ZKO Opus II 2016/17

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P RO G R A M M M AG A Z I N D E Z . 1 6   –   J A N . 17


Klänge, die berühren Ob der satte Klang eines 12-Zylinders oder die zarte Passage von Klavier und Geige – uns fasziniert harmonisches Zusammenklingen. www.amag.ch

Mit Leidenschaft. Für Sie.


E D I TO R I A L

E D I TO R I A L

MICHAEL BÜHLER Liebe Konzertbesucherinnen, liebe Konzertbesucher

Vormund will Mündel verheiraten, Mündel hat bereits anderen Geliebten, dessen Vater mit dem Vormund verfeindet war, Geliebter gibt sich als versprochener Ehemann aus, vermeintlicher Schwiegervater entlarvt den Streich, Revanche des vermeintlichen Schwiegervaters, Happy End! War das zu schnell für Sie? Dann lehnen Sie sich genüsslich zurück und lassen Sie sich die Liebesverflechtungen musikalisch-theatralisch vor Augen führen. Bei unserer Opera-Box-Produktion «Il Signor Bruschino» bleibt garantiert kein Auge trocken! Witzig-unterhaltsam wird auch unser Silvester- und Neujahrskonzert mit Igudesman & Joo. Die schon jetzt legendären Musik-Comedians präsentieren I hnen ihre neuste Bühnenshow «UpBeat». Auf ­ keinen Fall verpassen! Und auch sonst vertreiben wir jegliche Wintertrübsal, etwa mit dem lockeren Klassik-Talk-Format «Director’s Cut», mit festlicher Barockmusik mit Daniel Hope oder Beethoven-Klängen mit Sir Roger Norrington und dem Ausnahmepianisten Martin Helmchen. Das Zürcher Kammerorchester und ich wünschen Ihnen eine frohe Weihnachtszeit.

Ihr Michael Bühler Direktor

Hauptpartner

Innovationspartner

Subventionsgeber und Gönner

03


Music Director Daniel Hope 1. Violine Willi Zimmermann, Konzertmeister Donat Nussbaumer, Stv. Konzertm. Sandra Goldberg Jana Karsko Asa Konishi Jankowska Kio Seiler 2. Violine Daria Zappa Matesic, Stimmführung Silviya Savova-Hartkamp, Stv. Stimmf. Anna Tchinaeva, Stv. Stimmführung Hiroko Takehara Strahm Viola Ryszard Groblewski, Stimmführung Frauke Tometten Molino, Stv. Stimmf. Janka Szomor-Mekis Pierre Tissonnier Violoncello Nicola Mosca, Stimmführung Anna Tyka Nyffenegger, Stv. Stimmf. Silvia Rohner Geiser

DA S Z Ü R C H E R K A M M E RO R C H E S T E R SAISON 2016 – 2017 1945 durch Edmond de Stoutz gegründet, zählt das Zürcher Kammerorchester heute zu den führenden Klangkörpern seiner Art. Unter der Leitung von Edmond de Stoutz und später von Howard Griffiths und Muhai Tang erlangte das Ensemble internationale Anerkennung. In der Ära mit dem weltweit angesehenen Principal Conductor Sir Roger Norrington, von 2011 bis 2015, konnte das Zürcher Kammer­ orchester seine hervorragende Reputation nachhaltig festigen. In der Saison 2016/17 leitet mit Music Director Daniel Hope erstmals kein Dirigent, sondern ein Instrumentalist das Orchester. Regelmässige Einladungen zu internationalen Festivals, Gastspiele in den bedeutenden Musikzentren Europas, Konzerttourneen auf fast allen Kontinenten sowie zahlreiche gefeierte CD-Produktionen belegen das weltweite Renommee des Zürcher Kammer­orchesters. Das Repertoire ist breit gefächert und reicht von Barock (in historisch informierter Spielweise auf Darmsaiten und mit Barockbögen) über Klassik und Romantik bis zur

Kontrabass Seon-Deok Baik, Stimmführung Hayk Khachatryan, Stv. Stimmf.

Gegenwart. Bemerkenswert ist zudem die Zusammenarbeit mit Musikern aus anderen

Oboe Roman Schmid

lichen sowie die Förderung junger Instrumentalisten sind dem Zürcher Kammer­

Horn Thomas Müller Martin Ackermann Cembalo Naoki Kitaya

Bereichen wie Jazz, Volksmusik und populäre Unterhaltung. Die Nuggi-, Krabbel-, Purzel-, abc- und Kinderkonzerte, die Vermittlungsarbeit mit Kindern und Jugendorchester ebenso wichtig wie die kontinuierliche Zusammenarbeit mit weltweit gefeierten Solisten.

www.zko.ch


I N H A LT

I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

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06

14

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20

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KONZERTÜBERSICHT

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Alle ZKO-Konzerte auf einen Blick

SIR ROGER NORRINGTON UND MARTIN HELMCHEN Pianist Martin Helmchen verrät, was für

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ihn eine geglückte Aufführung ist.

FOKUS Igudesman & Joo nehmen den Klassikbetrieb aufs Korn.

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KIND UND KEGEL Grosse Töne für die Kleinen

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DIRECTOR’S CUT Daniel Hope über das neue Format

35

«Director’s Cut» 16

DANIEL HOPE

ZKO INSIDE Im Gespräch mit Matthias Kägi

36

Warum die Epoche des Barock

ZKO AKTUELL Neue Gesichter, neue Länder

revolutionär war. 38 20

ZKO FREUNDE

TRIO ZIMMERMANN

ZKO Freunde wagen ein

Drei Weltklasse-Solisten und ihr neuer

musikalisches Abenteuer.

Blick auf die Goldberg-Variationen 40 24

KOLUMNE Daniel Hope – Macht Musik glücklich?

WEIHNACHTSKONZERT Gotteslob mit Geschichte: Was sich hinter Händels «Gloria» und C. P. E. Bachs «Magnificat» verbirgt.

26

OPERA BOX Eine Liebes­geschichte direkt vor der Nasenspitze

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VORSCHAU / IMPRESSUM

05


06

KO N Z E R T Ü B E R S I C H T

A L L E Z KO - KO N Z E RT E AUF EINEN BLICK DEZEMBER 16 DI, 6. DEZ. 2016,

S A , 1 0 . D E Z . 2 0 1 6 , 1 1  /  1 6 U H R ,

DI, 13. DEZ. 2016, 19.30 UHR,

1 4 U H R ( E N G L . ) , Z KO - H A U S

TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L

ES KLOPFT BEI WANJA

TRIO ZIMMERMANN

IN DER NACHT

Meisterzyklus-Abo

Purzel-Konzert

Frank Peter Zimmermann Violine

DIRECTOR’S CUT

Musikerinnen und Musiker des ZKO

Antoine Tamestit Viola

ZKO, Daniel Hope Violine

Thomas Douglas Erzählung

Christian Poltéra Violoncello

Special Guest

Anina La Roche Konzept und szenische

Werke von Bach

Daniel Hope empfängt prominente Gäste –

Einrichtung

2 0 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S

das ZKO spielt Werke von Bach bis Ligeti.

Gioacchino Rossini

IL SIGNOR BRUSCHINO

ZKO, Andres Joho Musikalische Leitung D O, 8 . D E Z . 2 0 1 6 , 19.30 UHR, PREDIGERKIRCHE

Paul Suter Regie Nina Debrunner Regieassistenz Erich Bieri Gaudenzio

DANIEL HOPE

Violetta Radomirska Sofia

Barock-Abo

David Margulis Florville

ZKO, Daniel Hope Violine und Leitung

Cheyne Davidson Bruschino padre

Willi Zimmermann Konzertmeister

Barbara Hensinger Marianna

Werke von Telemann, Vivaldi, Matteis,

Matthias Müller Bruschino figlio

von Westhoff, Falconieri und Bach

Jürg Krattinger Filiberto Thomas Pütz Polizeikommissar

FR, 9. DEZ. 2016, 19.30 UHR,

Mi, 28.12., 19.00 Uhr – Premiere

Z E N T RU M PA U L K L E E , B E R N

Sa, 31.12., 16 / 20 Uhr Mi, 4. und Sa, 7.1., 19.00 Uhr

DANIEL HOPE

So, 8.1., 16.00 Uhr, Sa, 14.1., 19.00 Uhr

ZKO, Daniel Hope Violine und Leitung

So, 15.1., 16.00 Uhr

Willi Zimmermann Konzertmeister

ZKO-Haus

Werke von Telemann, Vivaldi, Matteis, von Westhoff, Falconieri und Bach


BILLETTKASSE ZKO-BILLETTKASSE Seefeldstrasse 305 CH-8008 Zürich E-Mail: billettkasse@zko.ch

JANUAR 17

Tel. 0848 848 844 Fax 044 388 36 10 ÖFFNUNGSZEITEN

D O, 1 5 . D E Z . 2 0 1 6 , FR, 16. DEZ. 2016, 19.30 UHR,

S O, 1 . J A N . 2 0 1 7 , 1 7 . 0 0 U H R ,

Mo – Fr 11.00 bis 17.00 Uhr

TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L

durchgehend

NEUJAHRSKONZERT «UPBEAT»

BILLETTKASSE TONHALLE

Kleines Abo

Claridenstrasse 7, Zürich

ZKO, Aleksey Igudesman Violine

Tel. 044 206 34 34

Hyung-ki Joo Klavier Willi Zimmermann Konzertmeister

MUSIK HUG Limmatquai 28 – 30, Zürich

FRAUMÜNSTER WEIHNACHTSKONZERT

JECKLIN MUSIKHAUS

Barock-Abo

Rämistrasse 30, Zürich

ZKO, Zürcher Konzertchor Diego Fasolis Dirigent

JELMOLI ZÜRICH-CITY

Sunhae Im Sopran

Seidengasse 1, Zürich

Sonja Leutwyler Alt Cyril Auvity Tenor

STARTICKET

Christian Immler Bass

www.starticket.ch

André Fischer Choreinstudierung Werke von Händel und C. P. E. Bach FR, 20. JAN. 2017, 19.30 UHR, TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L SA, 31. DEZ. 2016, 17.00 UHR, KKL LUZERN

SIR ROGER NORRINGTON UND MARTIN HELMCHEN

SILVESTERKONZERT «UPBEAT»

Grosses Abo, Piano-Abo

Extrakonzert

ZKO, Sir Roger Norrington Ehren-

ZKO, Aleksey Igudesman Violine

dirigent, Martin Helmchen Klavier

Hyung-ki Joo Klavier

Werke von Beethoven

Willi Zimmermann Konzertmeister SA, 28. JAN. 2017, 1 1   /   1 4   /   1 6 U H R , Z KO - H A U S DER KLEINE IGEL VERIRRT SICH IM SCHNEE Musikerinnen und Musiker des ZKO

www.zko.ch

Renata Blum Konzept und Erzählung

BESUCHEN SIE UNS AUF

Krabbel-Konzert



L I E B E VO L L UND RESPEKTLOS MUSIK, SPASS UND UNTERHALTUNG ZUM JAHRESWECHSEL: DAS DUO IGUDESMAN & JOO BEGEISTERT, INDEM ES GEMEINSAM MIT DEM ZKO DIE KLASSIKER AUF DEN ARM NIMMT. EIN GESPRÄCH MIT ALEKSEY IGUDESMAN ÜBER DIE NOTWENDIGKEIT, DIE KLASSIK NEU ZU ERFINDEN.


