MFG - Das Magazin / Ausgabe 53

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MFG EDITORIAL

Von der Bedeutung des Wortes Aber von Johannes Reichl

Die Anschläge auf Charlie Hebdo, die Gräueltaten des IS haben tiefe Verunsicherung ausgelöst. Dieser Tage ist in diesem Zusammenhang wieder viel von „unseren“ christlichen Werten des Abendlandes die Rede, die wir verteidigen müssten und die gerne als eine Art Gegenentwurf zu jenen des Islam stilisiert werden. Der Fundamentalste dabei scheint mir Nächstenliebe zu sein, weil er alle anderen wie Toleranz, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit miteinschließt. Dieser Wert ist unteilbar. Jesus, religiöserseits gerne als Autorität zitiert, hat nicht gesagt „Liebe deinen nächsten wie dich selbst, aber ...“ Umso bitterer stößt dieses relativierende „ja, aber“ im allgemeinen Sprachgebrauch auf, wo es heute wieder eine längst überwunden geglaubte Fremdenfeindlichkeit ans Tageslicht befördert. Wie tief diese sitzt, offenbart sich groteskerweise am deutlichsten dort, wo sie gar nicht so gemeint ist. Wenn mir etwa der Chef einer Firma sagt: „Da schick ich Ihnen Ahmet vorbei – der ist aber eh ein ganz Netter und Verlässlicher.“ Warum die Relativierung? Weil Ahmet ein fremdklingender Name ist? Weil er aus Albanien kommt? Moslem ist? Oder sie bricht sich in Alltagsdiskussionen Bahn mit Leuten, die mir erklären, dass das mit DEN Ausländern ja immer schlimmer wird, liest man ja immer in der Zeitung, von den Einbrüchen und so, und dass man da schon etwas tun muss, weil wir stehen ja knapp vor der „Überfremdung“, sind schon „Minderheit im eigenen Land“. Wenn ich dann nachfrage, „Wie viele Ausländer kennst du persönlich?“, „Wo stören die dich konkret“, „Welche schlimmen Erfahrungen hast DU gemacht?“ – dann ernte ich zumeist ein: „Ich nicht, aber ...“ Oder Intellektuelle, die 1993 noch am Lichtermeer gegen Fremdenhass protestierten, mir jetzt aber unter dem pseudotoleranten Motto „Religionsfreiheit ist ja gut und schön, aber ...“ erklären, dass das halt schon ein Wahnsinn ist mit diesen Zwangsheiraten und Burka-Trägerinnen, und überhaupt die vielen jungen Frauen, die Kopftuch tragen – die also a priori von patriarchalem Zwang ausgehen, ohne mit den Kopftuchträgerinnen jemals selbst gesprochen

zu haben, die dies meist aus freien Stücken tun. Aber das wird nicht geglaubt, weil da ein über die Jahre heran gezüchtetes Grundmisstrauen gegenüber Fremden, den Moslems im Besonderen besteht. Wie oft habe ich in den letzten Wochen gehört: „Die müssen sich halt einmal distanzieren vom IS, vom Anschlag auf Charlie Hebdo, von den Dschihadisten.“ Nur genau das tun sie (ab Seite 36). Und sie tun es nicht wischiwaschi, sondern eindeutig. Sie finden die Anschläge verwerflich und haben selbst Angst vorm IS. Sie empfinden Karikaturen über Heilige zwar als Beleidigung, dies könne aber nie Rechtfertigung für Gewalt sein. Sie sind schockiert über die Radikalisierung eines 14-jährigen St. Pöltners, der im Internet Anleitungen zum Bombenbasteln heruntersaugt. Und sie sagen: Kommt zu uns in die Moschee, macht euch selbst ein Bild. Nur – das macht keiner. Stattdessen reimt man sich lieber, aus dumpfen Ängsten gespeist, einfach zusammen, welch Bombenbauer und Hassprediger dort wohl ihr Unwesen treiben. Das ist nicht nur dumm, sondern moralisch verwerflich – und gefährlich. Es ist ein Zeichen dafür, dass man den Hasspredigern – nicht den islamischen, sondern jenen, die hemdsärmelig in Bierzelten und Wirtshäusern gegen DIE Ausländer predigen, die in Redaktionsstuben sitzen und eine angeblich „islamische Dauergefährdung“ herbeischreiben – längst selbst auf den Leim gegangen ist. Jene Hassprediger, die alle, die ihre kruden Ansichten nicht teilen, durch die Diffamierung als „Naivlinge“, als „Gutmenschen“ mundtot machen möchten, derer es ja viel zu viele gäbe. Gerade diese Hassprediger sind aber, egal aus welcher Ecke sie kommen, ob von links oder rechts, ob aus dem Islam oder dem Christentum, ob aus der Politik oder der Wirtschaft, die wahren Feinde des Staates und unserer Freiheit. Sie sind die Sämänner der Zwietracht, die den unteilbaren Begriff Nächstenliebe zu einem „Wir“ und „Die“ pervertieren wollen. „Mensch ist aber Mensch“ sagt Helmut Weber (ab Seite 48). Weber ist ein guter Mensch, ein Gutmensch – und davon gibt es nicht zu viele, sondern viel zu wenige. Ohne Wenn und Aber ...

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus, und Veranstaltungen. Herausgeber/Geschäftsführer: Bernard und René Voak. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@ dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chef vom Dienst: Anne-Sophie Settele Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Gotthard Gansch, Sascha Harold, Dominik Leitner, Siegrid Mayer, Michael Müllner, Michael Reibnagel, Ruth Riel, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Anne-Sophie Settele, Beate Steiner, Stefan Weiss Kolumnisten: Herbert Binder, Thomas Fröhlich, Dominik Leitner, Michael Müllner, Primadonna, Roul Starka, Beate Steiner Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, Wolfgang Hintermeier, David Meixner, Felicitas Hueber, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Johannes Reichl, Robert Stefan, Markus Waldbauer, Mr. Ship Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Simon Höllerschmid, Hermann Rauschmayr Coverfoto: picsfive – Fotolia.com Art Director & Layout: Mr. Shitakii Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.


INHALT

Urban 6

KULTUR 50

SZENE 68

SPORT 78

URBAN

8 ewig grüsst das murmeltier 14 gemeinde bau 20 st. pölten – kopenhagen 24 Sankt Bruck an der Swap 26 UNSERE PARLAMENTARIER 28 auf Züge starren 32 TICKETSTEUER 36 sankt islam in terrorzeiten 42 KPÖ – und es gibt sie doch 48 Helmut weber – Portrait

KULTUR

52 Der Geist der Glanzstoff 60 kunsthalle krems 64 HAUS DER GESCHICHTE

SZENE 70 74

wie die jungen wohnen aeons of ashes

SPORT 78

bald wird’s wieder Sch(n)ee

6 IN WAS FÜR EINER STADT 7 SHORTCUTS URBAN 50 SHORTCUTS KULTUR 68 SHORTCUTS SZENE 84 KRITIKEN 85 VERANSTALTUNGEN

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… in der laut „Kronen Zeitung“ eine „Privatbrauerei nahe St. Pölten“ sieben Goldmedaillen bei einem internationalen Qualitätstest holte. Wer nun eine bösartige Geringschätzung der Krone vermutet, der irrt. Die Egger-Gruppe, seit den 70ern mit einer Holzfabrik, seit den 80ern mit einer Bier- und Limonadenbrauerei in der Stadt angesiedelt, erwähnt „St. Pölten“ in ihrer PR-Kommunikation tatsächlich nicht. Die Betriebe stehen im idyllischen „Unterradlberg“. Dass das seit 1939 eingemeindet ist, stört nicht. Ob der Bürgermeister von Unterradlberg zum Erfolg gratuliert hat, ist uns nicht überliefert. Dafür betonte Bernhard Prosser von der Egger-Brauerei, dass das Image der Stadt in den letzten Jahren viel besser geworden sei und man sich zu ihr bekenne. Als Zeugen aufgerufen: ein gewaltiger Sudkessel in einem Kreisverkehr im Norden und eine Mega-Werbetafel im Süden. Die zigtausend EggerDosen seien ein gewaltiger Werbeträger, da brauche es schon noch eines speziellen Anlasses, dass man dort auch „St. Pölten“ draufdruckt, so Prosser.

... in der am wiedereröffneten Übergang von der Lederergasse zum Regierungsviertel der wohl mit Abstand verhaltens­ originellste Kinderspielplatz der Stadt situiert wurde. Dieser vereint so ziemlich alles, was Kinder zum Glücklichsein brauchen. 1. Die frische Luft einer der stark befahrensten Straßen der Stadt in einer Entfernung von ca. einem Meter. 2. Das Gefühl von allumfassender Geborgenheit durch die vollständige Umzäunung des Areals, Marke Käfig. 3. Zugleich der stete Nervenkitzel, dass irgendwann vielleicht doch ein Auto zu schnell dran ist und direkt in den „Spielplatz“ kracht. Andererseits – nachdem St. Pölten nunmehr ja verstärkt Wiener zum Umzug in die Provinz animieren möchte, hat man vielleicht gedacht, man schafft gleich authentisches Lokalkolorit Marke Beserlpark, damit die Integration in die neue Heimat nicht so schwer fällt und der Kulturschock (frische Luft, Freiraum, Grün) nicht allzu groß ist. Ab sofort werden Wetten angenommen, wie oft Kinder dort spielen und verweilen werden. Mein Tipp: Nie!

... in der beim Populismus alle St. Pöltner Gemeinderatsfraktionen an einem Strang ziehen. Keine Frage, das Sicherheitsgefühl am Bahnhof ist schlecht. Schuld daran sind Menschen, die sich gegenseitig beschimpfen, bedrohen und am Ende sogar mit dem Messer abstechen. Doch die Entscheidung, dieses Gefühl zur politischen Profilierung zu nutzen, ist eine bewusste – und verdient es bloßgestellt zu werden. Da meint etwa die FPÖ, dass der St. Pöltner Bahnhof im Hinblick auf die nötige Polizeipräsenz wie der Wiener Praterstern oder Karlsplatz zu behandeln sei. Und dass „Tschetschenen-Banden“ für „extremes Gewaltpotential im Bahnhofsbereich“ sorgen. Im politischen Kleingeist sind sich die Gemeinderäte aller Fraktionen einig und fordern von der Innenministerin 16 zusätzliche Polizisten für eine neuzuschaffende Polizeiinspektion. Die ÖBB muss sich, gemeinsam mit der Stadtpolitik, natürlich etwas einfallen lassen. Aber etwas, das funktioniert. Um es mit Schäuble zu sagen: Ein Rendezvous mit der Realität wäre nicht schlecht.

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Mit Wojo van Brouwer, Christine Jirku, Marion Reiser, Tobias Voigt, Helmut Wiesinger, Simon Zagermann Regie Sarantos Zervoulakos

Fotos: Josef Vorlaufer, Johanes Reichl, lassedesignen - Fotolia.com, Beate Steiner, zVg

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


SHORTCUT URBAN

Eine schöne Geschichte

Hebi

Putsch platzte

Dass sich die einzelnen Mitglieder im Vorstand der St. Pöltner Grünen nicht grün sind, pfiffen die Spatzen vom Dach. Auf der einen Seite kämpften die beiden jungen Gemeinderätinnen Nicole Buschenreiter und Julia Schneider, für die Organisation wenig Priorität hat, auf der anderen die zielstrebigen Urgesteine Udo Altphart und Walter Heimerl. Bis zum Stadtparteitag. Dort wurden dann noch die Unstimmigkeiten übers Finanzielle öffentlich, denn beim Geld hört sich auch die grüne Freundschaft endgültig auf. Der Anlass: Die grüne Kriegs-Kassa für die Gemeinderatswahlen ist leer, die Mandatarinnen haben nicht eingezahlt, der UraltBeschluss dafür wurde zwar nie erneuert, aber auch nicht gecancelt. Zur Wahl des neuen Vorstands hatte jede Seite ihre Fans mitgebracht. Die „regierende“ Partie ein paar mehr – und eine für alle wählbare Kompromisskandidatin: Die 65-jährige Psychotherapeutin Monika Krampl erhielt die meisten Stimmen, Buschenreiter und Schneider bleiben im Vorstand, ihre Widerparts scheiden aus – der Putsch ist passé.

Tod aus Heidenheim Der Tod kommt auf leisen Sohlen, und er trägt für rund 150 Mitarbeiter der VOITH das Gesicht ihres eigenen Unternehmens. Nachdem der deutsche Konzern erst 2013 rund 250 Leute von VOITH Paper feuerte, sperrt er

die Papiersparte nun völlig zu. Nach 2016 werden dann weniger als 500 verunsicherte Mitarbeiter (1961 waren es noch über 3.000) am Standort überbleiben, die keinen Deut mehr auf die Versprechungen des „Todes aus Heidenheim“ geben. Das Gespenst der Fabriksschließung geht um, und der Konzern trägt nicht gerade zur Zerstreuung der Befürchtungen bei: So soll jetzt auch die Lehrwerkstätte mit aktuell 22 Lehrlingen aufgelassen werden. Die erst vor kurzem rausgegangene Lehrstellenausschreibung liest sich angesichts dessen wie blanker Zynismus, wird doch eine „vielseitige und abwechslungsreiche Ausbildungsstelle in einem Beruf mit hervorragenden beruflichen Perspektiven“ propagiert ...

Da streiten sich seit Jahrzehnten Historiker und Politiker herum, ob, dass, wo Österreich ein „Haus der Geschichte“ braucht. Soll diese Zeitgeschichte mit 1848 beginnen, mit dem Staatsgrundgesetz 1867, dem Fin de siècle oder mit der 1. Republik? Nie ein Konsens, nie eine Strategie, nie ein Budget. Und jetzt haben wir gleich 2 Projekte: eins in St. Pölten, eins in Wien. Die Niederösterreicher waren zuerst dran. Das Landesmuseum als Location. Spiritus rector im Hintergrund Wolfgang Sobotka in seiner Eigenschaft als Historiker und zuständig für das Landesarchiv. 2017 soll eröffnet werden, ein Jahr vor der nächsten Landtagswahl. Wissenschaftlicher Teamchef Univ.Prof. Stefan Karner. Ausstellungsfläche 2000 m². Das ließ Wissenschaftsminister Ostermayer nicht ruhen: Mit Univ.Prof. Oliver Rathkolb holt er den sozialdemokratischen Kronhistoriker an Bord, entreißt dem „Weltmuseum“ in der Hofburg 3000 m² und kuppelt gleich Partnerschaften mit Staatsarchiv, Nationalbibliothek und Kunsthistorischem Museum. Eröffnen will man 2018. Da braucht man nicht zu fragen, wo die attraktiveren Exponate zu erleben sein werden und kann sicher sein, dass sich der von Erwin Pröll den St. Pöltnern (als Kompensation für die Übersiedlung der Kunst nach Krems) versprochene Touristikboom durchaus überschaubar gestalten dürfte. Da darf man gespannt sein, wohin die Liebe sozialdemokratischer Wissenschaftler etwa vom Range eines Siegfried Nasko hinfallen wird. Wie fein geschliffen Historikerklingen sein können, das ist inzwischen einer ORF-Meldung zu entnehmen, der zufolge sich Oliver Rathkolb neben anderen auch Stefan Karner als Mitarbeiter in seinem Team vorstellen kann …

MFG 02.15

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MFG URBAN

Und ewig grüSSt das Murmeltier

Domplatz, SKW 83, SWAP-Geschäfte – dies sind die unangefochtenen Top drei Evergreens, die die heimische Politik zum Teil seit über zehn Jahren beschäftigen. Zufall oder bewusstes Schieben auf die lange Bank? Ein historischer Blick zurück und eine Bestandsaufnahme des Status Quo.

Evergreen I: Schatten überm Sonnenpark

SKW 83. Auch nach 15 Jahren ist noch immer nicht klar, wohin die Reise am SKW 83 geht.

Beginnen wir unsere Reise durch die politischen Evergreens vielleicht beim ältesten offenen Thema, SKW 83. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich die Adresse Spratzerner Kirchenweg 8183, die in ihrer über 100-jährigen Historie schon viele Nutzungen erfuhr: Mühle, Sägenfabrik, Hackschnitzelwerk, Schrebergarten. 1983 erwarb es die Stadt St. Pölten als „Reserve-

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fläche“ für Wohnungsbau mit dementsprechender Widmung. Seither lag die Liegenschaft – mit Ausnahme der zwischenzeitigen Nutzung als Flüchtlingshaus während des Jugoslawienkrieges – mehr oder weniger brach, bis sie die Stadt 1999 jungen Bands und Künstlern (die sich in Folge als LAMES konstituierten) bis auf Widerruf in Form eines mündlichen Nut-

zungsrechtes zur Verfügung stellte, nachdem man diese zuvor aus dem Frostl-Areal beim Bahnhof hinauskomplementiert hatte. Spätestens als 2007 der Gemeinderat einen Vorvertrag mit einer Genossenschaft über die Veräußerung eines Großteils des Areals um 1,75 Millionen Euro abschloss, wurde der prekäre Status der künstlerisch-kreativen

„Extremstandpunkte bringen uns in dieser Frage nicht weiter, denn sie verzögern eine Lösungsfindung.“ Vizebürgermeister Matthias Adl, ÖVP


TEXT: JOHANNES REICHL, Michael Müllner| Fotos: Jabornegg & pálffy, imageteam - Fotolia.com, zvg

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„Dem Verein wurde nie in Aussicht gestellt, dass er für immer auf diesem Areal bleiben kann, außerdem wurde ein Alternativareal angeboten.“ Klaus Otzelberger, FPÖ

Nutzung wieder evident. Im Vorfeld des Wahlkampfes 2011 bildete sich die Initiative „St. Pölten braucht ParkPlatz“ (Verein Sonnenpark), welche wie LAMES – in diesem Fall mehr aus dem ökologisch-gärtnerischen Lager kommend – für einen Erhalt des SKW 83 eintritt. Zuletzt etablierte sich das Gemeinschaftsgartenprojekt „GRUND“ ebendort. „Wir bleiben am Ball“ LAMES-Obmann Andreas Fränzl spricht von einem „unveränderten Status“ und weist vor allem auf den Prozesscharakter des SKW 83 hin – die letzten 15 Jahre hätte sich viel entwickelt, was in den Augen der Involvierten und Sympathisanten absolut erhaltenswert ist: „Zugegeben: Es ist manchmal schon auch mühsam unter diesen Umständen die Motivation und Ruhe zu behalten, aber wir glauben nach wie vor an diesen Ort und konnten in den letzten Jahren einiges realisieren!“ Fränzl verweist diesbezüglich auf diverse Symposien und Feste, ebenso auf die Förderung durch Bund, Land und Stadt sowie immer wieder neue Inputs. „Es schaut so aus, als ob sich zusätzlich zum Verein Sonnenpark, dem Gemeinschaftsgartenprojekt ‚Grund‘ und LAMES eine weitere Initiative von Nachbarn und jungen Menschen bildet, die sich für ein Weiterbestehen dieses einmaligen Ortes stark macht. Insofern sind wir zuversichtlich und freuen uns auf unser nächstes Gespräch mit dem Bürgermeister!“, so Fränzl. Klare Ansagen von Grün und Blau Ob diese Zuversicht begründet ist, bleibt fraglich. Bislang versucht die Stadt eine klare Entscheidung so lange wie möglich hinauszuzögern, und man wird den Eindruck nicht los, dass man insgeheim darauf hofft, dass die Genossenschaft ihr Recht einfordert und zu bauen beginnt. Die Genossenschaft ihrerseits – durch die

Entwicklungen unfreiwillig zwischen die Fronten geraten – will sich in der Causa aber völlig zurecht nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen und harrt deshalb so wie die Initiativen am SKW 83 einer klaren politischen Ansage ... Eine solche erhält man aber nur von FPÖ und Grünen. Während Klaus Otzelberger (FPÖ) betont :„Dem Verein wurde nie in Aussicht gestellt, dass er für immer auf diesem Areal bleiben kann, außerdem wurde ein Alternativ­ areal angeboten. Wir begrüßen es jedenfalls, dass auf diesem Areal neuer Wohnraum geschaffen wird“, wollen die Grünen „den Sonnenpark in der jetzigen Form erhalten. Wir denken, es gibt ausreichend andere Bauflächen, die bebaut werden können.“ Zumal der Sonnenpark aus ihrer Sicht „weit mehr als eine Grünoase mitten in der Stadt ist. Er ist ein autarkes Projekt in Richtung Graswurzelbewegung, Eigeninitiative, urbane Renaturalisierung und gemeinsames gesellschaftliches Schaffen.“ Entweder UND oder Deutlich schwerer tun sich die Großparteien mit einem Outing, wohl im Wissen, dass man sich – egal wie man sich entscheidet – sowieso die Finger verbrennt und für eine Seite zum Buhmann wird. Ein Momentum, das gerade in Vorwahlzeiten Unbehaglichkeit verbreitet. Die ÖVP erklärt sich deshalb am liebsten gleich überhaupt für nicht zuständig. „Die Frage ist dem Bürgermeister zu stellen. Ohne sein Zögern und Zaudern wäre es nie zu dieser verworrenen Situation gekommen. Er hat die Verantwortung in dieser Causa endlich eine Lösung herbeizuführen – egal, wie diese schlussendlich aussieht“, so Vizebürgermeister Matthias Adl. Angesichts des Umstandes, dass die ÖVP für gewöhnlich genau diesen Ausschluss aus Entscheidungsprozessen und Alleingängen des Bürgermeisters anpran-

gert, eine zumindest „interessante“ Einstellung. Dass sich die Situation gegenüber jener vor 15 Jahren geändert hat, ist man sich bewusst. „Fakt ist: In den letzten Jahren hat sich der SKW 83 zu einer fixen Größe in der St. Pöltner Kulturszene entwickelt. Ob nun das Projekt der Wohnbaugenossenschaft umgesetzt wird, oder der Sonnenpark bleibt, es braucht für den jeweils anderen eine gute Alternative.“ Wie eine solche ausschauen könnte, bleibt man freilich schuldig, dafür bringt man auf Nachfrage, ob man nun für oder gegen einen Erhalt des Areals in seiner aktuellen Form ist, eine zusätzliche „Entscheidungsebene“ ins Spiel: „Unserer Meinung nach ist dies eine Frage, die den betroffenen Anrainerinnen und Anrainern gestellt werden sollte, die sollten hier das letzte Wort haben.“ Noch schwerer mit der „heißen“ Kartoffel tut sich die SPÖ, denn natürlich liegt die Letztentscheidung bei den mit absoluter Macht ausgestatteten Roten. Vizebürgermeister Franz Gunacker bleibt sodenn vage und gibt die klassische „Entweder UND oder Antwort“: „Es gibt gültige Verträge und seit langer Zeit Gespräche über eine vernünftige Lösung für beide Seiten.“ Ob das jetzt ein Ja oder Nein ist, lässt er auf Nachfrage ebenso offen, wie die Antwort darauf, wie so „eine vernünftige Lösung“ denn aussehen könnte. Wenig verwunderlich, dass ob solch tiefschürfender Informationspolitik die Gerüchteküche heftig am Brodeln ist. So schwirrt – was Gunackers Ansatz sogar bestätigen würde – das Gerücht einer Mischform durch den Äther: Also Wohnbau, etwa in Form jungen Wohnens, UND Kreativoase. Oder betreutes Wohnen, also Senioren, mit jungen Kreativen in der Nachbarschaft. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, was aber wirklich passiert, bleibt bis auf Weiteres offen. MFG 02.15

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Evergreen II: Platz des himmlischen Wartens DOMPLATZ. Planungsentwurf für den Domplatz Neu von Jabornegg & Pálffy aus dem Jahr 2011.

Wir schreiben das Jahr 2008. Der Gemeinderat fasst den Grundsatzbeschluss zur Neugestaltung des Domplatzes. 2009 wird via St. Pölten konkret eine – aufgrund der Beliebigkeit der Fragen eher als „Alibihandlung“ einzustufende – Befragung der Bevölkerung zum Thema durchgeführt. 2010 beginnen – ohne dass ein konkretes Konzept zur Platzgestaltung vorliegt – die vorgeschriebenen archäologischen Ausgrabungen. 2011 beauftragt der Gemeinderat eine Planungsgemeinschaft mit der Konzeptionierung der Platzneugestaltung. Deren erster vager Vorentwurf, quasi als Testballon in den Äther geschickt, sorgt für wilde Auseinandersetzungen, die sich v. a. um die Frage der Notwendigkeit um fixe Parkplätze entzünden. Danach verliert sich die Spur, so dass auch nach knapp sieben

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Jahren noch immer kein konkreter Gestaltungsentwurf am Tisch liegt, die Grabungskosten sich aber mittlerweile auf rund 4,5 Millionen Euro belaufen. Und jedes Jahr kommen ca. 850.000 Euro dazu, was den Druck, dass die mit 2,5 Millionen Euro anvisierte Oberflächengestaltung unbedingt ein großer, nachhaltiger Wurf werden muss, noch erhöht. Gretchenfrage Parkplätze Was in dieser Zeit freilich sehr wohl passierte, ist eine Metamorphose der politischen Falllinien. Ließ Bürgermeister Matthias Stadler 2008 noch wissen „Als Parkplatz ist mir der Domplatz zu schade“, hat sich die SPPosition seither unübersehbar aufgeweicht. Aus dem Munde von Vizebürgermeister Franz Gunacker klingt das dann so: „Nach einer Fertigstellung

können nicht alle Wünsche und Überlegungen umgesetzt sein. Es ist halt so wie im Leben, man muss Kompromisse schließen, um möglichst viele Ideen unter einen Hut zu bringen.“ Wie diese Kompromisse im Fall des Domplatzes genau aussehen sollen, bleibt offen. Eindeutiger ist die ÖVP, die – wie alle – für „Multifunktionalität“ eintritt, dabei aber v. a. die Erhaltung möglichst vieler Parkplätze (diesbezüglich wurden im Vorjahr als Minimalforderung 100 Stellplätze gefordert, was wohl zwei Drittel des neuen Platzes einnehmen würde, Anm.) einfordert. Vizebürgermeister Matthias Adls Aussage „Wir brauchen keine Betonwüste nach rot-grünen Plänen, welche Kunden und Besucher aus der Innenstadt fernhält“ entbehrt daher keines gewissen Widerspruchs, zumal

„Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung kann sich nicht an dem von Parteipolitikern empfundenen Klientelnutzen Einzelner orientieren, sondern muss das Ganze im Auge haben.“ Joe Wildburger, Obmann Plattform 2020


Und ewig grüSSt das Murmeltier

etwa gerade die Grünen ganz dezidiert gegen Parken und mehr Freiraum eintreten. Rückendeckung für ihre Parkplatzforderung leitet die ÖVP aus einer Unterschriftenliste aus dem Jahr 2011 mit rund 2.500 Gegnern eines autofreien Domplatzes sowie aus der „St. Pölten weiterdenken“-Befragung ab. Aus Letzterer schließt man – bei einem Rücklauf von ca. 700 Fragebögen durchaus kühn – dass sich „75% der St. Pöltner“ gegen einen autofreien Domplatz aussprechen. Dass die Befragungen von der SPÖ postwendend bezweifelt wurden, liegt in der parteipolitischen Natur der Sache. Dass die Fragestellung zum Domplatz aber tatsächlich eindeutig suggestiv gestellt wurde, nämlich in Verneinung („Der Domplatz soll nicht autofrei werden“, Anm.), ist ebenso wenig von der Hand zu weisen. Von einer – in diesem Sinne objektiveren – verbindlichen Bürgerbefragung etwa nach dem Modell der Wiener Befragung zur Erweiterung der Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße hält die ÖVP nichts. „Der Gemeinderat hat mit großer Mehrheit gegen einen autofreien Domplatz gestimmt. Was fehlt ist Mut seitens des Bürgermeisters diese Entscheidungen auch in Pläne zu gießen, keine weitere Befragung.“ Weil man vor deren Ausgang Angst hat – die Mehrheit der Bürger doch für autofrei plädieren könnte? Adl winkt ab und fügt auf Nachfrage hinzu: „Wir fürchten eine solche Befragung aber auch nicht!“ Für Parkplätze am Domplatz macht sich ebenso die FPÖ stark und wähnt die Macht der Logik auf ihrer Seite: „Dass es einen Bedarf für Parkplätze am Domplatz gibt, merkt man daran, dass dort immer sehr viele Autos parken“, lässt Fraktionsvorsitzender Klaus Otzelberger wissen. Dass man diesen Winkelzug freilich an Markttagen auch so abwandeln könnte „Dass es keinen Bedarf für Parkplätze am Domplatz gibt, merkt man daran, dass dort an Markttagen auch keine Autos parken dürfen“, ist nicht Teil der FPÖ-Erörterung. Auch das Argument, dass wissenschaftliche Studien belegen, „dass Parkplätze, die weiter

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„Aus den bisherigen Erfahrungen muss mit mindestens noch drei Jahren Grabungen am Domplatz gerechnet werden.“ Kurt Rameis, BAUDIREKTOR

als fünf Minuten von den Geschäften entfernt sind, von den Leuten nicht mehr angenommen werden“, betet Otzelberger nach wie vor mantraartig herunter. Dass der Rathausplatz (als angenommenes Zentrum) aber bereits jetzt de facto von jeder Seite kommend in besagten fünf Minuten per pedes zu erreichen ist, wird vom Mandatar ignoriert, und so bleibt die FPÖ dabei: „Es ist blanker Wahnsinn, die von Innenstadtkunden in Anspruch genommenen Parkplätze am Domplatz zu reduzieren.“ Das sehen die Grünen wiederum genau umgekehrt und fordern deshalb einen „autofreien Domplatz in einer autofreien Innenstadt.“ Wie die ÖVP für, so sammeln die Grünen Unterschriften gegen Parkplätze am Domplatz – schon im Vorjahr kündigte man großspurig einen diesbezüglichen Initiativantrag im Gemeinderat an. Eingebracht wurde dieser bis heute nicht – offensichtlich hat man sich der Dynamik des Ausgrabungsprozesses angepasst, der „zaht“ sich nämlich gewaltig. Lange Grabungen Warum, erklärt Landeskonservator Hermann Fuchsberger vom Bundesdenkmalamt so: „Die Dokumentation und Freilegung der Befunde hat nach nationalen und internationalen Standards zu erfolgen und ist dementsprechend aufwendig.“ Bezüglich eines genauen Zeitplans verweist er an den Magistrat weiter: „Die Zeitplanung obliegt der Stadtgemeinde St. Pölten.“ Dort führt der zuständige Baudirektor Kurt Rameis drei Aspekte an, von denen die Grabungslänge abhängt: „Erstens im Falle des Domplatzes von den Bestattungen des jahrhundertelang genutzten Friedhofs, deren fachgerechte Bergung sehr viel Zeit in Anspruch nimmt – viel mehr Zeit, als müssten ‚nur‘ die Bauwerksreste im Untergrund untersucht und gesi-

chert werden. Zweitens vom archäologischen Personaleinsatz und drittens vom Budget.“ Aus der Hoffnung des Bürgermeisters aus dem Jahr 2012, „dass die Neugestaltung des Domplatzes bis Ende 2015 abgeschlossen ist“, kann man sich jedenfalls getrost verabschieden. Baudirektor Rameis holt alle, die auf baldiges Flanieren am Domplatz hoffen, brutal – und in diesem Ausmaß durchaus überraschend – auf den Boden der Realität zurück. So schätzt er, „dass aus den bisherigen Erfahrungen mit mindestens noch drei Jahren Grabungen gerechnet werden muss.“ Erst dann kann überhaupt erst mit der Neugestaltung dieses „Kernthemas des Masterplanes“, wie es oft heißt, begonnen werden. Und was sagt dessen „Gralshüter“, der Plattform-Obmann Joe Wildburger, zur Causa prima: „Ein der Wirtschaft der Innenstadt in ihrer Summe entsprechendes Entwicklungskonzept für das Dom- und Marktviertel sieht einen befahrbaren und belieferbaren Domplatz vor, der aber außer für Ausnahmen (z. B. Behinderte, Aus- und Einsteigen, besondere kirchliche Ereignisse, Einsatzfahrzeuge, …) stellplatzfrei sein muss, um sinnvoller Nutzung zur Verfügung zu stehen! Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung kann sich nicht an dem von Parteipolitikern empfundenen Klientelnutzen Einzelner orientieren, sondern muss das Ganze im Auge haben. Dieser Ansatz ist meiner Erfahrung nach auch der mit der größten Zustimmung des Bauherrn, nämlich der Bürgerschaft und der Wirtschaft.“ Ob diese Sichtweise seitens der Politik berücksichtigt werden wird? Jedenfalls ist man es der Bevölkerung schuldig, dass noch VOR den nächstjährigen Wahlen ein konkreter Gestaltungsentwurf zum Domplatz auf den Tisch gelegt wird. MFG 02.15

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MFG URBAN

Evergreen III: Nur ned hudeln, Herr Rat!

PROZESS. Seit 2012 prozessiert die Stadt gegen die Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien. Der Ausgang hängt am seidenen Faden. Streitwert: 67 Millionen Euro.

Hat St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler gemeinsam mit seinem damaligen Finanzdirektor Ernst Knoth zum Nachteil der Stadtbürger hochspekulative Finanzgeschäfte geschlossen? Oder hat die Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien (RLB) die Stadt eiskalt abgezockt? Eine juristische Antwort könnte das Handelsgericht Wien geben. Dort wird seit 2012 verhandelt, nachdem St. Pölten die Bank geklagt hatte. Das SWAP-Geschäft 707843 wurde am 30.09.2007 mit einer zwanzigjährigen Laufzeit abgeschlossen. Wäre der Kurs des Schweizer Frankens zum Euro auf dem damaligen Kurs geblieben, so hätte die Stadt wohl 3,5 Millionen Euro innerhalb der ganzen Laufzeit erzielen können. Doch es kam anders. Die Kurse hielten sich nicht an den Plan und plötzlich musste die Stadt zahlen, anstatt aus dem Geschäft Zinsen zu lukrieren. Keine ganz neue Situation. Die Stadt hatte zuvor schon etliche Spekulationsgeschäfte abgeschlossen – und je nach Verlauf auch vorzeitig geschlossen. Das eingeklagte Geschäft brachte etwa eine Vorauszahlung von rund 1,5 Millionen Euro für die Stadt, eine Summe die ziemlich genau dem Verlust entsprach, der St. Pölten aus zwei kurz zuvor geschlossenen Geschäften entstanden war. Unterm Strich also ein Nullsummenspiel, jedoch holte 12

sich St. Pölten mit dem Cash aus der Vorauszahlung auch die Pest in Form hohen Risikos an Bord. Im Nachhinein ist man immer klüger. So fällt es heute leicht zu sagen, der Bürgermeister hätte Anfang 2008 aus dem Geschäft bei „nur“ 4 Millionen Euro Verlust aussteigen sollen. Immerhin ist der aktuelle Streitwert bei rund 70 Millionen Euro. Mittlerweile wird seit Jahren gestritten, Geschäftsbeziehung und Zahlungen der Stadt an die Bank wurden eingestellt, diese antwortete mit der Schließung des Geschäfts und einer Widerklage gegen die Stadt. Doch seit Mai letzten Jahres ruht das Verfahren, Richter Martin Ogris durfte keine weiteren Schritte setzen. Stadt-Anwalt Lukas Aigner hatte ihm nämlich mangelnde Objektivität vorgeworfen. Der Versuch, den Richter per „Ablehnungsantrag“ loszuwerden schlug in erster Instanz fehl, die letzte Instanz sollte bald entscheiden (siehe Seite 24). Doch abseits der aktuellen RichterPosse – warum ging generell so wenig weiter? In den mündlichen Verhandlungen diskutierte Aigner mit Ogris intensiv um Details, aber große Fortschritte waren nicht zu sehen. Mehr-

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fach forderte der Richter die Streitparteien zu einem Vergleich auf – und stieß auf taube Ohren. Über die Natur des Geschäftes wird wohl ein Gutachter Aufschlüsse liefern müssen, von einer Beauftragung sind wir aber noch weit entfernt. Bis dato wurde über den tatsächlichen Zeitpunkt von Zahlungen der Stadt an die Bank gestritten – und davon abgeleitet, ob sich St. Pölten nicht mit dem Einbringen der Klage zu lange Zeit gelassen habe und darum beispielsweise eine Irrtumsanfechtung schon verjährt sei. Doch das Verfahren ist eben eines am Zivilgericht. Es geht um den Streit von zwei Parteien über einen zwischen ihnen geschlossenen Vertrag. Die politischen Implikationen daraus, die moralische Frage, ob man so überhaupt in einem entwickelten Land öffentliche Haushalte „bewirtschaften“ darf, die wird uns kein Gericht klären. Die beklagte Bank schweigt eisern, obwohl schon der bisherige Prozessverlauf und die dabei gemachten Zeugenaussagen interessante Fragen aufwerfen. Fragen, denen sich ein Unternehmen nicht weiter entziehen sollte. An einen Vergleich glaubt niemand, ein erstes Urteil ist nicht in Sicht, da kann man ruhig noch Gras über die Sache wachsen lassen – so scheint die PR-Strategie. Ahnungslose und Nestbeschmutzer Auch St. Pölten hat eine Strategie. Nach anfänglichem Mauern, erkannte man Dank medialem Druck die Chance, das Verfahren – natürlich im eigenen Sinne – offen zu kommentieren. Und da die Bank nicht kontert, läuft es in der öffentlichen Wahrnehmung gut für Stadler. Hand aufs Herz: Fremdwährungsgeschäfte und Bankenkrise, wer würde denn da nicht glauben, dass die Bank die naiven Stadtbeamten über den Tisch gezogen hat? Dass sie bei ersten Verlusten die Stadt aufgefordert haben, jetzt nur die Ruhe zu bewahren und

„Der Zeitablauf ist Sache des Gerichts, da hat die Stadt in keiner Weise Einfluss.“ Franz Gunacker, SPÖ


Und ewig grüSSt das Murmeltier

Wer profitiert(e)? In den letzten Monaten wurde es ruhig um die Causa. Und das, obwohl sie aus juristischer Sicht größtmöglich eskaliert ist. Die Stadt stellte die Zahlungen mit dem Argument ein, das Geschäft sei gar nie korrekt zustande gekommen. Dafür hätte nämlich der Gemeinderat zustimmen müssen. St. Pöltens Bürgermeister habe das Geschäft aber selber abgeschlossen – auf Basis eines Gemeinderatsbeschlusses, der den Bürgermeister dazu explizit ermächtigt habe. Als St. Pölten nicht mehr zahlte, schloss die Bank das Geschäft und realisierte angeblich knapp 70 Millionen Euro Verlust – diesen klagt sie nun ein. Zugleich ist das Klima zwischen Stadtanwalt Aigner

und Richter Ogris so schlecht, dass Aigner ihn loswerden will. Doch auch auf der politischen Front ist die Causa nicht gänzlich eingeschlafen. FPÖ-Obmann Klaus Otzelberger wiederholt mantrahaft, dass er schon immer gegen Finanzspekulationen aufgetreten sei, dafür von der SPÖ aber nur ausgelacht wurde. Und die Grundsatzbeschlüsse seien zu einer Zeit gefasst worden, als die FPÖ nicht im Gemeinderat vertreten war und „diesen Wahnsinn somit nicht verhindern konnte.“ Dumm nur, dass just zu jener Zeit der heutige FPÖ-Stadtrat Hermann Nonner im Gemeinderat vertreten war – als damaliger Ex-FPÖler trat er mit einer Bürgerliste an. Otzelberger stellt auch die Frage in den Raum „wer in der Stadt von dieser Millionenspekulation profitiert und Provisionen kassiert hat?“ Hört man da konkrete Verdachtsmomente heraus, dass Dritte unberechtigerweise an den Spekulationen mitgeschnitten haben? Hat er Hinweise, dass sich jemand bereichert hat? Otzelberger schwächt ab: „Nein, konkrete Kenntnisse dazu habe ich nicht. Aber es liegt im Bereich des Möglichen. Wir werden die ganze Wahrheit wohl nie erfahren.“ Grünen-Obfrau Nicole Buschenreiter betont, dass „wir nach dem Verfahren die Verantwortlichen für dieses Desaster zur Rede stellen werden. Spekulationen mit Steuergeldern seien aus Sicht der Grünen noch nie zulässig gewesen, darum hat unsere Fraktion auch nie einer Durchführung dieser Geschäfte zugestimmt.“ ÖVPObmann Matthias Adl betont, dass „wir nicht in dieser Situation wären, wenn sich Stadler an alle Rahmenbedingungen des Gemeinderats gehalten hätte. Der Einspruch der Stadt gegen die Richtersenatsentscheidung lässt nicht darauf schließen, dass es rasch ein Ergebnis geben soll.“ Für die SPÖ hält Vizebürgermeister Franz Gunacker fest, dass die Stadt „der Rechtsanwaltskanzlei die Vollmacht übertragen habe und der Zeitablauf Sache des Gerichts sei, die Stadt habe in keiner Weise Einfluss“. So einfach kann man es sich natürlich auch machen.

