Ausgabe 4_2017: lichtBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

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Schwerpunkte Tageslicht + Kunstlicht Bauen mit Glas Beleuchtung

AIV Mark-Sauerland Jahreshauptversammlung 2017

BAUKULTUR

licht


Weniger ist mehr!

Weniger Aufwand Mehr Gestaltungsfreiheit Planen Sie Ihre Wohnprojekte ganz einfach ohne Dachaufbau. Dank des äußerst kurzen Schachtkopfs des Schindler 3300 müssen Sie jetzt bei der Aufzugsplanung auch für niedrige Raumhöhen keine Kompromisse mehr eingehen. Mehr Spielraum für Ihre Ideen, weniger Aufwand in der Umsetzung. Sprechen Sie uns an, gerne beraten wir Sie persönlich: www.schindler.de/kontakt

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editorial

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LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR, oft heißt es, Berlin sei die Stadt, die niemals schläft. Berlin lebt und entwickelt sich nicht nur am Tag, sondern auch am Abend und in der Nacht. Als die ersten Lichtmasterpläne ab Ende der 1980er Jahre in Berlin aufgestellt wurden, stand die nächtliche Inszenierung des Stadtbildes im Vordergrund. Insbesondere ging es in diesen ersten Plänen um die lichttechnische künstlerische Betonung prominenter Bauwerke, um deren Wirkung im Stadtbild hervorzuheben. Als ich im Jahr 2007 mein neues Amt als Senatsbaudirektorin in Berlin antrat, waren die vielfältigen Probleme der öffentlichen Beleuchtung offensichtlich: Einerseits schmücken reich verzierte Kandelaber Berliner Boulevards, Plätze und Brücken, die es zu erhalten, technisch zu modernisieren und zu pflegen gilt, andererseits hat Berlin einen großen Bestand an überalterten Leuchten, die dringend eines Ersatzes oder Modernisierung bedürfen. Selbst viele Jahre nach dem Fall der Mauer war die Teilung der Stadt auch an der Leuchtenausstattung ablesbar, über 30.000 aus Zeiten der DDR stammende Leuchten im ehemaligen Ostteil der Stadt befanden sich in einem nicht hinnehmbaren überalterten Zustand. Aus ökonomischer Sicht stellten sich die enorme Vielfalt unterschiedlicher Leuchten und die große Anzahl an Gasleuchten im Westteil der Stadt als ein Problem dar. Die Orientierung an den oberen Grenzen einer neu eingeführten DIN führte zu einem ungewöhnlich hohen Lichtniveau bei neuen Straßenbauvorhaben. Für die Beleuchtung von besonderen Wegen in Grünanlagen und die Beleuchtung von Gebäuden fehlten verbindliche Grundsätze. Die Beleuchtung für das Stadtbild besonders bedeutender Gebäude erfolgte nach eher zufälligen Aspekten, z. B. beim Neubau oder der Sanierung. Ich hatte mich deshalb entschlossen, ein Lichtkonzept für Berlin zu entwickeln, das alle Aspekte der öffentlichen Beleuchtung behandelt: Stadtbild, Ökonomie, Ökologie und Sicherheit. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde mit Unterstützung eines beauftragten Planungsbüros und eines 6-köpfigen Lichtbeirats sowie weiterer externer Fachberater ein Lichtkonzept entwickelt, das unter wirtschaftlichen, ökologischen und sicherheitsrelevanten Aspekten ein angenehmes, angemessenes, differenziertes Lichtniveau festschreibt und dabei Leuchtentypen für die unterschiedlichen Straßenräume vorgibt, die die städtebauliche Charakteristik von Straßennetzen und Quartieren unterstreichen helfen. Dem für Berlin typischen Lichtniveau galt unsere besondere Aufmerksamkeit. In Nachtrundfahrten prüften wir gut und

schlecht beleuchtete Straßen aus Sicht der visuellen Wahrnehmung und des Gesamteindrucks. Festzustellen war, dass der Sehkomfort bei warmweißem Licht deutlich besser ist als bei einer gelben Lichtfarbe. Wir stellten fest, dass ein hohes Lichtniveau oft zu einer ungleichmäßigen Lichtverteilung führt und damit den Sehkomfort mindert. Geh- und Radwege waren in Berlin oft schlecht oder sogar gänzlich unbeleuchtet. Als Ersatz für die besonders anfällige und kostenintensive Gasreihenleuchte wurde mit Hilfe des Lichtbeirats eine neue Leuchte entwickelt, die heute in vielen Berliner Straßen eine angenehme Lichtatmosphäre erzeugt und von der Bevölkerung sehr gut angenommen wird. Erstmalig konnten wir im Lichtkonzept Grundsätze für die Objektanstrahlung in Berlin entwickeln sowie Orte besonderer Lichtbedeutung festlegen. Das Lichtkonzept ist mittlerweile seit 6 Jahren eingeführt. Die lichttechnischen Parameter sind Bestandteil aller Planungen neuer Straßenbauvorhaben. Viele überalterte Leuchten konnten durch neue, mit energieeffizienten Technologien und nach ökologischen Aspekten gestaltete Leuchten ausgetauscht werden. Mittlerweile ist die warmweiße Lichtfarbe in der nächtlichen Beleuchtung der Berliner Straßen Usus. Viele Gebäude werden nach den Grundsätzen des Lichtkonzepts so beleuchtet, dass sie sich möglichst natürlich in das Stadtbild einfügen und es dadurch bereichern. Im Bemühen, mit moderaten Leuchtstärken angenehme und atmosphärisch stimmige Lichtsituationen zu schaffen, kann das Berliner Lichtkonzept als zukunftsweisend und einmalig bezeichnet werden. Es ist besonders umwelt- und energieschonend und trägt dazu bei, der Lichtverschmutzung entgegen zu wirken. Besondere temporäre lichttechnische Inszenierungen, wie die Illumination des Brandenburger Tores zu besonderen Anlässen, die Anstrahlung des Funkturms während der Grünen Woche, das jährlich im Oktober stattfindende Festival of Lights oder die aktuell stattfindende künstlerische Beleuchtung der Bauwerke im Regierungsviertel ergänzen das Lichtkonzept und bringen eine ungewohnte, weil zeitlich begrenzte, Aufmerksamkeit und Spannung in die Stadt. Ihre

Regula Lüscher Senatsbaudirektorin / Staatssekretärin der Stadt Berlin


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DAI bundesweit

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Kiel

Pinneberg

DAI Tag 2017 Vom 22.–24.9.2017 findet in Münster der diesjährige DAI Tag statt. Als Novum steht in diesem Jahr die Verleihung eines DAI Filmpreises auf dem Festprogramm. Der Münsterländer AIV und der DAI laden herzlich dazu ein und freuen sich auf ihre Gäste!

Osnabrück

Dortmund

Düsseldorf

www.dai.org/veranstaltungen Oberhessen

Wiesbaden Aschaffenburg Bamberg

Mainz

Mannheim

Saar

www.dai.org

Nürnberg

Freiburg

www.facebook.com/baukultur www.twitter.com/baukultur DAI Mitgliedsverein

https://plus.google.com/ +DaiOrgBaukultur

kein DAI Mitgliedsverein DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Karlsruhe

AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland AIV Oberhessen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Ulm AIV Würzburg

AIV zu Berlin Dortmunder AIV Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oberrheinischer AIV Freiburg Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Rubriken Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wirtschaft + Recht DAI aktuell Aus dem Präsidium Nachruf auf DAI Ehrenpräsident Joachim Darge

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DAI regional AIV Mark-Sauerland: Jahreshauptversammlung 2017

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Schwerpunkte: Tageslicht + Kunstlicht Dramaturgie einer Ausstellung: Museum Judengasse in Frankfurt am Main Gestalt aus Bewegung entwickeln: Hyundai Motorstudio in Südkorea Leuchtende Berge: Giggijochbahn in Sölden Symbol des Bergbaus: Saarpolygon in Ensdorf Neuformulierung der Dachzone: Erweiterung eines Wohngebäudes in Graz Dynamische Linien: Neubau einer Firmenzentrale in Berlin Vitale Lichtstimmungen: Generalsanierung des Landtags in Stuttgart Naturnah, hell und nachhaltig: Werkskantine in Bruckmühl

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Advertorials | Anzeigen Finstral AG: Schaufenster für Süddeutschland EControl-Glas GmbH & Co. KG: Energetische Gebäudesanierung Schüco International KG: Brückenbau in die Zukunft Opitz Holzbau GmbH & Co. KG: Ausgeklügelte Holzhybridbauweise

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Titel: Das Saarpolygon von pfeiffer sachse architekten in Ensdorf (Foto: Tom Gundelwein)

Editorial Regula Lüscher DAI in Deutschland Inhalt

Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

Zu wenig Tageslicht in Wohngebäuden Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Initiative GutesWohnen in Auftrag gegebene Studie des Beratungsunternehmens Ecofys. Demnach entsprechen die gesetzlichen Anforderungen an die Tageslichtversorgung von Gebäuden nicht den Empfehlungen von Experten. Als Folge drohen u. a. gesundheitliche Beeinträchtigungen. Die Politik habe das Thema in der Vergangenheit äußerst stiefmütterlich behandelt. Die ausreichende Versorgung mit Tageslicht müsse bei künftigen Planungen und Sanierungen eine deutlich größere Rolle spielen. Auch die gesetzlichen Mindestanforderungen seien anzupassen. www.guteswohnen.info Systemfassaden aus Glas Glasfassaden und Fenstersysteme müssen konstruktiv und technisch einer Vielzahl von Anforderungen gerecht werden. Dies bedeutet hohen planerischen Aufwand hinsichtlich Gestaltung, Komfort, Systemauswahl sowie der Ausbildung der Details und der Schnittstellen. In einem Seminar am 24.7.2017 im Haus der Architekten Stuttgart werden die wesentlichen Anforderungen unter Berücksichtigung der Regelwerke erläutert, gleichzeitig wird für Schwachstellen in der Planung, Ausführung und Bauüberwachung sensibilisiert. www.akbw.de

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hat, weich. Durch die Schwerkraft senken sich die erhitzten Partien zähflüssig nach unten. Wenn die gewünschte Verformung erreicht ist, wird der Laser ausgeschaltet, das Glas erstarrt. www.iwm.fraunhofer.de Lichtprojektion in Berlin Noch bis zum 3.10.2017 verwandelt sich das an der Spree gelegene Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im Berliner Parlamentsviertel in eine Lichtspielbühne.

Vergangenheit bzw. Gegenwart. Die Ausstellung im DAM bietet bis zum 6.8.2017 einen umfassenden Einblick in das Ausmaß der Entfremdung und die psychischen Auswirkungen von Grenzen auf den Menschen. www.architekturbild-ev.de www.dam-online.de Robotik und Architektur Mit der Ausstellung „Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine“ präsentiert

Lichtprojektion am Marie-Elisabeth-LüdersHaus in Berlin (Foto: © DBT/Ralph Larmann)

Allabendlich beginnt mit einsetzender Dunkelheit eine Film-, Licht- und Tonprojektion an der Fassade. Die halbstündige Installation trägt den Titel „Dem deutschen Volke – Eine parlamentarische Spurensuche. Vom Reichstag zum Bundestag“. Sie zeigt die Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland und des Reichstagsgebäudes. Über die Spielfläche hinaus ist auch das gesamte Gebäude Teil der Inszenierung. www.bundestag.de

Flachglas biegen Eine neue Technik ermöglicht es, Flachglas mithilfe eines Laserstrahls zu komplexen oder ungewöhnlichen Formen zu biegen. So können zukünftig neuartige Produkte für Architektur oder Design entstehen. Genutzt wird dabei die besondere Eigenschaft von Glas, bei hoher Temperatur zähflüssig verformbar zu werden. Das Flachglas liegt in einem vorgeheizten Ofen knapp unter der Temperatur, bei der es zu fließen beginnt, und wird an den Stellen, die der Laser erhitzt

Grenzen/Borders Der Europäische Architekturfotografie-Preis 2017, ausgelobt von architekturbild e.V. gemeinsam mit dem Deutschen Architekturmusem (DAM) in Frankfurt und der Bundesstiftung Baukultur, geht an den Berliner Fotografen Andreas Gehrke. Seine Bildserie „Arrival“ dokumentiert provisorische Flüchtlingsunterkünfte in Berlin. Durch den Wechsel zwischen Schwarz-Weiß- und Farbfotografie verweist er jeweils auf Situationen der

Prototyp-Flachglasscheibe mit sehr kleinen Radien (© Fraunhofer IWM, Foto: Felizitas Gemetz)

Arrival 3 (© Foto: Andreas Gehrke / architekturbild)