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FOKUS

Herr Igudesman, nehmen wir die Klassiker zu ernst? Man kann Schubert, Wagner oder Mahler natürlich ganz ernst spielen – es ist ja nicht so, dass sie schlechte Musik geschrieben hätten. Aber ich wünsche mir tatsächlich zuweilen etwas mehr Humor in der so­ genannten Klassik. Wir haben unseren Konzert­ betrieb in den letzten 120 Jahren kaum verändert. Alles funktioniert noch immer nach dem alten ­S chema: Die Leute ziehen sich gut an, setzen eine ernste Miene auf, kommen und schweigen. Sie ­k latschen nicht, wenn sie begeistert sind, sondern nur, wenn der letzte Satz verklungen ist. Ich finde, es ist höchste Zeit, dass wir diese Rituale ein wenig infrage stellen: mit mehr Humor, mehr Unterhaltung, mehr Leichtigkeit …

«Musiker geben Konzerte, um das Publikum zu unterhalten, zu berühren oder zu begeistern.» Während Sie genau damit grosse Erfolge feiern, pocht ein eingeschworener Teil des Klassikbetriebs auf die Tradition. Und genau das verstehe ich nicht. Denn letztlich führen wir das Konzert zurück auf seine ursprünglichen Wurzeln. Erst mit Gustav Mahler haben sich die Künstler und das Publikum irgendwie geeinigt, dass Musik eine todernste Sache sein soll. Das war bei ­Mozart und Beethoven noch vollkommen anders. ­Mozart schrieb seinem Vater in einem Brief einmal voller Freude, dass das Publikum bereits nach dem ersten Satz gejubelt habe. Damals war es also selbstverständlich, dass man seine Begeisterung zeigen durfte. Im Barock hat der König während des Kon-

Es ist natürlich auch leicht, sich über einen

zerts hinter dem Vorhang sogar mit seiner

Komponisten wie Wagner lustig zu machen.

Mätresse …

Das erinnert mich ein bisschen an das Prinzip

… eben! Es war auch gang und gäbe, dass früher nur

einer Beerdigung: Jeder ist so ernst, dass das

einzelne Sätze oder Werke verschiedener Komponis-

kleinste Abweichen vom Bekannten schon

ten aufgeführt wurden, oder Variationen auf bekannte

für einen Lachkrampf sorgen kann.

Werke. Was wir als Duo tun, ist also nicht wirklich

Mir gefällt der Vergleich: Unser Konzertbetrieb erin-

neu. Es ist, wenn man so will, eher eine Rückführung

nert mich manchmal auch an eine Beerdigung. Dabei

des Konzertbetriebs auf seinen ursprünglichen Sinn:

haben, soweit ich weiss, weder Mozart noch Beethoven

Musiker treten auf, um das Publikum zu unterhalten,

und auch nicht Richard Strauss in ihren Partituren ver-

zu berühren oder zu begeistern – und das Publikum

merkt: «Dieses Werk bitte nur ohne ein Lächeln und

ist mit seiner Begeisterung Teil des Abends.

im schwarzen Frack spielen.» Wir nehmen die Musik


RUBRIKZEILE

L AC H E N Ü B E R D I E K L A S S I K E R Das Duo Igudesman & Joo stellt die Klassik auf den

Yehudi Menuhin School besucht, mit Künstlern wie

Kopf: Da wird Wagner mit Klezmer vermischt, Alexis

Bobby McFerrin oder Roger Moore zusammenge­

Zorbaz mit Beethoven, Rock mit Barock und Tanz mit

arbeitet und Stücke für die New Yorker Philharmoniker

Musik. Es gibt kaum eine Grenze, die diese beiden

oder das Chicago Symphony Orchestra komponiert.

Musikakrobaten nicht überschreiten. Und dabei

Ausserdem hat er gemeinsam mit Hans Zimmer an

nehmen sie das Orchester stets mit – es spielt die

der Musik zu Filmen wie «Sherlock Holmes» mit­

Hauptrolle in ihren Abenden. Das neue Programm

geschrieben.

«UpBeat», das sie gemeinsam mit dem ZKO zum Jahres­wechsel im KKL und in der Tonhalle aufführen,

Hyung-ki Joo ist Pianist und als solcher oft Gast bei

dreht sich um das Dirigieren. Es wird aber auch über

internationalen Kammermusikensembles oder bei

Handy-Klingeltöne gelacht, ein Horrorfilm in Szene

den New Yorker Philharmonikern. Auch er kommt

gesetzt und ein Verkehrsstau in Moskau simuliert.

aus der Yehudi Menuhin School und hat Kompo­ sition studiert. Joo hat mit Künstlern wie Billy Joel,

Die beiden Künstler sind seit Jahrzehnten mit der

Thomas Carroll und John Malkovich zusammen­

Musik verwachsen. Aleksey Igudesman ist Geiger und

gearbeitet und mit Klassikstars wie Gidon Kremer

Komponist, Schauspieler und Komödiant. Er hat die

oder Emanuel Ax.

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12

FOKUS

und die Komponisten durchaus ernst. Wir kommen ja

Ich befürchte, das hat etwas mit unserer Einstel-

nicht vom Spassmachen, sondern von der Musik selber,

lung zur Tradition zu tun. Wenn man eine Tradition

die wir lieben und verehren. Aber ich finde, es ist an

pflegt, ohne sie zu hinterfragen, wird sie irgendwann

der Zeit, mit den Meisterwerken auf liebevolle Weise

ausgehöhlt. Wir sehen das in der Welt der Pflanzen

respektlos umzugehen. Ich denke, das ist unser Motto.

und Tiere: Wer sich nicht weiterentwickelt, stirbt irgendwann aus oder verstaubt in der Vitrine eines

Und es sind ja auch nicht nur Schenkelklopfer,

Museums. Wir wollen aber, dass die Musik am Leben

die Sie vorstellen, etwa wenn Sie Wagner mit

bleibt, dass sie sich ändert, dass sie etwas mit uns

jüdischem Klezmer vermischen. Das ist dann ja

zu tun hat! Klar, unser Weg ist nicht der einzige und

durchaus auch ein ernsthafter Kommentar zum

nicht der wahre – aber er ist eine Facette davon, wie

Antisemitismus des Komponisten.

das Konzertleben der Zukunft aussehen könnte.

Ja, aber wir wollen nicht mit der Keule pädagogisch sein. Klar gibt es viele versteckte Hinweise in unseren

Das Besondere an Ihren Programmen ist,

Programmen, über die Musikkenner lachen werden.

dass Sie sich immer wieder mit unterschied-

Aber grundsätzlich muss man nicht vorgebildet sein,

lichen Orchestern zusammentun. Wie ist die

um unser Programm zu verstehen. Unser Anliegen ist

Zusammenarbeit mit dem Zürcher Kammer­

es, dass man ein wenig schlauer aus unseren Konzer-

orchester?

ten kommt, im Idealfall aber gar nicht merkt, wenn

Das ZKO ist sicherlich eines der spannendsten

man gerade etwas lernt.

Kammer­orchester, mit denen wir bislang zusammengearbeitet haben. Es ist ja so, dass wir immer versu-

Ich wünschte, das wäre mir damals mit mei-

chen, das Orchester selber zum Star zu machen. Für

nen Lateinvokabeln auch so gegangen. Aber

uns ist es grossartig, verborgene Talente zu entdecken:

können Sie mir erklären, warum wir gerade

etwa einen Geiger, der toll tanzen kann, oder einen

in Europa, dem Mutterkontinent der klassi-

Posaunisten, der genial improvisiert. Uns geht es da­

schen Musik, inzwischen so verkrampft mit

rum, gemeinsam mit dem Orchester das Programm zu

dieser Kunst umgehen?

entwickeln, und das ZKO ist dabei ein genialer Partner.


FOKUS

«Das ZKO ist sicherlich eines der spannendsten Kammerorchester, mit denen wir bislang zusammengearbeitet haben.»

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Worum geht es in Ihrem neuen Programm «UpBeat»? Zunächst einmal um das Dirigieren. Joo und ich sind zwei Dirigenten, die sich gegenseitig vom Podium schubsen, weil sie jeweils eine andere Sinfonie aufführen wollen. Daraus entspinnt sich dann eine Reise durch die Musikgeschichte unterschiedlicher Länder. Das Heitere wechselt sich mit dem Ernsten ab, grosse Musikklassiker mit unseren Eigenkompositionen. Es

Erstens, weil es musikalisch unangefochten ist, zwei-

ist ein Programm, das sowohl für Klassikprofis als

tens, weil es Spass daran hat, Neues auszuprobieren.

auch für Klassikanfänger funktioniert – perfekt also für die Einstimmung auf das neue Jahr.  ab

Sind Sie auch so etwas wie Orchestertherapeuten? Für einige Orchester sicherlich. Es gibt viele ­Orchestervorstände, die uns berichtet haben, dass die Orchester Angst hatten, sich auf uns einzulassen. Tatsächlich verlangen wir den Musikern ja auch viel ab. Sie sollen physisch musizieren, tanzen, sich bewegen, ihre Gedanken öffnen und sich einbringen. Umso schöner ist es für uns zu hören, dass unsere Arbeit viele Ensembles auch dann noch inspiriert, wenn wir schon wieder weg sind, dass sie den Elan und die Spielfreude auch für die nächsten Aufführungen ihrer klassischen Sinfonien mitnehmen. Das ist für uns natürlich eine grosse Ehre.

S I LV E S T E R - U N D N E U J A H R S KO N Z E RT SA, 31. DEZ. 2016, 17.00 UHR, KKL LUZERN SO, 1. JAN. 2017, 17.00 UHR, TONHALLE, GROSSER SAAL ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, ALEKSEY IGUDESMAN Violine, HYUNG-KI JOO Klavier WILLI ZIMMERMANN Konzertmeister PROGRAMM «UpBeat»: Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo kombinieren auf höchstem Niveau Humor mit klassischer Musik und Popkultur. Unterstützt vom spielfreudigen Zürcher Kammer­ orchester, entführen die beiden in ihrem neuen Programm «UpBeat» das Publikum auf eine Reise durch die musikalischen Epochen von Ravel über Rock bis zur Filmmusik und von Rave bis Hip-Hop. KONZERTENDE ca. 19.00 Uhr

Passion Chocolat Suisse 1852

ABO So, 1. Jan. 2017 (Tonhalle) Kleines Abo EINZELKARTE Sa, 31. Dez. 2016 (KKL) CHF 145 / 125 / 95 / 65 / 35 Ticketverkauf nur über KKL Luzern So, 1. Jan. 2017 (Tonhalle) CHF 120 / 110 / 100 / 75 / 55 / 30


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RUBRIKZEILE

D I R E C TO R ’ S C U T DAS FORMAT «DIRECTOR’S CUT» STELLT NICHT NUR EINE SPANNENDE PERSÖNLICHKEIT VOR, SONDERN BIETET AUCH MUSIKALISCHE ÜBERRASCHUNGEN.

