MFG - Das Magazin / Ausgabe 58

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TEAM2016 St. Pölten

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07.07.-14.08.2016 k i s u M o n i K

k i s u M

k i r a n i l u K e d o M


MFG EDITORIAL

I WER‘ NARRISCH von Johannes Reichl

Nun ist es „amtlich“: Wie eine Studie der UEFA anlässlich der Fußball EM am Beispiel des St. Pöltner Wahlkampfes nachgewiesen hat, gehören Zitate berühmter Fußballer längst zum fixen Sprachinventar. So gab Bürgermeister Stadler schon zum Wahlkampfauftakt die Parole aus „Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär“ und forderte von jedem Funktionär, sich an seinem Arbeitspensum zu orientieren: „In einem Jahr hab ich mal 15 Monate durchgearbeitet!“ Wahlkampfleiter Robert Laimer versuchte ob dieser hohen Erwartungshaltung wieder etwas Druck rauszunehmen „Man muss nicht immer die absolute Mehrheit hinter sich haben, manchmal reichen auch 51 Prozent!“ Auf Prognosen wollte er sich nicht einlassen: „Ich mache nie Voraussagen und werde das auch niemals tun.“ Als der Bürgermeister am Wahlabend dann aber satte 59% einfuhr, gab es auch bei Laimer kein Halten mehr: „59! 59! 59! I wer‘ narrisch! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals. Der Kollege Rankl, der Ing. Gunacker – wir busseln uns ab! Der Stadler hot olles überspielt! Und wortens nu a bissl ... wortens nu a bissl … dann könn ma uns vielleicht ein Vierterl genehmigen! Also das ... das musst miterlebt hobn!“ Noch Stunden später schwelgte er: „Das war europäische Weltklasse!“ Zu den Wahlgewinnern zählte auch die FPÖ, was Klaus Otzelberger vor allem aufs Teamwork zurückführte. „Wir sind eine gut intrigierte Mannschaft.“ Insbesondere sein Verhältnis zur Nummer 2 hob er hervor. „Der Martin Antauer und ich, wir sind ein gutes Trio! (Pause) Ich meinte Quartett!“ Dem Vorwurf, man habe bei der Asylthematik übers Ziel geschossen, konterte er „Das wird alles von den Medien hochsterilisiert“, und auf die Frage nach seinem Part beim Allparteien-Besuch im Innenministerium reagierte er unwirsch „Des is die nächste deppade Frog!“ Schließlich sagte er der versammelten Journaille offen seine Meinung: „Was Sie da erzählen, ist, glaub I, für die Würschte!“ Weniger rosig verlief die Wahl für die ÖVP. Meinte Vizebürgermeister Matthias Adl zunächst noch

gelassen „Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Niederlage oder Unentschieden“, so musste er seine Erwartungen angesichts erster Hochrechnungen zurückschrauben „Hoch werma‘s nimmer gwinnen, des is amoi klor!“ Als das Debakel seinen Lauf nahm, haderte er mit dem Schicksal, hatte die ÖVP im Wahlkampf doch vermeintlich die Themen diktiert: „Wir haben 99 Prozent des Spiels beherrscht. Die übrigen drei Prozent waren schuld daran, dass wir verloren haben.“ Konsterniert stellte er fest: „Mal verliert man und mal gewinnen die anderen.“ Auch die Grünen kamen unter die Räder. Obwohl Nicole Buschenreiter ursprünglich zuversichtlich gewesen war „Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl“, verlief der Wahlkampf dann doch nicht nach Wunsch. „Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu!“ Als der Verlust eines Mandates Tatsache war, ging Buschenreiter bei der internen Wahl-Aufarbeitung mit ihren Mitstreitern hart ins Gericht. „Das ist Wahnsinn! Da gibt’s Spieler im Team, die laufen noch weniger als ich!“ und – richtig in Rage kommend und daher ihre Worte nur mehr gepresst hervorstammelnd – fügte sie hinzu: „In diese Spiel, es waren zwei, drei diese Spieler waren schwach wie eine Flasche leer!“ Wutentbrannt kündigte sie ihren Rücktritt an: „Ich haben fertig!“ Ihr designierter Nachfolger Markus Hippmann versuchte in Folge die demoralisierte Truppe wieder aufzurichten, freilich ohne die ökologischen Grundsätze der Bewegung zu verraten. „Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken!“ Ein alter Polit-Doyen indessen erlebte die Wahlen nur von der Ferne aus und schwelgte wehmütig in Erinnerungen „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben ... Den Rest habe ich einfach verprasst.“ Matthias Stadler zollte er Respekt „Das sind Jahrhundertspieler, wie sie höchstens alle 50 Jahre mal vorkommen!“ Und er erinnerte an eine alte St. Pöltner Binsenweisheit, die sich wieder bewahrheitet hätte: „Wahlen sind ein einfaches Spiel. Verschiedene Parteien jagen fünf Jahre dem Wähler nach, und am Ende gewinnen immer die Roten.“

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus, und Veranstaltungen. Herausgeber/Geschäftsführer: Bernard und René Voak. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chef vom Dienst: Anne-Sophie Müllner Redaktionsteam: Christina Bauer, Thomas Fröhlich, Gotthard Gansch, Sascha Harold, Dominik Leitner, Michael Müllner, Michael Reibnagel, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Anne-Sophie Müllner, Beate Steiner Kolumnisten: Herbert Binder, Thomas Fröhlich, Dominik Leitner, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, Wolfgang Hintermeier, David Meixner, Felicitas Hueber, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Johannes Reichl, Robert Stefan, Markus Waldbauer Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Elias Kaltenberger, Matthias Köstler Coverfoto: kazy - Fotolia.com, satirsche Covermontage in der Art „Panini-Sammelalbum“/Gemeinderat, kein kommerzieller Zweck: Mr. Shitaki Art Director & Layout: Mr. Shitakii Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.


INHALT

Urban 6

KULTUR 46

SZENE 66

SPORT 80

URBAN

8 Die schweigende Mehrheit? 14 DER FINANZAUSGLEICH 20 Urbane Visionen – KARLOPOLIS 22 TRANSPARENZ – Wir müssten nur wollen 28 RADIO ARABELLA 30 MIGRATION 38 st. pölten 1880 – 1918 42 Darling I´m on the beach 44 UNSER TEAM IM GEMEINDERAT

KommEN SiE mit!

KULTUR

48 KARNER – HAUS DER GESCHICHTE 56 Das Ende der Kunst 60 GRAFENEGG – HOCH HINAUS

SZENE

68 74

FESTE FEIERN IN ST. PÖLTEN MARTIN SCHEER – MASTERING

SPORT

82 SKN – AM Weg zur Nummer 1?

Roppongi von Josef Winkler

Das goldene Vlies

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… in der im Zuge des Bürgertheaters einmal mehr klar wurde: St. Pölten ist eine kleine Welt, in der die große Probe hält. Ein St. Pöltner Bürgermeister zwischen Genie und Wahnsinn, der zuletzt über Liebe, Korruption und Intrigen stolpert. Die Flüchtlingskrise, die den Zynismus eines mitunter herzlosen Landes decouvriert, das sich gern in der Attitüde des weltoffenen Gönners gefällt. Ein Land ohne Landeshauptstadt, das mit St. Pölten endlich den erhofften Saft zum Gulasch bekommt. Der Führer, der sich im Goldenen Buch des Hotel Pittners verewigte. Starke Frauen – so manche Elevin des Instituts der Englischen Fräulein – die den Weg für ihre nachkommenden Geschlechtsgenossinnen bereiten. Ein St. Pöltner Dandy, der im 19. Jahrhundert als Kunstreiterin Corinna reüssiert, bevor er als Schriftsteller Karriere macht. All das aus der Feder von St. Pöltner Autoren. All das gespielt von St. Pöltnern, die in ihrer Professionalität den Eindruck erweckten, als hätten sie nie etwas anderes getan. All das grandios umgesetzt von Renate Aichinger, der ob ihrer Verdienste um die Selbstreflexion St. Pöltens das Ehrenzeichen gebührte. All das … ließ rund 1.000 (!) Besucher sprachlos, weil begeistert zurück!

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… in der Landesrätin Petra Bohuslav ihr Wort gehalten hat: Nach der ersten – durchwachsenen – Saison in der um 26 Millionen Euro neu gebauten NV Arena meinte die Landesrätin anno 2013 hinsichtlich eines, durchaus auch politischen Aufstiegs-Drucks seitens der Bevölkerung: „Das sollte uns gemeinsam, und damit meine ich den Verein, die Fans, Sponsoren und die Politik in den kommenden drei Jahren gelingen.“ Sie hat Wort gehalten, auch wenn viele am Einhalten des Versprechens so ihre Zweifel hegten. Zu viele Trainer wurden in Folge verschlissen, zu viele Spieler geholt, die nicht entsprachen … Spätes­tens mit dem Duo Fallmann/Nentwich wurde aber der Turnaround geschafft und mit Karl Daxbacher der ultimative Meistermacher geholt. Wobei Sir Karl ja geflunkert hat: Er kündigte an, in seiner zweiten Saison nach dem Titel greifen zu wollen. Gelungen ist ihm das Meisterstück aber gleich in seiner ersten, und die SKN Familie – Spieler wie Funktionäre – haben mit ihrer Parole „we believe“ letztlich recht behalten. Die Antwort auf die Kritiker hat man sozusagen sportlich am Platz gegeben. Jetzt sind die Fans am Zug, die Mannschaft auch vorort im Stadion zu unterstützen. Sie hat es verdient!

… in der die Zahl der Gemeinderatsausschüsse reduziert wurde, wobei die Argumentation des Bürgermeisters originell anmutete: „Mit der Reduzierung der Ausschüsse reagieren wir auch auf die Forderung der Opposition im Wahlkampf, die Zahl der Stadträte zu verringern. Die ist zwar gesetzlich geregelt, aber sollte das Land die gesetzliche Vorschrift in dieser Funktionsperiode ändern, haben wir damit kein Problem.“ Das Land hat aber gar keine diesbezüglichen Ambitionen, wie suggeriert wird, und – noch relevanter – offensichtlich auch die Stadt nicht, denn eine Anfrage auf Gesetzesänderung liegt laut Anna-Margaretha Sturm von der Landesamtsdirektion nicht vor: „Bei der Abteilung Gemeinden sind derzeit keine aktuellen Initiativen dazu bekannt.“ Dabei wäre eine Diskussion über eine Reduzierung der elf Stadträte oder zumindest deren Salär angesichts der Tatsache, dass sie nicht amtsführend sind, durchaus lohnend. Vielleicht überrascht uns ja die SPÖ gemeinsam mit der FPÖ noch mit einer Resolution ans Land. Andernfalls möge man bitte – wie vom Bürgermeister formuliert – „die Arbeit mit Hochdruck fortsetzen“ und von Populismus oder verbalen roten Revanchefouls absehen.

Fotos: Alexi Pelekanos, Herzberger, synto - Fotolia.com, Tiko Aramyan - Fotolia.com, Harald Eisenberger, pico - Fotolia.com

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


SHORTCUT URBAN

Fürbitten

Hebi

MaSSmode

Ein einzigartiges Integrationsprojekt etabliert sich erfolgreich in der Landeshauptstadt: Die Kattunfabrik. 15 Schneider aus vielen verschiedenen Ländern sind hier am Werken, lernen dabei die deutschen Fachbegriffe für ihren Beruf, sollen so in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die Wand in den Räumlichkeiten im Herrenhof dient als Vokabeltrainer: „Knopf“ steht da neben dem passenden Bild, oder „Schrägband“, „Stoff“ etc. „Die Menschen, die hauptsächlich unsere Kleidung nähen, in Syrien oder Pakistan etwa, machen das jetzt vor Ort“, schildert Kattunfabrik-Gründer Jimmy Nagy sein erfolgreiches Projekt, das nicht nur den Flüchtlingen einen Benefit bringt, sondern auch Einheimischen: In der Übungswerkstatt werden gern Aufträge angenommen, wird modische Maßkleidung für Vereinsmitglieder gefertigt. Neueste Aktivität ist ein Siebdruck-Workshop, in dem der Stoff für Hoodies bedruckt wird. Paten bekommen diese geschenkt, wenn sie einen Übenden bei den Fahrtkosten finanziell unterstützen. Alle Infos unter www.kattunfabrik.at

Bahn boomt Bahnfahren ist In – das beweisen die neuesten Zahlen der ÖBB. Um beachtliche 19 Prozent mehr Fahrgast-Kilometer verbuchte die Bahn im ersten Quartal auf der Strecke St. Pölten Wien. Weil der St. Pöltner Hauptbahn-

hof als Taktknotenpunkt fungiert, weil die schnellen REX zum Westbahnhof weitere Frequenz bringen und weil die Landeshauptstädter die direkte Verbindung zum Flughafen schätzen, analysiert ÖBB-Pressesprecher Christopher Seif. Dieses Angebot nutzen übrigens auch vermehrt Flug-Gäste aus dem Umland, die ihr Auto in der Park & Ride-Anlage abstellen – ein weiteres Plus für St. Pölten. Die ÖBB wollen ihr Angebot noch weiter ausweiten. Hoffentlich mit noch mehr Verbindungen nach Schwechat und insbesondere auch mehr nach-mitternächtlichen Angeboten von Wien nach St. Pölten. Aktuell fährt der letzte Zug nämlich um 23.54 Uhr. Für Wien-Nachtschwärmer und Konzertbesucher zu früh!

„Wir bitten Dich, erhöre uns“, murmelte ich in Andacht versunken auf die vom polnischen Ortspfarrer zeitpunktorientiert formulierte Fürbitte um christliche Politiker, als mir dämmerte, dass ich ja vorgestern per Wahlkarte für den Heiden Van der Bellen gestimmt hatte. Wie überhaupt in politicis in diesen Tagen ziemliche Konfusion innerhalb von Gottes Bodenpersonal herrschte. Weihbischof Laun wurde wieder einmal verhaltensauffällig mit einem Plädoyer für Hofer, während sich die Katholische Frauenbewegung bemüßigt sah, Van der Bellen auf den Schild zu heben. Eigentlich hätten wir ja, ständestaatgeprüft, gemeint, solche Sachen längst nicht mehr zu brauchen. Aber auch die Kinder dieser Welt verfielen allerorts in grenzwahnsinnige Hysterie. „Alpenrepublik unversöhnlich gespalten“ titelte „Die Welt“ in Hamburg. „Zerrissen“ seien die Ösis, tiefe Gräben durchzögen des deutschen Michels liebstes Urlaubsland. Nur weil es bei den Wahlen mit 50,3 zu 49,7% einmal auf Spitz und Knopf ging – genau dieses Ergebnis wies übrigens auch das Städtchen Lilienfeld auf. Fahren sie hin, schauen sie sich die Katastrophe an. Es gilt halt auch für Journalisten: Man hat nicht eine Meinung, weil man Gründe hat, man findet schon die passenden Gründe, wenn man eine Meinung hat … Ängstigen wir uns doch nicht ständig vor der „Polarisierung“, sie ist nur die etwas hantige Schwester des Engagements. Nützen wir lieber die Chancen der jüngsten Politisierung. Tatsächlich zu fürchten haben wir uns nur vor Demokratieverdrossenheit und Wurstigkeit! Und lächeln wir durchaus wieder dann und wann: Die Grünen, mit der Arena-Besetzung haben sie begonnen – und jetzt ziehen sie vom Palais Auersperg ins Palais Schönburg und ihr Hero zieht in die Hofburg.

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Die schweigende Mehrheit? Um ihren Ruf wird die tschetschenische Bevölkerung St. Pöltens kaum jemand beneiden. Neben Problemen am Bahnhof, die sich mittlerweile weitgehend gelegt haben, sind Menschen tschetschenischer Herkunft kürzlich erst wieder im Rahmen eines Dschihadismus-Prozesses am Landesgericht in die mediale Aufmerksamkeit geraten. Wie viel Substanz steckt hinter den Vorurteilen und wie nehmen Betroffene die Situation wahr? 8


TEXT: Sascha Harold | Fotos: Matthias Köstler, ZVG/STeppenwolf

E

nde Februar wird das Jugend­ zentrum Steppenwolf zum Ort des Austausches zwischen Ju­ gendlichen aus Tschetschenien und lo­ kalen Medienvertretern. Im Sesselkreis wird über das Thema des heutigen Abends gesprochen: Die Berichterstat­ tung über Tschetschenen in St. Pölten. Nicht erst seit einem Zwischenfall am Hauptbahnhof Ende des vergangenen Jahres steht die tschetschenische Community im negativen Scheinwer­ ferlicht. Die Berichterstattung, ist hier der Tenor, sei dabei Teil des Problems und erschwere die Integration für all jene, die sich nichts zuschulden kom­ men lassen. Einer der Jugendlichen führt aus: „Arbeitgeber, die hören, woher ich komme, sind sofort nega­ tiv eingestellt wegen des schlechten Rufs, den wir nicht verdienen.“ Einige würden bei Bewerbungen ihre Nati­ onalität nicht nennen, andere führen Russland als Herkunftsland an – das sei nicht so negativ besetzt. Im Verlauf der Debatte geht es schließlich um die Frage, wann die Nennung einer Na­ tionalität im Zuge der Berichterstat­ tung wirklich notwendig ist. Einheit­ liche Regelungen fehlen hier. Barbara Obernigg, Leiterin des Steppenwolf, findet, dass gezielt Stimmung gemacht würde. „Die Nationalität wird nur in negativen Zusammenhängen er­ wähnt. Gibt es Probleme, waren es die Tschetschenen, bei positiven Beispie­ len, etwa im Sport, wird ein Tsche­ tschene dann plötzlich zum Österrei­ cher.“ Ein Jugendlicher ergänzt: „Es sind vielleicht zehn Prozent die Pro­ bleme machen, der Rest will einfach hier leben und sich integrieren.“ Es geht um Vorurteile, erschwerte Job­ suche, verzerrte Berichterstattung – die Grundlagen der Klischees bleiben zunächst außen vor.

Radikalisierte Generation Freitag, der 28. April, im Landesge­ richt St. Pölten. Bereits zum zweiten Mal steht ein 15-jähriger türkischer Staatsbürger vor Gericht, ihm wird die

KOMMUNIKATION. Das Jugendzentrum Steppenwolf lädt regelmäßig zu Gesprächsrunden, wo die Lebenswelt der Tschetschenen im Gespräch mit allen Beteiligten thematisiert wird.

Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation vorgeworfen. Als Zeu­ gen sind tschetschenische Jugendliche geladen, die mit dem Angeklagten in regem Austausch über den sogenann­ ten Islamischen Staat gestanden ha­ ben sollen. Schon einige Zeit zuvor warnt im Sommer 2014 die damalige Innenministerin vor österreichischen Dschihadisten, viele davon aus der tschetschenischen Bevölkerung. Ge­ messen an der tschetschenischen Gesamtbevölkerung (siehe Infobox) ist der Anteil radikalisierter Jugend­ licher zwar sehr klein, in der dschi­ hadistischen Szene nehmen sie aber einen prominenten Platz ein. Generell sind im syrischen Krieg auch einige kaukasische Gruppen auf teils ver­ schiedenen Seiten aktiv. Das Deutsche Institut für Sicherheit und Internatio­ nale Politik stellt für 2014 zumindest vier militärische Gruppen fest, die von Tschetschenen angeführt werden und allesamt dem dschihadistischen Umfeld zuzurechnen sind. Das ist mit ein Grund, warum die Rekrutie­ rung potenzieller Terroristen gerade in der tschetschenischen Community auf vergleichsweise fruchtbaren Bo­ den fällt. Für den Politologen Thomas Schmidinger ist das allerdings nur ei­

ner von mehreren Aspekten. „Starke Stigmatisierung, Kriegstraumatisie­ rung und dysfunktionale Familien­ strukturen sind die Gründe für Anfäl­ ligkeit gegenüber Radikalisierung.“ Die tschetschenische Diaspora in europäischen Ländern bildete sich erst in den letzten 25 Jahren als Folge des ersten Tschetschenien-Kriegs nach Zusammenbruch der Sowjetunion. Zugrunde, so Schmidinger, liegt der Situation allerdings eine militärische Auseinandersetzung mit Russland, die im Großen und Ganzen bereits seit dem 18. Jahrhundert andauert. „Es geht hier um einen klassischen Kolonialkonflikt, der so lange blei­ ben wird, bis Russland sich aus der Region zurückzieht.“ Ein Befund, der wenig Anlass zur Hoffnung gibt. Die aktuelle Situation in Tschet­ schenien ist zwar nicht mehr so pre­ kär wie früher, funktionierende staat­ liche Strukturen fehlen allerdings und Korruption ist weiterhin ein Problem. Auch Präsident Ramsan Kadyrow, ein Vertrauter Putins, genießt in der Bevölkerung kein hohes Ansehen. Schmidinger weiter: „Der Konflikt hat sich teilweise auf Nachbarregi­ onen verlagert, die verbliebenen Geg­ ner des Regimes sind, nachdem

Es sind vielleicht zehn Prozent die Probleme machen, der Rest will einfach hier leben und sich integrieren. tschetschenischer Jugendlicher MFG 06.16

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säkulare Nationalisten weitgehend vertrieben wurden, islamistische Gruppen.“ Die Gesellschaft selbst sei durch dschihadistische und islamische Einflüsse konservativer als noch vor 20 Jahren, so der Wissenschaftler. Heimat braucht Perspektive Das Fehlen effizienter staatlicher Strukturen in Tschetschenien wird auch von in Österreich lebenden Tschetschenen bestätigt. Zurück will fast niemand. Auch Magomed nicht. Der heute 21-Jährige ist mit acht Jah­ ren aus Tschetschenien mit seinem Onkel und seiner Oma geflüchtet und hat in Österreich Asyl erhalten. Sieben Jahre danach sind Vater und Mut­ ter nachgezogen. Nach drei Jahren sprach er gut Deutsch und besuchte Haupt- und Handelsschule, letztere brach er allerdings nach zwei Jahren wieder ab. Als Jugendlicher boxte er im Verein, heute arbeitet er für die Vo­ est in Traisen und ist seit zwei Jahren mit einer Tschetschenin verheiratet. Seine Zukunft sieht er in Österreich, Tschetschenien biete ihm keine Per­ spektiven. Mit Vorurteilen hat auch er

zu kämpfen. „Sobald jemand Tschet­ schene hört, heißts sofort, die sind alle radikal und religiös, aber wir sind nicht alle schuld, wenn ein paar nach Syrien fahren.“ Es seien auch in St. Pölten immer wieder dieselben, die Probleme machen würden. Dass der Bahnhof so in den Fokus gerückt ist, hat für Magomed aber pragmatische Gründe: „Das ist für viele einfach der Treffpunkt. Die haben nichts zu tun, treffen sich dann halt am Bahnhof und gehen dort spazieren.“ Er beschreibt sich selbst als religiös, besuchte auch den Islamunterricht, grenzt sich aber deutlich von radikaleren Strömungen ab. Respekt vor anderen sei das Wich­ tigste, wer das nicht einhalte, lebe für ihn nicht nach dem Islam. Dass seine Frau ein Kopftuch trägt, war sein Wunsch, sie hätten aber einvernehm­ lich entschieden. Der Umgang mit an­ deren Glaubensrichtungen ist für ihn kein Problem: „Ich beurteile andere nicht nach Religion. Wenn jemand gut zu mir ist, bin ich auch gut zu ihm.“ Mehmet Isik, Obmann des Isla­ mischen Kulturvereins in der Herzo­ genburgerstraße, kennt die Probleme der Radikalisierung zumindest in seinem Verein nicht. „Radikalisierte findet man eher nicht in der Moschee. Von 264 Personen, die laut Innenmi­ nisterium nach Syrien oder in den Irak gefahren sind, haben nur fünf Prozent eine Moschee besucht“, erklärt Isik. Fielen im Verein oder der Moschee radikalisierte Jugendliche auf, suche man das Gespräch, als letzter Schritt stünde theoretisch der Gang zum Ver­ fassungsschutz. Angesprochen auf die tschetschenische Community führt er aus: „Tschetschenen besuchen die Moschee und verrichten ihre Gebete, bleiben aber eher zusammen. Kontakt zu anderen Gläubigen gibt es weni­ ger.“ Zehn bis 15 Prozent macht ihr Anteil an den Besuchern aus.

Kriminalität Dass es auch in der tschetschenischen Community Probleme gibt, denen man sich stellen muss, damit hat Strafverteidiger Rudolf Mayer Er­ fahrungen gesammelt. Im Büro des Anwalts, der auch in einem Favorit­ ner Boxclub aktiv ist, steht ein Foto des „Stiers von Serbien“, Edip Seko­ witsch, ehemaliger Box-Weltmeister, der in Wien vor acht Jahren von einem Tschetschenen getötet wurde. Mayer war der Verteidiger im St. Pöltner Dschihadismus-Prozess Ende April und sieht Elemente des Islam durchaus kritisch. „Im Koran gibt es viele Suren, die zu Gewalt aufrufen. Die, die man dann radikal nennt, be­ rufen sich ja genau auf das, was dort steht“, meint er. Auch der christliche Glaube, so der Anwalt weiter, hätte sich im Zuge der Aufklärung ja nur deshalb so entwickelt, weil davor eine Entmachtung der Kirchen stand – freiwillig hätte die sich nicht refor­ miert, schmunzelt er. In der tschet­ schenischen Community, in die er sowohl durch seine Arbeit als Anwalt, als auch durch den Boxverein Ein­ blick hat, sieht er in punkto Religion gemischte Tendenzen. „Aber natürlich gibt es auch Radikale“, ist der Straf­ verteidiger überzeugt. Problematisch werde es, wenn der Glaube missio­ narischen Charakter annehme. Ma­ yer wird oft generalisierend, wenn es um kulturelle Unterschiede geht, als Beispiel wieder der Boxclub: „Wenn ich zu einem Österreicher sag, streng dich an, sagt er ‚wozu?‘ Wenn ich das zu einem Tschetschenen sag, macht er statt zehn 50 Liegestütz bis ihm die Arme abbrechen“, meint er und spricht auch die Notwendigkeiten aufseiten der Aufnahmegesellschaft an. „Man erwartet immer, dass die Leute, wenn sie über die Grenze tre­ ten, ihre Religion, ihre Kultur und

Wenn ich zu einem Österreicher sag, streng dich an, sagt er ‚Wozu?‘ Wenn ich das zu einem Tschetschenen sag, macht er statt zehn 50 Liegestütz bis ihm die Arme abbrechen. Rudolf Mayer 10


Die schweigende Mehrheit?

ALLE RADIKAL? „Sobald jemand Tschetschene hört, heißt‘s sofort, die sind alle radikal und religiös, aber wir sind nicht alle schuld, wenn ein paar nach Syrien fahren!“, sagt Magomed.

Lebensweise ablegen würden. Das ist naiv!“ Unterschiedliche Weltbilder seien ein Faktum, das es zu adressie­ ren gelte, vom Gleichheitsanspruch hält er wenig. „Zu sagen: ‚Alle sind gleich‘, das ist absurd. Wenn ich un­ terschiedslos behandle, bekomme ich negative Resultate.“ Um Probleme zu bekämpfen, müsse ohne ideologische Scheuklappen unter großem finanzi­ ellen und personellen Aufwand an die Sache herangegangen werden. Was den Vorwurf der überbor­ denden Kriminalität betrifft, so kann dieser übrigens nicht besätigt werden. „Im Jahr 2015 wurden in St. Pölten gesamt 2000 Tatverdächtige ausge­ forscht, davon etwas mehr als 70 rus­ sische Staatsbürger, was einem Anteil von etwa 3,5% aller Tatverdächtigen entspricht. Nachdem ‚Tschetschene‘ keine Staatsbürgerschaft ist, werden sie unter Russische Föderation zusam­ mengefasst“, erläutert diesbezüglich Oberst Markus Haindl von der Lan­ despolizeitdirektion. Die Sache mit der Kultur Auf kulturelle Unterschiede, vor allem auf das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, geht eine Sozialarbei­ terin näher ein, die anonym bleiben möchte. „Wir haben in der tschet­ schenischen Bevölkerung, die wir be­ treuen, verschiedene Probleme. Zum einen gibt es die, die kein Vertrauen

in den Staat haben und von daher Schwierigkeiten, sich der staatlichen Struktur anzupassen.“ Bei den gebil­ deteren Tschetschenen, so die Sozial­ arbeiterin weiter, gebe es dagegen an­ dere Herausforderungen: „Wir haben beispielsweise einen Akademiker, der seine Ausbildung in Österreich nicht anerkannt bekommt und sich mit Hilfsarbeiterjobs über Wasser halten muss. Sowas frustriert natürlich.“ Viel beschäftigt ist sie naturgemäß auch mit sozialen Härtefällen, meist Männern ohne Ausbildung, die wenig Interesse an Integration zeigen und ihr gegenüber oft keinen Respekt ha­ ben. Das Geschlechterverhältnis ist generell ein großes Thema, in einigen Fällen werden Sozialtransfers mittler­ weile den Frauen überwiesen, weil die Männer das Geld zuvor regelmäßig in Wettlokalen verspielt hätten. Oft, so schildert sie, würden Frauen von sich aus die Initiative ergreifen wol­ len und beispielsweise Deutschkurse besuchen. Ein Problem ist dabei, dass diese nur dann vom AMS genehmigt werden, wenn jemand dem Arbeits­ markt grundsätzlich zur Verfügung steht – bekommt eine Frau also Kin­ der, fällt sie für einige Zeit aus dem System und ist auch von Deutsch­ kursen ausgeschlossen. Gerade in der tschetschenischen Community, in der vielfach das Rollenbild der Frau als Hausfrau und Mutter verbreitet ist,

kann das zum Problem werden. Der Zwang ist dabei in einigen Fällen so groß, dass auch die Entscheidung Kinder zu bekommen nicht mehr von den Frauen getroffen wird, schildert die Sozialarbeiterin weiter. Einige der Betroffenen würden dann an hel­ fende Stellen verwiesen, Scheidungen werden vereinzelt als letzter Ausweg wahrgenommen. Schon in der Kinder­ erziehung ortet sie hier das Problem: „Die Burschen werden oft behandelt wie Könige, während Frauen für den Haushalt da sind.“ Der schwierige Zugang zu tschet­ schenischen Mädchen ist auch Ober­ nigg bewusst. Im Steppenwolf wurde deshalb vor zwei Jahren ein spezi­ eller Mädchentag eingeführt. Dass Jugendzentren generell aber eher von Burschen frequentiert werden, sei ein allgemeines Phänomen über alle Bevölkerungsgruppen hinweg. Die Zukunftsperspektiven schätzt Ober­ nigg so ein: „Es wird eine Generation brauchen bis sich traditionelle Rollen­ bilder, die ja auch bei uns noch nicht so lange her sind, ändern. Bildungsan­ gebote werden von den Mädchen bei uns aber sehr gut angenommen.“ Eine geschlossene Gemeinschaft? Kommt man mit St. Pöltnern

STATISTIK Statistische Daten über die Tschetschenische Bevölkerung Österreichs sind schwer zu finden, weil meist nur nach Staatsbürgerschaft unterschieden wird. Der Politologe Thomas Schmidinger geht jedenfalls von einer Zahl von etwa 20.000-30.000 Personen aus, verglichen mit anderen europäischen Staaten ist das eine große Community, im Verhältnis zu anderen Bevölkerungsgruppen in Österreich aber sehr wenig. Beim AMS St. Pölten sind laut Sprecher Thomas Pop mit Stichtag Ende April 173 Tschetschenen als arbeitslos vorgemerkt, davon 69 Frauen und 104 Männer. Die größten Herausforderungen sind laut AMS Sprachbarrieren und die Anerkennung vorhandener Ausbildungen. Für anerkannte Flüchtlinge hat das AMS deshalb sogenannte „Kompetenzchecks“ gestartet, die vorhandene Qualifikationen evaluieren und mögliche Weiterbildungsmaßnahmen aufzeigen sollen.

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Weiter gehtS

Michael Müllner

Foto: Marco2811 - Fotolia.com

Zwei Durchgänge einer Bundespräsidentenwahl und die St. Pöltner Gemeinderatswahl liegen hinter uns, dennoch komme ich Ihnen hier schon wieder mit Politik – sorry! Matthias Stadlers SPÖ nimmt, um ein Mandat gestärkt, die Arbeit im Gemeinderat auf. Als der Bürgermeister beim Wahlkampf-Auftakt von Zugewinnen sprach, taten sich selbst die treuesten Genossen schwer, an dieses Wunder zu glauben. Der generelle Frust mit den Regierungsparteien SPÖVP, die Angst und der Ärger quer durch die Bevölkerung wegen des Flüchtlingsthemas, eine alleinregierende Partei in einer Landeshauptstadt – ist das noch zeitgemäß? Dennoch machte Stadler ernst und konnte am Wahlabend jubeln. Die befürchtete Bequemlichkeit des Wählers, der eh alles super findet und darum am Wahltag daheimbleibt, wurde mit einer Materialschlacht kompensiert. Eine hervorragende Kampagne hob die Menschen „hinter“ den Politikern hervor. Stadlers Kampagnen-Claim „Weiter gehts“ brachte tatsächlich die zentrale Botschaft des Wählerwillens auf den Punkt: „Arbeitet weiter für die Stadt, dafür seid ihr gewählt!“ Ein scheinbar einfaches Erfolgsrezept – ohne parteipolitischen Hickhack, ohne Streit – das gefällt dem Wähler also. Wobei es natürlich auch einer gehörigen Portion Schizophrenie bedürfte, stünde sich St. Pöltens alleinregierende SPÖ selbst im Weg. Stadlers Plus also ein Plädoyer für das oft zitierte „klare Verhältnis“ oder gar ein Mehrheitswahlrecht (im Bund)? Wir werden sehen, wie er die nächsten fünf Jahre anlegt. Als Wahlgewinner und Kern-Buddy wird St. Pöltens Einfluss in einer SPÖ-geführten Bundesregierung steigen – was für die Stadt kein Nachteil ist. Ob es der erfolgsverwöhnten SPÖ gelingt, auch jene 41 Prozent mitzunehmen, die sie im April nicht gewählt hat, wird der wahre Test für die nächsten Jahre.

Die schweigende Mehrheit?