Umfärben

Michael Müllner Matthias Stadler kann sich auf den Wahlkampf 2016 freuen. Die Grünen glänzen mit Transparenz (eindrucksvoll bewiesen am jüngsten Stadtparteitag), die derart zur Schau gestellte Unprofessionalität geht dafür unter die Haut und verlangt den GrünSympathisanten einiges ab. Dann ist da die Spezialistentruppe der FPÖ. Den Herrn Stadtrat und letztmaligen Wahlkampf-Listenführer nennen die Medien liebevoll „Polit-Dino“, der Klubobmann kämpft verbissen um sein Image als junger Wilder und lässt dabei kein freiheitliches Ressentiment unbespielt. Sich für Conchita Wurst schämen und auf Asylanten schimpfen, das reicht um im blauen Biotop nicht abzusaufen. Aber taugt diese Opposition für mehr, als nur zum Fremdschämen? Für echte Kontrolle der Mächtigen, für ein Vorantreiben der regierenden SPÖ? Dafür bliebe noch die ÖVP-Stadtpartei von Matthias Adl – in überregionalen Medien wie dem Standard auch heute noch als „Matthias Adler“ verkannt. Um die richtige Profilierung zwischen konstruktiv und konfrontativ wird noch gekämpft. Für Auswärtige ist St. Pölten dabei an sich schon ein Systemfehler. „Wieso euch der Pröll nicht schon längst umgedreht hat“, fragen sie fasziniert und glauben, das einfache Rezept für einen Machtwechsel zu kennen: Ein schwarzer Statthalter von Erwins Gnaden, ein fettes Wahlkampfbudget, erledigt. Ich bin da skeptisch. Stadler konnte nichts Besseres passieren, als das Beispiel Wiener Neustadt. Dort hat der mächtige ÖVP-Mann Klaus Schneeberger die Unterstützung der Opposition gewonnen – und den roten Bürgermeister, trotz Platz 1 bei der letzten Wahl, aus dem Rathaus verjagt. Eine Mär, die hierzulande auch schon zu Willi-Gruber-Zeiten umging. Stimmst du nicht für die SPÖ, kriegst du nicht Stadler, sondern Adl(er) als Bürgermeister – von blaugrünen Gnaden. Es wird bunt!

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Foto: klickerminth - Fotolia.com

nicht unüberlegt „unnötige Verluste zu realisieren.“ Blöd nur, dass man mit absoluter Mehrheit im Gemeinderat nun auch die absolute Verantwortung schultern muss. Super aber, dass man (zumindest bis zu einem ersten Urteilsspruch) auch die anfangs aufmüpfige Opposition im Griff hat. Denn für diese, allen voran die St. Pöltner ÖVP, ist es ein schwieriges Spiel. Kritisieren sie Entscheidungen der Stadt oder unvollständige bzw. intransparente Berichte an den Gemeinderat, so laufen sie Gefahr der SPÖ als Nestbeschmutzer ins Messer zu laufen. Jeder Angriff auf den Bürgermeister, so scheint es, stärkt die Position der Bank. War Finanzdirektor Knoth wirklich so ahnungslos über das massive Risiko, wie gerne argumentiert wird? Oder hat Knoth um einen realen Verlust zu kaschieren, genau in dieser Höhe ein Geschäft mit der nötigen Vorauszahlung bei der Bank „bestellt“, damit eben im Stadtbudget alles super ausschaut? Bereits im November 2013 forderten die Oppositionsparteien geschlossen einen Sonderausschuss im Gemeinderat zur Untersuchung der Spekulationsgeschäfte – dieser solle seine Arbeit aber erst aufnehmen, wenn die Gerichte Recht gesprochen haben. Womit die politischen Akteure diesen komplexen Haufen an Fragen und Vorwürfen wohl noch lange vor sich herschieben.

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Gemeinde Bau „Leistbares Wohnen“, „Junges Wohnen“, „soziales Wohnen“ – wie im Stakkato „schießen“ die politischen Parteien aktuell mit diesen Schlagwörtern um sich. Angesichts einer steilen Anstiegskurve bei Mieten kein Wunder, wobei zusehends auch die Frage nach der Rolle der Kommunen in den Fokus rückt. Wir sprachen mit den in St. Pölten dafür zuständigen Stadtplayern.


TEXT: Johannes Reichl | Fotos: Simon Höllerschmid, zvg

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enn es um die Stadt und Wohnbau, Gemeindewohnungen im Speziellen geht, landet man unweigerlich am Schreibtisch von Martin Sadler. Der allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige für die Fachgruppe Immobilien ist Geschäftsführer der städtischen Immobilien GmbH, die sämtliche Gebäude der Stadt, also auch die Gemeindewohnungen, verwaltet. Sadler gilt als grader Michl und Macher, der sich aufgrund seiner direkten Art nicht immer Freunde macht – die möchte er aber auch gar nicht. Nolens volens gerät der Immo-Boss immer wieder – politisch, aber auch medial – in die Rolle des bösen Buben und Kratzbaums. Die einen beanstanden, die von den Mietern verlangten Kautionen von der Immo seien zu hoch, die anderen fordern den Bau von Gemeindewohnungen und wähnen sich bei Sadler an der richtigen Adresse, die dritten wiederum werfen der Immo Mietpreise wie am freien Markt vor – und spätestens dann wird’s absurd bis verlogen: Denn genau dorthin, auf den freien Markt, entließ die Stadt per Gemeinderatsbeschluss im Jahr 2006 ganz bewusst ihr Immobilienmanagement, indem sie die Immobilien GmbH aus der Taufe hob. Die Gründe hierfür waren u. a. das Lukrieren steuerlicher Vorteile, Maastricht-schonendes Budgetieren sowie vor allem, als Zielsetzung ganz explizit festgeschrieben, effizientes Wirtschaften, was sich im Amtsbericht von damals dann so liest: „Um die Bewirtschaftung der städtischen Objekte möglichst effizient und betriebswirtschaftlich zu gestalten, soll [...] eine Immobilien GmbH & Co. KEG gegründet werden.“ „Ich kann also gar nicht anders, als in diesem Sinne marktwirtschaftlich zu agieren. Möchte man es anders, muss es die Politik so festschreiben“, so der Immochef, der sich in diesem

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Sinne als Umsetzer, nicht als Entwickler von Grundsätzen versteht. Dass die Immo, diesem Auftrag entsprechend, einen guten Job macht, untermauert Sadler mit Fakten. „Uns wurden 2006 seitens der Stadt sämtliche Wohnimmobilien mit Drittmietern verkauft – damit brachten wir 35 Millionen Euro in die Stadtkasse ein. Als wir die Immo gründeten, gab es Mietrückstände von 260.000 Euro! Heute haben wir einen Überschuss von ca. 30.000 Euro.“ Auch die Zahl der Delogierungen sei zurückgegangen. Waren es 2006 noch 13 bei 148 eingereichten Verfahren, so sank die Zahl im Vorjahr auf gerade einmal fünf bei 50 eingereichten Verfahren. Kurzum das, was die Politik mit dem Schritt angestrebt hatte, hat sich erfüllt. Ein Rücküberführen von Stadtgesellschaften ins reguläre Budget, wie von Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer aufgrund veränderter Rahmenbedingungen angenommen, hält Sadler daher für „Schwachsinn. Durch die nunmehrige Form ist gewährleistet, dass rein nach wirtschaftlichen Kriterien gearbeitet und nicht parteipolitisch interveniert wird.“ Wie das „wirtschaftliche Arbeiten“ wiederum mit dem Anspruch „soziales Wohnen“ zusammengeht, ist eine andere Geschichte. Sadler antwortet mit einer Gegenfrage: „Was ist sozialer Wohnbau? In St. Pölten haben wir die Genossenschaften und den freien Markt. Wenn man darunter die Förderung durch direkte Mietzuschüsse versteht, dann gibt es so etwas nicht.“ Wobei die Kommune durchaus, zumeist unterschwellig und für die Allgemeinheit unbemerkt, Hilfestellung bei Härtefällen stellt: „Wir arbeiten eng mit der Sozialhilfe zusammen, die Mietern weiterhilft, wenn es Probleme gibt – bis hin zur Einrichtung, Überbrückungshilfen, Entgegenkommen bei der Kaution und ähnlichem.“ Prinzipiell habe sich die Immobilien

Franz Gunacker | SPÖ Im Hinblick auf „leistbares Wohnen“ bzw. Kriterien ebendesselben verweist die SPÖ auf den großen Bruder im Landhaus: „Alle Förderrichtlinien und Kriterien zu diesem Thema sind Landessache, wobei die finanziellen Mittel von allen Berufstätigen über den Wohnbauförderungsbeitrag geleistet werden“, so Vizebürgermeister Franz Gunacker. Die Rolle der Stadt begreift man in unterstützender Form, etwa „bei der Grundbeschaffung, der Umwidmung, Bauklasse und Dichte. Durch diese Maßnahme kann die Entwicklung am Grundstücksmarkt beeinflusst werden.“ Diesbezügliclh stelle die Stadt „jährlich viele Flächen für Wohnbauträger kostengünstig zur Verfügung und beeinflusst dadurch den Preis.“ Der Bau von Gemeindewohnungen sei hingegen „keine Kernaufgabe der Gemeinde.“ Neu (siehe Hauptartikel) sei die Etablierung einer Wohnservicestelle, „um dem Wohnbauträger behilflich zu sein, günstigen Wohnraum in der entsprechenden Anzahl und Lage zu schaffen.“ Im Hinblick auf die Frage möglicher direkter Subjektförderungen meint der Vizebürgermeister „Es wäre sicherlich notwendig , günstigen Wohnraum für Personen in schwierigen Lebenssituationen anzubieten“, von wem genau, lässt er offen.

GmbH aber am freien Markt zu behaupten und sei an gesetzliche Vorgaben wie den Richtmietzins (aktuell 5,53 Euro netto) gebunden. Bei der Neuvergabe älterer Wohnungen – und dies biete man im Sinne sozialen Abfederns an – „können wir auch Kategorie A vergeben, da bezahlt der Mieter dann ca. zwei Euro weniger pro Quadratmeter.“ Dafür muss er allerdings – so der Deal – die Wohnung selbst sanieren, „nur…“, Sadler hält plötzlich inne und rückt seinen Kopf ganz nahe, als würde er etwas streng Geheimes verraten: „...dieses Angebot nimmt kaum jemand in Anspruch!

„Wer sich sechs Monatsmieten Kaution nicht leisten kann, der ist auch nicht imstande, die laufende Miete zu bezahlen – das wissen wir aus Erfahrung.“ Martin Sadler, Immobilien GmbH MFG 02.15

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Matthias Adl | ÖVP Die ÖVP hält den Terminus „leistbares Wohnen“ für zu schwammig, weil dieser nach persönlicher Lebenssituation variiere. Was es braucht, sei „ein guter Mix aus Angeboten in allen Preisklassen.“ Aufgabe der Stadt sei in diesem Konnex Rahmenbedingungen zu schaffen „Wir fordern deshalb einen Wohnbaugipfel, der zumindest einmal im Jahr Wohnbauträger und politische Vertreter an einen Tisch holt und wo die zukünftige Entwicklung der Wohnstadt St. Pölten geplant werden kann.“ Im Bereich junges Wohnen möchte man den eingeschlagenen Weg fortführen. „Junges Wohnen soll Startschwierigkeiten vermindern. Dabei sind einerseits die Wohnbauträger gefragt, die entsprechend der Richtlinien der NÖ Wohnbauförderung zu bauen und anzubieten haben. Andererseits ist es auch die Stadt, die entsprechende Grundstücke für solche Projekte zur Verfügung zu stellen hat.“ Im Bereich „sozialer Wohnbau“ ortet man Versäumnisse: „Dort, wo der Markt versagt und es nicht schafft, entsprechende Angebote zu schaffen, soll unserer Meinung nach die öffentliche Hand eingreifen. Seit Jahren wurden in St. Pölten keine Gemeindewohnungen mehr errichtet, die sich auch als sozialer Ausgleich eignen würden. Dies könnte durch einen Auftrag an die Immo St. Pölten erfolgen. Die Höhe der Mieten könnte sich an dem Verdienst der Mieter orientieren.“ Wobei man für eine verschränkte Form der Förderung ist. „Die Subjektförderung unabhängig von der entsprechenden Wohnung zu machen, halten wir nicht für sinnvoll, denn es würde zu einer Marktverzerrung führen, die noch weiter steigende Mietpreise für die St. Pöltner bedeuten würde.“

Jeder will zwar eine schöne, billige Wohnung, aber die Kosten durch eigene Körperkraft minimieren ist vielen schlichtweg zu anstrengend.“ Sadler ortet diesbezüglich eine generelle Diskrepanz zwischen Anspruch und Realitätssinn bei manch Mietern bzw. Interessenten. „Wir erleben immer wieder, dass Personen eine große Wohnung haben möchten, sich eine solche aber in Wahrheit gar nicht leisten können.“ Genau aus diesem Grund – damit nimmt der Immochef eine brennende 16

Frage vorweg, die immer wieder im Raum steht – verlange man auch sechs Monatsmieten als Kaution von den Mietern, während sich die Mitbewerber in der Regel mit drei begnügen. „Natürlich ist das viel. Aber wir bekommen damit – das kann ich nachweisen – einen Indikator über die Leistungsfähigkeit des Mieters: Wer sich nämlich die sechs Monatsmieten Kaution nicht leisten kann, der ist auch nicht imstande, die laufende Miete zu bezahlen.“ Sadler schafft damit also eine bewusste Zugangsschranke, um späterer Unbill vorzubeugen. Dabei gehe es aber nicht darum, die Interessenten vom Angebot auszuschließen, „als vielmehr darum, ihnen bewusst zu machen, dass die große 80 Quadratmeter Wohnung vielleicht nicht die passende ist, sondern eher die leistbare 40 Quadratmeter Wohnung.“ Die sechs Monatsmieten Kaution würden zudem in etwa dem entsprechen, was der Weg bis zur tatsächlichen Delogierung an Mietausfall für die Immo ausmacht, „das kann sich nämlich am Rechtsweg bis zu einem halben Jahr hinziehen.“ Dass finanziell schwache Bevölkerungsgruppen, im Gegensatz zu früher, bei der Immo mittlerweile gar kein passendes Angebot mehr finden, wie böse Zungen behaupten, ja die Immo gar teurer sei als private Anbieter, weist Sadler kategorisch zurück. „Also wir sind mit Sicherheit der billigste Anbieter in St. Pölten!“ Selbst den Preisvergleich mit Genossenschaften scheut er nicht. „Bei uns zahlt man zwar sechs Monatsmieten Kaution – die wir im Übrigen auf ein Sparbuch legen, wo sie sich verzinsen – bei einer Genossenschaft muss man dahingegen erst einmal den Genossenschaftsanteil stemmen, der im Laufe der Jahre aufgrund der Inflation dahinschmilzt.“ Auch ein Angebot wie das aktuell politisch gehypte „Junge Wohnen“ traue er sich jederzeit zu mindestens gleichen Konditionen zu. „Die Frage ist ja, warum das ‚Junge Wohnen‘ in einem neu zu errichtenden Gebäude, wofür die Kommune – um die laufende Mieten niedrig zu halten – wert-

volle Grundstücke einbringt, umgesetzt werden muss. Das funktioniert ebenso in einem Altbau. Ich könnte sofort, wenn der Auftraggeber das wünscht, derlei Objekte zur Verfügung stellen.“ Die Politik hätte es in der Hand, ganz klare Förderrichtlinien zu formulieren und junge Mieter mittels Mietzuschüssen über eine gewisse Dauer konkret zu unterstützen. Dass ihm die aktuellen, vom Land vorgegebenen Grundvoraussetzungen für Junges Wohnen mit einer Einkommensgrenze von 35.000 Euro netto, einem Höchstalter von 35 Jahren und einer Verweildauer von maximal zehn Jahren prinzipiell kurios vorkommen, damit hält Sadler auch nicht hinterm Berg. „Ich halte das Ganze für einen Marketing-Gag. Dahinter verbirgt sich eine Wohnbauoffensive des Landes, was ja an sich eine gute Sache ist – nur warum nennt man das Kind nicht beim Namen?“ Die Wohnbauförderung müsse man überhaupt differenziert betrachten. Geförderte Wohnbauträger, wie etwa die Genossenschaften oder auch die Immo selbst im Bereich der Altbausanierung, sind mittlerweile – wie alle stöhnen – mit derart hohen Auflagen konfrontiert, „dass dadurch die Errichtungskosten enorm in die Höhe getrieben werden.“ Dadurch ergibt sich das Paradoxon, dass private Bauträger vielfach billiger bauen können als die Geförderten, ja dass selbst manch Genossenschaft mittlerweile auf die Wohnbauförderung verzichtet. Umgekehrt kommen Mieter aber nur in geförderten Wohnungen in den Genuss von Mietzuschüssen. „Das sollte man überdenken.“ Dass Wohnen für die Mieter in den letzten Jahren generell um etliches teurer geworden ist, liegt Sadlers Ansicht nach weniger an den Vermietern, „für die wird es nämlich selbst zunehmend unrentabel – als Vermieter bist du ja mittlerweile das Letzte“, sondern am Missverhältnis zwischen steigenden Wohnungskosten bei stagnierendem Realeinkommen. „Dadurch ist die Schere auseinander gegangen. De facto sind die Realeinkommen seit 2007 nicht mehr gewachsen!“


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Bei näherer Betrachtung der Wohnungskosten fällt zudem auf, dass – neben den kräftig gestiegenen Energiekosten – insbesondere die Betriebskosten einen Kostentreiber darstellen. Während im Zeitraum 2002 bis 2012 der gesetzlich geregelte Hauptmietzins um rund 23% gestiegen ist, sind es im selben Zeitraum die Betriebskosten um ca. 41%. Womit man wieder bei der Politik gelandet ist, denn da geht es um Posten wie Anschlussgebühren, Kanalgebühren, Müllgebühren, Wasserversorgung etc., die seitens der Kommunen laufend erhöht wurden. Aus Sicht der finanziell angeschlagenen Gemeinden völlig nachvollziehbar – irgendwo muss das Geld schließlich herkommen – im Hinblick auf den von Politikern aller Couleur eingeforderten „sozialen Wohnbau“ bei gleichzeitigem Wettern gegen gestiegene Wohnungskosten aber ein Balanceakt hart an der Grenze zur Heuchelei. Instrumentarien hat man verschiedene zur Hand, wie man den viel beschworenen Begriff „leistbares Wohnen“ mit Leben erfüllt, und macht von einer Reihe davon auch durchaus Gebrauch. So werden seitens der Kommune etwa kostengünstige Baugrundstücke zur Verfügung gestellt, es gibt Aktionen wie den Heizkostenzuschuss für bedürftige Mitbürger. Bei

der Frage nach direkten Mietzuschüssen, also einer direkten Subjektförderung, scheiden sich jedoch die politischen Geister. Dabei existiert eine solche bereits im Fall des Innenstadtwohnens, und auch die Baurechtsaktion, im Zuge derer Baugrundstücke auf 100 Jahre zu einem symbolischen Zins verpachtet werden, kann unter diesem Blickwinkel betrachtet werden. Im Bereich des sozialen Wohnbaus im althergebrachten Sinne, als für Personen, die nicht so viel Geld fürs Wohnen aufbringen können, existiert dies jedoch nicht. Wäre eine derartige Subjektförderung in Form von Mietzuschüssen für die Immo denkbar, oder gar – wie zuletzt aus der historischen Mottenkiste wieder hervorgeholt – der Bau von klassischen Gemeindewohnungen für sozial bedürftige Mitbürger? Martin Sadler lächelt und sieht‘s pragmatisch: „Wenn die Politik sagt, die Immo soll Gemeindewohnungen bauen, machen wir das. Wenn die Politik sagt, wir sollen einen Teil der Wohnungen unter ganz bestimmten Bedingungen an bestimmte, förderwürdige Personen vergeben, z.B. an junge Menschen, dann machen wir das. Damit habe ich überhaupt kein Problem, es muss nur finanziert werden, denn die Immo aus sich heraus kann das nicht schultern.“

ANALYSE. Stefan Haiderer hat eingehend Datenmaterial zur St. Pöltner Wohnsituation zusammengetragen, mit eindeutigem Ergebnis: Zu knappes Angebot treibt die Preise in die Höhe.

Klaus Otzelberger | FPÖ Die FPÖ geht nicht näher auf Details ein, stößt sich im Hinblick auf die Gemeindewohnungen aber vor allem an einem Aspekt: „Es wäre endlich an der Zeit die Kautionen bei Gemeindewohnungen zu senken. Derzeit ist St. Pölten mit sechs Bruttomonatsmieten in Niederösterreichs Städten am teuersten! Gerade Gemeindewohnungen sollten für Familien, Alleinverdiener, junge Menschen und Bürger mit geringem Einkommen leistbar sein. Derzeit können sich viele Bürger diese hohe Kautionshürde aber nicht leisten.“

Ein echter Wiener – zieht nach St. Pölten Nur geschätzte 50 Meter Luftlinie von Sadler entfernt, in der Linzerstraße, wird seitens der Stadt derweil an einem ganz anderen Projekt in Sachen Wohnen gearbeitet. In der geradezu programmatisch klingenden „Stabsstelle für Zukunftsentwicklung, Wirtschaft, Marketing“ ziehen deren Leiter Christoph Schwarz und Neomitarbeiter Stefan Haiderer eine komplett neue Wohnservicestelle der Stadt hoch. Dass das Projekt bei Schwarz gelandet ist, mag mit dessen Erfahrungen aus der Etablierung der städtischen Wirtschaftsservicestelle „ecopoint“ zusammenhängen, die im Hinblick auf die Zielsetzung (wenn auch mit z.T. anderen Adressaten) eine Art Blaupause für das neue Projekt darstellt: Servicestelle und Drehscheibe für die am Markt befindlichen Protagonisten zu sein. Zudem möchte man das Thema „Wohnstadt St. Pölten“ zentral orchestriert mit Marketingaktivitäten begleiten, was bislang weidlich abgeht. Schwarz begreift den nunmehrigen Schritt als logische Folge einer gewissen Genese der letzten Jahre, die mit der bewussten Förderung des Innenstadtwohnens ihren Ausgang nahm. „Die Idee war, die Grundbesitzer mit an Bord zu holen und durch Zuschüsse Anreize zu schaffen, dass sie ihre Gebäude sanieren bzw. Wohnraum schaffen.“ Zugleich werden MFG 02.15

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Nicole Buschenreiter Die Grünen

Die Grünen sehen das Thema „leistbares“ Wohnen insbesondere mit dem Energieaspekt verknüpft: „Nicht eine relativ niedrige Miete entscheidet über das Auskommen, sondern die laufenden Betriebskosten, vor allem für Energie. Zusätzlich belasten viel zu hohe Kautionen und ebenso zu hohe Genossenschaftsanteile Jungfamilien.“ Die Stadt müsse ihre freiwerdenden Wohnungen jeweils umgehend sanieren, zudem solle die Stadt Wohnbauträgern vor Neubauten erst dann Bauland widmen bzw. zur Verfügung stellen, wenn sie die Bestandswohnungen energetisch sanieren. Im Hinblick auf Junges Wohnen fokussiert man auf die Zielgruppe junger Menschen bis zum 26. Lebensjahr, wobei man die aktuellen Fördermittel von 4.000 Euro als unzureichend einstuft und stattdessen für „Wohnraum ohne Kaution, ohne Provision, einwandfreie Grundausstattung in Küche und Bad, energetisch tiptop, angebunden an den öffentlichem Verkehr“ plädiert. Im Bereich des sogenannten sozialen Wohnbaus solle die Stadt über Subjektförderung unterstützend eingreifen, „z. B. über direkte Mietzuschüsse, durch vertragliche Fördermodelle für Startwohnungen, betreutes Wohnen, durch diesbezügliche Agendasetzung der stadteigenen Immo GmbH etc. Eigene Wohnungen zu errichten ist eher der letzte Schritt in dieser Reihe.“

glaubt an eine positive Entwicklung.“ Und damit liegt man wohl nicht falsch, immerhin verzeichnet St. Pölten seit einigen Jahren ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum. „Diese Realität kommt allmählich in den Köpfen der Markteilnehmer an.“ Zum anderen hat die neue Westbahnstrecke St. Pölten noch näher an Wien herangerückt, was die Stadt noch stärker an einem internationalen Trend partizipieren lasse: „Die Speckgürtel um die Metropolen wachsen. Das ist unsere Chance St. Pölten als attraktiven Wohnort zu positionieren – denn unsere Stadt hat definitiv mehr Qualitäten zu bieten als andere Orte im Einzugsgebiet, die eher wie Satellitenstädte daher kommen.“ Schon jetzt merkt Schwarz vermehrt Anfragen von auswärtigen Maklern, die Immobilien für ihre Kunden suchen, weil Wien zu teuer ist, und auch Immobilienentwickler möchte man in Hinkunft verstärkt gewinnen. „In Wien wird es zunehmend schwieriger, relevante Renditen zu erzielen. Warum sollen diese also nicht Wohnraum in St. Pölten schaffen?“ Gerade aus diesem Blickwinkel möchte man sich in der Bewerbung ab sofort – was überfällig ist – auch

Wien vorknöpfen. „Die Wanderbewegungen aus der direkten Umlandregion werden auf Sicht z.T. rückläufig sein, weil die Leute von dort dann eben weggezogen sind und keine neuen nachkommen. Wien hingegen zieht Jahr für Jahr 30.000 Menschen an – wenn wir nur einen Teil davon nach St. Pölten lotsen können, wäre das auf Dauer ein großer Gewinn!“ Auftakt der Marketingmaßnahmen macht im März eine Sondernummer von „St. Pölten konkret“ zum Thema „Wohnstadt St. Pölten“, die gezielt in Pendlerzügen aufgelegt wird, und man wird in Wien aktiv werden.“ Freilich richtet sich der Fokus auch auf das Naheliegende: die täglich 36.000 Einpendler. „Unser Ziel ist es, Menschen, die ohnedies schon in St. Pölten arbeiten, vielleicht auch von einer Ansiedlung zu überzeugen“, so Stefan Haiderer, weshalb man auch aktiv in die Betriebe gehen wird. Stellt sich – als Zwischenstep – die prinzipielle Frage, warum man so auf Zuzug erpicht ist? Schwarz verweist zum einen auf das effektivere Nutzen von städtischen Ressourcen und Infrastruktur, zum anderen „müssen wir Wohnbau als Wirtschaftsfaktor begreifen, und zwar nicht nur während

Dafür solle die Wohnbauförderung gerechter gestaltet werden „die zwar von allen Arbeitnehmern einbezahlt wird, häufig aber v.a. vom oberen Mittelstand genutzt wird – sie verteilt also von unten nach oben. Das ist abzustellen!“

auch die Mieter, die in diese Objekte einziehen, auf drei Jahre mit einem Mietkostenzuschuss belohnt – Investitionen, die sich bezahlt machen, wie Schwarz überzeugt ist: „Wir müssen das globaler, auch gekoppelt an die Betriebsansiedlungspolitik betrachten. Unternehmen siedeln sich dort an, wo die Innenstädte intakt und attraktiv sind!“ In Folge hätten auch die freien Bauträger, wie zum Beispiel die in der City extrem aktive Niederösterreichische Versicherung, das Potenzial der Stadt erkannt. „Man 18

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„Wir dürfen uns nicht abhängig machen, sondern müssen selbst das Heft in die Hand nehmen!“ Christoph Schwarz, ecopoint


Gemeinde Bau

durch Erhöhung des Angebots unmittelbare Auswirkungen zeitigt, weist Haiderer anhand der Statistik nach: „Verstärkter Wohnbau im Jahr 2003 hat direkten Einfluss auf die Mietpreise bzw. auch auf den Verkauf von gebrauchten Eigentumswohnungen gehabt, und es zeigt sich deutlich, dass diese Maßnahme zu einer massiven Preisreduzierung geführt hat.“ Nachdem St. Pölten in den letzten Jahren mit kontinuierlichem Wachstum gesegnet ist, müsse am Wohnbausektor jetzt aktiv reagiert werden, möchte man nicht ein ähnliches Schicksal wie Krems erleiden. Dort sind die Mieten ab 2008 nämlich geradezu explodiert und liegen heute weit über jenen von St. Pölten. Erreichbar ist dieses Gegensteuern, wie Schwarz überzeugt ist, nur durch konzertiertes Vorgehen. „Wichtig ist in einem Schulterschluss regulierend einzugreifen und seitens der Stadt danach zu trachten, dass nicht irgendwo irgendwer irgendwas baut, sondern eben Wohnraum nach Bedarf errichtet wird – dies läuft gesamtkoordinierend allen voran über die Stadtplanung, die Wohnservicestelle kann hier als Schnittstelle aller am Prozess Beteiligten fungieren“, so Schwarz. Auch direkte Aktivitäten am Wohnbausektor, insbesondere im Segment „soziales Wohnen“, schließt Schwarz nicht aus: „Die Stadt überlegt durchaus ihr eigenes Angebot auszubauen, um so direkt steuernd auf den Markt einzugreifen. Wir dürfen uns nicht abhängig machen, sondern müssen selbst das Heft in die Hand nehmen!“ Wobei Schwarz eines auch ganz klar betont: Nur der gute Mix an Angeboten, von exklusiv – wo St. Pölten ebenfalls nachhinkt – über den Mittelstand bis hin zu „sozial“ für einkommensschwache Bürger kann St. Pölten insgesamt als Wohnort vorwärtsbringen. Wenn dies gelingt, dann ist auch die Vision vom echten Wiener, der nach St. Pölten zieht, nicht unwahrscheinlich, und dann darf man sich alsbald den Kopf über schneidige Marketingslogans zerbrechen à la: „Zuhaus in St. Pölten – dem schönsten Vorort Wiens!“

Mutter-Leben

Beate Steiner Ich glaub’s nicht, auch wenn ich es gelesen hab. Auf einer WahlKandidatenliste ist tatsächlich bei drei Frauen als Berufsbezeichnung „Mutter“ gestanden. Also, Mutter ist ein Zustand, das weiß ich aus Erfahrung. Ein Beruf ist an Ausbildung, an Eignung und an Bezahlung gebunden. Nichts davon ist opportun beim Schwanger werden, beim Kind gebären und aufziehen. Und wie eine Frau als Mutter in Pension geht, kann ich mir schwer vorstellen. Vielleicht ist mir ja in unserem Bildungssystem der Studiengang oder Lehrberuf „Mutter“ entgangen – ich bin jedenfalls noch keiner diplomierten Mutter oder Muttermeisterin begegnet. Über Eignung könnte man diskutieren, aber Vorgaben zur Kinderaufzucht gibt es definitiv nicht. Und wer wagt zu beurteilen, ob Glucken oder Rabenmütter oder irgendeine Mutation der beiden Spezies die glücklichsten Kinder haben? Bezahlung für diesen Job bekommen nur Tagesmütter, fürs Rundum-die-Uhr-Betreuen der eigenen Brut gibt’s keine Kohle aufs Konto, der Staat zahlt ein bisserl Zuschuss für höchstens drei Jahre. „Mutter“ kann also kein Beruf sein, der Mama und Kind das Überleben sichert. Da braucht’s schon einen Papa mit Brotberuf dazu. Klar ist Kinderbetreuung zeitaufwändig und nervenaufreibend. Aber normalerweise nimmt der Nachwuchs sein Leben kontinuierlich selber in die Hand, verlässt irgendwann das Elternhaus. Was macht die BerufsMutter dann während ihrer Arbeitszeit? Die erwachsenen Kinder sekkieren? Oder Mutti für den „Papa“ spielen? Oder den Job wechseln? „Oma“ tät sich da anbieten. Ist mir auf Wahlkandidatenlisten als Beruf zwar noch nicht untergekommen, aber für aktive Seniorinnen könnt das eine Option sein. Und ein Tipp für nachwuchsarme Parteien.

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Foto: Jeanette Dietl - Fotolia.com

des Baus selbst, sondern weit darüber hinaus: Leute, die in der Stadt wohnen, geben hier auch ihr Geld aus.“ Mit der neuen Wohnservicestelle möchte man beide Ebenen fördern. „Die Servicestelle soll mit den diversen Bauträgern – von Genossenschaften über Freie bis hin zu Maklern – zusammenarbeiten. Sie soll ihnen bei der Suche nach relevanten und passenden Grundstücken helfen, sie bei Behördenwegen unterstützen sowie als generelle Schnittstelle untereinander fungieren“, so Schwarz. Ebenso möchte man aber auch für private Wohnungsinteressenten Anlaufstelle sein, was sich Schwarz idealtypisch so ausmalt. „Da kommt zum Beispiel eine Wiener Familie, die in St. Pölten eine Wohnung sucht. Wir eruieren dann, was sie genau will, also welche Wohnform, welche Größenordnung, welche Preisklasse und versuchen darauf fußend die am Markt befindlichen Angebote, die bei uns zentral zusammenlaufen, direkt weiterzugeben bzw. die Interessenten punktgenau zu den passenden Anbietern weiterzuvermitteln.“ Um nicht ins Blaue zu starten, hat Stefan Haiderer seit Herbst aus verschiedenen Quellen (statistischen Jahrbüchern der Stadt, Statistisches Zentralamt, Immobilienpreisspiegel der WKO) Datenmaterial über die Wohnsituation in St. Pölten zusammengetragen. Zunächst zeigt sich, wie im Falle anderer vergleichbarer Städte, ein überproportionaler Anstieg der Mietkosten in St. Pölten gegenüber früheren Jahren. Haiderer führt dies in St. Pölten u. a. auch auf eine Verknappung des Angebots zurück. „Grundsätzlich zeigt sich, dass die Bautätigkeit in der Stadt St. Pölten im Beobachtungszeitraum merklich zurückgegangen ist. Daraus ergibt sich auch ein überproportionaler Anstieg der Mietkosten in den letzten Jahren.“ So sind seit dem Jahr 2000 die Nettomieten im Schnitt um 30-35% gestiegen. Noch eindeutiger schlägt sich dies beim Kauf gebrauchter Eigentumswohnungen nieder „die seit 2000 um ca. 50% angestiegen sind!“ Dass ein aktives Gegensteuern

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St. Pölten darf Kopenhagen werden Was wohl hat die dänische Hauptstadt, das auch die niederösterreichische Landeshauptstadt besitzt? Eine Vision: Den Wunsch, lebenswert zu sein. Kopenhagen hat’s schon geschafft, wurde zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. St. Pölten ist auf dem Weg zum Ziel.

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a, klar, Kopenhagen ist ungefähr zehnmal so groß wie unsere 55.0000-Einwohner-Stadt, aber Wohlfühlkriterien sind von der Größe unabhängig. Diese Paradigmen hat ein Mann eindringlich formuliert, der seine Heimatstadt im QualitätsRanking ganz nach oben gebracht hat – der Kopenhagener Stadtplaner und Uni-Professor Jan Gehl.