Das Format «Director’s Cut» hat Daniel Hope entwi­

Dafür lädt Hope, der grosse Erfahrungen als Fernseh­

ckelt, um Musik mit der Wirklichkeit zu verbinden:

moderator, etwa der Arte Lounge oder als ­Moderator

Ein ausgewählter Gast aus der Politik, der Wirtschaft

einer eigenen Radioshow beim WDR hat, jedes Mal

oder der Zürcher Gesellschaft unterhält sich mit

einen Gast ein, mit dem er aktuelle Themen der Welt

dem Music Director des ZKO, während das Orches­

und der Stadt Zürich besprechen möchte. Der Clou:

ter in ganz unterschiedlichen Konstellationen zur

Musiker des ZKO begleiten den Talk in unterschied-

Diskussion passende Musik vorstellt. «Für mich ist

lichen Forma­tionen, als Duett, als Quartett – und viel-

dieses Projekt ein Experiment», sagt Daniel Hope. «Wir

leicht auch einmal als ganzes Orchester.

reden so viel darüber, dass Musik die Menschen verändert, dass sie von unserer Gegenwart inspiriert wird

«Das Besondere ist das Repertoire», sagt Hope, «auf

und auf unsere Gegenwart wirkt – ich möchte heraus-

dem Programm stehen nur Werke, die wir wirk-

finden, wie das funktioniert.»

lich spielen wollen und die zu unserem Gast und


D I R E C TO R ’ S C U T

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«Ein solches Konzert ist ein wunderbarer Rahmen, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen.» zum Thema passen.» Dabei geht es oft auch modern zu. «Ich finde, dass ein solches Konzert ein wunderbarer Rahmen ist, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen, auch über die Musik zu ­ sprechen, sie viel­leicht zu erklären oder Verbindungen zu Themen herzustellen, die uns als Menschen beschäftigen. Denn vor Neuer Musik braucht niemand Angst zu haben. Wir wollen einen Ort schaffen, wo sie selbstverständlich wirkt, nicht verkopft, sondern direkt und unmittelbar.» Der Music Director des ZKO erklärt, dass «auch einmal ein Bach-Werk

sich dauernd etwas bewegt, dass es so viele kreative

auf dem Programm stehen kann, aber eben nur

Leute gibt, so viele unterschiedliche Visionen. Das

dann, wenn seine Musik einen besonde­ren Sinn für

Format ‹Director’s Cut› soll diesen Menschen und

den Abend macht, wenn sie etwas mit dem Thema

ihren Ideen ein Zuhause geben. Eine Heimat, in der

zu tun hat oder in überraschender Konstellation

moderne Lebensentwürfe auf moderne Musik treffen

aufgeführt wird.»

– und somit sinnlich erlebbar werden.»  ab

«Wir wollen einen Ort schaffen, wo Musik selbstverständlich wirkt, nicht verkopft, sondern direkt und unmittelbar.» Für Hope geht es darum, eine Nähe zur Stadt Zürich

D I R E C TO R ’ S C U T

und zum Publikum aufzubauen. «Deshalb haben wir ja

D I , 6 . D E Z . 2 0 1 6 , 2 0 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S

den intimen Ort jenseits der Tonhalle gewählt», sagt er. «Es soll eine Atmosphäre entstehen, in der wir gemein-

ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, DANIEL HOPE

sam über Musik und ihre Bedeutung reden können, in

Violine, SPECIAL GUEST

der wir als Orchester von unserer Arbeit erzählen und gleichzeitig zuhören, welche Themen unsere Gäste und unser Publikum bewegen.» Hope will im Format «Director’s Cut» hauptsächlich reden, zuhören, eventuell auch mal streiten – aber immer im Miteinander «und über Dinge, die uns allen auf der Seele brennen».

PROGRAMM Daniel Hope empfängt einen VIPGast aus Wirtschaft, Kultur oder Sport zum Talk in lockerer Atmosphäre. Das Zürcher Kammerorchester spielt dazu Werke von Bach bis Ligeti.

«Zürich ist eine so wundervolle Stadt», sagt Hope, «in der so viele Menschen mit so unterschiedlichen Interessen und Lebensphilosophien aufeinandertreffen, eine Metropole, in der man spürt, dass

Passion Chocolat Suisse 1852

KONZERTENDE ca. 21.15 Uhr EINHEITSPREIS CHF 50


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RUBRIKZEILE


DA N I E L H O P E

R E VO L U T I O N S TAT T PUDERPERÜCKE MIT IHRER REISE DURCH DAS ZEITALTER DES BAROCK LASSEN DAS ZÜRCHER KAMMERORCHESTER UND DANIEL HOPE HÖREN, WIE RADIKAL SICH DER SOUNDTRACK DER MENSCHHEIT VERÄNDERT HAT – GRUND DAFÜR IST AUCH DIE TECHNISCHE ENTWICKLUNG DER GEIGE.

Gemeinsam mit dem Zürcher Kammerorchester

sächlich ein Instrument des Volkes, das bei Festen

und seinem Konzertmeister Willi Zimmermann

oder Tänzen, in Kneipen oder in der Strasse gespielt

wird ­Daniel Hope eine Reise durch die Epoche des

wurde. Geigenbaugenies wie Andrea Amati und seine

­Barock antreten. Der Aufführungsort ist nicht zufällig

Söhne bauten im 16. Jahrhundert dann plötzlich

gewählt: die Predigerkirche. Schon zu Zeiten ­Vivaldis

­Instrumente, mit denen ganz andere Klänge erzeugt

und Bachs kam in Kirchen ein breites Publikum in

werden konnten. Die Amatis stellten einfach alles

Kontakt mit den musikalischen Innovationen der

auf den Kopf: die Holzauswahl, die Form der Instru-

­damaligen Zeit.

mente, ihre Wölbung, die Konstruktion der Schnecke und die Lackierung. Das sahen und nutzten natürlich

Hope und das Zürcher Kammerorchester werden

auch die Komponisten. Auf einmal waren vollkom-

die Entwicklung der Musik von der Spätrenaissance

men neue Harmonien möglich, es wurde in höheren

bis zur Vollendung des Barock bei Antonio Vivaldi

Lagen gespielt und die Palette des Ausdrucks verviel-

und Johann Sebastian Bach vorstellen und dabei den

fachte sich explosionshaft.

­Beweis antreten, dass die Epoche der Puderperücken in Wahrheit eine Ära der harmonischen Revolutionen war, ein Zeitalter extremer menschlicher Gefühle und der Beginn der Tourneekünstler.

«Im Barock wurde der Geiger vom Fiedler zum Virtuosen.»

Herr Hope, mit Ihrem Programm treten Sie eine Reise durch das Barock an, was macht diese Epoche für Sie so besonders?

Wie hat sich das auf den Beruf des Geigers

Beim Barock denken ja alle gern an Puderperücken,

ausgewirkt?

an monarchische Höfe und an affektierte Tänze. Was

Auch der hat sich vollkommen verändert. Der G ­ eiger

wir gern vergessen, ist, dass diese Epoche innerhalb

wurde vom Fiedler zum Virtuosen. Dafür stehen die

der Musikgeschichte geradezu revolutionär war: ­Jeder

beiden Geiger und Komponisten Johann Paul von

Komponist suchte nach neuen Superlativen und Aus-

Westhoff und Nicola Matteis, deren Werke wir am

drucksformen, die es bislang nicht gab. Die technische

8. und 9. Dezember vorstellen. Sie fingen an, auf

Entwicklung im Geigenbau half ihnen dabei.

Reisen zu gehen, wurden so etwas wie Stars und haben das Virtuosentum gepflegt, kurz: Sie wur-

Inwiefern wirkten sich Innovationen bei den

den echte Touring-­Musiker. Auch Bach und V ­ ivaldi

Instrumenten auf Innovationen bei den Kom-

haben erkannt, dass die neuen Geigen einen Aus-

positionen aus?

druck ermöglichen, welcher der menschlichen

Nur, was technisch möglich ist, kann schliesslich

Stimme nahekommt und der die Zuhörer ganz be-

auch erklingen. Die Geige war lange Zeit haupt-

sonders und intensiv bewegt. Mit diesen beiden

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DA N I E L H O P E

­Genies haben die ästhetischen Explosionen, die es seit der Renaissance in der Musik gab, ihren Höhepunkt gefunden. Das hört sich alles spannend an, aber hat die Musik mit der Loslösung vom Volk nicht auch die Nähe zu den Menschen verloren? Ich glaube nicht. Zum einen, weil die Wurzel der Geige noch offensichtlich blieb und sie nicht aus dem Volk verschwand. Zum anderen waren Komponisten wie Bach und Vivaldi an einem Ort tätig, der durchaus volksnah war: in der Kirche. Das muss man sich einmal vorstellen: Da wurden im Gottesdienst jeden Sonntag Uraufführungen mit sehr ausgefallenen und mutigen Kompositionen vorgetragen, und alle Menschen haben zugehört. Deshalb finde ich es besonders spannend, dass unser Barockkonzert in Zürich in der Predigerkirche stattfindet.

«Bach und Vivaldi haben die Musik zwischen Himmel und Erde verankert.» Hat es das Barock also geschafft, das Volkstümliche und die Kunstfertigkeit miteinander zu vereinen? Genau. Bach und Vivaldi haben sich immer nach dem Himmel gestreckt und versucht, in ihren komplexen Harmonien ein Abbild der Schöpfung darzustellen. Gleichzeitig standen sie aber mit beiden Beinen auf dem Boden – sie kannten die Caféhäuser, den Geschmack der Menschen, die Sehnsüchte der Leute, haben die ­Liebe, die Natur, die Sehnsucht, die Angst und die Freude sehr lebensnah in Töne gegossen. Sie haben die Musik zwischen Himmel und Erde verankert. Was lernen wir heute von einem musi­ kalischen Spaziergang durch eine längst vergangene Epoche? Ich glaube, dass wir viel über die Unmittelbarkeit der Kunst lernen. Oder anders gesagt: Wir erkennen, dass wir die barocke Musik auch heute noch erfahren und spüren können. Musikalische Spaziergänge durch vergangene Epochen zeigen uns ausserdem, dass Musik nie statisch ist, sondern sich immer mit den Entwicklungen der Menschheit bewegt. Schliesslich ist es durchaus möglich, anhand eines Klangs


DA N I E L H O P E

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zu verstehen, wie Menschen damals gedacht haben, wie sich ihr Horizont erweitert hat – und gleichzeitig erkennen wir auch: Die ewigen Fragen der Menschheit haben sich kaum verändert, sondern lediglich unsere Möglichkeit, sie auszudrücken.  ab

DA N I E L H O P E D O, 8 . D E Z . 2 0 1 6 , 1 9 . 3 0 U H R , P R E D I G E R K I R C H E FR, 9. DEZ. 2016, 1 9 . 3 0 U H R , Z E N T RU M PA U L K L E E , B E R N ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, DANIEL HOPE Violine und Leitung, WILLI ZIMMERMANN Konzertmeister PROGRAMM Georg Philipp Telemann 1681 – 1767 10 ´ Concerto e-Moll für zwei Violinen, Streicher und B.c. TWV 52:e4 Andante | Allegro | Adagio | Vivace

Johann Paul von Westhoff Sonata «La Guerra»

Antonio Vivaldi 1678 – 1741 10 ´ Concerto a-Moll für zwei Violinen, Streicher und B.c. RV 522 Allegro | Larghetto e spirituoso |  Allegro

Johann Sebastian Bach 1685 – 1750 15 ´ Konzert d-Moll für zwei Violinen, Streicher und B.c. BWV 1043 Vivace | Largo ma non tanto | Allegro

Georg Philipp Telemann 10 ´ Violinkonzert a-Moll TWV 51:a1 Adagio | Allegro | Adagio | Presto Antonio Vivaldi 10 ´ Sonate d-Moll für zwei Violinen und B.c. RV 63 «La Follia» Pause

20 ´

Nicola Matteis 1670 – 1714 5 ´ Diverse Bizzarie sopra la Vecchia Sarabanda o pur Ciaccona Johann Paul von Westhoff 1656 – 1705 Sonata Nr. 3 «Imitatione delle Campane»

3 ´

Johann Paul von Westhoff 3 ´ Sonata Nr. 2 «Imitatione del Liuto»

Passion Chocolat Suisse 1852

1 ´

Andrea Falconieri 1585 – 1656 3 ´ Chaconne G-Dur für Violine und B.c.

