110% Endlich Balance

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07/2018

BALANCE Österreichische Post AG RM 18A041486, Proverbi GmbH Heinrichstraße 112/EG/018a, 8010 Graz

Endlich!

Wie Vorstadtweib Martina Ebm im Gleichgewicht bleibt, warum wir uns nach fernöstlichen Lehren sehnen, die Work-Life-Balance ein G’schichtl ist und die Welt nicht aus den Fugen gerät, solange es Misswahlen gibt.


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4 AUS DER REDA KTION

Editorial Was kommt raus, wenn der Schreiber dieser Zeilen einfach einmal auf das sprachliche Gleichgewicht pfeift? Er verzichtet zum Beispiel auf jegliche Satzzeichen und dann auch gleich auf die groß und kleinschreibung schließlich hat sich das gesamte redaktionsteam dieser 110% ausgabe einen ganzen monat lang mit nichts anderem beschäftigt als balance irgendwann reicht es dann also wirklich mit diesem ständigen imzentrumsein also gibt es eben als gedruckte vorspeise völlig chaotischen buchstabensalat sdfkjweüoicnsdgwrkhfdösf kjnsciaewzlbvsdf sdfasfsidocj sdfijämaklsvri

Herausgeber „Die Presse“ VerlagsGesellschaft m.b.H. & Co KG, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Medieninhaber & Konzeption Proverbi GmbH Heinrichstraße 112/EG/018a 8010 Graz Redaktion Christiana Ogunfojuri Julia Pollak Manfred Behr Johannes Stühlinger Robert Kropf Alexander Kern Social Media Nicola Powell

Schluss! Halt! Stopp! Auf diese Weise kommt nicht nur unsere liebe Lektorin Carola völlig aus dem Takt, sondern wohl auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser. Wir sind schließlich alle gewohnt, dass sich unsere Umgebung, unsere Umwelt und unser gesamtes Sein zumindest halbwegs in genormten Bahnen bewegt. Klar, gewisse Ausreißer inklusive, aber am Ende suchen wir es täglich – das innere und äußere Gleichgewicht. Unsere Balance. Doch was ist Balance eigentlich? Wobei bringt sie uns vorwärts? Wo ist sie Hemmschuh? Und warum wurde Balance zum Produkt unserer Konsumgesellschaft? Wir haben uns dem Thema sowohl spielerisch als auch ernsthaft genähert. Das aus unserer Sicht ausgewogene Ergebnis halten Sie nun in Händen. In der Hoffnung, dass Sie unsere Geschichten nicht aus der Balance bringen, wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Impressum

Johannes Stühlinger

Creative Direction Nicolas Frey Art Direction Barbara Kretschmar Grafisches Konzept Albert Exergian Fotoredaktion Nini Tschavoll Coverfoto Jork Weismann Styling Cover Ana Iankova Bildbearbeitung Cover Rotfilter Lektorat Carola Kilga Produktion Michael Schmid Anzeigen Tel.: +43/(01)/514 14 535 E-Mail: anzeigenleitung@ diepresse.com

Behind the scenes

Hersteller Oberndorfer Druckerei GmbH Mittergöming 12 5110 Oberndorf

Mit dem TV-Hit „Vorstadtweiber“ hat sich Martina Ebm in die Wohnzimmer des Landes gespielt. Plötzlicher Ruhm, der nicht spurlos an ihr vorübergegangen ist. Wie sie dennoch in Balance bleibt, hat sie uns erzählt. Wie man sie aus der Balance bringt, hat Fotograf Jork Weismann ausgecheckt. Coverstory ab Seite 18

Verlagsadresse 110% Magazin Margaretenstraße 56/4/46 A-1050 Wien office@110prozent.at

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6 DOSSIER

Ich kauf ’ mir mein Qi! Unsere Welt ist getrieben von Leistung, Geld und Macht. Um darin bestehen zu können, suchen immer mehr Menschen den dafür notwendigen „Treibstoff“ in fernöstlichen Lehren. Frage: Ist das nicht paradox? Text: Johannes Stühlinger  Illustrationen: James Clapham

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7 DOSSIER

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och schnell den Blazer auf einen Haken gehängt und ab ins Sportoutfit, Marke: „Lotuscrafts“. Ihre Yoga-Einheit startet in wenigen Minuten, und Judith Hellnberger ist spät dran. Das letzte Meeting in der Anwaltskanzlei hat halt länger gedauert. Jetzt muss dringend eine Dosis Energie her. „Wenn ich nicht dreimal pro Woche Yoga mache, werde ich unausstehlich“, sagt die 36-Jährige. Außerdem „macht’s einen guten Body“. Judith Hellnberger ist das perfekte Beispiel für einen etwas absurden Teufelskreis: Ihr Berufsleben zwingt sie dazu, täglich ihre Grenzen zu überschreiten. Es überfordert sie zwar, füttert jedoch sowohl Ego als auch Konto. Und um dem Druck standhalten zu können, sucht die Businessfrau Möglichkeiten, ihr konstant leeres Energiedepot aufzufüllen. Da kommen Yoga, Qigong und dergleichen wie gerufen! Schließlich versprechen fernöstliche Lehren das, was sie vermisst: Achtsamkeit. Balance. Selbstfindung.

VERLUST DER SPIRITUALITÄT

BOOM FÜR DIE SEELE Offensichtlich sind viele von uns ein bisschen wie Judith. Nicht umsonst schießen Yoga-Studios wie die Schwammerl aus dem Boden. Auch der Buddhismus findet bei uns Anklang: Waren es 2001 noch 10 000 ÖsterreicherInnen, die sich zu der indischen Religion bekannten, sind es heute über 20 000. Auch Shi Yan Liang, Betreiber des Shaolin Tempels in Wien, freut sich über regen Zustrom: „Die Zahl unserer Mitglieder steigt stetig an, derzeit haben wir 800.“ Sein Angebot reicht von Shaolin Kung Fu über Qigong bis zu Chan-Meditation. „Vor allem Menschen, die harte Jobs haben, fühlen sich bei uns wohl“, stellt er fest. Sein Angebot sei einfach gut für Geist und Konzentration. Aber warum sind es offenbar vorwiegend fernöstliche Lehren, aus denen wir „Westler“ Kraft schöpfen? Laut dem Wiener Medizinhistoriker Karl Steinmetz ist vereinfacht gesagt das Gras auf der anderen Seite des Zaunes schlichtweg grüner. Schließlich gäbe es auch in unserer Kultur sehr ähnliche Möglichkeiten, um seelisch gesund zu bleiben (siehe Interview auf Seite 10). Außerdem sei aber das Asiatische vor allem auch unbelastet. „Es ist für uns neu, exotisch und stimulierend“, sagt er. Somit eben auch besonders spannend.

„In unseren Klöstern ging es nur um Moral oder soziales Engagement. Nicht aber um Spiritualität.“ K ARL STE IN M E TZ

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Abgesehen davon ortet Steinmetz in unserer Gesellschaft Ähnliches wie der deutsche Soziologe Hartmut Rosa: „Unsere Zeit wird durch Resonanzausfall geprägt. Das merken die Menschen etwa im Fitnessstudio: Sie haben Kopfhörer auf, glotzen auf den Bildschirm und laufen auf dem Laufband. Aber sie spüren sich selbst nicht mehr.“ Da wir zudem unsere eigenen Traditionen, die sich nicht nur auf den Körper konzentrieren, im 19. Jahrhundert über Bord geworfen haben, muss diese Kluft mit fremdem Wissen geschlossen werden. Gerade nach dem Zweiten Weltkrieg sei das Bedürfnis nach diesem „Mehr“ in unseren Breiten akut geworden, so Steinmetz. „Aber in den Klöstern ging es eben nur um Moral oder soziales Engagement und nicht um Spiritualität. Was hätten junge Leute machen sollen? Es gab nur Qigong und Yoga!“ Diese Optionen wurden also aktiv gesucht – von Menschen wie dem Österreicher Heinrich Harrer etwa. „Allerdings wurde nur das importiert, was man bei uns auch gut verkaufen konnte“, merkt Steinmetz durchaus kritisch an. In das gleiche Horn stößt der Niederösterreicher Ronny Kokert. Der ehemalige Kampfsportprofi (Taekwondo) hat nach seinem Sportstudium mit „Shinergy“ eine eigene Kampfkunst entwickelt, die östliches und westliches Wissen vereint. Ihm ist sehr daran gelegen, statt dem Schein das Sein


8 DOSSIER

„Oft werden einfach gewisse Elemente übernommen und dann verkauft. Das nenne ich gerne kritisch einen ‚esoterischen Jahrmarkt‘.“

SH I YA N L I A NG, 41

Seit 2011 leitet der aus China stammende Großmeister Österreichs einzigen autorisierten Shaolin Tempel in Wien.

110% BA LA NCE

RON N Y KOKE RT, 48

Mit „Shinergy“ hat der Niederösterreicher eine Kampfkunst entwickelt, die Östliches mit Westlichem vereint. Außerdem ist er Autor des Buchs „Buddha & Rock ’n’ Roll: der Weg der neuen Helden“.

Fotos: Stift Schlierbach/ÖW/Gerhard Trumler, Meister Yan Ji, Photo Simonis

In europäischen Klöstern schlummert altes Wissen, das großteils ähnliche Ideen Verfolgt, wie bei uns so populäres Wissen aus Asien. Nun wird dieses neue entdeckt.

zu wahren. Dabei stellt er fest: „Oft werden nur gewisse Elemente aus fernen Lehren herausgepickt und verkauft. Das nenne ich gerne ,esoterischen Jahrmarkt‘.“ Gleichzeitig würden viele EuropäerInnen glauben, sie seien bessere Yogi, wenn sie sich im Ethno-Look kleiden. „Äußerlichkeiten haben keinen Einfluss“, wundert sich der 48-Jährige. Außerdem würde oft mit asiatischem Gedankengut widersprüchlich umgegangen. Ein Beispiel: „Wenn man auf Instagram seine sexy Yoga-Pose zeigt, widerspricht das der eigentlichen Idee, Yoga für sich zu machen“, schmunzelt er. Doch abgesehen von derart kritischen Betrachtungen nimmt Kokert eine bemerkenswerte Tendenz wahr: Viele Menschen seien heute sehr ernsthaft daran interessiert, etwas für sich zu tun. Und zwar nicht bloß für ihren Körper, sondern für ihr gesamtes Dasein. Die Tatsache, dass dieser neuen Offenheit ein gewisser Leidensdruck vorangeht, störe dabei nicht. „Jedes Bedürfnis entsteht auf diese Art und Weise“, meint Kokert. Es heißt vielmehr, dass Lebenslust und Spiritualität immer öfter als „schönes Liebespaar“ verstanden werden, wie er es formuliert. Dass sich diese beiden Facetten nicht, wie in unserer Welt vielleicht immer wieder dargestellt, ausschließen, sondern einander bedingen. Ein Liebespaar, das die Menschen im Idealfall dazu bringt, aus dem Hamsterrad auszusteigen, anstatt es immer schneller laufen zu lassen.


9 A NZEIGE

ÜBER 40 ZUSÄTZLICHE FLÜGE PRO WOCHE ZU 14 DESTINATIONEN IN EUROPA MEHR VERBINDUNGEN NACH NORDAMERIKA, INSGESAMT 30 FLÜGE PRO WOCHE AB 27. OKTOBER 2 MAL PRO WOCHE VON WIEN NACH KAPSTADT

Fotos: panterhmedia.com (2), Wundermann (1)

EUROPAFLÜGE WERDEN STARK AUFGESTOCKT Im kommenden Winterflugplan 2018/19 baut Austrian Airlines das europäische Streckennetz kräftig aus: Über 40 zusätzliche Flüge pro Woche werden ab Ende Oktober 2018 zu 14 Destinationen starten. Ab Ende Oktober 2018 fliegt Austrian Airlines bis zu 48 Mal Berlin-Tegel und bis zu 36 Mal Düsseldorf an. Hamburg ist mit bis zu 29 wöchentlichen Verbindungen im kommenden Winterprogramm vertreten. Insgesamt stockt Österreichs Homecarrier im Winter das Deutschland-Angebot um bis zu 17 Flüge pro Woche auf. Auch Dänemarks Hauptstadt ist Teil der europäischen Streckenaufstockung. Ab Ende Oktober wird Kopenhagen bis zu 30 Mal pro Woche angeflogen. Außerdem werden Ende Oktober 2018 die Flüge nach Athen auf insgesamt 10 wöchentliche Verbindungen erhöht. Thessaloniki wird im Winter täglich angeflogen. Osteuropa bleibt ein wichtiger Markt. Kiew wird im kommenden Winterflugplan bis zu 16 Mal angeflogen. Insgesamt bietet

Austrian Airlines ab Ende Oktober 2018 bis zu 30 wöchentliche Verbindungen zu Destinationen in der Ukraine an. In Polen bietet Austrian Airlines die Destinationen Warschau und Krakau an, Rumänien ist mit 3 Destinationen vertreten: Bukarest, Iasi und Sibiu werden in Summe bis zu 41 Mal pro Woche angeflogen. Bulgarien ist mit 2 Destinationen weiterhin fix im Flugplan. Ab Ende Oktober wird etwa die Hauptstadt Sofia bis zu 29 Mal pro Woche angeflogen. Auch Flüge nach Nordamerika und Tel Aviv werden aufgestockt. So geht es ab Ende Oktober bis zu 13 Mal pro Woche nach New York. Zudem fliegt Austrian Airlines täglich nach Chicago, Toronto erhält eine zusätzliche Verbindung. Ergänzend werden die Frequenzen nach Tel Aviv erhöht. Passagiere, die über den Hub Wien zwischen Nordamerika und Israel reisen, haben Ende Oktober 2018 mit bis zu 21 wöchentlichen Verbindungen nach Tel Aviv mehr als doppelt so viele Austrian Airlines Flüge zur Auswahl als noch im letzten Winterflugplan. 110% BA LA NCE


10 DOSSIER

„YOGA IST IN WAHRHEIT GERADE EINMAL 250 JAHRE ALT!“ Wir suchen unser Heil gerne in asiatischen Weisheiten. Dabei gibt es die Gegenstücke dazu auch in unserer Kultur. Allein: Das Wissen darüber verstaubt in den gigantischen Bibliotheken unserer Klöster. Der in Wien lebende Münchner Karl Steinmetz ist nun dabei, diesen alten Schatz zu bergen. Und ihn ins Heute zu übersetzen.

D R. K ARL STE IN M E TZ

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an kann es Schicksal nennen oder einfach Zufall: Dass Karl Steinmetz (49) heute ein eigenes Institut für Traditionelle Europäische Medizin leitet, hätte er sich vor ein paar Jahren jedenfalls selbst nicht gedacht. Nun aber durchforstet er die hintersten Winkel heimischer Klöster nach alten Büchern, die längst vergessene westliche Weisheiten preisgeben. Wir wiederum haben ihn aufgestöbert.

