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Zuger Presse · Zugerbieter · Mittwoch, 25. Februar 2015 · Nr. 8

THEMA DER WOCHE

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1. März 2015

5 Jahre Rauchverbot: Überraschende Resultate Beobachtungen zum Rauchverbot

Es gibt fast nur Vorteile für das Gastgewerbe, die Gäste und auch für das Personal. Ein Fazit. Michael Hostmann

Vor 5 Jahren, am 1. März 2010, trat das Rauchverbot für den Kanton Zug (das Gesetz «Schutz vor Passivrauchen») in Kraft. Welche Auswirkungen hat das Verbot auf das Zuger Gastgewerbe, die Gäste und das Personal in den 5 Jahren gehabt?

Grosse Unterschiede je nach Art der Betriebe Die erste wichtige Zahl: Heute kann der Gast in 97 (57 Raucher-Restaurants und 40 Fumoirs) von total 531 gastgewerblichen Betrieben, die es im Kanton Zug aktuell gibt, rauchen. Dabei stellt sich die Frage, in welcher Art von gastgewerblichem Betrieb heute am meisten geraucht o der nicht mehr geraucht werden kann? Die aktuellen Zahlen aus dem Kanton Zug dürften überraschen: ● In fast der Hälfte der Bars sowie Pubs und Bistros. ● In 40 Prozent der Alpwirtschaften und Besenbeizen. ● Bei den Restaurants, Hotels und Cafés sind es erheblich weniger. ● Und in den Personalrestaurants gar nicht. Wichtig: In über 18 Prozent aller gastgewerblichen Betriebe kann der Gast rauchen. Neue Betriebe, in denen geraucht werden kann, wird es in Zukunft wohl kaum noch geben, denn in den letzten 4 Jahren sind schon 11 Raucherrestaurants/Fumoirs im Kanton Zug geschlossen worden. Darunter unter anderem die Lorze Bar in Cham, das Restaurant Rebstock in Cham (Hünenberg), das Restaurant Freihof Mengini in Baar, das Landhaus in Baar, das Restaurant Ochsen in Neuheim und das Bistro/Bar zum Neugässli in Unterägeri.

Die Raucher zeigen sich sehr anpassungsfähig Fast alle Raucher rauchen jetzt gerne draussen oder gehen in die Raucher-Restaurants oder Fumoirs. Der Gast fühlt sich wohler im rauchfreien Restaurant und muss nicht mehr passiv rauchen. Die

Martin Uster, Geschäftsleitung der Brauerei Baar

«Wow – wie die Zeit vergeht»

D Jeannette und Fritz Kaiser vom Restaurant Widder in Zug zeigten sich schon 2008 als Trendsetter, als sie das erste rauchfreie Speiserestaurant propagierten. Mit Erfolg, wie sich zeigt. Archivfoto Daniel Frischherz Speiserestaurants haben durch das Rauchverbot ein Umsatzplus. Zum Beispiel im «Rütli» in Zug hat das Rauchverbot keinerlei negativen Einfluss auf den Umsatz gehabt. «Im Gegenteil: die Gäste essen mehr – und das ist gut für den Umsatz. Die Raucher gehen zwischendurch auf die Terrasse – ihrem Raucherparadies», sagt Otto Zenger, Wirt im «Rütli». Und das «Rütli» ist weiterhin eine traditionelle Beiz. In der Wirtschaft Freimann in Zug ist es genau so, dass der Gast draussen vor der Tür, auf der Terrasse, oder in einem attraktiven, beheizbaren Raucherzelt wie beim Restaurant Breitfeld in Risch oder in der Smokers-Lounge vor dem Swiss-Hotel in der Kollermühle rauchen kann. Diese Smokers-Lounge ist in der Stahlkonstruktion der früheren Bushaltestelle Kollermühle kürzlich eingerichtet worden.

Richtige Cafés sind und bleiben rauchfrei Cafés zum Beispiel in einer Konditorei sind und bleiben rauchfrei. Auch wenn die Lüftung noch so gut wäre, schadet der Rauch von Zigaretten den Patisserie-Produkten und vor

allem der Schokolade. Junge Gäste rauchen ja fast doppelt so viel wie die älteren Gäste, deshalb suchen sie Betriebe, wo geraucht werden kann. In fast der Hälfte aller Bars, Pubs und Bistros im Kanton Zug kann ja geraucht werden – und wo es nicht drinnen geht, raucht man vor der Tür. In diesem Bereich zeigt sich, dass die amtlichen Anforderungen an die Lüftung für ein Raucherlokal für alle sehr positiv sind. In jeder Disco sind für die Gäste Fumoirs und/oder ein sehr guter Aussen-Rauchplatz heute ein Must, denn diese Gästezielgruppe raucht ja gerne – vor allem in der Freizeit und beim Ausgang.