Platz fürs Leben Er stellt seit 50 Jahren dieselben Fragen: Wie wollen wir leben? Wie bringen wir mehr Leben in unsere Stadt? Und er hat allgemein gültige Antwor20

ten darauf gefunden: „Ausgangspunkt ist immer das menschliche Maß. Um für Menschen zu bauen, müssen wir die Sinne der Menschen berücksichtigen, die Größenverhältnisse, in denen wir uns wohlfühlen“, schreibt der Architekt in seinem Buch „Cities for People“. Dazu gehört auch, dass eine Stadt nicht im Tempo des Automobils, sondern in jenem der Fußgänger und Radfahrer ticken sollte. Ein verlässlicher Indikator dafür ist, wenn viele alte Menschen und Kinder auf den Straßen und Plätzen unterwegs sind. Jan Gehl ist davon überzeugt, dass Autos und Wolkenkratzer besonders

effiziente Mittel sind, um das Leben in einer Stadt zu ersticken. Gut, Wolkenkratzer-gefährdet ist St. Pölten ja – noch – nicht. Aber das gilt schon auch für uns Kleinstädter: „Weniger Straßen und weniger Parkplätze schaffen Platz für Radfahrer, Fußgänger, Cafés und Plätze, kurz: für das Leben“, sagt der Däne und untermauert seine Theorie: In Kopenhagen wurde an der Uni vor 50 Jahren begonnen konsequent zu erforschen, welch positive Auswirkungen eine Politik hat, die sich an den Menschen orientiert. Gehl und seine Studenten befragten Anrainer und Passanten nach ihren Wegen und


TEXT: beate Steiner | Fotos: Ahsley Bristow, Johannes Reichl, zVG

Lieblingsplätzen, stoppten die Zeit, die sich Fußgänger auf Plätzen aufhielten, untersuchten selbst Details wie den Zusammenhang zwischen Fassadengestaltung und Aufenthaltsqualität in einer Straße. Niemand glaubte am Anfang an den Erfolg, weil es in Kopenhagen zu kalt sei, und es auch nicht der nordischen Mentalität entspräche, sich draußen aufzuhalten. Aber sobald es den Platz dafür gab, verbreitete sich mediterranes Lebensgefühl. Übrigens kommen nur 40 Prozent der Menschen zum Shoppen in die Kopenhagener Innenstadt, sagen Umfragen, die Mehrheit kommt, weil sie hier Leute treffen und was erleben wollen. Allmählich wurde das bunte Treiben normal, Kopenhagen ist zur „grünen Hauptstadt Europas“ geworden. Das ist mittlerweile enorm wichtig für den Wirtschaftsstandort und das Image. Dokumentation und Fakten statt Vermutungen und Emotionen So gut funktioniert hat das, weil alle Projekte an der Uni dokumentiert wurden, ist Jan Gehl überzeugt. Die Politiker konnten mit ihren Vorschlägen auf Fakten bauen, die Stadtbewohner ließen sich von der Entwicklung überzeugen. Denn als Anfang der 1960er-Jahre der Umbau Kopenhagens begann, als die erste Straße der Kopenhagener Innenstadt für den Verkehr gesperrt wurde, protestierten noch die Ladenbesitzer, weil sie herbe Einbußen befürchteten. Tatsächlich aber florierten die Geschäfte, und mehr und mehr Fußgänger-Straßen und Plätze folgten. Diese Entwicklung hatte nicht nur Auswirkungen auf die Lebensqualität, sondern auch auf die Gesundheit der Kopenhagener: „Wenn wir besser auf die Menschen in der Stadt achten, sie einladen mehr zu gehen und Rad zu fahren, dann ist das sehr gut für die Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Gesundheit“, sagt Jan Gehl. Wenn Menschen eigene Energie statt fremder

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nutzen, tun sie nicht nur etwas für ihr eigenes Wohlbefinden, sie sind auch intensiver Teil der Stadt, in der sie leben, sehen, was vor sich geht. Mit noch einem Nebeneffekt: „Das macht Städte sicherer.“ Und ist kostengünstiger: „Kopenhagener Studien belegen, dass die Stadt von jedem geradelten Kilometer 23 Cent profitiert, ein mit dem Auto gefahrener Kilometer kostet der Stadt 16 Cent“, so der dänische Stadtplaner. Was sollen wir von den Besten lernen? Kopenhagen hat also im Ranking des Magazins „Monocle“ weiter den Status als „lebenswerteste Stadt der Welt“, weil die dänische Hauptstadt eine „unschlagbare Kombination von Kultur, Toleranz, flottem Nahverkehr, Sinn für Sonne, Grünflächen, globaler Anbindung und schlauer Architektur“ hat, so die Begründung. In St. Pölten hängen einige Entscheidungen für flotten Nahverkehr, Grünflächen und schlauer Architektur in der Warteschleife. Sollen wir uns dafür an „best practice“-Beispielen orientieren? St. Pöltens Stadtplaner Jens de Buck ist fasziniert von Jan Gehls Ideen und auch von Kopenhagen: „Hier ist die Lebensqualität einer urbanen Großstadt spürbar. Und das zeigt sich nicht nur an Unmengen Rad fahrender Bürger aller Schichten und jeden Alters, sondern auch in der Eroberung und Nutzung des Öffentlichen Raums durch die Menschen“, erklärt de Buck. Besonders bemerkenswert findet es St. Pöltens Stadtplaner, dass die Entwicklung zur Fußgänger- und RadfahrerStadt die Kopenhagener verändert hat: „Es wird gelebt! Diese Erfahrungen einer nachhaltigen Stadtentwicklung könnten sehr gut als Beispiel auch für die weitere Entwicklung St. Pöltens dienen“, ist Jens de Buck überzeugt, denn gerade das Aufzeigen guter Beispiele helfe oft schwierig vermittelbare

„Weniger Straßen und weniger Parkplätze schaffen Platz für Radfahrer, Fußgänger, Cafés und Plätze, kurz: für das Leben.“ Jan Gehl, Städteplaner

Pionier. Jan Gehl sagt: „Ausgangspunkt ist immer das menschliche Maß!“

Planungsziele anschaulich in ihren Auswirkungen zu verdeutlichen. Das Beispiel Kopenhagen zeige aber auch, dass das ein langwieriger Prozess ist, in den die Bürger eingebunden und „mitgenommen“ werden müssten. Mit den vorliegenden Planungs- und Entwicklungskonzepten sind wir auf einem sehr guten Weg, die Lebensqualität in unserer Stadt nicht nur zu erhalten sondern auch weiter zu verbessern, weiß der Stadtplaner, der allerdings oft erlebt, dass kurzfristige Ziele des Einzelnen gegenüber langfristigen nachhaltigen Entwicklungszielen noch im Vordergrund stehen: „Es ist daher auch unsere Aufgabe, die längerfristig wirkenden Zielsetzungen konsequent zu vertreten.“ In diese Richtung wurden in den vergangenen Jahren viele „kleine“ Einzelmaßnahmen gesetzt, die in Summe zu einer gestiegenen Lebensqualität geführt haben, etwa das Naherholungsgebiet Viehofner Seen und der Traisenraum, der Stadtbus LUP, die Radverkehrsplanung, die Aufwertung und Erweiterung der Fußgängerzone in der Innenstadt, die Neugestaltung und Neuorganisation des Bahnhofsumfeldes, aber auch mehr Wohnbauflächen im urbanen Kern der Stadt und in den einzelnen Stadtteilen. Jens de Buck erwartet eine weitere Zunahme der Urbanität über die Altstadt hinaus, was letztlich mehr „Leben“ im Öffentlichen Raum bringt: „Und dies führt MFG 02.15

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brauchen keinen autofreien Domplatz, sondern einen stellplatzfreien. Er muss befahrbar und belieferbar sein. Die hier lebenden Menschen und unsere Gäste sollen den Platz nach ihren Bedürfnissen gezielt nutzen können, als Marktplatz, öffentlichen Wohnraum, Eventraum.“ Als Parkplatz würde der Domplatz der Allgemeinheit vorenthalten, sagt Josef Wildburger: „Da nutzt er insbesondere Parkpickerl-Inhabern, die sich auf Kosten der Allgemeinheit die Kosten für ihren privaten Stellplatz sparen oder denen, die die Kosten für die Kurzparkgarage vermeiden wollen.“

Der Vergleich macht Sie sicher. Auf S. 20 der parkplatzbefreite Gammeltorv (Alter Markt) von Kopenhagen voll Leben, oben der zugeparkte Domplatz von St. Pölten.

sukzessive zu neuen Nutzungs- und Gestaltungsansprüchen an diesen Raum. Hierbei könnte durch die Bürger letztlich auch ein stärkerer Fokus auf den Maßstab Mensch gelegt werden – also mehr Fußwege, Radwege, Aufenthalts- und Verweilzonen, aber auch der Wunsch nach einer durchmischten Stadt mit unterschiedlichen Nutzungsangeboten – letztlich die „Stadt der kurzen Wege“. Nachhaltigkeit ist wichtiger als Rankings Masterplan-Mastermind Josef Wildburger ist überzeugt, dass Nachahmung zwar nicht funktioniert, aber man kann aus Beispielen lernen, nach der Regel „annehmen-anpassen-verbessern“: „St. Pölten soll St. Pölten bleiben und sich auf Basis der eigenen Stärken und seiner Einzigartigkeit entwickeln.“ Das habe auch Kopenhagen getan, das ist Teil des Erfolgs. Nur so kann die Landeshauptstadt im Kreis der besonders lebenswerten Städte seine Stellung behaupten. Denn wir sollten eines nicht übersehen: „St. Pölten wird von weiter außen als Teil von Wien gesehen, das bei diesem Ranking auf Platz 6 liegt — wir bewegen uns also schon jetzt auf einem ganz guten Niveau.“ Im Übrigen sei Nach22

haltigkeit viel wichtiger als Rankings. „Diese haben die Aktualität von Tageszeitungen. Nicht alles, was gerade modern ist, ist gut für eine nachhaltige Stadtentwicklung.“ Für diese müsste schon noch einiges getan werden: Der Masterplan sollte als erster Schritt der gesamten Stadtentwicklung verstanden und mit derselben Methodik Stadtteil um Stadtteil und das Gesamte aufgearbeitet werden. Und im Unterschied zu Jan Gehls Ansätzen sind in St. Pölten die Bürger und ihr Bürgermeister die Bauherrn und Entwickler. „Die Planer müssen gemeinsam mit ihnen und der Wirtschaft die Stadt entwickeln und nicht für sie!“ Als St. Pöltner Alleinstellungsmerkmal sollte zum Beispiel die Fußläufigkeit in der Stadt betont werden: „Wir brauchen mehr Investitionen in Plätze und Wege“, ist Josef Wildburger überzeugt, etwa Studentenpfade von der Fachhochschule in die Altstadt oder in die Kulturachse zwischen Regierungsviertel und Rathausplatz. Und beim Dauer-Diskussions-Thema Domplatz ortet der Obmann der Plattform 2020 Missverständnisse: „Wir

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Wollen unsere Entscheidungsträger von den Besten lernen? Bürgermeister Matthias Stadler hält nichts ab, sich gute Ideen zu holen: „Das ist keineswegs eine Floskel. Bei den Wirtschaftsreisen, bei den vielen anderen Terminen, die ich wahrnehme, geht es vielfach auch darum, wie andere an Problemstellungen herangehen und diese lösen. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, wenn es bereits gute Lösungen gibt. Wir haben in der Vergangenheit schon viele Ideen anderer aufgegriffen, weiterentwickelt oder abgeändert und schließlich umgesetzt. Sonst wären wir nicht so gut unterwegs. Umgekehrt, kommen auch schon viele nach St. Pölten, um sich ‚unseren Weg‘ anzusehen. Ich finde das vollkommen okay und sehr befruchtend!“ Das Stadtoberhaupt, das sich selbst zu den größten St. Pölten-Fans zählt, ist überzeugt, dass die Stadt im Masterplan und im Generalverkehrskonzept klare Ziele formuliert hat und dies auch jetzt mit dem Stadtentwicklungskonzept tut: „Wir haben mit Projekten wie der Glanzstadt oder den WWEGründen herausragende Chancen für eine nachhaltige positive Entwicklung. Unser Erfolg, der mittlerweile auch im Ausland anerkannt wird, ist darauf begründet, dass die zentrale Grundlage unseres Handelns stets die Frage ist:

„Wir brauchen mehr Investitionen in Plätze und Wege.“ Josef Wildburger, Plattform 2020


St. Pölten darf Kopenhagen werden

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„Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, wenn es bereits gute Lösungen gibt.“ Matthias Stadler, Bürgermeister St. Pölten

Augen offen halten, wenn es darum geht Verbesserungspotential zu finden, und offene Ohren für jene, die mit neuen Ideen an uns herantreten. Dafür haben wir zum Beispiel die Initiative ‚St. Pölten weiterdenken‘ ins Leben gerufen“, sagt Matthias Adl. Für FP-Chef Hermann Nonner ist St. Pölten eine der liebenswertesten Städte Österreichs, die sich natürlich an den Besten ein Beispiel nehmen soll. „Wir können stolz auf unsere Entwicklung sein“, meint Hermann Nonner, allerdings: „Wir spielen unsere zentrale Lage zu wenig aus. Dafür müssten wir mehr Mittel im Marketing einsetzen, das kommt uns wieder zurück!“ Die grüne Gemeinderätin Nicole Buschenreiter wünscht sich unbedingt ein St. Pölten à la Kopenhagen, nämlich eine Stadt für Menschen, Alte und

‚Was ist für die Menschen gut?‘“ Für VP-Vizebürgermeister Matthias Adl ist eines klar: „St. Pölten soll St. Pölten bleiben.“ Man sollte allerdings funktionierende Konzepte aus anderen Städten analysieren und auf Tauglichkeit und Umsetzbarkeit für St. Pölten prüfen: „Denn jede Stadt steht vor anderen Herausforderungen. Wir in St. Pölten brauchen dafür zum Beispiel einen Aktionsplan für die Linzer- oder die Wiener Straße, einen multifunktionalen Domplatz statt einer rot-grünen Betonwüste oder attraktiven Wohnbau im Zentrum.“ Leben, wohnen und arbeiten im Stadtzentrum gemeinsam mit attraktiven Freizeit-, Wohn- und Wirtschaftsangeboten in den Stadtteilen – das ist Lebensqualität für die St. Pöltner VP. „Wir in der Politik müssen dafür die

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Junge, für die Wohnungen, Plätze, Straßen, Parks, Freizeitangebote und soziale Einrichtungen nach Maß und Bedürfnis errichtet und betrieben werden. Dazu braucht es Städteplanung, die das Wohnen im Zentrum attraktiv macht und mit dem Menschen als Maß aller Dinge: „Straßen, die zum Gehen einladen, Plätze zum Verweilen, Parks zum Spielen und Genießen und konkret ein Bussystem, das Menschen im drei bis fünf Minuten Takt von A nach B bringt.“ Warum trotz all dieser positiven Politiker-Sager St. Pölten noch auf dem Weg und nicht im Ziel ist, warum also Erkenntnisse nicht möglichst schnell umgesetzt werden, dafür hat Plattform-Obmann Josef Wildburger eine Erklärung: „Manche Politiker pflegen die vorauseilende Befriedigung von selbstinterpretierten Wünschen parteipolitisch wichtig empfundener Klientel. Das ist nur in den seltensten Fällen die Mehrheit der Bürger, wird aber gern so verkauft.“

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Sankt Bruck an der Swap Letzen Sommer wurde in Bruck an der Leitha kräftig durchgeatmet. Am Handelsgericht Wien hatte Richterin Elfriede Dworak ihr Urteil im Streit zwischen der Bezirksstadt und der Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien (RLB) gesprochen. Sie ordnete der Bank an rund 450.000 Euro binnen 14 Tagen zu bezahlen. Welche Schlüsse lassen sich aus diesem Urteil für das laufende Gerichtsverfahren um ein Spekulationsgeschäft zwischen der Stadt St. Pölten und der RLB ziehen? Sind die Fälle vergleichbar – oder handelt es sich um Äpfel und ... Orangen?

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uch bei Bruck an der Leitha war es die RLB, die mit einer im Jahr 2000 eigens gegründeten Abteilung Gemeinden mit Finanzgeschäften versorgte. Im November 2003 wurde ein Rahmenvertrag unterzeichnet, kurz darauf folgte das erste Geschäft, das schon nach ein paar Monaten mit einem Gewinn von 102.502,19 Euro für die Gemeinde geschlossen wurde. Nachvollziehbar, dass im Jahr 2005 die neugewählte Bürgermeisterin wieder in Gespräche mit der Bank trat, um „Einnahmen für das Budget zu lukrieren.“ Es folgte im Juni 2006 ein Zins-SWAP mit einem Nominale von zehn Millionen Euro – und jeder Menge Zores. In ihrem Urteil stellte Richterin Dworak Aspekte fest, die uns auch im St. Pöltner Fall immer 24

wieder begegnen. So sei das Geschäft von der Gemeinde abgeschlossen worden, ohne dass diese rechtliche Beratung oder die Expertise eines Finanzberaters eingeholt hätte. Der Bank war klar, dass die Gemeindevertreter keine Fachleute waren. Die Bank habe die Ansicht vertreten, dass das Geschäft nicht von der Gemeindeaufsicht zu genehmigen sei – über diesen Aspekt wird auch in St. Pölten gestritten. Auch der Verkäufer des SWAPs konnte nicht nachvollziehen, aufgrund welcher Parameter das von ihm verkaufte Produkt strukturiert war, der ermittelte Marktwert war ihm ebenso wenig bekannt, wie dem Kunden. St. Pölten verfügte mit Ernst Knoth jedoch über einen Finanzdirektor, der jahrelange Erfahrung mit Spekulationsgeschäften hatte.

Unbekannter Marktwert Auch wenn es im St. Pöltner Rathaus nicht die gleichen Möglichkeiten zur Bewertung des Geschäfts gab, wie in der Bank – mehr Sachverstand kann man den St. Pöltner Akteuren im Vergleich zum Fall Bruck/Leitha nicht absprechen. Doch gerade das Nichtwissen um den negativen Marktwert zum Geschäftsabschluss, wurde für die 8.000 Seelengemeinde Bruck nachträglich zum Glücksfall. Anfangs war das Geschäft für die Stadt lukrativ, Ende 2007 drehte sich die Wirtschaftslage und es entstanden Verluste. Im September 2007 betrug der Marktwert minus 950.000 Euro, da dämmerte allmählich den Stadtpolitikern, dass dieses Geschäft wohl mehr Risiko in sich barg, als die Verkaufsbroschüre und


TEXT: Michael Müllner | Fotos: Simone Capozzi - Fotolia.com, Andrey Burmakin - Fotolia.com

die Powerpoint-Präsentation vor dem Gemeinderat damals den Anschein machten. Ende 2008 nutzte die Bank ihr Kündigungsrecht. Die RLB hatte das Geschäft nur vermittelt, die eigentlich dahinterstehende Bank wollte die Kündigung um „die Schäfchen ins Trockene zu bringen“, wie es Dworak trocken formuliert. Der Gemeinde wurde die Kündigung so verkauft, dass diese auch für sie ein Vorteil sei, sie erfolgte sogar einvernehmlich. Als die Stadt die Restzahlungen an die Bank nicht im Budget unterbrachte, stundete die Bank großzügig – auch zukünftige Gegengeschäfte waren angedacht, um die Gemeindeverluste zu begrenzen. Erst ein Sachverständigengutachten aus 2011 machte der Gemeinde bewusst, dass das ihr im „worst case scenario“ mit einem „minimalen theoretischen Restrisiko“ dargestellte Geschäft in Wahrheit vielmehr mit einem negativen Anfangswert ausgestaltet war, dass es also von Anfang an gar nicht ein „neutrales“ Geschäft war, sondern dass es zu Ungunsten der Gemeinde ausgestaltet war. Da die RLB die Gemeinde bei diesem hochkomplexen Produkt mit „grundsätzlich der Höhe nach unbegrenztem Verlustrisiko“ beraten hatte, hätte sie alle Informationen geben müssen, die sie selbst hatte, etwa dass sie Partnerin einer Zinswette sei und somit einen Interessenskonflikt habe. Oder den negativen Marktwert zum Abschlusszeitpunkt. Für das Gericht war glaubhaft, dass das Geschäft in diesem Fall nicht geschlossen worden wäre: Wer schließt schon als Laie ein Geschäft, mit dem er etwas verdienen will, wenn er am Anfang schon mit über 130.000 Euro „im Minus“ ist? Was sagt uns das nun über den Fall St. Pölten? Dass Verkäufer der Bank ihren Kunden Produkte verkauft haben, die sie selbst gar nicht verstehen konnten. Dass es ein breit angelegter Geschäftsbereich war, der lange Zeit hochlukrativ für Bank und Kunden gelaufen ist. Dass mit dem Erfolg auch immer weniger über konkrete Risiken nachgedacht wurde.

Unbegrenztes Verlustrisiko Genehmigungspflicht des Geschäftes bei der NÖ-Gemeindeaufsicht? Nein, das ist doch kein Kredit! Ein Anlegerprofil lassen wird den Bürgermeister erst unterschreiben, als neue gesetzliche Vorgaben dies nötig machen. Im Fall von Bruck an der Leitha wurde im Urteil festgehalten, die „Bürgermeisterin hinterfragte diese Einstufung nicht.“ Soviel Gedankenlosigkeit kann man St. Pölten nicht vorwerfen. Das besagte Anlegerprofil erhielt Knoth im Jänner 2008, am 17. März unterschrieb es Stadler. Diskussionen gab es bestimmt, immerhin lag der klagsanhängige SWAP damals schon in Schieflage. Hätte Stadler die Unterschrift verweigert, die Bank hätte das Geschäft wohl geschlossen. Ein Verlust wäre realisiert worden, irgendwer hätte irgendwen klagen müssen. Doch das Profil wurde abgezeichnet, das Geschäft lief weiter, der negative Marktwert stieg – von damals vier auf über 80 Millionen Euro. Spannend scheint vor dem Hintergrund des Brucker Urteils auch der negative Anfangswert des Geschäfts. Parallelen sind hier nämlich mit Vorsicht zu genießen. In Bruck gab es keine Vorauszahlung, in St. Pölten war aber gerade diese „Upfront-Zahlung“ der Anreiz der Spekulation. Die Kernargumentation von Richterin Dworak, die Gemeinde hätte nicht gewusst, dass sie mit einem Minus ins Wettrennen geht, trifft für St. Pölten nicht zu. Im Rathaus wusste man natürlich, dass das Geschäft einen negativen Anfangswert hat – dieser war als Upfront-Zahlung am Stadtkonto bereits verbucht. Und nur über die Höhe der Margen und Provisionen der Banken, die den negativen Anfangswert auch deutlich beeinflussen, wird man wohl keinen Prozess gewinnen. Findet St. Pölten erfolgreich eine Grundlage für die Vertragsanfechtung? Wie beurteilt der Gerichtsgutachter das Geschäft, wie beurteilt der Richter das Handeln der Akteure? Es bleibt spannend. Aber rechnen Sie nicht mit einem schnellen Prozess!

Ogris bleibt Wieso der Ablehnungssenat den Richter nicht befangen sieht. Der dreiköpfige Ablehnungssenat am Handelsgericht Wien wies den Antrag von St. Pöltens Rechtsanwalt Lukas Aigner auf Abberufung von Richter Martin Ogris wegen mangelnder Objektivität in seiner Entscheidung vom November 2014 ab. Bei einem Ablehnungsantrag sei nicht über die richtige oder unrichtige Rechtsauffassung eines Richters zu entscheiden – dafür gibt es die Rechtsmittelinstanzen, die Entscheidungen und Urteile der Richter prüfen. Als Befangenheitsgründe seien in erster Linie private, persönliche Beziehungen des Richters zu einer Prozesspartei zu sehen. Wenn ein Richter jedoch in freier Rede, auch mit Eifer und Leidenschaft, Kritik übt, so dürfen ihm dabei auch „Ausrutscher“ unterlaufen, auch ohne dass dadurch seine Objektivität in Frage zu stellen sei. Im konkreten Fall sei auch für einen unbeteiligten Dritten, der sich in die Lage der Klägerin versetzt, die Äußerung von Ogris nicht so zu verstehen gewesen, dass sie sich alleine gegen die Klägerin oder ihre Repräsentanten richtete. Die Äußerung sei zwar unsachlich gewesen, eine Befangenheit könne darin aber nicht erblickt werden. Grundsätzlich wird auch festgehalten, dass bei der Prüfung der Unbefangenheit eines Richters im Interesse des Ansehens der Justiz ein strenger Maßstab anzulegen sei. Zugleich sollen Parteien aber nicht die Möglichkeit erhalten, sich eines nicht genehmen Richters per Ablehnungsantrag zu entledigen. Ende November legte die Stadt Rekurs an das Oberlandesgericht Wien gegen den Beschluss des Ablehnungssenates ein. Mit einer Entscheidung dieser letzten Instanz ist im Frühjahr 2015 zu rechnen.

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TEXT: michael müllner | Foto: PETER KORRAK/PARLAMENTSDIREKTION

SERIE NATIONALRAT

Was machen die dort eigentlich im

Parlament?

MFG wirft in dieser Ausgabe einen Blick auf die Überzeugungen sowie das Abstimmungsverhalten zu aktuellen Themen. Wir fragen jene Abgeordneten, die für den NÖ-Zentralraum aktiv sind – und sich bis zum Redaktionsschluss zurückgemeldet haben.

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ach jahrelangen Diskussionen einigten sich die Parlamentarier auf eine rechtliche Neuordnung der Untersuchungsausschüsse, womit der Weg zur Einsetzung eines Hypo-U-Ausschusses geebnet wurde. „Die Grünen kämpfen schon seit Jahren für Aufklärung und für die politische Entflechtung dieses unvorstellbaren Desasters“, freut sich Tanja Windbüchler. Auch Niki Scherak von den NEOS freut sich, dass die erhoffte „Aufklärung des größten Finanzskandals der 2. Republik“ mit Ende Februar beginnen kann. Doch auch die ÖVP-Abgeordneten Johann Höfinger und Fritz Ofenauer kündigen an, den U-Ausschuss nun zu unterstützen. Weniger Einstimmigkeit herrscht beim generellen Rauchverbot in der Gastronomie. Einzig Tanja Windbüchler hat den Mut für klare Ansagen: „Die Grünen setzen sich seit Jahren für die generelle Rauchfreiheit in der Gastronomie ein. Das bestehende 26

Gesetz ist weder Fisch noch Fleisch.“ Es brauche klare Richtlinien und Entschädigungen für die Gastronomen. Die derzeitige Regelung ist laut Niki Scherak „absolut unzufrieden stellend, da sie keine Rechtssicherheit für Wirte und Arbeitnehmer, deren Gesundheit berücksichtigt werden muss, bietet.“ Ob er nun für ein generelles Rauchverbot ist, kann er nicht beantworten, erst will er den Gesetzesvorschlag der Regierung abwarten. Ähnlich argumentiert Friedrich Ofenauer: „Erst wenn konkrete Ideen zur Umsetzung auf dem Tisch liegen, will ich mich festlegen.“ Generell sei ihm Entscheidungsfreiheit aber sehr recht. Johann Höfinger knüpft seine Zustimmung für ein generelles Rauchverbot an die der Interessensvertretung: „Gibt es eine Einigung mit den Vertretern der Gastronomie, kann ich mir eine Zustimmung vorstellen. Wenn nicht, dann bin ich eher skeptisch, denn Rechtssicherheit muss es auch für die Gastronomen geben.“

Die jüngst beschlossene Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes wurde auch heftig diskutiert. Nach „wirklich intensiven Debatten“ hat Friedrich Ofenauer „für die Novelle gestimmt, da wir weitrechende Präzisierungen einarbeiten konnten“. Auch Niki Scherak stimmt zu: „Die Regierung musste nach Höchstgerichtsurteilen ein diskriminierungsfreies Gesetz ausarbeiten. Dass es ein so liberales und weitreichendes Gesetz geworden ist, freut mich sehr.“ Johann Höfinger nahm an der Abstimmung krankheitsbedingt nicht teil: „In den eigenen Reihen trat ich als Kritiker dieses Gesetztes auf und hätte diesem auch nicht zugestimmt“. Auch Tanja Windbüchler stimmte nicht ab – sie verließ bei der Abstimmung den Saal: „Im Gesetz erkenne ich große Fortschritte zur Gleichstellung homosexueller Paare. Das gefällt mir und das unterstütze ich.“ Problematisch sah sie jedoch die Möglichkeit fremde, befruchtete Eizellen einzusetzen.


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Menschen, die auf Züge starren Seit Jahren wird von der Politik, quer durch alle Farben, eine Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene gefordert. Die Schließung von vier Stationen der Traisentalbahn und die gleichzeitige „Glorifizierung“ der S34 wecken einen anderen Eindruck. Wie steht es um den öffentlichen Verkehr im Zentralraum Niederösterreich?

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0 Personen haben sich auf dem Göblasbrucker Bahnsteig versammelt und verleihen ihrem Unmut Ausdruck. Die Station wurde, neben drei anderen, mit der neuen Fahrplanänderung aufgelassen. Busse sollen adäquaten Ersatz bieten und die Fahrgäste ab jetzt transportieren. Kein Grund zur Freude für die Göblasbrucker, die sich deshalb heute versammelt haben, um mit Transparenten zu protestieren und den vorbeifahrenden Zügen schelmisch hinterher zu winken. 28

Dabei hatte sich die Schließung der Stationen bereits abgezeichnet. Schon im Frühjahr vergangenen Jahres ließ ein Bericht der NÖN aufhorchen, die damals von der geplanten Schließung berichteten. Für den Obmann des Vereins „Lebenswertes Traisental“, Franz Bertl, ist die aktuelle Politik ein handfester Skandal: „Die Traisentalbahn ist die wichtigste öffentliche Verbindung vom Süden in die Landeshauptstadt. Die Politik versucht sie leider entgegen den Zeichen der Zeit zu ruinieren!“

Die ÖBB, in Form von Pressesprecher Christopher Seif, sieht die Sache naturgemäß entspannter. Die Schließung der Haltestellen war nötig, so die ruhige Antwort, um einerseits eine Vertaktung mit der Westbahn herzustellen und damit Anschlüsse nach Linz und Salzburg zu gewährleisten, andererseits um Hainfeld und Schrambach besser anzubinden. Die Auflassung der vier Stationen sei Bedingung dafür gewesen. Konkret geht es um eine Fahrzeitersparnis von vier Minuten.


TEXT: Sascha Harold | Fotos: növog, zvg

Eine grundsätzliche Verbesserung des Fahrplans erkennt auch Bürgermeister Matthias Stadler an, der zufrieden ist mit dem neuen Intervall. Der von ihm angesprochene Halbstundentakt ist bis jetzt jedoch nur in den Stoßzeiten, also jeweils werktags von 05.00 bis 08.00 und von 15.30 bis 18.30, verwirklicht. Die Schließung der Haltestellen wird dennoch nicht ohne weiteres hingenommen. So hat sich der Gemeinderat bereits im Dezember mit der Frage befasst und einen dringlichen Antrag der Grünen angenommen, wonach die beiden Spratzerner Stops zumindest als Bedarfshaltestellen bestehen bleiben sollen. Inwieweit die Forderung des Gemeiderates bei den ÖBB allerdings Gehör findet, ist fraglich, denn Seif spricht sich dezidiert gegen die Möglichkeit von Bedarfshaltestellen aus: „Auch mit den in Rede stehenden Bedarfshalten wären die Anschlüsse zu

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den IC-Taktzügen in St. Pölten nicht mehr möglich.“ Außerdem summiere sich die Tagesfrequenz an Ein- und Aussteigern aller vier Stationen auf nur 51 Fahrgäste, was eine Schließung rechtfertige. Vereinsobmann Bertl sind diese Zahlen ebenfalls bekannt, er gibt aber den Einschnitten der letzten 15 Jahre die Schuld für das geringe Interesse an der Bahn: „Wir hätten ein Fahrgastpotenzial von 20.000 Menschen in der gesamten Region. Die Auflassung vieler Haltestellen in den letzten Jahren hat aber zu einer Verunsicherung bei den Fahrgästen geführt und sie reihenweise auf die Straße getrieben.“ Auch ein „St. Pölten Konkret“-Bericht von letztem Dezember weist auf die seit 1998 passierende stückweise Schließung der ehemaligen Leobersdorfer Bahn hin, die in weiterer Konsequenz die Strecke immer unattraktiver gemacht hätte. Martin Koutny, Leiter der Medienstelle St. Pöltens, führt in dem Bericht weiter aus, dass „in Zeiten, wo der einhellige Konsens herrscht, den Individualverkehr immer mehr zu reduzieren und in die öffentlichen Verkehrsmittel zu investieren“, nun viele Menschen auf das Auto umsteigen müssten. Was uns auf das Thema S34 bringt. Stichwort: Straße Denn das wohl umstrittenste Projekt des Verkehrskonzepts im Großraum St. Pölten ist der geplante Bau der Traisental Schnellstraße. Erst im Dezember hat ein Gutachten der Technischen Universität Wien den Gegnern des Projektes wieder neue Munition geliefert. Universitätsprofessor Thomas Macoun kommt darin zu folgendem Schluss: „Auf Grund der Trends im Gesamtverkehrssystem sowie der lokalen Trends (Verkehrsmengen, Motorisierungsgraden, etc.) im Einklang mit den Zielsetzungen der Siedlungs-, und Umweltplanung ist der Bau einer Schnellstraße keinesfalls zu rechtfertigen.“ Gemeinderätin Nicole Buschen-

„Die Politik versucht die Traisentalbahn leider entgegen den Zeichen der Zeit zu ruinieren!“ Josef Bertl, Obmann lebenswertes Traisental

Österreich im Vergleich Wie schneidet der Raum St. Pölten in punkto öffentlicher Verkehr im Vergleich zu anderen Landeshauptstädten ab? Wir haben den Vergleich mit Linz und Bregenz versucht. Linz – Wels 15 Minuten für eine Strecke von mehr als 30 Kilometern und das Ganze dazu im Viertelstundentakt – viel mehr öffentlicher Verkehr geht nicht. Natürlich liegt Wels eben direkt an der Westbahnstrecke der ÖBB, ist zudem größer als jede niederösterreichische Stadt und kann daher schwer mit der Verbindung von St. Pölten mit Krems verglichen werden. Andererseits wirbt die Stadt an der Donau derzeit mit dem griffigen Slogan „Krems an die Westbahn“. Sollte man dort wirklich je hin wollen, findet sich hier der Referenzwert. Linz – Eferding Von der oberösterreichischen Landeshauptstadt in die immerhin drittälteste (Kleinst-) Stadt Österreichs gelangt man durchschnittlich in 40 Minuten, abwechselnd mit Bus oder Zug. In punkto Taktung steckt die Strecke jene der Traisentalbahn jedenfalls in die Tasche – alle 30 Minuten verkehren die Regionalzüge hier im Schnitt. Bregenz – Altach Stellvertretend für Vorarlberg, das Mekka des öffentlichen Verkehrs in Österreich, wird hier die Strecke Bregenz – Altach (knapp 20 Kilometer) angeführt. Eine knappe halbe Stunde benötigt der Regionalzug, gefahren wird im 30 Minuten Takt – auch außerhalb der Stoßzeiten. Die restliche Anbindung der Vorarlberger Landeshauptstadt ans öffentliche Netz kann sich durchaus sehen lassen. Ob Dornbirn oder Lustenau, mit gut abgestimmten Bus und Zugverbindungen lässt sich öffentlich jedes größere Ziel problemlos erreichen. Auch für Bürgermeister Matthias Stadler ist Vorarlberg das Referenzland in punkto öffentlicher Anbindung.

reiter (Die Grünen) schließt sich dem an und schlussfolgert pointiert: „In Zeiten, in denen Ressourcen – egal ob Treibstoff oder Geld – immer knapper werden, ist ein solches Verkehrsprojekt schlicht dumm.“ Das Land Niederösterreich wiederum sieht in der Straße einen wichtigen Beitrag zur besseren Verkehrsanbindung des Zentralraums Niederösterreich. Friedrich Zibuschka ist beim Land für Generalverkehrsanliegen zuständig und betont die Wichtigkeit MFG 02.15

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der Straße. „Aus Sicht des Landes hat die Realisierung dieser Straßenverbindung hohe Priorität und ist auch im gemeinsam mit der Stadt St. Pölten erarbeiteten und kürzlich vorgestellten Gesamtverkehrskonzept der Stadt St. Pölten enthalten“, führt er aus. Vorrangig gehe es dabei um die Entlastung des St. Pöltner Stadtverkehrs. Auch im Magistrat sieht man das ähnlich, so führt Koutny aus, „dass die neue Straße den Verkehr früher aus dem Stadtnetz herausführen könne. Außerdem geht es

Gesamtkosten werden von der Asfinag mit 206 Millionen Euro beziffert. Alexandra Vucsina-Valla, Pressesprecherin für Niederösterreich, sieht die Kritik als Chance auf Verbesserungen, mit regelmäßigen Informationsveranstaltugen will man Gelegenheiten zum regelmäßigen Austausch mit Anrainern bieten. Festgehalten sei an dieser Stelle nur, dass in sämtlichen Verkehrskonzepten von Stadt bis Land der „grüne Verkehr“ angepriesen wird – sobald es allerdings um konkrete Umsetzungen

geht, ist man eher rasch mit Straßenbauprojekten zur Hand. Im Süden der Landeshauptstadt passiert verkehrstechnisch jedenfalls einiges, was den Blick auch unweigerlich von der Traisen an die Donau lenkt. St. Pölten an der Donau? Mit den Slogans „Krems an die Westbahn“ und „St. Pölten an die Donau“ ließen zuletzt die Magistrate der beiden Städte aufhorchen. „Großräumiges Denken ist gefragt. Es gibt viele

ECKDATEN S34 Gerersdorf

9 km

Anschlussstelle B1

2020 (durch allfällige Einsprüche bei Materienrechtsverfahren kann es zu Verzögerungen kommen) Geplante Verkehrsfreigabe Hart – Wilhelmsburg: 2022

im Endstadium des Projektes auch um eine Entlastung der B20, die vor allem für das Ortsgebiet St. Georgen Vorteile bietet.“ Inwiefern sie auch Vorteile für die parallel laufende Bahnstrecke bringt, sei dahingestellt. Eine weitere „Kannibalisierung“ und ein Tod auf Raten scheint wahrscheinlicher, so man nicht ebenso aktiv in die Schiene investiert. Vom Bau der Straße selbst gibt es wenig Neues, die Umweltverträglichkeitsprüfung läuft seit Oktober und wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Bauzeit soll ersten Planungen zufolge fünf Jahre, 2017 bis 2022, in Anspruch nehmen, die 30

S 34

B 1a

Traisen

L5151

Nadelbach

Stattersdorf

L5151

Pummersdorf

A1

Linz

Knoten A 1 / S 34

Anschlussstelle St. Pölten Süd

Schwadorf L5160

S 34

S 34

Anschlussstelle Völtendorf

Kotting Halbanschlussstelle

Hart

Neustift

B 20

Gröben

Alt-

Wetzersdorf

Reitzing

Neu-

L5188

S 34

Badendorf

Handelberg

Traismauer Herzogenburg St. Pölten

Melk

A1

B 20 0

500 m

1 km

Lilienfeld

S5

Krems

WILHELMSBURG

N

ca. 9,0 km

Trasse in Planung Anschlussstelle Netzergänzung Landesstraßennetz

Ganzendorf

L5185

Pömmern

L5107

Legende:

Wegbach L5185

L5108

Getzersdorf L5109 Schnabling

L5102 L5116

Eggendorf

Anschlussstelle Wilhelmsburg Nord (B 20) L5188

Harland

Gesamtlänge:

L5183

Steinfeld

L5103

Brunn

St. Pölten / Hafing (B 1) – Knoten St. Pölten / West (A 1) – Wilhelmsburg Nord (B 20)

am Steinfelde

Kreisberg

L5101

S 34 Traisental Schnellstraße

-Hart

St. Georgen

Gasten

A1

L5105

L5102

Anbindung Betriebsgebiet

S 34

L5183

Knoten St. Pölten

Spratzern

L5181 geplante Anbindung B 20 (Land NÖ) Wolfenberg

Wien

L5102

Völtendorf

Gattmannsdorf

L5102

L5106

B 39

B 39

S 33

L5101

Traise n

Geplanter Baubeginn Hart – Wilhelmsburg:

Abschnit t 1

2019

ST. PÖLTEN/HAFING - HART (L5181)

Geplante Verkehrsfreigabe St. Pölten/Hafing – Hart:

Hafing

L5158

Abschnit t 2

2017 (durch allfällige Einsprüche bei Materienrechtsverfahren kann es zu Verzögerungen kommen)

Eggsdorf

HART (L5181) - WILHELMSBURG NORD (B 20)

Geplanter Baubeginn St. Pölten/Hafing – Hart:

Harlander Bach

ca. 207 Mio. Euro

Krems

Anschlussstelle St. Pölten Ost

B1

B1

Gesamtkosten:

Oberwagram

ST. PÖLTEN

Gesamtlänge:

S1

A5

A 22

S33 Knoten Steinhäusl A1

S34 Heiligenkreuz

geplante Umfahrung Wilhelmsburg (Land NÖ)

Stockerau

Donaubrücke

Wilhelmsburg

Niederösterreich

A 21 Baden

A 23

Wien

S1

Knoten A 4 Vösendorf

A3

A2 ASFINAG 03-2013


Menschen, die auf Züge starren

Anliegen, die wir gemeinsam besser umsetzen und so den Wirtschaftsraum Krems – St. Pölten weiter stärken können“, gibt sich der Kremser Bürgermeister Reinhard Resch optimistisch. Was aber zunächst spektakulär klingt, ist bei näherer Betrachtung bisher nicht viel mehr als eine schöne Floskel. Gerade der öffentliche Verkehr zwischen Krems und St. Pölten wurde in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt: Mit dem Zug benötigt man im Schnitt weiterhin knapp 40 Minuten (in das um rund 40 km weiter entfernte Wien sind es mittlerweile 26!) und das in einem Intervall, das nach wie vor zu wünschen übrig lässt. Ob dem Lippenbekenntnis der beiden Städte jetzt Taten folgen, lässt sich noch schwer sagen. Doris Denk, Pressesprecherin der Stadt Krems, kann im Moment jedenfalls noch nicht viel zu den anstehenden Projekten sagen, öffentlicher Vekehr solle jedenfalls eine Rolle spielen. Die einzige Maßnahme, die im Moment fix scheint, ist eine kurzfristig bessere Taktung der Wieselbusse zwischen St. Pölten und Krems. Der entsprechende Träger, die NÖVOG, weiß allerdings noch nichts von diesem Vorhaben, Geschäftsführer Gerhard Stingl hält fest, „dass an uns noch niemand herangetreten ist.“ Auf der Schiene ist der Spielraum wegen derzeit noch fehlender Elektrifizierung ohnehin eingeschränkt. ÖBB Pressesprecher Seif dazu: „Eine Elektrifizierung dieses Streckenabschnittes könnte bis zu einem gewissen Grad die Möglichkeit bringen, das Angebot zu verbessern. Zur Elektrifizierung Krems – St. Pölten ist zu sagen, dass derzeit intern an der Projektentwicklung gearbeitet wird.“ Vor 2017 dürften hier allerdings keine Fortschritte zu erwarten sein, im Magistrat St. Pölten geht man von einer vollständigen Elektrifizierung bis 2019 aus. Nach gutem österreichischen Brauch wird in den nächsten Wochen eine Arbeitsgruppe eingesetzt,

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MARIAZELLERBAHN. Die Himmelstreppe findet bei Nostalgikern der Mariazellerbahn nicht nur Freunde, für Pendler hat sie aber jedenfalls Verbesserungen gebracht.

welche die Potenziale zwischen Krems und St. Pölten ausloten soll. Panorama auch für Pendler Die letzte Station des öffentlichen Verkehrs im Großraum St. Pölten markiert die neu gestaltete Mariazellerbahn. Die Überwindung von knapp 600 Höhenmetern zwischen der Landeshauptstadt und dem Pilgerort waren offensichtlich genug, um den neuen Zug-Garnituren den klingenden Namen „Himmels­ treppe“ zu verpassen. Vielleicht soll damit allerdings auch auf die Landschaft angespielt werden, denn es geht hier, so NÖVOG Geschäftsführer Stingl, nicht nur darum Fahrgäste zu transportieren, sondern „eine der landschaftlich schönsten Eisenbahnstrecken Europas und die Angebote der Region zu erleben.“ Die vier neu angeschafften „Panoramawagen“ verleihen dem 117 Millionen Euro Projekt den Anschein einer Tourismusinvestition und das nicht zu unrecht, denn die neue Mariazellerbahn will dezidiert für Pendler UND Touristen etwas bieten. Die

neuen Triebwagen, bereits seit 2013 flächendeckend im Einsatz, sollen aber nicht nur schöne Aussicht bieten, sondern durch Steckdosen, bessere Intervalle und kürzere Fahrzeiten eben auch für Pendler interessant sein. Ermäßigte Monatstickets ergänzen das Angebot. Für die Strecke von St. Pölten bis Laubenbachmühle liegt der Schwerpunkt künftiger Angebotsentwicklung, laut Stingl, auch weiterhin klar auf dem Pendlerverkehr. Auch wenn die Neugestaltung zunächst auch für Spott sorgte und die Eröffnungszeremonie in eine, wie der Schweizer „Tages Anzeiger“ bemerkte, Heiligenverehrung altgedienter Politiker ausartete, dürfte die Verbindung mit dem Tourismus auch Möglichkeiten für Pendler bedeuten. Denn sowohl Fahrzeit, als auch Taktung in der Hauptverkehrszeit haben sich spürbar verbessert. Bleibt abzuwarten, ob potenzielle Touristen das ähnlich sehen – seit der Einführung der neuen 1. Klasse Panoramawägen haben das Angebot bis Oktober etwa 4.000 Gäste genutzt.