Antonio Vivaldi 11 ´ Concerto g-Moll für Violine, Streicher und B.c. RV 315 «L’estate» Allegro | Adagio | Tempo impetuoso d’estate KONZERTENDE ca. 21.30 Uhr ABO Do, 8. Dez. 2016 (Predigerkirche) Barock-Abo EINHEITSPREIS Do, 8. Dez. 2016 (Predigerkirche) CHF 70 Fr, 9. Dez. 2016 (Zentrum Paul Klee) CHF 95

Kooperationspartner


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TRIO ZIMMERMANN

D I E G R A M M AT I K DER MUSIK EINES DER BESTEN STREICHTRIOS DER WELT SPIELT IN ZÜRICH EINES DER EINFLUSSREICHSTEN WERKE DER MUSIKGESCHICHTE. MIT PRÄZISION UND EMOTION WIDMET SICH DAS TRIO ZIMMERMANN BACHS GOLDBERG-VARIATIONEN.

Das Trio Zimmermann, das sind drei Weltklasse-­

Wenn das Trio am 13. Dezember in den Grossen Saal

Solisten, denen die Solokarriere nicht genug ist, die sich

der Tonhalle kommt, bringt es ein ganz besonderes

regelmässig treffen, um intensiv gemeinsam zu proben,

Programm mit: eine Transkription von Johann

miteinander auszutauschen und neues Repertoire zu er-

Sebastian Bachs Goldberg-Variationen für Streichtrio

arbeiten. Das Trio existiert seit 2007. Damals begeisterte

von Dmitry Sitkovetsky. Die Goldberg-Variationen

der Geiger Frank Peter Zimmermann den ausdrucksstar-

sind so etwas wie die Urgrammatik der Musik. Bach

ken Bratschisten Antoine Tamestit und den Schweizer

führt hier die Variationskunst des Barock zur Voll-

Cellisten Christian Poltéra dafür, gemeinsam mit ihm

endung. Die Variationen sind ein eigener, in sich

die Welt der Kammermusik zu durchdringen. Seither

geschlossener Kosmos mit ganz besonderem Aufbau:

gehen diese drei Musiker gemeinsam auf Tournee und

Die Oberstimmen definieren die einzelnen Sätze,

stellen in der ganzen Welt – von London über Wien bis

das gemeinsame Bassthema setzt die Sätze mitei­

nach Berlin – ihre Programme vor.

nander in Bezug. Dabei bleiben die Variationen alles

5 DINGE, DIE SIE ÜBER DIE GOLDBERG-VARIATIONEN WISSEN MÜSSEN 1  Nach der einleitenden Arie folgen – in zwei Teile

4  Viele Musiker haben die Variationen für andere

gegliedert – 30 Variationen, die sich jedoch kaum an

Instrumente bearbeitet, unter anderem Moritz Eggert

der Melodie der Arie, sondern an ihrer 32-taktigen

für Klavier und Ensemble oder Jukka Tiensuu für

Basslinie orientieren.

Akkordeon. Die im Konzert in Zürich erklingende Bearbeitung für Streichtrio komponierte Dmitry

2  Der Titel «Goldberg-Variationen» entstand erst im

­Sitkovetsky bereits 1984.

19. Jahrhundert und geht zurück auf einen anek­ dotischen Bericht über Bachs Leben: Angeblich

5  Die Goldberg-Variationen beeinflussten nicht nur

sollte der Cembalist Johann Gottlieb Goldberg dem

die Musik. Thomas Bernhard setzte sich im Roman

Grafen Carl von Keyserlingk das Werk vorspielen.

«Der Untergeher» mit Glenn Gould als Interpreten

Musikwissenschaftler zweifeln jedoch am Wahrheits-

der Goldberg-Variationen auseinander. George Tabori be-

gehalt dieser Erzählung.

nannte ein Theaterstück nach Bachs Klaviermusik, und und erst im Sommer 2016 erschien Leon de Winters

3  Eine der wichtigsten Einspielungen der Goldberg-­

Roman «Geronimo», in dem die Protagonistin Apana

Variationen für Klavier stammt von Glenn Gould,

immer tiefer in die Musik von Bach versinkt.

dem Enfant Terrible der Musikgeschichte.


RUBRIKZEILE

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RUBRIKZEILE

«In den Goldberg-Variationen vereint Bach den italienischen, französischen und deutschen Stil.»

Trio-­Version des russischen Geigers und Dirigenten Dmitry Sitkovetsky fächert die Ober- und die Bassstimme in die einzelnen Instrumente auf und entlockt den Goldberg-Variationen so nochmals eine komplett neue Perspektive. Dass sich das Trio Zimmermann diesem Werk an-

andere als trocken, denn Bach paart die harmonische

nimmt, liegt auf der Hand. Zimmermann, Tamestit

Theorie mit musikalischer Sinnlichkeit.

und Poltéra zeichnen sich – jeder auf seine Art – besonders durch ihre spieltechnische Präzision und

Was die Variationen für Musiker ausserdem span-

Durchdringung der Partituren aus. Die Goldberg-­

nend macht, ist, dass Bach die unterschiedlichen

Variationen bereiten ihnen dafür den musikalischen

Klavierstile aus Italien, Frankreich und Deutschland

Boden: eine vollendete Form, in der Bach quasi die

in einem Werk zusammenfasst – und zwar in einer

Schöpfung aufnimmt, innerhalb der sich die Musiker

Form, die allgemeingültig ist. In ihrer strukturellen

frei bewegen können.

Strenge und inneren Freiheit wirkt sie bis heute nach. Von vielen Künstlern werden die Goldberg-­

Die Goldberg-Variationen stellen den Musiker i­ mmer

Variationen als ABC der Musik verstanden. Die

vor die Herausforderung, den Logos und die Emotion


TRIO ZIMMERMANN

23

«Die Kammermusik ist der Kern des Musizierens, in dem es um die direkte Kommunikation geht.» eigennützig. «Es ist ungemein wichtig für die eigene Entwicklung, zusammen mit musikalischen Freunden am Klang zu tüfteln, zu experimentieren und gemeinsam eine Deutung zu finden», sagt Frank Peter Zimmermann und fügt an: «Die Arbeit mit dem Trio beflügelt auch unsere Interpretationen der grossen Konzerte, denn die Kammermusik ist der Kern des Musizierens, in dem es um die direkte ­Kommunikation geht, darum, Vorschläge zu entwickeln, zuzuhören und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen.»  ab

TRIO ZIMMERMANN DI, 13. DEZ. 2016, 19.30 UHR, TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L FRANK PETER ZIMMERMANN Violine, ANTOINE TAMESTIT Viola, CHRISTIAN POLTÉRA Violoncello

miteinander zu vereinen, einen Klang zu entwickeln, dessen Grundlage das Verstehen bildet und dessen Ziel die Sinnlichkeit ist. Ähnliches hat das Trio ­Z immermann bereits in zahlreichen Aufnahmen, etwa von Beethovens Streichtrios oder Mozarts Divertimento KV 563 unter Beweis gestellt. Die englische Zeitung «The Guardian» schwärmt: «Die Musikalität der drei ist derart ausserordentlich, dass sie einen vollkommen neuen Blick auf das Genre der Streichtrios werfen.» Und die «Süddeutsche» jubelt: «Was Zimmermann, Tamestit und Poltéra in der Kunst des Ausspielens der Phrasen, der Transparenz der musikalischen Verflechtungen, an Spontaneität des rhythmischen Timings und an melodiösem Span-

PROGRAMM Johann Sebastian Bach 1685 – 1750 Goldberg-Variationen BWV 988 Transkription für Streichtrio von Dmitry Sitkovetsky

Aria | Variatio 1 | Variatio 2 | Variatio 3: Canone all’ Unisuono | Variatio 4 |  Variatio 5  |  Variatio 6: Canone alla Seconda  |  Variatio 7: al tempo di Giga  |  Variatio 8  |  Variatio 9: Canone alla Terza  |  Variatio 10: Fugetta  |  Variatio 11  |  Variatio 12: Canone alla Quarta  |  Variatio 13  |  Variatio 14  |  Variatio 15: andante. Canone alla Quinta  |  Variatio 16: Ouverture  |  Variatio 17  |  Variatio 18: Canone alla Sexta | Variatio 19 | Variatio 20 | Variatio 21: Canone alla Settima  |  Variatio 22: alla breve  |  Variatio 23  |  Variatio 24: Canone all’ Ottava  |  Variatio 25: adagio  |  Variatio 26  |  Variatio 27: Canone alla Nona  |  Variatio 28  |  Variatio 29  |  Variatio 30: Quodlibet  |  Aria da Capo è Fine KONZERTENDE ca. 21.15 Uhr ABO Meisterzyklus-Abo

nungsaufbau bieten, ist ein seltenes Ereignis.» Für die Musiker selbst ist der regelmässige Rückzug in den Kosmos der Kammermusik nicht ganz un­

80 ´

Passion Chocolat Suisse 1852

EINZELKARTE CHF 105 / 95 / 82 / 58 / 40 / 16


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W E I H N A C H T S KO N Z E R T

V I E L W E I H N AC H T U N D EIN BISSCHEN MUSIKGESCHICHTE DIEGO FASOLIS WIRD MIT HÄNDELS «GLORIA» UND C ARL PHILIPP EMANUEL BACHS «MAGNIFIC AT» ZWEI WERKE DIRIGIEREN, UM DIE SICH VIELE GESCHICHTEN RANKEN.

vereint – abgesehen von der Feier Jesu – ihre musikhistorische Bedeutung: Das eine Werk war ein Bewerbungsschreiben als Thomaskantor, das andere jahrhundertelang verschollen. 1749 überlegte die Stadt Leipzig, wer als Nachfolger für den schwerkranken Johann Sebastian Bach das Amt des Thomaskantors übernehmen würde. Noch lebte der Übervater der Kirchenmusik, aber man wollte für den Fall seines Ausscheidens gewappnet sein. Bach selber ermutigte seine Söhne, Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel, sich auf die Stelle zu bewerben und eine «Probe-Music» abzuliefern. Während Friedemann eine Adventskantate verfasste, legte Carl Philipp Emanuel ein «Magnificat» vor. Carl Philipp Emanuel Bach liess in seiner Komposition keinen Zweifel daran, dass sein Vater vielleicht die Form des Barock vollendet hatte, dass nun aber ein neues Zeitalter für eine neue Generation angebrochen war. Moderne Harmonien, eine spektakuläre Stimmbehandlung und innovative Klänge kennzeichnen sein Werk. Und trotzdem: Den Posten des Thomaskantors bekam weder er noch sein ­Bruder. Besinnung und Einkehr – an Weihnachten vertrauen