Man muss ihnen einfach sagen, wie das rüberkommt, wenn man in Gruppen vor den Eingängen der Geschäfte steht, das löst bei vielen ein ungutes Gefühl aus. DIETMAR FENZ tschetschenischer Herkunft ins Gespräch, stellt sich bald eine große Offenheit und Gastfreundlichkeit ein, so ist es beispielsweise üblich, Gästen beim ersten Besuch in der Wohnung ein Geschenk zu überreichen. Die Auskunftsbereitschaft ist grundsätz­ lich ebenfalls da, Ansprechpartner der Familien sind zumeist die Männer. Was noch fehlt ist die institutionelle Verankerung der tschetschenischen Bevölkerung. Während es in St. Pölten islamische, türkische und alevitische Vereine gibt, die für Stadt und Öf­ fentlichkeit als Ansprechpartner die­ nen, fehlen solche Strukturen in der tschetschenischen Community noch. Dietmar Fenz berichtet ebenfalls von Schwierigkeiten in der Anbahnung. „Wir versuchen jetzt die Treffen in den Jugendzentren zu forcieren und da regelmäßigen Kontakt aufzu­ bauen.“ Vor zwei Jahren habe es auch Treffen mit Älteren gegeben, derzeit gibt es aber von Seiten der Stadt kei­ nen Kontakt mehr. Oft müsse zu den Gruppenführern erst eine vertrauens­ volle Beziehung hergestellt werden. Am Beispiel des Bahnhofs erklärt

Fenz die grundsätzlichen Aufgaben der Integrationspolitik: „Man muss ihnen da einfach sagen, wie das rüber­ kommt, wenn man in Gruppen vor den Eingängen der Geschäfte steht – das löst bei vielen halt ein ungutes Ge­ fühl aus.“ Im Gedächtnis der Bewoh­ ner bleiben dann einzelne Vorfälle, die den Eindruck eines unsicheren Ortes schaffen. Da, wo der Kontakt besteht, funktioniert die Zusammen­ arbeit aber jedenfalls gut. Ohnehin meint Fenz, könne nur regelmäßiger Kontakt zu einer Verbesserung der Si­ tuation für alle beitragen. Hier wäre auch auf österreichischer Seite mehr Offenheit notwendig. An Sozialar­ beiter wird vielfach herangetragen, dass es schwer sei Freundschaften mit Österreichern zu schließen, auch von den Jugendlichen im Steppenwolf wird das so bekräftigt. Magomed be­ schreibt es so: „Bei einer tschetsche­ nischen Hochzeit ist es üblich, dass jeder einfach vorbeikommen kann, auch wenn er die Leute nicht kennt – alle dürfen kommen. Auf einer öster­ reichischen Hochzeit war ich noch nie eingeladen.“

DURCHS REDEN KOMMEN DIE LEUT‘ ZUSAMMEN. Und es entsteht im Idealfall mehr Sensibilität und Verständnis für die jeweils andere Seite, wenn alle willens dazu sind.

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MAGISTRAT ST. PÖLTEN

PREISWERT MIT DEM LUP FAHREN Neue LUP-Tickets ab 2016: das ÖKO-Shopping Monatsticket um nur 19 Euro, und ZeitkartenbesitzerInnen fahren um nur 2 Euro mit dem Anruf-Sammeltaxi. Das Tarifsystem des LUP bietet zahlreiche Vergünstigungen. Ein Blick auf mögliche Preisnachlässe und neue Vergünstigungen zahlt sich für die vielen BenutzerInnen allemal aus, um in der Landeshauptstadt noch preiswerter unterwegs zu sein. Noch günstiger mit Zeitkarten. Das neue ÖKO-Shopping Ticket kostet nur mehr 19 Euro und gilt für Fahrten zwischen 8.30 und 16.30 Uhr, der Tagespreis liegt hier bei 75 Cent. Das ÖKO Shopping Ticket zielt darauf ab, die Fahrgastzahlen außerhalb der Stoßzeiten zu heben und den Handel zu beleben. Alle Zeitkartenbesitzer zahlen darüber hinaus einheitlich nur mehr 2 Euro pro Fahrt mit dem Anruf-Sammeltaxi auf.

Jahreskarte wird ab 2017 noch attraktiver. Für regelmäßige Fahrten ist das Jahres­ ticket um 372 Euro zu empfehlen. Ab 2017 wird es kürzere Intervalle auf der Hauptachse, zwei zusätzliche Linien und eine noch bessere Abdeckung des Stadtgebietes geben. Der Betrieb an Sonn- und Feiertagen steht in Aus-

sicht. Der Preis für die tägliche Nutzung liegt dann bei nur mehr 1,01 Euro pro Tag. Weitere Informationen über Fahrpreisermäßigungen und die Vorverkaufsstellen sind auf der Homepage der Stadt St. Pölten unter www.st-poelten.gv.at zu finden.

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MFG URBAN

Die Hintertür bleibt geschlossen Thomas Wolfsberger hat aktuell den vielleicht undankbarsten Managerposten der Stadt. Der St. Pöltner Finanzchef „darf“ den Finanzausgleich, welcher heuer in seiner aktuellen Form ausläuft, mitausverhandeln. Ein Ritt durch die österreichischen Struktureingeweide, die unüberhörbar rumoren und ein „wunderbarer“ Beleg dafür sind, warum vieles so ist, wie es ist. Der Reformstau lässt grüßen.

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eit letztem Herbst wird in Sachen Finanzausgleich, der mit Ende 2016 ausläuft, zwischen Bund, Ländern, Gemeindebund und Städtebund verhandelt, und zwar, wie Wolfsberger stöhnt „im Wochentakt.“ Wobei das Stöhnen keiner Faulheit geschuldet ist „wenngleich wir bei Gott noch anderes zu tun hätten“, als vielmehr der Zähigkeit und teilweisen Blockadehaltung mancher Protagonisten. „Mit dem Endeffekt, dass das Ergebnis aus heutiger Sicht eher mau ausfallen wird.“ Soll hei14

ßen, die große Staatsreform durch die Hintertür, wie sie sich der Finanzminister in seiner Anfangseuphorie erhoffte, dürfte nicht zustande kommen. U. a. auch, weil die Verhandlungen „viel zu spät begonnen haben. Dass es einer grundlegenden Reform bedarf, weiß man seit Jahren, ein knappes Jahr vorher ist zu spät um damit zu beginnen“, schüttelt Wolfsberger den Kopf. Auch die Themenvorgaben durch den politischen Lenkungsausschuss würden den Prozess eher verschleppen als beschleunigen,

„weil vieles behandelt werden muss, was mit dem Finanzausgleich eigentlich gar nichts zu tun hat.“ Insbesondere die Länder, so hört man, sorgen diesbezüglich immer wieder für Schattenboxen und leere Kilometer. Gordischer Knoten Diese „Überfrachtung“ hängt auch mit der Zusammensetzung der Gremien zusammen. Im politischen Lenkungsausschuss sitzen neben Finanzminister Hans Jörg Schelling und dem Kanzleramtsminister für


TEXT: Johannes reichl | Fotos: matthias köstler, GRAFIKEN KDZ

DER FINANZAUSGLEICH – SO FUNKTIONIERT‘S Gemeinschaftliche Bundesabgaben 75,09 Milliarden Euro

Eigene Abgaben 14,49 Milliarden Euro

Ertragsanteile

Bund 48,39 Milliarden Euro (54%)

Eigene Abgaben

Länder 26,69 Milliarden Euro (30%)

Transfers

den Bund, St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler und Bregenz‘ Bürgermeister Markus Linhart für den Städtebund, sowie Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer für die Gemeinden auch sämtliche neun Finanzlandesräte, womit die Länder immer eine Mehrheit bilden. Auf Beamtenebene wird dieses „Missverhältnis“ noch eklatanter. „Während Bund, Städte und Gemeinden mit je zwei bis drei Personen vertreten sind, stehen den Ländern je nach Thema bis zu 20 oder mehr Personen zur Verfügung. Es liegt in der Natur der Sache, dass dadurch vieles blockiert wird“, so Wolfsberger. Wobei dies fürs Ergebnis im Grunde genommen egal ist: Dem Finanzausgleich müssen nämlich alle vertreten Körperschaften zustimmen. Und just darin liegt wohl die größte Nuss zu knacken, weil sämtliche Beteiligten auf ihre „wohlerworbenen“ Rechte beharren, auch wenn diese vielfach auf Improvisationen und diverse Kuhhandel zurückgehen. Aufgrund der zahlreichen Ausnahmen, Sonderregelungen, Nebenabsprachen etc. ist der Finanzausgleich, der erstmals 1948

gesetzlich festgeschrieben wurde, über die Jahre derart ausgeufert, dass „es in ganz Österreich heute wahrscheinlich gerade einmal fünf Personen gibt, die ihn wirklich noch komplett durchschauen“, so Wolfsberger. Jüngster Beleg für diesen Befund: Der Rechnungshof deckte auf, dass sich fünf Bundesländer bei der Zuweisung der Mittel an die Gemeinden verrechnet hatten! Der Finanzausgleich – so funktioniert‘s Stellt sich die Frage, wie der Finanzausgleich überhaupt im Groben funktioniert? Prinzipiell werden über den Finanzausgleich die durch den Bund eingehobenen Bundesabgaben – als größte Brocken seien hier die Lohnsteuer mit ca. 27 Milliarden sowie die Umsatzsteuer mit ca. 26 Milliarden genannt – auf die Gebietskörperschaften aufgeteilt. Insgesamt reden wir von etwa 81 Milliarden Euro (Stand 2015), die alljährlich in den Steuertopf sprudeln, wobei nach Vorwegabzügen für Gesundheits- und Pflegebelange etwa 78 Milliarden Euro tatsächlich zur Aufteilung kom-

Gemeinden 13,75 Milliarden Euro (15%)

Quelle: KDZ

men. Von diesem Kuchen erhalten die Kommunen rund 10 Milliarden Euro, die Länder zirka 16 Milliarden Euro, beim Bund selbst verbleiben knapp 52 Milliarden Euro. Neben diesen Ertragsanteilen gibt es noch sogenannte eigene Abgaben. Im Falle der Gemeinden handelt es sich hierbei insbesondere um die Kommunalsteuer und die Grundsteuer, welche die Kommunen selbst einheben und die auch direkt in die Gemeindekasse fließen. Die Länder hingegen heben keine eigenen Steuern ein. Doch zurück zur Verteilung der oben genannten Ertragsanteile durch den Bund: Im Falle des Gemeindeanteils ist es nicht so, dass dieser direkt vom Bund an die Kommunen fließt, sondern das Geld geht quasi einen Umweg über das Land, welches die Aufteilung vornimmt. Ist das Gros der Gelder klar vergeben, so sind 12,7% der Gemeindegelder für sogenannte Bedarfszuweisungen reserviert, das heißt das Land entscheidet selbst darüber, welche Gemeinden unter welchen Bedingungen aus diesen Mitteln bedacht werden. „Manche Bundesländer haben diesbeMFG 06.16

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MFG URBAN

züglich klare Richtlinien, andere hingegen sehr intransparente, so dass bisweilen der Eindruck entsteht, dass es zu einer wie auch immer motivierten Umverteilung kommt“, erklärt Wolfsberger. St. Pölten wird prinzipiell nicht mit Bedarfszuweisungen bedacht, Wr. Neustadt erst seit kurzem. Ein Schelm, der ob veränderter politischer Vorzeichen in Wr. Neustadt – die Südbahnmetropole hat nach Jahren der SPÖ Dominanz seit dem Vorjahr einen ÖVP-Bürgermeister – einen Zusammenhang zum plötzlich sprudelnden Geld vermutet. Ein anderer Aspekt, der den Kommunen im Umgang mit „ihrem Geld“ sauer aufstößt ist jener, dass die Länder vom Bund am 20. jeden Monats die Gelder bekommen, diese aber erst gut 20 Tage später, nämlich um den 10. des Folgemonats, an die Gemeinden weiterleiten. „Das Land verweist auf ein angeblich komplexes Prozedere, was in Zeiten der Digitalisierung aber eher unglaubwürdig klingt“, meldet Wolfsberger Zweifel an. Plausibler ist da schon der Verdacht, dass die Länder durch die verspätete Überweisung Zinsgewinne für sich selbst lukrieren. Dem Vorschlag des Bundes, die Gemeindegelder gleich direkt an die Kommunen zu überweisen, stehen die Länder ablehnend gegenüber. Die Sache mit dem Bevölkerungsschlüssel Wer bekommt aber überhaupt wie viel aus dem Finanzausgleich? Neben historisch entstanden Fixschlüsseln (die heute oft Wurzel von Ungleichgewichten darstellen), spielt selbstverständlich die Bevölkerungszahl die wichtigste Rolle. In einem ersten Schritt werden die Ertragsanteile der Gemeinden länderweise aufgeteilt – ca. 53% nach dem abgestuften Bevölkerungsschlüssel und 16% nach der Volkszahl. In einem zweiten Schritt werden die länderweisen Töpfe auf die einzelnen Gemeinden verteilt, hier vor allem über den abgestuften Bevölkerungsschlüssel (86%). Das heißt, je nach Einwohnerzahl wird mit einem 16

GORDISCHER KNOTEN. Wolfsberger erklärt in groben Zügen den Finanzausgleich, in seiner ganze Komplexität durchschauen ihn aber wohl „gerade einmal fünf Personen in Österreich.“

anderen Multiplikator gearbeitet, so dass große Kommunen und Städte mit mehr Aufgaben auch mehr Mittel aus dem Finanzausgleich erhalten. So die Grundidee des Modells, das bereits aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts stammt. Im Laufe der Jahre hat sich dieser Multiplikator aber sukzessive zu Ungunsten der größeren Kommunen verschoben. Betrug das Verhältnis einst knapp 0,4:1, erhielt eine große Kommune aus dem Finanzausgleich also pro Bürger mehr als doppelt so viele Mittel wie eine kleine, so ist das Verhältnis heute auf 0,69:1 geschrumpft! Rechnet man noch die diversen Transferleistungen weg, welche die Kommunen an das Land (für die Finanzierung der Krankenanstalten, der Sozialhilfe, der Jugendhilfe etc.) zu zahlen haben, „ergibt sich der Umstand, dass kleine Gemeinden heute proportional mehr Geld pro Bürger aus dem Finanzausgleich bekommen als etwa mittelgroße!“ Ein Umstand, der aus Sicht der „Großen“ ungerecht ist, weil große Kommunen nicht nur ihre eigenen Bürger versorgen müssen, sondern auch zahlreiche zentralörtliche Funktionen für das gesamte Umland erfüllen. Sie fordern daher die Mittelaufteilung nach einem „aufgabenorientierten Bevölkerungsschlüssel, einfach weil große Gemeinden vielfach höhere Ausga-

ben haben!“ Wolfsberger nennt zur Veranschaulichung Beispiele wie Kinderbetreuungseinrichtungen, den öffentlichen Verkehr „der in großen Kommunen ein wichtiges Thema ist und viel Geld kostet, denken wir etwa an die U-Bahn in Wien oder bei uns den LUP“ oder auch vermeintlich banale Einrichtungen wie eine Park & Rideanlage, „die ja auch zahlreichen Nicht-St. Pöltnern zu Gute kommt.“ Etwaiger Kritik, dass manche Einrichtungen quasi stadteigene „Spaßprojekte“ seien, eine Stadt z. B. nicht unbedingt ein Hallenbad braucht, hält Wolfsberger die zentralörtliche Funktion entgegen. „St. Pölten ist eine Schulstadt, und da gehört z. B. das Schulschwimmen dazu – allein deshalb brauchen wir ein Hallenbad! Je höher die Schulstufe ist, desto höher ist auch der Anteil auswärtiger Schüler. Im Fall der HTL oder der FH sprechen wir in St. Pölten von 80-90%!“ Die kleinen Gemeinden plädieren im Übrigen ebenfalls für eine Aufhebung des abgestuften Bevölkerungsschlüssels – freilich mit umgekehrten Vorzeichen. Sie sind für ein Verhältnis 1:1, „weil auch Landgemeinden Aufgaben und Bedürfnisse haben, die in großen Städten nicht vorhanden bzw. billiger sind“, so die Argumentation des Gemeindebundes. Und schon dreht sich munter das


Die Hintertür bleibt geschlossen

ST. Pölten und die Finanzen

„Wir stehen gut da!“ Thomas Wolfsberger verwaltet als höchster Finanzbeamter der Stadt ein jährliches Budget von knapp 166 Millionen Euro. Wir sprachen mit ihm über die KRAZAF-Lücke, Auswirkungen des RLBVergleichs und die Herausforderungen der nächsten Jahre. Eine Grundforderung der Städte im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen betrifft die Nebenfront „Grundsteuer“. Worum geht’s da? Die Wertgrenzen zur Bemessung sind seit 1983, also seit über 30 Jahren nicht mehr angehoben worden, was eine absolute Ungerechtigkeit darstellt – tatsächlich haben die Einheitswerte nichts mehr mit den aktuellen Werten zu tun. Dies hat auch Verfassungsrechtler auf den Plan gerufen und es steht die Befürchtung im Raum, dass die Regelung komplett gekippt wird. Der Bund zeigt bislang wenig Interesse dieses Ungleichgewicht zu reparieren, weil es sich in seinen Augen um eine Bagatellsteuer handelt – nur aus Sicht der Kommunen ist sie das natürlich nicht: Allein in St. Pölten reden wir hier von rund fünf Millionen Euro im Jahr!

Wenig Interesse hat der Bund auch daran, die Gelder aus der sogenannte KRAZAF-Lücke zurückzuzahlen. Im März hat der Nationalrat die Abwicklung des Fonds beschlossen. St. Pölten könnte damit um 23 Millionen Euro umfallen, die man fordert. Diesen Schritt haben wir natürlich mit Sorge verfolgt. Der Bürgermeister hat das Thema auch im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen angezogen, weil wir hoffen, vielleicht über diesen Weg das uns zustehende Geld zurückzubekommen. Aber in Wahrheit stehen wir relativ allein auf weiter Flur. Es geht ja um sehr viel Geld, die Lücke liegt mittlerweile bei rund 1,3 Milliarden Euro, wenn man alle ehemals spitalserhaltenden Gemeinden bedienen müsste! Bund, Länder und Sozialversicherung, die allesamt in den Fonds einzahlen müssten, zeigen daher wenig Interesse an einer Lösung. Und wir haben in Wahrheit auch alle nicht spitalserhaltenden Gemeinden gegen uns, die ja ebenfalls einzahlen müssten. Dass sich der Bund mittels Gesetz aus einer Zahlungsverpflichtung drückt, sehen wir jedenfalls als problematisch. Daher lassen wir derzeit von unserer Rechtsberatung die nächsten Schritte prüfen.

Würde das Nichtzurückzahlen eine Lücke ins Budget reißen? Nein, weil wir haben diese 23 Millionen Euro ja bereits als Schulden in den Büchern stehen, das dafür aufgenommene Darlehen läuft noch bis 2027. Natürlich wäre es schön, wenn wir noch zu diesen Geldern kommen, aber planen konnte ich schon bislang nicht damit.

Ein weiterer großer Schulden-Brocken ist nun durch den Vergleich mit der RLB in Sachen schiefgelau-

fene SWAP-Geschäfte dazugekommen. Wie schultert man diese Mehrbelastung? Prinzipiell haben wir das Budget in den letzten Jahren kontinuierlich so verbessert, dass wir im Unterschied zu vielen anderen Kommunen ausgeglichen budgetieren können. Daran ändert sich auch nichts mit der Aufnahme des Kredites in Höhe von 29,9 Millionen Euro. Wir hatten im Hinblick auf diesen etwaigen Fall auch schon vorsorglich begonnen, Rücklagen zu bilden. Natürlich steigt dadurch aber der Schuldenstand wieder an. Konnten wir diesen von 115 Millionen Euro im Jahr 2013 auf gut 85 Millionen 2014 hinunterfahren, so liegen wir jetzt wieder bei 117 Millionen Euro. Dadurch, dass wir dieses Kapitel aber nun endlich einer Entscheidung zugeführt haben, können wir besser planen. 2027 läuft der Krankenhauskredit aus, wenn auch der zusätzliche RLB-Kredit wegfällt, fallen wir um 80 Millionen Euro beim Schuldenstand runter – dann sind endlich alle Altlas­ ten bereinigt.

Das heißt, St. Pölten steht trotzdem gut da? Die gute Nachricht ist: Ja, wir stehen gut da. Die schlechte: Wir stehen gut da (lacht). Was ich damit sagen möchte: Seitens des Landes gibt es nicht viel Ambitionen, uns etwa über die Bedarfszuweisungen – wie andere Kommunen – zu unterstützen. Da heißt es: „Na, ihr brauchts das ja eh nicht.“ Und wir sind auch nach wie vor – und dies nach 30 Jahren Landeshauptstadt – aus der Regionalisierung ausgeschlossen, was eine große Ungerechtigkeit darstellt! Denn Nieder­österreich hat ja nicht nur ein Zentrum, sondern bekennt sich zu mehreren – denken wir an Krems als Bildungs- und Kulturstadt. Dann sollten aber auch alle gleich und fair behandelt werden. Eine Möglichkeit wäre zumindest, dass die Länder nicht 12,7% der Bedarfszuweisungen autonom verteilen, sondern nur mehr 8%. Der Rest könnte den Kommunen direkt zugutekommen.

Ein wirklicher Reformwurf scheint der Finanzausgleich nicht zu werden. Wären Gemeindefusionen, wie etwa in der Steiermark, ein Ansatz? Tatsache ist, dass in Niederösterreich Fusionen politisch schlicht nicht gewollt werden. Man setzt aber zunehmend auf Verbände, wo über Kommunalgrenzen hinweg Aufgaben gemeinsam abgewickelt werden. In diesem Kontext könnte St. Pölten für seine Umlandgemeinden sicher zahlreiche Leistungen erbringen, und zwar zu einem guten Preis/Leistungsverhältnis und auf juristisch abgesicherter Basis. Damit wäre allen geholfen.

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MFG URBAN

Die Hintertür bleibt geschlossen

„Wer-bekommt-wieviel-warumRingelspiel“. Der Teufel steckt im Detail Eine allgemeine Zielsetzung der Reformbemühungen ist daher eine Vereinfachung zu erreichen. Etwa, indem man von den diversen Ko-Finanzierungen abkommt und klare Zuständigkeiten schafft. „Kurzum – eine Körperschaft erfüllt eine Aufgabe, bekommt dafür aber auch alle Mittel. Z.B. könnte der Bereich Kindergärten ausschließlich bei den Kommunen angesiedelt werden, Soziales bei den Ländern und Gesundheit beim Bund.“ So das Ideal. Nachdem diese klare Strukturierung aber zugleich mit einem Verlust von Macht einherginge – denn wer zahlt bzw. mitzahlt schafft bekanntlich auch an bzw. hat zumindest etwas mitzureden – stehen die Chancen auf Umsetzung eher gering. Ebenso wie bislang keine Seite auf „wohlerworbene Rechte“, auch wenn sie aus heutiger Sicht noch so überholt sein mögen, verzichten möchte. „Nehmen wir das Beispiel Getränkesteuer. Diese wurde 2000 (!) abgeschafft, die Gemeinden bekamen nach dem durchschnittlichen Volumen der Jahre 1993- 1997 einen Ausgleich, der bis heute einfach fortgeschrieben wird. Die Situation heute ist aber eine gänzlich andere als vor 20 Jahren!“ Nur eines von unzähligen Beispielen, die in den Verhandlungen zäh verteidigt werden. Dieses Beharrungsvermögen hat auch dazu

ZÄHE VERHANDLUNGEN. Seit Herbst hat Wolfsberger in Sachen Finanzausgleich 800 Mails erhalten, es wurden über 30 Studien erstellt, die Unterlagen füllen bereits sechs Aktenordner.

beigetragen, dass offensichtliche Ungerechtigkeiten entstanden sind – etwa jene, dass ein unübersehbares Ost-West-Gefälle besteht: So bekommen die Länder Vorarlberg, Tirol oder Salzburg mehr an Ertragsanteilen pro Einwohner als die östlichen Bundesländer. Und darin wiederum offenbart sich der nächste Knackpunkt, der die Verhandlungen so schwierig macht: Die Konfrontationslinien verlaufen nämlich nicht nur zwischen den Körperschaften, also quasi Bund gegen Länder gegen Gemeinden, sondern sie verlaufen auch quer durch die jeweiligen Körperschaften selbst – bei den Bundesländern also auch zwischen Osten und Westen, bei den Kommunen

zwischen großen und kleinen. Wenig verwunderlich, dass Wolfsbergers Hoffnung auf einen wirklich großen Wurf daher eher endenwollend ist: „Nachdem es nicht mehr Geld gibt, weil schlicht nicht mehr Geld da ist, müsste irgendjemand auf irgendetwas verzichten. Es kann nämlich keine Reform des Finanzausgleichs geben, wo alle Gewinner sind!“ Dafür scheinen schon die Verlierer festzustehen: Zum einen die Steuerzahler, die die teuren Doppelgleisigkeiten weiter finanzieren müssen, zum anderen die Bundesregierung, der man einmal mehr Reformunfähigkeit vorwerfen wird, obwohl die wirklichen Bremser an ganz anderer Stelle sitzen.

FInanZkraft DER Kommunen vor und nach TransferLeistungen 0 bis 500 EW

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Ertragsanteile und eigene Steuern nach Transfers

Quelle: KDZ


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Das Duo Christine Gegenbauer und donhofer. hat die 2.000-Seelengemeinde Karlstetten im Kunstprojekt „Karlopolis“ zur Großstadt gemacht. In vier Tagen ist so einiges vom Spiel mit der Utopie in die Realität geswitcht. Also: Experiment geglückt.

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enn die Künstler wollten mit ihren interaktiven Performances und Installationen Großstadtphänomene aufzeigen, sichtbar machen, wie sich das Leben im urbanen und im ländlichen Raum unterscheidet. Übrigens: In 50 Jahren werden 70% der Weltbevölkerung in Städten leben, denn Verstädterung ist ein Megatrend. Das sagen die Forscher des Zukunftsinstituts, die St. Pöltens Stadtentwicklungs-Visionen vor zehn Jahren auf die richtige Schiene gebracht haben. Und sie bestätigen: Die Landeshauptstadt fährt in eine aussichtsreiche Richtung. Die Metropole Karlopolis ist aber noch weit weg. Millionendorf „Karlopolis“. Massen von Menschen wanderten entlang der bunten Graffiti-Wall Richtung Schlossplatz, starrten auf die weißen Quader am Sportplatz, suchten Bestätigung bei den anderen Eröffnungsgästen: „I vasteh’s net.“ Karlopolis nämlich, das Kunstprojekt von Christina Gegenbauer und donhofer., das ein Wochenende lang Karlstetten zum Millionendorf machte, mit allem, was zu einer Metropole gehört: Verkehrschaos, beleuchtete Konsumtempel, Straßenkunst und Kultur. Gegenbauer und donhofer. thematisierten in ihrem interaktiven Projekt die unterschiedlichen Formen des Zusammenlebens in Stadt und Land, übertrugen Großstadtphänomene wie Anonymität, Reizüberflutung und Überwachung ins Dorf, spielten mit Installationen und Aktionen im öffentlichen 20

Raum von Karlstetten. Neben der 140 Meter langen Graffiti-Wand zum Austoben für Sprayer gab’s auch eine U-Bahnstation mit vielen wartenden Menschen(puppen) und Peitscherlbuben-Mercedes davor. Und der exklusive Club „Amore“ versprach facettenreiche Freuden der Erotik. Unverständlich für einen g’standenen Karlstettner, der Bürgermeister Anton Fischer nach der Fronleichnamsprozession wegen des Lusthauses im temporären Spiel empört zur Rede stellte: „Schamst di net?“ Auch die Verkehrssituation im Millionendorf ließ das

STAUGEFAHR. Karlopolis-Rush-Hour mit Bobby Cars.


TEXT: Beate Steiner | Fotos: Ina Aydogan, krasa, Martin joppen

Spiel in die Wirklichkeit kippen. Bei der täglichen Rush und Bildungsstandort, Kultur- und Gesundheitsstandort, Hour, verursacht durch Bobby Cars, kollidierte ein älsie müssen Grünräume und Erholungsmöglichkeiten anteres Ehepaar mit einem Kinderauto, erregte sich darübieten und den gewachsenen Kern erhalten und pflegen.“ ber und wurde von der wütenden Menge beschimpft. Die Die Zukunftsforscher sprechen da von „Great Cities“ – nicht groß, aber mit dem Anspruch, großartig zu sein: meisten Einheimischen aber spielten gern mit, bauten mit Wachstum mit starken Wurzeln statt Reißbrett. Bauklötzen ihre Stadt auf der riesigen Luftaufnahme von David Mock sieht St. Pölten unter diesen Aspekten in Karlstetten, die am Sportplatz ausgebreitet war – oder sie eine positive Zukunft steuern, denn „die beschriebene suchten dort ihr Haus und ihren Garten. Das war nicht Vielfalt ist gegeben.“ Die immer leicht zu finden im in Schwerpunkte in Richtung Bezirke aufgeteilten MillioStädte mit Zukunft „Centrope Stadt“, Innovanendorf mit St. Pölten als 10. tions- und Kreativstadt und Bezirk. setzen auf ein qualitavor allem die Entwicklung Anonymität wie in der tives Wachstumsmodell. zur „Gesundheitsstadt“ U-Bahnstation, ReizüberfluDavid Mock, Trendforscher seien richtig gewählt: „Die tung und Überangebot wie Bevölkerung wird im Durchin den Konsumtempeln, Verschnitt weiter altern und will dabei gesund bleiben — kehrsinfrastruktur und kulturelle Vielfalt, mehr Bildungs­ auch das ist ein Megatrend.“ Entscheidend sei jetzt noch, angebote und größere Job-Chancen, ein vielfältigeres Freidass die Infrastruktur fit und dass die Stadt durch kluge zeitangebot und bessere medizinische Versorgung – all das Verkehrskonzepte verbunden gehalten wird, „denn das sind Phänomene, die mit Urbanisierung verbunden sind. Wachstum soll ja einen Rahmen haben.“ David Mock: Auch die steigende Kriminalität. Und die zeigte sich unge„St. Pölten ist auf einem guten Weg, auch als urbaner Anplant zum Abschluss des Großstadtspiels: Teile der Utopieziehungspunkt für die umgebende Region.“ Stadt wurden von Vandalen zerstört: „Das war der Geist von Karlopolis“, kommentierte donhofer. St. Pölten wird urbaner. Von einer Metropole wie dem erdachten Karlopolis ist Niederösterreichs Landeshauptstadt noch weit entfernt. Allerdings ist St. Pölten im österreichischen Maßstab auch keine Kleinstadt mehr. Sagt David Mock, Trend-Analyst am Zukunftsinstitut und Autor des Kapitels „Urbanisierung“ in der aktuellen MegatrendDokumentation des Zukunftsinstituts. Überhaupt greife die Kategorisierung zu kurz: „Urbanisierung, also Verstädterung, ist ein Megatrend, der weltweit wirkt, und da geht es um ganz andere Dimensionen“, erklärt der Trendforscher. Er sieht eine Auseinandersetzung zwischen dem asiatischen Modell der Megacity und den europäischen Städten als Basis unseres Kulturmodells. Als Beispiel nennt Mock Chongping, die Stadt, die in China am stärksten wächst. Fast 30 Millionen Menschen leben da. Es dominiert Einheitsarchitektur, traditionelle Stadtteile mussten Wolkenkratzern weichen, die Stadtfläche ufert aus, hat etwa die Fläche von Österreich. „Das ist ein quantitatives Modell, Wachstum um fast jeden Preis“, so Mock. Demgegenüber steht das europäische Stadtmodell: gewachsene, dicht verbundene Städte mit einem klaren Stadtkern. David Mock: „Dieses Modell wird gerade neu erfunden. Städte mit Zukunft setzen auf ein qualitatives Wachstumsmodell, dafür müssen sie nicht groß sein. Aber sie müssen einen ganzheitlichen Anspruch an die Qualität der Stadt haben, alles sein und auch alles sein wollen: Wirtschafts-

Die Karlstettner werden angeregt, gemeinsam mit den Besuchern über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ihres Ortes zu reflektieren. Christina Gegenbauer und donhofer. MFG 06.16

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Wir müssten nur wollen Wenn Sie sich für Lokalpolitik interessieren, dann tun Sie sich in St. Pölten schwer. Was hat der Gemeinderat beschlossen? Wer stimmte dagegen? Mit welchem Argument? Wenn es um Transparenz geht, ist St. Pöltens Politik gschamiger als nötig.

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nser Leben ist geprägt von der zunehmenden einfachen Verfügbarkeit von Information. Wir sehen im Geschäft eine schöne Uhr – ein paar Handgriffe am Smartphone und schon wissen wir, ob der ausgezeichnete Preis angemessen ist. Empfehlen uns Freunde per WhatsApp ein Lokal, googeln wir zuerst die aktuelle Speisekarte und fragen dann Siri um den Weg. Ganz normal im digitalen Informationszeitalter. Vereinzelt geht es aber noch steinzeitlich zu.