„Auf Grund der Trends im Gesamtverkehrssystem sowie der lokalen Trends im Einklang mit den Zielsetzungen der Siedlungs- und Umweltplanung ist der Bau einer Schnellstraße keinesfalls zu rechtfertigen.“ Univ. Prof. Thomas Macoun, TU Wien

MFG 02.15

31


„Das werden einige nicht überleben.“ René Voak, VAZ St. Pölten

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Verteuerung von Grundnahrungsmitteln Das Motto „Ticketsteuer macht Tickets teuer“, unter dem österreichische Veranstalter Ende Jänner in Wien zur Pressekonferenz luden, bringt‘s auf den Punkt: Die im Raum stehende Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Tickets, Bücher & Co. um 10% würde wohl eine Preiserhöhung in selbem Maße nach sich ziehen.

W

enig verwunderlich, dass auch heimische Betriebe des Finanzministers Ansinnen kategorisch ablehnen. Seitens der Bühne im Hof etwa heißt es: „Wir sprechen uns klar gegen diese Erhöhung aus, weil sie voll zu Lasten des Kulturkonsumenten geht. Eine Erhöhung kann weder vom Theater noch vom Künstler getragen werden!“ Auch David Schröding, der in seinem Lokal EGON immer wieder Veranstaltungen durchführt, meint trocken, „dass das keine schlaue Idee ist, da unterm Strich die Unternehmer und die Konsumenten darunter 32

leiden werden.“ Als Unternehmer werde man die Preise anheben müssen, um die Spanne zu erhalten, „dies führt aber wahrscheinlich zu weniger Umsatz, da es sich die Konsumenten nicht mehr leisten können. Ein Teufelskreis, der keinem etwas bringt!“ René Voak vom VAZ St. Pölten, durch das alljährlich über 550.000 Besucher marschieren, geht sogar davon aus, dass die Erhöhung kontraproduktiv wirken wird. „Höhere Steuern auf Tickets bringen nämlich nicht Mehreinnahmen für den Staat, wie sich das manche so schön ausmalen, sondern werden auf Sicht

eine Abwärtsspirale in Gang setzen, an deren Ende sogar weniger Steuereinnahmen stehen!“ Diese Dynamik umreißt der Kulturmanager so: „Höhere Steuern – höhere Preise – weniger Nachfrage – weniger Einnahmen und weniger finanzieller Spielraum – weniger Umsetzungsmöglichkeiten – Ausdünnung des Angebots – noch weniger Nachfrage – weniger Arbeitsplätze – weniger Betriebe – weniger Steuereinnahmen.“ Kritik, der zufolge die Veranstalter mit der Weitergabe der Erhöhung an die Endkunden ja sowieso aus dem Schneider sind, kontert Voak: „Schon jetzt sind im Ticket 10% Mehrwertsteuer enthalten, es gilt AKM zu zahlen, Künstlergagen, oftmals Eintrittskarten-Beteiligungen, in manchen Kommunen, wie leider auch in St. Pölten, Lustbarkeitsabgabe. Das, was überbleibt – so etwas überbleibt


TEXT: Johannes Reichl | Fotos: pterwort - Fotolia.com, ZVG

– soll dann die Löhne und Gehälter, Betriebs- und Infrastrukturkosten, Steuern & Co. abdecken und vor allem den Spielraum für neue Engagements geben!“ Eine Rechnung, die sich im Falle einer Steuererhöhung und eines etwaigen Nachfrageeinbruchs für viele Veranstalter nicht mehr ausgehen wird. „Das werden einige nicht überleben!“ Einen weiteren Aspekt bringt NÖKU-Boss Paul Gessl, dem zahlreiche Landes-Kulturbetriebe wie u.a. Festspielhaus, Landestheater, Kunsthalle Krems etc. unterstehen, ein: „Unsere Kulturbetriebe sprechen ja kein elitäres Publikum an, sondern wir verstehen uns als Bildungseinrichtungen, die für alle offenstehen und leistbar sein sollen. Da eine Erhöhung der Mehrwertsteuer aber nicht aus dem Betrieb finanziert werden kann, werden wir die Erhöhung an die Kunden weitergeben müssen – es werden also neue Barrieren geschaffen.“ Gessl geht es dabei vor allem auch um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die durch eine Steuererhöhung torpediert wird. „Mit gutem Grund werden die Mehrwertsteuersätze bei Grundnahrungsmitteln nicht erhöht. De facto sind auch Kunst, Bildung und Kultur Nahrung fürs Leben – und müssen in diesem Sinne auch so wie Grundnahrungsmittel behandelt werden!“ Aus für Kulturgut? Gessl greift damit einen Gedanken auf, der in der Diskussion immer wieder mitschwingt. Wie gehen die Pläne mit der österreichischen Selbstdefinition als „Kulturnation“ zusammen, ein Aspekt, gegen den schon Wiens Kulturstadtrat Mailath-Pokorny im online-Kurier vom Leder zog: „Das ist eine ungeheure Schnapsidee. Man kann doch nicht in der Kulturnation Österreich den einzigen internationalen Vorteil, den wir haben, so behindern. [...] Das Papier mit dieser Idee ist sofort zu zerreißen.“

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Ähnlich sehen die Buchhändler die Causa, soll doch auch bei Büchern der Mehrwertsteuersatz auf 20% erhöht werden, obwohl Österreich mit aktuell 10% schon jetzt in diesem Segment zu den Hochsteuerländern zählt. „Eine Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf Bücher käme einem frontalen Angriff auf ein Kulturgut gleich, das in Zeiten zunehmender Digitalisierung und Informationsüberflutung ohnehin schon schwer zu kämpfen hat“, so Geschäftsführer Helmut Fahrngruber von Thalia St. Pölten. Eine Sicht, die auch Wolfgang

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„Eine Erhöhung käme einem frontalen Angriff auf ein Kulturgut gleich.“ Helmut Fahrngruber, Buchhandlung Thalia

Hintermaier von der Buchhandlung Schubert teilt. Zudem befürchtet er, „dass ein weiteres Auseinaderklaffen der Steuersätze für Bücher in Österreich und Deutschland (7%) wohl wieder die Stimmen nach Aufhebung der Ladenpreisbindung laut werden lässt. Wie eine solche Lösung in anderen Ländern, wie zuletzt etwa in der Schweiz, ausgegangen ist, braucht niemand zu wundern: Große Ketten trieben mit Preisdumping kleine Mitbewerber in den Ruin, um nach sehr kurzer Zeit den Markt alleine zu beherrschen. Die nachfolgende, selbst für die Schweiz eklatante Teuerung traf die Leser voll!“ Zudem würde die Erhöhung, wie Hintermaier überzeugt ist, auch die bereits jetzt kämpfende Verlagsstruktur weiter ausdünnen – einmal mehr auf Kosten der kleinen und somit der Vielfalt. Das könne nicht das Ansinnen der Regierung sein. „In der Kulturnation Österreich muss das Buch bleiben, was es ist: Ein Gut mit gesellschaftlichem Wert, das von einer vielfältigen Autoren- und Verlagslandschaft zeugt und nicht ein x-beliebiges Konsumgut!

„Es werden neue Barrieren geschaffen.“ Paul Gessl, NÖKU

Im Kino gehen die Lichter aus Auch Kinobetreiber machen gegen den Plan einer Steuererhöhung mobil – die Situation beurteilen sie wie Kollegen aus den anderen Branchen. „Die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer bei Tickets und damit für Kinovorstellungen würde direkt zu einer Erhöhung der Eintrittspreise bei allen kulturellen Veranstaltungen führen, da diese enorme Kostenbelastung kein Betrieb tragen könnte“, hält Mario Hueber vom Hollywood Megaplex fest und fügt hinzu, „dass die finanzielle Belastung der Betriebe in den letzten Jahren auch ohne diese

geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer kontinuierlich gestiegen ist und weiterhin steigt.“ Vor noch viel dramatischeren Folgen warnt Alexander Syllaba vom Cinema Paradiso. „Eine verstärkte Abwanderung des Kino-Publikums ins Netz wird eintreten bzw. eine Verschiebung zu internationalen Firmen wie Amazon. Diese Unternehmen versteuern nicht in Österreich, sondern zu Minimalsteuersätzen von 3% bis 5% z. B. in Luxemburg. In Folge werden weitere Kinos, Theater, Kulturinitiativen, Buchhändler, Verlage und Vereine ihre Tätigkeit einstellen.“ Syllaba appelliert daher, sich am großen Nachbarn zu orientieren. „Deutschland wird von vielen, auch Politikern in Österreich, als der ‚Sparweltmeister‘ angesehen. Interessant ist, dass in Deutschland bei Kultur-Tickets, nicht nur Kinotickets, der Mehrwertssteuersatz bei 7% liegt!“ Wie die Sache auch immer ausgeht, eines ist schon jetzt Faktum: Zahlreiche Politiker haben im letzten Wahlkampf mit Verve den Schlachtruf „mit uns keine neuen Steuern“ strapaziert. Dass selbige den Bürgern nun allen Ernstes suggerieren möchten, dass es sich bei der geplanten Mehrwertsteuererhöhung gar nicht um eine solche handelt, sondern MFG 02.15

33


MFG URBAN

Österreich im Vergleich Die Europäische Kommission hat die aktuell geltenden Mehrwertsteuersätze beleuchtet. Mit dem Normalsteuersatz von 20% liegt Österreich im guten Mittelfeld, vier Staaten haben einen niedrigeren, 18 einen höheren, fünf weitere den selben wie Österreich. Bezüglich des reduzierten Steuersatzes auf Bücher mit 10% liegt Österreich bereits jetzt über dem Durschnitt. 20 Staaten haben einen noch geringeren Mehrwertsteuersatz auf Bücher, drei weitere ebenfalls 10%, nur Dänemark einen höheren. Mit 20% hätte Österreich dann den zweithöchsten Mehrwertsteuersatz auf Bücher in der EU. Bei Tickets liegt Österreich aktuell mit 10% im Mittelfeld, wobei die Steuern differenzierter gehandhabt werden. In manchen Staaten sind öffentliche Institutionen befreit, in anderen genießen Theater geringere Steuersätze, in wieder anderen Kinos. Acht Staaten haben prinzipiell höhere Mehrwertsteuersätze auf Tickets, in diesen Kreis würde Österreich mit einer Erhöhung auf 20% aufrücken. 15 Staaten hingegen haben schon jetzt prinzipiell niedrigere als die in Österreich gültigen 10%.

34

Verteuerung von Grundnahrungsmitteln

bloß um das Streichen von Ausnahmen, ist fast schon als dreist zu bezeichnen. Damit mutierte die Steuerreform per se zum großen Bluff: Was der Staat aus der einen Jackentasche weniger herausholt, nimmt er sich sowieso aus der anderen wieder heraus. Und die Gefahr, dass am Ende des Tages aufgrund eines durch die Steuererhöhung ausgelösten Schrumpfungsprozesses sogar weniger im Staatssäckel überbleibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Richard Hörmann, auch in St. Pölten immer wieder als Veranstalter aktiv, kennt die negativen Fallbeispiele aus dem Ausland aus persönlicher Erfahrung: „Ich kann nicht wirklich glauben, dass es kulturpolitisch gewünscht ist, sich plötzlich an Länder wie Ungarn oder Kroatien anzuglei-

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chen, die mit ihrem wahnwitzigen Steuersatz von bis zu 27% auf einen Schlag alle internationalen Shows abgewürgt haben. Mit der Folge, dass die großen Hallen in Budapest und Zagreb leer stehen und nunmehr vom Staat oder anderen Institutionen gestützt werden müssen oder einfach pleitegehen. Selbst Kroatien, das zuletzt einen Mehrwertsteuersatz von 25% auf Tickets einhob, hat erkannt, dass sie sich damit in eine Sackgasse begeben haben und mussten diesen – letztendlich auch auf Druck der vielen kleinen Kulturbetriebe – wieder auf 13% senken!“ Um sich diesen Fauxpas mit weitreichenden, zum Teil wohl irreversiblen Folgen von vornherein zu ersparen, appelliert Hörmann in Richtung Politik: „Bitte lieber gleich lassen!“

„Eine verstärkte Abwanderung des KinoPublikums ins Netz wird eintreten.“ Alexander Syllaba, Cinema Paradiso


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SANKT ISLAM IN ZEITEN DES TERRORS In Paris werden Karikaturisten erschossen, weil sie den Propheten beleidigen, und Juden, weil sie Juden sind. Kämpfer des „Islamischen Staats“ köpfen Christen, verbrennen Muslime, stoßen Homosexuelle von Türmen in den Tod. Der Wahnsinn hat sich den Namen des Propheten auf die Fahne geschrieben und versetzt die Welt seither in Schrecken. Wie gehen St. Pöltens Muslime mit diesem Irrsinn um?

Z

uletzt hatten wir uns im Spätsommer des letzten Jahres getroffen. Freundlich führen mich junge Männer durch ihr „Islamisches Kulturzentrum“, zeigen mir Gebetsräume, servieren Tee und erzählen aus ihrem Leben. Es zeigt sich eine funktionierende Gemeinde, es berichten Menschen, die ihren Glauben ernst nehmen und Tag für Tag daran arbeiten. Nach den Mordanschlägen von Paris und Kopenhagen sowie dem schockierenden Fall eines 14-jährigen St. Pöltner Schülers, der im Verdacht steht mit religiös motivierter Gewalt zu sympathisieren und der derzeit wieder in Untersuchungshaft sitzt, hätten wir dann aber doch noch ein paar Fragen an St. Pöltens Muslime. Wir beginnen unsere Bestandsaufnahme in St. Pöltens größter Moschee, jener des „Islamischen Kulturvereins Mevlana“ in der Matthias Corvinus-Straße. Bis zu 450 Gläubige aus knapp zwanzig Nationen finden hier ein religiöses und soziales Zuhause. Der Verein ist eine soziale Drehscheibe, nicht nur eine Gebetshaus. Bei Tee und Keksen lassen wir die Reaktionen auf die letzte Reportage Revue passieren: Viele Leute sind neugierig und aufmerksam geworden, so der Tenor. Das kommt dem Ziel des Vereins entgegen, man will doch verstärkt transportieren, dass man ein offenes Haus ist und dabei versuchen, den Islam einer breiten Bevölkerungsgruppe zu erklären. Ahmet Pek und Enes Pek, Obmann und Jugendobmann, erzählen uns Folgendes: 36

Wieso sich Moslems über Mohammed-Karikaturen aufregen? Uns sind alle Propheten von Adam bis Mohammed heilig. Sie haben so viel Gutes für uns Menschen getan, da schmerzt es Gläubige eben, wenn man sich über sie lustig macht. Wo bleibt der Respekt vor dem, was uns heilig ist? Welchen Sinn sollen diese Karikaturen haben, außer Menschen zu verletzen? Aber aus dieser Einstellung heraus darf man niemals eine Begründung

AHMET PEK. Gläubige haben an den

Imam nicht nur Fragen – auch Antworten.

ableiten, anderen Leid anzutun oder sie gar zu töten! Der Islam sagt, wenn man einem Menschen Leid zufügt, dann fügt man das Leid der ganzen Menschheit zu. Die Anschläge in Paris sind durch nichts zu rechtfertigen. Es ging aber nicht nur um Anschläge auf die Meinungsfreiheit sondern auch um Anschläge auf Juden. Wir denken, so wie es nicht ‚die Muslime‘ gibt, so gibt es auch nicht ‚die Juden‘. Ja, es gibt Kritik an der Politik Israels, der Palästinenserkon-

flikt ist für viele von uns natürlich ein emotionales Thema. Aber auch Juden sind mit der israelischen Politik nicht immer glücklich. Das sollte man nicht vordergründig als religiöses Problem sehen. Nach einem Anschlag oder einem kriegerischen Angriff, wenn solche Themen in den Nachrichten sind, wird natürlich auch bei uns diskutiert. Aber im Alltag haben die Menschen ganz andere Themen, die sie bewegen. Wenn wir uns bewusst machen, dass eigentlich die ganze Welt dem Schöpfer gehört und nicht Juden, Moslems oder Christen, dann sollten wir Menschen doch eigentlich auch für so große Konflikte wie im Nahen Osten eine Lösung finden. Es braucht wohl einen echten ‚Weltkongress’, aber nicht nur mit Politikern, sondern auch mit weisen Menschen, die sich dem Thema mit dem Herzen nähern. Da viele Muslime in Österreich auch türkisches oder arabisches Fernsehen schauen, haben wir sehr unterschiedliche Perspektiven und können die unterschiedlichen Wahrheiten vergleichen. Ganz drastisch ist das etwa, wenn wir an die Revolution in Ägypten denken. Und wenn in Europa die Meinungsfreiheit von Charlie Hebdo verteidigt wird, dann könnte man sich doch auch für die Meinungs- und Religionsfreiheit von Palästinensern stark machen – die wird vom israelischen Staat nämlich verhindert. Mit dem neuen Islamgesetz soll die Ausbildung von Imamen in Österreich geregelt werden und die ausländische Finanzierung von muslimischen Glau-


TEXT: Michael Müllner | Fotos: Simon Höllerschmid, Hermann Rauschmayr

GEMEINSCHAFT. Junge Muslime finden in der Mevlana-Moschee nicht nur ein Gebetshaus, sondern auch einen Treffpunkt für den Alltag.

bensvereinen verhindert werden. Wir sehen darin für uns kein großes Problem, da wir ein unabhängiger Verein sind und unsere Mitglieder die Kosten für unseren Imam selber tragen. Wir setzen vereinzelt Projekte gemeinsam mit Dachorganisationen um, aber abhängig vom Ausland sind wir dadurch nicht. Unser Imam lebt schon seit fünf Jahren in St. Pölten, er hat sich gut eingelebt und kennt die Gesellschaft hier. Das ist uns sehr wichtig. Die Ausbildung in Österreich ist erst am Anfang, es gibt viele Sorgen, gerade welche Art von Islam an diesen Schulen gelehrt wird. Aber die Idee an sich ist richtig. Man muss aber auch ganz pragmatisch sagen, dass wir die Sorge haben, dass es zu wenig Imame geben könnte, trotz der neuen Ausbildung. Die Arbeit in einer Gemeinde ist nicht leicht, man ist als Seelsorger wirklich gefordert. Stellen Sie sich vor, unsere Gläubigen stellen dem Imam ja nicht nur Fragen, sondern geben ihm auch gleich die passenden Antworten. Wir hoffen also, dass viele Leute, die diese Ausbildung machen, dann auch tatsächlich für die Gläubigen als Seelsorger zur Verfügung stehen werden! Oft wird die Rolle des Imam auch überschätzt bzw. übertrieben. Man liest in den Medien, dass die Gläubigen an den Lippen des Imam hängen würden und angeblich seiner Ide-

ologie blind folgen. Angeblich sollen radikale Imame quasi per Predigt aus Gläubigen Radikale machen. Für uns ist das alles unvorstellbar. Bei uns läuft das nicht so. Imame werden hinterfragt, so wie Christen ja auch die Worte des Pfarrers hinterfragen. Zugleich fragen wir uns, wie es sein kann, dass ein 14-jähriger Bursche aus St. Pölten derart radikalisiert wird, dass Familie und Freunde jeden Zugang verlieren, dass er laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Internet Anleitungen zum Bombenbau herunterlädt und angeblich sogar an Anschläge denkt? Auch das ist für uns völlig unglaublich. Als wir aus den Medien von diesem Vorwurf erfahren haben, waren wir alle schockiert. Wir wussten anfangs nicht, wer das sein soll, erst mit der Zeit haben wir ein paar Details vom Hörensagen erfahren. Tatsächlich hatten wir zu ihm keinen Kontakt, wir kannten ihn nicht, er war nie da. Wir arbeiten täglich mit vielen Jugendlichen. Es ist wirklich sehr schwierig, dass wir die Kids überhaupt zu Aktivitäten motivieren. Wenn wir nach Wien zu einem anderen Prediger fahren wollen, dann muss man da ewig dahinter sein, damit sie überhaupt mitfahren. Die Kids wollen Fußballspielen, sind das erste Mal verliebt … und dann soll es da gleichzeitig radikale Teenager geben,

die auf Youtube Videos anschauen und ernsthaft daran denken, nach Syrien in den Krieg zu ziehen? Unglaublich. Wenn wir bei ISIS bleiben, also dem Islamischen Staat, für die sind wir österreichische Muslime genauso ‚Ungläubige’ wie ihr Christen. Vor denen müssen wir genauso viel Angst haben, wir sitzen im gleichen Boot. Wenn du als Österreicher keine Ahnung vom Islam hast und bei unserem Fenster vorbeigehst und hörst, dass wir beim Gebet ‚Allahu akbar’ rufen – und dich das an die Nachrichten erinnert, als du gesehen hast, wie ein Verrückter einen Polizisten erschießt und dabei ‚Allahu akbar’ schreit – na dann ist uns klar, dass dir das Angst macht. Aber an dieser Angst müssen wir arbeiten. Wenn ein junger Mensch von seiner Familien den Glauben vermittelt bekommt, dann wird er nicht radikal. Wer mit Extremismus und Terrorismus sympathisiert, hat in Wahrheit einfach keine Ahnung vom Islam und ist darum leichte Beute. Bei dem besagten Jugendlichen wissen wir auch, dass er wenig Ahnung vom sunnitischen Glauben hatte und erst vor Kurzem begann, sich damit zu beschäftigen. Offenbar wurde er auch von Leuten im Ausland manipuliert. In St. Pölten klappt das Zusammenleben von Muslimen untereinander aber auch mit anderen Religionsgemeinschaften völlig problemlos. Wir akzeptieren jede Religion, jeder Mensch ist frei und muss selber entscheiden, ob er glaubt und was er glaubt. Gelegentlich gibt es Anlässe, bei denen man sich trifft, aber die Glaubensgemeinschaften sind alle

ENES PEK. Der türkische Mann hat immer das letzte Wort: „Ja, Schatzi!“

MFG 02.15

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MFG URBAN

selbständig und da sieht man sich dann auch nicht so häufig. Unser Verein wurde ja schon 1996 gegründet, als die damalige Glanzstoff-Fabrik einen Gebetsraum für die Mitarbeiter geschlossen hatte. Damals war das Vereinsziel nur, dass wir Sunniten einen Raum zum Beten haben. Mit den Jahren sind wir gewachsen, personell und auch inhaltlich. Da ist es nicht verwunderlich, wenn sich auch mal Leute finden, die eigene Wege gehen wollen. Rund um 2000 gab es so eine Trennung und diese Glaubensbrüder haben in Wagram die „Osman-PasaMoschee“ gegründet. Wir sind natürlich weiterhin in gutem Kontakt, sehen uns aber mit unseren 18 verschiedenen Nationalitäten als betont „Islamischer Kulturverein“ – ohne einen nationalen Bezugspunkt, beispielsweise zur Türkei. Wir leben in Österreich, das ist der einzige Zugang zur Nationalität, wenn man so will. Wir sind auch der Meinung, dass es ein großer Vorteil ist, wenn man mehrere Kulturen in einem Verein hat oder auch wenn man selbst als Mensch auf mehrere Kulturen und Traditionen zurückgreifen kann. Man nimmt sich das raus, was einen glücklich macht und führt so verschiedene Kulturen in sich selbst zusammen. Eine typische Frau in erster oder zweiter Generation hat mehrere Kinder, die sind zur

Schule oder Uni gegangen und haben nun gute Jobs. So eine Frau hat – auch wenn sie „nur“ zuhause war und sich um die Familie gekümmert hat – einen wichtigen Job erledigt. Der Stellenwert der Hausfrau wird in der österreichischen Gesellschaft oft unterschätzt, da ist in der türkischen Familie die Rolle sicher eine andere. Aber das ändert sich auch mit den Generationen, es gleicht sich an. Ein häufiges Vorurteil ist ja auch, dass die muslimischen Frauen immer von ihren Männern unterdrückt werden. Da gibt es einen guten Scherz dazu: „Der türkische Mann hat immer das letzte Wort. Es ist ‚Ja, Schatzi!‘“ Und es ist auch ein völliger Blödsinn, dass man junge Frauen mit türkischen Wurzeln, die in ihrer Familie die dritte Generation in Österreich darstellen, zu irgendwas zwingen kann. Diese Frauen haben – auch in ihrer Familie – eine freie Entscheidung zu treffen, wie sie den Glauben leben wollen und ob sie ein Kopftuch tragen. Aber oft wird nur über einen angeblichen Zwang in der Familie diskutiert, nicht über den Zwang von Außen, wenn Mädchen oder Frauen plötzlich schief angeschaut werden, weil sie sich entscheiden ein Kopftuch zu tragen. Sicher, es mag schon gut sein, dass es in anderen islamischen Ländern unterdrückte Frauen gibt, aber dafür

GEBET. Gläubige Moslems sollten fünf Gebete pro Tag verrichten. Eine permanente Erdung zu Gott – aber auch eine harte Aufgabe, wenn man stattdessen auch ausschlafen könnte.

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darf man doch nicht uns hier verantwortlich machen! Ein schrecklicher Aspekt ist etwa die Beschneidung der Frau – mit dem Islam hat dieses Brauchtum aber nichts zu tun, es geht vielmehr auf regionale Riten und afrikanische Traditionen zurück. Ein ganz wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist auch die Bildung. Wer sich über seine Religion bildet, kann auch diesbezügliche Entscheidungen tatsächlich frei treffen. Darum wollen wir in unserem Zentrum unsere Jugendlichen auch möglichst rundherum bilden, da ja auch der Glaube eines Menschen im Herzen reift. Das kann dauern, jede Art von Zwang ist dabei völlig fehl am Platz. Wir denken auch, dass die Frage der Integration sehr von der Generation abhängig ist. Wer in erster Generation nach Österreich kommt, der hat natürlich große Hürden zu nehmen. Wenn wir an unsere Großväter zurückdenken, die als erste Gastarbeiter nach Österreich gekommen sind … die wollten sich einen Traktor verdienen und dann wieder heim nach Anatolien. Für die waren der Erwerb der Sprache und das Kennenlernen der österreichischen Kultur weniger wichtig, da gab es diese oft kritisierten Parallelgesellschaften. Die zweite Generation war oft noch hin- und hergerissen. Aber wenn heute ein junger Mensch in der dritten Generation hört, er soll sich „in die Türkei heimschleichen“, dann kann man doch nur lachen. Wir sind hier geboren, sind Österreicher. Wenn wir in die Türkei fahren, dann machen wir dort Urlaub und treffen vielleicht entfernte Verwandte, die wir nicht wirklich kennen. Als Österreicher mit „Migrationshintergrund“ in der dritten Generation braucht man uns nicht mehr erklären, dass wir uns erst integrieren müssen. Wir sind integriert! Es ist aber auch kein Nachteil, wenn man einen Bezug zur Kultur und Tradition der Eltern- oder Großeltern-Generation hat. Auch heute ist es für Flüchtlinge sicher nicht leicht, da muss man natürlich Integration auch fordern und dazu bereit sein. Aber Integration ist ein schwieriges Wort, wir müssten uns


SANKT ISLAM IN ZEITEN DES TERRORS

zuerst einig sein, was damit gemeint wird. Wenn wir beispielsweise an die heftig diskutierte Gruppe der Tschetschenen denken – ja, mit denen tun wir uns auch oft schwer. Da gibt es tatsächlich öfters Reibereien, man hat den Eindruck, sie reagieren schnell provoziert. Aber wenn man sich die traumatischen Kriegserlebnisse dieser Menschen vorstellt, dann versteht man sie vielleicht auch etwas besser. Uns fällt auf, dass tschetschenische Kinder unglaublich schnell deutsch lernen, sie sind sehr gut in der Schule, tschetschenische Frauen nehmen sehr aktive Rollen ein – alles berechtigte Forderungen, wenn es um Integration geht. Generell lassen sich viele Probleme über Bildung in den Griff bekommen. Aufeinander zugehen, keine Angst voreinander haben. Einfach den anderen respektieren. Unsere Reise ins muslimische St. Pölten bringt mich als nächstes nach Unterwagram. Hier ist im Jahr 2000 ebenfalls ein sunnitisches Zentrum mit Moschee entstanden. Ahmet Soylu ist ein stellvertretender Sprecher des Vereins „Osman Pasa“, er berichtet aus dem Vereinsleben und übersetzt die Meinung von Imam Mithat Pinar, der ebenfalls am Gespräch teilnimmt, jedoch nicht Deutsch versteht. Unser Verein will nicht nur Räume zum Beten bieten, sondern ist auch im Hinblick auf Sport-, Kultur- und Jugendarbeit tätig. Zudem sind wir ein Hilfsverein, wenn mal jemand in Not gerät. Dabei sind wir immer auf freiwillige Spenden angewiesen, öffentliche Förderungen würden wir zwar brauchen, bekommen wir aber leider nicht. Wir sind ein unabhängiger Verein mit rund 200 Mitgliedern, jedoch könnten wir uns ohne fremde Hilfe unseren Vorbeter, den Imam, nicht leisten. Jetzt haben wir folgende Lösung gefunden: Unsere Mitglieder tragen die Kosten für den Imam in Österreich, der türkische Staat übernimmt die Kosten für die Versicherung des Imams und die Versorgung seiner Familie in der Türkei. Wenn das in Zukunft nicht möglich wäre, wäre das

WURZELN. Die türkischen Wurzeln sind in der Osman-Pasa-Moschee nicht zu übersehen. Doch warum sollten sie deswegen nicht integriert sein? Was verlangt Integration?

für uns ein großes Problem, darum sehen wir auch das neue Islamgesetz mit gemischten Gefühlen. Auch wenn uns vieles noch unklar ist, so erwarten wir dennoch Vor- und Nachteile. Dass Imame in Zukunft in Österreich ausgebildet werden, ist ja an sich eine gute Idee. Wir haben aber die Sorge, dass der vermittelte Islam nicht dem entspricht, was unsere Glaubensrichtung ausmacht, dass also der Islam aus unserer Sicht nicht richtig gelehrt wird. Im Islam gibt es verschieden Religionsgelehrte mit unterschiedlichen Perspektiven – auch wenn die Richtung sozusagen gleich ist, so gibt es doch wichtige Unterschiede für uns. Das Zusammenleben mit anderen muslimischen Glaubensrichtungen oder anderen Religionsgemeinschaften läuft problemlos. Wir akzeptieren jede religiöse Auffassung, die Menschen für sich wählen. In unserem Verein haben fast alle Mitglieder türkische Wurzeln. Das ist zwar kein Kriterium, aber es hat sich halt so im Laufe der Zeit ergeben. Darin unterscheiden wir uns auch zur Mevlana-Moschee. Natürlich haben wir auch die Diskussionen rund um die Politisierung des Islams und

um die Präsidentenwahl in der Türkei verfolgt. Warum sich österreichische Politiker und Medien da so aufregen, ist uns aber nicht klar. Die Leute verfolgen halt, was in der Türkei basiert. Vor ein paar Jahrzehnten war das Land arm. Viele Türken sind mit der Politik von Erdogan zufrieden. Gerade die dritte Generation ist aber weit davon entfernt, dass sie in die Türkei zurückkehren möchte – für die spielt die türkische Politik keine Rolle. Auch wir hören oft Vorwürfe zur Integrationswilligkeit. Da muss man aber mal feststellen, dass Integration ja kein deutsches Wort ist. Was heißt denn Integration genau? Jeder versteht was anderes darunter. Wir sind unserer Meinung nach wirklich sehr gut in die österreichische Gesellschaft integriert – aber es kann schon sein, dass einer unserer Nachbarn das ganz anders sieht. Denen sind wir vielleicht zu laut. Das verstehe ich auch, wenn bei uns hundert Leute ein Fest feiern, dann ist es natürlich laut. Wenn unsere Kinder am Nachmittag spielen, dann sind sicher auch welche zu laut. Wir im Morgenland gelten halt eher als Abendmenschen, das mag auch ein bisschen mitspielen, dass wir nicht MFG 02.15

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SANKT ISLAM IN ZEITEN DES TERRORS

GLAUBE. Was denn der richtige Glaube im Islam ist, hängt von der Religionsschule ab. Die zukünftige Ausbildung für Imame ist somit ein zentrales Thema für die Gemeinschaften.

immer die besten Nachbarn sind. Aber deswegen sind wir ja nicht integrationsunwillig. Und wenn wir anlässlich hoher Feiertage eine türkische Fahne aufhängen, dann hängt daneben die österreichische Fahne. Oft heißt es, dass im Islam die Frauen unterdrückt werden. Dabei hat der Islam sogar vor dem Christentum wesentliche Frauenrechte eingeführt. Die Rolle der Frau ist nicht vor einem religiösen Hintergrund zu sehen sondern eher vor einem sozioökonomischen. Wenn Gesellschaften reicher und gebildeter werden, dann geht das Patriarchalische eher verloren – das ist auch gut so. Unsere Gemeinschaft hier ist für Männer und Frauen, nur beim Beten gibt es, entsprechend dem islamischen Brauch, getrennte Räume für Frauen und Männer. Und wenn Sie hier in die Runde sehen und nur ältere Männer sehen, dann hat das eher mit der Uhrzeit zu tun. Die Frauen sind wohl zu Hause, betreuen Kinder oder Enkelkinder, während die Männer oft Schichtarbeiter sind und darum vielleicht gerade frei haben. Manche sind arbeitslos und finden hier gesellschaftlichen Anschluss. Am Wochenende ist der Frauenanteil gewaltig hoch, dann haben die Frauen das Kommando. Wir betonen auch immer, dass der Islam ein friedlicher Glaube ist. Wenn jemand Anschläge auf eine Zeitung 40

oder auf Juden verübt, dann kann er das nie mit dem Islam rechtfertigen. Der Islam ist gegen Gewalt, gegen Tötung. Der Islam akzeptiert alle Propheten und alle Religionen. Wir als Menschen haben darum auch nicht die Freiheit um uns über Propheten lustig zu machen, aus Respekt vor diesen! Aber daraus lässt sich nie eine Rechtfertigung für Gewalt ableiten! Über den 14-jährigen St. Pöltner Jugendlichen, der angeblich mit Extremismus sympathisiert hat und nun in U-Haft sitzt, können wir nichts sagen. Wir kennen ihn nicht, haben nur gehört, dass er wenig Ahnung vom Islam hatte und dann von Fremden auf eine falsche Ideologie angesetzt wurde. Aber wir würden ihn gerne bei uns integrieren, ihm vermitteln, was den Islam wirklich ausmacht. Man sieht, wie schnell es gehen kann, wenn jemand keine Ahnung hat. Bei unseren Mitgliedern kann so was nicht passieren, wir haben keine radikalen Gläubigen unter uns. Abschließend spreche ich mit Mehmet Mercan, Obmann und Seelsorger der St. Pöltner Aleviten-Gemeinde. Gegründet wurde der ehrenamtliche Verein 1988 mit 40 Mitgliedern, heute sind es ca. 600. Rund 1.500 Menschen in der Region zählen zur Alevitischen Glaubensgemeinschaft.

Der alevitische Glaube hat zwar die gleichen Wurzeln wie der Islam, jedoch trennen uns dann doch große Unterschiede. Wir denken, dass Gott in jedem Menschen wohnt, darum beten wir nicht in eine Himmelsrichtung sondern im Halbkreis uns selbst zugewandt. Es gibt keine Kleidungsvorschriften. Und zu den Machern von „Charlie Hebdo“: Die haben alle Religionen gleich kritisiert – das dürfen sie. Auch wenn ich bei den Karikaturen Verantwortungs- und Fingerspitzengefühl vermisst habe, so darf das doch nicht zu Gewalt führen! Die Finanzierung von Religionsgemeinschaften aus dem Ausland ist problematisch, da gab es in den letzten Jahrzehnten zu viel Glaubensdogmatik, zu wenig Einfühlungsvermögen in die lokale Community. Es haben zwar alle vom Dialog geredet, aber ihn nicht geführt. Ein schönes Beispiel für erfolgreichen Austausch zwischen den Religionsgemeinschaften ist das jährliche Fest der Begegnung, das Sepp Gruber organisiert. Da kommen alle zusammen und haben mal einen Anlass, sich auszutauschen. Erleben Menschen aber, dass sie ausgegrenzt werden, laufen sie eher Gefahr, sich zu radikalisieren. Das sieht man derzeit leider an allen Ecken. Natürlich wird es auch in St. Pölten Sympathisanten für radikale Ideen geben. Wir plädieren darum dafür, dass man Kinder religiös bildet. Wir sagen: Bringt sie zum Religionsunterricht, damit sie eine Ahnung haben! Wer seinen Glauben nicht kennt, der ist anfällig für Extremisten. Der arme 14-jährige Schüler wurde von Fanatisten sogar zum Feind seiner eigenen Volksgruppe gemacht. Er hat alevitische Wurzeln, sympathisiert aber nun angeblich mit dem sunnitschen IS, der der Reihe nach Aleviten abschlachtet. Das Gelingen von Integration ist das Eine, das Überwinden von Angst und Vorurteilen das Andere. Ein ehrliches Gespräch zwischen Menschen mit unterschiedlichem Glauben und Background kann dabei die Welt verändern. Man muss sich nur trauen!


