MFG - Das Magazin / Ausgabe 43

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MFG EDITORIAL

19 minutes of Shame von Johannes Reichl

Wie sang dereinst Marlene Dietrich: „Männer um-

schwirren mich wie Motten um das Licht.“ Beate Schrott musste angesichts ihrer Olympia-Teilnahme eine ähnliche Erfahrung machen, nur dass der Mottenschwarm nicht in Form testosterongetränkter Männer daherflatterte, sondern als Politiker, „Freunde“, „Wegbegleiter“ und „Entdecker“, die es ja schon immer gewusst haben! Wobei, wenn man es genau betrachtet: Eigentlich waren es doch nur testosterongetränkte Männchen, die sich da im Glanz der Sportlerin zu sonnen versuchten, um ein Stück vom Glamourkuchen abzubekommen. Der offiziellen Stadt musste man diesbezüglich ja vor der Olympiade noch ein bisschen auf die Sprünge helfen. Die Anregung, Schrott – St. Pöltens erste Olympionikin seit 40 Jahren – vielleicht doch auch offiziell zu verabschieden, kam von der Leichtathletik Sektion. Nach langem Ringen konnte man sich gnadenhalber zu einer Audienz durchringen – ein medientaugliches Foto schadet schließlich nie! Die Uhrzeit erfuhr Schrott allerdings erst einen Tag vorher per schlankem Einzeiler – Sportler haben schließlich immer Zeit, weiß man doch! Der Empfang selbst verlief verhaltensoriginell, was Union-Leichtathletik-Sektionsleiter Gottfried Lammerhuber zum absolut lesenswerten Bericht „Verabschiedung einmal anders“ inspirierte (www.ustpla.net/fullnews.php?NID=1160&). Diesen könnte man in Abwandlung von Andy Warhols Forderung nach „15 Minutes Of Fame“ für jedermann auch in „19 Minutes Of Shame“ umbenennen: Das Trauerspiel dauerte nämlich gerade einmal 19 Minuten, dem festlichen Anlass entsprechend wurde Leitungswasser gereicht, und Schrott durfte sich u. a. lustige Fragen über die Matura (okay, sie sieht mit ihren 24 Jahren aber auch wirklich noch sooo jung aus!) gefallen lassen, obwohl sie gerade vorm Abschluss des Medizinstudiums steht. Im „Standard“Interview meinte sie hinsichtlich der unfreiwilligen Standup-Comedy: „Als er [der Vizebürgermeister, Anm.] mich gefragt hat, welche Wassertemperatur für Sportler die optimale ist, musste ich passen.“ Warum bloß fällt einem da Aretha Franklins Song-

zeile „All I‘m askin‘ is for a little respect“ ein?! Beim offiziellen Empfang der Sportlerin nach der Olympiade in Weinburg war der Bürgermeister dann um Schadensbegrenzung bemüht und überreichte eine Karikatur, die – so lieb gemeint – erst recht wieder ein skurriler Griff in den Gatsch war. Darauf zu sehen: Beate Schrott beim Hürdenlaufen – so weit, so gut. Ebenfalls am Bild: Sprint-Überflieger Usain Bolt – auch okay. Aber Bürgermeister Stadler himself – als Hürdenläufer??! Wollte der Künstler damit eine Allegorie auf den politischen Hürdenlauf schaffen? Oder handelt es sich tatsächlich um ein verstecktes Talent des Stadtoberhauptes, das er im Rahmen des nächsten „Liese Prokop Memorial“ unter Beweis stellen wird? Selbstredend, dass beim Weinburger Empfang auch Politiker anderer Couleur antrabten – jetzt wo Schrott berühmt war! Blaue hüpften da ebenso durch die Szenerie wie Schwarze, die im Vorfeld olympischen Eifer nur darin entwickelt hatten, mit peinlich-geiler Schadenfreude den LammerhuberText unters Volk zu bringen, ansonsten aber in Anlehnung an Gernot Rumpolds Bonmot gänzlich die Antwort schuldig blieben, wo ihre Leistung war. „Klassisch“ waren auch die Fotos, bezeichnend etwa jenes, auf dem Schrott links von Weinburgs Bürgermeister Peter Kalteis (JA!, wir wissen jetzt, dass die Athletin im STKZ Weinburg sportwissenschaftlich betreut wird!) und rechts von Bürgermeister Matthias Stadler flankiert wird. Erst außen folgen Gottfried Lammerhuber und Trainer Philipp Unfried, wobei – die haben ja auch wirklich nicht sooo viel zum Erfolg beigetragen wie die Politiker. Schrott selbst, so darf man mutmaßen, wird als vorübergehende Bewohnerin des Olympischen Dorfes sowie als Fahnenträgerin Österreichs bei der grandiosen Abschiedsgala in London, wo der Hauch der Weltfamilie sogar bis ins Wohnzimmer zu spüren war, milde über die Provinzposse in der Heimat lächeln. Und vielleicht sind wir ja auch zu ungerecht gegenüber den Motten. Immerhin haben sie doch nur das olympische Motto verinnerlicht: Dabei sein ist alles!

Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten Herausgeber: Bernard und René Voak Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chef vom Dienst: Anne-Sophie Settele Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Gotthard Gansch, Sascha Harold, Althea Müller, Michael Müllner, Marion Pfeffer, Thomas Schöpf, Eva Seidl, Anne-Sophie Settele, Beate Steiner, Katharina Vrana, Manfred Wieninger Kolumnisten: Herbert Binder, Thomas Fröhlich, Althea Müller, Michael Müllner, Primadonna, Rosa, Beate Steiner Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, Wolfgang Hintermeier, Simon Höllerschmid, Kinga Pietraszewska, David Meixner, Manuel Pernsteiner, Anne-Sophie Settele, Robert Stefan, Markus Waldbauer Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Simon Höllerschmid, Hermann Rauschmayr Coverfoto: iStockphoto.com/Warren Goldswain Art Director & Layout: Mr. Shitaki Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich. Internet: www.dasmfg.at


INHALT

Urban 6

KULTUR 32

SZENE 42

SPORT 54

URBAN 8 14 18 22 24 28

HÄUSLICHE GEWALT DURCHS ROTE MEER AIDS – KEIN THEMA? FINANZAUSGLEICH – KAMPF UMS FUTTER KOPALKASERNE – DER UNORT MY HOME IS MY EGGER

W NEUEN SHO KULTUR

O G N LI 34

TRAVNICEK & BACHMANNPREIS

37 38

ERFOLG NACH DEM DWG 100 JAHRE MARINGER

SZENE 43 44 50

NUCLEUS MIND – BANDPORTRAIT KÖNIG ST. PAULI HARAUER – DER POP-CHRONIST

SPORT 54 58

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In der in St. Pölten wieder einmal der Evergreen „Hey Sud“ läuft. Diesmal gilt das Lamentieren dem neuen Stadion. So berechtigt das Nörgeln zunächst angesichts manch ungewollten organisatorischen „Fouls“ innerhalb des Fußballtempels gewesen sein mochte (aber es wird wirklich besser!), so unangebracht ist es im Hinblick auf die Verkehrssituation. Denn – man höre und staune – wenn ein paar Tausend Fans nach dem Stadionbesuch gleichzeitig nach Hause fahren möchten, kanns halt schon einmal ein bisserl dauern, wobei bei den hierzulande verwöhnten Eingeborenen ja schon spätestens ab der fünften Minute der Stress- und Aggressionspegel steigt. Liebe SKN-Fans: Um in Zukunft erst gar nicht in diese Situation zu kommen, sei allen St. Pöltnern ans Herz gelegt, entweder – wenn sie schon so sportbegeistert sind – mit dem Fahrrad anzudüsen, oder, sofern sie eher zur Spezies „Passivsportler“ zählen, zumindest die Möglichkeit des Öffentlichen Verkehrs zu nutzen, immerhin laufen die Linien 6 und 7 das Stadion an, und letztere wird an Spieltagen eigens bis in die Nacht weitergeführt. Außerdem ist Sudern bekanntermaßen kontraproduktiv, denn wie heißt es so schön: Wer viel sudert, wird ... Naja, lassen wir das!

In der sich beim Frequency Festival manch Besucher unweigerlich an Georg Danzers berühmte Songzeile „Jö schau, a so a Sau, Jessasna, wos mocht a Nockada im Havelka“ erinnert fühlte, nur dass da nicht ein Nackerbatzl im öffentlichen Raum herumflitzte, sondern gleich 50, und das sicher niemand als anstößig empfand. Der deutsche Starfotograf Gerrit Starczewski stattete St. Pölten mit seinem Projekt „Naked Heart“ einen Besuch ab. Zahlreiche Festival-Besucher aus aller Welt ließen für das Shooting die Hüllen fallen, liefen quietschvergnügt durch den Konfettiregen oder bildeten auf der Stadtsportanlage ein nacktes Herz. Starczewski geht es dabei nicht um schnöden Aktionismus, sondern er möchte „ein Zeichen setzen, dass es die Liebe ist, auf die es im Leben ankommt und es die Liebe ist, die uns vereint. Ziel ist es, noch nie da gewesene Bilder zu schaffen und Festivalbesucher aus aller Welt miteinander zu vernetzen. Ängste sollen abgebaut werden und ein intuitives, gemeinschaftliches Erleben von Kunst, Körper und Musik möglich gemacht werden. Der Aufruf soll hervorheben wie schön und wichtig es ist frei zu sein. Und dass man gemeinschaftlich vereint etwas bewirken kann.“ Die Botschaft ist angekommen!

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In der „Schmierereien“ als semiprofessionelle Malerarbeiten daher kommen. So haben „Vandalen“ das Kaiser Franz Joseph Relief an der Traisen farblich ein bisschen aufgepeppt, so liebevoll, dass man im ersten Moment nicht wusste, ob es gar eine (dann halt ein bisserl schlampig ausgeführte) Renovierungsarbeit ist. Ist sie nicht, wie das Land betont. Was aber dann? Die Botschaft mag sich noch nicht vollends erschließen: Wars nur ein Schöngeist, dem das grau in grau allzu sehr betrübte und der einfach Farbe ins Spiel bringen wollte. Oder wars gar der subversive Versuch, schon ein bisschen wahlzukämpfen (was die blaugelben Stoßtrupps, die im Sommer an Seen einfielen und vom LH gebrandete Wasserbälle, Soft-Gums etc. verteilten, gar nicht so subversiv machten)? Aber der blau-goldene Bindenschild unter einer roten Krone?! Eine Kampfansage der SPÖ also? Oder just umgekehrt eine Hommage an Kaiser Erwin I. von Niederösterreich, denn – wie es angesichts des Oeuvres gewieften Politologen nunmehr wie Schuppen von den Augen fällt – es gibt noch viel mehr Analogien zwischen Niederösterreich und seinem imperialen Erbe, zwischen Landesfürst und Kaiser, als bisher angenommen: Sehet die Frisur!!!

............................................................................................................................................................................. Thornton Wilder Wir sind noch einmal davongekommen REGIE: Daniela Kranz Premiere 6. 10. 2012 Ferdinand Raimund Der Bauer als Millionär REGIE: Jérôme Savary Premiere 11. 10. 2012 Robert Thomas Acht Frauen REGIE: Maria Happel Premiere 7. 12. 2012 William Shakespeare Viel Lärm um nichts REGIE: Roland Koch Premiere 26. 1. 2013 Tom Lanoye Mamma Medea REGIE: Philipp Hauß Premiere 16. 3. 2013 Jonas Hassen Khemiri I call my brothers REGIE: Michael Ronen Premiere 20. 4. 2013 Internationale Gastspiele, Bürgertheater, Bürgergespräche, Kindertheater, Lesungen und vieles mehr…

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Fotos: Mayer, Scott Griessel/fotolia.com, Reichl, AirOne/fotolia.com, zVg

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


SHORTCUT URBAN

Hürdenkraulen

Hebi

Reif für die Insel

Fotos: Mayer, Scott Griessel/fotolia.com, Reichl, AirOne/fotolia.com, zVg

Für Verwirrung sorgt der neue Verkehrsknotenpunkt „Am Bischofsteich“, der ob seiner Winzigkeit für den Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde prädestiniert scheint – nur die Kategorie ist fraglich. Denn nachdem die ersten Piloten das kleine Zwutschgerl umrundet hatten, in der Annahme, es handle sich um einen Kreisverkehr, wurde man bald eines Besseren belehrt: Flugs eine Straßenmarkierung angebracht und siehe da – aus dem kleinsten Kreisverkehr der Welt wurde mir nichts dir nichts die weltkleinste Verkehrsinsel! Und weil das auch nicht alle kapieren, hat man zur Sicherheit gleich noch ganz viele Schilder draufgetan sowie ein Leitsystem, damit die Leute auch wirklich brav so fahren wie früher! Warum das Ganze also? Angeblich wegen eines neuen Radweges. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Pedalisten begreifen, wie sie fahren müssen – so das Inserl dann überhaupt noch steht, denn eine große Angst liegt in der Luft: Wie lange wird es dauern, bis der erste leicht illuminierte Rowdy das arme Zwergi einfach über den Haufen fährt?

Entwicklungshelfer Die Niederösterreichische Versicherung hat offensichtlich ihre Liebe zu St. Pölten entdeckt. Sie macht den neuen SKN-Tempel zur NV Arena und die ehemalige „Passage“ zum NV Center. NV Generaldirektor Hubert Schultes

streut der Landeshauptstadt Rosen: „St. Pölten ist eine lebenswerte Stadt.“ Aber auch ein wirtschaftlich attraktiver Standort, in den die Versicherung seit 2005 rund 80 Millionen Euro investiert hat, v. a. in Immobilien. „Wir möchten einen Beitrag zur Gestaltung und zur Entwicklung des Landes und auch der Landeshauptstadt leisten.“ Logische Konsequenz daraus sei das Engagement des Unternehmens, und dieses dauert an. So werden in der Brunngasse aktuell Wohnungen gebaut. Zielgruppe: Wienpendler. Und ja, es gebe intensive Verhandlungen mit weiteren „vielversprechenden Standorten“, so Schultes. Auf einem davon – so geht das Gerücht – wird aber nicht gewohnt, sondern schon bald geparkt.

Österreichs olympischer Hürdenstolz, Beate Schrott, wurde im Rahmen einer eher kargen Verabschiedung im Rathaus vom Vizebürgermeister der Landeshauptstadt gefragt, bei welcher Wassertemperatur sie eigentlich am liebsten starte. Seither scheint sich innerhalb unserer Kultur-, Medien- und Wirtschaftsprominenz eine gewisse Scheu vor Ehrungen durch politische Funktionsträger zu verstärken. Jörg Demus etwa, Pianistenlegende, fürchtet, beantworten zu müssen, ob er nun lieber Mundoder Knopferlharmonika spiele. Hans Jörg Schelling, Sozialversicherungsträger, leidet unter dem Trauma, im St. Pöltner Stadtparlament vor allem als Jungwinzer erinnerlich zu sein. Und Hugo Portisch will sicher nicht Auskunft geben, wie lange er nun schon Chefredakteur von „Österreich“ ist. Nicht verwechselt werden wollten wohl auch Jakob Gran und Daniel Prandtauer. Sie haben sich ahnungsvoll, durch rechtzeitigen Tod, jedwedem Fototermin im St. Pöltner Rathaus entzogen. So ein Löli-Image bringt man als Politiker verdammt schwer wieder an. Man denke nur an Erwin Pröll, der sich inzwischen gezielt mit Geistesgrößen von Turrini bis Menasse umgibt – und trotzdem unauslöschlich das Kainsmal des Schatzes im Silbersee auf seiner breiten Stirn trägt. Vielleicht sollte man sicherheitshalber doch an so was wie ein obligatorisches „Briefing“ für Politiker des aufstrebenden blaugelben Zentralraums denken? Hinsichtlich Urbanität wäre das sicher ein Upgrading. Wümschburg, Lingföd, Mök würde es nützen. Unzambödnah!

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MFG URBAN

Die dunkle Seite

There is a house Das Frauenhaus St. Pölten ist an einem unscheinbaren Fleck der Stadt gelegen. Nur die Überwachungskameras vor den Eingängen sowie die Hochsicherheitstür, die sich nach vorheriger Anmeldung und visuellem Check unter lautem Schnarren automatisch öffnet, lassen Rückschlüsse auf einen gesicherten Ort zu. „Im Grunde sind wir ein Hochsicherheitstrakt“, so Maria Imlinger, Leiterin des St. Pöltner Frauenhauses, „auch wenn wir das natürlich nach innen nicht vermitteln wollen. Die Frauen sollen sich ja nicht wie im Gefängnis fühlen.“ Dennoch sind 8

die Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Zwar ist die Adresse nicht leicht zu eruieren, „aber selbst jene, die sie nicht wissen sollten, wissen, wo wir sind“, spielt Imlinger auf die gewalttätigen Partner der Frauen an, die mitunter auftauchen und sich Einlass verschaffen möchten. Ohne Erfolg. Die Sicherheitsvorkehrungen zeigen ebenso Wirkung wie die Polizei, „die ein wachsames Auge auf uns wirft.“ Und das nicht ohne Grund. Das Bedrohungspotenzial ist leider omnipräsent: Nicht nur für die Frauen selbst, sondern auch für die Einrichtung an sich. Im Jahr 1990 – damals noch an ande-

Die Ermordung eines Buben in der Wagramer Volksschule durch seinen eigenen Vater erschütterte vor knapp vier Monaten die ganze Nation. Sie warf die quälende Frage auf, wie ein Mensch zu einer solchen Wahnsinnstat fähig ist. Zugleich rückte sie auch ein Faktum in den Mittelpunkt, das zwar gemeinhin bekannt ist, worüber aber doch kaum gesprochen wird: Häusliche Gewalt! MFG besuchte das Haus der Frau in St. Pölten, plauderte mit einem Gewaltberater sowie mit einem Opfer.

rer Stelle – passierte das Unfassbare: Ein Mann drang in das Haus der Frau ein, verletzte eine Frau (nicht seine!) und ein Kind schwer und nahm, bevor er sich selbst richtete, einen Polizeibeamten mit in den Tod. „Das war damals ein Angriff auf die Einrichtung!“, ist Imlinger überzeugt. Auch die Mitarbeiter des Frauenhauses werden also nolens volens in den Kreis der Gewalt hinein gezogen. Zu Gerichtsverhandlungen begleitet deshalb nie die Betreuerin einer Frau selbige, sondern eine Kollegin – die Identität der Betreuerin soll geschützt werden. Was nicht immer gelingt.


Text: johannes Reichl | Fotos: Hermann Rauscshmayr, coehm/Fotolia.com, zVg

Imlinger selbst hat nicht erst einmal Drohbriefe, ja sogar Morddrohungen bekommen. Bisweilen lassen sich Kolleginnen, die Angst haben, von ihren Männern zur Arbeit bringen und wieder abholen, „und eine Kollegin aus Wien wurde eine Zeit lang von der Polizei vom Bahnhof zu uns und wieder retour eskortiert.“ Ein hoher Preis für eine wichtige Arbeit. Und Anklang dessen, womit sich die Frauen, die im Haus der Frau Schutz suchen, noch in viel intensiverer Weise konfrontiert sehen: Gewalt. Angst. Verfolgung. Durch den eigenen „Partner“!

Tätermänner und Opferfrauen Dabei sind es praktisch immer Männer, die innerhalb der eigenen vier Wände zuschlagen. Dem Versuch, diese in die Opferrolle zu hieven und damit das Thema zu relativieren, erteilt Imlinger daher eine scharfe Absage: „Natürlich werden auch Männer Opfer von Gewalt – aber durch andere Männer! In häuslichen Beziehungen sind zu 99% die Frau bzw. die Kinder die Opfer, dazu genügt ein Blick auf die Statistik über Mordversuche und Morde.“ Für Frauen ist das Frauenhaus oft der letzte Ausweg. Wenn sich Imlinger dann mit Aussagen wie unlängst jener der Amstettner FP-Politikerin Brigitte Kashofer konfrontiert sieht, die meinte, Frauenhäuser seien „an der nachhaltigen Zerstörung von Ehen und Partnerschaften maßgeblich beteiligt“ (im Vorjahr ließ die FP-Politikerin übrigens mit der Theorie aufhorchen, dass Gender Mainstreaming Familien zerstöre und nichts anderes sei, als die Fortsetzung des 2. Weltkrieges mit effektiveren Waffen. Anm.), dann kann die ansonsten gelassen wirkende Leiterin schon einmal in Rage geraten. Wobei sie sich v. a. auch an der verkürzten Berichterstattung stieß. „Ich verstehe nicht, wie man einer einigermaßen einfach strukturierten Politikerin derart viel Raum widmet – und dies, ohne die Fakten entgegenzusetzen.“ Diese sind wahrlich schockierend, ebenso wie die Tatsache – was schon einige Rückschlüsse auf den (bewusst schlampigen?) gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema in Österreich zulässt – dass es hierzulande auch im Jahr 2012 noch immer keine seriöse Studie zu dem Thema gibt! Prinzipiell gehen Experten davon aus, dass jede fünfte Frau, möglicherweise sogar jede vierte, zumindest einmal in ihrem Leben Opfer von häuslicher Gewalt wird. Wobei es oft nicht bei dem einmaligen Ereignis bleibt, sondern häusliche Gewalt, wie es die Wiener Gerichtsmedizinerin Andrea Berzlanovich definiert „ein System von Misshandlungen ist, das auf Macht und Kontrolle abzielt." Spirale ins Bodenlose Gewalt ist dabei nicht gleich Gewalt

FAKTEN Eine deutsche, auch auf Österreich umlegbare Prävalenzstudie unter 10.264 Frauen ab 16 Jahren ergab, dass • 37 Prozent der befragten Frauen zumindest einmal in ihrem Leben körperliche Gewalt (von Ohrfeigen bis hin zu Verprügeln und Waffengewalt) erlitten hatten. • 13 Prozent der Befragten zumindest einmal Sex-Attacken in strafrechtlich relevantem Ausmaß erlitten hatten. • 58 Prozent der Frauen schon einmal sexuell belästigt worden waren. • 42 Prozent aller Frauen psychische Gewalt (von Einschüchterung bis hin zu Psychoterror) erlitten hatten. • 2010 verfügte die Exekutive in Österreich 6.759 Wegweisungen wegen Gewalt in der Familie, es gab 2.534 Anzeigen nach dem Anti-Stalking Gesetz. Mehr als 50% aller Morde passiert im Familien- und Bekanntenkreis, die Opfer sind mehrheitlich Frauen und Kinder. • Im Bereich der Bundespolizeidirektion St. Pölten gab es im Jahr 2011 insgesamt 49 Interventionen im Hinblick auf häusliche Gewalt, es wurden 77 Betretungsverbote ausgesprochen sowie 12 einstweilige Verfügungen erlassen.

EINRICHTUNGEN HAUS DER FRAU ST. PÖLTEN 02742/366 514; hausderfrau.st.poelten@pgv.at www.frauenhaus-stpoelten.at Spendenkonto RB Region St. Pölten BLZ 32585, Kontonummer 95.000

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PODIUMSDISKUSSION Die NÖ Frauenhäuser veranstalten am 4. Oktober, 11 Uhr im Rathaus St. Pölten (Gemeinderatssitzungssaal) eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Wer hat Recht im Kindschaftsrecht" Es diskutieren Vertreter von Frauenministerium, Justizministerium, Frauenhaus, Jugendwohlfahrt NÖ, eine Juristin sowie eine Kinderpsychologin.

MFG 09.12

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MFG URBAN

Haus der Frau. Maria Imlinger und ihr Team geben rund 90 Frauen und ebenso vielen Kindern im Jahr ein Stück zuhause, Hilfe und Sicherheit.

– aber IMMER Gewalt! Sie kann unterschiedliche Gesichter tragen, wie Imlinger ausführt: „Es gibt körperliche Gewalt – das reicht vom Reißen, Stoßen und Schlagen bis hin zum Mord; sexuelle Gewalt, den anderen also zu sexuellen Praktiken zwingen, die er nicht möchte; psychische Gewalt, etwa das stete Niedermachen des anderen ‚Du bist schirch! Du bist fett! Du bist zu dünn!’ etc. sowie bewusste Demütigungen ‚Du bist eine schlechte Mutter! Du kannst überhaupt nichts!’; finanzielle Gewalt im Sinne finanzieller Abhängigkeit und Kontrolle. ‚Ohne mich bist du schlecht gestellt!’“ Die Frauen, die ins Frauenhaus kommen, haben häufig die gesamte „Gewaltpalette“ kennengelernt, viele von ihnen schon ein (oft jahrelanges) Martyrium hinter sich. Für Außenstehende ist es schwer nachzuvollziehen, 10

warum die Opfer sich so lange quälen lassen, bevor sie aktiv werden – so sie es denn überhaupt jemals werden. Imlinger verweist auf die fatale Dynamik von Gewaltbeziehungen. „Für Frauen ist oft gar nicht abschätzbar, ab wann sie in einer gewalttätigen Beziehung leben.“ Zum einen, weil sie es anfangs wohl gar nicht wahrhaben möchten: „Man muss bedenken, es geht um jemanden, den man in der Regel liebt. Den man geheiratet hat. Mit dem man sein Leben geplant hat. Der Intimpartner ist“, zum anderen, weil der Prozess schleichend vor sich geht. „Das baut sich auf. Irgendwann passiert dann ein Stoßen, ein Rempler, eine Watsche – häufig gekoppelt an eine konkrete Kritik. Wenn dann nichts klar entgegensetzt wird, dann werden die Abstände des Gewaltübergriffs kürzer und die Formen immer brutaler.“ Häufig re-

agieren die Opfer sogar gegenteilig, suchen die Schuld bei sich selbst „vielleicht hat er ja recht“ oder sie relativieren aus einem falsch verstandenen Liebesbegriff „er ist ja nur eifersüchtig!“ Durch den Übergriff wird aber etwas nachhaltig erschüttert, was bleibt ist Angst. „Deshalb unternehmen Frauen alles, um Situationen wie diese nicht mehr heraufzubeschwören. Sie nehmen zunehmend die Sichtweise des Mannes an: Wie muss ich mich verhalten, damit er so nicht mehr reagiert.“ Fatalerweise liegen sie dabei einem Irrglauben auf, denn der Gewalttäter wird immer neue Gründe finden, um zuzuschlagen, womit Imlinger auch mit der Mär vom Affekttäter aufräumt. „Das ist eine ganz bewusste Handlung!“ Ausreden à la „Ich habe mich so über den Chef geärgert“, sind dabei ebenso eine Lüge „weil dann hätte man den Chef schlagen müssen“, wie der Versuch, sich auf eigene Misshandlung während der Kindheit auszureden. „Dann müssten 90% der Frauen, die ja großteils die Opfer von Misshandlung sind, ihre Männer schlagen.“ Tun sie aber nicht, weil es im Falle von häuslicher Gewalt um andere Parameter geht: Um Macht, Kontrolle, Unterwerfung. Durch die völlige Fokussierung auf den Mann sowie die sukzessive Isolierung der Frau durch den Mann verliert diese zusehends ihr eigenes Ich, wird als Person gebrochen. „Er überwacht ihr Handy, ihre Wege, verbietet ihr, sich mit bestimmten Menschen zu treffen, bestimmte Veranstaltungen zu besuchen, fordert genau Rechenschaft über ihre Ausgaben etc.“ Außerdem, womit sich der Isolationskreislauf sozusagen schließt, verbietet er ihr unter Drohung über die Vorfälle zu sprechen: „Du wirst schon sehen, was passiert, wenn du etwas erzählst.“ Aus diesem Kreislauf ist nur schwer auszubrechen. Last/First Exit Frauenhaus Jene Frauen, die es doch schaffen und etwa mit dem Haus der Frau Kontakt aufnehmen, könnten dabei – auch wenn sie ein ähnliches Schicksal teilen – unterschiedlicher nicht sein: Die Altersbandbreite reicht von „18 Jahren bis über 70“, sie kommen aus ver-


Die dunkle Seite

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Ein Jahr im Niemandsland

Zwei Damen zogen ihr Angebot, über ihre Erfahrungen in einer gewalttätigen Beziehung zu sprechen, wieder zurück. Zu belastend scheint die Erinnerung zu sein. Schließlich klappt es aber doch, und wir sitzen im Frauenhaus Angelika S. (Name geändert, Anm.) gegenüber – ein Umstand, der ihr selbst irgendwie unwirklich vorkommt. „Bis vor einem Jahr hatte ich ein perfektes Leben: eine tolle Beziehung, ein tolles Kind, ein tolles Haus!“, erzählt sie. Doch dann lief etwas aus dem Ruder, „wobei ich nicht Opfer von körperlicher, sondern von psychischer Gewalt geworden bin“, wie sie betont. Vor einem Jahr, das war in etwa jener Zeitpunkt, als bei ihrem

wohl zu ihrem Mann zurückgegangen, „wenn er gesagt hätte,

Mann die Diagnose „Burnout“ gestellt wurde: „Er ging in Folge

es tut ihm leid.“ Nachsatz: „Die Wohnung hätte ich aber jeden-

auf Kur. Während dieser Zeit hat er den Kontakt zu uns völlig ab-

falls behalten!“, was auch mit einer Erfahrung im Frauenhaus zu

gebrochen.“ Auch nach seiner Rückkehr zieht sich der Gatte

tun haben mag. „Eines Tages zog eine Dame ein, die schon ein-

zurück, ist wie ausgewechselt. „Er ist stundenlang nur so da ge-

mal hier gewesen war – dazwischen war sie zu ihrem Mann zu-

sessen, hat in die Luft gestarrt.“ So sehr sich Frau S. auch bemüht,

rückgekehrt. Da dachte ich mir: ‚Das passiert mir sicher nicht!‘“

sie dringt nicht mehr zu ihm durch. „Er hat plötzlich alles in Frage

Relativ unbeschadet nimmt der Sohn im Volksschulalter die Um-

gestellt: Brauchen wir das alles? Das Haus? Die Freunde, die oh-

stellung auf. „Ich hab relativ offen mit ihm gesprochen, habe

nedies alle Arschlöcher sind. Ist unsere Beziehung nicht nur mehr

schon im Herbst versucht, ihn auf die neue Situation vorzuberei-

Gewohnheit?“ Ein Mann in der Krise, der irgendwann meinte:

ten. Er hat ja auch gemerkt, dass etwas nicht stimmt.“

„‘Am liebsten wäre mir, ihr zieht aus!‘ Ich hab ihm damals ge-

Insgesamt verbringt Frau S. fast fünf Monate im Frauenhaus. Da-

sagt, wenn ich ausziehe, lasse ich mich aber auch scheiden!“ In

nach übersiedelt sie in ihre neue Wohnung. Die eingereichte

Folge beginnt Frau S., für die die Situation zuhause zusehends un-

Scheidung zieht sich allerdings noch länger hin und bedeutet

erträglicher wird, mit der Wohnungssuche. Als ihr Mann bemerkt,

nach wie vor eine Zeit der Belastung. „Er hat mir lange nicht

dass sie es ernst meint, folgen erste Einschüchterungsversuche

erlaubt, Sachen aus dem Haus zu holen. Er schickte unserem

à la „Ich würde mich schon anschauen, wenn ich wirklich aus-

Sohn laufend SMS, wollte genau wissen, wo wir sind, mit wem wir

ziehe – ich bekäme gar nichts!“ Schließlich spricht der Gatte of-

unterwegs sind. Er wollte auch eine gewisse Abhängigkeit über

fene Drohungen aus: „Er hat gesagt ‘Ich sprenge das Haus in die

das Auto erzeugen – das habe ich ihm dann einfach zurückge-

Luft‘, wobei er genau erklärte, wie er es machen wird, dass er

geben." Sätze wie „du wirst dich noch anschauen ohne mich,

den Gashahn aufdrehen wird, und dann von der Galerie oben

das kannst du dir doch gar nicht leisten“ gehören ebenso zum

ein Zündholz hinunterschmeißt.“ Es ist laufender Psychoterror,

Repertoire, wie der Versuch, ein schlechtes Gewissen zu erzeu-

dem Frau S. ausgesetzt ist. Das Zusammenleben mit ihrem Gat-

gen „kannst du wirklich verantworten, dass unser Sohn sein Haus

ten, mit dem sie seit 24 Jahren zusammen ist, macht ihr Angst.

verliert.“ Ein Höhepunkt ist, als der Gatte sich am Telefon als EVN-

Deshalb beschließt sie auch, nachdem die gefundene Woh-

Mann ausgibt und von einer Mitarbeiterin des Frauenhauses die

nung erst mit Mai frei wird, die Zwischenzeit im Frauenhaus zu

neue Adresse von Frau S. wissen möchte.

verbringen. Als Einzugstermin wird der Jahresbeginn avisiert.

