BAUKULTUR 1_2012: betonBAUKULTUR

Page 1

BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

2012

1

Schwerpunkt Bauen mit Beton

AIV Aschaffenburg Besichtigung des Dammer Tor Carrés

AIV Hamburg Bauwerk des Jahres 2010

AIV Mark Sauerland Ideen- und Förderwettbewerb

TUR BAUKULEUBAU D auf der .1 .2012 10.-14

Halle 116 1 St and 2

BAUKULTUR

beton


UNSERE 3 NEUEN Das neue Zentrum von Mönchengladbach Perfekt städtebaulich integriert mit optimaler offener Struktur und Shop-Fassaden über mehrere Etagen.

Löhrhof Center war gestern – die Zukunft gehört den Recklinghausen Arcaden! Revitalisierung wie aus dem Lehrbuch – an einem Standort, der es verdient.

Aus alt mach neu! Das in die Jahre gekommene Löhertor Center in Fulda soll nach Abriss zu einer ersten Adresse für Erlebnis-Shopping avancieren.

ERÖFFNUNG 2014 VERMIETUNG HAT BEGONNEN!

Bamlerstraße 1 · 45141 Essen fon + 49 (0) 201/ 820 810 · fax + 49 (0) 201/ 820 8111 internet: www.mfi.eu · mail: mfi.essen@mfi.eu


3

LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN, VEREHRTE LESER UND FREUNDE DER BAUKULTUR, wieder einmal ist es Zeit für einen Rückblick, zugleich auch Ausblick in die Zukunft, ist doch erneut ein Jahreswechsel in Sichtweite. Und ja, natürlich ist auch 2011 wieder zu schnell an uns vorüber gezogen, ein Jahr, in dem das Präsidium des DAI erneut bei einer Reihe von Gelegenheiten mit Entscheidern aus Bundestag und Bundesregierung Kontakte pflegen und vertiefen konnte. Dies ist und bleibt eine unserer Kernaufgaben, gilt es doch, solche Kontakte auszubauen und für möglichst viele unserer Mitglieder – also Sie alle – nutzbar zu machen. Gerne werden wir in Einzelgesprächen, aber auch in der Tradition unseres parlamentarischen Frühstücks sowie weiterer Diskussionsrunden in Berlin und anderen Orts diesen Weg der Kommunikation weiter beschreiten und freuen uns auf Anregungen aus Ihren Reihen. Eine Reihe wiederkehrender Themen hat uns auch 2011 beschäftigt, seien es die Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), die Themenfelder im Berliner Verbändegespräch oder unsere Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung Baukultur. Ich bin froh und dankbar, dass die Kolumne der Bundesstiftung mittlerweile fester Bestandteil unserer Zeitschrift BAUKULTUR ist. In der stetigen Verbreiterung baukulturellen Verständnisses an der Basis und in der Fläche unseres Landes sehe ich eine unverändert große Aufgabe für uns alle. Neben der Beschäftigung mit Fragen der Ausbildungsbedingungen für unseren Nachwuchs haben wir in den letzten Monaten als weiteren Themenschwerpunkt die öffentlich privaten Partnerschaften (ÖPP oder PPP) verstärkt betrachtet. Hierzu hatten wir Ende Oktober eine Podiumsdiskussion in Berlin, an der u.a. Bundesminister a.D. Wolfgang Tiefensee teilgenommen hat. Diese Veranstaltung brachte eine Reihe neuer Erkenntnisse und Ansatzpunkte und wurde dankenswerterweise von den VHV-Versicherungen unterstützt, die zwischenzeitlich mit ihrem Unternehmensbereich Verbandsund Kooperationsmanagement Bau Förderpartner des DAI geworden sind, eine Partnerschaft, über die wir uns freuen und die wir in den nächsten Jahren gezielt ausbauen werden. Wie jedes Jahr gehörte auch 2011 unser DAI Tag zu den Höhepunkten im Veranstaltungsreigen, als Gäste durften wir uns in der Unesco-Welterbestadt Hildesheim in besonderem Maße wohl fühlen. Der AIV Hildesheim mit seiner Vorsitzenden Dagmar Schierholz war ein idealer Gastgeber, die feierliche Verleihung des DAI Literaturpreises an Ira Mazzoni mit einer Laudatio von Prof. Dr. Wolfgang Pehnt setzte besondere Akzente. In der vorliegenden Ausgabe der BAUKULTUR finden Sie einen Rückblick in Bildern, zusätzliche Fotos auch unter www.facebook.com/baukultur. Für das kommende Jahr 2012 laufen die Vorbereitungen unserer Themenveranstaltungen auf Hochtouren. Für die im Herbst geplante internationale Fachexkursion nach Vietnam und Kambodscha können Sie sich online seit Ende November anmelden. Auch bitte ich Sie heute bereits um Vormerkung

des DAI Tages vom 21.–23.9.2012 in Stuttgart. Der AIV Stuttgart mit seinem Vorsitzenden, unserem Vizepräsidenten Gerd Schnitzspahn, arbeitet an einem hochattraktiven Tagungsprogramm, ich lege Ihnen heute schon eine Teilnahme dringend nahe. Erfreulicherweise wächst auch unser Netzwerk, von dem wir alle in Verband und Mitgliedsvereinen profitieren können. Neue Kooperations-, Netzwerk- oder auch Förderpartnerschaften haben wir mit der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft, dem Bündnis für eine Soziale Stadt oder Unternehmen wie CYCOT, Kaldewei oder den VHV-Versicherungen begründen können. Auch im kommenden Jahr werden wir solche fruchtbaren Kooperationen aufbauen und vertiefen. So werden Präsidium und Geschäftsführung gleich zu Beginn des neuen Jahres auf der DEUBAU in Essen unterwegs sein, auf der Grünen Woche in Berlin planen wir in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft einen Messeauftritt unter dem Thema landBAUKULTUR, als gleichnamiger Titel ist die Ausgabe 3_2012 der Zeitschrift BAUKULTUR vorgesehen. An dieser Stelle danke ich herzlich unserer Verlags- und Redaktionsleiterin Susanne Kuballa für ihr großes Engagement und ihre nie nachlassende Energie im hinter uns liegenden ersten vollen Jahr des neuen Auftritts unserer BAUKULTUR. Erfolgreiches Verlegen einer solchen Zeitschrift ist unter den herrschenden Rahmenbedingungen wahrlich keine leichte Aufgabe, es wird gemeinsame Verantwortung von Verlag und DAI Präsidium sein, dieses gute Produkt aufrecht zu erhalten und weiter zu entwickeln. Hier bitte ich Sie herzlich auch in Zukunft um Ihre Mitwirkung. Ich freue mich sehr darüber, dass das vor Ihnen liegende aktuelle Heft wiederum in nennenswertem Umfang erscheinen konnte, diese positive „Strahlkraft“ wünsche ich mir mit dem gesamten DAI Präsidium und Ihnen allen auch für das neue Jahr 2012. Dieses Jahr 2012 möge uns allen als positives, friedliches, spannendes und erfolgreiches Jahr bevorstehen, begleitet für uns alle von persönlichem Wohlergehen und guter Gesundheit. Das gesamte Präsidium des DAI wie auch ich persönlich freuen uns mit Ihnen auf ein weiteres gutes Miteinander sowie ein arbeits- und erfolgreiches Jahr für uns Ingenieure und Architekten. Herzlichst Ihr