Das Personal freut sich über das Rauchverbot Und was meint das Personal? Eine Serviertochter, selber Raucherin, sagte vor 5 Jahren nach Einführung des Rauchverbotes: «Nun stinken meine Kleider abends nicht mehr nach Rauch, das ist schön, und mir ist es wohler.» Dies meinen alle, die im Service beschäftigt sind und befragt wurden. In einer früheren Umfrage der Hotel- und Gastro-Union fühlten sich 75 Prozent der Serviceangestell-

ten vom Zigarettenqualm belästigt. Rauchen in der Küche ist nicht gestattet. Die Mitarbeiter in der Küche stehen daher beim Hinterausgang, während das Servicepersonal vor der Eingangstüre mit den Gästen eins raucht.

In Alpwirtschaften und Besenbeizen wird viel geraucht In fast 40 Prozent der Alpwirtschaften und Besenbeizen im Kanton Zug kann geraucht werden. Dies ist auf den ersten Blick unverständlich, aber der Gast, vor allem der Stammgast, wünscht dies sehr. Und natürlich auch der Wanderer, der nach einer langen Zeit in der frischen Luft sich ausruhen und gerne eine Zigarette rauchen will. Und noch eine Besonderheit: Die Gemeinde Menzingen In der Gemeinde Menzingen gibt es am 1. Mürz 2015 weder ein Raucher-Restaurant noch ein Fumoir/Raucherraum, und dies bei über 4300 Einwohnern. Ist das Bedürfnis nach einem RaucherRestaurant oder Fumoir nicht vorhanden? Oder hat das Gastgewerbe diese Raucherbedürfnisse nicht erkannt? Der Gast muss sich in einem

Die 97 Raucher-Restaurants und Fumoirs im Kanton Zug In folgenden Restaurants kann noch geraucht werden. Einige Betriebe haben nur ein Fumoir, sie sind mit einem (F) gekennzeichnet. Baar: Adler (F), Baarburg, Balkan-Net, BBQ Food’s Lounge, Blickensdorf, BocciaClub, Brauerei (F), Cherry Bowl Sport AG (F), Club Bäär (F), Falken Pub-Bar, HansWaldmann-Bar, Hirssattel, Kapija (F), Löwen (Allenwinden), Löwen (Dorfstrasse), Schäferhundehütte, Selleriechnolle, Silvias Café-Bar, Sunshine (F) Cham: Bistro-Bar Barkito, Café/Bar Arcarde, China-Restaurant Bambus (F), ExpressBar, Flash Point (F), Isaan Thai, Pizzeria Carrera, Pöschtli

Take-away, Restaurant Grütli, Restaurant Kreuz (F), Restaurant Leue (F), Restaurant Plaza (F), Restaurant Raben (F), Restaurant Rosengarten, Restaurant Schmiede, Restaurant Sonne, Ristorante Lindenhof (F), Wirtschaft Schiess, 4i-Bar Hünenberg: Besenbeiz Meisterswil, Maxim-Bar, Restaurant Bösch (F), Restaurant Bützen (F), Restaurant Eiche, Restaurant/Kiosk Villiger, Restaurant Paradies (F), Restaurant Wart (F), Restaurant Zollhaus (F)

ken (F), Restaurant Höllgrotten (F) Oberägeri: Alpwirtschaft Rahmenegg, Alpwirtschaft Schornenrain, Bäsa-Beizli Bühl-Hockli, Bergwirtschaft Kistenpass, Hotel /Restaurant Morgarten (F), Lounge_6315, Restaurant Buechwäldli (F), Steinstoos-Stübli, Treffpunkt «Chämi» Risch: Bar zur alten Post, Café Letten, Hotel Waldheim (F), Jetlag 24 (F), Restaurant Rosengarten

Menzingen: Es gibt in Menzingen kein Raucherrestaurant/Fumoir

Steinhausen: Hera «Shisalokal» (F), Restaurant Linde (F), Toro Toro (F)

Neuheim: Restaurant Fal-

Unterägeri:

