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Serie: Der Frechsdachs

DER FRECHDACHS

… ist in allen heimischen Gefilden unterwegs, ungesehen durchstreift er Wald und Flur, er sieht alles, hört alles und äußert sich höchstselten dazu. Der Frechdachs hat wohl seine eigene Meinung zu den Dingen, die er sieht. Allerdings belässt er es meist bei einem Schütteln seines mächtigen Kopfes, einem Schnauben, einem vergnügten Schmunzeln.

Und doch gibt es Themen, die ihn so ganz und gar nicht unberührt lassen und über die er dann gerne sinniert.

MAN WIRD JA WOHL NOCH SAGEN DÜRFEN …

Neulich hat der Frechdachs etwas bedrückt darüber nachgedacht, dass viele Menschen heutzutage die Bedeutung und den Sinn der Jagd nicht mehr wirklich nachvollziehen können. Festgefahrene Vorurteile und Meinungen über jagende Menschen erzeugen leider allzu oft blinde Flecken. Dem Frechdachs ist beim Nachdenken aber auch aufgefallen, dass der jagende Mensch ebenso wenig frei von blinden Flecken ist, wenn es um seine nichtjagenden Mitmenschen geht.

Jagd ist eine Leidenschaft. Nur, je enthusiastischer, fokussierter und überzeugter der Mensch von einer Sache ist, desto eher neigt er dazu, quasi mit Tunnelblick durch Gespräche zu rauschen. Etwas Wesentliches wird nämlich oft vergessen, ist dem Frechdachs neulich aufgefallen. Durch die Jagdausbildung haben Jägerinnen und Jäger Hintergründe und Zusammenhänge bis hin zum Töten eines Wildtieres verstehen gelernt. Ein großer Teil der Gesellschaft hingegen nicht. Daraus entwächst eine hohe Verantwortung, wenn es um Jagd und Sprache geht.

Besonders anfällig für blinde Flecken scheinen im Rudel auftretende jagende Menschen in Wirtshäusern zu sein. Diese blenden nämlich allzu gerne gänzlich aus, dass es auch noch nichtjagende Mitmenschen gibt. Es ist halt ein Phänomen, dass jeder Stammtisch sich als Nabel der Welt versteht. Blöd nur, wenn den am Nebentisch sitzenden Zuhörern der Schweinsbraten oder das Gemüselaibchen im Hals stecken bleibt, ob des Gehörten.

Berichte über die Jagd dürfen wohl lustig sein, das versteht auch der Mensch, der nicht jagen geht, meint zumindest der Frechdachs. Es kommt aber immer auf die innere Haltung des jagenden Menschen an. Wer mag sie nicht, die Jäger, die über ihre Jagderlebnisse berichten, bei denen aber kein Stolz mitschwingt. Gefährlich wird es immer erst beim Versuch, sich durch Sprache zu erheben, wenn der jagende Mensch ohnehin alles zu wissen scheint und vor lauter Stolz nicht mehr bemerkt, wie roh manches Wort klingen kann, wenn es am Nebentisch allzu hart aufschlägt. Dadurch kann eine stille Distanz, ja sogar Trennung zwischen jagenden und nichtjagenden Menschen entstehen, die nur noch schwer zu überwinden ist.

Jetzt wird der eine oder andere lospoltern: „Man wird doch wohl noch sagen dürfen!“ Demjenigen kann der Frechdachs (in Anlehnung an den alten Philosophen Sokrates) nur entgegnen: „Die Natur hat dem Menschen zwei Ohren und zwei Augen geschenkt, aber nur eine Zunge, damit er mehr zuhört und hinschaut als spricht.“ Der Frechdachs ergänzt, dass der Mensch auch eine (eigene) Nase hätte, an die er sich ruhig öfter fassen darf.

In diesem Sinne viele wertvolle Gespräche, euer Frechdachs