Dipl.-Ing. Christian Baumgart DAI Präsident

(Foto: Müller-Wünsche)

editorial

BAUKULTUR 1_2012


4

DAI in deutschland

BAUKULTUR 1_2012

DAI Fachexkursion 2012 Vietnam + Kambodscha Die DAI Fachexkursion 2012 führt nach Vietnam und Kambodscha. Ziele sind die Hauptstadt Hanoi, die Kaiserstadt Hué, die Hafenstadt Ho An und die Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon). Die Kosten liegen bei 1.795,Euro pro Person. Eine 3-tägige Weiterreise nach Angkor Wat in Kambodscha kann für 350,- Euro pro Person hinzugebucht werden. Angeboten werden zwei Reisetermine vom 23.10.–01.11.2012 sowie vom 19.11.–28.11.2012. Weitere Informationen: DAI Geschäftsstelle Tel.: 030 – 21 47 31 74 E-Mail: info@dai.org

Neuer DAI Förderpartner Ab 2012 gehören die VHV Versicherungen, Verbands- und Kooperationsmanagement BAU, zu den Förderpartnern des DAI.

Aschaffenburg

Folgen Sie dem DAI im Netz: www.dai.org www.facebook.com/baukultur DAI Mitgliedsverein DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

www.twitter.com/baukultur

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Dresden AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim

AIV Karlsruhe AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland Hagen AIV Mecklenburg-Strelitz AIV Schweinfurt AIV Stuttgart

AIV Ulm AIV Wetterau AIV Würzburg AIV zu Berlin Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

BAUKULTUR 1_2012

28

8 3 4 5

Editorial Christian Baumgart DAI in Deutschland Inhalt

6 7

Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wie weiter arbeiten?

8

Rubriken Preise + Auszeichnungen: DEUBAU-Preis 2012

10–11

DAI Mitglied im Blickpunkt Thomas J. Mager, AIV KölnBonn

12–15

DAI aktuell DAI Tag 2011 in Hildesheim – Ein Rückblick in Bildern Aus dem Präsidium

15–19 15 16–19 19

DAI regional AIV Aschaffenburg: Besichtigung des Dammer Tor Carrés AIV Hamburg: Bauwerk des Jahres 2010 AIV Mark Sauerland: Ideen- und Förderwettbewerb ausgelobt

20–33 20 21–23 24–25 26–27 27 28–29 30–31 32 32 33 33

Schwerpunkt Bauen mit Beton BetonMarketing West auf der DEUBAU 2012 Architekturpreis Beton 2011 Formen und Flächen: Besucherzentrum am Herkules in Kassel Sozialer Mittelpunkt: Kasinogebäude in Köln Innovative Generalsanierung: Sanierung eines Schulzentrums in Lohr Geflochtener Beton: Bürogebäude in Mannheim Textilbewehrter Beton Multifunktionale Betondecke Start einer afrikanischen Zement- und Betonkultur? Außen Beton, innen Luft Zerstörungsfreie Prüfung von Betonflächen

34–35 34 35

Advertorials Holcim (Deutschland) AG: Maritimes Bauen Riedel Bau GmbH & Co. KG: Schulneubau in Aschaffenburg

36–37

Produkte

38

Titel: Kasinogebäude in Köln (Foto: Christa Lachenmaier)

Autoren | Vorschau | Impressum

21

5


6

nachrichten

BAUKULTUR 1_2012

10. Allgäuer Baufachkongress Vom 18.-20.1.2012 findet in Oberstdorf der 10. Allgäuer Baufachkongress statt. In über 60 Fachvorträgen behandeln rund 55 Referenten die drei Schwerpunktthemen Energieeinsparung, Modernisierung und Marketing. Im Anschluss diskutieren Prof. Dr. Skibicki, Prof. Dr. Dr. Radermacher, Dr. Czisch, Prof. Dr. Fisch, Hans-Dieter Hegner und Michael Hölker im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema „Energiewende – was muss jetzt passieren?“ Dabei formulieren sie Antworten auf die Fragen: Wie entwickelt sich der Energiemarkt? Ist Energieeffizienz finanzierbar? Was sind die Konsequenzen für jeden Einzelnen von uns? Wie wirkt sich die Energiewende auf das regionale Baugeschehen aus? Wer profitiert davon? Veranstalter des Kongresses ist die Baumit GmbH. www.baufachkongress.com

Betontechnische Daten Seit Sommer 2011 liegt die neue Ausgabe der Betontechnischen Daten von HeidelbergCement vor. Sie enthält die wichtigsten Regelungen der im Betonbau gültigen Normen samt der betontechnologischen Grundlagen. Das Standardwerk führt in 20 Kapiteln durch alle wichtigen Themen rund um Zement und Beton. Neu aufgenommen wurde das Kapitel „Ökobilanzielle Kennwerte für Zement und Beton“. Des Weiteren wurden die Inhalte der Betontechnischen Daten komplett überarbeitet und die bis Juni 2011 erschienenen bzw. bauaufsichtlich eingeführten Normen berücksichtigt. Die Broschüre ist kostenlos in den regionalen Verkaufsbüros erhältlich, HeidelbergCement bietet das Nachschlagewerk auch online an. www.betontechnische-daten.de www.heidelbergcement.com

denten und Delegierten aus den Architektenkammern aller Bundesländer wurde als Ergebnis die „Dresdner Erklärung“ verabschiedet. Darin bekennen sich die deutschen Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner ausdrücklich zu ihrer Verantwortung für die ganzheitliche und nachhaltige Gestaltung der gebauten Umwelt. Gleichzeitig richten sie drei zentrale Forderungen an die Politik: 1. Eine umfassende Baukulturpolitik, entwickelt aus der Leipzig Charta, und eine entsprechende Städtebauförderung sicher zu stellen. 2. Eine bessere Förderung ganzheitlicher Lösungsansätze für eine nachhaltige bauliche Entwicklung sowie die Bereitstellung entsprechender Forschungsmittel bereit zu stellen. 3. Kompetente und leistungsstarke Bauverwaltungen sicher zu stellen. www.bundesarchitektenkammer.de

56. BetonTage Am 7.2.2012 finden die 56. BetonTage statt. Europas größter Fachkongress der Beton- und Fertigteilindustrie steht dieses Mal unter dem Motto „Wandel gestalten“. Ein dreitägiges Fachprogramm mit 13 produktspezifischen Podien, rund 90 Referenten aus Wirtschaft und Forschung, hochkarätigen Vorträgen und 160 Ausstellern erwarten die Besucher im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm. Im Mittelpunkt der Fachbeiträge stehen aktuelle Entwicklungen im Bereich der Normung, der Betontechnologie, der Herstellungsverfahren und der Verarbeitungstechnik sowie relevante wirtschaftliche und juristische Aspekte. Zu den Referenten zählen u.a. Prof. Dr. Peter Bofinger und Prof. Dr. Werner Sobek. Einen Blick über den deutschen Markt hinaus soll Finnland geben, das sich als Gastland präsentiert. www.betontage.de

