Ausgabe 2_2018: klimaBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

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Schwerpunkt Energieeffizientes Bauen Bauen mit Glas

AIV Hildesheim Studienpreis 2017 verliehen

BAUKULTUR

klima


&WUEJƂÀEJG SCONA

kaldewei.de


editorial

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LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR, die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Schaffen die das alles, was da im Koalitionsvertragsentwurf niedergeschrieben ist? Aus Sicht des DAI ist da durchaus Positives nachzulesen, das Bekenntnis zur HOAI, die kritische Überprüfung des Regelwerks, die diversen finanziellen Ansätze direkter und indirekter Investitionshilfen und vieles andere mehr. Vielleicht auch zu viel. Aber es folgt dem Schema „Gibst Du mir, gebe ich Dir“. Jeder will sich wiederfinden. Das Wahlvolk in seiner differenzierten, aber auch diffusen und widersprüchlichen Anspruchshaltung und jetzt auch noch das Parteivolk müssen überzeugt werden. Konzentrieren wir uns auf die drei wichtigen Themen Raumordnung, Wohnen und Regelwerk. Alles drei komplexe Aufgaben, die bei jedem Vorschlag, jedem Lösungsansatz und dann auch bei jeder Entscheidung deutlich machen, dass alle Vorteile zugleich klar erkennbare Nachteile mit sich bringen. Wenn wir in den Ballungsgebieten die Folgen der erhöhten Nachfrage durch Mietbegrenzung oder verstärkten Wohnungsbau mindern wollen, stärken wir die Nachfrage. Berlin hat fast 40 m² Wohnfläche pro Einwohner, relativ geringe Mieten, aber einen leergefegten Wohnungsmarkt. Eine Anpassung an erhöhten oder verminderten Bedarf kann da nicht stattfinden. Der Ausgleich von Angebot und Nachfrage wird durch gut gemeinte, aber nicht durchdachte Mietgesetzgebung verhindert. Ein weites Feld ist das Streben nach gleichwertigen Lebensbedingungen im Ballungsgebiet und im ländlichen Raum. Geht das eigentlich? Wer bewertet die Lebensbedingungen? Doch wohl jeder für sich. Für den einen ist der Opernbesuch wichtiger als der Spaziergang durch die freie Feldflur, beides kann man nicht vor der Tür haben. Frag‘ nach bei Tucholsky. Der Nahverkehr im ländlichen Raum kann nicht so gut sein wie in Ballungsgebieten, der Weg zum Krankenhaus ist nicht gleichwertig zu machen. Selbst der seit Jahren geforderte gleichwertige Internetzugang ist offensichtlich nicht zu realisieren, obwohl hier weder technische Probleme noch Bürgerinitiativen oder überzogene Regelanforderungen entgegenstehen.

Der Soziale Wohnungsbau soll mit 2 Mrd. Euro gefördert werden (in den Jahren 2020 und 2021). Gut, aber wieder mit einer sozialen Bindung für einen begrenzten Zeitraum? Wohnungspolitiker beklagen den massiven Rückgang der Sozialwohnungen im Bestand, da die Wohnungen früherer Jahrgänge aus der Bindung fallen, aber es wird munter weiter mit befristeter Bindung neu gebaut. Dabei gibt es durchaus einen Sinn, ältere Wohnungen mit einem nicht mehr ganz aktuellen Standard kostengünstig für soziale Aufgaben verfügbar zu halten. Zur Wohnungsmodernisierung ist viel aufgeschrieben. Die marktfremde Mieterhöhungsmechanik ist zwar erkannt, der Mut zur ordnungspolitischen Korrektur fehlt. Dem offensichtlichen Missbrauch will die Regierung mit der Einstufung als Ordnungswidrigkeit begegnen. Dabei liegt der Fehler in der Umlage der Kosten – ein meines Erachtens wohnungsmarktwirtschaftlich unsinniger Ansatz, der erkanntermaßen zunehmend selbst bei energetisch sinnvollen Maßnahmen zu völlig überhöhten Mieten führt. Es bleibt die Erkenntnis, dass Papier geduldig ist und dass es im Ergebnis darauf ankommt, ob und wie man das Niedergeschriebene umsetzt. Es kommt auf die Personen an, die das Beabsichtigte umsetzen. Der Einfluss darauf ist gering, die parteipolitischen Abwägungen dazu sind nicht durchschaubar. Was wir vom Bau aber können, ist, in eigener Verantwortung gegenüber den sich auf uns verlassenden Mitbürgern etwas kulturell Wertvolles, ökologisch Vertretbares und wirtschaftlich Tragfähiges zügig zu realisieren. Deshalb lasse ich jetzt den Koalitionsvertragsentwurf liegen und greife zum Telefon um sicherzustellen, dass auf der Baustelle alles rund läuft – auch ein frommer Wunsch, aber da bin ich handlungsfähig und verantwortlich. Herzlichst Ihr

Jens Krause DAI Ehrenpräsident


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DAI bundesweit

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Kiel

Neuer DAI Premiumpartner

Pinneberg

Seit Jahresbeginn 2018 gehört das Immobilienberatungs- und Projektmanagementunternehmen Drees & Sommer zu den DAI Förderpartnern. Das Unternehmen begleitet private und öffentliche Bauherren sowie Investoren bei allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur.

Osnabrück

Dortmund

www.dai.org/verband/partner Leipzig (in Gründung)

Düsseldorf

Oberhessen

Wiesbaden Aschaffenburg Bamberg

Mainz

Mannheim

Saar

Nürnberg

Folgen Sie dem DAI im Netz: www.dai.org

Freiburg

www.facebook.com/baukultur www.twitter.com/baukultur DAI Mitgliedsverein

https://plus.google.com/ +DaiOrgBaukultur

kein DAI Mitgliedsverein DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Karlsruhe AIV Koblenz

AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig (in Gründung) AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland AIV Oberhessen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Ulm

AIV Würzburg AIV zu Berlin Dortmunder AIV Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oberrheinischer AIV Freiburg Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Rubriken Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wirtschaft + Recht DAI aktuell Aus dem Präsidium DAI regional AIV Hildesheim: Studienpreis 2017

11–25 11 12–13 14–15 16–17 18–19 20–21 22–23 24–25

Schwerpunkte: Energieeffizientes Bauen + Bauen mit Glas Low tech für High tech: Forschungsgebäude in Berlin Auf dem Weg zu einer zukunftsweisenden Stadt: Konzept Blue City Effizienzhaus Plus im Altbau: Sanierung in Neu-Ulm Hotel mit Weitblick: aquaTurm in Radolfzell Differenzierte Oberflächen: Umspannwerk in Berlin Balinesischer Garten: Gewächshaus in Berlin Gebogene Hülle: Konferenzzentrum in Dresden Offenheit und Transparenz: Neues Rathaus in Freiburg

26–30 26–27 28 29 30

Advertorials | Anzeigen Schüco International KG: Wohnhaus Black Lodge in Norwegen Schlagmann Poroton GmbH & Co. KG: Wohnbebauung in Ingolstadt feco-feederle GmbH: Verwaltungsgebäude in Pforzheim Hansa Armaturen GmbH: Armaturenserie Hansadesigno

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Titel: Tropenhalle im Balinesischen Garten in Berlin (Foto: Schollglas)

Editorial Jens Krause DAI bundesweit Inhalt

Autoren | Vorschau | Impressum


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nachrichten

Kongress Baubiologie Das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN veranstaltet vom 8.–9.6.2018 in Rosenheim den internationalen Kongress „Baubiologische Agenda 2025 – Visionen Realität werden lassen“. Er bietet eine Plattform für Präsentation, Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch. Experten aus dem In- und Ausland beschäftigen sich mit der Zukunft der Baubiologie, die durch visionäre Konzepte zu einem Zugpferd notwendiger Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft werden soll. www.kongress.baubiologie.de Lehm und Lehmbautechniken Zu diesem Thema veranstaltet die Propstei Johannesberg vom 23.–25.4.2018 ein Seminar, in dem theoretische und praktische Kenntnisse von einem der ältesten Baustoffe der Welt vermittelt werden. Aus dem Themenspektrum: Bauphysik, Mineralogie, Baustoffeigenschaften, Aufbereitung, Dämmung. www.propstei-johannesberg.de Gebäudeenergieeffizienz Angesichts ständig steigender Energiepreise nimmt die wirtschaftliche Bedeutung energetischer Modernisierungen an Gebäuden und deren Anlagentechnik weiter zu. Im Seminar „Gebäudeenergieeffizienz – Erneuerbare Energien, Trends, Wirtschaftlichkeit“ soll vom 12.–13.9.2018 in Oberschleißheim ein Überblick über verschiedene Maßnahmen vermittelt werden. Die Teilnehmer erfahren, wie sich Betriebskosten nachhaltig senken lassen und lernen, energieeffiziente Lösungen wirtschaftlich zu bewerten. Veranstalter ist die DIN-Akademie im Beuth Verlag Berlin. www.beuth.de Architekturreise Tel Aviv Tel Aviv ist kaum mehr als 100 Jahre alt und dennoch mit der Wohnsiedlung Weiße Stadt eine historisch bedeutende UNESCO-Welterbestätte. Die größte 1:1–Ausstellung von Bauhausarchitektur zeigt ca. 4.000 Gebäude, die zwischen 1928 und 1945 vornehmlich von europäischen Einwanderern errichtet wurden. Nach langjährigem Verfall besinnt sich Israel nun auf dieses einzigartige Erbe und saniert die in die Jahre gekommenen Häuser Stück für Stück mit deutscher Hilfe. Neben der Villa Weizmann von Erich Mendelsohn in Rehovot stehen Jerusalem mit seiner Altstadt und der Klagemauer

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sowie der Besuch von Yad Vashem, der bedeutendsten Gedenkstätte des Holocaust, auf dem Reiseprogramm vom 22.–26.3.2018. www.ticket-b.de Baubionik Noch bis zum 6.5.2018 ist diese Sonderausstellung im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, Schloss Rosenstein, zu sehen. Bionik gehört zu den interessantesten Kombinationen von Grundlagenforschung und praktischen Anwendungen. Die Analyse von biologischen Konstruk-

tionen und ihre Umsetzung in Architektur und technischen Systemen führen zu verblüffenden neuen Lösungen. Im Vordergrund der Ausstellung „baubionik – biologie beflügelt architektur“ stehen die aktuelle Forschung und das große Ziel der Entwicklung einer nachhaltigen Architektur, die mit Energie effizient umgeht und gleichzeitig ästhetisch überzeugt. www.naturkundemuseum-bw.de DAM Preis 2018 Die Ausstellung zum DAM Preis zeigt noch bis zum 6.5.2018 die 25 besten Bauten in oder aus

Preisträger ARGE bogevischs buero mit SHAG Schindler Hable Architekten: Wohnanlage wagnisART, München (Foto: Julia Knop)

Deutschland. Die Jury hat aus einer Longlist von 100 Projekten 23 Gebäude aus Deutschland und zwei Gebäude aus dem Ausland ausgewählt. Vorgestellt werden Beispiele aus der gesamten Breite der gegenwärtigen Bauaufgaben: Wohngebäude, Konzerthäuser und andere Bauten der Gemeinschaft. Ein Supermarkt und ein Coworking Space gehören ebenso dazu wie eine Sporthalle und ein Hochschulgebäude. www.dam-online.de Otto Bartning hat die Kultur des Bauens im 20. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst. Ab 1918 entwarf er als Mitglied im Arbeitsrat für Kunst Konzepte einer Studienreform, auf die sich Walter Gropius bei der Gründung des Bauhauses in Weimar stützte. Nach 1945 forcierte er einen schlichten und am menschlichen Maß orientierten Wiederaufbau in Deutschland. In der jungen Bundesrepublik trug er mit seinen

Die 1948 durch Otto Bartning als Notkirche errichtete Auferstehungskirche in Pforzheim

