann heben wir uns automatisch von den anderen Zeitungen ab und können die Leser noch besser bedienen.“ Und damit auch stärker an das Blatt binden. Neue Marktteilnehmer – wie etwa den KURIER, der neuerdings unter der Leitung des ehemaligen NÖNChefredakteurs und Vorgängers jeden Freitag ein eigenes NiederösterreichMagazin herausbringt – nimmt man gelassen. „Ganz ehrlich, mir ist das egal, das tangiert uns nicht!“, meint Lohninger, und Fahrnberger wiederholt das neue Credo. „Wir fürchten


EIN FALL FÜR ZWEI

uns sicher nicht. Wir konzentrieren uns nicht mehr auf andere, sondern machen unser eigenes Ding! Wenn wir das gut und glaubwürdig tun, dann haben wir auch Erfolg.“ Erfolg, den man auch durch eine noch bessere Aufbereitung der Stories – egal ob online, im Print oder in Wechselwirkung – befeuern möchte, weshalb die beiden die irgendwann sanft entschlafene NÖN-Akademie wieder als hauseigene Ausbildungsschiene reaktivieren. Dieser Schritt soll einer insgesamt einheitlicheren Linie, auch einem durchgängigeren Niveau aller 28 Lokalausgaben zuträglich sein, indem eben das Handwerk – das die meisten direkt an der LokalFront lernen – in der Akademie noch weiter verfeinert wird. Dabei geht es um Skills wie welche Themen wählt man überhaupt aus, wie werden diese gewichtet, welche Headlines formuliert man, wie sieht es mit dem TextBildverhältnis aus etc. Auch hier schimmert – wie bei der Themensetzung – ein „Weniger ist mehr“-Ansatz durch, der sich im Übrigen auch in einer strukturellen Maßnahme niederschlägt, die nicht nur dem Wandel der Zeit geschuldet ist, sondern zudem das Budget entlasten wird: In jedem Landesviertel wird ein Newsroom eingerichtet, wo sich die Redakteure zentral treffen, während in Zeiten von Handy, Laptop & Co. vollausgestattete Büros in jeder Au-

ßenstelle ein Auslaufmodell darstellen. Stattdessen wird man vielfach etwa mit einem Computer-Arbeitsplatz in einem Co-Working-Space das Auslangen finden. „Wir investieren lieber in den Journalismus anstatt in unnütze Strukturen!“, gibt Lohninger diesbezüglich die Marschrichtung vor! 1 Zeitung – 1 Team – 1 Aufbruch Last but not least wird ab Herbst auch das Blatt selbst relauncht, vor allem die „Landeszeitung“, also jener autonome Teil im Blattinneren, den – wie eine von der NÖN beauftragte Leseranalyse zutage förderte – „nur 31% der Leser in die Hand nehmen. Da müssen wir ganz klar reagieren, allein schon im Hinblick auf den großen Mittel- und Ressourcen-Einsatz“, so Fahrnberger. Eine weitere Befragung offenbarte zugleich das Paradoxon, „dass etwa in der Region Wien-Umgebung zahlreiche Leser als besonderen Wunsch angaben, dass sie mehr Landesberichterstattung möchten!“ Kurzum, es scheitert offensichtlich nicht am Interesse an Landespolitik per se, sondern eher an deren Wahrnehmung und Aufbereitung im Blatt. Abhilfe möchte man schaffen, „indem wir die Landeszeitung nicht mehr als eigene Zeitung in der Mitte beilegen, sondern im Anschluss an die Regionalberichterstattung einbetten.“ Diese Verschmelzung wird auch einen Relaunch der NÖN insgesamt

150 JAHRE S T. P Ö L T N E R Z E I T U N G 1. August 1861: Erstmals erscheint als Vorläufer der St. Pöltner Zeitung der St. Pöltner Bote, ein Lokalblatt für die Stadt und das Mostviertel. 8. Mai 1868: Der St. Pöltner Diözesanbischof Josef Feßler erwirbt mit dem Katholischen Preßverein den Boten – das ist die Geburtsstunde der St. Pöltner Zeitung. 1. Jänner 1888: Die St. Pöltner Zeitung erscheint regelmäßig donnerstags und sonntags. 1889: In der Linzer Straße wird eine Druckerei eröffnet. 1902 erhielt die Zeitung die Beilage Bote aus Stadt und Land. 1907 wurde diese von der Reichs- und Weltpost und 1909 noch durch eine Illustrierte St. Pöltner Zeitung erweitert. 1939 wurde der Preßverein aufgelöst, anschließend wurde die St. Pöltner Zeitung zum Propagandablatt der Nazis. 7. März 1946 erschien die erste St. Pöltner Zeitung nach dem Krieg. Oktober 1965: Die St. Pöltner Zeitung wurde Teil des neu gegründeten Verbunds der Niederösterreichischen Nachrichten, zu dem sich 28 lokale Zeitungen zusammengeschlossen hatten. 1976: Die Druckerei, die NÖN und mit ihr auch die St. Pöltner Zeitung übersiedeln in das neu errichtete Medienzentrum NÖ Pressehaus in der Gutenbergstraße. Mai 2001: Die Lokalredaktion der St. Pöltner Zeitung zieht in die Rathausgasse 4. Februar 2004: Die Lokalredaktion übersiedelt in die adaptierte Bankfiliale in der Rathausgasse 1.

ALL OVER LOWER AUSTRIA. Die NÖN geben 28 Lokalausgaben heraus. Insgesamt arbeiten

ab 2017: Die St. Pöltner Zeitung und ihre Bezirksausgaben Pielachtal, Herzogenburg, Wienerwald und Purkersdorf werden in der Redaktion im ersten Stock in der Rathausgasse 1 gefertigt.

80 fixe und 600 freie Mitarbeiter in allen Ecken und Enden Niederösterreichs für die NÖN.

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MFG URBAN

EIN FALL FÜR ZWEI

KOLUMNE TINA REICHL

ICH BIN ICH Ja, es geht um die älteste Frage der Menschheit: Wer bin ich, und wenn ja, wie viele? Anfangs war das leicht! In der Volksschule war ich die Martina. Im Gymnasium kam noch der Nachname dazu, denn komischerweise redet dort jeder Lehrer die Schüler mit ihrem vollen Namen an: Also war ich die Watzinger Martina – Nachname zuerst! Okay, das war zu lang für die meisten, also kurz: Watzi! Fand ich jetzt nicht so prickelnd, darum suchte ich mir bald eine neue Identität und stellte mich in der Hochschule als Tina vor. Klingt irgendwie cooler! Es folgte eine aufregende Zeit, in der ich abwechselnd Namen trug wie „Schatzi, Mausi oder Sexgöttin“, und irgendwann war alles anders, denn nach der Hochzeit hieß ich auf einmal Reichl. Wie oft ich mich am Festnetztelefon noch automatisch mit „Martina Watzinger“ gemeldet habe, weiß ich gar nicht mehr. In der Schule bin ich die Frau Lehrer Reichl, meine Schwiegermutter sagt Tini zu mir, ich höre auch noch auf Martina Elisabeth – das sagt meine Mutter, wenn sie böse auf mich ist – auf Tinchen, Tinamarina und französisch Martine. Sie sehen also mein Problem: Ich leide an einer dissoziativen Identitätsstörung! Diese Patienten haben abwechselnde, unterschiedliche Vorstellungen von sich selbst, wobei scheinbar unterschiedliche Persönlichkeiten entstehen, die wechselweise die Kontrolle über das Verhalten übernehmen. Und wäre das alles nicht genug spricht mich am Fußballplatz jetzt auch noch eine fremde Mutter an: „Sind Sie die Maxi Mama?“ Ich lächle und antworte mit Mira Lobes Worten:„Ich bin ich, und wer das nicht weiß ist dumm, bumm!“

NÖN-DNA. Die Redaktion leiten „alte“ NÖN-Hasen: Die Chefredakteure Daniel Lohninger und Walter Fahrnberger mit Chefredakteur-Stellvertreter und Kulturchef Thomas Jorda.

nach sich ziehen. „Ab Herbst werden Seite 2 und 3 einem landesweiten Thema gewidmet, das aber lokal recherchiert und umgesetzt wird und das die Stärke der NÖN als größte Redaktion des Landes demonstrieren soll.“ Daran schließt dann wie gehabt der Lokal- und Bezirksteil an, der schließlich in den nun fusionierten Landesteil übergeht „der auch wieder mit einer Art ‚Darüber spricht Niederösterreich‘ einsteigen wird, bevor sich daran die jeweiligen Hauptressorts anschließen.“ Für den Leser soll es alles in allem übersichtlicher, fließender und im Sinne des Themenschwerpunktes auch attraktiver werden. Nur mehr die diversen Sonderbeilagen werden sich klar und als eigenständige Hefte abheben, der Rest ist schlicht NÖN, ein Schritt, der auch nach innen wirken wird. „Die Botschaft ist ganz klar: Wir sind eine Zeitung – wir sind ein Team!“ Ein Team, das unter den beiden Neo-Chefredakteuren insgesamt wieder motivierter und hoffnungsvoller scheint – da ist eine Aufbruchstimmung spürbar, weil die Hierarchien flacher sind, die Arbeit der Mitarbeiter von den Chefs geschätzt wird

und ihr Know-How gefragt ist. „Es gibt wieder eine Diskussionskultur, und wir kommunizieren auf gleicher Ebene“, so Lohninger, und Fahrnberger fügt im Hinblick auf manch Retro-Attitüde früherer Tage lachend hinzu, „und wir haben keinen eigenen Chauffeur! Es geht schlicht ums Team, um die Zeitung!“ Und um die Freude an der Arbeit sowie an der neuen Herausforderung. „Im Grunde ist es heute viel spannender Chefredakteur zu sein, als noch vor 20 Jahren, weil du dich einfach mehr anstrengen, dir immer wieder etwas einfallen lassen musst“, ist Lohninger überzeugt. Und Fahrnberger wiederholt noch einmal die Marschrichtung. „Wenn wir uns auf unsere eigenen Stärken fokussieren, wenn wir unsere Sache gut und richtig machen, dann schaffen wir auch ein gutes Produkt und haben Erfolg.“ Eine raue See bedarf manchmal eben vielleicht vier anstatt nur zwei starker Hände, um das Steuerrad herumzureißen und das Schiff in ruhigere Gewässer zu geleiten. Ein klarer Fall für zwei sozusagen – Daniel Lohninger und Walter Fahrnberger ist dieses Manöver absolut zuzutrauen.

Wir konzentrieren uns nicht mehr auf andere, sondern machen unser eigenes Ding. WALTER FAHRNBERGER

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MFG KOMMENTAR

DEINE SCHWEINEREI Sellen Sie sich vor, Sie arbeiten am Land. Auf einem Bauernhof versorgen Sie täglich ihre Tiere. Rund 300 Ferkel pro Monat müssen kastriert werden, innerhalb der ersten sieben Tage nach ihrer Geburt. Dazu gehen Sie in den Stall und spritzen jedem Ferkel des Wurfs ein Mittel, das die Schmerzen reduzieren wird, die sie ihm gleich zufügen werden. Nach dem Spritzen kommt ein Schwein nach dem anderen dran.

S

ie halten es fest und schneiden ihm mit einem Messer den Hodensack auf. Mit einem Querschnitt. Dann drücken sie mit den Fingern zusammen, damit die Hoden aus dem Körper raustreten. Sie hängen dann quasi in der Luft. Und jetzt zwicken sie den Samenstrang mit den Fingernägeln zusammen und reißen fest an. Sie reißen mit einer Hauruckbewegung die Hoden und den Samenstrang raus und schmeißen das Gewebe in einen Kübel. Ein großer Wurf hat zehn Ferkel, nach ein paar Minuten sind sie fertig. Sind Sie ein perverser Sadist? Oder haben Sie kein schlechtes Gewissen, weil Sie Ihre Ferkel schon immer so kastriert haben, wie man es Ihnen vor zwanzig Jahren im Rahmen Ih30

rer Ausbildung erklärt hat? So haben Sie es auch ihrer Mutter gezeigt. Und dem Landarbeiter, der seit drei Jahren bei Ihnen beschäftigt ist. Und wegen der Art und Weise, wie Sie zehn Jahr lang rund 36.000 Ferkel kastriert haben, stehen sie nun vor Gericht. Dabei müssen Ferkel eben kastriert werden, damit sie am Markt was wert sind. Andernfalls würde ihre natürliche Hormonentwicklung dazu führen, dass das Fleisch dem späteren Kunden nicht schmeckt. Ja, Landwirtschaft ist ein dreckiges Geschäft. Und wir Konsumenten sind schuld. Viel wurde schon geschrieben, fotografiert und gefilmt. Wer nicht ganz bescheuert ist, der weiß, dass industrielle Landwirtschaft nichts mit dem zu tun hat, was uns Lebensmittelprodu-

zenten und Händler in ihrer Werbung vorgaukeln. Wir lassen uns aber gerne verarschen. Denn würden wir den ganzen Irrsinn dieser Industrie begreifen, wir müssten unser Leben radikal ändern. Keine Angst, ich will niemand belehren, geschweige denn bekehren. Ich bin ja selber ein Sünder. Ein williger Konsument dieser Industrie. Zu meiner Verteidigung kann ich nur vorbringen, dass ich in der glücklichen Lage bin, bei entsprechender Auswahl eben zum teureren Produkt greifen zu können – mit „bio“ und „regional“ wähle ich sozusagen das kleinere Übel und hoffe auf Vergebung. Nein, wir brauchen wirklich nicht diskutieren. Als Fleischfresser pfeifen wir auf Ethik. Mit jedem „ja, aber“


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTO: EXQUISINIE–FOTOLIA.COM

R O H M I S S H A N D E LT Im Herbst 2017 veröffentlichte der „Verein gegen Tierfabriken“ (VGT) Aufnahmen aus einem Schweinestall im Bezirk St. Pölten und zeigte den Betrieb wegen zahlreicher Mängel an. MFG berichtete in der Ausgabe vom Februar 2018 im Detail über den Fall und ließ auch die Verantwortlichen zu Wort kommen. Am 7. Mai fand nun am Landesgericht St. Pölten gegen drei Personen eine Verhandlung wegen Tierquälerei statt. Von den vielen Vorwürfen, die der VGT erhoben hatte, war nach Ansicht der St. Pöltner Staatsanwaltschaft nur ein Punkt strafbar: die Kastration von Ferkeln durch das Herausreißen des Samenstrangs mit bloßen Händen, dies falle unter den Tatbestand des unnötigen Quälens von Tieren. „Wir reden von industrieller Tierhaltung, das brauchen wir uns nicht schön zu reden“, so der Richter. Jedoch habe der Landwirt auch eine Pflicht sich fortzubilden und heutige Standards einzuhalten. Die von ihm gewählte Methode sei ein „Fehler in der Tierhaltung gewesen“, dafür seien die Angeklagten auch zu bestrafen. Drei Monate bedingte Haft, die Probezeit wurde auf drei Jahre angesetzt, das Urteil ist nicht rechtskräftig. In seiner Urteilsbegründung führte der Rat weiter aus, dass es sich um einen Durchschnittsbetrieb handelt, viele Kritikpunkte der Anzeige seien aber gar nicht angeklagt worden, merkt er an und schließt: „Sie sind nicht der Horrorbetrieb, als der sie in den Medien dargestellt wurden.“

konstruieren wir uns nur eine Scheinwelt. Wenn Sie mir nicht glauben, fahren Sie zu einem industriellen Mastbetrieb und fragen den Bauern, ob Sie mal einer Sau in die Augen schauen

dürfen. Dort finden Sie ihn wieder, den Irrsinn dieser Welt. „Gö, Bauer!“ Wenn wir also weiter in der Illusion leben wollen, dass wir halbwegs redliche Menschen sind, obwohl uns

unser köstliches Schnitzel schmeckt, dann sollten wir versuchen jene zu stärken, die versuchen aus diesem Irrsinn auszubrechen. Jene Betriebe, die die paar Extrameter gehen und sich um eine artgerechtere, biologischere Haltung bemühen. Wir müssen uns unsere Souveränität zurückholen, am Kühlregel, wenn wir unsere Kaufentscheidung treffen. Wir sind doch Idioten, wenn wir glauben, dass wir uns oder den Tieren und unserer Umwelt etwas Gutes tun, wenn wir zum Mega-Rabatt zuschlagen und unsere Tiefkühltruhe mit Fleisch anfüllen. Wir finanzieren eine Landwirtschaft, in der Tiere schon vor dem Abstechen nur mehr Ware sind. Ware, der man ruhig die Eier rausreißen kann, denn Abschneiden wäre ja ein zusätzlicher Handgriff mehr Arbeit. Und für diese Sauerei sind letztlich nicht Richter, Behörden oder Bauern zuständig, sondern wir, die mündigen Konsumenten.


MFG URBAN

POLITIK AUF PÖLTNERISCH Gemeinderatssitzungen können sich über Stunden ziehen, mit öden, aggressiven und kindischen Wortmeldungen. Warum sie sich die Niederungen der Lokal-Politik trotzdem antun, erklären vier Politiker der im Stadtparlament vertretenen Parteien.