Seit Kurzem ist Frau S. geschieden, „das hat schon etwas Endgül-

Doch es kommt anders. Am 20. Dezember übergibt ihr ihr Mann

tiges“, sagt sie, und sie meint es in einem befreienden Sinn. Kon-

zwei Zettel. „Auf einem stand, dass ich alles haben könne, was

takt zum Mann gibt es über den Sohn nach wie vor. „Anfangs

ich wolle. Es würde alles reibungslos ablaufen. Auf dem zweiten

war die Ungewissheit noch sehr belastend. Holt er das Kind viel-

beschrieb er akribisch, wie er das Haus in die Luft jagt, und dass

leicht irgendwann einfach von der Schule ab? Bringt er den Klei-

ich für alles verantwortlich sei.“ Über eine Vertrauensperson und

nen wieder zurück, wenn er bei ihm war? Wie kommt er mit dem

in Folge einen Anwalt wird die Polizei alarmiert, die den Gatten

Sohn zurecht – da hätte ich gern die Kontrolle gehabt“, gesteht

zur Einvernahme abholt. Frau S. packt in aller Eile das Notwen-

sie. Heute dürfte die gemeinsame Obsorge aber einigermaßen

digste zusammen, am selben Abend zieht sie mit ihrem Sohn im

funktionieren, auch wenn sich Frau S. noch immer mit Überwa-

Frauenhaus ein. „Für mich war klar, dass ich nicht zuhause sein

chungsversuchen seitens ihres Ex-Mannes konfrontiert sieht.

kann, wenn er zurückkommt.“

„Prinzipiell geht es mir aber gut“, meint sie abschließend, und

Neuanfang. Der Anfang im Frauenhaus sei zwar ungewohnt

leicht auch wieder mit einem Mann, oder ist das Thema end-

fügt hinzu: „Jetzt will ich einfach wieder leben!“ Dereinst viel-

gewesen, „aber es war ein gutes Gefühl, mich und mein Kind

gültig abgehakt. Frau S. lacht: „Nun, ich habe sicher nicht vor, so

in Sicherheit zu wissen. Erst im Frauenhaus habe ich gemerkt,

schnell wieder eine Beziehung einzugehen – aber sag niemals

wie erschöpft ich bin.“ Dabei, so führt sie aus, „hatte ich die

nie!“ Heute würde sie eine Liasion jedenfalls anders angehen.

schlechteste Zeit schon im Oktober, damals hab ich auch Anti-

„Ich würde sicher nicht gleich mit dem Partner zusammenzie-

depressiva genommen. Man will ja die Beziehung retten, und ich

hen. Und sollte es sich später doch ergeben, so würde ich auf

wollte den Grund für sein Verhalten erfahren – aber den weiß ich

jeden Fall meine eigene Wohnung behalten. Diese Unabhängig-

bis heute nicht.“ Noch im Jänner, so räumt Frau S. ein, wäre sie

keit gebe ich keinesfalls mehr auf!“

MFG 09.12

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MFG URBAN

schiedenen Milieus und sind unterschiedlicher Herkunft, wobei Imlinger gleich mit einem Vorurteil aufräumt: „Natürlich haben wir neben Österreicherinnen z. B. auch Türkinnen im Haus. Ebenso Frauen mit anderem Migrationshintergrund, wobei dabei eines auffällt: Viele von ihnen sind mit gebürtigen Österreichern zusammen.“ Überraschend erscheint, dass die meisten Frauen nicht aus einer Akutsituation heraus kommen, sondern den Schritt geplant haben. „Fast alle rufen vorher an. Viele kommen in Folge auf ein Gespräch vorbei, lassen sich beraten, was sie tun können – nicht nur in sozialer, sondern auch in rechtlicher und finanzieller Hinsicht!“ Einige ziehen schließlich ein, wobei die Verweildauer je nach Gefährdungspotenzial und Begleitumständen variiert, „von einem Tag über ein paar Wochen bis hin zu einem Jahr!“ Viele Frauen kommen auch mit ihren Kindern, weshalb übers Jahr hin neben 90 Frauen auch rund 90 Kinder zumindest eine Zeit lang im Frauenhaus wohnen. „Das ist ein ganz schön bunter Trupp“, schmunzelt Imlinger. Freilich sind viele von ihnen wie ihre Mütter vom Erlebten gezeichnet, müssen professionell betreut werden. „Sowohl das Erleben der Gewalt zwischen den Eltern ist traumatisch, als auch – in

Tabu. Noch immer wird das Thema "häus-

liche Gewalt" marginalisiert, die umfangreiche Literatur spricht eine andere Sprache.

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Gewaltbeziehung. Nach außen hin die heile Welt, nach innen die Hölle. Mindestens jede fünfte Frau wurde zumindest schon einmal Opfer von häuslicher Gewalt!

noch höherem Maße – wenn die Kinder selbst Opfer von Gewalt werden“, so Imlinger, die nachdenklich hinzufügt: „Es ist schon tragisch, wenn sich zwölfjährige Kinder vor lauter Angst vor dem Vater in die Hose machen.“ Wobei sie, wenn keine Gefahr besteht, den Kontakt zum Vater für sinnvoll erachtet, „weil er sonst entweder zum Monster oder zum Märchenprinzen gemacht wird. Beides entspricht zumeist nicht der Realität.“ Das 3-b-Prinzip Insgesamt kümmern sich sieben Angestellte und 14 ehrenamtliche Mitarbeiter um die Frauen und Kinder, die quasi nach dem "3-b-Prinzip" arbeiten: beschützen, beraten, begleiten. Zieht eine Frau ein, „geht es zunächst einmal darum, dass sie zur Ruhe kommt, sich sicher fühlt“, so Imlinger. Zeitgleich gilt es die unmittelbaren, durch den (zumindest vorübergehenden) Auszug von zuhause verursachten Gegebenheiten abzuklären – wie ist das mit dem Arbeitsplatz, mit dem Kindergarten, der Schule. „Viele Frauen kommen ja aus anderen Landesteilen, da muss man das rasch klären“, wobei zu den hiesigen Behörden guter Kontakt bestehe. In weiterer Folge bemüht sich das Team um eine Stabilisierung der Lage, vermittelt die Klientin im Bedarfsfall auch zu etwaigen anderen Sozial- und

Therapieeinrichtungen weiter, hilft beim Abklären der Lebenssituation, bis die Frau für sich weiß, was sie weiter unternehmen möchte. Die Erfahrung zeigt, dass etwa 30% zurück zu ihrem Partner gehen, andere verlassen ihn für immer, lassen sich scheiden, bauen eine neue Existenz auf. Auch in diesem Fall begleitet das Haus der Frau seine Klientinnen, z. B. bei (problembehafteten) Scheidungsverfahren, bei diversen Behördengängen sowie bei der Arbeitsund Wohnungssuche. „Letztendlich geht es um eine Hilfestellung bei der Frage ‚Was muss sich verändern in meinem Leben‘“, fasst Imlinger die Bemühungen zusammen. Und auch wenn sie aus langjähriger Beobachtung weiß, dass sich im Fall einer Rückkehr der Frau die Situation auf Sicht selten ändert, sich die Gewaltspirale – trotz Versprechungen des Mannes – sehr bald wieder aufs Neue zu drehen beginnt, betont sie „dass dies zu bestimmen nicht unsere Aufgabe ist. Die Entscheidung, wie sie weiter vorgehen möchte, muss jede Frau für sich allein treffen. Es ist ihr Leben!“ Eines, das nach dem Aufenthalt im Haus der Frau jedenfalls um eine fundamentale Erkenntnis reicher ist: „Ich bin nicht ohnmächtig. Ich kann etwas tun, die Sache selbst in die Hand nehmen. Ich bin nicht allein. Es gibt Menschen, die mir helfen!


Die dunkle Seite

»

Aus dem Gewaltkreislauf ausbrechen

Einrichtungen für Opfer von Gewalt sind einigermaßen bekannt. Man hat schon mal von Frauenhäusern gehört, Frauenschutzzentren etc. Aber wohin wenden sich Täter, die Hilfe suchen? Unter anderem an Menschen wie Herbert Oswald, seines Zeichens nicht nur diplomierter Ehe- und Familienberater, sondern auch Gewaltberater und Gewaltpädagoge. Es wird viel über Gewalt gesprochen. Tätliche Gewalt, psychische Gewalt – welche Formen gibt es?

Das heißt Hilfe ist möglich?

Im Grunde genommen gehen wir von einem einzigen Gewalt-

merken, dass sie überfordert sind und sozusagen heiß laufen: Sie

begriff aus. Auch das Androhen von Gewalt ist bereits Gewalt.

können ihre Gefühle in der Situation zuordnen und ausdrücken,

Ich verletze damit jemanden emotional, mache ihm Angst.

sprechen sich mit Freunden aus, gehen spazieren etc. Sie ha-

Natürlich! Viele Menschen haben ja Strategien, wenn sie be-

ben mehrere Möglichkeiten, landläufig als „Ventil“ bezeichnet,

Wie wird man eigentlich zu einem Gewalttäter?

um ihren Ärger, ihre Ängste auszudrücken und somit abbauen

Prinzipiell sind Gewalttäter Menschen in der Krise. Sie sind mit der

zu können. Der Gewalttäter, egal ob Mann oder Frau, hingegen

Welt, dem Leben überfordert. Und – das zeigt sich in praktisch

hat diese Möglichkeiten bzw. das Sensorium seine eigenen Ge-

allen Fällen – sie sind völlig vereinsamt. Da gibt es niemanden

fühle zuzuordnen nicht mehr. Er geht über seine Grenze hinaus.

mehr, mit dem sie noch reden können.

Er muss also aus dem Bewusstsein der Selbstverantwortlichkeit

Niemand wird also von einem Tag auf den anderen zum Ge-

heraus dieses Sensorium wieder entwickeln und Strategien, wie

walttäter, sondern das ist ein Prozess. Zu Beginn ist da ein Ge-

er seine und die Grenzen anderer nicht mehr überschreitet. Der

fühl der Hilflosigkeit, der Ohnmacht, der Angst, der Sprachlo-

Gewaltberater hilft ihm dabei und begleitet ihn auf diesem Weg.

sigkeit. Emotionen, die man nicht haben möchte, und deshalb verdrängt. An ihre Stelle treten Wut, Zorn, Hass. Aber auch diese Emotionen sind unangenehm. Man beginnt ein Konstrukt aufzu-

Viele Gewalttäter führen ins Treffen, dass sie selbst in ihrer Kindheit Opfer von Gewalt wurden.

bauen, das einem vermeintlich Sicherheit gibt: Ich bin mächtig.

Das ist natürlich tragisch wenn dies in der Kindheit passiert ist,

Ich bin stark. Ich kontrolliere die Situation. Ich habe alles im Griff.

jedoch auf ihr eigenes Gewalthandeln bezogen sind das Be-

Die Person beginnt sich dabei sukzessive emotional abzustellen,

schwichtigungen, der Versuch, die Eigenverantwortung abzuge-

es erfolgt eine regelrechte Depersonalisierung. Das Gegenüber

ben. Die Täter wollen sich zum Opfer machen – nur das sind sie

wird vom Subjekt zum Objekt degradiert und entwertet. So ist

nicht. Sie sind es, die zuschlagen.

es etwa auch – um eine Extremsituation anzuführen – erklärbar, warum in einem Krieg vermeintlich normale Menschen zu den

Apropos Opfer. Werden diese miteinbezogen?

schlimmsten Gräueltaten fähig werden. Sie sind, wie auch der

Nach dem Phämoberateransatz, nach der ich arbeite, nicht,

Gewalttäter im letzten Stadium, völlig depersonalisiert. Tatsäch-

weil es schlichtweg kontraproduktiv ist. Das Opfer antwortet bei

lich wirken diese Personen, wie man es nach Gewaltverbrechen

gemeinsamen Sitzungen oft für den Täter, übernimmt auch oft-

immer wieder hört, völlig ruhig. Und da wird’s brandgefährlich.

mals Verantwortung im Sinne „Vielleicht habe ich die Ohrfeige ja

Wut wäre noch eine Emotion, doch diese Personen haben den

verdient. Vielleicht habe ich es übertrieben etc.“ Das ist für den

Kontakt zu sich praktisch völlig verloren. Nur so sind Wahnsinns-

Prozess eine Katastrophe. Es gibt eine ganz eigene Opfer- und

taten wie etwa jene des Vaters, der seinen eigenen Sohn ermor-

Täterstruktur. Daher ist es sinnvoll, dass es auch jeweils eigene

det, um damit die Mutter zu treffen, erklärbar. Das war eine ganz

Hilfsangebote gibt.

bewusst geplante Tat.

Genau hier muss man in der Gewaltberatung bzw. in der Täter-

FPK Politiker Uwe Scheuch ließ unlängst aufhorchen, als er meinte, dass Kinder eine Ohrfeige „durchaus vertragen würden.“ Die „gesunde Watsche“ als Erziehungsmittel macht noch immer ab und an die Runde.

therapie ansetzen. Der Gewalttäter muss ein Bewusstsein entwi-

Die „gesunde Watsche“ ist schon allein vom Wortlaut her völlig

Das heißt, Gewalttäter handeln nicht im Affekt? Richtig, die Gewalttat ist ein bewusster Akt. Ihr geht immer die Entscheidung voraus: Jetzt schlage ich zu.

ckeln, dass er in diesem Gewaltkreislauf steckt. Er muss begrei-

pervers. Eine Watsche, eine Gewalthandlung kann niemals ge-

fen, dass er – und nur er – für sein Handeln verantwortlich ist. Er

sund sein! Sie bewirkt genau das Gegenteil. Sie verletzt. Wer also

muss sich der Schuldhaftigkeit dieses Handelns bewusst werden

eine derartige Aussage tätigt, offenbart bereits seine prinzipiell

und Reue zeigen. Tut er dies ehrlich aus dem Wunsch heraus,

positive Grundeinstellung gegenüber Gewalt.

dass er so nicht mehr sein will, dass er sich ändern möchte, dann hat er eine Chance, aus dem Gewaltkreislauf auszubrechen und Strategien zu entwickeln, damit er das nächste Mal nicht mehr zuschlägt.

Kontaktstellen

www.gewaltberatung-oswald.at; 0680/ 300 91 96 www.euline.eu|www.eupax.eu|www.lempert.at

MFG 09.12

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MFG URBAN

Auszug durchs Rote Meer „Da nun Mose seine Hand reckte über das Meer, ließ es der HERR hinwegfahren durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken; und die Wasser teilten sich voneinander. Und die Kinder Israel gingen hinein, mitten ins Meer auf dem Trockenen.“

E

s war zwar nicht der biblische Auszug der Juden aus Ägypten, der am 13. Juli gleich zweimal zelebriert wurde, aber zumindest – ein Novum in der Geschichte St. Pöltens und so betrachtet fast ein biblischer Akt – der geschlossene der gesamten 14

Opposition aus dem Gemeinderat. Und auch dieser ging quasi mitten durchs Rote (SPÖ)-Meer. Die Mandatare der Opposition brachten so ihren Protest zum Ausdruck, dass der Bürgermeister den Rechnungsabschluss den Medien noch

vor den Volksvertretern präsentiert hatte, ebenso wie sie einem hochkomplexen, millionenschweren Antrag zustimmen sollten, den sie erst direkt in der Sitzung ausgehändigt bekamen. MFG bat die Parteichefs sowie den Bürgermeister um ihre Sicht der Dinge.


TEXT: JOHANNES REICHL, MICHAEL MÜLLNER | Fotos: PHATIC/fotolia.com, zvg

DIE OPPOSITION Welche Reaktion erwartet man seitens des Bürgermeisters? Adl (ÖVP): Kein Schmollen, sondern

die Reaktion eines seriösen erwachsenen Politikers. Wenn ich Bürgermeister wäre, würde ich mich schon fragen: "Wie kann so etwas passieren, wo habe ich Fehler gemacht." Otzelberger (FPÖ): Wir erwarten uns mehr Information seitens des Bürgermeisters. Warum wird die Opposition nicht in Entscheidungen eingebunden? Es kann nicht sein, dass die Opposition vor den Sitzungen überhaupt keine Informationen und Anträge zur Einsicht bekommt. Die SPÖ-Stadtregierung verlegt ständig unangenehme Dinge in die nichtöffentliche Sitzung, damit die Presse und die Öffentlichkeit davon nichts erfahren. Das diktatorische Drüberfahren der SPÖ ist der falsche Weg und zeigt von mangelndem Demokratieverständnis. Hoffentlich denkt der Bürgermeister nun um. Buschenreiter (Die Grünen): Eine funktionierende Demokratie setzt auf Transparenz der Abläufe, ausreichenden Diskurs und vollkommene Offenlegung der Fakten. Politik ist Sache der gesamten Öffentlichkeit, es gibt nichts zu verbergen. Auch ein absolut regierender Bürgermeister hat das zur Kenntnis zu nehmen. Gibt es konkrete Forderungen oder war das nur Aktionismus?

Der Auszug war kein Aktionismus, er war notwendig. Die SPÖ und Matthias Stadler machen eine Politik nach dem Motto "Friss Vogel oder stirb." Wir bekommen die Unterlagen für die Ausschüsse nicht mehr und angekündigte Gespräche finden

Der Auszug war kein Aktionismus. Er war notwendig. Matthias Adl

nicht statt – Stichwort Schulden oder Bädergipfel. Der Rechnungsabschluss wird in der Öffentlichkeit präsentiert, die Mandatare bekommen nicht einmal jeder ein Exemplar. Über wesentliche Entscheidungen werden wir kurz vor der Sitzung oder gar nicht informiert. Wir können nicht ad hoc über einen 5 Millionen-Antrag entscheiden, um SWAP-Risiken eventuell zu minimieren, da sind Anträge zur Umsetzung eines Radwegs besser vorbereitet. Das ist kein Umgang mit gewählten Mandataren. Er schickt nicht einmal einen Vertreter zu einem Gespräch, zu dem ich eingeladen habe. Wie oben beschrieben verweigert der Bürgermeister derzeit jede Zusammenarbeit. Das Motto der SPÖ Stadtregierung lautet: „Wir haben die Mehrheit und brauchen mit keinem reden“. Somit stellt sich der Bürgermeister gegen tausende St. Pöltner Bürger, die Oppositionsparteien gewählt haben. Unsere Forderungen: Alle Unterlagen zeitgerecht für alle auf elektronischem Weg zugestellt, alle Finanzangelegenheiten – solche sind auch Spekulationsgeschäfte – in die öffentliche Sitzung, alle Protokolle auf die Homepage der Stadt, Aufbau eines Intranets für die zeitgemäße Kommunikation der gewählten Gemeindevertreter. Parteiengespräche, die regelmäßig und auf gleicher Augenhöhe stattfinden und sich vor allem mit der Weiterentwicklung der Stadt beschäftigen. Wie wird Ihr weiteres Vorgehen sein, wenn keine Verhaltensänderung eintritt?

Ich finde es gut, dass die Opposition vereint und geschlossen auftritt. Das beweist, dass es nicht um Parteipolitik und politisches Kleingeld geht. Ich werde jedenfalls weiterhin zu wichtigen Themen zu Parteiengesprächen laden. Bürgermeister Stadler ist herzlich eingeladen. Dann werden wir uns mit den ande-

Versuchen Sie mal ohne Information einen Artikel zu schreiben! Nicole Buschenreiter

ren Oppositionsparteien weitere Aktionen überlegen, das wird für den Bürgermeister sehr unangenehm. Ich bin mir nicht sicher, ob er das bis zur nächsten Wahl durchhält. Wann immer es uns notwendig erscheint, werden wir geeignete Formen des Aktionismus und gegebenenfalls des Protests suchen, um auf Missstände und undemokratisches Verhalten hinzuweisen. Würden Sie als "absoluter" Bürgermeister anders regieren?

Ja, mein Ansatz ist ein kooperativer. Es zeigt von Leadership die Ideen der anderen zu hören und sie einzubinden. Aus einem anderen Verhalten spricht eher Angst. Ich habe vor der Wahl gesagt, ich will Zusammenarbeit, das gilt auch jetzt und würde auch gelten, wenn ich BGM wäre. Wir würden alle Parteien informieren und in die Entscheidungsprozesse einbinden. Wäre es nicht besser, wenn wir alle gemeinsam Entscheidungen für St. Pölten treffen und somit auch die gesamte Bevölkerung eingebunden ist? Ja. Wenn ich überzeugt bin, den richtigen Weg zu gehen, ist es legitim, eben diesen Weg einzuschlagen. Aber ebenso notwendig ist es, die Opposition zumindest rechtzeitig davon in Kenntnis zu setzen. Klüger ist es allemal, auch deren Ansichten einzuholen. Auf die Vielfalt zu setzen, auf die Diversität zu achten, ist nämlich niemals Zeichen der Schwäche. Ist die gemeinsame Phalanx eine neue „Waffe“ in der Behauptung gegen die SPÖ?

Den Begriff Waffe verwende ich

MFG 09.12

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MFG URBAN

in der Politik nicht gerne, aber ich denke es ist ein klares Signal und ein Unikat in Österreich. Gemeinsam können wir mehr bewirken. Die SPÖ wird sicher auch wieder mal eine Zwei-Drittel-Mehrheit brauchen und ist dann auf FPÖ oder ÖVP angewiesen. Wenn man uns weiterhin ausschließt, werden wir dann nicht Stimmenbeschaffer sein. Das wird die Zukunft weisen. Worin begründet sich die Übermacht der SPÖ?

Die SPÖ versucht ständig Partei und Stadt zu vermengen. Wenn die Opposition Stadler und seine SPÖ kritisiert, wird es so dargestellt, als ob man die Stadt kritisiert. Das ist die Unwahrheit und erweckt den Eindruck, es geht gegen St. Pölten. Dazu kommt die schamlose Ausnutzung des Magistratsapparates für politische Zwecke. Die SPÖ hat sich seit Jahrzehnten alle wichtigen Ämter und Schaltstellen der Macht gesichert und kann so Einfluss und Macht auf die Bevölkerung ausüben. Die SPÖ-Stadtregierung ist ständig bemüht, die Bevölkerung mit der entsprechenden Propaganda zu manipulieren. Strukturen, die derart lang einseitig beeinflusst wurden, verfestigen sich. Politabläufe, die sich nicht dem Diskurs stellen, sondern den Mehrheitsverhältnissen sowohl im Verwaltungsapparat als auch im politischen Umfeld folgen, versteinern in Richtung Ritual. Nirgends wird das besser vorgeführt als bei der alljährlichen Budgetrede und den dann einsetzenden SP-Jubelchören. Worin begründet sich umgekehrt die augenscheinliche Ohnmacht der Opposition?

Wir sind nicht ohnmächtig, sonst hätten Sie die vorhergehenden Fragen nicht gestellt. Wir arbeiten und bohren an harten Brettern. Es ist sehr schwierig, wenn man keine Informationen bekommt und aus dem Entscheidungsprozess aus-

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geschlossen wird. Wir bekommen nicht so wie früher alle Anträge via Email, sondern müssen vor den Sitzungen ins Rathaus gehen, um uns die Anträge händisch zu kopieren – das ist doch reine Schikane. Die Opposition vom Informationsfluss abzuschneiden, den Zugang zu erschweren – Stichwort Kopieren von Unterlagen – die Medien regelmäßig noch vor den gewählten Mandataren über Vorhaben und Absichten zu informieren – das ist nicht nur extrem überheblich, es ist auch bestens geeignet, die eigene Macht und die Ohnmacht der Opposition öffentlich zu demonstrieren. Warum fällt es so schwer, sich gegen die SPÖ durchzusetzen?

Gegen eine Mehrheit, die nicht einmal mit anderen reden will, tut man sich eben schwer. Ein früherer SPÖ-

Das ist reine Schikane! Klaus Otzelberger

Stadtrat hat einmal in einer Sitzung gesagt: „Demokratie ist die Diktatur der Mehrheit!“ Das zeigt die Geisteshaltung der SPÖ. Die SPÖ hat in St. Pölten auch einen erheblichen Einfluss auf die Medien, und da wir in einer Mediokratie leben, in der die Bevölkerung durch die Medien massiv beeinflusst wird, ist es für die Opposition sehr schwierig. Die Geschäftsordnung ist ebenso wie die Statutarordnung ein Instrument der Macht. Kleine Fraktionen sind in keinem Ausschuss vertreten, sie dürfen nicht einmal zuhören, auch die Protokolle und Unterlagen des Stadtsenats sowie der Ausschüsse stehen nicht zur Verfügung. Versuchen Sie mal ohne vorherige Information einen vernünftigen Zeitungsartikel zu verfassen, das ist etwas schwierig.

Wie finden Sie den SPÖ-Vorwurf, wonach der Auszug verantwortungslos war?

Verantwortungslos wäre es gewesen dem Spiel der SPÖ mit der Opposition weiterhin tatenlos zuzusehen. Ich habe die Hand mehrmals ausgestreckt. Sie wurde ausgeschlagen, aber wir vertreten immerhin 25,3 Prozent der St. Pöltner. Die haben ein Recht auf Information und Partizipation. Der Auszug war wohlüberlegt und von einem hohen Verantwortungsbewusstsein geprägt, um darauf aufmerksam zu machen. Verantwortungslos ist es mit dem Geld der St. Pöltner zu spekulieren und das hat die SPÖ St. Pölten jahrelang betrieben. Ich habe den Bürgermeister bereits 2009 aufgefordert diese riskanten Zinswetten in Millionenhöhe zu stoppen, denn schon damals wurde das Risikolimit nicht mehr eingehalten. Die SPÖ Stadtregierung hat munter weiter gezockt, nun ist der Schaden für die St. Pöltner ins Unermessliche gestiegen. Albern und polemisch Sehen Sie ein generelles Defizit im politischen System, oder hängt der Umgang rein von den involvierten Protagonisten ab?