TEXT: Sascha Harold | Fotos: ZVG

Irgendwo im nirgendwo

St. Pölten wählt bekanntlich erst in einem Jahr, doch das erstmalige Antreten neuer Parteien zeichnet sich schon jetzt ab. Wer sie sind und was sie wollen, erfahrt ihr hier.

PIRATES OF ST. PÖLTEN. Mögliche Themen: Transparenz und Bürgerbeteiligung.

I

m Speziellen geht es um drei Parteien, die bereits – mal mehr, mal weniger – Erfolge in den Wahlen der vergangenen Jahre hatten.

DIE NEOS Zum Ersten wären da die pinken NEOS. Bei den heurigen Gemeinderatswahlen in Niederösterreich erreichten sie beispielsweise in der Gemeinde Guntramsdorf respektable zehn Prozent und punkteten vor allem mit dem Thema Finanzen. MFG hat mit Wolfgang Grabensteiner, Regionalkoordinator der NEOS für St. Pölten, gesprochen, um zu eruieren, welche Pläne man für die St. Pöltner Wahlen 2016 hat: Gleich vorweg stellt er fest, dass ein Antreten gesichert sei, Kandidaten aber noch nicht genannt würden. Lediglich sein eigener Name dürfe gerne abgedruckt werden, wenn „ich auch nicht in erster Reihe stehen werde.“ Angesprochen auf potenzielle Wahlkampfthemen gerät er in einen Redefluss. Vom Glanzstoff­areal, über die Kopalkaserne und natürlich die gerichtsanhängigen SWAP-Geschäfte ist einiges dabei. Vor allem der Stil der regierenden SPÖ stört ihn, konkret nennt er die Situation rund um das Hotel „Alt Wien“. Der leerstehende Bau kam vor einiger Zeit als Asylquartier für minderjährige Flüchtlinge ins Ge-

PINKIFIZIERUNG. Ihr

Antreten ist gesichert, Kandidaten werden jedoch noch nicht genannt.

spräch, Grabensteiner selbst hatte darauf mehrmals bestanden – allerdings wochenlang keine Reaktion bekommen. „Nach letztem Stand scheint es jetzt was zu werden, aber wochenlang keine Rückmeldung von der Stadt zu bekommen, ist bei so einem wichtigen Thema nicht lustig“, gibt er sich ob des Kommunikationsstils enttäuscht. Das sei nicht zuletzt der Grund, warum es definitiv eine NEOS-Liste bei den anstehenden Wahlen geben werde. TEAM STRONACH Mit dem Team Stronach gibt es eine zweite wirtschaftsliberale Partei, die vor hat, in St. Pölten anzutreten. Die heurige Gemeinderatswahl in Nieder­ österreich wurde zwar ausgelassen, aber gerade in St. Pölten könne man „gut Fuß fassen“, so Walter Rettenmoser. Auf die Frage nach dem „warum?“ kommt zunächst die Erläuterung der Werte des Team Stronachs: Wahrheit, Ehrlichkeit und Fairness. Dann folgt der Verweis auf das medienbekannte Gerichtsschauspiel zwischen St. Pölten und der Raiffeisen. Mangelnde Transparenz um das Entstehen der Geschäfte sei das Grundproblem gewesen, so Rettenmoser. Ein weiteres Problem seien ausgelagerte Gesellschaften der Stadt – allerdings wird nicht weiter darauf eingegangen, welche das in St. Pölten konkret sind.

STRONACHS WERTE.

Wahrheit, Ehrlichkeit und Fairness sind Gründe für das Antreten in St. Pölten.

Angesprochen auf mögliche Kandidaten gibt sich Rettenmoser schweigsam, man wolle niemanden verheizen, „aber es gibt zwei konkrete Kandidaten.“ DIE PIRATEN Zu guter Letzt gelangen wir zu den Piraten, um die es in letzter Zeit medial merklich stiller geworden ist. Auch sie haben vor in St. Pölten anzutreten, konkreten Beschluss dazu gibt es allerdings noch nicht. Walter Bonhardi ist im Landesvorstand der Piratenpartei in Niederösterreich und bei den Landtagswahlen 2013 im Bezirk Gänserndorf angetreten. Mögliche Themen in St. Pölten seien die „klassischen Piraten-Themen: Transparenz und Bürgerbeteiligung.“ Auch eine Kooperation mit anderen Parteien sei vorstellbar. Zur konkreten Stadtpolitik kann er wenig sagen, einen möglichen Spitzenkandidaten für die anstehende Wahl gebe es nicht – jedenfalls „nichts Spruchreifes.“ Im Moment befinden sich die Parteien also irgendwo zwischen Themenfindung und Kandidatensuche, konkret wird es dabei (noch) selten. Aber in einem Jahr werden dann plötzlich alle ganz genau wissen, wie es um St. Pölten bestellt ist oder sein soll ...

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KOMMUNISTISCHE PARTEI ST. PÖLTEN

Und es gibt sie doch Es gab schon mal bessere Zeiten für die KPÖ in St. Pölten. Dieser Eindruck drängt sich dem Besucher nahezu auf, wenn man im Hauptquartier der Kommunistischen Partei St. Pölten in der Andreas-Hofer-Straße zu Gast ist.

E

inzig und allein der Landesparteisekretär der kommunistischen Partei Niederösterreichs Erich Stöckl verrichtet hier hauptberuflich seine Arbeit. Zwischen der, die sechziger und siebziger Jahre atmenden Büroeinrichtung einlogiert, verfolgt der gemäßigte Linke, wie er sich selbst bezeichnet, umtriebig seine Vision nach einer besseren, gerechteren Gesellschaftsordnung. Agitationsplakate an den Wänden und den hohen, palaisartigen Türen zeugen von der aktuellen Tätigkeit, den politischen Positionen der Kommunistischen Partei. „Rettungsschirme für Menschen statt für Banken“, „Widersprechen auch im Parlament“ und „Privatisierungen stoppen“ ist da etwa zu lesen. Viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter gibt es nicht mehr, der Parteiapparat ist nach dem verlorenen NOVUMProzess der KPÖ, den sie gegen das wiedervereinigte Deutschland führte und 2003 endgültig verlor, mehr oder weniger auf freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgebaut. Denn nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin in letzter Instanz ging der KPÖ ein dreistelliger Millionenbetrag verlustig. Das zog den Ausverkauf der einst reichen Partei nach sich, ein Kahlschlag unter den Angestellten folgte, der Globus-Verlag wurde etwa aufgelöst und etliche Immobilien verkauft. „Wir haben beim Prozess den Eindruck gehabt, dass sich der deutsche Staat auf die Richter draufgesetzt hat“, erinnert sich Stöckl an jene für die gesamte Partei schicksalhaften Tage. Getroffen hat das umstrittene Ur42

teil natürlich auch das St. Pöltner Büro, wo neben der Parteizentrale früher auch die Redaktion der St. Pöltner Nachrichten, eines Teiles der NÖ Rundschau, die damals vom kommunistischen Globus-Verlag herausgegeben und 2000 vom Niederösterreichischen Pressehaus übernommen wurde, residierte. Herrschte ehemals hektische Betriebsamkeit, arbeitet Stöckl nun weit jenseits der 40-Stunden-Woche, um das Wunschbild einer sozialistischen Gesellschaft auf demokratischem Wege zu verwirklichen. So ruhig war es um die KP in St. Pölten aber nicht immer, schließlich stellte man auch einmal den Bürgermeister in der Stadt. Vor 70 Jahren, als Franz Käfer, damals als Heizer bei der Glanzstoff tätig, vom russischen Stadtkommandanten am 13. Mai 1945 zum obersten Bürger der Stadt ernannt wurde. Käfer, 1891 in Ederding bei Herzogenburg geboren, war schon 1927 als Sozialdemokrat in den Gemeinderat gewählt worden und seit 1932 Schutzbundkommandant von Wagram. Während des österreichischen Bürgerkrieges, der Februarkämpfe 1934, wo der „rote“ Republikanische Schutzbund der Exekutive der Diktaturregierung von Engelbert Dollfuß und den Heimwehrverbänden gegenüberstand, wurde Käfer verhaftet. Nach seiner Freilassung trat er der seinerzeitig verbotenen KPÖ bei. Ein in diesen Tagen und Jahren oft erlebbares Phänomen, dieser Wechsel von der Sozialdemokratie zur KPÖ. Davon kann auch der St. Pöltner Kulturdoyen Helmut Weber

berichten: „Mein Vater war in den 30er-Jahren sozialdemokratischer Gemeinderat in St. Pölten, nach den Februarunruhen wechselte er zu den illegalen Kommunisten und wurde später Stadtrat in Berndorf.“ Der gemäßigte politische Kurs war vielen ehemaligen sozialdemokratischen Anhängern ein Dorn im Auge. In dieser ursprünglichen Nähe, beide Lager gründeten sich ideologisch mehr oder weniger auf dem Kommunistischen Manifest, sieht Erich Stöckl auch den Grund der bis weit in die 80-er Jahre auftretenden Spannungen zwischen Sozialdemokratie und der Kommunistischen Partei in St. Pölten: „Im Grunde hatten unsere Politiker mit den Vertretern der Volkspartei ein besseres Gesprächsklima. Daran waren nicht nur unsere Leute schuld, und es war nicht überall in den Gemeinden so.“ Aber noch einmal zurück zu Franz Käfer, der in den Kriegsjahren auch mehrere Jahre im KZ Buchenwald inhaftiert war. Die Gemeinderatsprotokolle seiner Bürgermeisterzeit lassen den Eindruck eines sehr konstruktiven und sachlichen Arbeitsklimas erkennen. Als er amtierte, saßen zehn Vertreter der KPÖ, zehn Vertreter der SPÖ und sechs der ÖVP in St. Pöltens Stadtparlament. Diese Phase könnte man auch als eine Glanzzeit der Kommunistischen Partei St. Pöltens bezeichnen, weil man beim Wiederaufbau der Stadt federführend beteiligt war. „Wir dürfen aber auf keinen Fall die vielen kommunistischen Widerstandskämpfer vergessen, die ihren Kampf für ein freies Österreich


TEXT: Andreas Reichebner | Interview: Sascha Harold | Fotos: Simon Höllerschmid

Last man standing. In der Parteizentrale der KPÖ in St. Pölten verricht einzig Landesparteisekretär Erich Stöckl hauptberuflich seine Arbeit.

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NOSTALGIE. Zwischen gescheiterter Utopie und dem Ideal einer gererechteren Gesellschaft: „Wir sind schon lange keine Partei wie in den 50er- und 60er-Jahren.“

und gegen das nationalsozialistische Regime mit dem Tode bezahlt haben“, so Stöckl. Dabei könnte er an Persönlichkeiten wie den St. Pöltner Franz Schmaldienst gedacht haben. Der Onkel des schon erwähnten Helmut Weber wurde 1943 mit zehn weiteren Angeklagten aus St. Pölten und Traisen wegen Vorbereitung zum Hochverrat geköpft. Oder an den kommunistischen Glanzstoff-Arbeiter Anton Klarl, der in der bekannten Widerstandsgruppe Kirchl-Trauttmansdorff gegen den Nationalsozialismus in St. Pölten, führend agierte. Verraten von einem Spitzel, wurden die Mitglieder der Gruppe verhaftet und am 13. April im Hammerpark, zwei Tage vor Einmarsch der Roten 44

Armee, von zwölf SS-Angehörigen mit Genickschuss ermordet. Dieser aus jenen Tagen immanente Antifaschismus ist noch immer im Parteiprogramm der KPÖ prominent vertreten. „Wir sagen: Gib Nazis keine Chance“, kann Stöckl aus dem Forderungsprogramm der KPÖ 2007 anlässlich ihre 90-jährigen Bestehens zitieren. Seit der Gemeinderatswahl 1950, wo der amtierende Bürgermeister Franz Käfer mit dem Linksblock (LB), einer Wahlgemeinschaft aus Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) und der Linkssozialen Partei, antrat, ging es aber stetig bergab. Erreichte man damals noch sieben von 42 Mandaten – der Sozialdemokrat

Wilhelm Steingötter wurde zum Bürgermeister gewählt –, musste sich die KP St. Pölten fünf Jahre später mit fünf Mandaten begnügen. Die Wahlgemeinschaft Österreichische Volksopposition (VO), aus KPÖ und der Linkssozialen Partei, trat ebenfalls noch unter Franz Käfer an. 1960 gab es für die KPÖ, wieder unter Käfer, abermals fünf Mandate, 1965 fiel man auf vier Mandate zurück, 1970 auf zwei Mandate. Diese hielt man bis 1977, danach gab es bis 1986 ein Mandat. Beim Urnengang im Jahre 1986, die KPÖ wurde vom Journalisten Ludwig Marzi angeführt, verlor man das letzte Mandat – lediglich an die 30 Stimmen fehlten auf den Einzug in den Gemeinderat. Seitdem ist man darin nicht mehr vertreten. 1991 versuchte es Marzi mit dem Projekt „Linke Hauptstadtliste“, 1996 und bei der Nachwahl 1997 standen Rudolf Wilhelm und der Journalist Dieter Parzer einer „Offenen Liste der KPÖ“ vor und 2001 schaffte die KP mit Wilhelm und Josef Stingl nur mehr 0,83 Prozent der Stimmen. Seitdem ist die KP St. Pölten bei Gemeinderatswahlen nicht mehr angetreten und Rudolf Wilhelm gilt als der letzte KP-Chef von St. Pölten. „Dabei haben wir durchaus immer glänzende Kommunalpolitiker in unseren Reihen gehabt“, denkt Stöckl da an den Stadtrat Anton Eder, „der war gewieft, hat sehr viel Gespür und Erfahrung gehabt, hat sich etwa mit Budgetierung seht gut ausgekannt.“ Die Partei, auch die St. Pöltner Abteilung, musste ob ihrer Nähe zum sowjetischen Kommunismus immer wieder viel Kritik einstecken. „Beim Aufbau der KPÖ hat man viele stalinistische Strukturen übernommen“, so Stöckl, ist er sich der sehr umstrittenen Zeit bis in die Siebziger-Jahre bewusst. Anfangs dieses Jahrzehnts forderte man aber die Überwindung der kapitalistischen Gesellschaft erstmals mit einem „Sozialismus in Österreichs Farben“. Noch einen Schritt weiter ging man dann 1994 im politischen Papier „Grundzüge einer Neuorientierung“. Dort er-


Und es gibt sie doch

» Der junge Kommunist

Mit 18 Jahren wurde Samuel Seitz zum Bezirkssprecher der KPÖ St. Pölten gewählt. Wir plauderten mit dem Politiker über kommunistische Vergangenheitsbewältigung, linke Politik und griechische Euphorie.

Wie kamen Sie als sehr junger Mensch zur KPÖ? Mir ist früh aufgefallen, dass viele Dinge schief laufen. Auch anderen Leuten fällt das auf, nur meistens geben sie sich damit zufrieden – es fehlt der Wille etwas zu ändern. Da habe ich beschlossen, dass man nur von der politischen Seite her etwas ändern kann und das war letztlich meine Motivation in die Politik zu gehen. Zur KPÖ bin ich durch einen Artikel über die steirische KPÖ gestoßen. Dort gibt es eine Gehaltsobergrenze für Mandatare, die etwa bei 2.200 Euro liegt. Alles darüber geben sie ab in einen Sozialfonds und ich hab mir gedacht ja, so kanns funktionieren. Und zum Alter: Es gibt ein paar Leute in meinem Alter, also ganz so schlimm ist der Altersschnitt nicht. Aber ich bin das jüngste Mitglied in St. Pölten und ich war sogar eine zeitlang das jüngste Mitglied der KPÖ bundesweit.

Bei der EU-Wahl sammelten Sie erste WahlkampfErfahrung? Es war nicht mein erster Wahlkampf, nur der erste, bei dem ich auf der Liste stand. Was ich mitnehmen kann ist, wie

Erneuerung. Weder Stalin-Bilder im Keller noch ein Leben in Saus und Braus Dank der DDR-Millionen.

man das aufzieht. Wie man an Leute auf der Straße herangeht,

aus Fehlern soll man ja lernen. Damals war für uns die Hypo wich-

Während sich andere vom Kommunismus abgrenzen, trägt ihn die KPÖ im Namen. Schreckt das nicht auch ab? Die Kommunismuskeule trifft alle, die irgend-

tig, das ist an den Leuten aber vorbei gegangen. Sie merken es

wie links sind. Das wirft man ja auch den Grünen vor, obwohl die

wie man Wahlkämpfe organisiert, welche Themen die Leute interessieren ... etwas, das im EU Wahlkampf nicht geklappt hat. Aber

zwar schon und es regt sie auf, aber das ist so weit weg von ihrer

weit weg von kommunistischen Positionen sind. Es ist eine Sache

Lebensrealität, da redet man relativ schnell an den Leuten vorbei.

der Ehrlichkeit und Offenheit, dass wir immer noch als KPÖ antreten. Es stimmt natürlich, um bei der Vergangenheit zu bleiben,

Für die europäische Linke gibt es ja derzeit genügend Themen. Wie steht die KPÖ zum TTIP-Freihandelsabkommen? Wir lehnen es natürlich ab. Was uns daran

hat – im Sinne falsch verstandener Solidarität. Aber unter dem Na-

am Heftigsten stört, ist das Klagsrecht für Konzerne. Sollte das

reich passiert, vor allem der antifaschistische Widerstand wurde zu

durchgehen, könnte ein amerikanischer Konzern, wo Bezahlung

75 % von der KPÖ getragen, was noch immer Bedeutung hat.

dass die KPÖ sich zum Teil mit Diktaturen auf ein Packerl gehaut men Kommunistische Partei ist auch sehr sehr viel Gutes in Öster-

und Sozialleistung meist schlechter sind, das in Europa einklagen. Was völlig absurd ist.

Wurde die Griechenland-Wahl diskutiert? Es waren

Wurde die Vergangenheit genügend aufgearbeitet? In der KPÖ ist sie definitiv den weitaus meisten bewusst. Die Aufarbeitung ist zu einem großen Teil passiert, sie passiert teilweise

alle froh darüber, dass es nach langer Zeit gelungen ist einen lin-

immer noch und ich würde sagen, dass die KPÖ ihre Geschichte

ken Wahlsieg zu verbuchen. Die Meinungen, vor allem jetzt nach

sehr gut aufgearbeitet hat. Wenn man mit Leuten spricht, die da-

der Regierungsbildung mit den rechtspopulistischen ‚Unabhän-

mals dabei waren, merkt man das auch. Da gibts niemanden der

gigen Griechen‘, schwanken aber zwischen notwendiger Solida-

„Yeah, Stalin!“ ruft. Aber dieser Aufarbeitungsprozess ist nach au-

rität und Resignation. Aber die Euphorie überwiegt. Letztlich war

ßen hin wenig kommuniziert und wahrgenommen worden. Also

es die einzig mögliche Regierung, die wirklich etwas gegen Spar-

wenn man mit Leuten auf der Straße spricht, dann meinen die

diktate und Sozialabbau unternehmen kann. In der europäischen

noch immer, dass bei der KPÖ im Keller die Stalin-Bilder hängen

Wirtschaftspolitik läuft derzeit einiges falsch, eine neue Politik ist

und sie von den DDR-Millionen lebt. Ist natürlich Blödsinn.

notwendig. Mit dem erneuten Mitarbeiterabbau bei der Voith gibt es ja auch in St. Pölten die Notwendigkeit etwas zu ändern.

Was kann man tun, wenn ein Konzern mit Sitz in Deutschland dorthin seinen Fokus richten möchte?

Zur Gegenwart: Gibt es Bestrebungen bei den Gemeinderatswahlen im nächsten Jahr anzutreten? Ja, die gibt es. Es ist ziemlich sicher, dass wir antreten. Die Frage die sich stellt ist, in welcher Form wir antreten. Derzeit suchen wir

Das Sinnvollste ist den Betriebsrat, der angekündigt hat dagegen

nach möglichen Bündnispartnern, die den Wahlkampf mit und

vorzugehen, zu unterstützen. Weil das nicht nur für St. Pölten, son-

gemeinsam bestreiten, weil von null wieder reinkommen sehr

dern vor allem für die betroffenen Mitarbeiter katastrophal ist.

schwer ist. Das letzte Mal sind wir ja 2001 angetreten.

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Und es gibt sie doch

50:50 Joker

Tina

Foto: Gottfried Watzinger

Bei Schuhen ist es leicht, entweder sie passen, oder sie passen nicht. Bei Taschen schon etwas schwerer: Sind sie groß genug um alles unterzubringen, klein genug um nicht nach Reisetasche auszusehen, haben sie die richtige Farbe, schönes Material und auch noch die passende Marke? Frauen und ich im Besonderen können mit dieser Frage schon Stunden verbringen. Ganz zu schweigen von der Farbe des Nagellackes, der schmackhaftesten Nespressokapsel oder der Frisur. Hilfreich dabei ist natürlich, dass man alles ausprobieren kann. Das hilft auch sehr bei der Wahl des Mannes. Man kann mit ihm zusammenziehen, seine Standfestigkeit auf die Probe stellen, indem man ihn zum Taschenkauf mitnimmt, den Grad der gemeinsamen Kongruenz bei der Wahl der Nespressokapsel feststellen und sich schließlich entscheiden. Dann wirds wieder schwieriger: Kinder – ja, oder nein? Und wenn ja, wann? Hier ist man ganz auf die Erfahrungsberichte der Freundinnen angewiesen, aber wer ist da schon wirklich je ehrlich gewesen? Keine mir bekannte Mutter würde mal eben so – backoffice – erzählen, dass ihr Satansbraten die größte Fehlentscheidung ihres Lebens war und sie lieber heute als morgen wieder young, free and single wäre. Überall hört man nur: Also ich könnte mir mein Leben ohne mein (Name des Kindes hier einsetzen mit -mausi angehängt) gar nicht mehr vorstellen! Ist erstmal diese Hürde genommen und man ist endlich glücklich verheiratet mit dem richtigen Mann und hat das perfekte Mausi dazu wird´s aber nicht leichter! Wohnung oder Haus? Und wenn Haus, welches und wo? Und ist das Haus erstmal gefunden steht man dann irgendwann vor dieser Frage, vor der ich gerade stehe: „Wollen Sie jetzt den geölten oder den versiegelten Parkettboden?“ Hilfe! Kann ich einen Freund anrufen?

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AUSHÄNGESCHILDER. Einer von wenigen prononcierten österreichischen Kommunisten. Der Kunstschaffende Kurt Palm kandidierte 2006 für die KPÖ.

folgte endlich die ausnahmslose Distanzierung vom Stalinismus und die Installierung des Denkansatzes einer sozialistischen Gesellschaft, erreicht auf demokratischem Wege. „Wir sind schon lange keine Partei wie in den 50er- und 60er-Jahren“, zeigt Stöckl jenen unbeugsamen und idealistischen Geist, der moderne Linksparteien in vielen europäischen Ländern, wie etwa Griechenland und Spanien wieder für das Volk wählbar machen lässt. Allein, beim österreichischen Volk ist es noch nicht angekommen. Zu sehr verhaftet ist hier das Bild des bösen und radikalen Kommunisten. Zu wenig Information dringt nach Stöckls Meinung ins heimische, kollektive, politische Verständnis. „Obwohl wir nicht viele personelle Ressourcen stellen können, hatten wir aber 2004 einen erheblichen Anteil bei der Gründung der Europäischen Linkspartei“, sieht Stöckl, der nie radikal war und eher mit besseren Argumenten überzeugen will, eine neue Chance für die Linke. Schließlich ist der linke Zusammenschluss die fünftstärkste Partei im Europäischen Parlament. Alexis Tsipras, Syriza-Chef, derzeitiger griechischer Ministerpräsident und zugleich stellvertretender Parteivorsitzender der Europäischen Linken, war etwa im September 2013 zu Besuch bei der KPÖ. „Wir genießen als kleine Partei

hohes Ansehen im europäischen Raum“, gibt sich Stöckl sichtlich stolz, „in den letzten ein, zwei Jahren kommen wieder mehr Leute zu uns, wollen sich informieren, möchten Kontakt. Hauptsächlich sind es Schüler und Studenten aus dem mittelständischen Bereich, einer davon, der 18-jährige Samuel Seitz wurde gerade zum Bezirkssprecher der KPÖ St. Pölten gewählt „Die Leute sind auf der Suche, spüren, es geht in den Graben. Viele stellen sich die Frage, wie kann man den Kapitalismus erträglicher machen, wie kommen wir zu einer gerechteren Gesellschaftsordnung“, so der moderate Erich Stöckl. Nur, dass auch die Kommunistische Partei dafür praktizierbare Lösungen anbieten könnte, daran glauben die österreichischen Wähler nicht sehr. Bei den letzten Nationalratswahlen 2013 erreichte die KPÖ gerade mal knapp über ein Prozent der Stimmen. Ja, in Österreich Kommunist zu sein, ist keine leichte Sache. Das gilt auch für Erich Stöckl, der Zeit seines Lebens mit gesellschaftlichen Ressentiments zu kämpfen hatte. Auch wenn man in jener Stadt sitzt, „in der es meines Wissens schon 1918 eine kommunistische Gruppe, also kurz nach der Oktoberrevolution in Russ­ land, gegeben hat.“


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MFG KULTUR

Menschen wie ich! Ob Bankdirektor, Augustinverkäufer, Professorin, Flüchtling, Bettler, Kunstschaffende oder Wirtschaftstreibender, ob Politiker oder griechischer Wirt – wenn man mit Helmut Weber durch die Straßen St. Pöltens geht, entdeckt man eines sofort: Er kennt sie alle – und sie kennen ihn!

V

om St. Pöltner Kulturprofi Helmut Weber – so nannte ihn erst jüngst sein langjähriger, journalistischer Wegbegleiter Franz Inreiter – gibt es viele Geschichten zu berichten. Und beleibe, er kann – die Menschen, die ihn kennen, wissen das – mindestens doppelt so viele selbst erzählen. Diese hier ist jene vom einfachen Arbeiterkind, das sich zu einem der bekanntesten St. Pöltner und praktizierenden Humanisten entwickelt hat. Die Geschichte von Helmut Weber selbst, aus den Augen eines Freundes. Junge Jahre in Berndorf Es gibt eine Begebenheit in Webers 48

jungen Jahren, die mir signifikant für sein Wesen erscheint. Man schrieb das Jahr 1938 in Berndorf, wo die Familie von St. Pölten hinzog, weil Vater Walter in der Hirtenberger Patronenfabrik Arbeit fand – zu dieser Zeit ein Glücksfall. Klein-Helmut skandierte bei einer Parade mit gehobener Hand für den Führer und, wie er es von seinem Vater, der bis zum Bürgerkriegsjahr 1934 sozialdemokratischer Gemeinderat in Berndorf und danach illegaler Kommunist war, daheim so gehört hatte: „Ein Volk, ein Reich, ein Theater …“ Den Führer hatte man zu Hause immer weggelassen. Damals also schon machte sich sein kritischer, antifaschistischer Charakter, der sich

noch heute gegen jede Art von Ungerechtigkeit und Unterdrückung äußert, bemerkbar, wenn auch zu jener Zeit nur unbewusst. „Ich habe aber großes Glück gehabt, dass ein Bekannter, ein illegaler Nazi, mich, den kleinen Widerstandskämpfer, nicht verraten hat“, wie sich Weber später schmunzelnd des Öfteren an diese Begebenheit erinnert. So kann der aufgeweckte Junge 1941 die 1. Klasse in der Krupp Knabenschule im maurischen Klassenzimmer besuchen. Damals lernt er in den späten Kriegstagen die Bestialität und Unmenschlichkeit des nationalsozialistischen Regimes und des Krieges kennen. Schaudernd vor Abscheu erinnert er sich an die nicht enden wollenden Züge ungarischer KZ-Häftlinge, die zu Tode marschieren mussten, und eingebrannt hat sich in seinem Gedächtnis auch das Bild eines am Hals zu Tode strangulierten Jungendlichens. Dieser hatte eine Tafel mit den handgeschriebenen Worten um den Hals hängen: „Ich habe meinen Führer verraten.“ So sozialisiert, ist eine seiner obersten Maximen: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Auschwitz.“ Für jüngere Generationen ursprünglich kaum nachzuvollziehen, wird diese unbeugsame Einstellung durch die Ereignisse der letzten Monate – Terroranschläge auf jüdische Einrichtungen mitten in Europa und die Genozide, die Mörderbanden unter Andersgläubigen und -denkenden verüben – wieder aktueller denn je. Als 1945 die Russen in Berndorf Einmarsch halten, gehen der 10-jährige Helmut und sein Papa der roten Armee mit weißer Fahne entgegen. Ein Bekannter kann dabei Russisch und „so haben die Soldaten mit uns Wurst und Brot geteilt“. Die Kehrseite der Medaille, brutalste Übergriffe an der Bevölkerung, blieb Helmut aber schon damals nicht verborgen. Mit Hilfe eines aufbewahrten Kalenders der Familie in diesen Jahren ruft er sich viele vergangene Ereignisse immer wieder ins Gedächtnis. Dieses Bewahren von historisch wertvollen Schriften, Bildern und Objekten ist


TEXT: ANDREAS REICHEBNER | Fotos: Simon höllerschmid, zvg

eines seiner Steckenpferde – zahllose Ausstellungen und auch das Stadtarchiv hat er mit wichtigen Erinnerungstücken schon unterstützt. Erinnern und daraus Konsequenzen und Lehren ziehen, das wird Helmut auch in seiner journalistischen Karriere immer wieder in den Vordergrund stellen. Auf nach St. Pölten Aber so weit sind wir noch nicht. Der heute 80-Jährige macht 1954 zunächst einmal die Matura und will Deutsch und Geschichte studieren. Aber Geld ist knapp, daher ist er froh, als ihn sein Bruder Walter ins VoithKinderheim, das von der sowjetischen USIA-Verwaltung betrieben wird, als Erzieher holt. Ohne Ausbildung, aber mit unendlicher Herzenswärme, wird er zum beliebten Betreuer. Nach dem Staatsvertrag verliert er seinen Job und bewirbt sich bei der ÖBB. Trotz Einstufung als Kommunist, was ihm viele Nachteile bringt (Weber tritt später aus Protest gegen den Einmarsch in Prag 1968 aus der Partei aus), schafft er es bis zum Bahnhofsvorstand am St. Pöltner Alpenbahnhof. Im Laufe seiner Bahnkarriere hilft er, auch wenn manchmal nicht ganz den strengen Regeln entsprechend, vielen Menschen. Dem bloßfüßigen Portugiesen, der nach Zürich wollte, oder dem Maler, der gar seine gemalte „Hl. Johanna“ bei ihm für seine Hilfestellung zurückgelassen hätte. Nicht bei Weber, denn Hilfsbereitschaft, ohne dafür eine Gegenleistung dafür zu verlangen, ist für ihn selbstverständlich. „Mitte der 60er-Jahre hat mich dann mein Bruder zu den St. Pöltner Nachrichten geholt, da gab es keine Kulturseite. Die habe ich aufgebaut“, so Weber, der schon immer kunst- und kulturaffin war. Von da an ist er aus der gesellschaftlichen und kulturellen Szene in St. Pölten nicht mehr wegzudenken. Er sieht viel, erweitert seinen

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Horizont und kann, Gedächtnis sei Dank, dem erstaunten Schreiber dieser Zeilen noch heute die Besetzungen der kulturellen Events, die er über die Jahrzehnte gesehen hat, beinahe lückenlos aufzählen. Weber lebt im Geiste der Personen, die als Sozialdemokraten, ChristlichSoziale und Kommunisten damals im 45er-Jahr, wie er sagt, „Berndorf aus dem Gatsch gezogen haben.“ Quer über alle Unterschiede der Religion, Hautfarbe hinweg sieht er sich den Menschenrechten verpflichtet: „… so ist jeder Mensch vor dem Gesetz gleich …“ Wenn er einen Bettler sieht, dann kauft er ihm etwas zu essen, wenn er afghanischen Flüchtlingskindern begegnet, versorgt er sie mit Spielzeug. Er lädt armenische Familien zu einem Kinobesuch eines Filmes, der sie mit ihrer Geschichte konfrontiert. „Menschen wie ich“, ist seine Devise, und denkt dabei auch immer wieder an seinen Onkel Franz Schmaldienst, der 1943 als Mitglied einer Untergrundbewegung und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus von der Gestapo hingerichtet wurde.

Helmut Webers Geschichte ist auf den ersten Blick eine vermeintlich ganz normale und zugleich eine ganz besondere, weil der Mensch dahinter ein außergewöhnlicher ist: Erstens erzählt seine Geschichte anhand eines Einzelnen die Historie eines ganzen Landes, zweitens erzählt sie davon, dass man mit Menschlichkeit viel bewirken kann und drittens, dass soziales und gesellschaftspolitisches Engagement auch im privaten Bereich sinnvoll ist und die Humanisten und kritischen Geister zum Glück noch nicht ausgestorben sind … und … und … Wie sagt Weber schmunzelnd, wenn er einmal, was nicht oft vorkommt, seinen Unmut zeigen will: „Du hast Begräbnisverbot!“ Ich, der ihn bei den St. Pöltner Nachrichten als junger Kulturredakteur kennenlernen durfte und seit Jahren als Freund begleiten darf, verbiete mir ohnedies die nächsten zwanzig Jahre sein Begräbnis, weil, so wie Helmut geistig und körperlich fit ist, er wahrscheinlich meines erleben wird.

Zeit der Pension In seiner Pension ist er schwer beschäftigt, er gibt literarische Lesungen, tritt als Nikolaus auf, initiiert und unterstützt Mahnmale für Widerstandskämpfer und sucht jederzeit humorvolle und tiefgehende Gespräche. Das kann manchmal auch anstrengend sein, fordernd – als Scheherazade hätte er keinerlei Probleme tausend und eine Nacht zu erzählen – aber es ist in den meisten Fällen befruchtend. Dass er dabei noch immer für seine Familie – Frau Eva, vier Kinder Gerhard, Irene, Sascha und Nadja, vier Enkelkinder Beate, die Drillinge Bettina, Stefan und Bernhard – jede Menge Zeit aufbringt, ist auch aufgrund seines fortgeschrittenen Alters eine Sensation.

„Menschen wie ich.“ Helmut Weber redet nicht nur davon, sondern er lebt dieses Motto auch als praktizierender Humanist. MFG 02.15

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SHORTCUT KULTUR

Lechts und rinks ...

Freydenstein

Ich steh’ also wieder einmal vor der Frage: Soll ich mich – gleichsam in Eigenermächtigung, wie der linke italienische Philosoph (und Gründer der PKI vor etwa hundert Jahren) Antonio Gramsci gefordert hat – verstärkt im Dickicht des Politischen engagieren (und die folgende Enttäuschung gleich mit einplanen)? Oder mich doch lieber in zurückhaltender „apoliteia“ (also Politikferne) üben, wie sie Gramscis zeitweiliger Brieffreund, der rechte Kulturphilosoph Julius Evola, vorschlägt. Ja, danke, lieber Ernst Jandl: Ich kenn’ mich, ehrlich gesagt, auch nimmer aus.

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Solopiano II

Christoph Richter ist im 7. Himmel. Seine erste Solo Piano CD („Dein täglicher Trost“) schlug ein wie eine Bombe, freilich eine der sanftmütigen, das Herz berührenden Art. „Ich habe damit anscheinend einen Nerv getroffen, denn nie zuvor habe ich nach einer Produktion so aufrichtiges und emotionales Feedback bekommen!“, freut sich der Künstler über den Erfolg und zahlreiche Zuschriften von Fans. „Für mich als Künstler ist das das größte Geschenk und eine unglaubliche Motivation!“ Eine, die sich auch in kreativer Produktivität niederschlägt, denn nun legt Christoph Richter mit „Solo Piano II – Wurzeln und Flügel“ nach. Und auch dieses Ouevre besticht wieder durch eine geniale Mischung aus Sanftmut, Heiterkeit, Einfachheit, Harmonie und mitunter einem Schuss Melancholie. Wie sagt Richter: „Es ist ein reines Instrumental-Album. Kein Text, keine Botschaften und trotzdem – oder gerade deswegen – stecken in den 18 Stücken große Geschichten. Man muss nur zuhören!“ Live kann man dies übrigens am 30. Mai beim Konzert in der Evangelischen Kirche.

Eigenständigkeit Die Ära von Mimi Wunderer in der Bühne im Hof geht in die Zielgerade. Seitens der NÖKU wurde nunmehr die Stelle für die Nachfolge ausgeschrieben, „ich möchte noch in der ersten Jahreshälfte den oder die Nachfolge-

rin präsentieren“, so Paul Gessl. Der NÖKU Boss verspricht im Zuge des Auswahlprozesses auch „die Stadt St. Pölten stark einzubinden“ ebenso wie er betont, „dass die Bühne im Hof allen voran eine Kultur- und Kunstplattform für St. Pölten bleiben wird.“ Das Haus wird daher seine Eigenständigkeit ebenso behalten wie Gessl auch an der generellen Grundausrichtung – inhaltliche Neuerungen durch die neue Intendanz ausgenommen – nicht rütteln möchte. Das diesjährige Jahr wird noch von Mimi Wunderer programmiert, mit einem Höhepunkt am 1. April: Die Bühne im Hof feiert ihren 25. Geburtstag. Die Handschrift des Nachfolgers wird man dann ab Jänner 2016 „lesen“ können.

Fotos: Stauke - Fotolia.com, Thomas Schnabel, Hermann Rauschmayr

... kann man nicht velwechsern. Meinte Ernst Jandl, der brillante österreichische Poet, Wortverdreher und Querdenker einst in den 1960ies – er wusste gar nicht, wie recht er noch haben sollte. Der Schriftsteller Thomas Ballhausen spricht in seinem aktuellen Kurzgeschichten-Zyklus „In dunklen Gegenden“ nicht zuletzt von der Unleserlichkeit der Welt. Vieles, was früher klar linke Agenda war (wie etwa Religionskritik) ist inzwischen nach rechts gewandert, rechte Kernthemen (wie die Verteidigung eines – mitunter nicht näher definierten – Status quo) fanden links eine Heimstatt. In der Praxis haben wir allerdings eine satte und träge Linke, die gelegentlich ihre AntifaHooligans ausschickt, damit wenigstens irgendwas geschieht. Nur halt leider das Falsche. Die Rechte, die sich neuerdings via Pegida beim Mittelstand eing’weimperlt hat (und in Deutschland eine Zeitlang tatsächlich recht besonnen vorging), zeigt letztendlich auch nur wieder ihre wahre Fratze aus der vergessen geglaubten Mottenkiste. Und um die gutmenschelnden IS- und Moslembrüder-Versteher sollte man sowieso einen Riesenbogen machen.


Collage Warzenkraut und Krötenstein © fotolia

www.landesmuseum.net I Kulturbezirk 5, St. Pölten Di bis So und Ft I von 9 bis 17 Uhr


MFG URBAN

Der Geist der Glanzstoff

Ein Jahrhundert lang war das wechselvolle Schicksal der Kunstfaser-Fabrik eng mit der Stadt St. Pölten verwoben. Rund ein Jahrzehnt nach dem endgültigen „Aus“ für die Stadt-prägende Fabrik soll das Areal zu zukunftsträchtigem Leben erweckt werden. Vorher wird die Firmengeschichte der Glanzstoff nochmal lebendig, im „Bürgertheater“. Gespielt wird vor Ort, auf dem Betriebsgelände.