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anchmal wird es im Gemeinderat richtig spannend. Wenn zum Beispiel VP und FP geschlossen den Saal verlassen, weil die SP einer Sitzungsunterbrechung nicht zugestimmt hat. Zankapfel war damals Ende 2016 die Mindestsicherung, die Schuld am Eklat schoben sich die Parteien gegenseitig zu. Manchmal wird es auch richtig nett bei den Sitzungen. Wenn nämlich der runde Geburtstag eines Mandatars 32

ansteht, applaudiert auf Anregung des Bürgermeisters der ganze Saal. Manchmal wird es sogar richtig lustig, wenn etwa schräge Taferl zur Argumentationsuntermauerung präsentiert werden. Oder wenn plötzlich alle SP-Mandatare hektisch in den Saal laufen, weil die Ordnungsglocke läutet – die hatte allerdings FP-Stadtrat Martin Antauer in der Hand: „Schön, wenn die St. Pöltner SPÖ einmal nach der FPÖ-Glocke tanzt.“

Meist aber ziehen sich die Stunden im Sitzungssaal, wenn ein Tagesordnungspunkt nach dem anderen vom zuständigen Vortragenden oft nuschelnd vorgelesen wird, Kollegen dann vorbereitete Reden vom Blatt lesen und keiner zuhört dabei – nicht die Zuseher und Journalisten und auch nicht die Gemeinderäte. Der eine blättert in der tagesaktuellen Zeitung, der andere spielt mit dem Handy, der dritte döst vor sich hin. Nicht ganz die vornehme Art, so überhaupt nicht aufzupassen, raunen die Zuseher, und das findet auch Markus Hippmann, grüne One-Man-Show im St. Pöltner Stadtparlament: „Der Großteil der Gemeinderäte zeigt nach außen hin kein Interesse. Ich finde es respektlos,


TEXT: BEATE STEINER | FOTOS: MARTIN KOUTNY/MEDIENSERVICE, ZVG

Ich habe zu allen Kollegen guten Kontakt. Hart in der Sache kann man trotzdem sein. MARIO BURGER

wenn ich meinem Gegenüber keine Aufmerksamkeit schenke. Das sagt aber auch viel über die einzelnen Personen aus – ich stell’ mir hier nur die Frage, warum man sich überhaupt einer Wahl stellt, wenn man sowieso nur zum Zeit-Absitzen in den Gemeinderat kommt.“ FP-Stadtrat Martin Antauer hätte da gleich einen Änderungsvorschlag: „Bei manchen Kollegen spürt man deutliches Desinteresse, da kommen auch kaum oder keine Wortmeldungen. Dies ist auch der Grund, weshalb ich mich klar für eine Verkleinerung des Gemeinderates einsetze. St. Pölten könnte da sehr viel Geld einsparen.“ Apropos Wortmeldungen: Es gibt tatsächlich stumme Menschen im Gemeinderat, und gar nicht so wenige – das belegen Statistiken. Von den 42 Mandataren haben im Jahr

2017 nur 26 zur Diskussion im Gemeinderat beigetragen. An der Spitze steht Bürgermeister Matthias Stadler mit 42 Wortmeldungen, gefolgt von FP-Stadtrat Klaus Otzelberger mit 35 und VP-Vizebürgermeister Matthias Adl mit 28 Diskussionsbeiträgen. 16 Gemeinderäte haben sich in den zehn Sitzungen des vergangenen Jahres kein einziges Mal zu Wort gemeldet. Aggressive Sager und leere Worte Die Häufigkeit der Stellungnahmen sagt allerdings noch nichts über deren Qualität aus. Viele Sager wollen provozieren, manche Anwürfe sind einfach nur aggressiv, bei wieder anderen kann der Zuhörer den Zusammenhang mit dem Tagesordnungsthema nur schwer erkennen. Mit den aggressiven Tönen hat VP-Gemeinderat Mario Burger wenig Probleme: „Als Baumeister und Sachverständiger bin ich einen etwas härteren Umgangston gewohnt.“ Dass aggressives Verhalten der Sache allerdings nicht dient, darin sind sich Martin Antauer und Hans Rankl (SPÖ) einig: „Aggressivität gehört nicht zu den Stärken eines Politikers und ist immer ein Zeichen von Schwäche.“ Unangenehm wird’s

allerdings, wenn die Angriffe persönlich werden. „Das macht keinen Spaß und erzeugt nach außen ein schlimmes Bild von uns Politikern“, so Markus Hippmann. Auch inhaltlich liefern die Gemeinderäte und Stadträte nicht immer konstruktive Aussagen, verlängern die Sitzung manchmal mit vorbereiteten Reden, nicht für die Zuhörer, sondern für die Statistik. Oder sie vermelden partout das Gegenteil davon, was der politische Mitbewerber gerade gesagt hat. „Es ist schon manchmal lustig, mit welch sinnlosen Argumenten Diskussionen unnötig verlängert werden,“ bestätigt Stadtrat Hans Rankl, der es auch nicht verstehen kann, wenn im Gemeinderat einstimmig beschlossene Anträge im Nachhinein für „politisches Kleingeld“ unterlaufen werden. „Manche Meldungen sind dabei zum Fremdschämen“, findet Mario Burger, und auch Markus Hippmann hält nichts von den „oftmals unnötigen Diskussionen, in denen man sich gegenseitig anpatzt und einfach nur beflegelt.“ Martin Antauer findet es irritierend, wenn man „gute Wortmeldungen anderer Fraktionen nicht mit Applaus honoriert.“

Nur zu Hause diskutieren, was mir nicht passt, war mir zu wenig. MARKUS HIPPMANN

MFG 06.18

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MFG URBAN

POLITIK AUF PÖLTNERISCH

können sich Event-Verpflichtungen noch dazu weniger aufteilen, schildert Martin Antauer: „Ich bin mehrmals wöchentlich abends bei Einladungen, Sitzungen und Veranstaltungen. Familienfreundlich ist das leider nicht.“ Und das Engagement verlangt eine gehörige Portion Idealismus, wenn man es ernst nimmt: „Der Zeitaufwand als Gemeinderat steht in keinem Verhältnis zur finanziellen Entschädigung“, erklärt Mario Burger. Rund 1.100 Euro Aufwandsentschädigung bekommt ein Gemeinderat im Monat überwiesen, ein St. Pöltner Stadtrat erhält rund 50.000 Euro im Jahr.

Wer für Menschen da sein will, muss diese auch mögen. HANS RANKL

Wann aber ist es eine Sache wert, dass man sich ihrer in einer Rede annimmt? „Ich spreche nur zu Themen, zu denen ich auch eine Expertise habe. Ich halte nichts davon, überall mitreden zu müssen“, erklärt Mario Burger. Markus Hippmann überlegt sich anhand der Tagesordnungspunkte, wann er sich zu Wort meldet, auch Martin Antauer bereitet sich so vor. Und der langdienende Stadtrat Hans Rankl spricht im Gemeinderat zu den Themen, die er bereits in „seinen“ Ausschüssen behandelt hat: Sicherheit, Personal, Öffentlichkeitsarbeit. Viel Zeitaufwand für wenig Geld 60 Stunden in der Woche investiert Hans Rankl in seine politische Tätigkeit, nicht nur in die Arbeit in diversen Ausschüssen. „Besonders zeitintensiv sind die vielen Mitgliederversammlungen der Feuerwehren, die Besprechungen für neue Fahrzeuge und Feuerwehrhäuser, Bälle und Heurige.“ Dazu kommen noch ehrenamtliche Jobs in diversen Aufsichtsräten, Vereinen und Kommissionen „und dazu wird noch erwartet, bei möglichst vielen Veranstaltungen anwesend zu sein, was naturgemäß viele Abend- und Wochenendtermine bedeutet.“ Kleinere Fraktionen wie die FPÖ 34

Freude am Gestalten, Verbundenheit zur Heimatstadt Wenn das Salär für einen Gemeinderat also nicht gerade üppig ausfällt, warum tut Mann sich das dann an? Hans Rankl ist seit 1972, also seit mehr als 46 Jahren aktiv und „für die Menschen und die sozialdemokratische Bewegung unterwegs.“ Er möchte die „von den Vätern und Großvätern erhaltenen sozialen Errungenschaften erhalten und weiter ausbauen“, und dabei nicht „Ratschläge vom Balkon geben, sondern an der Basis mitarbeiten.“ Das motiviert ebenso Markus Hippmann: „Nur zu Hause diskutieren, was mir nicht passt, war mir zu wenig. Ich wollte nicht jemand sein, der sich die Frage stellen muss, ob er nicht selbst etwas verändern hätte können.“ Positive Ideen für die Bürger einzubringen, das ist es, was auch Martin Antauer zur Politik geführt hat, genau so wie Mario Burger: „Mein besonderes Interesse gilt Wirtschaftsanliegen für Unternehmer, vor allem in meiner Geburts- und Heimatstadt.“ Weil – Lokalpolitik hat ihren besonderen Reiz: „Spaß daran macht vor allem der Interessensaustausch. Wenn ich mitarbeite, habe ich einen Interessensvorsprung und kann politische Entscheidungsprozesse unmittelbar verstehen“, so der VP-Gemeinderat. Denn „zu 90 Prozent geht es in der Lokalpolitik um Dinge, die sich vor der eigenen Haustüre abspielen“, bestätigt Markus Hippmann. Und die Menschen direkt betreffen: „Als Lokalpolitiker bin ich viel näher beim

Bürger als in der Bundespolitik. Ich kann Probleme, Sorgen und Vorschläge direkt abhandeln“, weiß Martin Antauer. Hans Rankl macht das schon seit Jahrzehnten nach seinem Wahlspruch: „Wer für Menschen da sein will, muss diese auch mögen.“ Auch die Mitglieder anderer Fraktionen? „Ich versuche, auf einer sachlichen Basis auszukommen und nie ins Persönliche abzugleiten“, betont Hans Rankl. Mario Burger hat „grundsätzlich zu allen Kollegen guten Kontakt – hart in der Sache kann man trotzdem sein.“ Das könnte zur positiven Entwicklung der Stadt beitragen: „Ich nehme sehr gerne Vorschläge anderer Parteien an. Mehr konstruktive Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen politischen Lagern würde viel mehr Erfolg bringen“, ist Martin Antauer überzeugt. Ein ganz Großer der Politik würde das vermutlich bestätigen, der ehemalige amerikanische Außenminister Henry Kissinger. Der hat nämlich gesagt: „Wenn zwei das langfristig Beste für ihr Land wollen, kommen sie früher oder später zu derselben Politik.“

Als Lokalpolitiker kann ich Probleme, Sorgen und Vorschläge der Bürger direkt abhandeln. MARTIN ANTAUER


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MFG URBAN

DER INNOVATIONSDENKER Design Thinking kommt nach Jahrzehnten nun doch schön langsam auch im europäischen Raum an. Die St. Pöltner New Design University (NDU) ist dabei ganz vorne mit dabei – und vermittelt in ihrem neuen Studiengang eine neue Form des Managements.

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esign Thinking bezeichnet nicht die Überlegungen, die sich Produktdesigner machen sollen – vielmehr ist es „eine gestalterische Herangehensweise, also eine Denkhaltung, wie jemand an Fragestellungen oder Probleme herangeht“. So beschreibt Christoph Wecht, Universitätsprofessor an der NDU, den aus den USA kommenden und seit einigen Jahren in Europa angekommenen Ansatz. Wecht ist Leiter des neuen Studiengangs „Management by Design“ an der New Design University. Bis Wecht als Dozent und Studiengangsleiter an der NDU angelangt ist, hat er einen aufregenden Karriereweg zurückgelegt: Begonnen hatte er als Entwicklungsingenieur bei Semperit, bevor ihn der Ruf von Continental zuerst nach Deutschland und dann in die USA brachte. Promoviert hat er schlussendlich an der Universität St. Gallen in der Schweiz – dort war er von 2010 bis 2017 Leiter des Kompetenzzentrums Open Innovation am Institut für Technologiemanagement. Auch heute noch lehrt er in der Schweiz, sein Fokus hat sich aber mit dem NDU-Engagement verständli-

cherweise in die niederösterreichische Landeshauptstadt verschoben. Eine Stadt, durch die der gebürtige St. Pöltner schon vor 40 Jahren geradelt ist. Mensch-Technologie-Wirtschaft In den zahlreichen Definitionen zu Design Thinking taucht eine Grafik immer wieder auf – die drei sich überlappenden Kreise Mensch (Bedürfnisse), Technologie (Machbarkeit) und Wirtschaft. An den Stellen, an denen sich die drei Kreise vollkommen überlappen, kommt es zu Innovationen. Und genau das soll mit dieser Denkhaltung passieren: Durch einen iterativen Prozess, also einen Prozess der ständigen Wiederholung (mit stets verbesserten, aktualisierten Annahmen und Erkenntnissen) soll dafür gesorgt werden, dass das Ergebnis perfekt auf die Bedürfnisse der späteren Kunden abgestimmt wird. Dabei müssen die am Prozess Beteiligten zuerst einmal das Problem verstehen, danach relativ früh einen ersten Prototyp erstellen und die Zielgruppe ebenso früh mit einbinden, um nach und nach zu lernen und ein passendes, innovatives Produkt oder Service zu entwickeln. Menschenfokus Das Besondere am Design Thinking ist die Idee, während des Prozesses möglichst viele Experten aus unterschiedlichsten Disziplinen, Hierarchieebenen oder Unternehmensabteilungen mit einzubeziehen – und erste Ergebnisse regelmäßig von jenen Menschen te-

sten zu lassen, die sie später auch nutzen werden. „Wie in Amerika gesagt wird: Es ist human-centered. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Das klingt im ersten Moment selbstverständlich und banal, ist aber in der Realität bei vielen Entwicklungen leider noch nicht immer der Fall.“ Junge Entscheider Für die NDU ist der von Wecht geführte Studiengang ein Novum: War Management und Betriebswirtschaft bislang maximal ein kleiner Teil des Studiums, so nehmen diese Themen diesmal den Großteil der Inhalte des dreijährigen Studiums ein – hier sollen zukünftige Entscheider ausgebildet werden: „Die Leute, die momentan entscheiden, haben noch andere Ausbildungen durchlaufen und sind anders sozialisiert worden. Es ist ganz schwer, sich nochmal in der Mitte oder gegen Ende seines Berufslebens zu verändern, was solche Herangehensweisen betrifft“, so Wecht. „Die Idee mit dem Bachelorstudium ist, junge Menschen, die frisch von der Matura kommen, von Anfang an mit dieser Herangehensweise vertraut zu machen. Dass es draußen Bedarf dafür gibt, ist unbestritten.“ Seit dem Start im vergangenen September studieren 18 junge Menschen „Management by Design“, nach Ablauf des Aufnahmeverfahrens sollen es im kommenden Studienjahr bis zu 20 neue Studierende werden. Wie Wecht erklärt, ist die Entwicklung und Erweiterung des Studiums auch Teil des Plans, den Wirtschaftszweig an der Privatuniversität zu vergrößern. Billig ist die Ausbildung nicht – 495 Euro pro Monat oder 2.950 Euro pro Semester kostet ein Platz.

Design Thinking ist eine gestalterische Herangehensweise, also eine Denkhaltung, wie jemand an Fragestellungen oder Probleme herangeht. CHRISTOPH WECHT

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TEXT: DOMINIK LEITNER | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

ZURÜCK IN ST PÖLTEN. Christoph Wecht will uns zeigen, wie zielgerichtete Problemlösung mit dem Fokus auf den Menschen funktioniert. Design Thinking ist für ihn nichts Neues – er lernt und lehrt es seit vielen Jahren.

Denken lernen Seit Anfang diesen Jahres lädt die NDU auch regelmäßig Schulklassen ein, um den jungen Menschen schon in der Schulzeit das Design Thinking näher zu bringen. Die Resonanz ist überaus positiv, so Wecht. Seiner Meinung nach könnte das auch Teil des ganz normalen Schulplans werden: „Es könnte ein Fach sein, in dem die Methode vermittelt wird. Die Idee müsste aber zugleich sein, dass diese Methode in allen anderen Fächern angewandt werden kann.“ Im Oktober 2017 konnten auch Besucher des NÖ Kreativ-WirtschaftsKongresses erstmals bewusst gedanklich über den Tellerrand blicken: Unter der Führung von Wecht und der NDU-Assistenzprofessorin Eva Ganglbauer suchte man eine Lösung für das „Problem“ Linzer Straße. In diesem Workshop entstanden zahlreiche Ideen, weitere seien in den vergangenen Monaten noch dazu gekommen,

wie Wecht verrät. Die gesammelten und aufbereiteten Ergebnisse werden dem Stadtbaudirektor noch vor dem Sommer präsentiert. St. Pölten neu denken Doch nicht nur die Linzer Straße sei ein Thema, so Wecht: „Ein weiterer Punkt, wo sich Design Thinking sehr gut eignen würde, ist die Nutzung des ehemaligen Glanzstoff-Geländes. Wir stehen im Kontakt mit den Verantwortlichen und können uns sehr gut vorstellen, im Herbstsemester ein gemeinsames Projekt zu starten. Erste Konzepte für ein mögliches Vorgehen haben wir bereits entwickelt.“ Grundsätzlich sei es für die Studierenden wichtig zu sehen, dass ihre Überlegungen und ihre Arbeit an der Universität auch in Umsetzungen münden und nicht in der Schublade landen. Anwendungsbereiche gibt es in einer Stadt wie St. Pölten viele: „Grundsätzlich kann man fast jede

Fragestellung, die sich bei der Stadtentwicklung ergibt, also vom Verkehr, Wohnbau bis hin zu Veranstaltungen, mit einer gestalterischen Denkhaltung und somit solchen Prozessen angehen.“ Und „das wird auch schon oft gemacht“, zum Beispiel unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger. Design Thinking ist keine Denkweise, die stets nach einem strikten Plan ablaufen muss, so Wecht. Fragt man Bürger nach ihren Meinungen, ihren Wünschen und Bedürfnissen, so erzeugt das automatisch einen offenen Prozess, eine Einbindung unterschiedlichster Menschen und einen direkten Kontakt mit dem Kunden. Design Thinking scheint also kein Kurzzeittrend zu sein, Sondern ein durchdachter Weg, damit nicht nur junge Startups, sondern auch alteingesessene Unternehmen wieder lernen, innovativ zu sein. Oder eben auch junge Städte auf dem Weg zum nächsten Entwicklungsschritt. MFG 06.18

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SHORTCUT KULTUR

FOTOS: CORINA MUZATKO, ELIAS KALTENBERGER, INSBESONDERE/ZVG

KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH

HYPE – ABER RICHTIG! Kleine, hippe Geschäfte. PopUpStores. Kreative, die ihre Produkte respektive Kunstwerke in die Auslage stellen und Vorbeikommende auf einen Schluck Frizzante einladen. Menschen, die Ideen haben und diese auch umsetzen, ob es sich um „Famose“ Feinkost oder Larissas Faltregale handelt. Da gibt’s den kleinsten Supermarkt der Stadt, in Raumunion mit einem verlockenden Boardgame-Laden. Daneben ein Lokal, in dem „Lesestoff & Schnaps“ ebenso ihre Bleibe finden wie die Konzerte der hiesigen und dosigen SkaterGemeinde. Undundund. Was sich derzeit abspielt, lässt viele an eine neue Gründerzeit denken. Tun statt Sudern! Wurde man vor einigen Jahren noch mitleidig belächelt, gab man zu, aus St. Pölten zu stammen, so erntet man jetzt oft ein neidisches „Cool!“ Klar: Man darf getrost auch Hype dazu sagen. Und ebenso klar geht’s da um mitunter beinharte kapitalistische Selbstausbeutung. Aber eben nicht nur. Im Tun und Rezipieren des Angebotes, das sich im besten Sinne ergehen lässt, lernt man auch die Schönheit „naheliegender“ Erreichbarkeit kennen und schätzen. Schauen statt stauen. Als Soundtrack dazu empfehle ich die STP-Band Scurf, die mit ihrer Mischung aus Dick Dale-Gitarren und Ramones-artigem Gesang Teenies genauso begeistert wie 55-jährige Popkultur-Junkies wie den Schreiber dieser Zeilen. Hey Ho, Let‘s Go!

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ALL ABOUT LOVE

er Steg am Viehofner See wurde es zwar dann wetterbedingt doch nicht, dafür bildeten die 60er -Jahre Fauteuilles in der Seedose einen gelungener Rahmen für die Programmpräsentation des diesjährigen Barockfestivals, das von 9. bis 23. Juni ganz unter dem Motto „All about love“ steht. Dass es das Festival dabei eigentlich schon länger als die offiziell 13. Auflage – freilich in anderen Gesichtern – gibt, verriet Kulturamtsleiter Thomas Karl. Gemein war aber allen, und das

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macht das Barockfestival St. Pölten so einzigartig, ein spannender Dialog des Barocken mit der Gegenwart. Bestes Beispiel dafür bildeten etwa die anwesenden Künstler, der ursprünglich aus dem Jazz kommende Lautist Lee Santana, oder Josef Stolz, der allein mittels seines witzigen Ausblicks auf seine Produktion „Im Labor der Liebe“ Gusto auf mehr machte. Es geht qualitativ also wieder in höchste Höhen – die am Ende in die Luft steigenden Ballons brachten das perfekt zum Ausdruck.

