zitty Brandenburg 2011/2012

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09.03.2011

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18 .Wasserwege

zitty-Spezial Brandenburg 2011

Gruppenfoto mit Hausboot: Lydia Brakebusch, Lutz Göllner und Franziska Klün

Es ist Anfang September. Die Sonne steht schon hoch am Himmel, als die Kollegen Göllner, Klün und Brakebusch die Mission Huckleberry Finn antreten. Schlafsäcke, Decken, Pasta und ein paar Flaschen Wein haben den Kofferraum ausgereizt, Fahrer Göllner trällert Springsteen, Brakebusch verlangt nach Guns’n’Roses und Göllner zitiert Max Goldt: „Guns’n’Roses sind okay, aber mit Guns’n’Roses-Fans möchte man lieber keinen Umgang haben.“ Die Klün blättert derweil in ihrer Frauenzeitschrift und schweigt. Ankunft beim Floßverleih in Zehdenick. Die drei schleppen ihr Gepäck gen Steg und da ruhen sie, fest vertäut: sechs schwimmende Häuschen, ochsenblutfarben auf dem schimmernden See.

Der Hafenmeister hat die joviale Freundlichkeit eines Berliner Hauswarts, wendet sich mit seinen Anleitungen ausschließlich an Göllner – das Kochgeschirr ausgenommen – und zieht damit den Unmut der Damen auf sich. „Jaja, rufen Sie nicht gleich Alice Schwarzer an.“ Unbeirrt fährt er fort mit der Einweisung in den Gebrauch des Außenborders. Doch der adipöse Literaturredakteur weiß zwar viel über Bücher, Filme und Musik, einen Motor aber bringt er nur zum Laufen, wenn man ihm Zündschlüssel und -schloss zeigt. Die Damen hieven derweil die Verpflegung an Bord, verräterisches Weinflaschen-Klimpern veranlasst den Herrn der Flöße eine Warnung auszusprechen: „Auch wenn Sie niemanden

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sehen, denken Sie immer daran: Sie kann man sehr gut sehen – und hören.“ Ah ja… Der Motor knattert, es geht los, auf dem Wentowsee in Richtung Osten. Göllner hat schnell herausgefunden, dass die Motorsteuerung bereits auf kleinste Bewegungen reagiert. Brakebusch, die ihn wenig später ablöst, braucht dazu etwas länger und beginnt auf dem Wentowsee Kreise zu drehen. Als Kollegin Klün sie freundlich bittet, doch endlich mal geradeaus zu fahren, hat sie sofort eine Erklärung parat: „Da sind lauter Strudel im See.“ Göllner ist vom vielen Kreisefahren leicht übel. Außerdem drückt die Blase. Das Floß gleitet ans Ufer, der Motor wird ausgestellt. Ein verhäng-

Fotos: bra, klü, goe

Hausboot: Huckleberry-Finn-Gefühle auf der Havel


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