Ein Ass im Ärmel Wenn der St. Pöltner Bürger seine oft zitierte Politikverdrossenheit mit echtem Interesse an Lokalpolitik bekämpfen möchte, dann legt ihm sein gewählter Gemeinderat bis dato schier paradoxe Steine in den Weg. Ein Vergleich: Sie hören im Radio, dass heute im Nationalrat wieder verhandelt wird. Wenn Sie dem Geschehen folgen wollen, so können Sie live über das Internet die Reden und das Abstimmungsverhalten verfolgen. Sie 22

können sich ausgewählte Redebeiträge ansehen. Und mit etwas Mühe ist es auch möglich, in Protokollen zu suchen und zu recherchieren – was haben „unsere“ Nationalräte so gemacht, in den letzten Monaten? Auch im niederösterreichischen Landtag zog vor Jahren Transparenz ein. Die dorthin gewählten Politiker zeigen sich „live“ im Fernsehen – auch wenn das nicht immer nur vorteilhaft ist, wie manche YoutubeHits von stammelnden Mandataren zeigen. So ist das Leben, manchmal verhaschpelt man sich eben. Interessiert es sie, wieso Sie als Nieder­ österreicher plötzlich mehr GIS zahlen müssen als Bürger in anderen Bundesländern? Das Land macht es relativ leicht, die Entstehung von Gesetzen nachzuvollziehen. Da kann man dann schauen, warum eine Gesetzesvorlage so geschrieben wurde und welche Bemerkungen die unterschiedlichen Stellen im Rahmen der Begutachtung gegeben haben. Das mag für die allermeisten Bürger we-

nig spannend sein. Aber es ist ein Ass im Ärmel des Bürgers, dass er relativ einfach überprüfen kann, wie ein Gesetz entstanden ist, wie sich einzelne Politiker, Parteien und Verbände konkret verhalten haben. Nur was man muss In St. Pölten ist das anders. Nun ist ein Gemeinderat natürlich kein Landtag. Es werden keine echten Gesetze beschlossen, aber natürlich haben die 42 Mandatare bei ihren monatlichen Treffen im Rathaus auch echte Entscheidungen zu treffen. Verordnungen des Gemeinderates regeln das tägliche Leben der Stadtbürger, schreiben Gebühren vor und stellen die Weichen, wohin sich die Stadt entwickelt. Diese Beschlüsse und ihre Grundlagen möglichst vielen Bürgern nachvollziehbar zu machen, wäre wohl ein zwingendes Ziel der Stadtpolitiker. Bisher macht man aber nur, was man unbedingt muss. Wenn Sie wissen möchten, was der Gemeinderat als Organ so tut, dann


TEXT: michael müllner | Fotos: Yabresse - Fotolia.com, JOSEF VORLAUFER, igor - fotolia.com, www.fotoprofis.aT, zvg

können Sie mindestens fünf Tage vor der Sitzung auf der Website des Magistrats (oder im Eingangsbereich des Rathauses) die Tagesordnung nachlesen. Die meisten Punkte werden in der öffentlichen Sitzung behandelt, jeder darf daran teilnehmen. Meistens verlängern aber nur Partei- und Magistratsangehörige ihren Arbeitstag und schaffen es an den Montagen nach 17:00 Uhr in die Sitzung. Dort treffen sie auf wenige Journalisten, die sozusagen „die Öffentlichkeit“ vermitteln sollen. Interessierte Bürger sind kaum auszumachen. Was man nun unterschiedlich interpretieren kann. Interessiert es sowieso keinen? Wieso also die krampfhafte Forderung nach mehr Transparenz, wenn es „eh keinen interessiert“, wie man im Rathaus mitunter hört? Nun, vielleicht deshalb, weil man mit einem einfacheren Zugang zum Politgeschehen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe erwischen würde? Würde man die öffentlichen Sitzungen des Gemeinderates aufzeichnen und den Leuten ermöglichen, diese live, aber auch später über die Website des Magistrats (also „on demand“) anzusehen, wäre dies wohl die wichtigste Aufwertung des Politgeschehens für St. Pölten. Im Wissen um mehr Zuhörer und Zuseher würden sich wohl auch die Mandatare von ihrer besten Seite zeigen. Die Quasi-Intimität der „sogenannten Öffentlichkeit“ wäre durchbrochen, das Ergebnis wären wohl geradere

Sätze, konstruktivere Auseinandersetzungen, ein korrekterer Umgang miteinander. Pessimisten malen an der Stelle wohl an die Wand, dass die Lokalpolitiker bei (für jedermann und jederzeit nachsehbarer) Öffentlichkeit zu mehr Hick-Hack und Konfrontation greifen würden. Nun, auch das ist denkbar, aber auch das zumindest ein Ergebnis zeitgemäßer Politkultur – die man dann immerhin breit kritisieren könnte, wenn sie sich als destruktiv herausstellt. Können ist nicht müssen Die Diskussion um Übertragungen der Gemeinderatssitzungen wurde in früheren Jahren rasch abgedreht: Das sei rechtlich nicht möglich, hieß es. Nun gab es im Vorjahr eine Änderung des Landesgesetzes, seither heißt es in § 26 des NÖ Stadtrechtsorganisationsgesetzes, dass der Gemeinderat beschließen kann, dass die öffentlichen Sitzungen übertragen und auf Abruf bereitgestellt werden. Kann-Bestimmungen haben Juristen gerne. Denn wenn man kann, dann muss man nicht. Ein Ermessensspielraum, der Raum für Zweifel lässt. Denn wenn man überträgt – worauf muss man aufpassen? St. Pöltens Magistratsdirektor Thomas Dewina hat mit der Formulierung somit auch wenig Freude. Er verweist auf Datenschutz und Haftungsfragen: „Wenn ein Mandatar über einen Dritten etwas Unehrenhaftes behauptet und der Dritte dann die Stadt klagt, weil wir diese Behauptung verbreiten – wie sieht es dann mit unserer Verantwortung aus?“ Zudem verweist Dewina auf die Kosten: „Wenn man sich ansieht, dass die Stadt an allen Ecken und Enden sparsam wirtschaftet, dann muss man sich schon überlegen, ob man bereit ist für so eine Übertragung Geld auszugeben. Dafür braucht man Juristen und Techni-

fragestunde Die Bürgerfragestunde wurde im Februar kurz vor der Gemeinderatswahl noch schnell als Resolution an den NÖ Landtag vom St. Pöltner Gemeinderat beschlossen. Das Land soll eine Rechtsgrundlage dafür schaffen, dass in Zukunft bei jeder Gemeinderatssitzung als fixer Tagesordnungspunkt eine „BürgerInnenfragestunde“ eingeplant wird. Technische und organisatorische Fragen sollen in einem breiten Diskussionsprozess im Vorfeld erläutert werden. Erfahrungenswerte kann man sich bei Tulln holen, dort gibt es dieses Instrument bereits. Ganz pragmatisch unterbricht der Bürgermeister nach der Eröffnung einfach die Sitzung für bis zu 30 Minuten. Jeder kann an die Gemeinderäte Fragen stellen und Anliegen formulieren – jedoch rechtlich unverbindlich.

ker – das kostet Geld. Und wie viele Leute schauen sich das dann wirklich an? Wäre das gut investiert?“ Im Linzer Gemeinderat werden nur Budgetsitzungen aufgezeichnet und zum Abruf bereit gestellt, ein länger diskutierter Antrag des NEOSMandatars Felix Eypeltauer wurde vor Kurzem mehrheitlich abgelehnt: „Es ging dabei nicht um rechtliche Fragen, sondern um die Kosten. Wir hätten einmalige Einrichtungskosten von ein paar hundert Euro gehabt. Jede Sitzung hätte dann rund 1.500 Euro gekostet, ein Kameramann hätte dafür dynamisch das Geschehen im Saal aufgezeichnet und die Redner gefilmt. Das hätten wir uns schon leisten können, aber die Mehrheit wollte diese ‚Besuchergalerie des 21. Jahrhunderts‘ halt noch nicht.“ Doch zurück nach Niederösterreich. Waidhofen an der Ybbs und Krems an der Donau sind beide Statutarstädte – und unterliegen somit den gleichen Rahmenbedingungen wie St. Pölten. Beide Städte streamen ihre Gemeinderatssitzungen live und stellen sie danach auf Abruf zur Verfügung. In Krems ist

Ich verstehe nicht, wieso immer alle nach mehr Transparenz schreien. Ich denke, dass die Verwaltung absolut transparent arbeitet. magistratsdirektor thOMAS DEWINA

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Kurz dargestelllt So unterschiedlich handhaben Städte Transparenz:

Tulln stellt auf seiner Website Gemeinderatsprotokolle und Audiomitschnitte zur Verfügung. Videoübertragungen sind nicht verfügbar. Bürger haben vor jeder Gemeinderatssitzung die Möglichkeit Anliegen vorzubringen und Fragen zu stellen – bis zu 30 Minuten wird die Sitzung dafür unmittelbar nach der Eröffnung unterbrochen. Krems überträgt seit Mai Gemeinderatssitzungen live und stellt sie auf Abruf im Internet zur Verfügung. Vom großen Interesse waren die Kremser positiv überrascht. Sitzungsprotokolle sind aus praktischen Gründen nicht online, was sich aber ändern soll, sobald der elektronische Akt in Krems eingeführt wird.

Linz dokumentiert die Sitzungen des Gemeinderates umfangreich – detailliert sind Abstimmungsergebnisse dargestellt, dank eines Wortprotokolls kann man jedes ausgetauschte Argument nachlesen. Derzeit werden nur die Budgetsitzungen übertragen und auf Abruf bereitgestellt.

Wiener Neustadt stellt Sitzungsprotokolle online zur Verfügung. Bei der Einladung zur Gemeinderatssitzung ist die Tagesordnung sehr umfangreich und stellt detailliert inhaltlich dar, welche Punkte dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

St. Pölten stellt die Tagesordnungen der Gemeinderatssitzungen online, Details zu den geplanten Beschlüssen erfährt man nicht. Auch nachträglich sind die genehmigten und somit freigegebenen Protokolle nicht online abrufbar, dafür muss man persönlich im Rathaus vorstellig werden. Der städtische Medienservice stellt nach jeder Sitzung eine sachlich-nüchterne Zusammenfassung der Beschlüsse auf der Website online – auf die zugrundeliegenden politischen Diskussionen verzichtet man dabei jedoch bewusst. Sitzungen werden nicht übertagen bzw. zum Abruf bereitgestellt.

man begeistert über die hohen Zugriffszahlen, die monatlichen Kosten der Übertragung liegen bei rund 300 Euro, wie Stadtsprecherin Doris Denk berichtet. Alle Fraktionen im Gemeinderat haben für die Übertragung der Sitzungen gestimmt. Dass St. Pölten hier an rechtlichen Hürden oder an den vermeintlichen Kosten scheitert, scheint zunehmend seltsam. Wo ein politischer Wille, da auch ein Weg? Oder um es mit der deutschen 24

SCHAU GENAU. Ein Video-Dienst zum Nachsehen der Gemeinderatssitzungen würde den Bürgern helfen, die Entscheidungen des Stadtparlaments ungefiltert nachzuvollziehen.

Band „Wir Sind Helden“ zu sagen: „(Wir) Müssen nur wollen“? Für Bürgermeister Stadler ist das Thema „eine rechtliche Tüftelei. Das Problem ist das Gesetz und nicht die Umsetzung oder die Kostenfrage. Die strengen Regelungen, etwa beim Recht auf das eigene Bild, sind hier hinderlich. Bedienstete des Magistrats müssten hier am Rande der Legalität arbeiten. Vielleicht nehmen andere Gemeinden das Risiko eines Gesetzesverstoßes in Kauf. Wir sind aber mit Anbietern in Gesprächen und versuchen die rechtlichen Fragen, insbesondere betreffend die Haftung zu klären.“ Cloud vs. 50 Cent „Was soll das überhaupt heißen, ein angeblicher Mangel an Transparenz“, fragt Magistratsdirektor Dewina grundsätzlich. Als oberster Beamter leitet der Jurist den St. Pöltner Magistrat. „Ich verstehe überhaupt nicht, wieso immer alle nach mehr Transparenz schreien. Ich denke, dass die Verwaltung absolut transparent arbeitet. Wir sollten hier aber nicht die Forderung nach mehr Bequemlichkeit für Mandatare mit dem Transparenz-Begriff vermischen“, so Dewina im Hinblick auf Diskussionen der letzten Zeit, wenn es um die politische Arbeit ging. So beschwerten sich in den letz-

ten Jahren Gemeinderäte darüber, dass die Abteilungen des Magistrats Unterlagen zur Vorbereitung auf Gemeinderatssitzungen nicht per Email an die Mandatare versandten. Argumentiert wurde dies mit dem, was man heute wohl überspitzt „MiniLeaks“ nennen könnte. Politiker (der Opposition), die aus vorbereitenden Unterlagen zitierten, noch bevor im Gemeinderat wirklich Beschlüsse gefasst wurden. In Folge wurde das Mailen eingestellt, wer Auskunft wollte, musste persönlich bei den Abteilungen vorstellig werden und Einblick nehmen. Kopieren war möglich, kostete jedoch 50 Cent pro Blatt. Während die einen von Frotzelei der Opposition sprachen, stützten sich die anderen auf das Gesetz. Dieses legt mittlerweile fest, dass die Verwaltung den Mandataren die Unterlagen auch digital zur Verfügung stellen darf. In St. Pölten läuft erfolgreich eine Art „Cloud“-System, dabei erhalten die Mandatare in geschützten Bereichen Zugriff auf jene Unterlagen, die sie für die politische Arbeit in ihren Ausschüssen bzw. in den öffentlichen Sitzungen brauchen. Und etwas Arbeit im Sinne von Besorgen und Studieren der Unterlagen darf man den Damen und Herren Gemeinderäten um ihr Salär ja auch mit ruhigem Gewissen zumuten. Schwieriger ist es hingegen für Bür-


Wir müssten nur wollen

ger. Wenn der Gemeinderat einen Beschluss fasst, geht diesem ja ein Entstehungsprozess voran. In thematisch gegliederten Ausschüssen werden Fachfragen beraten. Bedeutung haben dabei die Mitarbeiter des Magistrats, sie machen ja die eigentliche Arbeit und bereiten für die Mandatare ihre Beschlüsse vor. Die Verwaltung steht dort auch Rede und Antwort, aber eben nur dort, physisch im Ausschuss. Sitzt eine Fraktion aufgrund der Mehrheitsverhältnisse der Gemeinderatswahl nicht in einem Ausschuss, dann hat sie salopp formuliert „Pech gehabt“. Ähnlich geht es dem Bürger – möchte er wissen, wie es zu einem Beschluss gekommen ist, so hat er keinen Zugriff auf die Materialien der Ausschüsse. Unvorstellbar, würde man dies auf Nationalrat oder Landtag umlegen. Nur zum Parteienverkehr Geradezu grotesk, aber tatsächlich Usus, ist es in St. Pölten auch, dass die Sitzungsprotokolle des Gemeinderates nicht veröffentlicht werden. Zumindest nicht im Internet. Man kann jedoch bei der Magistratsdirektion anrufen und vor Ort im Rathaus Einblick in die öffentlichen, genehmigten Protokolle der Gemeinderatssitzungen nehmen. „Da sind Sie wohl der erste, der das je gemacht hat“, begrüßt mich Magistratsdirektor Dewina, als ich durch das Protokoll der letzten Sitzung blättere. Eine übersichtliche Verhandlungsschrift,

wie sie von einer gut geführten Verwaltung zu erwarten ist. Völlig unverständlich, warum man diese nicht auch online stellt. Es ist ein bisschen wie bei der Henne und dem Ei. Wenn nach jeder Sitzung 100 Leute im Vorzimmer des Magistratsdirektors sitzen würden, dann wären die Protokolle wohl definitiv schon längst online. Dass sich keiner für die Protokolle interessiert, könnte auch daran liegen, dass man eher ungern persönlich im Magistrat vorstellig wird, um Einblick zu nehmen. Ein Klick im Internet, ein schnelles Drüberlesen, ein Nachblättern im Archiv … das wäre zeitgemäß und würde wohl niemanden schmerzen – schon gar nicht die Verwaltung. Vielleicht aber die Politik, die momentan noch relativ ungestört ihre Herrschaft über die Fakten ausübt. Wir erinnern uns an den Zirkus rund um den vor der Gemeinderatswahl geschlossenen Vergleich zur SWAPCausa. Weder Rathaus noch SPÖ wollten die Vergleichssumme nennen. Die von Opposition und Medien genannte Summe wurde als „viel zu hoch“ kritisiert. Dabei lag das genehmigte Sitzungsprotokoll für jeden zur Einsicht offen, der Gemeinderat hatte in öffentlicher Sitzung zur Causa Beschlüsse gefasst. Wäre das Protokoll online gewesen, hätte ein Mausklick zum Nachlesen der Fakten gereicht. Bürgermeister Stadler verteidigt die Vorgehensweise. Sitzungsprotokolle würden sehr viele formale Fakten, die für Bürger kaum von Interesse seien, enthalten. Personenbezogene Fakten müsste man zuerst mühselig entfernen, ehe man die Akten veröffentlichen könne. Stadler: „Im vergangenen Jahr wurden im Gemeinderat fast 800 Beschlüsse gefasst. Der Aufwand wäre enorm und es gäbe trotzdem nicht mehr Transparenz. Wir erklären ja die Beschlüsse

und teilen öffentlich mit, was bei den Entscheidungen relevant und wichtig ist und wie sich die Grundlagen darstellen. Damit sind die Bürger bestens informiert.“ Stadler verweist damit auf die Beiträge des Medienservice, die auf der städtischen Website die wesentlichen Beschlüsse zusammenfassen. Dass laut Stadler die Inhalte eines schriftlich abgefassten Gemeinderatsprotokolls zum Rechtsproblem werden könnten, sobald sie online gestellt werden, scheint seltsam. Kulturwandel nötig Wenn es um Transparenz geht, dann hat St. Pölten also einiges zu tun. Und damit ist nicht gemeint, dass im Rathaus Willkür herrscht oder dass von oberster Stelle die Arbeit des Apparats verheimlicht würde. Es geht vielmehr um eine Kultur des Zur-SchauStellens der eigenen Leistung und um eine Bereitschaft zur Dokumentation des politischen Handelns. Im Jahr 2016 verhöhnt man seine Bürger, wenn man ihnen politisches Interesse abspricht, nur weil sie nicht bereit sind, am Montag um 17:00 Uhr physisch einer Sitzung beizuwohnen. Schon vor der Gemeinderatswahl im April war klar, dass Änderungen an dieser Einstellung nur von Bürgermeister Matthias Stadler und seiner SPÖ-Fraktion ausgehen können. Im Vorfeld der Wahl hatten alle antretenden Fraktionen Bereitschaft dokumentiert, sich für ein Mehr an Transparenz einzusetzen. Stadler hielt sich bedeckt, gab keinen Kommentar ab. Die Zustimmung der Opposition zu neuen Möglichkeiten der Bürger, sich über das Lokalpolitik-Geschehen zu informieren, dürfte ihm gewiss sein. ÖVP-Mandatar Florian Krumböck setzt sich seit längerem für einen Gemeinderats-Live-Stream ein: „Nur so kann man Politik bürgernah gestalten und der notwendigen Transpa-

Nur mit einem Gemeinderats-Live-Stream kann man Politik bürgernah gestalten und der notwendigen Transparenz gerecht werden. GEMEINDERAT FLORIAN KRUMBÖCK

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Wegwerf-Kaiser

Beate Steiner

Foto: highwaystarz - Fotolia.com

In welch dekadenter Welt leben wir eigentlich. Da wird doch tatsächlich Werbung gemacht, die uns motivieren soll, Lebensmittel nicht wegzuwerfen. Die uns zeigt, dass ein altes Semmerl noch zu was gut ist. Wissen wir wirklich nicht, dass so ein zähes oder schon hartes Gebäck sich prima weiterverwerten lässt, zum Beispiel als Semmelbröckerl-Lieferant oder zerbröselt als goldbraune Panier oder als Grundzutat für einen Scheiterhaufen – diese SemmerlApferl-Eischnee-Süßspeise, die die meisten Kinder so gern essen. Dieses Verwertungs-Prinzip funktioniert auch mit vielen anderen Lebensmitteln: Geröstete Brotwürferl schmecken in vielen Suppen, harter Käse landet gerieben auf der Pizza, Wurstrestln werden zur Knödlfülle, gekochte Erdäpfel zu Backrohr-Chips oder Salat. 179 kg Lebensmittel werfen wir pro Kopf im Jahr in den Mist, sagt eine Statistik. 760 Tonnen Essbares landet in Österreich jährlich im Müll. Das ist in Niederösterreich, in St. Pölten, nicht anders. Warum? Weil wir zu faul sind, nicht mehr ganz Frisches weiter zu verwerten? Weil wir der Konsumlust nicht widerstehen konnten und den Kühlschrank mit Sonderangeboten gefüllt haben? Sehr wahrscheinlich, denn im Restmüll finden sich rund zehn Prozent original verpackter oder nur teilweise verbrauchter Waren. Vielleicht, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde? Dieses ist übrigens nur eine GarantieAbgabe der Produzenten und besagt nicht, dass Joghurt verdorben ist, weil es drei Tage überm „Ablaufdatum“ noch im Kühlschrank lagert. Wenn ein Lebensmittel nicht mehr genießbar ist, riecht und schmeckt man das, ganz sicher. Oder glaubt wirklich jemand, dass drei Jahre haltbare Dosen-Sardinen nach drei Jahren und einem Tag plötzlich nicht mehr essbar sind?

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Wir müssten nur wollen

renz gerecht werden.“ Krumböck geht in seinen Forderungen auch weiter. Alle Akten und Informationen zu den Themen, über die der Gemeinderat abstimmt, sollten laut ihm für alle online zur Verfügung gestellt werden. Langfristig denkt er an St. Pölten als Best-Practice-Beispiel einer gläsernen Verwaltung: „Der Magistrat sollte alle ihm verfügbaren Daten so zur Verfügung stellen, dass Dritte nicht nur darauf zugreifen können, sondern sie auch weiterverarbeiten können. Was mit Steuergeld finanziert ist, soll auch allen zugutekommen – Stichwort Schwarmintelligenz. Ein Beispiel dafür ist die gläserne Verwaltung in Hamburg!“ Für sensible Daten und zur Sicherung von Persönlichkeitsrechten seien Ausnahmen vorzusehen. Bürgermeister Stadler verweist dazu auf die europapolitische und bundesweite Dimensionen: „Das Modell Hamburg ist nicht unumstritten. Am deutschen Städtetag wird diskutiert, ob es auf Grund der gemachten Erfahrungen überhaupt ein gangbarer, praktikabler Weg ist. Realität und Praxis schauen eben oft anders aus.“ Einen anderen Ball von Krumböck greift Stadler aber liebend gerne auf: „In der Vergangenheit wurde ich von der ÖVP kritisiert, dass ich die Öffentlichkeit vor der Meinungsbildung im Gemeinderat und die Grundlagen von geplanten Beschlüssen in Pressekonferenzen bzw. Beiträgen im St. Pölten Konkret informiert habe. Of-

fensichtlich gibt es nun einen Meinungsumschwung und die ÖVP ist endlich dafür, dass ich entsprechend informiere. Es spricht überhaupt nichts dagegen, die Grundlagen der Beschlüsse vorher zu veröffentlichen. Ich freue mich darauf, dass die ÖVP Beschlüsse zu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit und die damit verbundenen Kosten mittragen wird.“ Give Me My Money ÖVP-Mandatar Krumböck hat unterdessen noch einen Vorschlag. Ein Teil des Stadthaushalts sollte in Bürgerbudgets gebündelt werden, Bürger aus den jeweiligen Stadtteilen sollen mitentscheiden, wofür das Geld verwendet wird: „Gerade bei der dörflichen Struktur von St. Pölten können die Leute vor Ort entscheiden, was mit einem Teil des Geldes vor ihrer Haustüre passieren soll.“ Für Stadler ist das „grundsätzlich denkbar und würde Sinn machen, weil damit die Bevölkerung in die Stadtverwaltung besser eingebunden wird. Ich sehe das Problem darin, wie man das organisiert. Wer ist aus der Bevölkerung befugt Entscheidungen für einen Stadtteil zu treffen?“ Er mahnt aber vor einer „Augenauswischerei, denn der überwiegende Teil der Budgetentscheidungen würde sich an sachlich und fachlich zwingenden Notwendigkeiten orientieren.“ Soll heißen, über die allermeisten Stadteuros kann man nicht abstimmen, die sind sowieso fix verplant. Zudem hält er fest, dass „die gewählten Mandatare die Interessen der Bevölkerung vertreten, Entscheidungen treffen und diese an die Bevölkerung weitertragen. Dafür werden sie bezahlt.“

Wir erklären die Beschlüsse und teilen mit, was dabei relevant und wichtig ist. Damit sind die Bürger bestens informiert. BÜRGERMEISTER Matthias Stadler


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„Mithalten ist gar nicht das Thema!“ 10 Jahre und kein bisschen leise – und das ist im hartumkämpften PrivatradioSektor alles andere denn einfach. Radio Arabella, mit Sitz in St. Leonhard am Forst, hat das Kunststück zuwege gebracht. Wir sprachen mit Geschäftsführer Erich Graf über Strategien, manipulierte Radiotests und die Folgen der digitalen Revolution.

In St. Pölten haben sich manche Sender bereits die Zähne ausgebissen: Radio RPN oder Radio PL1 sind Geschichte, Hit FM mutierte zu 88,6. Warum ist das PrivatradioPflaster so schwierig? Privatradio muss wie jedes andere Unternehmen ergebnisorientiert ar­ beiten, um das Überleben zu sichern. Die Einkünfte kommen vorwiegend aus Erlösen der verkauften Werbung. Hier spielt die lokale Vermarktung eine wesentliche Rolle, wobei es für den Erfolg kein generelles Konzept gibt. Wichtig ist auf alle Fälle die ehr­ liche Einbettung und Akzeptanz in der Region. Die Kunden und die Hörer wollen über ihre eigene Umgebung informiert werden und sich selbst im Medium wiederfinden. Am allerwich­ tigsten ist daher auch die gemeinsame Vorgangsweise mit den Kunden bei der Mediaberatung. Manchmal ist es auch erforderlich „nein“ zu sagen und nicht um jeden Preis zu verkaufen. 28

Das schädigt sonst den lokalen Markt und die Marke Radio. Unter welchen Grundvoraussetzungen kann es funktionieren? Wenn man nicht über die Verhält­ nisse, sondern entsprechend der Mög­ lichkeiten wirtschaftet, ist es sicherlich möglich, im Raum St. Pölten einen Privatradiosender erfolgreich zu be­ treiben. Um in der lokalen Privatra­ diobranche zu überleben, braucht man ca. 50.000 Hörer täglich. Dann stimmt der Sekundenpreis für die Werbeeinschaltungen und Werbeer­ folge sind nachvollziehbar. Wobei auch Radio Arabella Niederö­ sterreich schon sehr turbulente Zeiten und manch Fehlschläge hinter sich hat. Wesentlich war und ist sicher ein starker Rückhalt durch die Gesell­ schafter, in unserem Fall Radio Ara­ bella Wien und Dahab Invest, sowie die Vernetzung innerhalb der Sender­ familie. Ein regelmäßiger Austausch

innerhalb der verbundenen Unterneh­ men stärkt die Marke. Und natürlich spielt auch der persönliche Einsatz jedes einzelnen Mitarbeiters eine we­ sentliche Rolle. Beim Radiotest wurde jahrelang, wie kürzlich bekannt wurde, manipuliert. Der Anteil der Privatradiosender wurde geringer ausgewiesen als er war. Was bedeutet das? Das ist leider ein sehr trauriges Ka­ pitel in der Geschichte der Privatra­ dios. Die jahrelangen Bemühungen, das Vertrauen in die Marke Radio aufzubauen, sind sehr stark in Mit­ leidenschaft gezogen worden. Derzeit laufen Untersuchungen und es wurde eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Privatradios und der ORF Radios gebildet, um die Sachlage restlos auf­ zuklären. Rechtliche Schritte werden entsprechend der Ergebnisse, die bis August vorliegen sollen, durch die be­ troffenen Stationen und den Verband


TEXT: JOHANNES REICHL | Fotos: Oleksandr Delyk - Fotolia.com, ARABELLA/ZVG

Österreichischer Privatsender (VÖP) in Erwägung gezogen. Es fällt auf, dass Ihr Radiosender sich musikalisch verbreitert hat. Fuhr man früher einen noch „ländlicheren“ Kurs mit Volksmusik und Schlager, so reicht das Angebot heute bis in die Gegenwart hinauf. Hat man damit nicht sein persönliches Profil aufgegeben? „Jedem Recht getan ist eine Kunst, die niemand kann!“ So verhält es sich na­ türlich auch bei der Musikausrichtung eines Radiosenders. In Österreich wird die werberelevante Zielgruppe mit 14 bis 49 Jahre definiert. Daher ist es ein Bedürfnis, diese Altersgruppe der Hörer bestmöglich anzusprechen, auch um den Unternehmen, unseren Kunden, den bestmöglichen Werbe­ erfolg zu gewährleisten. Theoretisch muss ein Radiosender das Musikan­ gebot jedes Jahr um ein Jahr verjün­ gen, um das Durchschnittsalter gleich zu halten. Im Vorjahr gab es bei uns einen größeren Ruck in der Musik­ programmierung. Wesentlich ist aber auch, wie oft ein Titel gespielt wird oder wie lange die Wiederholungen auseinanderliegen. Ebenso ist die Ab­ stimmung auf die Tageszeit, die An­ mutung der Titel und die Durchhör­ barkeit entscheidend. Die Musik ist ja die wichtigste Entscheidungsebene überhaupt, ob ein Radiosender gehört wird oder nicht. Bei Radio Arabella sollen sich die Hörer letztlich wieder­ finden. Radiosender machen – vom Hörer praktisch unbemerkt – riesige Veränderungen durch, Stichwort digitale Revolution. Was hat sich die letzen Jahre alles geändert, und wie kann man mithalten? Seit ca. fünf Jahren wird in Österreich mehr Geld in Onlinewerbung inve­ stiert als in Radiowerbung. Das Pro­ blem ist die Schnelllebigkeit und die große, schier unendliche Menge der digitalen Angebote und Nutzungs­ möglichkeiten. Wir selbst und auch unsere Kunden sind mit immer viel­ fältigeren Angeboten und vielleicht noch besseren Möglichkeiten kon­

ERFOLGSREZEPT. Erich Graf (3.v.l.) hat Radio Arabella erfolgreich am umkämpften Radiomarkt positioniert. „Der persönliche Einsatz jedes einzelnen spielt eine wesentliche Rolle!“

frontiert. Natürlich tragen auch wir dieser Entwicklung Rechnung und bieten neben digitaler Werbefläche auf unseren Internetseiten mehrere Onli­ neangebote im Bereich Streaming und Onlineradios an. Auch die Cross Me­ dia Aktivitäten finden vermehrt Ein­ zug in die Kampagnenplanung und spielen ebenso in der Programmpla­ nung eine wesentliche Rolle. Mithal­ ten ist gar nicht das Thema, sondern die Frage ist, wie können wir es jetzt gleich besser machen. Die Zukunft passiert nämlich jetzt! In den nächsten Jahren wird der geplante Ausbau der digitalen terrestrischen Ausstrahlung (DAB+) eine riesige Herausforderung für die Radiostationen darstellen. Derzeit gibt es im Großraum Wien einen Versuchsbetrieb, bei dem Radio Arabella federführend mitwirkt. Über diese neue Technologie werden be­ reits zusätzlich zum normalen Radio­ programm mehrere Programme wie „Arabella Rock“ und „Radio Melo­ die“ ausgestrahlt. Was ist bzw. kann dieses DAB+? Digitalradio DAB+ ist das Radio der Zukunft und bietet seinen Hörern bessere Services, mehr interaktive Dienste und eine in Österreich noch nie dagewesene Programmvielfalt. Unter anderem wird es möglich sein, Verkehrsinformationen mit viel hö­

herer Detaillierung und geringerer zeitlicher Verzögerung zu übermitteln. Zusätzlich verschmilzt dank DAB+ Radiohören immer mehr mit dem ge­ wohnten Online-Medienkonsum. In Zukunft kann etwa der Radiohörer seine Lieblingssongs direkt am Dis­ play liken, mit seinen Freunden teilen, auf die persönliche Playlist setzen oder über einen Online Store downloaden. Video Killed The Radio Star ist zwar nicht eingetreten, dafür scheint die Digitalisierung den klassischen Radiomoderator gekilled zu haben, an seiner statt spuckt der Computer das Musikprogramm aus. Wie persönlich ist Radio noch? Durch die Digitalisierung Ende der 90er-Jahre wurden alle Studios zu „Selbstfahrerstudios“, das heißt un­ sere Moderatoren sind mittlerweile Alleskönner. Sie müssen die Technik beherrschen, sich die Themen für ihre Sendungen selbst erarbeiten und ge­ meinsam mit dem Redaktionsteam die relevanten Vorbereitungen treffen. Die Kunst liegt darin, den Hörern die Musik durch möglichst persönliche Ansprache zu präsentieren und auf die momentanen Gefühle durch Wort­ wahl und Themenauswahl Rücksicht zu nehmen. Jeder für sich ist die ei­ gene Kreativabteilung bei Radio Ara­ bella Niederösterreich. MFG 06.16

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UNIV. PROF. Gudrun Biffl

Verunsicherung durch Migration

Das diesjährige Symposium Dürnstein beschäftigte sich mit der Frage „Vertrauen in unsicheren Zeiten“. Univ. Prof. Gudrun Biffl setzte sich mit der Frage „Verunsicherung durch Migration“ auseinander. Anbei ihr Vortrag in gekürzter Form.

D

er massive Ansturm von Flüchtlingen im Sommer 2015, der bis zum Jahresende anhielt, hat vieles in Europa verändert. Zwischen August und Dezember erreichten mehr als 100.000 Flüchtlinge monatlich über den Seeweg Europa, vorwiegend über die Türkei und die Balkanroute. Insgesamt kamen 2015 an die 1,4 Millionen Flüchtlinge nach Europa, Großteils nach Deutschland (1,1 Millionen), Schweden (163.000) und Österreich (90.000) – im Vergleich dazu waren es rund 570.000 im Jahr 2014. In der Folge gewannen Migrationen einen neuen Stellenwert in der öffentlichen Meinung. Seit dem Herbst 2015 sieht eine Mehrheit der Bevölkerung aller EU30

Mitgliedsstaaten (58% in der EU-28 gemäß Eurobarometer vom November 2015) in den Migrationen das größte Problem Europas, aber auch das größte im eigenen Land. Deutlich dahinter lagen der Terrorismus (25% der Befragten), die wirtschaftliche Lage (21% der Stimmen), und die Arbeitslosigkeit ex aequo mit der finanziellen Situation der Staatshaushalte mit jeweils 17% der Befragten. Die Stimmung in der Bevölkerung ist zwiespältig: Einerseits gibt es und gab es ein noch nie da gewesenes Ausmaß an ziviler Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit, angeführt von Bundeskanzlerin Angela Merkel’s Spruch „Wir schaffen das“, der an den Ausspruch von US-Präsident Obama „Yes

we can“ erinnerte, andererseits gibt es eine abweisende Haltung, die seitens der Politik von Ungarns Premierminister Viktor Orbán angeführt wird, aber auch in allen Mitgliedsländern zunehmend Anhängerschaft findet. Die Länder, wo die Bevölkerung in der Migration ein besonders großes EU-Problem sieht, sind Estland, Tschechien, Dänemark und Deutschland, knapp gefolgt von Malta, Niederlande, Slowenien, Schweden und der Slowakei (mit über 70%). Österreich liegt mit 66% der Befragten im oberen Mittelfeld. Am geringsten ist die Besorgnis über die Migrationen in Spanien (39%) und Portugal (31%). Damit rückte zum ersten Mal seit der EU-weiten Erfragung der öffentlichen Meinung ein Thema in den Vordergrund, das nicht direkt mit der Wirtschaft in Verbindung gebracht wird. Dabei gilt es zwischen der Zuwanderung aus anderen EU-Mitglieds-


TEXT: Gudrun Biffl | Fotos: DUK, denys rudyi - fotolia.com, Jipé - Fotolia.com

staaten und aus Drittstaaten zu unterscheiden. Während die Einwanderung von Menschen aus anderen EU-Mitgliedsstaaten bei einer zunehmend breiten Bevölkerung positiv bewertet wird, und zwar von 55% der Bevölkerung (gegenüber 38% ablehnender Stimmen), ist das bei Personen aus Drittstaaten in viel geringerem Maße der Fall (34% positiv gegenüber 59% negativ). Dabei weist die öffentliche Meinung eine große Bandbreite auf. Es gibt Länder, die die Zuwanderung von Menschen aus anderen EUMitgliedsstaaten stark befürworten, nämlich Schweden (80%), Finnland (74%) und Luxemburg (77%), während es am anderen Ende des Spektrums mehrheitlich eine Ablehnung gibt, so etwa in Tschechien und Zypern (jeweils 56%) und Griechenland (50%). In Österreich überwiegt zwar die positive Bewertung der EUZuwanderung (55%), jedoch ist die Ablehnung ebenfalls vergleichsweise hoch und steigend (40%). Was die Zuwanderung aus Drittstaaten anbelangt, so ist die Ablehnung in den Mittel-Osteuropäischen Ländern besonders hoch, angeführt von der Slowakei und Lettland (beide 86%), Ungarn (82%), der Tschechischen Republik und Estland (beide 81%). Am anderen Ende des Spektrums stehen Länder, in denen die Mehrheit der Bevölkerung die Zuwanderung von Drittstaatsangehörigen positiv bewertet, etwa in Schweden (70%) und in Spanien (53%). In Österreich ist die positive Bewertung der Zuwanderung aus Drittstaaten im EU-Vergleich leicht unterdurchschnittlich (31% gegenüber 34%) während die positive Bewertung der Zuwanderung aus EU-Mitgliedsstaaten dem Durchschnitt entspricht. Verunsicherung greift um sich Diese Ausführungen zeigen, dass sich in der Bevölkerung im Gefolge der jüngsten Flüchtlingswelle Unsicherheit breit gemacht hat, was die Auswirkungen der Einwanderung auf die EU bzw. das eigene Land anbelangt. Die Unsicherheit wird nicht zuletzt durch das zeitliche Zusammentref-

EUROBAROMETER, NOVEMBER 2015 Das Eurobarometer ist eine von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene öffentliche Meinungsumfrage in den Ländern der EU.