REGALÄR

tarre, kaum bewegliche, jeden Umzug blockierende Regale waren gestern. Larissa Wagner, Kauffrau, Keramikerin, Sozialakademikerin und vor allem Kreative mit Schwerpunkt Interior Design, entwickelte nämlich eine Regallandschaft, die sich bequem verändern lässt: keine vorgegebenen Winkel, zusammenlegbar und auch als Raumteiler möglich. Wagner war es irgendwann leid, zwischen leistbar hässlichem und annehmbar sauteurem Mobiliar wählen zu müssen und begann, ihre Möbel selbst zu bauen. Beim Design Award der neuen Wiener Werkstätte 2017 stieg sie zum offiziellen Publikumsliebling auf: Sie präsentierte

eine Variante, die es sogar ermöglichte, in den Regalen zu schlafen. „Jetzt braucht‘s halt noch Produzenten und Abnehmer, damit das Ganze finanzierbar ist.“ Sollte im Grunde auch nicht allzu lange dauern – überschlafen kann man‘s ja gleich im Regal.


MFG ADVERTORIAL

FREUNDE DER KULTUR ST. PÖLTEN

NIMM 2 – DAS MUSEUM NÖ 15. SEPTEMBER

DIE SPANNENDE WELT DER INSEKTEN Museum Niederösterreich

3. OKTOBER

„UM DIE WETTE“ VON EUGÈNE LABICHE Landestheater Niederösterreich

16. OKTOBER

ERZÄHLTE GESCHICHTE I 1918-2018: DAS JAHRHUNDERT DER FRAUEN Museum Niederösterreich

19. OKTOBER

THE KING’S SINGERS I GOLD Festspielhaus St. Pölten

Das Museum Niederösterreich beherbergt gleich gleich zwei Museen in einem: das Haus der Geschichte und das Haus der Natur. Ich werde in den nächsten Ausgaben immer wieder unsere Häuser ein bisschen näher vorstellen und diesmal mit dem Museum Niederösterreich beginnen. Wie kein anderes Museum vereint es zwei Häuser unter einem Dach und bietet somit ein reichhaltiges, tagefüllendes Angebot für Junge und Junggebliebene!

Haus der Natur Zum einen, diesen Zweig gab es schon in grauer Vorzeit in der ersten Heimstätte Wien, hat man im Haus der Natur eine einzigartige Mischung aus Museum und Zoo (tatsächlich ist man als solcher eingestuft!) mit 40 einheimischen Tierarten geschaffen. Neben den fixen Aquarien, Formicarien, Terrarien und Ausstellungssituationen zeigt man wechselnde Sonderausstellungen. Aktuell läuft „GARTEN – Lust. Last. Leidenschaft“, die auf beeindruckende Weise 10.000 Jahre Kulturgeschichte der schönsten Gärten Niederösterreichs nachzeichnet. Last but not least wird derzeit auch der öffentliche Museumsgarten komplett neu gestaltet und neu bepflanzt. Er lädt ab Juli zu einem längeren Verweilen ein und bietet schattige Plätzchen gerade in den warmen Sommermonaten.

28. OKTOBER

SANDRA KREISLER & ROGER STEIN I GLÜCK

Haus der Geschichte

Die zweite Säule des Hauses bildet das neue Haus der Geschichte, das für großes Aufsehen gesorgt hat, zumal man da den Wienern gleich mehrere Nasenlängen voraus war. Die am 9. September 2017 eröffnete Dauerpräsentation macht ihrem Konzept als „Exhibition in Progress“ alle Ehre und wird auch mit Feedback der Besucher laufend optimiert und adaptiert. Besonderen Anklang finden dabei die Foren in der Ausstellung als Orte der Kulturvermittlung, besonders an jedem 3. Sonntag im Museum, wenn in der Ausstellung interaktive Programme für Kinder und Jugendliche zum Thema Geschichte angeboten werden. Attraktiv ist ebenso die Programmatik der Veranstaltungen, die sehr gut angenommen wird: Das Zeitzeugen-Forum „Erzählte Geschichte“ als lebendiger Diskussionsraum zum Beispiel erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Gäste waren bis dato unter anderem Wolfgang Glück, Peter Matic, Marko Feingold oder Käthe Sasso. Diesbezüglich darf ich Ihnen gleich zwei Veranstaltungen empfehlen. Am 12. Juni wird um 19 Uhr in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria der Film „Die Stadt ohne Juden“ mit Live-Musikbegleitung des Künstlerduos „Ritornell“ im Museumskino gezeigt.

MITGLIED WERDEN und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previews, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter T +43 2742 90 80 90-941, F +43 2742 90 80 94, freunde@kultur-stp.at

Bühne im Hof

21. NOVEMBER

PREVIEW NÖ KULTURPREISTRÄGER 2018 DER BILDENDEN KUNST NOEDOK

30. NOVEMBER

CIRQUE ALFONSE I TABARNAK Festspielhaus St. Pölten

10. JÄNNER

„LILIOM“ VON FERENC MOLNÁR Landestheater Niederösterreich

Am 22. Juli um 11.00 Uhr ist dann Hermann Nitsch im Gespräch mit Carl Aigner und Stefan Fleischhacker bei der Matinee „Das diskursive Museum: Schöpfung, Kunst, Natur“ zu Gast. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen spannende Besuche im Museum Niederösterreich. Ihr

Lothar Fiedler

(Präsident Freunde der Kultur St. Pölten)

INFORMATIONEN

www.freundederkultur-stp.at, Tel.: 0 2742 90 80 90-941

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MFG KULTUR

KULTURHAUPTSTADT-GALOPP MIT

SIEGFRIED NASKO Man sieht ihm die gesundheitlichen Strapazen der letzten Jahre an, als Sigi Nasko, ehemals mächtiger und wortgewaltiger Kulturstadtrat St. Pöltens, mit Gehstock „bewaffnet“ und einigermaßen außer Atem ins Wellenstein kommt. Nachdem er sich aber gesetzt hat und wir unser Gespräch über die nahende Kulturhauptstadt beginnen, ist er sofort in seinem Element und Feuer und Flamme.

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asko und Kulturhaupstadt ist dabei naheliegend, ja beinahe zwingend. Immerhin war er es, der die junge Landeshauptstadt, die er ein Vierteljahrhundert kulturell wie kein anderer Politiker mitprägte, bereits im Vorfeld der Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt 2003 ins Spiel brachte und dafür entweder – noch als positivste Reaktion – ungläubiges Kopfschütteln erntete, vor allem aber Häme bis hin zum Vorwurf des Größenwahns. Eine Europäische Kulturhauptstadt St. Pölten, das schien Anfang des neuen Jahrtausends noch nicht einmal Science Fiction, sondern grenzte an absurdes Theater. Nasko, nie um Visionen verlegen, tat es trotzdem, wenngleich er einräumt, dass heute wohl die Zeit reifer ist. Damals fehlte es an Mut, vor allem sprachen aber „die realpolitischen Konstellationen dagegen. Der damalige Bürgermeister Willi Gruber sagte sofort nein. Zum einen weil die damalige Koalition auf Bundesebene nicht gerade vielversprechend für eine rote Stadt war, zum anderen allen voran, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass das Land Niederösterreich jemals bei einer Bewerbung mitziehen würde.“ Nasko befürchtete das im Übrigen ebenso, „St. Pölten war ja damals wie eine Bann40

stadt. Der Landeshauptmann – der sich ohne Zweifel vieler Meriten verdient gemacht hat – war sich gar nicht bewusst, welche Einschränkung manch Schritt in Krems für die Landeshauptstadt bedeutete. Er musste sich auf die Willkür manch leitender Landesbeamten verlassen“. Und die hätten es mit St. Pölten eben nicht immer gut gemeint, sondern die Region Krems auf Kosten der Hauptstadt gepusht. Nasko hält diesbezüglich etwa Grafenegg nach wie vor für einen falschen Schritt, „weil man das um sündteures Geld mitten auf die grüne Wiese hingeklotzt hat, das bestenfalls für einen kleinen Schickimicki-Kreis leistbar ist, der im fetten Mercedes vorfährt, und wo Firmen generös zum Buffet laden – das hat aber mit ernsthafter Kulturarbeit, die an der Basis ansetzt, nichts zu tun, und es hat anderen Institutionen wie etwa dem Festspielhaus geschadet, weil dadurch das Geld fehlte.“ Auch den Abzug der Kunstsektion des Landesmuseums nach Krems bei gleichzeitigem Bau einer neuen Landesgalerie in Krems kann Nasko bis heute nicht nachvollziehen, und dass NÖKU-Boss Paul Gessl St. Pölten in einem MFGInterview „Kleinkariertheit“ vorwarf, „war eine Frechheit und hat zahlreiche Persönlichkeiten, wie etwa auch Nor-

bert Steiner, auf den Plan gerufen!“ Dass Gessl gerade umgekehrt St. Pölten damit wohl in Sachen Kulturhauptstadtambitionen aus seinem Dornröschenschlaf wecken wollte, lässt Nasko nicht gelten. „Das kann man in dieser Position einfach nicht machen!“ Zugleich ist es Schnee von gestern, denn der Wind habe sich zum Positiven gedreht. Die nunmehrige gemeinsame Bewerbung sei nicht nur Zeugnis davon „sondern das ist ein regelrechter Befreiungsschlag – der Schlussstein in der Landeshauptstadtentwicklung, ja, der Beginn eines neuen Zeitalters!“, schwärmt Nasko, wobei er – neben Bürgermeister Matthias Stadler – v. a. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leit-


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: WINGEDWOLF-FOTOLIA, HÖSSINGER, MUSEUM NIEDERÖSTERREICH

ner als Urheberin ortet. „Sie hat mit ihrem ehrlichen Ja zu St. Pölten ein jahrelanges Dogma durchbrochen. Dafür würde ich ihr an Stelle der Stadt sofort die Ehrenbürgerschaft verleihen!“ Think Big Durch den politischen Schulterschluss zwischen Stadt und Land sind jedenfalls die Grundvoraussetzungen für eine positive Bewerbung erfüllt. Auch inhaltlich ist die Dynamik der Stadt an allen Ecken und Enden geradezu greifbar, wenngleich es dennoch Aspekte gibt, die zu Naskos Zeiten im Hinblick auf eine europäische Kulturhauptstadt stärker ausgeprägt schienen. Allen voran ist diesbezüglich das – zumin-

dest nach außen hin sichtbare und zelebrierte – Europa-Engagement St. Pöltens zu nennen. So heimste man in den 90ern eine europäische Auszeichnung nach der anderen ein, mit dem Europapreis des Europarates 2001 als Höhepunkt, was – angetrieben von Sigi Nasko und seinem damaligen Stellvertreter, einem gewissen Matthias Stadler – geradezu wie ein Sport betrieben wurde, weil man schlicht an die Idee eines gemeinsamen Europas

glaubte. „Es herrschte damals eine regelrechte Europa-Euphorie vor. Wir wollten, dass St. Pölten quasi nicht nur irgendein Punkt auf der Landkarte ist, sondern aufgrund seiner Lage tatsächlich so etwas wie ein Herz in diesem Europa wird.“ Die Manifestationen erschöpften sich dabei nicht nur in Auszeichnungen und Festen „die programmatisch schon ein bisschen wie die einer europäischen Kulturhauptstadt im Kleinen anmuteten, mit

Ich würde an Stelle der Stadt der Landeshauptfrau sofort die Ehrenbürgerschaft verleihen! SIEGFRIED NASKO

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MFG KULTUR Künstlern aus ganz Europa bis hin zur Neuinterpretation der Europahymne durch Erika Pluhar“, sondern offenbarten sich etwa auch in der Ausstellung „Europa schrankenlos“ sowie am augenfälligsten in dem von St. Pölten initiierten Kooperationsnetzwerk Europäischer Mittelstädte. „Früher organisierten wir regelmäßig Treffen zu aktuellen, oftmals kommunalpolitischen Themen, luden hochkarätige Referenten aus ganz Europa ein, und am Ende stand ein Kommuniqué!“ Eines hatte etwa die Idee eines virtuellen europäischen Jugendparlaments zum Inhalt „da waren wir aber unserer Zeit voraus“, bedauert Nasko das Verschwinden in der Schublade, es illustriert aber das damalige Interesse an einem anderen Aspekt, der früher stärker ausgeprägt zu sein schien – die aktive Jugendkulturförderung durch die Stadt. „Es gab den Jugendfonds zur Förderung der jungen Kulturschaffenden, jährlich wurde der Youngster Of Arts Preis verliehen, auch damals übrigens schon ein Youngsters Of Arts Europe … in den letzten Jahren wurde die Auszeichnung aber nicht mehr vergeben, warum auch immer, dabei liegen die Statuten ebenso vor wie ein gültiger Gemeinderatsbeschluss“, wundert sich Nasko, der sich nicht vorstellen kann „dass es heute weniger junge Kulturschaffende gibt als früher“, wobei er zugleich auch die Jugendlichen in die

Da müssen manche aus ihrer Bunkermentalität raus. Es bedarf jetzt Taten, nicht nur Worten! SIEGFRIED NASKO

Pflicht nimmt. „Damals – wenn ich etwa an das Jugendzentrum Steppenwolf denke oder an die Jugendkulturhalle – hatten wir intensive Auseinandersetzungen, da wurden wir von den Jugendlichen regelrecht in die Enge getrieben, konnten gar nicht aus“, stellt er anerkennend fest. Dieses Feuer geht ihm heute vielfach ab, „das hat wohl die facebook-Kommunikation lahmgelegt“, merkt er spitz an. Gefordert seien aber v. a. auch Politik und Verwaltung „wieder mehr Wirbel zu machen. Wir haben damals im Grunde genommen fast alles, was wir uns erträumten, umgesetzt oder zumindest angestoßen, wenn zu Beginn auch häufig in Provisorien. Aber wir haben es gemacht“, vermisst er einen gewissen Zug zum Tor. Derlei Gestaltungswille sei für den Erfolg der Kulturhauptstadt unbedingt von Nöten. „Da müssen manche echt aus ihrer Bunkermentalität raus, in der sie sich eingerichtet haben. Es bedarf jetzt Taten, nicht nur Worten!“, appelliert er und warnt zugleich vor einem sich selbst beschneidenden Blickwinkel unter dem Primat der Kosten. „Wer im Hinterkopf schon vom Sparen geleitet wird,

VIERTELJAHRHUNDERT. Im März feierte Nasko im Beisein von Freunden und Wegbegleitern seinen 75. Geburtstag in der Musikschule in der Südevilla, für die er sich einen neuen Standort am FH Campus samt Europa-Ballett-Institut wünscht.

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wenn vorneweg Kompromisslösungen, quasi Viertellösungen angestrebt werden anstatt ganzheitlicher, dann sollte man besser gleich die Finger von der Bewerbung lassen. Die Kulturhauptstadt muss ein ganz großer Wurf werden, da müssen wir ein regelrechtes Feuerwerk abschießen! Nur so wird sie auch die erhofften nachhaltigen Folgen zeitigen, werden sich die Investitionen rechnen.“ Von Aelium Cetium bis Seebühne Wenn man Nasko fragt, wo er denn in Sachen Kulturhauptstadt genau investieren würde, ist er um eine Antwort nicht verlegen und sprudelt geradezu vor Projektideen – anbei nur eine kleine Auswahl. „Nachdem wir ja selbst keine Schätze haben und die letzten nach Krems getragen wurden, wäre eine spannende Idee, eine ‚Kulturhauptstadt-Ausstellung‘ aufzuziehen, in der Schätze aus ganz Europa in Repliken gezeigt werden – gut kuratiert und erklärt, so dass man auch Gusto bekommt, die Originale vorort zu besuchen.“ Den zuletzt ventilierten Neubau der Musik- und Kunstschule am FH-Campus befürwortet Nasko ebenso wie er daran angeschlossen bzw. integriert ein neues Europäisches Ballettinstitut fordert. Überhaupt bedürfe es einer nachhaltigeren Förderung des Europaballetts, „das ja die aktuell aktivste europäische Initiative St. Pöltens überhaupt ist. Das Europaballett hatte im Vorjahr 138 Gastspiele in ganz Europa. Es wäre schön, wenn auch das Land Niederösterreich diese Aktivitäten stärker unterstützt.“ Daran könne man auch den Ansatz Kulturhauptstadt, wie er ihn versteht, exemplarisch festmachen. „Kulturhauptstadt bedeutet nämlich allen voran die Einbindung der heimischen Szene, letztlich geht es um Seele, um Belebung der diversen Einrichtungen. So etwas, wie etwa ein KlangturmKrüppel, darf nicht mehr passieren!“ Wobei Nasko auch für diesen im Zuge


KULTURHAUPTSTADT-GALOPP MIT SIEGFRIED NASKO

GESCHICHTSBEWUSST. Gemeinsam mit Journalistenikone und Freund Hugo Portisch, der ihn ehemals in sein Team für „Österreich II“ geholt hatte, besuchte Nasko zuletzt das neue „Haus der Geschichte“. Mit dabei v. l. n. r.: Matthias Pacher, Christian Rapp, Hugo Portisch, Siegfried Nasko, Michael Duscher, Jakob Redl, Thomas Karl

der Kulturhauptstadt eine Chance auf Wiederbelebung sieht, „das muss dann aber etwas Originäres sein, darf programmatisch nicht austauschbar sein.“ Eine Einbindung der Ehemaligen Synagoge hält Nasko, einer der renommiertesten Zeithistoriker Österreichs, ebenso für notwendig. „Dort könnte man zum Beispiel einen virtual reality Spießrutenlauf umsetzen, dem sich die Besucher aussetzen, oder man stellt virtuell die Hinrichtung der 90 St. Pöltner Widerstandskämpfer dar, die geköpft wurden, um eine gewisse Unmittelbarkeit zu erzeugen. Oder man greift das Thema ‚Flucht‘ in der Stadt auf, erzählt von jenen Juden, die als U-Boot den Holocaust überlebten sowie jenen, die ihnen Unterschlupf gewährten.“ Nasko lässt noch viele Ideen, teils assoziativ, hervorpurzeln, könnte sich etwa eine Einladung an alle europäischen Städte, „die wie das römische St. Pölten, Aelium Cetium, unter Kaiser

Hadrian gegründet wurden“, ebenso vorstellen wie die Bespielung der vier Schlösser der Stadt. Und ihm schwebt der Bau einer fixen Seebühne am Ratzersdorfer See vor. An Ideen – nicht nur jenen Naskos, sondern wie die diversen Foren bereits gezeigt haben auch jenen der Bürger – mangelt es also sicher nicht. Und egal, was an Projekten letztlich auf Schiene gebracht wird, eines bedarf es in den Augen Naskos dabei unbedingt: Mut zum Handeln, auch einer gewissen Kompromisslosigkeit „also wenn sich etwa behördliche oder andere Fallstricke auftun, sich nicht gleich beirren zu lassen, sondern unbeirrt weiterzumarschieren!“ Diesbezüglich nimmt er

vor allem die Stadt in die Pflicht. „Was die Landeshauptfrau mit ihrem Ja zur Bewerbung und damit zu St. Pölten geschafft hat, ist eine absolute Trendumkehr im Umgang mit der Landeshauptstadt. Eine Jahrhundertchance. Jetzt müssen wir seitens der Stadt aber auch auf diesem Pferd reiten und nicht nur sitzen wollen! Alfred Kellner hat mit seinem Marathonevent ‚180 Jahre Musikschule St. Pölten‘ einen Paukenschlag gesetzt und damit gezeigt: St. Pölten hat die Basis, das Potential, das Feuer! Es geht!“ Wohlan Freunde: Mutig aufgesattelt und losgeritten. Nicht dem Sonnenuntergang, sondern dem Sonnenaufgang entgegen!

