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Der Unterausschuss für Schwarzwild: Scharfe Bejagung, Keine Schädlingsbekämpfung

UNTERAUSSCHÜSSE DES OÖ LANDESJAGDVERBANDES

Ein Unterausschuss ist eine Gruppe von besonders interessierten Menschen, die zu einem speziellen Teilgebiet den Entscheidungsträgern Vorschläge, Details, Studien oder Tipps geben, damit diese fundiert richtungsweisende Entscheidungen treffen können. Der OÖ Landesjagdverband hat – beschlossen durch den Landesjagdausschuss – verschiedene Unterausschüsse eingerichtet und deren Mitglieder bestellt, damit diese sich mit der jeweiligen Thematik tiefer und professionell auseinandersetzen. Die Ergebnisse dienen der Entscheidungsfindung des obersten Gremiums des Landesjagdverbandes sowie dem Landesjägermeister.

DER UNTERAUSSCHUSS FÜR SCHWARZWILD SCHARFE BEJAGUNG, KEINE SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG!

Welche Ziele verfolgt der Unterausschuss für Schwarzwild, mit welchen Themen beschäftigt er sich aktuell? Der Vorsitzende, BJM Johann Priemaier, nimmt im Interview mit dem Oö Jäger dazu Stellung.

Wie stellt sich die Schwarzwildsituation in Oberösterreich im Jagdjahr 2021/22 dar? Johann Priemaier: Wir sehen bei den Schwarzwildstrecken seit Jahren ein Auf und Ab. Derzeit liegen die Abschüsse höher als in den Vorjahren, aber deutlich unter den Rekordstrecken der Jahre 2013 und 2014. Das bedeutet nicht, dass wir das Thema auf die leichte Schulter nehmen können. Wir müssen die Entwicklung beobachten, um gegebenenfalls rasch zu reagieren.

Was verbindest Du persönlich mit Schwarzwild? Es ist ein faszinierendes und intelligentes Wild. In meinem Revier im Lachforst kommen Sauen als Wechselwild vor, das ist jagdlich natürlich attraktiv. Aber Schwarzwild kann eben massive Schäden verursachen, wie vor einigen Jahren, als auch der Bezirk Braunau ein Hotspot war. Die Vermeidung und Verminderung solcher Schäden müssen wir immer im Blick haben, dazu stehen wir im Unterausschuss für Schwarzwild. Wir stehen auch zu einer scharfen Bejagung. Aber die Eckpunkte der Weidgerechtigkeit haben auch hier zu gelten! Schwarzwild ist kein Schädling, sondern eine Hochwildart, und Schwarzwildjagd ist keine Schädlingsbekämpfung. Wie bewähren sich dabei die Schwarzwild-Richtlinien des OÖ. Landesjagdverbandes? Die Richtlinien, die wir im Auftrag von Landesjagdverband und Landwirtschaftskammer gemeinsam mit Vertretern der Grundeigentümer erarbeitet haben, waren sicher ein Meilenstein. Sie unterstreichen, dass das Jagdrecht letztlich auf dem Grundeigentum beruht, wie es das Gesetz festlegt, und dass die Schadensverhütung im Vordergrund steht. Sie betonen aber auch das Miteinander und nehmen beide Seiten in die Pflicht. Die Jäger sind gefordert, aber auch die Bauern können etwas tun, um die Bejagung zu erleichtern: Schussschneisen ziehen, Wildäcker anlegen und manches andere. Wichtig ist, dass beide an einem Strang ziehen. Das funktioniert heute im Großen und Ganzen gut. Die Richtlinien haben sich bewährt, gerade auch die Bestimmungen hinsichtlich der Kirrung. Das ist eine Grundlage, auf die man bauen kann.

Foto: P. Mayr

BJM Johann Priemaier

Vorsitzender Unterausschuss für Schwarzwild

Werden die Richtlinien im ganzen Land umgesetzt? Einige Gebiete sind beim Schwarzwild

zweifellos mehr gefordert als andere, aber Sauen kommen heute auch schon in höheren Lagen der Gebirgsregionen vor. Daher ist wichtig, dass es in jedem Bezirk eine Schwarzwild-Arbeitsgruppe oder jedenfalls einen Schwarzwildbeauftragten im Bezirksjagdausschuss gibt, damit man das Thema auf dem Radar hat. Langfristig ist Schwarzwildbejagung nur erfolgreich, wenn sie großräumig und einheitlich erfolgt. Dazu braucht es flächendeckende Strukturen und Erfahrungsaustausch in alle Richtungen. Die praktischen Erfahrungen der Jäger vor Ort in den Revieren sind die Basis für weitere Verbesserungen. Wichtig ist auch der Kontakt zwischen Schwarzwildarbeitsgruppe und den Jagdleitern. So können lokale Schäden zusammen mit den Grundeigentümern rasch erhoben werden und die jagdlich Verantwortlichen immer auf dem Laufenden bleiben, um rechtzeitig zu reagieren. Wichtig ist ebenso die konstruktive Zusammenarbeit mit Behörden, Naturschutz und Landwirtschaftskammer im Rahmen der geltenden Verordnungen und Gesetze.