5. Concrete Design Competition Alle zwei Jahre schreibt die Zement- und Betonindustrie den internationalen Studentenwettbewerb Concrete Design Competition für kreatives und innovatives Gestalten mit Beton aus. Im Vordergrund der Aufgabe steht die Entwicklung neuartiger Entwurfsvorstellungen für die Verwendung des Materials Beton und seiner Verarbeitung. Der diesjährige Wettbewerb widmet sich dem Thema Energie. Dabei gilt es, die spezifischen Eigenschaften von Beton aufzudecken, die ihn zu einem wichtigen und vielfältig einsetzbaren Material auch im Bereich des Nachhaltigen Bauen machen. Zentrale Eigenschaften wie Masse, Substanz, Oberfläche und Zusammensetzung, sollen so weiterentwickelt werden, dass technische und funktionale Aspekte mit formalen und programmatischen Zielvorstellungen in Einklang gebracht werden. Mögliche Wettbewerbsbeiträge können von Objekten, Möbeln, Gebäudeentwürfen aller Art und architektonischen Details bis zu stadt- und landschaftsplanerischen Projekten reichen. Abgabefrist ist am 2.4.2012. www.bdzement.de

ASTOC Architects and Planners Das Kölner Büro ASTOC Architects and Planners verfügt über eine „doppelte Expertise“ in den Disziplinen Architektur und Städtebau. So profitieren die städtebaulichen Projekte von den architektonischen Erfahrungen in der Konzeption und Realisierung von Gebäuden und die Gebäude-Entwürfe umgekehrt auch vom städtebaulichen Know-how. Die einzigartige Arbeitsweise des Büros ASTOC ist durch das Zusammenwirken von Berufspraxis, Forschung und Lehre geprägt. ASTOCs Projekte im In- und Ausland, die zahlreiche Preise und Auszeichnungen bekommen haben, werden in diesem Band erstmals umfassend dargestellt (vgl. Beitrag S. 26).

Betoninstandhaltung heute für die Zukunft Am 8.2.2012 findet in Dortmund das 20. Fachsymposium der LIB NRW statt. Die gemeinschaftlich von der Landesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken NRW e.V. (LIB NRW), der Bundesgütegemeinschaft Betonflächeninstandsetzung e.V. (BFI) und der Akademie der Bildungszentren des Baugewerbes e.V. angebotene Veranstaltung steht erneut unter dem Motto „Betoninstandhaltung heute für die Zukunft“. www.lib-nrw.de

Dresdner Erklärung Im Anschluss an den Deutschen Architektentag im Oktober 2011 hatte sich die Bundeskammerversammlung, das höchste Beschlussorgan der deutschen Architektenschaft, in Dresden versammelt. Auf dem jährlichen Treffen der Präsi-

www.jovis.de


BAUKULTUR 1_2012

kolumne

7

Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor

WIE WEITER ARBEITEN?

Gewerbearchitektur noch unterbewertet Für Unternehmer bedeutet eine Investition in Baukultur einen qualitativen Mehrwert. Wann aber lohnt sich eine solche Investition auch wirtschaftlich – wie also profitieren Mitarbeiter und das Image des Unternehmens? Wie kann Baukultur darüber hinaus zum Standortfaktor für Stadt und Region werden? Dem oft vernachlässigten Thema Gewerbearchitektur widmete sich die Bundesstiftung Baukultur in ihrer Veranstaltungsreihe „wieweiterarbeiten – ARBEITSORTE DER ZUKUNFT“. In Leipzig, Gütersloh und Freiburg diskutierte die Bundesstiftung im Oktober 2011 mit Partnern über die Zukunft des Gewerbebaus. Die Netzwerkreihe findet mit Unterstützung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags e.V. und in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer und der Bundesingenieurkammer statt. Meeting in der Gondel – neue Konzepte sind denkbar Welche Räume braucht die Kreativindustrie? Darüber tauschten sich rund 100 Teilnehmer der Leipziger Veranstaltung am 18.11.2011 im Grassimuseum aus. „Neue Arbeitsorte wie Coworking Spaces entstehen. Das Arbeiten wird flexibler und kommunikativer“, sagte Prof. Bastian Lange, Wirtschaftsgeograph an der Humboldt Universität zu Berlin. Der Architekt Stefan Camenzind berichtete, wie er den Unternehmenssitz von Google in Zürich nach den Bedürfnissen der Mitarbeiter gestaltet hat. Ein Beispiel: Die Gondel einer Seilbahn steht für Besprechungen bereit. „Mitarbeiter legen Wert auf gemeinschaftliche Flächen“, so Camenzind. Vor der Podiumsdiskussion konnten die Teilnehmer Start-Ups in der Leipziger Innenstadt, wie z. B. die Spreadshirt AG und die Biodentis GmbH, besichtigen. Einen Tag später, am 19.11.2011, öffneten 4 Unternehmen in Ostwestfalen ihre Pforten für eine Tour über vorbildliche

Als vorbildlicher Gewerbebau ausgezeichnet: Sitz der Spreadshirt AG in Leipzig (Foto: Spreadshirt AG)

Gewerbearchitektur. Dass diese Architektur keineswegs selbstverständlich sei, berichteten die Architekten Maria Clarke und Andreas Wannenmacher auf der abendlichen Podiumsdiskussion mit rund 50 Zuhörern. „Auf der grünen Wiese herrscht oft eine unbürokratische Großzügigkeit“, kommentierte Wannenmacher in seinem Vortrag eine „Reigen des Schreckens“ genannte Serie von Bildern: Industriebauten, die eher Notunterkünften ähnelten. Die Freiburger Veranstaltung am 26.11.2011 war auf nachhaltige Gewerbebauten ausgerichtet und fand einen Zuspruch von rund 120 Teilnehmern. Wie gute Architektur auch für das produzierende Gewerbe möglich ist, zeigten drei Fallbeispiele aus der Region. Auf dem Podium debattierten der Architekt Peter Brückner und Martin Haag, Baubürgermeister von Freiburg. „Das Gesamtbild einer Stadt wird durch die Baukultur geprägt“, so Haag. Gewerbebauten sollten davon nicht ausgeschlossen sein. Freiburg verstehe sich als Pionier des Nachhaltigen Bauens und plane, ganze Gewerbegebiete nachhaltig zu gestalten. „Anliegen der Bundesstiftung Baukultur ist, dass gute Architektur zum Alltag wird – und somit auch am Arbeitsplatz selbstverständlich ist“, sagte Bernhard Heitele, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundesstiftung und Projektleiter der Veranstaltungsreihe. Für 2012 suche die Bundesstiftung Partner, wie z. B. Industrie- und Handelskammern und Baukulturinitiativen, die sich vorstellen können, in Kooperation mit der Stiftung eine Veranstaltung der Reihe „wieweiterarbeiten“ durchzuführen. Zudem sei geplant, die auf den Veranstaltungen in Leipzig, Gütersloh und Freiburg gezeigten Projekte als good-practice-Beispiele auf ihrer Homepage zu veröffentlichen. Nina Schwab www.bundesstiftung-baukultur.de

Beispielhafte Gewerbearchitektur in Ostwestfalen: Unternehmenssitz der Firma Schüco (Foto: Csaba Mester)


8

preise + auszeichnungen

BAUKULTUR 1_2012

Den DEUBAU-Preis für junge Architektinnen und Architekten - alle zwei Jahre ausgelobt von der Stadt Essen und der Messe Essen GmbH - teilen sich 2012 Johannes Kappler, Nürnberg, mit dem Projekt „Wohnhochhaus Palladiumflat“ und die Architekten Saetti, Bochmann und Schwirtz vom Büro studioinges Architektur und Städtebau, Berlin, mit dem Projekt „Experimenta Science Center“. Zu den Mitgliedern der Jury gehörten auch in diesem Jahr DAI Präsident Christian Baumgart und DAI Vizepräsident Gerd Schnitzspahn. Präsentiert werden die ausgezeichneten Projekte auf der internationalen Baufachmesse DEUBAU, die vom 10.-14.1.2012 in Essen stattfindet.