EINWANDERUNG

TERRORISMUS

STAATSHAUSHALT

EU28

58

25

17

Euro-Zone

57

25

17

Nicht-Euro

60

25

17

BE

61

25

15

BG

61

38

8

CZ

76

32

19

DK

76

21

11

DE

76

15

25

EE

79

32

18

IE

48

30

13

EL

52

13

26

ES

39

24

15

F

49

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15

HR

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I

49

20

15

CY

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20

11

LV

66

39

13

LT

64

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15

LU

55

25

21

HU

68

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14

MT

74

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8

NL

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24

22

AT

66

15

28

PL

54

28

15

PT

31

23

38

RO

47

43

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SI

74

17

16

SK

72

39

15

FI

58

20

30

SE

74

18

12

UK

61

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9

fen der Flüchtlingsströme mit einer geänderten Terrorismusstrategie von ISIS verstärkt. Letztere schlägt sich in brutalen Terroranschlägen in Europa nieder, wobei nicht selten hier sesshafte Migranten von Terroristen in physische und psychische Geiselhaft genommen werden. Daraus entstehen Misstrauen und Vertrauensverlust in der Gesellschaft, und zwar sowohl in Bezug auf die

Handlungsfähigkeit der Politik als auch auf die hier ansässigen Migranten sowie die Flüchtlinge. Deren ethnisch-kulturelle Vielfalt, die damit verbundenen unterschiedlichen Verhaltensmuster sowie die unterschiedliche rechtliche Situation führt zu Verwirrung – allein schon die verschiedenen Formen der Migration: Arbeitsmigration, Familienmigration, Fluchtmigration sind nicht allseits MFG 06.16

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MFG URBAN

SCHENGEN. Die Schen-

gen-Regeln des unkontrollierten Passierens der Binnengrenzen wurden im Zuge der Flüchtlingskrise von einigen Ländern außer Kraft gesetzt.

bekannt, noch viel weniger die Differenzierung im Aufenthaltsrecht: Flüchtling, Asylwerber, subsidiär Schutzberechtigter, Niederlassungsrecht, Aufenthaltsbewilligung etc. Das mehr oder weniger offene Misstrauen der Aufnahmegesellschaft gegenüber den Zugewanderten löst wiederum Ablehnung bei Migranten aus, die sich fragen müssen, warum sie sich oder ihre Herkunfts- bzw. Glaubensgenossen verteidigen oder sich von ihnen distanzieren sollen. Gerade Letzteres ist angesichts der Vielfalt und der Komplexität der Migrationsgründe schwierig. Auch sind nicht wenige der Migranten nicht nur wegen der Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage nach Europa gekommen, sondern weil sie Konflikten in ihrer Herkunftsregion 32

entkommen wollten oder der Diskriminierung und Verfolgung. Daraus wird die Janusköpfigkeit der Verunsicherung im Zusammenhang mit Migrationen ersichtlich: Sie betrifft die Aufnahmebevölkerung ebenso wie die zugewanderte und gefährdet den sozialen Zusammenhalt, der ein wesentlicher Garant für das Wohlbefinden in einer Gesellschaft ist. Darüber hinaus geht es um das Vertrauen in Dritte, insbesondere die Handlungsfähigkeit des Staates. Das Vertrauen reduziert im Wesentlichen den Grad der Komplexität von Entscheidungen in unserem Alltag. Auch die Vertrauenswürdigkeit der EU hängt davon ab, welche Kompetenzen sie hat und in welchem Maße die Einhaltung von Verträgen sichergestellt werden kann.

Es geht aber auch um psychologische Aspekte, die das Vertrauen von Individuen in das Verhalten anderer betreffen, insbesondere in gesellschaftlich relevantes Verhalten, wie den Umgang mit Frauen, Kindern und Jugendlichen oder dem Alter. Diesbezügliche Verhaltensmuster sind kulturell geprägt, und auch wenn sie dieselbe Wertigkeit haben mögen, so unterscheiden sich doch die Ausdrucksformen. Zum besseren gegenseitigen Verständnis braucht es daher in einer Migrationsgesellschaft Orientierungshilfen für alle sowie einen Diskurs darüber, der durchaus auch konflikthaft sein kann. Er ist die Voraussetzung dafür, dass man das jeweilige Gegenüber erkennt und akzeptiert. Diese kommunikationswissenschaftliche Perspektive kann auf Medien und die


Verunsicherung durch Migration

dort transportierten Informationen ausgeweitet werden. Die Herausforderung besteht darin, mittels Kommunikation das Vertrauen zu vergrößern, unterstützt durch eine geeignete Organisationsform und rechtliche Rahmenbedingungen. In dem Zusammenhang kommt den sozialen Netzwerken eine besondere Bedeutung zu. Je größer das Vertrauen in das Sozialnetz, desto geringer der Bedarf an staatlicher Unterstützung. Das lebt uns die Einwanderungspolitik der USA vor, die sich voll auf die ethnischen und familiären Netzwerke bei der wirtschaftlichen und sozialen Integration verlässt. Es sollte uns daher auch nicht verwundern, dass viele Flüchtlinge aus Syrien nach Deutschland und Schweden wollten. Beide Länder hatten bereits vor Beginn des Bürgerkriegs in Syrien eine recht umfangreiche syrische Herkunftsgemeinschaft, die zumindest zum Teil unterstützend wirken kann. Dieser Aspekt wird in der öffentlichen Diskussion um Flüchtlinge häufig übersehen. Eine Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der EU oder innerhalb eines EUMitgliedsstaates kann nicht nur nach administrativen Erwägungen entlang von Aufnahmekapazitäten erfolgen, sondern sollte auch die sozialen Netzwerke der Migranten berücksichtigen. Und noch etwas: Vertrauen kann sich nur in einem Dialog aufbauen, und daher spricht viel für die Unterbringung in kleinen Wohneinheiten mit Kontakt zur Nachbarschaft und nicht für große, abgeschottete Heime. Europäische Migrationspolitik Und das bringt mich wieder zurück zur öffentlichen Meinung, die im Eurobarometer im November 2015 abgefragt wurde. Angesichts der Erkenntnis, dass irreguläre Migration nicht planbar ist und dass sich Nationalstaaten in der derzeitigen Flücht-

lingskrise sehr unterschiedlich verhalten, steht die Frage im Raum, was sich die EU-Bürger eigentlich wünschen: eine gemeinsame europäische Einwanderungspolitik oder eine nationalstaatliche? Die Befragung zeigt, dass eine überwältigende Mehrheit der EU-Bürger (68%) für eine gemeinsame Migrationspolitik ist. In allen EU-Mitgliedsstaaten außer in Tschechien ist die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung, dass es eine gemeinsame EU-Migrationspolitik geben sollte. Es gibt aber vorwiegend in den neuen EU-Mitgliedsstaaten – Tschechien (55%), Ungarn und Estland (39%), Lettland (38%), Slowakei (37%), Slowenien (32%), Polen (31%) – aber auch in Österreich (37%), dem Vereinigten Königreich (36%) und Finnland (31%) eine relativ große Zahl von Personen, die den Verbleib der Migrationsagenden in den Nationalstaaten sehen wollen. Diese nationalen Positionierungen spiegeln auch die politische Position der Nationalstaaten in den derzeitigen Krisensitzungen der EU wider, wobei allerdings darauf aufmerksam zu machen ist, dass auch in den Ländern, in denen ein vergleichsweise hoher Prozentsatz für den Verbleib der Migrationspolitik im Nationalstaat ist, doch die Mehrheit eine gemeinsame Politik vorziehen würde. Angesichts der politischen Brisanz der Flüchtlingssituation, die die Gefahr birgt, dass demokratische Strukturen in Nationalismen untergehen und einige der wesentlichsten Errungenschaften der EU zerbrechen, etwa die freie Mobilität in der EU, sind demokratiefördernde und die Menschenrechte sichernde Aktivitäten angesagt. Hierzu gehören vertrauensbildende Maßnahmen, die die Integration der neu zugewanderten Flüchtlinge fördern, und in die die hier lebenden Migranten eingebun-

Die Befragung zeigt, dass eine überwältigende Mehrheit der EU-Bürger (68%) für eine gemeinsame europäische Migrationspolitik ist. UNIV. PROF. GUDRUN BIFFL

Zur Person Univ. Prof. Gudrun Biffl bekleidet seit 2008 den Lehrstuhl für Migrationsforschung an der Donau-Universität Krems und ist Leiterin des dort situierten Departments für Migration und Globalisierung.

den werden. Letztere können als Vermittler fungieren, da sie oft die Herkunftssprache und die Mentalität der Flüchtlinge kennen. Wichtig ist aber auch, dass das Vertrauen in den Staat und das Rechtssystem entwickelt oder gestärkt wird. Viele der Migranten kennen keine unabhängige Justiz und haben eher schlechte Erfahrungen mit der Staatsmacht gemacht. Nicht zuletzt deshalb haben sie ja den Weg zu einem Europa der Wertegesellschaft gesucht, in dem die Menschenrechte hoch gehalten werden. Die Frage stellt sich nur: Wie lange können sie angesichts der derzeitigen politischen Entwicklungen noch an den Europäischen Wertekanon glauben? In dem Zusammenhang ist auf das Paradoxon zu verweisen, dass wirtschaftlich schwächere Länder, die Herkunftsländer von Fluchtmigranten sind oder die als Korridor für (Flucht-) Migration dienen, eine so starke Verhandlungsposition gegenüber der EU, und vor allem auch gegenüber den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten, haben, dass sie Europa unter Druck setzen können. Wie kann es möglich sein, dass Länder wie Österreich oder Ungarn eine Defensivstrategie der Schließung der Grenzen einer gemeinsamen europäischen Lösung vorziehen? Tragen sie nicht mit ihrer Vorgangsweise zur Schwächung der Verhandlungsposition der EU bei? Wäre es nicht sinnvoller, dass mit den wichtigsten Herkunftsländern, die allerdings nicht in einer Bürgerkriegssituation verfangen sein sollten, auf EU-Ebene im Namen aller EU-Mitgliedsstaaten Entwicklungsabkommen geschlossen werden, die auch ein Rücknahmeabkommen von abgewiesenen Asylwerbern beinhalten? Ich bin davon überzeugt, dass eine derartige Vorgangsweise nicht nur das Vertrauen der EU-Bürger in die Handlungsfähigkeit der EU MFG 06.16

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MFG URBAN

Verunsicherung durch Migration

Don´t forget

Tina Reichl

Foto: xtock - Fotolia.com

Die beste Mutter ruft an und erzählt vom Besuch meiner besten Schwiegermutter. „Stell dir vor! Zuerst vergisst sie ihre Tasche, bemerkt es aber gleich und fährt nochmal zu mir zurück. Dann bekomm ich einen Anruf. Sie steht vor ihrem Haus, findet aber den Haustorschlüssel nicht. Fährt wieder zu mir und kommt drauf, dass sie ihn in der Jackentasche hatte, aber irrtümlich die Jacke meines Mannes angezogen hat!“ Was soll ich sagen? Ich lebe mit ihrem Sohn, dem fleischgewordenen Vergissmeinnicht zusammen! Schlüssel, Handy, Geldbörse? Ha, nein, das geht bei uns viel kreativer! Unterhose im Tennisverein, Sicherung beim Reparieren der Badtherme (mit anschließender Nacht im Krankenhaus), Sonnenbrille am Kopf, Wintermantel im Winter (!) in der Osteria, obligatorisch abwechselnd ein Pulli, Schal, Jacke, Brille oder Kapperl bei unseren Freunden, Badehose und/ oder Schlapfen bei so ziemlich jedem Thermenaufenthalt, Geldbörse beim Kurztrip nach Berlin daheim gelassen, zwei Eintrittskarten fürs Fussballmatch im Ernst-Happel-Stadion im Büro vergessen und Führerschein beim romantischen Candle Light Dinner Package im Casino in Wien nicht eingesteckt. Und das Schlimmste? Es vererbt sich weiter! Abends beim gemeinsamen Abendessen: „Max, was gab´s heute zum Mittagessen im Kindergarten?“ „Hab ich vergessen.“ „Und Hannes, was hast du heut gegessen?“ „Ich? Ach, ich. Hmmm, ich hab vergessen zu essen!“ Und nicht nur das – es ist offensichtlich auch noch ansteckend. Ich selbst bin schon infiziert. „Ach Kind“, fragt meine Mutter, „kannst du mir bitte noch die Telefonnummer deiner Masseurin geben?“ „Ja, Mama, mach ich gleich! Wo ist nur mein Handy? Verdammt! Ich ruf dich dann zurück, wenn ich´s gefunden hab!“

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DIE ZUKUNFT? „Es gibt Rechtsakte, deren Einhaltung von der EU gefordert werden kann und muss, sonst wird das Vertrauen in die EU untergraben.“

steigern würde, sondern auch ein Signal nach außen wäre, dass Europa keine Kompromisse eingehen will, die einem Ausverkauf der europäischen Werte zugunsten einer ‚verängstigten‘ Wählerschaft gleichkommt. Wenn die Politik das Vertrauen ihrer Bevölkerung im Bereich der Migrationen zurückgewinnen will, dann muss es dazu auch einen öffentlich geführten Dialog geben, in den sie eingebunden wird. Dabei ist es nicht hilfreich, nur Extrempositionen zu bringen, in denen die Einen nur auf die positiven Aspekte der Migrationen verweisen und die Anderen nur auf die Probleme mit Parallelgesellschaften, Diskriminierung und Ausgrenzung. Das gilt für die (ideologische) Position von Politikern ebenso wie für Stimmen von Migranten oder Einheimischen. Häufig zählen die Extrembefürworter der Migration zu den Gewinnern des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels, in dem die Migrationen keine unwesentliche Rolle spielen, und die Ablehnenden zu den Verlierern. Die große Masse der Bevölkerung liegt aber dazwischen und hat eine differenziertere Meinung als ihr oft von der Politik zugestanden wird. Sie ist sehr heterogen und

hat unterschiedliche Probleme, und damit verbunden auch unterschiedliche Vorstellungen über den Effekt der Migrationen auf ihr Leben. Sie sieht Vor- und Nachteile und erkennt den umfassenden Wandel, der mit Migrationen und Globalisierung Hand in Hand geht, und dem sie sich nicht wirklich entgegen stemmen kann. Es gilt daher einen Kompromiss zu finden, der den sozialen Zusammenhalt und das gegenseitige Vertrauen stärkt. Dafür braucht es den Dialog, in dem auf den verstärkten Wettbewerb eingegangen wird, den Migrationen in dem einen oder anderen Bereich mit sich bringen und wofür eine Lösung gefunden werden muss, etwa über die Förderung der Aus- und Weiterbildung, vermehrten Wohnbau und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass Menschen zwar kein ‚Bollwerk Europa‘ haben wollen, dass sie aber auch nicht für die Abschaffung von Grenzen und Grenzkontrollen sind, wobei die Grenzen definiert sein müssen, etwa die Schengengrenze. Und dazu gibt es Rechtsakte, deren Einhaltung von der EU gefordert werden kann und muss, sonst wird das Vertrauen in die EU untergraben.

In einer Migrationsgesellschaft braucht es Orientierungshilfen für alle sowie einen Diskurs darüber, der durchaus auch konflikthaft sein kann. UNIV. PROF. GUDRUN BIFFL


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MFG URBAN

neue Sonderschau im Stadtmuseum – aufstieg und Untergang

st. pölten in den jahren 1880 – 1918 Seit ihrer Erhebung zur Landeshauptstadt im Jahr 1986 hat St. Pölten eine rasante Entwicklung auf vielen Gebieten durchgemacht. Die Veränderungen im Stadtraum waren gewaltig, wir könnten von einer „neuen Gründerzeit“ sprechen. Eine solche erlebte die Stadt bereits Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

D

ieser spannenden Epoche der Stadtgeschichte widmet das Stadtmusuem – nach dem Sensationserfolg der Schau „St. Pölten 1945“ – die nächste Sonderausstellung. Stadtwachstum und Bauboom. In ihren Gründerzeitjahren wuchs St. Pölten sehr stark – zwischen den Jahren 1890 und 1910 kam es zu einer Verdopplung der Stadtbevölkerung auf ca. 22.000 Einwohner. Viele heute die Stadt prägenden Straßenzüge – wie der Schießstatt- und Schulring um die Altstadt oder die Josefstraße – wurden damals angelegt. Repräsentationsbauten entstanden in diesen Jahren in großer Anzahl, z. B. der neue Bahnhof, die Stadtsäle, das Gebäude des heutigen Landesgerichts, die Bauten der Hesserkaserne, das alte Hauptgebäude der Sparkasse am Domplatz und dasjenige

der Post in der Wiener Straße. Ab 1892 wurde das Stadttheater neu erbaut und wenige Jahre später entstand das „Kaiser-Franz-Joseph-Krankenhaus“ im damals fortschrittlichen Pavillonstil. Auch in den Jahren vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs entstanden noch große Neubauten – so etwa das Amtsgebäude der Bezirkshauptmannschaft am Bischofsteich und der 1913 eröffnete Bau der St. Pöltner Synagoge. Geschickte und gewiefte Bauunternehmer, wie Johann Zeilinger, Richard Frauenfeld oder die Familie Wohlmeyer konnten sich in diesen Jahren überdurchschnittlicher Bautätigkeit kleine „Imperien“ aufbauen. Für diesen Bauboom, der nicht nur den öffentlichen Monumentalbau, sondern auch den Bau von privaten Gebäuden betraf, waren verschiedene Faktoren ausschlaggebend. An vor-

VERKEHRSKNOTEN. Die Anbindung St. Pöltens an die Westbahn (ehemals Kaiserin-ElisabethWestbahn) war einer der Faktoren für den Aufschwung – ein neuer Bahnhof wurde gebaut.

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derster Stelle steht die zentrale Lage der Stadt und deren perfekte Anbindung an die Westbahnstrecke (damals „Kaiserin-Elisabeth-Westbahn“), wodurch erst die vermehrte Ansiedlung von großen Industriebetrieben in St. Pölten ermöglicht wurde. Voith, Glanzstoff und Eisenbahn-Werkstätte wurden in rascher Folge zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet und gaben tausenden Menschen Arbeit. Mit den Harlander Coats, der Spitzenfabrik in Viehofen, der Weicheisenfabrik Gasser und der großen Seifen- und Kerzenfabrik Benker bestanden aber noch weitere große Industriebetriebe in der Stadt und in ihrer Umgebung. Die großen Fabriken waren Motoren der Stadtentwicklung – so musste etwa ausreichend Wohnraum für die vielen Arbeiter und Angestellten zur Verfügung gestellt werden. Aber auch große Infrastrukturprojekte wurden von der Industrie gefördert. Glanzstoff und Harlander Coats beteiligten sich an der Gründung der städtischen Straßenbahn, die 1911 ihren Betrieb aufnahm. Jugendstil setzt sich durch. Die Kreise der Industriellen und der alteingesessenen Familien (u. a. Godderidge, Schießl, Eybner) verhalfen auch dem Jugendstil in der Stadt zum Durchbruch. Sie ließen sich ihre Wohnungen und Villen im neuen Still errichten und einrichten und umgaben sich mit Alltags- und Kunstgegenständen, die im fortschrittlichen neuen Stil gestaltet waren. Der 1860 in der Stadt geborene Maler und Grafiker Ernst Stöhr gehörte 1897 zu den Mitbegründern der Wiener Secession und somit zum erlauchten Kreis um Gustav Klimt. Stöhr war es auch, der den heute weltbekannten Architekten Joseph Maria Olbrich in die Stadt brachte. Für den Bruder des Malers, den Arzt Hermann Stöhr, errichtete Olbrich in der Kremser Gasse eines der bedeutendsten Jugendstil-Gebäude Österreichs. Mit Ferdinand Andri, Charlotte HampelAndri, Hans Ofner, den Brüdern Rudolf und Wilhelm Frass sowie Rudolf


TEXT: Thomas Pulle | Fotos: stadtarchiv st. pölten

KAISERBESUCH. Kaiser Franz Joseph weilte mehrmals in der Stadt, etwa 1895 anlässlich der Eröffnung des nach ihm benannten Spitals oder 1910 anlässlich seines 80. Geburtstages.

Wondracek jun. brachte die damalige Kleinstadt weitere Künstler sowie Architekten von Bedeutung hervor! Politische Streitigkeiten und Kaiserbesuche. Die führende politische Kraft dieser Jahre waren die „DeutschLiberalen“, die bis 1918 alle Bürgermeister stellten – unter ihnen bedeutende Politiker wie Hermann Ofner, Wilhelm Voelkl, Otto Eybner und Karl Heitzler. Im Gemeinderat kam es immer wieder zu heftigen Wortgefechten mit den Vertretern der zweiten großen politischen Kraft dieser Jahre – den Christlichsozialen. Heftigster

Streitpunkt kurz nach 1900 war der von Bürgermeister Voelkl initiierte Bau eines E-Werks, das unter größten Schwierigkeiten schließlich 1903 in Betrieb ging und als eine weitere grundlegende Bedingung für die Ansiedlung großer Industriebetriebe in der Stadt gilt. Die Arbeiterbewegung befand sich in den letzten Jahren vor der Jahrhundertwende noch im Aufbruch – erst 1888/89 hatte in Hainfeld der sogenannte Einigungsparteitag der österreichischen Sozialdemokraten stattgefunden, an dem sich auch mehrere Delegierte aus St. Pölten und Umgebung beteiligt hatten.

Wenn der Kaiser auf Besuch kam, herrschte in der Stadt helle Aufregung – 1895 kam Franz Joseph, um das nach ihm benannte Krankenhaus einzuweihen, 1910 kam er anlässlich seines 80. Geburtstags zu einem Huldigungsschießen in die neu erbaute Schießstätte. Vom letzten Besuch des alten Kaisers existiert auch ein Filmdokument „Der Aufenthalt des Kaisers in der Stadt“. Das Alltagsleben der St. Pöltnerinnen und St. Pöltner war im Regelfall eher beschaulich und verlief in geregelten Bahnen. Die unzähligen in der Stadt beheimateten Vereine spielten in der Freizeitgestaltung eine zentrale Rolle. Neben dem Theater war das Kulturleben vor allem von vielen verschiedenen Musikaufführungen geprägt, bald nach 1900 gab es erste Filmvorführungen in provisorischen Kinosälen oder -zelten. An schönen Tagen promenierte man durch den Stadtpark, spazierte hinaus zum Hammerpark, verbrachte erholsame Stunden an der Traisen oder – auch damals schon – im Kaltbad! 1918: Untergang und schwieriger Neubeginn. Die Idylle endete jäh im Sommer 1914. Wie überall in der Österreich-Ungarischen Monarchie waren auch in St. Pölten die ersten Tage und Wochen des Krieges von großer Begeisterung breiter Bevölkerungsschichten getragen. Die in der Stadt

VIELFALT.

Die Einwohnerzahl St. Pöltens verdoppelte sich während der Gründerzeit auf 22.000. Es herrschte reges gesellschaftliches, kulturelles und kulinarisches Leben. Auch der Handel und die Wirtschaft blühten in diesen Jahren auf.

MFG 06.16

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MFG URBAN

Neue Sonderschau im Stadtmuseum

Stadtmuseum St. Pölten Aufstieg und Untergang, St. Pölten in den Jahren 1880 –1918 Eröffnung: 16. Juni, 18 Uhr Dauer: 17. Juni bis 30. Dezember 2016 Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10 bis 18 Uhr (Führungen auch außerhalb der Öffnungszeiten) Prandtauerstrasse 2, 3100 St. Pölten Tel. 02742/333-2643 www.stadtmuseum-stpoelten.at

stationierten Regimenter zogen unter dem Jubel tausender Menschen in die Schlachtfelder des Weltkriegs. Bald kamen die ersten Verwundeten und Toten zurück – bis Ende des Krieges waren es über 7.000 Soldaten, die in einem der hiesigen Regimenter dienten und an der Ost- oder an der Südfront starben. Alle Namen der „Gefallenen“ sind im „Goldenen Buch der Stadt St. Pölten“ verzeichnet, ein beeindruckendes und bedrückendes Zeugnis für

WANDEL. Die großen Fabriksgründungen (im Bild Glanzstoff) zogen neue Bürger an, insbe-

sondere die Zahl der Arbeiter stieg rapide an und leitete einen gesellschaftlichen Wandel ein.

das Massensterben in den Jahren 1914 bis 1918. Gegen Ende des Krieges wurde das Leben in St. Pölten unerträglich. Neben der katastrophalen Wohnungsnot war es vor allem die kaum mehr vorhandene Versorgung

Kulthit s &dasBeste Heute

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mit Lebensmitteln, die der hungernden Bevölkerung schwer zu schaffen machte. 1918 lag die Stadt darnieder und stand vor einem schwierigen Neubeginn – es sollte nicht der letzte im 20. Jahrhundert bleiben.


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MFG URBAN

Darling I´m on the beach

Die Sonne legt ihre ersten Strahlen behutsam auf die blaugrüne Seeoberfläche des Ratzersdorfer Sees. Jubilierend den Tag begrüßend, erklingt Vogelgezwitscher durch das Laub der ufernahen Bäume, aus den neuen Lokalen dringen Geräusche der Vorbereitung auf den Tag, von Hunden begleitete Spaziergänger ziehen ihre Runden – St. Pöltens erster Badesee erwacht.

E

s kündigt sich also wieder einmal „just a perfect day“ an. Aber halt! Aus mit romantischen Verklärungen und kitschigem Getue. „Alles hat seine Zeit“, wie meine Oma immer zu sagen pflegte. Nicht immer zeigt sich die Sonne in ihrer vollen Pracht und es ist auch nicht immer so ruhig am Ratzersdorfer See. „Der Winter war schon hart“, erzählt Oly Gressl, der Betriebsleiter des neuen hippen Restaurants „Strands“ von Hary Schröder, „nur plötzlich, eine Woche war Eis auf dem See und blitzartig waren wir gerammelt voll.“ Einige, die sich am Fenster die Nase platt gedrückt haben, „um nur zu schauen“, hat Oly mit seiner offen Art schon ins Lokal gelockt. Und mehr als einen Blick ist es allemal wert, das neue Seerestaurant, vor allem aufgrund der dahinterstehenden Philosophie.

Rebellion der Guten. Mit der „Rebellion der Guten“ gibt Schröder, Mitbetreiber der internationalen Eisho42

ckey Akademie in St. Pölten, Inhaber einer Steuerkanzlei und leidenschaftlicher Esser, die Devise aus. „Gegen schlechte Qualität und für heimische, regionale Produkte“, klärt sein Vize Oly auf. Das Ganze gourmettechnisch praktiziert in einer bodenständig „modernen“ Küche. Es wird vom Chef persönlich gewurstet, die Chilikäsekrainer mit den selbst gebastelten Pommes sind ein Gedicht. Das Beiried wird mit Kräutern von der Terrasse gewürzt und sonst gibt es noch einiges an Innovation aus der Küche. Auch die Einrichtung ist stylisch. Im Inneren herrscht Wohnzimmerfeeling mit bequemen Sesseln aus den Fifties, gepaart mit Sprungkästen, vielen noch vom Turnunterricht der Schulzeit in Erinnerung, und darauf drapierten Medizinbällen. Dominieren am Boden und beim Mobiliar die Erdtöne, geht es an den

Wänden bunter zu. Da hat der Chef ebenfalls Hand angelegt. Menschengesichter, eingerahmt mit schwarzen, dominanten Linien tummeln sich auf den Leinwänden. „Wir werden hier Vernissagen mit jungen heimischen Künstlerinnen und Künstlern veranstalten oder auch Konzerte“, sagt Oly, der wie sein Chef aus Mödling stammt. Der Garten nebst klassischer Tisch- und Sesselgarnituren und den herrlichen Platanen geizt nicht mit wunderbarem Blick auf die Liegewiese und den See. „Eigentlich wollten wir das Restaurant schon früher übernehmen, aber es wurde ein St. Pöltner Betreiber gesucht.“ Da sich aber keiner fand, sind hier am Ostufer also seit acht Monaten St. Pölten-Pendler am Werk. Dass sich das Lokal sehr schnell füllen kann, haben die beiden vor ihrer ersten Sommersaison schon während

Gegen schlechte Qualität und für heimische, Produkte aus der Region. Oly Gressl, Betriebsleiter „Strands“


TEXT: Andreas Reichebner | Fotos: Matthias Köstler

Das war schon immer mein Traum, ein eigenes Lokal. Manuel Pemmer, „See Lounge Ratzersdorf“

des Ironmans gesehen. „Wir waren sehr voll“, erinnert sich der seit 20 Jahren in der Gastronomie tätige Oly Gressl und hat nun eine Ahnung, wie es sein wird, wenn die Tage und Abende schöner werden und das „Strands“ vom St. Pöltner Publikum nachhaltig entdeckt wird. Mit einigen Ideen geht man in den Sommer, „es wird die Strands-Box kommen, mit Eis und verschiedene Kleinigkeiten, dann machen wir Barbecue und denken auch an Sommerfeste und Tanzveranstaltungen“, umreißt Oly die Pläne. Im Herbst wird die Strands-Box zum Standl für Sturm und im Winter für Glühwein. „See Lounge Ratzersdorf“. Etliche Ideen tummeln sich auch im Kopf von Manuel Pemmer. Der gelernt Koch hat sich mit der Pachtübernahme des ehemaligen „Seestüberls“ einen langersehnten Traum erfüllt. „Ich wollte immer schon mein eigenes Lokal führen“, so Manuel, der etwa bei seinem Vater, Kultwirt Kurtl in Wagram den Kochlöffel und im „La Boom“ die

Serviertasse schwang. Die alte Waschbetonterrasse musste Holzdielen weichen, ein sandiger Bereich mit Liegestühlen lässt dezent Strandfeeling aufkommen und eine Außenbar wartet auf ihren Einsatz. Zahlreiche Scheinwerfer harren der lauen Partyevents oder dem PublicViewing anlässlich der Fußball-EM. „Ich möchte die See Lounge in den Sommermonaten bis 24 Uhr öffnen“, so Manuel, der sein Lokal am See ganzjährig führen will. Für morgendliche Seeschwärmer oder übrig gebliebene Nachteulen hat er ab 9 Uhr offen. Abends setzt er auf eine Cocktail-Lounge mit Musik. Kulinarisch geht er den Weg der Hausmannskost und bietet ein Mittagsmenü an. Wer auf traditionelles Seehüttenund Terrassenfeeling auf Holzstelzen setzt, der ist nach wie vor bei der am Nordufer gelegenen Imbisshütte mit Selbstbedienung der Gastrolegendenfamilie Pansky bestens aufgehoben. Aktive Gemüter wiederum pilgern ins „Lasertron“, um dem coolen Cybersport oder Bowling zu frönen. Und im Anschluss kann man auf der chilligen Terrasse bei Cocktails, Snacks & Eis die Seele baumeln lassen. Der Sommer kann also richtig kommen, die Lokale am Ratzersdorfer See sind bereit. Und nicht nur das, auch der See präsentiert sich in bester Sommerverfassung, mit den Grillstellen für Picknicker, den Sportplätzen für Bewegungshungrige, dem FKKGelände für Freiluftfanatiker, den Liegewiesen für Sonnenhungrige und mit herrlichem, glasklarem Wasser für Badenixen und Wassermänner. Alles gerüstet für einen „Perfect Day“, den Lou Reed in seinem Lied, das via Musikplayer dem Autor dieser Zeilen während seines Besuches auf der Terrasse des „Strands“ bei einem gepflegten Glas Bier und Sonnenschein eine Freudenträne ins Auge drückte, schon 1972 so unnachahmlich besang.

STRANDS. Stylisches Ambiente, bodenständige „moderne Küche“, regionale Produkte und neu die „Strands Box“ mit Eis & Co.

SEE LOUNGE. Das alte „Seestüberl“ mutiert unter Neo-Chef Manuel Pemmer zur „See Lounge“ samt Cocktail-Lounge & Musik.

MFG 06.16

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MFG URBAN

EIN TEAM. EIN ZIEL. EINE STADT. Es war ein harter Wahlkampf. Es wurde gelaufen, gerackert, gekämpft und gekratzt. Wir sahen sehenswerte Aktionen und Dribblings, auch ein paar versteckte Fouls und Unsportlichkeiten waren dabei – aber das gehört dazu. Jetzt sind die Listenplätze aber vergeben, der 42 Mann/Frau Kader für die nächste Legislaturperiode steht, und für alle gilt nur mehr ein Motto: Ein Team. Ein Ziel. Eine Stadt.

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TEXT: johannes reichl | Fotos: zVG

TEAM2016 St. Pölten

BÜRGERMEISTER VIZEBÜRGERMEISTER STADTRAT GEMEINDERAT

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SHORTCUT KULTUR

Alles Theater

Thomas Fröhlich

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Bühnenluft

Klammheimlich, dafür umso nachhaltiger, haben sich St. Pöltens Bühnen von rein passiv zu konsumierenden Musentempeln hin auch zu aktiven Stätten persönlichkreativen Schaffens entwickelt und leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Kulturszene der Landeshauptstadt. Im Festspielhaus gibt es mittlerweile fünf „Communities“ – den Kinderchor, den Chor 50 plus, das Performance-Labor für 15- bis 25-Jährige, Tanz 60 plus sowie das Atelier für Alle, wo Tänzer jeden Alters ihrer Leidenschaft nachgehen können. Im Landestheater wird – selbstredend – Theater gespielt: Für alle von 6-99 im „Theaterlabor für Alle“, während der Ferien wartet man mit Theater-Workshops für Kinder, Jugendliche oder die ganze Familie auf, und das Bürgertheater stellt eine komplett eigene Produktion auf die Beine. Neu in diesen Reigen reiht sich die Bühne im Hof ein, die für Kinder ab acht die Artistik-ClownGeschichten-Werkstatt hochgezogen hat. Warum also nur in den Besucherreihen sitzen, wenn man selbst auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stehen kann?

10071986 So lautet die Chiffre der neuen Ausstellung im KUNST:WERK im Löwenhof, hinter der sich „das etwas verschlüsselte Datum der Hauptstadterhebung 10. 7. 1986 versteckt“, wie Kurator und Künstlerbund-Obmann Ernest

Kienzl verrät. Anlässlich 30 Jahre Landeshauptstadt hat er junge Künstler, „die St. Pölten eigentlich nur oder überwiegend als Landeshauptstadt kennen“ ebenso um Arbeiten gebeten wie ältere Semester. Die Ergebnisse sind vielfältig und reichen von bildnerisch umgesetzten persönlichen Erlebnissen und Assoziationen bis hin zu kritischen Auseinandersetzungen. Kienzl selbst hat die Entwicklung etwa anhand der Einwohnerzahl (s. Bild) festgemacht. Für die Hauptstadt ist er damals wie heute eingetreten, „dass manches nicht so gekommen ist – in letzter Zeit vor allem die Übersiedlung der bildenden Kunst nach Krems – wie erwartet, ist natürlich ein Wermutstropfen.“ Die Ausstellung läuft bis 3. Juli.