Schriften, seinem einzigartigen Notkirchenprojekt, den Siedlungsbauten und Krankenhäusern bedeutend zur Förderung einer sozialen Moderne bei. Noch bis zum 18.3.2018 zeigt das Museum Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt die Ausstellung „Otto Bartning – Architekt einer sozialen Moderne“. www.mathildenhoehe.eu Architekturbiennale in Venedig 2018 Seit 28 Jahren ist Deutschland vereint, exakt so lange, wie die Berliner Mauer (1961–1989) bestand. Zu dieser Zeitengleiche werden GRAFT und Marianne Birthler vom 26.5.–25.11.2018 im Deutschen Pavillon auf der 16. Internationalen Architekturbiennale in Venedig die Ausstellung „Unbuilding Walls“ zeigen. Die Ausstellung soll das Leben mit Mauern sichtbar und erlebbar machen. Neben der deutschen Mauer-Erfahrung geht es deshalb auch um aktuelle Barrieren, Zäune und Mauern jenseits dieser nationalen Perspektive. www.unbuildingwalls.de


kolumne

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FÖRDERN, STIFTEN, GESTALTEN. GEMEINSAM FÜR MEHR BAUKULTUR. Wer gutes Planen und Bauen voranbringen will, muss zusammenwirken. Nur mit vereinten Kräften kann es gelingen, das Thema Baukultur im öffentlichen und politischen Raum Deutschlands zu verankern. Dafür setzt sich die Bundesstiftung nun seit 12 Jahren ein. Unterstützung erhält sie von über 1.000 Mitgliedern des Fördervereins. Das ist gut so, aber es geht noch mehr. Um die Stimme für Baukultur weiter zu stärken, rufen Stiftung, Kammern und Verbände wie der DAI Bauschaffende dazu auf, dem Förderverein als Mitglied beizutreten. Bauen steht heute mehr denn je im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Erwartungen, Regularien und engen Zeitplänen auf der einen und Anfordernissen an Gestaltqualität und Wertigkeit auf der anderen Seite. Überzeugungsarbeit im Sinne der Baukultur fällt leichter, wenn man von einer breiten Unterstützung getragen wird. Eine gemeinsame Initiative von Ingenieuren und Architekten war die Basis für die Gründung der Bundesstiftung Baukultur im Jahr 2006. Ziel war es, ein interdisziplinäres, professionelles Netzwerk von Bauschaffenden zu bilden und zu stärken. Die Mitglieder wollten eine Qualitätsdebatte zur Baukultur anstoßen und das Thema Baukultur stärker im politischen Raum verankern. Die Stiftung agiert seitdem als Interessenvertreterin für hochwertige Bauplanung und -ausführung und bezieht dabei alle Disziplinen des Planens und Bauens mit ein. Durch Veranstaltungen, Kooperationen und Publikationen fördert sie das öffentliche Gespräch über Baukultur und den Austausch der beteiligten Akteure. Die Stiftung wirbt fachübergreifend und bundesweit für mehr Baukultur und zeigt Lösungswege und Instrumente auf.

rechts Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur (Foto: © Till Budde für die Bundesstiftung Baukultur)

Als einzige Institution in Deutschland hat die Stiftung das Recht, alle zwei Jahre ihren Bericht zur Lage der Baukultur in Deutschland der Bundesregierung und dem Bundestag vorzulegen. Darin thematisiert sie aktuelle Herausforderungen des Planens und Bauens, etwa zur aktiven Gestaltung von Infrastrukturen oder zu integralen Prozessen bei großen Flächenkonversionen. Der zweijährlich erscheinende Baukulturbericht wird inzwischen fachübergreifend als hilfreich und unterstützend für das eigene Engagement für mehr Qualität geschätzt. Er dient Politik, Verwaltung und Bauschaffenden als Anstoß, Referenz und Argumentationshilfe. In der Neutralität und Unabhängigkeit der Stiftung liegen einmalige Chancen für die Durchschlagkraft guter Argumente für Baukultur. Doch eine Interessenvertretung ist nur so laut wie die Summe der Stimmen, die hinter ihr steht. Die gebaute Umwelt prägt unsere Lebensqualität in hohem Maße und in allen Lebensbereichen. Die Akteure der Bauwirtschaft, gleich welcher Profession, sind daher besonders aufgerufen, mit einer Mitgliedschaft im Förderverein ein deutliches Zeichen für qualitätvolles Planen und Bauen in Richtung Politik zu schicken und damit zu unterstreichen, dass Baukultur als Querschnittthema wichtig ist. Der Kreis der Mitglieder besteht aktuell aus Architekten und Ingenieuren, Akteuren aus der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, aus Politik und öffentlicher Hand, Bauwirtschaft und Bauindustrie. Neben Berufsverbänden, Büros und Vereinen unterstützen Einzelpersonen den Förderverein. Seine Mitglieder profitieren vom einmaligen, interdisziplinären Netzwerk und stützen die Solidargemeinschaft. Sie erhalten den Baukulturbericht exklusiv zum Konvent der Baukultur im November 2018 und einen Eintrag im Akteursverzeichnis „Who-is-Who der Baukultur“. Zudem können Mitglieder das Baukultur-Logo nutzen, um auf ihre professionelle Vernetzung hinzuweisen. Auch wenn dieser Aufruf zur Mitgliedschaft im Förderverein der Bundesstiftung Baukultur vielleicht etwas massiv erscheint – wir wollen nicht nerven, nur bitten! Wenn Sie die Stiftung und ihre Arbeit live erleben möchten, bietet sich am 8./9.3.2018 die nächste Gelegenheit zur kostenlosen Teilnahme an der Baukulturwerkstatt „Bestandsaufnahme“ in Dessau. Seien Sie dabei! Sabrina Ginter www.bundesstiftung-baukultur.de


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wirtschaft + recht

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§§ Die in Berlin, München, Frankfurt und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.

NEUES AUS DEM... ...Grundstücks- und Immobilienrecht

...Vergaberecht

Schriftformheilungsklauseln sind generell unwirksam

Zur Nachforderung von Preisangaben

Mietverträge über Immobilien mit einer vertraglich vereinbarten Laufzeit von über einem Jahr müssen schriftlich geschlossen werden, sonst gelten sie für unbestimmte Zeit und sind ordentlich kündbar.

Sofern Interessenten an einem Vergabeverfahren vom öffentlichen Auftraggeber geforderte unternehmensbezogene Unterlagen unvollständig, fehlerhaft oder gar nicht einreichen, bietet § 56 Abs. 2 VgV die Möglichkeit, die Bewerber oder Bieter aufzufordern, diese nachzureichen, zu vervollständigen oder zu korrigieren. Dem öffentlichen Auftraggeber ist dabei ein Ermessensspielraum eingeräumt, sodass er zur pflichtgemäßen Ausübung seines Ermessens bezüglich der Frage verpflichtet ist, ob er nachfordert oder nicht.

Das Schriftformerfordernis ist nur erfüllt, wenn die notwendigen Einigungen der Parteien über die wesentlichen Vertragsbedingungen in einer einheitlichen Urkunde enthalten sind, welche die Unterschrift beider Parteien trägt. Auch Änderungen und Ergänzungen des Ursprungsvertrages unterliegen der Schriftform, der Nachtrag muss zweifelsfrei auf den Ursprungsvertrag Bezug nehmen und zum Ausdruck bringen, dass unter Einbeziehung des Nachtrages der Ursprungsvertrag weiter gelten soll. Beide Verträge müssen handschriftlich durch alle Parteien oder jeweils durch einen Vertreter mit Vertreterzusatz unterschrieben werden. Aufgrund der Vielzahl möglicher Schriftformverstöße wurde in der Praxis im Rahmen der Vertragsgestaltung stets versucht, das Risiko der vorzeitigen Beendigung langfristiger Gewerbemietverträge durch die Verwendung so genannter Schriftformheilungsklauseln zu umgehen. Die Parteien verpflichteten sich wechselseitig, dem gesetzlichen Schriftformerfordernis Genüge zu tun und den Mietvertrag nicht unter Berufung auf die Nichteinhaltung der Schriftform vorzeitig zu kündigen. Zunächst hielt der BGH diese Klauseln lediglich im Verhältnis zu dem in den Mietvertrag eintretenden Erwerber der Immobilie für unwirksam. In seinem Urteil vom 27.09.2017 (Az.: XII ZR 114/16) hält er nun fest, dass Schriftformheilungsklauseln grundsätzlich unwirksam sind. Als Grund hierfür wird deren Unvereinbarkeit mit der unabdingbaren Vorschrift des § 550 BGB, welcher das Schriftformerfordernis für Mietverträge regelt, genannt. § 550 BGB wolle grundsätzlich die Beweisbarkeit langfristiger Vereinbarungen auch zwischen den Ursprungsvertragsparteien sicherstellen und diese vor der leichtfertigen Eingehung langfristiger vertraglicher Bindungen schützen. Dieser Zweck kann nicht erreicht werden, wenn durch die Schriftformheilungsklausel Vertragsparteien auch an nicht schriftliche Vereinbarungen für die gesamte Laufzeit des Vertrages gebunden wären.

Sind geforderte oder nachgeforderte Unterlagen nicht enthalten, hat dies nach § 57 Abs. 1 Nr. 2 VgV einen zwingenden Wertungsausschluss zur Folge. Sind Preisangaben in einem Angebot fehlerhaft oder unvollständig oder fehlen gar, stellt sich die Frage, ob diesbezüglich ebenfalls die Möglichkeit der Nachforderung besteht. Dem Grundsatz nach ist die Nachforderung von leistungsbezogenen Unterlagen, zu denen auch Preisangaben zählen, nach § 56 Abs. 3 S. 1 VgV ausgeschlossen. Hiervon sind Preisangaben insoweit ausgenommen, wenn es sich bei ihnen um unwesentliche Einzelpositionen handelt, deren Einzelpreise den Gesamtpreis nicht verändern oder die Wertungsreihenfolge und den Wettbewerb nicht beeinträchtigen, § 56 Abs. 3 S. 2 VgV. Derartige Preisangaben können nachgereicht oder ergänzt, jedoch nicht korrigiert werden. Die Vergabekammer Nordbayern hat in einem Beschluss vom 21.08.2017 (Az.: 21.VK-3194-18/17) entschieden, dass das Merkmal der Unwesentlichkeit ein gesondert zu prüfendes Tatbestandselement und ein unbestimmter Rechtsbegriff ist. Bei der Subsumption des Sachverhalts unter diesen Begriff steht dem Auftraggeber kein Beurteilungs- oder Ermessensspielraum zu, auch kommt es nicht auf die wettbewerbliche Relevanz der fehlenden Preisangabe an. Vielmehr ist über die Unwesentlichkeit vom öffentlichen Auftraggeber aufgrund des Leistungsgegenstands und seiner Bedeutung, respektive des wertmäßigen Anteils für die Gesamtleistung sowie für den Gesamtpreis je nach Einzelfall zu entscheiden. Öffentlichen Auftraggebern ist somit anzuraten, die Beurteilung der Wesentlichkeit stets aufgrund der genannten Kriterien zu treffen und im Vergabevermerk zu dokumentieren.

