BAUKULTUR 6_2012 lichtBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

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Schwerpunkte Bauen mit Glas Tageslicht + Kunstlicht

AIV zu Berlin Schinkel-Wettbewerb 2013

Oldenburgischer AIV Wohnungsbau in Oldenburg

BAUKULTUR

licht


HOCHSCHULBAU IN NRW am Beispiel der Ruhruniversität Bochum

Freitag, 26. Oktober 2012 Eine Veranstaltung des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

15.30 Uhr

Programm

Veranstalter

Mitarbeiter des BLB NRW führen durch das Gelände der RUB Treffpunkt im Veranstaltungszentrum der RUB

Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V., DAI Gegründet 1871

17.30 Uhr Tagung im Veranstaltungszentrum der RUB, Saal 1 Begrüßung: Prof. Dipl.-Ing. CHRISTIAN BAUMGART, Präsident des DAI Grußwort: Prof. Dr. ELMAR WEILER, Rektor der RUB Grußwort: Dr.-Ing. HEINRICH BÖKAMP, Präsident der Ingenieurkammer NRW 18.00 Uhr

18.30 Uhr

Referat zum Hochschulbau in NRW "Organisation und Aufgaben" Dipl.-Ing. HEINER SOMMER, BLB-Zentrale Düsseldorf Referat zum Hochschulbau in NRW "Beispiel Ruhr-Universität Bochum" Dipl.-Ing. HELMUT HEITKAMP, BLB-NRW, Niederlassung Dortmund

19.00 Uhr

Diskussion

19.30 Uhr

Gespräche bei Wein und Brot

Anmeldungen sind für die Führung und die Tagung über hochschulbau@dai.org erforderlich

PRÄSIDIUM Präsident:

Prof. Dipl.-Ing. CHRISTIAN BAUMGART

Vizepräsident:

Dipl.-Ing. GERD SCHNITZSPAHN

Schatzmeister:

Dipl.-Ing. ARNOLD ERNST

Presse u. Öffentlichkeitsarbeit:

MARION UHRIG-LAMMERSEN

Veranstaltung u. Dr.-Ing. Mitgliederbetreuung: WOLFGANG ECHELMEYER Geschäftsführung:

UDO SONNENBERG

Anschrift:

c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 - 10587 Berlin 030-21473174 030-21473182 kontakt@dai.org www.dai.org 16443 Nz

Telefon: Telefax: E-Mail: Internet: Vereinsregister:

Der DAI besitzt den Status der"Gemeinnützigkeit" im Sinne der Abgabenordnung

32 Mitgliedsvereine gehören zum Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. Mitgliedsvereine in NRW: AIV BIELEFELD Vorsitzender Dipl.-Ing. Dieter Stüwe An der Stiftskirche 11, 33611 Bielefeld Telefon: 0521-982210, Telefax: 0521-9822110 E-Mail: info@architekten-stuewe.de AIV KÖLN / BONN 1. Vorsitzender Dipl.-Ing. Helmut Löhr Ginsterweg 7a, 53721 Siegburg Telefon: 02241-384007 E-Mail: f.guenter@mbn.de Website: www.aiv-koelnbonn.de AIV MARK SAUERLAND / HAGEN Vorsitzender Dr.-Ing. Stefan Bild Emster Straße 25, 58093 Hagen Telefon: 02331-55005, Telefax: 02331-55004 Website: www.aiv-mark-sauerland.de MÜNSTERLÄNDER AIV Vorsitzender Dipl.-Ing. Christoph Thiel Rothenburg 34, 48145 Münster Telefon: 0251-57477, Telefax: 0251-57478 E-Mail: info@maiv.de Website: www.maiv.de RUHRLÄNDISCHER AIV ZU ESSEN (1904/1945) Vorsitzender Dr.-Ing. Ulrich Güttler August-Schmidt-Straße 24, 45739 Oer-Erkenschwick Telefon: 02368-696999, Telefax: 02368-55275 E-Mail: raiv.essen@freenet.de Website: www.raiv.de

C Heinz-Jürgen Bartel


editorial

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LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN, VEREHRTE LESER UND FREUNDE DER BAUKULTUR, vor gut einem Monat fand unser diesjähriger Verbandstag, der DAI Tag in Stuttgart statt, traditionell ein Wochenende mit vielen und guten Gesprächen, Diskussionen, Exkursionen und einer Preisverleihung für Verdienste rund um die Baukultur – national wie international. Ergänzt wurde das reichhaltige Programm in diesem Jahr um die Feier zum 170-jährigen Bestehen des gastgebenden AIV Stuttgart. Einen schnellen ersten Eindruck vom DAI Tag finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 8, in der BAUKULTUR 1_2013 werden wir dann ausführlicher über den DAI Tag berichten. Jedoch auch an dieser Stelle bereits nochmals ein herzlicher Dank an den AIV Stuttgart und sein engagiertes Vorbereitungs- und Durchführungsteam, es war ein DAI Tag, der Maßstäbe gesetzt hat. Vieles wurde thematisiert: Die aktuelle Lage unserer Berufsstände, Fragen rund um unsere Honorarordnung, die nahezu zeitgleich auf der Bauministerkonferenz in Saabrücken diskutiert wurde, und natürlich die grundsätzliche Diskussion darüber, wie wir als Dachverband und in unseren Mitgliedsvereinen noch mehr für eine umfassende baukulturelle Bewusstseinsbildung im Lande sorgen können. Einer der zentralen bei dieser Diskussion auftauchenden Punkte war die Planungskultur und ihre öffentliche Wahrnehmung, die sich seit geraumer Zeit drastisch zu Lasten der Ingenieure und Architekten verschlechtert hat. Musterbeispiel seit langem ist dafür natürlich das Projekt Stuttgart 21, auch diesmal wieder heftig diskutiert. Auf allgemeine Fragen der Planungskultur ist der DAI ja bereits in einer Presseerklärung im August diesen Jahres eingegangen („ohne Planungskultur keine Baukultur“). Natürlich ist dies allein nicht ausreichend und daher wurde folgerichtig das DAI Präsidium in Stuttgart erneut aus den Reihen der Mitgliederversammlung gebeten, sich im Rahmen eines weiteren Schwerpunktthemas im kommenden Jahr mit den grundsätzlichen Fragen der Planungskultur und des Erscheinungsbildes unserer Berufsstände, aber auch unserer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit verstärkt auseinander zu setzen. Ansporn dazu gaben uns nicht zuletzt der diesjährige Preisträger des Großen DAI Preises für Baukultur, Jörg Schlaich, sowie dessen Laudator, Volkwin Marg. Marg würdigte viele Facetten des Bauschaffens seines Kollegen und Freundes Schlaich und bezeichnete ihn als einen „Missionar der Baukunst“. Dort – so die einhellige Meinung im Auditorium – müssen wir unsere Berufsstände wieder hinführen: Zu einer Baukultur, die von den Könnern der Baukunst lebt, aber auch zu einer Planungskultur und öffentlichen Betrach-

tung, die diese Könner und ihre Fähigkeiten respektiert und anerkennt. Dies scheint, glaubt man den Schlagzeilen der vergangenen Monate und Jahre, vollständig verloren gegangen. Skandale allenthalben, neben dem bereits erwähnten Projekt Stuttgart 21 die Elbphilharmonie in Hamburg, der Flughafen in Berlin, der Landtag in Potsdam oder die Pinakothek in München, all überall ist von Bauskandalen, von „Pfusch am Bau“ und Schlimmerem die Rede, all überall tun „Wutbürger“ ihre Meinungen kund frei nach dem Motto: „Wer am lautesten schreit, hat Recht“. Gerhard Matzig hat mit Fug und Recht festgestellt: „Aus Chancen werden im wutbürgerlichen Reich immer Risiken, aus „dafür“ immer „dagegen“, aus einer Möglichkeit eine Bedrohung“. Und weiter stellt er in der Süddeutschen Zeitung die Frage, ob es wirklich nur noch Bauskandale und Pfusch gebe oder nicht vielmehr eine viel zu große Empörungsbereitschaft. Dies ist einer der Punkte, wo Architekten- und Ingenieurvereinigungen und -verbände ansetzen können. Wir müssen für viel mehr und viel bessere und viel tiefer gehende Information der Öffentlichkeit sorgen, immer und immer wieder klar stellen, wo unsere Fähigkeiten, aber auch unsere Verantwortlichkeiten liegen. Planer verheddern sich allzu häufig in Verantwortungsdickicht, schwierigen Rechtskonstrukten und leider auch fachlich und quantitativ ausgebluteten bzw. „kaputt gesparten“ Baubehörden. Seit langem fordert der DAI und fordern seine Mitgliedsvereine eine nachhaltige Stärkung auch der öffentlichen Bauherrnseite durch qualitativ und quantitativ angemessen ausgestattete Bauverwaltungen. Gerne wird der DAI mit einem Schwerpunktthema im kommenden Jahr dieses Problemfeld aufgreifen, in Fachkreisen wie auch in politischen Gesprächsrunden auf die Fragestellungen hinweisen und aktiv an einer Verbesserung der momentanen Rahmenbedingungen mitwirken. Naturgemäß können dies nicht Verbandsorgane oder ein Präsidium alleine tun, daher bitte ich Sie alle herzlich um Mitwirkung und Unterstützung. Herzlichst Ihr

Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart DAI Präsident


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DAI in deutschland

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DAI Tag 2013 Kiel

Im kommenden Jahr wird der DAI Tag vom 27.–29.9.2013 in Koblenz stattfinden. Anlässlich der Verbandstagung wird der DAI Literaturpreis 2013 verliehen. Der Preis richtet sich an Journalisten oder Architekturkritiker, die sich in besonderem Maße für die Baukultur in Deutschland einsetzen.

Pinneberg

www.dai.org

Osnabrück

Düsseldorf

Wiesbaden Aschaffenburg Mainz

Mannheim

Saar

Folgen Sie dem DAI im Netz:

Nürnberg

Freiburg

www.dai.org www.facebook.com/baukultur

DAI Mitgliedsverein kein DAI Mitgliedsverein

www.twitter.com/baukultur

DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Dresden AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim

AIV Karlsruhe AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland Hagen AIV Mecklenburg-Strelitz AIV Schweinfurt AIV Stuttgart

AIV Ulm AIV Wetterau AIV Würzburg AIV zu Berlin Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Editorial Christian Baumgart DAI in Deutschland Inhalt

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Nachrichten

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Kolumne Bundesstiftung Baukultur wieweiterwohnen? Baukultur im Klimawandel

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DAI aktuell DAI Tag 2012 in Stuttgart

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DAI regional Oldenburgischer AIV: Wohnungsbau in Oldenburg AIV zu Berlin: Ausschreibung Schinkel-Wettbewerb 2013

10–26 10–12 13–16 17 18–19 20–21 22 23 24 25 26

Schwerpunkte Bauen mit Glas | Tageslicht + Kunstlicht Wohnexperiment LichtAktiv Haus in Hamburg Intelligente Lösungen zur Steuerung energietechnischer Eigenschaften von Sonnenschutzverglasungen Neuentwicklung „Wohlfühlglas“ Erweiterungsbau für das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg Glaskapelle in Wiesbaden Vakuumspeicher in Zwickau Schulerweiterung in Neuss Parkhaus in Florida Hafenkolonnade in Bingen Wettbewerb Daylight Spaces 2012

27–30 27 28 29 30

Advertorials Glashütte Lamberts Waldsassen GmbH: Restaurierungsglas restauro® Solarlux Aluminium Systeme GmbH: Transparenter Schutz für Außenbereiche Semcoglas Holding GmbH: Optimale Tageslichtnutzung Luxhaus GmbH & Co. KG: Zukunftsorientiertes Wohnen

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Titel: „Skywalk“ im Fraunhofer IST in Braunschweig (Foto: EControl)

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Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