Die Traditionelle Chinesische Medizin, kurz TCM, ist in aller Munde. Aber was ist denn bitte TEM, die Traditionelle Europäische Medizin? K A RL ST E IN M E T Z : Dabei geht es um Wissen, das zwischen 500 vor und 1830 nach Christus entstanden ist. Also bis die naturwissenschaftlich operierende Medizin installiert wurde. Und heute fragt man sich als Interessierter: Liegen in diesem Zeitfenster nicht Ressourcen versteckt, die wir heute brauchen könnten? Gut, dann frage ich Sie gleich direkt: Was liegt denn da versteckt? Die Gegenstücke zur chinesischen Medizin! Mein Erweckungserlebnis waren Akupunkturbücher auf einem Bücherwühltisch in Wien. Zwei Wochen später hab’ ich in Klosterhandschriften kleine Zeichnungen entdeckt, auf denen Reflexpunkte eingezeichnet waren. Die haben ausgesehen wie Akupunkturmännchen! Und tatsächlich beschreiben diese westlichen Zeichnungen

die gleichen Punkte. Nur, dass man bei uns diese nicht mit Nadeln, sondern mit auf 60 Grad erwärmtem Eisen aktiviert hat. In der Folge habe ich in österreichischen Stiften viele sozusagen österreichische Akupunkturbücher gefunden. Und andere Überraschungen: traditionelle europäische Massagetechniken zum Beispiel, die der TCMMassage sehr ähnlich sind. Es wurden in Wahrheit bei uns ähnliche Ideen wie in Asien schon vor Jahrhunderten genauso entdeckt? Ja. Oder ein anderes Beispiel: In China kocht man nach den fünf Wandlungsphasen. In der Küche, die sich auf die TEM beruft, kocht man nach den vier Elementen. Die Kochlogik ist die gleiche. Kann man dann vielleicht auch die christliche Kontemplation mit der östlichen Meditation vergleichen? Zwischen der christlichen Kontemplation und der asiatischen Meditation gibt es tatsächlich Ähnlichkeiten. Allerdings muss man dazu sagen, dass das, was wir als Meditation kennen, selbst in Asien erst im 19. Jahrhundert aufgelegt wurde. Und die heutigen Yoga-Stile haben keine Jahrtausende alte Tradition, sondern wurden im 19. Jahrhundert neu aufgebrezelt. Damals haben sich die Inder gedacht: Wir werden von den Engländern okkupiert und überfremdet, wir müssen unsere alten Traditionen neu aufstellen! Also haben sie ihre Dinge zurechtgefeilt. Das heutige Yoga ist in Wahrheit gerade einmal 250 Jahre alt! 110% BA LA NCE

Das wird bei uns aber etwas anders verkauft ... Ja, das ist dann gleich 3 000 Jahre alt. Und Kulturwissenschafter lächeln dabei natürlich und sagen: Ja, es gab ein altes Yoga, aber keiner weiß, wie das genau ausgesehen hat. Das heutige Yoga wurde von Personen, die wir auch benennen können, neu aufgelegt. Aber das macht auch nichts, das ist total in Ordnung. Traditionen müssen immer wieder neu adaptiert werden, das ist gut so. Yoga ist derzeit besonders in. Gibt es dazu womöglich auch ein westliches Pendant? Tatsächlich gibt es ganz ähnliche Übungen auch in unserer Kultur, als christliches Gegenstück sozusagen. Ich hab’ sogar eine kleine Gruppe gegründet, die das regelmäßig übt, wir haben nur keinen echten Namen dafür. Mittelalterlich würde man dazu „Gebärde“ sagen. Jedenfalls sind da Übungen dabei, die zum Beispiel dem Sonnengruß, den wir aus dem Yoga kennen, sehr ähnlich sind. Reflektieren die Menschen bei uns überhaupt dieses alte, westliche Wissen, das Sie zutage fördern? Ja! Da gibt es derzeit einen großen Paradigmenwechsel. Ich möchte nicht alles mit dem Thema Migrationswelle in Verbindung bringen. Aber die Asylthematik hat uns paradoxerweise dazu verholfen, uns zu fragen: Was sind wir eigentlich? Was ist denn das Europäische? Doch keiner kann diese

Fotos: Katrin Bruder, Archiv

Der Medizinhistoriker hat sich auf Spiritualitätsforschung & Traditionelle Europäische Medizin spezialisiert.


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Fragen so richtig beantworten. Und seit ungefähr fünf Jahren gibt’s plötzlich neben TCM auch TEM, ist auf einmal das Interesse an dem da, was aus unserer Kultur kommt. Provokante Frage: Tut unserem Organismus TEM eher gut und ist für Asiaten eben TCM besser? Ich möchte keinesfalls TEM gegen TCM ausspielen! Ich finde den Wissenstransfer spannend und wichtig. Aber die einheimische Tradition ist eben auf die einheimischen Bedingungen abgestimmt. Bei uns wachsen Bananen und Sojabohnen halt nicht so gut. Die alte Wiener Küche funktioniert jedoch nach TEM-Ideen. Da wird mit unseren Heilkräutern, unseren Früchten gearbeitet, mit unserem Fleisch, unserem Käse, unserem Wein. Diese Produkte gibt es in der TCMKüche gar nicht. Aber wir dürfen und sollen das natürlich weiterentwickeln. Das ist kein Heimatmuseum, das ist mir sehr wichtig. Aber ich mag unseren Wein schon (lacht).

Eine alte Zeichnung aus einer mittelalterlichen Handschrift: Sie zeigt die gleichen Reflexpunkte, die man auch in asiatischen Akupunkturbüchern findet.

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12 ZA HLEN UND FA KTEN

378 Ballberührungen in 60 Sekunden schaffte Michael Ferreri beim Jonglieren mit sieben Bällen im Rahmen eines Weltrekordversuchs im August 2017 in Bern. Der spanische Tempojongleur des Schweizer Zirkus Knie verbesserte seine bisherige Bestmarke um drei Berührungen. Ferreri hält drei weitere Geschwindigkeitsweltrekorde im Jonglieren.

IM JAHR 2007 war der Wiener Meiselmarkt Schauplatz des ersten internationalen Freerunning-Wettbewerbs. Bei der Geburtsstunde des Red Bull Art of Motion waren die 29 besten Traceure und Freerunner am Start. Seit 2012 findet der Event jährlich auf Santorin statt. Die Österreicherin Pamela Forster gewann 2013 den Damenbewerb.

42,2 Kilometer, also eine ganze Marathondistanz, bewältigte im Oktober letzten Jahres der 35-jährige Grazer Stefan Stock mit seinem Mountainbike. Das Vorderrad behielt er dabei allerdings durchgehend in der Luft. Für den 42-km-Wheelie benötigte der Lehrer 2:17 Stunden. Stock hält auch den 100-m-Weltrekord – bei 12,74 Sekunden.

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MRD. DOLLAR

7 500 Kilometer

170 STUNDEN Yoga nonstop absolvierte Kavitha Bharanidaran, eine 31-jährige Mutter aus Chennai, und überflügelte damit die bisherige Bestmarke um 67 Stunden. „Ich wollte eigentlich nur testen, wie geduldig ich bin“, lächelt die neue Weltrekordfrau.

wurden 2017 in den USA durch Yoga umgesetzt. Mit einer jährlichen Steigerungsrate von 7 bis 10 % gehört Yoga zu den zehn am stärksten wachsenden Wirtschaftszweigen. Die Zahl der Yogastudios und -zentren wird auf rund 30 000 geschätzt, die der praktizierenden AmerikanerInnen auf 20 bis 25 Mio., das entspricht ungefähr 10 % der erwachsenen Bevölkerung.

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legte der Südafrikaner Chris Bertish zwischen 6.12.2016 und Goldmedaillen hat Ester Ledecká 9.3.2017 auf dem Weg von Agadir/Ma- (CZE/23) bei den Winterspielen 2018 rokko nach English Harbour/Antigua erobert. Das Besondere: Sie gewann zurück – auf seinem Stand-up Paddle als erste Frau in zwei Sportarten – Board. Für die erste SUPSki alpin (Super-G) und Snowboard Atlantiküberquerung benötigte er (Parallel-RTL). Zuletzt war ein rund zwei Millionen Paddelschläge. solcher Coup 1928 gelungen. 110% BA LA NCE


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14 STORY

Balance im Fluss Wir atmen uns durchs Leben, in verschiedensten Rhythmen. Durch die Verbindung mit Bewegung stärken wir das Bewusstsein darüber. Text: Julia Pollak  Illustrationen: Katjana Lacatena

Der Verlauf des Lungenmeridians nach der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es gibt verschiedene Meridiane im Körper, durch die Lebensenergie oder Qi fließt. 110% BA LA NCE


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Foto: Ernst Kainerstorfer

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ie menschliche Atmung ist einer der wichtigsten Lebensprozesse. Wir können mit ihr zu Höchstleistungen gelangen oder uns in tiefe Entspannung begeben. Rund 20 000mal pro Tag atmen wir Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus, meist unbewusst und automatisch. Mit einfachen Übungen verbessert sich unser Atemfluss und damit unser Wohlbefinden. Wer beginnt, sich etwas näher mit der Atmung auseinanderzusetzen, wird schnell verstehen, dass hinter dem technischen Vorgang eine tiefe Verbindung zu uns selbst liegt, die uns ein Leben lang begleitet und beeinflusst. Sobald wir im Stress sind, Angst haben oder große Freude empfinden, verändert dies nicht nur unser Gemüt, sondern genauso unsere Atmung. Im Extremfall kann eine Emotion so stark werden, dass sie einem die Kehle zuschnürt. Umgekehrt können wir durch gezieltes Atmen ebenfalls unsere Stimmungen verändern. Ein paarmal gut durchatmen hilft oft schon, um den größten Stress einer Notsituation abzubauen. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Während SchauspielerInnen, TänzerInnen, SportlerInnen bzw. alle, die sich mit unserem Körpersystem näher auseinandersetzen, spezielle Atemtechniken kennenlernen, werden sie als wichtige Säule für die Gesundheit oft vernachlässigt. In östlichen Lebensschulen wie Yoga (Indien), Tai-Chi oder Qigong (China) kommt keine Position ohne bewusste Atmung aus. „Das Ziel im Qigong ist, positive Energie aufzunehmen und negative Energie abzugeben, um so die Gesundheit zu verbessern oder einfach zu erhalten. Die Atmung an sich ist bereits ein Beispiel dafür, weil wir frische Luft aufnehmen und verbrauchte (toxische) Luft ausstoßen“, beschreibt der Qigong- und TaiChi-Meister Daniel Lee. Der allwährende Vorgang ist für ihn der essenziellste Teil des Lebens, denn „ohne Essen und Trinken kommen wir eine Zeit lang aus, aber ohne Sauerstoff wären wir schon nach wenigen Minuten tot“, bringt er es auf den Punkt. Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Atmung die direkte Energieaufnahme über die Lunge in unseren Körper. Jedes Organ ist mit Energiemeridianen verbunden. Sie bilden die Kanäle für den Energiefluss. Weiters wird allen inneren Organen auch eine Emotion zugeordnet. „Gefühle sind auch Energie, so wie

STORY

Töne oder Licht. Das Herz zum Beispiel steht in jeder Kultur in Verbindung mit Liebe“, sagt Lee, „das Spektrum der Emotion Liebe reicht aber bis zu Grausamkeit.“ Die Lunge hingegen ist das Organ für Mut und Trauer. Alle Erfahrungen im Leben stehen so in einem Zusammenhang mit dem eigenen Körper und seinen Organen. Die Basis für das tägliche Wohlbefinden aus Sichtweise des Qigong sei Spannungen abzubauen, sowohl im Kopf als auch im Körper. „Einfache Atemübungen können dabei sehr hilfreich sein“, so der Meister. „Der Körper freut sich, sobald wir ihm Aufmerksamkeit schenken. Alleine der Vorgang, Luft in die Lungen strömen zu lassen, kann bereits ein erster Schritt für ein gutes Gefühl sein.“ Wer mit Atemübungen beginnt, kann deren Intensität schrittweise steigern, schon wenige Minuten sind oft genug.

Meister Lee bei der Arbeit. Für die Übungen im TaiChi und Qigong ist Atmen essenziell.

Daniel Lee TA I - C H I - U N D Q I G O N G - M E I S T E R Der gebürtige Kalifornier Daniel Lee praktiziert seit fast 20 Jahren Tai-Chi und Qigong. Kurz nachdem er vor acht Jahren nach Wien kam, begann er zu unterrichten. Die speziellen Übungen stärken den Fluss der Lebensenergie, dem Qi, und sollen Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele erzeugen. Nähere Informationen und Kontakt: www.beingbalance.com 110% BA LA NCE


16 STORY

BAUCH AT MUN G G E SC HÜT T E LT IM ST E HE N : Während des Bauchatmens die Gelenke leicht durchschütteln. Stellen Sie sich hüftbreit aufrecht hin und beginnen Sie, sanft federnd mit den Knien zu wippen. Dabei atmen Sie durch die Nase bis in den Bauch ein und durch den Mund wieder aus. Das Wippen kann in seiner Intensität je nach Geschmack variieren. Wichtig ist dabei, ganz locker zu bleiben und nur durch die federnde Bewegung alle Gelenke (Knie, Hüften, Ellenbogen, Handgelenke und Knöchel) zu lockern, jeden Wirbel sowie den Kopf und den Nacken. So lösen sich Stagnationen oder Stress im Körper. Auch hier reichen zum Beginn wenige Minuten. Sie können die Dauer langsam steigern. 110% BA LA NCE

BAUC HAT MUN G MIT K LO P F E N IM ST E HE N : Langsames Atmen und sanftes Abklopfen des ganzen Körpers. Reihenfolge: Hände, Brustkorb, Bauchraum, Beine, Becken, Rücken beidseitig neben der Wirbelsäule. Achtung: Die Knie und die Wirbelsäule sollen nicht direkt abgeklopft werden! Stellen Sie sich hüftbreit aufrecht hin und atmen Sie durch die Nase in den Bauch ein und wieder aus. Mit lockerem Handgelenk beginnen Sie bei den Armen. Wenn Sie beim Bauchraum angekommen sind (Dick- und Dünndarm), im Uhrzeigersinn spiralförmig weiter klopfen, die Spirale kleiner werden lassen. Nun kommen die Beine dran. Beginnend mit der Innenseite (gehen Sie soweit Sie mögen in die Hocke) bis zu den Knöcheln – auf der Rückseite der Beine wieder zurück nach oben. Nach der Übung kurz entspannt stehen bleiben und der Wirkung im Körper nachspüren.

Illustration: Katjana Lacatena/carolineseidler.com

DI E BAU CH ATMUNG IM S I TZEN O D ER L IEGEN: Bauch mit Luft füllen und langsam ausströmen lassen. Legen oder setzen Sie sich entspannt hin. Die Hände können optional auf dem Bauch oder neben dem Körper liegen. Beginnen Sie, den Atem so langsam wie möglich durch die Nase einströmen zu lassen – und langsam wieder hinaus. Achten Sie auf den Rhythmus und die behutsame Ausdehnung des Bauchraumes rund um den Nabel sowie die Verkleinerung beim Ausatmen. Bleiben Sie so entspannt wie möglich und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz bewusst nur auf diese rhythmische Bewegung des Bauches. Alle anderen Körperteile sollten ganz entspannt liegen bleiben. Selbst Gedanken können weiterziehen wie „Wolken im Wind“. Diese Übung kann immer gemacht werden: noch im Bett nach dem Aufstehen, zwischendurch oder vor dem Schlafengehen. Die Dauer ist variabel, zu Beginn reichen schon wenige Minuten.


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MEINE TRÄNEN SIND WUTTRÄNEN

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Sie steht in der Josefstadt auf der Bühne, bricht mit den „Vorstadtweibern“ TV-Rekorde und ist Mutter von Zwillingen. Für Schauspielerin Martina Ebm hat das Thema Balance also viele Facetten. Deshalb haben wir mit ihr genau darüber geredet. Text: Johannes Stühlinger  Fotos: Jork Weismann  Styling: Ana Iankova

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ie sagt, sie sei unausgeschlafen, wirkt aber fit wie ein Turnschuh. Nur wenige Stunden nach der Premiere von Daniel Glattauers Komödie „Vier Stern Stunden“ an der Josefstadt steht Martina Ebm entspannt und gut gelaunt im Fotostudio am Wiener Rudolfsplatz, um von unserem Fotografen Jork Weismann zumindest bildlich aus der Balance gebracht zu werden. Und um bei einem Kaffee über Gleichgewicht zu sprechen. Also fangen wir heute am besten beim Gestern an.

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Du hattest gestern Premiere! Was ist an deinem neuen Stück so besonders? MARTINA EBM: Ich hab’ zum ersten Mal ein Bühnenstück mit einem Filmregisseur gemacht, mit Michael Kreihsl. Es war unglaublich spannend zu erleben, wie sich die beiden Elemente – Film und Bühne – vereinen lassen. Es war allerdings sehr intensiv und nur schwer mit Kindern und Familienleben zu vereinbaren. Wie gelingt es dir, in so intensiven Zeiten bei dir zu bleiben? Das ist oft sehr schwierig. Um Balance zu finden, braucht man Zeit. Um zu reflektieren, sich mit sich zu beschäftigen. Oft hilft mir aber ein bewusstes Durchatmen. Und wenn ich etwas mehr Zeit habe, dann mache ich Yoga. Damit habe ich etwas gefunden, das mir persönlich sehr hilft. Yoga bedeutet für mich, meine Grenzen kennenzulernen, mir selbst meine Grenzen bewusst zu machen. Und ich war schon immer jemand, der seine Grenzen nicht so gut wahrnehmen konnte.