DEUBAU-PREIS 2012 VERLIEHEN „Palladiumflat“ von Johannes Kappler Das innovative Wohnhochhaus „Palladiumflat“ in der niederländischen Stadt Groningen wurde aus einem Bausystem von wenigen vorgefertigten Betonelementen gefügt und zeichnet sich durch ungewöhnliche Proportionen, aber vor allem durch ungewöhnliche Raumqualitäten aus: Die 37 m hohe, aber nur etwa 8,70 m tiefe Wohnscheibe ermöglicht nicht nur das Durchwohnen und großzügige lichte Räume, sondern auch extrem flexible Grundrisse. In einer sich schnell verändernden Gesellschaft mit Bedarf nach Flexibilität in den Lebensbedingungen stellt das Projekt einen hochinteressanten Beitrag zum Wohnungsbau dar. Trotz der enormen Flächenwirkung der Scheibe versteht es der Preisträger, eine wohlproportionierte und sinnfällige Fassade auszubilden. Trotz guter Durchlüftung, grundsätzlich richtiger Ausrichtung des Gebäudes und einer Minimierung der Ost-West-Seiten vermisst die Jury eine weitergehende Auseinandersetzung mit Fragen der Energieeffizienz, die aber möglicherweise der lokalen Baukultur geschuldet ist. Dem Entwurfsverfasser gelingt es nach Auffassung der Jury anscheinend mit Leichtigkeit, Kosteneffizienz, Stimmigkeit

der projektimmanenten Struktur wie auch Sinnfälligkeit vom Detail bis zur städtebaulichen Haltung zusammenzuführen. „Experimenta Science Center“ von Francesca Saetti, Thomas Bochmann, Stefan Schwirtz Das Projekt „Experimenta Science Center“ von studioinges, Saetti, Bochmann, Schwirtz, bereichert in Heilbronn ein bisher vernachlässigtes Areal am Rande der Innenstadt um ein attraktives Zentrum des öffentlichen Lebens, das eine Fülle von Bildungsangeboten für unterschiedliche Altersgruppen bietet. Die Preisträger ergänzten ein ehemaliges Speichergebäude durch einen Neubau, der in Kubatur und Material dem Bestandsbau entspricht, doch durch eine leichte Verschiebung eine vertikale, gläserne Fuge eröffnet, die durch ihre Gestaltung als Foyer und Treppenlandschaft mit starker Farbgebung ein stadträumlich wirksames Zeichen setzt. So tritt das Ensemble aus Alt- und Neubau zunächst mit großer Selbstverständlichkeit auf und überrascht doch mit unerwarteten Raumfolgen, Material-, Farb- und Lichteffekten, die – thematisch wohlüberlegt – zur Entdeckungsreise in die Ausstellungen, Labore und Werkstätten einladen. Sowohl in der jetzt stadtbildprägenden Wirkung als auch in der architektonischen Komposition und Durchgestaltung bis ins Detail überzeugt das Projekt als Beispiel für den gelungenen Umgang mit dem Bestand und zugleich als Beitrag zu einer verlockenden Einführung in die Welt der Wissenschaft durch spielerische Annäherung. www.deubau-preis.de links Die Welt als Scheibe: „Palladiumflat“ in Groningen unten Einladung zur Entdeckungsreise: „Experimenta Science Center“ in Heilbronn


Klassikstadt, Frankfurt am Main

en

böd n g i s e

en D

Der

tfad e Lei

neu

r: nboeden e t n ig nu /des

lle r-beton.de e t s e Be lberg e .heid w w w

®

CemFlow – es gibt keinen schöneren Grund

Der Zementfließestrich für höchste Ansprüche

CemFlow – der naturbelassene oder eingefärbte Zementfließestrich mit polierter oder geschliffener Oberfläche – ist der Baustoff für Individualisten. Er bildet die perfekte Basis vom Nassraum bis zum Designboden. Mit CemFlow entstehen exklusive und ebene Oberflächen von unvergleichlicher Intensität und Qualität. www.heidelberger-beton.de www.cemflow.de


10

DAI blickpunkt

DAI MITGLIED IM BLICKPUNKT Thomas J. Mager Diplom-Geograph/Stadtplaner (SRL) Mitglied im AIV KölnBonn chitekten.de

tjm-consulting mobilitätsmanagement Hansaring 61 50670 Köln www.tjm-consulting.de

ZUR PERSON 1981 – 1987 Studium der Stadt- und Wirtschaftsgeographie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1988 – 1995 Stadtverwaltung Euskirchen in den Bereichen Stadtplanung, Wirtschaftsförderung und ÖPNV seit 1989 Mitglied im AIV KölnBonn seit 1994 Lehrtätigkeit an den Universitäten Bonn, Klagenfurt, Duisburg/Essen 1996 – 2001 Prokurist und Betriebsleiter in der Geschäftsleitung der SVE Stadtverkehr Euskirchen GmbH 2001 – 2004 Leiter Marketing und Vertrieb in der Geschäftsleitung der S-Bahn München GmbH seit 2004 Inhaber der Verkehrsunternehmensberatung tjm-consulting mobilitätsmanagement seit 2007 Inhaber des kölner stadt- und verkehrs-verlag (www.ksv-verlag.de) seit 2008 Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Netzwerk Verkehr e.V. seit 2010 Vorsitzender der SRL Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung seit 2011 Vorstandsmitglied im AIV KölnBonn

VERÖFFENTLICHUNGEN 2011 • • • • • •

Quo Vadis Elektromobilität, in: Nahverkehrspraxis, Heft 12/2011 Nachhaltige Mobilität – vom Mobilitätsmanagement bis zur Elektromobilität – Beiträge zur Verkehrspraxis, hrsg. im ksv-verlag ÖPNV im ländlichen Raum – wirtschaftlich – sozial – zukunftsfähig, in: Verkehr und Technik Heft 11/2011 ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH setzt auf Variobahn, in: Nahverkehrspraxis, Heft 08/2011 ÖPNV in Klein- und Mittelstädten – Perspektiven für einen wirtschaftlichen ÖPNV?! – Beiträge zur Verkehrspraxis, hrsg. im ksv-verlag Vom Mobilitätsmanagement bis zur Elektromobilität: Ecomobil – Mobilität neu denken!, in: Nahverkehrspraxis, Heft 01-02/2011