Rechtsanwältin Dr. Eva Luig Rechtsanwalt Manuel Münster Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe, Tel.: 030–880331–231, Fax: 030–880331–100, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May, Tel.: 089–29050–231, Fax: 089–29050–290, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de


DAI aktuell

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rechts Ende Januar traf sich das DAI Präsidium im Bßro der RKW Architektur + Rhode Kellermann Wawrowsky GmbH in Leipzig

AUS DEM PRĂ„SIDIUM Das Jahr nimmt an Fahrt auf: Anfang Februar kam das DAI Präsidium zur ersten Sitzung im neuen Jahr zusammen. Trotz Rosenmontag wurden eine längere Tagesordnung abgearbeitet und eine Reihe von Terminen besprochen bzw. vorbereitet. Ein Fokus liegt ganz klar auf dem in Leipzig geplanten DAI Tag am 22.9.2018. Wir haben ja bereits mehrfach darauf hingewiesen. Bitte notieren Sie sich diesen Termin schon heute. Erste Programmpunkte sind auf der DAI WebSeite genannt, die Details und eine Anmeldeoption kommen in KĂźrze. Ebenfalls mit Leipzig hat ein anderes zentrales Projekt zu tun: Wir sind bestrebt, in der traditionsreichen Wirtschaftsund Handelsmetropole wieder einen Architekten- und Inge-

nieurverein zu grĂźnden. Jeder, der hier Kontakte zu Mitstreitern beisteuern kann, ist eingeladen, dieses zu tun. Ende Januar hatte sich bereits eine Runde von Interessenten in Leipzig zusammengefunden, um Ăźber die MĂśglichkeiten einer VereinsgrĂźndung zu diskutieren. Ein weiteres Treffen ist fĂźr den 12.3.2018 geplant. Froh sind wir zudem, dass wir mit Drees & Sommer einen weiteren DAI Premium-FĂśrderpartner in diesem Jahr an unserer Seite wissen, was insbesondere dieser Zeitschrift zugute kommen soll. Allen anderen FĂśrderpartnern gebĂźhrt natĂźrlich ebenfalls unser Dank. Das darf ruhig Ăśfter ausgeschrieben werden. Udo Sonnenberg

Ă„:HOWNODVVH :LUWVFKDIWVPHWURSROH XQG GLH SRUWXJLHVLVFKH $OWVWDGW 0DFDRÂł PLW 0|JOLFKNHLW ]XU %DGHYHUOlQJHUXQJ LQ 'XEDL

'$, )DFKH[NXUVLRQ QDFK +RQJNRQJ XQG 0DFDR Vom 20.10. bis 26.10.2018 sowie vom 03.11. bis 09.11.2018 Konfrontiert mit der Herausforderung von fehlendem Land, entschied sich Hong Kong, nach oben zu blicken. Heute hat Asia's World City mehr als 7.600 Wolkenkratzer, Hochhäuser und andere ikonische Gebäude, die Hong Kong zu einem lebenden Vorzeigeprojekt der besten internationalen zeitgenÜssischen Ingenieurskunst & Architektur machen. Erleben Sie die wohl vielseitigste Metropole Asiens.

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DAI regional

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rechts Preisträger (v.l.n.r.): Janina von Korff und Janina Zink (2. Preis), Marie Beyer und Nick Napiwotzki (1. Preis), Paula Hecht (3. Preis)

AIV Hildesheim

STUDIENPREIS 2017 VERLIEHEN Die Preisträger des studentischen Wettbewerbs zur Gestaltung eines ganz besonderen Wartehäuschens – in Fachkreisen: Fahrgastunterstand – für die neue Haltestelle HAWK-Campus auf dem Hohnsen stehen fest: Die HAWK hatte den Wettbewerb in Zusammenarbeit mit dem AIV Hildesheim ausgeschrieben, der auch die Preisgelder gestiftet hat. Insgesamt hatten sich 10 studentische Teams aus 4 Studiengängen der beiden HAWK-Fakultäten Bauen und Erhalten sowie Gestaltung beteiligt. Aufgabe war, unter Berücksichtigung aller Normen und Vorschriften einen Fahrgastunterstand zu konzipieren, der ein individuelles Eingangstor zur HAWK darstellt.

1. Preis: Marie Beyer und Nick Napiwotzki haben mit wenigen Elementen einen soliden und doch zeitgemäßen Entwurf entwickelt

„Solche Wettbewerbe zeigen ganz deutlich die Vernetzung unserer Hochschule. Wir greifen Fragestellungen aus der Region und der Praxis auf und spielen Ideen wie im „Gegenstrom“ in die Region zurück“, sagte HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy bei seiner Begrüßung. Martin Kerkhof vom AIV Hildesheime übergab die Preise und lobte die große Bandbreite der Ideen: „Ein sehr, sehr großes Kompliment an die Studierenden. Heute sind Fahrgastunterstände recht komplexe Bauvorhaben, bei denen viele Aspekte beachtet werden müssen. Das ist den Teilnehmern hervorragend gelungen.“ Die Jury bestand aus Monika Kochel und Martin Kerkhof vom AIV Hildesheim, HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy, Kai Henning Schmidt, Geschäftsführer des SvHi, und Stadtbaurätin Andrea Döring. Als Vertreter der Fakultäten haben Prof. Günter Weber, Prof. Dr. Georg Klaus und Prof. Dr. Andrea Friedrich die Jury beraten.

2. Preis: Janina von Korff und Janina Zink haben mit der Idee des geschwungenen Daches das Thema „Eyecatcher“ insgesamt am besten umgesetzt

3. Preis: Paula Hecht hat ihren Entwurf eines klassischen und funktionalen Wartehäuschens mit einem indirekt beleuchteten HAWK-Logo aufgewertet

Kriterien der Jury bei der Beurteilung der eingereichten Arbeiten waren u. a. städtebauliche, konzeptionelle und gestalterische Aspekte. Attraktivität und Qualität der äußeren und innenräumlichen Gestaltung waren von Bedeutung. Beurteilt wurden zudem die funktionelle Gesamtlösung, die Orientierbarkeit sowie die Wegeführung. Die Preisträger wurden in zwei Wertungsrundgängen ermittelt. 4 der insgesamt 10 Arbeiten gelangten in die zweite Runde, aus der schließlich die drei Gewinner ermittelt wurden. Die HAWK hofft, dass der Siegerentwurf – möglicherweise mit Anpassungen – tatsächlich umgesetzt werden kann. Denn die Fahrgastunterstände in Hildesheim sollen ohnehin umgebaut werden. Walter Nothdurft


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rechts Biobank in Berlin: Weißaluminium und Holz prägen die Fassade

LOW TECH FÜR HIGH TECH Das Forschungsgebäude des Max-Delbrück-Centrums für molekulare Medizin befindet sich auf dem Campus BerlinBuch. Es dient der Aufnahme eines automatisierten Kühllagers für biologische Proben, der dazu gehörigen Technik und eines administrativen Bereichs mit Nebenräumen. Die Planung übernahmen Heide & von Beckerath Architekten. Räumliche Situation Die Nutzungen der Biobank sind in eine kompakte Kubatur eingeschrieben, die sich städtebaulich an der historischen Hauptachse des ehemaligen Gemeindefriedhofs Berlin-Buch orientiert und gleichzeitig die Lage und Ausrichtung der bestehenden Laborgebäude räumlich interpretiert. Position, bauliche Konfiguration und Erschließung erlauben eine spätere bauliche Erweiterung in zwei Richtungen. Organisation Das Gebäude ist grundsätzlich eingeschossig, teilt sich aber durch die von den Kühltanks benötigte lichte Höhe in einen entsprechend hohen sowie einen niedrigeren Innenraum. Aus dieser Konstellation resultiert die Lage des Technikbereichs auf dem Dach. Ein von außen befüllbarer Stickstofftank ist in die Kubatur der Biobank integriert. Die Fassade beruht auf einem modularen Prinzip und einer horizontalen Unterteilung, sodass im unteren Bereich Fassadenelemente aus Holz, im oberen Bereich Elemente aus Weißaluminium zur Anwendung gekommen sind. Das Gebäude ist von einem umlaufenden Vordach und einer ebenfalls umlaufenden und in die Holzfassade integrierten Sitzbank umgeben, die zum Verweilen einlädt.

rechts Zugänge und Anlieferung erfolgen über Holzelemente, die sich öffnen lassen

Bauliche Nutzung Der administrative Bereich der Biobank besteht aus Büroräumen mit bis zu 5 Arbeitsplätzen. Der technische Bereich enthält das computergesteuerte Lager, das aus einer vom Gebäude unabhängigen Kühlzelle mit einer inneren Temperatur von -20°C besteht, in der in maximal 5 mit Stickstoffseen befüllten Kühltanks je ca. 1,3 Mio. Proben über einen Zeitraum von 30 Jahren gelagert werden. Zuvor werden die Probensets in dem das Lager umgebenden Vorraum ausgepackt, dokumentiert und zwischengelagert. Gebäudetechnik Gegenüber der hochtechnologischen Kühlzelle ist die nach EnEV 2014

erbaute Biobank selbst relativ low-tech gehalten. Die Raumlufttemperatur im Vorraum zur Kühlzelle ist über kontrollierte Zu- und Abluft mit erhöhter Entfeuchtungsanforderung geregelt. Innerhalb der Kühlzelle wird die Raumluft systemintern geregelt. Lüftung und Betrieb sind über eine Notstromversorgung gesichert. Baulich ist die Kühlzelle ein unabhängiges Element innerhalb der Gebäudehülle. Da sie keine eigene Bodenplatte besitzt, wurde die Flachgründung in ihrem Bereich eingeschnitten. Die Kühlzelle steht also auf einem eigenständigen, thermisch getrennten Fundament. Heide & von Beckerath Alle Fotos: Andrew Alberts


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Neben 1.500 Wohneinheiten wird das Quartier Neckarbogen auch Büros, Geschäfte, Einkaufs- und Gastronomieflächen sowie Freizeiteinrichtungen beherbergen (Foto: © Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH)

AUF DEM WEG ZU EINER ZUKUNFTSWEISENDEN STADT Das Konzept Blue City

Auf der Suche nach Arbeit, kulturellem Angebot und Freizeitbeschäftigungen zieht es Millionen Menschen in die Städte. Für den urbanen Raum ist das ein Stresstest. Um diesen zu bestehen, sind die Metropolen auf ökonomische, ökologische und qualitativ hochwertige Immobilien und Quartiere angewiesen. Finanzen, Digitalisierung, Gesellschaft, Mobilität, Klima, Energie, Ressourcen, Immobilien: Es gibt viele unterschiedliche Stressfaktoren, die auf Städte einwirken. Damit sie lebenswert bleiben, muss das Zusammenspiel dieser Faktoren stimmen. Das Konzept Blue City von dem Immobilienberatungs- und Projektmanagementunternehmen Drees & Sommer berücksichtigt die vielschichtigen Wechselwirkungen von all dem, was eine nachhaltige Stadt ausmacht. Dabei werden die auf Städte einwirkenden Stressfaktoren einzeln und als Gesamtheit betrachtet. Ein Ausgangspunkt kann beispielsweise das Thema Energie sein, ihre Erzeugung, der Transport, die Speicherung und die Einsparung. Oder man nimmt Klima als Startpunkt: Ausgehend von einem Stadtviertel oder einem Gebäudekomplex lässt sich peu à peu das urbane Mikroklima verbessern. Einige Städte haben die Vorteile dieses Konzepts bereits erkannt und die Chancen ergriffen. Denn sie stehen immer wieder vor der Aufgabe, ein neues Quartier zu entwickeln oder ganze Städte neu zu gestalten: Ob durch Aufwertung von Brachflächen, Kasernenumwandlungen oder wiederentstehende Freiräume. Dabei sind sich alle Beteiligten in der Regel einig, dass der neue Stadtteil nachhaltig sein soll. Und unter Nachhaltigkeit wird in diesem Fall nicht nur z. B. die Energieeffizienz verstanden, sondern ganz im Sinne der Blue

City auch das Zusammenspiel der Aspekte Gesellschaft, Mobilität, Infrastruktur oder Klima. Vorzeigeprojekt Quartier Neckarbogen Genau mit diesem Thema war die baden-württembergische Stadt Heilbronn konfrontiert. Wie auch andere Städte in Deutschland hatte sie ein Gebiet, in dem verlassene Gebäude, heruntergekommene Lagerhallen und überwucherte Gleise die Landschaft dominierten. Um diese 81.000 m² große Fläche am Altneckar neu zu gestalten, erarbeitete die Stadt einen Rahmenplan. Das Ziel: Quartier Neckarbogen – ein nachhaltiger Stadtteil, der Themen der Zukunft modellhaft aufzeigt. Um diese Mammutaufgabe zu bewältigen, wählte die Stadt eine besondere Herangehensweise und ließ als eine der Ersten in Deutschland den Rahmenplan von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, kurz DGNB, zertifizieren. Gerade für groß angelegte Projekte birgt die Zertifizierung enormes Potenzial. Denn Quartiere werden dabei auf konkrete Nachhaltigkeitskriterien hin überprüft und mit fundierten Benchmarks und Best Practice verglichen: Wie sind die Lebenszykluskosten, die Nahversorgung, die ÖPNV-Anbindung oder das Stadtklima? Beispielsweise spielt beim Neckarbogen das Element Wasser eine wichtige konzeptionelle Rolle. Einerseits profitiert


