100 österreichische Häuser 2016

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Stallpotenzial

Über 100 Jahre alt: Die Außenhülle wurde vollständig erhalten, nur die Fensteröffnungen verraten die Sanierung

Ursprünglich ein alter Bauernstall, jetzt ein Wohnhaus. Architekt Bernhard Breuer musste bei seinem Projekt „Stall B.“ ganze Arbeit leisten, um die wundersame Verwandlung umzusetzen. „Mit diesem Umbau haben wir uns definitiv außerhalb der Norm bewegt“, sagt der Baukünstler, der das Haus mit seiner Frau vergangenes Jahr bezogen hat. Das Paar suchte schon länger nach einem passenden Altbestand für eine Sanierung. Als sie auf den Stall stießen, der sich in der Nähe ihres bisherigen Wohnheims befindet, war es Liebe auf den ersten Blick. „Wir haben uns bemüht, den Charme des Gebäudes zu erhalten und statisch so wenig wie möglich einzugreifen. Obwohl der Stall schon 100 Jahre alt ist, waren glücklicherweise auch der Baumeister und der

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Zimmermann vom Zustand des Gebäudes begeistert“, sagt Breuer. Eine der Herausforderungen dabei: „Um die Außenhülle zu erhalten, mussten wir – anders als üblich – von außen nach innen bauen. Aber es war wichtig, dass die Substanz, trotz Nutzungsänderung, nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.“ Das Ergebnis spricht für sich: An der Fassade verraten nur die Fensteröffnungen die Sanierung. Innen ist der alte Stall jedoch nicht wiederzuerkennen. Helles Weichholz zieht sich durch die gesamten Räume. Im unteren Teil des Hauses befinden sich das Esszimmer, der Wohnbereich, die Küche und Nebenräume. Der Raum ist nach oben offen – eine Treppe führt in das private zweite Geschoss. Das Projekt beweist: Guter Bestand lässt sich immer sanieren und nicht zuletzt modernisieren. Vorausgesetzt, man lässt sich auf die Charakteristik des Vorgefundenen ein. Und dazu muss man manchmal auch als Architekt neue Wege gehen, erklärt Breuer: „Als Planer hat man immer gewisse Grundrisse im Kopf, die sich bewährt haben – seien es die Zimmergrößen oder die Erschließung. Beim Umbau eines Stalls merkt man aber schnell, dass man mit gewohnten – und auch bewährten – Vorstellungen nicht weiterkommt.“ Vor allem gehöre eines dazu: „das Vertrauen darauf, dass ein Detail, das vor 100 Jahren funktioniert hat, heute immer noch funktioniert“. mat Architektur Bernhard Breuer, Baukünstler Web www.bernhardbreuer.com Objekt Stall B. Kategorie Umbau, Niedrigenergiehaus, Holzbau Fassadenmaterial Weichholz (Bestand) Adresse Tschagguns Bauherr Rosa Breuer Planungsbeginn 2012 Fertigstellung 2015 Nutzfläche 108 m² Kosten k. A. Auszeichnungen Vorarlberger Holzbaupreis 2015 Fotos Marcello Girardelli

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Büro B E R N H A R D B R E U E R , B AU K Ü N S T L E R , VO R A R L B E R G / Haus VO R A R L B E R G


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