BINE Projektinfo Das BINE-Projektinfo 9/2012 ist unter dem Titel „Räume ins richtige Licht rücken“ erschienen. Beispielhaft für Schulen und Pflegeheime wurde untersucht, wie sich mit optimierten Lichtkonzepten sowie neuer Lampen-, Leuchten- und Vorschalttechnik die Lichtversorgung verbessern lässt. Ein zentrales Ziel der Forscher war, den Energieverbrauch für Beleuchtungszwecke zu senken. www.bine.info licht.wissen Das Heft „Besser lernen mit gutem Licht“ der Schriftenreihe licht.wissen liefert Hinweise und Anregungen zur Lichtplanung von Klassenzimmern, Hörsälen, Bibliotheken, Werkstätten und Seminarräumen. Auch die Außenbeleuchtung, etwa für Pausenhöfe oder Sportplätze, wird ausführlich behandelt. „Licht-Spezial“-Seiten geben Tipps zum Energiesparen, informieren über Vorteile der elektronischen Lichtsteuerung, über LED-Technik oder über die Wirkung des Lichts auf den Menschen. Auch werden Normen und Fachbegriffe erklärt. Eine Tabelle nennt die wichtigsten Vorgaben der Norm DIN EN 12464-1:2011. www.licht.de Glas als tragendes Element Das Deutsche Institut für Bautechnik hat ein Spezialglas erstmals als „lastübertragendes Element“ zugelassen. Seitdem dürfen Architekten das Material bei der Statikberechnung berücksichtigen. Das Produkt mit der Bezeichnung „Sentry Glas“ unterscheidet sich von herkömmlichem Verbundsicherheitsglas vor allem dadurch, dass ein hochbelastbarer Kunststoff zwischen die einzelnen

National Ecological Institute „Ecorium“ in SüdKorea (Foto: Samoo Architects & Engineers)

Glasschichten eingebracht wird. Dieser sog. Ionomer-Kunststoff ist 5-mal fester und 100-mal steifer als herkömmlicher PVB-Kunststoff und ermöglicht leichtere und schlankere Gläser. www.dupont.com

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Velux Architekten-Wettbewerb 2012 Tageslicht + Raumwandel hieß das Motto des diesjährigen Velux Architekten-Wettbewerbs, den der Berliner Architekt Ulrich Arndt gewonnen hat. Für sein Projekt „Kirchenneubau in Platendorf“ erhielt er 29,1 % der rund 21.500 abgegebenen Stimmen der „house and more“-Leser. Lichtschlitze in dem aus einer massiven Brettstapelplatte bestehenden Kirchendach filtern das durch Dachfenster einfallende Tageslicht und erzeugen eine stimmungsvolle, sakrale Ästhetik im Gottesdienstraum. Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro. www.velux.de

Kirchenneubau in Platendorf von Ulrich Arndt (Foto: Velux Deutschland GmbH)

Ausstellung: Der Architekt Noch bis 3.2.2013 zeigt das Architekturmuseum der TU München die Ausstellung „Der Architekt – Geschichte und Gegenwart eines Berufsstandes“. Dargestellt werden die vielen Veränderungen des Berufsbildes vom Baumeister zum Künstler und vom Konstrukteur zum Organisator sowie das unterschiedliche Verständnis von Aufgabe und Stellung des Architekten in verschiedenen Ländern, Kulturkreisen und Jahrhunderten. Beispiele von der Antike bis zur Gegenwart illustrieren und erklären dabei nicht nur die Geschichte und Bedeutung des Berufs, sondern auch das Verhältnis zum Bauherrn, die Umsetzung von Ideen, die bildliche Selbstdarstellung sowie die Beziehungen zu Literatur, Musik und Theater. Mit Gemälden, Zeichnungen, Fotos, Modellen und Filmen wird ein ebenso vielfältiges wie spannendes Bild eines Berufsstandes präsentiert. www.pinakothek.de Masterstudium Lighting Design Zeitgemäße Architektur verlangt zunehmend nachhaltige Lichtlösungen sowohl hinsichtlich des Einsatzes von Tageslicht als auch von Kunstlicht. Der junge Berufsstand des professionell ausgebildeten Lichtdesigners gewinnt

daher immer mehr an Bedeutung: Lichtplaner haben das nötige Fachwissen, um Gebäude optimal auszuleuchten. WINGS, das Fernstudienzentrum der Hochschule Wismar, bietet den berufsbegleitenden Fernstudiengang „Lighting Design“ an. Er ist der erste internationale englischsprachige Fernstudiengang, der einen Bogen von der Architekturbeleuchtung über die Planungspraxis bis hin zum professionellen Management von Beleuchtungsprojekten spannt. www.wings.hs-wismar.de Triple-E-Award 2012 Seit diesem Jahr vergibt enercity den mit 10.000 Euro dotierten Energie-Effizienz-Preis „Triple-E-Award“. Erhalten hat ihn die Hochschule Hannover für die Einrichtung des Masterstudiengangs „Nachhaltiges Design für Gebäude“ (NED4). Der Masterstudiengang ist ein interdisziplinärer Teilstudiengang für Ingenieure und Architekten. Er ermöglicht Studenten, sich ein fundiertes Wissen über die optimale Verwendung von Energie für eine nachhaltig wirtschaftende Gesellschaft anzueignen. Laut Meinung der Jury bildet die Hochschule Hannover in diesem Studiengang Experten aus, die in der heutigen Unternehmenslandschaft dringend gebraucht werden und gleichzeitig durch ihre besonderen Kenntnisse der Gesellschaft angesichts des Klimawandels von großem Nutzen sind. Die Bewerbungsfrist für das kommende Sommersemester endet am 15.1.2013. Studiengangsverantwortlich ist der Vorsitzende des AIV Hannover, Prof. Dr.-Ing. Martin Pfeiffer. www.ned4.de

Triple-E-Award 2012 für NED4 (Foto: Hochschule Hannover)


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kolumne

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Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor

WIEWEITERWOHNEN? Baukultur im Klimawandel Die Bundesstiftung Baukultur und ihre Netzwerkpartner laden zu Podiumsdiskussion und baukulTOUR am 22.10.2012 in Berlin über die Zukunft des Wohnens ein. Im Anforderungskatalog an den Wohnungsbau finden sich meist Begriffe wie: bezahlbar, sozialverträglich und ökologisch. Wie aber sehen innovative Ansätze des Wohnbaus aus, die auch einen Beitrag zur Baukultur leisten? Und welche Akteurskonstellationen überzeugen dabei? Mit der Veranstaltung „wieweiterwohnen? Baukultur im Klimawandel“ am 22.10.2012 in Berlin vertieft die Bundesstiftung Baukultur Impulse aus der Netzwerkinitiative wieweiterwohnen. Partner sind der Förderverein Bundesstiftung Baukultur e.V. und der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Als Plattform zur Zukunft des Wohnens setzt die Initiative inhaltliche Schwerpunkte wie „Stadt und Gemeinde“, „Demografie“ oder „Klima und Energie“. Als Mitmachportal gedacht, lädt die Initiative unter www.wieweiterwohnen.de dazu ein, Projekte und Veranstaltungen einzutragen.

Welche Wohnungsbautypologien setzen heute Maßstäbe für das Wohnen von morgen? Darüber diskutiert die Stiftung im anschließenden Podium. Ihre Ansprüche an den Wohnungsbau formulieren zunächst Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, und Sabine Djahanschah von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Die weiteren Redner widmen sich den städtebaulichen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Der Tübinger Baubürgermeister Cord Soehlke referiert über Baugemeinschaften als Instrumente der Stadtentwicklung und der Architekt Christian Schöningh über das genossenschaftliche Projekt „Spreefeld Berlin“. Mathias Heinz von pool Architekten aus Zürich spricht über das Wohnen in der 2000-Watt-Gesellschaft und Peter Stubbe, Vorstandsvorsitzender der Gewoba aus Bremen, stellt den Wettbewerb „Ungewöhnlich wohnen“ vor. Dem Thema Bezahlbarkeit widmet sich Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbunds, während Thomas Jocher von der Universität Stuttgart für einen Wendepunkt im Wohnungsbau appelliert.

Die Bundesstiftung beginnt ihre Veranstaltung am 22.10.2012 mit einer dialogischen baukulTOUR durchs Berliner Hansaviertel, entstanden 1957 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung. Dabei stellt Thomas M. Krüger von Ticket B gemeinsam mit Teilnehmern und Anwohnern die Wohnvisionen der Moderne auf den Prüfstand.

Die Veranstaltung wird gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Rahmen der Reihe „Baukultur im Klimawandel“. Nina Schwab www.bundesstiftung-baukultur.de

Teilnehmer einer baukulTOUR (Foto: Matthias Hangst für die Bundesstiftung Baukultur)

Die baukulTOUR am 22.10.2012 führt durch das Berliner Hansaviertel (Foto: Pixelio / Seier+Seier)


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DAI aktuell

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DAI Präsidium 2012 (v.l.n.r.): Udo Sonnenberg, Christian Baumgart, Gerd Schnitzspahn, Arnold Ernst

Staffelübergabe AIV Stuttgart – AIV Koblenz (v.l.n.r.): Gerd Schnitzspahn, Christian Baumgart, Alexander von Canal

DAI TAG 2012 IN STUTTGART Der DAI Tag vom 21.–23.9.2012 in Stuttgart hat erneut gezeigt, dass es sich lohnt, für die Interessen der planenden und bauenden Berufe sowie für die Baukultur als solches einzutreten. Neben den alljährlichen DAI Gremiensitzungen gab es in Stuttgart gleich zwei Gründe zu feiern. Zum einen wurde turnusgemäß der Große DAI Preis für Baukultur verliehen. Diese im Wechsel mit

dem DAI Literaturpreis vergebene Auszeichnung ging dieses Jahr an Bauingenieur em. Prof. Dr.-Ing., Drs. h.c. Jörg Schlaich. Eine sehr warmherzige und empathische Laudatio auf Schlaich hat dessen Freund und ebenfalls DAI Preisträger (2006) Prof. Dr.-Ing. h.c. Volkwin Marg gehalten. Am Abend des selben Tages konnte der AIV Stuttgart auf sein 170-jähriges Bestehen zurück blicken.

Auch dieses wurde ausgiebig gefeiert. Allen Beteiligten – insbesondere dem Organsiationsteam um Manfred Lehr und dem Vorsitzenden des AIV Stuttgart Gerd Schnitzspahn – sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Ein ausführlicher Rückblick auf den DAI Tag 2012 wird in der Ausgabe 1_2013 der BAUKULTUR erscheinen. Udo Sonnenberg

Laudator Volkwin Marg (Alle Fotos: Hans-Günther Friedrich und Christiane Lehmann-Friedrich)

Jörg Schlaich am Killesbergturm

Führung Porsche Museum Stuttgart

Führung Stuttgart 21

Führung Stuttgart 21

Führung Weissenhof-Siedlung Stuttgart


DAI regional

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Oldenburgischer AIV

WOHNUNGSBAU IN OLDENBURG

Konzentration + Verdichtung Verdichtung heißt gewissermaßen das Zauberwort, um die statistisch ermittelten fehlenden 8.325 Wohnungen für die wachsende, derzeit ca. 165.000 Einwohner zählende Stadt Oldenburg schaffen zu können. Dabei soll auch der Wunsch junger Bewohner nach neuen Wohnkonzepten berücksichtigt werden, die jedoch gleichermaßen auch für ältere Mitbürger zu realisieren sind. Und: Die Mieten sind hoch in Oldenburg, gar führend in Niedersachsen. Derzeit liegt die Durchschnittsmiete bei 7,12 Euro/m² und damit auf Platz 44 in Deutschland, deutlich vor Städten mit wesentlich höheren Einwohnerzahlen. Die Statistik der Stadt weist außerdem aus, dass es an immerhin 122 ha Bauland fehlt, man müsse deshalb unbedingt konzentrieren und verdichten. Auch mehrgeschossige Bauten sollen dann in einer Stadt realisiert werden, die generell geprägt ist vom Einfamilien- und Zweifamilienhausbau. Stimmen + Meinungen Die große Aufgabenstellung lautet: Es muss sowohl der durchaus höhere Anspruch als auch der bezahlbare Wohnungsbau beachtet werden. Ohne staatliche Förderprogramme sei dies nicht zu lösen, so die Meinung des Podiumsmitglieds Architekt Holger Schmidt aus Hamburg, der in jüngster Vergangenheit viele Wohnungsbauvorhaben in Oldenburg konzipiert hat. Und es müsse auch zwingend überdacht werden, ob die in den Bauordnungen geforderten Stellplatznachweise, z. B. bei Studentenwohnungen, noch zeitgemäß sind. Stadtbaurätin Gabriele Nießen plädierte für „Neues Wohnen in der Mitte“, d. h. auch innerhalb des Autobahnrings. Aber diese Mitte müsse auch in die Stadtviertel gebracht werden. Und: Bei entstehenden neuen Stadtvierteln muss auf eine qualitativ möglichst hochwertige Architektur geachtet werden, etwa durch einen Gestaltungsbeirat bei der Stadtverwaltung, so die Forderung auch des Plenums. Man müsse und solle durchaus maßvoll planen, mahnte ein Teilnehmer, denn nach 2025 sinke der Bedarf an Wohnungen wieder sehr stark. Der Aspekt Nachhaltigkeit und Ökologie nahm nicht zuletzt deshalb auch einen bedeutenden Platz bei der lebhaften Diskussion ein. Manfred Jelken

Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin e.V. | seit 1824

AIV SCHINKEL WETTBEWERB 2013

TRANS FORMATION TXL Vom Flugfeld zum Lebensraum

AUSSCHREIBUNG ZUM 158. WETTBEWERB Ein interdisziplinärer Förder- und Ideenwettbewerb für die verschiedenen Fachsparten Städtebau • Landschaftsarchitektur • Architektur • Konstruktiver Ingenieurbau • Freie Kunst • Verkehrswesen: Strassenbau • Eisenbahn • Querschnittsthemen: Denkmalpflege • Nachhaltigkeit

www.aiv-berlin.de

Hintergrundbild: Luftbild Flughafen Tegel und Umgebung, SenStadtUm Berlin, 2011

Podiumsdiskussion Anfang Juli 2012 hatte der Oldenburgische Architekten- und Ingenieurverein eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wohnungsbau in Oldenburg“ initiiert. Anmoderiert wurde die Veranstaltung durch die stellvertretende AIV Vorsitzende Claudia Pedaci-Waskönig. Das Impulsreferat hielt Stadtbaurätin Gabriele Nießen auf der Basis statistischer Zahlen mit dem Fokus auf 2025. „STEP 2025“ heißt dann auch das Stadtentwicklungsprogramm, das die Stadtplanung Oldenburgs beim Büro Pesch & Partner in Auftrag gegeben hat. Hierin werden Trends und Entwicklungsstrategien wie Überalterung der Bevölkerung, Zunahme der Single-Haushalte, Trend zum citynahen Wohnen, Notwendigkeit der Entwicklung neuer Stadtteilzentren, Veränderungen der Mobilität etc. aufgegriffen (vgl. www.oldenburg.de/Bürgerservice/Stadtentwicklung).


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VON DER THEORIE ZUR PRAXIS Wohnexperiment LichtAktiv Haus in Hamburg

Hohe Wohnzufriedenheit und ein gutes energetisches Zusammenspiel von Gebäude und Technik – dies sind die wichtigsten ersten Ergebnisse des auf zwei Jahre angelegten, wissenschaftlich begleiteten Wohnexperiments im LichtAktiv Haus in Hamburg. Damit bestätigt die in dieser Form erstmals durchgeführte interdisziplinäre Untersuchung eines als Nullenergiehaus konzipierten Gebäudes die theoretischen Planungen und Berechnungen des im Rahmen der IBA Hamburg modernisierten Siedlerhauses aus den 1950er Jahren. Quantitative und qualitative Forschungsmethoden Das LichtAktiv Haus ist der deutsche Beitrag zum europaweiten VELUX Experiment Model Home 2020, in dessen Rahmen das Unternehmen Erkenntnisse darüber gewinnen will, wie eine umweltverträgliche Wohnlösung konzipiert sein sollte, die ihren Bewohnern gleichzeitig ein gesundes Raumklima und besten Wohnwert bietet. So erzeugt das als Nullenergiehaus konzipierte Gebäude die benötigte Energie inklusive des Haushaltsstroms vollständig durch erneuerbare Energien selbst. Gleichzeitig unterstützen solare Energieeinträge durch die von 18 auf 93 m² erweiterte Fensterfläche die Heizung, und in den tageslichtdurchfluteten Räumen kann auch an trüben Tagen meist auf künstliche Beleuchtung verzichtet werden. Darüber hinaus spielen die Dachfenster eine zentrale Rolle bei der Be- und Entlüftung des Gebäudes. In der aus energetischen Gründen luftdichten Bausubstanz steuert die intelligente Gebäudetechnik nicht nur das gesamte Energiemanagement, sondern sie öffnet und schließt darüber hinaus – je nach Temperatur, CO2-Konzentration und Luftfeuchtigkeit – vollautomatisch die Fenster und Sonnenschutzelemente und gewährleistet durch diese natürliche Belüftung ein gesundes Raumklima. Testphase mit Monitoring Mit dem Einzug der Testfamilie hat im Dezember 2011 der entscheidende Teil des Experiments begonnen. Ziel ist es

herauszufinden, wie das modernisierte Siedlerhaus im täglichen Betrieb funktioniert und ob die theoretischen Planungen und Berechnungen den tatsächlichen Lebensgewohnheiten einer 4-köpfigen Familie standhalten. Begleitet wird dieses Wohnexperiment durch ein umfassendes wissenschaftliches Monitoring der Technischen Universitäten Braunschweig und Darmstadt sowie der Humboldt-Universität zu Berlin, dessen Konzept erstmals quantitative und qualitative Untersuchungsmethoden verbindet. So werden nicht nur das Außenklima und die entsprechenden Innenraumwerte quantitativ erfasst und dokumentiert, sondern durch eine qualitative Untersuchung auch ein Bezug zum persönlichen Wohn- und Wohlfühlgefühl der Testfamilie hergestellt. Theoretische Berechnungen bestätigt Während der Testphase werden Energieerzeugung und Energieverbrauch laufend gemessen und dokumentiert. Darüber hinaus messen CO2-Sensoren und Feuchtefühler die relative Luftfeuchtigkeit und CO2-Konzentration in der Luft. Dabei bestätigen die Ergebnisse für die ersten 4 Monate grundsätzlich die auf den Durchschnittswerten für eine 4-köpfige Familie basierenden theoretischen Annahmen. So entspricht der Heizwärmeverbrauch den Vorausberechnungen – und das, obwohl die Innenraumtemperatur mit durchschnittlich 22-23°C rund zwei Grad über den nach Norm kalkulierten Werten liegt. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die gute


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Das Bestandsgebäude des ehemaligen Siedlerhauses aus den 1950er Jahren (rechts) blieb im Zuge der Sanierung so weit wie möglich erhalten, der neue Erweiterungsbau (links) schafft zusätzlichen Wohnraum (Foto: VELUX Deutschland GmbH)

Dämmung des Gebäudes. Darüber hinaus wirken sich solare Wärmegewinne durch die Dachfenster deutlich stärker aus als bei weniger gut gedämmten Gebäuden. Auch der Stromverbrauch entspricht mit 1,4 bis 1,5 kWh pro m² und Monat den Berechnungen und ist mit Werten anderer Referenzgebäude vergleichbar. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die deutliche Verringerung des Anteils für künstliche Beleuchtung. Von Januar bis April hat sich der Wert von 72 kWh/Monat auf 36 kWh/Monat halbiert. Die anlagentechnischen Komponenten des LichtAktiv Hauses befinden sich noch in der Phase der Justierung, sodass insbesondere der Stromverbrauch der Wärmepumpe über den kalkulierten Werten liegt. Hier wurde bereits eine Korrektur der Einstellungen vorgenommen. Der regenerative Anteil an der Gesamtversorgung des Licht Aktiv Hauses übertraf bislang die Erwartungen an das als Nullenergiehaus konzipierte Gebäude: Sowohl die solarthermischen Erträge als auch die Gewinne aus der Photovoltaik liegen über den kalkulierten Werten, sodass hohe solare Deckungsanteile an der Versorgung erreicht werden konnten. Im Monat April lag der Stromertrag aus der Photovoltaik bereits über dem Bedarf. Bei einem geringeren Stromverbrauch der Anlagentechnik wäre dies vermutlich bereits im März der Fall gewesen. Auch das gute Raumklima im Haus überzeugte. Die Werte für die relative Raumluftfeuchte liegen zwischen 45 und 55 % und sind damit für die Heizperiode sehr komfortabel. Der CO2-Gehalt der Luft entspricht ebenfalls den Erwartungen. Auffallend ist, dass die Konzentration im Anbau deutlich geringer ausfällt als im sanierten Altbau. Zurückführen lässt sich dies vermutlich auf die deutlich kleineren Räume im Altbau und den geringeren Fensteranteil bezogen auf die Grundfläche. Zudem wird durch die Einbeziehung der Nachtstunden in Summe deutlich mehr Zeit im Altbau verbracht.

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Obwohl die Stromverbräuche durch die Familie und die Haustechnik den prognostizieren Werten entsprechen und die Erträge aus der Photovoltaik sogar über den Vorausberechnungen liegen, erzielt das LichtAktiv Haus erst im April einen Stromüberschuss. Grund hierfür ist der über den kalkulierten Werten liegende Stromverbrauch der Wärmepumpe, die sich noch in der Justierungsphase befindet (Grafik: VELUX Deutschland GmbH)

Der Heizwärmeverbrauch im LichtAktiv Haus entspricht den Vorausberechnungen. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die gute Dämmung des Gebäudes, die dafür sorgt, dass die Wärmeverluste gering sind. Darüber hinaus wirken sich solare Wärmegewinne durch die Dachfenster deutlich stärker aus als bei weniger gut gedämmten Gebäuden (Grafik: VELUX Deutschland GmbH)

Die Gewinne aus der Photovoltaik liegen über den kalkulierten Werten, sodass ein hoher solarer Deckungsanteil an der Versorgung erreicht werden konnte (Grafik: TU Braunschweig)


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Der Treppenbereich eröffnet mit seiner fast 5 m langen Fensterfront den ungestörten Blick in den Garten und macht den Wechsel der Tages- und Jahreszeiten auch im Inneren erlebbar (Foto: VELUX Deutschland GmbH)

Der Erweiterungsbau des LichtAktiv Hauses ist flexibel angelegt: Raumteilende Möbel schaffen Platz für einen Wohn-, Koch- und Essbereich und garantieren ein Höchstmaß an Variabilität und Nutzungsfreiheit (Foto: VELUX Deutschland GmbH)

PROJEKTDATEN Entwurfsplanung: TU Darmstadt FGee, Prof. Manfred Hegger Konzept: Katharina Fey (TU-Darmstadt) Planung: Ostermann Architekten Energiekonzept: HL-Technik, Prof. Klaus Daniels Lichtkonzept: Prof. Peter Andres PLDA Statik: TSB-Ingenieure, Prof. Karsten Tichelmann Partner der VKR-Gruppe: Sonnenkraft, Velfac, WindowMaster Kooperationspartner: Eternit, Gira, Grohe, Keramag, Knauf, Knauf Insulation, Metten, Nolte Küchen, Somfy

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Qualitative Untersuchung mit positiver Resonanz Parallel zu den quantitativen Messungen hat das interdisziplinäre Team aus Architekten und Soziologen die bisherigen Erfahrungen und die Wohnzufriedenheit im Rahmen von Interviews und Onlinebefragungen erfasst. Dabei zeigt sich, dass die Familie das Wohnklima als sehr angenehm beschreibt. Es werden insbesondere die behaglichen Raumtemperaturen, die optimale Luftqualität sowie die enorme Helligkeit der Räume hervorgehoben. Auch Raumaufteilung und Innenarchitektur des modernisierten Siedlerhauses mit einer Wohnfläche von über 130 m² werden als sehr positiv empfunden. Vor allem der großzügige Wohnbereich mit seiner raumhohen Fensterfront wird als hauptsächlicher Aufenthaltsraum genannt. Die Funktionalität der Gebäudetechnik wird von den Bewohnern sowohl in Hinblick auf die automatisierten Vorgänge als auch auf die individuellen Steuerungsmöglichkeiten als überzeugend eingeschätzt. Das Bewusstsein für das Einsparen von Energie sei gewachsen, da Verbrauch und Gewinn auf einem Monitor kontrollierbar sind. Fazit Obwohl bislang erst 4 Monate des auf zwei Jahre angelegten Wohnexperiments ausgewertet worden sind, scheinen die bisher vorliegenden Ergebnisse die theoretischen Berechnungen und Planungen grundsätzlich zu bestätigen. Hoher Wohnwert bei optimaler Nutzung erneuerbarer Energien lässt sich also auch bei der Modernisierung von Bestandsgebäuden verwirklichen. In den kommenden 18 Monaten wird das Forscherteam die qualitativen und quantitativen Aspekte der Untersuchung noch stärker miteinander verzahnen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu beitragen, die grundsätzliche Frage zu beantworten, was in Bezug auf zukünftige Wohnqualität wirklich wichtig ist und wie sich die zukünftigen Anforderungen an die Energieeffizienz eines Gebäudes bei maximaler Nutzerfreundlichkeit erfüllen lassen. Die Evaluation des Wohnexperiments LichtAktiv Haus bewegt sich an der Schnittstelle der Disziplinen Architektur, Ingenieurwesen, Soziologie und Psychologie und wird mit ihren einmaligen Ergebnissen wertvolle Rückschlüsse für die Forschung und Lehre in der Architektur erlauben. Astrid Unger