Fotos: andrys lukowski - Fotolia.com, zVg/Festspielhaus, Ernest Kienzl

Beinahe erschrak der Schreiber dieser Zeilen ein wenig, als er weit nach Einbruch der Dämmerung eine Gruppe Menschen in der Innenstadt sah, die gekleidet waren, als kämen sie direkt aus dem 19. Jahrhundert. Die Annahme, nun selbst Teil eines Woody Allen-Films („Midnight in STP“?) oder einer Doctor Who-Folge geworden zu sein, erschien ihm dabei eher unzutreffend. Die Erklärung kam stehenden und gamaschenumhüteten Fußes: Hier waren Schauspielerinnen und Schauspieler des Bürgertheaters zum diesjährigen Thema „Stadtgeschichten“ unterwegs. Eine faszinierende Idee, die Geschichte der Stadt an verschiedenen Stationen mit den Mitteln des Theaters begreifbar und, ja, begehbar zu machen. Und zwar von Laien, die ansonsten ihre eigenen Stadtgeschichte(n) schreiben – im „richtigen“ Leben. Denn alles, was wir in der Öffentlichkeit tun, ist letztendlich Theater. Inszenierung. Indem wir uns maskieren, um gleichzeitig auf Dinge hinzuweisen, die hinter der Maske stecken. Im besseren Falle kein verlogenes Reality TV, in dem wir quotenheischend Gefühle äußern, die nicht da sind, oder gar eingeübten Stumpfsinn für ein geeignetes Buch des Lebens halten. „Alles Theater“ ist auch der Titel der aktuellen Ausgabe der Literaturzeitschrift ETCETERA, mit dem Fotografen und Objektkünstler Walter Berger auf dem Cover, der sich – als bekennender Flaneur – immer wieder neu erfindet. Und der damit nicht nur auf eine in Stein gemeißelte Wahrheit hinweist, sondern auf mehrere, einander ergänzende Wahrheiten. Prince und David Bowie konnten das auch perfekt: nämlich die Vielfältigkeit unserer Persönlichkeiten hervorheben. Und die offenen Enden der Geschichten weiter erzählen ...


summer

blues festival

Samstag 30. Juli | Ratzersdorfer See Das Festival

Black Patti

Am 30. Juli 2016 geht am Ratzersdorfer See das legendäre Summer Blues Festival bereits zum 14. Mal über die Bühne. Rund eintausend Blueser aus ganz Österreich werden von den Organisatoren Charlie Furthner, Mika Stokkinen und dem Team des Büro V erwartet. Die Besucher können sich auf ein abwechslungs-reiches Programm, die idyllische Abendstimmung am Ratzersdorfer See, sowie Catering auf höchstem Niveau freuen.

Der Gitarrist und Mundharmonispieler Peter Crow C. ist seit etlichen Jahren auf Europas Blues- und Jazzbühnen unterwegs und begeistert nicht allein durch sein Gitarrenspiel und seinen markanten Gesang, sondern auch als Entertainer. Der erst 25-jährige Mr. Jelly Roll gilt als neues Ausnahmetalent in der Welt des Blues.

Line-Up Mojo Blues Band feat. Ingo Beer Keine andere heimische Gruppe hat in der Welt des Zwölf-takters jenen Stellenwert, wie die Wiener um Mastermind Erik Trauner. Seinen Weg, Chicago Blues, R&B und Country-Blues zu vermengen, verfolgt er seit 1977 zielstrebig und konsequent. Seine Mitstreiter wählt er so aus, dass die jeweils aktuelle Besetzung der Mojo Blues Band auch die jeweils beste ihrer Zeit ist.

Meena Cryle & Chris Fillmore Band Meena Cryle und Chris Fillmore bilden ein Gespann, das in dieser Intensität im gegenwärtigen Musikbuisness nicht all zu oft zu finden ist. Sie liefern die perfekte Mischung aus Vintage Sound, zeitgemäßer Interpretation und unglaublicher Spielfreude.

The Riding´ Dudes feat. Stokkinen und Ingrid Diem

Mika

Mit „The Ridin´ Dudes“ haben sie sich drei Giganten des RocknRoll verschrieben: Elvis Presley, Chuck Berry und Johnny Cash! Ingrid Diem ist Solistin des größten europäischen Gospelchors und singt leidenschaftlich Gospel, Blues, Jazz und Soul. Ihre dunkle vielseitige Stimme überzeugt ebenso wie ihre spontane Kreativität.

Tickets

Tickets im Vorverkauf gibt es bereits bei Ö-Ticket, im VAZ, in der Sparkasse NÖ Mitte West AG (Domgasse & Schwaighof) und im Büro V. Nähere Infos zur Veranstaltung gibt’s auch auf www.buerov.com.

Göndle St. Pölten

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MFG KULTUR

INTERVIEW UNIV. PROF. STEFAn KARNER

Irgendwann kommt jeder nach Hause Im Grunde genommen ist das „Haus der Ge­ schichte“ selbst schon ein Stück Historie. Bereits Karl Renner plädierte 1946 für ein „Museum der Ersten und der Zweiten Republik“, über Stu­ dien und diverse Konzepte kam man aber die nächsten Jahrzehnte nie hinaus – bis Nieder­ österreich den Bau eines solchen beschloss. Wir sprachen mit dem wissenschaftlichen Leiter Stefan Karner über die Erfüllung eines langge­ hegten Wunsches, des Kaisers Schlafrock, die Überwindung von Grenzen im Kopf und dem Haus der Geschichte als Zukunftschance. Was haben Sie eigentlich empfunden, als Sie Gewissheit hatten, dass endlich ein Haus der Geschichte – und das Haus der Geschichte in Niederösterreich reflektiert ja auch auf ganz Österreich – Wirklichkeit wird? Große Freude, dass ein seit Jahrzehnten verfolgtes Projekt realisiert werden kann – inhaltlich umfassend Nieder­ österreich als das österreichische Kernland, Österreich und Zentraleuropa. Die Geschichte unseres Österreich ist ohne die vielfältigen Bezüge nach draußen und von draußen gar nicht darstellbar: Prag, Krakau, Tschernowitz, Galizien, Ungarn, Laibach/Ljubljana, Triest sind mit ihren Ländern Bezugspunkte unserer eigenen Geschichte und umgekehrt. Dies gerade heute festzuhalten, erscheint besonders wichtig. Auch die gegebene Möglichkeit, Zeitgeschichte mit ihren erklärungsrelevanten Bezügen in die weitere Vergangenheit und in ihrer Relevanz für die Gegenwart darzustellen, ist eine wichtige Grundlage für das Haus der Geschichte, wie wir es in St. Pölten entwickeln. Sie haben diesbezüglich von einem „langen Weg“ gesprochen. Hatten Sie schon die Hoffnung aufgegeben, dass dieser je ein Ende findet? Die Hoffnung gibt man nie auf. Und es hat sich gelohnt. Ich habe ja selber an die 20 Jahre führend am Projekt des Bundes in Wien gearbeitet. Viel Engagement von vielen Be­ teiligten ist da hinein geflossen. Sie haben konstatiert, dass im Grunde genommen Erwin Pröll zweimal – nämlich im Gedenkjahr 2005 mit der Ausstellung „Österreich ist frei“ sowie nunmehr im Falle des Hauses der Geschichte Niederösterreich – in 48

eine Art Vakuum auf Bundesebene vorgestoßen ist. Worauf führen Sie dieses Engagement zurück? Und, um es überspitzt zu formulieren – bedarf es absoluter politischer Verhältnisse, um ein solches Projekt überhaupt auf Schiene zu bringen – alle Vorgängeransätze scheiterten ja mehr oder weniger an der gegenseitigen Blockade durch die jeweils andere Regierungspartei? Erwin Pröll legt seinem politischen Handeln immer auch eine historische Komponente zugrunde. Das ist wohltuend und spricht für Weitsicht. Ob ein solches Projekt von der prinzipiellen Idee bis zur Umsetzung reifen kann, hängt aber von vielen Faktoren ab, von denen die politischen Konstel­ lationen nur einer sind. In Niederösterreich waren es etwa ganz pragmatische Überlegungen, die uns diese einmalige Chance zur Umsetzung eröffneten: Nachdem die Kunst­ sammlung in Krems eine neue Heimat bekommt, wollte man das Museum Niederösterreich neu positionieren. Die Verfügbarkeit einer so idealen Örtlichkeit haben wir etwa


TEXT: Johannes Reichl | Fotos: Hertha Hurnaus, Marte.Marte, Theo Kust, ZVG HGNö, LM

dem Wiener Projekt voraus. Dort wurde – und wird – ja heftig ob der Eignung der Hofburg als Ort für ein Haus der Geschichte diskutiert. Wir haben schon den österreichrelevanten Ansatz angesprochen, Ihnen ist ebenso – reflektierend auf die Monarchie – der zentraleuropäische Kontext wichtig. Ist dieser gesamtheitliche Blickwinkel Ihrem Empfinden nach über die Jahre verlorengegangen, obwohl er viel relevanter in unserem Land fortwirkt, als wir vielleicht annehmen? Wir sehen, dass gerade dieser Ansatz immer wichtiger wird. Wir merken, dass uns im zentraleuropäischen Raum mehr verbindet, als uns trennt. Das ist herauszuarbeiten, verständlich zu machen. Auch in der Entwicklung seit der Besiedelung des Raumes. Vergessen wir nicht, dass wir alle, die Menschen des gesamten zentraleuropäischen Raumes, etwa das Produkt zahlreicher Wanderungsbewegungen und Durchmischungen sind. Dass der Raum immer people in move hatte. Es fällt auf, dass Sie sich bei den von Ihnen umgesetzten Ausstellungen vielfach mit Grenzen, deren Wirkung bis hin zu deren Überwindung auseinandergesetzt haben – etwa im Falle von „Österreich. Tschechien. geteilt – getrennt – vereint“ oder „GrenzenLos“. Dieser Tage ist wieder viel von Grenzen und deren Hochziehen die Rede – was antworten Sie den Befürwortern einer solchen Politik. Kann man in dieser Frage aus der Geschichte lernen? Ja, kann man, soll man. Wie ich schon sagte, es verbindet uns zwar mehr mit Ungarn, Tschechen oder Slowenen, aber es trennte und trennt uns auch einiges. Daher geht es immer auch um Grenzen im eigentlichen physischen, aber auch im übertragenen Sinn, auch in unseren Köpfen. Und selbstver­ ständlich auch um Brücken zur Überwindung der Grenzen. Vom römischen Limes bis zum Eisernen Vorhang; um jene Grenzen, die auch heute wieder gezogen werden und um die vielen, oftmals scheinbar kleinen, aber wichtigen Ver­ suche, diese zu überwinden in Kultur, Wissenschaft, Wirt­ schaft und Forschung. Im Vorfeld wurde von manchen Kreisen kritisiert, ein Haus der Geschichte in Niederösterreich könnte zu schwachbrüstig ausfallen, weil es an relevanten Originalstücken fehlt – sie selbst haben im Hinblick auf das letztlich gescheiterte „Museum der Österreichischen Kultur“ gemutmaßt, es sei auch an der Beschaffung „hochwertiger Originale“ gescheitert und plädieren umgekehrt für solche im Haus der Geschichte. Welche werden zu sehen sein? Da wird es keinen Mangel geben. Für mich steht die Bot­

Univ. Prof. Stefan Karner Geboren 1952 in St. Jakob bei Völkermarkt, Historiker. Vorstand des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte der Universität Graz, Gründer und Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung Graz-Wien-Raabs; Leiter des Medienlehrgangs der Universität Graz; „Österreichischer Wissenschaftler des Jahres“ 1995; CoVorsitzender der Österreichisch-Russischen Historikerkommission (seit 2008); Mitglied und Vorsitzender wissenschaftlicher Vereinigungen im In- und Ausland; Zahlreiche Veröffentlichungen; Leiter großer Ausstellungen und TV-Dokus; Wissenschaftliche Leitung zur Einrichtung eines „Hauses der Geschichte Niederösterreich“. Forschungsschwerpunkte: Zeitgeschichte Österreichs, Ost- und Südosteuropas; Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte. Über 40 Monografien und über 350 wissenschaftliche Publikationen in in- und ausländischen Zeitschriften, dazu zahlreiche herausgegebene Werke und Reihen.

schaft im Vordergrund, die das Haus der Geschichte vermit­ teln soll. An der Umsetzung oder Übersetzung dieser Bot­ schaft in Objekte arbeiten wir gerade intensiv. Was wir ganz konkret zeigen werden, hängt im Moment noch von vielen technischen Fragen ab, wie nicht zuletzt solchen des Leih­ verkehrs. Denn nicht alles, was wir uns wünschen, werden wir auch bekommen. Was aber sicher ist: Die Landessamm­ lungen bieten mit ihren über sechs Millionen Objekten eine solide Basis, mit der die gemeinsame zentraleuropäische Geschichte gezeigt werden kann. Dazu kommt noch die Kunstsammlung, die wir ja unbeschadet der neuen Galerie in Krems auch intensiv für das Haus der Geschichte nüt­ zen werden. Denn Kunst war und ist immer ein wichtiger Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen. Für den Bereich der jüngeren Zeitgeschichte haben wir die derzeit laufende Sammelaktion ins Leben gerufen. Diese zielt nicht nur auf die Akquise von Objekten, sondern auch darauf, die zukünftigen Besucherinnen und Besucher und ihre ganz persönlichen Geschichten schon jetzt in die Umsetzung des Hauses mit einzubeziehen. Das Land Niederösterreich hat zugleich diverse Privatsammlungen aufgekauft, etwa die Kaiserhaus-Sammlung Plachutta um 3,1 Millionen Euro. Fallen diese Exponate – etwa der Bademantel des Kaisers oder seine Barthaare – unter die Kategorie „auratisch“, wie Sie es formuliert haben? Welche Relevanz haben solche Ausstellungsstücke, was kann man damit vermitteln und warum ist diese Aura des Originals für viele Besucher so relevant? Das Original hat immer eine besondere Aura. Der Ankauf der Sammlung Plachutta hat aber nur mittelbar mit

Wenn Sie „des Kaisers Bart“ im Haus der Geschichte sehen wollen, dann muss ich Sie allerdings enttäuschen. Univ. Prof. Stefan Karner MFG 06.16

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MFG KULTUR

NEUORIENTIERUNG. Das Landesmuseum wird neu aufgestellt. Die bislang etablierte Kunstsektion übersiedelt nach Krems, in St. Pölten wird un­ ter dem Claim „Museum Niederösterreich“ zusätzlich zur etablierten Naturabteilung das Haus der Geschichte integriert.

dem Haus der Geschichte etwas zu tun. Auch die offi­ zielle Sammlungsstrategie des Landes Niederösterreich hat da eine Rolle gespielt. Freilich haben wir damit ein breites Spektrum an Objekten zur Verfügung gestellt bekommen, mit dem wir an verschiedenen Punkten der Ausstellung zentrale Fragen für die Geschichte des Raumes thematisie­ ren können – vom Streben der bürgerlichen Eliten im 19. Jahrhundert, die neoabsolutistische Staatsform zu überwin­ den, über den Nationalismus bis zum rückwärtsgewandten und verklärten Geschichtsbild über die Habsburger, mit dem man nach 1945 die Erinnerung an das NS-Regime zu überdecken suchte. Denn immer muss man auch die letz­ ten beiden österreichischen Kaiser und das von ihnen ver­ tretene und repräsentierte Weltbild im Auge behalten, um die Entwicklungen in Zentraleuropa verstehen zu können. Ein Beispiel: in der Sammlung Plachutta findet sich „Erde aus Ungarn“ – ein wichtiges Symbol, das man Kaiser Franz Joseph I. bei seiner Krönung zum König von Ungarn 1867 überreichte. Von diesem Objekt ausgehend kann man Fra­ gen des Herrschaftsverständnisses der Habsburger, der Nationalitätenfrage, der Identitäten und Symbole oder der Verfassungsgeschichte für ganz Zentraleuropa abwickeln – und das mit Rückblicken bis in die frühe Neuzeit und mit wichtigen Bezügen zur Gegenwart. Wenn Sie „des Kaisers Bart“ im Haus der Geschichte sehen wollen, dann muss ich Sie allerdings enttäuschen. Umgekehrt haben sich die Möglichkeiten der Museumsarchitektur, der Themenführung aufgrund der 50

technischen Möglichkeiten enorm verändert. Wie kann man sich den Einsatz dieser im Museum vorstellen? Wird man sich als passiver Besucher bewegen, oder wird man Teil des Museums und aktiv involviert? Da arbeiten wir intensiv daran. Lassen Sie sich überraschen. Aber schon jetzt ein paar Einblicke: Unser Vermittlungs­ konzept legt großen Wert auf einen zeitgemäßen Medien­ mix. Im Zentrum werden immer die Objekte stehen. Diese und die Themen, für die sie stehen, werden über fest in­ stallierte Medienstationen, „Foren“ für die Kulturvermitt­ lung und mit einer Museums-App vertieft. Wissen soll hier „spielerisch“ vermittelt werden, der Besucher aktiv Inhalte erarbeiten können. Und, ganz wichtig: Die Besucherinnen und Besucher sollen staunen. Man wird auch Großinstal­ lationen zum Leben erwecken können und mit dem Raum, den die Shedhalle bietet, interagieren. Es wird zudem maß­ geschneiderte „Themenwege“ geben, die etwa über die Mu­ seums-App abgerufen werden können. Der Klangturm ist ebenfalls Bestandteil des Museums Niederösterreich. Wird er in irgendeiner Form in das Haus der Geschichte eingebettet werden? Welche

Wir merken, dass uns im zentraleuropäischen Raum mehr verbindet, als uns trennt. Univ. Prof. Stefan Karner


Irgendwann kommt jeder nach Hause

Rolle wird die ehemalige Synagoge im Gesamtkonzept spielen, und wird es auch Kooperationen etwa mit dem Stadtmuseum St. Pölten, geben? Der Klangturm ist ein Signet des gesamten Viertels und wird entsprechend eingebunden. Er wird als weithin sichtbares Ausrufezeichen für das Museum dienen, sein Äußeres dem­ entsprechend adaptiert. Aus technischen Gründen können wir ihn nicht als Ausstellungsfläche nutzbar machen – mit Ausnahme der Aussichtsplattform und des Erdgeschosses, die einerseits in das Vermittlungskonzept mit einbezogen werden – zum Beispiel, um in den „Raum Zentraleuropa“ zu blicken – oder andererseits als Informationspunkt ge­ nutzt werden. Weitere Kooperationen mit Kultureinrich­ tungen sind in Vorbereitung. Sie legen hohen Wert darauf, insbesondere „demokratische Werte und Ideen als wichtige Errungenschaften“ im Haus der Geschichte zu vermitteln. Kommt ein solches Museum in Zeiten, da in vielen Ländern – gerade auch Zentraleuropas – wieder der Ruf nach autoritäreren Strukturen lauter bis hin zur Infragestellung manch demokratischer Strukturen – gerade recht? Welche Relevanz kann/soll in diesem Sinne ein Museum, ein Haus der Geschichte haben? Wir werden aufzeigen, welcher enorm hohe Preis für das Erlangen demokratischer Werte gezahlt werden musste – bei uns, in ganz Zentraleuropa. Und wir werden zeigen, was es in der Geschichte bedeutete, wenn von demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien abgegangen wurde – etwa am Beispiel der autoritären Wende in der Zwischenkriegs­ zeit, des NS-Regimes aber auch der sozialistischen Staaten bis 1989. Wenn man das Mission Statement des Hauses der Geschichte Niederösterreichs liest, dann soll es eindeutig mehr als nur ein Museum im klassischen Sinne werden – sondern vielmehr ein „offenes Forum“ darstellen, wie Sie schreiben. Was kann man sich darunter genau vorstellen? Neben den angebotenen Inhalten, die über die ganze Aus­ stellung verteilt explizit zum Nachdenken über die eigene Lebensrealität anregen sollen, wird es in den erwähnten „Foren“ verschiedene Angebote geben, um gemeinsam mit Kulturvermittlern die verschiedenen Themen kritisch zu er­ arbeiten. Darüber hinaus wird das Haus der Geschichte als Ort für die verschiedensten Veranstaltungen dienen, etwa für Diskussionen mit der Zivilgesellschaft. Zudem wird das Haus der Geschichte als Anlaufstelle für zeithistorische, ge­ sellschaftliche Fragestellungen der Bevölkerung zur Verfü­ gung stehen und umgekehrt Anregungen – wenn möglich – auch in seinen Ausstellungen berücksichtigen. Kann man daraus folgern, dass ein Museum wie das Haus der Geschichte damit nichts mehr von der rückwärtsgewandten Nabelschau hat, sondern auch einen aktiven Gegenwarts-, ja sogar zukunftsrele-

KUNSTMUSEUM KREMS

Während in St. Pölten das Haus der Geschichte entsteht, schreitet auch die Landesgalerie Niederösterreich, welche u. a. die Landessammlungen umfassend präsentieren wird, voran. „Die Bauverhandlung ist abgeschlossen, in wenigen Wochen erfolgt der Baustart!“, verrät NÖKU-Boss Paul Gessl. Im Zuge öffentlicher Präsentationen hat man das Projekt auch der Bevölkerung vermittelt und sich die Anliegen der Kremser angehört. „Da gibt es Sorgen wegen der Parkplatzsituation, die Frage, was das für das Weltkulturerbe bedeutet etc. Das nehmen wir alles ernst und arbeiten an guten Lösungen!“, verspricht Gessl. V. a. im Hinblick auf Verkehrs- und Parksituation sowie Platzgestaltung sieht Gessl durch das neue Museum auch eine Riesenchance für Krems. „Im Grunde genommen haben wir die einmalige Gelegenheit, Krems direkt an die Donau heranzurücken – also den Verkehr in diesem Bereich ‚wegzubekommen‘.“ Der NÖKU-Chef könnte sich diesbezüglich eine Art Unterführung für den Verkehr oder Ähnliches vorstellen und plädiert für „think big, think mutig!“ Vorleistungen hat man jedenfalls schon erbracht. So wurde das Grundstück des ÖAMTC von der Stadt Krems für Parkmöglichkeiten angekauft. Vom Zeitplan her soll der von marte.marte geplante Museumsbau voraussichtlich Ende 2017 fertiggestellt sein, mit der Eröffnung des Ausstellungsbetriebs rechnet Gessl im Frühjahr 2018. Die Entscheidung für den Namen „Landesgalerie Niederösterreich“ ist deshalb gefallen, weil damit am deutlichsten vermittelt wird, dass das neue Museum die (rund 60.000 Werke zählenden) Landessammlungen Niederösterreich für die Menschen sichtbar machen wird. Außerdem wird damit zum Ausdruck gebracht, was man bekommt: „Mein Motto lautet da ‚keep it simple‘ – das was draufsteht, soll auch drin sein, also die Landeskunst“, so Gessl. Die Kosten für das Projekt sind mit 35 Millionen Euro angesetzt, die jährliche Basissubvention für das Museum wird vier Millionen Euro betragen. Für den Kremser Bürgermeister Reinhard Resch bedeutet die Umsetzung des Museums den schlüssigen Abschluss einer kontinuierlichen Entwicklung: „Einen wichtigen Grundstein legten die bereits in der Nachkriegszeit ins Leben gerufenen großen Kunstausstellungen in der Minoriten- und Dominikanerkirche, die den späteren Landesausstellungen als Vorbild dienten. Als dann vor 20 Jahren die Kunsthalle Krems eröffnet wurde – sie zählt heute zu den wichtigsten Ausstellungshäusern Österreichs – war das der Beginn einer steilen Aufwärts­ entwicklung. Es folgten das Karikaturmuseum Krems, das Forum Frohner und nun das Kunstmuseum Krems!“ Stolzer Nachsatz: „Für eine Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern eine ganz schön hohe Dichte an Kunsthäusern!“

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MFG KULTUR

Irgendwann kommt jeder nach Hause

EINGANG EINGANG MUSEUM MUSEUM

VERTIEFUNGSRAUM

NATUR

HAUS DER GESCHICHTE

vanten Zugang verfolgt. Welche aktuellen Themen sehen Sie in diesem Sinn als „brennend“ an? Wir werden Niederösterreich als einen zentralen Raum im Herzen Europas, mit den hier wirkenden Menschen dar­ stellen, die prägend waren und geprägt wurden von der politischen, kulturellen, wirtschaftlichen, spirituellen, krie­ gerischen, etc. Entwicklung Europas. Daher wird sich die „Nabelschau“ nur insofern ergeben, als dass wir Phäno­ mene, die den ganzen Raum betreffen und auch noch heute von Relevanz sind, anhand niederösterreichischer Beispiele präsentieren und verständlich machen. Die Relevanz für die Gegenwart ist sogar maßgeblich für die Auswahl der The­ men, die wir in den Fokus nehmen. So ist etwa Migration eines jener Themen, die unseren Raum über Jahrhunderte prägten – und wird daher auch im Haus der Geschichte prominent gezeigt werden. Ebenso brennend sind Fragen der vielen Identitäten, die heutzutage immer bunter und mehr denn je im Fluss erscheinen. Dass die Frage der Iden­ tität im Laufe der historischen Entwicklung schon immer wichtig war, werden wir zeigen und damit hoffentlich die Besucherinnen und Besucher dazu anregen über die eigene Gegenwart und Zukunft und damit auch jene Europas po­ sitiv nachzudenken. Das Haus eröffnen wir mit einem sehr brisanten Schwerpunktthema – der Zeit zwischen 1918 und 1938. Weitere Schwerpunkte werden sich einerseits an den diversen Gedenkjahren von insbesondere zeithistorischer Relevanz orientieren und andererseits an den großen Leitli­ nien des Hauses der Geschichte, wie eben „Grenze/Brücke“ oder der „Donau“. Das Haus der Geschichte soll 2017 in Betrieb gehen, die erste Sonderausstellung wird sich mit der Ersten Republik auseinandersetzen. Orten Sie Bezüge zwischen damals und heute – wenn ja, welche? Die erste Schwerpunktausstellung wird sich nicht nur mit 52

HGNÖ. Das Haus der Geschichte wird eine Fläche von 3.000 m² ein­ nehmen, Innenarchitektur und Gestaltung planen Planet Architects.

der Ersten Republik auseinandersetzen, sondern auch mit der Zeit des autoritären Dollfuß- und Schuschnigg-Regimes und der ersten Phase der NS-Diktatur, also bis zu den No­ vemberpogromen 1938. Die Bezüge sind existent und viel­ fältig, sei es, was die Verfassungsgeschichte betrifft, unseren Sozialstaat, die Rolle der Kirche, oder die Bildungsdebatte. Auf all das und noch mehr wird der Schwerpunktraum Be­ zug nehmen. Vor allem auch auf die Rezeption und Inter­ pretation dieser Zeit während der Zweiten Republik bis in die Gegenwart. Was wünschen Sie sich für „Ihr“ Haus der Geschichte, was erwarten Sie sich davon? Ein offenes Haus. Ein Haus, das in seiner inhaltlichen Viel­ falt den Besuchern Orientierung gibt, Diskussionen ermög­ licht. Ein Haus, das breit angenommen wird. Ich erwarte mir viele Besucher, liegt es doch an einer der zentralen eu­ ropäischen Verkehrsachsen zwischen Ost und West, Nord und Süd. Eine unglaubliche Chance – diese werden wir ge­ meinsam nützen.


MFG ADVERTORIAL

FÖRDERVEREIN KULTURBEZIRK

Rettung lauert überall Während unsere Institutionen zum Teil in die wohlverdiente Sommerpause gehen und ein unterhaltsamer Sommerfestivalreigen auf alle Kulturinteressierten wartet, haben wir schon das Fördervereinsprogramm für den Herbst geschnürt. 2. Oktober Kitty, Daisy & Lewis

Den Beginn machen wir am 22. September im Landestheater Niederösterreich. Die neue künstlerische Leiterin Marie Rötzer startet ihre Saison mit Ilija Trojanows „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall.“ Am 2. Oktober sind wir auf Besuch im Festspielhaus bei Kitty, Daisy & Lewis. Die drei Geschwister aus London lassen in der Tradition von Musikern wie Louis Armstrong oder Nina Simone den authentischen Sound von Rockabilly, Swing oder Bluegrass wieder aufleben. Am 29. Oktober wohnen wir im Landestheater den Proben zu Astrid Lindgrens Kinderklasiker „Mio, mein Mio“ bei. Am 11. November gastiert das Erika Pluhar Bossa Quartett in der Bühne im Hof, im Zuge dessen Österreichs beeindruckendste Stimme

ihre Lieder zum Teil neu arrangiert. Wie weit das „Haus der Geschichte“ fortgediehen ist, darüber werden wir exklusiv am 24. November im Museum Niederösterreich informiert. Am 2. Dezember wohnen wir dem Konzert der Dresdner Philharmonie im Festspielhaus bei, im Zuge dessen die Ausnahme-Violinistin Julia Fischer Aram Khatchaturians Konzert für Violine und Orchester in d-Moll spielen wird. Kurz vor Weihnachten erwartet uns am 22. Dezember schließlich noch Alan Ayckbourns witzige und bitterböse Komödie „Schöne Bescherungen“ im Landestheater. Nach sämtlichen Veranstaltungen findet ein exklusiver Empfang für die Mitglieder des Fördervereins Kulturbezirk statt.

Mitglied werden und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previews, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter 02742/908080-816, foerderverein@kulturbezirk.at

präsident LOTHAR FIEDLER Die neue künstlerische Leiterin Marie Rötzer hat unlängst ihr neues und äußerst ambitioniertes Programm für ihre erste Spielzeit präsentiert. Was aus St. Pöltner Sicht besonders freut und vielen ein großes Anliegen war: Rötzer wird das unter Bettina Hering eingeführte Bürgertheater weiterführen. Dieses wird aber nicht mehr von Renate Aichinger, der ich auf diesem Weg seitens des Fördervereins Kulturbezirk ganz herzlich für ihre großartige Arbeit danken möchte, sondern von Dick Nehle geleitet, welche das Landestheater ja auch engagiert in unserem Vorstand vertritt. Für die Stadt St. Pölten, für die Bürger ist das Fortführen jedenfalls eine absolute Frohbotschaft, weil mittels Kunst wie schon lange nicht – auf diese Weise wohl überhaupt noch nie – unglaubliche Identifikationsarbeit geleistet wird. Die St. Pöltner halten sich mit dem vom Landestheater umgesetzten Bürgertheater quasi selbst einen Spiegel vor, blicken auf die Vergangenheit, auf Eigen- und Besonderheiten, graben manch Geschichte wieder aus, holen sich ein Stück Vergangenheit zurück, verorten auch das Seelenleben. Im Falle des vorjährigen Stücks „Glanzstoff“ über die gleichnamige, vor einigen Jahren stillgelegte Fabrik wurde dies auch österreichweit anerkannt – das Landestheater erhielt dafür mit dem Nestroy Österreichs höchste Theaterauszeichnung! Und auch die diesjährige Produktion „Stadtgeschichten“, welche die Besucher im wahrsten Sinne des Wortes zu besonderen Plätzen St. Pöltens führte, war grandios und wurde von gut 1.000 (!) Besuchern gestürmt. Uns als Förderverein Kulturbezirk ist es ein großes Anliegen, diese sinn- und identitätsstiftende „Einrichtung“ – nicht nur für die Besucher, sondern allen voran auch für die Mitwirkenden, die so großartige schauspielerische Leistungen bringen – zu unterstützen. Aus diesem Grund haben wir das Bürgertheater auch zu unserem nächsten Förderprojekt auserkoren und freuen uns schon jetzt auf die neue Produktion „Wo bist du hin entwichen“, die sich auf die Suche nach vergessenen Orten St. Pöltens macht.

iNFORMATIONEN

www.kulturbezirk.at, Tel.: 02742/908080-816 MFG 06.16

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MFG KULTUR

Maria Budweiser

Die Wandlungsfähige

Aktmalerei, Insekteninvasionen, die Ästhetik des 15. und 16. Jahrhunderts, Verletzungen, Vernetzungen und die Gefahren, die von Küchentischen ausgehen: Die Künstlerin Maria Budweiser erklärt im MFG, wie das alles zusammenhängt.

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016 ist das Jahr der Renaissance. Eine Aussage, die Kunsthistoriker wohl zu mildem Entsetzen bis brachialem Ganzkörpersausen verleiten könnte. Für die St. Pöltner bildende Künstlerin Maria Budweiser stellt dies allerdings eine aktuelle Handlungs- beziehungsweise Rechercheanleitung im Hier und Jetzt dar. „Nach meinem Acrylbild ‚Leonardo‘, einer Hommage an da Vinci, das 2015 im Sonnenpark zu betrachten war, befinde ich mich derzeit in einer – wenn du so willst – künstlerischen Zwischenphase. Auf gut deutsch: einer Pause. Ich beschäftige mich derzeit sehr intensiv mit der Kunst der Renaissance, ihrer Ästhetik, ihrer Schönheit. Und lote für mich 54

Möglichkeiten aus, all das aufs Heute anzuwenden.“ Sie ergänzt: „Der Output wird sich herausstellen.“ Das ist etwas, was an Budweiser sofort auffällt: Sie gestattet sich selbst ein kreatives innehalten, nimmt auch leise Zweifel in Kauf. Über ein Zuwenig an Budweiserschem Output konnten sich Kunstinteressierte allerdings in den letzten Jahren wohl nicht beklagen. 2008 bis 2015 waren ihre Insektendarstellungen, angefangen vom E.G.O.N. über Höfefest und Sonnenpark bis hin zum Landesmuseum, wohl nicht aus dem Stadtbild wegzudenken: übergroße Ameisen, Bienen und Mücken jeglicher Art, wobei viele – zumindest für den mit einschlägigem Filmgut

sozialisierten Schreiber dieser Zeilen – auch immer etwas Fremdes, Alienartiges an sich hatten. Gegenständliches, mit heftigem Pinselstrich auf die Leinwand gebracht, befindet sich da an der Kippe zur Fast-Abstraktion. „Mich fasziniert dieses Kleinteilige an Insekten. Und inhaltlich ging‘s mir auch um Themen wie das Bienensterben, die Natur und ihre Bedrohung durch uns alle.“ Die große Freiheit Das künstlerische Schaffen von Budweiser wandelte sich schon ein paar Mal. Geboren 1962 in St. Pölten begann sie bereits im Kindesalter zu zeichnen und zu malen. Sie besuchte die Designschule in der Wiener Spen-


TEXT: Thomas Fröhlich | Fotos: Elias Kaltenberger

gergasse: „Die große Freiheit ...“, erinnert sie sich, „... war mir im Endeffekt wohl etwas zu frei.“ Sie brach ab und ging nach St. Pölten zurück, wo sie auf der HBLA weiter machte. Noch vor der Matura brachte sie allerdings schon ihre beiden Kinder zur Welt: „Das war auch zugleich der Startschuss zu einer vorzeitigen Malpause“, die 15 Jahre dauern sollte. Doch die Lust auf Kunst ließ Budweiser nicht los: „Ich hab‘ mit Aquarellen wieder angefangen. Sehr viel Aktzeichnungen, auch an der Akademie der Bildenden Künste; das Maß, der menschliche Körper, Proportionen – das hat mich irrsinnig fasziniert. Irgendwann bin ich dann zur Acrylmalerei gekommen.“ All das habe sie auch durch schwierige Zeiten wie die ihrer Scheidung getragen: „Ein bissl ein Rückzug, wo ich auch meinen Stimmungen freien Lauf lassen konnte.“ Sie goss das alles in eine künstlerische Form, die es ihr ermöglichte, auch Schmerz und Verletzungen zu reflektieren und für Betrachter gleichsam lesbar zu machen, womit sie vielerorts Interesse weckte: 2000 etwa mit ihren großformatigen „Kopfklischees“ im Stadtmuseum St. Pölten, 2002 auf der Ausstellungsbrücke „mit großen schablonenhaften Akten“, im selben Jahr im E.G.O.N. mit ihren Acrylbildern „Köpfe“. 2006 folgten Ausstellungen mit „Frauen­ skulpturen“. „Auch dadurch, dass meine Kinder halt so früh da waren, lebte ich in einer Art Korsett. Und, wie schon Virginia Woolf in ‚A Room Of Her Own‘ meint, Verwirklichung geht nur, wenn du Raum hast – du kannst nicht ewig am Kuchltischl malen.“ Im von ihren Eltern übernommen Haus in Spratzern richtete sie sich im Laufe der Zeit ein Atelier ein. Und diese Entspannung ihrer persönlichen Lebensverhältnisse führte letztendlich auch dazu, dass sich Budweiser, inzwischen ein Fan klassischer Musik, nun auch mit anderen Dingen künstlerisch be-

KUNST BRAUCHT RAUM. „Wie schon Virgi-

nia Woolf in ‚A Room Of Her Own‘ meint, Verwirklichung geht nur, wenn du Raum hast – du kannst nicht ewig am Kuchltischl malen.“

schäftigen wollte und konnte: „Die Verletzungen, das Schmerzvolle meiner früheren Werke gelangten mehr und mehr in den Hintergrund.“ Neben ihrer Zuwendung zur Natur entstanden Bilder wie die großformatigen Mischtechnik-Siebdrucke fürs Räderwerkfest 2010, „die einfach pure Lebensfreude ausstrahlten.“ Eine Menge Herzblut Und nebenbei förderte sie auch immer wieder Kollegen, obwohl sie „künstlerisch eher eine Einzelgängerin“ sei. 2005 gründete sie mit ihrem nunmehrigen Lebensgefährten Peter Kaiser das sogenannte STOCKWERK in den Räumlichkeiten einer St. Pöltner Buchhandlung, in dem Ausstellungen, (szenische) Lesungen, Performances uvm. möglich waren. „Florian Nährer, Markus Polivka, Nina Maron, Alois Junek, Kurt Schönthaler oder Mark Rossell stellten dort aus, manche erstmalig. Und das alles mit sehr wenig Geld.“ Auf Dauer zu niedrige Zeit- und Geldbudgets zwangen nach drei Jahren zum Abbruch des Projekts. „Sowas fehlt heute, vor allem für die

Jungen. So gut St. Pölten als KunstBiotop im Gesamten ist, so sehr fehlen Möglichkeiten für Junge im Bereich der bildenden Kunst. Und dass die Landesregierung für ein neues Museum in Krems der Landeshauptstadt die bildende Kunst ausräumt, während man ein vorhandenes Museum wie die Sammlung Essl skandalöser Weise vor die Hunde gehen lässt, also, das ist da auch nicht sehr hilfreich.“ Doch Maria Budweiser lässt sich davon nicht beirren. Um noch einmal auf Virginia Woolf zurück zu kommen: „Die Klarheit und Schönheit ihrer Sprache hat mich immer beeindruckt.“ Und wahrscheinlich ist es auch das, was Budweisers Bilder und Objekte ausmacht: Klarheit, Schönheit … und eine Menge Herzblut.