Kulturhauptstadt bedeutet allen voran die Einbindung der heimischen Szene, letztlich geht es um Seele! SIEGFRIED NASKO

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VERANSTALTUNGSSERVICE ST. PÖLTEN

SOMMER, SONNE, SONNENSCHEIN So trällerten dereinst Buddy & DJ The Wave in ihrem One-Hit-Wonder „Ab in den Süden“. In St. Pölten muss man den weiten Weg nach Italien & Co. aber erst gar nicht auf sich nehmen - Sommer, Sonne, Sonnenschein findet man nämlich mitten am Rathausplatz beim Sommerfestival von 5. Juli bis 12. August. Wir sprachen mit Mastermind Thomas Baumgartner vom Veranstaltungservice der Stadt. Das Sommerfestival findet heuer das 21. Mal statt. Ein kleines Filmfest, das sich ganz schön rausgemausert hat. Stimmt absolut. Das Sommerfestival, so wie wir es heute kennen, gibt es ja an sich nicht seit 20 Jahren. Es hat klein und fein als Film- und Kulturfestival begonnen, ist dann stetig gewachsen und hat sich zu einem richtig schönen Fest für alle entwickelt, die die Innenstadt von St. Pölten in den beiden Sommermonaten von ihrer schönsten Seite genießen wollen. Man hat den Eindruck, dass das Festival gewachsen ist. Das stimmt und ich gehe da sogar noch einen Schritt weiter und sage: Wir sind international geworden. Die Küche, die angeboten wird, zeigt das deutlich. Da sind Spezialitäten aus aller Herren Länder am Teller. Da werden fast alle kulinarischen Wünsche erfüllt. Und auch musikalisch haben wir versucht, uns neue Ziele zu stecken und zu erreichen. Mit dem Engagement von Derico Alves haben wir sogar einen brasilianischen Musiker im Line Up. Das kann sich schon sehen lassen. Sind Küche und Musikprogramm die einzigen Erfolgsfaktoren? Nein, das würde zu kurz greifen. Es ist dieser ganz besondere Charme, den die Innenstadt von St. Pölten bzw. der Rathausplatz im Besonderen versprühen. Wenn wir die Standl für das Sommerfest aufbauen, beginnt sich der Platz zu verändern. Der Geruch vom Essen, die Musik und wenn dann die Leute kommen, sich mit einem Bier oder einem Achterl Wein an eine Bar stellen und über Gott und die Welt plaudern, man es ihnen ansieht, dass die Welt in diesem Moment in Ordnung ist, dann ist der Rathausplatz für mich einer der feinsten Plätze, die es gibt.

da müssen wir unbedingt noch mal hin. Dann haben wir die richtige Linie getroffen.

Also muss auch die Stimmung passen? Klar, denn nur dann werden die Gäste wieder kommen. Als Veranstalter sehe ich es natürlich gerne, wenn sich die Gäste wohlfühlen. Wir versuchen ein Ambiente zu schaffen, von dem die Leute daheim sagen: Das war echt super,

Machen Sie mit uns einen kurzen Ausflug in die Zukunft – wo sehen Sie denn das Sommerfestival 2027 in seiner 30. Ausgabe? Angepasst an die Rahmenbedingungen. St. Pölten hat sich in den vergangenen 20 Jahren

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enorm verändert, es ist so unheimlich viel passiert, dass man das Tempo der Veränderungen einrechnen wird müssen, wenn man die Entwicklung von Veranstaltungen beurteilt. Aber prinzipiell eigentlich noch immer als das, was es heute ist: ein Fest für alle, die gerne im Sommer auf den Rathausplatz kommen und es sich gut gehen lassen und diese Stadt genießen wollen.


W E I L DA S L E B E N E I N E B Ü H N E I S T . . .


credit: Christoph Hardt

MFG KULTUR

DER MIT DEN MADEN TANZT Man nennt ihn Dr. Made – und das ist als Kompliment gedacht. Am 7. Juni beehrt der führende deutsche Kriminalbiologe und charismatische Medienstar Dr. Mark Benecke die St. Pöltner Bühne im Hof mit seiner eingeschwärzt charmanten Anwesenheit im Rahmen seines Vortrags mit dem einladenden Titel „Insekten auf Leichen“. Grund genug für Thomas Fröhlich, sich dem Phänomen der dunklen Popkultur-Ikone ein wenig anzunähern. Mit Respekt und guten Magennerven, versteht sich ...

E

r ist Spezialist für forensische Entomologie, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger, um biologische Spuren bei (möglichen) Gewaltverbrechen mit Todesfolgen auszuwerten, Sherlockianer, Donaldist, Tierschützer, Veganer, leidenschaftlicher Tattooträger, NRW-Chef der Partei Die PARTEI, „John-Sinclair“-Roman-Kollaborateur, Dracula- und Vampyr-Spezialist, „Dust-Devil“-Verehrer (dabei handelt es sich um einen der besten verkannten Filme der letzten Jahrzehnte, gedreht von dem ebenso verkannten Regie-Genie Richard Stanley) und praktizierender Workaholic: Dr. Mark Benecke. 46

„Once you eliminate the impossible, whatever remains, no matter how improbable, must be the truth.“ SHERLOCK HOLMES

Er tritt regelmäßig im TV auf (etwa bei „Medical Detectives“), hält Vorträge, bei denen manch Zartbesaiteter wieder einmal an seinen Mageninhalt erinnert wird, veröffentlicht wissenschaftliche Abhandlungen und Bücher … und verfügt sogar über einen Sankt-Pölten-Bezug: „Der Leiter der Ostberliner Rechtsmedizin, Professor

Otto Prokop, stammte von hier. Er war ein spannender Mensch und wir hatten viele gemeinsame Interessen. So kam es, dass ich seine Biografie geschrieben habe – niemand sonst hat sich dran gewagt, was ich uncool fand. Sein Leben ist ein Vorbild für alle jungen (und alten) Forscher, nicht nur durch seine im Guten spielerische Neugier, sondern auch seinen Willen zur Wahrheit, sein Interesse, an Grenzen zu arbeiten, und auch dafür, dass alle Handlungen immer auch etwas Politisches bedeuten können, ob man will oder nicht.“ Wer Benecke bei seinen Vorträgen zuhört, betritt ein Reich der Vergänglichkeit, der Fäulnis, des Verfalls. Für


TEXT: THOMAS FRÖHLICH | FOTOS: CHRISTOPH HARDT, KAS_SANDRA, JULIAN RÖDER

den Herrn Doktor besitzt etwa das Wimmeln von Maden eine spezifische Schönheit, die manchem Zeitgenossen wohl etwas gespenstisch vorkommen mag. Und von den verschiedenen Leichengerüchen berichtet er mit einer ähnlichen Begeisterung wie ein Chefkoch von den Duftnoten seiner Gerichte. Doch verbirgt sich hinter den (nur scheinbar) morbiden Posen ein gerüttelt Maß an (zugegebener Weise schwarzem) Humor und Selbstironie. Als Forensiker untersucht er regelmäßig Leichen und grausame Mordschauplätze. Warum er so etwas Ekliges tue? „Das ist doch nicht eklig, sondern der Kreislauf des Lebens. Alles recycelt sich, sonst würden sich auf der Welt kilometerhoch tote Mäuse, Menschen und Vögel türmen. Für mich ist eine Leiche ein Spurenträger.“ Benecke begreift uns schlicht als Teil des Lebensnetzwerkes, feiert aber mit seiner nüchternen Bestandsaufnahme gleichsam das Leben selbst, das ohne das ganz reale Sterben nicht denkbar sei. „Ich nehme die Welt eben wahr, wie sie messbar ist.“ Geboren wurde Benecke 1970. Wieso er sich für die Wissenschaftslaufbahn entschieden habe? „Ich habe mal geträumt, dass Spider-Man an unserer Langbau(=Plattenbau)-Siedlung vorbei schwingt. Das fand ich sehr cool und bewegend. Da er ja Biochemie studiert, war damit schon einiges klar, zumal ich auch den Film ‚Blade Runner‘ spannend fand. Die Frage dort ist ja, wie sich Androiden von Menschen unterscheiden. Das hat mich zu genetischen Fingerabdrücken und damit in die kriminalistische Richtung gebracht. Dass das Wissenschaft ist, wusste ich damals nicht.“ Und er ergänzt: „Für mich war und ist bis heute alles Evidenzbasierte – also doppeltverblindet Beweisbare – gut bearbeitbar, alles andere weniger.“ Zudem hatten die Biologen im Gegensatz zu manchen Geisteswissenschaftlern die besseren Parties gefeiert, was für den jungen Mark damals nicht unwesentlich war. Nach dem Studium der Biologie, Zoologie und Psychologie an der Universität Köln und der Promotion über

genetische Fingerabdrücke absolvierte er unter anderem diverse polizeitechnische Ausbildungsgänge innerhalb der Rechtsmedizin in den USA, darunter auch an der legendenumflorten FBI Academy in Quantico. Der „Rock‘n‘Roller unter den Wissenschaftlern“ (copyright Christian Fuchs, FM4) ist nicht nur im wissenschaftlichen Bereich tätig, sondern auch regelmäßig Gast bei Gothic&CoVeranstaltungen wie etwa dem M‘era Luna-Festival, bei dem er – wie sein Freund, der Lilienfelder Fotograf und Autor Gerald Axelrod – bestbesuchte Vorträge hält. Letzterer meint ja, dass ihm ein „Leben ohne Gespenster langweilig“ sei. Wie das beim Rationalisten Benecke, der aber nicht zuletzt als Dracula-Experte ebenso ein Faible für Vampire und ähnlich freundliche Wesen hegt, ankommt? „Haha, Gerald lebt ja auch in einer verzauberten Gegend, wo man wirklich nicht genau weiß, was einem gerade um die Nase weht. Da ist es besser, sich mit den Geistern gut zu stellen. […] Meine Frau ist der Meinung, dass ich an Magie glaube, ich weiß nicht, warum. Ich möchte eher auch das Unwahrscheinliche und Unmögliche erst mal prüfen, mehr ist es gar nicht. Denn, mit den Worten von Sherlock Holmes: Erst wenn man alles ausgeschlossen hat, was nicht sein kann, muss das stimmen, was übrig bleibt – egal wie unwahrscheinlich es ist.“ Und die Unwahrscheinlichkeit ist ja gar nicht so sehr das Thema bei Benecke: Es geht um Endlichkeit. Mit allen Konsequenzen. Vor einigen Jahren war Benecke eher noch so etwas wie ein Underground-Act. Inzwischen ist er aber (beinahe) im Mainstream angekommen. Hat das etwas mit einer zunehmenden „Todesgeilheit“ der Gesellschaft zu tun? Einer Gesellschaft, die ja ansonsten einem ewigen Jugendkult frönt? „Dass der Tod Menschen fasziniert, siehst du ja an den Massen von Krimis. Ich kann die nicht lesen – ich lese nie Fiction, außer ‚Sherlock Holmes‘ und ‚Herr der Ringe‘, das war‘s dann

auch schon – sie sind mir zu brutal.“ Und er setzt hinzu: „Ich denke, dass zu meinen Veranstaltungen sehr viele Menschen kommen, die (a) mit dem Tod Berührung hatten und ihn (b) eben nicht geil fanden.“ Doch lässt die Beschäftigung mit Gewaltkriminalität, gleichsam als Kollateralnutzen, auch ein paar Gedanken darüber entstehen, wie sich denn Verbrechen verhindern lassen könnten: „Gesundheitsprävention ist wichtig, gerade mit Blick auf psychische Krankheiten. Dann würde es auch hinsichtlich der Amokläufe an Schulen helfen, über Narzissmus zu reden, statt sich auf Mobbing einzuschießen, denn kein einziger Schulattentäter war echtes Mobbingopfer. Sehr gut sind auch Programme wie ‚Nicht Täter werden‘ für Pädophile, die nicht straffällig werden wollen. Man muss diese Probleme offen ansprechen und das in einer Form, die

Ich arbeite mit Blut, Kot und Sperma: Was soll daran eklig sein? MARK BENECKE

MFG 06.18

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MFG KULTUR

credit: Julian Röder

DER MIT DEN MADEN TANZT

Was ich nicht ertrage, ist der Geruch von frischem Fleisch beim Metzger – verfault ist es mir egal. MARK BENECKE

sinnvoll und konstruktiv ist. Dazu die Fähigkeit zu diplomatischen Prozessen, sodass man wirklich die andere Seite versteht. In Skandinavien, wo es Geldüberschüsse und lange eine liberale Politik gab, wird massenhaft Geld in Prävention und Aufklärung gesteckt – und das funktioniert super.“ Ist Mark Benecke, der bis heute keinen Führerschein hat und auch keinen haben will, eigentlich ein Nerd? „Aus der Perspektive meiner Umgebung bin ich ein Nerd. Ich würde mich selbst nicht so nennen, aber kann sehr gut damit leben.“ Und er konkretisiert: „Mein Bruder und ich besaßen die ersten Heimcomputer, wir haben nie Sport gemacht, nicht auf Moden geachtet und alles sachlich definiert. 48

Fragt uns jemand, ob wir an Gott glauben, antworten wir bis heute: ‚Definier’ doch mal Gott‘. Früher war man dadurch der Seltsame oder Kauz. Heute ist es okay geworden, weil wir auch etwas schräge Spezialisten im technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich brauchen. Deshalb sind auch Serien wie ‚Big Bang Theory‘ erfolgreich, die von einer WG mit Nerds handelt. Nerds versachlichen und detaillieren – das ist eine Stärke.“ Eine Stärke von Benecke ist‘s auch, vermeintlich wie tatsächlich komplizierte Sachverhalte so zu schildern, dass sie der halbwegs intelligente Zeitgenosse auch versteht. Man benötigt halt dazu das, was man in Ostösterreich „an guadn Mogn“ nennt. Und die Akzeptanz dessen, dass wir alle

nicht ewig leben. Als abschließenden Rat an die MFG-Leserschaft meint Benecke ganz pragmatisch: „Liebe Mitmenschen: Nicht über Dinge streiten, die ihr eh nicht prüfen könnt. Merci und baba.“ Wahre Worte, gelassen ausgesprochen. Ich lasse aber nicht locker und frag‘ noch einmal, ob der Tierschützer und Veganer Benecke tatsächlich nie Ekel bei seiner Arbeit empfinde. „Natürlich nicht, sonst würde ich es ja nicht machen. Ich arbeite mit Blut, Kot und Sperma: Was soll daran eklig sein? Was ich nicht ertrage, ist der Geruch von frischem Fleisch beim Metzger – verfault ist es mir egal.“ www.benecke.com


GERECHTIGKEIT MUSS SEIN

Boubacar Traoré Trio feat. Corey Harris Die Knödel Fiston Mwanza Mujila Frigg Gustav & Band Las Hermanas Caronni mit Rina Kaçinari & Maria Craffonara Lukas Kranzelbinder und Simon Mayer Mohamed & Abdallah Abozekry Orges Toçe feat. Fatima Spar Trio da Kali Vołosi u.v.a.m.


MFG KULTUR

„EIN NEUES LAND KENNENLERNEN IST WIE VERLIEBT SEIN“ Christine Moderbacher ist Anthropologin, Geschichtenerzählerin, Lehrerin — und ihr neuester Film läuft gerade auf internationalen Filmfestivals. granten zweiter Generation, lernt ihre Probleme kennen. „Mich interessieren die Lebensgeschichten dieser Leute. Gegensätze sind sehr spannend für mich. Nicht nur im Hinblick auf meine künstlerische Arbeit. Sondern auch wissenschaftlich.“ Aus Christine Moderbachers Erfahrungen und Beobachtungen in Rom werden ein Film, Fotos und alternative Karten der Ewigen Stadt entstehen. „Wenn Besucher auf diese interaktiven Karten klicken, können sie die Stadt abseits von touristischen Perspektiven kennenlernen.“ Rom soll nicht der einzige Ort bleiben, der aus anthropologischer Sicht präsentiert wird, „wir sind erst bei der Entwicklung, das wird eine langwierige Sache.“ Langwierig, aber sicher nicht langweilig. Denn Moderbacher versteht es, mit Kamera und Mikrophon ihre Beobachtungen einzufangen, daraus eine Geschichte entstehen zu lassen, die die Zuschauer in eine andere Welt entführt. Zum Beispiel nach Afrika.