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WÄRME UND LICHT IM ÜBERFLUSS

Intelligente Lösungen zur Steuerung energietechnischer Eigenschaften von Sonnenschutzverglasungen Die Erfindung des Isolierglases und deren Weiterentwicklung seit den 1960er Jahren haben durch die Verwendung wärmeisolierender Gasfüllungen und Wärmeschutzbeschichtungen die Wärmeverluste immer weiter verringert, sodass großzügige Verglasungen reichlich Tageslicht nutzbar machen, ohne den winterlichen Wärmeschutz in Frage zu stellen. Gleichzeitig tragen Verglasungen dank der Durchlässigkeit für Licht und Wärmestrahlung der Sonne zur Raumerwärmung bei. Bei der Realisierung von Gebäuden mit Nullenergiehausstandard sind die durch die Verglasung erzielbaren Energiegewinne ein wesentlicher Faktor in der Gesamtbilanz. Unterschiedliche Verglasungstypen Obwohl sehr unterschiedliche Verglasungen am Markt verfügbar sind, die sich in Licht- und Energietransmission stark unterscheiden, ist es bisher nicht möglich, die klimatischen Bedingungen der Winter- und Sommersaison mit einem Verglasungstyp in gleicher Weise optimal zu gestalten. Im unten gezeigten Diagramm bezeichnet der g-Wert die Gesamtenergiedurchlässigkeit, und TL steht für die Lichttransmission der Gläser. Da etwa 50 % der solaren Energie dem sichtbaren Lichtspektrum zugeordnet werden können, sind alle technisch möglichen g – TL oberhalb der Linie g = TL /2 zu finden. Dabei wird zwischen zwei Gruppen unterschieden: Wärmeschutzverglasungen, die relativ hohe Licht- und Energietransparenz aufweisen und damit hohe Energiegewinne erlauben (rote Dreiecke), sowie Sonnenschutzverglasungen, die mit reduzierter Licht- und Energiedurchlässigkeit großflächige Verglasungen ermöglichen (schwarze Rhomben).

energieverbrauchsminimierten Standardgebäuden gestatten. Das generelle Problem aller verfügbaren Verglasungen ist, dass das Glas, einmal ausgewählt, in seinen energietechnischen Parametern (TL, g, Ug etc.) konstant ist, sich die Umgebungsbedingungen aber tages- und jahreszeitlich stark ändern. Damit gibt es immer Situationen, in denen die gewählte Verglasung die verfügbare Sonnenenergie nicht optimal für die Behaglichkeit der Gebäudenutzer bereitstellen kann. Gering bemessene Fensterflächen sichern zwar oft einen sehr guten Wärmeschutzwert für das Gebäude, tragen aber zumindest in der Winterperiode zu wenig zur Tageslichtnutzung und zum solaren Energiegewinn bei. Umgekehrt ist es bei zu großzügiger Verglasung, die im Sommer, aber auch in der Übergangszeit nicht ohne zusätzliche Sonnenschutzmaßnahmen oder Klimaanlagen ein erträgliches Raumklima gewährleisten können. Kontrolle des Überschusses Schon seit Jahrzehnten wird in der Glasindustrie weltweit nach Möglichkeiten gesucht, die Verglasung bezüglich der energietechnischen Eigenschaften variabel und steuerbar zu gestalten. Seit den späten 1980er Jahren sind Produkte am Markt verfügbar, die jedoch hauptsächlich für den schaltbaren Sichtschutz im Gebäudeinnenbereich angewendet werden. Unter den vielen physikalisch-technischen Ansätzen hat sich die elektrochrome Verglasung heute als die erfolgversprechendste Option für steuerbare Sonnenschutzverglasungen durchgesetzt.2 Elektrochrome Gläser verfügen über einen sehr breiten Modulationsbereich für Energie- und Lichttransmission.

Energie (g) / Licht (TL) – Diagramm für marktübliche Gläser (Dreifach-Verglasungen sind nicht dargestellt)

Dargestellt sind auch monolithische Gläser (grüne Quadrate), die z. B. für 4 mm Weißglas mit TL/g = 92/91 eine sehr hohe Licht- und Energietransparenz aufweisen. Mit breitbandigen oder optischen Antireflexionsbeschichtungen (grün gefüllte Quadrate) lässt sich die Transparenz auf nahe 100% anheben (TL/g = 98/85 für breitbandige Entspiegelung auf 4 mm Weißglas1). Auf die hier ebenfalls dargestellte elektrochrome Verglasung (EC) soll später eingegangen werden. Insgesamt stehen damit vielfältige Verglasungen zur Verfügung, die großzügig lichtdurchflutete Gebäude bis zu

Elektrochrome Verglasung Das Funktionsprinzip schaltbarer elektrochromer Verglasung ist an den Isolierglasaufbau gebunden. Primär wird die Energie in der Außenscheibe absorbiert und die einsetzende (langwellige) Infrarotstrahlung an der low-e Beschichtung (Wärmedämmschicht) reflektiert, somit im Gesamtergebnis je nach Schaltzustand mehr oder weniger stark nach außen reflektiert, woraus sich die starke Reduzierung des g-Wertes ergibt. Die Eindunkelung der äußeren Scheibe kann relativ leicht quantitativ durch die geflossene Ladung gesteuert und kontrolliert werden. Das Verhalten einer solchen Scheibe ist gut mit dem Lade- und Entladevorgang einer Batterie vergleichbar. Ebenso kann jeder Transmissionszustand stufenund stromlos gehalten werden.


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Funktionsprinzip eines elektrochromen Sonnenschutzglases 3 (Grafik: EControl)

Das Energie (g) / Licht (TL) – Diagramm stellt das Potenzial einer solchen elektrochromen Verglasung dar. Während statische Verglasungen jeweils einen Punkt im Diagramm repräsentieren, kann die steuerbare elektrochrome Verglasung den gesamten Bereich der Standard-Sonnenschutzgläser abdecken und darüber hinaus z. B. mit einem ansteuerbaren minimalen g-Wert von 10 % die Sonnenschutzwirkung außen liegender Jalousie-Systeme übertreffen. Charakteristisch und im Gegensatz zu Systemen, die auf PDLC- oder SPD-Folien arbeiten, ist die klare, streulichtfreie Transparenz, die elektrochrome Verglasung für die Bauglasanwendung so interessant macht. Weltweit sind heute schaltbare elektrochrome Verglasungen am Markt verfügbar, von denen das Department of Energy (DoE) in den USA mit Recht sagt: „The window of the 21st century has been defined … as being a dynamic responsive smart window“.4 Die Farbgebung – Störfaktor oder Nutzwert ? Das Eindunkeln elektrochromer Gläser erfolgt nicht farbneutral, sondern mit zunehmender Blaufärbung. Das ist aus energetischer Sicht zweifelsfrei sehr vorteilhaft, ist dies doch mit dem nahezu vollständigen Blockieren der langwelligen Transmission im nahen Infrarot und roten Strahlungsspektrum verbunden. Zum anderen veröffentlichte Kruithoff schon 1941 eine Studie, in der auf die visuelle Behaglichkeit in Abhängigkeit von Farbgebung und Beleuchtungsstärke eingegangen wird.5 Helle Beleuchtung mit hohem Blauanteil wird als angenehm empfunden, wobei das schon für Lichtstärken oberhalb 40 cd/m² oder 500 lux zutreffen soll.

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Mit den Veröffentlichungen von Brainnard et. al.6 und Thapan et. al.7 wird dieses phänomenologische Ergebnis auf eine physiologische Basis gestellt. Beide Wissenschaftlergruppen haben etwa zeitgleich ein auf blaues Licht ansprechendes Rezeptorsystem im menschlichen Auge entdeckt, das im Zusammenhang mit der Produktion des Schlafhormons Melatonin steht. Das Maximum des wellenlängenabhängigen Empfindlichkeitsspektrums liegt bei ca. 460 nm im Blauen und entspricht so dem Bereich der maximalen Transmission eingedunkelter elektrochromer Verglasung. Anders ausgedrückt: Die blaue Einfärbung der Verglasung kann wesentlich zur Unterdrückung der Melatonin-Produktion und Steigerung der Vitalität der Raumnutzer beitragen und ist zusätzlicher Nutzwert der elektrochromen Sonnenschutzverglasung. Anwendungsbeispiele Nachfolgend soll auf die Anwendung der schaltbaren Verglasung zur Optimierung der Raumausleuchtung eingegangen werden. Für einen Experimentalaufbau, der am Solarinstitut Jülich installiert und vermessen wurde, waren in einem Fenster elektrochrome Gläser unten und normale Isoliergläser im oberen Bereich installiert und dieser zusätzlich mit beweglichen lichtreflektierenden Lamellen für die Ausleuchtung der Raumtiefe ausgestattet. Somit können das auftretende Lichtüberangebot an den fensternahen Arbeitsplätzen durch das Dimmen der Gläser reduziert und der Lichtüberschuss aus dem oberen Fensterbereich in die Raumtiefe gelenkt werden. Insgesamt wird eine gleichmäßigere Ausleuchtung im Vergleich zu einer Regelung ausschließlich durch Lamellenverschattung erreicht. Der Kontrast zwischen Fensterhelligkeit und Raumausleuchtung ist mit den elektrochrom gedimmten Gläsern sehr gering. Auch in Fensternähe sind Bildschirmarbeitsplätze ohne Probleme nutzbar. Die Mischfarbe durch das Nebeneinander von Blau und Weiß wird nicht als störend empfunden. Lichtmessungen ergaben, dass der Blaulichtanteil in etwa dem Niveau in den Arbeitsräumen auf der Nordseite des Gebäudes entspricht.8 Hauptzielrichtung variabler Sonnenschutzverglasungen ist natürlich die Kontrolle des Sonnenenergieangebotes. Mit zunehmenden Wärmedämmungsanforderungen an Gebäude, die maßgeblich den Heizenergiebedarf senken, kommt andererseits dem sommerlichen Wärmeschutz wachsende Bedeutung zu.9 Modellrechnungen des Kasseler Ingenieurbüros Hauser10 brachten deutliche Ergebnisse bezüg-


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Elektrochrome Verglasung im hellen (rechts) und eingedunkelten Zustand (links) (Foto: EControl)

Kombination dimmbares Sonnenschutzglas mit Lichtlamellen (Foto: EControl, Installation: Solarinstitut Jülich)

lich Raumtemperaturen und Klimatisierungs-/ Heizenergien. Dabei wurden der Modellraum nach DIN EN 13791, die Klimaregion B (Potsdam) und das Bürogebäudeszenario zugrunde gelegt und drei Verglasungsoptionen verglichen:

Die Ergebnisse bezüglich der Temperaturverhältnisse machen deutlich, dass für die dimmbare Verglasung sogar bei 100%-iger Fassadenverglasung nur maximal knapp 30°C zu erwarten sind. Die zulässigen Übertemperaturgradstunden von 500 K h/a werden beim Standardsystem (Wärmeschutzverglasung + steuerbare Rollos) schon bei 50 % Verglasungsfläche überschritten, während die dimmbare elektrochrome Verglasung selbst bei 100 % Verglasungsanteil weit unter dem Grenzwert bleibt. Die statische Sonnenschutzverglasung mit g = 40 % bringt zwar eine deutliche Verringerung der maximalen thermischen Belastung, kann

1. Verglasung mit g = 60 % und Außenrollo, regelbar (Standard) 2. Sonnenschutzverglasung g = 40 % 3. Regelbare Verglasung, g variabel zwischen 40 und 12 %, geregelt über Raumtemperatursensor, der ab 21°C das Glas eindunkelt

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Temperaturszenario als Funktion des Fensterflächenanteils; Sommersituation, Nachtlüftung: n = 3/h, Fassadenorientierung: Ost

Kühlenergiebedarf für Sommersituation, Klimatisierung ab Raumtemperatur > 26°C und Heizenergiebedarf für Winterperiode, Heizen ab Raumtemperatur < 22°C

jedoch die erreichbaren Grenzwerte der dynamischen Verglasung nur bis zu gut 1/3 Verglasungsanteil sicher stellen. Die Betrachtung des Kühl- und Heizenergiebedarfs zeigt, dass bei Einsatz der schaltbaren elektrochromen Verglasung nur 1/10 der Kühlenergie im Vergleich zur Standardlösung benötigt wird. Andereseits werden aber nur ca. 5 - 6 % mehr Heizenergie benötigt, um vergleichbare Komfortverhältnisse zu erreichen.