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Maidar Eco City soll nicht nur zum neuen kulturellen Zentrum der Mongolei, sondern auch zum Vorzeigeprojekt für nachhaltige Stadtentwicklung werden (Foto: © Stefan Schmitz RSAA GmbH)

das neue Quartier gestalterisch durch zwei neue Seen sowie die unmittelbare Nachbarschaft zum Altneckar und Neckarkanal. Andererseits soll ein nachhaltiges Wassermanagement dazu beitragen, den sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser zu fördern. Auch Energieaspekte finden Berücksichtigung: Hier werden beispielsweise drei Innovationsstandards für die Bilanzierung von Energiebedarfen entwickelt. Beim Projekt Quartier Neckarbogen war es von großer Bedeutung, dass Nachhaltigkeitsaspekte bereits von Beginn an auf der Agenda der Stadt Heilbronn standen. Mit der Unterstützung der Drees & Sommer-Experten, die den Rahmenplan geprüft, eine ausführliche Maßnahmenliste erstellt und die Vorzertifizierung begleitet haben, schaffte die Bauherrin Transparenz für alle Beteiligten und erhielt das DGNBPlatin-Vorzertifikat für das ehrgeizige Vorhaben. Maidar City – a sustainable city Was für Quartiere gilt, gilt auch für ganze Städte. Ein Beispiel hierfür ist Maidar City – die neue Hauptstadt für die Mongolei. In 10 Jahren soll sie die bisherige Hauptstadt Ulaanbaatar entlasten. Dort leben heute rund 1,3 Mio. Einwohner. Die Folgen sind verschmutzte Luft, Stau und Wassermangel. Ab 2024 soll Maidar City nicht nur 300.000 Menschen ein neues Zuhause in der mongolischen Steppe bieten, sondern auch zum weltweiten Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung werden. Für seine sensible Planung wurde das Projekt bereits mit dem DGNB-Vorzertifikat in Platin geadelt. Auch hier unterstützen die Entwicklungsmanagement- und Engi-

neering-Experten von Drees & Sommer die Bauherrin mit umfassenden Leistungen zum Thema Blue City. Wichtigster Entwurfsgedanke bei diesem Großprojekt ist die „Stadt der kurzen Wege“. Jeder Bezirk ist dabei als autonome Stadt in der Stadt konzipiert. So befinden sich in jedem der Stadtteile im Umkreis von 600 m alle wichtigen Versorgungseinrichtungen. Autos sind für die künftigen Einwohner der Öko-Stadt weder erforderlich noch gewollt: Die Hauptstraßen der Maidar City, die „urban arteries“, sind ausschließlich für Fußgänger, Radfahrer und öffentliche, elektrisch betriebene Verkehrsmittel ausgelegt. Sie verbinden die Zentren der einzelnen Bezirke miteinander, ohne die stark befahrenen Straßen zu kreuzen. Die Stadtteile sind durch landschaftlich gestaltete Grünbereiche getrennt, die für Freizeitangebote, Sport und Erholung genutzt werden. Mit eigenständiger Trinkwasserversorgung und landwirtschaftlichen Flächen südlich der Stadt versorgt sich die Stadt selbst. Das Trinkwasser wird aus Bergflüssen in Pflanzbeeten gefiltert und in einem See gespeichert. Rund 50 % der Energie soll die neue Metropole aus erneuerbaren Quellen beziehen. Diese Beispiele zeigen, dass mit durchdachten Konzepten wie Blue City Städte und Kommunen verschiedene Faktoren wie Mobilität, Energie oder Klima miteinander verbinden können. Aus dem gelungenen Zusammenspiel entstehen dann positive Effekte, die den Weg in Richtung einer zukunftsweisenden und lebenswerten Stadt erleichtern. Mustafa Kösebay


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rechts Bodentiefe Fenster erhöhen die Wohnqualität bei vergleichsweise geringem Eingriff in den Bestand

EFFIZIENZHAUS PLUS IM ALTBAU Im Auftrag der NUWOG-Wohnungsgesellschaft haben o5 architekten bda raab hafke lang aus Frankfurt in Neu-Ulm eine Wohnhauszeile aus dem Jahr 1938 zum Effizienzhaus Plus umgebaut. Neben der Steigerung der energetischen Qualität war auch die Steigerung der Wohnqualität das Ziel der Sanierung. Sanierungskonzept Der behutsame Umgang mit dem Bestand stand im Vordergrund des gesamten Planungsvorhabens. Der Charakter der Zeilenbauten sollte weitestgehend erhalten bleiben. Traufkantenhöhen und Dachneigungen wurden nicht verändert. Die Haupterschließung der Gebäude erfolgt weiterhin von der Südseite. Durch den Umbau der inneren Struktur wurden die Küchen- und Wohnbereiche zusammengelegt, was ein Durchwohnen von Nord nach Süd ermöglicht. Durch den neuen Anbau auf der Nordseite entstand ein Wohnungsmix unterschiedlicher Wohnungsgrößen. Die Wohnungen im Obergeschoss sind als Maisonetten ausgebildet, die sich bis unter das Satteldach öffnen. Materialien Die ursprüngliche Zeile wurde mit Verweis auf den Bestand schlicht mit einem Filzputz versehen. Alle zusätzlichen Gebäudeelemente wie Terrassen, Sonnenschutz und Balkone im Süden sowie die Anbauten im Norden erhielten fein gegliederte, horizontale Lamellen aus Lärchenholz. Die dachintegrierten Photovoltaikelemente auf der Süd- und die Betondachsteine auf der Norddachhälfte passen sich über ihren dunklen, matten Farbton dem Erscheinungsbild der Nachbarschaft an. Soweit möglich wurden die Holzdielen der Bestandsböden wieder aufgearbeitet. Die Innenwände sind weiß verputzt bzw. gespachtelt und gestrichen. Tragwerk Die tragenden Hauptelemente des Gebäudes blieben bestehen. Durch Entfernen einiger Innenwände konnte der kleinteilige bestehende Grundriss zu einem offenen Raumgefüge hin verändert werden. Im Bereich der tragenden Innenwand wurden neue Unterzüge für größere Durchgangsbreiten vorgesehen. Zur besseren Belichtung und damit Erhöhung der innenräumlichen Qualität wurden die Brüstungen der Bestandsfenster auf Fußbodenniveau heruntergebrochen. Das bestehende Dachtragwerk wurde zimmermannsmäßig verstärkt und behielt dadurch sein ursprüngliches Erscheinungsbild. Der neue Anbau im Norden der Zeile ist in Holzrahmenbauweise errichtet.

Energiekonzept Bei der Entwicklung des Energiekonzepts wurde der Ausgleich zwischen möglicher Energieerzeugung und Energieverbrauch nach der Sanierung gesucht. Nicht eine maximale Reduzierung des Energiebedarfs war das Ziel, sondern die Ausführung eines notwendigen Minimums in der Sanierung, dessen Bedarf durch die vorhandene lokale Energieerzeugung gedeckt werden kann. Passive und aktive Maßnahmen ertüchtigen das Gebäude energetisch. Die Vorgaben der Energieeinsparverordnung an den spezifischen Transmissionswärmeverlust der Hülle werden durch eine gute Dämmung der Bestandsbauteile und die Ausführung des Anbaus in Passivhausqualität um über 60 % unterschritten. Eine zentrale Sole-Wasser-Wärmepumpe, die das Erdreich über Helixsonden als Umweltwärmequelle nutzt, erzeugt Heizwärme. Die Warmwasserbereitung erfolgt über dezentrale Abluftwärmepumpen in den jeweiligen Wohneinheiten. Die dachintegrierte Photovoltaikanlage liefert den notwendigen Strom. Hier kamen monokristalline Hocheffizienzmodule zum Einsatz. Der Eigennutzungsgrad des erzeugten PV-Stroms sollte mit geringen Investitionskosten und somit dem Verzicht auf teure elektrische Speicher möglichst weit erhöht werden. Dies geschieht durch den Einsatz von 4 x 700 l-Speichern zur zentralen Speicherung von Heizwärme und die Nutzung von dezentralen Wärmepumpen mit vergrößertem Speicher (200–300 l) für die dezentrale Warmwasserbereitung. Damit müssen die Wärmepumpen nur betrieben werden, wenn auch PV-Strom aus der Eigenproduktion bereit steht. Sowohl für die Heizwärme- als auch für die Warmwasserbereitung können somit deutlich erhöhte Eigennutzungsgrade erreicht werden. Die Abluftwärmepumpe zur Warmwasserbereitung funktioniert auch als dezentrale Abluftanlage für die jeweilige Wohnung. Komfortsteigerung und die verbesserte Innenraumhygiene einer Lüftungsanlage werden somit quasi kostenlos von der Warmwasserbereitung besorgt. Durch die Integration der Abluftanlage in die Warmwasserbereitung kann auf Zu- und Abluftleitungen im Gebäude weitgehend verzichtet werden. Die Nachströmung der notwendigen Zuluft erfolgt über Ventile in der Außenwand, die hinter den Niedertemperaturheizkörpern angeordnet sind, sodass die


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Verantwortung übernehmen.

WOHNGESUND BAUEN. oben und unten Die Wohnungen in den Obergeschossen sind als Maisonetten ausgebildet und öffnen sich in den Wohnbereichen bis unter das Satteldach

nachströmende Luft direkt erwärmt wird. Über die dezentralen Komponenten und das einfache Regelungssystem kann der Nutzer seinen Energiebedarf und seine Energiekosten direkt und maßgeblich beeinflussen. Thermostate an den Heizkörpern steuern die Raumtemperatur. Durch die getrennte Abrechnung sind die Heizkosten direkt sichtbar. Der Strombedarf der dezentralen Warmwasserbereitung wird ebenfalls wohnungsweise erfasst und abgerechnet. Die Effizienz der dezentralen Lüftungsanlage wird direkt vom Lüftungsverhalten der Nutzer beeinflusst.