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Wie äußert sich dieses Nichtwahrnehmen deiner Grenzen? Dass ich einen Schritt zu weit gehe. Oder dass ich Schmerz nicht so empfinde, wie ich es sollte. Dass ich mich ausbrenne und zu wenig auf meine innere Stimme höre. Ist das Überschreiten von Grenzen nicht ein wesentlicher Bestandteil deines Berufs? Ja, aber die Frage ist, ob man das muss. Ich glaube, es ist ein Mythos, dass man Grenzen überschreiten muss, um seine Leistung zu bringen. Oft ist es ganz gut, im gesunden Kontext mit sich umzugehen, um die beste Leistung zu bringen. Im Ausgewogenen, im Zentrierten. Außerdem finde ich, das Extreme zu leben ist einfacher. Da haut man sich eben rein. Auf sich zu achten, in seiner Mitte zu sein, die gesunde Balance zu finden, das ist weit schwieriger. Inzwischen denke ich, dass dieser Weg einem langfristig guttut und auch eher zum Erfolg führt. Aber was bedeutet Erfolg für dich? Ja, das ist die Frage (lacht). Ist es beruflicher, finanzieller? Ist es Erfolg, wenn man ei-

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ne gute Mutter ist? Da hat sich in meinem Leben viel verändert durch meine Kinder. Vor ihnen hätte ich mir nicht vorstellen können, wie anders alles wird. Man ist auf einmal so fremdgesteuert. Es geht nicht mehr um einen selbst, sondern um andere Wesen, die von einem abhängig sind. Um die man alles rundherum baut, auch das eigene Leben. Es verschieben sich die Perspektiven und die Prioritäten. Dennoch ist mir mein Beruf sehr wichtig. Ich hab’ etwas gefunden, mit dem ich mein Leben finanzieren kann, das mir Spaß macht. Und ich möchte darauf genauso wenig verzichten wie auf meine Familie. Aber das ist ja das Schöne: Man muss auf nichts verzichten, wenn sich die Dinge vereinbaren lassen. Kannst du zwischen diesen Welten, oder konkret zwischen einer Rolle und deinem echten Leben, so einfach umschalten? Ich bin zwar immer im Kopf mit meiner Rolle beschäftigt, aber ich glaube nicht, dass ich das mit nach Hause nehme. Es ist eher meine Wut, die ich mitnehme. Wenn Din-

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„Ich bin froh, an etwas glauben zu dürfen. Meinen Kindern möchte ich das aber nicht mitgeben. Sie sollen selbst entscheiden.“

ge nicht funktionieren, die einfach erscheinen, das macht mich wütend. Und wie gehst du mit deiner Wut um? Meine Tränen sind Wuttränen! Wenn ich weine, dann meistens aus Wut. Also hab’ ich in letzter Zeit viele Wuttränen vergossen (lacht). Wenn ich missverstanden werde, das macht mich zum Beispiel wütend. Da habe ich das Gefühl, den Weg zu kennen, aber gegen eine Wand zu rennen. Doch wenn ich dann weinen kann, fühle ich mich befreit, das hilft mir. Und wenn Männer oft so aufbrausend reagieren, denke ich mir: „Wein doch einfach! Das würde dir guttun!“ Konflikte wären viel einfacher zu lösen, wenn sich Männer eingestehen würden, dass sie genauso weinen dürfen wie Frauen. Da hab’ ich letztens etwas gefunden, das wollte ich posten (zeigt auf dem Smartphone ein Meme): Girls masturbate, too. Boys cry, too. Werden diese Klischees denn wirklich noch immer so gelebt? Ich dachte eigentlich: nein. Aber in letzter Zeit habe ich das wieder oft erlebt. Grundsätzlich jedoch verabscheue ich dieses Mann-Frau-Denken, dieses Klischeedenken. Doch es wird eben nach wie vor auch an die jüngere Generation weitergegeben. Ich verweigere es hingegen ganz bewusst, meinen Kindern Märchen vorzulesen, in denen eine Prinzessin auf ihren Prinzen wartet. Damit gibt man seinen Kindern schon unterbewusst etwas mit, das ich nicht weitertragen möchte. Es kann doch genauso ein Prinz auf eine Prinzessin warten. Oder es kann niemand auf irgendwen warten, sondern jeder geht seinen Weg. Wenn wir von dieser Art der Rollenverteilung sprechen, landen wir unweigerlich beim Thema Religion. Wie stehst du dazu? Ich bin vermutlich religiöser, als ich es mir selbst eingestehen möchte. Ich bin katholisch, bin noch nicht ausgetreten, dafür glaube ich zu sehr und genieße das auch. Die Frage ist nur, was daraus gemacht wird. Es kommt gleich das Vorschreiben, an was wer zu glauben hat. Dieses Maßregeln, damit kann ich nicht. Ich bin froh, an etwas glauben zu dürfen. Meinen Kindern aber möchte ich das nicht mitgeben. Sie sollen alles kennenlernen und später selbst entscheiden, ob und woran sie glauben.

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Den anderen sein zu lassen, fällt offensichtlich gerade in dieser Zeit oftmals schwer. Wo ist die Toleranz geblieben? Es ist für mich unverständlich, warum man Menschen nicht einfach so leben lassen kann, wie sie es für richtig empfinden. Dass man immer seine Ideale oder Vorstellungen anderen Menschen überstülpt. Dabei ist es doch umgekehrt: Wenn man andere Menschen, andere Kulturen so akzeptiert, wie sie sind, dann ist das am Ende doch für einen selbst eine Bereicherung. Ich verstehe diese Angst einfach nicht. Ich hab’ jetzt mit unserem türkischen Au-pair-Mädchen, das ein Jahr lang bei uns gewohnt hat, Spannendes erlebt. Sie ist Muslimin, und es war spannend und schön, ihre Welt näher kennenzulernen. Wir sind oft in der Küche gesessen und haben uns über Religion und Spiritualität unterhalten. Unterm Strich bin ich draufgekommen: Sie glaubt am Ende genau an das, woran auch ich glaube: Liebe deine Mitmenschen. Sei gut zu anderen. Sei ein guter Mensch. Wir leben in einer Zeit, die sehr polarisiert. Aber drehen wir den Spieß um: Was gefällt dir an dieser Zeit besonders gut? Mir gefällt, dass ich in einer wahnsinnig bunten, gemischten Atmosphäre leben darf. Mit so vielen Kulturen. Mein Mann hat kurdische Wurzeln, ich empfinde das als Bereicherung meiner selbst. Und natürlich, dass ich schöne Theater- und Filmprojekte realisieren kann. Es ist für mich eine tolle Zeit, mit einer tollen Familie und zwei so tollen


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M A RT I N A EB M B ER U FLI C HES In Wien geboren, wuchs sie in Mondsee auf. Nach der Matura studierte sie Theater-, Filmund Medienwissenschaften. 2011 wurde sie von Paulus Manker sozusagen entdeckt. Heute ist sie auf der Bühne der Josefstadt genauso ein Fixstern wie bei den „Vorstadtweibern“ im TV. PR I VATE S Die 36-Jährige ist mit dem Wiener Regisseur Umut Dag liiert. Gemeinsam haben sie Zwillinge und leben in Wien. Als Hobbys gibt die einstige Judomeisterin Tauchen, Reiten und Geräteturnen an.

Kindern. Wie kann man da unglücklich sein, das frage ich mich oft. Und gleichzeitig geht’s bei dir auch beruflich so richtig ab. Stichwort: Vorstadtweiber. Was hat dieser Erfolg mit dir gemacht? Als die Vorstadtweiber plötzlich so präsent wurden, war es wirklich nicht einfach, damit umzugehen. Ich war es nicht gewohnt, als Martina Ebm im Vordergrund zu stehen und hab’ mich anfangs versteckt. Dieses Interesse an mir hat mich überfordert. Es ist viel einfacher, sich hinter einer Rolle zu verstecken. Wenn ich als Martina Ebm eineinhalb Stunden auf der Bühne stehen müsste – um Gottes Willen! Doch heute gefällt mir die Präsenz in der Öffentlichkeit. Ich habe es angenommen, weil ich gelernt habe, dass es die Menschen gut mit mir meinen. Jetzt müsste ich fragen, wie du dabei die Bodenhaftung behältst. Ich will aber direkt auf den Boden kommen: Wie gut verstehen sich

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Natur und Martina Ebm? Dadurch, dass ich in Wien arbeite, wohne ich hier auch. Aber ich brauche das Grün, die Hügel meiner Heimat am Mondsee. Manchmal wird mir die Stadt zu laut, die gleiche Straße erscheint mir plötzlich zehnmal so laut wie an anderen Tagen. Dann weiß ich, es wird Zeit. Für den Berg. Weil das befreiend ist. Man hat ein Ziel, das ist dieser Gipfel. Und dann ist man oben, hat diesen Glücksmoment, alles erscheint so klein. Wenn man nicht mehr weiter weiß, ist es oft einfach gut, alles aus einer Vogelperspektive zu betrachten. Dabei erscheint alles so nichtig und klein. Besonders bewusst wird mir das, wenn ich auf Reisen bin. An welche Reise denkst du gerade? Das war noch vor den Kindern, da war ich eineinhalb Monate auf einer Yoga-Reise im Süden der Türkei. Ich hab’ mich damals gefragt: Was wartet denn zu Hause wirklich auf mich? Menschen, die dich lieben, die warten auf dich. Und die anderen, die werden jemand anderen finden. Auch beruflich ist dem so. Und am Ende komme ich immer zu dem Punkt: Vertrau einfach auf deinen eigenen Lebensweg! Jetzt werden wir total esoterisch … (lacht). Ist Vertrauen in sein Leben zu haben denn so esoterisch? Weiß ich nicht, aber mir geht’s vor allem darum, in den eigenen Lebensweg Vertrauen zu haben. Es gibt diesen eigenen, und der ist vielleicht anders als man selbst oder andere erwarten. Und da hilft es zu reisen, um ihn zu finden. Und was bringt dich auf deinem Lebensweg aus der Spur? Ungerechtigkeit! Wahnsinnig. Das schupft mich oft aus der Bahn. Dabei fühle ich mich wie ein kleines Kind. Und ich finde, kein Erwachsener sollte von anderen wie ein kleines Kind behandelt werden. Und ich hoffe, ich bringe selbst niemanden in so eine Situation, weil ich das umgekehrt auch nicht mag. Und was würde dich jetzt gut in der Spur halten, worauf freust du dich? Ich will schlafen! Ich freue mich so sehr darauf, einfach nur herrlich zu schlafen (lacht).


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Schöner wird’s nicht Freiheit, Gerechtigkeit, Glück. PolitikerInnen und WissenschafterInnen arbeiten daran. Manchmal auch der Messias. Und im Idealfall eine Miss. Denn bei der Wahl zur Miss Austria kann der Weltfrieden höchstens um die Ecke sein. Wir waren vor Ort. Eine Spurensuche. Text: Alexander Kern

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Konfettiregen für die Miss Austria. 400 Gäste freuten sich in Linz mit – auch ohne Bikinidurchgang.

aria aus Feldkirch zum Beispiel. Vielleicht sollte sie ja die Geschicke dieser Welt bestimmen. Nur für einen Monat. Auf Probe. Könnte der Welt guttun. Sie steht auf der Bühne und sagt: „Irgendwo auf der Welt verhungern die Menschen – und wir leben hier im Überfluss.“ Was sie will, wenn sie gewinnt: etwas bewirken. Charity. Spenden sammeln. Helfen. Auch Viviane aus Wien, Katharina aus Oberrußbach, Sarah aus Vorau und alle andern hier, die auf hohen Hacken und in schönen Roben über den schmalen Catwalk stelzen, um Miss Austria zu werden, möchten Gutes tun. Keine antwortet: „Ich will Lamborghinis, Designerfetzen und einen Luxus-Egotrip, der sich sehen lassen kann.“ Gut so. Denn seit sich die Saaltüren geschlossen haben, verwandelt sich das Design Center Linz in einen Fluchtraum, in der man Zuflucht vor der bösen Welt findet: Alles wird gut, wenn nicht sogar besser. Willkommen bei der Wahl zur Miss Austria. Wir suchen hier den Weltfrieden. Und scheinen bei Daria schon einmal gut aufgehoben. Weltfrieden, hallo? Selbstverständlich. Denn eine Miss, die sich beim Interview auf der Bühne den Weltfrieden wünscht, das gehört zusammen wie Wanne und Fön. Schließlich wissen wir Siebengescheite genau, was wir an ihrer Stelle fordern würden: zwölfstundentag abschaffen! Gleicher Lohn für Männer und Frauen! Mehr Pizza, weniger Rand! Also lachen wir. Und dennoch: Ist er nicht tief in uns verwurzelt, der Wunsch nach einem globalen Ende aller Feindseligkeiten und Kriege? „Weltfrieden? Ha!“, lacht Modeexperte Adi Weiss freudig auf. „Dafür würde ich sogar einen Extrapunkt vergeben.“ Heute Abend wird das natürlich nur als Gag wahrgenommen. Und dennoch: Hinweise auf Brennpunkte der Gesellschaft finden sich auch hier. Adi Weiss etwa ist schwul, und dass er heute Juror ist, stellt für ihn keinen Widerspruch dar. „Mein Blick ist geschärft wie der eines Machos“, sagt er. „Also – warum nicht?“ Und er hat recht. Oder ist dieses Auflösen von Widersprüchen etwa keine weitere Form wahrer Gleichstellung von Geschlecht und Sexualität? Eben. Licht aus, Spot an, los geht’s. Eric Papilaya (in einem SakkoFiebertraum aus goldenen Pailletten, dessen Anblick den Syrien-

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Fotos: Williams Lösch, Picturedesk/Nicolas Asfouri/AFP Fotos

Plötzlich Prinzessin: Manushi Chhillar aus Indien ist Miss World. Das verleiht gewisse Würde.

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„Weltfrieden? Ha! Dafür würde ich sogar einen Extrapunkt vergeben.“

Im Zeichen der Krone: Daniela Zivkov, 21, ist die neue Miss Austria. Ihr nächstes Ziel: Berufsoffizierin werden.

Konflikt auf der Stelle beenden könnte) eröffnet mit „I Can’t Feel My Face When I’m With You“ die Show. Wem das nicht Weltfriede genug ist, könnte einwenden, dass das Lied eigentlich von Drogensucht handelt, aber das muss ja niemand wissen. Wir werten es jedenfalls als optimistischen Ansatz, zumal der Sänger gerade eine Scheidung durchmacht und durch seinen Auftritt beweist: the show must go on. Mindestens ebenso optimistisch, was die Zukunft betrifft, geht es weiter: Ein Mädchen hat die Modeschule belegt. Eine andere eine Damenfußballmannschaft gegründet. Eine dritte singt Jazz. Das Leben ist schön. Selbst ohne Bikinidurchgang, den zwar die Jury sehen darf, die Gäste aber nicht. Die Missen freut’s. In Zeiten der Instagram-Nackedeis hatte er ohnehin nur nostalgischen Wert. Dank #metoo ist es ein Neuanfang. Nimm das, Missen-Belästiger Donald Trump! Dass Body Diversity im Bewerb nicht gefragt ist, ist ein anderes Thema. Bewundert wird die Makellosigkeit. Körper sind hier, höchst freundlich präsentiert, nicht selbstbestimmt. Gesellschaftliche Utopie ist das keine – ein Abbild der Gesellschaft und ihrer Schönheitsideale umso mehr. Und wenn zuletzt Daniela Zivkov aus Oberösterreich gewinnt, verkörpert, wenn man so will, auch sie ein Prinzip: Sie will Berufsoffizierin werden und betreibt Thaiboxen, setzt also auf Frieden durch Stärke. Übrigens will sie nicht in halbseriöse Milieus wie das Fernsehen abrutschen oder Supermodel werden, sondern tatsächlich Berufsoffizierin. Es gibt noch solide Werte in dieser Welt! Das Fazit des Contests blüht einem jedenfalls noch, während die Siegerin im goldenen Konfettiregen ihre Krone entgegennimmt: Geht es nach heute Abend, sollten wir Gleichberechtigung, Durchhaltevermögen und aufopferungsvollem Einsatz für die Schwachen einen bedeutenden Schritt näher gekommen sein. Und weniger würden wir von einer Miss-Wahl auch nicht erwarten, oder? Die Welt braucht eine Miss Austria, weil sie den Glauben an das Gute in der Welt bewahrt. Sie ist der personifizierte Weltfriede. Denn dieser fromme Wunsch kann einem wohl nur auf einer ebenso frommen Veranstaltung erfüllt werden. Mission Austria: accomplished! 110% BA LA NCE

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Work-Life-Effectiveness, hat die unselige W-L-Balance als Vehikel für mehr Selbstbestimmung im Leben abgelöst. Wobei die Arbeit das Match gegen die Freizeit längst verloren hat. Text: Manfred Behr

