Anzeiger für das Nordquartier 10/18

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FOKUS vorgaben – offen für eine geeignete Lösung für die Anliegen der Nachbarn in der nächsten Bauphase. della Valle: Aus heutiger Sicht können und dürfen wir das Areal nicht für das Publikum öffnen. Was wir aber anbieten können, sind geführte Rundgänge und Informationsveranstaltungen für die interessierte Bevölkerung.

«Unsere Zusammenarbeit wird wesentlich erleichtert.» Bundesanwalt Michael Lauber. Bilder: Gaëtan Bally

INTERVIEW

«… wie die Mitarbeitenden vom ‹Breitsch› schwärmen …» Im neuen Verwaltungszentrum am Guisanplatz werden die Strafverfolgungsbehörden des Bundes erstmals unter einem Dach vereint. In der letzten Ausgabe hat der AfdN die Facts & Figures des Projektes präsentiert. Im Interview erklären Bundesanwalt Michael Lauber und fedpol-Direktorin Nicoletta della Valle, was das Zusammenziehen für ihre Zusammenarbeit und den neuen Standort bedeutet. mgt/cae Warum ist die gemeinsame Unterbringung von Bundesanwaltschaft und fedpol von Vorteil? Nicoletta della Valle: Unsere Zusammenarbeit wird unter einem Dach noch effizienter und auch persönlicher: Die Ermittler können sich schnell mit den Staatsanwältinnen und -anwälten über einen Terrorfall austauschen, Informationen für einen Geldwäschereifall können direkt übergeben werden. Michael Lauber: Unsere Zusammenarbeit zum Beispiel in Taskforces oder bei Einsatzbesprechungen wird wesentlich erleichtert. Zudem wird die Idee von Joining Forces – ein Programm, das durch Zusammenarbeit die beiden Organisationen für die anstehenden Herausforderungen fitter machen soll – zusätzlich verstärkt. Auf dem Areal werden sich die Einsatzzentrale wie auch spezielle Einsatz- und Krisenräume befinden. Muss sich die Quartierbevölkerung fürchten vor Ihrem Einzug? della Valle: Nein, das muss sie nicht. Wir ergreifen alle Massnahmen, die für die Sicherheit nötig sind. Wir sind eine Polizei und ein 24/7-Betrieb. Wir ermitteln in Fällen von Schwerstkriminalität, Terrorismus oder Korruption. Wir empfangen auch «besondere Gäste» – Beschuldigte, die einvernommen werden müssen, und die nicht ungefährlich sind. Die Sicherheitsmassnahmen zum Schutz unseres Areals am Guisanplatz dienen deshalb nicht nur

unserem Schutz, sondern gleichzeitig auch dem Schutz des Quartiers. Lauber: Das Aufgabengebiet der Bundesanwaltschaft ist sehr spezifisch. Doch es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Wird das Areal für die Bevölkerung zugänglich sein? Lauber: Als einer der Nutzer und verantwortlich für die Arbeit der Bundesanwaltschaft und ihre Mitarbeitenden muss ich festhalten, dass die Sicherheitsvorgaben dies nicht zulassen. della Valle: Es ist auch für fedpol nicht möglich, das Areal für das Publikum zu öffnen. Wir müssen den Zugang zum Areal und zu den Gebäuden kontrollieren können. Wir bearbeiten sensible Personendaten, betreiben 24/7-Einheiten, welche speziellen Sicherheitsvorschriften unterliegen, und verhören Beschuldigte. Es ist deshalb wichtig, dass sich nur identifizierte Personen auf dem Areal aufhalten. Das Quartier ist von etwas anderem ausgegangen. Gibt es eine Möglichkeit, das Areal allenfalls zu einem späteren Zeitpunkt zu öffnen? Lauber: Uns ist daran gelegen, die Bedürfnisse unserer künftigen Nachbarn ernst zu nehmen. Deshalb haben wir jetzt, ein Jahr vor dem Bezug der neuen Büros, den Dialog mit dem Quartierverein geführt. Die Bundesanwaltschaft ist – unter Einhaltung der Sicherheits-