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Fazit Das vorgeschlagene Energiekonzept leistet einen innovativen Beitrag, um das Bewusstsein über die Einflussmöglichkeiten auf den eigenen Energieverbrauch bei den Nutzern zu verstärken. Das Energiekonzept ist außerdem kostengünstig und auf andere Sanierungsvorhaben übertragbar. o5 architekten Alle Fotos: Eibe Sönnecken

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rechts Unzählige Speziallösungen und auch mehrere Produktentwicklungen waren für den Umbau des achteckigen Baukörpers erforderlich

HOTEL MIT WEITBLICK Der aquaTurm, ein ehemaliger Wasserturm in Radolfzell am Bodensee, wurde in einem 8-jährigen Umbauprozess zum ersten Null-Energie-Hochhaus der Welt transformiert. Sein innovatives Energiesystem erzeugt durch Sonne, Wind und Geothermie mehr regenerative Energie, als für die gesamte Gebäudetechnik und den Hotelbetrieb benötigt wird. Grüne Vision Das im Frühjahr 2017 eröffnete Gebäude gilt als Demonstrationsanlage der Bundesrepublik Deutschland. Sein Bau wurde vom Bundesumweltministerium mit 435.000 Euro gefördert. Ausschließlich regenerative Komponenten sorgen für vollkommene Unabhängigkeit von Gas oder Öl. Im 11. Obergeschoss des 14-stöckigen Baus befindet sich das erste solarbeheizte Panorama-Dampfbad. Durch Einbettung des Fundaments in ein Wasserbecken behielt der über 50 m hohe Turm symbolisch sein historisches Erbe. Ressourceneffizienz Grundlage zur Entwicklung und Umnutzung des Gebäudes war die Intention, den vorhandenen Gebäudebestand (75 %) und den Neubaubereich mit dem geringstmöglichen Einsatz von Ressourcen und Energie zu erstellen und klimatisch komfortabel zu betreiben. Bei der Planung, Herstellung und dem Betrieb von hocheffizienten Gebäuden ist die „Graue Energie“ von deutlicher Priorität. Folgende Maßnahmen und Produkte trugen zu den Ressourceneinsparungen bei: • Erhalt des 21 m hohen Turmschaftes und des Fundaments vs. Neubau • CO2-reduzierter Beton (CEM IIIa/ CEM IIIb) vs. konventionellem Beton • Holzbauteile und Recyclingholzersatzstoffe vs. Stahl/Beton • Steinwolle vs. Glaswolle-Dämmung • Steinwolle vs. EPS-Dämmung • PV-Module (CIS) vs. PV-Module (Polykristallin) • Holz-Alu-Fenster vs. Alu-Kunststoff-Fenster

Gebäudetechnik Neben einer modernen Windkraftanlage und PhotovoltaikFassadenummantelung nutzt das Gebäude ein hybrides Heiz- und Kühlsystem sowie Geothermie. Vollvakuumröhrenkollektoren mit Sonnenschutzfunktion sind integraler Fassadenbestandteil. Zum Einsatz kamen auch ein saisonaler Solarwärmespeicher aus Glasfaser mit Schichtenladetechnik sowie leistungsgeregelte Wasserförderpumpen. Dezentrale Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung (> 90 %) sorgen für einen kontrollierten Austausch von CO2-haltiger Luft mit sauerstoffreicher Außenluft, die feinstaub- und pollenfrei über einen F7-Filter aufbereitet wird. Bestandteile des dezentralen Warmwasserkonzeptes sind Frischwasserstationen, Zapftemperatur max. 42°, ein hydraulik- und streckenoptimiertes Leitungsnetz und sparsame Wasser- und Duschsysteme. unten Zur Ausstattung der Innenräume wurden Echthölzer, recycelte Holzwerkstoffe, Natursteinböden sowie Kalk- und Tonputz eingesetzt


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Die Fußbodenheizung/-kühlung funktioniert mit intelligenter Einzelraumregelung (Taupunktfühler). Passive Wärmeund Kältemassenspeicher (Decke + Wände) regulieren die Nachtauskühlung und solare Wärmeinstrahlung. An der Gebäudespitze ist eine vertikal drehende Windturbine montiert. Der Aufzug verfügt über einen PU-GurtAntrieb, Energierückgewinnungstechnik und energiesparende Stand-By-Steuerung. Die Beleuchtung mit 100 % LED-Technologie ist präsenzgeregelt. In der Gastronomie wird die Wärme aus der Küchenabluft zurückgewonnen. Der Warmwasseranschluss aller Küchengeräte erfolgte an die Solar- und Wärmepumpe. Energie-Produkteffizienz Die Passivhaus-Gebäudehülle hat ca. 1.000 integrierte Photovoltaik-Module. Zum Einsatz kamen wärmebrückenreduzierte konstruktive Bauteilverbindungen und 5-fach verglaste Hochleistungsverbundfenster mit witterungsgeschütztem Sonnen- und Blendschutz und passiver sommerlicher Hinterlüftung. Zwei Grundwasserdubletten sorgen für einen Free-Cooling-Betrieb des Gebäudes (thermoaktive Flächen + Lüftung) und eine Rückkühlfunktion für die Solarthermieanlage. Zur weiteren Ausstattung gehören die hocheffiziente, modulierende Wasser-Wasserwärmepumpe mit Solarenergienutzung JAZ > 5 und die frei programmierbare

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Heizungs- und Kühlregelung. Ein digitales Energiedatenmonitoring ermöglicht die Feststellung und Optimierung des Energieverbrauchs. Der Regenwassernutzung dienen eine 7,5 m3 große Zisterne und ein 70 m3 großes Wasserbecken. Regionale Wertschöpfung Durch regionale, nachhaltige und verantwortungsvolle Wertschöpfung bei der Projektkonzeption ist es nicht nur gelungen, ein Bauwerk mit ökologischem Vorbildcharakter zur entwickeln, sondern auch ökonomische und soziale Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Dies geschah durch immense Eigenleistung der Familie Räffle als Bauherr, Planer, Unternehmer und Betreiber, durch die Vergabe der Aufträge an heimische Fachbetriebe und nationale Produkthersteller sowie durch die maßvolle Eingrenzung von eigenen Rendite- und Wachstumszielen. Die touristische Nutzung des Gebäudes ermöglicht die Integration in das städtische und soziale Umfeld. Wissenschaftliches Energiemonitoring In einem Monitoring wird das Gebäude drei Jahre wissenschaftlich begleitet und vermessen, um die avisierten energetischen Ziele zu erreichen, zu dokumentieren und zu optimieren. Norman Räffle

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DIFFERENZIERTE OBERFLÄCHEN Umspannwerk in Berlin

Das Umspannwerk in Berlin-Mitte dient der Stromversorgung der im Bau befindlichen Europacity nördlich des Berliner Hauptbahnhofs. Heide & von Beckerath Architekten haben das Gebäude im städtebaulichen Kontext entworfen und die außergewöhnliche Fassade sowie die Außenanlagen geplant. Räumliche Situation Der Bau ist elementarer Bestandteil eines ausdifferenzierten Gebäudeensembles, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem am Nordhafen gelegenen denkmalgeschützten Abspannwerk Scharnhorst, einem expressionistischen Backsteinbau von Hans Heinrich Müller aus dem Jahr 1928, errichtet wird. Ein öffentlich zugänglicher Hofbereich dient der Erschließung des ehemaligen Abspannwerks und eines neuen Bürogebäudes und stellt die Verbindung zwischen der Sellerstraße und dem die Panke begleitenden Fußweg her. Nördlich der Sellerstraße liegt der bisher isolierte pharmaunten und rechts Vertikal gekippte und alternierend angeordnete Glaselemente prägen das Fassadenbild

zeutische Bayer-Campus, für den langfristig eine sukzessive Nachverdichtung und die Reintegration in den Stadtkörper geplant ist. Autonomie und Integration Mit dem neuen Umspannwerk wird die Tradition der Energieversorgung an diesem Standort fortgeführt. Gleichzeitig steht das Gebäude im Zusammenhang mit der künftigen stadträumlichen Transformation der Sellerstraße. Das Umspannwerk ist entsprechend seiner technischen Anforderungen als autonomes Bauwerk geplant, jedoch wurden


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links Mit dem neuen Umspannwerk wird die Tradition der Energieversorgung an diesem Standort fortgeführt

die Gebäudekubatur und die Ausrichtung des Baukörpers im Rahmen einer Bebauungsstudie speziell für die Integration in das zukünftige Gebäudeensemble konzipiert und in einem darauf folgenden Bebauungsplanverfahren städtebaulich festgeschrieben. Neben administrativen Bereichen und Aufenthaltsräumen für Mitarbeiter beherbergt das Umspannwerk eine gasisolierte 110-kV-Hochspannungsschaltanlage und eine luftisolierte 10-kV-Schaltanlage, welche die Stromversorgung von rund 19.000 Haushalten und 3.000 gewerblichen Nutzungen ermöglichen. Fassadenspektrum Eine mineralische Fassade, die allein im Bereich notwendiger Öffnungen durchbrochen wird, besteht aus vorgehängten und hinterlüfteten Profilbauglas-Elementen. Diese sind zwischen zweifarbig beschichtete Aluminium-Lisenen gespannt, in zwei Richtungen um 3° aus der Vertikalen gekippt und alternierend angeordnet. Hieraus ergibt sich eine differenzierte Oberflächenwirkung der Glasfassade, die in Bewegung zusätzliche Qualitäten entwickelt. Die Konstruktion der Fassade richtet sich nach den technischen Anforderungen der Nutzung. Die Breite der Fugen steht im Zusammenhang mit entrauchungstechnischen Vorgaben. Für den östlichen Fassadenbereich um die Transformatorenkammern wurden integrierte Akustikjalousien und matt beschichtete Glattbleche gewählt, welche Revisionen ermöglichen und den technischen Charakter des Gebäudes hervorheben. Die westliche Fassade bildet die Schnittstelle zum künftigen Nachbargebäude und ist daher als verputzte Brandwand ausgebildet. Extensiv begrünte Dächer sowie ein dezidiert gestalteter Außenraum mit wasserdurchlässigen Oberflächenmaterialien erhöhen den Anteil an naturhaushaltswirksamen Flächen.

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rechts Die Bepflanzung der Tropenhalle weist die Anmutung eines tropischen Regenwaldes auf gepaart mit typischen Balinesischen Kulturlandschaften

BALINESISCHER GARTEN Auf dem Gelände der Gärten der Welt in Berlin befindet sich in einem in den 1990er Jahren errichteten Gewächshaus der Balinesische Garten. Die Anlage hatte in vielerlei Hinsicht seine Kapazitätsgrenzen erreicht, und auch die technische Ausrüstung entsprach nicht mehr dem aktuellen Stand. Für die Erneuerung und die deutlich optimierte Energieversorgung zeichnen Haas Architekten als Generalplaner verantwortlich. Ausgangssituation In den letzten Jahrzehnten hatte das Tropenhaus nur notwendigste Instandhaltung und Havariebeseitigung erfahren. Der Zustand war aus ökonomischer Sicht ineffizient und dem Auftrag der glaubhaften Vermittlung ökologischen Wissens entgegengerichtet. Auch stellte die veraltete Gebäudetechnik ein sehr großes Ausfallrisiko mit entsprechender Gefahr für die wertvolle Pflanzenartensammlung dar. Der Betrieb des Hochgewächshauses als Balinesischer Garten, dessen besondere Pflanzenarten mit 28°C den größten Wärmebedarf in der gesamten Parkanlage haben, bedingte einen enormen Energieverbrauch. So war ein wesentliches Ziel der Sanierungsmaßnahme, den Energiebedarf um 60–80 % zu senken. Erneuerung und Rückbau Resultate der im Februar 2017 abgeschlossenen Erneuerung waren mehr Entfaltungsraum für die Tropenpflanzen, deutlich gesenkte Energiekosten bei konstanter Raumtemperatur und Luftfeuchte, größere Kapazität und

links Im Rahmen der IGA Berlin 2017 entstand zur Aufnahme des Balinesischen Gartens eine neue Tropenhalle

die Möglichkeit, durch die erneuerte Gebäudehülle Einblicke in das Innere zu erhalten. Um die neue Architektur mit der vorhandenen Balinesischen Atmosphäre nicht in Konkurrenz zu setzen, nehmen sich die Primärkonstruktion und die Hülle zurück, sodass der Garten selbst im Vordergrund steht. Das Bestandsgebäude wurde erst nach Aufstellung der neuen Hülle nach und nach zurückgebaut. Organisatorischer Aufbau Die Tropenhalle hat eine mittlere Höhe von 15 m und misst ca. 40x50 m mit mittig angeordneter Stützenreihe.

Die Nutzfläche umfasst zzgl. Nebenflächen ca. 1.130 m2. Optisch teilt sie sich in zwei klimatisch unabhängige Bereiche: ein Warmhaus – das Balinesische Gewächshaus mit Balinesischem Garten und Dorf bei konstanter Raumtemperatur von 28°C – sowie ein Kalthaus mit einer konstanten Raumtemperatur von 8°C. Zusätzlich gibt es den Infobereich mit 20°C und den Bereich der Baumpflege mit einer konstanten Raumtemperatur von 10°C. Die Tropenhalle ist nach Süd-Osten orientiert, während sich der Kalthausbereich nach Nord-Westen darum herum legt. Der Eingang befindet sich im Westen.