W

ir können gerne plaudern – ich bin allerdings noch einige Zeit in Rom.“ Skype macht’s möglich, und ein Interview mit der Kosmopolitin Christine Moderbacher über mehr als tausend Kilometer hinweg klingt ja viel authentischer als ein Plausch am Kaffeehaustisch in St. Pölten, obwohl sich die Filmemacherin nach langen Jahren in Amerika, England, Tunesien, Brüssel eigentlich Anfang des Jahres wieder in ihrer Heimatstadt angesiedelt hat. „Nach zwölf Jahren an anderen Orten in der Welt tut es gut, Deutsch zu sprechen. Es ist ärgerlich, wenn man bei spannenden Diskussionen aussteigt, weil die Sprache nicht reicht.“ Christine Moderbacher ärgert sich da auf hohem Niveau. Immerhin spricht sie flie50

Mich interessieren die Lebensgeschichten von Leuten. Gegensätze faszinieren mich. CHRISTINE MODERBACHER

ßend Französisch, Englisch, Arabisch, kann sich auch Flämisch verständigen. Und sie poliert gerade ihr Italienisch auf. Denn ganz sesshaft in St. Pölten ist die Globetrotterin natürlich nicht geworden: „Es ist meines, fremd zu sein. Mir wird schnell langweilig, wenn etwas länger dauert.“ In Rom arbeitet Christine Moderbacher derzeit an einem Projekt im Stadtteil Tor Pignattara, lebt mit den Menschen dort, unterstützt Mi-

Niederösterreich - Nigeria & retour Dorthin reiste sie mit ihrem Vater, der bei der Straßenmeisterei tätig war und in der Pension nicht Karten spielen, sondern seinem Pfarrer Sabinus helfen wollte, in dessen Heimatdorf im Südwesten Nigerias eine katholische Schule zu errichten und Mais anzubauen. Moderbacher dokumentiert diese Reise von Niederösterreich nach Afrika und zurück in ihrem Film „Rote Erde weißer Schnee“, der gerade auf Festivals läuft und auf der Diagonale 2018 mit viel Lob bedacht wurde. Das filmische Notizbuch zeigt einerseits die Grenzen, an die Beziehung und Unterstützung stoßen – wegen der großen Diskrepanz der beiden Welten. „Rote Erde weißer Schnee“ schildert aber auch in der Vater-Tochter-Beziehung Erwartungshaltungen


TEXT: BEATE STEINER | FOTOS: ZVG/MODERBACHER

und Anpassungsschwierigkeiten: „So wenig, wie ich mir vorstellen kann, was mein Vater 40 Jahre lang gemacht hat, kann er verstehen, womit ich mein Geld verdiene.“ Moderbacher gibt dem Film damit eine zusätzliche persönliche Ebene, denn „die spannendsten Filme fangen mit einem persönlichen Zugang an.“ Diesen verschafft sich die Anthropologin manchmal ganz bodenständig. In Molenbeek, einem Brüsseler Stadtteil mit hohem Migrantenanteil, hat sie viele Jahre gelebt, und sie hat dort auch als Grundlage für ihre Studien und ihre Dissertation in einer Tischlerei für Arbeitslose die Gesellenprüfung gemacht: „Wir waren acht Männer und zwei Frauen. Meine Muskelmasse hat sich verzehnfacht.“ Die Arbeit war nicht nur körperlich anstrengend. Das hat Moderbacher auch in einem Essay festgehalten, in dem sie den aggressiven emotionalen Ausbruch eines Kollegen schildert und Gabriel Garcia Marquez zitiert: „Geschichten sind wie Tischlerarbeiten. Man arbeitet mit der Realität, einem Material, ähnlich hart wie Holz.“ In ihrer Zeit in Molenbeek kamen Christine Moderbacher ihre ArabischKenntnisse zugute. Sie war einige Jahre mit einem Tunesier verheiratet. Und sie hat ihr wissenschaftliches Reise-Leben eigentlich in Tunesien begonnen. Denn nach der Matura im

Gymnasium der Englischen Fräulein und einem Aufenthalt in Amerika hat die 1982 Geborene die Ausbildung für „Deutsch als Fremdsprache“ gemacht und sich für einen Auslandsaufenthalt in Marokka, Algerien oder Tunesien beworben. „Marokko war Hippie. Algerien ist ein schwieriges Land für europäische Frauen, und nach Tunesien wollte damals, das war 2004, niemand. Deswegen habe ich die Stelle gekriegt.“ Moderbacher blieb zwei Jahre lang. „Das war nicht immer leicht. Da war ich 20 und sehr naiv.“

Die spannendsten Filme fangen mit einem persönlichen Zugang an. CHRISTINE MODERBACHER

Jedenfalls waren ihre Erfahrungen in dem anderen Land so spannend, dass sie, zurück in Wien, mit dem Ethnologie-Studium begonnen hat. Dabei hat sie sich mit dem Thema Flucht und Migration beschäftigt, darüber Artikel geschrieben und Radiosendungen gestaltet und ist so zum Medium Film gekommen. Nach Abschluss des Studiums in Wien hängte Moderbacher noch einen Master in visueller Anthropologie an der University of Manchester an und belegte einen Lehrgang am Institut „Sound Image Culture“ in

Brüssel. Sie holte sich so das Rüstzeug für ihre Leidenschaft: „Geschichten erzählen“. In dieser Zeit ist auch ihr Film „Lettre à Mohamad“ entstanden über die Revolution von 2011 und das „neue Tunesien“. St. Pölten - die weite Welt & retour Im alten Tunesien hat sie immer wieder gelebt, wie in vielen anderen Gegenden der Erde. „Mit 15 wollte ich das erste Mal weg aus Österreich. Touristisch reisen hat mich allerdings nie interessiert. Ich wollte Länder kennenlernen. Ein neues Land kennenlernen – das ist wie verliebt sein.“ Seit Anfang des Jahres hat Moderbacher jetzt doch wieder eine Wohnung in St. Pölten. Und die Weitgereiste findet, dass sich die Stadt positiv verändert hat. „Es gibt einige gute Veranstaltungen und Ausstellungen. Ich begrüße das sehr, dass St. Pölten versucht aufzuzeigen und sich als Europäische Kulturhauptstadt bewirbt.“ Christine Moderbacher hat hier sogar schon ihre Kamera laufen lassen – als Kamerafrau für Veronika Pollys kleine Schauspielschüler der Kreativakademie rund um Ostern. Und neben Geschichten erzählen und filmen würde sie auch gerne wieder unterrichten, Deutsch für Ausländer anbieten, Workshops geben. In Zukunft, weil „52 Wochen an einem Ort, das geht noch nicht.“

PERSPEKTIVE. Christine Moderbacher arbeitet mit Migranten der zweiten Generation in Rom: „Ihre Geschichten interessieren mich.“ MFG 06.18

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MFG KULTUR „KULTURBLATTL“

25 JAHRE BRAVDA

BravDa immer dabei und aktuell: Ewald Sacher, Ulrich Gansert und Gotthard Fellerer

Noch bis 1. Juni

Sonderausstellung „Das Jahr 1938“

25 Jahre gibt es BravDa. Seit 1993 gibt Gotthard Fellerer das „Organ gegen Kulturdiktat und intellektuelle Einebnung“ heraus. So beschreibt der Wiener Neustädter AllroundKünstler, Autor und Herausgeber die Linie seines „Kulturblattls“. Diesem zu Ehren fand am 16. Mai auf der Bühne des Stadttheaters Wr. Neustadt ein BravDa-Freundefest statt.

Fruchtbringende Kooperation

Noch bis 1. Juni ist im Rathaus St. Pölten die Sonderausstellung „Das Jahr 1938“ zu sehen, die mit Unterstützung des NÖ Kulturforums über die Ereignisse im Jahr des Anschlusses Österreichs an das Nazi-Reich informiert. Ergänzend gibt es eine virtuelle Schau in der Topothek.

Das NÖ Kulturforum kooperiert seit Anbeginn mit dieser Zeitschrift. „Das übergroße Großformat der BravDa ist im wahrsten Sinne des Wortes der Kontrapunkt zum kulturlosen Populismus, der sich in so manchem Kleinformat Tag für Tag offenbart“, brachte es der Obmann des NÖ Kulturforums, Prof. Ewald Sacher, in seiner Grußadresse an den Leser- und Freundeskreis um Gotthard Fellerers Kulturblatt zum Ausdruck. BravDa ist ein non-profit-Kunst- und Kultur-

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magazin, das einen nachhaltigen Impuls zum Nach- und Umdenken liefert. Das Magazin kooperiert mit dem NÖ Kulturforum und dem Österreichischen Kulturzentrum. Herausgeber Gotthard Fellerer zu seinem Magazin; „BravDa wirkt gegen die geistige Einebnung Zentraleuropas und bemüht sich um die Verbreitung des ‚Denkschönen‘. BravDa berichtet vom spannenden Leben im Kulturbiotop Österreich, das durch Vertreter eines gleichmachenden Internationalismus anonymisiert, glatt gebügelt und negiert wird.“

Kritisch-optimistisch BravDa erreicht durch gezielte Verteilung Multiplikatoren und intellektuell Interessierte, sodass ein Kulturklima unterstützt wird, das unser Land als das Kulturherz Europas präsentiert. BravDa ist überzeugt, dass es Sinn macht, möglichst viele Mensche „brav da“ über kreative Kräfte und kulturelle Hintergründe zu informieren, damit diese ihr eigenes Selbst entdecken können, um das zu werden, was sie eigentlich sind: Selbstbestimmte, selbstbewusste Menschen: Also typische Österreicher und Österreicherinnen – so drückt es Gotthard Fellerer aus, er, der stets kritische, aber immer optimistische Kulturvermittler. Eigentlich gar nicht „brav da“, die BravDa, und das seit 25 Jahren!


KULTUR VOR DER HAUSTÜR – NÖ KULTURFORUM

JUBILÄUM

ROBERT HAMMERSTIEL 85! Ein große Sonderausstellung widmete die Stadt Ternitz ihrem prominenten Ehrenbürger Robert Hammerstiel. Zu diesem Anlass gab das NÖ Kulturforum den jüngsten Band der Serie „Aus Freude – Impulse zur Kreativität“ heraus, der anlässlich der Eröffnungsfeier von Kulturforums-Obmann Ewald Sacher und Gotthard Fellerer als Autor präsentiert wurde. Robert Hammerstiel wurde 1933 im serbischen Viertel von Werschetz im Banat geboren und bekam als Kind banatdeutscher Eltern die Folgen des 2. Weltkrieges auf schmerzhafteste Weise zu spüren. Mit 11 Jahren wurde er mit Mutter und Bruder vertrieben, in verschiedensten Lagern interniert und erfuhr die denkbar größte Not. 1947 gelang die Flucht nach Österreich. Er kam nach Ternitz, erlebte Diskriminierung und Armut und leistete als Arbeiter in den Ternitzer Stahlwerken Schwerstarbeit. Sein künstlerisches Talent, das er von seinem Vater, einem Bäckermeister, der sich mit Ikonen-Malerei beschäftigte, mitbekommen hatte, wurde von diesem auch nachhaltig gefördert. Hammerstiel hat stets gezeichnet und war schon früh als Maler-Autodidakt tätig. Er begreift sich als „Überlebender von vielen Toten“, was in seinen erschütternden Holzschnitten ganz besonders zum Ausdruck kommt.

Mit einer großen Sonderausstellung anlässlich seines 85. Geburtstages ehrte die Stadt Ternitz Robert Hammerstiel im Beisein von Freunden und Wegbegleitern.

Seine Begabung wird 1958 im Rahmen der Ausstellung „Talente erweckt – Talente entdeckt“ erkannt, er erhält den Förderpreis des ÖGB. In Folge wird seine Kreativität durch den Besuch von Kunstseminaren, durch Weiterbildung in den Ateliers verschiedener Künstler und durch die Teilnahme an internationalen Kunstsymposien weiter entwickelt. Er erzielt im Laufe seines künstlerischen Schaffens aller-

höchste Anerkennung, kooperiert seit dessen Gründung mit dem NÖ Kulturforum und insbesondere mit dem Ternitzer Kulturfunktionär Kurt Fuss. Es entsteht auch eine enge Bekanntschaft mit Dr. Rudolf Kirchschläger, der ihm 1985 den Berufstitel Professor verlieh. Seit seiner gesundheitsbedingten Frühpensionierung 1988 ist Robert Hammerstiel als freischaffender Künstler tätig.

Herbst 2018

Kreativwettbewerb „Jungsein in NÖ“

Der Katalog „Robert Hammerstiel, Holzschnitte“, zusammengestellt von Prof. Gotthard Fellerer, ist beim NÖ Kulturforum unter kulturform@aon.at erhältlich.

In der zweiten Jahreshälfte 2018 startet das NÖ Kulturforum einen Kreativwettbewerb „Jungsein in NÖ“. Dieses Projekt lädt junge Menschen aus NÖ zwischen 16 und 30 Jahren ein, in allen Bereichen kultureller und künstlerischer Art tätig zu werden. Nähere Details befinden sich in Vorbereitung und werden über die Homepage des NÖ Kulturforums www. noe-kulturforum.at ab dem Sommer abrufbar sein. Schon jetzt werden interessierte junge Menschen eingeladen, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen, der mit Jahresende 2018 zum Abschluss kommen wird.

MFG 06.18

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MFG FESTIVALGUIDE 2018

DER HIMMEL VOLLER GEIGEN Während zahlreiche Theaterbühnen und Konzerthäuser in Kürze ihre Pforten schließen, um ihre wohlverdiente Sommerpause anzutreten, stehen die diversen Theater- und Sommerfestivals sozusagen bereits Gewähr bei Fuß, um ja keine Lücke im kulturellen Kalender aufkommen zu lassen. Das Angebot ist auch heuer wieder hochkarätigst und deckt alles ab, was das kunstsinnige Herz erfreut – von Theater und Lesungen über Oper, Operette und Musical bis hin zu feinsten Jazzklängen. Allein das Theaterfest Niederösterreich lockte im Vorjahr 225.000 Besucher zu über 500 Vorstellungen an 20 Spielstätten. Der Besucher hal also wieder die Qual der Wahl. MFG präsentiert eine kleine Auswahl an Highlights und wünscht schon jetzt allen herrliche Sommerabende bei wolkenlosem Himmel sowie spannende und vergnügliche Stunden. 30. Juni – 4. August

1. Juni – 9. September

NESTROYFESTIVAL SCHWECHAT

GRAFENEGG OPEN AIRS

„Zu ebener Erd und erster Stock.“ Nestroys bitterböser und höchst vergnüglicher Kommentar zur katastrophalen und gefährlichen sozialen Schieflage unseres Landes um 1835 scheint heute aktueller denn je. Neu in Szene gesetzt vom großartigen Ensemble rund um Nestroy-Preisträger Peter Gruber.

Auch 2018 kommen wieder großartige Musikerinnen und Musiker sowie Orchester aus der ganzen Welt nach Grafenegg. Weiters gastieren auch die beiden Mentalmagier Thommy Ten & Amélie van Tass nach ihrem Debüt im Vorjahr am 8. und 9. August im Wolkenturm Grafenegg.

www.nestroy.at

www.grafenegg.com

7. Juli – 4. August

9.9. – 7.10.2018

St. Pölten, Herzogenburg, Lilienfeld

La Traviata. Violetta Valéry – schön, klug, begehrt, Mittelpunkt der Pariser Gesellschaft. Echte Gefühle kennt sie nicht. Auf einer Soirée kommt es für Violetta zu einer schicksalhaften Begegnung. Doch das neue Glück ist nur von kurzer Dauer… Freuen Sie sich auf einen packenden Opernabend!

Samstag, 29. September, 19.30 Uhr, Stiftskirche Herzogenburg

»Monteverdi and friends«

Werke von Marc Antonio Ziani, Andrea Falconieri, u. a. Ensemble zeitgeist

Sonntag, 30. September, 15.00 Uhr, Stiftskirche Lilienfeld Sonntag, 9. September 18.00 Uhr, Dom zu St. Pölten

»Te Deum«

von G. F. Händel: Dettinger Te Deum Joseph Haydn: Heiligmesse

capella nova graz, Domkantorei St. Pölten, L‘Orfeo Barockorchester

Freitag, 21. September, 20.00 Uhr, Dom zu St. Pölten

»petit requiem« Musicbanda Franui / Ludwig Lusser, Orgel

»The golden Age of Spanish Polyphony«

www.operklosterneuburg.at

12. Juli – 4. August

Werke von Morales, Victoria und Guerrero

OPER BURG GARS

La Grande Chapelle, Spanien

Freitag, 5. Oktober, 16.00 Uhr ehemalige Synagoge St. Pölten

»Vogelgesang mit Engelsposaunen«

Olivier Messiaen: Quatuor pour la fin du temps Trio Frühstück

Politische Verfolgung, Folter, Erpressung, Intrige, Liebe, Eifersucht und Mord bestimmen das Geschehen auf der Burg Gars. Tosca, benannt nach der im Mittelpunkt stehenden Diva, mit der Musik von Giacomo Puccini, gilt als das Urbild von Filmmusik und als das Musikdrama schlechthin. www.operburggars.at

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Fotos: Elias Kaltenberger, Rutger Prins, FM4 Frequency/zVg, zVg

Festival Musica Sacra

OPER KLOSTERNEUBURG


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9. Juni – 23. Juni

BAROCKFESTIVAL ST. PÖLTEN Die 13. Auflage des Barockfestival St. Pölten steht heuer ganz im Zeichen von „All about Love“. Einmal mehr darf man sich auf ein Gipfeltreffen international berühmter Klangkörper sowie großartiger österreichischer Musiker freuen, wie z. B. Private Musicke unter Pierre Pitzl, Lee Santana, Vokalensemble Cantar Lontano, Flötist Ronald Bergmayer, Capella Splendor Solis unter Josef Stolz, Puppenspieler Christoph Bochdansky, Lautenist Bruno Helstroffer ... www.barockfestival.at

5. Juli – 21. Juli

4. August – 18. August

SOMMERFESTIVAL KITTSEE

KLASSIK & OPER KIRCHSTETTEN

Flott, abwechslungsreich und behutsam adaptiert erwartet das Publikum perfekte Unterhaltung bei „Die Hochzeit des Figaro“! Angesichts der MeToo-Kampagne und des zeitlosen Konfliktes von Herr und Knecht zeigt sich die ungebrochene Aktualität des Meisterwerks von Mozart und DaPonte.

Von 4. bis 18. August ist Rossinis Il Barbiere di Siviglia im einzigartigen Maulpertsch-Saal zu erleben. „Der Barbier“ ist berühmt für seinen Witz, sein Tempo und die überraschenden Wendungen. Weitere Highlights: 19. Juli – Symphonic Rock 21. Juli – Klassik unter Sternen IX

www.sommerfestival.at

www.schloss-kirchstetten.at

2018 jazz

im hof

16.17.18. AUGUST Barockgarten im Stadtmuseum St. Pölten Tickets und „Jazz-Pass“ erhältlich in der Buchhandlung Schubert St. Pölten oder über www.oeticket.com Info: jazzimhof@gmx.at / www.stpoelten.gv.at / Tel: 02741-3332601 Regenlocation: „Freiraum“ St. Pölten, Herzogenburger Straße 12


SHORTCUT SZENE

FOTOS: ANDREAS TISCHLER, JANA KÖNIGSKIND, PUBLIC DOMAIN

KOLUMNE DOMINIK LEITNER

STADTBARRIEREN Laut einer aktuellen Studie des ÖZIV, dem Bundesverband für Menschen mit Behinderungen, ist St. Pölten eine Stadt voller Barrieren. Von 184 untersuchten Geschäftslokalen gelten nur 57,6% als stufenlos. Somit sind über 40 Prozent für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung oder einem Rollstuhl vom Besuch dieser Örtlichkeiten ausgeschlossen. Und das, obwohl seit dem Jahr 2016 alle öffentlich zugänglichen Geschäftslokale barrierefrei sein müssen. Und es ist nicht so, dass diese Bestimmung für die Unternehmer überraschend gekommen ist – ihr ging eine zehnjährige Übergangsfrist voraus. Die Innenstadt von St. Pölten bleibt also voller Barrieren – und Einkaufszentren profitieren. Denn Einkaufszentren haben es so an sich, dass sie weitläufige, ebenerdige Eingänge haben, mit Lift ausgestattet sind und Stufen nur optional und nicht ausschließlich vorhanden sind. Will man also die Innenstadt auch für Menschen mit Behinderungen erreichbarer machen, sollte man tunlichst die Barrieren nach und nach abbauen. Aber offenbar haben sich viele an dem großen Landesfürsten a. D. orientiert: War es doch Erwin Pröll, der in einer ORF Pressestunde im März 2015 sein berühmtes „Wo sind wir denn!“ in die Runde sagte, und dabei den vermeintlichen Irrsinn einer vorgeschriebenen Barrierefreiheit in Gasthäusern meinte. Doch Pröll ist nicht mehr im Amt – und vielleicht könnten die Geschäftsleute und Wirte nun dem Gesetz folgen und die wachsende, sich stetig entwickelnde Stadt auch für jene gestalten, die man bisher ausgeschlossen hat.