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ie sind ein Kind der 70er-, 80erJahre? Dann sind Ihnen Situationen dieser Art vermutlich erinnerlich. Sie kommen von der Schule heim, ermattet, bereit, sich dem süßen Vogel Freizeit hinzugeben, da mahnt die Stimme von nebenan: „Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Protestgemurmel, bis ein Ordnungsruf alle Anflüge von Renitenz beendet. „Müßiggang ist aller Laster Anfang!“ Und ein Hauch von Calvin wehte durch das – vermutlich katholische – Elternhaus. Die Jahrzehnte vergingen, und die Lebensmodelle gerieten in Bewegung. „Work hard, party harder“ lautete das Credo der Yuppie-Generation. Die wiederum von einer „Gesellschaft weniger berufsbezogener Werthaltungen“ (vgl. Helmar Krupp) abgelöst wurde. Plötzlich fanden sich im Ranking der wichtigsten Wünsche und Anliegen die „Vereinbarkeit von Familie, Partnerschaft und Beruf“ – gleich hinter „Gesundheit“, aber noch vor „Geld“. Diese Sehnsucht nach einem Gleichgewicht zwischen Beruf und Freizeit bekam ein hübsches Mäntelchen verpasst: Work-Life-Balance. Ein Terminus, den nicht nur Prof. Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeitund Tourismusforschung in Wien, für unpassend hält. „Weil die Arbeit natürlich Bestandteil des Lebens ist. Wenn schon, dann müsste man von einer ‚Work-Leisure-Balance‘ sprechen. Im Grunde aber geht es um das Verhältnis von Fremd- und Selbstbestimmung.“ Denn längst verschwimmen die Grenzen – die beginnende Flexibilisierung der Arbeitszeiten führt im Idealfall zu mehr Selbstbestimmung im Beruf, Freizeitstress andererseits zu Fremdbestimmungsanteilen im Außerberuflichen. „Viele neigen dazu – und die Technologisierung macht’s möglich –, immer mehr Aktivitäten in eine Zeiteinheit zu pressen. Wir kennen das alle: Man nimmt sich ein Theaterabonnement. Zwei Vorstellungen hat man schon verpasst, zur dritten zwingt man sich, schließlich hat man bezahlt dafür. Man hat sich gewissermaßen selbst fremdbestimmt.“ Mit Work-Life-Effectiveness (bzw. WorkLeisure-E.) hat die Erlebnismaximierung in der Freizeit freilich wenig zu tun. Viel mehr ginge es darum, beide Bereiche so zu gestalten, dass sich ein Höchstmaß an Zufriedenheit einstellt. „Ich fordere Mut zur Muße. Sie ist die Voraussetzung jeder Kreativi-

tät“, redet Professor Zellmann einer Weniger-ist-mehr-Attitüde das Wort. Zumal der Anteil der Freizeit über die letzten drei Generationen dramatisch zugenommen hat. „Damals gab es die 78-Stunden-Woche, heute halten wir bei 39. Bei einer gleichzeitig stark gestiegenen Lebenserwartung. Insgesamt hat die heutige Generation 225 000 Stunden mehr Freizeit zur Verfügung als noch vor 100 Jahren. Objektiv betrachtet haben wir also mehr Zeit denn je, das subjektive Empfinden sagt jedoch das genaue Gegenteil aus.“ Zellmanns Studien fördern Bemerkenswertes zutage: Der Mensch von heute verbringt im Laufe seines Lebens 33 % mit Schlafen, 14 % (!) mit Arbeit und Ausbildung, aber 53 % mit Freizeit. In der Phase der Berufstätigkeit sinkt dieser Wert auf gerade mal 43 %. Mit dem Voranschreiten der Digitalisierung der Arbeitswelt werden sich die Werte weiter voneinander entfernen. „Ich halte die Einführung der 30-Stunden-Woche und einen weiteren Rückgang der Erwerbstätigkeit auf zehn Prozent in den nächsten Jahrzehnten für wahrscheinlich. Daran kann man sehen, wie sehr die Politik an der Bedürfnislage der Gesellschaft vorbeiagiert. Denn 90 Prozent der politischen Aufmerksamkeit richten sich auf zehn Prozent der menschlichen Lebenszeit. Dabei betreffen die allermeisten Sorgen, Sehnsüchte und Ängste den außerberuflichen Bereich“, so Zellmann, dessen Studien darauf hindeuten, dass nur mehr ein knappes Viertel der Erwerbstätigen im Beruf das Sinnstiftendste im Leben sieht. „Wenn die Sozialpartner dort und da zwei Prozent mehr Gehalt oder eine Stunde weniger Wochenarbeitszeit herausschlagen, ist das nur für eine Minderheit relevant. Fast jeder würde hingegen auf zehn Prozent Gehalt verzichten, um 20 Prozent mehr Freizeit zu generieren.“ Das neue Arbeitszeitgesetz der Regierung betrachtet Zellmann hingegen mit Skepsis. „Ein richtiger Ansatz, der der Sehnsucht nach Balance und dem aktuellen Lebensgefühl Rechnung trägt. Allerdings bin ich recht skeptisch, dass sich alle Player an das Postulat der Freiwilligkeit halten werden.“ Beim Versuch, tragfähige Zukunftslösungen zu finden, wirken selbst die Weisheiten eines Konfuzius zynisch: „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag mehr in deinem Leben zu arbeiten.“ 110% BA LA NCE

ZUKUNFTS MUS IK Wie sieht die Arbeit von morgen aus? Wie wirkt sich die Digitalisierung aus? Wie organisieren wir in Zukunft unser Zusammenleben? Fragen, auf die Prof. Mag. Peter Zellmann unter www.freizeitforschung.at Antworten liefert. J E DE R FÜR J E DE N „Die Digitalisierung aller Lebenswelten wird zu einer geringeren Wochenarbeitszeit und binnen maximal 30 Jahren zum bedingungslosen Grundeinkommen führen. An der Produktivitätssteigerung müssen alle beteiligt werden. Daraus folgt, dass das Abgabensystem völlig neu gedacht werden muss. Keine Einkommens- und Körperschafts-, nur mehr Konsumsteuern. Daraus folgt, dass wir alle alles finanzieren. Es braucht keine Almosen, z. B. für Arbeitslose mehr.“


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Foto: Caro Strasnik

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Auf der Slackline des Lebens Was tut man, wenn einen das Leben aus der Balance wirft? „Weitergehen“, sagt Personal Coach Anna Demel. Ein inspirierender Austausch über das innere Gleichgewicht und ihre Berufung als Gefährtin auf menschlichen Entwicklungswegen, die im Gehen entstehen. Text: Franz Joseph Spiss

Um die innere Balance zu halten, hält Anna Demel „analoge Dinge in einer digitalen Welt“ für wichtig. 110% BA LA NCE


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alance: Mit wem redet man über dieses Thema? Mit Konrad Paul Liessmann, dem Philosophen? Wäre auch eine Möglichkeit gewesen. Aber drei meiner Bekannten haben mir Anna Demel ans Herz gelegt. Einer hat vor Kurzem ein Seminar bei ihr besucht. Eine lässt sich regelmäßig von ihr coachen und kommt dafür eigens aus Zürich. Die dritte kennt sie aus den überschwänglichen Schilderungen ihres Ehemanns, der Anna Demel kürzlich in einem Managertraining erlebt hat, Innenstadt-Flashmob inklusive. „Sie haben die schönste Coaching-Praxis der Welt, Frau Demel.“ Wir starten bei der Gloriette, Schönbrunns majestätischer Erhebung mit Postkartenblick. „Schönbrunn und ich, das ist eine lange Liebesgeschichte“, verrät sie mir lächelnd. Hier, erzählt sie, habe sie als Dreijährige ihren Schnuller rituell im Kanal versenkt. Ein Wachstumsraum also. Hier, mitten im Weltkulturerbe, arbeitet sie auch mit ihren Coaching-Klienten. Nicht in einem Raum, sondern im Gehen. Jede Veränderung beginne mit dem ersten Schritt. Das gemeinsame Gehen eines Weges, auf dem in jedem Moment neue Erfahrung gemacht, Einsicht gewonnen, Vergangenes gelassener genommen und Zukunft zuversichtlicher gesehen werden kann – die Metapher schlechthin. Auf das Leben, das Menschsein, auch auf ihre Berufung als Weggefährtin auf Zeit. Deshalb Schönbrunn. Deshalb im Gehen. Man hört ihr gerne zu. Diese Frau strahlt einen heiteren, kraftvollen Optimismus aus. Sie spricht mit viel Verve, dieser künstlerisch-kreativen Leichtigkeit. Wir gehen ganz langsam. Es ist der Weg, der uns prägt und der im Gehen entsteht. „Gibt es auch so etwas wie einen Umweg?“, frage ich Anna Demel. „Nein!“, lautet ihre Antwort. „So viel uns in unserem Menschsein

D ER P OC K ETGU ID E F Ü R D EI N INNER ES G L EI C H G E WICHT

auch alle miteinander verbindet, so hat doch jeder von uns seinen einzigartigen, unverwechselbaren Weg. Ihn gilt es zu finden, zu gehen, zu verstehen und vor allem schätzen zu lernen. Mit all seinen Höhen und Tiefen.“ Aber bei den Höhen fällt uns das leichter, oder? „Vordergründig vielleicht. Bei näherer Betrachtung erkennen wir den Wert der Tiefen. Innere Balance, Wohlgefühl entstehen durch wohlwollendes Hinschauen auf beides. Aus der Erkenntnis, dass beides zum Leben, zu unserer Lebendigkeit gehört. Jeder von uns hat sein Packerl an Stärken, Schwächen, an Talenten und Herausforderungen auf seinen Weg mitgekriegt. Sinnlos zu denken, dass es für mich vielleicht ein anderes, ein besseres Packerl geben könnte. Glücklich werden wir, indem wir im Gehen unser Packerl als Geschenk begreifen. Und auspacken. Und den Inhalt mit anderen teilen, die uns auf dem Weg begleiten und begegnen.“ So wie wir gerade, denke ich. Was tut man, wenn einen das Leben auf dem Weg aus der Balance wirft? „Weitergehen“, sagt Anna Demel. Balance sei kein Zustand, sondern ein Prozess ständigen Übens: „Nur über dieses Üben finden wir ins innere Gleichgewicht.“ Wirklich? So einfach soll es gehen? Ein Teil in mir sagt spontan „ Ja!“ zu diesem Kondensat an Lebensbetrachtung. Ein anderer bockt. Mein „Schon, aber…“ verebbt rasch in Anna Demels herausforderndem Lächeln und im nachfolgenden Dialog. Unsere Tochter hat sich zum Geburtstag eine Slackline gewünscht. Auf der übt sie andauernd. ICH: Ja, meine kleine Emma ist auch eine Balancekünstlerin. Am allerliebsten über Steine im Bach. Was macht Emma, wenn sie beim Balancieren kurz aus der Balance kommt oder ausrutscht? Emma lacht. Oder kreischt, wenn sie ins Wasser steigt. Und versucht’s wieder und wieder … Ja. Kinder hadern nicht. Nicht mit dem Stein, nicht mit dem Bach, nicht mit sich selbst. Sie üben immer weiter und haben Freude daran. SIE:

ECHTES L ACHEN Lachen hilft. Wenn es echt ist. Wenn nicht, lieber nicht so tun, als ob. Das entlastet ungemein. S PAS S AM ÜBEN Wie haben wir gehen gelernt? Mit tausendmal hinfallen. Und viel Spaß. Daran ändert sich nichts.

Foto: privat

GUT H I NSCHAUEN Auch wenn’s unangenehm ist: Hinschauen hilft. In aller Ehrlichkeit! S CH R I TTE ZÄHL EN Leben step by step. Mehr geht nicht. Muss auch nicht. Sein Bestmögliches zu tun ist gut genug.

Oper. Eine Balanceübung von Anna Demel für Christian Rovny, früherer Solotänzer des Staatsopernballetts. 110% BA LA NCE


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„Jeder hat seinen eigenen einzigartigen Weg. Ihn gilt es zu finden, zu gehen, zu verstehen und schätzen zu lernen. Mit all seinen Höhen und Tiefen.“

Bühne: Demel war als einzige Europäerin Teil des Ensembles in Michael Jacksons Musical „Sisterella“.

Erster Job: Anna Demel als Choreografin der erfolgreichsten Peter-AlexanderShow. Quote: 2,6 Millionen.

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Fotos: privat

Stille. Wir bleiben stehen und schauen auf Wien. In meinen Gedanken ist Daumenkino. So viele Alltagssituationen laufen im Zeitraffer parallel in mir ab. Wie oft, denke ich mir, hadere ich mit dem Balanceakt des Augenblicks? Diese innere Nörgelei wegen der kleinsten Kleinigkeiten. Und ja, es stimmt: Man kippt sich selbst ständig aus dem inneren Gleichgewicht, wenn die reine Freude am Balancieren fehlt. Warum die Menschen in ihr Coaching und ihre Seminare kämen, frage ich Anna Demel. „Weil sie – oft nur vage, durch ihre Herausforderungen hindurch – intuitiv spüren, dass da immer auch eine fiktive Slackline zu einer guten Lösung gespannt ist. Wir alle haben Situationen im Leben, da fallen uns die Schritte auf unserem Weg nicht so leicht. Da ist die Slackline des Lebens gefühlt nicht einen halben Meter über der weichen Wiese gespannt, sondern hoch über eine Felsschlucht. Da braucht es Ermutigung, Bestärkung, vielleicht eine Hand, die stützt, ein Sicherungsseil, das hält. Vor allem braucht es Zuversicht und Zutrauen. Bis die Angst geht und die Selbstverständlichkeit wiederkommt, die wir irgendwann alle hatten und unterwegs immer wieder mal verlieren.“ Coaching sei die Reduktion auf das Wesentlichste für den nächstfälligen Schritt. Und ihre wichtigste Dienstleistung als Weggefährtin sei demnach …? „Mit liebevollem Blick auf Menschen zu schauen. Immer das Größere im Blick und im Herzen zu haben. Diese Gewissheit, dass jeder die inneren Ressourcen hat, die er braucht, um weiterzugehen. Das Zutrauen. Der Rest ist, was ich in tausenden Stunden an Methoden zusammengetragen, selbst erprobt und als wirkungsvoll kennengelernt habe, wie Menschen sich selbst ein besserer Coach werden können.“ Viktor Frankls Menschenbild habe sie dabei geprägt: Menschen nicht nur als das zu sehen, was sie sind, sondern als das, was sie sein und werden können. Ihr wahres Potenzial, ihre ganze Größe. „Gute Überleitung zu Ihrer Biografie, Anna“, sage ich. Schon drei Karrieren: Tänzerin, Choreografin, Coach. Schon mit Peter Alexander, Udo Jürgens, Hape Kerkeling und anderen Kalibern gearbeitet. Sogar für Michael Jackson, als einzige Europäerin im „Sisterella“-Ensemble. Mit Starmaniacs und Popstars. Drei Life Ball-Eröffnungen inszeniert. Personal Coach und Gefährtin von Künstlern, Managern, Politikern, Athleten an der Weltspitze. UniLehrauftrag für Leadership. Trainerin für Führungskräfte. Seminarreihe für Präsenz und Wirksamkeit. Trainingsprogramme für mentale Kompetenz mit Österreichs erfolgreichstem Olympioniken, Felix Gottwald. „Wie geht sich das alles aus? Wie bleiben Sie in Balance auf der Slackline des Lebens?“, will ich von der gefragten Expertin wissen. Sie lächelt. „Indem ich einen Schritt nach dem anderen mache. Und nicht jedes Mal überrascht bin, wenn ich aus der Balance komme. Und jetzt danke ich Ihnen sehr für das Gespräch, gehe gemütlich zum Meidlinger Tor und hole dort meinen Klienten ab.“ Ich habe komplett die Zeit vergessen. Unser gemeinsamer Weg gabelt sich wieder bei der Gloriette. „Ganz viel Freude beim Balancieren-Üben“, sagt sie noch im Verabschieden. Und noch einmal dieses Lächeln. Ich setze mich auf eine Bank, schaue auf Wien und bin innerlich … froh. Ich atme tief durch. Dann gehe ich auch. Anders, als ich gekommen bin.


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Immer auf Ballhöhe: Wolfram Pirker zeichnet seit 1999 für die Berichterstattung über die österreichische Bundesliga verantwortlich.

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Wer die Champions League ins Wohnzimmer geliefert haben möchte, ist bei Sky an der richtigen Adresse. An jedem Spieltag zeigt Sky ein Topspiel live und exklusiv und alle anderen Partien in der beliebten Konferenz. Keiner weiß besser über die Faszination der preisgekrönten Original Sky Konferenz Bescheid als Wolfram Pirker (48), der seit 1999 für die Übertragungen aus der österreichischen Bundesliga verantwortlich zeichnet. Redaktionsleiter bei Sky – klingt verantwortungsvoll. Welche Aufgabenfelder decken Sie konkret ab? WOL F R A M PIR K E R : Mein Zuständigkeitsgebiet umfasst Sky Sport News HD, unseren Onlineauftritt und das gesamte Live-Programm. Zudem bin ich in die strategische Ausrichtung eingebunden, in den Rechteeinkauf etc. Und: Ich bin das Sprachrohr des Sports in der Managementrunde. Sie gelten als Vater der Live-Konferenz in Österreich. Das Format ist nach wie vor Prunkstück der Sky Fußballcoverage. Was hat sich seit dem Start 2004 verändert?