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links In Anlehnung an die Typologie des Venlo-Gewächshauses erhielt die neue Tropenhalle eine kleinteilige Dachform in optimierter Systembauweise

Verglasung und Fassadenheizung Als Konstruktion wurde in Anlehnung an den Venlo-Gewächshaustyp eine kleinteilige Dachform in modifizierter und optimierter Systembauweise gewählt. Das Gebäude ist komplett verglast: im sog. Stehwandbereich mit einer Weißglasisolierverglasung mit einem guten U-Wert und über Kopf ebenfalls mit einem Isolierweißglas, allerdings aus Verbundsicherheitsglas mit einer hochtransparenten Trosifolfolie. Angesichts der komplexen Funktionsanforderungen des Gebäudes ist der erzielte Lichttransmissionsgrad mit der neuen Verglasung bei 84 % sehr

hoch. Es kam dabei eine Innovation der Architekten zum Einsatz, die bereits 2009 im Botanischen Garten Berlin ihren ersten Praxistest im großen Maßstab bestanden hatte. Durch sämtliche tragenden Stahlprofile der gläsernen Hülle fließt 40o C warmes Wasser. Diese Fassadenheizung hält die Glasinnenseite auch bei niedrigen Außentemperaturen kondenswasserfrei. Bei den Profilen handelt es sich um die Primärkonstruktion. Sie wurden bereits endbeschichtet angeliefert. Obwohl das warme Wasser ohne weitere Abdichtung direkt durch die Profile fließt, trat bei der Probebefüllung nur bei einem

unten Im Stehwandbereich ist das Gebäude mit einer Weißglasisolierverglasung verglast unten rechts Sämtliche tragende Stahlprofile dienen gleichzeitig als Fassadenheizung

der über eine Länge von insgesamt 1.000 m verbauten Stahlelemente eine Undichtigkeit auf, die mühelos behoben werden konnte. Gebäudetechnik Die Gewächshäuser und der Informationsbereich werden natürlich über motorische Fensterklappen belüftet. Die innenliegenden Räume erhielten eine Abluftanlage. Die Nachströmung erfolgt über die angrenzenden Räume. Ein Gewächshauscomputer regelt die natürliche Lüftung, die Befeuchtung, die Beleuchtung und die Temperatur. Im Haus sind auf verschiedenen Raumhöhen Messpunkte verteilt. Bauliche Gestaltung Die Balinesische Wohnanlage blieb mit ihrer Bepflanzung und ihren Wegen bestehen und befindet sich nun im Zentrum der Tropenhalle. Sie weist die Anmutung eines tropischen Regenwaldes auf gepaart mit typischen Balinesischen Kulturlandschaften. Das Blattwerk der verwendeten Pflanzen ist durch extreme Grüntöne geprägt. Den Höhepunkt der Bepflanzung bildet die Nachahmung eines Stücks Tropischen Feuchtwaldes. Das wohltuende Gefühl der Fremdheit wird durch die vielfältigen Geräusche des Wassers und des tropischen Regenwaldes erzeugt. Die baulichen Anlagen sollen von der neuen Bepflanzung erobert werden. Der Rundweg besteht aus Prägebeton, der mit Farbpigmenten eine erdige Tönung erhielt und durch die Bearbeitung mit Matrizen eine lehmhafte Anmutung. Friedhelm Haas


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rechts Die Saaldecke spiegelt in beeindruckender und ästhetischer Weise die Leistungsfähigkeit des Werkstoffes Holz wider

GEBOGENE HÜLLE Das Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) wünschte sich für sein neues Konferenzzentrum einen reinen Holzbau mit besonderer Ausstrahlung. Reiter Architekten aus Dresden kombinierten modernste Technologien mit zeitgemäßer, energiesparender Architektur. Der Neubau des Saals wurde in Brettstapel-Bauweise als Passivhaus errichtet. Vortragssaal Der für 200 Personen konzipierte Saal bietet ideale Bedingungen für Konferenzen und Vorträge. Der rein nordorientierte Raum verhindert Streiflicht von Sonnenstrahlen, welche die Wiedergabequalität auf der Bildschirmwand aus 16 LCD-Displays beeinträchtigen würde. Außenverschattung ist nicht notwendig. Spiegelglatt lackierte Holzplatten an der Stirnseite vergrößern den Raum optisch. Konstruktion Die Idee der Konstruktion wurde von Prof. Julius Natterer von der TU Lausanne entwickelt. 4 normale 30 mm starke und 18 m lange Fichtenbretter werden kreuzweise in Rautenform übereinander genagelt und bilden gemeinsam mit den in der Wärmedämmebene liegenden Bogenbindern ein Brettstapelgewölbe, das 12,5 m Raumbreite überspannt. Vom Fußboden beginnend wurden die Bretter vor Ort über ein Lehrgerüst gebogen, fixiert und mit Rillennägeln miteinander in der Lage arretiert. Einmal vernagelt, können sich die Bretter nicht mehr untereinander verschieben und bilden somit eine stabile Gewölbeschale. Die Konstruktion sitzt in Stahlfüßen, die auf die Bodenplatte geschraubt wurden. An der Traufe ist die Holzkonstruktion mit der vertikalen tragenden Holz-GlasFassade verschraubt. In Trockenkammern vorgebogene Bretter von 1,80 m

Länge füllen die Zwischenräume der jeweils wechselseitig gespannten durchgehenden Bretter. Eine besondere Herausforderung stellten die zum Boden hin enger werdenden Biegeradien der Bretter dar. Anfänglich brachen diese an den in jedem Brett vorhandenen Fehlstellen, den Ästen weg. So entstand die Idee, die Bretter feucht über eine Woche hinweg langsam in die richtige Form zu biegen. Brandschutz Um eine elegante Konstruktion zu verwirklichen, wurden die Fluchtwege so optimiert, dass eine F15-Konstruktion realisiert werden konnte, nicht die im Brandschutz vorgeschriebene F30-Konstruktion. Dafür wurden 5 Fluchtwegtüren in den Saal eingebaut. Ein Problem stellten die Anschlüsse der Holzkonstruktion mit Stahlbauteilen dar. Diese wurden alle separat brandschutztechnisch verkleidet. Eine Brandmeldeanlage sorgt für schnellen Alarm, eine Aufschaltung auf die Feuerwehr war nicht erforderlich. Haustechnik Es wurden verschiedene Varianten der Belüftung des Saals durchgerechnet. Als kostengünstigste stellte sich die Belüftung über Weitwurfdüsen von der Rückseite des Saals heraus. 50 % der Luft werden im Saal abgesaugt, und 50 % strömen über schallgedämmte Überströmer in das Foyer und werden

dort abgesaugt. Das Lüftungsgerät mit 85 % Wärmerückgewinnung versorgt den Saal mit 4.300 m3 Frischluft. Das Gerät steht außerhalb der thermischen Hülle im Keller. Konvektoren unter den großen Fensterflächen in Bodenkanälen decken die Energieverluste des Saals und verhindern einen unbehaglichen Wärmeabfall an der 7 m hohen Glasfassade. Die Kombination von

oben Das Brettstapelgewölbe überspannt 12,50 m Raumbreite unten In den Abendstunden erstrahlt der Saal im indirekten Licht


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QUALITÄT BIS INS DETAIL

oben Das Gebäude wurde um einen uralten Baumhasel herum errichtet

sehr guter Wärmedämmung, kontrollierter Lüftung und Dreifach-Verglasung führte zu einem sog. Drei-Liter-Haus. Ein durchgehendes estrichbündiges Bodenkanalsystem ermöglicht die flexible Bereitstellung von Elektro- und Datenmedien für verschiedene Konferenz-Bestuhlungen. Die Veranstaltungstechnik wird über ein Tablet gesteuert. Akustik Oberhalb des dritten Rautenbrettes wurde die horizontale Holzschalung mit 2 cm Fuge montiert. Über dem Rednerplatz reflektieren aufgelegte Hartfaserplatten den Schall, im hinteren und seitlichen Bereich wird er durch Mineralwolle absorbiert. Eine rückwärtig gelochte Holzwand verhindert, dass der Schall in den Raum zurückgeworfen wird. Insgesamt wurde eine Nachhallzeit von 1,2 Sekunden eingehalten. Beleuchtung Die Glasfassade ist für genügend Tageslicht dimensioniert. In den Abendstunden erstrahlt das Gewölbe beeindruckend im dimmbaren indirekten Licht der LED-Beleuchtung. Dafür wurden maßgenaue LED-Leuchten mit 2.700 K Lichtfarbe in die Rautenzwischenräume und gegenüber an eine horizontale Strebe der Glasfassade montiert. Durch die helle Lasur des Holzes wird das Licht in den Raum zurückgeworfen. Eine Beleuchtungsstärke von 300 Lux erhellt die Tische.

Wärmeschutz Das Gebäude wurde mit 38 cm Einblasdämmung in Dach- und Wandebene gedämmt. Die nordorientierte Dreifach-Verglasung dämmt sehr gut, bringt aber kaum solare Wärmestrahlung in den Raum. Die internen Wärmegewinne der 200 Zuhörer kompensieren dies vollständig. Wenn der Saal im täglichen Vorlesungsbetrieb eingebunden wäre, würde er aufgrund der inneren Wärmequellen die Passivhausgrenzwerte einhalten. Da er aber einem industrienahen Forschungsinstitut gehört und nicht täglich genutzt wird, werden rechnerisch nicht genügend innere Wärmelasten eingebracht. Der Raum wird in Leerstandszeiten nicht voll beheizt und benötigt daher auch sehr wenig Heizenergie. Der Heizwärmebedarf ist mit 14 W/m2 etwas über dem PHPPRichtwert. Der Heizwärmebedarf von 15 kWh/m2a wird eingehalten. Modernste elektrische Sensoren überwachen die Feuchtigkeit der Konstruktion im Spritzwasserbereich, an Traufe und Ortgang. Optische Glasfaser-Sensoren auf dem Gewölbe überprüfen die Durchbiegung der Konstruktion. Langfristiges Ziel ist es, dass sich das Gebäude selbstständig per App an den Facility Manager wendet, wenn es deutliche Abweichungen von der Norm erkennt. Olaf Reiter Alle Fotos: Steffen Spitzner

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Die Rathauserweiterung in Freiburg gilt als erstes öffentliches Netto-Plusenergie-Gebäude

Fassadenintegrierte Photovoltaikzellen dienen der Erner

OFFENHEIT UND TRANSPARENZ Neues Rathaus in Freiburg

Das im Rahmen der Rathauserweiterung für die Stadt Freiburg fertig gestellte Verwaltungszentrum ist Impulsgeber für eine städtebauliche und stadtgestalterische Aufwertung des Stadtteils Stühlinger und die Vernetzung des Grüngürtels. Der Bau von ingenhoven architects ist das erste öffentliche Netto-Plusenergie-Gebäude weltweit, das mehr Energie erzeugt, als es benötigt. Internationaler Wettbewerb Die im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs 2013 entstandene Planung folgt den Prinzipien von Offenheit und Transparenz und dem Konzept eines „Grünen Campus”, der drei Gebäudetrakte und eine Kindertagesstätte vereint. Der Neubau des 1. Bauabschnitts bündelt die Aktivitäten der bisher an über 16 verschiedenen Standorten in der ganzen Stadt verteilten 840 Mitarbeiter der Stadtverwaltung an einem gemeinsamen Ort. Im Zuge eines 2. Bauabschnitts werden weitere Ovale Arbeitsplätze für die administrativen Funktionen der Stadt aufnehmen. Attraktiver Stadtplatz Das Gebäudeensemble des neuen Rathauses integriert sich in den Grüngürtel zwischen Eschholzpark und Universitätsklinikum. Durchblicke und öffentliche Wegebeziehungen stärken die Vernetzung. Durch eine Aufweitung des öffentlichen Platzes an der Fehrenbachallee wird Raum für eine neue Adresse geschaffen. Es entsteht ein attraktiver, öffentlicher Stadtplatz. Der Haupteingang befindet sich gegenüber dem bestehenden Gebäude.