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ST. PÖLTEN UND DER AMADEUS

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ass Musiker aus St. Pölten und Umkreis teilweise in der Topliga mitspielen, ist mittlerweile bekannt – kein Wunder bei dem qualitativ hochwertigen Output. Das haben auch die Macher des Amadeus Austrian Music Award erkannt. So waren heuer aus der Hood u. a. Camo & Krooked in der Kategorie „Best Sound“ und Wandl in der Kategorie „Electronic/Dance“ nominiert. Hari Gonaus, Lichttechniker aus STP, wurde lobend bei der Dankesrede der

G

FM4 Award Gewinner Farewell Dear Ghost erwähnt. Und auch einen Gewinner gibt es aus „unseren“ Reihen: Martin Scheer, der in Wilhelmsburg sein Masteringstudio betreibt, konnte mit seinen beiden Kollegen den Preis für „Best Sound“ für das Album „Magic Life“ von Bilderbuch einsacken. „Irgendetwas in der Produktion muss besonders sein. Anders kann ich mir das nicht erklären“, so Scheer. Der übrigens Wiederholungstäter ist: Schon 2016 gewann er einen Amadeus.

ANPFIFF

epriesen sei die Wuchtl“ lautete der Schlachtruf 2006 erstmals im EGON – seither haben die Übertragungen von fußballerischen Großevents Tradition im Haus in der Fuhrmannsgasse, und auch Neo-Chef Hennes – ein weiser Mann – hält an der liebgewonnenen Tradition fest. Ja nicht nur das: Anlässlich der bevorstehenden Fußball WM in Russland holt er sich die „Gründungsväter“ des Formats höchstselbst, Tezcan Soylu und Albin Wegerbauer, mit ins Boot, auf dass im lauschigen Innenhof des Lokals nicht nur die Kugel auf der großen LED-Wall rollt, sondern auch der Schmäh und das gesellige Beisammen-

sein im „Zuschauerraum“ bei kulinarischen Schmankerln samt abwechslungsreichem Rahmenprogramm nicht zu kurz kommen. „Aufgewärmt“ wird übrigens schon ab Ende Mai bei Österreich gegen Russland, Brasilien und Deutschland.



MFG SZENE

St. Pölten soll Kulturhauptstadt werden. Etwas Polieren hier und einige neue Ideen da, dann klingt das Unternehmen realistisch. Stellt sich die Frage: Kann sich die Stadt den Titel genauso für ihre Jugendkultur verdienen?

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requency-Festivalgelände vor einigen Jahren, Morgenstunden – Michael Duscher (Bild unten) irrt entlang der Traisen durch den Campingpark auf der Suche nach Kaffee und Frühstück. Sein Weg endet irgendwo zwischen Herrenplatz und Rathaus. „Bis zu diesem Zeitpunkt war mir gar nicht bewusst, dass St. Pölten eine so schöne barocke Innenstadt hat“, erzählt der 49-Jährige, seitdem habe es ihn immer wieder

hierher gezogen. Duscher wird wohl noch öfter über seine damaligen Entdeckungen nachdenken: Heute ist er Geschäftsführer in dem Team, das aus St. Pölten die europäische Kulturhauptstadt 2024 formen will. Gemeinsam mit den Bewohnern von St. Pölten wag es den nächsten Schritt für die Stadt. „Zweimal Nieder-, zweimal Ober­ österreich, zwei Männer und zwei Frauen“, stellt Michael Duscher das Kernteam vor. Ihr Büro liegt etwas versteckt im ersten Stock eines Gebäudes neben dem Rathaus. Von dort aus koordinieren sie, wie St. Pölten sich den Titel sichern kann. Sie erstellen eine Kulturstrategie für 2030 und die Bewerbung der Landeshauptstadt, planen Veranstaltungen und machen

Werbung für das Projekt. All das soll „unter aktiver Bürgerbeteiligung“ geschehen. Mit seinem Bestreben steht das Team rund um Duscher nun vor einer Herausforderung, bei der die Stadt schon lange nicht wirklich auf einen grünen Zweig kommt: St. Pöltens Jugend ansprechen. St. Pöltner Innenstadt, Mittwoch, kurz nach Mitternacht. Das gelbe Licht der Straßenlaternen am Rathausplatz leuchtet nur noch leicht. Um diese Uhrzeit ist St. Pölten eine Stadt in Stille, das barocke Flair verspürt niemand mehr. Kaum ein Mensch ist auf den Straßen unterwegs. Wenn ein paar Leute herumwandern, dann entweder angetrunken aus dem Narrenkastl oder weil sie bei Freunden zu Besuch waren. Recht viel mehr Möglichkeiten gibt es in St. Pölten während der Woche kaum – wenn es um Jugendliche geht, ganz sicher nicht. Für eine Universitäts- und Schulstadt eher suboptimal. Diesen Makel gilt es bis 2024 auszubessern. Das wissen

Ganz ehrlich? Mich berührt das keinen Zentimeter, ob St. Pölten den Titel bekommt. Nach der Matura bin ich sowieso weg! ALMA (16), SCHÜLERIN

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TEXT: THOMAS WINKELMÜLLER | FOTOS: HERTA HURNAUS, THOMAS WINKELMÜLLER

SO FUNKTIONIERT K U LT U R H A U P T S TA D T Um die Vorauswahl erfolgreich zu absolvieren, muss bis Ende 2018 eine vorläufige Bewerbungsunterlage erstellt werden. Im Februar 2019 veröffentlicht die Jury eine Shortlist für die in die engere Auswahl gekommenen Bewerber. Diese müssen ihre Konzepte dann detaillierter ausarbeiten und bis Dezember 2019 an die Jury übermitteln. Darauf erfolgt die endgültige Auswahl zur Kulturhauptstadt Ende des kommenden Jahres. Die EU vergibt den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ jährlich an mindestens zwei Städte aus je einem west- und einem osteuropäischen Mitgliedsland sowie einem potenziellen Beitrittsland. Alle sieben Jahre, so auch im Jahr 2024, werden drei Städte ausgezeichnet. Eine europäische Expertenjury entscheidet anhand definierter Kriterien wie der Langzeitstrategie des Projektes, Einbindung der Bevölkerung oder der Europäischen Dimension, an wen der Titel geht.

alle Beteiligten. Duscher und die NÖ Kulturlandeshauptstadt GmbH müssen nun einmal herausfinden, was St. Pölten seinen Jugendlichen bietet. In der Innenstadt können sie am Nachmittag Kaffee trinken oder Shisha rauchen, am Abend ins Narrenkastl auf Spritzer und Bier gehen. Die Jüngeren verbringen ihre Zeit rund um die Seen oder im Steppenwolf, gleich daneben der Freiraum als Konzertlocation. Das Highlight: Am Stadtrand stehen zwei Discotheken, fast nebeneinander. Von der Stadt aus erreichen Besucher sie eher mit dem Taxi als zu Fuß. Der Eintritt ins La Boom für Volljährige, im Warehouse manchmal sogar ab 14. In Letzterem variiert die Musik, von Drum & Bass bis Rock, in seinem Gegenstück weniger. Dafür schwingen dort hauseigene Stripper während der „Ladies Night“ jeden Donnerstag ihr Glied über dem Gesicht einer baldigen Maturantin. Währenddessen dürfen sie und ihre Freundinnen bis 23 Uhr umsonst Krug um Krug Bacardi-Cola leeren, bis der Besitzer dann die Männer in die Disco lässt. Und hier endet die Reise für St. Pöltens Jugendliche wieder, es sei denn, sie geht mit dem Zug nach Wien.

Auf Kritik an diesem Freizeitprogramm erwidern so manche gerne mit den einleitenden Worte: „Es gibt ja eh …“ und listen dann die eben genannten Orte auf, und sie haben recht, es gibt sie. Vielleicht liegt gerade hier eines der Probleme: Es gibt sie immer noch, starr und unflexibel wie eh und je. Ganz gleich, wo die Jugendlichen hingehen, sie wissen, was sie bekommen. Das kann gut und schlecht sein. Ein St. Pöltner Projektmitarbeiter reflektiert die Veränderungen im Nachtleben der Stadt mit ehrlichen Worten: „So viel in den letzten Jahren weitergegangen ist, so wenig ist auch weitergegangen. Ich glaub wir können unsere Ansprüche ruhig noch hoch halten!“ Duscher und sein Team sollen nun gemeinsam mit der Stadt zum Laufen bringen, was still steht. Die Frage lautet nur: Wie? Mit Umfragen und Recherchen hat die Kulturlandeshauptstadt GmbH analysiert, wo angesetzt werden kann. Eine ihrer Schlussfolgerungen: Es fehlt an konsumfreien Zonen in der Stadt, vor allem für Jugendliche mit weniger Geld. „Alles andere als der McDonalds am Bahnhof, der ja diesen Ort einnimmt, ist ein Gewinn“, meint Andi Fränzl, einer der sogenannten

Welche Staaten eine Kulturhauptstadt stellen, wird im Voraus festgelegt. Österreich war 2003 mit Graz und 2009 mit Linz an der Reihe und ist 2024 erneut in der Auswahl. Die beiden österreichischen Vertreterinnen hatten damals Budgets um die 50-70 Millionen Euro, wobei die EU sich mit 1,5 Millionen Euro beteiligt. Für den Rest kommt meist eine Stadt-/Land-/Bund-Drittelung auf, unterstützt von diversen anderen Geldern aus Sponsoring oder Ticketing. Bis 31. Dezember 2018 können interessierte Städte ihre Bewerbung abgeben. Voraussichtlich werden Dornbirn und die Rheintalstätte, sowie Bad Ischl mit einigen Städten aus dem Salzkammergut als Konkurrenten antreten. Eine Bewerbung Klagenfurts steht in Raum, ist aber unsicher.

„Visionary Advisers“, die als Berater für das Projekt fungieren. Er stellt sich Ateliers, Experimentierräume oder Workspaces als Alternative vor, Hauptsache weg von den jetzigen Orten. Ebenso fehlt ein neues Tanzlokal in der Innenstadt für die Jugendlichen und Studenten von St. Pölten. Außerdem: Der Wunsch nach klarer Kommunikation der Angebote. Dieses Anliegen dröhnt aus allen Ecken MFG 06.18

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MFG URBAN

KULTURHAUPTSTADT 2024: JA! JUGENDKULTUR-HAUPTSTADT 2024: ?

FÜR DIE JUGEND. Ali Firat, Sidal Keskin und Thomas Kainz (v.l.n.r.) glauben an ihre Stadt. Eines haben die drei dabei sicher gemeinsam: Sie wollen die Jugend ansprechen. der Stadt. Die Bewohner wollen einen Eventkalender, der sämtliche Informationen an einem Ort sammelt. Wolfgang Matzl ist Jugendkoordinator der Landeshauptstadt St. Pölten und sieht nun eine Chance den leeren Raum zu füllen: „Wir haben ein gutes Angebot, aber ein Problem bei der Vermarktung und da sind wir nicht alleine. Das beklagen viele. Die Bewerbung als Kulturhauptstadt passt da perfekt rein.“ Wie kann so ein Newsletter ausschauen? Zuerst einmal muss er optisch etwas hermachen. Die Qualität des Designs und der Grafik sollte den Zeitgeist treffen und Jugendliche ansprechen, am einfachsten indem er von Jugendlichen gemacht wird – Stichwort Bürgerbeteiligung. Zwar gibt es im St. Pölten Konkret einen

Eventkalender online, nur wirkt er ausbaufähig. Um Jugendliche zu erreichen ist ohnedies eines unausweichlich: Social Media Kanäle ausbauen. St. Pölten Konkret habe keine, aus juristischen Gründen, erklärt der Jugendgemeinderat Thomas Kainz. Er erzählt, dass laut einer Umfrage vier von fünf Leuten das St. Pölten Konkret Heft in der Hand halten und anschauen würden. Das mag stimmen, aber vielleicht die falschen vier, wenn es darum geht junge Menschen anzusprechen. „Ich kenn keinen Jungendlichen der da reingeschaut hat“, erzählt Sidal Keskin, designierte CO-Vorsitzende der alevitischen Jugend in St. Pölten. Sie ist 22 und sieht das Potenzial ihrer Stadt: „St. Pölten wirkt auf den ersten

Kulturhauptstadt lass ich mir einreden, aber das „Jugend“ müssten‘s momentan streichen. Aber ich glaub: Da geht was! SIMON (20), STUDENT

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Blick eher klein und fein und erst auf den zweiten merkt man, was die Stadt bringt.“ Das sei nicht unbedingt etwas Schlechtes, „man muss ja keine Großstadt sein um ein großes Angebot zu bieten.“ Newsletter und Social Media schön und gut, es gibt einen noch effektiveren Weg das Interesse der Jugend zu wecken: Beteiligung in der Entstehung. „Wenn Jugendliche direkt involviert sind, ganz gleich ob als Einzelperson, Jugendverbindung oder Verein, vernetzt sich die Idee Kulturhauptstadt von selbst“, ist sich Ali Firat, Gemeinderat in St. Pölten, sicher. Michael Duscher sieht das nicht anders: „Wir haben vor, die Bewerbung in Begleitung von Projekten einzureichen.“ Im August plant Duscher eine Summer School in Zusammenarbeit mit der NDU und Universitäten aus dem östlichen Teil der EU, und gemeinsam mit den Studenten der FH soll ein Bewerbungsvideo gedreht werden, soviel ist einmal spruchreif. Was weiter alles kommen soll? Im Moment wird noch analysiert und besprochen. St. Pölten darf jedenfalls gespannt sein, welche Projekte die NÖ Kulturlandeshauptstadt GmbH in der ältesten Stadt Österreichs für die Jugend schaffen kann oder noch wichtiger: Was sie gemeinsam MIT ihr schaffen kann.

K O N TA K T E NÖ Kulturlandeshauptstadt GmbH Rathausplatz 1, 3100 St. Pölten Tel.: 02742 / 908080 273 E-Mail: office@st-poelten2024.eu Geschäftsführer Michael Duscher (49 Jahre) Projektmanager Jakob Redl (34 Jahre)

Thomas Kainz (31 Jahre) Jugendgemeinderat der Stadt

Tel.: +43 664 6100276 E-Mail: thomas.kainz@st-poelten.gv.at

Wolfgang Matzl Jugendkoordinator der Stadt

Tel.: +43 664 6100179 E-Mail: wolfgang.matzl@st-poelten.gv.at


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MFG FESTIVALGUIDE 2018

SIEBEN AUF EINEN STREICH Es ist schon bemerkenswert und wahrscheinlich einzigartig in dieser Dichte. Auch heuer wartet St. Pölten im Sommer – dazu noch der „Ausreißer“ Beatpatrol am 25. Oktober – wieder mit sieben hochkarätigen Festivals auf (und da sind jene in anderen Genres wie Sommerfestival, Barockfestival, Zukunftsbüro, Jazz im Hof noch gar nicht mitgerechnet!) auf. Für die Festivalcrowd heißt das wieder Ausnahmezustand: Gute Mucke, abtanzen, chillen und feiern, und zwar das Leben und die Lebenslust selbst, mit Freunden – alten wie neuen. Wie wissen die Toten Hosen: „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit. An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit!“ MFG präsentiert euch die großen Sieben der kommenden Festivalsaison und wünscht euch schon jetzt Sommer, Sonne, Sonnenschein und Erinnerungen für die Ewigkeit! 16. – 19. August

FM4 FREQUENCY FESTIVAL 2018 Von 16. – 19. August startet das Frequency Festival 2018 in die 10. Runde in St. Pölten! Wieder aufgeteilt in zwei Parks präsentieren heuer an 4 Tagen verschiedenste Künstler ihre neuesten Alben. Im Day Park sind bereits Acts wie Gorillaz, Imagine Dragons, Macklemore, Kygo, Casper, Bastille, die Antwood, Hardwell uvm. fixiert. Der Night Park hingegen wird mit Künstlern wie Andy C, Mefjus ft. Maksim MC oder Netsky versorgt. www.frequency.at

27. Juli

LAKESIDE OPEN AIR

www.w-house.at

28. Juli

SUMMER BLUES FESTIVAL Party on with the Blues! Rund 1.000 musikbegeisterte Fans pilgern zum – inzwischen an den Ratzersdorfer See übersiedelten – Summer Blues Festival am 28. Juli, um im unvergleichlichen Ambiente u. a. mit der Jimmy Reiter Band und der Mojo Blues Band den Blues zu zelebrieren. www.summerblues.at 62

Fotos: Elias Kaltenberger, Rutger Prins, FM4 Frequency/zVg, zVg

Am 27. Juli hebt die wohl bekannteste Drum and Bass Partyreihe St. Pöltens, Fasten Your Seatbelts, das erste Lake Side Open Air am Ratzersdorfer See aus der Taufe. Mit Loadstar und Hybrid Minds, Nu Elementz und MC Tempza kann man sich auf einige internationale Stars der Szene freuen!


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14. Juli

SPLASH HARD Get the party started! Good music, Sport-Action und Fun bietet das legendäre AK Young Sommer Open-Air SPLASH HARD am Ratzersdorfer See. Star-Acts sind die Amadeus Gewinner MÖWE und FLOWRAG. Untertags sorgen Peter & Paul und James Illusion für den coolen Sound. Überflieger können kostenlos Spider Rock-Flying Fox ausprobieren und die Sport-Angebote nutzen: Beachvolleyball, MicroSoccer, Parkour & more. Start: 13.00 Uhr, freier Eintritt! www.akyoung.at

25. Oktober

BEATPATROL FESTIVAL „Die Tassen hoch“ heißt es beim KRONEHIT Beatpatrol Festival powered by Raiffeisen Club – und dies nicht ohne Grund: Am 25. Oktober 2018 steigt im VAZ St. Pölten die 10. Auflage von Österreichs mittlerweile längst dienendem Electronicmusic Festival sowie dem größten Indoorfestival der Republik. Insgesamt werden wieder 50 Künstler auf fünf Bühnen ordentlich Stoff geben, u.a. mit dabei Camo & Krooked, Fritz Kalkbrenner, Möwe, Neelix, Noisia. www.beatpatrol.at

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MFG SZENE

DIE DREI ROHLINGE AUS ST. PÖLTEN Seit bereits über acht Jahren treiben die drei Herren von Brute (auf Deutsch „Bestie“, „Rohling“ und ähnliches) bereits ihr Unwesen in der St. Pöltener Musiklandschaft. 2018 folgt nun eine kleine Neuausrichtung, die auch ein paar Änderungen mit sich bringt.