Die SPÖ hat nicht gelernt, dass Demokratie im 21. Jahrhundert anders funktioniert wie in den 50er oder 60er Jahren. Sie lebt offenbar noch im Machtrausch der Vergangenheit. Wenn man andere Gemeinden betrachtet sieht man, dass Zusammenarbeit gut funktionieren kann, etwa in Traismauer. Würde der St. Pöltner Bürgermeister nicht so abgehoben handeln, wäre St. Pölten lebenswerter und es würde mehr weitergehen. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Politikverständnis haben sich geändert, aber unser politisches System ist alt: geheim halten, hinter verschlossenen Türen agieren, Nebelgranaten statt Transparenz, Brotund-Spiele-Demokratur statt echter Bürgerbeteiligung ... Stadler ist ein klassischer Vertreter dieses Systems.


Auszug durchs Rote Meer

DER BÜRGERMEISTER Ihre SPÖ schafft das Kunststück, dass sich so unterschiedliche Parteien wie ÖVP, FPÖ und Grüne einig sind und aus der Gemeinderatssitzung ausziehen. Wie geht's Ihnen damit? Matthias Stadler (SPÖ): Ich will nicht

i-Tüpferl-Reiten, aber eigentlich war es gar kein Auszug, da die formalen Kriterien nicht eingehalten wurden. Jedenfalls wollten sie damit wohl ihre Unzufriedenheit ausdrücken. Der Politik und dem Ansehen von Politikern haben sie damit keinen guten Dienst erwiesen. Die Opposition hat legitime Möglichkeiten ihre Ansichten einzubringen – etwa Wortmeldungen oder Abänderungs-, Dringlichkeits- oder Zusatzanträge. Der Opposition ging es aber wohl um ein nicht-alltägliches Zeichen des Protests. Klaus Otzelberger (FPÖ) wirft Ihnen sogar "diktatorisches Verhalten" vor. Wieso ist das Klima so vergiftet?

Als Opposition würde ich nie solche Worte in den Mund nehmen. Wir sind doch alle froh, dass wir in einer Demokratie leben und dass wir von unseren Gesetzen geschützt werden. Da sind wir auch schon beim Punkt: Wir werden angegriffen, weil wir das Stadtrechtsorganisationsgesetz (STROG) und die Geschäftsordnung einhalten. Dennoch glaube ich, dass wir im Vergleich zu anderen Gemeinden in Sachen Transparenz sehr gut aufgestellt sind. Und zu dem, was ich mir denke: Wir haben drei Tage vor der Juli-Gemeinderatssitzung bei einem Parteiengespräch im Konsens festgelegt, wie Budgetunterlagen verteilt werden. Am Ende habe ich alle gefragt, ob es noch Fragen oder Diskussionsbedarf gibt. Da hat keiner was gesagt. Ein paar Tage später wird dann ein großer Auszug inszeniert und mir wird vorgeworfen, ich wäre nicht für Zusammenarbeit zu haben. Was denken Sie sich da an meiner Stelle?

Die Opposition fühlt sich schikaniert: Themen würden unnötigerweise von der öffentlichen in die nicht-öffentliche Sitzung des Gemeinderates verlegt, geplante Anträge für Ausschüsse würden nicht mehr per Email versandt, sondern müsse man nun persönlich im Rathaus abholen...

Auch hier halten wir uns an das Gesetz, ich kann ja nicht einfach nach Belieben Themen zuordnen oder die Arbeitsweise der Verwaltung anschaffen. Tatsache ist, dass in der Vergangenheit leider von anderen Parteien Informationen an die Öffentlichkeit gekommen sind, die dem Datenschutz bzw. der Verschwiegenheit unterliegen sollten. Darum sieht das Gesetz auch gewisse Schranken vor, die wir eben genau einhalten.

Die Opposition wollte bewusst was inszenieren. Matthias Stadler

Wenn sich ein Mandatar Inhalte persönlich im Rathaus abholen muss und diese nicht per Email zugesandt bekommt, dann macht man potentiellen Missbrauch unbequemer, verhindern kann man ihn nicht. Welche Änderungen wären am STROG bzw. der Geschäftsordnung sinnvoll – auch um generell die Rechte der Opposition zu stärken?

Sollte der Gesetzgeber die heutigen Spannungsfelder der Verschwiegenheit, des Datenschutzes und der elektronischen Medien in den Griff kriegen, dann kann ich mir natürlich Änderungen vorstellen. Ein Beispiel: Wenn die Daten eines Bürgers oder der Wert eines Grundstückes nicht veröffentlicht werden sollen, dann ist dieses Recht ja nicht weniger wichtig

als das Recht der Opposition oder der Medien Sachverhalte zu beleuchten. Wie soll es jetzt weitergehen? Welche Schritte setzen Sie?

Ich möchte diesen Konflikt nicht weiterkochen. Schon bisher habe ich mich keinem Gespräch entzogen, ich werde auch weiterhin gesprächsbereit sein. Meine Tür steht offen! Rund um das nächste Parteiengespräch gibt es schon wieder Streit. Warum laden Sie nicht einfach zu institutionalisierten, also regelmäßig stattfindenden, Gesprächen?

Diese Treffen machen kurzfristig wohl mehr Sinn, es gibt ja nicht immer etwas zu besprechen und wenn etwas anliegt, dann soll es rasch gehen. Zu besonderen Anlässen wie dem Budget wird sowieso eingeladen, dazu kommen Sonderthemen wie aktuell das Sommerbad. Da steht seit langem meine Einladung: Sobald ich die nötigen Expertengutachten am Tisch habe, informiere ich alle Parteien. Am 17. September ist ein Parteiengespräch geplant. Ich verstehe auch nicht, wieso die Oppositionsparteien nicht einfach in meinem Sekretariat anrufen und einen Termin ausmachen – anstatt hier über die Medien zu agieren. Ich zeige Ihnen gerne meinen Mailverkehr mit Herrn Vizebürgermeister Adl zur letzten Termindiskussion, da wird sofort deutlich, dass ich natürlich für Gespräche zu haben bin! Die Opposition nimmt das wohl anders wahr...

Zumindest wenn es um Fakten geht, haben wir alle die gleiche Wahrnehmung. Aber ich vermute, die Opposition wollte mit dem Auszug eben bewusst etwas inszenieren. Immerhin hatten wir einen überraschend positiven Rechnungsabschluss zu präsentieren – da zogen sie lieber den Auszug vor.

MFG 09.12

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MFG URBAN

Unser Thema – kein Thema?

Wir Redaktionsleute vom MFG sind uns ja relativ selten einig, aber in diesem Fall sagten wir es im Chor: AIDS und HIV interessiert sowas von keinen mehr – egal, wo und bei wem wir nachfragen. Zeit also, den verstaubten Deckel von einer erstaunlicherweise gleichzeitig unpopulären und aktuellen Akte zu heben...

W

ie schaut’s aus in unserem Land? Da Niederösterreich neben dem Burgenland das einzige Bundesland ist, das über keine eigene Stelle der Aids Hilfe Österreich verfügt, wende ich mich mit unseren Fragen an Deborah KlinglerKatschnig, die seit 2002 in der Aids Hilfe Wien im Bereich HIV/AIDSPrävention für Jugendliche tätig ist – pro Jahr werden in diesem Rahmen in rund 500 Workshops etwa 6.000

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junge Menschen zu HIV/AIDS und angrenzenden Themen informiert. Was sind die persönlichen Erfolgsmomente in Ihrem Job?

Zufrieden bin ich, wenn ich merke, dass Umdenkprozesse eingeleitet wurden, dass bestimmte Dinge anders betrachtet werden können und es neue Wege der Kommunikation untereinander gibt. Das Sprechen über Sexualität insgesamt und HIV im Be-

sonderen ist nicht einfach – auch für Erwachsene! Daher ist es mir wichtig, Jugendlichen genug Information sowie Entscheidungsgrundlagen mitzugeben und ihnen Verhandlungsspielräume aufzuzeigen. Wenn am Ende eines Workshops in den Gesichtern abzulesen ist, dass sie verstanden haben, dass es ihr eigenes Leben ist, das sie schützen können und dass dafür nur sie verantwortlich sind und gemacht werden, dann bin ich zufrieden.


TEXT: Althea Müller | Foto: newgeneration44/Fotolia.com, C. Goldsmith

Und was macht Sie manchmal wütend oder traurig?

Unzufrieden bin ich darüber, dass es immer noch viele Vorurteile zu diesem Thema gibt und es für Jugendliche noch immer – oder gerade jetzt – schwierig scheint, ihre persönlichen Bedürfnisse zu artikulieren. Unsere schnelllebige Zeit mit den vielfältigen Möglichkeiten der Information bzw. Fehlinformation stellt in meinen Augen für Jugendliche im Hinblick auf ihre sexuelle Entwicklung oft eine Belastung und Überforderung dar und führt oft zu Fehleinschätzungen in Bezug auf Körper und Sexualität bzw. das Erfüllen-Müssen von fälschlich angenommenen Normen. Leider verfügen wir in der Aids Hilfe nur über begrenzte Mittel und können somit nicht so viele Workshops anbieten, wie es die Situation erfordern würde. Wie, empfinden Sie als Expertin, gehen Menschen und im Speziellen Jugendliche in Österreich generell mit dem Thema Aids um?

HIV und AIDS sind für viele Menschen einerseits bedrohliche Krankheitsszenarien, andererseits wird oft eine sehr große Distanz zu diesem Thema empfunden. Unser Anliegen ist es, Jugendliche nicht nur zu informieren, sondern sie davon überzeugen zu können, dass es für sie relevant ist, sich zu schützen. Nur wenn Wissen auch in die Tat umgesetzt wird, hat Information nachhaltigen Wert. Welche extremen Meinungen zum Thema gibt es in der Bevölkerung?

Es halten sich hartnäckig diverse Vorurteile bzw. Mythen, dass von HIV bzw. AIDS nur bestimmte Personengruppen betroffen sind. Wenn man sich diesen Gruppen nicht zuordnet, führt das zu einem falsch angenommenen Sicherheitsgefühl. Die Wahrheit ist, dass sich das Virus an keine „Risikogruppen“ hält, wir sprechen heute vielmehr von „Risikoverhalten“ und meinen damit vorrangig ungeschützten Geschlechtsverkehr. Natür-

lich gibt es Faktoren, die eine Übertragung von HIV begünstigen. Jede/r aber kann sich in bestimmten Situationen riskant verhalten. Wir im MFG-Redaktionsteam stellten fest, dass das Thema „Aids“ heute eben kein Thema ist, egal, in welcher Altersgruppe...

Bei vielen Jugendlichen und auch Erwachsenen heute fehlt der „Schock der ersten Jahre“, das heißt, das Bild von einer HIV-Infektion bzw. einer AIDS-Erkrankung hat sich medial sehr gewandelt, bedingt durch die heutigen Behandlungsmöglichkeiten und die medizinischen Fortschritte – und wird mittlerweile als chronische Erkrankung angesehen. AIDS ist aber nach wie vor nicht heilbar und es ist auf alle Fälle besser, sich zu schützen als das Risiko einer Infektion aus Unwissen oder Unbeteiligtheit einzugehen. Schließlich haben meist beide Partner bereits sexuelle Erfahrungen mit unterschiedlichen Menschen gesammelt, die in die „sexuelle Biographie“ miteinfließen. Nur wenn beide miteinander über ihre Wünsche und eben auch den Schutz vor Krankheiten und unerwünschten Schwangerschaften sprechen, werden die Risiken eingedämmt. Gerade für junge Menschen ist die Situation oft noch schwieriger, weil sie am Beginn ihrer Sexualität stehen. Ehrlich – wie sagt man gerade einem Teenager, dass er beim Sex ein Kondom verwenden soll, ohne dass es ihm unangenehm ist und so, dass er es vielleicht wirklich tut bzw. sich nicht dazu verleiten lässt, darauf zu verzichten?

Information ist der erste Schritt zur Kondom-Anwendung: Es ist schon ganz viel erreicht, wenn es möglich ist, aufzuzeigen, welche Vorteile es hat, ein Kondom zu verwenden und wenn diese Vorteile für Jugendliche nachvollziehbar und akzeptabel vermittelt werden. Ein wesentlicher Bestandteil von Prävention ist, dass die mögliche eigene Betroffenheit gesehen wird

„Positiv gesehen“ Aus dem Leben einer HIV-infizierten Österreicherin „Eigentlich wollte ich nur zu einer routinemäßigen Untersuchung zu einem Frauenarzt gehen. Was ich aber dann dort erlebte, übertraf die sonst üblichen Schikanen bei ÄrztInnen, die ich, seit ich HIV-positiv getestet wurde, schon als normal empfinde, bei weitem. Ich habe bei der Terminvereinbarung kein Wort über meine Infektion verloren, dann aber doch den Fehler begangen, mich dem Arzt anzuvertrauen. Die Reaktion kam prompt. Er legte zwei Paar Handschuhe an, wobei er erstaunlicherweise das obere Paar im Laufe der kurzen Untersuchung mehrmals wechselte. Im Gespräch mit dem Arzt offenbarte sich dann auch noch, dass er nicht einmal den Unterschied zwischen HIV und AIDS kannte, da er mich mehrmals als AIDSkrank bezeichnete. Ich konnte es nicht fassen und war nicht in der Lage, ihn eines Besseren zu belehren. Als ich ihn nach der für mich besten Verhütungsmethode fragte, riet er mir allen Ernstes, mich unterbinden zu lassen. Während ich mich wieder ankleidete – ich wollte diese Praxis so schnell wie möglich verlassen –, verlor der Arzt keine Zeit und begann in meiner Anwesenheit, alles, was ich berührt hatte, zu desinfizieren. Danach wünschte er mir alles Gute und ein schönes Leben. Da war mir klar, dass mich der Arzt nie wieder sehen wollte. Ich ihn auch nicht.“ (aus: PlusMinus, Magazin der AIDS-Hilfen Österreichs, 04/2011)

ZAHLEN AUS Ö • Immer noch gibt es rund 500 HIV-Neuinfektionen pro Jahr. (Quelle: Aids Hilfe Wien) • 1993 war mit 261 AIDS-Erkrankungsfällen ein Höchststand erreicht. 1994 ging die Zahl auf 196 zurück, 1995 gab es einen erneuten Anstieg auf 245 Fälle. Seitdem gibt es einen kontinuierlichen Rückgang der Neuerkrankungen, aber: • 2011 starben 32 Personen an AIDS (Stand: Juli 2011). • 2011 erkrankten 46 Männer und 19 Frauen neu an AIDS. • Bundesländervergleich 2011: 18 Menschen erkrankten in Wien, 8 in Niederösterreich, je 5 in Kärnten und Oberösterreich, 4 in Tirol, 3 in Salzburg, 2 in der Steiermark. Und ein Mensch erkrankte in Vorarlberg an AIDS. (AIDS ist in Österreich seit 1983 meldepflichtig. Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Stand 06.08.2012)

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MFG URBAN

Unser Thema – kein Thema?

HARD FACTS HIV

(Humanes Immunschwäche Virus) HIV ist Abkömmling eines Virus, das von Affen stammt. Durch Mutationen wurde es für den Menschen krankheitserregend und vermutlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf ihn übertragen – durch Verletzungen beim Zerlegen der Jagdbeute, Kontakte mit Blut oder Gehirnflüssigkeit von Affen. Ein positiver HIV-Antikörpertest bedeutet, dass eine Infektion mit dem HI-Virus stattgefunden hat und die spezifischen Antikörper nachweisbar sind. Eine HIVinfizierte Person wird verkürzt als HIVpositiv bezeichnet. Die Betroffenen müssen aber keine Beschwerden oder Krankheitszeichen haben.

AIDS

(Erworbenes Immunschwäche Syndrom) HIV (s.o.) muss nicht, kann aber im Verlauf der Infektion zu einer Schwächung des Immunsystems mit einer spezifischen Kombination von Krankheitssymptomen führen, nachfolgend könen bestimmte AIDS definierende Erkrankungen auftreten. An AIDS erkrankt zu sein bedeutet also, dass entweder besondere Krankheitserreger die Schwäche des Immunsystems als Gelegenheit nutzen, geeignete Infektionen auszulösen. Oder dass bestimmte Tumore auftreten. Dank medizinischen Fortschritts kann heute durch moderne Therapien die systematische Zerstörung des Immunsystems durch das HI-Virus unterbunden werden und eine HIV Infektion ist zu einer behandelbaren chronischen Erkrankung geworden. Trotzdem ist AIDS nicht heilbar.

Behandlung In Österreich gibt es HIV-Zentren, in denen HIV-positive sowie AIDS-kranke Menschen behandelt werden. Alle Bundesländer (bis auf NÖ und das Burgenland) verfügen über ein HIVZentrum. Die Verordnung der Therapie erfolgt ausschließlich durch diese Spezialambulanzen und wenige spezialisierte niedergelassene Ärzte/Ärztinnen. Heutige Therapien ermöglichen, dass es nicht mehr so viele AIDS-Kranke gibt. Menschen, die mit HIV infiziert sind, beginnen im besten Fall ab einem bestimmten Zeitpunkt mit der Therapie. Patienten aus NÖ und dem Burgenland werden auch in Wien behandelt.

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VERBREITUNG DER VIREN. Die rasterelektronenmikroskopische Aufnahme zeigt zahlreiche HI-Viren (grün), die knospenartig aus einem gebildeten Lymphozyten hervortreten.

– also weg von der Idee, dass „mir das schon nicht passieren wird“. Prinzipiell kann ich sagen, dass Prävention dort am besten funktioniert, wo es gut gelingt, Jugendlichen die Verantwortung für ihr eigenes Leben und das von anderen aufzuzeigen. Aids Hilfe Wien Die Aids Hilfe Wien bietet Betreuung von HIV-positiven Menschen, deren Partner und Angehörigen, Beratung, Testung sowie zielgruppenspezifische Prävention für Menschen in Wien,

Niederösterreich und dem Burgenland an. Dabei ist gerade auch die HIV/STD(= Sexuell übertragbare Krankheiten)-Präventionsarbeit für Jugendliche eine wichtige Aufgabe, in der u. a. Workshops durchgeführt werden – primär an Schulen, aber auch im außerschulischen Bereich. Infos/Kontakt: www.aids.at Aids Hilfe Wien Mag.a Deborah Klingler-Katschnig, HIV/AIDS-Prävention für Jugendliche, Mariahilfer Gürtel 4, 1060 Wien 01/599 37-91, klingler@aids.at


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CUE-Television NZ, oder ORF gelandet. P3tv versteht sich deshalb auch als TV-Sender, der junge Mitarbeiter ausbildet und ihnen von Grund auf Fernsehen näher bringt. P3tv produziert digital – Bänder gehören schon seit Jahren der Vergangenheit an. Mit dem Sendeformat „Rückblende 16“ merkt man besonders stark den technischen Fortschritt.

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ie Zeit vergeht wie im Fluge. Langsam steuert P3tv auf den 20iger zu. Also fast eine Generation schon „Regionales Fernsehen“ aus der Landeshauptstadt für den Zentralraum von NÖ. Einige Mitarbeiter der ersten Stunde sind bei großen TV Stationen wie ATV, RTL,

Die Ausbildung von Mitarbeitern im Bereich Redaktion, Kamera und Schnitt erfolgt auf der Basis „learning by doing“. Wer also Lust hat seine berufliche Zukunft in Richtung Fernsehen auszurichten, sollte sich einfach unter p3@ p3tv.at bei uns melden. Fernsehen ist trotz oder gerade wegen Internet ein spannendes Medium, wo in Zukunft auch Mitarbeiter gefragt sind – die wissen wie das Medium funktioniert.

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Bald zu dritt?

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Foto: detailblick/fotolia.com

Was ist da los, wenn Frank Stronach im Wahljahr 2013 gute Chancen hat zum Mann der Stunde zu werden? Frank Stronach hat ein respektables Lebenswerk vorzuweisen. Er kann, was nicht viele können: sich wirklich unabhängig nennen zum Beispiel. Oder Dinge an- und aussprechen, einfach so wie's ihm grad passt. Er kann sich in der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes zum Affen machen und trotzdem binnen Tagen aus einer lange belächelten "Ansage" eine ernsthafte "Drohung" für die etablierten Parlamentsparteien machen (Stichwort: Klubstatus). Dabei reitet er zwar auf der gleichen dummen Welle, die schon Strache in Umfragen Auftrieb gibt, aber natürlich kann Stronach nicht ernsthaft wollen, dass die Währungsunion auseinander bricht und wir wieder mit Schilling zahlen. Doch er bedient jenes Gefühl der Bürger, das dort entsteht, wo Politiker ihre gemeinsame Verantwortung kurzfristigen Eigeninteressen opfern. Natürlich braucht eine gemeinsame Union gemeinsame Regeln. Das heißt: mehr Kompetenz von den Häuptlingen in Wien zu den Häuptlingen nach Brüssel. So what? Die Tatsache, dass unsere Elite unfähig ist diese täglich er- und gelebten „Gemeinschaftsvorteile“ dem Bürger glaubhaft zu transportieren, zeigt übrigens wie wenig sich diese Elite um den Bürger in Wahrheit schert. Wenn also die Stronach-Kunstpartei im Herbst 2013 ins Parlament eingezogen ist und sich eine ZweierKoalition nicht mehr ausgeht, dann braucht Rot-Schwarz zur Fortsetzung der Verwaltung des Landes (auch humorig als „Bundesregierung“ bezeichnet) frisches Blut in Form eines Dritten. Das wird ein Spaß!

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Kampf ums Futter Auf der Suche nach neuen „Einnahmequellen" vermeint Bürgermeister Stadler eine Neue entdeckt zu haben, würde die Landeshauptstadt doch beim Finanzausgleich benachteiligt. MFG begab sich in die Tiefen des Finanzausgleichsgesetzes, um herauszufinden, ob tatsächlich Geld auf der Straße liegt.

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tein des Anstoßes war ein Bericht der Kronenzeitung, demnach sich die steirische Landeshauptstadt Graz beim Finanzausgleich gegenüber anderen Regionen benachteiligt fühlt. Ein Ungleichgewicht, das auch die Landesgruppe Niederösterreich des österreichischen Städtebundes für ihre Städte ortet. St. Pölten etwa erhält laut Rechnungsabschluss der Stadt pro Jahr 54,5 Millionen Euro vom Bund aus dem Finanzausgleich. Dividiert durch die Einwohnerzahl von rund 52.000, so rechnet es die Stadt vor, ergibt das einen Wert von 1.045 Euro pro Bürger und Jahr. Im Vergleich dazu: Die Stadt Salzburg erhält, laut Kronenzeitung, 1.249 Euro pro Bürger und Jahr. „Das sind also um fast 20% mehr. Würden wir in St. Pölten für jede Bürgerin bzw. jeden Bürger genau so viel bekommen, wären das jährlich 10,5 Millionen Euro mehr in der Stadtkasse.“ Paragraphendschungel. Ist die Stadlersche Rechnung aber tatsächlich so einfach anzustellen? Auf der Suche nach den Gründen für diese „Ungerechtigkeit“ stoßen wir auf eine hochkomplexe Materie: Das Finanzausgleichsgesetz ist für den Laien praktisch unmöglich zu interpretieren. Auch im Finanzministerium kann nur ein (!) Experte Auskunft geben. Das hört sich dann in etwa so an: Für die verschiedenen Abgaben gibt es unterschiedliche Verteilungsschlüssel, nach denen die Einnahmen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden aufgeteilt werden. Bei den Bundessteuern etwa erhält der Bund zwei Drittel, ein Drittel geht über den Finanzausgleich vom Bund an Länder und Gemeinden retour. Dieses Drittel wiederum wird nach unterschiedlichen Schlüsseln zwischen Ländern und Gemeinden verteilt. Grundlage für diese Verteilungsschlüssel ist u. a. das örtliche Aufkommen bestimmter Steuern (z.T. auch ehemaliger wie etwa der Getränkesteuer). „Mitentscheidend sind also Aspekte wie das regionale Steueraufkom-


Text: Eva Seidl | Foto: iStockphoto.com/janecat

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men“, so Daniela Kinz, Pressesprecherin im Finanzministerium. Als Beispiel nennt sie die unterschiedliche Höhe der Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer. Diese wird vom Grundstückspreis berechnet, vom Bund eingehoben und den jeweiligen Gemeinden vollständig refundiert. Da nun in Salzburg bedeutend höhere Grundstückspreise bestehen als in St. Pölten, erhält Salzburg aus dieser Quelle logischerweise auch mehr Geld pro Bürger. Das hat also nichts mit einer expliziten „Ungerechtigkeit“ zu tun. Wenn es nach Stadler geht, solle man aber ohnedies nach einem „aufgabenorientierten Finanzausgleich“ verteilen. Beim Städtetag 2011 wurde ein diesbezügliches Modell vorgelegt, das die zentralörtlichen Aufgaben stärker berücksichtigt. Dabei handelt es sich um Leistungen, die Städte auch für ihr Umland erbringen, wie etwa öffentlichen Verkehr, (Hoch-)Schulen oder Kultureinrichtungen. St. Pölten hofft über diesen Ansatz mehr Gelder zu lukrieren. Woher diese kommen, steht auf einem anderen Blatt. „Keine Neiddebatte.“ Im Finanzministerium zeigt man jedenfalls noch keine Eile, sich mit der Materie auseinanderzusetzen. „Der jetzige Finanzausgleich läuft ja noch bis 2014.“ Für Stadler denkbar wenig Zeit. „In Vergangenheit wurden manche Probleme nicht angegangen, weil ‚zu wenig Zeit‘ war. Wenn wir rechtzeitig beginnen, kann man Studien als Entscheidungsgrundlage einholen und die notwendigen Daten gründlich erheben. Ziel muss es sein, keine neuerlichen Benachteiligungen zu schaffen.“ Wobei klar sein muss, dass „Benachteiligung“ vom jeweiligen Standpunkt des Betrachters abhängt. So wie der Städtebund, wie St. Pölten, führen nämlich auch andere Körperschaften „Argumente“ an, warum gerade sie mehr Geld bekommen müssen. Stadlers Wunsch, „Wir wollen keine Neiddebatte auslösen“, ist also ein frommer. Und die Hoffnung, mehr für St. Pölten herauszuschinden, zumindest sehr ambitioniert. Am Futtertrog des Bundes drängeln sich nämlich alle, und – so liegt es in der Natur der Sache – alle wollen mehr, jedenfalls aber nicht weniger. Die Verhandlungen versprechen also zäh zu werden.

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Der Unort Von Manfred Wieninger

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as per se Unerquickliche des Militärischen zeigt sich allein schon daran, dass auf dem Gelände der ehemaligen, seit einigen Jahren weitgehend sich selbst überlassenen Kopalkaserne im Süden St. Pöltens, auf einem Areal von 335.829 Quadratmeter, auf einer Fläche von über 60 Fußballfeldern ganze zwei Kirschenbäume wachsen. Sonst gibt es dort nur Bäume, Sträucher, Stauden und Büsche mit ungenießbaren Früchten, vor allem aber viel Gras, getränkt mit dem Schweiß von ganzen Rekrutengenerationen, angepflanzt von fünf verschiedenen Armeen in der Zeit von 1888 bis 2006.

Namenspatron Karl von Kopal

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Wenn man auf den breiten kopfsteingepflasterten, panzertauglichen Lagerstraßen, auf den endlos scheinenden Betonpisten innerhalb des Kasernenareals dahin marschiert und vielleicht auch noch den geschotterten, verschlammten sogenannten Panzerkorridor zum nahen, ehemaligen Truppenübungsplatz Völtendorf begeht, kommt man sich ein wenig wie eine Art von Expeditionsteilnehmer in einer verödeten Kolchose im tiefsten Inneren Kasachstans vor, wobei mir natürlich vollkommen unklar ist, wie ich mir diesen Teil Mittelasiens vorzustellen hätte. Wie die Kopalkaserne wahrscheinlich, nur mit anderer Vegetation. Die Öde einer aufgegebenen militärischen Anlage ist vielleicht nur die logische Fortsetzung der Ödnis des militärischen Lebens an sich. Ich marschiere an zukünftigen, quasi werdenden Ruinen vorbei. 33 Gebäude stehen auf dem seit 2006 ungenutzten Gelände leer. Hölzerne Panzergaragen der Deutschen Wehrmacht, Mannschafts- und Wirtschaftsgebäude des österreichischen Bundesheeres aus den Sechzigerjahren, Panzerwerkstätten aus den Siebzigerjahren und eine hochmoderne Simulationsschießanlage für Leopard-Kampfpanzer, die im Jahr 2001 errichtet wurde und fünf Jahre später schon wieder obsolet war. Besonders verlassen sieht die militärische Hindernisbahn am westlichen Rand des Kasernenareals aus: Hüfthohe Grasstöcke schmiegen sich längst an den graubraunen, feinrissigen Beton der einzelnen Hindernisse, an denen

wohl zigtausende Rekruten Wasser und Blut geschwitzt haben. An den Rändern der Betonpisten, der asphaltierten Vorplätze zu den Garagen und Werkstätten sammelt sich Feinstaub, Flugsand, lockerer Boden für die ersten Pionierpflanzen, holziges Kraut, Disteln, winzige Stauden. Größere und kleinere Grasbüschel beginnen über die riesigen Parkplätze zu wachsen, auf denen zuletzt die Wehrbuckel, die Rekruten des Panzerbataillons 10 ihre Autos abgestellt haben. Am 12. Juni 2006 exakt um 10 Uhr 15 begannen 37 Leopard-Kampfpanzer aus der Kaserne zu rollen, um nie wiederzukehren. Wenig später wurde das riesige Areal zum Verkauf ausgeschrieben. Es erwies sich aber lange Zeit als Ladenhüter, den keiner haben wollte. Was vor allem am Preis gelegen haben dürfte, denn die SIVBEG, die bundeseigene Strategische Immobilien Verwertungs-, Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft mit beschränkter Haftung für den riesigen Unort seit 2006 erfolglos verlangt hatte: 17 Millionen und 790.000 Euro. Im September 2011 erwarb der kürzlich verstorbene St. Pöltner Immobilienentwickler Julius Eberhardt das ganze Areal um 12,9 Millionen Euro. „So ein Grundstück auszulassen, wär‘ eine Todsünde“, so der 75-jährige Eberhardt damals. Mittlerweile hat die XXX-Lutzgruppe das Areal gekauft. Konkrete Pläne sind noch ausständig, es könnte aber in Richtung Wohnbau und Gewerbe gehen, zudem steht auch die Errichtung eines XXXL-Zentrallagers im Raum.