BAUKULTUR 1_2012


DAI blickpunkt

BAUKULTUR 1_2012

Erfolg ist unser Ziel … … und daher sind Aufgaben- und Problemstellungen in den Bereichen Mobilitätsmanagement, Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und Verkehrsplanung für uns eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen. Im Fokus unserer Beratungs- und Dienstleistungstätigkeit stehen seit mehr als 7 Jahren Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger, Städte, Gemeinden und Landkreise, Institutionen, Firmen und Verbände. Wir helfen unseren Auftraggebern, sich erfolgreich den veränderten Herausforderungen des Wettbewerb geprägten Marktes zu stellen, dabei überkommene Organisationsstrukturen zu reformieren, Fahrergesellschaften zu gründen, Übernahmen, Fusionen und Kooperationen vorzubereiten und umzusetzen. Als unabhängige Unternehmensberatung konzentrieren wir uns ganz darauf, wirtschaftlich tragbare Lösungen zu erarbeiten und gemeinsam mit unseren Auftraggebern umzusetzen. Unsere Kernkompetenz liegt in der Optimierung von Prozessen; ausgehend von gezielten Analysen entwickeln wir gemeinsam mit unseren Kunden geeignete Strategien, um die gesetzten Erfolgsziele zu erreichen. Umfangreiche Kenntnisse von Strukturen, Akteuren sowie der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen werden komplettiert durch langjährige Mitgliedschaften in den wichtigsten Netzwerken, Verbänden, Organisationen und Fachgremien im Bereich des ÖPNV. Weil tjm-consulting mobilitätsmanagement seit vielen Jahren erfolgreich im Bereich der Stadt- und Verkehrsplanung mit dem Schwerpunkt ÖPNV arbeitet, setzen wir als Dienstleister nicht nur auf Planungs-, sondern vor allem auf Marketing- und Kommunikationskonzepte und erzielen so für unsere Kunden nachhaltige Erfolge. Vor allem profitieren Vorstände, Aufsichtsräte und Gesellschafter sowie kommunale Entscheidungsgremien von unserer aktiven Politikberatung.

Wir bieten Lösungen … ... und stellen maßgeschneidert für die Aufgabenstellungen unserer Kunden interdisziplinäre Projektteams – ggf. unter Hinzuziehung von weiteren Experten aus unserem vielfältigem Netzwerk – zusammen. Das Team von tjm-consulting mobilitätsmanagement unterstützt umfassend und ganzheitlich in den Themenfeldern: • Angebotsplanung • Ausschreibungs- und Wettbewerbsmanagement • Betriebsplanung und Betriebsführung nach BOKraft

• • • • • • • • •

11

Finanzierungsmanagement (Restrukturierungsmaßnahmen) Kommunikation, Marketing und Vertrieb Mobilitätsmanagementkonzepte Nahverkehrskonzepte und -pläne Organisationsmaßnahmen (Coaching, Moderationen, Schulungen) Qualitätsmanagement Strategie- und Unternehmensentwicklung Verkehrsplanung (Raumordnungs– und Planfeststellungsverfahren) Veranstaltungs- und Tagungsmanagement

Wir bieten unseren Kunden selbstverständlich bei der Auftragsbearbeitung ein professionelles Projektmanagement und eine umfangreiche Qualitätssicherung.

Wir beraten und unterstützen … ... seit vielen Jahren erfolgreich zu allen Aufgaben- und Problemstellungen rund um die Themenbereiche Mobilitätsmanagement, ÖPNV und Verkehrsplanung, so zum Beispiel: • beka Einkaufs- und Wirtschaftsgesellschaft für Verkehrsunternehmen mbH, Köln • Busunternehmen in Kärnten GmbH, Klagenfurt • DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH, Düsseldorf • Gemeinden Eching, Eichwalde, Neufahrn und Oberschleißheim • Landkreise Heidenheim und Herford • Messe Offenburg-Ortenau • Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH (NVBW), Stuttgart • nextbike GmbH, Leipzig • REGIONALE 2016 Agentur GmbH, Velen • Städte Tübingen und Unterschleißheim • VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, Berlin • Verkehrsclub Deutschland, Bonn • ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH • VWS Verkehrsbetreibe Westfalen Süd GmbH, Siegen • UniCar - GmbH & Co. KG, Marburg • Zweckverband SchienenPersonenNahVerkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord), Koblenz • Zweckverband VRT Verkehrsverbund Region Trier Thomas J. Mager


12

DAI aktuell

BAUKULTUR 1_2012

DAI TAG 2011 IN HILDESHEIM Ein Rückblick in Bildern (Fotos: Gerd Peisker)

Ausstellung im Rathaus über den Stadtbaumeister Gustav Schwartz und zur Hildesheimer Stadtbaukunst im 19. Jahrhundert

links ganz oben Im Knochenhauer Amtshaus am Hildesheimer Marktplatz fanden die DAI Gremiensitzungen statt links oben Eine Führung durch St. Michael war Bestandteil des Besichtigungsprogramms „Stadt – Land – Fluss“ links Exkursion zu dem 1911-1918 von Walter Gropius in Alfeld errichteten Fagus-Werk, das seit Juni 2011 durch die UNESCO als Weltkulturerbe geschützt wird links unten Der Tausendjährige Rosenstock im Kreuzgang des Hildesheimer Doms

Empfang im Rathaus


DAI aktuell

BAUKULTUR 1_2012

DAI Mitgliederversammlung DAI Präsidiumswahlen Empfang im Rathaus Themenführungen „Stadt – Land – Fluss“ 60-Jahr-Feier des AIV Hildesheim Festabend im Novotel Hildesheim Verleihung des DAI Literaturpreises 2011 an Ira Mazzoni Laudatio durch Prof. Dr. Wolfgang Pehnt Exkursion zum Fagus-Werk nach Alfeld

Festabend im Novotel Hildesheim: DAI Präsident Christian Baumgart, Finanzminister von Niedersachsen Hartmut Möllring, DAI Literaturpreisträgerin Ira Mazzoni, Architekturkritiker Prof. Dr. Wolfgang Pehnt (v.l.n.r.)

rechts ganz oben DAI Literaturpreisträgerin Ira Mazzoni (links) und AIV Vorsitzende Dagmar Schierholz (rechts) rechts oben DAI Präsident Christian Baumgart rechts DAI Literaturpreisträgerin Ira Mazzoni rechts unten Architekturkritiker Prof. Dr. Wolfgang Pehnt

Empfang im Rathaus: Vorsitzende des AIV Hildesheim Dagmar Schierholz, Oberbürgermeister der Stadt Hildesheim Kurt Machens, DAI Präsident Christian Baumgart (v.l.n.r.)

13


14

DAI aktuell

BAUKULTUR 1_2012

AUS DEM PRÄSIDIUM DAI Präsident im Amt bestätigt Der diesjährige DAI Tag fand auf Einladung des AIV Hildesheim statt. Die Mitgliederversammlung, die turnusmäßig anlässlich des Verbandstages abgehalten wird, hat einstimmig den amtierenden Präsidenten Dipl.-Ing. Christian Baumgart aus Würzburg im Amt bestätigt. Baumgart leitet das Präsidium des DAI seit 2003 und freut sich auf eine neue Amtsperiode: „Wir haben in den zurückliegenden zwei Jahren eine

Menge erreicht. Der DAI ist auf Bundesebene gegenüber politischen Entscheidern gut aufgestellt. Außerdem gewinnen viele der angeschlossenen Architekten- und Ingenieurvereine stetig neue Mitglieder, und sogar Neugründungsaktivitäten von Vereinen sind zu verzeichnen,“ so Baumgart gegenüber dem Wahlgremium. Außer Baumgart standen die Ämter des Vizepräsidenten Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn, des

Schatzmeisters Dipl.-Ing. Arnold Ernst sowie der Beauftragten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Marion UhrigLammersen zur Wahl. Alle drei Präsidiumsmitglieder wurden ebenfalls mit Mehrheit im Amt bestätigt. Neu ins Präsidium gewählt wurde der langjährige Vorsitzende des Münsterländer AIV, Dr.-Ing. Wolfgang Echelmeyer. Er wird das DAI Präsidium zukünftig bei Sonderprojekten unterstützen.