Johann Gottlob Harrer, der Kapellmeister des Gra-

wir der Musik, um Einklang und Frieden zu finden.

fen von Brühl aus Dresden, setzte sich gegen beide

Sie offenbart uns jene Welt im Inneren, die das

durch. Dennoch begleitete das ­« Magnificat» Carl

Äussere so oft verdrängt, sie verbindet Himmel

Philipp Emanuel Bach ein Leben lang. Später in

und Erde, verspricht, sowohl die Welt als auch

Hamburg arbeitete er es um und fügte der Original-­

­unsere Wahrnehmung von ihr zu ordnen. Auf dem

Partitur Trompeten und Pauken hinzu; 1779 führte er

Programm des Zürcher Kammerorchesters stehen

das Werk neben dem «Credo» aus der h-Moll-Messe

dieses Jahr Meisterwerke der Einkehr. Carl Philipp

seines Vaters auf. Und tatsächlich gibt es durchaus

Emanuel Bachs «Magnificat» und Händels «Gloria»

Referenzen auf den alten Stil, etwa in der Doppel-


W E I H N A C H T S KO N Z E R T

fuge «Sicut erat in principio». Bis heute gilt das

Der herausstechende, komplexe Sopran-Part des

­« Magnificat» als eines der grössten Kirchenwerke

«Gloria» wird in Zürich von der Sängerin Sunhae Im

Carl Philipp Emanuel Bachs.

interpretiert. Die südkoreanische Barockexpertin ist oft an der Seite von René Jacobs aufgetreten und war als

Auch das «Gloria» von Georg Friedrich Händel hat

Konzertsängerin mit renommierten O ­ rchestern wie

Musikgeschichte geschrieben. Es taucht nicht in der

den New Yorker Philharmonikern, dem P ­ ittsburgh

Werkliste des Komponisten auf, da es erst 2001 in der

Symphony Orchestra und den Münchner Philhar-

Royal Academy of Music in London entdeckt wur-

monikern zu hören.

de. Der Fund sorgte damals für ein Aufhorchen, ist es doch nicht alltäglich, dass ein neues Meisterwerk

Beide Werke sind ein Heimspiel für den in Lugano

­eines alten Meisters aufgestöbert wird. Musikhistoriker

geborenen Dirigenten und Organisten Diego Fasolis.

jubelten, dass das «Gloria» dem «Messias» in Nichts

Bereits in den 1980er-Jahren machte er sich einen

an Bedeutung nachstehen würde. Die Musik besticht

Namen, indem er die kompletten Orgelwerke von Bach,

durch ihre musikalische Frische, ihre Wildheit und

Mendelssohn und Liszt aufführte. Der Barockspezia-

ihren Freiheitsdrang in der harmonischen Behandlung.

list gründete das Instrumentalensemble «Vanitas» in

Uneinig sind sich die Musikwissenschaftler über die

Lugano und tauchte mit dem Ensemble ­«I Barocchisti»

Hintergründe der Entstehung. Das «Gloria» wurde in

in die Tiefen der Werke von Bach, Händel und

einem Buch von Händel-Arien gefunden, das einst dem

Vivaldi ein. Er teilte sein Expertenwissen mit Künst-

Sänger William Savage gehörte. Musikwissenschaftler

lern wie Cecilia Bartoli oder dem Countertenor

gehen davon aus, dass Händel das Stück wahrschein-

Philippe Jaroussky. Beim Weihnachtskonzert am

lich 1707 in Italien geschrieben hat. Vier Jahre war

15. und 16. Dezember wird er im Fraumünster die

er dort auf Studienreise, besuchte unter anderem Flo-

Weihnachtszeit einläuten und uns vielleicht ein Stück

renz, Rom, Neapel und Venedig. Schnell feierten die

musikalischen Himmel auf Erden holen.  ab

Italiener den Gast als «Il Sassone», als «den Sachsen». Händel begeisterte Kollegen wie Domenico Scarlatti nicht nur durch seinen Kompositionsstil, sondern auch durch sein wildes Klavierspiel. W E I H N AC H T S KO N Z E RT D O, 1 5 . D E Z . U N D F R , 1 6 . D E Z . 2 0 1 6 , 19.30 UHR, FRAUMÜNSTER ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, ZÜRCHER KONZERTCHOR, DIEGO FASOLIS Dirigent SUNHAE IM Sopran, SONJA LEUTWYLER Alt CYRIL AUVITY Tenor, CHRISTIAN IMMLER Bass ANDRÉ FISCHER Choreinstudierung PROGRAMM Georg Friedrich Händel 1685 – 1759 15´ Concerto grosso op. 3 Nr. 4 HWV 315 Largo | Andante | Allegro | Allegro

KONZERTENDE ca. 21.00 Uhr

Carl Philipp Emanuel Bach 1714 – 1788 42 ´ Magnificat D-Dur Wq 215

EINZELKARTE CHF 90 / 80 / 60 / 35 / 20

Georg Friedrich Händel Gloria HWV deest

16 ´

Passion Chocolat Suisse 1852

ABO Barock-Abo

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O P E R A B OX

LIEBE HAUTNAH DIE OPERA BOX BERÜHRT IHR PUBLIKUM DIESES JAHR MIT ROSSINIS MEISTERWERK «IL SIGNOR BRUSCHINO» – EINE PARABEL ÜBER DIE IRRUNGEN UND WIRRUNGEN DER LIEBE.


O P E R A B OX

Die Opera Box ist längst eine Tradition des Zürcher Kammerorchesters: Musiktheater zum Anfassen – das Publikum sitzt um die Sänger und das Orchester herum und geniesst Oper in unmittelbarer Nähe. «Es ist etwas ganz Besonderes, dass die Distanz, die sonst zur Bühne besteht, bei uns aufgehoben wird», sagt Regisseur Paul Suter, «wir haben viel zu lange

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«Im intimen Ambiente der Opera Box wollen wir die Verbundenheit zwischen Bühne und Publikum wieder herstellen.»

verdrängt, dass das Publikum und seine Reaktionen einst selbstverständlicher Teil jeder Aufführung ­waren – und diese Verbundenheit wollen wir in dem intimen

Dafür hat sich Suter dieses Jahr gemeinsam mit

Ambiente der Opera Box wieder herstellen.»

seinem Team, dem Zürcher Kammerorchester, bekannten Solisten und dem Dirigenten Andres Joho eine ganz besondere Oper ausgesucht: Gioacchino Rossinis «Il Signor Bruschino», eine lustvolle Liebes­ geschichte voller Irrungen und Wirrungen. Die geliebte Frau ist einem anderen versprochen, und ihr wahrer Liebhaber erhofft sich, ihr nahezukommen, indem er sich als eben dieser «­ andere» ausgibt.­­«Rossini schafft es», sagt Suter, «die a­ bsurden menschlichen Abgründe zu zeigen, die seit Menschen­gedenken aufgerissen werden, wenn es um das Thema Liebe geht. Das Schöne ist, dass Rossini gemeinsam mit uns darüber schmunzeln kann, wozu ein Mensch im Liebesrausch in der Lage ist.»

O P E R A B OX 2 0 1 5 / 1 6

Konkret erzählt «Il Signor Bruschino» die Liebes­ geschichte zwischen Sofia und Florville, den K ­ indern zweier verfeindeter Familien. Die junge Liebe wird von Sofias Vormund Gaudenzio unterwandert. ­Gaudenzio hat Sofia bereits an Signor Bruschino versprochen. Nach allerhand Hin und Her sorgt schliesslich ein berauschendes Terzett für ein Happy End. Regisseur Paul Suter möchte in seiner Inszenierung den universellen Charakter menschlicher Gefühle


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O P E R A B OX

«Gerade das, was wir als zutiefst persönlich empfinden, erfahren viele andere Menschen genauso.»

Kurzopern, die das Publikum begeisterte. R ­ ossini hat seine Stücke so angelegt, dass die Sänger sich mit schauspielerischem Talent und allerhand Improvisationsgeschick in die Aufführung einbringen konnten. Zeitgenossen haben Rossinis Kurzopern als Mischung aus Cimarosa, ein italienischer Opern­ komponist, und Mozart gefeiert.

zeigen. «Wenn uns die Liebe überfällt, haben wir oft das Gefühl, nur individuell betroffen zu sein. Doch

Bis heute sind Rossinis Kurzopern herzliche Studien

gerade das, was wir als zutiefst persönlich und ein-

über die grossen Gefühle der Menschheit. Wenn in

malig empfinden, erfahren viele andere Menschen

der Opera Box ab dem 28. Dezember eine davon

genauso. Die Kunst Rossinis besteht darin, dass er

zu neuem Leben erweckt wird, so gibt es sicher ein

ein Gefühl, welches wir für exklusiv halten, als all-

grosses Gaudi für alle Beteiligten.  ab

gemeingültig beschreibt – wir alle erkennen uns in seiner Musik wieder.» Dass sich das Publikum in Rossinis Oper wiederfinden kann, befördert Suter weiter, indem er die Handlung aus dem 19. Jahrhundert befreit und die Charaktere direkt in unsere Gegenwart stellt. Die Rezitative der Oper werden gestrichen und durch gesprochene Dialoge ersetzt. «Für mich und auch für das Publikum führt das unweigerlich dazu, dass wir uns besser mit den Menschen auf der Bühne identifizieren können», erklärt Suter, «so können wir klarmachen, dass auch die alte Kunst der Oper noch mitten in unserer Zeit steht, dass sich die Gefühle der Menschen kaum verändert haben.»

O P E R A B OX MI, 28. DEZ. 2016, 19.00 UHR – PREMIERE S A , 3 1 . D E Z . 2 0 1 6 , 1 6  /  2 0 U H R

«Bis heute sind Rossinis Kurzopern herzliche Studien über die grossen Gefühle der Menschheit.»

MI, 4. JAN. UND SA, 7. JAN. 2017, 19.00 UHR S O, 8 . J A N . , 1 6 . 0 0 U H R , S A , 1 4 . J A N . 2 0 1 7 , 1 9 . 0 0 U H R S O, 1 5 . J A N . 2 0 1 7 , 1 6 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, ANDRES JOHO Musikalische Leitung, PAUL SUTER Regie, NINA DEBRUNNER Regieassistenz, ERICH BIERI Gaudenzio VIOLETTA RADOMIRSKA Sofia, DAVID MARGULIS

Musikalisch ist «Il Signor Bruschino» ein typischer

Florville, CHEYNE DAVIDSON Bruschino padre

Rossini: Die Oper präsentiert sich als musikalischer

BARBARA HENSINGER Marianna, MATTHIAS

Reigen aus grossen Arien und reizenden Duetten,

MÜLLER Bruschino figlio, JÜRG KRATTINGER

zuweilen abgründig melancholisch, dann wieder ur-

Filiberto, THOMAS PÜTZ Polizeikommissar

komisch. Bei der Uraufführung löste die spritzige Ouvertüre einen Skandal aus, denn die zweiten Geigen müssen dort mit den Bögen gegen die Pulte klopfen. Suter fügt der Partitur noch zwei Arien hinzu – eine für die Kammerzofe, eine für Papa Bruschino.