*** 1888 kaufte der k.u.k. Barras eine Reihe von landwirtschaftlichen Flächen im Süden St. Pöltens, in den heutigen St. Pöltner Katastralgemeinden Spratzern und Teufelhof und verwendete sie als Übungs- und Exerzierplatz für die lokale Garnison, die damals vor allem aus dem Niederösterreichischen LandwehrInfanterieregiment Nr. 21 bestand, in den folgenden Jahren aber durch den Bau von vier neuen Kasernen und den Ausbau der alteingesessenen k. u. k. Militärunterrealschule stark aufgestockt wurde. Der Truppenübungs-


FotoS: STADTARCHIV ST. PÖLTEN, JoSEF VORLAUFER

Wechselvolle Geschichte: Nicht weniger als fünf verschiedene Armeen beherbergte die Kaserne in Spratzern zwischen 1888 und 2006.

platz wurde nach dem Ende des 1. Weltkrieges vom österreichischen Bundesheer der 1. Republik übernommen und weiter benützt. Mit dem Finis Austriae im März 1938 war die Deutsche Wehrmacht Herr des Areals, das durch Zupachtungen riesiger bäuerlicher Flächen bedeutend erweitert und sehr rasch zu einer Kaserne ausgebaut wurde, die den Namen „Lager Spratzern“ trug. 1938 wurde darin vor allem die Neuformierung diverser österreichischer Einheiten zu Wehrmachtstruppenteilen abgewickelt. In der Nacht vom 20. auf den 21. August 1939 rückten von hier bereits Truppen in ihre Bereitstellungsräume gegen Polen ab. „Die für den Ernstfall vorgesehenen Ausrüstungsgegenstände wurden ausgegeben: Gasmasken, Munition sowie die ‚eiserne Portion‘ für einen allenfalls eintretenden Verpflegungsnotfall. [...]. Die fünfte Schwadron des Schützenregimentes 10 marschierte um 0.30 Uhr aus dem Lager Spratzern, worüber ein Gefreiter nach dem Krieg berichtete: ‚Trotz der Mitternachtsstunde war die Bevölkerung von St. Pölten in kleineren Gruppen auf der Straßen erschienen, um sich von der ausziehenden Truppe zu verabschieden‘“, ist beim St. Pöltner Histori-

ker Wolfgang Pfleger nachzulesen. Die Standortverwaltung St. Pölten der Wehrmacht pachtete auch umfangreiche Flächen hinzu, auf denen ein Panzerübungsgelände eingerichtet wurde, das bis zur heutigen Obergrafendorfer Straße reichte. Weitere Grundstücke wurden für einen Garnisonsübungsplatz im nahen Völtendorf angekauft bzw. gepachtet, Kaserne und Übungsplatz schließlich durch eine Panzerstraße verbunden. Während des Zweiten Weltkrieges wurden hier von der Panzerersatz- und Ausbildungsabteilung 33 sowie den Kraftfahrerersatz- und Ausbildungsabteilungen 17 und 45 Panzerbesatzungen, Kraft- und Kradfahrer ausgebildet und an die diversen Fronten geworfen. Die Kraftfahrersatzabteilung 45 stellte auch das Gros der Akteure der „Wehrmachtsbühne Spratzern“, die – jedenfalls bis Stalingrad – bei „Bunten Abenden“ in und außerhalb der Kaserne die Unterhaltung selbst im Krieg nicht zu kurz kommen ließ, für uns Nachgeborene eine Art skurriler Totentanz einer völlig durchmilitarisierten und durchpolitisierten Gesellschaft, in der Gewalt so gewöhnlich und alltäglich wie Kernseife war. Auch der jeweilige „Tag der Wehrmacht“ im Lager Spratzern erMFG 09.12

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Letzte Bewohner der Kopal-Kaserne: das Panzerbataillon 10 freute sich bei der Bevölkerung offenbar großer Beliebtheit: „Nach Zeitzeugenberichten strömten Stadtbewohner und die Bevölkerung aus der Umgebung mit ihren Familien ins Lager Spratzern. Dabei wurden Anmarschwege von zehn Kilometern und mehr gerne in Kauf genommen. Das Veranstaltungsprogramm war vielfältig und sollte alle Altersstufen ansprechen. Am ‚Tag der Wehrmacht‘ 1943 durften Kinder auf Ponys reiten, Jugendliche in Heereskraftfahrzeugen oder auf Panzern mitfahren. Einige Kradfahrer zeigten ihre Fahrkünste. Ein Non-Stop-Kino und eine Fotoausstellung versuchten ‚Einblick in die Leistungen der Panzerwaffe‘ an der Front zu vermitteln. Jugendliche schossen mit Kleinkalibergewehren (Wehrsportmodell) auf Brustringscheiben. Erwachsene feuerten mit Maschinengewehren bzw. mit einer Panzerabwehrkanone (Pak) mit Übungsmunition auf verschiedene Ziele. Der Musikzug der St. Pöltner SA-Standarte 21 spielte und ein Café sorgte zusätzlich für Stimmung“, schildert Wolfgang Pfleger.

*** Auf einem historischen Luftbild eines Aufklärers der 15. US Airforce vom 23. März 1945 sind im Lager Spratzern rund 80 bauliche Einzelobjekte zu erkennen. Die amerikanischen B-24 „Liberator“ und B-17 „Flying Fortress“ bombardierten an diesem Tag allerdings nicht die weitläufige Wehrmachtskaserne, sondern den nahen Verschubbahnhof St. Pölten-Spratzern. Trotzdem gab es im Lager Spratzern vier Tote und wohl das ein oder andere militärische Objekt weniger. Eine Nacht vor dem Einmarsch der Roten Armee 26

in St. Pölten am 15. April 1945 wurden einige Holzbaracken des Lagers Spratzern von deutschen Soldaten angefackelt. Ansonsten fiel das Militärlager den Eroberern aber weitgehend unzerstört in die Hände, die das Areal unverzüglich als sogenanntes Deutsches Eigentum beschlagnahmten und darin bis 1955 ein Panzerregiment unterbrachten. „Insgesamt gelangten 512 Hektar mit einem Einheitswert von 914.200 Reichsmark (Stand 1940) unter sowjetische Verwaltung. Da weiters die mit der Standortverwaltung St. Pölten (sprich der Wehrmacht; M. W.) abgeschlossenen Verträge während der NS-Herrschaft manchmal nicht im Grundbuch eingetragen wurden, standen nach Kriegsende die ursprünglichen Eigentümer daher entweder als Pächter der Grundstücke oder überhaupt in einem ungeklärten Eigentumsverhältnis zum bewirtschafteten Ackerland. [...]. Bereits vor dem Einmarsch der Roten Armee in St. Pölten wurden wertvolle Aktenbestände vernichtet bzw. Richtung Westen transportiert und blieben verschollen. Erschwerend zur Klärung der Grundbesitzverhältnisse kam noch hinzu, dass im Kreisgerichtsgebäude von 1945 bis 1955 das Kommando des (sowjetischen; M. W.) 95. Gardeschützenbataillons untergebracht war“, ist bei Wolfgang Pfleger nachzulesen.

*** Nachdem die übrig gebliebenen Baracken des Wehrmachtslagers Spratzern 1956/1957 als Durchgangslager für ungarische Flüchtlinge, ein noch gänzlich unerforschtes Kapitel der St. Pöltner Stadtgeschichte, gedient hatten, zog am 17. September 1957 eine Einheit des jungen österreichischen Bundesheeres, nämlich die Brigade-Artillerie-Abteilung 2 aus Baden, hier ein. In der Folge wurde das Lager zu einer (Panzer-)Kaserne ausgebaut. 1967 wurde diese „Kaserne Spratzern“ bzw. „Panzerkaserne Spratzern“ in Kopalkaserne umbenannt. Für die St. Pöltner war der Namengeber kein Begriff, man griff wohl zu diversen Lexika und konnte darin etwa Folgendes lesen: Karl Kopal wurde 1788 im mährischen Ort Schidrowitz bei Znaim geboren. Nach dem Besuch der Realschule in Nikolsburg trat er als einfacher Soldat in das Infanterieregiment 22 ein, mit dem er unter anderem 1805 an der Schlacht von Austerlitz teilnahm. Während der Napoleonischen Kriege stieg er bis zum Hauptmann auf. In den anschließenden Garnisonsjahren im heimatlichen Mähren und


in Böhmen brachte er es bis 1835 zum Major des Infanterieregimentes 8. 1836 wurde er als Kommandant des Feldjägerbataillons 7 in Fiume genannt, ein Jahr später in den Freiherrenstand, also in den niedersten österreichischen Adelsrang, erhoben und durfte sich fortan Karl von Kopal nennen. 1841 war er bereits Oberstleutnant. 1846 finden wir ihn als Kommandant des Feldjägerbataillons 10. Kopals Einheit war beim Bürgerkrieg in Italien in schwere Gefechte verwickelt. Am 10. Juni 1848 wurde er bei der Eroberung von Vicenza schwer verwundet, wobei ihm ein Bein amputiert werden musste. Daran starb der Berufssoldat wenige Tage später. Noch in seinem Todesjahr 1848 wurde er posthum mit dem Maria-Theresien-Orden ausgezeichnet, was für seine Witwe mit einer gar nicht so kleinen und lebenslangen Pension und für seine Kinder mit der Erhebung in den Freiherrenstand verbunden war. Die Verleihung des Maria-Theresien-Ordens mussten von einer potentiell zu ehrenden k. u. k. Militärperson selbst beantragt, die eigenen Waffentaten ausführlich geschildert werden. Wer für den verstorbenen Karl von Kopal diese bürokratische Aufgabe erledigte, ist unbekannt. 1850 bildete sich in Znaim ein Bürgerkomitee zur Sammlung von Spendengeldern für ein Kopaldenkmal, das 1853 am neu benannten Kopalplatz vor dem sogenannten Kaisertor auch tatsächlich errichtet wurde. Auf einem fast vier Meter hohen Granitobelisken thronte eine aus italienischem Beute-Kanonenmetall gegossene Siegesgöttin. Die beim Denkmal-Bau nicht gänzlich ausgegebenen Spendengelder wurden für eine Kopal-Invaliden-Stiftung verwendet. Drei

Invalide des 10. Jäger-Bataillons erhielten 120 bzw. 60 bzw. 30 Gulden jährlich. Der höchstdotierte Invalide musste allerdings in Znaim seinen Wohnsitz nehmen und das Kopaldenkmal sowie den umliegenden Platz regelmäßig säubern. Spätestens nach 1918 wurden diese Zahlungen eingestellt, der Kopal-Platz in Komensky-Platz umbenannt und vom Denkmal alle Inschriften, die an Kopal und die k. u. k. Monarchie erinnerten, entfernt. Nach der Auflassung der St. Pöltner Kopalkaserne erinnert heute nur mehr die Kopalgasse in Wien an den altösterreichischen Berufssoldaten, der aus einfachen Verhältnissen stammend über vierzig Dienstjahre brauchte, um den Aufstieg vom einfachen Soldaten bis in höhere Kommando-und Offiziersränge zu schaffen, dafür aber letztlich mit seinem Leben bezahlen musste. 1978 wurde das Kopal-Grabmal auf dem Friedhof von Vicenza abgebrochen, der Leichnam exhumiert. Auf dem St. Pöltner Hauptfriedhof erhielt er eine neue Ruhestätte. Denkt man daran, dass das Areal der ehemaligen St. Pöltner Kopalkaserne in einigen Jahren höchstwahrscheinlich von diversen Fachmärkten, Fabrikhallen, Gewerbebetrieben, Wohn- und Geschäftshäusern bedeckt sein wird, hätte man den Freiherren eigentlich genauso gut in Oberitalien in seinem alten Grab ruhen lassen können.

Wo einst Panzer parkten, herrscht heute - mit Ausnahme beim Frequency - gähnende Leere!

Das ehemalige Militärareal ist heute bestenfalls Aufmarschplatz für Rotwild. MFG 09.12

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MFG URBAN

Europa erobern von Unterradlberg aus Welches Mitbringsel empfiehlt sich für einen St. Pöltner, der im Ausland zu Gast ist? Ein kulinarischer Gruß aus der Heimat – etwa in Form einer edlen Weinflasche aus dem Traisental oder der Wachau? Mutige greifen vielleicht sogar zum Most – immerhin ja Mostviertel… Aber was spricht eigentlich gegen ein weiteres edles Gesöff? Die Geschichte von St. Pölten und „seinem“ Bier. Gar ned deppert!

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ie Dimensionen von Unterradlberg werden vom gemeinen St. Pöltner gerne unterschätzt. Immerhin hat dieser Ort schon Römer beheimatet, wie Grabungsarbeiten im Industriegebiet gezeigt haben. Sogar in der frühen Bronzezeit vermutet man schon Siedlungen im heutigen Gebiet nördlich von Viehofen, das die Traisen von Pottenbrunn trennt. Seit 1939 gehört Radlberg zu St. Pölten. Wer die gut 10 Kilometer vom St. Pöltner Rathausplatz, quasi dem Herzen der Stadt, bis zum Herz Unterradlbergs – dem Industriegebiet der Egger-Gruppe – zurückgelegt hat, der hat beispielsweise auch die Distanz bis ins gefühlt-ferne Ober-Grafendorf hinter sich gebracht. Angekommen im Industriegebiet der „Tiroler Straße“ werfen wir einen genauen Blick auf die „Privatbrauerei Fritz Egger“. Wer täglich 500.000 Dosen Bier produziert, ist eine Reise wert. Frage der Technik Die Egger-Brauerei ist die zweitgrößte Privatbrauerei in Österreich. Zuerst kommt die Brau-Union mit ihren niederländischen Eigentümern (Heineken). Dann kommt die Salzburger Stiegl-Privatbrauerei. Dann schon kommt Egger, die im Jahr 2011 rund 70 Millionen Liter Bier verkauft haben. Heuer sollen es 75 Millionen Liter werden – und 45 Millionen Umsatz. Wie schafft man das? Bernard Prosser führt gemeinsam mit Kurt Ziegleder die Geschäfte: „Unsere Stärke ist unser hoher Grad an Aktivität, wir treffen schnell Entschei28

„Mit dem Etikett ‚Aus St. Pölten’ hätten wir es uns damals wohl auch schwerer gemacht als nötig…“ Bernhard Prosser dungen und sind rasch bei der Umsetzung. Das unterscheidet uns täglich vom Mitbewerb.“ Der entscheidende Entschluss für St. Pölten in Bezug auf Egger-Bier fiel vor einigen Jahren, als beschlossen wurde den Produktionsstandort in Unterradlberg auszubauen (und nicht wie alternativ geplant nach Rumänien abzuwandern). Seither wurden 60 Millionen Euro in die Brauerei investiert. Prosser: „Wir sind eine der modernsten Braustätten Europas, viele Besucher aus dem Ausland interessieren sich für unsere Technologie. Das führt uns zum Ziel, dass wir eine sehr konstante und ordentliche Qualität schaffen – Reklamationen gibt’s bei uns de facto keine. Man kann sagen,

wir sind in drei Jahren von der österreichischen Bundesliga in die Champions League aufgestiegen!“ Wer sich eine moderne Brauerei ansieht, der muss sich von nostalgischen Bildern lösen. Keine Holzfässer mit mönchsartig-bierbäuchigen BrauereiMitarbeitern. Vielmehr beginnt die hochindustrialisierte Biererzeugung bei drei Tiefbrunnen. Diese liefern das Wasser – dessen Härtegrad sich aber individuell regulieren lässt. Weiter geht’s zu acht Labormitarbeitern, die laufend die Produktionsqualität sichern und Neuprodukte entwickeln. Sogar die autarke Energieversorgung der Brauerei ist Dank des angrenzenden Holzwerks selbstverständlich. Doch zurück zum Labor – ja, es stimmt, bestätigt auch Prosser: „Man kann heute mit dem richtigen Rezept, jedes Bier der Welt an jedem Standort brauen.“ Also alles eine Frage der Technik und der Einstellungen? Muss wohl so sein, immerhin fließen in Radl­ berg zig verschiedene Biere mit jeweils unterschiedlichen Rezepturen in jede denkbare Gebindeart. Von der Bierdose über die Glasflasche zu PET-Flaschen und Fässern: anything goes! Weiter wachsen Doch warum investiert man so verdammt viel Geld in einen Produktionsstandort für Bier – wenn seit Jahren bekannt ist, dass der Bierkonsum der Österreicher stagniert? Prosser: „Rund 25 Prozent unseres Umsatzes passiert im Export, da sehen wir auch weitere Wachstumschancen. Zudem gibt es


TEXT: Michael Müllner | Fotos: HERMANN RAUSCHMAYR

auch am Bier- und Radlermarkt immer neue Trends, die man rasch bedienen muss, um erfolgreich zu sein.“ Ein Beispiel ist der neu eingeführte „Apfelradler“. Prosser fiel in Südafrika auf, dass fast jeder eine Flasche mit einem ApfelCider in der Hand hielt. „Das hab ich gekostet und war begeistert. Mit der halbschwangeren Idee im Kopf bin ich dann eine halbe Stunde mit dem Braumeister und Kollegen am Tisch gesessen, danach wurde relativ lange verkostet und an der Rezeptur gearbeitet. Aber schon nach nur drei Monaten war das Produkt fertig und wurde dem Handel präsentiert. Das verstehe ich unter rascher Umsetzung.“ Der Handel ist für Egger das Um und Auf. Neben der eigenen Marke „Egger“ ist das zweite Standbein das „Handelsmarken“-Geschäftsmodell. Man produziert nach den Wünschen des Auftraggebers eigene Biermarken,

füllt diese ab und liefert sie aus. Vom Bier für den Diskonter bis hin zu Biersorten, die fürs Ausland produziert werden und die am österreichischen Markt aufgrund ihres Geschmacks oder ihrer Verpackung gar keine Chance hätten. Standbein Nummer drei ist die „Lohnabfüllung“ – ein Tankwagen mit Bier kommt und wird in der Abfüllanlage „nur“ abgefüllt.

„Satter, voller Antrunk“ Bierpapst Conrad Seidl

Etikettenschwindel? Die vierte Spielwiese ist die Gastronomie. „Im Westen sind wir präsenter als im Osten, wo wir die Gastronomie erst langsam aber beständig aufbauen“, erklärt Prosser. Wobei wir schon beim Thema sind: Wieso ist die Marke Egger als Bier aus St. Pölten so wenig

bei der heimischen Gastronomie zuhause? Stiegl ist Salzburg. Ottakringer ist Wien. Wer in der Steiermark das falsche Bier bestellt, fliegt fast aus dem Lokal. Aber in St. Pölten? Warum so schwach vor der eigenen Haustüre? „St. Pölten ist eine relativ junge Landeshauptstadt, auch die Produktionsstätte wurde erst 1978 gegründet und ist im Vergleich zu anderen somit relativ jung. Mit dem Etikett ‚Aus St. Pölten’ hätten wir es uns damals wohl auch schwerer gemacht als nötig... So ein Heimatgefühl kann man nicht in kurzer Zeit aufbauen. Aber wir setzen heute Akzente, etwa was die Partnerschaft mit der Stadt St. Pölten angeht oder unser Sponsoring des SKN in der neuen NV-Arena. Auch im Stadtbild wollen wir sichtbar sein, das sieht man am Kreisverkehr mit dem kupfernen Braukessel, der vor Kurzem installiert wurde“, erzählt Prosser.

Privatbrauerei Fritz Egger 65 Mitarbeiter produzieren rund 750.000 Hektoliter Bier pro Jahr und machen damit 60 Millionen Euro Umsatz. Neben der eigenen Marke ist auch die Produktion von Handelsmarken sowie die Lohnabfüllung ein wesentliches Geschäftsfeld. Rund 25% Exportquote.

Radlberger Der Limonaden-Spezialist produziert rund 200 Millionen Einheiten pro Jahr und macht damit 63 Millionen Euro Umsatz. 150 Mitarbeiter, starke Eigenmarke, Produktion von Handelsmarken und Lohnabfüllungen, große Kompetenz bei PET-Produkten. Gegründet 1988, rund 33% Exportquote.

Die Egger-Gruppe Beschäftigte im April 2012 über 7.000 Mitarbeiter und erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp zwei Milliarden Euro Umsatz. Als Familienunternehmen ist die Gruppe in der Holzverarbeitung tätig und hat ihren Ursprung bei Fritz Egger senior in St. Johann in Tirol. 17 Werke in ganz Europa sowie 23 Vertriebsbüros weltweit zählen zum Konzern.

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Europa erobern – von Unterradlberg aus

VOLLAUTOMATISCH. Computergesteuerte Stapler fahren die fertigen Paletten in ein Hochlager mit Platz für 20.000 Paletten. Stehen LKWs zur Abholung bereit, weiß der Computer, welche Palette als erstes zum LKW gebracht werden muss.

Ein wesentlicher Faktor heißt Matthias Stadler. „Unter Bürgermeister Willi Gruber wurden wir nicht sonderlich unterstützt, doch Stadler ist sehr für uns und gemeinsam setzen wir viel um. Er hat auch bewirkt, dass sich das Image der Stadt sehr positiv verwandelt hat“, streut der Bier- dem Stadtchef Rosen. Ob es dann nicht mal an der Zeit wäre, sich auch auf dem Produkt zur Stadt zu bekennen und am Etikett nicht mehr „Unterradlberg“, sondern „St. Pölten“ als Herkunftsort zu nennen? „Wir kommunizieren schon in den Medien, dass wir aus St. Pölten sind… aber auf den Etiketten ist St. Pölten noch nicht drauf. Das muss wohl noch etwas mitwachsen. Aber ja, denken wir darüber nach! Warum nicht? Immerhin sind rund 500.000 täglich produzierte Dosen Bier ja auch ein gewaltiger Werbefaktor für die Stadt, wenn da St. Pölten draufsteht.“ Jünger werden Die Bemühung der Stadt als jung wahrgenommen zu werden, passt auch gut zum städtischen Bier. 2004 startete Prosser eine neue Werbelinie mit dem Slogan „My Home Is My Egger“ – eine österreichische Marke mit einem englischen Spruch? „Das war anfangs heftig umstritten, hat sich aber als großer 30

Erfolg erwiesen. Der durchschnittliche Egger-Trinker sollte jünger werden, unser Ziel war 40 Jahre. Tatsächlich haben wir sogar eine Generation übersprungen und sind bei 25 Jahren!“ Stets ausbalanciert Ein weiterer Zugang zu jüngerem Bierpublikum ist das Franchising-Konzept „Eggers“ – ein junges und modernes Gastronomiekonzept, das ganztägig Gäste ansprechen soll: „Niemand geht vor 17 Uhr in ein klassisches Bierlokal, darum wollen wir ein Konzept umsetzen, bei dem man sich ab dem Früh-

„Von der Bundesliga in die Champions League!“ Bernhard Prosser

stück wohl fühlt.“ Noch im September soll in Krems das bis dato vierte „Eggers“-Lokal eröffnen, für St. Pölten fehlt aber noch ein passender Standort in der Innenstadt: „Wenn wir das umsetzen, gerade in St. Pölten, dann muss das Objekt passen. Wir machen hier sicher keine halben Sachen!“ Die Zukunft soll konstantes Wachstum bringen, schließlich wollen die Investitionen verdient werden: „Wir sind angetreten, um von Unterradlberg aus Europa zu erobern!“ Am Stand-

ort in St. Pölten werden 450 Mitarbeiter beschäftigt, der Großteil in der Holzverarbeitung. Beim ebenfalls am Brauerei-Standort angesiedelten Limonadenerzeuger „Radlberger“ sind es 150 Personen, in der Brauerei selbst 65. Jüngster Zuwachs ist ein 10 Millionen Euro teures Hochregallager, das Platz für 20.000 Paletten bietet. Vollautomatisch fahren Stapler computergesteuert die Paletten quer durch die Produktionsstätte zu ihrem Lagerplatz. Stehen LKWs für die Abholung bereit, weiß der Computer, von welchem Lagerplatz er welche Palette abholen und zur Verladestelle bringen muss. Vielleicht lassen eines Tages die zwei Brüder Fritz und Michael Egger ihr Bier doch aus „St. Pölten“ und nicht mehr aus „Unterradlberg“ kommen? Dann hätten wir St. Pöltner beim nächsten Besuch in der weiten Welt auch das passende Geschenk. Und bis dahin zitieren wir Österreichs „Bierpapst“ Conrad Seidl, der im Falstaff 5/2012 das „Egger Märzen“ beschrieben hat: „Ein kräftig goldgelbes Bier mit feiner Kohlensäure. Kräftigem, reinweißem Schaum und leicht nußigem Duft. Satter, voller Antrunk – fast ein wenig süß, aber stets durch ausreichend Hopfenbittere ausbalanciert.“ Wenn das nicht aus St. Pölten ist?!


in Österreich läuFt etwas schieF: hohe Preise machen das leben kaum leistbar.

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SAMSTAG, 15. SEPTEMBER 2012 www.hoefefest.at gerechtigkeit muss sein


SHORTCUT KULTUR

STP Metal City

Thomas Fröhlich

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Beseelt Vielleicht mag Domkapellmeister Otto Kargl dieser Tage bisweilen innehalten und denken: „Kinder wie die Zeit vergeht.“ Immerhin ist es 20 Jahre her, dass er die Domkantorei St. Pölten übernahm: „Es war damals mein Wunsch, ein Ensemble zu formen, das die Formensprache des 16. und 17. Jahrhunderts spricht. Dieser Prozess ist zwar vielleicht noch nicht gänzlich abgeschlossen, aber wir sprechen mittlerweile recht fließend und akzentfrei.“ Damit untertreibt er maßlos, tatsächlich ist die Dommusik mit ihren ca. 180 aktiven Mitgliedern und acht Ensembles ein Chor auf Spitzenniveau. Inhaltlich legt Kargl seinen Fokus auf die Zeit zwischen Palestrina und Bach, wobei es ihm stets um die Vermittlung eines Gesamteindrucks geht. „Die großen Werke sind ja nicht nur musikalische Ereignisse, sondern auch eine tiefe theologische Ausdeutung von religiösen Texten. Und wenn es uns gelingt, dass die Besucher nach dem Konzert, nach der Liturgie verändert, ja beseelt hinausgehen, haben wir gute Arbeit geleistet.“ Na, und wie das gelingt! www.dommusik.com

Creative City Da blitzt plötzlich St. Pöltens Zukunft als Kreativ-Stadt auf. Peter Noever, österreichischer Designer und ehemaliger MAK-Direktor, zeigt auf seiner Homepage www.noever-design.com ein Szenario für das Glanzstoff-Areal

in „Saint P.“: Die Designer-Schmiede „design now* factory“ soll sich hier ansiedeln, als Plattform, die sich offenund experimentierfreudig den Anforderungen zukünftiger gesellschaftlicher Entwicklungen widmet, z. B. neuen Verkehrsmitteln wie elektrobetriebenen Münz-Vespas, Münz-Autos oder sogar speziellen Transport-Tieren. „Konkretes kann ich dazu aber noch nicht sagen“, lässt Noever wissen. Mit-Initiator ist der Industrielle Cornelius Grupp, Eigentümer des GlanzstoffAreals. Er investiert derzeit rund eine Million Euro in die Revitalisierung der alten Fabrikhalle, in die im Oktober die NDU mit drei Studiengängen einziehen wird. Vielleicht als Start-Hilfe für die Kreativ-Stadt „Saint P.“...

Fotos: leftleg/fotolia.com, raywoo/fotolia.com, zVg

Da sorgte ein Neuzugang zum ohnehin recht intensiven St. Pöltner FestvalSommer im Vorfeld für mittelgroße Aufregung: Das „Extremefest“, ein Dorado für Fans der härteren Metal-Gangart, rief eine „Österreichische Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum (!)“ auf den Plan, deren Name allein schon an Realsatire gemahnt und die sich in ihren Aussendungen nicht nur Sorgen über das lautstark Gebotene, sondern auch darüber machte, dass „bei derartigen Jugendfestivals meist alle Dämme brechen, was Alkoholkonsum, Drogenhandel sowie unüberlegten wilden Geschlechtsverkehr anlangt.“ Ähem: War da der Wunsch Vater des Gedankens? Auf jedem Zeltfest geht’s de facto ärger zu als beim durchschnittlichen Metalkonzert, wo die Zuhörer in erster Linie eben als Zuhörer, also der Musik wegen, hinkommen. Und so ging Anfang Juli ein dreitägiges Festival im VAZ vor ca. 2.500 friedlichen, meist schwarz gekleideten, oft langzoterten, durchwegs liebenswürdigen und ob der Bandauswahl und der Location begeisterten Metalfans über die Bühne, dem man eine Neuauflage innigst wünscht. In Salzburg, wo das Ganze ja zuerst stattfinden hätte sollen, brachte es offenbar ein Rudel selbst ernannter Erretter des Abendlandes zu Fall – freuen wir uns, dass das in St. Pölten trotz der Proteste einiger Versprengter nicht gelang und der Freiheit der Kunst mehr Relevanz eingeräumt wird als religiös verbrämter Ang’rührtheit. Dass der St. Pöltner Diözesanbischof Küng für all die armen Seelen, die sich derlei „Blut und Gewaltanspielungen“ freiwillig antaten, beten ließ, soll uns jedoch ehrlich freuen. Nur eine Frage hab’ ich: Was ist bitte wirklich so schlimm an wildem Geschlechtsverkehr?


