THEMA DER WOCHE
Zuger Presse · Zugerbieter · Mittwoch, 10. Februar 2016 · Nr. 6
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Zug
Erste Massnahmen zeigen nun Wirkung cherin von Johnson & Johnson. «Da wir in Zug keine Produktionsaktivitäten haben und im internationalen Business vorwiegend in US-Dollar und Euro abrechnen, waren Massnahmen wie eine Erhöhung der Arbeitszeit oder ein Stellenabbau kein Thema.» Optimistisch aufgestellt ist Roche Diagnostics. «Roche hat an den Schweizer Standorten im vergangenen Jahr signifikant Stellen aufgebaut. So auch in Rotkreuz, wo wir rund 2530 Mitarbeitende beschäftigen (im
Ein Jahr nach dem Frankenschock ziehen Zuger Firmen Bilanz. Für die Zukunft wird mit Wachstum gerechnet, allerdings mit schwachem. Laura Sibold
Die Schweizerische Nationalbank hob vor rund einem Jahr, am 15. Januar 2015, den EuroMindestkurs auf. Plötzlich war der Schweizer Franken 15 Prozent mehr wert, ein Euro kostete nur noch knapp einen Franken. Prekär wurde die Lage für Schweizer Unternehmen, die ihre Produkte ins Ausland exportieren oder ausländische Gäste in der Schweiz empfangen. Davon blieben auch grosse Zuger Firmen nicht verschont. In einer Umfrage des Technologie Forums Zug vom Dezember 2015 gaben knapp 70 Prozent der Unternehmen an, durch den Frankenschock negativ beeinflusst worden zu sein.
Weniger Neubauten und mehr Renovationsobjekte Ein Beispiel dafür ist die V-Zug, welche den grössten Teil ihres Umsatzes in der Schweiz erwirtschaftet. «Durch den Frankenschock profitierten unsere europäischen Mitbewerber über Nacht von einem klaren Kostenvorteil und erhöhten den Preisdruck», erklärt Dirk Hoffmann, CEO von V-Zug. Dank der Erhöhung der Arbeitszeit im letzten Frühling konnte die Wettbewerbsfähigkeit hoch gehalten werden. «Inzwischen haben wir uns auf die Verhältnisse eingestellt und unsere Prozesse optimiert. Entsprechend kehren wir per 1. März auf die Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche zurück», so Hoffmann. Die Aussichten für 2016 sieht der V-Zug-CEO vorsichtig optimistisch: «Einer Reduktion bei den Neubauten stehen vermehrte Investitionen in Renovationsobjekte gegenüber. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Nachfrage nach PremiumProdukten stabil bleibt.» In Westeuropa sei mit anhaltend
«Die jetzige Situation bleibt herausfordernd.» Bernhard Neidhart, Amtsleiter Wirtschaft und Arbeit Zug
Dirk Hoffmann, CEO von V-Zug, blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft und glaubt, dass die Nachfrage nach Premium-Produkten stabil bleibt. guter Entwicklung zu rechnen, während die Märkte im Süden Europas schwierig bleiben. Wachstumschancen bieten sich jedoch in Asien: «In Hongkong eröffnen wir 2016 ein weiteres Beratungszentrum.»
Die Produktion wird nach Griechenland verlagert Ähnlich gestaltet sich die Lage bei Siemens. Das Unternehmen aus Zug hat ein Bündel von Massnahmen ergriffen, um auf die Frankenstärke zu reagieren. Dazu gehören eine Arbeitszeiterhöhung von 40 auf 45 Stunden pro Woche und die Reduktion von 150 Stellen in Zug. «Gleichzeitig investiert das Unternehmen in den Industriestandort Schweiz. Nächstes Jahr sollen die Bauarbeiten zum Campus Zug erfolgen. Dabei erstellt Siemens neben Büroräumlichkeiten auch eine Fabrik und investiert rund 250 Millionen Franken», schreibt das Unternehmen auf Anfrage. Gemäss Siemens zeigen die Massnahmen Wirkung, und die schrittweise Kompensation der Währungsschwäche ist
gelungen. Derzeit arbeiten die Mitarbeitenden 43 Stunden pro Woche. Per Ende April wird die Arbeitszeitverlängerung beendet – zwei Monate früher als ursprünglich beschlossen. «Ab 1. Mai gilt für alle Angestellten wieder die 40-Stunden-Woche.» Starke Auswirkungen hatte die Aufhebung des Euromindestkurses auch auf die Landis+Gyr. Das Unternehmen mit Sitz in Zug ist zurzeit daran, die
«Per 1. März gilt wieder die Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche.» Dirk Hoffmann, CEO von V-Zug Montage von Industriezählern am Standort Zug nach Korinth, Griechenland, zu verlegen. «Die Montage von Hochpräzisionszählern wird als kleine Fertigungszelle in Zug erhalten – mit insgesamt 9 von ursprünglich 40 betroffenen Stellen», erklärt
Thomas Zehnder, Mediensprecher der Landis+Gyr. Parallel dazu wurde die wöchentliche Arbeitszeit von Juni bis Ende November 2015 von 40 auf 43 Stunden erhöht. «Seit Dezember sind wir wieder zur 40-Stunden-Woche zurückgekehrt. Die Verlagerung der Produktion nach Griechenland wird bis März 2016 abgeschlossen sein», sagt Zehnder.