PROGRAMM Gioacchino Rossini 1792 – 1868 «Il Signor Bruschino» KONZERTDAUER ca. 120 Minuten

Der noch junge Rossini hat die Oper «Il Signor ­B ruschino» 1813 komponiert, als letzte einer erfolgreichen Reihe kleiner Farcen, die besonders in Venedig beliebt waren. Es war die Intimität dieser

Passion Chocolat Suisse 1852

EINZELKARTE CHF 65 / 58 / 48


B I L D E R O P E R A B OX 2 0 1 5 / 1 6


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M A RT I N H E L M C H E N

« DA S H E U T I G E I M VERGANGENEN SUCHEN» GEMEINSAM MIT DEM ZKO UND SIR ROGER NORRINGTON WIRD DER PIANIST MARTIN HELMCHEN BEETHOVEN INTERPRETIEREN – EIN GESPRÄCH ÜBER MUSIK ALS SPRACHE UND DIE FREIHEIT IN DER FORM.


M A RT I N H E L M C H E N

Herr Helmchen, Sie forschen akribisch in der Geschichte der Musik. Ist Beethoven für Sie so etwas wie ein Heimspiel? Das könnte man so sagen, aber gerade das vierte ­Klavierkonzert, das wir in der Tonhalle aufführen werden, ist niemals eine gleichbleibende Heimat, sondern verändert sich jedes Mal beim Spielen. Es gibt nur

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«Es gibt nur wenige Stücke, die so labil sind, so wandelbar und immer wieder neu entdeckt werden müssen.»

wenige Stücke, die so labil sind, so wandelbar und immer wieder neu entdeckt werden müssen. wechselt oft die Richtung und fordert stets eine neue Warum ist das gerade bei diesem Klavier-

Balance und ein Abwägen der Details. Besonders im

konzert so?

ersten und dritten Satz geht es um ziemlich radikale

Man kann sich in diesem Konzert auf nichts verlas-

Übergänge, die gestaltet werden wollen. Es werden viele

sen, von den Tempi bis zur inneren Architektur. Es

Fragen über Tonart, Gestus und das Zusammenspiel mit dem Orchester aufgeworfen. All das erfordert eine unglaubliche Feinfühligkeit der Interpreten. Es geht nicht nur darum, die Noten zu spielen, sondern all das hörbar werden zu lassen, was zwischen den einzelnen schwarzen Flecken auf dem Papier liegt – die eigentliche Musik. Wir wissen, dass Beethoven seine Klavierkonzerte sehr frei interpretiert hat und gern noch während der Aufführungen Änderungen vorgenommen hat. Was bedeutet das für heutige Interpretationen? Wir, die wir nun einmal nicht Beethoven sind, müssen uns eine eigene Freiheit in seiner Musik erkämpfen. Und diese Freiheit finden wir nur, wenn wir zuerst die Form von Beethovens Werken analysieren. Beethovens Klavierkonzerte verlangen, dass wir uns intensiv mit ihnen beschäftigen, ja, dass wir über grosse Zeiträume mit ihnen leben und Dinge ausprobieren. Erst dann, auf Basis der genauen Kenntnis der Noten und der Form, können wir uns beim Spiel die erwähnte Freiheit erarbeiten. Wir bewegen uns dann frei innerhalb des Rahmens, den Beethoven in seinen Partituren gesetzt hat. Nun geht es ja nicht nur um Ihre eigene Freiheit: Sie müssen in den Konzerten auch mit dem Dirigenten und dem Orchester zusammenarbeiten – und die haben vielleicht ganz eigene Vorstellungen vom Werk. Natürlich muss man während der Proben und der Aufführung ein gemeinsames Gespür entwickeln. Es hilft einem nichts, wenn man als Solist mit einer fixen Idee anreist, und das Orchester eine andere Auffassung hat. Dann zerfällt alles spätestens beim ersten Rubato, wenn der Takt auf die Mitspieler abgestimmt werden soll. Unterschiedliche Vorstellungen sind nicht nur Herausforderung, sondern auch Bereicherung. Für uns Solisten ist es wunderbar, auf ein Orchester zu treffen, das seine eigene Klangvorstellung hat.


32

M A RT I N H E L M C H E N

Auf welche Vorstellungen treffen Sie, wenn

lich haben sie doch auch nur die gleichen

Sie mit Sir Roger zusammenarbeiten?

Noten wie jeder andere Musiker.

Dirigenten wie Sir Roger haben sehr konkrete Vor-

Ich glaube, das Geheimnis liegt darin, die Musik

stellungen. Da gibt es die Idee des vibratolosen

tatsächlich als Sprache zu verstehen. Wie beim

Spiels und andere Details, die er genau begründen

­Sprechen bestimmt auch in der Musik der Ausdruck

kann. Ich habe aber immer wieder die Erfahrung

die Bedeutung, oder sprichwörtlich gesagt: Der Ton

gemacht, dass er sehr genau zwischen einem musi-

macht die Musik. Wichtig ist auch die Entwicklung

kalischen Dogma und dem zwischenmenschlichen

eines Musikstücks. Das ist wie im Theater: Wenn ein

Gefühl unterscheiden kann, dass bei ihm Strenge

Schauspieler schon im ersten Satz alles rausposaunt,

und Freiheit in idealer Balance sind. Deshalb liebe

dann ist die Spannung weg. Auch in der Musik kann

ich es, mit Sir Roger zusammenzuarbeiten. In seiner

nicht das Ziel sein, möglichst schnell alles zu sagen.

Arbeit geht es am Ende stets um das gegenseitige

Vielmehr geht es darum, eine Position einzunehmen

Zuhören – darum, einen gemeinsamen, gültigen

und sie zu entwickeln, sie innerhalb der Musik klar-

Klang zu finden.

zumachen – als sinnliches Erlebnis.

Aber gerade in der historisch informierten

Was konkret ist für Sie dann eine geglückte

Aufführungspraxis kommt es mir zuweilen

Aufführung?

so vor, dass das Detail so unglaublich wichtig

Wenn ich spüre, dass da Menschen auf einer

geworden ist, dass der grosse sinnliche ­Bogen

Bühne stehen, die etwas zu sagen haben. Bei einer

zuweilen aus dem Blick gerät.

geglückten Aufführung gelingt es den Künstlern, das

Das mag bei einigen so sein. Bei vielen hat sich aber

Publikum zu packen, es mitzureissen. Sie lassen die

heute herumgesprochen, dass es Quatsch ist, den

Zuhörer teilhaben an jenem Kosmos, der durch die

Grundgestus für das Detail zu opfern. Klar ist aber

Musik entsteht.  ab

auch, dass das rein Schwelgerische uns nicht wirklich weitergebracht hat … Sie meinen etwa die Einspielungen von Herbert von Karajan? Das haben Sie nun gesagt, aber klar: Es gab die Zeit,

S I R RO G E R N O R R I N G TO N U N D M A RT I N H E L M C H E N

in der es weniger darum ging, Beethoven und seine

FR, 20. JAN. 2017,

Zeit vorzustellen als unseren aktuellen Blick auf ihn.

1 9 . 3 0 U H R , TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L

Da hörte sich Beethoven glänzend an, war berechenbar, effektvoll und stand als grosser Romantiker auf

ZÜRCHER KAMMERORCHESTER

einem Marmorsockel. Das hat für mich nur wenig

SIR ROGER NORRINGTON Ehrendirigent

mit dem Musikerberuf zu tun, in dem es doch darum

MARTIN HELMCHEN Klavier

geht, das Heutige im Vergangenen zu suchen. Dafür aber ist eine Kenntnis der Geschichte, der Zeit, in der die Musik entstanden ist, unerlässlich. Gerade die historische Aufführungspraxis zementiert also nicht Vergangenes? Alles, nur nicht das! Wenn Sie sich Aufnahmen von Sir Roger oder von anderen grossen Dirigenten wie Philippe Herreweghe anhören, stellen Sie schnell fest, dass die genannten Künstler in einem B ­ eethoven immer wieder etwas vollkommen Neues finden, dass selbst die Interpretation alter Musik bei ihnen so

PROGRAMM Ludwig van Beethoven 1770 –1827 34 ´ Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 Allegro moderato  |  Andante con moto | Rondo: Vivace Pause

20 ´

Ludwig van Beethoven 24 ´ Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 Allegro molto – Allegro con brio  |  Andante cantabile con moto  |  Menuetto – Allegro molto e vivace  |  Adagio – Allegro molto

frisch klingt, als wäre sie aus unserer Zeit … Wie gelingt es diesen Dirigenten, ein ­solches Urauf­f ührungsgefühl herzustellen? Schliess-

Passion Chocolat Suisse 1852

KONZERTENDE ca. 21.15 Uhr ABO Grosses Abo, Piano-Abo EINZELKARTE CHF 105 / 95 / 82 / 58 / 40 / 16


RUBRIKZEILE

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KIND UND KEGEL

G RO S S E T Ö N E F Ü R D I E K L E I N E N ES KLOPFT BEI WANJA IN DER NACHT Purzel-Konzert (3 – 5 Jahre) S A , 1 0 . D E Z . 2 0 1 6 , 1 1  /  1 6 U H R , 1 4 U H R ( E N G L . ) , Z KO - H A U S Musikerinnen und Musiker des ZKO Thomas Douglas Erzählung Anina La Roche Konzept und szenische Einrichtung In einer eisigen Winternacht bittet ein frierender Hase um ­Zuflucht. Wenig später pochen ein Fuchs und dann auch noch ein Bär an Wanjas Tür. Die Tiere versprechen Wanja, unterei­ nander Frieden zu halten. Ob das wohl gut geht? DER KLEINE IGEL VERIRRT SICH IM SCHNEE Krabbel-Konzert (1 – 3 Jahre) S A , 2 8 . J A N . 2 0 1 7 , 1 1  /  1 4  /  1 6 U H R , Z KO - H A U S Musikerinnen und Musiker des ZKO Renata Blum Konzept und Erzählung Als der kleine Igel aufwacht und nach draussen gehen will, bekommt er seine Haustür nicht auf. Sie liegt unter einer dicken Schneedecke. Mühsam klettert der kleine Igel aus dem Fenster und schaufelt seinen Eingang frei. Da fällt ihm die Maus mit ihren Jungen ein. Bestimmt sind sie auch eingeschneit. «Ich muss ihnen helfen», beschliesst der kleine Igel. Doch es schneit immer weiter und bald gerät er selbst in Not. Gut, dass er seine rote Mütze und viele gute Freunde hat …

Konzertdauer jeweils ca. 45 Minuten. Bestellen Sie unsere Kinderbroschüre: www.zko.ch oder Tel. 044 388 36 00


Z KO I N S I D E

Z KO I N S I D E

MATTHIAS KÄGI JEDEM MUSIKER SEIN PLÄTZCHEN: DAFÜR SORGT DER ZKOORCHESTERWART. ER SELBST HAT KEINEN WIRKLICH FESTEN ARBEITSPLATZ, BEWEGT SICH MAL IM BÜRO, HINTER DER BÜHNE ODER IM AUSLAND …