Politiker die Regierung auf einem erfolgreicheren Weg als noch vor ein paar Jahren. Dennoch wurde von DAI Seite erneut deutlich gemacht, dass man eine Federführung im Bauministerium und nicht im Wirtschaftsministerium befürworte. Diese Einschätzung wird geteilt und ist im politischen Prozess durchaus bereits eingesickert. Ein weiteres Thema an diesem Morgen war die Städtebauförderung. Der DAI setze sich nach wie vor massiv dafür ein, dass dieses wichtige Instrumentarium kurz-, mittel- und langfristig nicht einer allgemeinen Kürzungswelle zum Opfer falle. Den Abgeordneten wurde nochmals deutlich gemacht, welch

positive Auswirkungen jeder hier investierte Euro über verschiedenste Hebelwirkungen mit sich bringt. Natürlich wurde auch über die Baukultur im Allgemeinen und im Besonderen diskutiert. So wollten die Volksvertreter eine Einschätzung aus Verbandssicht, wie die Arbeit der Bundesstiftung Baukultur voran geht. Hier konnte DAI Präsident Baumgart nur Positives berichten, weil die Kooperation zwischen der Stiftung und dem DAI hervorragend funktioniere. Abschließend wurde vereinbart, ein Folgegespräch schon im Frühjahr 2012 anzusetzen. Udo Sonnenberg

Parlamentarisches Frühstück Wenn Parlamentarier in Zeiten viel diskutierter internationaler Krisen Zeit finden, sich mit Fachfragen der bauenden und planenden Berufe auseinander zu setzen, dann erkennt man daran zweifelsohne, dass diese Themen hohe Priorität genießen. So waren dann auch wieder einige Vertreter des Bundestagsausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung der Einladung des DAI gefolgt, am 26.10.2011 in Berlin im Rahmen eines kurzen und intensiven Arbeitsfrühstücks die brennenden Fragen unserer Berufe mit dem DAI Präsidium zu diskutieren. Erörtert wurde u.a. der Fortgang „Weiterentwicklung“ HOAI. Hier sehen die

DAI Podiumsdiskussion zum Thema Public Private Partnership „Public Private Partnership – Fluch oder Segen?“ hat der DAI gefragt und am 26.10.2011 mit einer hochinteressanten Podiumsdiskussion in der Berliner Hertie School of Governance darauf antworten lassen. Mit einem Impulsreferat führte der Vorsitzende

des AIV Koblenz, Alexander von Canal, die Gäste in die Thematik ein, indem er anhand verschiedener Bauvorhaben in Koblenz die Problematiken bei der Umsetzung von ÖPP-Projekten schilderte. In der sich anschließenden Podiumsdiskussion, die von Reinhard

Hübsch (SWR) moderiert wurde, konnten die eingangs beleuchteten Aspekte vertieft und geprüft werden. Schnell wurde deutlich, dass man mit SchwarzWeiß-Malerei nicht weiter kommt. So warnte DAI Präsident Christian Baumgart davor, durch den Ausbau von PPP-

Gerhard Steyer, VHV Versicherungen; DAI Präsident Christian Baumgart; Reinhard Hübsch, Moderator; Markus Weigold, Drees&Sommer; Wolfgang Tiefensee MdB, Minister a.D. (v.l.n.r.)

Impulsreferat von Alexander von Canal, Vorsitzender des AIV Koblenz

Gäste der DAI Podiumsdiskussion 26.10.2011 in Berlin

am


DAI aktuell | DAI regional

BAUKULTUR 1_2012

Vorhaben die öffentliche Verwaltung dahingehend zu schwächen, dass immer mehr Kernkompetenzen für spätere Aufgaben abgebaut werden. Allerdings müsse man sich auch den Vorteilen bewusst werden. „Eine Schule könnte eventuell schon heute renoviert werden, was jetzt zu einer positiven Entwicklung der Schüler beiträgt und nicht erst, wenn die Kommune genug Eigenkapital einsetzen kann“, argumen-

tierte Bundesminister a.D. Wolfgang Tiefensee. Weitere Aspekte bezogen sich auf die Transparenz von Bauvorhaben sowie den klassischen Architektenwettbewerb. Letzterer ist zwar kein absoluter Garant, aber immerhin ein erprobtes Werkzeug, das baukulturelle Erscheinungsbild in Deutschland zu befördern. Nicht zuletzt ging es um die Grundsätze und Absichten von PPPKooperationen bis hin zu der konkre-

15

ten Finanzierung und Versicherung von Einzelprojekten. Hier steuerten die Vertreter der VHV, Gerhard Steyer, sowie von Drees & Sommer, Markus Weigold, interessante Sichtweisen und neue Denkansätze aus der Praxis bei. Dank der großzügigen Unterstützung der VHV Versicherungen konnten sich die Gäste anschließend noch bilateral bei einem Empfang austauschen. Udo Sonnenberg

AIV Aschaffenburg

BESICHTIGUNG DES DAMMER TOR CARRÉS Am 29.9.2011 trafen sich rund 60 Architekten, Bauingenieure und Interessierte aus der ganzen Region am zukünftigen Dammer Tor Carré in Damm zu einer Führung, zu der der AIV Aschaffenburg eingeladen hatte. Nach einem Willkommensgruß durch den 1. Vorsitzenden des Vereins, Bernhard Keßler, konnten die Teilnehmer einen ersten Eindruck vom im Rohbau fertig gestellten Gebäudekomplex am Bahnhof Nord gewinnen. Der Rundgang, der von den Bauleitern Frau Bank, Herrn Rusnak und Herrn Pfaff in drei Gruppen geleitet wurde, führte vom Parkplatz für den Einzelhandel durch die neuen Geschäftsbereiche im Erdgeschoss. Angekommen in der Stadtteilverbindung, die schon jetzt als luftige Flaniermeile erkennbar ist, konnte der fast fertig gestellte Durchstich besichtigt werden, den nur noch eine Bretterwand von der Bahnhofsunterführung trennt. Hier wird ein 120 m langer Tunnel entstehen, der auf seiner gesamten Länge mit Kunstwerken Aschaffenburger Künst-

ler gestaltet sein wird. Die Bilder von Siegfried Rischar werden auf Dämmer Seite durch Arbeiten der Künstlerin Jo Zeh-Kosanke ergänzt. Wieder im Erdgeschoss angelangt, konnten die Teilnehmer den neuen EDEKA-Markt, der im April seine Pforten öffnen wird, mit seinem Anlieferungsbereich und den zahlreichen Nebenräumen besichtigen. Den Abschluss bildete ein Abstecher in das für 600 Fahrzeuge ausgelegte Parkhaus mit atemberaubenden Ausblicken auf Stadt und Umland. Im Anschluss hatte die Firma Hörnig Vorträge über Planung, Statik und technische Gebäudekonzeption vorbereitet. Neu war den Zuhörern vor allem das ausgeklügelte Energiekonzept mit Geothermie, Solarnutzung und ergänzendem Gasbrennwertkessel. Wolfgang Hörnig wies in seiner Ansprache darauf hin, dass die Verbindung von Investorendenken und öffentlich-rechtlichen Anforderungen immer wieder eine Herausforderung darstelle.