fedpol ist am heutigen Standort an der Nussbaumstrasse auch nicht durch einen Zaun gesichert. della Valle: Ja, leider. Das Gebäude an der Nussbaumstrasse gehört nicht dem Bund, sondern ist nur zugemietet. Wir treffen die nötigen Sicherheitsmassnahmen, um das Gebäude und die Nachbarschaft zu schützen. Wir sind auch da nahe an einem Wohnquartier. Die Nachbarschaft funktioniert gut. Ein Areal zu schützen ist einfacher und günstiger als einzelne Gebäude. Warum «platziert» man die Strafverfolgungsbehörden an einen Standort konzentriert mitten in der Stadt und nicht ausserhalb eines Wohngebietes? della Valle: Dieser Standort wurde uns vom Bundesamt für Bauten und Logistik zugewiesen. Für unsere Mitarbeitenden ist es natürlich ein Glück, mitten im Breitenrainquartier arbeiten und von der Infrastruktur profitieren zu können. Ich denke, wir werden den KMUs im Quartier auch einen Umsatzzuwachs bringen. Zum Beispiel? Lauber: Die Mitarbeitenden der Bundesanwaltschaft werden sicher dann und wann in den Restaurants im Quartier anzutreffen sein. Zudem dürften wohl zusätzliche Kapazitäten des öffentlichen Verkehrs vom Stadtzentrum an den Guisanplatz und zurück zur Verfügung gestellt werden. della Valle: Ich höre immer wieder in den Gängen, wie unsere Mitarbeitenden vom «Breitsch» schwärmen – die Gelateria di Berna, die Restaurants, die Einkaufsmöglichkeiten … Ich habe auch die Hoffnung, dass unsere Arbeit dank diesem Umzug besser verstanden wird. Wir sind keine Blackbox. Wir dienen der inneren Sicherheit der Schweiz. Freuen Sie sich und Ihre Mitarbeitenden auf den neuen Arbeitsort? Lauber: Grundsätzlich freuen sich unsere Mitarbeitenden auf die neuen Büros, sind doch die heutigen Büroräumlichkeiten an der Taubenstrasse in die Jahre gekommen. Der Bezug der neuen Büros am Guisanplatz bedeutet für die Bundes-

Bern, 31. Mai 2018 anwaltschaft eine grosse Umstellung der Arbeitsweise, da künftig im Multispace gearbeitet wird. Entsprechend ist zurzeit vor allem die Arbeitsplatzumgebung ein grosses Thema. della Valle: Ich freue mich persönlich sehr. Die Mitarbeitenden haben im Moment noch viele Fragen. Wo kann ich mich verpflegen? Wie ist der ÖV-Anschluss? Wer arbeitet auf dem gleichen Stock? Wir versuchen, unsere Mitarbeitenden bestmöglich zu begleiten. Die Freude auf das neue Gebäude und die Umgebung ist gross. Deshalb liebe «Breitsch»-BewohnerInnen – auf eine gute Nachbarschaft! Info: Voraussichtlich im Spätsommer/Frühherbst wird die Quartierbevölkerung das Areal des neuen Verwaltungszentrums am Guisanplatz besichtigen können. Der AfdN hält Sie auf dem Laufenden $ www.bbl.admin.ch > Guisanplatz

«Wir sind keine Blackbox. Wir dienen der inneren Sicherheit der Schweiz.» fedpol-Direktorin Nicoletta della Valle.

QUARTIERKOMMISSION IN BEGLEITGRUPPE An zwei Sitzungen haben die Quartierkommission Dialog Nordquartier, die Bauherrin des Verwaltungszentrums am Guisanplatz (Bundesamt für Bauten und Logistik) sowie Vertreterinnen und Vertreter der künftigen Nutzer (Bundesanwaltschaft und fedpol) vor allem den Verzicht auf die Durchlässigkeit des Areals aus Sicherheitsgründen diskutiert. Um längerfristig auch eine für das Quartier zufriedenstellende Lösung zu finden, wurde eine Begleitgruppe gebildet, in der alle Beteiligten vertreten sind. Urs Frieden, Präsident der Quartierkommission, ist froh, dass eine Zusammenarbeit stattfindet. «Das weitere Vorgehen wurde jetzt seriös und verbindlich aufgegleist, so dass sich die Durchlässigkeit längerfristig allenfalls doch noch zugunsten des Quartiers verbessern kann.» $ www.dialognord.ch


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