(c) Helmut

MFG ADVERTORIAL

(c) Helmut Lackinger

Kantersieg

10re!

Präsident Lothar Fiedler Als – ja ich oute mich jetzt – passionierter Fußballfan, schoss es mir beim Spiel SK Rapid Wien gegen Paok Saloniki (gut, ich hatte im Hinterkopf, noch einen Obmannbrief für diese Seite abgeben zu müssen) plötzlich durch den Kopf, dass in einem fingierten Match Förderverein Kulturbezirk-Mitglieder gegen Nicht-Mitglieder erstere eindeutig als haushohe Sieger vom Platz gehen würden. Zwar mag mancher den Mitgliedsbeitrag vermeintlich als Treffer für die Nicht-Mitglieder geltend machen, in Wahrheit ist es aber bestenfalls ein abzuerkennendes Abseitstor. Denn allein durch die zahlreichen Vergünstigungen und Rabatte (Eintritt, Shopangebote etc.) bei unseren Mitglieds­ institutionen sowie Partnerbetrieben wird der Beitrag x-fach wettgemacht, womit das Tor eindeutig an den Förderverein geht: 1:0! Danach ist das Nicht-Mitglied ohnedies chancenlos!

Jah

10

Jahre!

Programm für Mitglieder 2. Halbjahr 2012

10re!

10 Jahre Förderverein Kulturbezirk St. Pölten: Gratis Schnuppermitgliedschaft bis Ende 2012!

10

Jahre!

Jah

Ja, ich möchte FreundIn BesteR FreundIn des Förderverein Kulturbezirk St. Pölten werden und bezahle bis Ende 2012 keinen Mitgliedsbeitrag Titel, Name, Vorname Straße, PLZ, Ort Tel

Programm für Mitglieder E-Mail

Unterschrift

Mitgliedschaft FreundIn: e 30,- (ermäßigt: 25,-*) pro Jahr Ihre Vorteile: • Fördervereins-Veranstaltungen: Exklusive Premierenfeiern, KünstlerInnengespräche, Previews, Führungen – für das Mitglied kostenlos • Festspielhaus: 20% Ermäßigung auf je zwei Karten (nur Eigenveranstaltungen) | 30 % Ermäßigung bei Wahlabos • Tonkünstler-Orchester und Grafenegg: Ermäßigung auf ausgewählte Termine • Landestheater: 20 % Ermäßigung auf je zwei Karten (ausgenommen Silvester, Premieren und Gastspiele) • Landesmuseum: 50% Ermäßigung auf den Eintrittspreis (für das Mitglied) und 10 % Ermäßigung im Museumsshop (5 % Bücher)

0 1 Programm für Mitglieder re!

22.. HalHalbbjjaahrhr 20122012

BesteR FreundIn e 50,- (ermäßigt: 45,*) pro Jahr Sämtliche Vorteile, die auch FreundInnen genießen PLUS: • Fördervereins-Veranstaltungen: Für das Mitglied UND eine Begleitperson kostenlos • Festspielhaus: 4 Gutscheine für Programmhefte • Landestheater: ein signiertes Programmheft pro Vorstellungsbesuch (bei Eigenproduktionen) • Landesmuseum: Jahreskarte (gültig für das Mitglied)

Jah

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Ihre gilt bis 31. 2012 inund verlängert sichsofern automatisch eine2012 entgeltliche, – IhreMitgliedschaft Mitgliedschaft gilt bis 31.Dezember 2012 und Dezember verlängert sich automatisch eine entgeltliche Mitgliedschaft, Sie nicht bis zum 30.in November schriftlich Ihren Vereinsaustritt erklären. sofern Sie nicht bis zum 31. November 2012 schriftlich Ihren Vereinsaustritt erklären. Jahre! – *Ermäßigte Mitgliedschaft für: Personen, deren Wohnort über 50 km von St. Pölten entfernt ist, Präsenz- und Zivildiender, MitarbeiterInnen der NÖKU, Mitglieder des Vereins der Freunde der Kunstmeile Krems und Personen mit der Tonkünstler-Freundschaftskarte.

– Informationen erhalten Sie unter: T+43 (0) 2742/90 80 80 DW 812 oder 816 Nähere Informationen über weitere Mitgliederformen, Ermässigungen etc. erhalten Sie unter: – Weitere Mitgliedschaftsformen finden Sie unter www.kulturbezirk.at T +43 (0) 2742/908090 Dw 812 oder 816 sowie www.kulturbezirk.at

Programm für Mitglieder

Künstlertreffen – 2:0 Einladung zu Premierenfeiern – 3:0 Exklusive Preview-Ausstellungen – 4:0 Informationsvorsprung und eigene Kontingente bei ausverkauften Veranstaltungen – 5:0 Tuchfühlung mit den künstlerischen Leitern und Managements – 6:0 Spannende Exkursionen als Tagesausflüge – 7:0 Gemeinsame, exzellent geführte Kulturreisen – 8:0 Und, und, und ... Nicht zuletzt geht der Förderverein Kulturbezirk, um im Fußballjargon zu bleiben, auch in der dritten Halbzeit, also beim geselligen Teil, als Sieger hervor! Wenn Sie nun Lust bekommen haben, unserem Team beizutreten, dann lade ich Sie sozusagen zum Probetraining ein. Nutzen Sie die Möglichkeit einer Schnuppermitgliedschaft bis zum Ende des Jahres, ganz ohne Mitgliedsbeitrag (die Konditionen entnehmen sie den nebenstehenden Informationen). Ich würde mich sehr freuen, Sie alsbald in unserer Mannschaft begrüßen zu dürfen und verspreche Ihnen, dass die Mitgliedschaft immer ein Gewinn ist!

MFG 09.12

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MFG KULTUR

Text: ANDREAS REICHEBNER | FotoS: HERMANN RAUSCHMAYR, ZVG

So viele Ideen in meinem Kopf Ihr Text „Junge Hunde“ spaltete die kritische Jury beim Bachmann-Preis 2012 in zwei Lager, ließ aber nicht nur ihre Fangemeinde bei der Online-Abstimmung kräftig voten. Fazit, die junge, in St. Pölten geborene Autorin Cornelia Travnicek holte sich heuer den von der BKS Bank gestifteten, begehrten Ingeborg Bachmann-Publikumspreis.

Z

ehn Minuten vorher bin ich serschaft aber auch mit dem Sterben dann sehr nervös und auf- und dem Abschied vom Elternhaus geregt gewesen“, reüssiert und der Begleitung, Abschiebung des Cornelia Travnicek die Zeitspanne, Vaters ins Altersheim konfrontiert. ehe sie mit dem Lesen vor der Jury „Es ist ein in sich geschlossener Text, begann, „aber dann habe ich wieder mit Verschachtelungen, die ich gern das Grundvertrauen in meinen Text habe“, so Travnicek. Sehr bewusst so bekommen.“ Wie sie mit dieser Art konstruiert, und doch kommt er sehr Prüfungssituation, die ja mehr einem leicht daher. Daran schieden sich auch Tribunal gleicht, fertig wurde? „Vor die Geister der Jury. meiner Matura war ich nervöser, weil ich wusste, dass ich, wenn ich dabei Text entzweite Bachmann-Jury durchfalle, wiederkommen muss. Gut, Während die eine Fraktion unter der das machen manche beim Bachmann- Wortführung von Meike Feßmann Preis auch, wiederkomund Hubert Winkels, der men, wenn sie nicht überihren Text auch für den zeugen können, aber so Bewerb vorschlug, gerade gesehen, war es für mich diese Leichtigkeit, diesen hier leichter.“ scheinbar naiven ErzählSelbstsicher, das ist die ton, „warmen Pragmajunge 25-jährige Autismus“ und die „tollen torin, die in Wien und Einfälle“ sowie die „wunTrais­mauer lebt. „Meine derbaren kleinen HandSelbstsicherheit ist aber griffe und Tricks“ lobte, hart erarbeitet“, so Travkam besonders Kritik von nicek, die sich als SchüleCorinna Caduff, die einen rin kaum in der Lage sah, eigenen Stil und den Manvor der Klasse ein Gedicht CHUCKS. Travniceks gel an Tiefe des Textes für aktueller Roman. aufzusagen. sich vergeblich suchte, Im Laufe dieser Entwicklung stellte und Paul Jandl, der die Sprache „basich dann für Travnicek die Frage, wa- nal und simpel“ und ohne „tiefe Gerum Zuhörer überhaupt Lesungen be- heimnisse“ fand. suchen. „Du musst einfach gut lesen, „Ich habe gewisse Vorstellungen, damit sie kommen. Es ist ja irrsinnig was ein Text auslösen soll, welches anstrengend, für beide Seiten. Aber Stimmungsbild, welches Stimmungswenn es gut geht und man vom Publi- mosaik er erzeugt. Ich komme ja aus kum etwas retour bekommt, dann ist der Lyrik. Da lässt man mit 10 Zeilen man erleichtert“, gibt sich die Autorin ein bestimmtes Gefühl erstehen. Und da ganz als Pragmatikerin. ich finde nicht, dass ich noch keinen Mit „Junge Hunde“ wählte sie für eigenen Stil habe, das merke ich auch Klagenfurt einen Text aus, der vorder- bei den Rückmeldungen meiner Legründig vom Erinnern an die Jugend ser. Meine Texte erkennt man absoder Protagonistin handelt, die Le- lut wieder. Die Diskussion um meine 34

Geschichte habe ich aber ganz interessant gefunden“, erzählt die junge Autorin über ihren Literaturauftritt in Klagenfurt. Nur den Einwand von Carduff, dass sie auf der ersten Seite dreimal das Wort „groß“ verwendete, fand sie etwas eigenartig. „Da musste ich lachen.“ Richtig gestört hat Cornelia Travnicek bei der intellektuellen Zerpflückung ihres Textes dann aber der Satz: „Sie sind ja erst 25 …“ Muss man älter sein, um ernst zu nehmende Literatur zu schreiben? „Am Vormittag lasen Autoren vor, die 24 Jahre alt waren, und da war das auch kein Thema. In der Literatur bin ich ein Küken. Es ist immer wieder das Thema des Jungseins. Bei der jungen Autorin, dem jungen Autor unterstellt man gleich einmal dem Text Fehlerhaftigkeit, das Gleiche wird aber bei arrivierten Autoren als Absicht bezeichnet“, gibt sich Travnicek kämpferisch. Schließlich verkaufen sich jetzt gerade junge Autorinnen sehr gut, „aber manchmal hat man das Gefühl nicht ernst genommen zu werden.“ Literatur muss verstören und unterhalten Ernst genommen wurde sie aber am Ende der Jurydiskussion dann doch, denn im heißen Diskurs um die Frage, muss Literatur ausnahmslos verstören oder darf sie dabei nicht auch unterhalten, einigten sie sich auf beides. Wie sagt die Autorin selbst dazu: „Jeder Text erreicht seine Leute, in jedem kann man den Einstieg verpassen oder nicht, für mich muss Literatur eben verstören und unterhalten.“ Und das Publikumsvoting gab ihr Recht. Sie erhielt den Bachmann-Publikumspreis, gestiftet von der BKS Bank, in der Höhe von 7.000 Euro, verbunden mit einem Stadtschreiberstipendium in Klagenfurt. Ihr Bezug zu Bachmann Welchen Bezug sie eigentlich zu Ingeborg Bachmann hat? „Ich bin schon sehr früh mit ihren Gedichten in Berührung gekommen, habe mir ihre Bücher selbst gekauft. Bin über ihre


»

Cornelia Travnicek

„Für mich muss Literatur eben verstören und unterhalten!“


MFG KULTUR

Absurdistan

Beate Steiner

Foto: wrangler/fotolia.com

Eins: Ein Pkw steht im Halte- und Parkverbot. Hat überflüssigerweise einen eineinhalb Stunden-Kurzparkschein hinter die Windschutzscheibe geklemmt. Ein weiblicher Parksheriff nähert sich mit dem Handy am Ohr dem Fahrzeug, beugt sich interessiert über die Windschutzscheibe, nickt und geht weiter. Klar, sie ist nicht zuständig für Halteverbote. Aber warum kontrolliert sie den Parkschein bei einem Auto, das dort nicht einmal stehen bleiben darf? Zwei: Zwei Mädels schlendern hinter mir. Die eine im hohen Stakkato mit nasalem Einschlag: „... soooooo toll. Und dann haben wir da ein paar Aborigines kennengelernt, die haben uns soooo geile Dinge gezeigt. Chinatown kennt ja jeder ...“ „Was zum Beispiel habt ihr denn gesehen?“ „Na, na alles halt ...“ Die beiden dürften sich über einen nachhaltig im Gedächtnis gebliebenen Bangkok-Trip unterhalten haben. Drei: Laut telefonierend rennt ein optisch nicht besonders anziehender Mann durch den Schanigarten, schlängelt sich zwischen den Sesseln durch, nimmt dann plötzlich an meinem Tisch Platz, einfach so. Ich kann nicht anders, ich muss zuhören, wie er irgendjemand Vertrautem Probleme mit seiner Frau/Freundin schildert. Nebenbei bestellt er ein Achterl Rot, trinkt’s auf einen Zug aus und verschwindet. Telefonierend. Vier: Es wurlt in der Innenstadt. Eine Gruppe Jugendlicher erobert St. Pölten in beträchtlicher Lautstärke. Die entsteht aber nicht, weil die Kids miteinander plaudern, sondern weil fast alle per Handy mit irgendwem irgendwo kommunizieren. Also live berichten von einem Ort, an dem sie offensichtlich nur körperlich anwesend sind . . .

36

So viele Ideen in meinem Kopf

Lyrik zur Lyrik gekommen.“ Wie Bachmann in „Malina“ hat Travnicek auch in ihrem Text „Junge Hunde“ mit Märchensequenzen gearbeitet, die sich vom scheinbar Realen des Textes unterscheiden, ein bewusste Annäherung an die große Schriftstellerin, die über das Schreiben oft als „eine der schmerzlichsten Todesarten“ und „ein unzureichender Ersatz für unerfüllte Liebe“ sprach. „Das ist eine literaturwissenschaftliche Frage, das sollen andere, vielleicht in 50 Jahren entscheiden“, gibt sich Travnicek wieder pragmatisch und lächelt. Fragen aufwerfen Nach ihrem jüngst herausgekommenen, fünften Buch, dem Roman „Chucks“, und ihrem Auftritt beim Bachmann-Preis will sie nun zwei bis zweieinhalb Jahr warten, bis ein neues Buch erscheinen soll. „Das ist so ein richtiger Abstand, ich werde viele Lesungen machen und arbeite natürlich auch schon an einem neuen Roman.“ Den schreibt sie im Zug, während sie von Wien (wo sie einen Halbtagsjob als Programmiererin am Zentrum für Virtual Reality im Wiener Tech Gate hat und Sinologie studiert) nach Krems (wo sie ihre „tea-licious“ Bubbletea Boutique betreibt) pendelt sowie in ihrem Heimatort Traismauer. „Chucks habe ich vorwiegend in der Straßenbahn geschrieben, aber wenn wer neben mir sitzt, dann geht das

nicht. Alles, was im Werden ist, darf keiner sehen. Da bin ich das erste und wichtigste Publikum meiner Texte.“ Warum sie eigentlich schreibt? „Weil sonst meine Geschichten nicht weggehen, ich hab so viele Ideen, da wäre mein Kopf ziemlich hoch.“ Auch wenn sie ihre langen Dreadlocks nach oben steckt, „das wär‘ kein zusätzlicher Stauraum.“ Von Mai bis September 2013 wird sie dann Stadtschreiberin in Klagenfurt. „Ich kann natürlich wegen meines Geschäftes und Berufes nicht 100% dort sein, aber ich möchte die Klagenfurter überraschen, Projekte für den öffentlichen Raum gestalten. Zwar mich nicht gleich unbeliebt machen, aber doch nach dem sokratischen Ansatz, wonach Kunst Fragen aufwerfen soll und nicht Antwort geben, arbeiten. Und da gibt es schon konkrete Fragen, die ich in Kärnten stellen kann.“ Ob es von der leidenschaftlichen Motorradfahrerin, die gern mit ihrer Suzuki 650 SV, ihrem „Naked Bike“ herumcruised, auch einmal einen Bikerroman geben wird? „So gut kann ich nicht fahren, das wäre dann höchstens eine Komödie.“ Am 19. Oktober liest Cornelia Travnicek im Rahmen von „Blätterwirbel“ um 10 Uhr im Stadtmuseum St. Pölten und in der Reihe „Österreich liest“ um 18 Uhr in der Stadtbücherei St. Pölten aus ihrem Roman „Chucks“.

Bachmannpreis. BKS Generaldirektor Heimo Penker überreicht Cornelia Travnicek den von der Bank gestifteten, mit 7.000 Euro dotierten Bachmann Publikumspreis.


MFG KULTUR

Erfolg nach dem DWG

D

as Höfefest, heuer am 15. September, ist das, was man einen klassischen Selbstläufer nennt. Diesen Status muss man sich freilich alljährlich aufs Neue erarbeiten, wie Macherin Daniela Wandl überzeugt ist, weil „auch Selbstläufer sehr bald abstürzen, wenn sie nicht mit gutem Inhalt gefüllt werden.“ Genau dieser macht aber den Unterschied zu manch anderer, schnell verglühenden Festivalsternschnuppe aus. Beim Höfefest garantiert hingegen das DWG (Daniela-Wandl-Gütesiegel) dauerhaften Erfolg, das folgendem Anspruch unterliegt. „In allem zählt in erster Linie die Qualität und das Besondere.“ Dennoch ist beachtlich, dass ein fast zwei Jahrzehnte existierendes Fest noch immer mit

Neuerungen aufwartet und nicht alljährlich als „more of the same“ daherkommt. „Das ist im Grunde die größte Herausforderung“, gibt Wandl zu, und plaudert ein bisschen aus dem Nähkästchen. „Ich bekomme pro Jahr etwa 500 bis 600 Bewerbungen. Da sind zwar wenige, aber immer wieder doch tolle Sachen dabei“, insbesondere junge Künstler „die mit großem Können auftrumpfen.“ Weiters treten Künstler an sie heran, die über Mundpropaganda erfahren haben, „dass es so nett bei uns ist. Das sind nicht selten auch richtig bekannte Leute!“ Schließlich läuft Wandl in einer Art vegetativen Höfefest-Dauersuchmodus. „Ich habe immer – beim Zeitunglesen, Fernsehen etc. – eine Art selektive Wahrnehmung und

sammle das ganze Jahr über Ideen, die zum Höfefest passen könnten.“ Die Herausforderung liegt zuletzt darin, aus all den Inputs ein rundes Programm zusammenzustellen, das sowohl dem Charakter des Festes als Ganzes gerecht wird, als auch jedem einzelnen „Hof-Kosmos“. Das Kunststück gelingt – DWG sei dank!

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MFG KULTUR

Koffer packen

Primadonna

Foto: Patricia Hofmeester/fotolia.com

Ich packe meinen Koffer und nehme mit … Gewand für two and a half man, Windelvorrat für ca. ein halbes Jahr – man weiß ja nie!, Schlechtwettergewand für den „wahrscheinlichen“ Fall, dass in Italien im August eine Kältewelle mit Minusgraden ausbricht, Regenschirm, Sonnenschirm, Schuhe für drei Personen für alle Gelegenheiten (Bergtour, spontaner Opernbesuch, Tiefseetauchen), Kulturbeutel – warum der so heißt bleibt für immer ein Rätsel – mit geschätzten 20 Tiegeln voll mit Cremen, Flüssigkeiten und Wässerchen (Nivea und Wasser reicht leider nicht mehr!), Notfallmedizintasche mit allen legalen und illegalen Drogen + Marienkäferpflaster, Pille (sonst kommt beim nächsten Urlaub noch ein Koffer dazu – Wah!), Literatur (obwohl ich „Shades of grey – geheimes Verlangen“ nicht gerade dazu zählen würde), Badetasche all inclusive (ca. zehn Kilo), Sonnencreme mit LSF 50 – wir wollen ja keinen Sonnenbrand, Kühltasche, Luftmatratze, Wickeltasche, zehn Schnuller – nur für den Fall, dass wir die anderen neun verlieren, Fläschchen mit Milchpulver für zwei Monate, Lieblingsstofftier, Strandspielzeug für einen ganzen Kindergarten, Kinderwagen (nicht für den Nachwuchs, sondern für die Badetasche!), Laufrad, Picknickdecke, Digitalkamera, Spiegelreflexkamera, Videokamera (es ist mein erstes Kind!), Aufladekabel für zwei Handys, iPad und alle Kameras, Kuschelpolster für die lange Autofahrt, Verpflegungspaket fürs Auto, TomTom – um „Diskussionen“ zu vermeiden, Pässe, Mutterkindpass, Reiseführer – die sind so schön schwer im Rucksack, Zauberstab – um das alles in zwei Koffern unterzubringen … Und wie war Ihr Urlaub?

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„100 Jahre Maringer“ – eine Hommage von Beate Steiner

Wohlfühl-Künstler und Kunst-GenieSSer 1977. Das Jahr klingt wie David Bowie’s „Sound and Vision“ und „Fantasy“ von Earth, Wind & Fire. Und natürlich Queen: „We are the Champions“. Hermann Nitsch hat seine ersten Orgien-Mysterienspiele hinter sich, Markus Prachensky malt nach Duke Ellington und Arnulf Rainer übermalt Messerschmidts Grimassenköpfe.

U

nd in die Arbeiterstadt St. Pölten, die damals kulturell vom operettenseligen Stadttheater geprägt und noch fast zehn Jahre von der Idee einer Landeshauptstadt entfernt ist, kommt einer, der den berühmten schwefelig-grauen IndustrieDuft mit einem Hauch der bunten 70erJahre-Welt verfälscht. „Diese Stadt braucht eine Galerie“, sagte Karl Heinz Maringer damals. Und bringt seither Kunst und Künstler nach St. Pölten, zunächst in seinen Salon für Kunst und Kommunikation am Riemerplatz. Dort stellten Kumpf und Flora aus, und H. C. Artmann las vor staunenden St. Pöltnern. Später wurden die Vernissagen in der „feinen“ Schreinergasse Kult, seit 2005 prägt die Galerie Maringer den Herrenplatz mit Ausstellungen.

Hans Staudacher, Hermann Nitsch, Alfred Hrdlicka, Karl Korab, die Gugginger Künstler, und, und, und... Sie alle kommen gern „zum Maringer“. Um Käufer für ihre Kunstwerke kennenzulernen, klar, aber auch, weil sie sich hier wohlfühlen, weil die Besucher des gastfreundlichen Galerie-Teams hier mit allen Sinnen genießen können. „Dank Karl Heinz Maringer war St. Pölten schon zehn Jahre vor dem Landtagsbeschluss eine Kunsthauptstadt“, bringt’s Herbert Binder, Ur-St. Pöltner und langjähriger Geschäftsführer des NÖ Pressehauses, auf den Punkt. „100 Jahre Maringer“ feiert Karl Heinz Maringer dieser Tage – jeder kann sich ausrechnen, wie viele Jahre er persönlich zu diesem Jubiläum beiträgt. Wie gewohnt mit vollem Elan. Als HLW-Lehrer hat er sich zwar dieses


Text: Beate Steiner | Fotos: Hermann Rauschmayr

Maringers "Bilanz": Über 350 Einzelausstellungen mit Werken der großen österreichischen Maler und Bildhauer der Gegenwart.

entdeckten immer mehr St. Pöltner, dass Bilder nicht nur Wohnzimmer-Deko sind, sondern auch kulturellen Mehrwert besitzen und als schöne Wertanlage das Leben bereichern können. So wie die Galerie Maringer St. Pölten bereichert. Auch noch 35 Jahre nach ihrer Gründung 1977, als Carly Simon James Bond besang: „Nobody does it better“. bar billard café

Schuljahr in die Pension verabschiedet, aber um den Tag so richtig auszufüllen, bleiben noch seine sportlichen Aktivitäten, seine Familie, seine Freunde, mit denen das eine oder andere Bier geleert werden will, und sein Engagement für die Stadtentwicklung. Karl Heinz Maringer ist seit vielen Jahren begeistert im Dienst der Landeshauptstadt tätig. Zunächst im City Club, jetzt in der Plattform 2020, als Netzwerker und Mitgestalter von Aktivitäten wie dem Herrengassenfest. Dabei spielt die „Galerei und Staunerie“ klarerweise eine große Rolle. Zu über 350 Einzelausstellungen hat der Galerist Werke der großen österreichischen Maler und Bildhauer der Gegenwart nach St. Pölten geholt – und alle waren sie persönlich da. Zum Staunen verleitet Karl Heinz Maringer aber auch junge Menschen. Schulklassen können hier moderne Kunst hautnah erleben, über gute Kunst diskutieren, ganz nach dem Motto des Galeristen und seines Teams: „Jeder Tag ohne Kunst ist ein verlorener Tag.“ Wirtschaftlich waren die ersten Galerie-Jahre allerdings ein reiner Überlebenskampf, auch für den studierten Wirtschaftsfachmann Karl Heinz Maringer. Schön langsam aber

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ISABEL ETTENAUER

Es darf gefeiert werden

In St. Pölten, da steht ein Haus: Ein Haus zum Anfassen – ein Tor zur Internationalität. Es hat bereits eine spannende Reise hinter sich und freut sich zum 15. Geburtstag über alte und neue Bekannte, die dem Raum Körper geben. Unter dem Motto „alles bewegt“ präsentiert das Festspielhaus nicht nur exzellente Künstler, sondern fasziniert mit dem Wunderwerk Körper …

W

as haben der Mensch und Klang gemeinsam? Richtig, sie brauchen Raum! Der Körper, der den Menschen ebenso wie den Klang umgibt, wird in St. Pölten nirgends so schön in Szene gesetzt wie im Festspielhaus. Die Spielsaison 2012/2013 scharrt bereits ungeduldig in den Startlöchern und wartet mit inspirierten und eindrucksvollen Events auf, die dem 15-Jahres-Jubiläum alle Ehre machen. Wer hier nicht seinen Stil findet, wo sonst? Spätestens nach Black Swan ist Tanz wieder salonreif geworden und hat einem breiten Publikum ins Gedächtnis gerufen, welche Herausforderungen an diese Kunstform geknüpft sind. Dem Kapitel Tanz wird das Festspielhaus im Herbst ebenso gerecht wie der Musik, die dafür notwendig ist. Festivals, Klassik, Jazz und vieles mehr darf man auf hohem Niveau erwarten.

