SAISON (Dezember 2016)

Page 18

SAISON

18 HERAUSFORDERUNGEN HERAUSFORDERUNG 4 Die Buchung

Buchung im digitalen Zeitalter Die Welt wird immer digitaler – auch im Tourismus. Das bringt viele Chancen mit sich, verlangt aber auch Anpassungsfähigkeit und kann gerade Familienbetriebe vor Probleme stellen. VON DANIEL FEICHTNER

LAST MINUTE

FR

EI

JETZT BUCHEN

W

heute einer völlig anderen Situation gegenüber als damals, als wir online alleine auf weiter Flur gestanden sind.“

Spontanurlauber als Ausnahme. Die komplette Digitalisierung der Tourismusbranche ist aber noch nicht vollzogen. Und das werde sich auch nicht so schnell ändern, ist Michael Mrazek überzeugt. Meldungen, laut denen 40 Prozent aller Urlaube bereits online gebucht werden, stimmten einfach nicht, meint der Geschäftsführer der Salzburger Internet- und Kommunikationsagentur NCM: „Aktuell buchen rund 25 Prozent aller Gäste online. Und diese Zahl stammt aus dem Städtetourismus. Im Ferienseg-

© NCM

as den Vorstoß des Tourismus in das digitale Zeitalter angeht, hat Tirol eigentlich einen Frühstart hingelegt. Bereits 1995 nahm das Online-Urlaubsportal Tiscover als eines der ersten seiner Art den Dienst auf. Seither hat sich aber so manches verändert. Während das Internet vor 20 Jahren noch ein relativ abgegrenztes Medium war, durchdringt es mittlerweile alle Bereiche unseres Lebens. „Das hat den Markt umgekrempelt und natürlich auch internationale Player auf den Plan gerufen“, meint Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung. „Deswegen sehen wir uns

„Das Web und die Online-Affinität der Gäste sind nicht ein ‚Problem’, sondern schlichtweg eine Tatsache.“ MICHAEL MRAZEK, GESCHÄFTSFÜHRER NCM

ment sind es vermutlich sogar noch ein bisschen weniger.“ Den Grund dafür sieht er in den Gästegruppen, die das Segment am aktivsten nutzen. Als Feriendestination ist Tirol besonders bei Familien und bei Gästen aus Deutschland beliebt. „Familien sind darauf angewiesen, vorauszuplanen. Und ein großer Teil der deutschen Gäste ist für größere Unternehmen tätig, bei denen Urlaube in der Regel auch im Vorfeld angemeldet werden müssen. Spontanreisen sind für dieses Segment also kaum relevant.“ Damit falle nicht nur die Hauptmotivation online zu buchen, sondern auch kurzfristig zu buchen weg, was sich in den Statistiken widerspiegle. Wird dennoch erst knapp vor dem Urlaub gebucht, sieht Mrazek den Auslöser nicht zuletzt bei den Touristikern selbst. Das Problem sei teilweise hausgemacht: Würde die Branche Last-Minute-Incentives den Rücken kehren, würden Gäste auch nicht mehr in der Hoffnung, in letzter Minute einen besseren Deal zu bekommen, später buchen. „Ein Produkt nur über den Preis zu verkaufen, ist kein Marketing“, sagt Mrazek und empfiehlt, nicht zu überlegen, wann man als Betrieb die Gäste braucht. Vielmehr komme es darauf an, wann die Gäste das brauchen, was man zu bieten hat. Ist das Muster einmal erkannt, kann man im Marketing besonders aktiv werden, wenn genau diese Gästegruppe bevorzugt


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.