Alpwirtschaft

Brand, Alpwirtschaft Hürital, Dorfcafé, Landgasthof Schützen (F), Passebartout, Restaurant Pöstli, Restaurant Rössli Walchwil: Fyrabig-Bar, Restaurant Pfaffenboden (F) Zug: Blues Brothers, MusikBar, Cafe Plaza, Casino (F), Seerestaurant, Cigars & More (F), Fabric Club (F), Feldhof Café, Gotthardhof Da Nevi (F), Gotthärdli am See (F), Jessies Bar, Juanitos Bodega + Bar, Mantra-Bar (F), Ochsen/CityHotel (F), Parkhotel (F), Rathauskeller (F), Rigiblick-Bar, Schiff, Panorama-Schiffbar, Skull’s Pub, Skylounge (F), Topas The Club (F), Why Not, Bar/Pub, Widder Bar, Zyt-Club, Café/Bar hos

gastgewerblichen Betrieb wohl fühlen, sonst kommt er nicht oder nur noch selten. Durch die inzwischen fünf Jahre alte Gesetzgebung des Kantons Zug hat der Gast die optimalen Möglichkeiten, in den Betrieb zu gehen, in den er gehen möchte – mit oder ohne Rauchermöglichkeit. Und die Rauchermöglichkeit wird noch unterteilt in Raucherbetriebe und Fumoirs. Diese Zuger Lösung – das ergibt unsere Umfrage – ist für die Gäste und das Gastgewerbe optimal und wird auch so

«Die Gäste essen mehr – und das ist gut für den Umsatz. Die Raucher gehen zwischendurch auf die Terrasse.» Otto Zenger, Wirt im «Rütli» in Zug in den Kantonen Aargau, Appenzell Innerrhoden, Glarus, Jura, Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schaffhausen, Schwyz und Thurgau genutzt. In den Kantonen Baselland, Baselstadt, Freiburg, Genf, Neuenburg, Waadt und Wallis jedoch gibt es nur unbediente Raucherräume. Das ärgert sehr viele Gäste und schadet dem Gastgewerbe. In allen übrigen Kantonen gibt es die Möglichkeit, ein Fumoir zu eröffnen. Diese Unterschiede pro Kanton sind einfach unverständlich. Also eher dem Kantönli-Geist zuzuordnen. Und das bei einem so wichtigen Thema, wie es das Rauchverbot für das Gastgewerbe ist. Also: 5 Jahre Rauchverbot im Kanton Zug: Fast nur Vorteile für das Gastgewerbe, die Gäste und das Personal. Quelle: Die Untersuchung über die konkreten Auswirkungen des Rauchverbotes für die Gastronomie im Kanton Zug führte das Kompetenz-Zentrum für das Gastgewerbe und die Hotellerie AG, Kriens, 2011 und 2015 durch.

as Rauchverbot existiert am 1. März bereits 5 Jahre im Kanton Zug. Wow, wie die Zeit vergeht. Ich denke, der Mensch hat sich daran gewöhnt. Aus unserer Sicht ist zu beobachten, dass in einigen Restaurants der Stammtisch ausgestorben ist. Jedoch kann das auch mit der Generation zu tun haben. Die heutige Jugend braucht sich nicht mehr am Stammtisch zu informieren, was wo und wie läuft. Die Raucher haben immer noch die Gelegenheit, ihre Raucherbetriebe aufzusuchen (in Baar sind das zum Beispiel das Restaurant Baarburg oder Silvia’s Café, Restaurant Brauerei (Saal) oder Café Sunshine oder das BBQ beim Bahnhof). Diese Betriebe haben um den Feierabend immer relativ gute Besucherfrequenzen. Ich denke das sich der Konsum verlagert hat. Der Konsument trinkt nun sein Bier eher zu Hause oder nach der Arbeit und nicht im Restaurant. Er beschränkt sich auf ein bis zwei Bier (muss ja eventuell noch Autofahren) und damit hats sich. Wir stellen das fest bei unseren eigenen Mitarbeitern in der Brauerei. Ein, zwei Bier nach dem Feierabend gemeinsam (30 bis 45 Minuten) zum Beispiel im Leergutraum (dort darf geraucht werden), und dann ist Feierabend. Ich denke die Speiserestaurants haben nicht gelitten seit der Einführung des Rauchverbotes, sondern eher profitiert von der sauberen Luft und der angenehmeren Wahrnehmung. Die Raucherbetriebe sind dafür sehr rauchig geworden, weil nun jeder raucht, der in diesen Betrieben einkehrt. Die Nichtraucher halten es auch kaum aus. Für die Brauerei hat sich nicht viel geändert. Ausser, dass der Einweggebindeanteil zugenommen hat gegenüber dem Mehrweggebinde. Das heisst, dass mehr Bier zu Hause konsumiert wird und mitgenommen wird und somit die Marge etwas schlechter geworden ist. Aber ansonsten hat man sich an diese Situation gewöhnt. hos

Ihre Meinung Wie denken Sie über das Rauchverbot? Ist die Regelung im Kanton Zug gut? Müsste man sie verschärfen? Oder lockern? Schreiben Sie uns: redaktion@zugerpresse.ch


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