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GEMEINDEN

Zuger Presse · Zugerbieter · Mittwoch, 30. November 2016 · Nr. 46

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Zug

Der neue Ökihof-Standort wird konkret Der Zuger Stadtrat sieht den neuen Standort für den Ökihof im Norden von Zug im Göbli-Quartier. Dafür wurde er im Stadtparlament kritisiert.

Was bisher geschah Warum der Ökihof zügeln muss Seit dem 1. Dezember 1999 befindet sich der Ökihof Zug, provisorisch und ursprünglich zeitlich befristet bis Ende 2014, beim alten Güterbahnhof in Zug. Die Stadt Zug hat das Areal von den SBB gemietet. Bereits im Dezember 2007 teilten die SBB der Stadt Zug mit, dass keine Verlängerung des Mietvertrags bis 2020 möglich sei.

Der Stadtrat legte dem Grossen Gemeinderat (GGR) in der Sitzung vom 22. November einen umfassenden Zwischenbericht vor mit Variantenstudien zum geplanten neuen Ökihof im Göbli. Im Bericht ist auch ein Vorgehenskonzept für eine Gesamtentwicklung im Geviert

«Wir haben das Göbli als strategische Landreserve erworben, und nicht, um es gleich wieder zu überbauen.» Urs Bertschi, GGR-Mitglied Güterbahnhof–Baarerstrasse, dem heutigen Ökihof-Areal, beschrieben. Die Abgabestelle für allerlei Rezyklierbares muss spätestens in drei Jahren von dort wegzügeln (siehe Kasten).

Areal beim Kreisel Unterfeld fällt als Standort weg Als Stadtrat André Wicki die GGR-Debatte mit seinemVotum eröffnete, schien noch niemand der 35 anwesenden Parlamentarier zu ahnen, wie intensiv, laut und teilweise gehässig die Diskussionen werden sollten. Der Vorsteher des Baudepartements fasste die wichtigsten Aspekte des Zwischenberichts zusammen. Dabei betonte er, dass der Erhalt des

Im Göbli, im Grenzgebiet zur Gemeinde Baar, möchte der Stadtrat den Ökihof erstellen. Auch das Brockenhaus würde im Bau Platz finden. Ökihofs am bisherigen Standort, wie Willi Vollenweider in seiner Motion forderte, eine Umzonung bedingt hätte. Die Baudirektion des Kantons Zug kam in ihrer Vorprüfung im Mai 2016 jedoch zum Schluss, dass für eine zusätzliche Zone für Bauten und Anlagen für öffentliches Interesse beim Standort Güterbahnhof keine Genehmigung in Aussicht gestellt werden kann. Ursprünglich hatten sieben alternative Standorte zur Diskussion gestanden. Daraus kristallisierte sich der Standort beim Kreisel Unterfeld als ideal heraus. Wegen Eigenbedarf der Wasserwerke Zug für den Wärmeverbund musste dieser Standort jedoch aufgegeben werden. «Seitdem fokussieren wir auf den Standort Göbli für einen neuen Ökihof zusammen mit dem Brockenhaus», sagte André Wicki. Am Standort des heutigen Ökihofs leitet die Stadt

nun einen übergeordneten Planungsprozess ein. «Die Stadt macht den SBB kein unehrenhaftes Angebot für das Areal, aber die Stadt übernimmt die Führung in der städtebaulichen Planung auf dem SBB-Areal – in Zusammenarbeit mit den SBB.» Urs Bertschi (SP) kann dem Ansinnen des Stadtrats, den neuen Ökihof im Göbli zu bauen, nichts abgewinnen. «Wir haben das Göbli als strategische Landreserve erworben, und nicht, um es gleich wieder zu überbauen.» Motionär Willi Vollenweider konzentrierte sich in seinemVotum auf Aspekte des öffentlichen Verkehrs. Er kritisierte die Haltung der SBB, denen es nur darum gehe, durch die Bebauung von Bahnarealen diese den zukünftigen Mitbewerbern zu entziehen. «Wo keine Gleisanlagen mehr vorhanden sind, kann auch kein zukünftiger Wettbewerber seine Züge ver-

kehren lassen.» Er bezeichnete die Situation als sehr verfahren, dankte jedoch dem Stadtrat für die Ausarbeitung des Zwischenberichts.