Auf der Kommandobrücke ist es bedeutend ruhiger geworden. Damals war alles improvisierter – die Monitore standen auf Ikearegalen. Heute ist das System technisch komplett ausgereift. Auch inhaltlich haben sich die Übertragungen enorm weiterentwickelt. Es reicht ja bei Weitem nicht, einfach Einstieg an Einstieg, Spiel an Spiel zu reihen. Jede Sendung schreibt aufgrund der Dramaturgie der Ereignisse ihre eigene Geschichte. Mich reißt die Konferenz auch nach 19 Jahren noch mit. Man ist ständig auf der Reise – und erlebt 90 Minuten Gänsehaut. Emotionen, die für die Champions League erst recht gelten müssten ... Auf alle Fälle. Als Rechteinhaber zeigen wir an jedem der beiden wöchentlichen Spieltage ein Top-Livespiel in voller Länge mit österreichischen Kommentatoren auf Sky Sport Austria HD. Was aber vielleicht noch nicht überall bekannt ist: Bei uns kann man auch alle anderen Spiele live verfolgen – in zwei Konferenzschaltungen täglich. Von den beiden 18.55-Uhr-Spielen sehen unsere Zuschauer mindestens 40, von den sechs 21-Uhr-Partien bis zu 30 Minuten. 110% BA LA NCE

Was macht die Live-Konferenz redaktionell so herausfordernd? Man braucht viel Erfahrung und Gespür. Bleibt man drauf oder schaltet man weg? Wie geht man damit um, wenn drei Tore gleichzeitig fallen? Wie mit einer langwierigen Entscheidungsfindung, nachdem der Video-Schiedsrichter interveniert hat? Die permanente Kommunikation zwischen der Kommandozentrale und allen Schauplätzen muss man sich wie den Betrieb in einem Flughafen-Tower vorstellen. Gleichzeitig wird das Material für die Highlight– sendung unmittelbar danach geschnitten. Welche inhaltlichen Überlegungen stellen Sie bei der Auswahl der Live-Spiele an? Wir sind als Sky Österreich in der Lage, eigene Spiele wählen zu können. Unser Schwerpunkt liegt auf den internationalen Topstars wie Neymar, Messi, Salah und auf den Topklubs aus England, Spanien und Italien. Wenn also Cristiano Ronaldo mit Juve auf seinen Ex-Klub Manchester United trifft, sind wir dabei. In der Konferenzschaltung hingegen liegt der Fokus auf den deutschen Klubs.


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Good Stoff Baumwolle, Seide, Viskose & Co. sind so passé. In ein paar Jahren geht’s um Fischleder, Textilien aus alter Milch und Kleidung aus Algen. Das sind nämlich die Stoffe, aus denen die Zukunft gemacht ist. Text: Christiana Ogunfojuri

FISCHLEDER

BAMBUS

Wir versprechen Ihnen, dass Fischleder nicht so unangenehm riecht, wie es klingt. Um ganz genau zu sein ist es geruchlos, aber dafür genauso elastisch, robust und edel wie „herkömmliches“ Leder. Das wussten schon die Nanai, ein russisches Urvolk, das sich seit jeher gerne in Fischleder gehüllt hat. Clutch „Stakkfell“ aus Lachsleder von Rothöll um € 430

Nein, wir haben uns nicht vertippt. Es gibt tatsächlich so etwas wie Bambusviskose. Ein Textil, das atmungsaktiv sowie antibakteriell ist und sich sehr angenehm auf der Haut anfühlt. In einem aufwendigen Prozess wird aus Bambus ein Zellulosebrei gefertigt, aus dem Fäden gewonnen werden. Ähnlich wie bei klassischer Viskose. Poloshirt aus 95 % Bambusviskose von Firstwear. Preis auf Anfrage

PR O + Speisefische wie Aale, Rochen, Karpfen und Lachse werden meist zur Gewinnung von „Leder“ genutzt, ohne extra gezüchtet oder gefangen zu werden und ersetzen so exotische Reptilien, die vom Aussterben bedroht sind.

CONTRA Wir möchten wirklich keine Spielverderber sein, aber auch die Fische, die wir verspeisen, sind Lebewesen und sollten eigentlich nicht für modische Zwecke genutzt werden.

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PRO + Unter den 1 200 Sorten gibt es auf dieser Erde Bambus, der bis zu einem Meter am Tag wächst und letztendlich bis zu 40 Meter hoch wird. Das macht die Ausrottung des Materials somit quasi unmöglich.

C O N T RA Es wird einiges an giftigen Chemikalien bei der Entstehung von Bambusviskose benötigt. Das macht das Textil deshalb nur bedingt umweltfreundlich.


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PIÑATEX ANANASLEDER PRO + Nachhaltiger als Piñatex geht es kaum. Das vegane Textil wird aus Ananasblättern hergestellt, die auf den Plantagen sonst auf dem Müll landen. So bieten die Blätter einen weiteren Nutzen, ersetzen echtes Leder – und kein Lebewesen kommt dabei zu Schaden.

Fotos: Hersteller (3), istock (3), J. Maentz (1), Jannes Frubel (1)

Sollte der Name Sie ein bisschen an Piña Colada erinnern, ist das gar nicht so weit hergeholt. Denn Piñatex ist Ananasleder, aus dem nicht nur Schuhe und Taschen, sondern auch schicke Kleidung und Möbel angefertigt werden können. Metallic-Mantel aus Piñatex von Laura Strambi um € 1 200

PRO + Anstatt extra Milch zu produzieren, arbeitet QMilk mit Produkten, die nicht mehr für den Verbrauch geeignet sind und normalerweise entsorgt werden. Es werden also Rohstoffe benutzt, die ohnehin angefallen wären.

C O N T RA Im Grunde gibt es nichts Negatives über Piñatex zu sagen, wäre da nicht die Sache mit dem Transport, da Ananas leider nicht in unseren Breitengraden wachsen und eine weite Strecke bis zu uns reisen.

MILCH Was wäre, wenn wir Ihnen sagen, dass Sie in Zukunft Milch als Kleidungsstück tragen könnten? Auch das ist kein schlechter Witz. Das deutsche Unternehmen QMilk hat es geschafft, aus ranziger Milch ein Garn zu produzieren, aus dem man tragbare, atmungsaktive, antibakterielle und temperaturregulierende Kleidung machen kann. Mehr Infos auf www.qmilkfiber.eu

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C O N T RA Das Problem mit QMilk-Produkten liegt grundsätzlich nicht bei der Produktion oder der Faser selbst, sondern bei der Tatsache, dass es eine Überproduktion an Milch gibt und es sich hierbei um ein tierisches Produkt handelt – auch wenn wir das gerne mal vergessen.


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PR O + Der Erderwärmung ist es zu danken, dass die Algenpopulation Höchststände erreicht hat. Viele Wasserlebewesen gehen deswegen zugrunde. Dieser Überschuss an Algen kann für die Produktion von sogenanntem Seacell genutzt werden, das übrigens feuerfest und trotzdem sehr weich ist.

ALGEN

Neben dem Regenwald gelten Algen als zweite grüne Lunge der Erde. Sie wandeln CO2 in Sauerstoff um und sind mittlerweile auch wertvoll für die Textilwirtschaft. Denn auch aus Algen kann Kleidung hergestellt werden. Die ist nicht nur antibakteriell und atmungsaktiv, sondern soll auch die Haut vor dem Altern schützen. T-Shirt aus 97 % Seacell von Palgero um € 60

CO NTR A Die Produktionskosten für Algentextilien sind verhältnismäßig hoch, da die Algen erst gemahlen werden müssen, bevor sie als Lösung oder Pulver in Kombination mit anderen Fasern verarbeitet werden können.

Dass wir Menschen viel zu viel Plastikmüll produzieren, ist leider nicht neu. Umso besser, dass es da draußen Designer gibt, die aus dem Mist, der sich in Fischernetzen verfängt, Mode macht. Hochwertige Fashion, die cool aussieht und Mutter Natur etwas Gutes tut. Wasserabweisender Rucksack aus recyceltem Fischernetz von Ecoalf um € 120

PRO + Jedes Stück Plastik, das aus dem Ozean gefischt und sinnvoll wiederverarbeitet wird, ist ein kleiner Erfolg. Labels wie Ecoalf tragen einen besonders wichtigen Beitrag dazu bei und bereichern die Fashionindustrie um schöne Teile, die „regulärer“ Mode um nichts nachstehen.

C O N T RA Nicht überall, wo Plastikmüll drauf steht, ist auch Müll drin. Leider wird das Thema Upcycling immer öfter zum Marketing-Gag.

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Fotos: istock (4), Hersteller (4)

PLASTIKSCHROTT


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KORK Und wenn wir schon beim Holz sind, reden wir doch gleich über Kork. Der kann nämlich mehr als Weinflaschen zu verschließen und als Untersetzer zu fungieren. Kork ist eigentlich ziemlich stylisch und nachhaltig on top. Goldfarbene Schnürer aus Kork von Lutz um € 75

HOLZ Zugegebenermaßen ist Holz nur das Ursprungsmaterial, aus dem Lyocell gemacht wird. Eukalyptusholz aus Asien und Afrika, wenn wir es genau nehmen möchten. Ganz ohne giftige Lösemittel und mit geringem Wasserverbrauch entsteht ein seidenweicher Stoff, der sogar reißfest ist. Kleid aus Lyocell von Armedangels um € 99,90

PR O + Während die Produktion von Baumwolle Unmengen an Wasser verbraucht, hält sich das bei Lyocell im Rahmen. Zudem ist das Material biologisch abbaubar, pflegeleicht und hervorragend für Allergiker geeignet.

PRO + Das Material wird aus der nachwachsenden Rinde der Korkeiche gewonnen. Die Eiche bindet mehr CO2, die Umwelt wird geschützt und die Modeindustrie mit einem Stoff, der robust, hitzeresistent und isolierend ist, versorgt.

CONT RA Was soll man denn Schlechtes über einen Stoff schreiben, der ohne chemische Pestizide auskommt, kompostierbar ist und dabei gut aussieht?!

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C O N T RA Bis man so eine Eiche ernten kann, dauert es circa 40 Jahre. Umso besser, dass Portugal, übrigens der größte Exporteur von Kork, schon vor Jahrhunderten vorgearbeitet hat.


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Waage im Kopf

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en Gepard mit einem Ferrari vergleichen? Das wäre eine Beleidigung für die schnellste Raubkatze des Planeten! In drei Sekunden von null auf hundert – das schafft kein roter Flitzer. Besonders erstaunlich dabei ist, dass der elegante Vierbeiner selbst bei Höchstgeschwindigkeit nicht aus der Kurve fliegt. Kein Wunder also, dass die Wissenschaft versucht, dem Geheimnis dieses Bio-Boliden auf die Schliche zu kommen. Nun ist dabei ein Durchbruch gelungen: Ein Team des „American Museum of Natural History in New York“ hat per hochauflösender Computertomographie Gepardenschädel – und vor allem das Innenohr mit dem Gleichgewichtsorgan – untersucht. Die ForscherInnen ermittelten, dass dieses Organ, in der Fachsprache Vestibularapparat genannt, beim Gepard rund 40 Prozent des kompletten Innenohrs ausmacht. „Außerdem hat er bei den Geparden eine besondere Struktur“, betont Studienleiterin Camille Grohé. Für die Evolutionsbiologin steht daher fest: Der Gepard bleibt bei seinen Zickzackrennen nur deshalb in der Spur, weil er das größte Gleichgewichtsorgan aller Katzen hat. Wäre das nicht der Fall, könnte der Gepard zwar schnell laufen, doch er würde bei seinen Manövern in freier Wildbahn das gleiche Schicksal erleiden wie brummende Vierradler auf Asphalt: aus der Kurve fliegen nämlich.

Der Gepard ist das Rennpferd unter den Raubtieren. Warum er jedoch selbst bei 100 km/h nicht aus der Kurve fliegt, war bis vor Kurzem ein Rätsel. Nun aber wissen wir: Die Katze hat was an den Ohren! Text: Johannes Stühlinger

DER G EPARD

SE IN FA HRZ IE L Meist sind es kleine Antilopen, die von dem Bio-Boliden angepeilt werden. Und das mit sehr guten Ergebnissen: Der Gepard ist bei 50 % seiner Jagden erfolgreich!

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Foto: Istock/Andrey Gudkov

SE IN FA HRW E RK Der Gepard bringt Spitzengeschwindigkeiten von 110 km/h auf den Boden. Das gelingt ihm wegen seiner flexiblen Wirbelsäule, einer vergrößerten Lunge, starken Krallen und speziellem Muskelgewebe in den Beinen.


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Startklar für eine Karriere bei der Polizei?

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ewirb dich jetzt und lege bei der Polizei eine Karriere auf der Überholspur hin! Als Polizistin oder Polizist behältst du den Überblick in Extremsituationen und bist immer im Einsatz für die Sicherheit in Österreich. Bei der Polizei gibt es vie Entwicklungsmöglichkeiten – wie das Bachelorstudium „Polizeiliche Führung“ oder das Masterstudium „Strategisches Sicherheitsmanagement“. Du kannst dich aber auch auf ein Fachgebiet spezialisieren, wie den Kriminaloder Verkehrsdienst, oder dich später für das Einsatzkommando Cobra, die Alpinpolizei oder die Flugpolizei bewerben. Welche Grundvoraussetzungen braucht man für die Aufnahme in den Exekutivdienst? Österreichische Staatsbürgerschaft, volle Handlungsfähigkeit und Unbescholtenheit, Mindestalter von 18 Jahren, Besitz des B-Führerscheins. Welche Aufgaben gibt es? Polizistinnen und Polizisten sind Ansprechpartner, Konfliktmanager und Ratgeber

für Bürgerinnen und Bürger. Sie gestalten Sicherheit rund um die Uhr. Sie schlichten Streit und bieten Schutz vor Gewalt in der Familie, suchen nach abgängigen Menschen oder überwachen Sportveranstaltungen und wirken bei der Vollziehung von Bundes- und Landesgesetzen wie dem Vereinsund Versammlungswesen, Waffengesetz, Glückspielgesetz oder Jugendschutz mit. Sie unterstützen aber auch Gerichte, Staatsanwaltschaften und Verwaltungsbehörden. Was stellt das Fundament der Polizeiarbeit dar? Bei allem, was sie tun, sind Polizistinnen und Polizisten Garanten der Menschenrechte. Sie schaffen für alle Menschen das größtmögliche Vertrauen in ihre Freiheit und Sicherheit. Die Menschenrechte bestimmen ihr Handeln und den Umgang miteinander innerhalb der Polizei auf allen Ebenen. Wie lange dauert die Ausbildung? Die Grundausbildung für den Polizeidienst ist umfangreich und dauert 24 Monate (17 Monate theoretische Fachausbildung, sieben Monate praktische Einführung in den Dienstbetrieb in einer Polizeiinspektion). 110% F REIHEIT

Haben wir auch dein Interesse geweckt?

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GEMEINSAM STARK Mit sportlicher UnterstĂźtzung des Hervis Sports Club.

Vom Tier verstanden Ein Spaziergang zu Pferd durch den Wald, dann kommt eine Lichtung. Die Pferde grasen, die Reiterinnen rollen ihre Matten aus und beginnen eine Yogaeinheit. Eingebettet in die Natur erholen sich Tiere wie Menschen. Eine besonders achtsame Art, Yoga zu erleben. Text: Julia Pollak  Fotos: Marko Mestrovic

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„20 Minuten Yoga haben mir mehr gegeben als jeder Sport. Es war mir sofort klar, dass ich das vertiefen will.“

oga in der freien Natur zu praktizieren, erzeugt auf natürliche Weise ein harmonisches Bild. Wenn dazu noch Pferde kommen, liegt sofort ein Hauch von wilder Romantik in der Luft. Die indische Lebensschule scheint mit vielen Übungsmöglichkeiten kompatibel zu sein, Trends wie Yoga auf dem Surfbrett oder Bikram (Hot Yoga) erleben großen Zulauf. Wer beginnt, sich in die Materie zu vertiefen, bemerkt schnell, wie breit das Spektrum an Vielfalt ist. Die junge Villacherin Beate Egger verfolgt genau diesen Weg und entdeckt als YogaLehrerin laufend neue Formen und Möglichkeiten. Sie unterrichtet nicht nur in ihrem eigenen Studio, sondern auch im Freien an den zahlreichen Seeufern der Umgebung, in Büros oder nun auch in Verbindung mit Pferden.