Installationsansicht Vitra Campus „Elytra Filament Pavilion“, 2017 (© Vitra Design Museum, Foto: Julien Lanoo)

das Vitra Design Museum bis zum 10.9.2017 einen Überblick zum derzeitigen Boom der Robotik. Sie zeigt verschiedene Formen der Robotik und weitet zugleich den Blick für die damit verbundenen ethischen, sozialen und politischen Fragen. Im Außenbereich setzt der „Elytra Filament Pavilion“ die Ausstellung fort. Die bionische Dachkonstruktion ist ein eindrückliches Beispiel für den wachsenden Einfluss von Robotik auf die Architektur. Ihre einzelnen Module wurden von einem Algorithmus definiert und mithilfe eines Industrieroboters produziert. www.design-museum.de Tag des offnenen Denkmals 2017 „Macht und Pracht“ heißt das diesjährige Motto des Tags des offenen Denkmals am 10.9.2017. Die bundesweite Eröffnung findet in diesem Jahr in Oldenburg statt. Ziel des Tags des offenen Denkmals ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken. Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days unter der Schirmherrschaft des Europarats. www.tag-des-offenen-denkmals.de


kolumne

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Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor

HISTORISCHE SCHICHTEN ALS INSPIRATIONSQUELLE Im Zuge der Erarbeitung des Baukulturberichts 2018/19 hat die Bundesstiftung Baukultur die erste Baukulturwerkstatt zum aktuellen Schwerpunktthema „Erbe. Bestand.Zukunft“ veranstaltet. Die Ergebnisse der Werkstätten fließen in den kommenden Baukulturbericht ein. Grund genug, aktiv mitzuwirken und die eigene Kompetenz und Erfahrung einzubringen. Die nebeneinander bestehenden, häufig überlagerten historischen Bauschichten unterliegen einem stetigen Wandel. Gleichzeitig sind sie das historische Gedächtnis der Stadt und stehen in einem direkten Wirkzusammenhang zur heute sichtbaren Gestalt, egal ob alt oder neu. In Mainz stand dieses Thema nun im Mittelpunkt: Wie können oder sollten die Zeitschichten der Stadt in heutige Gestaltungsprozesse eingebunden werden? Unter vielseitigen Blickwinkeln stellten Impulsgeber Methoden, Konzepte und Projekte vor und diskutierten sie an Werkstatttischen mit den Teilnehmern. So erläuterte u. a. Thomas Metz, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, die Bedeutung archäologischer Schichten für die Stadtplanung. Mit dem Bild der „Stadt als Manuskript“, welches vielfach überschrieben wird, veranschaulichte er Stadtstrukturen und unterstrich die Notwendigkeit, diese rechtzeitig in Projektplanungen einzubeziehen. Vorhandenes konzeptionell neu denken: Darum drehten sich Gespräche an den Werkstatttischen zum Konversionsprojekt ehemals militärisch genutzter Flächen in Mannheim, vorgestellt von Achim Judt, MWS Projektentwicklungsgesellschaft mbH, oder zum Gründungsviertel im UNESCO-Weltkulturerbe „Lübecker Altstadt“, vorgestellt von Iris Dilba, Stadt Lübeck. Darüber hinaus wurden historische Schichten der Stadt in erweiterte Kontexte gesetzt: So stellte Ulrike Köppel, weimar GmbH, Standortstrategien im Stadtmarketing am Beispiel der Kulturstadt Weimar zur Diskussion. Über Chancen für die Vermittlung von Baukultur durch digitale Verbreitung in sozialen Medien und über Risiken aktueller Informationsfluten diskutierte Dr. Christoph Rauhut, Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz. In Kooperation mit der rheinlandpfälzischen Landeshauptstadt wurde das Rathaus Mainz

rechts Blick vom Dach des Rathauses in Mainz, Tagungsort der Werkstatt „Historische Schichten der Stadt“ (Foto: Bundesstiftung Baukultur)

zum Veranstaltungsort am Werkstatttag. Den Auftakt bildeten Stadtspaziergänge und ein Abendempfang, zu dem das Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz und die Bundesstiftung Baukultur gemeinsam in den Brückenturm Mainz einluden. „Die Baukulturwerkstatt hat gezeigt, dass eine hohe Fachkompetenz beim Erkennen, Analysieren und Bewerten historischer Schichten nötig ist“, sagte Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. Es sei erforderlich, dieses Wissen noch stärker in die Projektentwicklung und Planung einzubinden – „und zwar schon in der Phase Null, also von Beginn an“, so Reiner Nagel. Historische Schichten könnten durchaus „inspirieren statt limitieren“ und einen neuen Blick auf das zu gestaltende Projekt ermöglichen. Diesen integrierten Planungsprozessen und ihren Ergebnissen widmet sich die kommende Baukulturwerkstatt vom 7.–8.9.2017 in Bochum. Gemeinsam mit der StadtBauKultur NRW lädt die Bundesstiftung Baukultur dazu ein, innovative Nutzungskonzepte, technische Herausforderungen und zeitgemäße Gestaltung anhand von aktuellen Umbauprojekten zu diskutieren. Weitere Werkstätten finden vom 21.–22.11.2017 in Frankfurt am Main gemeinsam mit der Deutschen Bahn AG und im Frühjahr 2018 in Dessau statt. Leonie Feiber, Martin Girard www.bundesstiftung-baukultur.de/ veranstaltungsformat/baukulturwerkstatten


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wirtschaft + recht

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§§ Die in Berlin, München, Frankfurt und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.

NEUES AUS DEM... ...Immobilien- und Baurecht

...Vergaberecht

Grundsatzentscheidung des Bundesgerichtshofs: Keine Mängelrechte vor Abnahme!

Mehrdeutigkeiten in der Leistungsbeschreibung gehen zu Lasten des Auftraggebers!

Der BGH hat mit Urteil vom 19.01.2017 (Az.: VII ZR 301/13) erstmals ausdrücklich entschieden, dass der Bauherr Mängelrechte erst nach Abnahme des Werks mit Erfolg geltend machen kann. Für die Praxis bedeutet dies, dass der Bauherr vor einem erheblichen Problem steht, wenn das Werk des Unternehmers erhebliche Mängel aufweist:

Die Vergabekammer Nordbayern hat mit Beschluss vom 13.12.2016 (21. VK-3194-36/16) entschieden, dass ein Angebotsausschluss wegen Änderung der Vergabeunterlagen nicht erfolgen kann, wenn die Leistungsbeschreibung mehrdeutig ist.

Der Bauherr kann die Ersatzvornahme grundsätzlich erst durchführen, wenn die Abnahme, gegebenenfalls auch unter einem zulässigen Mängelvorbehalt, erfolgt ist. Der Bauherr ist daher vor Abnahme im Einzelfall dazu gezwungen, mit anzusehen, wie ein Mangel fortbesteht und – im schlimmsten Fall – wie ein Mangel im Zuge des weiteren Baufortschritts „umbaut“ und/oder zugedeckt wird. Eine spätere Mangelbeseitigung wird in solchen Fällen aufwändiger, teurer, zeitintensiver oder gar unmöglich. Die Abnahme zu erklären, muss der Bauherr sich jedoch genau überlegen, da dies für ihn erhebliche negative Folgen (z. B. Fälligkeit der Vergütung, Beginn der Gewährleistung) hat. Erklärt der Bauherr die Abnahme jedoch nicht, kann er in erster Linie nur seinen Erfüllungsanspruch geltend machen. Dessen gerichtliche Durchsetzung ist aufgrund der Dauer von Gerichtsverfahren jedoch nicht praktikabel. Aus Sicht des Bauherrn wird es zukünftig daher umso wichtiger sein, eine zulässige vertragliche Regelung vorzusehen, um Ersatzvornahmemaßnahmen rechtssicher auch vor Abnahme durchführen zu können. Nur so gelingt es dem Bauherrn sicherzustellen, dass Folgegewerke nicht auf einer mangelhaften Leistung aufbauen oder es zu behinderungsbedingten Verzögerungen kommt. Der BGH deutet in seiner Entscheidung zwar einen Weg an, wie der Bauherr auch bereits vor Abnahme in das Werk eingreifen und die hierdurch entstandenen Kosten ersetzt bekommen könnte. Dieser Weg knüpft aber an das Vorliegen weiterer – in der Praxis häufig schwer nachweisbarer – Voraussetzungen an, die im Einzelfall genau zu prüfen sind. Daher sollte vorrangig auf eine zulässige vertragliche Gestaltung eines entsprechenden Ersatzvornahmerechts Wert gelegt werden. Rechtsanwalt Dr. Patrick Gasch

Im vorliegenden Verfahren war das Leistungsververzeichnis hinsichtlich der Anforderungen an den Wärmeschutz für die ausgeschriebenen Fenster nicht eindeutig. Auf S. 18 des Leistungsverzeichnisses stand: „Anforderung Wärmeschutz: nach DIN EN ISO 1256-7; geforderter Mind.-Wert: UW <= 0,84 W/m2K“. Auf S. 41 wurde hingegen die folgende Formulierung verwendet: „Komplette Konstruktion einschl. integr. Sonnenschutz -> UW-Wert ? 1,0 W/m2K“. Die Antragstellerin bot daraufhin einen UW-Wert von 1,0 W/m2K an. Die Vergabestelle stellte sich auf den Standpunkt, dass eindeutig ein UW-Wert von maximal 0,84 W/m2K gefordert gewesen sei und dass es sich bei der Angabe des höheren UW-Werts lediglich um einen unbeachtlichen Schreibfehler handele. Infolgedessen schloss sie das Angebot der Antragstellerin wegen Änderung der Vergabeunterlagen aus. Gegen den Ausschluss wendet sich die Antragstellerin mit Erfolg. Die VK führt aus, dass sich die Widersprüchlichkeit im Leistungsverzeichnis nicht durch Auslegung ausräumen lasse. Bei der Auslegung sei auf den objektiven Empfängerhorizont, also auf die Sicht der potenziellen Bieter abzustellen. Ein potenzieller Bieter habe vorliegend jedoch nicht ermitteln können, ob entweder die Einhaltung eines UW-Werts von bis zu 1,0 W/m2K noch ausreichend sei oder aber ein Wert von max. 0,84 W/m2K Angebotsbestandteil sein müsse. Die Vergabestelle sei ihrer Pflicht, die Leistung derart eindeutig zu beschreiben, dass alle Bieter die Beschreibung im gleichen Sinne verstehen müssen, nicht nachgekommen. Sie habe sich hier mehrdeutig ausgedrückt, sodass die Bieter die Leistungsbeschreibung nicht eindeutig verstehen und zu ihrer Angebotsgrundlage machen konnten, mit der Folge, dass ein Angebotsausschluss unzulässig sei. Das Verfahren wurde in den Stand vor öffentlicher Bekanntmachung zurückversetzt und ist unter Berücksichtigung der Rechtsauffassung der Vergabekammer zu wiederholen. Die Entscheidung bestätigt, dass Unklarheiten in den Vergabeunterlagen stets zu Lasten des Auftraggebers gehen. Rechtsanwältin Aline Karrakchou, LL.M.

Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe, Tel.: 030–880331–231, Fax: 030–880331–100, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May, Tel.: 089–29050–231, Fax: 089–29050–290, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de


DAI aktuell

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AUS DEM PRÄSIDIUM Der DAI tritt interdisziplinär an. Das leben wir bei den Mitgliedern, das zieht sich durch das Netzwerk der Förder- und Kooperationspartner des Verbandes, und das fördern wir durch Veranstaltungen. Am 12.4.2017 haben sich 20 Experten auf Einladung von DAI Präsident Prof. Christian Baumgart für einen Nachmittag im Würzburger Rathaus getroffen, um Themen rund um die Trinkwasserhygiene zu erörtern und Lösungsansätze für durchaus heikle Probleme zu finden. Dieses Format wollen wir auch an anderen AIV Standorten fortsetzen. Bei der Präsidiumssitzung am 19.5.2017 wurde u. a. darüber diskutiert. Dort spielte auch der Stand der Vorbereitungen für den diesjährigen DAI Tag vom 22.–24.9.2017 in Münster erneut eine Rolle. Es bleiben die AIVe aufgefordert, möglichst viele Mitglieder nach Münster zu entsenden. Zum einen, um die Delegiertenstimmen für die Mitgliederversammlung wahrzunehmen und zum anderen, um den Gastgebern zu zeigen, dass sich deren Engagement gelohnt hat. Seien Sie dabei! Anmeldung ganz leicht auf www.dai.org. Udo Sonnenberg

JOACHIM DARGE VERSTORBEN Wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag ist unser Freund und Kollege Joachim Darge, Architekt und Leitender Senatsrat a. D. der Stadt Berlin, verstorben. Wir möchten ihm in unserer Zeitschrift BAUKULTUR, für deren Anliegen er als DAI Präsident und später auch als DAI Ehrenpräsident stets geworben und sich eingesetzt hat, ein ehrendes Andenken bewahren.