Ich lote die Möglichkeiten aus, die Ästhetik der Renaissance ins Hier und Jetzt zu ziehen. Maria Budweiser MFG 06.16

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MFG KULTUR

Abschied

Das Ende der Kunst Mit Ende Juli kehrt das Landesmuseum der Kunst den Rücken zu. Grund für den scheidenden künstlerischen Leiter Carl Aigner mit der letzten Ausstellung noch einmal die Wichtigkeit zeitgenössischer Positionen zu verdeutlichen und zu signalisieren. Dabei zeigt er mit Werken von Leopold Kogler und Erwin Wurm zwei herausragende Persönlichkeiten der NÖ Kunstszene.

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nde. Das Wort, rosa gestickt auf hell-graublauem Grund. Ein Beitrag des derzeit international wichtigsten österreichischen Künstlers Erwin Wurm zur finalen Ausstellung im Landesmuseum. Zugleich Titel seiner Werkschau, hängt es schlicht an der Wand, kaum größer als aufgeschlagene Trivialblätter aus dem heimischen Printmedienbereich und lässt viel Raum zur Interpretation bezüglich des Wegfallens einer hervorragenden Örtlichkeit in St. Pölten, um Kunst zu präsentieren. „Das ist schon bewusst gewählt, diese traditionelle häusliche Tätigkeit des Stickens“, erzählt Wurm über die verwendete Technik. So setzt er gleichsam einen zynischen Seitenhieb auf provinzielle 56

Kleingeistigkeit, immer wieder Thema seiner den Skulpturenbegriff sprengenden Arbeiten. „Wir haben die Ausstellung eher marginal bespielt, mit wenigen Arbeiten. Natürlich ist es schade, wenn so ein Platz, an dem Kunst gezeigt werden kann, wegfällt, ich betrachte das auch mit Wehmut.“ Neben dem titelgebenden Werk und exemplarischen Objekten aus wichtigen Werkbereichen wie den „One-Minute-Sculptures“, tanzenden Wurstsorten, zwei Mortadellas mit Füßen und Armen aus Knackern und Frankfurtern, stellt Wurm auch zwei Wandpullover aus; ebenso das Objekt „Mutter“, eine Wärmeflasche mit Füßen. Und hier sei ein kleiner persönlicher Einschub erlaubt: Der

Autor dieser Zeilen erlebte in seiner Kindeshistorie gerade diese Wärmeflasche, übrigens damals im sprachlichen Kontext von St. Pölten auch als „Kali“ benannt, als eine Quelle mütterlicher Zuneigung, insbesondere naturgemäß bei körperlichen Beschwerden wie Bauchschmerzen oder auch seelischen Unerträglichkeiten, wie Nervosität vor unangenehmen schulischen Ereignissen. Ein Zeichen, wie sehr Wurms Materialskulpturen an den Befindlichkeiten der Menschen sind. Wandpullover mit Konterfei Prölls Zentrales Motiv der blau-gelben Wandpullover ist übrigens der Kopf des Landeshauptmannes. „Bei den


TEXT: Andreas Reichebner | Fotos: Hermann Rauschmayr

QUELL. Für Kogler ist das wohl auch im doppelten Sinne zu verstehen – nach dem Auszug der

Kunst aus dem Landesmuseum hofft er auf eine Aufwertung „seines“ NÖ DOK in der Innenstadt.

Kopflöchern ist das Konterfei des Landeshauptmannes zu sehen, wie eine aufgehende und untergehende Sonne. Dabei habe ich eine Zeichnung meiner Tochter verwendet. Sie wollte ihn selber bei einem Treffen einmal zeichnen“, erzählt Wurm, der von der Kulturförderung in Niederösterreich sehr angetan ist. Obwohl selbst unabhängig von Förderungen, sieht er sein nunmehriges Heimatbundesland – der gebürtige Steirer wohnt und arbeitet größtenteils in Limberg im Waldviertel – als „eine großartige Fläche für Künstler, und das hat man nicht so oft. Man wird hier gut aufgenommen, fühlt sich umsorgt, wertgeschätzt.“ Vor allem Prölls Einsatz für Hermann Nitsch in einer Zeit, als es nicht vorteilhaft war, fand er „toll“. „Darum wird der Landeshauptmann auch von Künstlern verschiedener Couleurs geschätzt“, streut er Rosen. Während sich Wurm mit dem Titel „Ende“ also auch auf den Abschied der Kunst aus dem Landesmuseum bezieht, zeigt uns Leopold Kogler (den mit Wurm das Studium bei Bazon Brock und Oswald Oberhuber an der Universität für angewandte Kunst in den späten 70er-Jahren verbindet) eine umfangreiche Retrospektive. Kurator Carl Aigner hat hier eine gut ausgewählte und für die Vielfältigkeit des künstlerischen Ansatzes und Ide-

enreichtums bei Kogler signifikante Werkschau zusammengestellt. Ganz im Geiste Oberhubers, wonach „jedes Bild ein neues sei“ lassen die Exponate Koglers in seine offene, immer wieder sich erneuernde, aber auch konzeptionelle Arbeit blicken. Beginnend mit Fotoarbeiten aus den 70er-Jahren, in denen Kogler Selbstporträts zerschneidet, einzelne Teile rausnimmt und sie wieder zusammensetzt (wodurch er der Idee der Verkleinerung und Vergrößerung nachgeht – einer auch bei Wurm wesentlichen, künstlerischen Überlegung, immanent etwa bei der Skulptur des zusammengedrückten WCs, das in St. Pölten ausgestellt ist), führt uns dieser Rückblick über seine ersten Landschaftsbilder bis hin zu aktuellen Lichtmalereien. Alles ist schön Zu sehen sind serielle Arbeiten, in denen Kogler sich mit Schrift und Schriftsymbolik auseinandersetzt: „Das hat mich immer schon interessiert: Wann ist es eine Linie, wann wird es ein Symbol?“ Ebenso wie die Zeichnungen, bei denen er sich der Überlagerung von zwei Buchstaben oder der Verstreuung der Schriftzeichen widmete, immer auf der Suche nach neuen Interpretationsmöglichkeiten. Dabei verwendete Kogler Alltagsgegenstände wie Stoffdeckerl

seiner Großmutter, genauso wie die Mullbinden seines im Krieg verletzten Vaters. „Ganz dem Gedanken der Materialität bei Oberhuber, wonach alles schön ist, Kunst sein kann, habe ich bei meinen ersten Landschaftsbildern diese Mullbinden eingesetzt. Daraus entstanden sind die verwundeten Landschaften“, lässt uns Kogler in seine Imaginationen eintauchen. Danach verlässt der gebürtige Niederösterreicher die Konzeptkunst zugunsten einer gestisch exzessiven Malerei – entstanden im Zeichen der „Neuen Wilden Malerei“ – und

Info Erwin Wurm - Ende | Leopold Kogler. Quell. Eine Retrospektive. NÖ Landesmuseum. 23. April bis 31. Juli 2016 Das Karussell. Landesmuseum NÖ, Kunstund Kulturverein LAMES; einwöchige Kunstaktion im öffentlichen Raum und Ausstellung. 11.06.2016 - 16:00 Uhr. Eröffnung/Start der Kunstaktion vor dem Landesmuseum Niederösterreich. Performancedauer: 11.06. bis 18.06./168 Stunden durchgehend. 23.07.2016 - 18:00 Uhr: Eröffnung der Ausstellung und Videopräsentation im Sonnenpark/vor dem Kunst- und Kulturverein LAMES, Spratzerner Kirchenweg 81-83, Ausstellungsdauer: 23.07. bis 07.08. Ein Projekt im Rahmen des Viertelfestival NÖ 2016

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MFG KULTUR

beschäftigte sich mit seinen Reißbildern, im Zuge dessen er aus großen Papierrollen Stücke herausgerissen hat: „Ich wollte meinen wilden Gestus nicht in Quadrate oder Rechtecke einpacken lassen.“ Diesen Werken stellt Kurator Aigner einen Satz von Friedrich Nietzsche anbei: „Das Fragment informiert intensiver als das vollständige Ganze.“ In seinen großen Gemälden aus den Werkserien „Fernblick“ oder „Horizonte“ geriet er zu den Fragen, „wo fängt etwas an, wo hört das andere auf?“ Horizonte verschwimmen, lösen sich auf, die gesamte Malfläche wird gleichwertig. Die Intentionen eines William Turner mit all seinem dem Kitsch abgewandten, romantischen Blick auf Naturerscheinungen werden gegenwärtig. Kogler gelingt es, seine Wahrnehmungen von Landschaft und Begegnung mit dem Naturhaften auf eine flächige, emotionale Weise zu reduzieren. Eine Konfrontation mit dem Düs­ teren im Hause des Alfred Kubin in Schärding ließ Malereien in den Farben Schwarz und Blau entstehen. Den vorläufigen Schlusspunkt in Koglers ausgestelltem Oeuvre bildet die Werkserie „Lightscapes, Folia“, die in Korrespondenz mit den ersten, Natur in Form von Blättern integrierenden, frühen Exponaten steht. Quasi als Apologeten eines Reiches zwischen Künstlichkeit und Naturnähe haben die Bilder, die durch die Einwirkung von Licht auf speziell gemischte Farb­

Das Ende der Kunst

emulsionen, gepaart mit auf Karton drapierten Pflanzen, entstehen, ihre Bedeutung. „Es sind Pflanzen aus allen Kontinenten dabei, die ich auch mehrmals verschiebe und überlagere. Dann sieht man plötzlich, dass alles zusammengeht. Es passt zusammen wie unsere Gesellschaft, so bunt, man kann es auch integrativ verstehen. Das hat sich allerdings erst ergeben“, so Kogler. Carl Aigner hat es besonders treffend formuliert: „Er schafft damit gewissermaßen eine botanische Photosphäre, in der die Pflanzen wie in ein Licht gehüllt erscheinen. Durch die wiederholte Erweiterung der bloßen pflanzlichen Lichtabbildung mittels Malerei wird ein fast kosmischer Raum imaginiert, in dem die botanischen Elemente selbst zu floralen Sonnengebilden werden und manchmal den Eindruck erwecken, es seien Milchstraßen oder andere ferne leuchtende Himmelskörper.“ Und diesen Eindrücken und Möglichkeiten der Konfrontation mit zeitgemäßer qualitativer Kunst sieht sich das Publikum ab August in St. Pölten beraubt. Indem aber Kunst, einer politischen Entscheidung folgend, dem Landesmuseum, das teils zum Haus der Geschichte mutiert, entzogen wird und nach Krems abwandert, wird die Bedeutung des NÖ Dokumentationszentrum für moderne Kunst (DOK) im Stadtmuseum St. Pölten gestärkt. „Man muss das zur Kenntnis nehmen, damit wird aber auch das DOK zur

PERSPEKTIVENWECHSEL. Die Arbeiten von Ernst Wurm (l.) und Matthias Mollner (r.) stellen – ganz im Sinne André Hellers – Vehikel zur Förderung der „Qualität des Nachdenkens“ dar.

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Nummer 1 in St. Pölten aufgewertet“, so Kogler, der seit Jänner Präsident des Landesverbandes der NÖ Kunstvereine und Leiter des NÖ DOK ist. Denn zwischen dem Quell – das „e“ von Quelle, der ursprünglichen Titelgebung von Leopold Kogler, wurde von Carl Aigner entfernt und so literarisch erhöht – und dem „Ende“ von Erwin Wurm ist viel Entwicklung, Bewegung und Veränderung. Im drehenden Karussell Mit dieser Art von ständiger Bewegung unserer Gesellschaft, dem raschen Wandel von Lebensrealitäten, befasst sich auch die vor dem Landesmuseum aufgestellte, einwöchige, interdisziplinäre Kunstaktion „Das Karussell“. Dabei geht es um die enormen Fliehkräfte einer globalisierten Gesellschaft zwischen Stadt und Land, zwischen traditionellem Leben, Gegenwart und Zukunft. In einem transparenten Haus als möglicher Metapher für den gläsernen Menschen wird der PerformanceKünstler Matthias Mollner vom 11. Juni an 168 Stunden durchgehend bei Wind und Wetter leben. Das Haus wird dabei auf einer Plattform stehen, die durch einen Elektromotor in kreisende Bewegungen versetzt wird. Den Aus- und Einschalter dazu kann das vorbeikommende Publikum bedienen. Dem Künstler obliegt es, in der direkten Konfrontation und Kommunikation mit dem Publikum, seine Situation zu beeinflussen. „Ich setze mich also direkt den Aktionen des Publikums aus“, so Mollner, der es spannend findet, mit seinen Aktionen „Leute im öffentlichen Raum zu erreichen, ihnen vielleicht eine etwas andere Sicht auf Dinge zu ermöglichen.“ Dass dabei einiges passieren kann, nimmt Mollner gern in Kauf. Eine interessante Geschichte im Rahmen des Viertelfestivals, die auch zeigen wird, wie sehr es einer „Qualität des Nachdenkens“ (André Heller) förderlich ist, sich mit Kunst zu beschäftigen. Ab August muss man dafür nach Krems fahren oder aber in das DOK und das KUNST:WERK ausweichen.


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INTERVIEW Paul Gessl

Hoch hinaus Vor 10 Jahren wurde Grafenegg als Festivalstandort aus der Taufe gehoben. Im Projektstadium noch mit Gigantomie und Größenwahn umschrieben, griff man spätestens mit der Umsetzung des spektakulären Wolkenturms nach den Sternen. Ein Gespräch mit Geschäftsführer und Geburtshelfer Paul Gessl. Können Sie kurz die Genese des Projekts nachzeich­ nen – wie kam man überhaupt auf die Idee, in Grafen­ egg ein derartiges Festival hochzuziehen? Das hatte auch mit dem Tonkünstler-Orchester zu tun. 2002 stand man vor der Entscheidung, ob man dieses fortführt oder gänzlich auflöst. Der Landeshauptmann bekannte sich zu einem eigenen Landessymphonie-Orchester, die Tonkünstler wurden in Folge neu strukturiert, ein neues Dienstrecht zugrunde gelegt etc. In Folge stellte sich die Frage, wo die Tonkünstler – neben den Residenzen Musikverein Wien und Festspielhaus während der Saison – in den Sommermonaten auftreten. Die Wiener Philharmoniker haben ja die Salzburger Festspiele, die Wiener Symphoniker Bregenz – wo schaffen wir also eine qualitätsvolle SommerSpielstätte für die Tonkünster? In diesem Stadium kam die Familie Metternich, kam Grafenegg ins Spiel. Die Location stand damals ja auch zur Disposition für die Landesgartenschau, die schließlich in Tulln und Grafenegg umgesetzt wurde. Für Grafenegg wählte man einen ganzheitlichen Ansatz: Die einzigartige Verbindung von Natur und Kunst! Wir wollten aber etwas Neues schaffen, das sich von ande60

ren Sommerfestivals abhebt – daher ging es rasch Richtung Open Air, was letztlich zur Umsetzung des Wolkenturms führte. Als klar wurde, dass die bestehende Reitschule als Regen-Ausweich-Quartier für die hohen akustischen Ansprüche der Spitzenorchester ungeeignet ist, wurde das Auditorium gebaut. Insgesamt flossen so in den Jahren 2005 bis 2009 rund 25 Millionen Euro in das Gesamtkonzept Grafeneggs. Was manchen auch ein Dorn im Auge war. Vor allem aus St. Pölten kam die Befürchtung, das Projekt könnte auf Kosten des Festspielhauses gehen. Was natürlich Blödsinn war. Ich selbst war damals Geschäftsführer des Festspielhauses und hätte sicher nicht das „eigene“ Haus torpediert. Mein Ansatz ist immer ein ganzheitlicher, und mir war klar, dass es keine Konkurrenz für St. Pölten geben kann, weil die Spielstätten grundsätzlich verschieden sind: Hier das breit aufgestellte, saisonal betriebene Festspielhaus als Mehrspartenhaus mit Tanz, Musik etc. Dort Grafenegg mit Schwerpunkt internationale Klangkörper, insbesondere während der Sommermonate.


TEXT: JOHANNES REICHL | Fotos: elias kaltenberger, Udo Titz, Alexander Haiden, Klaus Vyhnalek

Haben die St. Pöltner zu wenig Vertrauen? Seit 2001 ist die NÖKU mit knapp 500 Mitarbeitern ein wichtiger Arbeitgeber in St. Pölten. 2004 waren mit der Übernahme des Stadttheaters in die NÖKU auch unangenehme Umstrukturierungen verbunden, etwa dass man sich von 70 Mitarbeitern trennen musste. Dass diese und andere Entscheidungen, zum Beispiel in Bezug auf Grafenegg oder der Landesgalerie Krems, von der Bevölkerung St. Pöltens unter kritischer Beobachtung standen, ist verständlich. Heute ist das Landestheater eine Institution, die sich an ihrem Erfolg messen lassen kann. Selbiges gilt auch für Grafenegg, das – trotz aller Konkurrenzbefürchtungen zum Festspielhaus – mittlerweile als Marke für sich selbst steht. Gemeinsam mit dem programmatisch vielfältigen Festspielhaus erweitert Grafenegg das kulturelle Angebot für die Region. Und das schätzt und nutzt die Bevölkerung. Dabei stärken wir die Stärken der jeweiligen Region: In St. Pölten liegt die Kraft des Landesmuseums im Natur- und Geschichtsbereich – in Krems mit der Kunsthalle in der Kunst. Diesen Weg werden wir konsequent weiterbeschreiten, sowohl mit dem Haus der Geschichte in St. Pölten als auch mit der Landesgalerie in Krems. Das heißt, in Ihren Augen nur ein St. Pöltner Neidreflex? Ich glaube, es fehlt manchmal die Visionskraft, der gesamtheitliche Blick. Ich möchte keine Mittelmäßigkeit nach dem Motto „von überall ein bisserl was“, sondern wir müssen ein attraktives Angebot kreieren, um konkurrenzfähig zu sein. Das heißt, es geht um die Präzisierung der Marke: Wofür stehe ich überhaupt, und wie unterscheide ich mich von den anderen? Wir müssen uns da bitteschön schon auch im Gesamtkontext, und zwar in Nachbarschaft zur Weltkulturregion Wien sehen, wo es im Grunde genommen alles gibt. Das heißt, wir werden sicher nie die Größten sein, aber wir können innovativ, exponiert und klar strukturiert sein! Was macht das Besondere von Grafenegg aus? Es sind v. a. zwei Assets: Zum einen der Mut zur Architektur, welche die Gegensätze zwischen Natur, alter Bausubstanz und neuen architektonischen Akzenten umspannt. Zum anderen der kompromisslose Fokus auf hervorragende Akustik! Diese Kombination aus Natur – Architektur – Musik macht Grafenegg so einzigartig, wir sprechen von der „Symphonie der Sinne“, und das mitten im Herzen Europas, nahe der Weltkulturerberegion Wachau. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das Grafenegg auf Sicht zu einer Marke von Weltrang machen wird! Nun besteht bei derlei Großprojekten ja immer die Gefahr, dass man quasi ein potemkinsches Dorf hin­ klotzt, das zwar schön, aber wenig verwurzelt ist.

SUMMERTIME. Die Tonkünstler Niederösterreich haben in Grafenegg ihre Sommerresidenz gefunden.

Also die regionale Verwurzelung zu schaffen, ist uns absolut gelungen. Während etwa die Salzburger Festspiele vielfach als elitär empfunden werden, kommen 47% unserer Besucher aus der Region und Niederösterreich. Das ist ein extrem hoher Wert und bestätigt unser Anliegen, barrierefrei im Sinne von leistbar für alle Schichten zu sein. Wir sind auch im unmittelbaren Umfeld voll integriert. Bei Generalproben binden wir die Anrainergemeinden ein – die Lokalbevölkerung ist bei den Proben eine feste Publikumsgröße. Darüber hinaus übernimmt die Feuerwehr Ordnerdienste – die Einheimischen sind stolz auf ihr Grafenegg. Die raunzen nicht à la „Wozu brauch ma des?“ sondern freuen sich: „Super, dass wir es haben!“ Wobei Grafenegg ja ebenso einen überregionalen Anspruch hat, siehe internationale Spitzenorchester. Selbstverständlich sehen wir uns in einem überregionalen, europäischen Kontext, was auch durch die Kooperationen mit Musikfestivals in Prag, Bratislava oder Budapest unterstrichen wird. Zudem hat bei uns auch das European Union Youth Orchestra eine Residenz, ebenso wie wir mit Schaffung des „Campus“, wo exzellente junge Musiker aus ganz Europa gefördert und weitergebildet werden, unser europäisches Selbstverständnis beweisen. Letztlich möchten wir Grafenegg im Herzen Europas als kulturellen Leuchtturm mit internationaler Strahlkraft etablieren, der aber

Der Terminus „EU-Kulturhauptstadt“ impliziert, dass eine Stadt auch wirklich Kulturstadt sein möchte. Diesen Willen orte ich in der Landeshauptstadt aber nicht wirklich. PAUL GESSL MFG 06.16

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MFG KULTUR

Diese Kombination aus Natur - Architektur Musik ist ein Alleinstellungsmerkmal, das Grafenegg auf Sicht zu einer Marke von Weltrang machen wird! PAUL GESSL zugleich geerdet bleibt. Ich denke, diesbezüglich sind wir auf einem sehr guten Weg. Weil Sie die europäische Dimension angesprochen haben – was empfinden Sie angesichts aktueller Ent­ wicklungen wie dem Hochziehen der Grenzzäune? Für mich ist das auch persönlich ein sehr emotionales Thema. Ich bin im Pulkatal bei Retz groß geworden, 13km von der Grenze entfernt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir an den Sonntagen oft entlang der Grenze spaziert sind – da gabs die Wachtürme, Totenkopfzeichen, den Stacheldraht, Grenzkontrollen. Ein- bzw. Ausreisen war nur mit Visum möglich. Als der Eiserne Vorhang 1989 fiel, waren wir plötzlich nicht mehr am Rand, sozusagen am Ende Europas, sondern plötzlich mittendrin! Das ist ein unglaublicher Wert, und deshalb wünsche ich mir, dass wir uns bei all den Herausforderungen, die Europa zu stemmen hat – die Jugendarbeitslosigkeit, die Finanzkrise, die Flüchtlingskrise – nicht wieder auseinanderdividieren lassen, sondern im Gegenteil uns all das noch stärker zusammenschweißt. Die aktuellen nationalistischen Tendenzen halte ich jeden62

falls für extrem gefährlich – und gerade da sendet ein Ort wie Grafenegg eine klare Botschaft der Völkerverständigung aus. Was, wenn nicht Musik, kann besser Brücken bauen und Grenzen überwinden? Dieses Brückenbauen wurde zuletzt auch durch den Staatsbesuch von Bulgariens Präsident Rosen Plev­ neliev in Grafenegg ersichtlich. Ist das ein Bereich, in dem Grafenegg noch weiter punkten möchte – auch im Hinblick auf eine bestmögliche Nutzung? Durchaus. Grafenegg wird ja bereits ganzjährig „bespielt“, nicht nur künstlerisch durch die Sommerfestivals und die „Schlossklänge“, sondern z. B. auch durch den Grafenegger Advent, den wir nach einem Relaunch noch stärker in den Park gezogen haben und der alljährlich fast 40.000 Besucher anzieht! Etwas Ähnliches möchten wir ab 2018 auch zu Ostern präsentieren, eine Art Frühlingserwachen, mit einer Mischung aus Natur, Genuss, Musik! Den angesprochenen „Grafenegg Campus“ als Weiterbildungseinrichtung möchten wir weiter vertiefen, diesbezüglich gibt es bereits Kooperationen mit der Musikuniversität Wien,


Hoch hinaus

ropäische Kulturhauptstadt war: Da hat die Stadt mit dem Tourismus und dem Land Oberösterreich gemeinsame Sachen gemacht und offensiv etwas auf die Beine gestellt. In St. Pölten, wo es an sich schon so viel gibt und so viel Vorarbeit geleistet wurde, gibt es kein wirkliches Commitment zu den Institutionen. Stattdessen gefällt man sich in einer Art Märtyrerrolle, redet von „denen da drüben“, vom „starken Land“ und der angeblich „schwachen Stadt“. Aber aus diesem überholten und wohl auch bequemen Rollenverhalten muss man nach 30 Jahren Hauptstadt endlich rauskommen. Diese Kleinkariertheit, dieses hemmende Sicherheitsdenken muss endlich überwunden werden. Nur dann, auf Basis einer fundierten Ist-Analyse und einer Vision, wo man überhaupt hinmöchte, macht eine Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt Sinn. Ich bin gerne bereit, auf diesem Weg zu helfen, aber das muss man wollen.

dem NÖ Musikschulmanagement sowie internationalen Partnern. Und auch den Bereich MICE, also Kongresse, Tagungen, Konferenzen etc., möchten wir weiter ausbauen – Grafenegg bietet sich diesbezüglich ja durch sein einzigartiges Ambiente sowie seine gute Infrastruktur bis hin zu Seminarräumen an. Was uns aber noch fehlt, ist ein Hotel am Gelände bzw. im Umfeld. Da gilt es einiges zu beachten, insbesondere was Ensemble- und Denkmalschutz betrifft – aber diese Vision ist absolut vorhanden und auch schon weit fortgeschritten. Die Achse Krems-St. Pölten, damit wohl auch Grafen­ egg, wurde zuletzt auch in anderem Kontext thema­ tisiert: Wie stehen Sie einer Bewerbung St. Pöltens als europäische Kulturhauptstadt 2024 gegenüber? Der Terminus „EU-Kulturhauptstadt“ impliziert, dass eine Stadt auch wirklich Kulturstadt sein möchte. Diesen Willen orte ich in der Landeshauptstadt aber – wenn ich mir das kulturpolitische Engagement anschaue – nicht wirklich. Anspruch und Realität klaffen da auseinander, es fehlt an Visionen. Nehmen wir zum Vergleich Linz, das zuletzt eu-

Grafenegg in Zahlen Kosten: Zwischen 2005-2009 wurden rund 25 Millionen Euro in Wolkenturm, Auditorium, Revitalisierung Park investiert. Budget: 7,8 Millionen Euro (davon ca. 3,9 Millionen aus Fördermitteln von Land NÖ; 3,9 Millionen Euro aus Eigenerlösen) Besucherzahl: 2015 begrüßte Grafenegg insgesamt 135.000 zahlende Besucher (inkl. Schlossbesucher und Gäste von Fremdveranstaltungen). Darunter waren 55.000 Besucher von Konzerten und anderen Musikveranstaltungen der Grafenegg Kulturbetriebs GmbH sowie 36.000 Besucher des Grafenegger Advents. Künstlerischer Leiter: Rudolf Buchbinder www.grafenegg.com

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MFG SOMMERFESTIVALGUIDE 2016

Der HiMmel voller Geigen Während zahlreiche Theaterbühnen und Konzerthäuser in Kürze ihre Pforten schließen, um ihre wohlverdiente Sommerpause anzutreten, stehen die diversen Theater- und Sommerfestivals sozusagen bereits Gewähr bei Fuß, um ja keine Lücke im kulturellen Kalender aufkommen zu lassen. Das Angebot ist auch heuer wieder hochkarätigst und deckt alles ab, was das kunstsinnige Herz erfreut – von Theater und Lesungen über Oper, Operette und Musical bis hin zu feinsten Jazzklängen. Allein das Theaterfest Niederösterreich wartet mit 22 Spielorten und 27 Produktionen auf! Die Besucher haben also die – absolut schöne – Qual der Wahl. MFG präsentiert eine kleine Auswahl an Highlights und wünscht schon jetzt allen einen wolkenlosen Himmel voller Geigen sowie spannende und vergnügliche Stunden. 11. – 25. Juni

Barockfestival St. Pölten Das diesjährige Barockfestival besticht im barocken Ambiente zahlreicher St. Pöltner Kleinode u.a. mit Private Musicke, Pierre Pitzl, Jérôme Correas und seinem Ensemble Les Paladins, Organist Jan van de Laar, Bruno Helstroffer auf der Theorbe, dem Chorus sine nomine uvm.

16. Juni – 6. August

SommerspielE Melk Die Odyssee ist Abenteuerroman, Liebesgeschichte und Familiendrama gleichermaßen. Homers Epos greift Themen auf, die an Aktualität nichts eingebüßt haben. Eine Irrfahrt in fantastische Welten, die letztlich in die Abgründigkeit und Märchenhaftigkeit unserer Seelen führt.

www.barockfestival.at

28. Juni – 11. Juli

www.sommerspielemelk.at

6. Juli – 19. August

jazz fest wien

Oper im Steinbruch

Das Jazz Fest Wien wartet heuer mit Hochkarätern wie Burt Bacharach, Jamie Cullum, Keith Jarret, John Scofield, Gogo Penguin, Beth Heart, George Clinton uvm. auf – und dies an exklusiven Locations wie Staatsoper, Musikverein Wien, Rathaus Arkadenhof oder Porgy & Bess. www.viEnnajazz.org

25.6. – 30.7.2016

Zum ersten Mal bringt Oper im Steinbruch Gaetano Donizettis „Der Liebestrank“. Die Oper ist eine romantische und spritzige Komödie und mehr als nur eine turbulente Liebesgeschichte: Humor ist in diesem Werk gepaart mit den Sehnsüchten der Figuren und der wunderbaren Musik Donizettis. www.arenaria.at

TICKETS | 0699 18 39 69 69 www.teatrobarocco.at

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17. Juni – 4. September

Sommerarena Baden Vor 110 Jahren wurde das Juwel mit dem verschiebbaren Glasdach eröffnet – und dies wird gebührend gefeiert. So dürfen sich Besucher auf Franz Lehárs „Frasquita“ ebenso freuen wie auf Heinrich Bertés Singspiel „Das Dreimäderlhaus“ zur Musik Franz Schuberts. Ein großes Sommernachtsfest sowie ein Jubiläumskonzert mit Daniela Fally und Sebastian Reinthaller komplettieren den Festreigen, und im Stadttheater wartet das Musical „Jekyll & Hyde“. www.buehnebaden.at

9. Juli – 5. August

Oper Klosterneuburg Zum ersten Mal steht das italienische Operndoppel „Cavalleria Rusticana“ und „Der Bajazzo“ am Spielplan der operklosterneuburg. Zwei Hochkaräter der Opernliteratur über Liebe, Eifersucht, Ehebruch, Verrat und zerplatzte Träume, die zu ihrer Zeit bahnbrechend waren. www.operklosterneuburg.at

15. Juli – 6. August

23. Juli – 14. August

OPER SCHLOSS KIRCHSTETTEN Donizettis genial komische Oper „Don Pasquale“ steht ab dem 28. Juli auf dem Spielplan von Schloss Kirchstetten im Weinviertel, dem „kleinsten Opernhaus Österreichs“. Davor erleben die Besucher bei Klassik unter Sternen VII Italien pur bei der „Notte italiana“ am 23. Juli. www.schloss-kirchstetten.at

44. NESTROY-SPIELE SCHWECHAT

Oper Burg Gars Heuer steht Verdis „Otello“ auf dem Spielplan. Für die Inszenierung konnte mit dem Briten Michael McCaffery ein wahrer Meister seines Faches gewonnen werden, leitete er doch ehemals etwa die Opera Ireland und arbeitet für renommierte Festivals und Opernhäuser in der ganzen Welt. www.operburggars.at

18. – 20. August

Jazz im Hof St. Pölten It’s Jazztime – einmal mehr im barocken Garten des Stadtmuseums, während am anderen Ende der Stadt das Frequency Festival wummert. Heuer brillieren u.a. Mario Rom’s Interzone, das Synesthetic Octet, Asja Valcic und Klaus Paier, die Jazzwerkstatt Wien mit den Strottern uvm. www.st-poelten.gv.at

NESTROY: DER BÖSE GEIST

Lumpazivagabundus Einmal mehr fahren die Nestroy-Spiele Schwechat mit einem „Hochkaräter“ auf. Heuer gibt man „Der böse Geist Lumpazivagabundus“! Die schöne, heile Welt des „Biedermeier“ ist aus den Fugen. Überall Chaos, Dreck, Armut und Niedergang. Die Jugend verspielt scheinbar leichtfertig ihre Zukunft, die alten Werte zählen nichts mehr. Rasch finden die Reichen und Mächtigen des Landes einen Schuldigen: den bösen Geist „Lumpazivagabundus“. Um ihn zu bannen, machen sie ein Experiment ... Nestroys genialischer Dauerbrenner, in der aktuellen Interpretation des bewährten Ensembles rund um Nestroypreisträger Peter Gruber!

