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Afrikanische Schweinepest Was gibt es Neues? Neue oö. Rehwild-Abschuss- und

AFRIKANISCHE SCHWEINEPEST

Was gibt es Neues?

TEXT: DR. BARBARA GLEISS1, DDI GOTTFRIED DIWOLD2 FOTO: N. MAYR

DIE AFRIKANISCHE SCHWEINEPEST SITUATION IN DEUTSCHLAND UND ITALIEN

In Deutschland ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) kontinuierlich auf dem Vormarsch. Hat sich das Geschehen viele Monate entlang der Grenze zu Polen bewegt, so hat die ASP kürzlich große Sprünge weiter in westliche Richtung gemacht. In Mecklenburg-Vorpommern wurde Mitte November 2021 in einem großen Hausschweinebestand etwas südlich von Rostock die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden in Mecklenburg-Vorpommern keine ASP-positiven Wildschweine oder Hausschweine nachgewiesen, und das Bundesland galt hinsichtlich ASP als freies Gebiet. Wie genau der ASP-Eintrag in den Hausschweinebestand erfolgt ist, kann man sich nicht erklären.

Kurze Zeit nach dem Nachweis im Hausschweinebestand wurden die ersten ASP-positiven Wildschweine auch in diesem Bundesland festgestellt. Im Rahmen einer Drückjagd wurde ein Frischling verendet aufgefunden und

positiv auf ASP untersucht. Zwischen dem verendet aufgefundenen ASP positiven Frischling und den Ausbrüchen an der polnischen Grenze liegt eine Distanz von knapp 200 km! In Folge wurden noch weitere ASP positive Wildschweine in dem Gebiet gefunden bzw. erlegt.

Die ASP hat also unbemerkt eine große Strecke zurückgelegt. Wie es zu diesem Sprung über eine derartig große Distanz kommen konnte, also durch unbemerkte Verbreitung über Wildschweine oder durch menschlich verursachte Übertragung, ist nicht bekannt.

In Italien kommt die ASP schon lange auf Sardinien vor. Anfang Jänner dieses Jahres jedoch wurde bei Wildschweinen im Piemont und in Ligurien ASP nachgewiesen. Es handelt sich um denselben Virustyp wie er unter anderem in Ungarn, Deutschland und Polen grassiert. Das bedeutet, dass dieser Eintrag durch menschliches Versagen zustande gekommen ist.

Die Beispiele aus Deutschland und Italien zeigen, dass die ASP ein unberechenbarer Gegner ist und jederzeit mit Ausbrüchen zu rechnen ist. Und es ist auch klar, dass der Früherkennung im Wildschweinebestand eine eminente Bedeutung zukommt. Daher wird dringend ersucht, verendet aufgefundene Wildschweine der zuständigen Amtstierärztin oder dem zuständigen Amtstierarzt zu melden, damit eine Bergung und Untersuchung erfolgen kann. Je früher die ASP entdeckt wird, desto möglicher wird eine Bekämpfung.

VERBREITUNG DER ASP ÜBER GROSSE DISTANZEN UND DER FAKTOR MENSCH

Für die Ausbreitung der ASP gibt es verschiedene Ursachen. Einerseits spielt die Bewegung der Wildschweine eine Rolle – hier geht die Ausbreitung aber eher langsam vor sich, man spricht von 25 bis 50 km pro Jahr. Für große Sprünge wie z. B. nach Italien ist immer der Mensch als indirekter Überträger verantwortlich. Hier kommt Wurstwaren große Bedeutung zu, die den ASP-Erreger enthalten, achtlos entsorgt und dann von Wildschweinen gefressen werden, die sich so infizieren.

Eine mögliche Rolle spielt auch die Verbreitung durch den illegalen Transport von lebenden Wildschweinen. Kürzlich wurde in Deutschland ein Transporter mit lebenden Wildschweinen, die für ein Gatter in einem österreichischen Bundesland bestimmt waren, aufgehalten.

Es ist ausnahmslos verboten, lebende Wildschweine zu verbringen!

AKTUELLER STAND BEI DER IMPFSTOFFENTWICKLUNG

Die Impfung von Haus- und Wildschweinen ist in der EU verboten. Seit vielen Jahren wird jedoch intensiv an der Herstellung eines Impfstoffes geforscht. Bislang wurde in der Forschung aber kein Durchbruch erzielt.

CONCLUSIO

Eine konsequente Reduktion des Wildschweinebestandes und die Meldung verendet aufgefundener Wildschweine sind unabdingbar, um dem Eintrag und der Verbreitung der ASP etwas entgegensetzen zu können.

BIOSICHERHEIT AUF JAGDREISEN

• Je nach Reiseziel: Erkundigung nach den jeweils geltenden gesetzlichen Vorschriften; vor Jagdreisen in betroffene

Gebiete wird dringlichst gewarnt bzw. abgeraten; • keine unbehandelten Trophäen, Wildbret, Wildbretprodukte oder kontaminierte

Jagdausrüstung aus Seuchengebieten mitnehmen. BIOSICHERHEIT BEI DER JAGD

• Biosicherheit im Jagdbetrieb – bei erlegtem Schwarzwild auf verdächtige Symptome (z.B. Blutungen in Organen, blutige Lymphknoten, vergrößerte Milz) achten und erforderlichenfalls umgehend den zuständigen Amtstierarzt verständigen; • Meldung von verdächtigem

Fallwild (Schwarzwild) an den zuständigen Amtstierarzt; • auf Dekontamination der

Jagdausrüstung achten (Schuhe, Kleidung, Fahrzeuge und Jagdausrüstung); • Hände nach Wildschweinkontakt waschen und desinfizieren; • Aufbruch von Schwarzwild seuchensicher entsorgen und keinesfalls bei Kirrungen verwenden; • unhygienischen Wildtransport in Privatfahrzeugen vermeiden; Verwendung von ausreichend großen, desinfizierbaren bzw. leicht zu reinigenden Wildwannen; • generell gilt: Reinigung und

Desinfektion bei mindestens 40° C mit Waschpulver, besser mit Heißwasser (60 bis 70° C); • gründliche Anwendung von

Desinfektionsmitteln wie zum Beispiel Germicidan®,

Venno-Vet 1, Virkon S oder

Virocid (FLI – Merkblatt

Schutzmaßnahmen gegen die

Afrikanische Schweinepest in

Schweinehaltungen).

1 Abteilung Ernährungssicherheit und Veterinärwesen, Amt der OÖ Landesregierung 2 Abteilung Land- und Forstwirtschaft, Amt der OÖ Landesregierung