Stadtrat wollte mit Bericht eine Auslegeordnung machen Astrid Estermann (Alternative/CSP) zeigte sich verwundert «über diese Sammelpackung eines Zwischenberichts zur Motion». Es sei nicht klar, welche Ziele der Stadtrat mit diesem Bericht mit einer Fülle von Informationen und Varianten verfolge. Peter Rüttimann (FDP) erachtete den Bericht als komplex und den Realisierungsplan für den neuen Ökihof mit dem Landerwerb als sehr sportlich. «Die Sorgen des Motionärs, der zukünftige Ausbau unseres Bahnhofs könnte durch spekulative Wohn- und Geschäftsbauten der SBB auf dem Güterbahnhofareal blo-

Foto Daniel Frischherz

ckiert werden, teilen wir so nicht.» Für Philip C. Brunner (SVP) geht es nicht nur um einen neuen Ökihof: «Dies ist eine Leuchtturm-Diskussion.» Er ereiferte sich, dass «der Ökihof in den vergangenen Jahren von der Stadt als Aufgabe behandelt wurde, die man nur mit Arbeitsverweigerung beschreiben kann». Für ihn läuft die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs in der Stadt Zug generell in eine falsche Richtung. Kurz und bündig brachte es David Meyer von der GLP auf den Punkt: «Ein ‹Like› für den Stadtrat für diesen Zwischenbericht.» André Wicki erklärte den Umfang des Zwischenberichts so: «Es ging dem Stadtrat einzig darum, eine Auslegeordnung zu machen und den GGR früh in die Entwicklungen einzubeziehen.» ar

SBB gewährte Vertragsverlängerung Der Stadtrat setzte sich daraufhin trotzdem für einen möglichst langen Verbleib des Ökihofs am heutigen Standort ein. Die SBB gewährten eine Vertragsverlängerung bis 31. Dezember 2019. Damit sind die Dienstleistungen von Ökihof und Brockenhaus für die Bevölkerung beim alten Güterbahnhof in Zug noch bis Ende 2019 gesichert. Dann muss der bisherige Standort definitiv aufgegeben werden. GGR-Mitglied Willi Vollenweider reichte am 12. März 2014 die Motion mit dem Titel «Rettet den Ökihof – keine Immobilien-Spekulation auf dem Güterbahnhof-Areal der Stadt Zug» ein. Er forderte, das GüterbahnhofAreal im bisherigen Umfang mit allen finanziell tragbaren Mitteln und Massnahmen für den Ökihof zu erhalten und auf dem Areal vorsorglich ein längerfristiges Bauverbot zu erlassen. Der Grosse Gemeinderat erklärte die Motion Ende Oktober 2015 erheblich. pd

Neuzuzüger

Sie sind von Luzern und Syrien ins beschauliche Hünenberg gezogen Rund 90 Neu-Hünenberger haben am Anlass für Neuzugezogene teilgenommen. Warum haben sie in dieser Zuger Gemeinde ihre Zügelkisten wieder ausgepackt? «Grüezi mitenand, Grüezi mitenand in Hünenberg.» So klingt es aus den Mündern der Sänger des Kinderchores der Musikschule Hünenberg. Sie eröffnen mit ihrem Ständchen den offiziellen Teil des Neuzuzügerabends im Heinrich-vonHünenberg-Saal. Nachdem die Gemeinderäte sich vorgestellt haben und alle Infos durchgegeben wurden, geniessen die Anwesenden ein feines Nachtessen. Doch warum zieht man in das 8800-Seelen-Dorf?