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ieser Atmosphäre kann sich keiner entziehen. Der morbide Charme der teilweise verfallenen Hallen und die elegante Industrie-Architektur der historisch wertvollen Gebäude faszinieren auch die rund 50 Menschen, die hier Eindrücke von ihrer neuen Wirkungsstätte sammeln. „Es ist so riesig hier, einfach faszinierend“, sagt Karin Dunky. Mit den anderen Mitwirkenden erkundet die St. Pöltnerin das Areal, wo mit dem Bürgertheater der Geist der Glanzstoff wieder aufleben soll: „Wir erzählen authentische Geschichten in den verschiedenen Hallen, das Publikum geht zu den Stationen mit“, schwärmt die Laiendarstellerin. Unter den Mitwirkenden sind auch einige Menschen, deren Leben die Glanzstoff begleitet hat, wie Fran52

ziska Koller, deren Eltern in der Fabrik gearbeitet haben und die als „Schlüsselkind“ im damaligen „Glasscherbenviertel“ aufgewachsen ist, wie sie in ihrem Theaterblog schreibt. Oder Andrea Hausmann-Deix, die im Blog ihre lebenslangen oft nicht erfreulichen Berührungspunkte mit der Fabrik verrät und sich jetzt als „enthusiastische Bürgerin das erste Mal so wirklich mit der Geschichte der Glanzstoff beschäftigt.“ Initiatorin des Blogs buergertheater.wordpress.com ist BürgertheaterLeiterin Renate Aichinger. Sie hatte auch die Idee zum Stück: „Wir werden versuchen, die verzweigte Historie der Glanzstoff anhand von prägenden Stationen und Menschen Revue passieren zu lassen“, sagt die Regisseurin. Das Publikum soll dabei die Gelegenheit haben, durch das

Fabriksareal auf den historischen Spuren zu wandern und dabei auf die eine oder andere Person aus der Glanzstoff-Ära zu treffen. An der Thematik hat sie vor allem interessiert, was ein so wichtiger Arbeitsplatz für viele Menschen ausmacht, wie die Firma strukturiert war, „und am allerbrennendsten hat mich die Frage interessiert, ob es nicht doch noch viel mehr über die Glanzstoff zu sagen gibt, außer dass sie stinkt.“ Landestheater-Leiterin Bettina Hering hatte dann „zum Glück einen so guten Riecher Felix Mitterer zu fragen.“ Der einfühlsame österreichische Schriftsteller schreibt das Drehbuch zum Bürgertheater-Stück „Glanzstoff“, und macht damit die hundertjährige Historie des Industriebetriebs erlebbar.


TEXT: Beate Steiner, Johannes Reichl | Fotos: Armin bardel, Rauschmayr, Steiner, Steiner/pfoser

Glänzende Aussichten Als Entwickler für das Projekt, das unter dem durchaus schlüssigen und auch marketingtechnisch gut gewählten Claim „GLANZStadt“ daherkommt, hat man Norbert Steiner gewonnen, der schon als NÖPLAN Boss das Regierungsviertel umsetzte, die ÖBB Bahnhofsoffensive leitete und aktuell als Obmann der Wohnungsgenossenschaft Alpenland aktiv ist. „GlanzSTADT mache ich privat, weil sonst ist mir ja fad“, lacht der nimmermüde Manager. Die Verwertung des riesigen Fleckens (rund 20 ha) inmitten der Stadt bezeichnet Steiner jedenfalls als „DAS Schlüsselprojekt für die Stadt, das uns sicher die nächsten 20 Jahre begleiten wird.“ Wohnen wird dabei ein umfangreiches Kapitel sein, „da gehen wir von 1.000 bis 1.300 Einheiten aus. Die Voraussetzungen sind gut – es gibt eine nahe, zum Teil fußläufige und radläufige Anbindung an die Innenstadt, den Bahnhof, zugleich das Freizeit- und Naturgebiet im Norden mit den Seen und den Sportmöglichkeiten.“ Die GlanzSTADT soll dabei „qualitativ hochwertig, aber leistbar sein – und gemischt im Angebot.“ Steiner spricht sich diesbezüglich auch für eine Durchmischung der Generationen aus. Verkehrstechnisch angebunden soll das Viertel, das in Wahrheit den Lückenschluss zwischen Innenstadt und Norden darstellt, über die Eybnerstraße, der bestehende Sportplatz könnte abgesiedelt werden. Weniger konkret sind die Ideen für den „Nichtwohnen“-Sektor „da wird es nicht von heute auf morgen gehen, sondern wir werden das – wahrscheinlich von Süden nach Norden – step by step entwickeln.“ Was Steiner diesbezüglich absolut positiv stimmt, ist die Tatsache, „dass der Besitzer Cornelius Grupp absolut gewillt ist, etwas auf die Beine zu stellen.“ Die Idee eines Kreativquartiers etwa in den denkmalgeschützten Teilen des alten Fabrikareals

sei eine spannende Idee, weshalb Steiner den Auszug der NDU Factory aus dem Gelände auch „kontraproduktiv findet.“ Die Geschwindigkeit der diversen Projekte werde freilich auch von den Kosten abhängen. „Die Stadt schwimmt nicht im Geld, wie wir alle wissen, die Frage wird also sein, in welchem Tempo wir vorgehen, wie man die Schaffung der Infrastruktur bewältigt.“ Alles in allem ist Steiner aber zuversichtlich, dass die Überführung des ehemaligen Industrieareals in einen attraktiven Stadtteil gelingen wird, „es gibt viele Beispiele im In- und Ausland, an denen wir uns orientieren können.“ Auch die Frage der Altlasten dürfte nicht so schlimm ausfallen, wie ursprünglich befürchtet. „Das Bundesumweltamt hat das untersucht. Altlasten betreffen nur einen Bereich von etwa einem ha von insgesamt 20 ha, die wir nutzen können – mit Baumaßnahmen wird man auch hier Verbesserungen erreichen. Die große Herausforderung ist eher die, dass diese just unter den denkmalgeschützten Teilen liegen – unter der alten Spinnerei.“ Aktuell ist man bei der Projekt- und Grundlagenarbeit, „bis Ende des Jahres, spätestens im Frühjahr 2016 möchten wir eine neue Widmung vorlegen – aktuell ist das Grundstück noch als Industriegelände gewidmet!“

Lückenschluss. Wo heute noch leerstehende Fabrikshallen auf 20 ha eine Lücke im Stadtbild St. Pöltens zwischen City und dem Norden reißen, soll in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein prosperierender neuer Stadtteil entstehen – die GLANZStadt!

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MFG URBAN

Historie der GlanzstoffFabrik in St. Pölten

1904: Gründung der Ersten Österreichischen Glanzstoff-Fabrik AG als Tochterunternehmen der Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG in Aachen. Zellstoff-Erfinder Hans Urban übernimmt die Leitung bis 1930. 1906: Feierliche Eröffnung des Betriebes am 4. April 1906. 306 Arbeiter erzeugten 125 kg Kupferseide pro Tag. 1911 – 1913: Erwerb der Viskosepatente durch die Muttergesellschaft und Umstellung des St. Pöltner Betriebs auf Viskoseverfahren. 1922 – 1928: Wichtige Erweiterungsbauten wie die Kraftzentrale und ein neuer Zwirnsaal werden errichtet und auch 75 Einzelhäuser für die Mitarbeiter des Unternehmens. 1929: 25-jähriges Bestandsjubiläum. Die Glanzstoff-Fabrik beschäftigt rund 3.000 Mitarbeiter. 1929 – 1932: Die schlechte Wirtschaftslage erzwingt eine Stilllegung der Produktion. Nach einschneidenden technischen Reorganisationsmaßnahmen wird wieder produziert.

Felix Mitterer hat sich dafür von Gesprächen mit ehemaligen FabrikMitarbeitern und deren Familienmitgliedern inspirieren lassen, will deren Schicksale mit der Firmengeschichte zu Bildern verweben, die diesen kontroversiellen Teil der Stadtgeschichte auferstehen lassen. Immerhin hat die Fabrik mit ihrem charakteristischen penetranten Duft nach faulen Eiern St. Pölten nicht nur geprägt, sondern auch stigmatisiert, war einerseits lange Zeit einer der größten Arbeitgeber in der Kommune, andrerseits unterstützungsbedürftig. Auch die dunkle Vergangenheit des Industriebetriebs als Zulieferer für die NSRüstungspolitik während des Zweiten Weltkriegs wird der Erfolgsautor beleuchten. „Ich freue mich sehr auf dieses Stück und fürchte mich gleichzeitig davor“, gesteht Mitterer, denn „ein Stationen-Drama vor real existierendem Hintergrund ist spannend aber auch eine große Herausforderung.“ Auch Felix Mitterer ist beeindruckt von der Kulisse für sein Theaterstück: „Solche Bühnenbilder kann sich nicht einmal Hollywood leisten.“ Fabriksalltag wird zur Kunst Er hatte diese „Bühnenbilder“ zehn

Jahre lang vor seinem kreativem Auge: Josef Friedrich Sochurek. Das Atelier des Künstlers thronte hoch über dem Gelände, Fritz Sochurek hat von 1999 bis 2009 mitten in der Glanzstofffabrik an seinen Kunstwerken gearbeitet. „Für mich war das wie ein Hort, ein ungewöhnliches Atelier in einer Fabrik, in der gearbeitet, etwas erzeugt wird, inklusive olfaktorischer Note“, schwärmt der Künstler auch sechs Jahre nach seinem „Auszug“ noch von der spannenden Atmosphäre an seinem früheren Arbeitsplatz: „Dieses Vibrieren in der Luft, da brummen die Maschinen – und vor den Gebäuden kommt dir im Novembernebel plötzlich ein Zug entgegen.“ Auch nach dem Brand und dem „Aus“ für die Produktion 2008 ist er noch geblieben und hat sein Leben in und mit der Glanzstoff künstlerisch umgesetzt, auch mithilfe von Versatzstücken aus der Fabrik. Da gibt es etwa die beeindruckende Skulptur aus eineinhalb Meter hohen Glasstäben, aus denen Dornen wachsen. Oder eine Wand, an der die ungewöhnlichsten Utensilien baumeln. Ebenso eine faszinierende bunte Ampel, die einst Kommunikations-Werkzeug war. Der Künstler wird seine in und aus

1938 – 1944: Das Werk wird ausgebaut, kriegsbedingt werden v. a. technische Garne erzeugt, die Produktion steigert sich von 2.100 Jahrestonnen auf 9.500 Jahrestonnen. 1946 – 1955: Die Fabrik wird als „Deutsches Eigentum“ beschlagnahmt, unter Verwaltung der Besatzungsmacht weitergeführt und nach deren Abzug unter öffentliche Verwaltung gestellt. 1956: Rückstellung des Unternehmens an die „Algemeene Kunstzijde Unie N.V.“ in den Niederlanden. Die Produktion beträgt damals rund 2.200 Jahrestonnen mit einer Belegschaft von rund 1.400 Mitarbeitern. 1957 – 1959: Errichtung einer Anlage zur Herstellung von Viscosefilamentgarn als Verstärkungsmaterial von Autoreifen. 1969 – 1970: Reorganisation der Werke in Deutschland, den Niederlanden und Österreich unter dem neuen Namen Enka-Glanzstoff. Dem österreichischen Zweig wird jeder

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Kunst in der Fabrik. Josef Friedrich Sochurek hatte von 1999 bis 2009 sein Atelier in der Glanzstoff. Versatzstücke der Fabrik wurden selbst zur Kunst.


Der Geist der glanzstoff

Partizipation spielt groSSe Rolle St. Pöltens Stadtplaner Jens de Buck zur spannenden Entwicklung auf dem Industrie-Areal im Norden der Stadt. Auf einem Teil des neuen Stadtteils sollen Wohnungen gebaut werden, auf dem anderen Kreatives entstehen. Gibt es schon konkrete Ideen über diese Vorstellungen hinaus? Der Standort hat ein hohes Potenzial als Wohnstandort, dank seiner zentralen Lage im Stadtgebiet und seiner guten verkehrstechnischen Anbindung an das Straßennetz und an den öffentlichen Verkehr. Dies auch in unterschiedlichen Wohnformen. Neben der Wohnnutzung bietet insbesondere der Gebäude-Altbestand – die Glanzstoffhallen – gute Voraussetzungen für die „Kreativwirtschaft“. Aber auch hier sind die Entwicklungsoptionen noch weitestgehend offen und können sich somit auch ausreichend am sich entwickelnden Bedarf orientieren. Das könnten unterschiedliche Bildungsangebote und -einrichtungen sein, oder Kultur und vieles mehr. Letztlich sieht der Masterplan auch Flächen für einige 100, dem Wohnstandort angepasste Arbeitsplätze vor, das könnten Büros, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sein.

Wie wird der Partizipationsprozess angelegt? Partizipation, also Mitwirkungsprozesse, spielen bei der Entwicklung eines so großflächigen Areals mit einer für die Stadt St. Pölten eng verknüpften Geschichte eine große Rolle. Im ersten Schritt haben wir dem Grundeigentümer, gemeinsam mit seinen Entwicklungsberatern bei unserer Bürgerinformationsveranstaltung zum neuen Stadtentwicklungskonzept die Möglichkeit eingeräumt, ihr Standort-Entwicklungskonzept den Bürgern erstmalig vorzustellen. Natürlich auch deswegen, weil es ein wichtiger Bestandteil des neuen Stadtentwicklungskonzeptes ist. Aufbauend soll auf dieser Grundlage der Flächenwidmungsplan überarbeitet werden, um die erforderlichen Rechtsgrundlagen für die Entwicklung und Verwertung des Gebiets zu schaffen. Insbesondere das dem Bebauungskonzept zugeordnete Verkehrskonzept für das Gebiet fand großen Anklang, nämlich die Betonung eines Stadtteiles mit hoher Wohnqualität auf Basis umweltfreundlicher Mobilität. Das lässt sich auch an den Zielsetzungen erkennen, der Gestaltung des öffentlichen Raumes eine hohe Bedeutung beizumessen. Aufgrund der Langfristigkeit bei gleichzeitig notwendiger Flexibilität der Entwicklung und Verwertung des Areals ist eine enge Abstimmung unter allen Beteiligten erforderlich.

der Glanzstoff entstandenen Werke im Mai an seinem ehemaligen Arbeitsplatz ausstellen und dabei auch einen beeindruckenden Katalog präsentieren. Schauplatz der Ausstellung wird die ehemalige NDU-Halle sein, erster Vorbote einer künftigen Transformation der Industrie-Gebäude in Plätze für die Kreativ-Wirtschaft. Hier haben die Masterstudenten der New Design University zwei Jahre lang gewerkt, bevor ihr neues Heim bezugsfertig war. Dass sich in diesem Teil der künftigen „GLANZstadt“ Kultur- und Bildungseinrichtungen ansiedeln sollen, ist fix (siehe auch Interview mit Stadtplaner Jens de Buck). Und vielleicht wird dort ja sogar Bürgermeister Matthias Stadlers Idee einer „Filmstadt“ Realität.

Einfluss auf Produktion, Export und Erlöse genommen. 1975: Als Folge der weltweiten Rezession wird die Produktion eingeschränkt und auf Kurzarbeit übergegangen. 1977 – 1979: Der 1979 erfolgte Beschluss, die Produktion von textilen Viskosegarnen in St. Pölten einzustellen, wird dank eines Konjunkturaufschwungs 1979 wieder aufgehoben. 1982: „Enka“ will das Werk schließen, der Ministerrat beschließt die Gründung einer Auffanggesellschaft für das Unternehmen. 1983 – 1988: Ab April 1983 war Glanzstoff ein eigenständiges österreichisches Unternehmen und wurde zu 100 Prozent von einer staatlichen Holding übernommen. 1991: Eröffnung der biologischen Abwasserreinigungsanlage. 1994: Das Unternehmen ist insolvent. Die CAG-Holding des Industriellen Cornelius Grupp übernimmt die Glanzstoff. Es wird mit rund 250 Mitarbeitern nur die Viscose-Produktion weitergeführt. 1995: Wieder-Inbetriebnahme der Produktion textiler Garne. 1998: Inbetriebnahme Abluftanlage 2000 – 2001: Die erste Continue-Spinnmaschine wird in Betrieb genommen. 2008: Brand der Abluftanlage am 10. Jänner 2008. Am 18. Juli 2008 gibt die Firmenleitung bekannt, dass das Werk mit 350 Mitarbeitern mit Ende des Jahres stillgelegt wird.

„Masterplan“ Aus der Projektentwicklung GlanzStadt von Norbert Steiner und Paul Pfoser 1. Die Entwicklung eines Kreativquartiers in und um die architektonisch bemerkenswerten denkmalgeschützten alten Bauten und Hallen der Glanzstoff-Werke. 2. Im östlichen Bereich des Geländes die Ansiedlung möglichst nachhaltiger hochwertiger Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe mit bis zu 1.000 Arbeitsplätzen. 3. Im westlichen Bereich des Geländes ein umfangreiches, für die unterschiedlichsten Wohnformen nutzbares Wohngebiet für 1.000 bis 1.300 Wohneinheiten (2.000-2.600 Einwohner). 4. Gut vernetzte Grün-, Infrastruktur- und Sportflächen und –plätze zur Gliederung und Versorgung des Gesamtareals. 5. Ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept zur umweltfreundlichen Bewältigung des zu erwartenden Verkehrsaufkommen.

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MFG ADVERTORIAL

Präsident LOTHAR FIEDLER Im Vorjahr wurde die kulturinteressierte Bevölkerung Niederösterreichs informiert, dass eine Kumulierung der Bildkunst in Krems geschehen soll und es deshalb notwendig sei, die Kunstsektion des Landesmuseums von St. Pölten nach Krems zu transferieren, wo eine neue Landesgalerie um 35 Millionen Euro errichtet werden soll. Diese Maßnahme sei auch deshalb notwendig – so die spannende Begründung – damit das Landesmuseum in St. Pölten seinerseits mit der glücklicherweise geringen Summe von „nur“ drei Millionen Euro um ein Haus der Geschichte in den dann kunstfreien Räumlichkeiten erweitert werden kann. Der darauffolgende Aufstand der Bevölkerung ist uns noch in bester Erinnerung. Seitens des im Vorfeld nicht informierten Fördervereins Kulturbezirk hatten wir in Folge ein Gespräch mit LandeshauptmannStellvertreter Wolfgang Sobotka, der uns von einem modernen interaktiven Haus der Geschichte vorschwärmte, ebenso wie uns auch der Landeshauptmann bei einem Termin in Begleitung der obersten Kulturbeamten versicherte, dass wir uns gar keinen Begriff machen könnten, wie großartig und publikums­ anziehend dieses Haus werden wird. Zu unserem Bedauern rückte der Landeshauptmann vom Landtagsbeschluss zum Bildertransfer nicht ab, sagte aber den Erhalt repräsentativer Bilder im neuen Haus der Geschichte ebenso zu wie eine aktive Unterstützung der bestehenden Institutionen der Bildkunst in St. Pölten durch das Land. So weit so gut! Die Geschichte macht aber auch vor dem Haus der Geschichte nicht halt. In der Zwischenzeit hat Kulturminister Josef Ostermayer angekündigt, selbst ein Haus der Geschichte der Republik umzusetzen – in Wien. Was hat dies nun für St. Pölten zu bedeuten – was für den besagten Landtagsbeschluss? Vielleicht überdenkt man die ursprünglichen Planungen noch einmal – das Land hätte damit die Option sich viele Millionen Euro zu ersparen. Spannende Zeiten jedenfalls.

FÖRDERVEREIN Kulturbezirk

Unsere Neue

Der Förderverein Kulturbezirk hat eine neue Vizepräsidentin. Martina Amler wird das bisherige Führungsduo aus Präsident Lothar Fiedler und Vizepräsidentin Caroline Salzer zum tatkräftigen Trio komplettieren. Auf die neue Aufgabe freut sich die Juristin, die seit 1998 Vizepräsidentin der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse ist, schon sehr. Sie sind neue Vizepräsidentin in spe des Fördervereins Kulturbezirk. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt, worauf freuen Sie sich? Als bisher rein passive Kulturkonsumentin reizt mich an dieser Aufgabe insbesondere die Möglichkeit, aktiv in den Kooperationen mit den kulturellen Institutionen mitge­ stalten zu können, um die Highlights des St. Pöltner Kulturangebots einem interessierten Publikum näher zu bringen.

des Fördervereins Kulturbezirk mit weiteren kulturellen Institutionen wie z. B. dem Stadt­ museum kommen wird. Und wünschenswert wäre, dass sich das geplante „Haus der Ge­ schichte“ tatsächlich wie propagiert zu etwas „Gewaltigem“ entwickelt.

Welchen Stellenwert spielt Kunst/Kultur für Sie persönlich – war das auch schon in jungen Jahren ein Thema? Geprägt durch das Kulturinteresse meiner Eltern – mein Vater war auch lange Jahre Kul­ turstadtrat in St. Pölten – hatten Kunst und Kultur in meinem Leben schon immer einen hohen Stellenwert. Ich hatte 12 Jahre Klavier­ unterricht, habe in Musik maturiert, und ein Abo der Konzerte des NÖ Tonkünstlerorche­ sters und regelmäßige Theaterbesuche waren bereits in meiner Jugend Fixpunkte. Auch jetzt widme ich einen großen Teil meiner Frei­ zeit dem reichhaltigen Kulturangebot. Wie beurteilen Sie das kulturelle Angebot in St. Pölten. Gibt es Aspekte, die Sie sich wünschen würden? Das kulturelle Angebot in St. Pölten hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen und bietet eine reiche Palette an Möglichkeiten. Ich hoffe, dass es zukünftig auch zu einer Vertiefung der Beziehungen

Studium der Rechtswissenschaften seit 1985 NÖGKK seit 1998 Direktorstellvertreterin NÖGKK (Bereichsleiterin für Vertragspartnerangelegenheiten, Alllgemeine Rechtsangelegenheiten, Leistungsökonomie etc.) eine Tochter – Marie-Theres 12 Jahre Klavierunterricht

Mitglied werden und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusiveranstaltungen, Previes, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen.

Anmeldung und Infos unter 02742/908080-812, foerderverein@kulturbezirk.at

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www.kulturbezirk.at, Tel.: 02742/908080-812 56


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MFG KULTUR

Der Zeichen-Lehrer

Er ist nicht nur Obmann des St. Pöltner Künstlerbundes, sondern zählt zu den renommierten Persönlichkeiten in der Kunstszene Niederösterreichs (und darüber hinaus). Er gestaltet, vermittelt und setzt Zeichen, die vom Publikum vor allem eines verlangen: die Bereitschaft, sich auf eine künstlerische Sprache einzulassen, der nichts Geringeres innewohnt als die Entstehung eines eigenen Alphabets.

Willkommen in der faszinierenden Welt von Ernest A. Kienzl!

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etritt man das Atelier des bildenden Künstlers Ernest A. Kienzl in der St. Pöltner Josefstraße und sieht sich um, lässt einen das Gefühl nicht mehr los, sich an einem gleichsam aus der Zeit gefallenen Ort zu befinden: ein (scheinbarer) Dschungel aus Abstraktionen und Zeichen, die an archaische Inschriften ebenso wie an futuristische Logos gemahnen, penibel strukturiert und in eine Ordnung gebracht, die mit beinahe mathematischer Gründlichkeit einer übergreifenden künstlerischen Vision entspringt. „Wir Menschen haben doch die Aufgabe, drauf zu kommen, wie die Welt funktioniert“, meint Kienzl, nachdem er (sehr zur Freude des Interviewers) einen köstlichen Roten aus dem Burgenland kredenzt hat. Bei ihm klingen solche Aussagen auch nicht pathetisch. Eher selbstverständlich. „Ein Weg dorthin ist die Wissenschaft, der andere die Kunst.“ Kienzl wählte den zweiten. „Warum ich Kunst mache? Weil ich muss.“ Dazu verwendet er mitunter ziemlich ungewöhnliche und oft auch widersprüchliche Materialien wie Teerlack, Eisenchlorid, Zellstoff … oder gleich Kaffeesäcke, die über eine ihnen eigene Handels-und Industrie-Ästhetik verfügen. Der 1951 geborene und seit vielen Jahren mit seiner Frau Renate verheiratete Künstler stammt aus einer Kaufmannsfamilie und studierte sogar Volkswirtschaft; allerdings erschien ihm Letzteres schon als „ein ziemliches Blabla. In der Endphase meines Wirtschaftsstudiums habe ich dann parallel dazu an der Angewandten begonnen.“ Künstlerisch war er schon seit seiner Schulzeit im Gymnasium 58


TEXT: Thomas Fröhlich | Fotos: simon höllerschmid

Josefstraße tätig: „Frau Professor Sturm hat mich sehr gefördert.“ Zum Kunstverständnis gehörte in den späten 1960ern und frühen 70ern nicht zuletzt das Spielen in einer Band. Mit der Formation EXP brachte man Rock und „ziemlich avantgardistische, freie Improvisationen“ zu Gehör – „wir improvisierten sogar in einer sehr frühen Form des Rap über Flugzetteltexte.“ Mit EXP organisierte er auch in den Jahren 1976 bis 1978 die „St. Pöltner Restwochen“: mit Jazz, elektronischer Musik, Lesungen, Film und Theater abseits des Mainstream und der etablierten Locations. Was damals eine echte Pioniertat war. Kienzl lacht. Das tut er übrigens sehr oft – es ist kein grölendes Lachen, eher ein verhaltenes Lächeln, das aber ausgesprochen ansteckend ist. Vor einigen Jahren gab‘s sogar zwei EXP-Reunion-Konzerte „anlässlich meines 55. und 60. Geburtstags. Beim zweiten haben wir vorher sogar g‘scheit geprobt.“ Wieder dieses Lächeln. „Auf der Angewandten habe ich unter anderem bei Bazon Brock studiert. Und der hat mich stark beeinflusst, auch, weil er das Didaktische immer sehr hervorgehoben hat.“ Nicht zuletzt daraus resultierte Ernest Kienzls Lehrberuf, den er bis zu seiner Pensionierung vor wenigen Jahren unter anderem bei den Englischen Fräulein in St. Pölten ausübte. „Für mich hat das eine, das Lehren, das andere, die Kunst, immer inspiriert, befruchtet. Und umgekehrt. Es ist faszinierend, mit jungen Leuten zu tun zu haben, ihnen etwas zu vermitteln.“ Ebenso entstehe seine Kunst nicht fürs stille Kämmerlein. „Auch wenn im Augenblick des Schaffens alles andere ausgeblendet ist.“ Grafische Alphabete Fasziniert von der Concept Art, bei der (verkürzt ausgedrückt) die Kunst erst im Kopf des Betrachters entsteht, malte Kienzl zu Beginn dennoch „herkömmlich, also eher expressiv-impressionistisch. Doch kam ich relativ bald zur Abstrakten.“ Er präzisiert: „Wobei mich weniger die Abstrak-

tion von Gegenständlichem sondern der Aufbau von abstrakten Prinzipien interessiert. Der Betrachter wiederum sieht dann möglicherweise aber auch wieder etwas Gegenständliches darin.“ Es sind grafische Alphabete, wenn man so will: „Die kann man in Klänge genauso übersetzen wie in Bewegung, etwa Tanz.“ Derzeit arbeitet er überwiegend an

Seit einigen Jahren ist der bekennende, gleichwohl kritisch-wache Katholik Obmann des Künstlerbundes, ebenfalls eine Tätigkeit, die mit Didaktik und Vermittlung zu tun hat. „Und gelegentlich auch mit dem Verhindern von Zugängen, die im Hobbykunstbereich besser aufgehoben sind“, wie er recht bestimmt meint. Denn der Künstlerbund schaue in

LEHRER KIENZL. „Für mich hat das eine, das Lehren, das andere, die Kunst, immer inspiriert, befruchtet. Und umgekehrt. Es ist faszinierend, jungen Leuten etwas zu vermitteln.“

den von ihm so genannten „Tangentialkurvenfiguren, die durch Verbindungskurven an ein konstruktives System, bestehend aus Quadrat mit Diagonalen und eingeschriebenem Kreis, entstehen.“ So trocken das jetzt vielleicht klingen mag, der Sogwirkung der „Figuren“ kann man sich nur schwer entziehen. „Ich mache keine sozialkritische Kunst.“ Lieber errichtet er bildnerische Zeichen- und Gedankengebäude, in denen Systematik und Logik eine Heimstatt haben dürfen. „Vor Kurzem habe ich mein erstes Bild über eine namhafte Internetgalerie verkauft. Das hängt jetzt in der Park Avenue in New York. Ich hab‘ eine Woche zum Verpacken gebraucht. Das ist ja eine eigene Wissenschaft.“ Er lacht. „Konventionell verkaufen geht leichter.“

erster Linie auf Qualität. „Für Junge ist‘s derzeit leider nicht sehr hip, Mitglied bei einem Verein zu sein.“ Dennoch sei der Künstlerbund durchaus an einer Verjüngung interessiert und lade immer wieder junge Künstlerinnen und Künstler als Gäste zu Ausstellungen ein. „Meine Freude am Organisieren, zum Beispiel im KUNST:WERK, dem vom Publikum sehr gut angenommenen Ausstellungsraum im Löwenhof – die ist nach wie vor sehr hoch.“ Die Vorbereitungen zur GruppenAusstellung des Künstlerbundes „Back From Japan“ sind soeben im Endspurt. Langweilig wird dem Künstler und Kunstvermittler Kienzl garantiert nie. Da sprechen alle Zeichen dagegen. MFG 02.15

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MFG KULTUR

KUNSTHALLE KREMS

Arbeit an der Kunstgeschichte Die Kunsthalle Krems feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Das einst gewagte Projekt ist heute international renommiert.

H

ans-PeterWipplinger kommt gerade aus Rio. Die Woche in Südamerika merkt man dem Kunsthallen-Direktor noch an, als er sich wieder an seinen Kremser Schreibtisch setzt. Der 47-Jährige wirkt tiefenentspannt, ausgeglichen, aber in der Sache energisch und zielgerichtet. Für das Gespräch nimmt er sich Zeit, spricht mit uns über 20 Jahre Kunsthalle, Vergangenes und Kommendes. „Die Geschichte der Kunsthalle Krems ist eine Geschichte des Erfolges“, schickt der Direktor voraus und hält danach kurz inne. Es ist ein Satz, der auch auf Wipplingers eigene Karriere zutrifft: Der gebürtige Schärdinger gilt als bestens vernetzt, arbeitete unter anderem am New Museum of Contemporary Art in New York, gründete ein KulturmanagementUnternehmen und war vier Jahre 60

Direktor des Museums Moderner Kunst in Passau, bevor er zur Kunsthalle Krems stieß. Hier ist er nun in seinem siebenten Jahr und damit längstdienender Direktor in der Geschichte des Hauses. Mit Erfolg. Über die letzten Jahre hat Wipplinger die Kremser Kunsthalle verstärkt internationalisiert und an die zeitgenössische Kunst herangeführt. Entsprechend sind die Pläne des Ausstellungsmachers auch im Jubiläumsjahr voll nach vorne gerichtet. Die Dienstreise nach Rio de Janeiro etwa, galt dem Brasilianer Ernesto Neto. Der international angesagte Bildhauer, der 2010 im New Yorker Museum of Modern Art ausstellte, wird von Wipplinger im Sommer 2015 nach Krems und damit erstmals nach Österreich geholt. Es sind Vorstöße wie diese, die den Kunststandort Krems in den letzten Jahren zu weltweiter Branchenbekanntheit verhalfen. Dabei beginnt die Erfolgsgeschichte jener malerischen Örtlichkeit zwischen Krems und Stein eigentlich mit einer Sache, die mit hochkulturellem Treiben nur sehr entfernt zu tun hat: Mit Zigaretten. Mutige Entscheidung Egal ob Kaiser Franz-Joseph, Sigmund Freud oder Julius Raab – ihr Bezug zu jenem Gebäude, in dem heute die Kunsthalle untergebracht ist, war derselbe und hatte vor allem mit einem Laster zu tun: Dem Zigarren-Paffen. Von der Monarchie bis weit in die Zweite Republik hinein wurden in der Tabakfabrik KremsStein in Millionen-Stückzahl Rauchwaren hergestellt. Gebaut wurde die Fabrik 1850. Der Ort in Rufweite zur Donau und Nähe zu Wien er-

schien geradezu ideal, um den „Wasserkopf“ der Monarchie mit den damals beliebten Virginia-Zigarren zu versorgen. Den Höhepunkt der Produktion erlebte die Fabrik um 1930, in den 1990er-Jahren war Schluss. Mit dem Niedergang der Tabakerzeugung begann Stück für Stück die kulturelle Erschließung des Areals. Auch die Donauuniversität und das Programmkino im Kesselhaus befinden sich heute zum Teil in den ehemaligen Fabrikgemäuern. Die Errichtung der Kunsthalle ist eng mit der Person Wolfgang Denk verbunden, Künstler, Ausstellungsmacher und Gründungsdirektor des Hauses. „Denk hatte Anfang der 90er-Jahre in der Minoritenkirche ehrgeizige und höchst erfolgreiche Ausstellungen gemacht“, erzählt Hans-Peter Wipplinger. „Dann hat er angeregt, in der alten Tabakfabrik eine fixe Ausstellungshalle zu bauen, was von der Landes- und Stadtpolitik positiv aufgenommen wurde.“ 1994 fiel dann der Entschluss. „Eine mutige Entscheidung der Kulturpolitik“, meint Wipplinger. Den Auftrag dazu erhielt der Salzburger Architekt Adolf Krischanitz, der die alte Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert mit modernen Zubauten versah. Besonders die zentrale Halle mit der Rampe und der Oberlichtsaal machten das Haus zum damals modernsten seiner Art in Österreich. Nicht nur für die Ausstellung klassischer Bilder, sondern auch für installative und videografische Arbeiten seien die Räumlichkeiten heute voll geeignet, also „multimedial bespielbar.“, so Wipplinger.

Metamorphose. Umbau der ehema-

ligen Tabakfabrik zur Kunsthalle Krems 1994.


TEXT: Stefan Weiss | Fotos: rita newman, NLK Boltz, Poul Buchard, Florian Schulte, Wolfgang Wössner

„Technikromantikerin“. Am 21. März eröffnet

die Kunsthalle Krems das Ausstellungsjahr mit der Schweizer Video- und Objektkünstlerin Pipilotti Rist.

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MFG KULTUR

dazu beitragen. „Es geht eben auch um Arbeit an der Kunstgeschichte“, so Wipplinger.

KUNST – HALLE. Die Kunsthalle Krems stellt nicht nur Kunst aus, sondern ist selbst ein Kunstwerk. Stiegenhaus von Peter Kogler.

Fünf Handschriften Inhaltlich habe jeder der bisher fünf Direktoren dem Haus einen gewissen Stempel aufgedrückt. Wolfgang Denk leitete die Kunsthalle nach ihrer Gründung im Jahr 1995 zwei Jahre lang. Mit der Eröffnungsausstellung „Wasser und Wein“ oder der Schau „Chaos und Wahnsinn“ fokussierte Denk in den ersten Jahren verstärkt auf kulturhistorische Themenausstellungen. Dazu arbeitete er auch mit renommierten Kuratoren wie Werner Hofmann oder Johannes Gachnang zusammen. Sein Nachfolger Carl Aigner, Direktor in den Jahren 1997 bis 2003, richtete den Blick hingegen mehr auf Fotografie. In seiner Zeit zeigte die Kunsthalle aber auch beeindruckende Gemäldeausstellungen wie „Russland. Repin und die Realisten“. Tayfun Belgin (2003-2008) und Dieter Buchhart (2008-2009) legten ihre Schwerpunkte verstärkt auf die klassische Moderne. Gauguin, Nolde, Jawlensky und Renoir waren in diesen Jahren zu sehen. Hans-Peter Wipplinger übernahm 2009. „Meine Motivation war es, die schon damals national wichtige Einrichtung zu einem international renommierten Ausstellungshaus zu machen.“ Die bis dahin geprägten 62

Identitäts-Aspekte habe er in sein Programm aufgenommen: Sowohl kulturgeschichtliche Themen („Lebenslust und Totentanz“) als auch monografische und retrospektive Ausstellungen (zuletzt: Kiki Kogel­ nik, Yoko Ono, Martha Jungwirth und Dominik Steiger) hätten bei ihm ihren festen Platz. Unbekanntere österreichische Positionen zur Moderne seien ihm dabei ein ebenso großes Anliegen wie „etwas zu zeigen, was man in diesem Land noch nicht gesehen hat.“ Mit Kogelnik und Steiger legte man 2014 den Fokus auf Österreich, ins Frühjahr 2015 startet die Kunsthalle mit der Schweizer Video- und Objektkünstlerin Pipilotti Rist, die in Rankings unter die zehn wichtigsten lebenden Künstler der Welt gewählt wurde. „Künstler von diesem Rang sind Multiplikatoren, die haben ihre Netze zu den wichtigsten Häusern der Welt, zu Kuratoren und Sammlern – und das ermöglicht auch uns andere Netzwerke zu kreieren“, so Wipplinger. In internationalen Kunstzeitschriften werde man mittlerweile regelmäßig unter bedeutende europäische Häuser gelistet. Positive Medienresonanzen und international vertriebene Publikationen der Kunsthalle würden stark

Der Stolz der Bevölkerung Seine Stellung unter internationalen Kunstexperten hat Krems also mittlerweile sicher. Aber wie wird das Haus von Besuchern und der Kremser Bevölkerung angenommen? „Mittlerweile sehr gut“, so der Direktor. Besucherzahlen seien aber oft relativ. „Nur weil eine Ausstellung gut besucht ist, heißt das noch nicht, dass sie auch wirklich gut ist. Ich habe eine Dali-Ausstellung gesehen, bestehend aus Druckgrafiken mit 1.000er-Auflage, wo ich mir sicher bin, dass die Hälfte der Blätter gefälscht ist. Und trotzdem laufen die Leute zu Tausenden da rein.“ Noch immer ganz ergriffen zeigt sich Hans-Peter Wipplinger hingegen vom Überraschungserfolg seiner Ausstellung „Paula ModersohnBecker. Pionierin der Moderne“ aus dem Jahr 2010: „Die kannte in diesem Land zuvor niemand und am Ende mussten wir Kataloge nachdrucken. Die Leute waren einfach berührt vom Werk und Leben der Künstlerin. Zusammen mit guten Rezensionen und Besucherzahlen hat sich da eine Dynamik entwickelt, die man auch als Ausstellungsmacher nicht abschätzen konnte.“ Bei der örtlichen Bevölkerung habe sich außerdem mittlerweile so etwas wie Stolz entwickelt, meint Wipplinger. Das hänge eng mit positiven Medienberichten über das Haus und damit auch über die Stadt Krems zusammen. Kulturstadtrat und Vizebürgermeister Wolfgang Derler schlägt in dieselbe Kerbe: „Die Kunsthalle hebt den Stellenwert von Krems als Kulturstadt enorm und bringt viele Gäste und mediale Aufmerksamkeit.“ Auch die oft negativ gesehene provinzielle Lage sei in Wahrheit eine Stärke: Der Schiffstourismus steigt, Radverkehr boomt und die Nähe zu Wien bringe viele Wochenendund Tagesausflügler, die Kultur mit einem Naturerlebnis in der Wachau


Arbeit an der Kunstgeschichte

Bald zu dritt Wirtschaftlich habe die Kunsthalle, zumindest unter Wipplingers Direktion, in jedem Jahr positiv bilanziert. Bei rund 50.000 Besuchern jährlich habe man ein vom Land gesichertes Ausstellungsbudget von 700.000 Euro. „Damit kommen wir aus, obwohl andere Häuser in Österreich diesen Betrag alleine fürs Marketing zur Verfügung haben“, so Wipplinger. Als ehemaliger Selbstständiger sei er es aber gewohnt, Bilanzen zu lesen und aufs Geld zu schauen. Bis 2017 ist geplant, die Gemäldegalerie des Landes Niederösterreich von St. Pölten in die Kunstmeile Krems zu verlegen. Direkt gegenüber von der Kunsthalle soll dazu ein Museumsneubau um etwa 35 Millionen Euro errichtet werden. Der Architektenwettbewerb soll bis März entschieden sein. Wipplinger sieht das Vorhaben positiv: „Die

Half-a-Wind-Show. 2013 wimdete die Kunsthalle Yoko Ono eine Retrospektive.

drei großen Häuser der Kunstmeile werden dann sein: Das Karikaturmuseum, die Kunsthalle – die sich wahrscheinlich noch stärker auf Zeitgenössisches spezialisieren wird – und die Landessammlung, die den Fokus auf die Kulturgeschichte des Landes, vom 16. Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischen niederösterreichischen Künstlern, haben wird. Drei sehr unterschiedliche Häuser, die sich vom Profil her nicht in die Quere kommen, aber bei bestimmten Dingen gut ergänzen können.“ Den Unmut mancher St. Pöltner über die geplante Verlegung der Galerie teilt Wipplinger nicht: „Man fährt zwischen den Städten gerade einmal 20-25 Minuten mit dem Auto. Ich kann bei diesen kurzen Distanzen die Aufregung nicht verstehen, zumal es ja nicht um ein Auswandern in ein anderes Bundesland geht.“ Außerdem sei die langfristige Strategie, Krems noch mehr als Stadt der bildenden Kunst und St. Pölten mit dem Festspielhaus und Landestheater als Stadt der darstellenden Kunst zu etablieren, sicher die richtige. Es sei eine weise Entscheidung diesen Schritt zu machen, weil man nicht zuletzt auch in ökonomischer Hinsicht Vorteile erwarten könne, meint der KunsthallenDirektor. Einen Ausblick auf die nächsten 20 Jahre will Hans-Peter Wipplinger nicht geben. „Es ist derzeit so vieles im Ungewissen – denken wir an die Ukraine, Eurokrise, Griechenland, Migrationsbewegungen.“ Der Kunstbetrieb sei nun einmal zu abhängig von politischen und wirtschaftlichen Systemen, um Vorhersagen über die Zukunft treffen zu können. Sicher ist für Wipplinger aber, „dass man die Identität der Kultureinrichtungen immer neu anpassen und adaptieren muss, um auf Gegenwartsphänomene reagieren zu können.“ Und dass die Gesellschaft gerade in schwierigeren Zeiten das Ohr weit aufmachen solle, um Künstlern und Querdenkern zuzuhören.