Folgen der Frankenstärke bleiben herausfordernd Weder von Produktionsverlagerungen noch von Stellenabbau betroffen ist Novartis in Rotkreuz. «2015 hat Novartis rund 13 000 Mitarbeitende in der Schweiz beschäftigt. Die Gesamtzahl der Stellen blieb relativ unverändert», sagt NovartisMediensprecher Satoshi Sugimoto. «Es wurden keine welt- oder divisionsweiten Initiativen mit dem Ziel des Abbaus der Belegschaft eingeleitet. Unsere Personalpolitik hängt langfristig von der Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Hier ist die Frankenstärke nur ein Faktor»,
Foto Daniel Frischherz
so Sugimoto. Die Situation erfordere aber eine Konzentration auf die Kostenkontrolle in der Schweiz. «Wir werden weiterhin in der Schweiz investieren. Es gibt hier vakante Stellen, für die wir aktiv rekrutieren.» Auch Medela in Baar hat weder Stellen abgebaut noch die Arbeitszeit erhöht. «Wir haben bereits vor der Aufhebung des Euromindestkurses Effizienzsteigerungen vorangetrieben, die sich jetzt als wertvoll erweisen», sagt Martin Elbel, Mediensprecher bei Medela. Die Auswirkungen des Frankenschocks seien im Ergebnis 2015 klar sichtbar, wenn sie auch im Falle von Medela durch die günstige Entwicklung des Dollarkurses abgeschwächt wurden. «Aber auch 2016 wird es für ein stark exportorientiertes Unternehmen wie Medela anspruchsvoll bleiben, die Folgen der Aufhebung zu bewältigen», so Elbel weiter. Auch betroffen ist Johnson & Johnson in Zug, «werden doch die Saläre unserer internationalen Mitarbeiter in Schweizer Franken ausbezahlt», so Marika Farkas, Medienspre-
Vergleich zu 2200 Mitarbeitenden vor zwölf Monaten)», sagt Roche-Mediensprecherin Cornelia Erschen. Etwa 80 Prozent der operativen Kosten fallen ausserhalb der Schweiz an. «Der Grund für das starke Wachstum in Rotkreuz ist in der wachsenden Nachfrage des DiagnostikGeschäfts begründet», so Erschen. 2016 stehe erneut ein Stellenaufbau an, wobei unter anderem in der Produktion Arbeitsplätze entstehen sollen.
Keine Verschlechterung des Umsatzniveaus erwartet Gemäss Umfrage des Technologie Forums Zug erwarten die Zuger Unternehmen für 2016 mehrheitlich ein schwaches Wirtschaftswachstum in der Schweiz, in Europa und global. Gut drei Viertel sind trotz einschlägiger Wirtschaftsentwicklung 2015 optimistisch und erwarten keine Verschlechterung des Umsatz- und Ertragsniveaus. «Bei einigen Firmen hat sich die Situation unter anderem dank der Stabilisierung des Frankens etwas beruhigt, die schlimmsten Befürchtungen sind nicht eingetreten. Die Situation bleibt aber herausfordernd», so Bernhard Neidhart, Leiter kantonales Amt für Wirtschaft und Arbeit Zug.
Konkursstatistik
Handelsregister
Leichter Anstieg der Konkurs-Eröffnungen
Immer mehr Firmen
434 Konkurse hat das Kantonsgericht 2015 eröffnet. Dafür gibt es zwei Ursachen. Im vergangenen Jahr wurden im Kanton Zug 32 Konkurse mehr als noch im Vorjahr eröffnet. Davon sind 204 (Vorjahr 197) auf einen Organisationsmangel gemäss den Bestimmungen des Obligationenrechts zurückzuführen. Somit hatten im Jahr 2015 insgesamt 230 Verfahren, also gut die Hälfte, ihren Ursprung im Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG). Im Jahr 2014 waren es noch 205.