Ein persönlicher Nachruf von Arnold Ernst Ich habe Joachim Darge in den letzten 15 Jahren im AIV zu Berlin und in der Verbandsarbeit schätzen gelernt und bin nun traurig, diesen Nachruf zu verfassen. Gleichzeitig fühle ich mich auch geehrt, als jüngerer Kollege und in Vertretung für zahlreiche andere, unsere persönliche Anerkennung und unseren Dank aussprechen zu dürfen. Joachim Darge habe ich kennengelernt zu einer Zeit, als er bereits nicht mehr aktiv im Berufsleben stand. Ihm eilte auch nach 10 Jahren außer Dienst noch ein Ruf voraus, der auch auf die jüngeren Mitglieder im Vorstand des AIV anziehend wirkte. Im Verein war er ein engagierter und kenntnisreicher Kollege, der sich für die Baukultur und Planungskultur einsetzte. Er konnte beharrlich sein in seinen Fragestellungen und auch unbequem, aber er war beliebt für seinen Humor, seine Aufmerksamkeit und Neugier, mit der er sich in die Diskussionen einbrachte. Er war ausgleichend und lösungsorientiert und bemerkenswert herzlich.

Ich habe über seinen beruflichen Weg nachlesen müssen. Vieles hatte ich von ihm schon erfahren, wenngleich er nicht mit „alten“ Anekdoten aufwartete: Wenn wir diskutierten, dann waren es meist aktuelle Themen. Sein Engagement galt dem Bauen und der Kunst. Er trug seine Themen mit einer heiteren Menschlichkeit vor, die ihn zu einem beliebten Gesprächspartner machte. Er hat mit dieser Haltung einen sehr geradlinigen Berufsweg erfolgreich beschritten, der ihn nach seinem Studium an der TU Berlin 1947–1952 als Referendar zur Großen Staatsprüfung führte und zum Bauassessor und stellvertretenden Bauamtsleiter machte. In meinem Geburtsjahr 1962 war er Baurat und bereits ein Jahr später Oberbaurat. Die Bauprojekte, die er zu der Zeit mitverantwortete, sind große Infrastrukturmaßnahmen, Verkehrsbauten, Messehallen, Institute der Universitäten und natürlich zahlreiche Verwaltungsbauten. Die Neue

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DAI aktuell

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links DAI Ehrenpräsident Joachim Darge (1927–2017)

Dort war er bis zu seinem Tod insgesamt 63 aktive Jahre in vorwiegend leitenden Funktionen tätig – dies ist im AIV zu Berlin unübertroffen. Auch im Dachverband der Deutschen Architekten- und Ingenieurvereine DAI war er seit 1971 Mitglied des Präsidiums und seit 1977 über viele Jahre hinweg dessen Präsident. Im Präsidium des DAI habe ich in jeder Sitzung seine Anwesenheit geschätzt. Nationalgalerie von Mies van der Rohe ist sein bekanntestes Bauwerk, das er als verantwortlicher Vertreter des Bauherrn begleitet hat. Weitere bedeutende Bauten sind das Brückemuseum, die Messe Berlin, der Flughafen Tegel, aber auch zahlreiche Schulen, Sportstätten, Bäder und Kitas. Als leitender Baudirektor war er seit 1972 verantwortlich für die Durchführung aller Hochbauten der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen. Als leitender Senatsrat und Leiter des Hochbauamtes gestaltete er dann auch übergreifende Themen wie das Wettbewerbswesen, bauliche Grundsatzangelegenheiten und Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtbildes. Weitere 20 Jahre in dieser verantwortlichen Position folgten bis zu seiner feierlichen Verabschiedung in den Ruhestand im Jahr 1992. Joachim Darge war tief im AIV zu Berlin verwurzelt, dem er direkt nach dem Studium 1954 als Jungmitglied beitrat.

Seine heitere und kompetente Gesprächsführung, seine Erfahrung und sein Engagement für die Baukultur haben ihn in zahlreiche weitere Tätigkeiten geführt: • Baukommission Stiftung Preußischer Kulturbesitz • Lenkungsausschuss der DIN • Schulbauinstitut der Länder • Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz • Mitglied im Stiftungsrat Wernervon-Siemens Ring • Fachpreisrichter beim DEUBAUPreis, Stahlbaupreis, Mies van der Rohe-Preis etc. • Vorsitzender von Prüfungsausschüssen Joachim Darge hat außerdem 1975 den Kontaktkreis der Berliner Architekten- und Ingenieurverbände geschaffen und war für 10 Jahre deren Vizepräsident. Dieses Gremium gilt rückblickend als die Vorstufe der heutigen Architekten- und Baukammern.

Joachim Darge hat in seiner beruflichen Tätigkeit für das Land Berlin und den Berufsstand der Architekten und Ingenieure so viel Gutes bewirkt, dass ihm der damalige Bausenator Wolfgang Nagel am 20.9.1993 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verlieh. In seiner Laudatio würdigte er Joachim Darge als Persönlichkeit, die über viele Jahrzehnte hinweg mit außergewöhnlichem Engagement, weit über die dienstlichen Pflichten hinaus, im Bereich des öffentlichen Bauens tätig war und sich immer konsequent für die Förderung der Baukultur eingesetzt hat. Wie mir berichtet wurde, hat der Bausenator dann persönlich die Geige ausgepackt und seinem, wie er sagte, „besten Mitarbeiter“ ein Ständchen gespielt. Ich habe die ehrenhafte Aufgabe, Joachim Darge in einigen Funktionen seiner Ehrenämter nachzufolgen. Schon deshalb kann ich das Ausmaß seiner vielen Tätigkeiten etwas einschätzen. Ich möchte mich daher explizit auch im Namen des AIV zu Berlin und des DAI für sein kontinuierliches Engagement bedanken. Mein besonderer Dank gilt auch seiner Frau und seiner Tochter, die seine Arbeit unterstützten, auch wenn sie ihn häufig außer Haus führte. Für mich wird Joachim Darge in meiner Erinnerung vor allem eines sein: ein großer Menschenfreund. Arnold Ernst

AIV Mark-Sauerland

JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG 2017 Am 26.4.2017 fand die Jahreshauptversammlung des AIV Mark-Sauerland statt. Zukunftsland Nordrhein-Westfalen Vor den eigentlichen Vereinsregularien sprach die Geschäftsführerin der Agentur Regionale 2016, Uta Schneider, über die erfolgreichen Projekte, die den

beteiligten Kommunen wichtige und nachhaltige Impulse für die städtebauliche Entwicklung und die regionale Verknüpfung gebracht haben. Die Vergabe der nächsten Regionale war gerade erst veröffentlicht worden. Da Hagen entgegen der hoffnungsvollen Erwartungen erneut nicht an der Regionale teilnehmen darf, war der Vortrag als

Appell zu verstehen, damit es vielleicht beim nächsten Mal endlich klappt. Jahresrückblick Das zurückliegende Vereinsjahr war im Monatstakt von vielen erfolgreichen Veranstaltungen geprägt. Auf der Agenda standen diverse Vortragsabende, aber auch Fachexkursionen nach


DAI regional

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rechts Vorstandsmitglieder des AIV Mark-Sauerland: 1. Vorsitzender Georg Thomys (links) 2. Vorsitzender H.-Rainer Becker (rechts) (Foto: Klaus Meyer)

Maastricht und Lüdenscheid. Zudem fanden ein Architekturfilmabend, ein Zeichenseminar und eine architektonische Fahrradtour über den Haarstrang statt. Der „Blaue Tisch“ ist am Haus Harkorten gewesen, um die städtebauliche Diskussion zwischen Bürgern, Fachleuten und Politik zu beflügeln. Diesmal hatte der „Blaue Tisch“ sogar die Doppelrolle als „Tag des offenen Denkmals“ übernommen, da die Stadt sich nicht beteiligt hatte. Vorstandswahlen Im Zuge der Vorstandswahlen sprachen die Mitglieder dem gesamten Vorstandsteam „en bloc“ das Vertrauen aus, sodass der Vorstand unverändert wiedergewählt wurde. Der Vorstand besteht aus: 1. Vorsitzender: Georg Thomys 2. Vorsitzender: H.-Rainer Becker Geschäftsführerin: Anna Kramps Kassenwart: Dr. Manfred Gropp Kassenprüfer: Prof. Daniel Thulesius Kassenprüfer: Michael Rabe Damit ist der Vorstand bezüglich der Professionen paritätisch besetzt, denn der AIV versteht sich explizit als interdisziplinärer Berufsverband. Die Aufgabe des Vorstands wird es zukünftig

sein, den erfolgreich eingeschlagenen Weg kontinuierlich fortzuentwickeln. Schwerpunkte werden weiterhin die Fortbildung der Mitglieder und das Mitwirken bei aktuellen städtebaulichen und berufspolitischen Themen sein. Mitgliederstruktur Zwar macht auch der demographische Wandel vor der Vereinsarbeit nicht halt, aber es konnten einige neue Mitglieder aufgenommen werden, sodass die Mitgliederzahl im letzten Jahr leicht stieg und sich die Mitgliederstruktur sogar etwas verjüngte. Ein Baustein hierfür ist die neue Veranstaltungsreihe „Aus eigenen Reihen“, in der die Mitglieder über ihre Erfahrungen und Projekte berichten und die sich explizit auch an Externe und Berufsanfänger richtet. Mit besonderer Trauer haben die Anwesenden an das langjährige und treue Mitglied Manfred Krug gedacht, der am 23.7.2016 verstorben ist. Georg Thomys rechts Vorstandsmitglieder des AIV Mark-Sauerland: Kassenwart Dr. Manfred Gropp (links) Geschäftsführerin Anna Kramps (rechts) (Foto: Klaus Meyer)

WÄRMEGEDÄMMTES RANDPROFIL

FOKUS AUF: SATTELLICHTBAND / SHEDLICHTBAND Sattellichtbänder von EVERLITE verleihen Ihrem Gebäude das gewisse Etwas und sind variabel in jeder Hinsicht: Beidseitig gleichmäßige Neigung individuell ab 15 Grad oder asymetrisch geneigt in Shedform. Für Ihre Photovoltaikanlage haben wir auch das passende Adaptersystem. Mehr Informationen erhalten Sie auf www.everlite.de oder gerne in einem persönlichen Gespräch mit Ihrem Tageslichtexperten.

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rechts Interaktiv erfahrbares Modell der Judengasse in Frankfurt am Main

DRAMATURGIE EINER AUSSTELLUNG Das Museum Judengasse in Frankfurt am Main entstand in den 1980er Jahren am Ort des ersten mitteleuropäischen jüdischen Ghettos, gegründet 1462. Seit 1992 ist im Untergeschoss die Ausgrabungsstätte zu besichtigen. Durch eine Sanierung sollten die Räumlichkeiten mehr musealen Charakter erhalten. Den Wettbewerb zur Ausstellungsgestaltung gewann die Arbeitsgemeinschaft space4 aus Stuttgart mit teamstratenwerth aus Basel. Das Atelier matí AG aus Adliswil wurde mit der Lichtplanung betraut. Räumliche Zusammenhänge Der Eingang zum Museum nunmehr auf der Rückseite des Gebäudes schafft dramaturgische Vorteile. So können sich die Besucher zunächst In einem Vorraum über die Geschichte der Judengasse informieren und wichtige Exponate in Vollglas-Rundvitrinen betrachten. Der Vorraum ist mit neutralem 4.000 K-Grundlicht ausgeleuchtet. Die Ausleuchtung des Hauptraums mit der Ausgrabungsstätte ist im Vergleich dezenter, was einen gewissen Schatullen-Effekt erzeugt. Den Raum oberhalb der Ausstellung fasst ein Horizont aus strukturiertem grauem Stoff, der das Tageslicht filtert und gleichzeitig den Bezug zur Außenwelt herstellt. Die Decke ist mit Schwarzspiegeln verkleidet, was ihn als Abbild des Grundrisses optisch erweitert. Ein erhöhter Steg führt über das Grabungsfeld und an dessen Ende hinab auf die Höhe der Fundamente. Er ist nicht direkt beleuchtet. Hier soll der Fokus auf den steinernen Resten der Judengasse bleiben. Spuren der Zeit Die Neuinszenierung wollte Feinheiten betonen. Licht und Schatten leiten durch die Ausstellung und die Häuser, in denen Geschichten des Alltags der früheren Bewohner erzählt werden. An den Steinwänden und Mörtelarten lässt sich die Historie der Bauten ablesen: Wurde in den Anfängen noch vergleichsweise großzügig gebaut, unterteilte man die Gebäude später aus Platznot in mehrere Häuser. Die Lichtplaner thematisieren diese Spuren der Zeit, indem die Zeitschichten auch in unterschiedlichen Farbtemperaturen weißen Lichtes gezielt angestrahlt werden. Die dafür benötigten LED-Scheinwerfer sind frei an Stromschienen in der Decke montiert und können zwischen warm- und kaltweiß von 2.700 K bis 5.600 K in Stufen eingestellt werden. Besonders der unebene Boden, teils naturbelassen, teils aus Kopfsteinpflaster oder Stein, war äußerst aufwändig einzuleuchten. Vitrinenbeleuchtung Das Beleuchtungskonzept für die Ausstellungsvitrinen erarbeiteten die Lichtplaner gemeinsam mit Medientechnikern an 1:1-Modellen. Da die Rundvitrinen keine Hauptblickrichtung definieren, mussten sie vollständig blendfrei eingeleuchtet werden. Erreicht wurde dies mit einem Lichtkranz