Heimreise

Roul Starka Ich wollte von Venedig zurück nach St. Pölten und bin in Paris angekommen. Jetzt will ich drüber reden. Charlie statt Rialto. Ich glaube nicht an Religion, ich glaube an Gott. „Das“ Gott hat keine Buchstaben. Religion ist ein Ventil für Angst und entsteht, wenn Papa und Mama keine Zeit haben. Religion vermittelt den Schein, etwas zu wissen, was andere nicht wissen. Wir müssen mit allen Religionen aufhören. Das kann nicht von heute auf morgen gehen. Wenn ich heute einen Menschen umarme, egal, was der ist oder tut, habe ich damit begonnen. Wenn ich heute einen Schuldigen oder eine schuldige Gruppe finde, haben wir alle verloren. Das klingt alles so toll und von oben. Und will ich genauso meine Wut und meine Angst rausschreien. Ich bin hier geboren, in St. Pölten, habe hier meine Werte – allen voran den Humor – lernen dürfen. Meine Mutter entschied, dass ich bei keiner Religion bin. Dafür will ich ihr heute danken. Das war nämlich mutig von meiner Mutter. Könnten das andere Mütter in anderen Ländern auch so entscheiden? Glaube ich nicht. Umarmen wir unsere Kinder so oft wie möglich und hören wir auf mit der Religion, mit jeder. In den leerstehenden Kirchen könnten wir Pommes verkaufen, für alle. Busen statt Buchstaben. Ihr Mütter der Welt, macht was, vermehrt euch nicht mehr mit Religion, sondern mit Männern, mit echten Männern, die brauchen keine Religion. Ihr habt die einzig wahre Macht in eurem Schoß. Religion muss lächerlich werden, uncool und unmännlich. Auf jedes Gotteshaus eine Vulva geschraubt, schön groß, weltweit. Und die Buben werden ruhiger, weil sie endlich an etwas Sinnvolles glauben: an die Mama.

Foto: VIPDesign - Fotolia.com

verbinden würden. Trotzdem, so Wipplinger, versuche man mittels Veranstaltungen wie „Die Nacht der Kremser“ oder „Art in our City“ die ansässige Bevölkerung noch stärker ins Museum zu locken. Auch an Schulen in Krems und ganz Niederösterreich wende man sich stark. Dazu braucht es aber „intelligente Vermittlungsstrategien“, so Wipplinger, „denn wenn man Kinder mit falschen Methoden in die Ausstellungen treibt, kann man auch sehr viel zunichte machen.“

Euer Roul

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Paralleluniversum? Vor einem Jahr ließ der Landeshauptmann im Zuge einer Pressekonferenz unter Beteiligung der Bürgermeister von Krems und St. Pölten die Bombe platzen: Die Kunstabteilung des Landesmuseums wird nach Krems verlegt, wo um 35 Millionen Euro eine neue Landesgalerie geschaffen wird, in St. Pölten wird um 3 Millionen Euro ein Haus der Geschichte im Landesmuseum eingerichtet.

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or allem in St. Pölten war der Unmut ob der angekündigten Absiedlung der Kunst nach Krems groß, auch über das Faktum, dass im Vorfeld über diese weitreichenden Pläne kein offener Diskurs geführt worden war. Dem Haus der Geschichte stand man dabei bislang neutral bis positiv gegenüber. Nachdem der Bund nunmehr aber eine Realisierung des Jahrzehnte geforderten „Hauses der Geschichte der Republik“ am Wiener Heldenplatz umsetzen möchte, tauchen auch diesbezüglich Zweifel an der Sinnhaftigkeit auf. Immerhin war der Selbstanspruch bislang durchaus breiter angelegt. Der renommierte Historiker Stefan Karner, mit der inhaltlichen Konzeption des niederösterreichischen Projektes beauftragt, etwa meinte auf die Frage nach dem Stellenwert eines solchen Hauses gegenüber dem ORF: „Es ist das erste Mal, dass sich ein österreichisches Bundesland dazu entschließt. Niederösterreich ist das Kernland Österreichs, daher erwarte ich mir sehr, sehr viele Impulse für die ganze österreichische Geschichtsforschung.“ Das war im September des Vorjahres. Mittlerweile ist aber – wer weiß, vielleicht sogar in Reaktion auf das niederösterreichische Projekt – auch die „Republikskatze“ aus dem Sack gelassen worden. Für Hermann Dikowitsch, Leiter der Landeskulturabteilung, kein Grund, deshalb am niederösterreichischen Projekt zu zweifeln. „Nachdem sich an dem Umstand, dass eine umfassende Darstellung der niede-

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rösterreichischen Geschichte bisher nicht vorhanden ist, nichts geändert hat, hat unser Projekt nach wie vor hohe Aktualität. Ich sehe keineswegs einen Wettbewerb oder Konflikt mit dem ‚Haus der Geschichte der Republik‘, auch wenn ihn manche heraufbeschwören wollen.“ So sei die inhaltliche Konzeption der geplanten Republikinstitution „bislang völlig unbekannt“, während in Niederösterreich bereits „ein wissenschaftlicher Beirat, bestehend aus über 80 Personen“ an dem Haus der Geschichte arbeite. Auch die Befürchtung, dass das Republikmuseum den Niederösterreichern repräsentative Exponate wegluchsen könnten, teilt Dikowitsch nicht. „Wir können auf einen stolzen Fundus in unseren Landessammlungen zurückgreifen.“ Zugleich hofft man auch auf die Bevölkerung, „uns im Rahmen eines Sammlungsaufrufes weitere spannende Sammlungsobjekte zukommen zu lassen“, wie man es bereits bei diversen erfolgreichen ZeitgeschichteAusstellungen auf der Schallaburg erfolgreich praktiziert hat. Auf die Frage, ob das kolportierte Besucherplus – abgesehen von „zwangsverpflichteten“ Schülern – im Hinblick auf die neu entstehende Bundesinstitution nicht kräftig nach unten revidiert werden muss, reagiert Dikowitsch leicht säuerlich: „Ich finde es verwunderlich, dass die Leistungen des Landesmuseums als wichtige kulturelle Bildungseinrichtung, offensichtlich von einigen Wenigen nicht geschätzt werden.“

Viele Wenige Diese „Wenigen“ verstehen es freilich gerade umgekehrt: Eben weil ihnen das Landesmuseum aufrichtig am Herzen liegt, fordern sie – womit man wieder ins Fahrwasser der Landesgalerie-Debatte kommt – dass dessen historisch gewachsener, ganzheitlicher Bildungsauftrag (Landeskunde-Natur-Kunst) erhalten bleibt. Den „Kunsttransfer“ nach Krems lehnt man deshalb ab. Der ehemalige NÖPLAN Boss Norbert Steiner, der das Landesmuseum federführend mit umgesetzt hatte, sprach diesbezüglich schon im Vorjahr von einer „Amputation des Landesmuseums. Vor allem ist mir nach wie vor rätselhaft, woher man in Zeiten finanzieller Anspannung soviel Geld hernimmt für eine Institution, die erst vor knapp 13 Jahren in St. Pölten eröffnet wurde, und die in gewisser Weise nur ein größerer Aufguss von etwas Be-

„Ich sehe keineswegs einen Wettbewerb oder Konflikt mit dem ‚Haus der Geschichte der Republik‘, auch wenn ihn manche heraufbeschwören wollen.“ Hermann Dikowitsch, Leiter Landeskultur NÖ


TEXT: johannes Reichl | Fotos: Manuel tauber, zvg

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„Dass es am Platz scheitern soll, ist ja das lächerlichste Argument überhaupt!“ Norbert Steiner, ehem. NÖPLAN-Boss

stehendem werden wird.“ Auch das Herunterspielen der Kritik sowie die Rede von „wenigen“ und „manchen“ durch das Land regt Steiner nach wie vor auf. „Meine Gattin hat im Vorjahr über 1.000 Unterschriften gesammelt, und noch heute rufen Leute an, die unterzeichnen möchten. Wir haben die Aktivitäten damals aber ruhend gestellt, um abzuwarten, ob die in einem persönlichen Gespräch mit Landeshauptmann Pröll getätigten Zusagen auch eingehalten werden“, so Steiner. Darin war vereinbart worden, dass „erstens das Haus der Geschichte auch ein Haus der Kunst und Kulturgeschichte sein soll, und wir zweitens laufend Informationen bekommen – das ist man bislang völlig schuldig geblieben, nicht nur gegenüber ausgewählten Protagonisten, sondern v. a. gegenüber der Bevölkerung.“ Spitzer Nachsatz: „Wie es aussieht, müssen wir die Unterschriftenliste

vielleicht bald wieder reaktivieren.“ Auch an der Sinnhaftigkeit des Hauses der Geschichte hegt der ehemalige Hauptstadtplaner seine Zweifel: „Es war eine der Hauptansagen im Rahmen der Präsentation, dass die Republik sozusagen ohnedies nichts zusammenbringt und man das ‚Haus der Geschichte‘ daher selbst in die Hand nimmt. Jetzt sieht die Sache ganz anders aus. Der Bund hat ganz andere Möglichkeiten, allein die Location in der Burg, und der Zugriff auf diverse substanzielle Sammlungen. Ich frage mich, was Niederösterreich haptisch an Schätzen zu bieten hat – es steht zu befürchten, dass das niederösterreichische Haus der Geschichte gegen jenes in Wien furchtbar abstinken wird.“ Die Problematik mit repräsentativen Exponaten sieht Herbert Binder, ehemaliger Obmann des Fördervereins Kulturbezirk, freilich für beide Häuser: „Wie die Dinge liegen, wird

es für beide paradoxerweise an interessanten Exponaten hapern: Weder werden die bayrischen Hauptstaatsarchivare die Ostarrichi-Urkunde herausrücken, noch die Klosterneuburger Chorherren den Herzogshut.“ Ein Vergleich der beiden Ansätze sei ohnedies falsch: „Wenn die Niederösterreicher den gesamten Kernraum Österreichs vom römischen Limes bis heute im 2.000 m² großen tier- und pflanzenfreien Bereich des Landesmuseums unterbringen wollen – inklusive zahlreicher markanter Kunstobjekte, wie versprochen – die Wiener dagegen für ihr Projekt ‚Republikmuseum‘ am Heldenplatz um die Hälfte mehr Platz zur Verfügung haben, dann handelt es sich um total divergente Startbedingungen! Das werden zwei weitgehend verschiedene Geschichtshäuser!“ Auch den Umstand, dass das niederösterreichische Haus der Geschichte bislang medial unter der Wahrnehmungsgrenze bleibt, „spricht nicht gerade für einen erfolgreichen überregionalen Ehrgeiz blaugelber Kulturpolitik.“ Und das müsse auch gar nicht sein „Vielleicht ist es, wie die Dinge liegen, ohnehin die beste Lösung, Niederösterreich wetteifert nicht weiter mit den Wienern um die Deutungshoheit über gesamtösterreichische Historie – wer könnte es denn tatsächlich den Tirolern oder gar den Steirern recht machen? Vielleicht sollten wir uns wirklich das kühne Ziel setzen, in St. Pölten das museumsdidaktisch für einige Jahre modernste Heimatmuseum Europas zu gestalten. Als Krönung der Ära Pröll gewissermaßen.“ Lothar Fiedler, Präsident des Fördervereins Kulturbezirk, hofft wieder­um wie Norbert Steiner auf Früchte aus dem Herbstgespräch mit dem Landeshauptmann: „Zu unserem Bedauern rückte der Landeshauptmann vom Landtagsbeschluss zum Bildertransfer nicht ab. Zugeständnisse für die repräsentative Ausstellung von Bildern in St. Pölten hat er uns aber gemacht.“ Die Kunst müsse unbedingt einen wichtigen Stellenwert in St. Pölten behalten. MFG 02.15

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MFG KULTUR

„Nachdem wir Bildkunst auch in St. Pölten bewahren wollen, ist die intensivere Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum und mit dem Diözesanmuseum eine nächste wichtige Intention – dies zu unterstützen wurde auch seitens des Landes zugesagt.“ Aus seiner Hoffnung, dass die jüngsten Entwicklungen in Niederösterreich zu einem generellen Überdenken der Beschlüsse führen könnten, macht Fiedler eindeutig zweideutig auch kein Hehl. „Was hat dies nun für St. Pölten zu bedeuten – was für den besagten Landtagsbeschluss? Ein Raum für Geschichtlein im Landesmuseum ist nicht die Art, wie in Niederösterreich Kulturpolitik betrieben wird. Allerdings hätte das Land plötzlich die Option, sich viele Millionen Euro zu ersparen. Spannende Zeiten jedenfalls.“ So siehts die Politik Von einem, von Fiedler angedeuteten Sistieren der Pläne kann aber keine Rede sein. Landeshauptmann Erwin Pröll sieht die neuen Entwicklungen gelassen und in den beiden Häusern auch keine Konkurrenz, sondern vielmehr eine „sinnvolle Ergänzung“ (siehe Interview). Auch die Landes-Grünen stehen zu ihrem Entschluss. „Wir haben dem Antrag im Vorjahr zugestimmt, weil uns das Konzept einer umfassenden Neustrukturierung der gesamten niederösterreichischen Museumslandschaft als sehr zielführend erschien“, so der stellvertretende Klubobmann Emmerich Weiderbauer. Im Hinblick auf die Landesgalerie schränkt er allerdings ein: „Die Übersiedlung der Kunstsektion sehen wir ebenfalls kritisch, uns wurde allerdings immer wieder erklärt, dass es aus Platzgründen notwendig sei, diese Schwerpunkte zu setzen, um dann viel mehr Exponate zum Thema Natur und Geschichte in St. Pölten präsentieren zu können. Da es in Krems mit den verschiedenen Häusern den Kunstschwerpunkt ohnehin gibt, wäre es daher naheliegend, diesen dort auszubauen.“ Norbert Steiner kommt ob dieser Argumente in Rage. 66

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„Das Land Niederösterreich hätte plötzlich die Option, sich viele Millionen Euro zu ersparen.“ Lothar Fiedler, Präsident Förderverein Kulturbezirk

„Es gibt genügend Erweiterungsmöglichkeiten in St. Pölten nach Süden hin! Die Stadt selbst hat sogar einmal eine Ergänzungsfläche angeboten im Nahbereich der Schule. Kurzum, dass es am Platz scheitern soll, ist ja das lächerlichste Argument überhaupt! Ganz im Gegenteil könnte man den Standort in St. Pölten, an exponierter Stelle der Landeshauptstadt, viel schöner, funktioneller und besser ausbauen als in Krems, wo man Salti über einen Kreisverkehr schlagen muss und in einem ‚eleganteren‘ Ambiente von Tankstelle und Dachdecker situiert ist.“ Die Landes SPÖ und die Stadt SPÖ sprechen, wenig verwunderlich, auf einer Linie – St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler ist ja zugleich oberster roter Landeshäuptling. „Ich persönlich finde es toll, wenn man nunmehr sowohl in der Bundeshauptstadt als auch in der Landeshauptstadt der eigenen Geschichte einen so bedeutenden Stellenwert zumisst. Dass dabei St. Pölten den Beginn gemacht hat, zeichnet uns besonders aus.“ Die Antwort auf die Frage, wie er umgekehrt den Abzug der Landeskunst aus „seiner“ Hauptstadt beurteilt, lässt Stadler – ebenso wie sein Vize auf Stadtebene – elegant unter den Tisch fallen. Eindeutiger sind da die Stadt-Grünen. Nicole Buschenreiter findet den Kunsttransfer nach Krems „aus kultureller aber auch stadtpolitischer Sicht unverantwortlich und abzulehnen.“ Die Stadt ÖVP wiederum steht den Rochaden mit einem lachenden und einem weinenden Auge gegenüber, wie Stadtrat Peter Krammer ausführt. „Mit dem ‚Haus der Geschichte‘ in St. Pölten bekommen wir sicher einen neuen Publikumsmagneten, auch wenn der Abzug der Kunstsektion des Landesmuseums sicher schmerzlich ist.“ Kritik seitens der Kulturszene, dass die St. Pöltner Politik sich für ihre Stadt und den Er-

halt der Kunst nicht eingesetzt hätte, verweist er an den roten Bürgermeister weiter: „Matthias Stadler ist hier am Verhandlungstisch gesessen.“ Auf den Bürgermeister schießt sich auch Klaus Otzelberger von der Stadt FPÖ ein: „Wir sind prinzipiell dagegen, dass alle wichtigen Einrichtungen nach Krems abwandern, wie die Ausstellungen der bildenden Kunst oder die Medizin Uni, die dann doch in Krems errichtet wurde und nicht im zentraleren St. Pölten. Das gute Verhältnis von Stadler zu Pröll ist verbunden mit Geben und Nehmen. Wobei Pröll immer mehr nimmt als er gibt – so wird das Verhältnis zwischen beiden weiterhin gut sein.“ Dass der Einfluss des Bürgermeisters bei einer Landeseinrichtung wie dem Landesmuseum endenwollend ist, erwähnt Otzelberger freilich nicht. Umgekehrt hat aber viele Kunstinteressierte der Hauptstadt des Bürgermeisters durch seine Präsenz bei der Pressekonferenz offen zum Ausdruck gebrachtes Mittragen der Abzugspläne vor den Kopf gestoßen. Von der Landes FPÖ war kein Statement zu erhalten, dafür fordert Renate Heiser-Fischer, Landesobfrau des Team Stronach, ein Überdenken der Pläne: „Bei allem Föderalismus machen zwei Museen so nahe beieinander mit der gleichen Sinngebung in Zeiten knappen Geldes keinen Sinn. Selbstverständlich müssen die Landtagsbeschlüsse unter diesen geänderten Voraussetzungen überdacht werden!“ Sprachs, und wartet dann mit einem verhaltensoriginellen Vorschlag auf: „Vielleicht gelingt es dem Herrn Landeshauptmann Pröll ja in Verhandlungen mit dem Bund, dass es nur ein Haus der Geschichte gibt, das dann aber in St. Pölten und nicht in Wien ist! Und man teilt sich die Kosten!“ Da ist sogar eine Revidierung der Landtagsbeschlüsse noch wahrscheinlicher...


PARALLELUNIVERSUM?

Interview Erwin Pröll

„Ich sehe darin eine Ergänzung.“ Als das „Haus der Geschichte“ präsentiert wurde, war die allgemeine Stimmungslage, dass die Republik „ihres“ nicht mehr umsetzt. Nun wird doch ein solches nur 60 km und eine halbe Stunde von St. Pölten entfernt in Wien realisiert – ist damit das niederösterreichische Projekt obsolet geworden? Ganz im Gegenteil, da ich darin eine sinnvolle Ergänzung sehe. Unser Haus der Geschichte stellt Niederösterreich in den Mittelpunkt, jenes der Republik soll die gesamte Republik umfassen. Je mehr sich die Menschen mit ihrer eigenen Geschichte befassen, desto mehr kann man von der Vergangenheit für die Zukunft lernen.

Im Konnex mit dem „Haus der Geschichte“ wurde vielfach darauf hingewiesen, dass Niederösterreich als „Kernland“ Österreichs sozusagen auch die Geschichte Österreichs ab 1848 repräsentativ widerspiegelt – besteht nicht die Gefahr, dass nun zwei Museen gleichen Inhalts geschaffen werden? Wo müssen die Unterschiede liegen? Wir wissen nicht, was von Seiten des Bundes gemacht wird, da noch kein inhaltliches Konzept präsentiert wurde. Dementsprechend konzentrieren wir uns auf unseren Prozess. Wir werden eine umfassende und zeitgemäße Darstellung der Rolle Niederösterreichs als Kernland Österreichs und der Republik im Haus der Geschichte im Landesmuseum Niederösterreich in der Lan-

gangenheit gefördert und unsere regionale Identität im größe-

Das Haus der Geschichte soll – abseits von „zwangsverpflichteten“ Schülern – ein Plus von ca. 40.000 Besuchern auslösen. Muss man diese Zielsetzungen angesichts des „Republikmuseums“ nicht drastisch nach unten korrigieren?

ren europäischen Kontext gestärkt werden.

Besucherbefragungen im Landesmuseum haben ergeben, dass

deshauptstadt St. Pölten präsentieren. Unsere Sonderrolle als historisches Kernland soll sichtbar gemacht werden, die reflektierte Auseinandersetzung unserer Bevölkerung mit der eigenen Ver-

der ausdrückliche Wunsch nach einer permanenten Präsenta-

Besteht zwischen den zwei Projekten in der Planungs- und Konzeptionierungsphase nicht die Gefahr eines Wettbewerbes um die besten Köpfe und Wissenschafter einerseits, in der Betriebsphase v. a. aber auch ein Kampf um repräsentative, substanzielle Exponate?

tion zur Landesgeschichte von Seiten der Bevölkerung besteht.

Die Umsetzung unseres Projekts steht auf zwei tragenden Säulen:

gewinnen. Die Wissenschaftliche Community wird durch den wis-

Steht die Überlegung im Raum, die diesbezüglichen Landtagsbeschlüsse, welche die niederösterreichische Museumslandschaft prinzipiell stark ändern, zu revidieren und auch die Kunstsektion im Landesmuseum zu belassen?

senschaftlichen Fachbeirat breit eingebunden. Dieser Fachbeirat

Wir haben eine Empfehlung des niederösterreichischen Kultur-

steckt bereits intensiv in den Arbeiten und das Konzept des Muse-

senats aufgenommen, derzufolge eine klarere Ausrichtung der

ums wird im Lauf des heurigen Jahres präsentiert werden. Somit

Museumslandschaft in Niederösterreich gefordert wurde. Dieser

besteht keine Gefahr eines Wettbewerbs, da unser Projekt bereits

Empfehlung wurde Rechnung getragen und ein Maßnahmen-

enorm fortgeschritten ist. Auf Grund der Vielfalt und Qualität un-

pakt eingeleitet. Es gibt keinen Grund, von unserer präsentierten

serer Landessammlungen bin ich auch überzeugt, dass es uns

Strategie, der Konzentration von thematischen Schwerpunkten,

nicht an repräsentativen und substanziellen Exponaten mangeln

nämlich der Bildenden Kunst in Krems und der Natur und Ge-

Mit dem Ludwig Boltzmann Institut konnte das Land Niederösterreich einen wichtigen Kooperations- und Koordinationspartner

» wird.

Ebenso besteht der Wunsch nach einer verstärkten Sichtbarmachung der Landessammlungen. Wir sind daher nach wie vor überzeugt, dieses Plus an Besuchern auch erreichen zu können.

schichte in der Landeshauptstadt, abzuweichen.

„Es gibt keinen Grund, von unserer Strategie abzuweichen.“ Erwin Pröll, Landeshauptmann NÖ

MFG 02.15

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SHORTCUT SZENE

Der Irrsinn mit der Urne

Dominik Leitner

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Alles wird gut!

Dieser re-„Koll“ MUSS funktionieren: Wenn St. Pöltens erfolgreichste Cafétiers Michael Glöckel und Heribert Weidinger (Café Schubert, Emmi) das Kult-Wirtshaus beim Alpenbahnhof wieder zum Leben erwecken wollen und noch Gastro-Spezialisten Dietmar Kirchner und Projektentwickler Matthias Nolz ins Team holen, dann ist die Zukunft des ehemaligen „Koll“ sicher gesichert. Mit gewohntem Flair. Die Ausstattung wird zwar restauriert, aber nicht grundlegend verändert, auf die Karte kommen Speisen aus regionalen Qualitätsprodukten, feine Weine, gutes Bier. Auch der Garten darf wieder genutzt werden, wird mit Kräuterbeet und Salettl neu gestaltet. Eröffnet wird im Mai, geöffnet ab 17 Uhr, mittags bleibt – vorerst – noch geschlossen, sagt Michael Glöckel. Mit von der Partie ist auch Felix Teiretzbacher, der mit seiner Kaffee-Rösterei vom Emmi im Sommer zum noch namenlosen Lokal übersiedeln wird. Dort wird es, nach guter alter „Koll“-Tradition, neben kulinarischen auch kulturelle Schmankerl geben.

Feierabend Aus der Not eine Tugend gemacht hat Ruth Riel, Produktionsleiterin im VAZ St. Pölten. Nachdem ihr im St. Pöltner Angebotsspektrum ein After Work Party Club gefehlt hat, wo man bei cooler Musik in nettem Ambiente mit

den Kollegen abhängt und vielleicht sogar ein bisschen shakt, hat sie diesen mit dem „Feierabend“ bei NXP Bowling einfach selbst ins Leben gerufen. „Das kennt doch jeder von uns, diese Fragen: Die Kollegen sind nett, aber was weiß ich eigentlich schon großartig von ihnen? Cooler Typ im Nachbarbüro, aber wie lerne ich ihn kennen? Ich würde gern mit Freunden ein bisschen Afterwork feiern – aber wo und in welchem Rahmen?“ Die Antwort war der „Feierabend“, der das Programm quasi schon im Slogan mittransportiert, wie Riel schmunzelnd verrät: „Ein Feierabend zum ‚nett‘worken, networken und v.a. ‚ned‘worken!“ Das nächste Mal am 18. März bei NXP Bowling.

Fotos: Mario Kern, zVg

Als gebürtiger Oberösterreicher bin ich es gewohnt, alle sechs (!) Jahre an einem Sonntag meine Stimme sowohl für die Gemeinderats-, die Bürgermeisterdirekt- und die Landtagswahl abzugeben. Vielleicht irritiert es mich deshalb so, dass es in Niederösterreich drei eigene Urnengänge braucht, bis der Landtag sowie alle niederösterreichischen Gemeinden frisch bestückt sind. Vor der diesjährigen niederösterreichischen Gemeinderatswahl wurde oftmals über das fragwürdige Wahlgesetz dieses Bundeslandes diskutiert. Warum ist es hierzulande erlaubt, explizit nicht den amtlichen Stimmzettel auszufüllen? Warum ist es möglich, in mehreren Gemeinden aufgrund obskurer Nebenwohnsitze mehrmals eine Stimme abzugeben? Warum sind zu Gemeinderatswahlen 300.000 Personen mehr wahlberechtigt als bei der letzten Nationalratswahl – und das ohne merkbaren Bevölkerungszuwachs? Niederösterreich ist neben dem Burgenland das einzige Bundesland, in welchem dieses Zweitwohnsitzwahlrecht existiert. So passiert es, dass man in eigentlich schrumpfenden Gemeinden einen Anstieg bei der Wählerevidenz bemerken kann. Und auch die Sache mit den selbst gedruckten Stimmzetteln der einzelnen Parteien, die vor der Wahl in jeden Haushalt flattern, ist man außerhalb des Bundeslandes nicht gewohnt. Dafür verantwortlich waren ÖVP und SPÖ, welche 1994 bei der Wahlrechtsreform gemeinsam für diese fragwürdigen Änderungen stimmten. Nachdem sich ganz Österreich über die wahlpolitischen Zustände belustigt hat, sollte sich die nieder­ österreichische Politik überlegen, wie tragbar all das noch ist. Landeshauptmann Pröll sagte zumindest in der Presse, dass eine Novellierung des Wahlrechts ganz oben auf seiner Agenda stehe. Mal sehen, ob sich bis 2020 etwas ändern wird.


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Wo die jungen Wilden wohnen Die Politik spricht gerade bevorzugt über “junges Wohnen”. Doch ist der populistische Ruf nach einer Wohnbauoffensive für junge Menschen nur politisches Marketing? Wie wohnen die jungen Menschen heutzutage überhaupt?

I

n ganz Österreich sagen sich wohl Politikerinnen und Politiker aller Couleurs diese zwei Worte vor: „Junges Wohnen“. Immer und immer wieder. Denn nichts klingt in den Ohren der politischen Klasse so großartig wie 1. eine Wohnbauoffensive für 2. die jungen Wählerinnen und Wähler, die man in den vergangenen Jahrzehnten mehr und mehr vernachlässigt hat. Auch in Niederösterreich gibt es seit 2013 eine Förderschiene fürs „Junge Wohnen“. So sehr sich die Regierenden dieser Tage auch mit Arbeitslosigkeit und Fremdwährungskrediten plagen müssen, es bleibt ihnen zumindest immer noch das “Junge Wohnen”, welches man wunderbar populistisch unter die Leute bringen kann.

Politische Fertigteil-Wahlgeschenke Zugegeben: Eine Offensive im leistbaren (so genannten „sozialen“) Wohnbau ist dringend notwendig. Doch auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, zielen die neuen Wohnungen in erster Linie auf junge Familien mit Kindern ab. Studierende und Lehrlinge hingegen können sich oft nur schwer eine Wohnung alleine oder zu zweit leisten: Denn auch wenn die Mietpreise (in St. Pölten) von 2013 bis 2014 um 2,8 Prozent gefallen sind – neben der monatlichen Zahlung an den Vermieter muss man oft noch zwei Mal tief in die Tasche greifen. Meist eine Kaution für vorhandenes Mobilar und schließlich eine Maklerprovision in der Höhe von bis zu zwei Monatsmieten. Für junge Menschen sind diese Ausgaben oft nur schwer (alleine) zu finanzieren. Doch wie wohnen junge Menschen? Die klassischen Wohnformen sind bereits altbekannt: So wohnen nicht wenige noch im so genannten „Hotel Mama“, also bei den Eltern. Oftmals belächelt, ist es für viele wohl die ein70

fachste und finanziell unbelastendste Möglichkeit, ein Dach über dem Kopf zu haben. Studierende, die es in eine ferne (Uni-)Stadt zieht, kommen oft zuerst in Wohnheimen unter. Dabei teilt man sich meist mit zumindest einer Person eine kleine Wohnung – und manchmal mit dem gesamten Stockwerk auch noch die Küche. Und neben wild zusammengewürfelten Wohngemeinschaften geht man auch dabei neue Wege: Es ziehen nun immer öfter zwei befreundete Paare unter ein Dach und halbieren somit ihre Ausgaben für die Wohnung und ihre Nebenkosten. So interessant diese Form auch ist, so birgt sie eine Gefahr: Zerbricht eine Beziehung, kann man im Gegensatz zu anderen Wohngemeinschaften nicht so einfach nachbesetzen. Das könnte mitunter das Ende der gemeinsamen Unterkunft bedeuten. Bei Stefan und Sarah, einer Hälfte einer solchen Pärchen-WG, ist das in den vergangenen drei Jahren aber nicht passiert. Für sie hat diese Wohnform den Vorteil, dass man zu viert mehr finanziellen Spielraum hat, um größere Wohnungen mieten zu können, aber gleichzeitig weniger Platz zum Schlafen braucht. Benötigen normale Vierer-WGs zwangsläufig vier Schlafzimmer, kann man sich hier mit zwei begnügen. Außerdem finden die beiden, dass sich das Zusammenleben ruhiger gestaltet, weil „alle bereits unterm Hut sind“ und somit nicht jedes Wochenende in Alkoholexzessen und Aufrissversuchen endet. Als einzigen Kritikpunkt nennt sie die Tatsache, dass man so auch viel mehr die Beziehungskrisen des befreundeten Paares mitbekommt, was – verständlicherweise – nicht immer angenehm ist.

»

Landhaus statt Stadtwohnung Rahel und Sebastian haben hingegen im vergangenen Herbst St. Pölten verlassen: Der Wunsch nach einer preiswerten größeren Wohnung konnte bei den aktuellen Preisen und dem geringen Angebot nicht erfüllt werden. Jetzt wohnen die Oberösterreicherin und der Bayer in einem 70m² großen Haus am Waldrand in Böheimkirchen. Sie zahlen dafür nur geringfügig mehr als für die nur halb so große Wohnung, die Rahel zuvor in St. Pölten bewohnte. Doch mit dem niedrigen Mietpreis nehmen sie auch so manches in Kauf: Es dauerte z.B. etwas, bis sie die Beheizung innerhalb der dicken Hausmauern mit dem Schwedenofen im Griff hatten. Außerdem mussten sie selbst noch Hand anlegen, um das Haus auf Vordermann zu bringen; doch zu diesem Preis war ihnen das bereits im Vorhinein bewusst. Die größte Herausforderung für Rahel ist aber die Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte: „Vor allem wenn man mit Freunden zuvor Tür an Tür gelebt hat und man sie jetzt oft sehr vermisst.“ Nicht zu unterschätzen ist auch das so genannte „Hotel Mama“, der ironische Ausdruck für das Elternhaus, in welchem junge Menschen heutzutage öfter bleiben oder auch wieder zurückkehren. Die Zahlen mögen eventuell überraschen: 61 Prozent der 20- bis 24-Jährigen leben laut einer Studie des „Österreichischen Instituts für Familienforschung“ (OIF) noch im Elternhaus, 30 Prozent der 25- bis 29-Jährigen. Bei den über 30-Jährigen schrumpft es nicht derart rasch weiter: Rund 14 % der 30- bis 34-Jährigen und immer noch 9 % der 35- bis 39-Jährigen teilen sich immer noch den Wohnraum mit den Eltern.

„Zugegeben: Eine Offensive im leistbaren Wohnbau ist notwendig.“


TEXT: Dominik leitner| Fotos: Sebastian Frisch, Simon Höllerschmid

Raus aufs Land. Statt enger Stadt-

Zurück ins traute Heim (der Eltern) Lisa, eine 27-jährige Volkschullehrerin aus Linz, wohnt aktuell wieder bei ihren Eltern. Sie ist bereits seit drei Jahren berufstätig und in einer Beziehung und sieht das Wohnen bei den Eltern eher als Notlösung. Sie ist übrigens eine von 21 % aller österreichischen Frauen, die im Alter von 25 bis 29 Jahren zuhause wohnen (bei den Männern sind es in dieser Altersgruppe sogar ganze 39 %). Für sie ist es natürlich ein Vorteil, dass man bei den Eltern zuhause nichts zahlen muss und somit Geld „für spätere Wohnprojekte“ sparen kann. Doch es gibt auch Negatives: „Der größte Nachteil ist der, dass ich nur ein Zimmer für mich habe“, sagt Lisa, denn mitunter leidet da natürlich auch die Privatsphäre. Nachdem Lisa nun mit ihrem Freund lange Zeit auf gemeinsamer Wohnungssuche war

(sie wohnten bereits zusammen, bis es ihn berufsbedingt nach Salzburg verschlug), wird sie im April die elterlichen Gefilde verlassen. Die Suche dauerte lange und gestaltete sich schwierig, weil das sehr geringe Wohnungsangebot selten mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis einherging. Doch was sind die Gründe für die Rückkehr ins (oder das Verbleiben) im Hotel Mama? Von 5.000 Befragten einer ÖIFStude nannten rund 45 bzw. 40 Prozent der Befragten zwar positive Auswirkungen auf ihre Autonomie und Sexualität, sollten sie innerhalb der kommenden drei Jahre von zuhause ausziehen. Doch über 60 Prozent erwarten, dass sich ihre finanzielle Situation dadurch erheblich verschlechtern wird. So ist es oftmals nicht der fehlende Wunsch, der junge Menschen am Auszug hindert, sondern ganz ein-

wohnung haben sich Rahel und Sebastian für ein Landhaus entschieden: Dort findet auch die Katze (am Schoß) und Suna, die Hündin, einen Platz und viel Auslauf.

fach das Geld. Die Studienautoren fassen das besonders gut zusammen: „Die finanzielle Situation aus Sicht der Betreffenden [würde sich] verschlechtern – und zwar zu einem größeren Ausmaß als der emotionale Zugewinn.“ Man wohnt aber auch anders Abseits von Hotel Mama, WGs, Wohnungen oder Häusern gibt es auch andere Wege: In Wien startete vor kurzem eine Initative namens „Flüchtlinge Willkommen“. Dabei will man Flüchtlingen ermöglichen, einen Platz in einer WG anstatt in Massenunterkünften (wie jenem in Traiskirchen) zu finden. Der Verein unterstützt bei der Vermittlung und bietet den WGs auch an, dass man mittels MiMFG 02.15

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MFG SZENE

Wo die jungen Wilden wohnen

Einsam, zweisam, dreisam ... viersam! Junge Leute orientieren sich

krospenden die Unterkunft eines Flüchtlings mitfinanziert. Ebenfalls in Wien findet man eine „Generationen-WG“. Seit 2009 wohnen auf 500m² Jung und Alt nicht nur neben-, sondern auch miteinander. Ziel dabei ist es, dass sich die Generationen gegenseitig helfen. Für die jungen Mitbewohner kann es, bei Unterstützung und Mithilfe für die älteren Bewohner, zu einer Verringerung der schon geringen Miete kommen. In Zukunft könne man sich, so der Betreiber der WG, vorstellen, auch Gratis-Wohnen für intensive Betreuung anzubieten. Das klingt aber weniger nach einem Solidaritätsmodell, wie es der Betreiber gerne bezeichnet, son-

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dern eher wie eine Suche nach billigen Pflegekräften. Bitte noch mehr, liebe Politik! Wohnbauoffensiven speziell für junge Familien sind natürlich zu begrüßen. Der aktuelle Schwerpunkt wurde übrigens um ein Jahr verlängert – die Förderschiene endet nun erst Ende 2016. Um den Wohnungsmarkt aber grundsätzlich wieder etwas lebendiger und beweglicher zu gestalten, wären weitere Entwicklungen notwendig. In Deutschland hat die Koalition zwischen CDU/CSU und SPD ein „Paket für bezahlbares Wohnen und Bauen“ geschnürt, durch welches im Jahr 2015 die Maklergebühr nicht mehr

„Generationen WGs: Eher kein Solidaritätsmodell, sondern die Suche nach billigen Pflegekräften.“

heute nicht mehr an klassischen ZweiPersonen-Haushalten oder StudentenWGs. Auch Zwei-Pärchen-Haushalte sind keine Ausnahme.

vom Mieter bezahlt werden muss. Das „Bestellerprinzip“ (der Vermieter bestellt schließlich den Makler) war auch schon einmal in Österreich im Gespräch. 2013 hat die SPÖ genau das gefordert, der Koalitionspartner ÖVP hat jedoch schnell wieder abgewunken. Schließlich sprang Ende 2014 auch die Arbeiterkammer auf den Zug auf und holte das Thema zurück auf die politische Agenda. Bewegt hat sich seither jedoch wenig. Vielleicht, weil eine solche Forderung zwar ebenfalls populistisch ist, aber man hier – im Gegensatz zum „jungen Wohnen“ – auch verschiedene Interessensgruppen vergrämen würde. Und solch heiße Kohlen greift die österreichische Politik ja wirklich nur sehr ungern an.