Hohe Verlustsumme aufgrund weniger Verfahren Der Gesamtbetrag der zu Verlust gekommenen Forderungen, für welche im Jahr 2015 Verlustscheine ausgestellt wurden, erhöhte sich auf 776 Mil-
lionen Franken. Im Jahr 2014 waren es noch geringere 287 Millionen Franken. Diese sehr hohe Verlustsumme von 776 Millionen Franken ist auf wenige 2015 abgeschlossene Verfahren mit hohen Verlustbeträgen zurückzuführen.
204 Konkurse wegen Organisationsmangel Von den neu eröffneten Konkursen entfielen 400 Verfahren auf im Handelsregister eingetragene Firmen und Personen. Davon wurden 112 Verfahren aufgrund einer ordentlichen Betreibung eröffnet. 204 Konkurseröffnungen (Vorjahr 197) hatten ihre Ursache in einem Organisationsmangel. Ein solcher liegt vor, wenn die Organisation einer Gesellschaft hinsichtlich ihrer Verwaltung, Vertretung oder der Revision nicht den gesetzlichen Bestimmungen entspricht und dies zur konkursamtlichen Liquidation führt, falls der Mangel nicht rechtzeitig behoben wird. Zu-
sätzlich zu den vom Kantonsgericht eröffneten Konkursverfahren wurden sieben Konkurse, welche von ausländischen Gerichten über Gesellschaften mit Sitz im Ausland eröffnet worden sind, auf das Gebiet der Schweiz ausgedehnt. Im Vorjahr gab es nur einen solchen Fall. In vier Fällen erfolgte die Konkurseröffnung aufgrund der Insolvenzerklärung einer natürlichen Person. Im Vorjahr verlangten neun im Handelsregister nicht eingetragene Personen die konkursamtliche Liquidation ihres Vermögens.
Mehr Konkurse konnten geschlossen werden Für 30 von den Erben ausgeschlagene Erbschaften (Vorjahr 38) ordnete das Kantonsgericht Zug die Liquidation durch das Konkursamt an. Zusammen mit den im Jahr 2014 übernommenen 339 pendenten Verfahren ergaben die 434 neu eröffneten Konkurse
insgesamt 773 im Jahr 2015 zu behandelnde Konkursverfahren. Im Jahr 2014 waren es noch deren 700. Von den 773 zu behandelnden Konkursverfahren wurden 121 (Vorjahr 110) Konkurse nach durchgeführtem Verfahren geschlossen. 268 Verfahren gelangten nicht zur Durchführung und wurden mangels Aktiven eingestellt. Im Vorjahr waren es noch 226.
Mehr pendente Verfahren aufs neue Jahr übertragen In sieben Fällen erfolgte ein Widerruf des Konkursverfahrens, nachdem sämtliche Forderungen getilgt oder von den Gläubigern selber zurückgezogen wurden. Dies sind acht Konkurswiderrufe weniger als im Vorjahr. Insgesamt 21 Konkurseröffnungen (Vorjahr 10) wurden mittels Beschwerde erfolgreich angefochten. Im Vergleich zum Vorjahr wurden mit 356 pendenten Verfahren 17 mehr auf das neue Jahr übertragen. pd
30 939 Firmen waren Ende 2015 im Zuger Handelsregister eingetragen. Die Statistik für 2015 ergab erneut eine Netto-Bestandserhöhung der im Handelsregister eingetragenen Firmen um 194 (Vorjahr 348) Firmen. Die Zahl der Neueintragungen nahm auf 1854 ab (Vorjahr 2110). Die Gesamtzahl der im Handelsregister per Ende 2015 eingetragenen Firmen hat auf 30 939 zugenommen (Bestand per Ende 2014: 30 745). Wie bereits in den vergangenen Jahren waren die Aktiengesellschaft (AG) und die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) die beliebtesten Gesellschaftsformen. Die AG ist mit 17 421 nach wie vor die mit Abstand häufigste Rechtsform (Vorjahr 17 502). Dahinter folgt die GmbH, deren Bestand um 278 Einheiten auf 8557 am deut-
lichsten zugenommen hat. Die Eintragungen im Handelsregister (Neueintragungen, Änderungen und Löschungen) nahmen im Gegensatz zum Vorjahr leicht ab. Mit 16 370 Eintragungen wurden die 17 202 des Vorjahres wegen der Wirtschaftsentwicklung nicht erreicht.
Weiterhin Aufforderungen an die Zuger Firmen Wie schon in vergangenen Jahren befasste sich das Handelsregister mit Gesellschaften und Einzelunternehmen, die nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entsprachen. Davon betroffen sind Gesellschaften mit mangelhafter Organisation hinsichtlich Verwaltung, Vertretung und Revision oder Firmen mit fehlender oder nicht korrekt eingetragener Adresse. Diese müssen aufgefordert werden, den gesetzmässigen Zustand herzustellen, ansonsten müssen sie vom Gericht oder vom Handelsregisteramt aufgelöst werden. pd