aus Miniatur-Scheinwerfern, mit denen die Objekte von der Vitrinendecke herab inszeniert werden, ohne den Blick auf die Monitore im gläsernen Vitrinenboden zu stören. Eigens entwickelte Torblenden reduzieren Einsicht und Blendung nochmals und ermöglichen, Licht und Schatten auf den Objekten genau auszuarbeiten. Die Miniatur-Scheinwerfer sind frei auf magnetischen Stromschienen montiert und einzeln auszurichten und zu dimmen. So können empfindliche Objekte wie Papiere oder Goldschmiedearbeiten passgenau und brillant ohne Reflexionen beleuchtet werden. Um blendende Lichtquellen im Vitrinenboden zu vermeiden, arbeitete man teilweise mit kleinen Umlenkspiegeln, die in der Tiefe der Objekte deren Schönheit voll zur Geltung bringen. Akzentuierte Lösungen Alle Ausstellungsräume sind mit 3-Phasen-Stromschienen in der Decke ausgestattet. Im Vorraum wird das Grundlicht über diffus strahlende, dimmbare Langfeld-LED-Stromschienenfluter erzeugt. Die Farbtemperatur entstand in Abstimmung mit der Wandfarbe und mit der Absicht der Adaption. Fotografien auf hinterleuchteten Bilderrahmen sind einzeln in der Helligkeit kontrollierbar. Die zwei Wandglasvitrinen sind mit einer integrierten minimalen LED-Linear Profil, 3.000°K, Cri > 90 ausgestattet. Das Stadtmodell und die Kinderstation sind mit einem 3-flammigen Supersystem-Modul für 3-Phasen-Stromschienen akzentuiert, ebenso am Strahler dimmbar als Sonderanfertigung. Die Verbindung zum Ausgrabungsraum wird von 3-flammigen Strahlern beleuchtet. Zusätzliche LED-Linear-Leuchten dienen zur Putzbeleuchtung. In dieser Zone wird die hinterleuchtete Vorhangwand eingeführt, die in die eigentliche Ausstellung überleitet. Im Vorführraum wird die Geschichte der Judengasse über die Jahrhunderte hinweg multimedial vermittelt. Präzise Fokussierung Die semitransparente Vorhangwand dient der Reduktion des Tageslichts und erlaubt gleichzeitig den Bezug zur Außenwelt. In einem 1:1-Test vor Ort wurde das Zusammenspiel von Wandfarbe, Textilstruktur und Licht ermittelt. Am Ende des Verbindungskanals öffnet sich der Ausstellungsraum mit den vollverglasten Rundvitrinen für die Präsentation der


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Modell der Judengasse über dem heutigen Stadtgrundriss

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Um Reflexionen und Schleiereffekte zu verhindern, sind die Gläser der Rundvitrinen von innen und außen entspiegelt

rechts Der Steg über die Fundamente ist unbeleuchtet, um die Konzentration auf die Ausgrabungen zu lenken

Kostbarkeiten der Sammlung. Um störende Reflexionen und Schleiereffekte zu verhindern, sind die Gläser von innen und außen entspiegelt. Die Positionierung der Medienmonitore unter den schwarzen Bodengläsern erforderte eine noch präzisere Fokussierung. Eigens für dieses Projekt entwickelte Torblenden verhindern zusätzliche Einsichten in den Vitrinenspots, im klimagetrennten Lichtkranz über dem Objektbereich der Vitrinen. Es stehen 3.000°K und 4.000°K am Gerät dimmbare Spots mit zusätzlichen Wechseloptiken zur Verfügung. Mit magnetisch verschiebbaren Stromschienen lässt sich auf eine neue Anordnung bei Wechselobjekten ideal reagieren. Der Steg in die untenliegende Ausgrabung erlaubt einen Überblick der gesamten archäologischen Funde. Auf die unterschiedlichen Materialien der Mauerreste reagiert die Beleuchtung mit unterschiedlichen Farbtemperaturen im Weißbereich. Die Kelvinzahl lässt sich zwischen 2700°K und 6000°K in 12 Stufen einstellen, die Lichtstärke stufenlos. Jeder Strahler ist mit einer Torblende mit 4 einzeln einstellbaren Fächerklappen zur präzisen Lichtführung bestückt. Katinka Corts, Claude Hidber Fotos: Norbert Miguletz © Jüdisches Museum Frankfurt

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Ausstellungsbereich „Plant“

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Ausstellungsbereich „Prolog“

GESTALT AUS BEWEGUNG ENTWICKELN Hyundai Motorstudio in Südkorea

In Goyang nordwestlich von Seoul hat sich der Automobilkonzern Hyundai nach Planung der Wiener Architekten Delugan Meissl seinen größten Themenpark errichtet. Die Lichtplanung realisierten die Stuttgarter Lichtgestalter LDE Belzner Holmes in enger Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Ausstellungsgestalter Atelier Brückner. Erlebnisparcours auf drei Geschossen Eine Fläche von knapp 64.000 m2 umfasst das neue Hyundai Motorstudio. In der lichtdurchfluteten Eingangshalle treffen sich auf einer topographisch aufgeworfenen Grundfläche („Landscape“) ein Showroom, ein Museum und der Einstieg in den 4.000 m2 großen dreigeschossigen „Car Culture Experience Park“. Die skulptural modellierte bronzefarbene Metalldecke („Shaped Sky“) schwebt mit ihrem prägnanten wellenförmigen Fugenbild über den drei Eingangsebenen. Der „Car Culture Experience Park“ führt als Erlebnisparcours vom Bereich „Steel Manufacturing“, der bis in die 1960er Jahre die ursprüngliche Industriebranche des Unternehmens Hyundai darstellte, zunächst zum Bereich „Plant“ mit großen freistehenden Glaszylindern, in denen Industrieroboter die Prozesse des Autobaus vorführen. Von hier geht es hinab in den Innovationsbereich und über eine inszenierte Aufzugsfahrt zum „Design Space“ drei Etagen höher. Lichtdesign Die Lichtplanung unterlag vielfältigen Ansätzen. Das Konzept für das Architekturlicht stammt vom Büro Speirs und Major.

Das erste Lichtkonzept für den Erlebnisparcours entwickelte der Lichtdesigner Rolf Derrer. Die Umsetzung wurde vom Lichtbüro Bitzro überwacht. Das Büro LDE Belzner Holmes hatte die künstlerische Oberbauleitung für den Parcours, beriet den Bauherrn zur Hallendecke und überwachte die Lichtinszenierung des „Design Room“. Schwebende Decke Bei der Zusammenführung der Planungen war es notwendig, für die schwebende Metalldecke ein einheitliches Bild von Licht und Leuchten trotz unterschiedlicher Erfordernisse zu finden. In der Decke wurden – unregelmäßig eingestreut – trapezförmige Vertiefungen für die notwendigen Leuchten vorgesehen. Jeder dieser Deckenkoffer enthält eine Grundlichtleuchte und nach Bedarf richtbare Akzentleuchten. Der 13 m hohe Showroom- bzw. Salesbereich erforderte sehr lichtstarke engstrahlende Akzentleuchten, um die unten stehenden Fahrzeuge gut auszuleuchten. Für das Museum auf der Galerie dahinter mit einer Deckenhöhe von etwa 5 m waren weniger starke und breiter leuchtende Strahler erforderlich, ebenso für den Bereich „Plant“ mit den Glas-


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zylindern. In jedem Rücksprung sind bis zu 4 Leuchten untergebracht. Durch die Bündelung der Lichtquellen zu einzelnen unregelmäßig verteilten Clustern behält die Decke ihre beeindruckende Dominanz und ist nicht durch ein funktionales Leuchtenraster bagatellisiert. Lichtinszenierung Während in den Showroom- und Museumsbereichen eine einfache Komposition aus Grund- und Akzentlicht im Einklang mit dem Tageslicht zum Einsatz kam, ist in den Bereichen des „Experience Parcours“ das Licht wesentlich inszenatorischer eingesetzt. In der großen Halle sind in den Bereichen „Prolog“ und „Plant“ in den Exponatpodesten von unten leuchtende Akzentstrahler integriert, die bei dem stündlich stattfindenden Industrieroboter-Ballett die Choreographie dramaturgisch in Szene setzen. Im Bereich „Safety“ sind eine hinterleuchtete Airbag-Installation und eine mediale Inszenierung eines Crash-Tests zu sehen, ebenso im Bereich „Wind“. Licht spielt hier überall eine Assistenzrolle. Neben einer reduzierten Grundbeleuchtung gibt es vereinzelt Akzente. Höhepunkt der Ausstellung Beim 235 m2 großen „Design Room“ führt ein umlaufendes Medienband vom Vorraum in den Hauptraum. Die Hinterleuchtung der Spanndecke ist in 4 m2 große Segmente unterteilt, die subtile wolkenartige Lichtschlieren über die Decke ziehen und den Raum dynamisch beleben. Allseitige Edelstahlwände und -böden reagieren durch Spiegelungen und verstärken so Lichtveränderungen und Dynamik. In der Raummitte befindet sich eine kinetische Skulptur aus 1.400 Edelstahlstäben mit gerundeten Köpfen, die einzeln programmiert aus dem Boden bis auf eine Höhe von 1,40 m hinausfahren. Sie spiegelt poetisch die Design-Philosophie von Hyundai wider – „Creating Design from Movement“ (Gestalt aus Bewegung entwickeln). Über der Skulptur reagiert ein identisch großes Pixelfeld aus 9 x 42 einzelnen DownlightSpots präzise auf die Bewegung der Edelstahlstäbe. Indem die nach oben herausragenden Stäbe heller beleuchtet sind als die versenkten, wird die Dynamik des Feldes verstärkt. Der „Reactive Mode“ erlaubt den Besuchern die Interaktion mit der Skulptur und dem Medienband und präsentiert mit einer Klangeinspielung und dem dynamischen Raumlicht eine beeindruckende Narrative zu den Themen Natur, Technik und Design.

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links Die 1.400 rasterartig angeordneten Stäbe der kinetischen Skulptur sind in ständiger Bewegung und münden im „Show-Modus“ in die Formensprache eines Fahrzeugs der Marke Hyundai

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Bei Dunkelheit erstrahlt durch die gelochte Metallfassade das Bergpanorama in blauem LED-Licht (Foto: Peter Bartenbach)

LEUCHTENDE BERGE Giggijochbahn in Sölden

Seit der Skisaison 2016/17 verfügt der Tourismusort Sölden in Tirol mit der Giggijochbahn über die leistungsfähigste Seilbahn der Welt. Der Entwurf für die Berg- und Talstation stammt vom Innsbrucker Architekturbüro obermoser archomo zt gmbh, das Lichtkonzept und die Umsetzung der Lichtinstallation von Bartenbach lighting solutions aus Aldrans bei Innsbruck. Für die neueste Seilbahntechnik zeichnet der Seilbahnspezialist Doppelmayr verantwortlich. Landmarke im Ort Sölden in Tirol ist einer der bekanntesten Wintersportorte in den Alpen. Dort findet jährlich das Auftaktrennen für den Weltcup-Winter des internationalen Skizirkus statt. Für den Film „Spectre“ jagte James Bond Bösewichte auf Söldens Pisten und der Gletscherstraße. Und seit vergangenem Winter verfügt der Tourismusort mit der Giggijochbahn über die leistungsfähigste Seilbahn der Welt. Bis zu 4.500 Wintersportler können pro Stunde auf den Berg gebracht werden. Aber nicht nur die technischen Features, auch die Architektur und das Lichtkonzept der neuen Bahn begeistern. Die Talstation fungiert als Landmarke im Ort. Nachts unterstreicht vor allem die Beleuchtung den Charakter als Orientierungspunkt. Talstation Die turmartige Bauform ergibt sich durch die engen Platzverhältnisse und die Seilbahntechnik, die untergebracht werden musste. Die Einstiegsebene der Talstation dockt in 13 m Höhe an einem schlanken Betonturm an. So

wird möglichst wenig Grundfläche verbaut. Vor dem Einstiegsbereich befindet sich ein perforiertes Metallband, das die Ötztaler Alpen zeigt. Untertags zeichnen die Öffnungen in der Metallfassade ein dunkles Bild der Berge auf hellem Grund. Nachts erstrahlt das Panorama in blauem LED-Licht und verändert so das Erscheinungsbild des Bergpanoramas. Das ausgeklügelte Zusammenspiel der unterschiedlich großen Bohrungen im Metall und der LED-Beleuchtung entfaltet beim Betrachter eine ungeahnte räumliche Wirkung. Das blaue Licht sorgt nämlich für ein besonders plastisches Erscheinungsbild des Bergpanoramas. Bartenbach lighting solutions nutzte für die Hinterleuchtung der Metallfassade die Leuchten im Einstiegsbereich. Abends verändert sie also das gesamte Erscheinungsbild, ohne dass zusätzliche lichttechnische Features notwendig wären. Die Helligkeit des inszenierten Bildes ist optimal auf die Architektur und deren Beleuchtung abgestimmt. So tritt das „Licht-Bild“ gegenüber der Umgebung zwar hervor, es wird vom Betrach-

ter jedoch nicht, wie überinszenierte Reklame, als störend wahrgenommen, sondern vielmehr als Lichtkunst. Die optimale Wirkung testeten und optimierten die Architekten und Lichtplaner vorab im Modell. Die verspiegelte Untersicht der auskragenden Einstiegsebene erzeugt ein Gefühl von Leichtigkeit. Es wird ein Kontrast erzeugt, der den Betonkern noch massiver erscheinen lässt. Nachts schimmert auch die gefräste und hydrophobierte Betonschale des Baus, da sich durch die Fräsung eine gebrochene Körnung ergibt. Zwei Rolltreppen und zwei Aufzüge führen zur Einstiegsebene, es gibt auch direkte Verbindungen zur Skipiste und zum Parkhaus. Darunter befindet sich die 13 m hohe Kassenhalle mit 8 Verkaufsstellen. Der erforderliche Spannschacht wurde als architektonisch eigenständiges Element inszeniert. An einem ausgeklügelten Zutrittssystem vorbei kommen die Skifahrer zu 10erKabinen, die 20 cm mehr Platz bieten als vergleichbare Gondeln. 134 Kabinen sind mit einer Geschwindigkeit