Beschränkteres kulinarisches Angebot als in Luzern Amra Fejzic zog vor kurzer Zeit nach Hünenberg. Da ihre Schwester bereits dort wohnt, entschied auch sie sich für diese Gemeinde. Sie hat in Hünenberg See eine gut gelegene Wohnung gefunden, von welcher aus sie einerseits mit der

Amra Fejzic folgte ihrer Schwester nach Hünenberg. Fotos Shayna Basan Stadtbahn schnell in der Stadt Zug ist, andererseits auch zügig auf der Autobahn.Trotzdem erreicht Amra Fejzic innert weniger Minuten den See und hat auch nichts gegen die ländliche Umgebung: «Die Abgeschiedenheit stört mich nicht, ich bin so schnell in Luzern oder Zug.» Auch Roger Küng und Sandra Siegrist schätzen die ländliche Umgebung: «Man ist im Grünen, aber mit dem Velo in wenigen Minuten am Rotkreuzer Bahnhof. Von da ist man dann total schnell in Luzern oder Zürich.» Die beiden haben eine grössere Wohnung

gesucht und sind so von Luzern nach Hünenberg gekommen. Doch das kulturelle wie auch kulinarische Angebot sei etwas eingeschränkter. Es liegt nicht alles vor der Tür, man braucht für vieles dazu das Auto. Doch auch traurige Gründe wie der Syrienkonflikt bringen neue Einwohner in die beschauliche Gemeinde. Manhal Al Sheidan und seine Familie sind vor gut einem Jahr in eine Sozialwohnung gezogen. Sie schätzen die Schweiz sehr: «Alles ist strukturiert und immer pünktlich. So ist es in Syrien nicht.» Auch die Leute seinen sehr nett, die Umgebung

sei super. Allerdings merken sie, dass zuerst eine Barriere abgebrochen werden muss, bevor die Leute auf einen zugehen können. «Die Leute sind eher vorsichtig uns gegenüber. Ich denke, wir müssen uns Mühe geben, in Kontakt mit unseren Mitmenschen bleiben und warten.»

Alles kann zu Fuss erledigt werden Auch andere negative Aspekte haben neue Anwohner angelockt. «Ich habe mich kürzlich getrennt. Ich habe den Moment genutzt und bin nach Hünenberg gezogen, wo meine gute Freundin wohnt.» Silke

Roger Küng und Sandra Siegrist mögen die ländliche Umgebung der Gemeinde.

Silke Truttmann-Gasch geniesst die Nähe zur Reuss. Truttmann-Gasch geniesst die Natur, die Nähe zur Reuss und die schönen Fahrradstrecken. Allerdings muss man mit dem Bus in Cham umsteigen, und zu Randzeiten und an Sonntagen fährt er nicht oder nur unregelmässig. Ganz andere Motive führten Silvia Lottenbach nach Hünenberg. Sie suchte eine kleinere Wohnung im Raum Cham, Hünenberg oder Steinhausen. Sie schätzt in Hünenberg vieles. «Man kann alles zu Fuss erreichen. Einkaufen, spazieren, die Bushaltestelle. Auch die Kinder kann man alleine rausschicken, da alles bei-

einanderliegt. Die Schulen sind ausserdem ebenfalls nahe, und die Kinder fühlen sich sehr wohl.» Ein anderer Pluspunkt ist der Arbeitsweg. Silvia Lotterbach besitzt das Textilgeschäft Stofflastig in Cham. «So bin ich sehr schnell bei der Arbeit und wieder zurück.» Alles in allem sind alle Neuzuzüger sehr glücklich mit ihrer neuen Heimat. Die vielen Vereine und die sympathischen Bewohner sind nur ein nennenswerter Faktor, warum Hünenberg allerseits so beliebt ist. Die bunte Mischung macht es auch hier aus, wie dieser Abend eindrucksvoll beweist. Shayna Basan

Silvia Lottenbach kann in Hünenberg alles zu Fuss erledigen.


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