Herr Kägi, viele wissen nicht, dass es Ihren Job überhaupt gibt. Was macht ein Orchesterwart? Am Konzert muss jeder Musiker am richtigen Ort sitzen – und dafür erstelle ich jeweils einen Bühnenplan. Ausserdem sorge ich dafür, dass alle ihr Material haben, also Notenständer, Instrumente etc. Am Konzert selbst schaue ich, dass der Ablauf stimmt, dass alle rechtzeitig auftreten. Manchmal sieht man mich auch selbst auf der Bühne, wenn zwischen den einzelnen Stücken umgebaut wird. Sie sind seit bald zehn Jahren beim ZKO. Was war bisher Ihr Highlight? Das Water and Paper Concerto von Tan Dun mit Wasserschalen und schwingenden Papierfahnen war optisch und akustisch ein Höhepunkt. Und natürlich Tourneen, die sind immer speziell. Ich mag es, wenn im Ausland alles perfekt läuft. Tourneen sind aber sicher auch anstrengend. Klar. Kürzlich fuhr ich sehr lange Auto, um Instrumente von Österreich nach Spanien zu transportieren. Dafür sitze ich dann wieder zu den unmöglichsten Zeiten auf dem Balkon, und meine Nachbarn denken: Hat der einen coolen Job! Oder ich poste irgendwelche Fotos von weit entfernten Orten, an die ich dank meiner Tätigkeit beim ZKO komme … Als Orchesterwart arbeiten Sie eng mit dem Orchester zusammen – wie ist das? Wenn man über Jahre dabei ist, erlebt man viele Dynamiken mit. Die Stimmung ist meist sehr gut, man spürt den ZKO-Geist. Damit meine ich dieses Familiäre, das auch meinen Job so angenehm macht. Ich fühle mich eigentlich wie ein Orchestermitglied. Das ZKO ist nicht die einzige Mannschaft, mit der Sie unterwegs sind. In Ihrer Freizeit sind Sie Fussball-Schiedsrichter beim Schweizerischen Fussballverband. Ja, wobei ich da eine andere Funktion habe. Auf dem Fussballplatz bin ich der Dirigent. Wie ein Dirigent seine 22 Orchestermusiker, muss ich meine 22 Fussballer führen. Das geschieht meist subtil, mit Gesten, beschwichtigenden Worten und klaren Entscheidungen. Sie sehen also durchaus Parallelen zwischen Klassik und Fussball? Natürlich läuft im Stadion keine klassische Musik. Und ich bin selbst nicht mit Klassik gross geworden. Ich war aber immer offen für Neues, und Gegensätze ziehen sich auch an.  sp

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Z KO A K T U E L L

Z KO A K T U E L L

NEUE GESICHTER, NEUE LÄNDER pläne erstellt und vieles mehr. «Würde

WILLKOMMEN

etwas auf der Hinterseite meiner Visiten­

ZURÜCK, RYSZARD

karte stehen, wäre es: Ich rede gerne mit

Auch das Orchester hat Verstärkung

Menschen», erzählt Daniela Wachter.

bekommen, und zwar durch den Brat-

Reden bringe die Menschen zusammen

schisten Ryszard Groblewski. Er ist kein

und viele Probleme liessen sich durch gut

Unbekannter, spielte er doch bereits sechs

gesteuerte Kommunikation lösen, erklärt

Jahre mit dem Zürcher Kammerorchester.

die gebürtige Österreicherin, die zuletzt

In der Spielzeit 2015/16 mussten wir je-

als Kommunikationsleiterin eines juristi-

doch auf den gebürtigen Polen verzich-

schen Dienstleistungsunternehmens tätig

ten, denn er musizierte mit dem Sinfonie­

war. Nun möchte sie die Präsenz des ZKO

orchester Basel. «Das war eine gute Zeit»,

in der Online-Welt stärken. «Die Klassik

erzählt Ryszard Groblewski. «Es hat

soll für die junge Generation attraktiver

Spass gemacht, einmal in einem grossen

werden», betont Daniela Wachter. Für

Sinfonie­orchester dabei zu sein. Wir hat-

FRISCHER WIND

dieses Ziel und für ihr weiteres Einleben

ten oft Opern- und Ballettproduktionen

IN DER KOMMUNIKATION

in Zürich wünschen wir ihr alles Gute!

– das war für mich etwas ganz Neues und

Wir sind mit neuen Gesichtern in die

eine spannende Herausforderung.» Trotz

neue Saison gestartet. Im ZKO-Büro lei-

der tollen Zeit: Seit Saisonbeginn sitzt der

tet Daniela Wachter seit September die

Bratschist wieder in unseren Musiker­

Abteilung Marketing und Kommunikation.­

reihen. Heimweh nach dem schönen

Voller Enthusiasmus hat sie sich in ihre

Zürich, Erinnerungen an die ZKO-­Familie

neue Aufgabe gestürzt, bereits fleissig

sowie private Gründe bewogen ihn zur

Facebook-Posts geschrieben, unser neues

Rückkehr – eine Rückkehr, die Konzert-

Fassadenplakat (siehe Bild) geplant, Medien­

meister Willi Zimmermann sehr freut.


Z KO A K T U E L L

37

«Wir brauchen Leute wie Ryszard, die

in China Shanghai. «Wir wurden über-

eine hohe Qualität bringen», sagt Willi

all wahnsinnig herzlich aufgenommen»,

Zimmermann. Ryszard Groblewski selbst

berichtet Philipp Ernst, der seinen

ist überzeugt: «Jetzt ist der beste Moment

Schreibtisch im ZKO-Büro verlassen

für ein Comeback.» Er sei glücklich, in

hatte, um mit dem Orchester vor Ort zu

die neue Phase mit Music Director Daniel

sein. Am 4. Oktober spielte das ZKO im

Hope hereinzukommen. «Hope bringt

weltbekannten Seoul Arts Center vor dem

repertoiremässig neuen Wind», freut er sich,

begeisterten Schweizer Botschafter Dr.

«und er will mit uns in die ganze Welt.»

Linus von Castelmur und einem gleichfalls faszinierten Publikum. Der Applaus war stürmisch; stürmisch war dann aber auch SOMMERZEIT – TOURNEEZEIT

die Ankunft in Tongyeong, wo der Taifun

Dass das ZKO unter Hope seine inter­

«Chaba» für Verwüstung sorgte. Erfreuli-

nationale Präsenz stärken will, zeigte sich

cher waren die drei Geburtstage, welche

bereits vor Saisonstart im Sommer. Im Juli

das Orchester unterwegs feiern durfte –

reisten die Musikerinnen und Musiker ans

sei es mit Champagner im Flugzeug oder

Schleswig-Holstein Musik Festival und im

einem Ständchen im Bus. Und was tut

August feierten sie Erfolge an den Fest-

man, wenn ein Musiker kurz vor dem Kon-

spielen Mecklenburg-Vorpommern. Süd-

zert realisiert, dass er seine Hose vergessen

lichere Gefilde entdeckte das ZKO im

hat? Man deckt sich notgedrungen im Ein-

August am Festival de Pollença in ­Spanien.

kaufszentrum eines Luxushotels ein und ist

Kurz vor Saisonbeginn stand dann noch das

preislich bereits wieder zu Hause – an der

Dvořák Festival in Prag auf dem Programm.

Zürcher Bahnhofstrasse.   sp

VIEL APPLAUS UND EINE VERGESSENE HOSE Vom 1. bis 9. Oktober besuchte das ­Orchester in Südkorea die Städte Busan, Gwangju, Seoul und Tongyeong sowie


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Z KO F R E U N D E KO N Z E RT I E RT E N M I T D E N P RO F I S AM 31. AUGUST 2016 SPIELTEN ZKO FREUNDE ZUSAMMEN MIT DEN PROFI­ MUSIKERN DES ZKO. MIT DIESEM GFZKO-STREICHORCHESTER WURDE EINE ALTE TRADITION NEU BELEBT.

ZKO Freunde, die schon länger dabei sind, erinnern

Für die entschlossenen Mitglieder des GFZKO-­

sich sicher an die Amateursolisten-Konzerte. Dabei

Streichorchesters begannen Ende August 2016 die

musizierten Mitglieder unserer Gesellschaft gemein-

Proben. Manfred J. Pauli erinnert sich: «Als die

sam mit ihrem Orchester. Als Solisten erlebten die

Noten kamen, stieg doch ein wenig die Nervosi-

Zuhörer damals u.a. Xaver Bregenzer am Flügel und

tät, auf welches musikalische Abenteuer ich mich

Werner Coninx als Flötisten. Unvergessen ist auch das

da eingelassen habe: Zusammenspielen mit dem

für den Film «Vitus» aufgezeichnete Klavierkonzert,

ZKO. Da half nur, sich gut vorzubereiten und,

bei dem der damals siebenjährige Teo Gheorghiu die

wann immer möglich, zu üben.» Das haben fünf

Bühnen der Welt betrat.

mutige Musikerinnen und Musiker, die teilweise ihre Instrumente seit Jahren nicht mehr aus den Kästen

Nun wurde die Idee dieser Konzerte wieder aufge-

geholt hatten, auch mit grossem Engagement getan.

nommen. Bei der Generalversammlung im Novem-

Jürg Merz, ­eines der GFZKO-Mitglieder, das sich zur

ber 2015 lud Willi Zimmermann die Mitglieder und

Teilnahme entschlossen hatte, erzählt: «Hätte mir

ihre Familienangehörigen ein, unter seiner Anleitung

jemand nach der letzten GV gesagt, ich würde in

zu proben und dann, sozusagen eingebettet, mit den

zehn Monaten beim ZKO mitspielen, hätte ich ge-

Profimusikern des ZKO zu konzertieren.

antwortet: ‹Du spinnst!› Zu Beginn der ersten Probe


39

sagte Willi Zimmermann: ‹Hauptsache ist, dass es euch Spass macht.› Damit waren alle Ängste und Hemmungen gebannt. Die Proben waren intensiv und trotzdem entspannend.» Am 31. August war es dann so weit: Das Konzert im ZKO-Haus fand statt. Die Begeisterung der gemeinsam Musizierenden übertrug sich auch auf die zahlreichen Zuhörer. So wurde dann auch sympathisch reagiert, als nach den ersten Takten unterbrochen werden musste, weil ohne eine in der Garderobe vergessene Brille die

Willi Zimmermann das seiner­zeitige Amateurkonzert

Noten nicht gelesen werden konnten. Für die Laien-

in neuer Form wieder hat aufleben lassen. Das ist

musiker wich die Sorge um den einen oder ande­

gut gelungen. Es bedeutet für die Freunde ein echtes

ren Intonations­fehler oder kleinen Patzer schnell

Privileg. Hoffentlich ergibt sich daraus ein regel­

der ­ F reude am Musizieren. Andres Hodel fasst

mässiger Anlass.» Das hoffen auch die Musiker des

seine Erfahrung so zusammen: «Als langjähriger

ZKO. Willi Zimmermann erhielt bereits die ersten

ZKO Freund freue ich mich sehr darüber, dass

Anmeldungen für 2017.  pm

V E R A N S TA LT U N G E N F Ü R Z KO F R E U N D E M O, 2 1 . N OV. 2 0 1 6 , 1 8 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S

SA, 31. DEZ. 2016, 14.00 UHR, KKL LUZERN

GENERALVERSAMMLUNG

ÖFFENTLICHE GENERALPROBE FÜR

mit anschliessendem Apéro

ZKO FREUNDE – Silvesterkonzert Zürcher Kammerorchester Aleksey Igudesman Violine

S O, 2 7 . N OV. 2 0 1 6 ,

Hyung-ki Joo Klavier

1 6 . 0 0 U H R , TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L ÖFFENTLICHE GENERALPROBE FÜR ZKO FREUNDE

FR, 20. JAN. 2017, 1 0 . 0 0 U H R , TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L

Zürcher Kammerorchester Gabriela Montero Klavier

Zürcher Kammerorchester

Werke von Mozart und Haydn, Improvisationen

Sir Roger Norrington Ehrendirigent

nach Wunsch des Publikums

Martin Helmchen Klavier Werke von Beethoven

MI, 14. DEZ. 2016, 19.00 UHR, FRAUMÜNSTER ÖFFENTLICHE GENERALPROBE FÜR ZKO FREUNDE – Weihnachtskonzert Zürcher Kammerorchester Zürcher Konzertchor Werke von Händel und C. P. E. Bach

Mitglied werden: Sekretariat GFZKO, Gisela Stäheli, Tel. 044 388 36 12, www.gfzko.ch


40

KO L U M N E

KO L U M N E VO N DA N I E L H O P E

M AC H T M U S I K GLÜCKLICH? «Wie kann ich glücklich sein?» Es ist vielleicht nicht besonders überraschend, wenn ich als Musiker antworte: «Durch Musik!» Inzwischen hat diese Antwort auch eine wissenschaftliche Grundlage. Forscher des «Centre for Performance Science» in London haben herausgefunden, dass bei Probanden das Level an Stresshormonen im Blut am Ende eines klassischen Konzerts weitaus geringer war als vor dem Konzert. Die Wissenschaftler schliessen: Ein Konzertbesuch kann glücklich machen.