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DEN GANZEN TAG DRAUSSEN Als die Pferdetrainerin Natascha Leiler eines Tages in eine von Beates Yoga-Klassen kam, erkannten die beiden Frauen schnell ihre gemeinsame Leidenschaft für das Reiten. Diesen Sommer begannen sie, Nachmittage mit Yoga und Pferden zu gestalten. Dabei handelt es sich aber nicht um Akrobatik auf dem Pferderücken, wie man das vom Voltigieren kennt. Bei einem Gruppenausritt wird an einer Lichtung Halt gemacht, die Pferde rasten und die Yoginis vertiefen ihre Asanas (einzelne Yoga-Stellungen), umgeben von einer malerischen Umgebung. Die positiv aufgeladene Energie multipliziert sich zwischen Reiterinnen und den Pferden, die bekanntlich sehr sensibel sind. „Es scheint, als ob die Übungen vom Tier verstanden werden“, beschreibt Egger. „Wenn wir danach weiterreiten, überträgt sich die entstandene Kraft und Balance direkt auf die Tiere.“ Sie ist fasziniert von dieser Symbiose und nutzt auch privat jede Gelegenheit, um die Arbeit mit dem Pferd zu vertiefen; dann darf es auch akrobatisch werden. „Wenn ich mich so ruhig bewege, dass das Pferd steht, vertraut es mir und tänzelt nicht mehr.“ In diesen Momenten kann sie behutsam einzelne Yoga-Übungen auf dem Rücken des Tieres ausprobieren, zum Beispiel die Position Kobra. „Dabei liege ich mit dem Bauch auf dem Pferderücken und strecke meinen Oberkörper Richtung Himmel“, erklärt Beate Egger. Übungen direkt auf dem Pferd zu machen, sei für sie aber

„Wenn wir nach dem Yoga weiterreiten, überträgt sich die Ruhe direkt auf die Tiere.“

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bislang ein Experiment, nur in gewissen Momenten möglich und nicht mit jedem Tier. Dabei gehe es ihr vielmehr um das Ausprobieren und darum, den Tag im Freien zu verbringen als darum, Asanas technisch zu perfektionieren. Die Begeisterung für die gemeinsamen Yoga-Ausritte ist über den Sommer bereits auf zahlreiche andere Reiterinnen übergegangen. Natascha und Beate werden ihre Pferde-Yoga-Gruppe im kommenden Jahr fortsetzen.

Erste Erfahrungen mit Yoga für spezielle Zielgruppen sammelte Egger, als sie begann, für die MitarbeiterInnen der Firma Infineon ein Businesskonzept zu entwickeln. Zweimal die Woche können sie mit ihr während der Mittagspause 30 Minuten Yoga üben und in dieser Zeit „richtig von der Arbeit abschalten“. Die Firmenleitung unterstützt die Angestellten, sodass diese halbe Stunde nicht von der Arbeitszeit abgezogen wird. „Eine Mitarbeiterin meinte unlängst, dass sie es sich ohne Yoga gar nicht mehr vorstellen könne“, so Egger über die positive Resonanz. Das Wichtigste sei dabei, dass die TeilnehmerInnen ihre Arbeit für den Zeitraum vergessen können; einmal nicht über die Firma reden, um dann mit neuer Energie den Tag fortzusetzen. „Es gibt weniger Krankenstände, und sogar der Tinnitus eines Mitarbeiters ist verschwunden“, wächst die Liste an positiven Erfahrungen stetig weiter.

YOGA IST, WAS ICH GERADE MACHE Bevor Beate mit Yoga begann, war sie begeisterte Sportlerin: „In meinen Triathlonzeiten hat Bewegung immer in Verbindung mit Leistung stattgefunden“, sagt sie, „bei jeder Skitour war das Maß die Zeit.“ Doch jahrelanges Training für Spitzenleistungen habe ihren Körper mitgenommen. „Ich bekam starke Knieschmerzen, und irgendwann konnte ich nicht mehr laufen gehen“, erzählt sie. Ein Arzt riet ihr daraufhin, eventuell einmal Yoga auszuprobieren. „Da ich neugierig war, hab’ ich mir im Internet ein paar Videos angeschaut und mitgemacht. Schon die ersten 20 Minuten Yoga haben mir mehr gegeben als jeder Sport.“ Heute fragt sie sich nicht mehr, wie lange sie für eine Tour gebraucht hat. „Das ist mir mittlerweile völlig egal.“ Durch Yoga hat sich ihre Einstellung zu den Dingen ver-

BE ATE E G G E R

Die frühere Triathletin betreibt seit Anfang 2015 ihr eigenes Yoga-Studio in Villach. Ihre Liebe für Pferde hat sie auch in ihre Arbeit integriert.

Kraft und Sensibilität, auf dem Pferd wie auf der Yoga-Matte.

W ERD TEIL DER C OMMUNITY SET Z DIC H IN B E W E G UN G Sport ist die Freiheit zu tun, was einem guttut. In großen oder kleinen Umfängen, mit hoher oder niedriger Intensität. Allein oder – noch viel besser – in Gesellschaft. Auf getmovin.at findest du deinen perfekten Buddy. TRA IN IE RE N MIT B E AT E Kostenlose Schnupperstunden immer Montag und Mittwoch ab 17 Uhr. Infos dazu unter: W W W. G E T MOV IN . AT

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RICHTIG ABSCHALTEN

ändert, die Qualität der Zeit bekam mehr Gewicht. „Yoga ist kein Sport, es ist, was ich gerade mache, ohne jede Anstrengung“, erklärt Egger. Dadurch schafft sie Platz für innere Gelassenheit. „Natürlich brauche ich Übung und werde einen Spagat nicht von heute auf morgen machen können“, schränkt Beate Egger ein, doch mit Geduld sei der Zugang zur körperlichen Betätigung ein viel größeres Erlebnis. Ihre Erfahrung wird durch den Zustrom an SchülerInnen bestätigt. Auch immer mehr SportlerInnen kommen in ihre Klassen, von Triathleten bis zu Eishockeyspielern. Yoga als Ausgleich entfaltet im Raum Villach seine Wirkung. „Die Leute werden offener, sind weniger skeptisch“, freut sie sich, „mein Studio blüht und wächst.“ Über den Winter will Beate Egger wieder neue Möglichkeiten ausloten, denn nicht nur das Yoga-mit-PferdenAngebot soll erweitert werden: Sie eröffnet Anfang 2019 auch ihr neues Yoga-Zentrum.


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Akrobat, schööön! Artistin werden um jeden Preis – auch wenn der Vater dagegen ist: Lili Paul ist die Tochter von Circus Roncalli-Chef Bernhard Paul. Für ihr Ziel benötigte sie eiserne Disziplin. Sie sagt: „Die Manege kann süchtig machen.“ Text: Alexander Kern

Schön biegsam: Eine Kontorsionskünstlerin wie Lili Paul wird im Volksmund Schlangenfrau genannt. 110% BA LA NCE

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m liebsten würde ich dich heiraten!“ Der Mann ist hin und weg. Dabei hat er in der Show-Welt so gut wie alles gesehen: Roy Horn, das ist der Illusionist, der bis zu einem schrecklichen Unfall als Teil des Duos Siegfried & Roy mit weißen Tigern auf der Bühne herumtollte. Superstars in Las Vegas. 25 Millionen Zuschauer haben ihre Auftritte gesehen. Dann sah Roy Lili Paul auftreten. In Bremen, bei einem Besuch in der alten Heimat. Und war begeistert. Er schickt Lili Rosen. Und lädt sie nach Las Vegas ein. Für die größte ShowErscheinung, die er in den vergangenen Jahren gesehen habe, hält er sie, sagt Roy ihr, während sie über sein und Siegfrieds Dschungelparadies am Stadtrand spazieren, mit Villen, Kirchen, Tierpark, freilaufenden Pferden und Alpakas. Der Abschied ist herzlich. Roy schenkt ihr zwei Armreifen und eine Halskette – den Schmuck seiner Mutter. Es ist einer dieser Momente, in denen Lili Paul weiß: Ihr hartes Training macht sich bezahlt. 20 Jahre ist sie alt und die Tochter des österreichischen Circus RoncalliDirektors Bernhard Paul, der ihn 1976 gründete. Hier trat sie lange auf, seit Kurzem gastiert sie im Apollo Varieté. Doch begonnen hat alles mit Karola. Als Lili sie mit sechs Jahren in der Manege sieht, ist sie fasziniert. Von dieser Kontorsionistin, im Volksmund Schlangenfrau, die ihren Körper verbiegt, wie Lili es nie für möglich gehalten hätte. Zu Hause versucht sie, sich genauso zu verbiegen. Und hat von da an nur ein Ziel. Ihre Eltern raten ihr ab. „Doch ich war nicht abzubringen“, erzählt Lili Paul. Sie beginnt mit Rhythmischer Gymnastik. Zweieinhalb Stunden täglich trainiert sie, später vier Stunden. Sechsmal die Woche. „Ich wollte am liebsten nie in die Schule, sondern nur zum Sport“, sagt sie. „Mein Ziel war von Anfang an: die Manege. Andere Mädchenträume hatte ich nie. Prinzessinnen fand ich immer total blöd.“ Weil sie mit 13 zu jung für eine Kontorsionistin ist, studiert sie mit ihrer Schwester Vivi und ihrem Bruder Adrian heimlich eine akrobatische Rollschuhnummer ein. Nachts schleichen sie sich ins Zirkuszelt. „Wahrscheinlich wunderte sich unser Vater schon über dieses nächtliche Geräusch, dieses Rrrr-rrr“, lacht sie. Am Tag der offenen Tür zeigen sie ihm ihr Kunststück, für

Fotos: JK-Design, Christoph Fehringer

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das sie eineinhalb Jahre trainiert haben. Bernhard Paul freut sich. „Ich hoffe, dass er stolz ist“, so Lili. Ihr Umfeld weiß: Er ist es. Auch wenn er lange Angst um sein Nesthäkchen hat. Für ihre Mama dagegen ist es normal, dass die Tochter Akrobatin wird. Sie kommt aus einer Zirkusfamilie – Tochter Lili ist die achte Generation. „Wenn man in der Manege steht, blendet man alles andere aus“, erzählt Lili Paul. „Es zählt nur dieser Moment. Das kann süchtig machen.“ Doch dafür braucht es eiserne Disziplin. Morgens ins Fitnessstudio, nach dem Frühstück zwei Stunden akrobatisches Training, nach der Mittagspause die Nachmittagsvorstellung, Pause, dann die Abendaufführung. Früher hat ihr eine Privatlehrerin, die mitreiste, zusätzlich Unterricht gegeben. Freizeit bleibt kaum. Discos reizen sie zum Glück nicht. Zehn Monate im Jahr ist Lili Paul auf Reisen. „Nach zwei Monaten Pause scharre ich schon in den Löchern“, schmunzelt sie. Körperliche Schmerzen blieben bisher immerhin noch aus. Wenn’s hart kommt, wird der Physiotherapeut von Helene Fischer eingeflogen. Doch sie weiß auch: „Mit Anfang 30 ist wahrscheinlich Schluss.“ Bis dahin dauert es noch. Und weil sie ehrgeizig ist, kommt Lili Paul 2019 auch ins Fernsehen. Zurzeit dreht sie mit einem deutschen Sender an einer Serie – Details streng geheim. Bleibt zeitnah nur ein Wunsch: die Matura zu bestehen. Beim ersten Antreten ist sie nämlich durchgefallen. In Deutsch – die Interpretation eines Literaturklassikers wollte verflixt nochmal nicht gelingen. „Das erste Ziel in meinem Leben, das ich nicht erreicht habe“, sagt sie. Dann lacht sie. Sie weiß, das wird sie auch noch schaffen. Und Siegfried & Roy werden auch dazu gratulieren.

Zirkusleben: zehn Monate im Jahr unterwegs, gewohnt wird auf 15 m2.

Blick in die Zukunft: Lili soll den Circus einmal führen – mit ihren Geschwistern Vivi und Adrian. 110% BA LA NCE


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Vielseitig ver wendbar Das Leben ist ein Unsicherheitsfaktor. Niemand weiß das besser als Extremsportler, Wissenschafter und Thrillerautor Reinhard Kleindl, der u. a. auf der Slackline über die Victoriafälle balancierte. Sein Rat an alle Verängstigten: „Akzeptiert die Möglichkeit des Scheiterns!“ Text: Manfred Behr

Bei der Slackline-Erstbegehung zwischen den Drei Zinnen balancierte Reinhard Kleindl 500 Meter über Grund.

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Foto: Reinhard Fichtinger

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in Physiker mit einem Faible für Grundlagenforschung; ein Autor, der Krimis, Thriller und Science-Fiction-Bücher verfasst; ein Slackliner, der auf seinem 2,5 Zentimeter breiten Band schon mal gern Schluchten 500 Meter über dem Erdboden überquert; ein Taucher, der mit einer Nasenklammer als einzigem Hilfsmittel seine Grenzen auszuloten gedenkt. Klingt nach vier Menschen, die ihre Berufung gefunden haben. Die ziemlich beschäftigt sein müssten, um in ihrem Metier federführend zu sein. Reinhard Kleindl ist Physiker, Autor, Slackliner und Taucher in Personalunion. Ohne auf Hyperaktivität diagnostiziert zu sein und ohne Abstriche beim Qualitätsmanagement zu machen. Wie das geht? „Ich habe den Lebensstil entwickelt, der für mich am besten passt. Das Schreiben ist mein Brotberuf, den Rest brauche ich, weil ich auch gern mal gefordert werde. Und weil ich wissen will, wie viel Druck ich mir auferlegen kann, dass es gerade noch okay ist.“ Ein echter Balanceakt. Vor allem in den letzten Jahren, in denen eine Reihe seiner Erstbegehungen auf der Highline (Slackline in großen Höhen) für Aufsehen sorgten. Nicht, dass der 38-Jährige auf der Long- und Trickline nichts zu bieten gehabt hätte: Kleindl war hierzulande einer der Pioniere, die über 100 Meter geslackt sind (seine Bestmarke liegt bei 305 Metern, Anm.) und auf dem schmalen Kunstfaserband einen Backflip standen. „Vor 2006 war ich ein extremer Kopfmensch, wollte ein großer Physiker werden, hatte meinen Schwerpunkt auf die Forschungen über die kleinsten Bausteine der Materie gelegt, konnte auch wissenschaftliche Publikationen vorweisen. Doch dann kam ich mit Sportklettern in Kontakt und in weiterer Folge mit Slacklinen. Am Anfang ging es mir wie vielen anderen: Die Erwartungshaltung ist größer als bei vielen anderen Sportarten. Genauso wie die Unzufriedenheit, wenn es nicht gleich funktioniert.“ Das Slacklinen, am ehesten erklärbar mit Seiltanzen 2.0, hat seinen Siegeszug Ende der 1970er-Jahre im kalifornischen Yosemite-Nationalpark angetreten, brauchte aber fast drei Jahrzehnte, um auch in Europa Fuß zu fassen. „Meine Heimatstadt Graz war einer der Hotspots, und ich sah die Chance, Neuland zu betreten und

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D IE S P IELARTEN DES S LAC KLINENS LOW-/ FUN LIN E Auf Kniehöhe gespannt, anfängerfreundlich, kaum Verletzungsrisiko. T RIC K-/ J UMPLIN E Man nehme: ein extrem fest gespanntes Band mit dynamischen Eigenschaften. Ziel: Salti, Bounces. LO N G LIN E Ab 50 m Länge; Herausforderung: Schwingungen durch Wind oder Unruhe des Slackliners; der Weltrekord liegt bei 1,5 km. HIG HLIN E Lines in bis zu 1 km Höhe; Voraussetzung: extrem gute Sicherung. RO DE O LIN E Stark durchhängend; unter Belastung zieht es die Füße zur Seite.

Der fiktive Ort „Stein“ stand Pate für Kleindls viertes Buch, seinen ersten Thriller.

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dieses Phänomen mitzuentwickeln.“ Ist wohl gelungen. Beides. Kleindl balancierte als Erster über die Mur und übers frühere Schwarzenegger-Stadion, zwischen den Gebäudeteilen des Tower 185 in Frankfurt (damals, 2013, die höchste urbane Highline der Welt) und allen Drei Zinnen in den Südtiroler Dolomiten. Eine andere Erstbegehung war für die Ewigkeit, die 2014 am Donkey Ears Peak, einem Vorgipfel des Mt. Kinabalu, der höchsten Erhebung Borneos (4 095 m). Schon mal deswegen, weil das zweite Eselsohr, eine fragile Steinnadel, ein Jahr später von einem Erdbeben plattgemacht wurde. Kleindl: „Von der Ästhetik war der Spot einmalig, der Ausblick reichte bis zum Meer. Aber jeder Tag der Vorbereitung war wegen der täglichen Tropengewitter ein Wettlauf mit der Zeit. Die elektrische Aufladung der Luft war bei jeder Berührung durch ein unheimliches Knistern des Seils spürbar.“ Auch bei der Überquerung der Victoriafälle, Kleindls bisher wohl spektakulärstem Projekt, steckte der Teufel im Detail. Wie die Slackline auf der 100 Meter entfernt liegenden anderen Seite der Schlucht befestigen, wo sich Elefanten heimisch fühlen? Mit einer Schleuder samt Angelschnur! Wie dem permanenten Sprühnebel trotzen, der für Schwindelgefühle sorgt? Ignorieren! „Ich war mit der Situation trotzdem überfordert. Wie so oft verspürte ich vor dem ersten Aufstehen am Seil einen totalen Widerwillen. Nach dem Motto: Was tue ich hier überhaupt? Eine Angst, die viele Slackliner kennen, über die wir uns auch oft lustig machen. Trotzdem beginnst du zu grübeln: ,Ist der Baum stark genug, um das Seil zu halten?‘ Obwohl du gesichert bist, gelingt es dir auch nie, die Höhenangst ganz auszuschalten. Wobei die nochmals schlimmer wird, wenn du dich nicht 100, sondern 500 Meter über dem Boden befindest. Du spürst die Weite, die Anhaltspunkte fürs Auge fehlen, du bist noch exponierter. Das ist aber auch das Interessante – diese Extremsituation mit viel Erfahrung, dem Sich-immer-wieder-Konfrontieren unter Kontrolle zu bringen. Und dann vielleicht in eine Art Leichtigkeit zu kippen, die genauso übertrieben ist wie die Angst zuvor.“ Beim VictoriaProjekt gelang das nicht On Sight (beim ersten Versuch), sondern aufgrund der widrigen Umstände erst nach mehreren Crossings (Begehungen mit Stürzen ins Sicherheitsseil).