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ei der Gründung des Powertrios (bis 2017 noch mit Paulus Unterweger am Bass) standen vor allem noch bluesrockigere, wenngleich auch äußerst druckvolle Songs am Programm. Davon konnte man sich am 2011 erschienenen Album „Matterman“ sowie im Zuge zahlreicher Liveauftritte überzeugen. 2018 bringt nun einige Neuerungen mit sich. Zum einen hat man sich für einen Namenswechsel entschieden. Heute sind Mario Sluga (Gitarre, Gesang), Thomas „Synti“ Küttner (Schlagzeug) und 64

Domink Kraushofer (der neue Mann am Bass) als Brutecast unterwegs, um die Welt mit ihrem kräftigen Sound zu erobern. „Das war vor allem eine rechtliche Geschichte. Es gibt schon unzählige Bands die Brute heißen und als eine weitere gleichnamige kommt man nirgends rein“, erklärt Synti, „Brutecast gibt’s als Band nur einmal und das sind wir!“ Neu ist außerdem, dass man sich vom Bluesrock etwas mehr in Richtung Metal bewegt hat. Eines darf dabei natürlich niemals fehlen: Druck! Diesen haben sich die

Drei ganz groß auf ihre Fahnen geschrieben und für die Zuhörer ist dieser allgegenwärtig. Sei es live oder auf Tonträger. Der Wandel Der musikalische Wandel von Brutecast kommt nicht so überraschend, wie man vielleicht denken möchte. Zum einen kommen die drei aus unterschiedlichen musikalischen Ecken. Sänger und Gitarrist Mario wurde sehr stark von beispielsweise Jimi Hendrix, Eric Clapton oder Led Zep-


TEXT: MICHAEL REIBNAGEL | FOTO: ELIAS KALTENBERGER

pelin beeinflusst. Drummer Synti zählt unter anderem neben 90er Metal auch Tool, A Perfect Circle oder Subway To Sally zu seinen Favoriten. Neuzugang Dominik hat eine klassische Gitarrenausbildung genossen und hat 2010 sogar den 1. Preis beim Prima La Musica und den 3. Preis beim Bundeswettbewerb in klassischer Gitarre gewonnen. Daneben zählt auch Tool zu seinen Lieblingsbands. Sein gesamtes Basskönnen hat er sich aber quasi bei Brutecast angeeignet. Hören konnte man die drei vorher (und nebenbei) zum Beispiel bei Electric Church und anderen Blues- und Jazzprojekten (Mario), Satara und Stooka (Synti) sowie Vodjanoi (Synti und Dominik). Außerdem waren Brutecast schon immer auf der härteren Seite des Bluesrocks zu finden und der Weg hin zum Metal hat sich die letzten Jahre immer mehr angedeutet. „Angefangen hat damals alles mit Nummern, die für Electric Church zu hart waren. Da musste einfach was Neues her“, erzählt Mario. Die Entwicklung geht mit einem gewissen Verarbeitungsprozess der letzten 10 Jahre einher, und so fließen diverse persönliche Erlebnisse in die Musik ein. Der Sound der Songs wurde kompromissloser, die Bluesphrasen wurden in diesen weniger. Alles wurde sozusagen etwas geradliniger. Mit ihrem Sound, der die unterschiedlichen Genres vermischt, haben Brutecast quasi eine eigene Nische gefunden, die sie gekonnt ausfüllen. Mit ihrer Musik sind sie dabei bei den unterschiedlichsten Festivals und Konzerten gut aufgehoben. Nicht nur

auf dem Metalweekend wissen die drei zu begeistern, sondern auch bei Veranstaltungen, die sich den nicht ganz so harten Spielarten der Rockmusik verschrieben haben, und bilden so immer einen Kontrast zum restlichen Programm. Neben dem erwähnten Metalweekend, das alljährlich in St. Pölten über die Bühne geht, haben Brutecast aber auch schon einige andere namhafte Festivals und Locations mit ihrer Anwesenheit beehrt. Highlights in der achtjährigen Karriere der Band waren u. a. der Gewinn des Metalchamp Contests, einige Supportgigs sowie ein Auftritt am Nova Rock. „Wenn man zwischen den zwei großen Bühnen spielt und die Leute stehen bleiben, obwohl nebenbei gerade Anthrax auftreten, ist das schon beeindruckend. Aber eigentlich ist es immer super, auf der Bühne zu stehen. Egal wie viele Leute gerade da sind“, so Mario. Ein weiterer Auftritt, der den Jungs wohl für immer in Erinnerung bleiben wird, ist jener bei den Metaldays in Slowenien. Dieser ging am letzten Tag des Festivals, welches insgesamt eine Woche dauert, über die Bühne. Laut Techniker waren damals die Jungs die „heaviest Band“ der gesamten Veranstaltung. Und das trotz Beeinträchtigung mancher Akteure auf der Bühne. Für Brutecast werden hoffentlich noch einige solcher Erlebnisse folgen, zumal das zweite Album ante portas steht. Dieses soll heuer – wenn alles gut geht im Sommer – erscheinen, wird „Mainstream“ heißen und 13 Lieder enthalten.

Slooga Doch das ist nicht alles aus dem Brutecast-Lager. Nebenbei gibt es da auch immer noch Slooga, das quasi als das „Soloprojekt“ von Mario gesehen werden kann. Allerdings mit der Unterstützung von Synti und Dominik. Bei Slooga wird nach wie vor der Blues großgeschrieben. Diese Band ist somit das Gegenstück zum harten Brutecast-Sound. Dass dabei dieselben Protagonisten am Werk sind, macht die Sache natürlich viel einfacher. „Man weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann und kennt die Stärken und Macken der anderen Musiker. Außerdem können wir so musikalisch in die unterschiedlichsten Richtungen wachsen“, erklärt Mario. Synti sieht das Ganze etwas anders, wenngleich auch mit einen Grinsen im Gesicht: „Die Aggressionen, die sich bei Slooga aufstauen, können wir bei Brutecast so richtig rauslassen.“ Außerdem kann man so unterschiedlichste Veranstaltungen bespielen. In Zukunft darf man von beiden Bands jedenfalls noch einiges erwarten. Nach dem oben erwähnten Album „Mainstream“ soll irgendwann auch ein dritter Longplayer von Brutecast folgen. Und auch von Slooga erwartet uns zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt Album Nummer zwei. Das erste, das den Namen „Burning Shoe“ trägt, ist 2016 erschienen. Wie auch immer: Solltet ihr auf einem Plakat Brutecast oder Slooga lesen: unbedingt anschauen und den Druck des Trios spüren! Der ist im positiven Sinne ganz schön brut(e)al.

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TEXT: THOMAS WINKELMÜLLER | FOTO: DANIEL TASHAROFI

SHAKE YOUR SOUL MITGLIEDER Robin König aka

DJ Soulshake Bernhard Dangl aka

Ssence Peter Ganster aka

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Rxter

Robin König und Bernhard Dangl feiern diesen Juni nicht nur Matura. Seit einem Jahr veranstalten sie die Eventreihe „Soulshake“ im Warehouse und zelebrieren dort am 8. Juni ihr Einjähriges.

G

anz nach St. Pöltner DnB-Tradition gründeten die beiden ihr Projekt im Rahmen einer HAK-Schülervertretungsparty – zur Erinnerung: „Fasten your Seatbelts“ entstand 2014 aus dem Borg Benefiz. „Wir sind danach draufgekommen, dass Eventmachen echt was Megaleiwandes ist“, erzählt Robin, „das Warehouse war an dem Abend völlig ausverkauft, also haben wir beschlossen unser eigenes Ding zu machen.“ Am Menü steht aber nicht nur Drum & Bass. Robin und Bernhard

wollen „Vielschichtigkeit, also von DnB über Goa bis zu Tek“ anbieten und sind so auf ihre Schiene gekommen. „Wir wollen die Leute dazu bewegen, alternativ zu sein und Party ohne Stress und ohne Kommerz machen zu können.“ Schon als sie noch gemeinsam in eine Klasse gingen, haben die beiden stundenlang an ihrem Konzept gefeilt. Pizzacorner, gratis Eis und WelcomeShots für Leute mit Soulshake-Band vom letzten Event – so locken sie die Besucher immer wieder und haben

einen Treffpunkt für junge Leute aus der Umgebung geschaffen. Zum Jubiläum haben Bernhard und Robin den britischen Jump Up-DJ „Kanine“ gebucht. Warum? Kanine sei, wie die Schöpfer von Soulshake, ein Newcomer in der Szene, und „wir möchten den Besuchern ja immerhin etwas bieten!“ Jugendkultur können Bernhard und Robin jedenfalls. Junge Leute wie die beiden sind darum übrigens wie geschaffen für das Projekt Kulturhauptstadt 2024! Ob die beiden 18-Jährigen sich vorstellen können, mit ihrer Eventreihe mitzumachen? „Auf jeden Fall“, meint Robin, es sei genau was sie wollen. Wie auch immer ihr weiterer Weg verlaufen mag, eines ist jetzt schon sicher: Wenn jemand die Seele der St. Pöltner Drum and Bass Szene aufgerüttelt hat, dann Soulshake.

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LANDTHALER AN DEN SCHALTHEBELN DES EUROPÄISCHEN FUSSBALLS Der SKN St. Pölten spielt landesweit schon kaum mehr eine Rolle. Sein ehemaliger Vize-Obmann und Kassier Raphael Landthaler ist dafür mittlerweile nicht mehr „nur“ Finanzchef von Rapid, sondern sitzt im mächtigsten Klubfußball-Gremium der Welt, in der „European Club Association“.

M

FG in der Kathedrale des österreichischen Vereinsfußballs: Zu Besuch beim St. Pöltner Finanzchef von Rapid, Raphael Landthaler (43), im Allianz Stadion vulgo Weststadion. Der „Direktor Finanzen und Organisationsentwicklung“ des Rekordmeisters erscheint persönlich beim Empfang mit minimaler Verspätung. Sein Vortermin ging in die Nachspielzeit. Landthaler serviert Kaffee, wie er scheinbar überhaupt alles am liebsten selbst in die Hand nimmt. Veranschlagt wurden 30 bis 40 Minuten. Doch, wie sollte es anders sein, das Gespräch erstreckt sich knapp über 90 Minuten. Im Obergeschoss „Der Röhre“, wie der Büro-Trakt des Allianz Stadions genannt wird, befindet sich Landthalers Schaltzentrale mit Blickrichtung Westen auf die Trainingsplätze. Von Steffen Hofmann und Co. werden wir jedoch nicht abgelenkt. Der von den konfessionellen Rapid-Fans zum „Fußballgott“ erkorene Ehrenkapitän und seine irdischen Kollegen trainieren beim Happel Stadion. Die mondäne Glas-Eingangstür mit eingraviertem, metergroßen Rapid-Logo täuscht: Landthalers Büro ist schlicht eingerichtet, übersät mit grünen Akten-Ordnern und diversen Gesetzbüchern. Kapitän Landthaler führt in seiner Mannschaft acht Mitspieler an, drei in der Abteilung Rechnungswesen und fünf ITler. Letztlich wandert über seinen Schreibtisch ein Budget von 30 bis 40 Millionen Euro, eine Bilanzsumme von 85 Millionen Euro beziehungsweise 40 Millionen Euro Umsatz. Insgesamt verfügt Rapid über 150 Mitarbeiter. 70

AUF DU UND DU MIT DER FUSSBALL-ELITE. Raphael Landthaler beim ECA-Meeting in Genf mit Juventus-Präsident Andrea Agnelli.

In einer WhatsApp-Gruppe mit Josep Maria Bartomeu Seit ein paar Wochen sitzt Landthaler im mächtigsten Fußball-Gremium der Welt, der „European Club Association“ (ECA) - vormals „G14“ - derzeit unter der Führung von Juventus-Präsident Andrea Agnelli, mit Karlheinz Rummenigge als Ehrenpräsident. Bei der Generalversammlug in Rom setzte sich Landthaler gegen seine Mitbewerber von Besiktas und Shakthar Donetzk durch und schaffte es als einer von vier Vertretern der „Subdivision 2“ (dazu gehören die Länder, die im UEFA-Ranking die Plätze 7 bis 15 einnehmen) für zwei Jahre in das 19-köpfige Gremium. „Es ist schon lässig, wenn du auf einmal in eine WhatsApp-Gruppe geholt wirst, in der der Barça-Präsident Bartomeu oder der PSG-Boss AlKhelaifi sind“, strahlt Landthaler. Er vertritt bei der ECA die Interessen

von Rapid und möchte insbesondere dabei mithelfen, die Europa League attraktiver zu machen. „Zuletzt ging es fast nur um die Maximierung der TV-Gelder“, redet Landthaler nicht um den heißen Brei herum, „wir dürfen aber nicht die Attraktivität der Liga für die Fans und letztlich auch eigenen Sponsoren aus den Augen verlieren.“ Als bekennender Rapid-Fan ist er dennoch Realist genug, dass „die Champions-League-Teilnahme für uns die Ausnahme bleiben wird“ und „wir gegen Teams wie Barcelona nicht wirklich konkurrenzfähig sind“, aber „Heimspiele gegen Klubs wie Ajax oder Eintracht Frankfurt elektrisieren und da weißt du nicht schon vorher, wie es ausgehen wird.“ Auf Linie mit Edwin van der Sar Edwin van der Sar – ChampionsLeague-Sieger mit Ajax (1995, in Wien) und Manchester United (2008)


TEXT: THOMAS SCHÖPF | FOTOS: FABIO BOZZANI

Weiterbildung bei den Yankees Parallel zu den Meetings absolviert Landthaler über die ECA eine Management-Ausbildung zur Führung internationaler Klubs. Die nächste Tagung findet in New York statt, wo

sich Landthaler und Co. die Marketing-Strategien des prominentesten Baseball-Vereins der Welt, der New York Yankees, genauer anschauen. Tags danach steht eine Besichtigung des hypermodernen Mercedes-BenzStadiums (Baukosten 1,6 Milliarden US-Dollar) an, in dem bis zu 83.000 Zuseher Fußball- und Football-Spiele verfolgen. Im Herbst ist eine Visite bei der chinesischen Super League geplant. Eingebettet sind die Termine in die Sommer- und Länderspiel-Pausen der europäischen Meisterschaften. Wenig überraschend ist ein gemeinsames Ziel der Klubvertreter, dass die Landesverbände künftig mehr Geld für die Abstellung der Vereinsspieler zu Länderspielen abtreten müssen. „Wir zahlen schließlich die Gehälter, die Versicherung und die Betreuung“, so Landthaler, „und bekommen dann eine verhältnismäßig kleine Summe als Entschädigung.“ Da der europäische Fußballverband UEFA mit der ECA (beide haben ihren Sitz in Nyon) immer näher zusammenrückt, scheint auch hier bald eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung in Sicht. Hohe Priorität für Landthaler hat, „dass die Schere zwischen den ganz reichen Klubs und den etwas kleineren nicht noch weiter auseinander geht. Auch in der Hinsicht ziehen mittlerweile eh schon sehr viele an einem Strang.“

EUROPA LEAGUE REFORM. Landthaler (hinten) vertritt bei der European Club Association die

KOLUMNE ROUL STARKA

2024 Hoffentlich kann ich das in den nächsten Jahren noch oft als Überschrift nehmen. Noch hat St. Pölten ein paar Zahnlücken, speziell der Linzerstraße geht es im Moment nicht so gut. Bin mir aber sicher, dass sie ganz fesche Plomben bekommt, na klar. Die Füllungen müssen ja nicht gar so elegant (älägant!) wie das Regierungsviertel werden, das erinnert mich immer an ein C&A Sakko aus den 80ern. Ich liebe St. Pölten wie meine Frau, darum darf ich als überzeugter St. Pöltner auch ein bissl nörgeln, sonst wär ich ja keiner. Jetzt hab ich zum Beispiel die Pläne für den neuen Domplatz gesehen, ui zwick. Da wird einem huschi! Ein Platz ist ein Ort, wo man ohne Heizdecken gern hingeht und mit Freunden verweilt, in Kaffeehäusern und Schanigärten. Und ich bin mir sicher, dass der Herr Jesus Christus gegen Kinderspielplätze nichts einzuwenden hätte. Der Herrenplatz hingegen ist ein international herzeigbarer Platz, einfach toll, mit Flair und Charme. Könnten wir den Domplatz nicht auch so gemütlich machen und ihn auf ‚Frauenplatz‘ umbenennen? Ich meine das ernst. Kunst und Kultur können viele Themen vermischen, zart und liebevoll im Detail verpacken. Eine Autobusstation ‚Synagoge‘. Eine Discothek, wo Discothek draufsteht und Discothek drinnen ist – in der Innenstadt, wie seinerzeit der Löwenkeller. So mit Italo-Disco, Whisky-Cola und Schmusen. Jössas! Vielleicht werde ich alt. Aber für unsere Kulturhauptstadt St. Pölten 2024 will ich wieder jung werden und ganz fest dran glauben. Nagozzeidank!

FOTO: MAURICE TRICATELLE-FOTOLIA.COM

– und nun CEO von Ajax ist ähnlicher Meinung. Mit dem Vize-Präsidenten der ECA steht Landthaler in regelmäßigem Kontakt, tauscht sich mit ihm auch über die Leistungen von Maxi Wöber aus, der ja von Rapid zum niederländischen Top-Klub gewechselt ist. Ab 2021 kann eine Reform implementiert werden. Bis dahin gilt der aktuelle Modus. Angedacht sind in der Europa League 16 Vierergruppen, und dass die Qualifikation nicht mehr ausschließlich über die Platzierung in der jeweiligen Landes-Meisterschaft erfolgt. Rapid könnte also durch einen besseren Koeffizienten dank vergangener Europacup-Erfolge mitunter gleich in die weitaus interessantere Gruppenphase rutschen. Außerdem soll es keine Quereinsteiger aus der Champions League mehr geben. Derzeit übersiedeln ja von dort die Gruppendritten im Winter in die Europa League. „Die haben bis dahin schon 40 bis 50 Millionen erwirtschaftet und wir in der Europa League vielleicht 4,5 Millionen“, rechnet Landthaler vor, „wo ist da bitte die gemeinsame Identität?“

Interessen der mittelgroßen Klubs („Subdivision 2“).

MFG 06.18

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MFG ADVERTORIAL

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28. Juli | St. Pölten Ratzersdorfer See Das Festival

Am 28. Juli 2018 geht am Ratzersdorfer See das legendäre Summer Blues Festival bereits zum 15. Mal über die Bühne. Die Besucher können sich auf ein abwechslungsreiches Programm, die idyllische Abendstimmung am Ratzersdorfer See, sowie Catering auf höchstem Niveau freuen.

Line-Up Wizards of Blues

Wenn Erik Trauner und Siggi Fassl auf ihren akustischen Instrumenten loslegen, wird niemand eine Band vermissen. Was immer auch angesagt ist, sei es flottes Fingerpicking, gefühlsvolle Bluesballaden oder fetziger Chicago Blues, die beiden sind stets auf einander abgestimmt und verstehen es, ihre Zuhörer durch ihre Spielfreude und Spontanität zu begeistern.

R&B Caravan feat. Kai Strauss & Tommie Harris

Die Band ist oft mit inter-/nationalen Gastmusikern wie z.B. Tommie Harris und Kai Strauss on Tour und verbindet den klassischen Swingstil der 40er mit dem Rhythm `n` Blues der 50er und einer Prise Soul der 60er Jahre - mit dem typisch mitreißenden (Tanz-)Beat, der in die Beine geht! Diese musikalische Mischung wurde in den späten 50er- und frühen 60er Jahren vor allem in der schwarzen Bevölkerung der USA bekannt und äußerst populär.

Jimmy Reiter Band

Die Jimmy Reiter Band spielt seit Jahren auf den Clubund Festivalbühnen Europas. Zuvor war Jimmy lange Zeit Gitarrist des Washingtoner Harpspielers und Sängers Doug Jay in dessen Band The Blue Jays. Er spielt Auftritte mit anderen Künstlern wie Sax Gordon, Albie Donnelly und Memo Gonzalez und ist auf über 20 CD Produktionen verschiedener Kollegen zu hören. Im Juli 2017 erhielt seine Band den German Blues Award als beste deutsche Bluesband.