Mitglieder des AIV Aschaffenburg während der Besichtigung des Dammer Tor Carrés

Die Führung war – nach der Besichtigung des Umbaus des Aschaffenburger Stadttheaters, einer öffentlichen Diskussionsrunde zum Mainufer und einer Besichtigung der Kaupenbrücke – die vierte Veranstaltung des AIV Aschaffenburg. Das rege Interesse bestätigt den Verein darin, auch im kommenden Jahr wieder in seinem Jahresprogramm 4 Veranstaltungen zu Architektur und Ingenieurwesen einem interessierten Publikum vorzustellen. Bettina Klinkig

Festball der Architekten und Ingenieure des AIV Hamburg Am 11.2.2012 findet der traditionelle Ball der Architekten und Ingenieure des AIV Hamburg statt, zu dem alle rund um das Bauwesen Tätigen herzlich eingeladen sind. Nach dem anhaltend positiven Zuspruch findet der Ball erneut in den Räumlichkeiten des Hotel Grand Elysée in Hamburg statt. Der Abend beginnt mit einem gemeinsamen Sektempfang und einem 3-Gänge-Menü. Der Eintrittspreis beträgt 85 Euro und beinhaltet das Menü sowie Tanzmusik in zwei Ballsälen. Bei Kartenbestellungen bis zum 31.12.2011 bieten wir eine Ermäßigung um 5 Euro auf 80 Euro an. Der Kartenpreis für Studenten beträgt 45 Euro. Bei Interesse bitten wir um eine rechtzeitige Kartenbestellung, da wir nur über eine begrenzte Kapazität verfügen. Anmeldungen sind schriftlich, per Telefon, per Fax oder über das Internet möglich. AIV Hamburg, Ferdinandstraße 38-40, 20095 Hamburg Tel.: 040 - 36 41 41, Fax: 040 - 36 11 27, E-Mail: info@aivhh.de, www.aivhh.de


16

DAI regional

BAUKULTUR 1_2012

AIV Hamburg

BAUWERK DES JAHRES 2010 Am 20.10.2011 verlieh der AIV Hamburg die Auszeichnungen „Bauwerk des Jahres 2010“ an folgende 4 Projekte: • • • •

Bürohaus Friedensallee 290 Haus der Jugend Hamburg-Kirchdorf Viaduktbrücke Binnenhafen Treehouses Bebelallee

Bürohaus Friedensallee 290 Bauherr: Grundstücksgesellschaft Friedensallee 290, Hamburg Planung: SEHW Architekten GmbH, Hamburg Tragwerksplanung: Wetzel & von Seht, Ingenieurbüro für Bauwesen, Hamburg Das Gebäude und sein unmittelbares Umfeld vermitteln zunächst eine gewisse Selbstverständlichkeit, Ruhe und Unaufgeregtheit. Das mag an dem recht einfachen, leicht zu überblickenden Baukörper liegen – ein tiefer RechteckQuader mit einer Schrägen, die auf eine leicht abgerundete Spitze zuläuft und damit reagiert auf die Unterführung der Straße. Davor ein Dreiecksplatz, der in die Böschungen von Bahn und Straße eingeschnitten ist und damit ebenfalls eine gewisse Ruhe gegenüber der stark vom Verkehr belasteten Friedensallee vermittelt.

An dieser Stelle ist so etwas wie ein Glücksfall für die unmittelbare Umgebung entstanden, durch das Zusammenspiel von Stadtplanung und Architektur. Hier trifft das ein wenig in Vergessenheit geratene Wort „Stadtbau“ wirklich zu. Dazu trägt nicht unwesentlich die architektonische Behandlung der Fassade bei. Die grundrisslichen Vorgaben dazu sind wieder einfach: Ein dreibündiges System wechselt durch die Schrägung zu einem normalen Bürohausgrundriss mit Flur und beidseitig angeordneten Räumen. Dennoch ist es hier gelungen, die Langeweile üblicher Einheitsfassaden zu stoppen. Und das mit dem Wechsel von der Lochfassade an der Ostseite und Fensterbändern, die der Schräge zur Spitze hin folgen und ihr gewissermaßen „Fahrt“ verleihen, aber an zwei Punkten deutlich gestoppt werden. Das wird getoppt durch den gewählten spielerischen Übergang von Loch- zu Bandfassade, fast in jedem Geschoss voneinander versetzt. Dieses „Spiel“ mit den Fensteröffnungen findet auf dem Hintergrund einer „Haut“ statt, gespannt um die Rundungen und gebildet aus einer Vielzahl von Metallplatten, die dem Ganzen tatsächlich den Charakter einer Haut verleihen. Dieser Baukörper ist auf einen massiven Ziegelsockel gestellt, der von seinem Material her die Verbindung zu den angrenzenden Wohnbauten aufnimmt. Dadurch, dass er auf der einen Seite die Schräge der Böschung ausgleicht – gleichsam aus dieser herauszuwachsen scheint – und auf der anderen Seite mit der massiven Treppenanlage für den Bahrenfelder Kirchenweg auch den kleinen Vorplatz einfasst, dabei an Höhe gewinnt, sogar über das erste Obergeschoss hinausreicht, ist es gelungen, dem Baukörper trotz seiner nicht geringen Masse, Leichtigkeit zu vermitteln. Die Rückseite zur Bahn ist naturgemäß schon aus schalltechnischen Gründen weniger aufregend. Es bleibt aber dabei, in dieser schwierigen städtebaulichen Situation ist es gelungen, ein Bauwerk zu schaffen, das nicht nur „besteht“, sondern dem optischen Ende der Straße an der Unterführung zu einem Glanzpunkt verhilft. Gerhard Hirschfeld links Der Bauplatz zählt zu denen, die man erst anfasst, wenn es sonst keine Möglichkeiten mehr gibt, trotz der äußerst verkehrsgünstigen Lage am S-Bahnhof Bahrenfeld (Foto oben: Dietmar Theis, Foto unten: Andreas Fromm)


DAI regional

BAUKULTUR 1_2012

Und immer wieder flüstert das Haus: „Das gehört alles zu mir: Ich bin kein Kostümfest oder einfach Hochstapelei. Ich bin komponiert!“ (Foto: Klemens Ortmeyer)

17

Konkrete Funktionskomposition aus Luft, Glas und Beton, gemacht für: Volleyball, Handball, Basketball, Fußball, Kicker, Billard oder einfach: zum Abhängen (Foto: Klemens Ortmeyer)