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rechts Talstation der Giggijochbahn rechts Mitte Untertags erzeugt die Lochfassade Licht- und Schattenspiele im Einstiegsbereich zu den Kabinen rechts unten Die Bergstation besticht durch ihre offene und transparente Bauweise in Form einer folienbespannten Stahlkonstruktion, die sie optisch in der Landschaft verschwinden lässt

von 6,5 m/s unterwegs. Die Fahrt nach oben dauert bei einem Höhenunterschied von 920 m nur 9 Minuten. Bergstation Im Betonsockel der Bergstation, die sich auf 2.283 m Höhe befindet, ist die Technik untergebracht. Eine transparente, folienbespannte Stahlkonstruktion schützt vor widrigem Bergwetter. Außerdem kaschiert sie die Dimension der Bergstation und lässt sie beinahe „verschwinden“. Wenn sie außer Betrieb sind, parken die 10er-Kabinen auch unter dieser überspannten Stahlkonstruktion über der Stationsebene. Zusätzliche Kubaturen in der Landschaft sind deswegen nicht notwendig. Ein Tunnel verbindet das 200 m entfernte Restaurant mit der Station und gewährleistet eine wetterunabhängige Ver- und Entsorgung. Die Bergbahnen Sölden bieten mit der neuen Giggijochbahn nicht nur einen Quantensprung in Sachen Kapazität und Komfort, wie es in der Eigenwerbung heißt. Der Ort gewinnt auch ein baukulturelles und lichttechnisches Highlight. Peter Zöch Fotos: Rudi Wyhlidal, Bergbahnen Sölden

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SYMBOL DES BERGBAUS

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oben Mit einsetzender Dunkelheit beginnt das Saarpolygon von innen heraus zu leuchten und entwickelt seine nächtliche Strahlkraft

Als Referenz an den 250 Jahre währenden Bergbau im Saarland wurde auf der Halde Duhamel in Ensdorf das so genannte Saarpolygon errichtet. Vorausgegangen war ein internationaler Wettbewerb, den das Berliner Büro pfeiffer sachse architekten für sich gewinnen konnte. Die Lichtplanung stammt von Lichtvision Design, Berlin. Internationaler Wettbewerb Der Steinkohlebergbau und die mit ihm verbundenen Industrien haben seit über 250 Jahren die Kulturlandschaft des Saarlandes entscheidend geprägt. Diese Epoche endete mit der Einstellung der Kohleförderung im Jahr 2012. Aus diesem Anlass lobte die RAG AG einen internationalen Wettbewerb für eine Landmarke auf der 150 m hohen Bergehalde Duhamel des ehemaligen Bergwerks Saar in Ensdorf aus. Gesucht wurde ein „Zeichen für die Bergbautradition an der Saar und für den Neubeginn und Strukturwandel danach“. Dreidimensional verschränkte Geometrie Das Thema des Wandels ist das zentrale Gestaltungsmotiv des sog. Saarpolygons. Die Erscheinung seiner dreidimensional verschränkten Geometrie wandelt sich bei der Bewegung des Betrachters und mit dem Wechsel der Lichtverhältnisse zwischen Tag und Nacht. Die Silhouette bildet dabei aus verschiedenen Blickwinkeln unterschiedliche Figuren, die mit Symbolen des Bergbaus, wie z. B. einem abstrahierten Schlägel und Eisen oder einem Förderturm, in die Zukunft assoziiert werden können. Konstruktion und Materialität In seiner Haltung zu Konstruktion und Materialität referenziert das Saarpolygon die Industriekultur. Ein Raumfachwerk aus verzinktem Profilstahl formt zwei Pylone und eine Brücke. Die Pylone nehmen jeweils eine Treppenanlage auf, die eine in der Brücke liegende Aussichtsplattform erschließen. Der Stahlbau besteht aus größtenteils Standard-T-Trägern, die über geschweißte Knoten miteinander verschraubt sind. Treppen, Laufflächen und innenliegende Geländer sind aus Stahlblechen gefügt, um sie als innenliegende Skulptur sichtbar zu machen. Die außenliegenden Geländer sind aus Gründen der Transparenz aus Flachstahlrahmen mit eingeschweißten Quadratstäben gefertigt. Eine „Fassade“ aus Quadratrohrprofilen bildet die äußere Hülle und stellt somit die Wahrnehmung auch aus der Ferne sicher.

Montage Alle Bauteile wurden im Werk vorgefertigt, verzinkt oder beschichtet und in Einzelteilen auf das Haldenplateau transportiert. Dort wurden sie auf dem Boden liegend verschraubt. Die Pylone wurden durch Kranmontage in drei Schüssen aufgerichtet. Die Plattform-Brücke wurde am Boden zunächst komplett vormontiert und mit Spezialkranfahrzeugen millimetergenau zwischen die Pylone eingebracht. Damit schloss sich die Gesamtform der Landmarke. Der Stahlbau ruht auf einem monolithischen Fundament, das die beiden Pylone im Erdreich miteinander verbindet und in einem Arbeitsgang an einem einzigen Tag vergossen wurde. Lichtinstallation Die Lichtinstallation entlang der inneren Treppe und Aussichtsplattform thematisiert den Wandel auf einer weiteren Wahrnehmungsebene: Während am Tag die klare äußere Form der Landmarke dominiert, tritt nachts durch die Beleuchtung die innere Erschließungsgeometrie der Landmarke hervor. Die Beleuchtung erfolgt über LED-Lichtbänder in den oberseitigen Profilen der innenseitigen Geländer. Von hier aus werden die Stahlbleche der Geländer sowie die Treppenläufe direkt angestrahlt und das Licht indirekt auf die Innenseite der Stahlkonstruktion reflektiert. Gestalterisch war es das Ziel, den Innenraum bei Dunkelheit aus sich heraus leuchten zu lassen, ohne dass die Lichtquellen wahrgenommen werden. Oben auf der Plattform wurde das Beleuchtungsniveau reduziert, um einen möglichst ungestörten Blick bei Dunkelheit in die Umgebung zu ermöglichen. Hierfür wurde an den Unterseiten der Sitzbänke Beleuchtung angebracht. Es wurde nur ein LED-Modultyp eingesetzt, der direkt an 230VAC angeschlossen ist. So konnte auf LED-Treiber verzichtet werden. Lichtvision & pfeiffer sachse architekten Fotos: Tom Gundelwein


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oben und rechts Das Projekt Jakomini 3600 erhielt im Rahmen des „American Architecture Prize 2016“ die Auszeichnung „Honorable Mention“

In der Grazer Vorstadt Jakomini wurde eine gründerzeitliche Wohnbebauung um einen dreigeschossigen Dachaufbau erweitert. Die Qualität des Neuen vernichtet nicht die Qualität des Alten. Das Alte und das Neue verbinden sich zu einer ganzheitlichen Architektur, die Vielfalt und Erlebnis beinhalten soll.

NEUFORMULIERUNG DER DACHZONE Erweiterung eines Wohngebäudes in Graz

Architektonisches Konzept Die erste wirkliche Stadterweiterung des mittelalterlichen Graz und damit die Bildung von Vorstädten außerhalb der Ringstraßen fand im 18. Jahrhundert statt. Die Vorstadt „Jakomini“ zählt dazu. Die Conrad-v.-Hötzendorf-Straße ist neben der Elisabethstraße eine der imposanten Stadtachsen, die in der Gründerzeit Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt wurden. Breiter und länger als die Elisabethstraße führt die Conrad-v.-Hötzendorf-Straße unmittelbar ins Stadtzentrum, immer den Blick auf den Schlossberg vor sich. Den Abschluss der Conrad-v.-Hötzendorf-Straße bildet die Bebauung an der Ecke Grazbachgasse/Jakoministraße. Die Jakoministraße schwenkt nach rechts, verengt diese Achse, führt zum Jakomini-Platz und dem Platz am Eisernen Tor. Damit kommt dem Eckgebäude eine herausragende Bedeutung zu, auch wenn das heute optisch nicht nachvollzogen werden kann. Städtebauliche Torsituation Durch das Zurückweichen und die Neuformulierung der Dachzone versuchte das mit der Planung beauftragte Büro Giencke & Company Architects ZT GmbH, Graz, die Torsituation stärker zu betonen, ohne die Dachlandschaft aufzureißen. Die Fassaden der Dachaufbauten weichen zurück, die

Dachfirste neigen sich in den Straßenraum. Diese gestalterische Intervention erscheint weniger spektakulär als selbstverständlich, wenn die Aufwertung bzw. Schaffung der Torsituation Ziel städteplanerischer Absichten ist. Struktur und Konstruktion Der Dachaufbau erfolgte dreigeschossig im Bereich der Grazbachgasse. Die Konstruktion der Dachgeschosse besteht aus einer Stahlrahmenkonstruktion aus gewalzten und geschweißten I-Profilen, die untereinander wiederum mit geschoss- und dachtragenden I-Profilen verbunden sind. Die senkrecht stehenden und geneigten Dachfassaden bestehen aus 3-Scheiben-Isolierglas. Sie gehen mit einer geknickten und schräg verlaufenden Trauflinie über in ein ziegelgedecktes Satteldach mit geradem und geneigtem First. Der Sonnenschutz besteht aus stark reflektierendem und wetterfestem perforierten Rollostoff, blickdicht von außen nach innen, blickoffen von innen nach außen. In Verbindung mit der Verglasung ist der g-Wert dieser Konstruktion niedrig. Die Sonnenschutzrollos bringen auch eine Abschattung des Innenraums, die funktionell und optisch durch einen innen liegenden Sichtschutz weiter verbessert werden kann. Volker Giencke & Company


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In das homogene Bild der transparenten Hülle fügen sich auch die gläsernen Brüstungen ein (Alle Fotos: HG Esch)

