Betriebsklima erheblich gestört
Text: Romano Spadini Bild: imago
Das deutsche Trainer-Grossmaul Uwe Klimaschefski kam als König des Saarlands im Sommer 1986 nach St. Gallen – und wurde keine neun Monate später als Bettler auf Platz 14 vom Acker gejagt.
A
m 12. März 1987 wurde das leidige Kapitel Klimaschefski beim FC St. Gallen geschlossen. Das Fass war übergelaufen. Der harte Hund von Bremerhaven konnte keine Argumente für ein Fortsetzen seines Engagements bei den Espen mehr liefern. Der Verein, auf Rang 14 liegend, klopfte an die Türe zur Nationalliga B. Neben dem sportlichen Sinkflug wurden dem grossen Sprücheklopfer auch noch menschliche Defizite nachgesagt. Sein Verhältnis zu den Spielern wie auch dem Vorstand hatte grossen Schaden genommen. Der ehemalige König des Saarlandes war in St. Gallen untragbar geworden. Noch im Juli 1986 hatte Klimaschefski zu Recht Anlass zu grossen Hoffnungen gegeben. Sein Name hatte einen guten Klang in der Branche, und die Ostschweizer wurden zu ihrem spektakulären Transfer auf dem Trainerstuhl von allen Seiten beglückwünscht. Klimaschefski, am 11. Dezember 1938 in Bremerhaven geboren, hatte seine grössten Erfolge als Trainer allesamt im Saarland gefeiert, wo er den kleinen FC Homburg berühmt machte. Nicht weniger als fünf
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Mal betreute er den Verein, den er in der Saison 1973/74 in die 2. Bundesliga führte. Dass ohne ihn bei den Homburgern nichts klappen würde, dokumentierte er mit folgenden Sprüchen: «Bevor ich nach Homburg kam, wurde dort mit Strohballen gespielt.» Und: «Ich muss jetzt zu meinen Spielern. Die sind so blind, dass sie ohne mich nicht den Weg von der Kabine bis zum Bus finden.» Auch beim ungleich bekannteren Verein des Saarlandes, dem 1. FC Saarbrücken, war «Klima» erfolgreich. Mit dem Verein, den er von 1982 bis 1986 coachte, gelang ihm der Durchmarsch von der Regional- bis in die Bundesliga. In der Saison 1984/85 erreichten die Saarstädter sensationell das Halbfinale im DFBPokal, was Klimaschefski endgültig den Ruf als König vom Saarland einbrachte.
nen Typ, der genau dem Gegenteil von Olk entsprach. Neuer Trainer ab Sommer wurde der Peitschenknaller Klimaschefski, was den «Blick» zur Schlagzeile «Klima-Schock in St. Gallen» hinreissen liess. Präsident ad interim Paul Schnetzer kündigte im Ringier-Blatt vollmundig an: «Wir holen einen Mann wie Uwe Klimaschefski, weil wir uns in St. Gallen nicht noch einmal eine erfolglose Saison leisten können.» Am 10. August 1986 begann mit dem Spiel gegen Aufsteiger Bellinzona das Abenteuer mit Klimaschefski. Sein Debüt als Espen-Coach ging allerdings mit der 0:2-Pleite im Tessin gründlich in Hosen. Die Gemüter bei den St. Gallern waren schon nach dem ersten Saisonspiel erhitzt. Übergangspräsident Schnetzer kritisierte den neuen Trainer nach dem missglückten Saisonauftakt im «Blick» wie folgt: «Manchmal sagt er nichts, manchmal zu viel. Er muss noch lernen.» Das fing ja gut an bei den Olmastädtern… Doch das Team wusste sich zu steigern und grüsste nach dem 7. Spieltag und dem Sieg über Servette vom 5. Tabellenplatz. Bis Mitte September lief es also gut in der Ehe zwischen Trainer und Mannschaft, doch danach zogen dunkle Wolken auf über dem Espenmoos.
Stunk schon am 1. Spieltag Nach der Winterpause der Saison 1985/86 liess der Vorstand des FC St. Gallen die Bombe platzen: Dem im Umgang mit den Spielern sanften Werner Olk wurde gekündet. Als Nachfolger für die neue Saison präsentierten sie ei-
Psychospiele des «Anderen» Die sportliche Talfahrt wurde am 8. Spieltag mit der 0:2-Niederlage in Lausanne eingeläutet. Nach drei torlosen Remis und dem blamablen Cup-Aus gegen Locarno fanden Mannschaft und Coach den Weg nicht mehr aus der Ne-