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Mittlerweile hat das Tauchen dem Slacklinen als professionelles Hobby den Rang abgelaufen. Nicht zufällig. „In beiden Fällen bewegt man sich in einer als feindlich wahrgenommenen Umgebung. Auch die Art, wie man sich in Stresssituationen beruhigt, sich wieder ins Gleichgewicht bringt, ist ähnlich. Mich interessiert, was es zu lernen, zu trainieren, zu tun gilt, um sich in dieser bedrohlichen Natur trotzdem aufgehoben zu fühlen, ein vorsichtiges Wohlbefinden aufbauen zu können. Wenn es im Wasser auf dem Weg nach unten nach zehn, fünfzehn Metern stockdunkel wird, ist es eine Überwindung, bewegungslos, im freien Fall, wie wir es nennen, weiter zu sinken. Im Wissen, dass man noch einiges an Luft braucht, um denselben Weg wieder raufzupaddeln.“ Und das ohne Hilfsmittel, nur mit Nasenklammer. Wohin seine Reise unter Wasser gehen wird, lässt sich noch nicht sagen. „Ich bin an allem interessiert, nur nicht am Flaschentauchen. Allein schon, weil mir der Lärmpegel zu hoch ist. Ich möchte mich an antiken Tauchtechniken, ähnlich den der Perlentaucher, versuchen, am Strecken und 'Tieftauchen. Im Moment fasziniert mich auch das Statik-Apnoetauchen. Bewegungslos möglichst lange unter Wasser bleiben, ohne ohnmächtig zu werden, hat schon auch was. Knapp über fünf Minuten schaffe ich derzeit. Auch so etwas, das ich mir vor kurzer Zeit nicht vorstellen hätte können.“ Der Extremsport als PerformanceBooster, als Trägerrakete, um sich mehr zuzutrauen.

Auch als Schriftsteller? Nach drei Krimis wagte sich Kleindl in seinem im September erschienenen Werk „Stein“ (Goldmann Verlag) erstmals ans Thriller-Genre. Auch dort spielt das Thema (Un)Sicherheit eine tragende Rolle. Ein Bankier wurde entführt. Haben besorgte Wutbürger zugeschlagen? Kleindl: „Ich habe versucht, der Stimmung innerhalb der Gesellschaft nachzuspüren. Dieser tiefen Verunsicherung, die die Leute so aggressiv macht. Ich werfe einen Blick auf die Bosheit im Alltag und erforsche meine eigene Bösartigkeit gleich mit.“ Die Verwerfungen in der Gesellschaft mit einem Höchstmaß an Kontrolle und Sicherheit in den Griff bekommen zu wollen, hält Kleindl nicht für erstrebenswert. „Weil totale Sicherheit eine Illusion ist. Wissen wir auch aus der Wissenschaftstheorie. Oder mit einem derartigen Aufwand erkauft werden muss, dass es in keiner Relation steht. Wir wären gut beraten, ein gewisses Maß an Unsicherheit und die Möglichkeit des Scheiterns zu akzeptieren. Im Sport wie in anderen Bereichen des Lebens. Sonst werden wir keinen gesunden Zugang zu uns selbst finden.“ Als Hasardeur auf der Slackline oder unter Wasser empfindet sich Kleindl trotzdem nicht. „Zwischen subjektivem Risikoempfinden und objektivem Gefahrenfaktor klafft in unserer Wahrnehmung oft eine große Lücke. Das Tauchen birgt nicht mehr Risiko in sich als etwa schnell Auto zu fahren. Mit dem Unterschied, dass ich vom schnellen Autofahren nichts habe und andere gefährde.“ 110% BA LA NCE

Der „freie Fall“, das Nach-unten-Sinken in oft völliger Dunkelheit, kostet viel Überwindung.

Foto: Romy Supp

„Die Art, wie man sich in Stresssituationen beruhigt, ist beim Slacklinen und Freitauchen ähnlich.“


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TIPP

Wer Wildgeflügel verarbeitet, sollte auf keinen Fall gehäutete Fleischstücke verwenden! „Nur gerupft macht das Sinn“, sagt Max Stiegl. Schließlich ist die zarte Haut wohlschmeckend und wird außerdem herrlich knusprig!


53 DAS JÜNGSTE GERICHT

Im Takt der Jahreszeiten In seinem Gut Purbach sorgt Max Stiegl stets für Gaumenspiele, die auch gerade Saison haben. Also legt er uns heute herbstliche Wildentenbrust ans Herz. Und auf den Teller. Text: Johannes Stühlinger  Fotos: Martin Stöbich

G

eht es um Authentizität in der Küche, dann nimmt die heimische Gourmetwelt gleich den Namen Max Stiegl in den Mund. Denn der Meister vom burgenländischen Gut Purbach gilt als Pionier des heute so aktuellen „Nose to Tail“-Prinzips. Regionalität und Saisonalität sind weitere Eckpfeiler seiner außergewöhnlichen Kreationen. Und so wundert es nicht, dass uns Max jetzt im Herbst Wildente serviert. Nicht aber, ohne vorher ein bisschen wie ein Rohrspatz zu schimpfen: „Im Herbst drängt sich Wildgeflügel auf der Speisekarte förmlich auf. Dennoch gibt es Leute, die lieber ein Import-Hendl essen und sich darüber alterieren, dass ich Stare, Schnepfe, Drossel, Ente oder Rebhuhn verkoche!“ Tun wir keineswegs. Im Gegenteil – wir freuen uns auf Wildente à l’Orange nach Max Stiegls Rezeptur. Zuerst Schalotten und grünen Pfeffer fein

hacken. Nun zwei Orangen schälen, bis die weiße Haut entfernt ist, und in Scheiben schneiden. Dann aus ein bis zwei Orangen 150 ml Saft pressen. Das Fleisch bei ca. 70 °C in den Geflügelfond legen und 20 Minuten ziehen lassen, mit Salz und Pfeffer würzen. Nun eine Pfanne erhitzen, die Entenbrüste darin zuerst auf der Hautseite anbraten, wenden und weitere zwei Minuten braten. Anschließend mit der Haut nach oben in eine feuerfeste Form setzen und im Backrohr bei 170 °C ca. fünf Minuten auf der Hautseite braten lassen. Jetzt Schalotten und grünen Pfeffer im Bratfett der Ente andünsten, Cognac, Orangensaft und Geflügelfond angießen. Nun alles fünf bis acht Minuten offen einkochen lassen. Orangen zugeben, mit Salz, Pfeffer und Zucker würzen und mit Rüben- sowie Karfiolpüree servieren. Guten Appetit! 110% BA LA NCE

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54 STORY

Das ganze Schwein per Mausklick Auf dem Biohof der Familie Freiler in der Buckligen Welt leben Mensch, Kuh und Schwein im Gleichklang. Das heiĂ&#x;t: Geschlachtet wird erst, sobald alle Teile eines Tieres online verkauft sind. So wird der Wert des Nutztiers ebenso erhalten wie der Fortbestand einer langen Bauernhoftradition. Text: Julia Pollak  Fotos: Marko Mestrovic

Schweinefleisch direkt vom Bauernhof: Stelze, Grammeln, Schmalz und die dicke Schulter. 110% BA LA NCE


55 STORY

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s ist ein Muhen, das ins Herz geht. Wenn Christoph Freiler am Nachmittag die Tore zum Kuhstall öffnet, eilen die Rufe seinen Rinder weithin hörbar voraus. Richtung Wiesen und Weiden, auf denen sie sich gleich den Bauch vollschlagen werden. Den Weg dorthin finden sie völlig alleine, freilaufendes Geflügel oder das laute Grunzen der Schweine bringen sie keineswegs aus der Spur. Ob die großen Vierbeiner nicht davonlaufen? „Weit würden sie nicht kommen“, schmunzelt der Bauer. In der Regel kehren sie noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück zum schützenden Hof. Die Muttertiere säugen dann ihre Jungen. Alle wirken zufrieden. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass es gut ist, genau so, wie es ist. Es waren die Großeltern von Christoph Freiler, die als kleine Selbstversorger den „Peinthor“-Hof mit fünf Kühen in den 50erJahren übernommen haben. Damals gab es noch kein fließendes Wasser. Alles musste per Hand erledigt werden. Die 20 bis 30 Liter Milch pro Tag bescherten ein ausreichendes Einkommen. Doch heute, zwei Generationen später, wäre diese Form der Landwirtschaft undenkbar. „Wir produzieren jetzt rund 500 Liter Milch pro Tag“, erklärt der 35-Jährige. Das sei zwar gut, aber für den Vollerwerb als Bauer alles andere als ausreichend.

NEUE WEGE. NEUES BEWUSSTSEIN. Den Kopf in den Sand zu stecken, war für den engagierten Landwirt aber keine Option. Den Generationenvertrag fortführen und seinen Betrieb zukunftsfit zu machen, so lautete sein erklärtes Ziel. Ein ambitioniertes Unterfangen, wie die Statistik zeigt: Seit 1995 ist die Zahl der Bauern österreichweit um ein Drittel gesunken. Das bedeutet, dass aktuell nur noch rund 160 000 Landwirtschaften im ganzen Land funktionieren. Was also tun? Freiler begab sich auf Recherche, und eines Tages stieß er auf die Onlineplattform „Nahgenuss“ (www.nahgenuss.at), ein von zwei Grazern ins Leben gerufenes Internetportal, das den landwirtschaftlichen Qualitätsbetrieben neue Verkaufsmöglichkeiten bietet. Darauf werden Produkte unterschiedlicher Produzenten aus ganz Österreich einer breiten Zielgruppe angeboten. Das Prinzip ist einfach und für den Peinthor-Hof eine optimale Ergänzung. Vor allem, was die Schweinehaltung und -verarbeitung betrifft, öffnete es dem findigen Farmer neue Möglichkeiten: Wer bei ihm heute Schweinefleisch kauft, kann dies bequem per Mausklick tun. Doch geschlachtet wird erst, sobald jeder Teil des Tieres online bestellt wurde. Das System funktioniert. Alle zwei Wochen wird bei Freilers geschlachtet. Im Wissen, dass wirklich alles vom Tier verwertet wird. Und selbst dieser letzte Akt erfolgt so stressbefreit wie irgend möglich: Christoph Freiler begleitet seine Tiere persönlich zum Fleischhauer in die nächste Ortschaft, Lastwagen-Massentransporte sind für ihn ein No-Go. Eine Selbstverständlichkeit, sagt er, das würde weder mit seiner Einstufung als Bio-Betrieb konform gehen noch mit der Lebenseinstellung seiner Familie. Diese ist übrigens von stattlicher Größe: Vier Generationen leben unter einem Dach, das gelebte Credo lautet: „Mit Herz und Hirn.“ Falls trotz dieses nachhaltigen Vorgehens manche Stücke übrig bleiben, werden sie natürlich nicht entsorgt, sondern einfach selbst verwendet. Oder von einem Gasthaus aus der Ortschaft abgenommen. „Aber das passiert selten, denn selbst 110% BA LA NCE


56 STORY

Leben mit Aussicht: auf dem Viergenerationenhof „Peinthor“ in der Buckligen Welt.

die Innereien gehen eigentlich immer weg“, so Christoph. Ein Modell, das abseits des Geschäftlichen auch das Bewusstsein der KonsumentInnen fördern soll. Schließlich bekommen KäuferInnen in Supermärkten die „exotischeren“ Teile des Tieres gar nicht mehr zu Gesicht. Jene Fleischstücke, die in Europa nicht in Massen verwendet werden, enden üblicherweise im Export. Eine Entwicklung, die Freiler erschüttert. Umso mehr will er als junger Landwirt seiner Verantwortung als Nahversorger nachkommen: „Es ist wichtig, dass den Menschen wieder bewusst wird, dass ein Tier nicht nur aus Schnitzel und Kotelett besteht“, mahnt er. „Der Schopf zum Beispiel ist marmoriert und saftig“, schwärmt der Bauer. Auch die Zunge, fein aufgeschnitten, sei „urgut“. Inzwischen gibt es viele KundInnen, die sich ihre Bestellung nicht mehr schicken lassen, sondern im Zuge der Selbstabholung ansehen, wie und wo die Tiere leben. Das sei nicht nur interessant, sondern auch die beste Qualitätskontrolle, die man als Fleischfan haben kann. Außerdem ist allein schon die Lage des Peinthor-Hofs für den Gast die reinste Augenweide: Eine Stunde von Wien entfernt liegt das Gehöft auf einem der zahlreichen Hügel der Buckligen Welt. Die Aussicht – gewaltig. Auf der einen Seite die Ausläufer der Alpen mit Schneeberg und Wechsel, auf der anderen reicht der Blick bis zu den sanften Erhebungen hinter der nahen Ortschaft Krumbach.

GUTES LEBEN. GUTES STERBEN. Damit auf unseren Tellern überhaupt derart hochwertiges Fleisch landen kann, müssen die Tiere also einfach ein schönes Leben haben. Das ist Christoph Freiler wichtiger als alles andere. In den rund sieben bis acht Monaten ihres Lebens will er einfach gut zu seinen Schweinen sein. Jedes Tier sieht täglich das Tageslicht, hat Auslauf und kann sich frei bewegen. Und seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: sich ausgiebig im Schlamm suhlen. Gefüttert wird ausschließlich hofeigenes Getreide wie Gerste, Weizen, Roggen, Hafer, Gras- und Mais-Silage. Kleiner Vergleich: Ein konventionell gehaltenes Schwein lebt maximal fünf Monate und muss diese Zeit meist in engen Boxen und bei künstlichem Licht zubringen. Als Bio-Bauer kann Christoph Freiler mit solchen Methoden naturgemäß nichts anfangen. Eines ist jedoch auch klar: Durch die artgerechte Haltung und Ernährung der Tiere verdoppelt sich der Preis für das Fleisch beinahe. Die Entscheidung liegt also am Ende bei den VerbraucherInnen. Doch wer einmal von derart fairem Fleisch gekostet hat, wird feststellen: Der Unterschied zwischen Bio- und konventioneller Landwirtschaft ist wie Tag und Nacht.

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Tag und Nacht prägen übrigens trotz Internet und Online-Bestellung auf dem Bauernhof bis heute das Leben: Der Tag beginnt, noch bevor die Sonne aufgeht. Die Tiere wollen gefüttert, die Kühe gemolken werden. Danach gibt es Frühstück für die Familie. Neben den Kühen und Schweinen leben noch Hühner, Hunde, Puten, Katzen, Schafe, Enten, seit Neuestem auch Fische mit der Familie. Und sobald die Kinder in der Schule sind, beginnen die anstehenden Arbeiten auf dem Hof. Bis zum Mittagessen, das meist die „Urlioma“ zubereitet, ist dann noch genug Zeit, um alle Tätigkeiten auf dem Hof zu erledigen. Und am Nachmittag steht dann Christoph wieder vor den Toren des Stalls und lässt seine Kühe dorthin, wo es ihnen gut geht: in die Freiheit. 110% BA LA NCE


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Balance hinter Glas Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen beworfen werden. Schon gar nicht, wenn er neue Maßstäbe in Sachen ökologischer Landwirtschaft setzt. Wie der Steirer Manfred Hohensinner, der das rurale Establishment mit einem Stakkato von Innovationen vor sich hertreibt. Text: Manfred Behr

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anfred Hohensinner beginnt Sätze gerne mit: „Ich bin ja nur ein kleiner Bergbauer, …“ Entwaffnend, und doch ist man versucht zu ergänzen: „… aber einer mit 300 Mio. Euro Umsatz.“ Ein Teil davon wird in Bad Blumau, wo Berge eher die Ausnahme sind, erwirtschaftet. Auf derzeit 17, bald 23 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche,

„Bauernhöfe mit drei Tomatenstauden und einem sprechenden Schweinderl werden Österreich nicht ernähren können.“

In der Thermal-Gemüsewelt rasten die Rispen nie. Permanent wird bestäubt, gepflegt, geerntet.

