100 deutsche Häuser 2016

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Holz in der Schwebe Unsichtbarer Handwerk-Beton, versteckt von der Lärchenholzverkleidung – eine gute energetische Paarung

„Jedes Projekt beginnt mit der liebevollen Auseinandersetzung mit den Bauherren und dem Ort“, sagt Stefan Mohr – und er muss es wissen. Der Architekt war zusammen mit seinem Team bei vonMeierMohr Architekten zuständig für die Planung und den Entwurf des „Rauchkuchlhauses“ am oberbayrischen Schliersee: ein Energiesparhaus mit außergewöhnlichem Charakter. Zum Schliersee, einem Ort voller Tradition und Heimatverbundenheit, hätte nämlich ein allzu moderner, fremder Klotz ganz und gar nicht gepasst. Deshalb waren das Bewahren alter Werte und das Anpassen an Umgebung, Klima und Jahreszeiten stets begleitende Gedanken bei der Planung des Einfamilienhauses. Wie bei der „Rauchkuchl“, die dem Projekt den Namen gab. Ursprünglich bildeten deren Steine große Kamine, die als Koch- und Feuerstellen genutzt wurden. Dieser Tradition folgend, haben nun Küche und Kamine im „Rauchkuchlhaus“ auf diese Art Abzüge und das Badezimmer eine komplette Wasserinstallation erhalten. Auch die Wandheizung funktioniert durch Lüftung über natürliche Konvektion in

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den Steinen. Die bewusste Auseinandersetzung der Planer mit der Umgebung tritt aber auch anderswo zutage: Das Grundstück gibt einen atemberaubenden Blick in die Bergwelt frei, den die Bauherren durch die vielen, großzügigen Fenster, auf der Terrasse und im Garten genießen können. Wobei die Lage des Hauses – idyllisch am Dorfrand – nicht ganz unproblematisch war: Der sumpfige Boden machte es nötig, das Gebäude auf Pfählen zu errichten. Profitieren konnten alle Beteiligten vom Fachwissen des Bauherrn, der im Energiemanagement tätig ist. Mit seiner Hilfe konnte ein ausgeklügeltes Energiekonzept für das „Rauchkuchlhaus“ ausgearbeitet werden. Die angesprochenen „liebevollen Auseinandersetzungen“ waren übrigens im Nachhinein betrachtet Kleinigkeiten. Etwa, wie der Beton nun beschaffen sein soll, erinnert sich Mohr. Die Lösung: Man einigte sich am Ende auf einen handwerklich hergestellten Beton, der mit der Lärchenholzverkleidung des Hauses eine perfekte Kombination ergibt. Das „Rauchkuchlhaus“ ist also ein wahres Allroundtalent – im besten Sinn und in bester Lage. roa

Büro von M eier M ohr A rchitekten , B ayern / Haus B ayern

Architektur vonMeierMohr Architekten (Helgo von Meier, Stefan Mohr) Web www.vonmeiermohr.de Objekt Rauchkuchlhaus auf der Seewiese am Schliersee Kategorie Neubau, Holzbau Fassadenmaterial Lärchenholz (Schalung) Fassadenfirma Fenster Schreinerei Reil, Schliersee; Holzbau Zimmerei Reckersdrees, Schliersee Adresse Schliersee Bauherr Privat Planungsbeginn 01/2009 Fertigstellung 06/2010 Nutzfläche 200 m² Kosten k. A. Fotos Johannes Kottjé / www.kottje.de


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