Der Einsatz dimmbarer elektrochromer Verglasung erlaubt also neue konstruktive Lösungen. Es ist möglich, einen deutlich höheren Verglasungsanteil zu realisieren, ohne die Gefahr der unkontrollierten Überhitzung im Sommer. Überfluss-Situationen werden gedimmt, und Tageslicht im Winter durch größere Glasflächen führt nicht zu wesenlich höheren Heizkosten. Hartmut Wittkopf

Literatur 1 Hofmann,Th. et al.: Hochtransmissive Floatgläser für den gesamten solaren Bereich durch strukturierte, anorganische Antireflexschichten (HiT-Float); Schlussbericht Forschungsprojekt, FKZ: BMBF 0329800A und BMBF 0329800B, FIZ Karlsruhe, 2002. 2

Wittkopf, H., Ditmar, M.: Variable Sonnenschutzgläser – von den Grundlagen zur Praxis; Glasbau 2001, S. 279-290; Wittkopf, H.: „Elektrochrome Gläser-Sonnenschutzgläser der neuen Generation“ VIP, 22(3) 2010, S. 26-30.

3

„Skywalk“, Verbindungstrakt im Fraunhofer Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig: Der vordere Bereich ist hell, der hintere Bereich gedimmt

www.sageglass.com; www.econtrol-glas.de

4 Building Envelope & Windows R&D meeting, Chicago, IL, December 4-6, 2002 held by the US Department of Energy, Office of Energy Efficiency and Renewable Energy‘s (EERE) Building Technologies Program. 5

Kruithoff, A. A.: Röhrenlampen mit Leuchtstoffen für allgemeine Beleuchtungszwecke; Philips‘ technische Rundschau, (1941),6(3) 65-96.

6 Brainard, G.C. et al.: Action Spectrum for Melatonin Regulation in Humans: Evidence for a Novel Photoreceptor; J. of Neuroscience 21 (16) 2001, S. 6402 ff. 7

Thapan, K. et al.: An Action spectrum for melatonin suppression: evidence for a novel non-rod, none-come photoreceptor system in humans, J. of Physiology 535.1 (2001), S. 261 ff.

8

Verbundprojekt Licht in Büroräumen, Abschlussbericht Teil C (Ergebnisse in Jülich), Solarinstitut Jülich 2004.

9

Maas, A: „Berechnungen zur EnEV 2009, Ing. Büro Hauser Kassel, Projektstudie 780-08, 05/2010. 10

Schlitzberger, S., Kempkes, Chr.: Durchführung von Simulationsrechnungen, Projektbericht Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser GmbH, IBH 804-09, 24.02.2012.


MAXIMALER LICHTDURCHGANG Neuentwicklung „Wohlfühlglas“

Tageslicht beeinflusst das Wohlbefinden des Menschen, spendet Energie und wirkt anregend auf das Gehirn. Dieses Wissen haben sich Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC in Würzburg zunutze gemacht und gemeinsam mit Industriepartnern eine Beschichtung für Glasscheiben entwickelt, die durchlässiger für Licht ist als herkömmliches Glas. Vitalisierender Anteil natürlichen Lichts Entspiegelte Gläser, die das Tageslicht insgesamt besser hindurch lassen, sind Spezialanwendungen wie z. B. Abdeckungen von Photovoltaikmodulen oder Verglasungen für Vitrinen vorbehalten. Ziel ist es, mit diesen Scheiben störende Reflexe zu vermeiden und bei maximaler Lichtdurchlässigkeit dem Strahlungsmaximum des Sonnenlichts möglichst nahezukommen. Hier ist die menschliche Netzhaut auch besonders helligkeitsempfindlich. Der Biorhythmus wird jedoch nicht von denjenigen Wellenlängenbereichen beeinflusst, die für die höchste Helligkeit im Raum verantwortlich sind, sondern vom Blauanteil des Lichts. Das Fraunhofer ISC hat daher ein Glas entwickelt, das gezielt für diesen Blauanteil durchlässig ist. Hierfür sorgt eine spezielle langzeitbeständige, anorganische Beschichtung, die nur 0,1 μm dünn und kaum wahrnehmbar ist. Das Glas vermittelt den Eindruck, als sei das Fenster dauerhaft geöffnet. Dieser Eindruck entsteht unter anderem, da das Glas im Bereich zwischen 450 und 500 nm maximal durchlässig ist – hier wirken die Blauanteile des Lichts am stärksten. Am Ende der Nervenverbindung zwischen menschlichem Auge und Hypothalamus sitzen spezielle Rezeptoren, die für das blauwellige Licht empfindlich sind. Sie leiten es in Form von Hell-Dunkel-Signalen an den Bereich weiter, der anatomisch als die biologische Uhr des Organismus gilt. Die dort eingegangenen Impulse steuern unter anderem den Melatoninspiegel. Ist dieser aufgrund von Lichtmangel erhöht, kann es zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen und psychischen Beeinträchtigungen kommen. Patentiertes Dreifach-Isolierglas Durch verschiedene Industriepartner ist die zum Patent angemeldete Entwicklung jetzt als Dreifach-Isolierglas auf den Markt gebracht worden. Zwar werden Räume bei der Verwendung von herkömmlichen Dreifach-Verglasungen nicht spürbar dunkler, jedoch leidet die für den Biorhythmus entscheidende Qualität des durchgelassenen Lichts. Dies wirkt sich besonders bei Menschen aus, die wenig Gelegenheit haben, sich im Freien aufzuhalten und in Räumen mit kleinen Fensterflächen leben müssen. Dank der speziellen Beschichtung des neuen so genannten „Wohlfühlglases“ werden Lichtverhältnisse geschaffen, die denen einer Einfach-Verglasung sehr nahe kommen. Die Lichtdurchlässigkeit wird im gesamten Bereich von 380 bis 580 μm, also im vitalisierenden Anteil des natürlichen Lichts, angehoben. Bei 460 μm liegt die Lichtdurchlässigkeit des neuen Dreifach-Isolierglases bei 79 %. Vergleichbare herkömmliche Dreifach-Isoliergläser erzielen hier nur einen Wert von 66 %. Die Wärmedämmung ist dennoch nicht beeinträchtigt. Bislang wurden nur die dem Scheibenzwischenraum zugewandten Glasoberflächen mit der Spezialbeschichtung ausgestattet. Künftig sollen auch die bewitterten Oberflächen zum Innen- und Außenraum beschichtet werden. Damit könnte bei 460 μm ein Lichtdurchgang von etwa 95 % erreicht werden. Walther Glaubitt

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RAUM ZUR ENTWICKLUNG NEUER TECHNOLOGIEN Erweiterungsbau für das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg

Das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg erhält derzeit einen Erweiterungsbau nach Plänen von Zaha Hadid Architects, London. Das so genannte Technikum III umfasst eine Nutzfläche von ca. 2500 m². Das Institut am Neunerplatz war zuletzt in den Jahren 1996 und 2006 um zwei technische Gebäude erweitert worden. Mit dem Technikum III soll ein Laborgebäude dieser Größenordnung in Bau und Betrieb nachhaltig, energieeffizient und ressourcenschonend realisiert werden. Städtebauliche Lage Das Grundstück ist unregelmäßig dreieckig geformt, befindet sich in einer Innenkurve und fällt zum Teil von West nach Ost um ca. 1 m ab, zum nördlich angrenzenden Festplatz Talavera sogar um ca. 2-3 m. Die Entwürfe des Büros Zaha Hadid Architects zeichnen sich in der Regel durch das Prinzip der Berücksichtigung der direkten Umgebung aus. So nimmt der 4-geschossige Baukörper den geschwungenen Verlauf der angrenzenden Luitpoldstraße auf und schwenkt dann auf die bestehenden Gebäude zu. Neu- und Altbauten werden durch einen Steg verbunden. Außerdem entsteht ein großzügiger Vorplatz mit neuem, repräsentativem Eingangsbereich. Das markante Gebäude wird ca. 19 Mio. Euro kosten.

Transparenz und Nachhaltigkeit Als Materialforschungsinstitut, das sich unter anderem auch mit Glaswerkstoffen beschäftigt, wird sich der Neubau mit einer Gebäudehülle aus durchsichtigem und undurchsichtigem Glas präsentieren: Ca. 3.800 m² hinterlüftete Fassadenbekleidung aus opakem weißem Glas, davon ca. 800 m² zylindrisch und asphärisch gebogenes Glas mit Beschichtung. Die Glasbefestigung erfolgt über rückseitig aufgeklebte Adapterrahmen, die an der Stahlunterkonstruktion befestigt werden. Bei Einbauhöhen von 0 – 20 m funktioniert das ohne sichtbare mechanische Sicherung. Die Fraunhofer-Gesellschaft legt großen Wert auf Effizienz und Nachhaltigkeit. So wird Solartechnik zur Wärme-KälteGewinnung mit Adsorptionskältemaschinen eingesetzt. Bau-

Das 1892 gegründete Fraunhofer ISC in Würzburg wird um ein neues Technikumsgebäude erweitert (Foto: Susanne Kuballa)

Rückfassade zur Talavera: Die Gebäudehülle besteht aus einer teils durchsichtigen, teils undurchsichtigen Verglasung (Foto: Patricia Revels)


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links Der Erweiterungsbau für das Fraunhofer ISC in Würzburg nimmt den geschwungenen Verlauf der Straße auf und schwenkt dann auf die bestehenden Gebäude zu (Renderings: Zaha Hadid Architects)

teiltemperierung unterstützt das Raumklima. Die Lichtsteuerung erfolgt tageslicht-sensorisch und bewegungsabhängig. Man strebt als eines der ersten Gebäude dieser Art die Zertifizierung nach Kriterien der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen DGNB an. Integrierte Glassensorik Ein kleinerer Bereich der Verglasung wird mit „Tilsecure“Glassensorik ausgestattet. Es handelt sich hier um in Verbundsicherheitsgläser integrierte, multifunktionale Sensorpatches, die über ein BUS-Interface und eine Auswerte-Einheit mit der Gebäudeleittechnik kommunizieren. Mit Hilfe des piezoelektrischen Sensors, der bei Rissbildungen entstehende Schallwellen registriert, werden eventuelle Schäden am Glas und Glasbruch kontinuierlich erkannt und aufgezeichnet. Außerdem sind auf dem Sensorpatch Temperaturfühler, ein Helligkeitssensor und programmierbare LEDs aufgebracht. Bei Bedarf lassen sich durch weitere Sensoren mehr Funktionen generieren. Die Sensorpatches sind mit einem BUS-Interface verbunden, das über gängige Schnittstellen wie USB oder Ethernet mit der verfügbaren Gebäude-Infrastruktur kommuniziert. Beim Eintreten vorher definierter Ereignisse lösen sog. Aktuatoren Handlungen aus, etwa das Schließen der Fenster, das Ausschalten der Heizung, das Herunterfahren der Jalousien oder Alarm bei Glasbruch oder Einbruch. Patricia Revels

oben Die Verglasung in den Rundungsbereichen besteht aus zylindrisch und asphärisch gebogenem Glas (Foto: K. Heyer / Fraunhofer ISC)

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FÜR VÖGEL SICHTBAR Glaskapelle in Wiesbaden

Im Jahre 2003 wurde das Wiesbadener Büro Gresser Architekten beauftragt, eine Feldkapelle zu entwerfen. Ein privater Auftraggeber stellte das Grundstück in den Streuobstwiesen von Wiesbaden-Sonnenberg zur Verfügung. Seine Idee war, einen Andachtsraum zu schaffen und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Planung wird als ein langer Weg der schrittweisen Annäherung beschrieben. Priorität hatte der Erhalt der besonderen Situation an der Nahtstelle von Streuobstwiesen und Wald. Baubeginn war im Jahr 2010. Zonierung und Materialien Die bauliche Anlage gliedert sich in 4 Elemente. Ähnlich einem „hortus conclusus“ ist ein Binnenraum entstanden, der von einer Trockenbruchsteinmauer umschlossen ist.