Saisoneröffnung im Zeichen der Shaolin Mönche Gleich am Eröffnungswochenende ist ein guter, alter Bekannter zu Gast: Sidi Larbi Cherkaoui bleibt nach seinen erfolgreichen Gastspielen der letzten Jahre dem Festspielhaus treu. Das renommierte englische Tanzhaus Sadler’s Wells London präsentiert Cherkaouis gefeierte Produktion „Sutra“ und bleibt an Eindrücken nichts schuldig. Gemeinsam mit 17 buddhistischen Shaolin-Mönchen begibt sich Cherkaoui in Bereiche der westlichen und fernöstlichen Körperkulturen. Mehrere Monate verbrachte der flämisch-marokkanische Tänzer und Erfolgschoreograf im Shaolin-Tempel in China, um mit den Shaolin-Mönchen zu arbeiten und sich mit ihrer Philosophie und deren Verbindung zu Kung Fu auseinanderzusetzen. In „Sutra“ wird die Bewegungssprache der Mönche, die sich durch atemberaubend schnelle, geschmeidig akrobatische Dynamiken auszeichnet, in Cherkaouis zeitgenössische Choreografie eingeschrieben. In der Box präsentiert das chinesische TAO Dance Theater im Anschluss an „Sutra“ die Produktion "Weight x 3". 40

Fr/Sa 21./22. September 2012

Klassik kommt nie aus der Mode Passend zum Jubiläum „15 Jahre Festspielhaus“ gibt sich das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter der Leitung seines Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada ein Stelldichein. Präsentiert wird die Ouvertüre zu „Candide“ von Leonard Bernstein, George Gershwins Konzert für Klavier und Orchester in F sowie die Symphonie Nr. 9 eˇ moll op.95 "Aus der Neuen Welt" von Antonín Dvorák. Weltklasse-Pianist Rudolf Buchbinder wird als Solist zu Gast sein. Sa/So 29./30. September 2012

Lizz Wright Lizz Wright mag nicht unbedingt den Vorstellungen entsprechen, die man von einer traditionellen Jazzsängerin haben würde, die mit ihren Alben die Spitze der Jazzcharts erreicht. Trotzdem wird sie von Kennern in einem Atemzug mit Nina Simone oder Abbey Lincoln genannt. Die 1980 geborene Amerikanerin mischt in ihren Songs Gospel und Blues, Jazz und Rock, Heiliges und Profanes auf einzigartige Weise. Sie selbst erklärt ihren Stilmix so: „Songs beinhalten für mich Geschichten, die ich erzählen muss – ich nehme sie einfach auf und singe.“ So macht Wright das Zuhören zu einem Erlebnis. Sa 20. Oktober 2012

Les 7 doigts de la main: PSY Hinter diesem Namen verbirgt sich eine kanadische Artistengruppe aus Montreal. Deren Spezialität: Beeindruckende Beweglichkeit in einem dem Zirkus fernen, theatralen und teilweise narrativen Kontext. PSY überrascht durch die leichte spielerische Art, mit welcher die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche behandelt werden. So wird Michel Michel von den Stimmen in seinem Kopf dazu bewegt auf ein Trapez zu steigen, und Lily, die unter Agoraphobie leidet, fühlt sich dazu veranlasst durch die Luft zu schwingen. Ein psychologisches Stück, das Zirkusa-

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MFG ADVERTORIAL Sutra

PSY

Rudolf Buchbinder

krobatik auf höchstem Niveau verspricht. Nicht umsonst schreibt die britische Presse: „Psy creates a special sort of madness – a therapy everyone needs.” Do 1. November 2012

Festival-Zeit Nicht nur der Sommer ist Festival-Zeit. Vom Konzertflügel bis zum Toy Piano und vom Solo-Abend bis zum Klavierkonzert mit Orchesterbegleitung erkundet das Festival Tastenmusik wieder den unerschöpflichen Klangreichtum der Tasteninstrumente. Da aller guten Dinge drei sind, finden sich unter den TastenkünstlerInnen gleich drei Trioformationen: Mit dem Trio Wanderer und dem Chick Corea Trio sind zwei Spitzen-Ensembles aus den Bereichen Klas-

sik und Jazz zu hören, während Isabel Ettenauer mit dem Zirkus-Artisten Jérôme Thomas und der Akkordeon-Legende Guy Klucevsek die Grenzbereiche von Klangkunst, Zirkus und Poesie auslotet. Zudem sind mit Leif Ove Andsnes und Gabriela Montero zwei der führenden KonzertpianistInnen der Gegenwart zu Gast. Mit spätabendlichen Konzerten im Café Publik und einer Menge tastenreicher Überraschungen im Foyer wird das Festspielhaus fünf Tage lang ein Treffpunkt für alle Begeisterten der Tastenmusik. Fr 16. November 2012 bis Di 20. November 2012

Ein Blick ins Programm zahlt sich aus www.festspielhaus.at

FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN KALENDARIUM SEP BIS NOV 2012 ALLES

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Sadler‘s Wells presents Sidi Larbi Cherkaoui: Sutra Anschl. TAO Dance Theater: Weight x 3 Tanz/Live-Musik Sadler‘s Wells presents Sidi Larbi Cherkaoui: Sutra Anschl. TAO Dance Theater: Weight x 3 Tanz/Live-Musik Fischen ohne Helm Familienvorstellung Zirkus/Tanz/Theater Orozco-Estrada/Buchbinder: 15 Jahre Festspielhaus Musik/Klassik Orozco-Estrada/Buchbinder: 15 Jahre Festspielhaus Musik/Klassik

www.festspielhaus.at

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Erinnerungen an die Ewigkeit Musik/Literatur

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Tonkünstler: Auftakt Musik/Klassik

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Aszure Barton: Project XII Tanz

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Lizz Wright Musik/Folk/R&B

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Circus Santa Sangre Familienvorstellung Tanz/Zirkus

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DJ Grazzhoppa‘s DJ Big Band Musik/DJ/Big Band

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Buster Keaton – Double Act Tanz/Magie/Komik

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Tonkünstler/Jazz Bigband Graz: Dangerous Liaison Musik/Jazz/Big Band

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Tonkünstler: Naturmusik Musik/Klassik

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Tastentiger & Tastenpanther Familienvorstellung Musik/Klassik

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DREI.FACH.SALTO Musik/Circus/Toys

Tonkünstler: Vive la France! Musik/Klassik

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Les 7 doigts de la main: PSY Tanz/Performance/Akrobatik

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Trio Wanderer Musik/Klassik

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Buster Keaton – Double Act (Uraufführung) Tanz/Magie/Komik

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Gabriela Montero Musik/Klassik/Improvisation

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Leif Ove Andsnes/ Mahler Chamber Orchestra Musik/Klassik Chick Corea Trio Musik/Jazz

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Tonkünstler: Bewegende Klänge Musik/Klassik

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„Und wenn ich auf dieser Erde nirgends meinen Platz finden sollte ...“ Musik/Literatur

Information und Karten Kassa Festspielhaus St. Pölten Kulturbezirk 2 3100 St. Pölten T: +43 (0) 2742/90 80 80-222 F: +43 (0) 2742/90 80 80 81 M: karten@festspielhaus.at www.festspielhaus.at


SHORTCUT SZENE

Im Kern

Althea Müller

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Wiederauferstehung Ein Raunen geht durch die St. Pöltner Szene, ein Singen und Jubilieren. Der ehemalige Gasthof Koll, eine DER Gastro-Legenden der Stadt, wird eine Wiederauferstehung feiern. Möglich macht es Johannes Neulinger, Südtiroler Hotelier mit St. Pöltner Background, der bestätigt. „Ja, ich habe das Lokal letzte Woche gekauft!“ Und, als könnte er die nächsten Fragen erahnen. „Es wird ein Szenelokal bleiben und wir werden selbstverständlich auch den Charakter erhalten.“ Am genauen Konzept tüftelt Neulinger gerade, der am liebsten noch vor Weihnachten aufsperren würde. „Das liegt aber in der Hand des Magistrats“, sprich, es hängt auch von den Auflagen ab. Das Engagement für den „Koll“ erklärt er so: „Da bin ich schon selbst während meiner Schulzeit hingegangen“, wobei er den Tipp, dass das Lokal zum Verkauf steht „von Freunden erhalten hat.“ Auch diese werden „Koll“-Fans neben dem neuen Wirten fortan in ihre Dankesgebete einschließen!

Final Curtain Letzte Chance sich in die Reihe der „MELTING POT“-Künstlerlegenden einzureihen, denn die Veranstaltungsreihe geht heuer in die letzte Runde. Hunderte Künstler aus verschiedensten Genres haben seit 2002 tausende Be-

sucher begeistert. So auch DJ James Illusion, der im Vorjahr in einer eigenen Fachwertung einen Slot für das Beatpatrol Festival abstauben konnte. „Neben dem Auftritt hatte ich auch die Möglichkeit Backstage viele Stars zu treffen. Das Beatpatrol war mit Abstand das größte Highlight meiner bisherigen Karriere. Außerdem konnte ich durch die Promo meinen Bekanntheitsgrad steigern und viele neue Connections aufbauen“, resümiert der Gewinner. Nach elf erfolgreichen Jahren wird am 21. Dezember der letzte Melting Pot im VAZ St. Pölten über die Bühne gehen. Wer diese „Weltuntergangsparty“ musikalisch oder visuell untermalen will, kann sich noch bis 21. Oktober unter www.meltingpot.at anmelden.

Fotos: Rauschmayr, Höllerschmid, zVg

Nachdem ich neuerdings nur noch am Klo philosophiere, weil außerhalb dieses geschützten Bereichs plötzlich überall nur noch Arbeit ist – ein Faktum, das mir die meisten Selbständigen nun spechtartig nickend bestätigen werden – kommen mir hier in letzter Zeit die besten Ideen. Wie z.B., mit allen Menschen, die ich mag, einen alten Bauernhof zu besetzen. Daraus folgt die logische Überlegung, wen ich denn tatsächlich so sehr mag, dass ich mit ihnen ein verfallenes Gehöft okkupieren könnte, ohne dass wir uns nach viereinhalb Tagen gegenseitig die Augen auskratzen. Wen würde ich realistisch ertragen, wenn ich wie aus dem Gully gezogen und einem Mix aus Häfinger und Pocahontas gleich die ersten noch nachtblinden Schritte aus dem Schlafzimmer mache? Mit wem könnten Krisenthemen wie „Wer hat den letzten Kaffee getrunken und verdammte Scheiße nochmal keinen nachgekauft“ am kollektiven Tisch problemlos ausdiskutiert werden? Bei wessen Stimme bekomme ich keinen Anfall, wenn sie erklingt, sobald ich meine vom Tagewerk müden Füße über die Schwelle setze? Ich stelle mir die Szenarien vor, wäge ab – draußen zieht derweil das Leben vorbei, aber am Stillen Ort gibt es keine Hast – und komme schlussendlich auf fünf mir bekannte Menschen. Also etwa ein Hundertstel meiner Facebook-„Freunde“. Beruhigend. Das Leben ist ein Apfel. Schneide alles weg, was zu süß, zu sauer, verfault oder noch unreif ist und übrig bleibt das Kerngehäuse mit der Quintessenz. Ich fühle mich plötzlich goddamn reich mit meinen fünf Kernen. Und ich liebe meine Klo-Philosophien sehr.


Text: Anne-Sophie Settele | Foto: Stefan Kuback

NUCLEUS MIND

Synaptische Spiele „Jegliche Emotion, jegliche Handlung findet ihren Ursprung in einem elektrischen Impuls im Gehirn, einem Austausch zwischen Synapsen, mit dem alles beginnt, was uns Mensch werden lässt.“ So beschreibt die Band „Nucleus Mind“ den „Flash of Inspiration“ – den Titel ihres Debütalbums.

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ürgen Schwarz und Roman Voglauer kennen sich seit Kindheitstagen an. Während ihrer Zivildienstzeit beginnen die beiden sich selbst das Gitarre spielen beizubringen. Einige Jahre später ist Schwarz als „Fingerstyle“-Sologitarrist unterwegs, als er auf einem seiner Instrumentalkonzerte den Saxofonisten Harry Gstettner, in St. Pölten vielen als Fitnessstudio-Besitzer bekannt, kennen lernt. „Harry meinte dann, man könne doch einmal gemeinsam etwas machen“, erzählt Schwarz, wie sich alles entwickelte. „Er war dann auch die treibende Kraft bei der Gründung der Band.“ 2010 stoßen Roman’s „Sandkistenfreund“ Peter Mühlbauer am Piano sowie Martin Himmel am Schlagzeug, der gemeinsam mit Jürgen auf der Intensivstation arbeitet, zur Band dazu. „Zu Beginn waren wir eine reine Instrumentalband, erst später kam die Entscheidung auch zu singen“, so Schwarz, der nach erfolgloser Suche schließlich selbst den VocalPart übernimmt. „Durch den Gesang musste ich aber bei meiner eigentlichen Leidenschaft, dem Gitarre spielen, zurückstecken. Man kann sich nicht auf beides konzentrieren, daher spiele ich Gitarre jetzt nur als Begleitung, den eigentlichen Gitarren-Part hat Roman übernommen.“ Seit zwei Jahren besteht die fünfköpfige St. Pöltner Acoustic Indie-Pop-Band nun in dieser Konstellation.

Der Kerngedanke „Nucleus Mind“ hat eine doppelte Bedeutung: Zum einen geht es um die Frage „Was ist der wesentliche Teil?“, also um den Kerngedanken, zum anderen aber auch um den medizinischen Kern, die Synapsen, die Verbindung zwischen den Nervenzellen, die „alles auslösen“. Den Kerngedanken für die Songs der Band liefert zumeist Schwarz. „Die Texte schreibe ich aber dann gemeinsam mit Roman, zumal er viel besser Englisch kann als ich.“ Diese handeln von Alltäglichem mit immerwährender Gültigkeit. „Bei Memories geht es beispielsweise nicht um Erinnerungen an einen bestimmten Menschen oder eine bestimmte Zeit, wie man von gleichnamigen Songs oft erwarten kann, sondern es wird hinterfragt ´Was sind Erinnerungen´, ´Was passiert dabei im Gehirn´.“ Ihre nächsten Ziele? „Wir haben bereits einiges in Planung für den Herbst, arbeiten auch schon wieder an neuen Songs. Unser nächster Auftritt ist am 20. November im B72 in Wien“, verrät Schwarz. Ebenso wird gerade an einer Homepage gebastelt. Wer sich selbst von den Musikern überzeugen will, kann ihr Debütalbum „Flash of Inspiration“ bei Media Markt erwerben.

Website

www.facebook.com/nucleusmind MFG 09.12

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MFG SZENE

T Ber r no

Bau er i.

König St. Pauli

Er betreibt mit Warehouse und Club Maquie die resistentesten Szeneclubs der Hauptstadt. Er hatte bei der Etablierung zahlreicher Festivalformate wie NUKE, Frequency, UAF oder Beatpatrol seine Finger im Spiel. Er lotste Künstler wie Paul Kalkbrenner, Skrillex, Avicii oder CRO zum ersten Mal zu Großveranstaltungen nach Österreich. Er hat defintiv schon alle Höhen und Tiefen des Veranstaltungsbusiness durchgemacht – und steht immer noch!

A

ls Treffpunkt haben wir das Warehouse, zugleich Bauers Firmensitz, gewählt, das gerade großzügig umgebaut wird. Überall wird gehämmert, gebohrt, gesägt – eine Art Manifestation des steten Wandels im Veranstaltungsbusiness. Um dem Lärm zu entgehen, ziehen wir uns in eine der Künstlergarderoben zurück. Das Ambiente Backstage ist – wider manch Teenagervorstellung – wenig glamourös, dafür frohlockt ein Getränkeschrank mit eisgekühltem Heineken. Angesichts Temperaturen um 35 Grad im Schatten sowie fortgeschrittener Stunde ist ein Bier zum Interview schon mal drinnen. Immerhin sind wir in einem Club! Norbert Bauer, den seit Jugendtagen alle „Pauli“ nennen (Das Warum wird als eines der letzten großen Geheimnisse der Weltgeschichte gehandelt!), erscheint in Turnschuhen, braun-gestreiften Bermudas, blauem Polo-Shirt und Baseballkappe, die seit kurzem zu einem fixen Accessoire zählt. „Ich komme gerade zurück aus L.A. Das ist ein unglaublicher Melting Pot! Die Kappe ist eine kleine Hommage auf die Stadt – ich hab gleich vier davon gekauft!“ Was er dort getan hat? „Party 44

und Geschäfte“, ist die selbstverständliche Antwort. „Heute muss man als Veranstalter international vernetzt sein. Du musst wissen, was anderswo passiert, wo die Trends liegen. Und du musst in direktem Kontakt mit Agenturen, Bookern, DJs, Künstlermanagements stehen.“ Aus diesem Grund pilgert der Veranstalter seit mittlerweile 10 Jahren auch jeden März nach Miami, wenn dort die Winter Music Conference und das Ultra Music Festival, seines Zeichens das größte Electronic-Music-Festival der Welt, über die Bühne gehen. Das gesamte Who Is Who der Szene gibt sich dort ein Stelldichein, Bauer mittendrin: „Das ist Business gekoppelt mit Sommer, Sonne, Party. Besser geht’s nicht!“ Ländliches Idyll So international Bauer semiberuflich unterwegs ist, so dörflich ist seine Herkunft. Er wächst in Langmannersdorf, mitten in den niederösterreichischen Pampas auf. „Das war furchtbar idyllisch – wie im Bilderbuch. Damals war noch jedes zweite Haus ein Bauernhof. Jeder Hof hatte Tiere, wir haben Äpfel gebrockt, beim Ausmisten geholfen. Da war schon eine starke Verwurzelung.“ Die heile Welt also, auch

die Familie ein Hort der Geborgenheit – und angesehen: Großvater und späterhin Vater Bauer sind Bankdirektoren, „sie waren aber trotzdem ganz normal im Ortsverband eingebunden, sicher nichts Besseres!“ Der Großvater mütterlicherseits wiederum war Bürgermeister von Kapelln. War das vielleicht zu viel des Zuckergusses, jener dörflich-konservative Nährboden, gegen den man als Teenager dann über die Musik rebelliert? Bauer winkt ab: „Ich war sicher kein Rebell. Manchmal vielleicht ein bisserl aufmüpfig“, wobei sich dies bereits darin erschöpft, dass er – mehr aus Jux, denn Überzeugung – ganz gern den BürgermeisterGroßvater mit der Feststellung vor den Kopf stößt, dass er mit einer anderen Partei sympathisiert. „Das hat ihn in Rage gebracht!“, lacht Bauer. Zur Musik entwickelt er in Wahrheit schon im Volksschulalter eine gewisse Affinität und lernt – auch hier mehr aus Eigenwunsch denn elterlichem Diktat – Klavier. „Ich dachte mir einfach, das würde doch ganz gut ausschauen, so im Frack und all die begehrenswerten Damen rundherum“, flunkert Bauer – nun, so frühreif ist wohl nicht einmal ein späterer Musikclub-Besitzer im zarten Alter von 8, 9 Jahren.


Text: johannes reichl | Fotos: hermann rauschmayr, helge wöll

Nach der Volksschule wechselt Bauer schlüssigerweise in die Unterstufe des BORG, weil dort „Schwerpunkt Musik“ angeboten wird. Sein Erstkontakt mit der Hauptstadt – der Beginn einer folgenreichen Beziehung, für Bauer wie Stadt gleichermaßen. Im Anschluss geht Bauer – diesmal mehr auf Druck des Vaters hin denn eigener Intention – in die HAK. „Er wollte, dass ich etwas in Richtung Wirtschaft lerne. Die Musik könne ich ja nebenbei machen.“ Dass der Sohnemann diese Argumentation dann gar zu wörtlich nehmen würde, und während seiner HAK-Jahre den Grundstock dafür legte, dass aus der Nebensache späterhin die Hauptsache werden

sollte, konnten weder Papa Bauer noch der Filius vorhersehen. Wenn Not am Mann war, packten Papa und Mama Bauer aber immer mit an. Fight For Your Right (To Party) Im Alter von 16 Jahren etwa – Bauer war damals musikalisch betrachtet Alternative-Jünger, der sich Bands wie Nirvana, Therapy? oder Clawfinger reinzog – begann er gemeinsam mit seinem Kumpel Thomas Hubauer die ersten Veranstaltungen im blauen Keller in Perschling durchzuführen. „Es gab damals für Leute wie uns praktisch kein Angebot. Weder in St. Pölten – wo zwar das proton werkte, die aber bedeutend älter waren – noch auf

den Festen der Landjugend oder der Feuerwehr am Land.“ Kurzum, die Jungs mussten selbst ran, und zwar nicht nur als DJs, sondern in Personalunion gleich auch als Veranstalter. „Wir machten Partys, wie wir sie uns selbst wünschten: mit cooler Musik, coolem Ambiente und günstigen Preisen.“ Welchen Nerv sie damit trafen, wusste kurz darauf auch die Polizei, die bei der dritten Party in Perschling mit den Worten „und sagt uns jetzt nicht, das ist eine private Geburtstagsparty!“ anrückte. Angesichts rund 1000 Feiernder waren die Jungs tatsächlich in einem gewissen Argumentationsnotstand. „Im Grunde genommen waren die Parties wie illegale Raves, nur halt im Grungestyle“, schmunzelt Bauer. Andererseits gaben sie den Kids von damals die notwendige Luft zum Atmen, und trugen deshalb bereits den Keim der späteren Glorifizierung in sich. „Mich reden noch heute Leute auf die Partys im blauen Keller an“, so Bauer, wobei er einräumt, „dass heute ein solcher Hype aufgrund des Überangebotes gar nicht mehr möglich wäre.“ Mit der Vertreibung aus dem Paradies „blauer Keller“ war die Sache aber nicht gegessen. Im Gegenteil. Bauer hatte Lunte gerochen und trat weiterhin als Veranstalter in Erscheinung – etwa bei der legendären letzten Party im ÖGB Haus, als es bereits um 20.30 Uhr „doors closed“ hieß, weil die Hütte so gerammelt voll war. Bauer schwamm auf der Erfolgswelle, und er machte für einen 18-Jährigen richtig gutes Geld. Ob ihm dies damals nicht zu Kopf stieg? „Naja, das war schon ein geiles Gefühl. Ich hatte natürlich einiges mehr an Budget zum Fortgehen als meine Freunde, und die nächsten drei Winterurlaube gingen nach Kitzbühel.“ Letztlich änderte sich aber nichts an seiner Grundeinstellung – und zwar bis heute nicht, wie er betont: „Mir geht’s um die Veranstaltungen, die Musik, nicht ums Geld! Das wäre in Österreich angesichts der herrschenden wettbewerbsverzerrenden Freunderl- und Vereinswirtschaft auch gar nicht möglich. Letztlich mache ich nur Sachen, die mir auch selbst Spaß machen.“ MFG 09.12

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Das (Veranstalter)Leben ist Veränderung. Dem Warehouse wurde kürzlich ein komplett neues Raumkonzept samt neuem Floor „The Garage“ verpasst.

Clubschiff Bauer Wie z. B. Clubs führen. 1998 eröffnete er mit dem Ex-Jesters in Ober-Grafendorf seinen ersten eigenen Club. Nach ein paar Monaten folgte ein Stop in Rapoltendorf, „wo wir einige wirklich coole Partys hatten, etwa den CD Release von Jugendstil, außerdem stieß DJ Schratti zum Team dazu.“ 2002 fiel die Klappe zu „Jesters“ die zweite. Für knapp zwei Jahre pilgerten fortan die St. Pöltner Jugendlichen angesichts mangelnden Angebots in der Hauptstadt nach Ober-Grafendorf. „Das war eine super Zeit, vom Spaßfaktor her wahrscheinlich der beste Club, den ich bisher hatte. Im ersten Stock waren fünf Wohnungen, da lebten wir zusammen, und am Abend wurde unten gefeiert. Das hatte fast ein bisschen Kommunenflair“, schwärmt Bauer über die gute alte Zeit, die 2003 aber ein jähes Ende fand: Die Behörde beanstandete die Lüftungsanlage. Einmal mehr hieß es auf zu neuen Ufern. Diese lagen bildlich gesprochen an den Gestaden St. Pöltens. So ging das Clubschiff Bauer 2004 gleich an zwei Locations vor Anker. Zum einen eröffnete er am 4. Februar den Club Warhouse in einer ehemaligen Lagerhalle des VAZ St. Pölten, zum anderen erweckte er den legendären Club Maquie zu neuem Leben. Beide St. Pöltner Szene-Institutionen betreibt er bis 46

heute, was an sich schon einen Erfolg angesichts der üblichen Halbwertszeit derlei Einrichtungen darstellt. Gelungen ist dies nur, weil Bauer – ähnlich wie man es von Popgiganten à la Madonna kennt, die sich intervallsmäßig neu erfinden – den steten Wandel zur einzigen Konstante des Geschäftsmodells erhoben hat. „Du musst in Sachen Programm und Club­ ausrichtung immer up to date sein. Das Warehouse war früher, als wir begonnen haben, ein reiner Liveclub. Irgendwann, das ist innerhalb eines halben Jahres gegangen, blieben plötzlich die Leute aus. Da musst du reagieren, sonst bist du weg.“ Und reagieren heißt, die richtigen neuen Schienen schaffen. Diese können durchaus auch plural, ja vermeintlich divergent sein: So ist es heute völlig normal, dass das Warehouse an einem Tag undergroundiger Rummelplatz für die Alternativekids ist, die aus Plastikbechern ihr Bier schlürfen, während es anderntags beim Cottageclub zur hippen Szenelocation der Generation 25+ mutiert, die Grey Goose sowie Moët & Chandon aus der Magnumflasche trinkt. Möglicherweise mag sich die altersmäßige Bandbreite auch aus Bauers eigenen 35 Lenzen erklären, wobei sich die Frage stellt, ob man in dem Alter tatsächlich noch am Puls der Kids liegen kann oder nicht eher Gefahr läuft,

als Berufsjugendlicher abgestempelt zu werden? „Ich habe zur Szene sicher einen ganz anderen Bezug als Gleichaltrige. Als ich z. B. vor einem halben Jahr CRO gebucht habe, fragen gleichaltrigen Freunde: ‚Wer ist das?‘ Heute sagen sie ‚Wow, DER ist das!‘ Ich arbeite einfach mit vielen, auch jungen Leuten zusammen. Unser ganzes Team ist extrem an der Jugend dran!“ Prinzipiell weniger Wandel scheint der Club Maquie unterworfen, wenngleich Bauer einräumt, dass sich auch dort das Publikum sozusagen schon mehrmals erneuert hat. Aber in seiner Grundidee scheint das Maquie eine zeitlose Einrichtung. „Der Club Maquie ist einfach der heimelige, legendäre Kultclub schlechthin“, ist Bauer überzeugt. Weniger hochtrabend könnte man auch von „BAUERNdisco“ reden, freilich nicht in einem gehässigen, sondern durchaus anerkennendem Sinne: Denn gerade das Urig-Authentische macht den angesprochenen Kult aus, der vom (wenn auch stets erneuerten) gleich gebliebenen Interieur ebenso geprägt wird wie vom z. T. alt eingesessenen Personal, das teilweise doppelt soviel Lenze auf dem Buckel hat wie sein Klientel. Neben diesen Eigenmarken, zu der sich noch eine Beteiligung in der Waldviertler Disco „Ballegro“ gesellt, ist Bauer in St. Pölten gastronomisch auch in den städtischen frei.raum involviert, „der eine super Einrichtung ist“, kooperiert mit dem restart.tc contest, „der wohl größten Indoorparty Österreichs!“ oder ist Veranstalter des Seniorenfloors unter kreativer Mithilfe von Richard Zuser. Von diversen Discoangeboten im Rahmen der Bälle im VAZ St. Pölten ganz abgesehen. Trügt also der Schein, oder hat er tatsächlich überall seine Finger drinnen? „Das würde ich so nicht formulieren. Aber ich habe halt einfach ein gewisses Know-how, Kontakte, Equipment, ein erfahrenes Team, worauf auch andere gerne zurückgreifen.“ Gefährliche Untiefen Freilich, die Kurve ging beileibe nicht immer nur bergauf. Das Veranstaltungsbusiness hat seine Tücken, man


KÖNIG ST. PAULI

könnte es durchaus auch – wenn man es als Personifikation betrachtet – unter den Titel „Leichen pflastern seinen Weg“ stellen. Auch Bauer wäre um ein Haar geschäftlich draufgegangen, erlebte 2005 mit der Produktion „Circus Roncalli & Kelly Family“ ein finanzielles Desaster, was die Betroffenen in einem Anflug von Galgenhumor übrigens zum geflügelten Wort „einen Roncalli bauen“ inspirierte. Während der Kultzirkus in Wien wochenlang das Zelt am Rathausplatz füllte und die Kassen klingeln ließ, entpuppte sich das Experiment in St. Pölten mit seinen 13 Vorstellungen als eine Nummer zu groß. Bauer schlitterte in den Ausgleich und kiefelte in jeder Beziehung lange an der Causa. Ans Aufgeben dachte er aber nie. „Ich trau mir zu sagen, dass wohl die Hälfte nach so einem Crash das Handtuch geschmissen hätte. Für mich war es dahingegen Ansporn, zu beweisen, dass ich es zurückschaffe – immerhin hatte ich auch schon vorher große Produktionen erfolgreich umgesetzt.“ Und welche Narben sind geblieben bzw. welche Lehren hat er daraus gezogen? „Ich war danach sicher risikobewusster, wobei … “, lacht er auf, „… eigentlich habe ich später noch riskantere Sachen gemacht.“ Für einen Moment hält Bauer inne, sieht nachdenklich zum Fenster hinaus, dann meint er: „Letztlich hat es mir aber gezeigt, dass ein Schritt zurück oft auch die Chance auf neue Schritte vorwärts in sich tragen kann, dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt!“ Wo Festival draufsteht, ist Bauer drin Etwa in Sachen Festivals, wenngleich sich auch diesbezüglich im Laufe der Jahre Licht und Schatten abwechseln. Inspiriert von Festivals im Ausland „etwa Rock am Ring oder Sziget“ hebt der damals 22-Jährige im Jahr 2000 gemeinsam mit Christoph Lehrner und Christoph Schön das Nuke Festival im stillgelegten AKW Zwentendorf aus der Taufe. „Das war damals das erste Festival dieser Art in Österreich – mit verschiedenen Stages und verschiedenen Musikrichtungen“, erinnert sich Bauer zurück. Eine Festivalform, die

auf Anhieb funktioniert – rund 3.000 Besucher zählt das Nuke Festival bei seiner Premiere, eine Fortsetzung ist die logische Folge. „2001 haben wir es dann schon zweitägig durchgeführt.“ In diesem Jahr steigt auch Harry Jenner mit dem Frequency Festival in der Wiener Arena in den Festivalzirkus ein. Die Wege der beiden Festivalnewcomer kreuzen sich, 2002 machen sie gemeinsame Sache und gründen die Discomusic Agency GmbH. Diese führt nicht nur Tourneen und Konzerte von

Künstlern wie Kosheen, Sportfreunde Stiller, Mia., Ärzte etc. durch, sondern auch Nuke Festival und Frequency Festival, das 2002 zum ersten Mal in Salzburg stattfindet. „Gerechnet hatten wir mit 4.000 Besuchern, geworden sind es über 10.000!“, erinnert sich Bauer an den damaligen Hype. „Der Campingplatz war bereits am Mittwoch-Abend voll, obwohl das Festival erst am Freitag losgegangen ist!“ Die „Ehe“ zwischen Bauer und Jenner währt aber nicht lange und geht

Wall of fame. Auf der Erinnerungswand im Warehouse haben sich bereits klingende Namen wie Sportfreunde Stiller, HEINZ, Mia & Co. verewigt.