DYNAMISCHE LINIEN

Neubau einer Firmenzentrale in Berlin Zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und dem Kunst-Campus der Europacity errichtete das Grazer Büro LOVE architecture and urbanism für den Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz eine neue Firmenzentrale. Ziel des Entwurfs war es, ein von innen nach außen gedachtes „Netzquartier“ entstehen zu lassen. Der Fokus lag dabei auf vielseitigen und individuellen Arbeitswelten, die von großen Terrassen und Balkonen durchzogen werden. Überlagerung von Strukturen Die Architektur ist von der Idee des außen liegenden Tragsystems geprägt, dessen netzartig verlaufende Stützen das Geschäftsfeld des Bauherrn bildhaft machen. Die horizontalen Geschossebenen überlagern diese Struktur, während die Verglasung hinter dem Netz Durchblicke zu den innen liegenden orangen Gebäudekernen und Treppenhäusern ermöglicht. Dadurch entsteht eine ungewöhnliche Tiefenwirkung, die zur Entmaterialisierung des Bauwerks beiträgt. Flexible Bürolandschaft Das statisch voll wirksame außenliegende Tragwerk aus weißen Stahl-Verbundstützen (Dia-Grid) ermöglichte stützenfreie Innenräume entlang der Fassaden. „Outdoor-Workspaces“ lassen verschiedenste Nutzungskonzepte zu. Jeder Bereich liefert einen anderen Workflow, eine andere Arbeitsplatzqualität und -atmosphäre. Jedes Layout steht für ein anderes Verhältnis zwischen konzentriertem Arbeiten, informeller Kommunikation und Gärten. Während der Planung konnte jede Abteilung des Unternehmens ihr Arbeitsumfeld selbst definieren. Kein Geschoss des Hauses gleicht einem anderen – es entstanden verschiedene Arbeitswelten mit individuellen Qualitäten. Homogene Transparenz Im Sinne der angestrebten Transparenz erhielt die Gebäudehülle geschosshohe Gläser in feststehenden Rahmen. Weil auf horizontale Teilungen verzichtet werden sollte und die Mitarbeiter von innen unmittelbar an die Scheiben herantreten können sollten, erhielt das Isolierglas gleichzeitig eine absturzsichernde Funktion. Eine besondere Herausforderung bestand darin, einen homogenen transparenten Eindruck zu erreichen. Denn neben den Isoliergläsern kamen in bestimmten Bereichen auch Sonnenschutzgläser zum Einsatz – teilweise wurden

beide Funktionen sogar unmittelbar nebeneinander eingebaut. Ein optischer Unterschied sollte aber nicht zu erkennen sein, weder in der An- und Durchsicht am Tage noch in den besonderen Beleuchtungsszenarien, die LOVE architecture and urbanism für die Nacht geplant haben. Die Verwendung selektiver Sonnenschutzgläser konnte diesen Ansprüchen gerecht werden: Die gläserne Hülle des Gebäudes wirkt „wie aus einem Guss“ und wird durch die aus jedem Blickwinkel anderen Spiegelbilder des Himmels und der umgebenden Bebauung belebt. In dieses homogene Bild fügen sich auch die gläsernen Brüstungen an den auskragenden Bauteilen ein. Sie unterstützen die Idee der Entmaterialisierung, indem von der Straße aus nur der tragende Handlauf als feine Linie erkennbar ist. Aber auch dort, wo keine Transparenz erforderlich bzw. gewünscht war, behält die gläserne Hülle ihre einheitliche Anmutung. Hier kamen opake, nicht blickdichte Fassadenplatten mit Siebdruck zum Einsatz. Nächtliches Beleuchtungskonzept Nachts werden einzelne Stützensegmente des außenliegenden Tragwerks und die innen liegenden Treppenhäuser illuminiert. Es entstehen dynamische Linien, die an Sinuskurven erinnern. So wird in der Dunkelheit aus einer Netzstruktur eine Linienstruktur, und das Erscheinungsbild des Bauwerks wandelt sich. Nachhaltigkeit Das 50Hertz Netzquartier erhielt den weltweit ersten Diamanten der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB. Damit würdigt die DGNB Projekte mit einer hohen nachhaltigen Qualität und einer herausragenden Gestaltung und Baukultur. Voraussetzung für die Diamant-Auszeichnung ist ein DGNB Zertifikat in Platin oder Gold. red.


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oben und rechts Das außenliegende Tragwerk bildet ein Netz aus regelmäßig angeordneten diagonalen Stützen, das den Unternehmenszweck des Netzbetreibers 50Hertz symbolisiert

PROJEKTDATEN Bauherr: 50Hertz Transmission GmbH, Berlin Planung: LOVE architecture and urbanism, Graz Fassade: Sommer Fassadensysteme-Stahlbau-Sicherheitstechnik GmbH & Co. KG, Döhlau Glaslieferant: Schollglas Sachsen GmbH, Nossen

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Der Landtag Baden-Württemberg wurde im Jahr 1961 nach einem Entwurf des Architekten Horst Linde errichtet (Foto: Marcus Ebener)

VITALE LICHTSTIMMUNGEN

Generalsanierung des Landtags Baden-Württemberg in Stuttgart Im Zuge der Generalsanierung des Baden-Württembergischen Landtags sollte der vorher ausschließlich künstlich beleuchtete Plenarsaal für das Tageslicht geöffnet werden. Gemeinsam haben Staab Architekten und das Büro Licht Kunst Licht eine elegante Lösung entwickelt, die das äußere Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Gebäudes aus Glas und Bronze nicht verändert, aber natürliches Licht auch in sein Zentrum gelangen lässt. Modernisierte Moderne Beim Landtagsgebäude von Baden-Württemberg konnte die kompromisslos innovative Architektursprache des Stahlskelettbaus Anfang der 1960er Jahre als Metapher für Aufbruch und ein neues Selbstverständnis der Politik gelesen werden. Mut zur Innovation hat der Landtag auch bei der jetzt erfolgten Generalsanierung des Baus bewiesen. Der vorher fensterlose und introvertierte Plenarsaal wurde an seiner Rückseite maßvoll geöffnet, was Ausblicke durch das Foyer hindurch in den Rosengarten freigibt. Spürbarer Eintrag natürlichen Lichts und direkter Außenbezug sind allerdings erst durch die partielle Öffnung des Dachs möglich geworden. Dazu wurden 12 Oberlichter mit einem Durchmesser von 2,60 m und 36 Oberlichter mit einem Durchmesser von 0,80 m bündig in das Flachdach eingesetzt. Alle kleinen Oberlichter sind mit so genannter Smart Glass-Technologie ausgestattet, die bei übermäßigem Lichteinfall eine Lichtminderung und Reduzierung des Wärmeintrags erzielt. Integrale Tages- und Kunstlichtplanung Das natürliche Licht wird durch ein innovatives Tageslichtsystem transportiert, ausgerichtet und anschließend über die transluzente satinierte Decke aus Kunststoffpaneelen in den Raum geführt. Die Kunststoffröhren unterhalb der Oberlichter sind bei den kleinen als kurze Zylinder und bei den großen als lange, sich nach unten verjüngende Kegelstümpfe ausgeführt. Die Zylinder sind mit hochreflektiver Folie ausge-

kleidet. Sie enden etwa 50 cm unterhalb der Oberlichter und transportieren das Tageslicht gleichmäßig in den Deckenzwischenraum. Im Gegensatz dazu reichen die großen Tageslichtöffnungen ganz hinab zur Lichtdecke, wo sie von klaren Scheiben abgeschlossen werden, die als transparente Kreise in die satinierte Lichtdecke eingebettet sind. Die Wandung der Kegelstümpfe hat innen eine leicht spiegelnde Oberfläche und außen durch ein spezielles Lackierungsverfahren opaken Charakter. Ein Teil des Tageslichts wird so nach unten in den Saal transportiert, während der andere

Die Bronzeverkleidung und die getönten Scheiben fassen die beiden Obergeschosse zu einem kraftvollen Kubus zusammen (Foto: Marcus Ebener)


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rechts Die neuen Oberlichter sorgen für einen spürbaren Eintrag von natürlichem Licht und einen direkten Außenbezug (Foto: Michael Tümmers)

Teil über die Oberfläche der Kegel austritt und so leuchtende Volumen im Deckenzwischenraum generiert, die der Decke Lebendigkeit und Tiefe verleihen. Im Ergebnis gelangt das natürliche Licht als Mischung einer diffusen und direkten Komponente in den Saal. Die Abschlussscheiben der Kegel setzen dabei markante Lichtschwerpunkte, aber bereichern den Raum auch in umgekehrter Richtung, indem sie direkte Ausblicke auf den Himmel über Stuttgart erlauben. Vielfalt im Plenarsaal Mit dem Tageslichtsystem lassen sich vitale Lichtstimmungen bei mittleren Beleuchtungsstärken von 150 lx an trüben und über 800 lx an klaren, sonnigen Tagen generieren. Bedarfsgerecht kann LED-Licht mit einstellbarer Farbtemperatur zwischen 2.700 K und 6.500 K das Tageslicht ergänzen. Dafür wurden lineare LED-Leuchten wie Schaufeln einer Turbine ringförmig um die Tageslichttrichter und -zylinder angeordnet und um 30° in ihre Richtung gekippt. Durch diese Formation und Ausrichtung konnte ein Optimum aus Anstrahlung der Zylinder bzw. Kegel und Lichtdeckenhinterleuchtung erzielt werden. Bei üblicher Nutzung betragen die horizontalen Beleuchtungsstärken 500 bis 600 lx; bei Fernsehaufnahmen können sie auf über 1000 lx erhöht werden.

Die quadratischen Decken-Einbauleuchten integrieren sich unaufdringlich und generieren ein druckvolles und gerichtetes Licht. Der helle Boden reflektiert einen Teil des Lichtstroms an die Decke zurück, was den Raum offener und weiter erscheinen lässt. Neben der optimierten Allgemeinbeleuchtung werden die beiden eingestellten Treppenhausblöcke mit umlaufendem LED-Licht so inszeniert, dass sie sowohl im Raum als auch in der Außenwahrnehmung des Gebäudes einen prominenten Auftritt haben.

Lichtflächen und Downlights Im Foyer wurde das strenge Raster der Deckenleuchten beibehalten, aber symmetrisch auf die Stützen abgestimmt.

Repräsentative Nachtwirkung Bei einer so konsequent transparenten Gebäudehülle definiert die Innenraumbeleuchtung die Außenwahrnehmung ganz wesentlich mit. So ist die räumliche Dramaturgie auch bei Dunkelheit gut ablesbar: Die Bronzeverkleidung und die getönten Scheiben fassen die beiden Obergeschosse zu einem kraftvollen Kubus zusammen, der über dem zurückgesetzten, farblos verglasten Erdgeschoss zu schweben scheint. Die mit Licht inszenierten Wände der Treppenhausblöcke im Erdgeschoss und die Außenwand des Plenarsaals in den Obergeschossen betonen zusätzlich die von innen herausleuchtende Wirkung des Hauses. Dem hellen Kern war schon in der Bestandslösung ein grafisches Lichtmuster überlagert, das die Tragstruktur des Hauses einblendet. Gezeichnet wurde es von Lichtbändern zwischen den Stürzen gleich hinter der Fassade. Im Zuge der Sanierung sorgen die Lichtbänder nun ausschließlich für eine repräsentative Nachtwirkung. Andrea Rayhrer

Mit dem Tageslichtsystem lassen sich im Plenarsaal vitale Lichtstimmungen generieren (Foto: Marcus Ebener)

Im Foyer wurde im Zuge der Sanierung das strenge Raster der Deckenleuchten beibehalten (Foto: Marcus Ebener)

Technische Updates Am Raumprogramm und der Verkehrsführung des Landtags wurde substanziell fast nichts verändert. Dies war angesichts der Auflagen des Denkmalschutzes geboten, aber auch schlichtweg nicht nötig, denn das Architekturkonzept wirkt auch nach mehr als 50 Jahren Nutzung erstaunlich zeitgemäß. In mehreren Bereichen fanden sich Bestandslösungen, deren atmosphärische Wirkung eher respektvolle Updates denn Veränderung nahelegte. Die Technik wurde auf den neuesten Stand gebracht, der Charme der vorhandenen Lösung bewahrt.


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NATURNAH, HELL UND NACHHALTIG Werkskantine in Bruckmühl

Für seine über 300 Beschäftigten ersetzte der Hersteller von Naturarzneimitteln Salus Haus die in die Jahre gekommene Kantine durch die „Salusteria“ – einen markanten Neubau, der hinsichtlich Materialwahl und Transparenz die Philosophie des Traditionsunternehmens widerspiegelt. Die in das markante Pultdach integrierten Lichtbänder sorgen für viel Tageslicht und schaffen eine erholsame und wohltuend entspannte Atmosphäre. Historie Seinen Anfang nahm das im Jahr 1916 gegründete Salus-Werk in München. 1968 verlegte das Unternehmen seinen Sitz ins bayerische Voralpenland nach Bruckmühl. Dort bezog es die Liegenschaft eines ehemaligen Sägewerks, von dem heute noch einige Bauten stehen und dessen altes Wasserkraftwerk zur Stromversorgung des Betriebes beiträgt. Der in die Jahre gekommene Holzbau, in dem jahrzehntelang nur Kaffee und Tee serviert worden waren, konnte dem mittäglichen Ansturm der inzwischen über 300 Beschäftigten längst nicht mehr standhalten und war auch in technischer Hinsicht veraltet. Mit dem Neubau hat das Unternehmen den Versorgungsengpass nicht nur vergessen gemacht, sondern es setzt die Firmenphilosophie auch architektonisch in Szene. Lichtdurchflutete Kantine Die schlichte Kubatur des neuen Betriebsgebäudes verrät erst auf den zweiten Blick, welch hohe Aufenthaltsqualität sich im Innenraum verbirgt. Einen Hinweis gibt die ungewöhnliche Dachform: ein 22 Grad geneigtes Pultdach, das von 4 m auf 10 m Höhe

ansteigt und an der Rückseite an einen dreigeschossigen Büroriegel angrenzt. Über das Erdgeschoss des Nachbargebäudes erfolgt der Zugang zur Kantine. Im Inneren scheint sich der Himmel zu öffnen: Die Decke springt weit nach oben, und man befindet sich in einem hellen, lichtdurchfluteten Raum. Die 90 cm hohen Brettschichtholzbinder der Dachkonstruktion überspannen den gesamten Raum von der Glasfassade an der Südseite bis hoch zur Rückwand des Büroriegels an der Nordseite. Unter diesem Gebäudetrakt befindet sich im Erdgeschoss die Küche mit Buffet, Getränkebar und Ausgabetheke, offen einsehbar und unmittelbar mit dem Kantinenraum verbunden. Ein Blickfang sind die tragenden Stützen aus 200 Jahre alten Eichen aus der Region. Die dicken Baumstämme, auf die sich die massiven Leimbinder des Pultdaches stützen, zeugen von Naturverbundenheit. Der sonnendurchflutete Innenraum, in dem Holz, Glas und Naturstein dominieren, lässt erahnen, dass sich das Unternehmen dem gesundheitlichen Wohlbefinden verpflichtet fühlt. Auch das Eichenholz für die geölten Sitzmöbel und Tische stammt aus der Region.