«Wissenschaftler sagen: Ein Konzertbesuch kann glücklich machen.» Wir alle kennen dieses Gefühl von Glück in Verbindung mit Musik: Das Aufgelöstsein in einer Welt aus Klang, in der Gedanken möglich werden, die in unserem Alltag keinen Platz finden, in der die Musik das ausdrückt, was wir mit Worten nicht sagen könnten. Hinzu kommt: Das Konzert ist eine kollektive Veranstaltung, bei der sich alle auf das Gleiche konzentrieren. Auch wenn die Gedanken jedes Einzelnen in individuelle Richtungen schweifen, im Grunde erinnert uns die Musik daran, dass wir in unserem Empfinden nicht alleine sind. Liebe, Hass oder Sehnsucht – jeder Mensch kennt diese Gefühle. Für Musiker, die auf der Bühne stehen, ist es ein Privileg, anregen zu dürfen, angeregt zu werden – die verzaubernde Macht der Musik zu spüren. Ich bin sicher, dass sich in den Konzerten des ZKO solche magischen Momente ergeben. Ein Blick ins Opus zeigt, wie unterschiedlich die Formen des Glücklichseins in der Musik sein können: Martin Helmchen freut sich, wenn er gemeinsam mit seinen Kollegen in der strengen Form der Musik eigene Freiheiten findet. Ganz andere Glücksgefühle setzen Igudesman & Joo frei, wenn sie liebevoll gegen den Konzert-Zirkus sticheln: durch musikalische Anarchie, Verblüffung und Lachen. Oder nehmen Sie unsere Opera Box, deren Anspruch es ist, das Publikum möglichst nah an das Geschehen heranzuholen. Wie man dauerhaft glücklich sein kann, diese Frage lässt sich kaum beantworten. Ich glaube aber daran, dass uns die Musik Momente schenken kann, auf die wir uns voll einlassen, in denen wir uns fokussieren, in denen wir als Musiker und Zuhörer einen Augenblick lang verschmelzen – in einer gemeinsamen Idee, in einem gemeinsamen Gefühl, in einem gemeinsamen Zustand von Glück.


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AUGEN ZU. HER Z AUF.

Schenken Sie musikalische Freude mit einem Konzertgutschein. Ob Mozart oder Beethoven, Daniel Hope oder Klaus Maria Brandauer: Bei uns kommen Musikfans auf ihre Kosten. Bereiten Sie einem besonderen Menschen ein aussergewรถhnliches Geschenk zu Weihnachten. Wir beraten Sie gerne. ZKO-Billettkasse: 0848 848 844, billettkasse@zko.ch, www.zko.ch

Hauptpartner

Innovationspartner

Subventionsgeber und Gรถnner


42

VORSCHAU

VO R S C H A U F E B RU A R   /   M Ä R Z

DIESE UND WEITERE HIGHLIGHTS ERWARTEN SIE IM NÄCHSTEN OPUS FEBRUAR 17 MI, 1. FEBR. 2017, 2 0 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S

M O, 6 . F E B R . 2 0 1 7 , 1 9 . 3 0 U H R , TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L IL GIARDINO ARMONICO Meisterzyklus-Abo, Barock-Abo

MÄRZ 17 S O, 5 . M Ä R Z 2 0 1 7 , 1 1   /   1 4   /   1 6 U H R , Z KO - H A U S

Il Giardino Armonico DIRECTOR’S CUT

Giovanni Antonini Dirigent

GLOBI UND WIE DAS GLÜCK

Daniel Hope Violine

Sandrine Piau Sopran

IN DIE SCHOKOLADE KOMMT

Avi Avital Mandoline

Werke von Haydn und Mozart

abc-Konzert

Sir James Galway Special Guest

Musikerinnen und Musiker des ZKO Jolanda Steiner Konzept und Erzählung

Daniel Hope empfängt prominente Gäste – das ZKO spielt Werke von Bach bis Ligeti.

DI, 7. FEBR. 2017, 19.30 UHR, TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L DANIEL BLENDULF UND FRANCESCO PIEMONTESI Grosses Abo, Kleines Abo, Piano-Abo ZKO, Daniel Blendulf Dirigent Francesco Piemontesi Klavier Werke von Mozart, Bartók und Beethoven

DI, 28. FEBR. 2017, 19.30 UHR, TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L

S C H A U S P I E L H A U S P FA U E N

D O, 2 . F E B R . 2 0 1 7 , 1 9 . 3 0 U H R , K I R C H E S T. P E T E R

FR, 10. MÄRZ 2017, 19.30 UHR,

SIR ROGER NORRINGTON UND CHRISTIAN TETZLAFF

DANIEL HOPE

AVI AVITAL

Grosses Abo, Kleines Abo

Kleines Abo

Barock-Abo

ZKO, Sir Roger Norrington Ehren-

ZKO, Daniel Hope Violine und Leitung

ZKO, Avi Avital Mandoline

dirigent, Christian Tetzlaff Violine

Willi Zimmermann Konzertmeister

Mayumi Hirasaki Konzertmeisterin

Werke von Mendelssohn und Beethoven

Werke von Gluck, Kraus, Haydn

Werke von Vivaldi

und Mozart

SA, 4. FEBR. 2017,

S O, 1 2 . M Ä R Z 2 0 1 7 , 1 1 . 0 0 U H R ,

1 1   /   1 4   /   1 6 U H R , Z KO - H A U S

TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L

KEINER GRUSELT SICH

PETER UND DER WOLF

VOR GUSTAV

Kinderkonzert

Purzel-Konzert

ZKO, Daniel Hope Sprecher

Musikerinnen und Musiker des ZKO

Willi Zimmermann Konzertmeister

Jaël Malli Konzept und Erzählung

Musikalisches Märchen von Prokofieff


IMPRESSUM HERAUSGEBER Zürcher Kammerorchester Seefeldstrasse 305, 8008 Zürich Telefon: 044 388 36 00 REDAKTION Simone Pflüger, Daniela Wachter, Philipp Ernst

S O, 1 2 . M Ä R Z 2 0 1 7 , 1 6 . 0 0 U H R , S C H A U S P I E L H A U S P FA U E N

AUTOREN Axel Brüggemann ab, Simone Pflüger sp, Peter Marschel pm, Michael Bühler, Daniel Hope

DANIEL HOPE Grosses Abo ZKO, Daniel Hope Violine und Leitung Willi Zimmermann Konzertmeister Werke von Gluck, Kraus, Haydn und Mozart

S O, 1 9 . M Ä R Z 2 0 1 7 ,

S O, 2 6 . M Ä R Z 2 0 1 7 , 1 6 . 0 0 U H R ,

1 1 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S

S C H A U S P I E L H A U S P FA U E N

KAMMERMUSIK@ZKO

RENAUD CAPUÇON

Yann Miriel Barockoboe

Grosses Abo

Roman Schmid Barockoboe

ZKO, Renaud Capuçon

Urs Dengler Barockfagott

Violine und Leitung

Hayk Khachatryan Kontrabass

Werke von Mozart, Schumann und

Naoki Kitaya Cembalo

Tschaikowsky

Werke von Zelenka und Bach DI, 28. MÄRZ 2017, 19.30 UHR, S O, 1 9 . M Ä R Z 2 0 1 7 ,

TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L

1 4   /   1 6 U H R , Z KO - H A U S GÜHER UND SÜHER PEKINEL NUGGI-KONZERT

Meisterzyklus-Abo, Piano-Abo

Yann Miriel Barockoboe

London Philharmonic Orchestra

Roman Schmid Barockoboe

Howard Griffiths Dirigent

Urs Dengler Barockfagott

Güher Pekinel Klavier

Hayk Khachatryan Kontrabass

Süher Pekinel Klavier

Naoki Kitaya Cembalo

Werke von Ravel, Poulenc und Dvořák

Werke von Zelenka und Bach

FOTOGRAFIE Igudesman & Joo: Julia Wesely Michael Bühler, Orchesterbild, Paul Suter, Opera Box 2015 / 16, Sir Roger Norrington, Matthias Kägi, Daniela Wachter, Fassaden­ plakat, Ryszard Groblewski, Daniel Hope (S. 40), Roman Schmid: Thomas Entzeroth Daniel Hope (S. 5 / 6 / 14 / 42): Margaret Malandruccolo Daniel Hope (S. 16): Bailey Davidson Daniel Hope (S. 42): Harald Hoffmann Predigerkirche: Catherine Roschi Trio Zimmermann: Mats Bäcker Diego Fasolis: Daniel Vass Sunhae Im: Lilac Martin Helmchen: Giorgia Bertazzi Kinderkonzerte: art.I.schock GmbH Rudolfinum Prag, Orchester in Pollença, Lübecker Altstadt, Koreanisches Essen, Plakat in Prag: Matthias Kägi Konzert im Seoul Arts Center: Sihoon Kim Schloss Ulrichhusen: Stefan Böttcher Festspiele Mecklenburg-Vorpommern: Jan-Peter Schröder ZKO Freunde: Beat Steffen Christian Tetzlaff: Giorgia Bertazzi Renaud Capuçon: Jean Baptiste Millot ILLUSTRATION Illustration «Es klopft bei Wanja in der Nacht»: Tina Macnaughton, Brunnen Verlag Illustration «Der kleine Igel verirrt sich im Schnee»: Reinhard Michl, Verlag Friedrich Oetinger GESTALTUNG UND LAYOUT Tschirren und Grimm PRODUKTION Somedia Production AUFLAGE UND ERSCHEINUNGWEISE 15 000 Exemplare, viermal jährlich ERSCHEINUNGSDATUM November 2016

www.zko.ch BESUCHEN SIE UNS AUF


Damit klassische Musik unser Leben auf höchstem Niveau bereichert: Wir unterstützen das Zürcher Kammerorchester.

Mehr unter www.zkb.ch/sponsoring

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