Nach innen gerichtet: Die Fassade des alten Gleichrichterwerks blieb, bis auf die ausgetauschten Gläser der Stahlfenster, unangetastet
Musterhaus
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Viele Gebäude, die am Beginn des 20. Jahrhunderts als Teile städtischer Stromversorgung errichtet wurden, verloren ihren Zweck nach einigen Jahren. So auch ein 1928 für die Gleichstromversorgung der Straßenbahn gebautes Gleichrichterwerk in Berliner-Zehlendorf. Bereits Anfang der 1960er-Jahre wurde das Gebäude obsolet und stand, abgesehen von einer kurzen Zwischenmiete durch die Freie Universität, jahrzehntelang leer. Dafür gab es laut Architekt Paul Kahlfeldt zwei Hauptgründe: „Das Gebäude ist eingezwängt in banalste Architektur der 50er- und 60er-Jahre. Viele Interessenten hat das sehr abgeschreckt.“ Zudem liegt das Grundstück an einer vielbefahrenen Straße. Glücklicherweise fanden sich schließlich nach der Jahrtausendwende Käufer, nämlich Kahlfeldts Bruder Stefan und dessen Frau Angelika. Beim Umbau eines so alten Gebäudes haben allerdings nicht nur Besitzer und Architekten ein Wörtchen mitzureden. So waren die größten Herausforderungen „wie immer die Behörden – in diesem Fall besonders das Denkmalamt“, sagt Kahlfeldt. Dementsprechend wurde etwa ein ursprünglich geplanter Typenbau aus gestalterischen Gründen von der Genehmigungsbehörde abgelehnt. Dennoch gelang es, aus dem vormaligen Gleichrichterwerk ein schönes Wohnhaus mit zwei Wohnungen
Architektur Petra und Paul Kahlfeldt Architekten Web www.kahlfeldt-architekten.de Objekt Haus K Kategorie Umbau Adresse Berlin-Zehlendorf Bauherr Angelika und Stefan Kahlfeldt Planungsbeginn 11/2006 Fertigstellung 10/2008 Nutzfläche k. A. Kosten k. A. Fotos Stefan Müller
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Büro P etra und Paul K ahlfeldt A rchitekten , B erlin / Haus B erlin
zu machen. Dazu nutzten die Architekten geschickt die vorhandene Skelettstruktur und setzten kurzerhand die Trennwände nach den geänderten Grundrissen neu. Um den Anforderungen des Wärmeschutzes gerecht zu werden, mussten neue Holzfenster und eine gemauerte Innenschale eingebaut werden. Zusätzlich ermöglichen nun einige neue Austritte auf der rückwertigen Seite einen direkten Zugang zum Garten und ein paar neue Fenster die Belichtung der dort gelegenen Räume. Die übrige Fassade blieb, bis auf die ausgetauschten Gläser der Stahlfenster, unangetastet. So wurden aus dem alten Gleichrichterwerk mit geringfügigen Änderungen außergewöhnliche und gleichzeitig selbstverständliche Wohnräume. val