Beeindruckende Lichtstimmung Seine hohe Aufenthaltsqualität bezieht der Raum insbesondere aus der nach Süden orientierten Glasfassade, die den Blick auf den am Gebäude vorbei plätschernden Triftbach freigibt, sowie der großzügigen Belichtung von oben. Insgesamt 64 einzelne Module des Velux Modularen Oberlicht-Systems fügen sich zu 4 etwa 20 m langen Lichtbändern. Diese erstrecken sich über alle 4 Binderachsen und brechen das 390 m² große Pultdach im Abstand von 2 m auf. Es ist die geschickte Kombination aus Sichtbezügen nach draußen und dem Lichteinfall von oben, die einerseits für Transparenz sorgt und anderseits ein Maximum an Helligkeit ermöglicht. Diese wohldurchdachte Form der Tageslichtarchitektur erzeugt eine beeindruckende und sich von Stunde zu Stunde verändernde Lichtstimmung, wie man sie ansonsten nur in Orangerien oder Gewächshäusern findet. Wer sich von seinem Arbeitsplatz aufmacht, um hier eine Pause einzulegen, kann sich in ruhiger Atmosphäre erholen und neue Kraft tanken. Keine Spur der hektischen Betriebsamkeit, die sonst häufig in Kantinen vorherrscht. In dem großvolumigen


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oben Der sonnendurchflutete Innenraum, in dem die Materialien Holz, Glas und Naturstein dominieren, bietet eine erholsame und wohltuend entspannte Atmosphäre

Innenraum verliert sich das Geräusch klappernden Geschirrs ebenso wie die Stimmen der Mitarbeiter an den langen Tischen. Angenehmes Raumklima Dem Modularen Oberlicht-System kommt nicht nur die Aufgabe der Belichtung zu, sondern es ist auch Teil des Lüftungs- und des Brandschutzkonzeptes. So sorgen die öffenbaren Module für eine natürliche Luftzirkulation im Innenraum und tragen im Brandfall wesentlich zur Entrauchung bei. Wenn die elektrisch betriebenen und mit der Gebäudeautomation verknüpften Fensterflügel sich öffnen, kann die unter dem Pultdach angestaute Warmluft nach außen abziehen, während frische Luft von unten nachströmt. Diese besonders effektive und schnelle natürliche Lüftung gewährleistet nicht nur eine gute Raumluftqualität, sondern sorgt in Verbindung mit den ebenfalls elektrisch betriebenen innenliegenden Sonnenschutz-Rollos für angenehme Raumtemperaturen im Sommer. So finden die Mitarbeiter auch bei hoch stehender Sonne ein schattiges Plätzchen unter dem fast freien Himmel. Energiekonzept Die dreifach verglasten Oberlichter lassen selbst an trüben Tagen oder bei geschlossenen Rollos noch genügend Tageslicht in den Raum, sodass tagsüber in der Regel auf künstliche

Beleuchtung verzichtet werden kann. Ein kleiner, aber dennoch spürbarer Beitrag zur Energiebilanz, deren Bedarfsseite einen Verbrauchswert ausweist, der 20 % unter den Anforderungen der EnEV 2009 liegt. Zu verdanken ist die hohe Energieeffizienz des Neubaus auch dem Heizkonzept, das die Abwärme aus dem Produktionsprozess nutzt, um die Temperaturen in dem hohen Innenraum über eine

Betonkernaktivierung auf einem angenehmen Niveau zu halten. Im Sommer hingegen strömt das kühle Bachwasser durch die Leitungen und sorgt selbst bei lang anhaltenden Hitzeperioden für ein angenehmes Klima in der lichtdurchfluteten Kantine. Barbara Nauerz Alle Fotos: Velux Deutschland GmbH

unten Das Modulare Oberlicht-System von Velux ermöglicht ein Maximum an Transparenz, gepaart mit der Erfüllung der Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz


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In seinem bisher größten Studio zeigt Finstral ab Herbst 2017, wofür der Fensterhersteller steht: Design ohne funktionale Kompromisse

In Friedberg, direkt an der A8 gelegen, eröffnet der Südtiroler Fensterhersteller Finstral Ende September 2017 einen weiteren Schauraum. Das Studio soll sich zum Veranstaltungsort speziell für süddeutsche Architekten, Fachplaner und Händlerpartner etablieren.

SCHAUFENSTER FÜR SÜDDEUTSCHLAND Fenster, Haustüren und Wintergärten Seit über 40 Jahren gilt Finstral als Innovationstreiber unter den Herstellern von Kunststoff-Fenstern. Dabei produziert das Unternehmen fast alles selbst: von der Entwicklung und Produktion der Rahmenprofile über die Herstellung des Isolierglases in Europas modernsten Glasöfen bis zur Montage durch die Händlerpartner – unabhängig zertifiziert vom Institut für Fenstertechnik Rosenheim (ift). Der Qualitätsunterschied ist im Bedienkomfort spürbar, in der Langlebigkeit oder auch daran, dass ästhetisch alles zueinander passt. Das lässt sich in dem neuen Finstral-Studio an Fenstern, Schiebe- und Falttüren sowie Haustüren und Wintergärten live ausprobieren. In dem neuen Schauraum finden sich alle Finstral-Produkte von der Cristal-Designlinie über rundum verklebte rahmenlose Nova-line-Fenster bis zum modularen FIN-Project-System mit unerreichter Material- und Designvielfalt und Kunststoff im Kern. Das Gebäude selbst ist mit Vista-Fensterwänden in bestmöglicher Wärmedämmung und optimal integrierten Schiebetüren ausgestattet. Planung in 4 Dimensionen Finstral-Fenstersysteme ermöglichen maximale Variantenvielfalt z. B. bei Material, Farbe und Flügel- bzw. Rahmenform, auf der Fassaden- genauso wie auf der Wohnseite. Um die Vielzahl an Individualisierungsoptionen übersichtlich zu präsentieren, hat Finstral das 4-Finger-Prinzip entwickelt. Jeder Finger steht für einen Bereich des Fensters: Außen (Fassadenseite) – Mitte (Fensterkern) – Innen (Wohnseite) – Rundherum (Service). Dieses Prinzip spiegelt sich auch im Herzstück des neuen Schauraums, den 4 Planer-Theken, wider. Sie unterstützen die individuelle Komposition des jeweiligen Produkts und schaffen Übersicht in der Vielfalt an Möglichkeiten.

Finstral-Architekten-Service Neben der Produktausstellung verfügt das Finstral-Studio Friedberg über eine Bühne und eigene Schulungsräume. Mit attraktivem Programm soll es sich als Veranstaltungsort für süddeutsche Architekten, Fachplaner und Händlerpartner etablieren. Dem Unternehmen ist die persönliche Beratung und Unterstützung sehr wichtig. Es hat deshalb eine eigene Fachberatung für alle Phasen eines Bauprojekts für Planer und Architekten aufgebaut, falls gewünscht auch mit einem Besuch auf der Baustelle. Ob zur Beratung zu spezifischen Montagedetails oder bei Fragen zu Produktnormen steht jeweils ein technischer Planungsberater zur Verfügung. Architekten finden bei Finstral nicht nur ein komplettes Produktprogramm, sondern auch ein umfassendes Serviceangebot – maßgefertigt für ihre Bedürfnisse. Sie erhalten Zugriff auf umfangreiche Produktdatenblätter, die Referenzbibliothek, Ausschreibungstexte sowie Produktmuster. Prüfzeugnisse und Konformitätserklärungen können online abgerufen werden, bei Bedarf werden auch Detailplanungen zu individuellen Fensterlösungen als CAD-Zeichnung oder Muster angefertigt. Ein besonderes Highlight ist die umfangreiche Sammlung von Bauanschlusszeichnungen: Insgesamt stellt Finstral über 500 gebrauchsfertige Zeichnungen zur Verfügung, mehr als 200 davon unabhängig geprüft durch das Institut für Fenstertechnik (ift) und passend für verschiedene Regionen Europas. Finstral AG Studio Friedberg Winterbruckenweg 64 86316 Friedberg www.finstral.com/friedberg


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oben und rechts ECONTROL® -Gläser verfügen über eine innenliegende nanostrukturierte Beschichtung, die ihre Farbe ändert, sobald eine geringe elektrische Spannung angelegt wird (Foto: IMBA Institut für Molekulare Biotechnologie/ EControl-Glas GmbH & Co. KG/ Fotograf © Kurt Kuball)

ENERGETISCHE GEBÄUDESANIERUNG Das dimmbare Sonnenschutzglas ECONTROL® macht Verschattung, ohne dabei das Tageslicht auszusperren, und sorgt mit g-Werten von unter 10 % gleichzeitig für einen spürbaren sommerlichen Wärmeschutz. Dies gilt sowohl für den Neubau als auch für die Gebäudesanierung. Für das Forschungsinstitut IMBA in Wien war es 2015 an der Zeit, die Einfachverglasung der Südfassade gegen eine dimmbare Isolierverglasung auszutauschen. Lichtdurchflutete Räume Große Fensterfronten und Ganzglasfassaden sind nicht nur von außen hübsch anzusehen. Von innen bieten sie beeindruckende Ausblicke, schaffen lichtdurchflutete Räume und steigern somit das Wohlbefinden der Nutzer. Nachteil großer Glasflächen: Der solare Energieeintrag ist auch trotz herkömmlicher Sonnenschutzverglasung oft so hoch, dass eine zusätzliche mechanische Verschattung benötigt wird, um eine Überhitzung der Räumlichkeiten zu verhindern. Raffstoren oder Jalousien würden wiederum die freie Sicht nach draußen versperren. Angenehmes Raumklima Die Nachteile der sommerlichen Aufheizung bekamen auch die Mitarbeiter des in Wien ansässigen Instituts für Molekulare Biotechnologie IMBA zu spüren. Hinter dem über 770 m² einfachverglasten Glasvorbau der Südfassade heizten sich die Räume im Sommer derartig auf, dass ein konzentriertes Arbeiten unmöglich wurde. Eine Möglichkeit zur Verschattung gab es nicht. Im Winter bot die Einfachverglasung wiederum kaum Wärmeschutz. So wurde es 2015, bereits rund 10 Jahre nach der Errichtung des Gebäudes, Zeit für eine energetische Fassadensanierung. Ziel war es, die großflächig verglasten Raumbereiche und damit den Blick nach draußen zu erhalten.