Flexible Grundrisse Herzstück des 6-geschossigen Neubaus, der einen Rathauspavillon aus den 1960er Jahren ersetzt, ist das Bürgerservicezentrum im Erdgeschoss mit Konferenzräumen und Mitarbeiterrestaurant. Die darüberliegenden Geschosse mit geschlossenen Einzelund Zweierbüros sowie großräumigen Teambüros mit offenen Arbeitsstrukturen dienen den jeweiligen Ämtern der Stadtverwaltung. Die Grundrisse sind flexibel und reversibel dank variabler Systemtrennwände aus Glas. Die Wegeführung durch das Rathaus ist transparent und offen geplant und erlaubt eine einfache Orientierung. Mehrere Interaktionsbereiche im ganzen Gebäude fördern die Kommunikation. Fassaden Visuell zeichnen sich beide Gebäude besonders durch ihre Lärchenholzfassaden aus lokalem Waldbestand aus. Beim Rathaus ist die Fassade aus versetzt angeordneten, senkrecht auskragenden Modulen mit Photovoltaikzellen und hochwertiger Wärmedämmung konstruiert. Die deckenhohen gläsernen Elemente erlauben optimale Tageslichtnutzung. Die Fassade des kreisrun-

den Baus der Kindertagesstätte ist charakterisiert durch einen umlaufenden Laubengang mit einer offenen feingliedrigen vertikalen Holzstruktur. Die äußere Fassade ist dort unterbrochen, wo direkte Ausblicke, Tageslichteinfall und die Gebäudeerschließung ermöglicht werden sollen. Netto-Plusenergie-Standard Das neue Rathaus Freiburg ist das erste Netto-Plusenergie-Gebäude dieser Art und Nutzung weltweit. Im Laufe eines Jahres erzeugt es mehr Energie, als es verbraucht. Die überschüssige Energie wird ins Stadtnetz eingespeist. Im Einklang mit den strengen Kriterien des Passivhausstandards liegt der Primärenergiebedarf für Heizung, Kühlung, Belüftung und Warmwassererzeugung bei nur etwa 45 kWh/m2 im Jahr – das sind nur 40 % des Primärenergiebedarfs vergleichbarer moderner Bürogebäude. Das Prinzip der Nachhaltigkeit findet sowohl im Gebäude als auch im Energiekonzept besondere Berücksichtigung. Es wurden einfache technische Lösungen gewählt, die sich durch einen wirtschaftlichen Betrieb auszeichnen. Die für das Gebäude notwendige Ener-


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Lärchenholzfassaden aus lokalem Waldbestand prägen die Fassaden des Kindergartens

gie wird thermisch über Saug- und Schluckbrunnen und Solarthermie im Zusammenhang mit Wärmepumpen und elektrisch über Photovoltaik auf dem Dach und an der Fassade erzeugt. Die Energie für die Kühlung und Heizung wird aus Erdwärme gewonnen. Die Heizung nutzt thermische Bauteilaktivierung und kann individuell pro Büro geregelt werden. Die mechanische Belüftung ist mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung ausgestattet. Raumklimakonzept Das Raumklimakonzept der Büroräume mit den Komponenten Bauteilaktivierung, Heizkühlsegel, außenliegender Sonnenschutz, Dreifachverglasung und mechanische Grundlüftung mit Wärmerückgewinnung setzt das Energiekonzept energiesparend um. Zu öffnende Lüftungspaneele geben bei entsprechenden thermischen Bedingungen zusätzlich die Möglichkeit der Raumklimaverbesserung. Für die öffentlichen Bereiche wie Bürgerservicezentrum, Restaurant und Konferenzbereich erfüllen ein Heiz- und Kühldeckensystem und eine Teilklimaanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung die komplexen Anforderungen. rechts Im Bürgerservicezentrum wurden alle Arbeitsplätze für Funktionalität, Offenheit und flach hierarchisiertes Arbeiten geplant

Neue Arbeitsformen Im Servicezentrum sind rund 100 Mitarbeiter beschäftigt. Alle Büros und Arbeitsplätze wurden für Funktionalität, Offenheit und flach hierarchisiertes Arbeiten mit Berücksichtigung von Privatsphäre und Sicherheit geplant. Die Beratungsplätze gliedern sich in 4 Rotunden, deren Zentrum jeweils einen zylindrischen Rückzugsraum bildet. 160 cm hohe Sichtschutzwände dienen als Trennelemente. Der Gesamtraum wirkt großzügig und fließend dank seiner gerundeten Formgebung und gewährleistet eine einfache Orientierung. Große Oberlichter sorgen für ausreichendes Tageslicht und zahlreiche Sichtverbindungen nach außen.

An der weißen, gelochten Decke vermittelt die Beleuchtung durch die scheinbar zufällige Anordnung von Downlights den Eindruck eines „Sternenhimmels“. Ein Wandkunstwerk der Berliner Künstlerin Schirin Kretschmann bildet innerhalb des Raumgefüges ein omnipräsentes Element und das „Rückgrat“ des Raumes. Helle Materialien und Oberflächen unterstreichen den Eindruck von Transparenz und Klarheit, nur punktuell tauchen Farbakzente innerhalb eines orange-roten Spektrums, insbesondere in der Gestaltung der Möbel, auf. ingenhoven architects Alle Fotos: HG Esch


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rechts Die fein profilierte, hochisolierte Dreifach-Isolierverglasung ist mit rostrotem Cortenstahl und Fichtenpaneelen kombiniert (Alle Fotos: Johan Holmquist)

HÖHLENARTIGE BEHAGLICHKEIT Wohnhaus Black Lodge in Norwegen

Dank aktuellster Rahmentechnologie und Dreifach-Isolierverglasung ist es möglich, transparente Fassaden auch in kälteren Regionen ohne energetische Bedenken einzusetzen. Einen Beweis hierfür liefert „Black Lodge“, ein privates Wohnhaus in Norwegens Sunnmøre Alpen. Die Planung stammt vom Büro Invit Arkitekter, Ålesund. Einladender Rückzugsort Die malerische Gegend um den Geirangerfjord, der zum UNESCO Weltnaturerbe gehört, und die rund 2.000 m hohen, schroffen Berggipfel der Sunnmøre Alpen gehören zu den beliebtesten Ferienregionen Norwegens. Inmitten dieser spektakulären Szenerie liegt das Feriendomizil Black Lodge, das, einsam an einem sanft abfallenden Hang liegend, den Eindruck eines großen Findlings vermittelt. Die kantige, gestaltlose Form des Gebäudes, die durch miteinander verwobene Fassaden- und Dachstrukturen entsteht, wird verstärkt durch die ungewöhnliche Kombination der Materialien – rostrote Verkleidungen aus Cortenstahl und Fichtenholz sowie teilweise schwarz gefärbte hölzerne Innenraumverkleidungen. Hinzu kommen großflächige, durch schlanke Aluminiumprofile unterteilte Fassadenverglasungen, die sich mal in die bizarren Flächenstrukturen einpassen, mal schlanke Lichtausschnitte in ansonsten dunkel-geschlossene Fassadenflächen schneiden. Diese gezielt auf die Landschaftspanoramen ausgerichteten Lichtöffnungen lösen die Trennung zwischen der schützenden Behaglichkeit des Innenraums und dem unberührten Umfeld auf. Es entsteht ein warmer, einladender Rückzugsort mit spektakulären Aussichten.

Drei Baukörper Das Raumkonzept basiert auf dem Konzept zweier Baukörper, die in einem größeren dritten aufgehen. Die Teilung erfolgt durch den rückwärtigen Eingangsbereich, der auf den offenen dritten Baukörper ausgerichtet ist. Beidseitig des Eingangsbereichs sind die Schlafräume der Eigner und die Gästezimmer mit direktem Zugang zum Thermalbad in der Außenzone angeordnet. Das „gesellschaftliche Zentrum“ des Hauses ist räumlich offen und zugleich funktional unterteilt in Essbereich, Küche und Wohnbereich mit über Eck geführter, raumhoher Glasfassade. Transparenz vs. Geschlossenheit Eine zentrale Gestaltungsidee bestand darin, Außen- und Innenraum auf mehreren Ebenen zu definieren und zu vermischen. Transparenz und Geschlossenheit finden sich in den Fassadenflächen wieder – mal raumhoch offen, mal durch akzentuiert gesetzte Lichtbänder strukturiert, mal komplett verschlossen. Im Wohnraum wird der Gegensatz zwischen Innen und Außen sogar optisch und funktional aufgelöst: Dort hebt das Faltschiebesystem Schüco ASS 70 FD die Raumtrennungen an wärmeren Tagen völlig auf und ermöglicht den direkten Zugang zur angrenzenden Terrasse.

Das Thema Transparenz vs. Geschlossenheit findet im Farbschema der kontrastreichen Innenraumgestaltung eine Entsprechung. Auch hier wechseln sich die hölzernen Decken-, Wand- und Bodenflächen sowie das Mobiliar zwischen hell und dunkel ab. Höchste Wärmedämm-Standards In den Sunnmøre Alpen herrscht aufgrund der geographischen Lage ein extrem wechselhaftes Klima. Im Winter sind Schneefälle von mehreren Metern Höhe die Regel, im Sommer sind rasche Temperaturwechsel zwischen 30°C und nur 10°C möglich. Umso wichtiger ist ein Energiekonzept, das trotz dieser Wetterextreme auf wirtschaftliche Weise die Raumtemperaturen innerhalb der Behaglichkeitsgrenzen hält. Der Einsatz von großflächigen Glasfassaden stand folglich unter höchsten Anforderungen an die Wärmedämmung. Die passivhaus-zertifizierte PfostenRiegel-Fassade Schüco FW 50+.SI erfüllt diese hohen energetischen

rechts Großformatige Fensteröffnungen und schmale Fensterbänder durchschneiden die schwarz lackierte Holzverschalung der Wand- und Deckenflächen


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rechts Über Eck geführte Panoramaverglasung mit integriertem Faltschiebesystem: Durch die raumsparende seitliche „Parkmöglichkeit“ der beweglichen Elemente entsteht an warmen Tagen eine bis zu 4 m breite Öffnung zur Sommerterrasse

Anforderungen durch Kombination von hochisolierter Rahmentechnologie mit wärmedämmbeschichteter DreifachIsolierverglasung. Auf diese Weise sind Energieverluste minimiert, zugleich wird an wärmeren Tagen ein übermäßiges Eindringen von Strahlungswärme verhindert. Dass dieses System außerdem ein Höchstmaß an Gestaltungsfreiheit bietet, beweist die schräge Flächenausbildung der Glasfassade ebenso wie die elegante Integration des Faltschiebesystems Schüco ASS 70 FD. Moderne trifft Tradition Während das Gebäude durch den durchgängigen Einsatz von Naturholz die für norwegische Berghütten traditionelle Bauform und Materialwahl

zitiert, geht das Energiekonzept konsequent moderne Wege. Elektrische Fußbodenheizungen und elektrisch beheizte Bäder sind ebenso Standard wie ein Belüftungssystem mit Wärme-

pumpe für die wärmeren Jahreszeiten. Für natürliche Wärme und Atmosphäre sorgt ergänzend ein großer Kaminofen. www.schueco.de


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Textur und Farbe rhythmisieren die Fassaden (Foto: su und z Architekten)

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Poroton-S9-Ziegel mit Perlitfüllung (Foto: Schlagmann Poroton)