Mojo Blues Band

Wie jedes Jahr fungiert die Mojo Blues Band als Gastgeber für das Summer Blues Festival St. Pölten. Was für Downbeat Kruder & Dorfmeister, für Jazz Joe Zawinul oder für Pop Falco waren/ sind, ist für den Blues zweifelsfrei die Mojo Blues Band. Keine andere heimische Gruppe hat in der Welt des Zwölftakters jenen Stellenwert, wie die Wiener um Mastermind Erik Trauner. Wären Erik Trauner und die Mojo Blues Band ein Film, könnte der Titel wohl nur lauten: „Die Unbestechlichen“. Gut, dass Österreich eine derartige Marke besitzt!

Tickets

Tickets um € 26,- im Vorverkauf gibt es bereits bei Ö-Ticket, im VAZ & der Tourismusinformation St. Pölten, sowie ermäßigte Tickets um € 23,- für Kunden der Sparkasse NÖ Mitte West AG (Domgasse & Schwaighof). Nähere Infos zur Veranstaltung finden Sie auch unter www.veranstaltungssservice-stp.at & www.summerblues.at.

Wutzl Gastro e.U. 3100 St. Pölten - Kelsengasse 9 www.wutzl.net


MFG KRITIKEN ZUM HÖREN Manshee | mikeSnare | Thomas Fröhlich | Dr. Schramek | Rob.STP | Dr. Ray B. (von links nach rechts)

PRESSYES

Nach der Auflösung von Velojet fand sich René Mühlberger im freien Fall wieder. Er zog sich zurück und entwarf sein ganz eigenes musikalisches Universum – PRESSYES. Eine Platte, die eine gewisse nostalgische Wärme erzeugt. Liegt wohl auch daran, dass auf „On the Run“ nur Instrumente Verwendung finden, die vor 1978 das Licht der Welt erblickt haben. Weiche, flauschige Melodien, ein großer Teil im Synthesizerbettchen.

LAZARUS

DAVID BOWIE, ENDA WALSH

BIRTHDAY SUITE KODY NIELSON

Im Becken der täglichen Reizüberflutung passiert es nicht oft, dass etwas in ganz eigenem Schwimmstil an einem vorbeikrault. Dennoch geschehen bei „Birthday Suite“. Eindrucksvoll, was der Multiinstrumentalist Nielson da in 12 Miniaturen (längster Song 4min46) zusammenspannt: Frühe Elektronik (Tomita, Wendy Carlos, JJ Perrey), Ideen aus der neuen Musik – alles unterfüttert mit Nielsons herzhaftem Drumming.

MANIFEST LP MEFJUS

LIEDER VOM TANZEN ... PAUL PLUT

... und Sterben (B-Seiten). Dass Twin Peaks in der Steiermark liegt, bewies Paul Plut schon in seinem früheren Werk: steirischer Gospel, irgendwo zwischen Folk und verschlepptem Blues gelegen. Das sind wahrscheinlich die so ziemlich düstersten Grüße aus dem RoseggerLand bis heute. Dass der Song „Apophis“ als Soundtrack zu einem Lovecraft-Film verwendet werden soll, ist auch kein Zufall. Warm anziehen, grad im Sommer!

TRANQUILITY BASE ARCTIC MONKEYS

Ein Muss für Bowie Fans: Lazarus, das Musical aus der Feder des Meisters und Enda Walsh, hier in der Version des Original New Yorker Cast. Bowie-Songs aus allen Schaffensperioden, in „authentischen“ bis eigenwilligen Versionen, herrlich interpretiert von „normalen“ Stimmen. Tipp: In Wien ist das Musical noch bis Mitte Juni im Volkstheater zu sehen, im Herbst knöpft sich dann das Musiktheater Linz den Stoff vor ...

Zuletzt ist es etwas ruhig geworden um den Linzer Martin Schober aka. Mefjus. Als Grund dafür darf angenommen werden, dass der verrückte Drum&Bass Wissenschaftler an seinem neuen Longplayer getüftelt hat. Dieser erscheint nun auf dem Label Vision der Drum&Bass Giganten Noisia, die nach jahrelanger Dominanz in Sachen Sound-Design und Produktion von ihm vom Thron gestoßen wurden.

ZUM SCHAUEN

ZUM SPIELEN

ZUM LESEN

Manshee | C. Schuhmacher

Christoph Schipp

H. Fahrngruber | W. Hintermeier

ISLE OF DOGS

GOD OF WAR

Musikalischen Stillstand kann man den Arctic Monkeys ganz sicher nicht vorwerfen. Dominierten den Vorgänger AM noch harte Gitarren, so sind es auf Tranquility Base Hotel & Casino eher die sanfteren Lounge Pop Sounds. Auch Jazz-Einflüsse sind auf dem Album, das von Frontmann Alex Turner am Klavier geschrieben wurde, zu finden. Thematisch ist von Science Fiction, Politik, Technologie bis hin zu Religion alles dabei.

FLUCHT

WES ANDERSON

SANTA MONICA STUDIO

CHRISTIAN ULTSCH U. A.

Ein Wunderwerk der Stop-Motion-Animation. In der Metropole Megasaki herrscht der mächtige Kobayashi-Clan, der eine Vorliebe für Katzen hat. Die Hunde leiden zunehmend unter Diskriminierung. Als dann noch eine endemische Hunde-Grippe ausbricht, beschließt Kobayashi, alle Hunde ins Exil abzuschieben. Doch Rettung naht ...

Kratos ist endlich zurück – neue Optik, neue Kameraeinstellung, neue Waffe und Sohnemann Atreus als ständiger Begleiter. HardcoreFans der ersten Teile könnten sich an diesen Neuerungen stören, wer allerdings offen dafür ist, freut sich über ein opulentes Action-Epos mit Tiefgang. Unterm Strich ergibt das einen gelungenen Neustart der Kultreihe.

Flüchtlingskrise 2015. Was sich hinter den Kulissen an der Staatsspitze ereignete, haben drei „Presse“-Journalisten recherchiert. Österreich zwischen Willkommens-Euphorie und gesellschaftlicher Überforderung, was in Folge zu Veränderungen im gesellschaftlichen Klima führte und letztendlich in einen Umbruch der politischen Landschaft mündete.

OCEAN 8

DETROIT: BECOME HUMAN

WIE MAN ES VERMASSELT

Gerade erst aus dem Knast entlassen, plant Debbie (Sandra Bullock) den dreistesten Coup aller Zeiten: Mit einem Team anderer smarter Ganovinnen (u.a. Cate Blanchett, Anne Hathaway, Rihanna) auf der größten Party des Jahres in New York einschleichen, um eine wertvolle Halskette zu stehlen. Ganz viel Gangster-Potenzial und Frauenpower!

Detroit: Become Human ist durch und durch ein Produkt des Entwicklers, der zuvor Heavy Rain und Beyond Two Souls auf den Markt geworfen hat. Quantic Dream übertrumpft seine Vorgänger jedoch in der Komplexität. Das Game ist technisch beeindruckend umgesetzt und überzeugt mit einer Spielwelt, die mit vielen Details angefüllt ist.

George Watsky, 1986 in San Francisco geboren, ist RapMusiker, Lyriker, Dramatiker, Schauspieler und preisgekrönter Poetry Slammer. Er hat bereits 5 Rap-Alben veröffentlicht. Dies ist sein erstes Prosawerk, in dem er über seine Jugend und das Leben schreibt – manchmal lustig, dann wieder kritisch und nachdenklich.

JOHN FRANCIS DALEY

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QUANTIC DREAM

GEORGE WATSKY

Fotos: zVg

ON THE RUN


MFG VERANSTALTUNGEN HIGHLIGHT VAZ St. Pölten

ZUCCHERO

Foto: Eleonora Rubini

1. JULI Zucchero ist Italiens erfolgreichster und internationalster Pop-Rock-Blues-Export. Er beehrt erneut Österreich – und zwar exklusiv das VAZ St. Pölten, wo er bereits vor gut einem Jahrzehnt schon einmal ein umjubeltes Stell-Dich-Ein gab. Mit im Gepäck hat der Italo-Barde sein neues Album „WANTED“, das er anlässlich seines 30 jährigen Karrierejubiläums herausgebracht und schlicht als „The Best Collection“ untertitelt hat. Tatsächlich findet sich darauf ein genialer Querschnitt durch die unglaubliche Schaffenskraft dieses Ausnahmekünstlers – selbstredend mit allen Hits, die Zucchero wohl auch im Rahmen des Konzertes zum Besten geben wird.

CLOSING PARTY

„DIE STUNDE ...

BERÜHMTE TRIOS

KONZERT: 5K HD

7. JUNI Gemeinsam mit der FH St. Pölten, der NDU St. Pölten und dem WAREHOUSE wird gebührend Semesterabschluss gefeiert! Ganz nach dem Motto „Get your glow on!“ wird das Warehouse in Neon Farben erstrahlen. Das alles mit Musik von Trashhits und mit bester Soundqualität von Lambda Labs & Pro Performance. Einlass ab 22 Uhr!

9. JUNI ... da wir nichts voneinander wussten“ ist ein kaleidoskopisches Stück ohne Sprache, ein „kurzer Augenblick des Glücks“ (DIE ZEIT), ein buntes Puzzle der menschlichen Vielfalt, Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Dick Nehle hat wieder mit Bürgern inszeniert, im Ensemble sind auch gehörlose Mitspieler! Einmal mehr ist das Niveau der Laien erstaunlich!

10. JUNI Das tschechische Smetana-Trio gehört zu den traditionsreichsten Kammermusikformationen der Welt. Die Smetana-Spezialistin Jikta Cechová interpretiert gemeinsam mit dem Geiger Jirí Vodick und dem Cellisten Jan Pálenícek, drei der attraktivsten Werke für diese Besetzung. Für die Hörer eine mitreißend beschwingte, schwelgende Musik.

14. JUNI Mira Lu Kovacs bildet mit den vier Musikern von „Kompost 3“ eine neue Supergroup. Kovacs atemberaubende Gänsehaut-Stimme bleibt erhalten, dazu spielen die Musiker mit viel Groove auf. Mit teils akustischen, teils elektronischen Mitteln bewegt man sich fließend mal im Jazz, mal im Dubstep, dann wieder ein Breakbeat, ein geschmeidiger Trip Hop.

LANDESTHEATER

| THEATER

MOZART REQUIEM

MIGHTY SOUNDS

17. JUNI Das Requiem KV 626 in der geheimnsivoll-düsteren Haupttonart d-Moll ist Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Komposition. Obwohl das Requiem nur zu zwei Dritteln tatsächlich von Mozart stammt, ist es eines seiner beliebtesten Werke. Es musizieren Domchor und Domorchester unter der Leitung von Kapellmeister Otto Kargl.

22. JUNI Rockcity & Rock‘n‘Roll Highschool Concerts präsentiert die Mighty Sounds – Warm Up Party. Neben der vierköpfigen Punk Band „A Guy Named Lou“ und der Hardcore und Metal Band Anchorage, beide aus Österreich, gastiert auch die PunkrockBand „Pipes and Pints“ und die aus Tschechien stammende Band „Rabies“.

DOMKIRCHE

| DOMKONZERT

FREI:RAUM

| WARM UP PARTY

NIGHT RUN

KARL SCHWANZER

22. JUNI Um 19.45 Uhr fällt zum ersten Mal der Startschuss zum Night Run St. Pölten im Regierungsviertel. Es werden rund 300 laufende Teilnehmer von Jung bis Alt und Klein bis Groß erwartet. Gelaufen werden beim Sparkasse Sprint Run exakt 2,5km (1 Runde) und beim Night Run exakt 5 km (2 Runden). Der Start ist bei der Feuerwehr im Regierungsviertel.

BIS 26. AUGUST Mit dieser Ausstellung wird an den großen Architekten erinnert und das exemplarische Baukunstwerk, das er in St. Pölten schuf, umfassend präsentiert. Von Montreal bis Wien, von München bis Brasilia: Karl Schwanzers Werke gelten als Ikonen der Architektur. Es sind CharakterBauten, die sich stilistisch nicht miteinander vergleichen lassen.

REGIERUNGSVIERTEL

| NIGHT RUN

STADTMUSEUM

GROSSER STADTSAAL

| KONZERT

| KONZERT

CINEMA PARADISO

VAZ ST. PÖLTEN

KONZERTE | EVENTS | MESSEN | KONGRESSE

SA 28.07. // 18:00

MASP U.A. MIT SCHANDMAUL, CORVUS CORAX, HARPIE FR 14.09. // 20:00

MICHAEL JACKSON TRIBUTE SHOW DO 04.10. // 20:00

PAPERMOON FR 05.10. // 20:00

INSIEME – ITALO POP NON STOP

Fotocredit: Michael Jackson/zVg

| PARTY

WAREHOUSE

Tickets im VAZ St. Pölten, ticket@nxp.at, www.vaz.at, 02742/71 400 in allen Raiffeisenbanken, Geschäftsstellen von www.oeticket.com und unter www.noen.at/ticketshop

| AUSSTELLUNG

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MFG

AUSSENSICHT

KOPFTUCHVERBOT IN SCHULEN – EINE GUTE IDEE? Es gäbe genug Stoff für eine komplexe Debatte. Aber ist das die Debatte, die wir führen?

Wer für religiöse Selbstbestimmung ist, muss gegen den konfessionellen Religionsunterricht sein.

Die Debatte, ob „wir“, ob die österreichische Gesellschaft ein Kopftuchverbot in Schulen braucht, hat zwei Seiten. Eine davon ist emotional, eindimensional und an sich recht einfach zu beantworten. Die andere stellt ein kompliziertes Thema in den Raum, das man sehr, sehr differenziert betrachten muss. Sie können sich vorstellen, welche Seite der Debatte den politischen Diskurs prägt. Bei dieser ersteren, eindimensionalen Seite geht es um das, was man gemeinhin „Identitätspolitik“ nennt: Eine rein symbolische Geste, die „den anderen“ zeigen soll, wo der Hammer hängt: Kopftücher und andere Zeichen des „fremden“ Glaubens passen nicht zu unserer Gesellschaft, zack, Kreuz an die Wand und den Rest verbieten. Eine solche Politik zielt nicht darauf ab, jemanden besser zu integrieren, nicht darauf, Konflikte zu vermeiden, sondern will Überlegenheitsgelüste verstärken und dadurch eine schwindende Identität stärken. In einer zivilisierten Gesellschaft, die Staat und Religion klar voneinander trennt, sollte so eine Art der Politik keinen Platz haben. Es gibt aber auch noch eine andere Seite der Kopftuchfrage, und die ist weit schwieriger eindeutig zu beantworten: Die danach, wann sich jemand für eine Religion mit all ihren Regeln und Ungerechtigkeiten entscheiden kann – geht das mit 5 Jahren, mit 7, mit 13? – und wie „freiwillig“ das passiert. Und ob die Schulen nicht genau ein Ort sein sollten, in dem solche Regeln außer Kraft gesetzt sind. So, wie dort jeder einmal Fußball spielen, mit Schülern anderen Geschlechts zusammenarbeiten, sich einem vorgegebenen Rhythmus unterordnen muss, könnte man sagen, dass man hier auch auf Glaubenssymbole jeder Art verzichten muss, um das Leben abseits des eigenen Milieus kennenzulernen. Dem gegenüber steht das Recht, sich seine Religion auszusuchen und sie auszuleben, solange sie das Zusammenleben nicht beeinträchtigt – was das Kopftuch eher nicht tut. Das ist tatsächlich eine Abwägung, die man breit diskutieren kann und deren „richtige“ Beantwortung komplex ist. Aber seien wir uns ehrlich: Ist das die Diskussion, die da gerade stattfindet? 76

JAKOB WINTER

Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.

Unbestritten dient das Kopftuch in religiös-fundamentalistischen Staaten wie Saudi-Arabien als Instrument zur Unterdrückung von Frauen. Es hat etwas für sich, wenn die französische Journalistin Zineb El Rhazoui sagt: „Ich betrachte den Hijab ab dem Tag als normales Kleidungsstück, ab dem keine Frau auf der Welt mehr eingesperrt wird, weil sie ihn nicht trägt.“ Im liberalen Rechtsstaat Österreich wird niemand wegen eines Schleiers eingesperrt. Hier bringt die Kopftuchdebatte Verfechter persönlicher Freiheiten in eine gewaltige Zwickmühle. Besteht für Kinder weiterhin die uneingeschränkte Freiheit, Kopftücher zu tragen, so bietet diese Freiheit auch eine Gefahr: Dass Mädchen innerfamiliär gezwungen werden, ihre Haare mit dem Hijab zu bedecken. Wird das Tragen des Schleiers dagegen eingeschränkt oder ganz verboten, so mag damit eine mögliche Freiheitsberaubung von jungen Frauen zwar verhindert werden – der Preis dafür ist allerdings, die Religionsfreiheit zu beschneiden. Kein Mädchen könnte mehr freiwillig ein Kopftuch tragen. Vergiftet wird die Debatte von Zündlern, die für feministische Belange wenig überhaben. Ihre Kritik am Kopftuch fungiert nur als Vehikel für ihren Antiislamismus. Sie wettern gegen „Kopftuchfrauen“ und verdeutlichen damit, dass sie weder den Schleier noch die Trägerinnen als Teil der Gesellschaft akzeptieren. Dennoch ist es notwendig, von Muslimen eine klare Trennung von Religion und Staat einzufordern – das geht auch ohne Hetze. Wem die religiöse Selbstbestimmung Minderjähriger ein ehrliches Anliegen ist, der müsste konsequenterweise für eine Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts in Schulen plädieren. Diese Forderung ist freilich nur von wenigen Kopftuchgegnern zu hören. Dabei wäre ein überkonfessioneller Ethikunterricht in einer multireligiösen Gesellschaft das Mittel der Wahl für mehr gegenseitiges Verständnis. Religiöse Symbole hätten in so einem Schulmodell keinen Platz – weder das Kreuz, noch das Kopftuch. Danach können sich Jugendliche entscheiden: woran sie glauben – und wie sie diesen Glauben ausdrücken.

Fotos: Luiza Puiu, Sebastian Reich

GEORG RENNER

Der Wilhelmsburger arbeitet als Journalist bei „Addendum“.


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EINEN SCHRITT VOR, ZWEI ZURÜCK: Während die EU dem Plastik den Kampf ansagt, übernehmen gleichzeitig in den neuen Backshops der Supermärkte die Plastikhandschuhe die Weltherrschaft.

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1. JULI 2018

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STAGE MAGICIANS OF THE YEAR

WELTMEISTER MENTALMAGIE

Veranstalter: NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, A-3100 St. Pölten, Kelsengasse 9, www.vaz.at, www.nxp.at, Fotocredit: Sebastian Konopix

VAZ ST. PÖLTEN

TOP2 AMERICA‘S GOT TALENT

BEST SELLING MAGIC SHOW IN BROADWAY HISTORY

OPEN AIR TOURNEEFINALE 2018

Linz, Domplatz 04.08. Grafenegg, Wolkenturm 08. + 09.08. Graz, Kasematten 27. + 28. + 29.08. Foto: Matthias Köstler

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