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VON SCHUTT UND ASCHE Einmal mehr sorgt eine St. Pöltner Band nicht nur in Niederösterreich und Wien für Furore. Die Rede ist von Aeons Of Ashes, einer vielversprechenden Kapelle, die sich dem Modern Melodic Death Metal verschrieben hat. Der zweite „Geburtstag“ der Band ist Anlass genug, um Bilanz zu ziehen.

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ebruar 2013. Zwei bekannte Gesichter der St. Pöltner Metalszene – Shouter und Frontman Tim Sklenitzka sowie Bassist Markus „Mexx“ Chmelar (beide haben sich mit Trashcanned einen Namen gemacht) – hatten sich mit dem kurz zuvor bei Epsilon ausgestiegenen Gitarristen Jorgo zusammengeschlossen und ein neues Projekt aufgetan. Zur Blutauffrischung komplettierten die drei alten Hasen ihr Line-Up mit Georg Knoll, seines Zeichens auch Sänger und Gitarrist der Combos Minatoria und Leutnant Ungustl, und einer italienischen „Drum Machine“ namens Carl Magno. Der Bandname war schnell gefunden. Wer jetzt Erzählungen von 74

einem Abend mit viel Bier erwartet, wird enttäuscht. „Es gab ein Google Dokument mit ca. 50 Namensvorschlägen, und jeder hat für seinen Favoriten abgestimmt. Dass die Worte Ashes und Aeons am häufigsten vertreten waren, vereinfachte die Sache natürlich“, erzählt Tim. „Aber das Bier spielt trotzdem eine wichtige Rolle in unserer Geschichte – ohne einen feuchtfröhlichen Abend in unserem Stammlokal Underground hätte ich Georg gar nicht kennengelernt.“ Schnell hatten sich die fünf Musiker aufeinander eingespielt und die ersten Songs geschrieben. Dann kam die Chance in Wien für die Szenegrößen (und Tims Lieblingsband) Dark Tranquillity den Opener zu machen.

„Wir haben die Aufnahme unserer beiden Songs White Lies und Depravation um einen Monat vorgezogen, um ein Demo zu haben. Diese Tracks waren dann für die Veranstalter und das Management der Band gut genug, dass sie uns als österreichischen Support Act ausgewählt haben“, erinnert sich Tim zurück. Aber nicht immer ist es so einfach, an prestigeträchtige Auftritte zu kommen, sind sich die Bandmitglieder einig: „Die Rahmenbedingungen werden immer schwieriger, nicht nur im Metalbereich. Es ist kaum mehr möglich ohne Pay To Play (Anm.: Bands spielen ohne Gage und müssen sich im Vorhinein verpflichten, Karten zu verkaufen) an große Gigs zu kommen. Internationale Bands gehen meist mit einem kompletten Tross auf Tour, inklusive mehrerer Vorbands, die wiederum für diese Gelegenheit zahlen. Das macht es lokalen Bands fast unmöglich, ihre Idole zu supporten.“ Aufgrund zahlreicher Vorschusslorbeeren, bestehender Kontakte und der Bekanntheit der einzelnen


TEXT: michael reibnagel | Foto: KARL STADLER

Bandmitglieder hatten Aeons aber einen klaren Startvorteil. Wo andere Combos um jede Auftrittsmöglichkeit kämpfen müssen, verschlug es die St. Pöltner neben „Heimspielen“ im neuen frei:raum und Shows in der Szene Wien unter anderem nach Prag, Salzburg, Graz, Kufstein und Treviso. „Wir haben bisher eigentlich nur in super Locations gespielt. Und ein cooles Detail war, dass wir an einem Tourwochenende exakt 666 Kilometer zurückgelegt haben – perfekt für eine Metalband“, resümiert Jorgo. Willkommene Unterstützung bot da natürlich die Förderung des Österreichischen Musikfonds. Tim erzählt: „Das Projekt erforderte viel Zeit und Geduld, zum Glück hat mir meine Erfahrung im Brot-Job die Einreichung deutlich erleichtert. Dass sowohl unser Album als auch unsere Tour unterstützt wurden, hat uns ganz neue Möglichkeiten eröffnet und uns eine Dimension von ‚Luxus‘ ermöglicht, die für eine österreichische Metalband sonst kaum denkbar ist.“ Und Jorgo ergänzt schmunzelnd: „Einmal

konnten wir uns neben der TourbusMiete sogar einen Fahrer leisten, was uns als feierfreudige Band natürlich sehr zugute gekommen ist.“ Zwei professionelle Videos sowie die Österreich-Tour – neun Shows von November 2014 bis Jänner 2015 – wurden in dieser Form erst durch die Förderung ermöglicht. Dass sich der Musikfonds bisher sehr selten für die Unterstützung einer Metalband entschieden hat, spricht auch für die Qualitäten von Aeons Of Ashes. Produktionsförderung erhielten im Zuge dieses Calls übrigens genreübergreifend nur rund 21 von mehr als 120 Bands. Aber es gab auch Rückschläge. „Unser Label Noisehead Records musste drei Monate nach Release unseres Albums Konkurs anmelden. Das lag aber nicht allein an unserem Album“ , beweist Tim Galgenhumor, „zum Glück hatten wir einen Special Deal ausgehandelt – viele unserer Labelkollegen hat es schlimmer getroffen als uns.“ Das Geheimnis des (schnellen) Erfolges? „Musikalisch hat einfach

TRINK-FEST. Das „letzte Abendmahl“ nimmt eine echte Metalband schon einmal in flüssiger Form zu sich. Besonders gern im Underground, kredenzt von Lieblingswirt Walter (3.v.l.).

jeder von uns was drauf, aber wir kommen aus komplett unterschiedlichen Richtungen – und die Mischung macht’s. Dazu ist die Chemie einzigartig.“ Wer jetzt Lust auf Modern Melodic Death Metal made in St. Pölten bekommen hat, dem seien das Album Shutdown und die beiden Videos Monocracy und Remember My Name ans Herz gelegt. Fans, die Jungs gerne mal live erleben möchten, müssen sich jedoch etwas gedulden. Zur Zeit konzentriert sich die Band voll aufs Songwriting für Album Nummer 2, das 2016 erscheinen soll. Nur zwei Shows im April, in Mönichkirchen und Wien, werden absolviert, bevor man ab September dann wieder verstärkte Live-Präsenz zeigen möchte, u.a. im frei:raum: „Das STP Metal Weekend ist eine absolute Top-Veranstaltung der österreichischen Metalszene.“ MFG 02.15

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Hoffentlich wird’s bald wieder Sch(n)ee… Weil der Berg ruft. Und dieser wird neuerdings immer öfter nicht mehr per Lift, sondern per Tourenskiern oder Schneeschuhen bezwungen.

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eiertag, 11:00 Uhr, Talstation Sessellift Lilienfeld – der Parkplatz ist komplett gefüllt, bis hinauf zur Straße stehen die PKW, und das, obwohl KEIN Lift in Betrieb ist! Der Skitour-Boom ist unübersehbar in Ostösterreich angekommen. Freilich, was heute als neue Trendsportart daherkommt, blickt auf eine lange Historie zurück. Schon bevor die ersten Lifte in Betrieb waren, erklommen Menschen mit Brettern unter den Füßen die Berge. Mit Sport hatte das wenig zu tun, sondern es ging um reine Fortbewegung. Als Pi78

onier des Skisports im heutigen Sinne gilt Mathias Zdarsky, der direkt aus unserer Region kommt: 1889 erfand er in seiner Wahlheimat Lilienfeld die alpine Skifahr-Technik, u. a. durch Entwicklung der „Lilienfelder Stahlsohlen-Bindung“, die die Ski „lenkbar“ machte. Und Zdarsky war es auch, der den ersten Torlauf der Skigeschichte initiierte. Ein Museum in Lilienfeld erinnert noch heute an den berühmten Pionier. Gerade Lilienfeld ist auch heute wieder ein Hotspot für Tourenskigeher, sozusagen mitten im Trend, den

Peter Plundrak, Skitourenreferent der Naturfreunde NÖ, absolut bestätigen kann: „Es zeigt sich ganz allgemein, dass die Nachfrage an naturverbundenen Freizeittätigkeiten angestiegen ist!“ Die Faszination am Tourengehen im Besonderen ergebe sich v. a. aus der Mischung aus Sport und Natur­ erlebnis, dies zudem häufig abseits des hochfrequentierten Skizirkus: „Es fühlt sich einfach gut an, wenn man den Berg aus eigener Kraft mit Tourenskiern erstiegen hat und dann die Abfahrt genießen kann. Auch die Natur kann man unmittelbar und sehr intensiv erleben, wenn man den Berg langsam und aus eigener Kraft besteigt“, schwärmt der passionierte Tourengeher. Ambivalentes Verhältnis Die Tourismusbranche beginnt die Tourengeher zusehends als eigene


TEXT: ruth Riel, doris vorlaufer| Foto: Weinfranz

Klientel zu entdecken: „Das sind naturaktive Personen mit höherem Anspruch“, weiß der Obmann des Mostviertel Tourismus Andreas Purt. Zugleich blickt man auf den Boom aber auch mit gemischten Gefühlen, v. a. in Regionen mit Liftbetrieben. Dies hat zum einen wohl mit der Angst zu tun, dass auf Sicht immer mehr Alpinskifahrer zum Tourengehen wechseln könnten und damit die Liftbetriebe mit Umsatzeinbußen rechnen müssen – was Purt bislang aber nicht bestätigen kann. Zum anderen sorgt auch die Benützung der präparierten Pisten durch die Tourenskigeher immer wieder für Konfliktstoff. „Vor allem außerhalb der Öffnungszeiten der Lifte, weil dadurch die Abfahrten zerstört werden, der Boden gefriert, und dadurch keine gut gewarteten Pisten für die Wintersportler am nächsten Tag bereitstehen.“ Zudem spielt eine

vage Haftungs-Situation mit: Wer ist schuld, wenn etwas passiert – können nächtliche Pistenpräparierung durch Pistenraupen und die Unterstützung durch Seilwinden doch durchaus eine Gefährdung für die Tourengeher darstellen. Den Wintersportorten geht es dabei aber, wie Claudia Polt vom Mostviertel Tourismus betont, nicht um eine Vertreibung der „Tourengeher“, sondern eher um Aufklärung: „In den Tourismusorten wünscht man sich deshalb sogar noch mehr Kontakt zu den Gästen, damit man sie besser informieren und in diesem Sinne auch besser leiten kann.“ Aktiv in diese Richtung agiert z. B. Lackenhof am Ötscher, das auf der Homepage Richtlinien veröffentlicht hat. Außerdem bietet man geführte Touren an, um Anfänger in die Faszination des Sports einzuführen. Wieder einen anderen Weg beschreitet Mitterbach auf der Gemeindealpe. Dort müssen die Tourengeher ganz einfach, wie die Schifahrer auch, für die Pistenbenutzung bezahlen. Eine Tageskarte kostet 4,50 Euro, dafür stehen zwei ausgeschilderte Routen zur Verfügung, und Sonderfeatures wie Skiline-Höhenmeterstatistik, LVS (Lawinenverschüttungssuchgerät-)Checkpoint oder Lawinenwarnstufenanzeige sind inklusive. Gut gerüstet Wer mit letzteren Begriffen nicht allviel anzufangen weiß, der kann sich im Rahmen von Wochenend-Einsteigerkursen, wie ihn z. B. die Naturfreunde anbieten, in die Faszination des Tourengehens einführen lassen. Dort werden Grundlagen über Schnee- und Lawinenkunde, Tourenplanung, Routenwahl, Spurenlage etc. vermittelt, ebenso wie der richtige Umgang mit der Natur. Derart – auch technisch – gut gerüstet ist Skitourengehen jedenfalls ein absoluter Traum, wie Peter Plundrak schwärmt: „Was gibt es Schöneres, als bei Sonnenschein die erste Aufstiegsspur in frisch gefallenen Schnee zu ziehen?“ Der Berg ruft ...

Muckenkogel/Lilienfeld Als Einstieg bietet sich der Parkplatz der Talstation des Sessellifts an. Man folgt der Skistraße (Familienabfahrt) bis zur Sutte (steiles Stück hinauf zur Lilienfelderhütte). Wen es danach noch weiter zieht, der geht weiter bis zur Bergstation und zur Hinteralm (1313m). Gemütliche Einkehrmöglichkeiten bieten die Lilienfelderhütte (am Gschwendt 952m), die Traisnerhütte auf der Hinteralm (1313m) und das Almgasthaus Klosteralm (1060m). Die Gehzeit beträgt ca. 1,5-2,5h. Neben dem Standardaufstieg bietet der Muckenkogel zahlreiche Varianten, die ihn auch für Könner beliebt machen.

Türnitz/Eibl Vom Eibl-Parkplatz (463m) weg gibt es zwei Möglichkeiten, die Teichhütte (1002m) zu erreichen: Die eine geht links weg, die sogenannte Fliegerwiese hinauf. Ich teile diesen Aufstieg in drei Etappen ein, welche die drei Steilhänge betreffen: 1. Steilhang gleich nach Beginn des Aufstiegs, danach folgt ein kurzer 2. Steilhang. Nach diesem kann man wählen: Geht man durch den Wald oder außen rundherum. Der 3. Steilhang zählt ca. 600 Schritte, danach hat man es geschafft und es folgt eine wellige Flachetappe bis zur Hütte. Die zweite Variante beginnt man vom Parkplatz aus gesehen rechts und folgt der ehemaligen Piste bis zur Hütte hinauf. Gehzeit ca. 1-1,5 Stunden. Die Belohnung des schweißtreibenden Anstieges ist natürlich das kulinarische Angebot auf der Eiblhütte. Dafür sorgt Wirt Karl Tröstl mit seiner uns allen genussbereitenden Ehefrau. Legendär ist der Suppentopf, ca. ein ¾ Liter Suppe mit Rindfleisch, Gemüse und Frittaten oder Nudeln oder Leberknödel oder einfach gleich mit allem. Das Rindlfleisch mit Semmelkren und Erdäpfelschmarren ist auch nicht zu verachten. Und wenn dann noch der Ziehharmonikerspieler loslegt und der Glühmost serviert wird, dann kann man es mit jeder Tiroler Schihütte locker aufnehmen. Besonders gemütlich ists, wenn man am Mittwoch Abend nach Sonnenuntergang aufsteigt und die Sterne mit den Lichtern von Türnitz um die Wette strahlen.

Annaberg/Tirolerkogel Ausgangspunkt ist der Parkplatz kurz vor der Ortseinfahrt Annaberg. Von dort auf geht man ca. 2 Stunden auf den Tirolerkogel mit der Gipfelhütte „Annaberger Haus“. Hüttenöffnungszeit ist Mittwoch bis Sonntag. Am Donnerstag ist beim „Skitouren-Abend“ die Pistensperre für gewisse Pisten bis 20:30 Uhr aufgehoben.

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MFG SPORT

TEXT: Thomas Schöpf | Foto: ZVG

RAPHAEL LANDTHALER

Rapids Herr DER Finanzen

Raphael Landthaler ist bei Österreichs FußballRekordmeister SK Rapid Leiter Finanzen und Organisationsentwicklung. Beim SKN St. Pölten hat man den engagierten WirtschaftsuniversitätsAbsolventen einst vergrämt.

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usgerechnet der Erz-Austrianer Anton Pfeffer ist indirekt beteiligt, dass Raphael Landthaler seinen Traumjob bei Rapid bekommen hat und beim österreichischen Rekordmeister seit Jahresbeginn als Abteilungsleiter Finanzen und Organisationsentwicklung fungiert. Der Türnitzer war es, der den St. Pöltner 2006 beim SKN St. Pölten mehr oder weniger abgeschossen hat. Landthaler war beim damaligen Regionalligisten ObmannStellvertreter und Kassier und agierte im Verein wie das sprichwörtliche „Mädchen für Alles“. Der Aufsichtsrat vom Land NÖ machte dem Studenten jedoch unmissverständlich klar, dass man ihn im Fall eines Aufstiegs nicht mehr benötigen und durch einen „Profi“ ersetzen werde. Landthaler trat daraufhin sofort desillusioniert zurück und beendete sein lange Zeit für den SKN auf Eis gelegtes Wirtschaftsstudium mit einer Diplomarbeit über die Besteuerung von Profi-Fußballern. Dann ging’s schnell. Der deutsche VDM-Verlag sicherte sich die Buchrechte und die deutsche Firma „Corporate Planning AG“, die u. a. 1860 München und Hannover 96 betreut, wurde auf seine Arbeit aufmerksam. Gemeinsam entwickelten sie eine Controlling-Software weiter, die Vereinen hilft, die komplexen Fußballerverträge, Manager Fees, Ticketing-Erlöse usw. zu überwachen. Nach einem Seminar-Vortrag bei Rapid hatte Landthaler bei den Hütteldorfern seinen Fuß in der Tür. Rapid war immer schon sein Verein. „Ich war von Kind auf Fan“, leuchten seine Augen beim Gespräch, zu dem der bald 40-Jährige im grünen Rapid-Poloshirt erscheint. „1987 bin ich aber vom Kempes-Virus infiziert worden“, gesteht Landthaler. Als der Weltmeister und WM-Torschützenkönig von 1978 für den VSE St. Pölten kickte, war es um Raphael geschehen. Er gründete den „VSE Fanklub“ und lernte so erstmals Vereinsarbeit kennen und lieben. Er war es auch, der das „Kempes-Event“ 2005, also die Rückkehr des vielleicht besten Fußballers, der je in Österreich gespielt hat, veranstaltet hat und von der Vereinsführung 2012 dafür mit der Organisation des Abschiedsmatches vom Voith-Platz betreut wurde. Mittlerweile fließen all seine Energien in den SK Rapid Wien. Vergangenen Sommer wurde er von Präsident Michael Krammer und vom Vorstand der Allianz Investment AG Martin Bruckner gefragt, ob er sich diese Arbeit vor80

stellen könne. Zuvor hatte er schon unter Präsident Rudolf Edlinger, dem ehemaligen Finanzminister, seine Tätigkeiten bei Rapid intensiviert und war als Freelancer für ein 15-Millionen-Budget mitverantwortlich. Nach einem zweiwöchigen Urlaub bei der WM in Brasilien sagte Landthaler schließlich Ja zu Rapid und beendete sukzessive seine Arbeit als Unternehmensberater. Jetzt ist er für die Buchhaltung, Planung, Budgetierung, Controlling, Soll-Ist-Vergleiche, Jahresabschlüsse und Geschäftsberichte bei den Grün-Weißen verantwortlich. Das spannendste gemeinsame Projekt ist das 28.000 Zuschauer fassende Allianz Stadion, in das die Hütteldorfer 2016 einziehen, und das zur Gänze Rapid gehört. Bis 2019 soll das Budget von derzeit 18 auf 30 Millionen Euro anwachsen. „Das ist die größte Herausforderung im Sportmanagement“, so Landthaler. „Wenn ich es mir wünschen könnte, würde ich dann gerne mit Rapid die Meisterschaft feiern und den SKN auf Platz zwei sehen“ lacht Landthaler, „aber mit Respektabstand!“ Dass die St. Pöltner immer noch in der zweiten Liga grundeln, tut ihm weh. „Das Märchen vom kleinen Budget kann ich nicht mehr hören. Mit 3,8 Millionen Euro musst du in der zweiten österreichischen Liga jedes Jahr um den Titel mitspielen.“ Er selbst kommt nach wie vor gerne zuschauen und unterhält sich auch mit Pfeffer im VIP-Klub. „Wir haben uns längst ausgesprochen. Letztlich bin ich ihm dankbar.“ Nach diesem Resümee ging es für Landthaler – der den Gesprächstermin mit dem MFG-Magazin an keinem Wochentag und keinem Rapid-Spieltag haben wollte – weiter nach Radlberg. Dort kickt er immer noch für die Reserve des ASV in der 2. Klasse Traisental. Aber nicht mehr in violett: „Ich habe ihnen jetzt neue Dressen gekauft.“


T R O P S O STUDI

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das nächste heimspiel in der nV arena:

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Freitag, 6. 3. 2015/20.30 uhr Mehr Informationen erhalten Sie auf

www.skn-stpoelten.at

Werner Schrittwieser

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SURFEN am Ratzersdorfer See Schon mal versucht am Ratzersdorfer See zu surfen? Die Fitnesstrainerin Milena Reisner macht‘s möglich – denn Sie hat den neuen Trendsport SURFSET® Fitness als erste und einzige nach Österreich in „meinSeestudio“ geholt. Während am See Spaziergänger durch die Winterlandschaft stapfen, bringen wir uns in „meinSeestudio“ bereits in Sommerurlaubsstimmung mit SURFSET® Fitness – der neuesten Trendsportart aus den USA, entwickelt von Profi-Hockeyspieler Mike Hartwick. Ein erster Tritt aufs Brett zeigt gleich, worauf es bei SURFSET® Fitness grundsätzlich ankommt: Balance. Denn die Bretter liegen nicht einfach am Boden, sondern auf drei aufgeblasenen Bällen und sind mit Gummibändern fixiert – so wird ein Wellengang simuliert. Um dem instabilen Untergrund Stand zu halten, ist permanente Körperspannung gefragt.

Balance, Burn, Build & Blend Hat man erst mal die Balance halbwegs in Griff, geht es auch schon ans Eingemachte mit diversen Übungen. Dazu bietet SURFSET® Fitness vier Programme: Balance (von Yoga inspiriert), Burn (hohe Intensität), Build (Kraft und Definition) und Blend (Intervall basierendes Core Training). „Jede Übung in SURFSET® Fitness trainiert die Bewegungen des Surf-Sports – die Mitte zu stärken, den Körper zu stabilisieren und kräftigen – auf eine ganz andere Art und Weise als man es bisher an diversen Geräten trainieren konnte“, erklärt Milena. Paddeln, Pop up Manöver, Duck Dive,

Carve oder Plank sind nur einige Positionen, die man bei SURFSET® Fitness vorfindet. Neugierig geworden? Dann gleich vorbeischauen in meinSeestudio (Bimbo Binder Promenade 15, 3100 St. Pölten). SURFSET® Fitness Stunden finden am MO (19 Uhr), DI (17 + 18 Uhr, speziell für Anfänger) und MI (17 + 18 Uhr) statt. Kosten: EUR 18,--/Stunde; EUR 150,--/10-er Block; Stundenreservierung erforderlich. Kontakt: 0676/9716651, office@meinseestudio.at, www.meinseestudio.at

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MFG KRITIKEN

ZUM HÖREN

Manshee, mikeSnare, Thomas Fröhlich, Dr. Schramek, Rob.STP, Dr. Ray B. (von links nach rechts)

Schick Schock

Bereits 2013 sorgte Bilderbuch für Furore und führte die FM4 Jahrescharts an. Auch 2014 ging es stetig bergauf, u.a. mit vier Nominierungen beim Amadeus Award, Supporttourneen mit Casper, Beatsteaks und Seeed, über 30 Festivals, sowie millionen Klicks auf ihre Videos. Musikalisch bewegt sich die Band zwischen Falco, Pharrell Williams und den Red Hot Chili Peppers. Ende Februar steht nun ihr langersehntes dritte Album in den Läden und könnte für internationalen Erfolg sorgen.

D‘ANGELO Black Messiah

13 lange Jahre ist der „Voodoo“ des letzten Albums von D‘Angelo her. Aus dem unverändert riesigen Potential und innerhalb der Schnittmenge von Soul/ R‘n‘B/Funk/Rock schöpfend hat D‘Angelo ein hervorstechendes Album gewuchtet – zwölf Songs, die sich jedem Buckeln vor dem Zeitgeist eisern verweigern, und ihren schroffen Charme mit jedem Durchlauf stärker verbreiten. „Black Messiah“ darf sich Vergleiche mit den Granden schmeichelnd gefallen lassen.

Phace

Beth Hart

Better Than Home Beth Hart ist wohl die größte weibliche Blues(rock)- und Jazzröhre der Gegenwart! Dies stellt sie auch auf ihrem neuen Album unter Beweis, auf dem sie – dem Leben das Positive im Abgründigen entreißend – ihre Lebensgeschichte aufarbeitet, die sie bisweilen ordentlich durch den Fleischwolf gedreht hat. Aber Beth war stärker! Übrigens ist die Jahrhundertstimme am 24.4. live im Wiener Konzerthaus im Rahmen von „The Art Of Song“ zu sehen.

ZUM SCHAUEN

Manshee, Felicitas Hueber

Shape The Random LP Deutschlands unangefochtenes Aushängeschild in Sachen Drum&Bass schmeißt sein drittes Studio Album auf den Markt (Release: 16.03.). Man muss dem Hamburger Jung´ Flo Harres zugestehen, dass er die Entwicklung des technoiden Neurofunk entscheidend mitgeprägt hat. Phänomene wie Mefjus wären ohne seine Inspiration undenkbar. Auch das neue Album entspricht seinem üblichen Konzept, ohne großen Schnickschnack oder prätentiöses Gehabe. Klare Empfehlung!

ZUM SPIELEN

Markus Waldbauer, Mr. Ship

Friedrich Liechtenstein Bad Gastein

Ein Schauspieler, viel Elektronik, ein Kammerorchester, Wummer-Beats, sexy Frauenstimmen und poetische lyrics an der Grenze zum Kinky Old Man-Kitsch und drüber hinaus. Ein alternder Dandy erzählt im Sprechgesang aus seinem Leben zwischen mondänen Hotels, schummrigen Bars und belgischen Betten – musikalisch irgendwo zwischen Tom Waits und Yello angesiedelt. Witzig und anrührend – eigentlich ein Meisterwerk.

DANKO JONES FIRE MUSIC

Danko Jones, Langzeitkollege John „JC“ Calabrese und Neo-Drummer Rich Knox haben es wieder getan. Mit Fire Music liefern sie ihr bereits siebentes Album ab. Zu hören bekommt man die gewohnte Kost, nämlich eine Mischung aus Rock, Punk und Blues. Und das nicht ohne eine gehörige Portion Dreck. Alles zwar nicht neu, aber es rockt dennoch ganz gewaltig. Unbedingt mal reinhören. Anspieltipp: die Single „Do You Wanna Rock“.

ZUM LESEN

H. Fahrngruber, W. Hintermeier

Das ewige Leben

Destiny

Unterwerfung

Privatdetektiv Brenner wollte eigentlich zur Ruhe kommen, wird aber bald mit Problemen seiner Vergangenheit konfrontiert. Der Stress gipfelt darin, dass Brenner in den Kopf geschossen wird und er ins Koma fällt. Als er aufwacht, hat er nur ein Ziel: Den Täter zu finden. Was sich aber als äußerst schwierig gestaltet, denn alle Zeugen behaupten, er hätte sich selbst in den Kopf geschossen.

Destiny ist eine große Enttäuschung. Es ist nicht mehr als ein mittelmäßiger online Shooter mit Rollenspiel-Ansätzen. Abseits der gelungenen Spielchmechanik und der zugegeben sehr guten Grafik bietet das Game keinerlei Inhalt. Erschreckend, wie viel Potential der Entwickler hier verschenkt. Spätestens nach dem vierten Mal werden die sich ständig wiederholenden Missionen langweilig. Schade drum!

Frankreich im Jahr 2022: Nach der Wahl eines gemäßigten islamischen Präsidenten verändert sich das Alltagsleben des Landes. Francois, ein misanthroper, zynischer Literaturprofessor, beobachtet die selbstgewählte Unterwerfung der intellektuellen Elite unter die neuen politischen Machthaber. Eine gelungene Satire über die Gleichgültigkeit und Mutlosigkeit einer indifferenten, orientierungslosen Gesellschaft.

The Voices

Dying Light

Wiener Totenlieder

Der Film „The Voices“ verblüfft als bitterbös bis blutige Komödie um die schizophrenen Wahnvorstellungen eines unschuldigen Serienmörders (Ryan Reynolds). Clou des kuriosen Cocktails, dessen Zutaten noch Thriller, Satire und Psychodrama sind, ist eine bunte Wahnwelt mit zwei zynisch sprechenden Haustieren, die im Kontrast zur Realität voller Leichenteile steht.

Dying Light kombiniert viele verschiedene Gameplay-Elemente zu einem interessanten Survival-Spiel in der ZombieApokalypse. Zusammen mit der schönen Optik macht es sich zu einem sehr guten Spiel, das alle Spieler des Open-World- sowie Survival- und eben Horrorgenres gefallen dürfte. Über die mehr und mehr in den Hintergrund rückende Geschichte tröstet der Freerun-Aspekt hinweg, der enorm viel Spaß bereitet!

Die Tochter einer berühmten Opernsängerin, Charlotta, fristet ihr Dasein als Kaufhausdetektivin, als sie von der Polizei für einen Undercover-Einsatz in der Wiener Oper angeheuert wird. Dort werden Mitglieder des Ensembles scheinbar wahllos ermordet, und die Ermittler tappen im Dunkeln. Durch diesen Einsatz werden unerwünschte Erinnerungen wach, und Charlottas Leben gerät völlig aus seinen Fugen.

Wolfgang Murnberger

Marjane Satrapi

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Bungie

Techland

Michel Houellebecq

Theresa Prammer

Fotos: zVg, Blue Moon Entertainment

Bilderbuch


MFG VERANSTALTUNGEN

HIGHLIGHT VAZ St. Pölten

WISA MESSE Bei NÖ‘s größter Bau- und Wohnmesse, der „WISA“, finden sich jede Menge Ideen, Qualität und Kompetenz in den Bereichen Bauen, Wohnen, Energie, Auto, Motor, Garten, Freizeit ... es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt im „größten Schaufenster Niederösterreichs“! Damit die WISA Messe auch für die Besucher ein Erlebnis wird, fehlt es weder an Unterhaltung, noch an Fachvorträgen bis hin zu Gewinnspielen, Produktshow oder musikalischen Leckerbissen. 16. – 19. April 2015

Perpetuum

Perpetuum ist wieder zurück, auf den Brettern, die die Welt bedeuten! Diesmal kredenzt St. Pöltens legendäre freie Theatergruppe unter dem Titel „Küsst euch und zum Teufel mit euch“ gleich drei Einakter aus der Feder von Anton Čechov. Für das Bühnenbild sorgt in bewährter Form Thomas Gallhuber, die Musik komponierte Bernhard Moshammer. THEATER

14.03. - 17.04.

EHEM. FORUM KINO

FAMILIENSZENEN

Seit Jahren wartet Irina auf die Rückkehr ihres Mannes Nikolaj, der als Söldner in den Kaukasus gezogen ist. Als er eines Tages unerwartet vor der Tür steht, beendet sie sofort ihre Affäre und setzt alles daran, ihr familiäres Liebesleben wieder ins Lot zu bringen. Doch Nikolaj leidet offenbar an einem Kriegstrauma und zeigt wenig Inter­esse für seine Frau … THEATER

01. - 02.04.

LANDESTHEATER

light it up blue

Anlässlich des Weltautismustages nimmt St. Pölten heuer zum ersten Mal gemeinsam mit dem Verein „nomaden“ an der weltweiten Aktion „light it up blue“ teil. Dabei werden in der Nacht vom 1.4. zum 2.4. in St. Pölten mehrere öffentliche Gebäude blau beleuchtet. Diese Aktion findet weltweit statt und soll auf das Thema „Autismus“ aufmerksam machen. AKTION

St. Pölten

05. 03.–12. 04.

farbig

Die aktuelle Ausstellungsreihe wird sich mit unterschiedlichen Aspekten von Farbe und „Nichtfarbe“ in der künstlerischen Praxis auseinandersetzen. Die Ausstellung »farbig« von Kurator Ernest A. Kienzl soll zeigen, welch unterschiedliche Wirkung Farbe je nach künstlerischer Technik entwickeln und was durch sie ausgelöst werden kann. Der St. Pöltner Künstlerbund lädt zur Eröffnung der Ausstellung

www.stpoeltnerkuenstlerbund.at/kunstwerk www.blog.stpoeltnerkuenstlerbund

Bis 21.03.

am Donnerstag, 5. 3. 2015 um 18.30 Uhr im KUNST: WERK, St. Pölten, Linzer Straße 16 (Löwenhof)

An der Ausstellung nehmen teil: Eva Bakalar | Hermann Fischl |

Renate Habinger | Edith Haiderer (Gast) |

Anton Ehrenberger | Barbara Höller (Gast) | Elisabeth Kallinger | Hermine

Karigl-Wagenhofer | Ernest A. Kienzl | Herbert Kraus | Hannelore Mann | Josef Reinberger | Franz Rupp |

Kurt Schönthaler | J. F. Sochurek | Margareta Weichhart-Antony |

Otto Zitko (Gast) | Kurator Ernest A. Kienzl

Die Ausstellung ist vom 5. 3. bis 12. 4. 2015, Donnerstag, Freitag von 16.00 bis 18.30 Uhr und Samstag, Sonntag von 10.30 bis 13.00 Uhr geöffnet.

AUSSTELLUNG

22.03.

KUNST:WERK

07.03.

THORSTEN HAVENER

„Wie hat er das bloß gemacht?“ Diese Frage stellt sich zwangsläufig jeder, der Havener live erlebt. Havener fasziniert, Havener macht fassungslos. Und dem Publikum stehen reihenweise die Münder offen. Dabei schaut er einfach nur genauer hin! In seiner neuen Show „Der Körpersprache-Code“ wird der Gedankenleser das Publikum verblüffen. SHOW

VAZ St. PÖLTEN

13.03.

The Doors Experience

Klaus Bergmaier, Mastermind an den Tasten, der virtuose Spitzengitarrist René Galik und der psychedelischrockende Drummer Gerhard Tscherwizek entfachen auf der Bühne genau jenes einzigartige musikalische Feuerwerk samt der unvergleichlichen Mystik, mit welcher auch anno dazumal The Doors ihr Publikum in andere Sphären eintauchen ließen. EGON

KONZERT

Tango Tenero

Das italienische Ensemble Porteno wird im Rahmen der Meisterkonzerte auftreten. Dies in exquisiter Tangobesetzung samt Streichern und traditionellem Bandoneon. Die Besucher erwartet ein atemberaubender Streifzug, von Bach, Vivaldi und Rossini über Brahms und Elgar bis hin zu Hector Villa Lobos, Henry Mancini, Ennio Morricone und Astor Piazzolla. KONZERT

04. - 06.06.

D&C Cityhotel

ROCK IN VIENNA

Ein neues RockEvent hält im Juni Einzug in die österreichische Festivallandschaft. Musikalisch werden Muse, Metallica & Kiss, Incubus, Limp Bizkit, Faith No More, The Hives und viele mehr den Fans auf der Wiener Donauinsel einheizen. Und für alle, die das volle Festival-Feeling inhalieren wollen, gibt’s auch einen Campingplatz mit eigenem Beach-Bereich. FESTIVAL

DONAUINSEL

MFG 02.15

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Reich(l)ebners Panoptikum

SKANDALÖS. Immer öfter versuchen sich Politiker bei den Veranstaltungen anderer Parteien einzuschleichen, wie zuletzt die SPÖ am Kleinen Stadtball des VP Seniorenbundes mittels des berühmten TTT (TicketTarnTricks – dabei besorgt ein unbekannter Strohmann Karten im Vorverkauf, beim Fest tanzen dann aber die Politiker der anderen Couleur an). Die Anleitung für diese höchst perfiden Anschläge wider die guten Sitten holen sich die Volksvertreter dabei nicht neumodisch aus dem Internet, sondern ganz auf old school aus dem guten alten „Handbuch für Einschleich-Guerillas“. ACHTUNG KINDER: BITTE NICHT ZUHAUSE NACHMACHEN!

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Es kommt etwas Groร es auf euch zu!

2015 im Hollywood Megaplex St. Pรถlten Bleib dran

unter facebook.com/hollywoodmegaplex

megaplex.at


SCHÖNES MIT DER WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT ST. PÖLTEN

Betreutes Wohnen, individuell und leistbar Ein besonderes Bauprojekt im Süden von St. Pölten im Stadtteil Spratzern. Zentral gelegen und trotzdem in der Nähe zum fußläufig erreichbaren Erholungsgebiet an der Traisen errichtet die St. Pöltner Wohnungsgenossenschaft diese zukunftsweisende Wohnhausanlage. Im Erdgeschoß befindet sich eine Arztpraxis. Für gesellige Zusammenkünfte stehen Aufenthaltsräume zur Verfügung.

betreutes Wohnen geboten. Als zusätzliches Service ist die Vermittlung einer regelmäßigen Wohnungsreinigung durch unsere Tochterfirma „ReDie Ges.m.b.H.“ oder eine 24h-Betreuung durch die Volkshilfe möglich.

In unmittelbarer Umgebung besteht eine sehr gute Infrastruktur (Supermarkt, Apotheke, öffentliche Verkehrsmittel, Polizei, Kirche, u.v.m.)

Freie Objekte der Wohnungsgenossenschaft St. Pölten: Theresienhofgasse 2, Whg 7, 3104 St. Pölten - Harland Wohnnutzfläche 94,61m² / Finazierung 21.317,29 € / Miete 693,41 € inkl. BK ohne Heizung / 66 kWh/m²a

Die Wohnungsgrößen variieren zwischen ca. 52,7 m² und 60,8 m² Wohnnutzfläche, wobei alle Wohnungen zusätzlich über eine Loggia oder eine Terrasse verfügen. Jeder Wohnung wird ein Autoabstellplatz und ein Lagerraum im Erdgeschoß zugeordnet. Den zukünftigen Bewohnern wird selbständiges, barrierefreies und Allgemeine gemeinnützige WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT e.Gen.m.b.H. in St.Pölten

Josefstraße 70/72 3100 St.Pölten

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Tel.: 02742/77288-14

Fr. Hoheneder E-Mail: wohnungsberatung@wohnungsgen.at

Beste Qualität, beste Lagen: Die Wohnungsgenossenschaft St. Pölten schafft in ganz NÖ zukunftsweisende Wohnprojekte.


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