NACHHALTIGE GEBÄUDEHÜLLE Wohnbebauung in Ingolstadt

Die Donauauen zählen mit ihrem rund 2.500 ha großen, zusammenhängenden Auwald zu den bedeutendsten Flusslandschaften in Mitteleuropa. Ausläufer ziehen sich als Grünzug bis an den Rand Ingolstadts. Durch die Konversion eines Kasernengeländes konnte dort dringend benötigter Wohnraum erschlossen werden. Prämierte Planung „Wohnen am Auwald“ von su und z Architekten aus München erstreckt sich auf zwei der ausgewiesenen 18 Baufelder. Dafür erhielt die Wohnbebauung neben einer Anerkennung der Jury des Deutschen Ziegelpreises 2017 aktuell den „Preis für Qualität im Wohnungsbau“ des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V. (BFW) Landesverband Bayern und des Deutschen Werkbunds Bayern e.V.. Die Architekten entschieden sich bei der Außenwandkonstruktion für die hoch wärmedämmenden, perlitgefüllten Ziegel Poroton-S9 von Schlagmann Poroton. Bebauung in Windmühlenformatierung 4 Baukörper mit 36 Wohneinheiten gruppieren sich in windmühlenartiger Anordnung um jeweils einen Innenhof. Dieser dient in erster Linie dem Kontakt der Bewohner untereinander. Jeder Baukörper besteht aus einem zweiund einem dreigeschossigen Kubus. Die dreigeschossigen Kuben definieren den Straßenraum und grenzen das Baufeld nach außen ab. Die zweigeschossigen Kuben stecken den gemeinsamen Innenhof ab. Zwei Wohntypologien Innerhalb der dichten kleinteiligen Struktur wurden zwei komplett unterschiedliche Wohntypologien realisiert: Wohnungen, deren Räume sich zu ruhigen unbefahrbaren Außenräumen hin orientieren, sind als barrierefreie Geschosswohnungen ausgebildet. Die Gebäude an den Straßen sind als Stadthäuser konzipiert. Durch ihre vertikale Struktur in den oberen Etagen entstanden private und gänzlich uneinsehbare Räume. Beiden Typen sind unterschiedliche private Freiräume zugeordnet, den Stadthäusern in Form von Dachterrassen, den barrierefreien Wohnungen jeweils als Balkon oder Loggia.

Äußeres Erscheinungsbild Großzügige quadratische Fensteröffnungen gliedern die Fassade und lassen Tageslicht ins Rauminnere fluten. Tiefe Metallrahmen fassen die Fenster. Sie bilden zusammen mit den glatten Fensterfaschen einen Kontrast zum rauen Untergrund der Putzoberfläche und geben der Fassadenoberfläche zudem Tiefe. Textur und Farbe rhythmisieren die Fassaden und verleihen den Häusern eine eigene Identität. Kompakte, energieeffiziente Bauweise Alle Gebäude sind in massiver, einschaliger Ziegelbauweise errichtet und entsprechen den Anforderungen der EnEV 2009. Die Kompaktheit der Baukörper, eine CO2-neutrale Fernwärme-Energieversorgung sowie eine konstante Vermeidung von Wärmebrücken ermöglichten die Erreichung des KfW-Effizienzhaus70-Standards der Gebäude. Entscheidend tragen die hochwärmedämmenden Außenwände aus perlitgefüllten Poroton-S9-Planziegeln in 36,5 cm Wanddicke mit einem U-Wert der Wand von 0,23 W/(m2K) dazu bei, den energieeffizienten Gebäudestandard einzuhalten. Ein neues Lochbild verhilft dem Poroton-S9 zu einer fast 50 % höheren Tragfähigkeit als bisher. Der massive Ziegelkörper gibt statische Sicherheit und meistert hohe Belastungen im mehrgeschossigen Wohnungsbau. Gebäude von bis zu 9 Stockwerken in monolithischer Ausführung können damit realisiert werden. Der Ziegel hält mit einer innenliegenden Dämmung aus natürlichem Vulkangestein (Perlit) die Wohnräume im Winter warm und im Sommer kühl. Dafür sorgen seine klimaregulierenden Eigenschaften. Zahlreiche Zertifizierungen unterschiedlichster Umwelt-Labels von natureplus über ecoInstitut bis Blauer Engel (Poroton-Perlit-Dämmstoff) belegen die wohngesunden Eigenschaften perlitgefüllter Ziegel von Schlagmann Poroton. Für Architekt Reinhard Unger von su und z Architekten aus München stand die Nachhaltigkeit der Gebäudehülle klar im Vordergrund: „Wir schlossen eine zusätzliche Wärmedämmung der Fassade von vorneherein aus, präferierten dafür ein hochwertig ausgeführtes, monolithisches Ziegelmauerwerk mit handwerklich anspruchsvollem Putz als Finish.“ www.schlagmann.de


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Horizontale Sonnenschutzlamellen gliedern die Fassade der oberen Geschosse

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Im Lichthof bietet eine begrünte Wand einen lebendigen Blickfang

GLÄSERNE BÜROWELT

Erweiterung eines Verwaltungsgebäudes in Pforzheim La Biosthetique Paris verwirklichte 2017 eine Arbeitswelt, die die Kultur und Philosophie des Unternehmens spiegelt. Für das der Schönheit und Pflege verpflichtete Unternehmen plante das Architekturbüro Asal und Traub einen zweigeschossigen Aufbau für die Verwaltung in Pforzheim. Bei den Glaswänden im Innenausbau entschied man sich für den Karlsruher Systemtrennwandhersteller feco-feederle. Die Architekten öffneten das Gebäude durch Einschnitte, Lichthöfe und Dachterrassen nach Süden, sodass der Ausblick auf den benachbarten Schwarzwald seine Wirkung bis weit nach innen entfalten kann. Vor diesem Hintergrund sind die Flurwände als Nurglaskonstruktion fecoplan mit maximaler Transparenz ausgeführt. Die als offene Bürolandschaft konzipierte Arbeitswelt wird durch eingestellte Glaskörper gegliedert, die mit zum Teil gebogenen Glaswänden den Raum fließen lassen. Die Türen sind hier als beidseitig wandbündige Holz-Türelemente mit verdeckten Türzargen und verdeckten Bändern ausgeführt. Die Beraterplätze sind mit schalldämmenden bodengeführten Glas-Schiebetüren abgeschirmt. Zur Reduzierung der Nachhallzeiten und zur Verbesserung der Raumakustik sind die Glaswände mit Stoff belegten Akustikelementen schallabsorbierend ausgestattet. Der Besprechungsraum zum Lichthof lässt sich mit einer doppelflügeligen Glas-Schiebetür großzügig öffnen. www.feco.de

oben und unten Die konsequent durchgehaltene reduzierte Farbgestaltung mit aluminiumsilbernen Profilen und schwarzen oder gläsernen Türelementen schafft einen neutralen Hintergrund, vor dem Ästhetik und Schönheit zur Geltung kommen


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rechts Berührungslose Armaturen bieten eine Vielzahl von Vorteilen: Hygiene, Komfort, Ökologie und mehr (Foto: Hansa Armaturen GmbH)

FORMSCHÖNE VIELFALT Eine geschmackvolle Einrichtung und aufeinander abgestimmte Gestaltungselemente machen aus einer Wohnung ein Zuhause. Wie ein roter Faden zieht sich der persönliche Geschmack von Raum zu Raum, erzeugt eine unverwechselbare Wohlfühlatmosphäre – gerade auch im Gästebad und Gäste-WC. Stilvolle Armaturen am Waschtisch tragen entscheidend dazu bei. Wahren Vorzeigecharakter beweist die HANSADESIGNO Serie. Weiche Linienführung Die Armaturenserie HANSADESIGNO bietet für jedes Gästebad eine designstarke Lösung. Zahlreiche ureigene Designtypen und unterschiedliche Funktionen sorgen für einen außerordentlichen Variantenreichtum. Prägend für alle HANSADESIGNO-Waschtischmodelle ist das stilvolle Design bis ins kleinste Detail. Ein schlanker, runder Querschnitt endet in einer soft abgerundeten Basis. Diese Form wirkt fast jugendlich, gleichzeitig zeitlos, geometrisch-klar und dennoch sanft. Sie setzt sich in der weicheren Linienführung moderner Wohnwelten fort. Besonderes Highlight: ein exklusives Roségold Modell mit neuartigem Mikado Strahlformer. Frisch und extravagant Die HANSADESIGNO in Roségold steht mit ihrem exzentrischen Farbton für Extravaganz und Individualität. Sie unterstreicht die Wirkung stilvoller Design-Waschtische. Die moderne Trendfarbe verleiht dem Gästebad eine besondere Ausdrucksstärke, die durch die eleganten, soften Rundungen der Armatur gekonnt betont wird. Dadurch, dass sich der Bedienhebel der Armatur an der Seite befindet und die Hände nicht über diese greifen müssen, bleibt die roségoldene Oberfläche länger frei von Tropfwasser und somit ein glänzender Hingucker in stylishen Bädern. Spiel mit dem Wasser Detailverliebt präsentieren sich die Modelle mit neuartigem Mikado®Strahl. Die Roségold Version sowie

die kleinste berührungslose Variante machen mit ihrem außergewöhnlichen Strahlbild das Wasser zum optischen Blickfang. In viele einzelne ineinander verschränkte Strahlen aufgeteilt fließt das Wasser ins Becken – erscheint netzartig, wirkt filigran und harmonisch. Wie nebenbei sind die Mikado®Strahl Varianten auch noch besonders sparsam: Sie verbrauchen nur zwei Liter pro Minute. Berührungslose Varianten Von besserer Hygiene und mehr Komfort über einen sparsameren Umgang mit den Ressourcen bis zur selteneren Reinigung – berührungslose Armaturen sind einfach zeitgemäß. Und bieten eine Vielzahl von Vorteilen. Bei den berührungslosen Varianten der Serie HANSADESIGNO läuft das Wasser nur dann, wenn es auch tatsächlich gebraucht wird. Dafür sorgt die intelligente und äußerst präzise Sensortechnik im Inneren der Armatur. Drei verschiedene Ausladungen sorgen für Auswahlmöglichkeit. Die zarte XSArmatur etwa ist ebenso mit dem Mikado Strahlformer ausgestattet – für die Extraportion Eleganz im Gästebad oder Gäste-WC. www.hansa.de

rechts Mit einem neuartigen Strahlbild machen einige Varianten von HANSADESIGNO das Wasser zum optischen Blickfang (Foto: Hansa Armaturen GmbH)


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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 39. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle Albrechtstraße 13, Aufgang A 10117 Berlin Telefon: +49 (0)30.214 731 74 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Vizepräsident) Dipl.-Ing. Alexander von Canal (Schatzmeister) Dipl.-Ing. Dagmar Schierholz (Veranstaltungen und Mitgliederbetreuung) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Zur Leiten 11 95517 Emtmannsberg (Lkr. Bayreuth) Telefon: +49 (0)9209.91 86 240 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: kuballa@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion Dipl.-Ing. Sylvia Jung E-Mail: jung@vbk-verlag.de Anzeigen Dipl.-BW (FH) Ines Moritz E-Mail: moritz@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 12 vom 1.10.2017. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

Vorschau Ausgabe 3_2018 >> holzBAUKULTUR Autoren dieser Ausgabe Sabrina Ginter Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de

Manuel Münster Zirngibl Langwieser Rechtsanwälte Partnerschaft Berlin www.zl-legal.de

Friedhelm Haas Haas Architekten BDA Generalplaner + Architekten Berlin www.haas-architekten.de

Walter Nothdurft AIV Hildesheim Schriftführer www.aiv-hildesheim.de

Mustafa Kösebay Drees & Sommer SE Associate Partner Stuttgart www.dreso.com Jens Krause DAI Ehrenpräsident Staatssekretär a.D. Berlin www.dai.org Dr. Eva Luig Zirngibl Langwieser Rechtsanwälte Partnerschaft Berlin www.zl-legal.de

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Norman Räffle aquaTurm Hotel plus Energie Architektur / Gebäudebetrieb-Gesellschafter www.aquaturm.de Olaf Reiter Reiter Architekten GmbH Dresden www.reiter-architektur.de Udo Sonnenberg DAI Geschäftsführer elfnullelf® Unternehmensberatung Berlin www.dai.org


BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | März 2018 | Ausgabe 2 | ISSN 1862-9571

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