Sie besteht aus Moselschiefer und einer fein gearbeiteten Abdeckung aus Beton. Innerhalb dieses Binnenraums führt ein Weg, gleich der „via dolorosa“, zum eigentlichen Andachtsraum aus Stahl und Glas, einer „Glaskaaba“. Der Weg ist bewusst uneben gestaltet, lenkt somit den Blick auf Stufen und Pflastersteine und zwingt zum aufmerksamen Gehen. Der Weg zum Eingang führt unter einer geneigten Kreuzskulptur aus Cortenstahl hindurch, einem integralen Bestandteil des Gebäudes. Der rostroten Patina verdankt es seine Langlebigkeit. Das scheinbar Vergängliche des Rostens soll hier Nachhaltigkeit demonstrieren.

links Unter einer Kreuzskulptur aus Cortenstahl führt der Weg zum Andachtsraum, der als reiner Glaskubus ausgebildet ist


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Im Gegensatz zu der Kreuzfigur, die unmittelbar aus dem Boden wächst, steht der Glaskubus auf einem schwarzen Granitpostament. Er besteht aus einer diagonalen, kreuzförmig angeordneten Stahlkonstruktion, auf der die Glasplatten mit Senkhaltern montiert sind. Auf dem Boden wird diese Kreuzfigur aus eingelegter Baubronze als Fugentrennung wiederholt. Glasarchitektur und Vogelschutz Glasscheiben können für Vögel zur tödlichen Falle werden. Eingesetzt wurde deshalb ein spezielles Isolierglas, das mit einer Beschichtung versehen ist, die UV-Licht für Vögel sichtbar macht. Im Unterschied zu Menschen sind Vögel in der Lage, UV-Licht zu sehen. Den Nachweis dieser Funktion erbrachten Versuche der Vogelwarte Radolfzell, die in das Max-Planck-Institut für Ornithologie integriert ist. Testergebnisse haben gezeigt, dass 76 % der Vögel auf die konventionelle Glasscheibe zugeflogen sind und das neu entwickelte Vogelschutzglas gemieden haben. Das verwendete Vogelschutzglas Ornilux wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Designpreis „red dot: best of the best“ 2010. Hans-Peter Gresser

oben und unten Der Andachtsraum besteht aus einem speziell beschichteten Isolierglas, das UV-Licht für Vögel sichtbar macht

Zur Entstehung des Bauwerks ist eine Publikation erschienen: Die Kapelle im Feld, Verlag Henrich Editionen, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-921606-92-6.

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Durch die Hinterleuchtung der Fassadenflächen ergibt sich je nach Tagessituation ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild (Alle Fotos: Träupmann, Reichenbach)

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Die neue Halle scheint über dem dezent zurückspringenden Sockel zu schweben

IMMATERIELLES GESAMTBILD Vakuumeisspeicher in Zwickau

Auf Grundlage der vorgegebenen Nutzeranforderungen wurde die bestehende Halle für Versorgungs- und Umwelttechnik (VUT-Halle) der Westsächsischen Hochschule Zwickau erweitert. Der Freistaat Sachsen, vertreten durch das SIB NL Zwickau, hatte dem Stuttgarter Büro Architekten.3P, Feuerstein Rüdenauer & Partner hierfür den Planungsauftrag erteilt. In dem 2011 fertig gestellten Neubau wurde das Pilotprojekt „Vakuumspeicher“ in Zusammenarbeit mit dem Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der Technischen Universität Dresden realisiert. Lage und Erschließung Das Grundstück befindet sich auf dem Gelände der Westsächsischen Hochschule Zwickau, knapp 2 km nordöstlich des Zwickauer Stadtzentrums. Der Erweiterungsbau ist mit einem Abstand von 2,50 m vor der Westseite der bestehenden VUT-Halle platziert. Eingebettet in ein Grobkiesfeld erhebt sich die neue Halle über einem dezent zurückspringenden Sockel. Die Erschließung erfolgt von der Nordseite. Gewissermaßen als Steg wird der Weg an das Anliefertor herangeführt. Zwischen Bestands- und Neubau führt eine offene Stahlaußentreppe als Revisionstreppe auf das Dach. Baukonstruktion Die neue Halle misst eine Grundfläche von 11,90 m x 9,50 m und eine Höhe analog der bestehenden VUT-Halle von 8 m. Die Hauptkonstruktion ist als Stahlbau mit Trapezblecheindeckung und Gefälledämmung ausgeführt. Die Außenhülle besteht aus einer doppelschaligen Profilit-Gussglasfassade mit transparenter Wärmedämmung im Zwischenraum. Die Gründung erfolgte über eine 50 cm starke Bodenplatte sowie Fundamenttieferführungen aufgrund der vorherrschenden Bodenqualität und Gründungsnähe zum Bestand. Zur Lüftung sind in der Westfassade Zuluftöffnungen über Lamellenelemente vorgesehen, in der Dachfläche befindet sich eine RWA-Anlage mit Öffnungen, die auch im Tagesbetrieb zur Entlüftung dienen. Die technische Versorgung mit HLS – ELT erfolgt über einen Technikkanal in den Fassadenflächen. rechts Bei der Vakuumeisspeicheranlage kam ein Wasserdampfturboverdichter mit angeschlossenem Direktverdampfer zum Einsatz

Fassaden Die Fassade ist in Anlehnung an die Aufgabenstellung als kristalliner, in der Außenhülle glatter, homogener Körper realisiert. Durch das zweischalige, mit transparenter Wärmedämmung und Vlies gefüllte Profilitglas erhält der Neubau sein identitätsstiftendes Erscheinungsbild als markanter Solitär auf dem Campusgelände. Durch die Hinterleuchtung der Fassadenflächen ergibt sich je nach Tagessituation ein subtiles und abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Der Neubau scheint leicht zu schweben, wodurch das immaterielle Gesamtbild unterstrichen wird. Ein schlanker Dachrand und die konsequente gläserne Eckausbildung lassen die dahinter liegende Stahlkonstruktion lediglich erahnen. Die Fassade ist deutlich vor die Konstruktion gestellt und erhält dadurch ihre Eigenständigkeit. Architekten.3P


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rechts Zur Erweiterung der Schule wurde eine freie Lagerhalle umgebaut und großflächig verglast (Foto: Flachglas Wernberg GmbH)

Gymnasium und Berufskolleg Marienberg haben mit ihrem neuen Forum im Neusser Hafen ein multifunktionales Gebäude erhalten, das als Mensa und zugleich als Veranstaltungsraum für unterschiedlichste Nutzungen dient. Die Planung erfolgte durch das Büro Ingenhoven & Ingenhoven Architekten aus Neuss.

BRILLANTE GLASFASSADE Schulerweiterung in Neuss

Bauliche Erweiterung Schon seit Jahren litten das Erzbischöfliche Mädchengymnasium und das Erzbischöfliche Berufskolleg Marienberg unter der beengten Grundstückssituation. Für neue geänderte Anforderungen an den Schulbetrieb bot das Schulgelände keine Erweiterungsflächen. Die Idee, eine freie am Hafenbecken gelegene Lagerhalle zum FORUM umzubauen, bot für die Schule die Chance, das benötigte Raumprogramm mit Mensa und variablem Veranstaltungsraum zu realisieren. Die Anbindung zwischen dem alten Schulgebäude und neuem Forum erfolgt jetzt über eine verbindende gläserne Fußgängerbrücke. Im Zuge der Umnutzung konnte die bestehende Baustruktur der alten Lagerhalle weitestgehend erhalten bleiben. In Teilbereichen der Halle wurden Zwischenebenen eingezogen, um die notwendigen Funktionen für die Küche im Erdgeschoss, die Lüftungstechnik im Zwischengeschoss und den Schulzugang im Obergeschoss unterzubringen. Der verbleibende Teil der Halle konnte in der gesamten Raumhöhe erhalten und zum multifunktionalen Versammlungsraum umgebaut werden. Tagsüber dient er den Schülerinnen als Speisesaal, abends kann er flexibel umgebaut werden. Wichtig war den Architekten die natürliche Beleuchtung des Raumes über eine große transparente Glasfassade. Neben energetischen Gesichtspunkten wie die zu berücksichtigenden Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz stand bei der Planung der Fassade die Realisierung des gewünschten Schriftzuges im Vordergrund.

Der Glasdruck erfolgte im Digitaldruckverfahren. Dabei wurden mit dem GlassJet keramische Farben direkt auf das Glas aufgetragen. Das Verfahren eignet sich insbesondere für individuelle Aufträge mit unterschiedlichen Designs pro Scheibe oder für mehrfarbige Drucke. Für die Abbildung des Schriftzugs „FORUM“ wurde für jede Scheibe eine eigene Designvorlage erstellt. Ein besonderer Effekt konnte durch die optische Zweiteilung der Buchstaben erreicht werden. Die oberen Buchstabenteile erhielten kein Punktraster, während die unteren Bereiche bedruckt wurden. So wechseln transparente und semitransparente Fassadenabschnitte. Die Punktgröße und der Rasterabstand sind allerdings bei allen bedruckten Scheiben gleich. Birgit Tratnik

Großformatige Verglasung Eingebaut wurde ein Sonnenschutz-Isolierglas, das zu großen Teilen mit einem Punktraster in Weiß bedruckt ist. Das gewählte Glas schützt im Sommer vor Überhitzung und gewährleistet gleichzeitig einen guten Lichttransmissionswert sowie einen Ug-Wert von 1,0 W/m2K. Das eisenoxidarme Basisglas verfügt über eine sehr gute, neutrale Farbwiedergabe und eignet sich speziell zur Weiterveredelung bzw. für den Druck auf Glas.

Das Basisglas der Isolierverglasung ist speziell für den Druck auf Glas geeignet (Foto: Pilkington Deutschland AG) PROJEKTDATEN Bauherr: Stiftung Kinderheim St. Anna und Schule Marienberg, Neuss Planung: Ingenhoven & Ingenhoven Architekten, Neuss Glasfassade: Metallbau Schuler KG, Übach-Palenberg Glasherstellung Basisglas: Pilkington Deutschland AG, Gladbeck Glasfertigung u. Druck: Flachglas Wernberg GmbH, Wernberg-Köblitz


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links Das Parkhaus der New World Symphony wird bei Dunkelheit durch farbige LED-Lichter illuminiert (Foto: GKD/ New York Focus LLC)

LICHTINSZENIERUNG STATT SCHATTENDASEIN Parkhaus in Florida

Wie so oft im Leben zählt auch beim Parken der erste Eindruck, der Autofahrer auf ihr eigentliches Programm – Einkaufen, Geschäftstermine oder Kulturveranstaltung – einstimmt. Edelstahlgewebe spielen hier seit den 1990er Jahren eine maßgebliche Rolle. Als multifunktionale, semitransparente Haut – farbig, beleuchtet oder medialisiert – macht das industrielle Ausgangsmaterial Parkhäuser weltweit zum integralen Bestandteil gestalterischer Gesamtkonzepte. Eindrucksvoller Beleg ist das von Frank Gehry entworfene Parkhaus der New World Symphony in Miami Beach, USA. Dreiteiliges Gesamtkonzept Für den Bau des New World Centers in Miami ist das Parkhaus Teil eines Gesamtkonzepts aus Orchesterakademie, Parkhaus und Grünfläche. Dabei sollte der 700 Sitzplätze umfassende Neubau für das Konzerthaus den Gedanken eines Universitätscampus und den damit verbundenen Experimentiercharakter transportieren. Anstelle eines repräsentativen Konzerthauses entstand deshalb ein „Labor der klassischen Musik.“ Ihm zur Seite stellte Gehry ein Parkhaus, dessen schlichte Grundstruktur durch einen farbig inszenierten Schleier aus Edelstahlgewebe zum weithin sichtbaren Blickfang wird. Das 6-stöckige Parkhaus bietet Platz für 557 Autos. Durch die zentrale Lage bedient es sowohl den Bedarf der Bewohner von Miami Beach als auch der Besucher der New World Symphony. oben und unten Das tagsüber in der Sonne schimmernde Gewebe verwandelt sich abends in eine farbige Haut (Fotos: GKD/ New York Focus LLC)

