Murtal 1 - März 2013

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Abt Benedikt: Eigentlich ja. Meine Probleme mit der Pfarrerinitiative habe ich damit, dass unterschiedlichste Themen zu einem Paket zusammengeschnürt worden sind, in ein Paket, das so nie beantwortet werden kann. Man muss die einzelnen Dinge verschiedener Wertigkeit nach ihrem jeweiligen Anspruch betrachten, durchaus mit Blick auf die Lebensrealitäten. M1: Zurück nach St. Lambrecht, ins Zentrum Ihres Tuns. Wenn Sie am 16. März offiziell das Amt des Abtes übernehmen, dann haben Sie sicher trotz des Hinweises auf die Demokratie innerhalb Ihrer Gemeinschaft einige persönliche Vorstellungen, wie das Kloster in Zukunft geformt werden kann. Nennen Sie bitte Eckpunkte der Klösterlichkeit und des Klosters der Zukunft in St. Lambrecht? Abt Benedikt: Zuerst einmal gibt es sicher das Moment der Kontinuität. Wir haben unter Abt Maximilian (Aichern; Altbischof von Linz) schon und in den drei Jahrzehnten des Wirkens von Abt Otto (Strohmaier; Altabt von St. Lambrecht) unser Haus geöffnet. Aber Öffnung in dem Sinn, dass es nicht ein Durchhaus wird, für alles Mögliche, sondern geistliches, religiöses und kulturelles Zentrum. Dies mit dem ganzen Ambiente, wie es das Haus in seiner Schönheit bietet, mit seiner manchmal strengen Nüchternheit. Die Möglichkeit mit uns zu beten, mit uns zu leben, die Möglichkeit, Zeiten der Ruhe bei uns zu finden, auch Zeiten der Chancen, auf Fortbildung und Vertiefung, das sind alles Dinge, von denen ich glaube, dass man sie fortsetzen sollte. Man könnte sagen, wir möchten auf natürliches Wachstum bauen. M1: Dieses spirituelle Zentrum erfährt durch das neu gegründete Jugendzentrum kräftigen Rückenwind… Abt Benedikt: Wir machen damit ein Angebot und es freut mich sehr, dass dieses Angebot mit Gruppierungen außerhalb des Klosters gemeinsam gestaltet werden kann. M1: Sie sprechen viel vom Bildungspotenzial und meinen damit wohl auch das Seminarzentrum „Schule des Daseins“, das auf drei Säulen fußt. Geistlich, Management und Kreativität. Bleibt dieses Modell? Abt Benedikt: Ich hoffe schon, ja. Ich habe das Entstehen und Werden dieser Initiative als Hofmeister und Prior mit großem Wohlwollen und Verständnis begleitet. Und das wird sicher in Zukunft so sein. M1: Schließlich, wenn man Abt eines Klosters ist, geht es natürlich um das neue Personal. Woher, Abt Benedikt, glauben Sie, dass die Mönche der Zukunft kommen werden?

Abt Benedikt: Da müssen eigentlich zwei Dinge zusammenfinden: Eine gewisse Offenheit und Aufmerksamkeit für Leute, die ins Haus kommen und die Bereitschaft, oft über den Weg als Mönch zu sprechen, den Weg anzubieten. Doch trotz aller Engpässe muss man auch prinzipienfest bleiben. Ein Mönchtum zum Billigtarif gibt es nicht.

Ein guter Pfarrer? Ist auf der Kanzel wie ein Löwe und im Beichtstuhl wie ein Lamm.

M1: Abt Benedikt, Mariazell ist seit Jahrhunderten bei St. Lambrecht. Wird Mariazell auch künftig Teil von St. Lambrecht sein? Abt Benedikt: Der Dienst in Mariazell, für die vielen Wallfahrer, ist wesentlicher Aufgabenbereich und das zweite Standbein unseres Klosters. Nach dem Tod von Pater Konrad im vergangenen Jahr sind wir natürlich beim Überlegen, wie können wir unseren Senior ersetzen. Das ist auch der Grund, warum ich mit Aussagen puncto künftige Aufgaben vorsichtig bin, weil da Vieles überlegt werden muss. Es ist auch klar, dass die Betreuung von Mariazell der Hilfe anderer bedarf, der Hilfe von anderen Ordenshäusern und anderen Diözesen, wie es jetzt bereits geschieht und hoffentlich auch in Zukunft sein wird. Mariazell ist für uns Lambrechter, die wir nicht im Mittelpunkt, im Nabel des Weltgeschehens sind, ein Fenster in die weite Welt der Kirche und in die Vielfalt der Nationen. Sicher ist es eine Verpflichtung, eine Aufgabe, die wir haben, die uns fordert. Aber Mariazell ist auch ein Ort, wo wir etwas geschenkt bekommen, uns etwas gegeben wird. Mariazell ist eine Ergänzung, die wir durchaus brauchen! M1: Haben Sie einen persönlichen Wunsch für Ihr Kloster? Abt Benedikt: Ja, schon. Ich hoffe und bete darum, der Gemeinschaft ein guter Abt zu sein, dass ich Wünschen und Hoffnungen, so weit wie Menschen möglich entsprechen kann. Natürlich auch der Wunsch und die Hoffnung, dass wir immer wieder Leute finden, die mit uns diesen Weg der Zukunft gemeinsam gehen. M1: Abt Benedikt, herzlichen Dank für das Gespräch. Ernst Wachernig

Heinz Mitteregger

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Benedikt Plank wird am 9. Juli 1949 in Mariahof geboren. Der Bauernsohn tritt 1967 ins Benediktinerkloster St. Lambrecht ein, 1972 legt er die ewige Profess ab. Nach dem Studium der Theologie in Salzburg und Rom empfängt Pater Benedikt am 1. Juli 1973 die Priesterweihe Seit 1982 ist er Prior des Stiftes, seit 1987 Hofmeister, seit 1997 Dechant des Bezirkes Murau. Als Seelsorger wirkt Benedikt Plank in Steirisch und Kärntnerisch Laßnitz. Seine Abtweihe wird am 6. April 2013 um 10 Uhr in der Stiftskirche St. Lambrecht gefeiert.

Das Benediktinerstift wird 1076 vom Markgrafen Markwart von Eppenstein gegründet. Die romanische Kirche brennt 1262 nieder, 1421 wird die neue gotische Kirche geweiht, 1424 die Peterskirche gestiftet. Im 17. Jahrhundert wird die mittelalterliche Klosteranlage durch einen barocken Neubau ersetzt, der um 1730 durch den zum Markt hin gelegenen Südtrakt ergänzt wird. Von 1782 bis 1802 hebt Joseph II. das Kloster auf, 1802 wird es von Franz II. wiedererrichtet. 1938 besetzen die Nationalsozialisten das Kloster, 1946 kehren die Mönche zurück.

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