Sind in nächster Zeit Änderungen bei den Richtlinien zu erwarten? Die Abschussmeldungen erfolgen nicht mehr über die jährlichen Abschusslisten, sondern sind seit einiger Zeit wochenaktuell. Mit einem Blick in die Jagddatenbank JADA kann dann ebenfalls rasch gehandelt werden, wenn es notwendig ist. Eine Änderung der Richtlinien ist derzeit also nicht notwendig. Der OÖ. Landesjagdverband hat jedoch beim Amt der OÖ. Landesregierung gebeten, in der Schonzeitenverordnung eine ganzjährige Schonung von säugenden Bachen zu verordnen; bei gleichzeitiger Streichung der Schonzeit von führenden Bachen zwischen 1. März und 15. Juni.

Zur Bestandsregulation empfehlen die Richtlinien auch vermehrt revierübergreifende Drückjagden. Ja, und deshalb kann man allen Jägerinnen und Jägern nur dringend raten, das Flüchtigschießen mit der Kugel zu üben. Das ist eine Frage der Weidgerechtigkeit und der Sicherheit. Und schließlich will man bei einer Drückjagd ja Strecke machen, egal ob im Wald oder am Mais. Das Training auf den laufenden Keiler ist eine Form der jagdlichen Weiterbildung.

Wie gut ist Oberösterreich auf die Afrikanische Schweinepest vorbereitet? Sollte es so weit kommen, wissen wir, was von jagdlicher Seite zu tun ist, da gibt es entsprechende Einsatzpläne. Auf keinen Fall wollen wir, dass die ASP durch einen Jäger in unser Bundesland eingeschleppt wird. Das bedeutet nicht den völligen Verzicht auf Auslandsjagden, aber in ASP-Hotspots sollte man nicht unbedingt reisen. Generell heißt es in Sachen ASP höllisch aufpassen, auch im kleinen Grenzverkehr. Der Grenzraum Mühlviertel/ Südböhmen ist besonders heikel, weil in Tschechien Schwarzwild förmlich gehegt wird, mit Fütterungen statt Kirrungen, oft von österreichischen Jagdpächtern. Entsprechend hoch sind dort die Bestände. Für dieses Problem haben wir momentan noch keine Lösung.

Mitglieder im Ausschuss für Schwarzwild: (in alphabetischer Reihenfolge)

BJM Johann Priemaier (Vorsitz) OFÖ Christian Anzinger GF Mag. Christopher Böck BJM Franz Burner BJM Martin Eisschiel BJM Anton Helmberger Ing. Klaus Köttstorfer Norbert Leitner Leopold Lettner Ing. Josef Neuhauser BJM-Stv. Manfred Schabetsberger FVW Georg Schmidinger LJM Herbert Sieghartsleitner BJM Franz Konrad Stadler Del. Gottfried Stadler BJM-Stv. Franz Xaver Zweimüller

Das Interview führte Josef Haslinger.

JÄGERSPRACHE

von A – Z

Quelle: Das große Kosmos Jagdlexikon

BLOCKEN (BLOCHEN)

Beim Greifvogel: auf einem Baum sitzen

DAMAST

Bezeichnung für das Produkt, das durch Zusammenschweißen von Stäben aus sehr harten und weicheren Eisen- und Stahlsorten gewonnen wird. In poliertem Zustand mit verdünnter Salzsäure geätzt, entsteht, je nach Anordnung der Stäbe und nach Art der Streckung, des Verwindens und des Schweißens, eine ziemlich regelmäßige Zeichnung. Hinsichtlich der Verarbeitungsart unterscheidet man Band-, Bernard-, englischen, Hufnagel-, Laminette-, Rosen-, Serpentin- und türkischen Damast. Er wird zu Gewehrläufen und für die Klingen der blanken Waffen verwendet.

GRÄSELN

Der Hirsch gräselt, d.h. er macht das Zeichen des Gräslein: Wenn der Hirsch über grasbewachsene Flächen mit hartem Untergrund zieht, schneidet er durch das hohe Körpergewicht mit den Schalenwänden das Gras glatt ab, das dann in der Fährte liegenbleibt. Das weibliche Rotwild drückt das Gras nur nieder.

INFANTERIST

Bezeichnung für einen Fasan, der bei einem Treiben nicht auffliegt, sondern auf dem Boden laufend zu fliehen versucht. Auf einen gesunden Infanteristen zu schießen ist unweidmännisch.

LIDERN

Bezeichnung in der Büchsenmacherei. Die Hülsenwandung presst sich beim Abfeuern des Schusses unter dem Gasdruck elastisch an die Patronenlagerwand (sie lidert, dichtet ab) und verhindert damit das Entweichen der Pulvergase nach rückwärts.