Innovative Technik Geplant wurde der Umbau vom Büro ATP architekten ingenieure aus Wien. Hierbei fiel die Entscheidung auf das dimmbare Glas ECONTROL smart®, das die raumaufheizende Sonnenenergie je nach Bedarf und Witterung ins Gebäudeinnere hineinlässt oder sie aussperrt. Im Dreifachaufbau variiert seine Tageslichttransmission zwischen 45 % (ungedimmt) und 9 % (gedimmt), sodass jederzeit genügend Tageslicht ins Gebäude gelangt. Im Winter vermindert es durch seinen sehr guten Ug-Wert (0,5 W/m2K im Dreifachaufbau) winterliche Heizwärmeverluste. So schafft es ein ganzjährig angenehmes Raumklima. EControl-Glas GmbH & Co. KG Otto-Erbert-Str. 8 08527 Plauen www.econtrol-glas.de PROJEKTDATEN Bauherr: Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) und Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI), A–Wien Gesamtplanung: ATP architekten ingenieure, A–Wien Metallbau: Ing. A. Sauritschnig, Alu-Stahl-Glas GmbH, A–St. Veit/Glan Produkt: ECONTROL Typ smart® 45/8


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BRÜCKENBAU IN DIE ZUKUNFT Schüco erweitert seine Unternehmenszentrale in Bielefeld: Der vom Kopenhagener Architekturbüro 3XN geplante Neubau sieht ein offenes Raumkonzept mit kommunikativer Arbeitslandschaft vor. Zusammen mit eigenen Schüco Systemlösungen entsteht ein architektonisch anspruchsvoller Neubau, der Werte wie Innovation, Exzellenz, Partnerschaft und Verantwortung visualisiert und erlebbar macht. Großflächiger Campus Seit über 60 Jahren prägt die Schüco Unternehmenszentrale das Stadtbild in Bielefeld an der Karolinenstraße. Im Laufe der Jahrzehnte ist der Standort sukzessive zu einem großflächigen Campus mit stilistisch unterschiedlichsten Bauten erweitert worden. An seinem nordwestlichen Rand wird das Areal jetzt durch den von 3XN geplanten Neubau ergänzt. Auf 7 Ebenen mit einer Geschossfläche von 7.200 m² wird eine moderne Bürolandschaft entstehen. Der Baubeginn ist für das 1. Quartal 2018 geplant. Andreas Engelhardt, geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter, freut sich: „Mit dem Neubau schaffen wir eine moderne Arbeitsatmosphäre, die den Dialog, die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch fördert. Damit legen wir den Grundstein für weiteres Wachstum und eine erfolgreiche Zukunft.“ Dynamik der Fassade Mit der Planung und Umsetzung des Projekts hat Schüco nach einem nach den transparenten Statuten der Architektenkammer NRW international ausgeschriebenen Wettbewerb das rennomierte Kopenhagener Architekturbüro 3XN beauftragt. Die Planer haben einen Baukörper mit einer eleganten Fassade vorgesehen, der mit seiner Kubatur die Höhen und Fluchtlinien der umgebenden Gebäude aufgreift und einen markanten architektonischen Akzent in Richtung

der vielbefahrenen Herforder Straße schafft. Mit einem verbindenden Anschluss an die bestehende Unternehmenszentrale wird gleichzeitig eine gläserne Brücke über die im Zuge des Neubaus verlängerte Schücostraße entstehen: „Im Zusammenspiel der beiden Gebäude schaffen wir ein einladendes Eingangstor zum rückwärtig angrenzenden Schüco Campus“, erklärt 3XN-Partnerarchitekt Jan Ammundsen das Konzept. Ganz entscheidend ist die exponierte Lage am Eingang des Campus. Das Gebäude fungiert deshalb auch als gläserner Showroom, mit dem Schüco die technischen und ästhetischen Möglichkeiten moderner Fassadentechnologie aufzeigt. Atrium als Mittelpunkt 3XN verbinden in ihren Entwürfen skandinavische Klarheit und Funktionalität mit expressiven Formen und präzise gesetzten Details. Dem gleichen Anspruch folgt auch die Innenraumgestaltung des Schüco Neubaus. Als zentrales Rückgrat und Herz des Gebäudes fungiert das über sämtliche Ebenen aufsteigende, über eine gläserne Kuppel belichtete Atrium mit seinen dynamisch übereinander geschichteten, dabei leicht vor- und zurückspringenden Geschossebenen. Im Zusammenspiel der verschiedenen Elemente entsteht ein organisch fließendes Raumkontinuum mit überraschenden Sichtachsen durch das gesamte Gebäude.


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links Das Raumkonzept des Neubaus sieht eine offene kommunikationsfördernde Arbeitslandschaft vor, um den Dialog und Wissensaustausch der Mitarbeiter zu fördern (Alle Visualisierungen: 3XN Architects)

Im frei zugänglichen Erdgeschoss sind neben einem offenen Empfang mehrere flexible Konferenzräume für Seminare und Besprechungen vorgesehen. Ein wichtiges Element ist außerdem die breite Treppe zum ersten Obergeschoss, die gleichzeitig auch als Ort der Begegnung gestaltet ist und die bei Bedarf auch als Tribüne für Festivitäten oder Ausstellungen nutzbar sein wird. Hier wie in sämtlichen anderen Bereichen des Gebäudes verfolgen die Architekten den Anspruch einer modernen kommunikationsfördernden Büroorganisation, die Raum für unterschiedliche Arbeitsformen und Möglichkeiten der spontanen Begegnungen bietet. Offene Arbeitslandschaft „Wir gehen davon aus, dass Architektur einen großen Einfluss auf unser Verhalten hat“, formuliert Jan Ammundsen eine grundlegende Auffassung seines Büros. „Deshalb legen wir generell großen Wert auf ganzheitlich gestaltete Räume mit hoher Aufenthaltsqualität, in denen sich die Menschen als Teil eines größeren Ganzen wahrnehmen.“ Ganz bewusst besitzt der Neubau deshalb auch keine Korridore, sondern ist als offene Arbeitslandschaft konzipiert. Die Mitarbeiter bewegen sich dabei in einer Schleife um das zentrale Atrium, sodass ein kontinuierlicher Flow ohne Sackgassen entsteht. Die enge Verbindung der unterschiedlichen hier verorteten Bereiche soll einen lebendigen Wissensaustausch ermöglichen und so nachhaltig den Arbeitsalltag sämtlicher Schüco Mitarbeiter bereichern. Für konzentriertes Arbeiten werden Möglichkeiten entlang der Außenfassade geschaffen. Nachhaltigkeit Für einen nachhaltigen und energiesparenden Betrieb wird der Neubau mit einer modernen und wartungsfreundlichen Haustechnik geplant. Als Hauptheizquelle ist Fernwärme vorgesehen. Zusätzlich steht eine Erdwärmepumpe als Hauptquelle für Kaltwasser und als Backup für Heißwasser zur Verfügung. Die Lüftung erfolgt über ein Quelllüftungssystem und integriert eine effiziente Wärmerückgewinnung. Darüber hinaus soll das Gebäude mit öffenbaren Fensterelementen natürlich belüftet werden können. Ein weiterer wichtiger Baustein zur Senkung der Kühllast ist eine passive/aktive Nachtkühlung. Durch ein effizientes Zusammenspiel der verschiedenen Maßnahmen und Schüco Systemtechnik wird der Neubau die drei Zertifizierungen LEED, BREEAM und DGNB erhalten – als Beleg beispielsweise für weitsichtige Planung, hochwertige Ästhetik, energiesparenden Betrieb und ein ganzheitliches, modernes Arbeitsumfeld. Schüco International KG Karolinenstraße 1-15 33609 Bielefeld www.schueco.de

Der durch das Kopenhagener Architekturbüro 3XN geplante Neubau wird mit eigenen Schüco Systemlösungen realisiert und mit der bisherigen Unternehmenszentrale verbunden

5 Stockwerke bilden eine Brücke über die Schücostraße und schaffen die direkte Verbindung zur bisherigen Unternehmenszentrale, deren vorderer Teil im Anschluss der Neubauphase kernsaniert wird

Das Atrium sorgt nicht nur für ausreichend Tageslicht im gesamten Innenraum, es fungiert auch als zentrales Erschließungsrückgrat für das Gebäude und schafft gemeinsam mit der als Bühne nutzbaren Treppe einen wichtigen Ort der Begegnung


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Das dreigeschossige Wohngebäude mit seinen großzügigen Terrassen, Balkonen oder sonnigen Gartenplätzen ist in Holzhybridbauweise errichtet

Komplexe Geometrien stellten höchste Ansprüche an die Konstrukteure und Ausführenden

AUSGEKLÜGELTE HOLZHYBRIDBAUWEISE Fontanepalais in Neuruppin

Das Fontanepalais in Neuruppin ist ein gelungenes Beispiel für den innovativen ökologischen Holzbau in Verbund mit anderen Baustoffen, die nur eingesetzt werden, wo sie konstruktiv und wirtschaftlich optimal sind. Ansonsten hat der Werkstoff Holz absolute Priorität. Die Neuruppiner Firma Opitz Holzbau, der die komplette Entwicklung und Ausführung oblag, erwies sich hier als technischer Vorreiter. Zeitgemäßer Komfort Im Zentrum und dennoch ruhig gelegen fügt sich das Fontanepalais in Neuruppin harmonisch in die Umgebung von denkmalgeschützten Gründerzeitvillen, einer Stadtmauer aus dem 18. Jahrhundert und alleeartigen Wegen und Straßen ein. Es umfasst 18 Wohnungen, darunter Maisonette- und Gartenwohnungen sowie Balkonsuiten und Dachgeschosslofts in Größen von 59 m2 bis 154 m2 mit Südbalkonen. Alle Wohnungen bieten zeitgemäßen Komfort in hoher und energiesparender Qualität: Eichenmassivholzparkett in den Wohnräumen, Fußbodenheizung sowie Bäder mit großformatigen Wand- und Bodenfliesen und hochwertigen Armaturen und Einrichtungsgegenständen. Das Gebäude ist barrierefrei gebaut und mit einem Aufzug ausgestattet. Elektround Lichtinstallationen sind auf neuestem technischem Stand. Dreifach verglaste Holz- bzw. Holz-Alufenster und Dachfenster mit elektrischen Rollläden sowie kieferendbehandelte, hochwertige Wohnungseingangstüren unterstreichen den hohen Standard.

Konstruktiver Aufbau Die gesamte technische Planung und Ausführung des dreigeschossigen Gebäudes oblag den Bauingenieuren und Technikern des Opitz-Teams. Abgesehen von Keller und Treppenhaus, die in Stahlbeton ausgeführt sind, bestehen alle tragenden Außenwände aus Konstruktionsvollholz mit Zellulosedämmung. Die Wände sind beidseitig mit Gipsfaserplatten beplankt (K2-Kapselklasse Brandschutz). Die hochgedämmten Wohnungstrennwände wurden als getrennte, zweischalig mit Gipsfaser beplankte Holzrahmenkonstruktion errichtet. Alle Decken sind Holz-Beton-Verbunddecken aus 12 cm starken tragenden Massivholzelementen und 14 cm Aufbeton mit Rohinstallationsführung der gesamten Haustechnik. Die Wandscheiben und Deckenplatten der Loggien der beiden Giebelwände wurden ebenfalls als Holzrahmenelemente ausgeführt. Das flach geneigte Walmdach ist industrieller Abbund der Firma Opitz. Es ist analog zur Fassade als gedämmte Holzkonstruktion ausgebildet.

Ökologische Aspekte Zahlreiche Merkmale des ökologischen Bauens, wie z. B. der Verzicht auf chemischen Holzschutz oder der hohe Anteil nachwachsender Rohstoffe, zeichnen die umweltbewusste Qualität der Architektur aus. Das Fontanepalais erfüllt die Energiewerte der ENEV 2014. Es ist nach KfW 55 gebaut, d. h. es erzielt wesentlich bessere Werte als die ENEV sie erfordert. Die Winddichtigkeit wurde im Rahmen einer Qualitätssicherung mittels Blower-DoorMessung getestet. Zum Unternehmen Das Traditionsunternehmen Opitz Holzbau ist Marktführer von Holztafelbauten, Abbund- und Nagelplattenkonstruktionen für alle Bauvorhaben und Energietypen. Produziert wird in der Opitz Zukunftsfabrik in Neuruppin, die größte ihrer Art in Europa. Im Jahr 2013 gehörte Opitz zu den Gewinnern des Brandenburger Zukunftspreises CAI in der Kategorie Nachhaltigkeit. www.opitz-holzbau.com


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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 38. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.400 54 100 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org

Vorschau Ausgabe 5_2017 >> münsteranerBAUKULTUR

DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dipl.-Ing. Alexander von Canal (Veranstaltungen und Mitgliederbetreuung) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Zur Leiten 11 95517 Emtmannsberg (Lkr. Bayreuth) Telefon: +49 (0)9209.91 86 240 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: kuballa@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion Dipl.-Ing. Sylvia Jung E-Mail: jung@vbk-verlag.de Anzeigen Dipl.-BW (FH) Ines Moritz E-Mail: moritz@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1.10.2016. Druck Benedict Press, Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

Autoren dieser Ausgabe Katinka Corts Architekturjournalistin BR Zürich www.corts.ch Arnold Ernst DAI Präsidiumsmitglied KEC Planungsgesellschaft mbH Berlin www.kec-berlin.com Leonie Feiber Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de Dr. Patrick Gasch Zirngibl Langwieser Rechtsanwälte Partnerschaft Berlin www.zl-legal.de Volker Giencke Giencke & Company Architects ZT GmbH A – Graz www.giencke.com Martin Girard Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de Claude Hidber matí AG - Lichtgestaltung CH – Adliswil www.mati.ch Andrew Holmes LDE Light Design Engineering Belzner Holmes GbR Stuttgart www.lde-net.com

DAI Kooperationspartner

Aline Karrakchou Zirngibl Langwieser Rechtsanwälte Partnerschaft Berlin www.zl-legal.de Regula Lüscher Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Senatsbaudirektorin / Staatssekretärin Berlin www.stadtentwicklung.berlin.de Barbara Nauerz Velux Deutschland GmbH Hamburg www.velux.de Andrea Rayhrer Kommunikation & Public Relations Stuttgart www.ar-pr.de Udo Sonnenberg DAI Geschäftsführer elfnullelf® Unternehmensberatung Berlin www.dai.org Georg Thomys AIV Mark-Sauerland 1. Vorsitzender www.aiv-mark-sauerland.de Peter Zöch Bartenbach GmbH Director Communications A – Aldrans www.bartenbach.com

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BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | Juli 2017 | Ausgabe 4 | ISSN 1862-9571

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