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ein Fünftel davon für biologische Erzeugnisse. Bis zu 7000, ab 2019 9000 Tonnen Tomaten, Gurken und Paprika reifen hier gemächlich vor sich hin. Auch im tiefsten Winter. Das gibt’s anderswo in Europa genauso, stimmt. Anderswo in Europa aber werden diese Glashäuser mit fossilen Brennstoffen beheizt. Nicht so in der Frutura Thermal-Gemüsewelt. „Ich hab’ mir schon vor 20 Jahren, da war ich noch LKW-Fernfahrer, gedacht: Mit unserem Thermalwasser müsste man doch auch heizen können. Runterbohren, raufholen und jeden Liter rückführen.“ 2015 wurde das vermeintliche Hirngespinst Realität – hätte aber beinahe in einem wirtschaftlichen Fiasko geendet. „Wir waren mit unserer Bohrung entgegen aller Prognosen praktisch gescheitert – zu wenig Wasser. Weil schon alles egal war, haben wir es noch dort probiert, wo es laut Experten ,staubtrocken‘ ist – und erschlossen in 3 500 m Tiefe die ergiebigste Quelle der ganzen Region: 128 Grad heißes Wasser im Überfluss. Seither lautet mein Lieblingsspruch: ,Was haben Theologen und Geologen gemeinsam? Der eine redet


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M. H O H E N SIN N E R

begann 1997, seinen Hof in Pöllau auf die Produktion von Dörrbirnen umzurüsten. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Fotos: Werner Krug, Rene Strasser, Sarah Katarina

Frutura produziert bald 7 000 t Paradeiser, was zwar 13 % der heimischen Produktion entspricht, aber nur 2,3 % der Nachfrage deckt.

über oben, der andere über unten. Aber beide sind noch nie dort gewesen.‘“ 17 Mio. Euro haben die Bohrungen verschlungen, 60 Mio. werden die Gesamtinvestitionen in der Endausbaustufe 2019 betragen haben. Seit 2016 wächst und gedeiht das Fruchtgemüse dank Geothermie – allen Widerständen zum Trotz. Statt Unterstützung und Applaus ernteten die Öko-Pioniere anfänglich nur Widerstand. „Dabei bescheinigt uns das Umweltbundesamt Vorbildcharakter. Wir produzieren Produkte, bei denen Österreich zu 70, 80 Prozent importabhängig ist, sparen so eine Million LKW-Transportkilometer, 28 000 Tonnen CO2, haben 200 Arbeitsplätze geschaffen“, sagt Hohensinner. Dass ob der positiven Öko-Bilanz kein einziger Cent an öffentlicher Förderung floss, nimmt er gelassen: „Wir sind den Konsumenten verpflichtet. Und der Zukunft. Wir passen eben nicht ins historisch gewachsene System der großen Genossenschaften mit gasbeheizten Glashäusern. Gefällt nicht allen, aber wir haben gelernt, damit umzugehen.“ Die Balance hinter Glas konnte kein Querschuss

ins Wanken bringen. Die konstante Temperatur über dem Taupunkt beugt Pilzkrankheiten vor (und damit dem Einsatz von Fungiziden), 10000 Hummeln sorgen für die Bestäubung, 15 Nützlinge pro m2 (Raubwanzen, Schlupfwespen) rücken Schmetterlingsraupen und Blattläusen zu Leibe. Die Pflanzen werden mit einer Art Vollpension dreimal täglich mit in Regenwasser gelösten Nährstoffen verwöhnt. Mit dermaßen ausgeklügelten Systemen haben Hohensinner (55) und seine beiden Partner, Johann Schwarzenhofer und Franz Städtler, zuvor bereits die anderen Frutura-Standbeine solide verankert. 1 600 Spar-Filialen werden mit Kräutern aus eigenem Anbau, mit 150 000 Tonnen Obst und Gemüse, produziert von 1 200 Frutura-Vertragsbauern aus 40 Ländern, beliefert. Unter anderem mit Bio-Limetten aus Vietnam und Bio-Zitronen aus Peru. Eine der modernsten Reifeanlagen Europas in der Frutura-Zentrale in Hartl bei Kaindorf wiederum macht täglich 150 000 Bananen, neuerdings auch Mangos und Avocados, verkaufsfertig. Manfred Hohen110% BA LA NCE

sinner: „In Österreich wird der Bedarf an Obst und Gemüse von 2015 bis 2030 nochmals um 75 Prozent steigen. Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass wir Österreich allein mit Bauernhöfen ernähren können, auf denen es drei Tomatenstauden und ein sprechendes Schweinderl gibt. Die Herausforderung ist, den Bedarf mit qualitativ hochwertigen und maximal ressourcenschonend produzierten Lebensmitteln zu decken. Das anzubauen, was Konsumenten wirklich wünschen und brauchen. Nicht das, wofür es die meiste Förderung gibt, wie in Österreich üblich.“ Sagt der Agrar-Visionär. Und setzt mit Frutura den nächsten Innovationsmeilenstein. Als exklusiver Obstlieferant für ICH+. Das Frische-Start-up macht die gesunde Pause so leicht wie noch nie. Der tägliche Vitaminkick für die MitarbeiterInnen kommt per Mausklick, die Post liefert den gesunden Energieschub binnen 24 Stunden in ICH+-Obstboxen an jeden Arbeitsplatz in Österreich. CO2-neutral. Wer diesen Frischerekord knacken will, muss schon selbst als Erntehelfer anheuern.


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Hoch wie nie Lea Lang will hoch hinaus. Mit hartem Training und Körperkontrolle gelingen der Stabhochspringerin Rekorde. Belohnt wird sie dabei mit dem Adrenalinkick. Doch die Steirerin weiß auch, worauf es ankommt, um verletzungsfrei zu bleiben. Text: Alexander Kern  Fotos: Philipp Carl Schuster

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imm den Stecken in die Hand und probier es. So hat es angefangen.“ Lea Lang lacht, wenn sie es erzählt. Ausgesprochen hat die simplen wie wirksamen Worte einst ihr Trainer. Fünf Jahre ist das her, als er sie beobachtete, wie sie im Leichtathletikverein SU Kärcher Leibnitz fasziniert den Stabhochspringerinnen zusah, und seht sie euch jetzt an: Mit 3,85 Meter hält sie den steirischen Rekord in der Allgemeinen Klasse. Ist U-23-Staatsmeisterin. Und möchte nun noch höher hinaus: „Ich will 4,05 Meter springen, mir damit meinen Traum erfüllen und mich für die U-23Europameisterschaft 2019 in Schweden qualifizieren.“

Die Chancen, dass sie es schafft, stehen gut. Erst läuft Lea Lang an, je energischer, desto besser. Sticht den Stab im vollen Lauf in den Einstichkasten. Biegt den Stab. Katapultiert sich dann mit Kraft der Biegespannung nach oben – überspringt die Latte und landet sicher auf der Matte. Athletik und Artistik in einem magischen Moment vereint. „ Jeder Sprung versetzt mir aufs Neue einen Adrenalinkick“, sagt die 19-Jährige. Achtmal die Woche trainiert Lea je zweieinhalb Stunden lang dafür. „Jeden Tag etwas anderes“, erklärt sie. „Mal ist es Kraft, dann Sprint, Ausdauer oder Sprünge.“ Das Besondere am Stabhochsprung sind die vielen Eigenschaften, die es für diesen Sport braucht. „Und mir garantiert es ein 110% BA LA NCE

extrem abwechslungsreiches Training“, lacht sie. Ein weiteres Ziel ist es, verletzungsfrei zu bleiben. Muskelfaserrisse stehen im Stabhochsprung an der Tagesordnung. „Die riskiert etwa, wer eine zu starke Intensität an den Tag legt, bevor sich der Muskel an sie gewöhnt hat“, weiß Lea. Also verwendet sie zum Aufwärmen eine Blackroll. Die regt die Durchblutung der Muskeln an und steigert so ihre Leistung, gleichzeitig beugt sie Schmerzen vor bzw. hilft zu regenerieren, indem man Verhärtungen ausrollt. „Danach fühle ich mich jedes Mal wie neugeboren.“ Schließlich hat Lea ein enormes Pensum zu bewältigen. Neben dem Training studiert sie in Graz Englisch und Sport auf Lehramt. Ihr größtes Vorbild? Kira Grünberg. Die Ex-Stabhochspringerin ist seit einem Trainingsunfall vor drei Jahren querschnittgelähmt. „Wie sie trotz ihres Schicksals stark bleibt, bewundere ich“, sagt sie. Wenn Lea es zur EM schafft, ist sicher auch die heutige Nationalrätin stolz auf sie. Und bis dahin beherzigt Lea einfach das Motto ihres Trainers: „Es gibt nur ein Gas, und das ist Vollgas!“


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BLACKROLLÜBUNGEN

4 O B E RSC HE N K E L: AUSSE N S E I TE Seitlich mit dem Oberschenkel auf die Blackroll legen, dabei mit dem oberen Bein und den Händen abstützen. Mithilfe dieser sich langsam vor- und zurückschieben.

Die Muskeln mobilisieren und regenerieren: Lea Lang zeigt, wie man mit der Faszienrolle am besten trainiert.

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F U S S S O HLE M I T D ER BL ACKROL L MINI Ein Bein dient als Standbein, mit dem anderen das Körpergewicht auf die Massagerolle verlagern. Unter leichtem Druck zwischen Zehen und Ferse vor- und zurückrollen. Bei Schmerzpunkten verweilen und zehn Sekunden den Druck erhöhen.

SC HULT E RG ÜRT E L MIT DE M BA L L Am Rücken liegend den Ball unter das rechte Schulterblatt schieben, die Füße anwinkeln und die Hüfte heben. Körper nach links, rechts, oben und unten rollen.

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Walbeobachtung


64 TECHNOLOGIE

Gigantische Strickmaschinen wie diese können 25 000 Laufmeter Garn pro Minute verarbeiten.

Aus den zwei Tonnen Stoff, die täglich gestrickt werden, entsteht modernste Funktionswäsche.

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Die perfekte Masche Vor genau 40 Jahren spann man in der oberösterreichischen Firma Löffler eine verrückte Idee: Man wollte Unterwäsche produzieren, die Schweiß ableitet. Das Ergebnis: der Stoff, aus dem Unternehmerträume sind. Text: Johannes Stühlinger  Fotos: Philipp Carl Schuster

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rgendwo in Indien sitzen Kinder in schäbigen Hallen und nähen unsere schicken Klamotten. Ein Szenario, das wir oft genug buchstäblich in Kauf nehmen, das jedoch stets ein schiefes Bild auf die Textilbranche wirft. Doch es gibt sie, die Unternehmen, die es wieder geraderücken. Wie der oberösterreichische Player Löffler. „Unser Credo lautet: einzigartig und verantwortungsbewusst“, sagt Geschäftsführer Otto Leodolter stolz. Das bedeutet: Vom Entwurf bis zur Endfertigung passiert alles am Firmenstandort in Ried im Innkreis. Doch das ist nur möglich, weil heuer vor genau 40 Jahren ein paar Visionäre eine für damalige Zeiten verrückte Idee gesponnen haben: „Ende der 70er-Jahre gab’s im Sportbereich nur Baumwollwäsche“, erinnert sich mit Reinhard Hetzeneder einer, der damals mit dabei war. Deshalb wollte man einen neuen Stoff entwickeln, der Schweiß perfekt nach außen transportiert. Also das, was uns heute unter dem Begriff Funktionswäsche geläufig ist. „Wir haben mit sieben oder acht verschiedenen Garnen experimentiert“, erinnert er sich. Bis

man schlussendlich ein zweischichtiges Gewebe in Händen hielt, dessen innere Schicht Feuchtigkeit zur äußeren Struktur befördert, wo diese verdunsten kann. „Es gab damals mehrere Unternehmen, die an ähnlichen Konzepten gearbeitet haben“, erzählt Leodolter. Doch Löffler machte das Rennen. Transtex war geboren. Ein Rennen, das für das heimische Unternehmen bis heute wesentlich ist: Täglich werden bis zu zwei Tonnen dieses Traumstoffs im Werk gestrickt und die daraus gefertigte Sportbekleidung in 15 Länder exportiert. „Es war von Anfang an ein Erfolgsprodukt und bedeutete damals tatsächlich den Durchbruch für die Firma“, erinnert sich Hetzeneder gern zurück. Und weil er gerade beim Sinnieren ist, plaudert er auch gleich aus dem Nähkästchen: „Damals, bei der Erstbesteigung des Mount Everest ohne künstlichen Sauerstoff, trug Reinhold Messners Partner Peter Habeler schon unsere Transtex-Wäsche!“ Inzwischen hat das österreichische Erfolgsprodukt aber wohl jeden Achttausender bestiegen. 110% BA LA NCE

OTTO LE OD OLTE R, 5 2 G E S CH ÄFTS FÜ H RE R

„Heute exportieren wir die aus Transtex gefertigten Kleidungsstücke in 15 Länder!“


66 KOLUM NE

Super, ich bin endlich mal nicht in Balance!

R O B E RT K R O PF

Journalist und Gründer der Insiderei – einer Reiseplattform für Menschen, die schon überall waren und alles kennen. Oder das zumindest glauben.

insiderei.com

ie Balance ist grad gut im Rennen: Hotels heißen Balance. Mineralwässer und Diäten. Kochbücher und Fitness-center. Meine Lieblingsturnschuhe: New Balance. Vieles kommt auch grad außer Balance. Das Klima, die Erderwärmung, die WorkLife-Balance sowieso. Und Donald Trump. Ich behaupte: Der war noch nie ausgeglichen, beständig, gelassen, im Gleichgewicht, konstant, gleichmäßig, stoisch und beherrscht. Ruhig im Gemüt. Darum ginge es ja beim Thema Balance. „In Harmonie sein“ muss sich für ihn echt grauenhaft anfühlen. Was mich zur ersten Frage führt: Muss man ständig in Balance sein, um erfolgreich zu sein? Ganz sicher: nein. Siehe Donald Trump. Ein weiteres Beispiel: Mein Yoga-Lehrer, den ich in Rishikesh in Indien besuchte, war die Ruhe in Person. Er schwebte geradezu in den Yoga-Raum, sprach leise und bedächtig. Einer der besten, den es in Nordindien gibt. Eine Woche lang ist er nach jeder Yoga-Stunde rasch weggeschwebt – Richtung iPhone, Facebook- und Instagram-Accounts, die er dann stundenlang bediente. Heavy Yoga Business Man. Das machte nicht gerade einen schlanken Fuß. Auch nicht, wenn man einer der besten Yoga-Gurus ist. Also Frage zwei: Balance als gutgemachter Selbstbetrug, dass eh alles im Lot ist? Ich hab’ meinen Yoga-Mann nach drei für ihn intensiven Social Media-Tagen um seine Einschätzung gebeten. Er hat schlau geantwortet. „Jede Ausgeglichenheit braucht auch die Unausgeglichenheit“, meinte er. Harmonie benötigt Dis-

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harmonie. Auf Wellness-Deutsch: Gibt’s kein Yin, gibt’s auch kein Yang. Hell braucht dunkel. Kalt braucht warm. Sonst: Langeweile, Stillstand, keine Evolution. Zu viel Harmonie kann recht rasch sehr langweilig werden. Bringt mich zu Frage drei: Heißt das, ich muss auch immer ein wenig außer Balance sein, dass ich überhaupt in Balance komme? Jop, meinte Mister Yoga. Da wäre ich auf der richtigen Spur. Er ist der Meinung, dass man sehr intensiv nachdenken sollte, wie man von der Harmonie wieder losgelassen wird. Nichts sei ihm suspekter als Menschen, die dauernd in Harmonie leben. Und tippt in sein iPhone. Aha, also neue Ausgangssituation: Die Total-in-sich-Ruhenden haben also entweder eine effektive Methode gefunden, Harmonie und Disharmonie rasch auszugleichen. Oder sie leben in ständiger Selbstlüge, dass eh immer alles total super ist. Balance auf lange Zeit? Sehr verdächtig bis nicht möglich. Die Unausgeglichenheit und Unruhe als Chance sehen? Ja, gute Idee. Auf das kleine schwarze Loch nach einer guten harmonischen Balancephase vorbereitet sein. Yes, Sir! Weil’s ein gutes Zeichen ist, dass es danach wieder aufwärts geht. Immer nur nach Harmonie und Balance streben? Bitte vergessen. Die Hochs und Tiefs halten uns fit und aufmerksam und sorgen für den wachen Geist. Oder wie es mein indischer Yoga-Guru sagte: Mit der Balance ist es wie mit Radfahren. Du musst dich bewegen, sonst fällst du um.

Foto: Tina Herzl

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Was Balance mit dem Radfahren zu tun hat und warum Menschen, die immer in Harmonie sind, äußerst suspekt sind. Ein Text außer Balance.


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