Fassadenplanung Die Haut aus Metallgewebe sollte durch ihre medial spektakuläre aber architektonisch zurückhaltende Wirkung zu dem benachbarten Konzerthaus gestalterisch passen sowie pflegeleicht und robust sein. Angesichts der Nähe zum Meer bzw. der salzhaltigen Luft war als Werkstoff ein hoch legierter Edelstahl erforderlich. Mit Blick auf die gewünschte Tiefenwirkung der Hülle besteht das Spiralgewebe aus runden statt flachen Drähten. Wird diese spezifische Geflechtstruktur durch die Sonne oder durch am Fuß des Gewebes angebrachte LED-Leuchten angestrahlt, entsteht eine changierende, dreidimensionale Anmutung. Zugleich löst die große Maschenweite die Flächigkeit der Fassade optisch auf. Das tagsüber in der Sonne schimmernde Band verwandelt sich abends in eine farbige Haut. Am Fuß der Paneele angebrachte LED-Strahler tauchen das Gewebe computergesteuert in atmosphärisches Licht aus wechselnden, gezielt abgestimmten Farben. Ursula Herrling-Tusch


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WEGEBETONENDE LICHTSPUREN Hafenkolonnade in Bingen

Gebaute Landschaftsskulptur Die Hafenkolonnade in Bingen bildet durch ihre Position am Rand des ehemaligen Landesgartenschaugeländes einen städtischen Begrenzungspunkt an der Rheinseite. Im Wesentlichen erfüllt sie die Funktion eines Lärmschutzbauwerks für die Wohnbebauung auf dem Gelände als auch für die Bebauung um den Stadtbahnhof. In ihrer besonderen Positionierung geht die Architektur jedoch weit über die eines Lärmschutzbauwerks hinaus. Drei in einem Abstand von ca. 3-4 m hintereinander liegende Gabionenwände mit wellenförmigem Höhenverlauf erzeugen eine der Landschaft angepasste gegenläufige Wellen- und Talarchitektur. Somit schließt die von Flashaar Ingenieure beleuchtete Landschaftsskulptur nicht nur in ihrer Positionierung, sondern auch in ihrer Gestaltung das Landesgartenschaugelände ab bzw. an die umgestaltete Rheinpromenade an. Die Schichtung der Wände erlaubt zudem die Führung des Fuß- und Radwegs auf zwei nebeneinander laufenden Spuren, die sich abwechselnd voneinander entfernen und wieder treffen. Beleuchtungskonzept Dem Charakter des Bauwerks folgend sollte die Beleuchtung die Passanten nicht nur sicher über Fuß- und Radwege führen, ohne dabei die Anwohner durch überflüssige Lichtemissionen zu stören. Sie sollte ebenfalls ein atmosphärisches Abend- bzw. Nachtumfeld ähnlich dem eines abendlichen Parkspaziergangs schaffen und den skulpturalen Charakter des Bauwerks auch ohne Tageslicht erfahrbar machen. Die einseitig in die Geländerpfosten integrierten und somit nahezu unsichtbaren Leuchten stören den gegenläufigen Wellenverlauf der drei Gabionenwände nicht. Sie erzeugen wie selbstverständlich die Grundbeleuchtung zur Verkehrssicherung in Form einer deutlich ablesbaren, wegebetonenden Lichtspur. Wandanbauleuchten ergänzen die durchgängige Lichtführung in Bereichen ohne Geländer. Niedrige Lichtpunkthöhen sowie die warmweiße Lichtfarbe mit für den Straßenverkehr vergleichsweise hoher Farbwiedergabe schaffen eine mit Parkwegen vergleichbare Lichtstimmung. Ergänzend zur Grundbeleuchtung akzentuieren Bodeneinbaustrahler die Bäume an den Eingangspunkten des Bauwerks. Die den Eingang abschließenden Maximalpunkte der mittleren Wand werden durch Streiflicht aus Geländerfuß-

leuchten erlebbar gemacht. Auch die Maximalpunkte des Wellenverlaufs der vordersten Gabionenwand werden durch Streiflicht in ihrer Plastizität und Materialität herausgearbeitet. Der Baukörper behält bei Tag und Nacht sowie zu jeder Jahreszeit seine architektonische Identität. Energiesparpotenziale Neben der atmosphärischen Ausleuchtung bieten die niedrigen Lichtpunkthöhen eine optimale Basis für die blendfreie Lichtauslenkung ohne unerwünschtes Streulicht. Geringe Entfernungen erlauben zudem einen reduzierten Energieeinsatz. Realisiert wurden die Leuchten aufgrund der geringen zur Verfügung stehenden Abmaße mit LEDs, welche weitere Vorteile ermöglichen. Die Anlage erhält ein sehr effektives Leuchtmittel mit genau abgestimmter Lichtlenktechnik. Weitere Energiesparpotenziale ergeben sich aus den vielfältigen Steuermöglichkeiten der LED-Technik. Janetta Kappelt

unten Einseitig in die Geländerpfosten integrierte Leuchten erzeugen die Grundbeleuchtung in Form einer deutlich ablesbaren Lichtspur


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WETTBEWERB DAYLIGHT SPACES 2012

Doppelhaus in Osaka (Foto: Yoshiaki Oyabu Architects)

In diesem Jahr hatte das Department für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems erneut den internationalen Ideenwettbewerb Daylight Spaces ausgelobt. Gesucht wurden Projekte, die einen sensiblen, außergewöhnlichen oder unerwarteten Umgang mit Tageslicht zeigen und den Mehrwert von tageslichtsensitiven Planungsstrategien auf die Nutzbarkeit von Räumen verdeutlichen. Eingereicht wurden 42 Projekte aus 12 Nationen. Die Jury ermittelte zwei Preise und eine Anerkennung. Preis: Doppelhaus in Osaka Planung: Yoshiaki Oyabu Architects, Osaka (Japan)

Wohnhaus in Kitakami (Foto: Yukiko Nadamoto)

Zentrales Thema des Projekts ist die Auseinandersetzung mit Bestandsbauten und der Umgang mit Oberlicht. 15 Jahre alte Fertigteilhäuser in der dicht verbauten Peripherie von Osaka, die durch schmale Flure voneinander getrennt sind und üblicherweise zum Abbruch freigegeben werden, konnten durch räumliche Umstrukturierung und attraktive Zwischenzonen erhalten und neu belebt werden. Je zwei Einfamilienhäuser werden mittels Überdachung des Trennflurs zu einer Wohneinheit zusammengeführt. Die Überdachung wirkt als Raummultiplikator und als Kommunikationsebene zwischen den Haushälften, belichtet diese von oben und verbindet sie mit dem Außenraum. Das Projekt verdeutlicht die Relevanz von tageslichtplanerischen Eingriffen im Falle von Gebäudesanierungen auf eindrucksvolle Weise. Preis: Wohnhaus in Kitakami Planung: Yukiko Nadamoto Architects, Sapporo, Japan

Der geschriebene Garten (Foto: relais Landschaftsarchitekten)

Das Einfamilienhaus liegt in einem Vorort von Kitakami. Der Wunsch nach fließenden Raumübergängen bei gleichzeitiger Schaffung von Rückzugsbereichen für die Mitglieder einer 4-köpfigen Familie war maßgebend für die Entwicklung des Projekts. Ein wohlüberlegtes Maß an opaken und transparenten Fassadenbauteilen und gezielt platzierte Öffnungen ermöglichen vielfältige Lichtstimmungen. Durch die besondere Gestaltung der Außenhülle wird zudem ein intimer Freibereich geschaffen. Die geschwungenen, weißen Innenwände wirken raumbildend, modellieren das einfallende Tageslicht und steigern den Eindruck von Leichtigkeit und Offenheit. Anerkennung: Der geschriebene Garten Architekten: relais Landschaftsarchitekten (DE) Das Projekt basiert auf der Transformation eines Kreuzgangs in eine Freiraumstruktur. Gold glänzende Schriftzeichen umschließen einen Raum, der als Wandelgang oder Verweilort genutzt werden kann. Tageslicht ist aktiver Bestandteil des Gestaltungskonzeptes. Es initiiert Bewegung und Veränderlichkeit. www.donau-uni.ac.at


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rechts Die Außenscheibe restauro® für das Spezial-Isolierglas wird im traditionellen Mundblasverfahren hergestellt

Die Erhaltung wertvoller historischer Bausubstanz, hoher Nutzerkomfort bei laufend steigenden Energiepreisen und die Erfüllung der Vorgaben des Denkmalschutzes waren in ihrer Gesamtheit bisher nur schwer zu erfüllen. Dieser scheinbar unlösbaren Aufgabe hat sich die Glashütte Lamberts Waldsassen, Deutschlands einziger Hersteller von mundgeblasenen Flachgläsern, gestellt. In Kooperation mit dem Unternehmen Glas Zange aus Weiden konnte ein Spezial-Isolierglas für den Denkmalschutz entwickelt werden: Eine stilgerechte Isolierglasscheibe mit mundgeblasenen Außenscheiben.

WICHTIGER SCHRITT IM DENKMALSCHUTZ Restaurierungsglas restauro® Das Unternehmen Glas Zange kombinierte das traditionsreiche mundgeblasene Glas mit der Hochtechnologie des 21. Jahrhunderts. Durch den Einsatz einer Edelmetallbeschichtung auf der Innenscheibe und einer Sondergasfüllung konnte bei einer Gesamtstärke des Glases von nur 10 mm ein Ug-Wert von 1,9 W/m²K erreicht werden. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk auf

die Einhaltung höchster Qualitätsstandards gerichtet: Gasfüllgrade von mehr als 90 %, Abstandhalterrahmen mit gebogenen Ecken, die Verwendung ausschließlich hochwertiger Trockenmittel und Dichtstoffe sowie eine Qualitätskontrolle geben dem Kunden die nötige Sicherheit. Die Isolierglasproduktion unterliegt einer Fremdüberwachung und wurde durch das IFT Rosenheim zertifiziert.

Mit einem Gasfüllgrad von mehr als 90 %, abgerundeten Abstandhalterrahmen sowie der Verwendung hochwertiger Trockenmittel und Dichtstoffe gewährleistet das Spezial-Isolierglas höchsten Qualitätsstandard

Unverfälschtes Original Die maximale Größe der Fenstergläser restauro® liegt bei 800 x 850 mm (Restauro leicht) bzw. 600 x 900 mm (Restauro stark), bedingt durch die Herstellung der Außenscheibe im Mundblasverfahren. Sie werden in der Glashütte Lamberts Waldsassen nach dem traditionellen Mundblasverfahren hergestellt. Damit steht für die Sanierung hochwertiger historischer Fenster das unverfälschte Originalprodukt in verschiedenen Ausführungen zur Verfügung: Restauro leicht 3 mm (mit schwacher Struktur) entspricht dem Fensterglas aus der Zeit um 1900, Restauro stark 3 mm (mit stärkerer Struktur) wird für noch ältere Fenster

verwendet. Es ist auch als Restauro Waldglas (mit grünlicher Tönung) und als Restauro extra (mit besonders starker Struktur) erhältlich. Bayerischer Staatspreis 2012 Die Firma Glas Zange erhielt für die Entwicklung des Sonder-Isolierglases mit restauro® als Außenscheibe den Bayerischen Staatspreis 2012. Dies stellt sowohl eine Auszeichnung für die bisher geleistete Entwicklungsarbeit als auch einen Anreiz für weitere interessante Innovationen dar.