25. Juni – 30. Juli 2016

Schlosshof Rothmühle, Rothmühlstr. 5 2320 Schwechat – Rannersdorf

Vorverkauf: Alle oeticket-Vorverkaufsstellen / 01 96096-111 Theaterfest Ticket-Line, www.oeticket.com, www.nestroy.at

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SHORTCUT SZENE

St. Brutus?

Dominik Leitner

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DER BALL IST RUND

Es ist schon liebegewonnene Tradition – das Public Viewing von Fußball-Großereignissen im EGON. David Schröding wartet dabei zum zweiten Mal als Gastgeber auf. „Wir werden wieder alle Spiele im Innenhof auf einer großen Leinwand übertragen, und falls das Wetter nicht mitspielt, haben wir die große Markise, was unser größter Pluspunkt ist!“ Kurzum, selbst bei Regen sitzt man im Trockenen. Und wem es einmal zu kalt werden sollte, der kann auch indoor auf drei Flatscreens die Matches mitverfolgen. Kulinarisch wird man mit Gegrilltem verwöhnt, „zudem werden jeden Tag Speisen der jeweils gegeneinander antretenden Nationen gekocht.“ Wutzelturniere sowie drei Open-Air-Konzerte an den spielfreien Tagen runden das Programm ab. Der zweite Public Viewing Hot Spot befindet sich wieder am Rathausplatz, wo der Schanigarten des cinema paradiso zur „Fan-Arena“ mutiert. Semifinale und Finale kann man „stadionlike“ sogar von der großen Tribüne aus im Open Air Kino verfolgen. Als wetterfeste Alternative fungiert das Beislkino. Auch hier gibts Rahmenprogramm. In diesem Sinne: Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich!

Neues am Musikmarkt Der Sommer bringt wieder frisches Futter für Ohren von Fans lokaler Musikproduktionen. Zum einen wäre da der neueste Streich der St. Pöltner PopPunker Pocket Rocket: Auf der EP mit dem klingenden Namen „1|2|3|4“ be-

weisen die Vier, dass Pop Punk in der Landeshauptstadt noch lange nicht tot ist und sie auch sicher nicht zum alten Eisen gehören. In eine ganz andere Richtung geht der neueste Release von CHill-iLL. Der in Linz beheimatete St. Pöltner Hip Hopper präsentiert die „TRIEB:WERK EP“ als ersten Teil einer Trilogie, auch ein drittes Studioalbum soll folgen. Zu hören gibt es darauf feinsten Hip Hop mit tiefsinnigen, intelligenten Texten in österreichischer Sprache. Wie das Ganze klingt, kann man am 11. Juni im frei:raum erleben. Da tritt CHiLLiLL nämlich live auf. Unterstützt wird er dabei von DJ Ekwality und – als besonderes Highlight – der Alpine Dub Foundation.

Fotos: Häfele_by_studio-khf.de, Aleksandar Mijatovic - Fotolia.com, zVg

Als der ehemalige Bundeskanzler Werner Faymann in seiner Abschiedsrede davon sprach, den Rückhalt in der eigenen Partei verloren zu haben, konnte man erkennen, dass er traurig in Richtung St. Pölten blickte. War es doch Matthias Stadler, der dem Sozialdemokraten an der Spitze der Regierung stets vollste Unterstützung versicherte. Aber er war es den Kommentatoren zufolge auch, der Faymann schließlich den politischen Todesstoß geben sollte. Gehen wir noch einmal zurück: Matthias Stadlers SPÖ fährt bei den Gemeinderatswahlen ein Plus ein. Bei der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl schafft es der SPÖ-Kandidat nur auf den vierten Platz. Bei der 1.-Mai-Feier am Wiener Rathausplatz wird Faymanns Rede von Buhrufen überschattet. Aber: Noch am 3. Mai schreibt die NÖN, dass Stadler voll und ganz hinter Faymann stehe. Sechs Tage später treffen sich ein paar SPÖ-Landeschefs im Wiener Hotel Schani … und es soll die Anwesenheit des St. Pöltner Bürgermeisters und SPÖ-Landeschefs sein, die das Ende des Rückhalts für Werner Faymann endgültig besiegelt. Kurze Zeit später legt der Kanzler alle Ämter nieder. Caesar war geschlagen, Brutus kehrte nach St. Pölten zurück. Aber was strahlt diese Stadt eigentlich aus? Ist es doch auch nie ein gutes Zeichen für die Bundes-ÖVP, wenn sich der große Schwarze aus dem Regierungsschiff an der Traisen zu Wort meldet: Um Vizekanzler Reinhold Mitterlehner zu zeigen, „wo der Bartl den Most herholt“, veränderte Erwin Pröll spontan das VP-Regierungsteam. Mitterlehner durfte es nur abnicken. Vielleicht sollten niederösterreichische Abgeordnete nun im Nationalrat den Vorschlag einbringen, die Sitzungen während des Umbaus des Parlaments in der Landeshauptstadt abzuhalten … denn wie wir nun wissen: Hier wird Politik gemacht!


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MFG SZENE

Feste

Feiern 30 Jahre ist es nun her: 1986 wurde St. Pölten Landeshauptstadt und richtete zudem das erste Hauptstadtfest aus. Hauptstadt ist man noch immer, das Fest gibt es hingegen nicht mehr: St. Pölten entwickelte sich aber zu einer DER Festivalstädte Österreichs. Eine kleine Zusammenfassung der Entwicklung.

D

avid Bowie lächelt von der Wand von René Voaks gemütlichem und auch geräumigem Büro im VAZ-Gebäude. Über eineinhalb Stunden nimmt er sich Zeit, von seinem und St. Pöltens Werdegang in Sachen Veranstaltungen zu erzählen. Man merkt schnell, dass er mit Herz und Seele dabei ist, denn seine Liebe zur Musik lebte er von klein auf aus und machte sie schließlich zu seinem Beruf. Zum diesjährigen Jubiläumsjahr war es deshalb besonders spannend, seinen Worten zur Entwicklung der Stadt zu lauschen – verfeinert werden seine Einblicke von Wegbegleitern und Grundsteinlegern. Aber von Beginn an: 44,6 Prozent stimmten 1986 dafür, dass St. Pölten die Landeshauptstadt Nieder­ österreichs und somit der „Saft“ zum „Gulasch“ werden soll – ein überwältigendes Ergebnis, vor allem weil die zweitplatzierte Stadt Krems weit abgeschlagen auf nur 29,3 Prozent ge-

MEILENSTEIN. Mit dem Auftritt von David

Bowie am Domplatz 1996 kam St. Pölten endgültig in der Champions League an!

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kommen ist. Nur wenige Monate später versuchte man zu zeigen, wer man ist: Das Hauptstadtfest, ein über viele Plätze der Innenstadt verteiltes Event, lockte tausende Menschen an. Nachdem also im März die politische Welt vom Potential St. Pöltens überzeugt wurde, sollte nun die ganz normale Bevölkerung erstmals dieses Hauptstadtfeeling spüren. Diese Idee hatte natürlich viele Väter: Zum Beispiel Siegfried Nasko, damals Gemeinderat und beruflich als Abteilungsvorstand u. a. für die Öffentlichkeitsarbeit und Tourismus zuständig. Er erzählt, dass es einfach so kommen musste: „Die Hauptstadtfest-Idee drängte sich förmlich auf und kam eigentlich aus allen Mündern.“ Als er mit Planung und Durchführung betraut wurde, scharte er kompetente und erfahrene Mitarbeiter um sich. So z. B. Albin Wegerbauer, ein Manager mit Kontakten zu Künstleragenturen, der von ihm für die künstlerische Programmierung beauftragt wurde. Aber es würde noch dauern, bis dieses Hauptstadtfeeling in den Köpfen der Menschen gespürt werden sollte, so Edwin „Didi“ Prochaska, welcher damals u. a. mit Nasko das Projekt mitinitiiert hat und es bis zu seinem Ende im Jahr 2007 begleitete: „Aufbruchsstimmung wäre zu viel gesagt. Es ist damals vor allem von politischer Seite propagiert und getrommelt worden. Es hat schon eine Zeit gedauert, bis man das Hauptstadtsein wahrge-

nommen hat. Es war nicht so, dass man gesagt hat: ‚Juhu, wir sind jetzt Hauptstadt und jetzt passiert alles!‘“ 1986 – 1995 Jetzt sind wir wer! In den ersten zehn Jahren hat man sich aber trotzdem gemausert: Die Kulturstadt St. Pölten nahm plötzlich Konturen an. Mit dem Geld aus dem Jugendfonds entstand bereits 1986 ein Sampler mit jungen St. Pöltner Künstlern, 1990 startete die „Bühne im Hof“, 1992 wurde das VAZ, damals noch unter einem anderen Betreiber, eröffnet, und 1994 legte die Gruppe Cinema Paradiso mit den ersten Open-Air-Kino-Vorführungen


TEXT: Dominik leitner, Christina Bauer | Fotos: JOSEF Vorlaufer, Justin De Souza, ZVG

1996 David BOWIE

los. Und das durch Steuergeld und Sponsoring finanzierte (und für die Besucher grundsätzlich bei freiem Eintritt stattfindende) Hauptstadtfest versuchte Jahr für Jahr das entstandene Profil und das Potential der Stadt innerhalb eines umfangreich gefüllten Tages gut darzustellen. Anfang der 90er-Jahre wurden aber erstmals kritische Stimmen laut: Im Jahr 1992, als sich der Jugoslawienkrieg auch auf Bosnien & Herzegowina ausweitete, forderte z. B. der ÖVP-Gemeinderat Alfred Brader das Hauptstadtfest abzusagen und die dafür veranschlagten 2,3 Millionen Schilling (rund 167.000 Euro) in Hilfe

für bosnische Flüchtlinge zu investieren. Als später selbst die FPÖ genau dasselbe forderte, wurde es dann mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP abgelehnt. Im Jahr 1993 musste sich der damalige Rathaussprecher Matthias Stadler gegen Angriffe der FPÖ wehren, wonach das Hauptstadtfest zu teuer werden würde, und 1997 war es wieder die ÖVP, welche die gestiegenen Kosten des Festes kritisierte. Und auch aus der Bevölkerung gab es einzelne Stimmen, die erklärten, dass das Hauptstadtfest immer mehr ausarten würde. Aber schon in den Anfangsjahren kamen sie alle (die jüngeren Leser

müssen nun entweder die Eltern oder das Internet befragen): zum Beispiel Rainhard Fendrich 1990, Kool & the Gang und Opus 1992, Falco und Bonny Tyler 1993 und Toto im Jahr 1995. Das Hauptstadtfest hatte sich entwickelt, dabei aber nie auf das lokale Musikerangebot vergessen, wie Voak betont. Er selbst war in seiner Jugend sowohl als Musiker als auch als Darsteller auf Hauptstadtfesten mit von der Partie, so auch Anfang der 90er mit der Band „Night-X-Press“. Für Prochaska gab es zu Anfang noch einen starken „local malus“, regionale Bands wurden viel abfälliger beurteilt als Auswärtige. Das hat sich seiner MFG 06.16

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MFG SZENE

Meinung nach aber grundlegend geändert: „Es ist heute völlig umgekehrt: Heute ziehen z. B. bei den Konzerten und Gigs die eigenen, lokalen Sachen großteils viel, viel stärker. Damit hat sich auch das Selbstbewusstsein verbessert.“ 1996 – 2005 We can be Heroes! „Und dann kam Voak!“ - So oder so ähnlich müsste man einen Film über die St. Pöltner Konzertszene nennen. 1995 trat er in den Dienst der Kulturverwaltung der Stadt ein und war 1996 das erste Mal für das Hauptstadtfest zuständig. Das große Highlight in diesem Jahr war aber nicht das Fest selbst, sondern jener Künstler, der am Sonntag darauf die Menschen anlocken sollte: David Bowie machte auf seiner „Outside Summer Festival Tour“ neben Tokyo, Moskau, Lissabon, Athen und Rom auch in St. Pölten Halt. Bei einem Eintrittspreis von 360 Schilling (gerade einmal 26,16 Euro) lockte es aber laut Tiroler Tageszeitung nur rund 3.000 (laut Voak 5.000) Besucher an. Somit war es eindeutig kein finanzieller Erfolg, aber vielleicht ein kleiner Einblick, was alles noch möglich werden würde. „Die, die dabei waren, sind stolz darauf, muss ich sagen, und für uns war das sicher ein einschneidendes Erlebnis“, lässt Voak dieses Konzert, eines seiner Highlights, Revue passieren. In weiterer Folge lockte man u. a. Gary Moore, Status Quo, Deep Purple, Manfred Mann‘s Earth Band, Boney M. (oder für die Jungen: Echt, Raemonn, Fettes Brot, die Kelly Fa-

FESTIVALHAUPTSTADT. Die Masterminds:

René Voak, BGM Matthias Stadler, Harry Jenner und Norbert Bauer (nicht im Bild).

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STUDIE

POSITIVE Effekte auf die Stadt Katja Billensteiner untersuchte im Rahmen ihrer Masterarbeit „The Economic and Touristic effects of cultural festivals on a city using the example of the city of St. Pölten“ (2015) die Effekte der Festivals auf die Stadt St. Pölten. Welche Auswirkungen haben die Festivals auf den St. Pöltner Tourismus? Sie sind ein fast unentbehrlicher Faktor geworden. Die Hotels der Stadt sind bei den großen Festivals ausgebucht, was zu einem starken Anstieg der Übernachtungen und Ankünfte führt. Dies hat in weiterer Folge zu einem Gesamtanstieg der Übernachtungen geführt und so den Tourismus insgesamt positiv beeinflusst. In meiner Befragung wurde auch angegeben, dass die Festivals bei manchem Beherbergungsbetrieb zu einem 90%igem Anstieg der Einnahmen durch die Übernachtungen geführt haben. Sie sind somit auch ein Überlebensfaktor für den Tourismus! Viele junge Menschen gaben zudem an, dass sie unbedingt noch einmal nach St. Pölten kommen möchten außerhalb der Festivalzeit, um sich die Stadt anzusehen. Es gibt also durchaus auch Auswirkungen auf den Tourismus außerhalb der Festivalsaison.

Welche weiteren Effekte konnten Sie auf die Wirtschaft insgesamt, aber auch im Hinblick auf die Beschäftigung eruieren? Die St. Pöltner Wirtschaft profitiert in gewissen Segmenten eindeutig von höheren Umsätzen, ebenso sind Beschäftigungseffekte nachweisbar, weil einfach unglaublich viele helfende Hände auf einem Festival benötigt werden. Sehr wichtig sind aber auch langfristige Auswirkungen auf die Wertschöpfung, da sich schon manch Festivalbesucher dazu entschlossen hat, nach St. Pölten zu übersiedeln, um hier zu studieren und später vielleicht eine Familie zu gründen. Dies wirkt sich nachhaltig auf St. Pöltens Wirtschaft aus!

Last but not least wird auch immer wieder vom positiven Imagetransfer für St. Pölten gesprochen. Wurde der durch ihre Untersuchungen bestätigt? Festivals wirken sich sehr positiv auf das Image des Standortes aus. Im Fall St. Pöltens sind sich nunmehr vor allem junge Menschen bewusster, dass die Stadt viel zu bieten hat – angefangen von den verschiedenen Festivals, Konzerten, Festen sowie sonstigen Veranstaltungen über ein tolles Studienangebot, wenn man an die FH und die NDU denkt, bis hin zur starken Förderung im Bereich junges Wohnen, nicht zu vergessen die vielen Grünflächen samt Sonnenpark, Seen, etc. Das bleibt hängen bzw. dessen wird man sich in der Auseiandersetzung bewusst. Auch medial wurde das Image gestärkt, da St. Pölten dank der Festivals einen gewissen Bekanntheitsgrad nicht nur österreichweit, sondern sogar europaweit erhalten hat und insbesondere während der Festivalsaison als „Festivalstadt“ in vieler Munde ist.

mily oder Tito and Tarantula) und bis zu 100.000 Besucher an dem zeitweise zweitägigen Hauptstadtfest an. Außer 2004, als es zur einzigen wirklichen Komplettabsage kam: Grund dafür war der Tod von Bundespräsident Thomas Klestil am 6. Juli, zwei Tage vor Ablauf seiner zweiten Amtsperiode und drei Tage vor dem geplanten 19. Hauptstadtfest. Aus Respekt habe

man sich damals gegen eine Austragung entschieden, wie Voak im Laufe des Gesprächs erzählt. 2002 haben die Gebrüder Voak schließlich das VAZ-Gelände übernommen, nachdem der vorherige Betreiber Konkurs anmelden musste. Peter Puchner übernahm die Position im BüroV der Stadt St. Pölten, die zuvor René innehatte und kümmerte


FESTE FEIERN

2006 NUKE FESTIVAL

Wo man welcome ist, lässt man sich halt auch gerne nieder. Harry Jenner sich von nun an um eine Vielzahl von Veranstaltungen. Puchner beschreibt seine Arbeit so: „Abzuwickeln sind pro Jahr ca. 110 Veranstaltungstage und das mit insgesamt fünf Mitarbeitern.“ Dabei kümmert man sich u. a. um den Hauptstadtball, das Sommerfestival am Rathausplatz, das Summer Blues Festival, das Volksfest, den Christkindlmarkt uvm. Und eine Zeitlang lag Puchners Verantwortung schließlich auch noch auf dem Hauptstadtfest. 2006 – 2015 Festivalhochburg. Mit dem NUKE Festival beginnt schließlich eine völlig neue Ära für die Landeshauptstadt. Denn neben dem nunmehr schon massivem Angebot an Konzerten soll St. Pölten von nun an regelmäßig Anlaufstelle für junge Menschen aus ganz Europa mit Zelt und Schlafsack, einer Palette Bier und Campingsesseln werden. Es war 2005, das NUKE war bereits auf das von NXP gepachtete Gelände in Hofstetten-Grünau umgezogen. Doch dann kamen Coldplay, Regenmassen, zu wenige Parkplätze und

rutschende Hänge zusammen, sodass der damalige Organisator Harry Jenner bei Voak anrief und um Hilfe bat. Schluss­endlich hat Voak, der als Pächter eigentlich das Coldplay-Konzert selbst hören wollte, mit seinen Mitarbeitern alle Parkplätze am VAZGelände geöffnet und die Fahrer eingewiesen, während Jenner zahlreiche Shuttlebusse organisierte. Jenner, den Voak schon über Jahre bearbeitete, der sich aber nie vorstellen konnte, in St. Pölten ein Festival zu veranstalten, stand somit nun in Voaks Schuld: Er sollte sich das Festivalgelände nur einmal ansehen und die Möglichkeiten prüfen. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Jenner, der sich heute mit Musicnet u. a. auf Frequency und Novarock fokussiert, sieht aber auch Matthias Stadler als einen der Verantwortlichen dafür: „St. Pölten hat einen Bürgermeister, der es von Anfang an durchschaut hat, wie wichtig so eine große und breitgefächerte Veranstaltung wie das Frequency für den Standort St. Pölten ist. Und wo man welcome ist, lässt man sich halt auch gerne nieder.“

Dazu kamen dann auch noch das Lovely Days-Festival, das zwar seinen Anfang in St. Pölten nahm, nach zwei Jahren aber wieder abwanderte. Ebenso wie das NUKE, das 2008 das letzte Mal am VAZ-Gelände gastierte, im Vorjahr aber in Graz unter anderer Ägide ein gelungenes Comeback feierte. Wie auch bei zahlreichen anderen Festivals hatte hier St. Pöl-

BEST OF der letzten 30 Jahre 30 Seconds To Mars, Armin van Buuren, Avicii, Bad Religion, Beastie Boys, Billy Idol, Billy Talent, Bloc Party, David Bowie, Deadmau5, Deep Purple, Die Toten Hosen, Eddy Grant, Ellie Goulding, Fettes Brot, Foo Fighters, Gary Moore, Gilbert O’Sullivan, Grace Jones, Groove Armada, Interpol, Jethro Thull, Jovanotti, Justice, Knife Party, Lenny Kravitz, Linkin Park, Macklemore & Ryan Lewis, Manfred Mann´s Earth Band, Mando Diao, Manu Chao, Martin Solveig, Massive Attack, Moby, Muse, Paul Kalkbrenner, Paul van Dyk, Placebo, Pixies, Queens Of The Stone Age, Radiohead, Reamonn, Robert Plant, Roxy Music, Skrillex, Smokie, Status Quo, Steve Angello, Steve Aoki, System Of A Down, Tenacious D, The Bloody Beetroots, The Chemical Brothers, The Cure, The Killers, The Offspring, The Prodigy, The Who, Tiësto, Uriah Heep, Zucchero u.v.m.

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FESTIVALHIGHLIGHTS 2016 IN ST. PÖLTEN

2012 BEATPATROL

STEREO AM SEE Date: 29. Juli Venue: Ratzersdorfer See Line-Up: Hans Söllner, 5/8erl in Ehr’n, Krautschädl, Texta, Lukascher www.stereoamsee.at

SUMMER BLUES FESTIVAL Date: 30. Juli Venue: Ratzersdorfer See Line-Up: Mojo Blues Band feat. Ingo Beer, Black Patti, Meena Cryle & Chris Fillmore Band, The ridin´dudes feat. Mika Stokkinen und Ingried Diem www.buerov.com

FM4 FREQUENCY FESTIVAL Date: 18. – 20. August Venue: VAZ St. Pölten Line-Up: Bilderbuch, Deichkind, Paul Kalkbrenner, Parov Stelar, Rudimental, Limp Bizkit, Massive Attack, Manu Chao La Ventura, Die Antwoord uvm. www.frequency.at

BEATPATROL FESTIVAL Date: 25. Oktober Venue: VAZ St. Pölten Line-Up: Scooter, Sigma, Neelix, Audio, Vini Vici, Hatikwa, Nu:Tone b2b Logistics, Rockwell, Sesto Sento, Gudrun von Laxenburg uvm. www.beatpatrol.at

MASP - Das Mittelalterspektakel Date: 23. Dezember Venue: VAZ St. Pölten Line-Up: Eluveitie, Faun, Tanzwut, Drescher www.mittelalterspektakel.at Tickets erhältlich im VAZ St. Pölten, 02742 / 71400, www.vaz.at, ticket@nxp.at, in allen Raiffeisenbanken, www.ticketbox.at (Raiffeisen Club Mitglieder erhalten Ermäßigung!) sowie über www.oeticket.com

tens Veranstalterlegende Norbert „Pauli“ Bauer die Hände im Spiel. Nachdem auch das Hauptstadtfest im Jahr 2007 zum letzten Mal stattfand, (weil, wie Puchner erklärt, die „Budgets in den letzten Jahren dieser Veranstaltung auf einen Bruchteil reduziert“ wurden), sah es fast so aus, als würde nach den Erfolgen der vergangenen Jahre die Landeshauptstadt plötzlich ganz ohne Festival dastehen. Das wollte man natürlich nicht zulas72

sen – und die Idee eines Festivals für elektronische Musik gab es sowieso schon längere Zeit. So entstand unter der Ägide von Voak und Bauer das Beatpatrol Festival, das 2009 seinen Anfang nahm. Womit man aber nicht gerechnet hat: Das Frequency suchte nach Jahren am Salzburgring ebenfalls einen neuen Austragungsort – und wurde in St. Pölten fündig: Das VAZ-Gelände, mit befestigten Plätzen, Strom, riesigem Campinggelände und Abkühlung in der Traisen war einfach prädestiniert. Nachdem die Festivals nicht nur in St. Pölten immer größer wurden (2015 waren laut ORF.at 130.000 Be-

sucher am Frequency) hat man sich zu Beginn des aktuellen Jahrzehnts auch in Österreich zum Thema Ökologie bei derartigen Großveranstaltungen schlau gemacht. 2011 gab es dann erstmals die sogenannte „Greenpatrol“ am Beatpatrol. Ruth Riel, VAZEvent- und Projektmanagerin und die treibende Kraft bei der Entstehung der Greenpatrol, erklärt die Idee so: „Unser Ansatz war die Besucher schon in den Planungsprozess miteinzubeziehen, so dass die Ideen für ein ‚grüneres Festival‘ aus dem Publikum kamen und so eine Realisierung leichter war. Ein großes Thema war Awareness – also die Besucher darauf

Es scheint jedoch, so wird mir jährlich von einigen hundert Menschen kommuniziert, es fehlt das Stadtfest. Auch der Stadtsilvester ist sehr oft ein Thema. Peter Puchner


FESTE FEIERN

aufmerksam zu machen, dass sie sich in einer Naherholungszone befinden und sich dementsprechend verhalten sollen. Dies aber natürlich nicht mit erhobenen Zeigefinger, sondern mit Spaß.“ 2016 Zum Jubiläum. Im aktuellen Jahr bekam das Hauptstadtfest eine klitzekleine inoffizielle Neuauflage: Als Wahlkampfabschluss veranstaltete die ÖVP St. Pölten ein „Kleines Hauptstadtfest“. Zuvor erklärte Matthias Adl, ÖVP-Vizebürgermeister, Folgendes: „Wer hart arbeitet, der hat es sich auch verdient, zu feiern. Gerade in den letzten Jahren wurde aber bei Veranstaltungen in der Stadt eingespart, wenn man an das Hauptstadtfest oder den StadtSilvester denkt.“ War die ÖVP in den 90ern regelmäßiger Kritiker der Hauptstadtfestkosten hat sich die Partei jetzt um 180 Grad gedreht.

Edwin Prochaska, Hauptstadtfestwegbegleiter vom Anfang bis zum Schluss, ist mit der Entwicklung des Veranstaltungsortes St. Pölten sehr zufrieden: „Für mich heute als Mittsechziger ist es großartig zu sehen, was in der Stadt passiert! Diese Stadt gehört für mich zum Lebendigsten, was in Österreich derzeit aufgeboten werden kann, in der Relation zur Größe. Unpackbar, was da alles passiert!“ Eine politische Entscheidung ärgert hingegen René Voak: „Was das größere Problem ist, ist die politische Entscheidung, eine Lustbarkeitsabgabe oder Vergnügungssteuer in St. Pölten einzuheben. Das macht den Unterschied aus. In Linz zahl ich für ein Konzert null, und in St. Pölten zahl ich fünf Prozent Abgabe.“ Natürlich macht das sowohl bei kleinen als auch großen Konzerten gleich mal einiges aus. Einen Veranstaltungsstopp gibt es deshalb aber trotzdem nicht: Am 29. Juli findet nach sechs Jahren Pause wieder Bauers „Stereo am See“ statt, Tags darauf das Blues Festival, beides am Ratzersdorfer See. Im August gibt’s das Frequency, im Oktober das Beatpatrol und für die Mittelalterfans und Freunde der härteren Musik wird der Dezember wieder beim MASP spannend. So gerne man auch über die Stadt St. Pölten und ihr Angebot schimpft, vor allem in Sachen kultureller Veranstaltungen fehlt es einem hier auf gar keinen Fall! Wie es zu all dem kam? Voak selbst sieht einen Ursprung in der St. Pöltner Szene der 80er-Jahre. „Da, wo wir jetzt sind, das sind die Wurzeln von damals. Ohne dem würde es das nicht geben.“

lieber Sommer!

Roul Starka Lieber Sommer, zeig mir, was du kannst. Lass mich mit meinem Hund am Traisenstrand liegen, mit meiner Frau zu den Nackerten am Ratzersdorfer See gehen. Mit meinen Kindern will ich grillen, es soll bratwürsteln und koteletten, Senf und Soßen viele Male im Kreis, an unseren Herzen vorbei. Gott ist eine Henne, in ihre Schenkel will ich beißen oder ihre Flügerl langsam abnagen. In der Wiese liegen und staunen, über mir ein Himmel, der zu mir spricht. Ja, so stell ich mir das vor. Vor allem will ich endlich weg von Schreckensmeldungen, Wahlergebnissen, angeblich gespaltenem Österreich. Trauerweiden der Sehnsucht und Nostalgie will ich küssen, ohne Flugzeugabstürze zwischen den Blättern. Kleine Steine ins Wasser werfen statt Facebook ins Hirn. Jause machen für den Tag, mit harten Eiern, grünem Paprika, Wurstbrote und Salzstreuer in einer schönen, alten, verbeulten Aluminium-Box. Am Abend wünsch ich mir einen lachenden Herrenplatz, ohne Diskussionen über die Zeckengefahr, ohne Klimaerwärmung, ohne App aber mit Fleisch und Blut vis à vis. Sommer mit Haut und Haaren, kurzen Röcken, hohen Schuhen. Das wöchentliche Stimmengewirr am Domplatz wenn Markt ist, die liebe, alte Blumenfrau mit ihren schönen, erdigen Händen. Ihr Lachen aus einer anderen Welt, wo Kommunikation noch miteinander sprechen war, nicht auf einem Handy herumdrücken. Ja, lieber Sommer, so stell ich mir das vor. Ich bin ein echter St. Pöltner und liebe das Dreieck St. Pölten-JesoloMošćenička Draga. Im Wasser des Mühlbachs neben dem Rilkeplatz hab ich dich gestern gesehen, du bist vorbeigeschwommen und hast mir ein Gedicht … aber sie werden uns das nicht glauben. Macht nichts, Hauptsache, es gibt dich.

Foto: Josef Vorlaufer

Was das größere Problem ist, ist die politische Entscheidung, eine Lustbarkeitsabgabe oder Vergnügungssteuer in St. Pölten einzuheben. René Voak

Euer Roul

MFG 06.16

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MFG SZENE

Der Master hinter den Kulissen In einer idyllischen Wohnsiedlung am Rande von Wilhelmsburg befindet sich, unscheinbar in einem Einfamilienhaus versteckt, die Wirkungsstätte eines wahren Soundtüftlers. Die Rede ist von Martin Scheers Masteringstudio.

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er Name Martin Scheer ist sicherlich einigen bekannt, war er doch viele Jahre als Schlagzeuger in den unterschiedlichsten Bands und Projekten aktiv. So beispielsweise in der mittlerweile als Kultformation gehandelten Band Faust (an der Donau) oder bei Excuse Me Moses. In den letzten Jahren wurde es jedoch ruhig um Scheer. Was aber nicht bedeutet, dass der gute Mann untätig war bzw. ist. Ganz im Gegenteil: In seinem Masteringstudio ist Scheer ständig am Tüfteln und Arbeiten, um so manchen Produktionen den letzten Schliff zu verleihen. Mastering wie? Doch was genau ist Mastering? Bevor man näher auf Martin Scheer und 74

einige seiner Produktionen eingeht, sollte diese Frage beantwortet werden. „Viele sehen es als ‚schwarze Magie‘, was es aber natürlich nicht ist“, so Scheer. Mastering ist, wenn man es vereinfacht sagen will, die Endbearbeitung von Tonaufnahmen vor der Erstellung des Tonträgers. Manchmal braucht eine Produktion mehr Höhen, mehr Bässe oder muss einfach nur lauter oder leiser gemacht werden. Dies geschieht beim Mastering. Scheer bezeichnet es als Kontrollinstanz, damit alles stimmig und schlüssig ist und konkurrenzfähig bleibt. Ein letztes Drüberschauen, wenn man so will, vor dem Endprodukt. Dies kann dann entweder eine CD, eine Schallplatte oder ein Online File sein. Dabei gilt, zumindest für Scheer, dass der

Song das Wichtigste ist: „Erst danach kommt der Interpret, dann die Aufnahme, dann der Mix und am Schluss erst das Mastering.“ Für ihn hat das Mastering keinen allzugroßen Einfluss auf den Song, kann aber definitiv Akzente setzen. Als Beispiel nennt Scheer „Maschin“ von Bilderbuch. Bei diesem Song ist aus seiner Sicht der Mix an sich nicht so gut, nach dem Mastering spürt sich das Lied dann aber anders an. Er konnte also helfen, den Kern bzw. die guten Elemente herauszuheben und zu akzentuieren. Masteringarbeit ist aber keine Kreativarbeit, sondern eine rein technische. Mastering-Ingenieure sind auch selten in anderen Bereichen tätig, sondern kümmern sich nur darum. Dadurch hören am Ende der Musikproduktion nochmals „frische Ohren” über das bisherige Ergebnis und man verliert nicht so leicht die Perspektive, was die Gefahr sein kann, wenn man alles selbst macht.