Weit gereist. Bauers Pass ist zugepflastert mit Destinationen in aller Welt, aber einer Liebe bleibt er jährlich treu: Miami, wo er Business und Party verbindet.

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MFG SZENE

KÖNIG ST. PAULI

Der Job ist Party. Das ist im Falle Bauers durchaus wörtlich zu verstehen, wie er etwa beim Beatpatrol Festival bewies, wo er auf der Luftmatratze durch die Meute schwamm.

in die Brüche. Nuke und Frequency Festival erlebt Bauer fortan nur mehr als Zaungast. Was folgt ist ein juristischer Rosenkrieg um die Markenrechte, der erst in diesem Jahr (!) mit einer Aufteilung beigelegt wird: Bauer besitzt nunmehr offiziell die Marke „NUKE“, Jenner die Marke „Frequency“. Die gemeinsame Discomusic Agency GmbH wird liquidiert – 2012! Bauer kehrt dem Festivalzirkus aber nicht den Rücken zu, sondern geht bereits mit einem anderen Format schwanger. „Ich bin 2001 während meines Aufenthaltes beim Spring Break in Daytona Beach mehr durch Zufall in das Ultra Music Festival in Miami reingestolpert. Ich war völlig von den Socken, obwohl es überhaupt nicht meine Musik war. So etwas gab es bei uns noch überhaupt nicht.“ Ein Umstand, den Bauer ändern wollte – und es auch tat. „2005 haben wir gemeinsam mit Franz Bogner in Wiesen das erste UAF umgesetzt!“ Entwickelt wurde das Format bereits 2004 im Warehouse, als auch ein FH-Student im Zuge seines Praktikums im Warehouse in das Projekt involviert war: Christian Lakatos. „Die erste Veranstaltung unter dem Brand UAF fand im Juli 2004 im Warehouse statt, ihr folgten zig weitere!“, so Bauer. Warum er dann letztlich aus dem Festival raus war, möchte er nicht näher kommen48

tieren. Die Juristen freuten sich jedenfalls über neue (Schreib)Arbeiten. The Beat Goes On! Was tatsächlich passiert ist, wer welche Schuld trägt, wissen nur die Involvierten. Feststeht, dass Bauer zuletzt immer – je nach Lesart – entweder als der „Clown“ oder der „tragische Held“ überblieb, weil er zwar stets irgendwie mit dabei war, am Ende des Tages aber doch mit leeren Händen dastand. Darauf angesprochen zuckt er heute mit den Schultern. „Natürlich ist da ein gewisser schaler Nachgeschmack geblieben. Partner hintergeht man nicht. Und Freunde schon gar nicht. Aber so ist wohl das Leben, auch wenn es so nicht sein sollte!“ Vielleicht fällt ihm eine gewisse Gelassenheit heute auch deshalb leichter, weil er nicht nur andere, kleinere Festivalformate erfolgreich mitumsetzte wie z. B. Stereo am See, House Of Riddim mit Steve Ponta, Spiritbase oder Samsara Festival, sondern mittlerweile auch wieder bei einem Großfestival eine wichtige Rolle spielt. „Ich bin Konsulent beim Beatpatrol Festival, mein Freund Martin Gamauf der Veranstalter“, umreißt Bauer seinen Job. Der dritte spiritus rector im Bunde ist René Voak. „der vor etwa fünf Jahren, als absehbar wurde, dass das NukeFestival abwandert, mit der Idee an

mich herantrat, ein eigenes Großfestival in St. Pölten ins Leben zu rufen.“ Bei ihren Überlegungen stießen „Pauli & René“ (wie auch ihre gleichnamige Sendereihe auf P3 TV und facebook heißt) auf einen Brand, der – wie wäre es anders zu erwarten – als gemeinsame Veranstaltungsreihe mit Michael Kietreiber im Warehouse seinen Ausgang genommen hatte: BEATPATROL. „Vor fünf Jahren hätte keiner von uns im Traum daran gedacht, dass aus dem Beatpatrol etwas derart Großes werden würde! Heute ist es das viertgrößte Sommerfestival Österreichs mit einer fast schon unheimlich guten Reputation“, sinniert Bauer. "Das Beatpatrol ist – auch international – auf einem sehr guten Weg!“ Und jetzt? Und wohin führt Bauers persönlicher Weg noch? Who knows? Auffallend ist jedenfalls, dass er in den letzten Jahren zunehmend auch österreichweit als Veranstalter aufzeigt, im März etwa mit AVICII in der Pyramide oder im Juli mit MAC Miller und CRO in der Arena Wien. „St. Pölten halte ich aber sicher die Treue“, verspricht er. Und St. Pölten ihm, wo er als der unumschränkte Disco-King gilt – selbstredend mit dementsprechendem Image: Sex, Drugs & Rock’n Roll. Alles nur Klischee oder doch Wahrheit? „Sagen wir so: Ich habe schon viel erlebt!“, gibt Bauer kryptisch zur Antwort, und fügt dann augenzwinkernd hinzu „Ich bin ja eigentlich sehr konservativ.“ Faktum ist, dass er ein harter Arbeiter ist. Das Handy – so auch während des Gesprächs – läutet im DauerfeuerModus, alle paar Minuten steht ein Mitarbeiter da und erbittet Instruktionen, und es kommt durchaus vor, dass der notorische Frühaufsteher schon um 6 Uhr die ersten Mails in den Äther versendet. Am Wochenende werden die Tage daher lang, rückt der Zeitpunkt des Schlafengehens „gefährlich“ an jenen des Aufstehens heran. Wann hört dann eigentlich der Job auf und geht in die Party über? Bauer formuliert es – und das sagt viel über seine Lebenseinstellung aus – so: „Ganz ehrlich. Der Job IST Party!“


MFG ADVERTORIAL

FH ST. PÖLTEN

Fotos: Alexander Hackl

Mitten drin, statt nur dabei! Die Studierenden der FH St. Pölten waren im heurigen Festivalsommer mehr als nur begeisterte Besucher: Sie machten einen großartigen Job hinter den Kulissen. Nicht nur Vergnügen, sondern auch Arbeit erwartete Johannes Schönbichler beim diesjährigen Frequency Festival in St. Pölten. Der 23jährige war für das City & Campusradio 94.4 als Interviewer im Einsatz. Er sprach mit Künstlern, Bands und Veranstaltern und konnte einen Blick in den VIP-Bereich sowie hinter die Kulissen eines der größten Musikfestivals Österreichs werfen. „Besonders gut gefallen hat mir, dass man erfährt, wie alles so abläuft im Pressebereich. Es war eine sehr gute Möglichkeit, Praxiserfahrung zu sammeln“, sagt Johannes, der an der FH St. Pölten Medienmanagement studiert. „Zeitweise war es auch sehr stressig, und man kommt bei einem vollen Terminkalender, so wie ihn wir hatten, kaum dazu, Bands anzuschauen.“ Die Arbeit am Festival möchte er dennoch nicht missen.

Auch abseits des Festivalsommers arbeitet er beim Campusradio, als Assistent der Musikredaktion. Alle Aspekte des Radio-Alltags – von der Technik, über Schnitt, Musikauswahl, Programm- und Sendungsgestaltung – werden von Studierenden beim Ausbildungsradio der FH St. Pölten bewältigt. Neben dem Radio waren auch MitarbeiterInnen des FH-eigenen Fernsehsenders c-tv sowie des Ausbildungsmagazins SUMO und der Medienplattform fhSPACE im Einsatz. „Der Festivalsommer in und um St. Pölten ist für unsere Campusmedien ideal, um Spaß und Arbeit zu verbinden. Die Studierenden bekommen nicht nur einen Einblick, wie Berichterstattung rund um Musikfestivals stattfindet, sondern sind selbst maßgeblich daran beteiligt“, betont FHGeschäftsführer DI Gernot Kohl, MSc.

Beeindruckte Veranstalter Neben dem Frequency Festival nahmen Studierende heuer auch beim Global 2000 Tomorrow Festival im AKW Zwentendorf, beim Urban Art Forms in Graz sowie beim Beatpatrol Festival teil und beeindruckten nicht nur ihre KollegInnen und ihre Ausbildner­ Innen an der FH, sondern auch die Veranstalter. „Wir sind Jahr für Jahr beeindruckt, mit welchem Enthusiasmus und zugleich Professionalität die Studierenden der FH St. Pölten an die Umsetzung der diversen filmischen Herausforderungen herangehen“, wie die Beatpatrol-Veranstalter dem FHMagazin SUMO erzählten. Die Kooperation ging heuer bereits ins vierte Jahr. Schon im Vorfeld des Festivals übernahmen Medientechnik-Studierende aus dem zweiten und vierten Semester die Produktion kurzer Videoclips. Während der Festivaltage gestalteten sie mit spektakulären Bildern Webclips. Dabei erwarben die Studierenden nicht nur wertvolle Skills in den Bereichen Projektkoordination, Kamera und Schnitt, sondern arbeiteten auch mit den FestivalVeranstaltern sowie KollegInnen anderer FH-Medien zusammen. Beim Global 2000 Tomorrow Festival waren die Studierenden heuer sogar von Anfang an in die Planungen einbezogen. MitarbeiterInnen von fhSPACE gestalteten visuelle Performances auf höchstem Niveau, die auf die riesigen Wände des AKW projiziert wurden.

Links zu den Campusmedien finden Sie auf www.fhstp.ac.at

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MFG SZENE

Der Pop-Chronist Seit 15 Jahren gibt es ihn: den City-Flyer. Ein unverzichtbares GPS in Sachen (avancierter) Popkultur in und um St. Pölten. Seit 15 Jahre ist er auch mit einer Person ursächlich verknüpft: Werner Harauer. Beide haben St. Pölten (mit)geprägt. Zwei gute Gründe für ein Interview mit dem Mastermind.

I

ch bin auf den City-Flyer nicht stolz.“ Meint Werner Harauer gleich zu Beginn des Gesprächs. Worauf sich großes Erstaunen beim Schreiber dieser Zeilen breit macht. Ja, hier in der Seedose an den Gestaden des Viehofner Sees ist’s sommerlich heiß – aber so heiß? Harauer setzt nach: „Ich musste es tun und konnte 50

es tun. Worauf soll ich also stolz sein?“ Determinismus nennt sich der Begriff, der zu derlei Aussagen führt. Vereinfacht gesagt: ein Ursache-WirkungPrinzip, das die vermeintlichen Freiheiten (des Tuns, des Denkens) des Menschen in einem beinahe mechanistischen System aufgehen lässt. Doch Stolz oder Nicht-Stolz: Man darf froh

sein, dass es den City-Flyer gibt. Früher als Einzelpublikation herausgegeben, seit einigen Jahren ein im St. Pölten konkret inkludierter Vierseiter, macht er die popkulturelle Geographie der Stadt gleichsam lesbar und nutzbar, mit Veranstaltungshinweisen, Storys und Kolumnen. Und ja nicht zu vergessen: die Online-Version, die einen der


Text: Thomas Fröhlich | Fotos: CLAUDIA ZAWADIL, ZVG

umfangreichsten Veranstaltungskalender poprelevanter Ereignisse in Niederösterreich birgt. Die Chefredaktion der Print-Ausgabe – sowie demnächst auch deren Layout – hat Harauer nun an die Wild Publics-Betreiberin und Journalistin Althea Müller abgegeben. Er selbst will sich in Zukunft nur noch um die Online-Version kümmern. Nicht zuletzt, weil Pop ihn als Phänomen nicht mehr sonderlich interessiert. Pop habe in der Vergangenheit auch immer gesellschaftspolitische Strömungen und Krisen reflektiert. „Wenn ich mir aber die aktuelle Krise auf popkulturelle Reaktionen abklopfe, stelle ich fest: Da is' nix!“ Nur ein paar Althippies wie Neil Young gäben da noch Statements ab. Die aber keiner brauche: „Hippies, in der modernen Ausführung die Grünbewegten, sind larmoyante Weicheier, die nix verstehen. Und sie verseuchen mit ihren Ansichten zunehmend den Mainstream.“ Durchaus harsche Worte von einem, für den die Beschäftigung mit Pop immer mehr als nur cooler Zeitvertreib war. Aber auch die Coolness sieht er, der schon in früheren Tagen (als ModLeader, Fanzine-Macher und FulltimeTrendscout) so was wie popkulturelle Meinungsführerschaft inne hatte, inzwischen aus einem anderen Blickwinkel: „Coolness? Das ist quasi die emotionale Haltung, die der individualistische, autonome Mensch einnimmt: Niemals die Contenance verlieren, sonst bist Du ‚Opfer’, Loser. Und Loser sein ist ja bekanntlich das Allerletzte. Kommt dir das nicht bekannt vor?“ Harauer zündet sich eine Zigarette an. Vom uniformiert-militanten Nichtraucher-Gestus der Generation Wellness hält er nicht viel. „Individualistisch, autonom, sich von den Losern distanzieren … das erinnert stark an neoliberale Ideen. Im Nachhinein betrachtet sehe ich mich als Handlanger des Neoliberalismus.“ Gut, wenn man das so sieht … Aber blicken wir zurück – The Life and Times of Werner Harauer im Schnelldurchlauf: Geboren 1963 in St. Pölten, Schule, danach Studium in Wien

– Hauptfach Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Nebenfach Kunstgeschichte. Musste sich sein Studententum selbst finanzieren, daher jede Menge Jobs und frühe Hinwendung zum Zeitungmachen (sein Vater war Sportjournalist). Dadurch dauerte das Studium zwar länger, aber „so ein umfangreiches Wissen, wie ich mir an der Uni angelegt hab’, kann jemand in acht bis zehn Semestern unmöglich schaffen. Heut’ hast Du eh keine Wahl mehr – da heißt’s nur möglichst schnell fertig werden.“ Gab unter anderem das philosophisch angehauchte Pop-Fanzine Vampyroteutis Infernalis heraus, vermutlich die erste österreichische Zeitschrift, die sich ernsthaft mit Grunge beschäftigte. Wohnte in Wien in unterschiedlichen Wohnungen bei unterschiedlichen Freundinnen. Danach Rückkehr nach St. Pölten, wo er sich in früheren Jahren schon in der Mod-Szene einen Namen gemacht hatte … Und dann kam das Jahr 1997: „In diesem Jahr bekam die Stadt einen kräftigen kulturellen Ruck. Bauchklang und Lames entstanden und um diese Szene bildeten sich weitere Subszenen, die alle sehr aktiv waren.“ Und genau diese Aufbruchsstimmung festzuhalten, ihr eine Publikation zu geben, die schnell auf all das reagieren und im Hier und Jetzt verankert sein sollte, schwebte Harauer vor. „Der Name City-Flyer implizierte schon mein Vorhaben, nicht viel mehr als einen Flyer zu verteilen, der das jugendkulturelle Geschehen in St. Pölten periodisch zusammenfasste. Alle 14 Tage 1.000 Stück an den Mann und die Frau zu bringen.“ Geld sollte über Inserate lokaler Anbieter reinkommen. Die ersten selbst vorfinanzierten Ausgaben erschienen und schlugen ordentlich ein: Die Nachfrage war überwältigend. Gleichsam über Nacht wurde der CityFlyer ein Must-have und ein Beweis, dass das angeblich tote St. Pölten ziemlich lebendig war. Auflagen von 5.000 Stück sollten bald keine Seltenheit sein. Ein Mix aus Hintergrundberichten und umfassendem Veranstaltungskalender wurde da angeboten – von Harauer selbst in radikaler Selbstausbeutung

sowie einem immer größeren Team in Tag- und Nachtschichten erarbeitet, Redaktionssitzungen beim legendären Koll inklusive. Für die nächsten 15 Jahre war der City-Flyer de facto LebensHauptprojekt. „Aber ohne die Mitarbeiter (insgesamt 100 halfen kürzer oder länger mit) hätte das nie funktioniert.“ Das Team, das Harauer langsam aufbaute, von Schreibern über Grafiker bis zum technical support, stammte selbst aus den diversen einschlägigen Szenen und wusste, worum es ging: kein oberg’scheiter Blick von außen, sondern Insiderwissen und -begeisterung Anfang 2000 wurde der City-Flyer, nicht zuletzt aus logistischen Gründen, dem St. Pölten konkret beigeheftet, was eine erhöhte Reichweite und endlich eine finanzielle Absicherung des Projektes bedeutete. „Ich teilte davor dem damaligen St. Pöltner Kulturamtsleiter Siegfried Nasko mit, dass ich die Print-Ausgabe des City-Flyer einstellen würde. Meinte dieser: ‚Wieso? Na, des geht doch ned. Jeder schätzt eam.’ Darauf ich: ‚Außer meine Ex-Freundin,

CITY-FLYER

Im September 1997 erschien der erste City-Flyer, um fortan der hiesigen Szene Plattform und Gesicht gleichermaßen zu verleihen.

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MFG SZENE

DER POP-CHRONIST

Rote Karte für Rosa

Rosa

Foto: Calado/fotolia.com

Ich fühle mich, als hätte ich die letzten Wochen nichts anderes getan, als einen Marathon zu laufen. Als wäre ich meinem Leben hinterher gehechtet und hätte dabei jeden einzelnen Rosa Muskel überbeansprucht, das Herz belastet und das Hirn dabei ausgeschaltet. Anders kann ich mir nicht erklären, dass seltsame Dinge rund um mich geschehen, denen ich nichts anderes entgegensetzen kann, als ihnen dabei zuzusehen, wie sie alles und Rosa verändern. Rosa fehlt die Kraft einzugreifen, mir fehlt die Stärke zu kämpfen. Ich bin ausgelaugt. Erst Anfang September und ich muss an meine Reserven. Ich weiß nicht, ob es an der Hitze der vergangenen Wochen liegt, aber Rosa hatte in letzter Zeit vermehrt jene besonderen Arten von Begegnungen, auf die ich nicht gefasst war. Da waren sie plötzlich wieder: Kollegen und Mitstreiter, auf die Rosa als Freischaffende auf dem Arbeitsmarkt nun mal angewiesen ist. Es kann nicht anders sein, es muss wohl an der Hitze liegen, dass manche Gehirne etwas weicher sind und die eine oder andere Vereinbarung einfach durch den Rost oder zwischen den ausgesiebten Gehirnzellen gefallen ist. Und auch Männer, die Rosa eigentlich seit gut einem Jahr auf die Ersatzbank geschoben hatte, haben plötzlich die Schnauze voll, ihre Zeit abzusitzen. Tja, und so hat sich im Speziellen die Nummer 12 aus Rosas Männerteam frei gespielt. Und das hat ihn wohl zu neuen Höhenflügen animiert. Erst ausbrechen und dann abrechnen. Rote Karte für Rosa. Verdammt, das schmerzt. Und als Halbitalienerin weiß ich dieses Foul auch zu zelebrieren. Dieses Heimspiel hat Rosa vergeigt. Endgültig.

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meine Gesundheit und meine Brieftasche.’ Und so kam es, dass im Jänner 2000 der erste City-Flyer im St. Pölten konkret in neuem graphischen Look und mit Tim Sklenitzka als neuem Redaktionschef erschien.“ Parallel dazu kreierte Harauer eine Online-Ausgabe, die sich sehen lassen konnte: „Pro Tag im Schnitt 1.000, bei einem Forengefecht aber auch 2-3.000 Zugriffe! Im Raum St. Pölten war das ein unangefochtener Spitzenplatz.“ Web 2.0 wurde dann zur massiven Konkurrenz und sorgte auch für Einbrüche – aber „im Moment schaufeln drei Mitarbeiter und ich zwischen 1000 und 1.500 Termine monatlich in die Datenbank. Wir verfügen so über einen umfangreichen Veranstaltungskalender von Wien und Niederösterreich.“ Nebenbei betätigte sich Harauer auch an der Veranstaltungsfront und entwickelte gemeinsam mit René Voak, der dafür das VAZ zur Verfügung stellte, den Melting Pot – zu Beginn als einmalige Veranstaltung zum fünften Geburtstag des City-Flyer und gleichzeitig zehnten Geburtstag von NXP geplant und mit all den Künstlern, die nicht zuletzt auch via City-Flyer ihr Publikum gefunden hatten. Harauer wollte es dabei belassen, Voak hingegen sah darin die Möglichkeit einer regelmäßigen und auch breitenwirksamen Veranstaltungsreihe, eine Idee, der Harauer auch inhaltlich nicht so viel abgewinnen konnte. Man kam auf keinen grünen Zweig – Voak führte den Melting Pot in Folge alleine weiter. Harauer entwickelte – gleichsam als Parallelprojekt – mit dem Partyspezialisten Richard Zuser den Seniorenfloor, der

eher Harauers Geschmack entsprach: „In gemütlicher Atmosphäre bei einem Gläschen Wein aus der Entfernung den Jungen zusehen, wie sie es sich am Melting Pot voll geben. Mit Gleichaltrigen über die Vergangenheit bei ausgesucht guten Songs quatschen.“ Der Seniorenfloor wurde ein Hit. Harauer – „ich bin kein Veranstalter, sondern Zeitungsmacher“ – zog sich allerdings aus dem Eventmanagement komplett zurück und steckte seine Energien wieder vorrangig in den City-Flyer. Neue Pfade durch die Unwägbarkeiten des Neoliberalismus. Harauer, der üblicherweise nach vor, ganz selten zurück und im Moment grad ein wenig gedankenverloren zum See hinüber blickt, während er sich eine weitere Zigarette anzündet und einen Kaffee bestellt, hat noch viel vor. Er, der nunmehr zehn Jahre mit der Fotografin, Kulturredakteurin und Medientechnikerin Claudia Zawadil zusammen lebt und in seinem „Brotjob“ die Öffentlichkeitsarbeit der Fachstelle für Suchtprävention betreibt, fürchtet allerdings, dass die demokratischen Spielräume aufgrund der so genannten Krise und des ausufernden Neoliberalismus auch in Europa immer enger werden. Und dann? „Das ist mein jetziges Projekt: eine für mich gangbare Lösung zu finden, mit diesen Verhältnissen umzugehen.“ Und eins darf er ruhig: ein wenig stolz auf Erreichtes sein. Determinismus hin oder her.


MFG ADVERTORIAL

14.09.

15.09.

HEINZ live

TOASTED! w/ METRIK

Es ist Zeit für ein bisschen Gitarren-Rock à la „Heinz aus Wien“. Am 14. September 2012 gastiert die Kombo rund um Michi Gaissmair mit ihrem Album „Heinz“ (VÖ: 13.04.2012) live im Warehouse St. Pölten. Ein Abend für Jung und Alt, Liebhaber ehrlicher Gitarrenmusik und all jene, die es noch werden wollen.

TOASTED! Die brandneue Drum’n’Bass Reihe im Warehouse lädt einen ganz besonderen PremierenGast zur allerersten Ausgabe. Mit METRIK aus dem Vereinigten Königreich schlägt einer der wichtigsten Vertreter von „Viper Recordings“ in St. Pölten auf.

Mit Ohrwürmern wie „Fußballspielen“, „Lieb im Prinzip“ oder „Mein ganzes Herz“ haben sich „Heinz aus Wien“ eine beachtliche Fanbase erspielt. Nach einer popmusikalischen Ewigkeit von fünf Jahren veröffentlichte die Band ihr mittlerweile 9. Album mit dem schlichten wie vielsagenden Titel „Heinz“. „Heinz aus Wien“ live, eigentlich Grund genug am 14. September einen Konzertabend erster Güte im Kalender einzuplanen.

Aktuell macht der junge Engländer mit einem Remix für Ayah Marar’s Single „Unstoppable“ von sich Reden, die nächste Single „Freefall feat. Reija Lee“ steht bereits in den Startlöchern. Local Support kommt von „Oldstar Hero“ DJ HAZE vom legendären Kuhbus Soundsystem, außerdem mit dabei: XPIRIENZ, EFEL.O & T-OHM. Als Host agiert MC FLAX. web / www.w-house.at FACEBOOK / www.facebook.com/warehouseSTP

PROGRAMM SEPTEMBER SA 01.09. BEATBOXX STP vol. 3

FR 07.09. BIG RE-OPENING

SA 08.09. BIG RE-OPENING

FR 14.09. HEINZ live

SA 15.09. TOASTED!

FR 21.09. TBA

SA 22.09. CITY OF BASS

FR 28.09. SUPREME STYLEZ

SA 29.09. BEATPATROL – BACK IN CLUB

Warehouse

Warehouse

Warehouse + The Garage

Warehouse + The Garage

The Garage

The Garage

Warehouse + The Garage

Warehouse + The Garage

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Sitzplatzschweine

Die einen im VIP Sektor der NV Arena reagierten amüsiert, die anderen empört, die dritten leicht betreten. Vom Fansektor des SKN schallte ein herzhaftes „VIP Tribüne Sitzplatzschweine“ herüber. Die „Wolfbrigade“ brüllte ihren Unmut raus – nur im Hinblick auf die Sitzenbleiber?

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ie Wolfbrigade ist der inoffiziell offizielle Fanklub des SKN St. Pölten, jener harte Kern Fußballbegeisterter also, die Fahnen schwenkend und Parolen grölend die Südtribüne bevölkern. Hinter dem Tor stehend, mit eingeschränkter Sicht aufs Spielfeld, kennen sie nur ein Ziel: den Support der Mannschaft. Und wenn dann, wie beim Spiel gegen Kapfenberg nach dem Traumtor von Daniel Segovia aus 50 Metern die Stadionbesucher nicht dem Ruf „Steht auf, wenn ihr Wölfe seid!“ folgen, kann die Brigade schon mal ungehal54

ten reagieren. „Das war nicht geplant, sondern ist aus der Emotion heraus passiert. Es hat uns eben sehr geärgert, dass sich die anderen Fans nicht dazu motivieren konnten, für die Mannschaft aufzustehen. Schließlich hat das damals schon in der Regionalliga am Voithplatz teilweise funktioniert“, nimmt Gregor Unfried, Obmann der Wolfbrigade, Stellung. Nicht Päpstlicher als der Papst Vonseiten des Vereins wurde die Aktion natürlich nicht gutgeheißen. Immerhin seien Eltern mit Kindern im

Stadion – und gerade auf die Familienfreundlichkeit samt eigener Familientribüne in der NV Arena ist man besonders stolz. Da passen derlei Gesänge nicht gerade ideal ins Bild. „Man soll aber nicht päpstlicher als der Papst selbst sein“, relativiert SKNPressesprecher Gerhard Weber. „Fans müssen schließlich auch etwas provozieren!“ Ganz ähnlich sieht es SKNMarketing- und Sponsoringleiter Michi Hatz, ehemals Nationalteamspieler, Rapidler und Italien-Legionär: „Beschimpfungen, egal welcher Art, sind nicht zielführend. Nicht zuletzt


TEXT: GOTTHARD GANSCH | Fotos: WOLFBRIGADE, ZVG

„In St. Pölten steht sicher der Fußball im Vordergrund!“ Gerhard Weber

wegen meiner persönlichen Vergangenheit kann ich aber Verständnis für die Emotionen und Leidenschaft der Fans aufbringen. Davon lebt der Fußball und die einzigartige Stadionatmosphäre ja auch!“ Ebenso wie von den zahlenden Besuchern – gerade auch den VIPs. Dem SKN ist in der neuen NV Arena – nicht zuletzt dank attraktiveren Angebots – eine bemerkenswerte Aufstockung der VIP-Abonennten gelungen. Das bringt mehr Geld ins Vereinsäckel und soll in Folge durch gezielte Investitionen auch mehr sportliche

Qualität und dementsprechenden Erfolg bringen – von dem auch die Fans träumen! Dennoch mag manch Mitglied der Wolfbrigade mit dieser kapitalistischen Quadratur des Kreises aus einem Bauchgefühl heraus wenig anfangen und gar – Red Bull lässt grüßen – einen Verkauf der Vereins-Seele, ein Opfern des Wolfs am Altar des Mammon heraufdämmern sehen. Da ist ein gewisses Unbehagen, dass die VIPs – wie es das Klischee will – in Wahrheit nur mehr zum Geschäftemachen und zum Essen ins Stadion kommen (wofür sie nebstbei bezahlt haben), während ihnen der Sport selbst egal ist – und so eine Einstellung passt nun überhaupt nicht ins Selbstverständnis eines richtigen Fußballfans. Gerhard Weber, der viel in verschiedenen Stadion herumgekommen ist, kennt das Phänomen verwaister VIPTribünen in der 2. Halbzeit natürlich, wenn die VIPs lieber Backstage networken als draußen ihre Mannschaft anzufeuern. „Ich kenne einen Verein, wo anfangs der zweiten Halbzeit bewusst nichts zu trinken ausgeschenkt wurde, um die VIPs wieder auf die Tribüne zu locken!“, erzählt er, versichert aber, „dass in St. Pölten noch der Fußball im Vordergrund steht, vor allem jetzt im neuen Stadion.“ Witzigerweise wäre das Klischee wenn, dann sogar eher am Voithplatz ob des langen Weges vom VIP-Zelt zu den Tribünen anzutreffen gewesen. Bestätigung finden diese Ausführungen auch durch die Erfahrung beim NÖ-Derby gegen Horn. Denn diesmal folgten die Zuschauer im Stadion – auch die VIPs – dem Ruf der Wolfbrigade und standen allesamt auf. „Vielleicht haben sie sich auch selber an der Nase genommen“, mutmaßt Weber. Michi Hatz war von der großartigen Stimmung jedenfalls angetan. „Ich war sehr glücklich, dass es schon in diese Richtung gegangen ist und auch die Zuseher auf den ‚normalen‘ Tribünen unsere Wolfbrigade und somit unser Team so großartig unterstützt haben!“ Brief als Wendepunkt Unterstützung, die die Wolfbrigade

„Der Fußball und die einzigartige Stadionatmosphäre lebt auch von der Emotion!“ Michael Hatz

seitens des Vereins in der letzten Saison – zurecht oder zu Unrecht – noch vermisste. Nachdem man sich dann auch noch in die Vorbereitungen aufs Eröffnungsspiel, die sich zum Teil chaotisch gestalteten, nicht eingebunden fühlte, entschied man sich seitens des Fanklubs zu einem drastischen Schritt: Man schrieb einen öffentlichen Brief, in dem man u.a. das Verlosungsverfahren über das Internet, den Registrierungszwang oder die Fluchtwegsituation aus dem Fanblock kritisierte. Der Verein wies den Inhalt des Briefes zwar als überzogen und teilweise unwahr zurück, „dennoch wurde von den Verantwortlichen erkannt, dass wir alle ja an einem Strang ziehen wollen“, so Unfried. Das heißt, beide Seiten gingen in Folge aufeinander zu, wie man auch seitens des SKN bestätigt. „Seitdem wird intensiv zusammen gearbeitet!“ Sehr zur Freude der Wolfbrigade: „Auch wenn der Brief anfangs etwas kritisiert wurde, war er doch der Grundstein für das, was wir im Moment im Stadion zeigen können“, so Unfried. Und das sei vor allem die nachhaltige Unterstützung der Mannschaft, die sogar intensiver als früher geworden sei. „Das liegt unter an-

WOLFBRIGADE LIEDER Und wenn der Regen fällt, und dann das Wasser steigt, wird die Donau übergehen, Krems ist nicht mehr zu sehen! Wölfe das sind wir, tonnenweise Dosenbier, Korn, Bier, Schnaps und Wein, ja so soll es sein! Das ist ein Lied nur für dich, der du immer in der Coaching-Zone stehst. Das ist ein Lied nur für dich, Martin Scherb wir lieben dich!