Glashütte Lamberts Waldsassen GmbH Schützenstraße 1 95652 Waldsassen www.lamberts.de Glas Zange GmbH & Co. KG Oskar-von-Miller-Straße 24 92637 Weiden www.glas-zange.de


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oben und rechts Im Rahmen der Sanierung entstanden großzügige Balkone, deren transparente Verglasung sich nach Bedarf vollständig öffnen lässt

TRANSPARENTER SCHUTZ FÜR AUSSENBEREICHE Ganzheitlicher Umbau Mit der Sanierung eines 9-geschossigen Wohn-Hochhauses aus dem Jahr 1963 verfolgte die GEWOFAG Projektgesellschaft mbH aus München, den Energiestandard des Gebäudes an gegenwärtige Anforderungen anzupassen und gleichzeitig eine allgemeine Steigerung der Wohnqualität herbeizuführen. Dabei stellte zunächst einmal der Standort des Ziegelbaus direkt am Innsbrucker Ring in München, einer 6-spurigen Hauptverkehrsstraße, die größte Herausforderung an ein geeignetes Sanierungskonzept dar. Im Rahmen eines beschränkten Realisierungswettbewerbs überzeugte die Münchner Projektgemeinschaft Richarz und Strunz mit ihrem Entwurf für einen ganzheitlichen Umbau, der neben der Verbesserung des Energiestandards auch eine maßgebliche Steigerung der Wohnqualität versprach. So wurde das Thema Schallschutz von Beginn an zum integralen Bestandteil der Planung und als Grundlage für eine erfolgreiche Realisierung des Projektes erkannt. Die Fassade des Gebäudes wurde mit 14 cm Wärmedämmung versehen und anschließend verputzt. Die Fenster sind durch neue Elemente mit Zweifachverglasung ersetzt worden. Zuluft-Elemente in den Rahmen gewährleisten die kontrollierte Belüftung der Innenräume. Mit der Fertigstellung im Sommer 2010 wird dank dieser Maßnahmen der Standard „KfW-Effizienzhaus 40“ nach der Energieeinsparverordnung 2007 erreicht. Geschützte Außenräume Der Ansatz der Architekten, Räume mit einer verbesserten Wohnqualität zu schaffen, ist auch in den großzügigen Außenbereichen ablesbar. Die Balkone des Bestandsgebäudes waren klein und den Beeinträchtigungen durch den Verkehr ungeschützt ausgesetzt, sodass die Bewohner ihren Freiraum kaum nutzen konnten. Im Rahmen der Bau-

maßnahme wurden sie abgerissen und auf der Ost-, Südund Westseite durch eine selbsttragende, vor die Fassade gestellte Betonskelettkonstruktion aus Stützen und großen Balkonplatten ersetzt, die in den Geschossdecken punktuell rückverankert wurden. Es erfolgte eine Verglasung mit dem Schiebe-Dreh-System SL 25 XXL von Solarlux. Im geschlossenen Zustand erreicht das System eine Schallreduzierung von 17 dB, was die Freiräume dieses Gebäudes erstmalig zu Außenräumen mit Aufenthaltsqualität macht. Die Bewohner sitzen geschützt vor den Emissionen des Verkehrs bei gleichzeitiger Wahrung der Transparenz. Die einzelnen Flügel der Verglasung tragen keine Profile, sodass die Wirkung als Außenraum bestehen bleibt und der Ausblick nicht beeinträchtigt wird. Neben dem Schallschutz wirken die gläsernen Elemente in der kalten Jahreszeit als Wärmepuffer, der eine Reduzierung der Heizkosten ermöglicht. Die Verglasung kann über die gesamte Breite der Balkone geöffnet und Platz sparend seitlich geparkt werden. Im geschlossenen Zustand weist das Schiebe-Dreh-System aus 10 mm starkem Einscheibensicherheitsglas Wind und Schlagregen ab. Offene Fugen sorgen für eine sinnvolle Dauerbelüftung.

SOLARLUX Aluminium Systeme GmbH Gewerbepark 9-11 49143 Bissendorf www.solarlux.de


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Berechnungsbeispiel anhand einer Industriehalle mit großflächiger Verglasung

OPTIMALE TAGESLICHTNUTZUNG Wie viel Tageslicht kommt in Räume? Welchen Einfluss hat eine andere Glasart auf den Tageslichteinfall? Wie hoch ist der Ausleuchtungsgrad mit natürlichem Tageslicht? Diese und ähnliche Fragen erreichen Architekten und Ingenieure. Antworten für die Planung bietet der Semcoglas-Lichtservice. Tageslicht in der Architektur Aus der Erkenntnis, dass Tageslicht ein Faktor für Wohlempfinden und Leistungsfähigkeit von Menschen ist, wächst seine Bedeutung bei der Planung von Bauvorhaben. Denn helles Licht wirkt aktivierend und stimmungsverbessernd. Für betriebliche Arbeitsplätze gibt es zudem gesetzliche Regelungen zu Lichtstärke und Lichtklima. Zusätzlich spart die optimale Nutzung des Tageslichts Beleuchtungsenergie und somit Geld. So setzt die Architektur zunehmend auf den Werkstoff Glas, um ein Plus an Tageslicht zu erhalten. Tageslicht als Einsatzfaktor Licht ist ein wesentlicher Bestandteil der natürlichen Umwelt. Es wirkt gegen Müdigkeit und fördert Motivation und Leistung. Dementsprechend fordern auch verschiedene DIN-Normen eine ausreichend helle Beleuchtung und Mindestgrößen von Fenstern am Arbeitsplatz. Ein weiterer Grund für die optimale Ausnutzung des Tageslichts sind die möglichen dauerhaften Energieeinsparungen. Große Fenster sind daher auch eine wirtschaftliche Not-

wendigkeit, zumal moderne Klimagläser keine Nachteile bei Dämmung und Wärmeschutz aufweisen. Planungshilfe Unterstützung bei der Planung gibt der Semcoglas-Lichtservice. Er simuliert für Bauvorhaben, wie Tageslicht zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten in das Gebäude einfällt und wie hoch der Ausleuchtungsgrad der einzelnen Räume ist. Weiterhin wird ermittelt, wie sich die Lichtverhältnisse durch Verkleinerung oder Vergrößerung von Fensteröffnungen verändern und wie sich unterschiedliche Glasarten auf die Lichtverhältnisse im Innenraum auswirken. Zusätzlich werden wertvolle Erkenntnisse zur Beleuchtungssituation/ Lichtplanung und der Arbeitsplatzausrichtung gewonnen. Der Lichtservice kann auch eine Antwort auf die Frage geben, ob sich der Ersatz von Trockenbauwänden durch Glaswände lohnt, um eine bessere Ausleuchtung zu erzielen. So können auch verwinkelte Ecken und Flure von einem höhreren Tageslichteinfall profitieren.

Berechnungsbeispiel Die Grafik oben zeigt ein Berechnungsbeispiel anhand einer Industriehalle mit großflächiger Verglasung. Dargestellt ist der Grundriss der nebenstehend abgebildeten Halle: Die schwarzen Linien bilden die Außenwände, wobei die linke Außenwand der Glasfassade auf dem Foto entspricht. Die blauen Markierungen deuten Verglasungsflächen und Lichtkuppeln auf dem Dach an. Die Zahlen-Werte geben Auskunft, welche Lux-Werte sich in den einzelnen Gebäudeteilen aufgrund des Tageslichteinfalls ergeben. Selbst in der dargestellten eher ungünstigen Wettersituation fällt bis weit in die Halle hinein genügend natürliches Tageslicht, um ohne künstliche Beleuchtung arbeiten zu können. Die Erfahrung mit diesem Referenzobjekt zeigt, dass außerhalb der Nachtschichten die künstliche Beleuchtung so gut wie nie genutzt werden muss. Semcoglas Holding GmbH Langebrügger Straße 10 26655 Westerstede www.semcoglas.com


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Der Kern des Gebäudes ist großflächig verglast und wird von einer Rahmenstruktur gefasst

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Im Innenraum stehen dunkle Farben im Kontrast zur hell und luftig wirkenden Fassade

ZUKUNFTSORIENTIERTES WOHNEN Unter der Bezeichnung „LUXHAUS | frame.“ präsentierte der Energiesparhaushersteller LUXHAUS im Mai 2012 sein neues Plus-Energie-Haus. Im Dreiklang von Architektur, Innenraum und Technik ist die großflächige Glasfront das entwurfsbestimmende Element. Schmale Stützen, die das auskragende Dach tragen, der sich um die Glasfassade schmiegende Rahmen und die großzügige Dachterrasse verleihen dem sonst schlichten Baukörper Raffinesse und Eleganz. Auch im Innenraum ist der Name „frame“ Programm. Hier setzen die Rahmen als Ausschnitte in Wandscheiben weitere

Architekturideen in Szene. Das ist im Erdgeschoss der in der Wand zwischen Essen und Wohnen eingefasste Kamin, der das Zentrum des Hauses markiert, und eine Weiterentwicklung des Lagerfeuers ist, an dem sich früher die Menschen zusammenfanden. Gestalterisch geben die anthrazitfarbenen Fenster sowie Lichtschalter, Sockelleisten und Abdeckbretter in der gleichen Farbe sowie der dunkle Boden der Architektur Halt und erden den Betrachter als Kontrast zu der luftigen Glasfassade. Ein ausgeklügeltes Technikkonzept ermöglicht es, u.a. über Photovoltaik mehr Energieertrag als -verbrauch zu erwirtschaften. Zwei Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle: Zum einen geht es darum, den Energiebedarf des Gebäudes zu minimieren. Hier sind die Dämmeigenschaften der Gebäudehülle, solare Wärmegewinne, der geringe Energiebedarf elektrischer Verbraucher und die Verwendung hocheffizienter Technik entscheidend. Zum anderen gilt es, den verbleibenden Energiebedarf des Gebäudes mit regenerativen Quellen zu decken. Dies erfolgt durch die Stromerzeugung mit Photovoltaik auf dem Gebäudedach und die Wärmeerzeugung für Heizung und Warmwasser mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Erdwärmesonden. Dass diese Punkte keinerlei gestalterische Einbußen zur Folge haben müssen, beweist das LUXHAUS | frame. auf jedem Quadratmeter. Ziel war es, ein zukunftsorientiertes Haus von zeitloser Ästhetik zu entwickeln. LUXHAUS GmbH & Co. KG Pleinfelder Straße 64 91166 Georgensgmünd www.luxhaus.de

links Rahmen prägen auch den Innenraum: Von der Galerie im Obergeschoss gewähren sie Durchblicke in die unten liegenden Bereiche, im Erdgeschoss kann auf diese Weise der Kamin offen zwischen Essplatz und Wohnraum positioniert werden


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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 34. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.21 47 31 74 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: info@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn (Vizepräsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dr.-Ing. Wolfgang Echelmeyer (Mitgliederbetreuung und Sonderveranstaltungen) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Adolf-von-Groß-Str. 15 95445 Bayreuth Telefon: +49 (0)921.99 00 51 53 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Redaktion Susanne Kuballa M.A. (Chefredaktion) Dipl.-Ing. Sylvia Jung E-Mail: baukultur@dai.org Anschrift wie Verlag Anzeigen Kathrein Blättler M.A. E-Mail: blaettler@vbk-verlag.de Dr. Eugenia Thummert E-Mail: thummert@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 6 vom 1.10.2011. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

Druckauflage: 4.800 Exemplare (IVW II/2012)

Vorschau Ausgabe 1_2013 >> betonBAUKULTUR

Autoren dieser Ausgabe Architekten.3P Gerhard Feuerstein Arne Rüdenauer Stuttgart www.architekten3p.de Prof. Christian Baumgart DAI Präsident Stadt Würzburg Leiter des Baureferats Berufsmäßiger Stadtrat und Stadtbaurat www.wuerzburg.de Walther Glaubitt Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC Kompetenzbereich Werkstoffchemie Würzburg www.isc.fraunhofer.de Hans-Peter Gresser Gresser Architekten Wiesbaden www.gresser-architects.com Ursula Herrling-Tusch impetus.PR Aachen www.impetus-pr.de Manfred Jelken Oldenburgischer AIV, Schriftführer Oldenburg www.aiv-oldenburg.de

DAI Kooperationspartner

Janetta Kappelt Flashaar Ingenieure GmbH Bingen am Rhein www.flashaar.com Patricia Revels Roschmann Steel and Glass Würzburg GmbH Würzburg www.roschmann-group.com Nina Schwab Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Berlin www.bundesstiftung-baukultur.de Birgit Tratnik Flachglas MarkenKreis GmbH Presse / Kommunikation Gelsenkirchen www.flachglas-markenkreis.de Astrid Unger VELUX Deutschland GmbH Leitung PR / Öffentlichkeitsarbeit Hamburg www.velux.de Dr. Hartmut Wittkopf EControl-Glas GmbH & Co. KG Geschäftsführung Plauen www.econtrol-glas.de


BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | November 2012 | Ausgabe 6 | ISSN 1862-9571

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