TEXT: Michael Reibnagel | Fotos: Matthias Köstler

Best Sound Nach diesem Exkurs wieder zurück zu Martin Scheer. Dieser sieht sich selbst in erster Linie als Schlagzeuger bzw. Musiker. Neben bereits erwähnten Acts war er beispielsweise auch für Natalia Kelly oder Luttenberger Klug hinter den Trommeln. Mittlerweile ist das Schlagzeug spielen aber zweitrangig geworden und man findet Scheer öfters im Studio hinter dem Computer als auf der Bühne. Dabei weiß er, was er kann und würde nie die Drums einspielen, wenn sein Stil beispielsweise nicht zu den Songs passt. Das macht vermutlich auch seinen Erfolg als Mastering Techniker aus. „Gute Tontechniker sind meist auch gute Musiker”, erzählt Scheer. „Die Leute in meinem Umfeld kennen mich als Musiker. Wenn sie also zu mir zum Mastern kommen, haben sie ein gutes Gefühl, da ich verstehe, was sie wollen.“ So kommt es, dass Scheer schon für einige Größen arbeiten konnte: FALCO, Opus, SofaSurfers, Bauchklang, Lemo oder Julian LePlay sind dabei nur einige Namen. Auch größere Erfolge sind dabei. Conchita Wursts Siegersong „Rise Like A Phoenix”, mit dem bekanntlich der Eurovisions Song Contest 2014 gewonnen wurde, ging durch Scheers Mastering Studio. Auch das Album „Schick Schock” von Bilderbuch wurde von ihm bearbeitet. Die Arbeit daran wurde heuer sogar mit dem Amadeus Award für „Best Sound” geadelt. Auch mit Skero, der ebenfalls einen Amadeus Award bekommen hat, wurde gearbeitet. Auch international ist Martin Scheer kein unbeschriebenes Blatt, haben ihn doch die Produzenten – die meist die eigentlichen Kunden eines Mastering Studios sind – von Jean Paul angeheuert. Ebenso wurde „If Love Was A Crime” von Poli Genova, der bulgarische Beitrag beim Eurovision Song Contest 2016, in Wilhelmsburg gemastert. Zudem ist Scheer im lokalen Bereich kein Unbekannter. Immer wieder arbeitet er beispielsweise mit Johannes Maria Knoll, Dieter Libuda, Body & Soul oder Chris Scheidl zusammen. Die Initialzündung für Erfolge gab

MASTERING-MIND. In seinem Wilhelmsburger Studio hat Scheer bereits Conchita Wursts „Rise Like A Phoenix” oder Bilderbuchs Amadeus prämierstes Album „Schick Schock“ gemastert.

damals Sam Gilly, für den Scheer nach wie vor viele Projekte bearbeitet. „Sam ist als Typ sehr umgänglich. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken”, schwärmt er. Seine ersten Sporen verdiente er sich dann bei Diz Dienhof, den er quasi als seinen Mentor sieht, in der Swoon Factory. Die Unterschiedlichkeit der Acts und Projekte lässt eines erkennen: Ein Mastering Techniker, oder zumindest Scheer, ist nicht auf ein Genre fixiert. Neben Indiebands arbeitet man für Popacts, für Reggae-, aber auch Rockbands und sogar Musikkapellen. „Ich komme zwar aus der Rockmusik, arbeite aber auch sehr gerne in anderen Genres, solange der Track gut ist”, erklärt Scheer. „Mir ist dabei sogar ein guter Schlager lieber, als eine schlechte Rocknummer”, ergänzt er. Tüpfelchen auf dem i Diese Bandbreite ist vermutlich auch der Grund, warum Scheer so erfolgreich ist und von seinem Studio leben kann. Jedoch ist es in der Kreativbranche immer gefährlich, dass man even-

tuell eines Tages nicht mehr angesagt ist. Aus diesem Grund unterrichtet Scheer u.a. nebenbei. Außerdem geht es der Musikindustrie schon seit Jahren nicht besonders rosig, da die Verkäufe immer mehr zurückgehen. Das Medium CD sieht Scheer daher, und er ist mit dieser Meinung nicht alleine, als Auslaufmodell. Heute wird wieder eher mehr für Vinyl vorbereitet bzw. ist die Kombi Download/Vinyl vorrangig. Für Leute, die jetzt Lust auf den Job des Mastering Ingenieurs bekommen haben, hat er folgenden Tipp: „Man sollte auf jeden Fall technisch interessiert sein. Und Musiker sein hilft einem auch sehr. Ein gewisses Grundverständnis sollte man mitbringen.” Am wichtigsten ist aber immer die Musik. Wenn man Spaß und Freude an der Sache hat, kann man das Bestmögliche aus einer Produktion rausholen. Mastering ist nichts, „wovor man sich schrecken muss.” Es ist auch nicht gesagt, dass gemastert werden muss, aber es ist das Tüpfelchen auf dem i! MFG 06.16

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MFG ADVERTORIAL

Essen macht glücklich! „Street Life“ heißt ein berühmter Song von Randy Crawford. Jochen Auer und seine beiden Chefköche Florian Schmalnauer und Christian Auer, könnte man sagen, haben diesen erfolgreich auf „Street Food“ abgewandelt, denn mit dem European Street Food Festival haben sie nicht nur einen wahren Boom in Österreich ausgelöst, sondern das Genre gleich noch nachhaltig erweitert. Von 10. – 12. Juni macht das Festival wieder Station im VAZ! „Genuss aus aller Welt“ – unter diesem Leitspruch steht das European Street Food Festival. Schon von weit her steigt einem der herrliche Geruch verschiedenster Speisen in die Nase, angenehme Musik schlägt einem entgegen! Kein Wunder, dass einem bei diesem Willkommensgruß unweigerlich das Wasser im Mund zusammenläuft – und die Erwartungen, soviel kann man versprechen, werden nicht enttäuscht werden. Riechen, schmecken und genießen – das sind die Hauptingredienzien des European Street Food Festivals.

Wir machen eine Tournee Die Idee, alle möglichen Speisen und Getränke aus verschiedensten Ländern in coolem Ambiente und ebensolcher Aufmachung erstmals in Österreich anzubieten, stammt von Jochen Auer. Seit vielen Jahren führt er ein erfolgreiches Catering-Unternehmen namens „Stage Culinarium“, das bislang nicht weniger als 4.000 Caterings durchgeführt hat, darunter praktisch sämtliche namhaften Großfestivals und Konzerte. Die Stage Culinarium Crew weiß also, wie der Hase läuft, insbesondere wenn es um die Kombination von Essen und Entertainment geht. „Die jahrelange Entwicklung und Erfahrung in dieser Sparte brachte mich letztlich auf die Idee, Catering und Festival zu vereinen!“, 76

verrät Auer. In Ländern wie Australien oder Amerika ist der Street FoodTrend ja schon seit vielen Jahren verankert, in Europa nahm er seinen Ausgang in Berlin, in Österreich hingegen ist er noch relatives Neuland, löste aber sogleich einen unglaublichen Boom aus. Und daran ist Auer nicht ganz unschuldig, weil er konzeptionell quasi noch eins draufsetzte: „Ich möchte, dass dieses großartige Konzept nicht nur in einer Stadt präsentiert wird, sondern in mehreren! So entstand die Idee, gleich eine ganze Tournee auf die Beine zu stellen.“ St. Pölten, Wr. Neustadt, Innsbruck und Salzburg lockten im Rahmen der ersten Tour die Feinschmecker und Trendsetter an – und das Konzept ging voll auf, Auer konnte über 200.000 (!) Besucher begrüßen! „Die Österreicher lieben es einfach, bei der Zubereitung von frischen Speisen zuzusehen“, glaubt Auer einen der Gründe für den Besucheransturm zu kennen: „Das Schlendern durch die internationalen Foodtruckstände verbreitet außerdem einfach ein gutes Flair und Gefühl, der Genuss-Faktor ist hoch!“ Und zwar für alle: Die ruhige und gemütliche Atmosphäre, die qualitativ hochwertigen Speisen sowie die unglaubliche Angebotsvielfalt sind sowohl für jüngere als auch ältere Semester attraktiv.

Mein individuelles 5-Gänge-Menü „Für mich startet der perfekte Besuch mit einem leeren und hungrigen Bauch. Beim Bummeln durch die ansprechenden Foodtrucks stelle ich mir im Kopf dann mein eigenes Menü zusammen!“, verrät Lisi, warum sie nach dem Besuch des Streetfoodfestivals im März auch jetzt jedenfalls wieder dabei sein wird. „Ein Aperitif, etwa ein Cocktail, trägt vor allem zur guten Laune bei und macht Lust auf mehr“, lacht die 21-Jährige. Auch Vorspeisen, etwa Suppen jeglicher Art, lassen die Feinschmeckerherzen höher schlagen. Danach kommt die Qual der


TEXT: Christina Bauer | Fotos: Stage Culinarium, Mike Auer, Bernhard Schösser

Wahl. Eine Vielzahl an Ständen bietet Hauptgerichte aus verschiedenen Ländern an, wobei alle Speisen frisch und vor den Augen der Besucher zubereitet werden. Frontcooking, wie man so schön sagt. Lust auf Asia oder Thai? American Burger, Sushi oder vielleicht doch auf heimische Schmankerl? Alles ist möglich – und top! „Exotische Speisen sind durch ihre Seltenheit die großen Höhepunkte der Gäste“, verrät Chefkoch Christian Auer. Auch für Veganer und Vegetarier gibt es selbstverständ-

dass wir das European Street Food Festival nicht nur weiterführen, sondern auch weiter ausbauen möchten, um am Puls der Zeit zu bleiben.“ Daher ist er schon fleißig am Planen der dritten Tour, die im September ihren Ausgang nehmen wird, und da möchte er noch eins draufsetzen. Nachdem er ja seit 25 Jahren in der Showbranche tätig ist und auch andere hochkarätige Formate hochgefahren hat, wie etwa Österreichs größte Tattoo-Messe, die Wildstyle & Tattoo, möchte er diese – räumlich getrennt, aber doch am selben Ort – miteinander verknüpfen. „Die Idee ist, die Wildstyle & Tattoo Messe sowie das European Street Food Festival an derselben Location und zur selben Zeit auszutragen! Beide Formate können sich befruchten – man schlendert durch die Wildstyle & Tattoo, nachher begibt man sich auf Genießertour durch das European Street Food Festival – oder umgekehrt, oder man switcht hin und her.“ Damit wird Auer wieder ein Novum setzen, das auch in St. Pölten im Herbst zu erleben sein wird. Auf das European Street Food Festival müssen die Genießer aber nicht mehr solange warten – es geht bereits im Juni im VAZ über die Bühne. Seine Faszination bringt Chefkoch Christian Auer aussagekräftig auf den Punkt: „Essen macht einfach glücklich!“ Und es bringt bekanntlich die Leut‘ zusammen – kurzum, da muss man dabei sein!

lich zahlreiche Spezialitäten aus aller Welt, wobei vor allem die frische Zubereitung eine wesentliche Rolle für die Attraktivität spielt, wie Auer überzeugt ist. „Für mutige und ausgefallene Esser, die gerne etwas Neues probieren, gibt es auch Köstlichkeiten wie das Thai Kangaroo Curry oder den Krokodilspieß. Es ist für jeden etwas dabei!“ Selbstredend gilt das auch für die Getränkeauswahl: Süße oder trockene Weine, ländliche Biersorten, fruchtige alkoholfreie Drinks, Cocktails – whatever, alles da, um die trockenen Kehlen zu erfrischen! Und weil nach herrlichsten Fisch-, Fleisch-, Gemüse- bis hin zu veganen Speisen die süße Abrundung nicht fehlen darf, warten auf die Besucher natürlich auch süße Verlockungen. „Cupcakes und Crêpes sind die zwei beliebtesten Sorten an Süßigkeiten, die den Besuch noch perfekt abrunden. Und für die jungen Besucher ist ein frisch frittiertes Eis in vielen verschiedenen Variationen und Geschmacksrichtungen das Highlight des Abends“, weiß Chefkoch Christian Auer. Und wer von diesen ganzen Leckereien noch immer nicht genug hat, der beginnt halt einfach wieder von vorne und isst sich sozusagen quer durch den internationalen Gemüsegarten.

Auer setzt eins drauf Jochen Auer (Bild rechts) wäre nicht Jochen Auer, wenn er nicht schon wieder weiterdenken würde. „Die Besucherzahlen sind großartig, so

European Street Food Festival 10. – 12. Juni, VAZ St. Pölten www.streetfood-festival.eu


MFG ADVERTORIAL

MEIN Seestudio

Fit dank Zumba & Co. Simone Schmid hat es geschafft! Seit Jahren besucht sie Kurse in „MeinSeestudio“ am Ratzersdorfer See – und damit ist es ihr gelungen, fit zu werden und ein neues Körpergefühl zu erlangen. „ZUMBA® Fitness war der Startschuss“, erzählt Simone ihren Weg in ein sportliches Leben. „Danach habe ich mit BARRE Concept® zum Kräftigen und seit Kurzem mit dem Laufen begonnen.“ Der regelmäßige Sport sowie eine Ernährungsumstellung haben ihr dabei geholfen fit zu werden. „Wenn du gesunde, frische Küche zu dir nimmst, dann sind auch Sünden erlaubt!“ Auch ihr Alltag hat sich seither verändert: „Ich bin ausgeglichen, fitter und selbstbewusster. Ich genieße die Tage mehr, da ich viel mehr Energie habe!“ Mittlerweile ist Simone selbst Trainerin in „MeinSeestudio“ und unterrichtet ZUMBA® GOLD-Kurse – eine sanftere ZUMBA®-Variante speziell für Fitness-Einsteiger, Senioren oder Schwangere. „Ich liebe es zu tanzen, Zumba ist Sport, aber durch die mitreißende Musik macht es einfach Spaß und diese positive Energie möchte ich gerne weitergeben. Es ist der Mehrwert am Leben.“ Wie sie ihre Kursteilnehmer motiviert? „Wir lachen viel, tanzen, schwitzen gemeinsam, und die Zeit vergeht VORHER wie im Flug. Trotz meines Gewichtsverlustes bin ich immer noch eine Frau mit Kurven und Problemzonen, aber fit und ausgeglichen. Diese Lebensfreude ist, denke ich, die größte Motivation!“

Neue Kurse in MeinSeestudio Neben den altbekannten ZUMBA®-Kursen, BARRE Concept®, SURFSET® Fitness und PILOXING® gibt es seit Kurzem auch neue Kurse: BAX® Performance Training BAX® basiert auf dem holistischen Ansatz von Yin und Yang und verbindet hoch intensive PerformanceEinheiten mit myofaszialen Übungen in Workouts von jeweils 30 Mi78

nuten. Das innovative BAX-Konzept konzentriert sich auf Koordination im funktionellen Training mit dem Ziel eine ideale Steigerung für jede Sportart und Zielgruppe zu erreichen und dabei das EXTERNE (high intensity=Yang) mit dem INTERNEN (myofasziale Übungen=Yin) auszugleichen. HATHA YOGA In Indien hat das klassische Hatha Yoga eine über 5.000 Jahre alte Tradition als geistiger und körperlicher Übungsweg. Ziel des Hatha Yoga ist es, neben dem Körper auch den Geist zu trainieren, sich besser zu konzentrieren und den Fluss der alltäglichen Gedanken zu kontrollieren. Durch den ständigen Wechsel von Anspannung und Entspannung wird die Durchblutung einzelner Körperteile und Organe kurzfristig angeregt und langfristig verbessert. Zusätzlich wird Muskelkraft aufgebaut, die Haltung verbessert und die Flexibilität des Körpers erhöht. NACHHER SALSATION Salsation vereint die Worte Salsa und Sensation. „Salsation“ ist ein Mix aus verschiedensten Rhythmen, Stilen und Kulturen. Die Sensation beschreibt das Gefühl und die Lebensfreude beim Tanzen sowie den starken Fokus des Programmes auf die Musikinterpretation der jeweiligen Klassen und Choreographien.

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TEXT: Thomas Schöpf | Foto: Harald Illmer

St. Pölten wird zum Rallye-Nabel Europas St. Pölten und Grafenegg werden im November dank der Waldviertel Rallye zum Hot Spot der europäischen Rallye-Elite.

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ach der gelungenen Premiere im Vorjahr macht die Waldviertel Rallye heuer erneut in St. Pölten Station. In ihrer 36. Auflage erfährt sie eine noch nie dagewesene internationale Aufwertung. Dank hervorragender Benotungen in den vergangenen Jahren – v.a. in punkto Sicherheit und Organisation – hat die „Fédération Internationale de l’Automobile“ (FIA) die Waldviertel Rallye zum „Final Event“ der neu geschaffenen „European Rallye Trophy“ erkoren. „Neben den Bewertungen war auch unser später Termin hilfreich“, bleibt Organisationsleiter Helmut Schöpf bescheiden, „der Umzug nach St. Pölten war vielleicht der letzte Mosaikstein, da wir hier beste TV-Übertragungen bieten können.“ Europa ist von der FIA nun in mehrere Rallye-Zonen wie z.B. Balkan, Zentraleuropa, Skandinavien oder Iberien unterteilt. Die besten Fahrer aller Regionen ermitteln beim Finale in St. Pölten (18. November) und Grafe-

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DAUERBRENNER. „Mr. Waldviertel“ Raimund Baumschlager bekommt heuer neue internatio-

nale Konkurrenten.

negg (19. November) ihre Gesamtsieger. „Es kann also durchaus passieren, dass beispielsweise Raimund Baumschlager hier noch um den österreichischen Meistertitel fährt und plötzlich mehrere internationale Topfahrer als Gegner hat“, freut sich Schöpf. Er tüftelt jetzt gerade daran, die Strecke im VAZ zu optimieren: „Mit 46 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit waren wir definitiv zu langsam. Auf 60 km/h sollten wir mindestens kommen.“ Au-

ßerdem möchte Schöpf den Zuschauern mittels Tribünen bessere Einsicht auf die Strecke ermöglichen. Ferner gilt es die besten Fahrer komprimiert für die TV-Liveübertragung auf die Strecke zu bringen. Insgesamt werden an den beiden Tagen in zwölf Etappen 160 Sonderprüfungskilometer absolviert. Am Ende gibt es wie immer einen österreichischen Rallye-Meister und erstmals auch einen europäischen Champion.

19.05.16 21:47

MFG 06.16

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MFG SPORT

Auf dem Weg zur Nummer 1 im Land?

Der Sportklub Niederösterreich St. Pölten (SKN) hat in der Ersten Liga eine famose Aufstiegs-Saison hingelegt. In der Bundesliga soll weniger Wind wehen, dafür (noch) mehr Geld fließen.

U

m 23:37 Uhr stemmte der in Blue Jeans und rotem Pulli gewandete LH Dr. Erwin Pröll samt SKN-Meisterschal um den Hals im Fan-Dorf vor der NV Arena auf der DJ-Bühne noch einmal den Meis­ terteller und hielt per Mikro fest: „Das ist der Abend der Helden!“ Nach der obligaten (Dankes-)Rede – vornehmlich an Trainer Karl Daxbacher gerichtet – mahnte die Nummer 1 vom Land NÖ die Anhänger, den SKN künftig auch in schlechten Zeiten nach Kräften zu unterstützen und freute sich: „Endlich hat sich das Stadion ausgezahlt.“ 26 Millionen Euro hat selbiges bekanntlich gekostet, finanziert von Bund, Land und der Stadt. Die Gagen der SKN-Kicker überschritten zuletzt die Drei-Millionen-Euro Grenze, allerdings sprengten sie sportlich auch alles Dagewesene. 80 Punkte hat in der Ersten Liga in 36 Runden noch nie wer gemacht. Die bisherige Bestmarke hatten Admira Wacker (1999/2000) und SV Ried (2004/2005) mit 77 Zählern inne gehabt. Überdies erzielten die SKNKicker die meisten Saisontore (68), bekamen die wenigsten Gegentreffer (34) und fuhren die mit Abstand meisten Siege (26) ein. Admira und Ried waren in ihren Rekordjahren auf 23 bzw. 24 volle Erfolge gekommen. Im Oktober war die Daxbacher-Truppe noch neun Punkte hinter Wacker Innsbruck auf Platz zwei gelegen. Danach fuhr sie in 22 Spielen 19 Siege ein und distanzierte mit der ältesten Mannschaft der Liga – die Startelf im letzten Spiel war im Schnitt schon über 28 Jahre alt – den Titelfavoriten LASK um acht Punkte und Wacker

um 21 Zähler! Für Daxbacher ist es „der schönste Erfolg in meinem Trainerleben.“ Und der 63-Jährige holte mit seinen Verein Austria Wien – für die er vierzehn Jahre kickte – immerhin den ÖFBCupsieg (2009) sowie drei Meistertitel mit dem LASK (zwei in der Regionalliga, einen in der ersten Liga).

zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Sein Anteil am Erfolg ist schwer zu messen. In jedem Fall ist die Verpflichtung vom starken Flügelflitzer Cheikhou Dieng über ihn gelaufen. Allerdings gehört der Senegalese dem Vorarlberger Manager Horst Zangl, wie auch der Brasilianer Jefferson, der im Herbst beim SKN überhaupt

GUT LACHEN. Landeshauptmann Erwin Pröll jubelt mit Mittelfeldmotor Michael Ambichl und Spielmacher Lukas Thürauer.

„In der Heimatstadt zählt es aber am meisten“, so der Statzendorfer, der den SKN 2000/2001 zum Meistertitel in der 2. NÖ Landesliga West und 2001/2002 zum Meistertitel in der 1. NÖ Landesliga geführt hatte, ehe er als Trainer Frenkie Schinkels weichen musste, weil ihm die Vereinsführung „taktische Mängel in der Vierer-Abwehrkette“ vorwarf und ihm unterstellte, „die jungen Spieler nicht gut führen zu können.“ Ob Schinkels dem SKN nun als Sportdirektor erhalten bleibt, stand

nicht Fuß fassen hatte können. Seit März kickt Jefferson wieder in seiner Heimat, aber nur mehr in einer Provinzmeisterschaft unterhalb der vierthöchsten Liga. Dieng ersetzte Jefferson, quasi als Wiedergutmachung mit Aufzahlung. „Sechser“ Florian Mader kam vornehmlich wegen Daxbacher, den er schon in der gemeinsamen Zeit bei der Austria schätzen gelernt hatte, zum SKN. Innenverteidiger Daniel Petrovic ist von Daxbacher aus der Regionalliga Mitte bei Vorwärts Steyr geholt worden, ebenso Stürmer

Der schönste Erfolg in meinem Trainerleben. Karl Daxbacher 82


TEXT: Thomas Schöpf | FotoS: Bernhard Herzberger

Bernd Gschweidl von der Grödiger Ersatzbank. Er spielte einst schon in der Akademie St. Pölten mit Florian Grillitsch (Werder Bremen), der die „Wölfe“ bei der Meisterfeier beehrte. Ansonsten entsprach der Meisterkader – abgesehen noch vom umstrittenen Daniel Beichler – in groben Zügen dem Fast-Abstiegskader der Vorsaison.

MEISTERMACHER. Leitwolf Karl Daxbacher mit Flügelflitzer Cheikhou Dieng.

nachbarten Tennis-Arena angedacht. Bundesligist Admira sollten die Wölfe in der Zuschauergunst jedoch überflügeln. Zum NÖ-Rivalen kamen trotz einer überragenden Saison mit Platz vier in der Liga und dem Einzug ins ÖFB-Cupfinale nur durchschnitt-

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lich 2.850 Besucher zu den Meisterschaftsheimspielen. Im Cup-Halbfinale hatten die Südstädter ja den SKN ausgeschaltet. Im Zuge dessen wurde Trainer Ernst Baumeister gefragt, um was er den SKN beneidet: „Um die Unterstützung vom Land.“

DANKE

an alle Fans und Unterstützer!

SWING

Bild: GEPA Pictures

Die Planungen für die Bundesliga laufen schon Für die Bundesliga soll das Budget von drei Millionen Euro auf kolportierte fünf Millionen aufgestockt werden. Die NV Arena wird hingegen nicht aufgestockt. Im Schnitt kamen „nur“ 2.750 Zuschauer, womit der SKN weit hinter Wacker (3.700) und LASK (3.500) landete; und Austria Lustenau (2.700) nur aufgrund des ausverkauften Spiels gegen den LASK und der Meisterparty gegen FAC noch von Platz drei verdrängte. Dafür ist ein Windnetz ähnlich jenem in der be-

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Veranstalter:

MFG 06.16

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MFG KRITIKEN

ZUM HÖREN

Manshee, mikeSnare, Thomas Fröhlich, Dr. Schramek, Rob.STP, Dr. Ray B. (von links nach rechts)

Wintersleep, die es schon fast 15 Jahre gibt, haben ihr sechstes Studioalbum veröffentlicht. Die Band steht für gefühlvolle und melancholische, mitunter aber auch rockende Songs, welche gerne etwas Folk miteinbeziehen. Hinzu kommt das Gespür, tolle und fesselnde sowie äußerst facettenreiche Melodien schreiben zu können. So war es bisher und so ist es auch auf ihrem neuen Album. Leichte, fröhliche Indie-Melodien mit positivem Gesang und Feel-Good-Atmosphäre.

2 CELLOS CELLOVERSE

Zwei Cellisten, welche große Konzerthallen füllen und bei Rock-Festivals für Furore sorgen? Die Kroaten Luka Šulić und Stjepan Hauser machen‘s mit ihren schier unglaublichen Interpretationen von All-TimeKlassikern und aktuellen Charthits möglich. Auf ihrem letzten Album changieren sie zwischen Einfühlsamem wie Shape Of My Heart, Folkloristischem wie I Will Wait oder Elektronischem (!) wie Wake Me Up. Und über allem thront die bombastische Version von Thunderstruck!

ZUM SCHAUEN

Manshee, Felicitas Hueber

Oliver Coates Upstepping

Ab und zu soll es ja noch vorkommen, dass man ein Album anspielt und einen die Verzückung packt. Der Mann, den man – falls denn überhaupt – als Cellist für Massive Attack kennen könnte, schafft dies mit einem irrwitzigen musikalischen Bastard, in dessen DNA-Strang sich Garage, Avant-Garde, Techno, Dubstep tummeln – in Sequenzen weit abseits der Norm. Musik, die sich kaum wo einpassen lässt und trotzdem weitgehend zugängig bleibt. Höret und staunet alle davon.

EMPEROR

Dispositions LP Nach vielen teilweise bahnbrechenden Singles und EPs legt der Emperor nun sein Debüt-Album auf dem derzeit vermutlich innovativsten Label Critical Music vor. Das mit 16 Tunes sehr umfangreiche Teil bespielt sämtliche Facetten des sogenannten deepen Neurofunks. Dabei nicht nur wild und garstig, sondern auch überraschend minimalistisch und fast schon intelligent aka IDM. Jedem Freund des anspruchsvollen Drum&BassSounds ist dieses Album ans Herz zu legen.

ZUM SPIELEN Markus Waldbauer

Vercetti Technicolor Support live act ... ... for Goblin in Vienna. Was für ein Name! Der griechische Komponist, DJ und Label-Gründer (Giallo Disco) Vercetti Technicolor hält auf Soundcloud einige Schmankerln bereit, die Fans von elektronischer Musik wie auch Afficionados des so genannten Italohorror jubeln lassen. Zum Beispiel seinen 2015er-Auftritt in der Wiener Arena: Film im Kopf, betörend spooky. https://soundcloud.com/vercetti-technicolor/vercetti-technicolor-supportlive-act-goblin-in-vienna

Planet Of Zeus Loyal To The Pack

In Griechenland gibt es nicht nur Ouzo und Gyros, sondern auch richtig gute Rockbands. Eine davon ist Planet Of Zeus aus Athen. Mit Loyal To The Pack liefert das Quartett ihren bereits vierten Longplayer ab. Darauf gibt es einiges, was das Rockerherz höher schlagen lässt. Heavy Rock, Stoner Rock oder Southern Rock sind nur einige der Genres, derer man sich bedient. Eine gehörige Portion Groove fehlt dabei nie. Und auch die ruhigeren Nummern überzeugen auf ganzer Linie.

ZUM LESEN

H. Fahrngruber, W. Hintermeier

Die unglaubliche ...

Dark Souls 3

Im Windschatten des ...

... Entführung des Charlie Chaplin. Der Gauner Eddy und der arme Familienvater Osman haben eine verrückte Idee, als sie vom Tod Charlie Chaplins erfahren. Sie wollen Chaplins Sarg verschwinden lassen und von seiner Familie Lösegeld verlangen. Um an das Geld zu kommen, stehen sich die unbeholfenen Kleinganoven selber im Weg, in dieser wunderbaren und schwarzhumorigen Komödie.

Das Spiel für Masochisten kommt in der dritten und wohl letzten Auflage daher! Es ist das absolute Spiele-Highlight des Jahres, nicht zuletzt weil es sich wie ein Best-of-Mix von den vorigen Teilen spielt. Das Kampfsystem bleibt erhalten und man wird aufgefordert, seinen inneren Schweinehund zu überwinden und gegen den übermächtigen Boss anzutreten. Ob alleine oder in mit Freunden entscheidet man selbst.

... roten Sturms. Die chinesische Kulturrevolution 1966-1976: Eine tausende Jahre alte Kultur wird auf Geheiß Mao Zedongs zerstört und die geistige Elite in einem beispiellosen Furor gedemütigt und vernichtet. Der Personenkult um Mao erreicht einen ersten Höhepunkt, als Millionen von Menschen einer „klassenlosen“ Gesellschaft die Mao-Bibel schwenken und die jugendlichen Massen rufen: „Mao, du bist die rote Sonne.“

The Nice Guys

UnchArted 4: A Thief´s End

Pfingstrosenrot

In „The Nice Guys“ führt Regisseur Shane Black („Iron Man 3“) Privatdetektiv Holland March (Ryan Gosling) und den raubeinigen Schläger Jackson Healy (Russell Crowe) als ungleiches Paar auf eine Schnitzeljagd quer durch das Los Angeles der 70er-Jahre. Eine rasante Detektivgeschichte mit knallharter Action und jeder Menge cooler Sprüche – schnell im Geist und schnell mit der Faust.

Dieses Game ist ein virtueller Hochgenuss mit einer traumhaften Kulisse und malerischen Landschaften. „Uncharted 4“ setzt den Fokus ganz klar auf die spannend erzählte Geschichte und die Schauwerte der Grafik. Mit einem neuen, dynamischen Gameplay-System für Kämpfe und Kletterpartien sowie größeren Umgebungen wird das Spiel auf revolutionäre Art und Weise zum Leben erweckt. Ein rundum gelungenes Spiel!

Der Balkankrieg liegt lange zurück, doch unter der gefälligen Oberfläche wird um Macht gekämpft und alte Ressentiments beeinträchtigen das Zusammenleben. Ein altes serbisches Ehepaar wird mit einem EUfinanzierten Programm in den Kosovo zurück gelockt und kaltblütig ermordet. Die Behörden vertuschen den Mord, doch Milena Lukin, Belgrader Kriminologin, recherchiert und entdeckt Unglaubliches.

Xavier Beauvois

Shane Black

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Form Software

Naughty Dog

Werner Gille

Schünemann & VolIĆ

Fotos: zVg

Wintersleep

The Great Detachment


MFG VERANSTALTUNGEN

HIGHLIGHT VAZ St. Pölten

Oltimer- & Teilmarkt Der Oldtimer- und Teilemarkt bietet für die Suchenden seit mittlerweile über 30 Jahren die Chance, das heiß begehrte Stück zu ergattern, und ist deshalb zu einer der größten und renommiertesten Veranstaltungen seiner Art in Europa geworden. Alljährlich pilgern über 20.000 Menschen nach St. Pölten, um das Angebot von ca. 600 Anbietern zu durchstöbern. Im Angebot: Autos, Motorräder, Nutzfahrzeuge, Fahrräder, Teile, Zubehör, Automobilia, Literatur, Bekleidung, etc. aus allen Epochen. Und das bei freiem Eintritt! 6. August 2016

10.06.

Bildung im Einklang 3

Das Integrative Montessori Atelier (IMA) finanziert sich größtenteils aus Elter n-Beiträgen. Für notwendige Sanierungen, neues Schul-Material etc. gibt es alle zwei Jahre ein Benefiz-Konzert im frei:raum. Für abwechslungsreiches Line-up sorgen u. a. Almost Woodstock, Christina Gaismeier & Alex König, Gerald Huber, Bobby Slivovsky, Ben Martin uvm. Benefizkonzert

23.06.

Frei:raum

TANZ in den Sommer

Jahr für Jahr feiert der Seniorenball im VAZ St. Pölten neue Besucher rekorde. Niederöster reichs Senioren haben sich die Frage gestellt: Warum nur im Winter das Tanzbein schwingen? Daher bietet das VAZ mit „Tanz in den Sommer“ nun allen Senioren eine neue, gediegene Tanzveranstaltung Für musikalische Umrahmung sorgen die Kuschelrocker. KONZERT

01. & 02.07.

VAZ

„Floh im Ohr“

Das Kinder- und Jugendtheater „gutgebrüllt“ präsentiert seit neun Jahren jeden Sommer Klassiker der T h e a t e r l i t e r a t u r. Sie spielen, singen und tanzen für das Publikum. Das mehrfach ausgezeichnete Kinder- und JugendEnsemble spielt Feydeaus „Floh im Ohr“ unter der Regie von Maria Köstlinger. Höchstes Theater-Niveau für 9 – 99 Jahre. Theater

RATZERSDORFER SEE

10.06.

Alain PlateL

Die Produktion „En avant, marche!“ des Starchoreografen Alain Platel mit Theatermacher Frank Van Laecke und Komponist Steven Prengles bildet den Saisonabschluss im Festspielhaus. Das Triumvirat durchmisst dabei die Untiefen der ländlichen Musiktradition. Musiker, Tänzer sowie Schauspieler kreieren zu Werken von Strauss uvm. einen dichten Kosmos. Konzert

23.06.

Festspielhaus

11.06.

WOHIN JETZT?

„Wohin jetzt?“ ist ein von den älteren Darstellern der Theaterwer kstatt im Wasserschloss Pottenbrunn selbst entwickeltes Theaterstück. Die jugendlichen Schauspieler der Lernwerkstatt inszenieren frei nach dem Buch „Funklerwald“ eine Geschichte über Ängste und Abgrenzung, Anderssein und Toleranz, Bewegung, Flucht und Neubeginn. Theater

Kulturhaus WAGRAM

12.06.

der herr karl

Ein Kabarett-Klassiker in neuer Gestalt: Der geniale Schau- und Puppenspieler Nikolaus Habjan schlüpft mithilfe seiner Klappermaul-Puppen in die verschiedensten Rollen, die alle zusammen „Der Herr Karl“ sind. Sie machen die Vielschichtigkeit des Charakters offensichtlich und saufen, rauchen und raunzen sich durch die österreichische Geschichte. Theater

Bühne im Hof

PURPLE RAIN + DJ HASI

„Purple Rain“ erzählt vom Aufstieg eines Rockstars. Alles dreht sich um die Auftritte und Songs von Prince und seinen Kumpels. Oscar „Beste Filmmusik“ für Prince! Vor dem Film hebt Dietmar Haslinger violette Schätze und überrascht mit souligen Pretiosen aus dem Nachlass von Prince Roger Nelson, z. B. dem legendären „Black Album”. THEATER

ab 07.07.

CINEMA PARADISO

Sommerfestival

Das Sommerfestival bringt Urlaubsflair auf den Rathausplatz! An 33 Tagen finden auf zwei Bühnen verschiedenste Musikdarbietungen statt. Von Austro Pop bis Country ist für das musikalische Tanzbein alles dabei. Um das leibliche Wohl der Gäste kümmern sich Top-Gastronomen der Region, die mit Köstlichkeiten aus allen Teilen der Welt aufwarten. Festival

Rathausplatz

MFG 06.16

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Reich(l)ebners Panoptikum

Man wird doch noch träumen dürfen. Während Sir Karl Daxbacher das Unmögliche möglich gemacht und mit den Wölfen des SKN St. Pölten den Meistertitel in der Ersten Liga geholt hat, träumt Teamchef Marcel Koller von einem ganz anderen Titel. Wie bitte? Österreich Europameister? Na, man wird doch noch träumen dürfen, oder?!

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GÜNSTIGES

Foto: Konstantin Yuganov - Fotolia.com

MIT DER WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT ST. PÖLTEN

AKTUELLE Wohnhausanlagen

• St. Pölten – Süd (Nähe VAZ) Junges Wohnen Karl Pfeffer-Gasse HWB-ref= ≤ 26 kWh/m²a, fGEE 0,75 • St. Pölten – Stattersdorf Valkastraße, Doppelhäuser mit Eigentumsoption HWB-ref= ≤ 29 kWh/m²a, fGEE 0,7

• Weinburg, Mohnblumengasse, Reihen- und Doppelhäuser, Wohnungen mit Eigentumsoption HWB-ref= ≤ 30 kWh/m²a, fGEE 0,7

• St. Pölten – Süd Handel-Mazzetti-Straße, Wohnungen mit Eigentumsoption HWB-ref= ≤ 21 kWh/m²a, fGEE 0,8

• Herzogenburg – Junges Wohnen, Schillerring HWB-ref= ≤ 26 kWh/m²a, fGEE 0,75 • Hainfeld, Traisner Straße/Nelkenweg, Wohnungen mit Eigentumsoption HWB-ref= ≤ 24 kWh/m²a, fGEE 0,8

Freies Lokal • St. Pölten – Harland, Theresienhofgasse 2, Größe: ca. 90 m², monatl.: € 542,79 netto, zzgl. Betriebs und Nebenkosten und geringem FB. HWB-ref = 66 kWh/m²a Allgemeine gemeinnützige WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT e.Gen.m.b.H. in St.Pölten

Josefstraße 70/72 3100 St.Pölten

Tel.: 02742/77288-0 Fax: 02742/73458 wohnungsberatung@wohnungsgen.at www.wohnungsgen.at

Beste Qualität, beste Lagen: Die Wohnungsgenossenschaft St. Pölten schafft in ganz NÖ zukunftsweisende Wohnprojekte.


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