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MFG Sport

SITZPLATZSCHWEINE

All Cops Are Bastards! Der Fan, das unbekannte Wesen

Ersatzreligion?

Wer sind diese Fußballverrückten, die in guten wie in schlechStellt sich die Frage, wie der Teamgeist bzw. die Zugehörigkeit zu ten Zeiten dem Verein die Treue halten, die unabhängig vom einem Verein im modernen Fußball überhaupt noch heraufbeSpielstand unentwegt singen? In Medien ist immer wieder von schworen werden kann? Nachdem die Mannschaft immer wieder sogenannten Ultra-Bewegung die Rede, deren bekannteste der durchgewechselt wird, immer weniger heimische Kicker bei Vertreter in Österreich sicherlich die Ultras Rapid sind, aber auch ihrem Stammverein bleiben und so als Identifikationsfigur dienen Fangruppen von Austria Wien, Sturm Graz etc. zählen zu dieser können, „klammert man sich an die Idee des Vereins, die GeErscheinung. Ultras sind dabei keine Hooligans, sondern fanameinschaft des Vereins. An traditionelle Werte wie Wappen und tische Anhänger, die ihren Verein immer und überall bestmögFarben“, konstatiert die FAZ. Die Ultras werden oft als gewalttätig lich unterstützen wollen. Alle Gesellschaftsschichten sind hierbei hingestellt und mit Hooligans gleichgesetzt, tatsächlich lehnen vertreten, vom Studenten und Schüler über den Lehrling oder sie in der Regel aber Gewalt ab bzw. sehen sie – was freilich viel Arbeiter bis hin zum Akademiker. Die Unterstützung erfolgt das Interpretationsspielraum zulässt – diese nur als „letzten Ausweg“. ganze Spiel hindurch unDie Faszination des Ultraabhängig vom Spielstand. Daseins beschreiben die Sowohl akustisch, als auch Ultras Rapid so: „Zauberoptisch, etwa durch Chohafte Choreographien, reografien sowie mittels massenhafte (teilweise Fahnen, Doppelhalter von den Fans selber oroder bengalische Feuer ganisierte, getrieben (auch wenn diese mittlerdurch den bedingungsweile verboten sind). losen Glauben, an die So unterschiedlichen VerLiebe, zum Verein) Auseinen die Ultras angehöwärtsfahrten, ein Fahnenren, gemeinsam ist allen, meer auf den Tribünen, dass sie gegen Repression eine große Party einfach durch Polizei („A.C.A.B. – nur.“ Auch Unfried finWOLFBRIGADE. Der Fanklub des SKN St. Pölten kennt nur ein Ziel: den SupAll Cops Are Bastards“), det ähnliche Worte: „Die port der Mannschaft – in guten wie in schlechten Zeiten. Medien oder profitorienBeziehung zwischen Fan tierte Unternehmen jeder Art ebenso kämpfen wie gegen ihres und Verein ist etwas ganz Besonderes, die man entweder fühlt Erachtens nach ungerechtfertige staatliche Gewalt („Pyrotechoder nicht. St. Pölten ist zudem meine Heimatstadt, die ich sehr nik ist kein Verbrechen“) oder die Auswüchse des „modernen“, schätze! Ein Auswärtsmatch ist ein ganz anderes Gefühl als ein sprich kapitalisierten Fußballs. Als Sinnbild des modernen Fußballs Heimspiel.“ in Österreich – und damit größtes Feindbild der Ultrabewegung Spätestens an diesem Punkt ahnt man: Fußball ist eine Ersatzreli– gilt übrigens Red Bull Salzburg, weil dort aufgrund neuer Eigengion. Dies manifestiert sich oft auch im Vokabular, man denke nur tümerverhältnisse die Vereinsfarben und das Wappen der ehean „Sankt Hanappi“ oder „Rapid ist Religion“. Und auch wenn maligen Austria geändert wurden, was selbst bei renommierten auf der Facebook-Gruppe „Ultras Szene Österreich“ gefragt wird, Top-Klubs wie Manchester City, Chelsea oder Paris Saint Gerwarum die Fanszene in manch großer Stadt wie etwa St. Pölten main ein Tabu geblieben war. Die Salzburger Ultras gründeten noch so schwach sei, ist doch eine positive Entwicklung konstadrauf hin „ihre“ Austria neu und sind mittlerweile immerhin schon tierbar. Wer weiß – vielleicht ist der SKN ja auch irgendwann eine in der Regionalliga West angelangt. große ernstzunehmende Glaubensgemeinschaft.

derem an der besseren Akustik in der NV Arena, aber natürlich auch daran, dass der SKN im Moment sehr attraktiven Fußball zeigt, was wiederum neue Mitglieder zu uns lockt. Auch die verstärkte Medienpräsenz trägt ihren Teil dazu bei!“ Der Verein seinerseits ist „froh, einen derartigen Fanklub zu haben. Wir wollen gemeinsam mehr erreichen!“ Und er will die Wolfbrigade nutzen, um die Fanbase noch weiter auszubauen. „Wir möchten unseren Fanklub als Dank für den sehr wichtigen und treuen Einsatz sowie Support der Mannschaft unterstützen. So stellen wir immer wieder Freikarten zur Verfügung, um neue Mitglieder und Inte56

„Die Beziehung zwischen Fan und Verein ist etwas ganz Besonderes, die man entweder fühlt oder nicht.“ Gregor Unfried

ressierte zu gewinnen.“ Dass dieser neue Schwung und die gute Zusammenarbeit Früchte tragen, sah man zuletzt beim Heimspiel gegen Grödig. Trotz der zweiten 3:0-Niederlage in Folge sorgte die Wolfbrigade für stimmgewaltigen Support, was auch Trainer Martin Scherb beein-

druckte, der auf Facebook mitteilte: „[...] und ein großes DANKE an die WB 04; bei 0:3 ‚Steht auf, wenn ihr Wölfe seid!‘ zu singen, zeigt uns, wer die wahren Fans sind.“ Auch die Spieler waren begeistert. So schrieb Daniel Segovia einem Mitglied der Wolfbrigade, dass „der durchgehende Support unglaublich war“, und die Fans der Grund seien, warum er für immer beim SKN spielen wolle. Wer bei soviel gegenseitiger Sympathiebekundung noch immer sitzen bleibt und nicht begreift, dass beim Fußball alle Very Important People sind, wird ab sofort zur Kategorie der VIBs, der Very Impertinent Bastards gezählt.


Kabelnetz der Satellit täglich um 19:00 Uhr, auf und www.p3tv.at A1-TV

zu sehen im

Regionalfernsehen für den Zentralraum von NÖ

,

über über


MFG SPORT

WIE DIE PFEIFE, SO DAS SPIEL ROMAN STEINDL

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18 Jahre hat es gedauert, bis Niederösterreich nun mit dem Tullner Markus Hameter wieder einen der sieben österreichischen FIFA-Schiedsrichter stellt. Der letzte war der St. Pöltner Roman Steindl, der nach wie vor Nachwuchsspiele pfeift und im Gespräch mit MFG technische Hilfsmittel begrüßt, von der Stippvisite von Silvio Berlusconi erzählt und mit einer Mär aufräumt,.

it dem Confederations Cup 2013 in Brasilien – der Kontinental-Meisterschaft der FIFA mit Brasilien, Spanien (Welt- und Europameister), Italien (EM-Finalist), Uruguay (Sieger Copa América), Mexiko (Gold-Cup-Sieger), Japan (Asienmeister), Tahiti (Ozeanien-Meister) und dem noch zu kürenden AfrikaMeister 2013 – wird ein Paradigmenwechsel im internationalen Fußball eingeleitet. Erstmals lässt der Weltverband technische Hilfsmittel zu. Das drahtlose System „GoalRef“ erkennt dank magnetischer Felder im Tor, ob ein Ball die Linie mit vollem Durchmesser passiert hat – und übermittelt es dem Schiedsrichter mittels Vibration auf dessen Uhr. St. Pöltens einziger ehemaliger FIFA-Schiedsrichter, Roman Steindl (64), ist erfreut: „Alles, was den Schiedsrichter entlastet, ist zu begrüßen.“ Das Spiel dürfe aber nicht ständig gestört werden. „Die Frage Tor oder nicht Tor hatte ich 58

in meiner rund 20-jährigen ‚Profi-Karriere’ aber nur zwei Mal, und einmal habe ich mich auf den Linienrichter verlassen müssen, der leider falsch lag.“ In seiner Zeit – 1983 bis 1995, davon von 1988 bis 1994 als FIFA-Schiedsrichter – wurde noch nicht jede Entscheidung per TV-Beweis zerlegt. „Gott sei Dank“, so Steindl, „heute haben sie ja bei Spitzenspielen teilweise 20 Kameras rundherum und bei jeder Abseitsentscheidung wird eine Linie gezogen, ob nicht vielleicht ein Spieler doch noch eine Brustwarze vorne hatte.“ Besonders schlimm sei, dass die Beobachter – Schiris, die ihre Kollegen per Datenblatt bewerten – heutzutage für ihre Beurteilung auch schon die Superzeitlupen heranziehen. „Das kann man schon hinterfragen, ob da nicht die gleichen Voraussetzungen für beide gelten sollten“, meint Steindl.


Text: Thomas Schöpf | Fotos: opicobello/Fotolia.com, ZVG

REFEREE. Selbst Andi Ogris und Silvio Berlusconi wurden vor FIFA-Schiri Roman Steindl lammfromm.

Steindl war die Nummer vier von Österreich. Er selbst hat es seinerzeit bis zur Nummer vier im Land gebracht und war somit einer von sieben FIFA-Schiedsrichtern Österreichs. Einmal war er knapp davor, auf Position zwei hinter dem legendären Helmut Kohl aufzurücken. „Dann habe ich leider die Partie Vienna gegen Salzburg verpfiffen, ein Handspiel vom Salzburger Oliver Bierhoff einem Vienna-Spieler zugeordnet, Elfer und Ausschluss gegeben und danach auch noch einiges falsch entschieden.“ Das ärgert Steindl heute noch: „Weil ich mir nicht erklären kann, warum damals soviel schief gelaufen ist.“ Dennoch brachte er es auf einige internationale Partien: „Am schönsten war es mit den Engländern und Holländern. Die haben Entscheidungen immer gleich akzeptiert. Am schwierigsten waren die Italiener und Portugiesen. Da wird ständig lamentiert und versucht, Elfer und Freistöße zu schinden.“ Nicht zu vergessen, die ständige verbale Bearbeitung durch Trainer und Spieler. „In der Hinsicht war Otto Baric am schlimmsten. Der hat nie damit aufgehört. Hansi Müller zum Beispiel war während des Spiels extrem, aber nachher sofort wieder ein netter Gesprächspartner.“ Und Steindl räumt sogar mit einer Mär auf: „Der Andi Ogris war ein ganz ein Braver. Der hat zwar immer wild gestikuliert und mit den Händen gefuchtelt, dass es für die Zuschauer ganz schlimm ausgeschaut hat. In Wahrheit hat er dabei aber Sätze gesagt wie ‚Entschuldigen vielmals, lieber Herr Steindl, ich glaube da liegen sie jetzt falsch.’ Der Manfred Zsak war genauso abgedreht.“ Dinner mit Silvio Berlusconi. Bestechungsversuch hat Steindl keinen erlebt. Einmal sei es aber grenzwertig gewesen. „Vom AC Milan sind wir, ich und meine zwei österreichischen Linienrichter, vor dem Champions-LeagueSpiel gegen Laibach in ein Restaurant direkt neben dem Mailänder Dom eingeladen worden. Silvio Berlusconi hat als Klubchef auch kurz vorbei geschaut. Dort hat jeder einzelne Gang damals umgerechnet zwischen 600 und 1.000 Schilling gekostet. Wir wollten lieber in ein normales Lo-

kal wechseln. Die Milan-Delegation hat nur laut gelacht und gemeint, dass bei ihnen jeder Spieler mindestens eine Million im Monat kriegt und dass das in Relation ja überhaupt nicht ins Gewicht fällt.“ Milan hat tags darauf 4:0 gewonnen – was allerdings bei Spielern wie Gullit, van Basten, Papin oder Donadoni nicht außergewöhnlich war. Verprügelt wurde Steindl nie. „Nicht einmal im Hanappi Stadion, nachdem ich gegen Sturm zwei Rapidler ausgeschlossen habe. Allerdings hatte ich da auch jede Menge Polizeischutz.“ Eng wurde es nur ein Mal, erst vor ein paar Jahren im Waldviertel, bei einem Nachwuchs-Spiel (!) in Schrems. Die hiesige U16-Auswahl vergeigte im letzten Heimspiel vor 800 aufgebrachten Besuchern den ersehnten Landesmeistertitel. „Da bin ich schnell geflüchtet und nur knapp ein paar Schlägen entkommen. Mein Auto blieb auch immer unversehrt“, lacht Steindl heute darüber. Ein paar Jahre wird der ehemalige selbständige Handelsvertreter noch Nachwuchsspiele im Raum St. Pölten pfeifen. „Für mich ist das nach wie vor ein schönes Hobby an der frischen Luft mit viel Bewegung.“ Nachfolger hat er quasi erst jetzt einen gefunden. 18 Jahre nachdem Steindl sein letztes internationales Spiel gepfiffen hat (mit 45 Jahren muss Schluss sein), hat mit dem Tullner Markus Hameter vergangenen Juli erstmals wieder ein Niederösterreicher als FIFA-Schiedsrichter gepfiffen. Und das, obwohl der Niederösterreichische Fußballverband (NÖFV) der mit Abstand größte Landesverband in Österreich ist.

DIE HERBSTSPIELE DES SKN ST. PÖLTEN IN DER NV ARENA:

n Wir spiele

für Euch! Bild: GEPA pictures

28. 19. 2. 23. 30.

Sept. Okt. Nov. Nov. Nov.

SKN : FC Lustenau 1907 SKN : Cashpoint SCR Altach SKN : SC Austria Lustenau SKN : TSV Hartberg SKN : First Vienna FC 1894

Dein Treffpunkt in der Sportwelt NÖ

Spielbeginn ist jeweils 18.30 Uhr außer bei TV-Übertragungen. Mehr Informationen erhalten Sie auf www.skn-stpoelten.at

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MFG KRITIKEN

ZUM HÖREN

Manshee, mikeSnare, Thomas Fröhlich, DJ Annettehalbestunde, Rob.STP, Höllerschmid (von links nach rechts)

Den Stil dieser eher unkonventionellen Musik könnte man als eine Mischung aus elektronischen Klängen und Samples, gepaart mit Live eingespielten Drums und klassischen Elementen wie Streicher und Piano bezeichnen. Die Lieder erinnern an die frühen Alben von Jean Michel Jarre. Eine Bewegung zwischen Dance/Pop, Jazz, World und Ambient. Leicht verdauliche Tanz-Musik, die nicht aufdringlich wirkt und durch ihre meditative Schönheit als innere Zufriedenheit wirkt.

MUTTERMILCH COLOURS

Das Debütalbum von Muttermilch ist, wie der Titel verrät, voller musikalischer „Colours“ und umfasst verschiedene Facetten. Jede Nummer ist für sich einzigartig, keine ähnelt der anderen. Dennoch finden sich immer wieder vertraute Melodien und Rhythmen (man meint stellenweise Elemente von Muse und Linkin Park zu erkennen) wieder. Dem ganzen verleiht der kanadische Sänger noch einen gewissen „Musicalsound“ – und schon ist ein sehr interessantes Musikwerk geschaffen.

ZUM SCHAUEN

Manshee, Kinga Handlhofer

RY COODER

Election Special Der Fratze jenes Landes, das gerade am besten Wege ist, sich in polemischem Wahlkampf-Getöse zu verlieren, hält Ry Cooder (bekennender Obama Supporter) schon mal (s)einen Spiegel vor. Schlicht instrumentiert – gewandet in Blues und Country – können Cooders Songtexte all ihre sarkastische Beißkraft entfalten. Ob Mitt Romneys Hund vom Autodach aus erzählt, oder das umstrittene „Stand Your Ground“ Gesetz abgekanzelt wird: Kernige politische Musik mit grandiosen Texten.

Dj Coda Shodan

Wem geht’s nicht schon auf die Nerven, dieses unentwegte Quietsch-PfeifRoboto-Bass-Gewitter der Skrillex Epigonen? Da ja früher bekanntlich alles besser war, möchte ich auf den Track Shodan des weitgehend unbekannten Dj Coda hinweisen. Es ist ein wunderbar unaufdringliches Stück Drum&Bass, das diesen Namen auch verdient: Düster, funky, mächtig und ohne Kitsch – so wie Ed Rush & Optical, die diesen Sound inauguriert haben, anno 2012 eigentlich klingen sollten!

ZUM SPIELEN Markus Waldbauer

Ian Gillan / Tony Iommi who cares

Krawall schlagen und dabei Gutes tun: Deep PurpleShouter Gillan und Black Sabbath-Saitenstreicher Iommi stellten diese Compilation aus eigenem Raren, Obskuren und (großartigem) Neuen zugunsten des Wiederaufbaus einer vom Erdbeben zerstörten armenischen Musikschule zusammen. Herzzerreißend schöner Anspieltipp: „Holy Water“ mit Jon Lord (Rest In Peace!) an der Hammondorgel. Heavy (!) Metal – und mehr – vom Feinsten.

YELLOWCARD SOUTHERN AIR

Als Fan habe ich nach dem ersten Mal durchhören genau gewusst: Das wird mein neues Motivationsalbum für Autofahrten! Endlich wieder Musik nach meinem Geschmack mit dem klassischem, alten Yellowcard Charakter und ordentlich Druck dahinter. Speziell der gleichnamige Track „Southern Air“, „Here I Am Alive“ und „ Surface of the Sun“ gehen einem nicht mehr aus dem Kopf. „Ocean Avenue“ kann es jedoch keinesfalls schlagen, aber dennoch sehr empfehlenswert!

ZUM LESEN

H. Fahrngruber, W. Hintermeier

TO ROME WITH LOVE

Ghost Recon: Future Soldier

Dirk Niefanger (Hrsg.)

Woody Allen liefert einen süffisanten Episodenfilm, der sich einzig und allein um das Thema Liebe dreht, aber einer nennenswerten Story entbehrt. Leopold lebt ein ganz gewöhnliches Leben in Rom, als er eines Tages ohne besonderen Grund berühmt wird. Und dann ist da noch Jack, der mit seinem Leben zufrieden ist, bis er sich plötzlich zwischen zwei Frauen entscheiden muss.

Insgesamt ist Ghost Reccon: Future Soldier ein gelungener Action-Titel, der vor allem im Multiplayer überzeugt, im SoloEinsatz jedoch einen gewissen Anspruch vermissen lässt, vor allem bei Fans dieses FranchiseTitels. Wer sich hier die Rückkehr zur Taktik oder zumindest eine Fortsetzung der Tugenden eines Advanced Warfighter erhofft hat, wird zwangsläufig enttäuscht!

„Über Barock und die Lust am Anderen“ bietet einen vergnüglichen Querschnitt vom „Buch von der deutschen Poeterey“ des Martin Opitz über „Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“ von Grimmelhausen bis zu den opulenten Predigten des Abraham a Sancta Clara. Epigramme, Sonette und Erzählungen auch weniger bekannter Barockpoeten machen dieses Büchleyn zu einem kurzweiligen, wonnigen Genuss.

Breaking Dawn Teil 2

100 Floors

Marcus Imbsweiler

Neues aus der „Twilight“Reihe: „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht“ entpuppt sich als stark inszenierter Genrefilm. Zwar behält er die Fantasy-Romantik der vorigen Teile zunächst bei, verabschiedet sich dann aber recht bald in Richtung eines düsteren und mitreißenden Horrorfilms. Kann womöglich auch diejenigen überzeugen, denen die vorherigen Teile weniger gut gefallen haben.

Erstmalig geht eine Empfehlung an ein Smartphone-Spiel. Der gratis Downloadtitel „100 Floors“ bietet Knobelspaß vom Feinsten und stellt die Gehirnzellen bei einigen Rätseln auf eine harte Probe. Ziel ist es, durch Wischen, Schwenken, Tippen und Drehen mit dem jeweiligen Raum zu interagieren, um das Rätsel zu lösen. Für Liebhaber des Genres ein absolutes Muss!

Katinka Glück ist eine Vorzeigeathletin – erfolgreich und eine vehemente Gegnerin jeden Dopings. Sie bereitet sich auf Olympia 2012 in London vor, als sie bedroht wird und man ihr einen Startverzicht nahe legt. Ihre Sponsoren engagieren einen Privatdetektiv, um sie zu beruhigen, glauben aber nicht an eine konkrete Gefahr. Doch dann stirbt plötzlich jemand in der Kältekammer…

Woddy Allen

Bill Cordon

60

Shooter

Rätsel

Barock. Das groSSe Lesebuch

Glücksspiele

Fotos: zVg

Q-PORT

Omnia Aurealis


MFG VERANSTALTUNGEN

HIGHLIGHt VAZ St. Pölten

MICHAEL JACKSON TRIBUTE SHOW Erleben Sie eine unvergleichliche Bühnenshow. Erleben Sie noch einmal die größten Hits von Michael Jackson und den Jackson 5 LIVE. Ein aufsehenerregendes Bühnenset, spektakuläre Showeffekte, beeindruckende Tanzchoreographien, Liveband und aufwändig für die Show gefertigte Kostüme garantieren für ein absolutes Gänsehaut-Feeling bei den Zuschauern! Diese Show macht die größten Hits und den unverwechselbaren Tanzstil des King of Pop noch einmal erlebbar. 5. Oktober 2012

MUSICA SACRA

Auch heuer bietet das renommierte Festival Musica Sacra wieder die Gelegenheit, Bekanntes und Neues aus den unterschiedlichsten musikalischen Richtungen und Epochen zu entdecken. Bis 13. Oktober bietet das Festival im Raum St. Pölten wieder ein Forum für die Vielfalt der regionalen, nationalen und internationalen (Kirchen)musikszene. FESTIVAL

06.10.

DOM ZU ST. PÖLTEN

THORTON WILDER

Thorton Wilders allegorische Familie Antrobus ist durch die Zeiten hinweg von existenziellen Katastrophen bedroht: Eiszeit, Sintflut, Krieg. Die Antrobus‘ werden zu einer Art mythischem Abbild der Menschheitsfamilie schlechthin und „Wir sind noch einmal davongekommen“ zu einem Stück Welttheater von symbolischer Kraft – und absurdem Humor. THEATER

LANDESTHEATER

03.11.

SIM SALA GRIMM

Große Aufregung im Märchenland! Die beiden Helden und allerbesten Freunde Yoyo und Doc Croc stellen mit großem Schrecken fest, dass sich alles in ihrem geliebten Märchenland Simsala verändert hat und einfach gar nichts mehr ist, wie es mal war … Das Märchen-Musical nach der TV-Vorlage ist geeignet für Kinder ab fünf Jahren! MUSICAL

VAZ ST. PÖLTEN

AUT - DÄN

15. 09.

Am 15. September geht es für Österreichs Damenfußball15.09.2012 mannschaft in der NV Arena NV Arena gegen Österreich Fußball-Großmacht Dänemark Dänemark um Platz eins in der Quali-Gruppe und damit um das direkte EM-Ticket! Das Hinspiel ging zwar 0:3 verloren, doch durch die guten Ergebnisse der letzten Partien hat sich die Mannschaft in eine tolle Ausgangsposition gebracht! EM-Qualifikation Frauen A-Team

18.00 Uhr

15.00 Uhr: Ehrung der NÖ-Nachwuchsmeister

St. Pölten

© GEPA Pictures

ab 9.9.

gegen

Tickets:

Eintritt 10,- Ermäßigt (Studenten, Pensionisten): 8,- bis 15 Jahre: 5,- bis 6 Jahre: frei VIP: 72,Infos zum Vorverkauf unter www.skn-stpoelten.at

LÄNDERSPEIL

20.10.

NV ARENA

13.11..

STADTMUSEUM

JEAN ZIEGLER

Er ist Vizepräsident des „Beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrats“ und ein Moralist. Ziegler verhehlt nicht, dass er für seinen Humanismus missionieren will. In „Wir lassen sie verhungern“ zeigt er auf, wie das Gefühl der Schande angesichts von Hunger und Armut auf der Welt umschlagen und zu einer Macht der Veränderung werden kann. VORTRAG

Nachdem der Kremser Teil der neuen „ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH Landesgalerie“ im Juni seine Pforten geöffnet hat, zieht nun der St. Pöltner Standort in der Shedhalle nach. Gezeigt wird die Ausstellung „REFLECTIONS“. Die zum Teil retrospektiv konzipierte Präsentation widmet sich v. a. dem fotografischen und skulpturalem Schaffen Hans Kupelwiesers. AUSSTELLUNG

LANDESGALERIE

02.10

JAMES BLOOD ULMER

Er ist eine der letzten „alten“ Legenden des Blues und gilt dabei gleichzeitig als einer seiner größten Erneuerer: James Blood Ulmer katapultiert mit seinem unnachahmlichen Sound den Blues ins 21. Jahrhundert. Im Club 3 tritt Ulmer mit einer großartigen Band und Mitsängerin Queen Esther, deren Gesang stark von der Tradition der Gospelmusik beeinflusst ist, auf. CLUB 3

KONZERT

PARADISE CITY

Die zweite Auflage von „Paradise in the City“ findet heuer im Stadtmuseum statt. Auch diesesmal präsentieren sich viele Unternehmen – z.B. aus den Bereichen Dienstleistung, Kunst, Handwerk und Handel. Außerdem wird ein Abendprogramm mit DJs, Livemusik und Barfußdisco geboten. Alles bei freiem Eintritt! paradiseinthecity.wordpress.com MESSE

KUPELWIESER

29.09.

VAZ ST. PÖLTEN

KONZERTE | EVENTS | MESSEN | KONGRESSE

SA 13.10. // 20.00

KINGS OF ROCK´N´ROLL DO 15.11. // 20.00

MIKE SUPANCIC & LOS CRAVALLOS FR 14.12. // 20.00

TRIBUTE TO FRANK SINATRA DO 20.12. // 20.00

GOLDEN VOICES OF GOSPEL MI 26.12. // 20.00

THE BLUES BROTHERS Tickets im VAZ St. Pölten, ticket@nxp.at, www.vaz.at, 02742/71 400, in allen Raiffeisenbanken und oeticket-Geschäftsstellen, 01/96 0 69

BÜHNE IM HOF

MFG 09.12

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Reich(l)ebners Panoptikum

Burto

ENTLASTET. Ein MFG eklusiv zugespieltes Dokument belegt jetzt: Die missgl체ckte Olympia-Verabschiedung der Leichtathletin Beate Schrott entsprang nat체rlich nicht mangelndem Respekt oder Unsensibilit채t, sondern war AUSSCHLIESSLICH Folge eines unzureichenden Briefings!

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