Haus der Jugend Hamburg-Kirchdorf Bauherr: Freie und Hansestadt Hamburg, Bezirksamt Mitte, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), Finanzbehörde SBH Schulbau Hamburg Planung: Kersten + Kopp Architekten, Berlin Tragwerksplanung: IFB Frohloff Staffa Kühl Ecker, Berlin Mittwoch ist Mädchentag im neuen Jugendzentrum von Kirchdorf. Doch wer heute kein Mädchen ist, dem bleibt trotzdem kaum etwas verborgen. Überall kann man hinein sehen, überall kann man umher gehen in diesem gebauten Sportgerät, in diesem Freizeitinstrument, dieser Übersprungshandlung von einem Haus zu sich selbst. Es ist genau das, was es ist: nichts anderes, nichts weniger. Und die Cafeteria ist natürlich gleich am Eingang. Davor und danach gibt es viel Freiraum: in der Halle, auf den Balkonen, auf dem Außensportfeld, auf der Tribüne und in der Merkzweckhalle. Es regnet und es leuchtet zwischendrin, mal grün, mal rot, mal silbergraumetallic - und von innen. Das ist alles eindeutig nicht von gestern. Das ist Wilhelmsburg ohne Blob und ohne Allüren, ohne Bug und ohne Welle. Die Gesimse, die es hier gibt, sind aus Stahl; sie sind zum Skaten, ebenso wie die Rampen, die Treppen, die Geländer. Alles auf der Suche nach dem perfekten Slide, vom Erdgeschoss bis zur Halfpipe im zweiten Obergeschoss und wieder zurück. Gebaut aus Beton: Beton als Fertigteil, Beton als Spritzbeton, Beton als Ortbeton, Ort als Spannbeton, immer sichtbar, immer ablesbar. Hier lebt die Funktion, die Form bleibt folgsam, ist großartig und verspielt zugleich. Was wir sehen ist Architektur, was sich zeigt ist Architektur, was benutzt wird ist Architektur.

Schon die Nachbarschaft ist nicht aus Pappe: Gedrehter Ortbeton als Glockenturm der St. Maximilian-Kolbe-Kirche aus den 1970er Jahren inmitten von gestapeltem Beton als Wohnungen. Der „Neue“ steht da genau richtig, besetzt zwischen den Schönfelder Wettern, Parkplätzen und Supermarkt einen neuralgischen Punkt, ruht in seiner Sprache. Als Architekt bin ich in Gedanken bei Le Corbusier und Konsorten: Das Haus als Weg, die Rampe als Haus; denke an den Kuhstall von Hugo Häring und an sein organisches Konzept und an die Raumrampen, Raumketten, Raumschichtungen von Koolhaas. Hier am Krieterweg wurden diese Ideen sauber durchgeturnt und ganz vorn platziert, als ein echter Korbleger von einem Dreamteam aus Berlin: Kersten + Kopp Architekten. Filigran konstruiert und auf Spannkraft getrimmt von den Tragwerksplanern IFB Frohloff Staffa Kühl Ecker. Aber vor allem, vorne weg und immer am Ball geblieben: Die SBH Schulbau Hamburg als Vertreter der Freien und Hansestadt Hamburg. Wie auch immer: Dieses Anlageobjekt ist nachhaltig und lässt schon heute eine hohe soziale und kulturelle Rendite erkennen. Und auch wenn es ein reines Kind von BSU und Hamburger Schulbau ist: Das so genannte Auftaktprojekt der IBA Hamburg ist erstmal gelungen. Peter Olbert

VIADUKTBRÜCKE AM BINNENHAFEN Bauherr: Hamburger Hochbahn AG Planung: Grundmann + Hein Architekten, Hamburg Objekt- und Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Grassl GmbH, Hamburg; WTM Engineers GmbH, Hamburg Städtebaulich ist der Ort an der Mündung des Alsterfleetes in die Elbe keine „Hafenperle“, kein Ort zum Verweilen. Straßenführungen, Kreuzungen, Stauwerk und Hochbahn belasten diesen Ort, der jedoch an der direkten Fußverbindung von Binnenalster zur Hafen-City liegt. Die Erneuerung der 1912 gebauten Brücke, als letztes Brückensegment zwischen den Haltestellen Baumwall und

Rödingsmarkt, erfolgte aus zwingenden technischen und wirtschaftlichen Gründen. Vielleicht hinterfragen wir an dieser Stelle: Die Lebensdauer der alten Brücke betrug - wie prognostiziert – fast 100 Jahre. Werden das auch unsere heutigen Baumaßnahmen immer schaffen? Die Entscheidung gegen eine weitere wartungsintensive Erhaltung der bestehenden, genieteten Konstruktion für


18

DAI regional

BAUKULTUR 1_2012

Viaduktbrücke am Binnenhafen in Hamburg – ein Ergebnis der Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren (Foto: Mathias Hein)

Brücken sind Ingenieurbauwerke, die eine große Bedeutung für das Stadtbild und die Baukultur der Orte haben (Foto: Mathias Hein)

begrenzte Zeit und zugunsten eines Neubaus in einer gut gestalteten Gegenwartsform war eine gute Entscheidung. Die neue Viaduktbrücke mit den großen Bögen und transparenten Auflagern wurde in intensiver Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt mit 4 Jahren Vorlauf entwickelt. Man wollte dem neuen Bauwerk an der Schnittstelle zwischen Alt und Neu gerecht werden und sicherstellen, dass sich im Zuge der Ausführung nicht noch ungewollte Details „einschleichen“. Das zeitgemäße Erscheinungsbild der neuen Brücke erzeugt eine dynamische Stimmung an diesem Ort, wo auch mehrere Verkehrsarten an Land und Wasser den Ausdruck der Mobilität vermitteln. Entwickelt nach dem historischen Vorbild auf Grundlage heutiger Konstruktionsprinzipien präsentiert sich die Brücke als geschweißte Stahlkonstruktion – allerdings offener und mit mehr Transparenz. In der Grundrissprojek-

tion geschwungen folgt sie dem Straßenverlauf des Baumwalls. Für die Planung der Brücke bedeutet dies ein Erfassen des hohen geometrischen Aufwands in der Konstruktion unter besonderer Berücksichtigung des material- und systemabhängigen Verformungsverhaltens von Stahl. Die minimierten Querschnitte des doppelförmigen Untergurts folgen den statischen Schnittgrößen, wie es sich z. B. an der Höhe der Stegbleche ablesen lässt, die vom Auflager zur Bogenmitte abnimmt. Der Überstand der Flanschbleche an den Schweißnähten um jeweils 5 cm erzeugt klare Profilansichten mit Schattenkanten – mit anderen Worten: Hier müssen Architekt und Ingenieur intensiv zusammengearbeitet haben, und eventuell hat der Auftraggeber auch noch ein Kilo Zusatzstahl übernommen, um dem gestalterischen Anspruch gerecht zu werden. Aleksandar Ronai, Markus Wetzel

„Treehouses“ an der Bebelallee Bauherr: Robert Vogel GmbH & Co, Hamburg Planung: blauraum architekten Partnerschaft Ebel, Halbach, Venus, Hamburg Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Dr. Binnewies, Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg Aufgabe der Architekten war es, ein Konzept für die Nachverdichtung einer 50 Jahre alten Wohnanlage zu entwickeln, das zugleich den heutigen energetischen Anforderungen entspricht. Sie schlugen dem Bauherrn die Erhaltung, Aufstockung und Modernisierung der vorhandenen Bausubstanz vor. Diese Lösung ermöglichte die Schonung des wertvollen Baumbestandes und die Beibehaltung des städtebaulichen Charakters der Zeilenbebauung. Die Architekten entwarfen eine 1- bis 2-geschossige Aufstockung der bisher 2- und 3-geschossigen Altbauten, sodass die Baukörper nun einheitlich 4 Geschosse aufweisen. Sie erreichten damit fast eine Verdoppelung der Wohnflächen – bei gleichzeitiger Halbierung des jährlichen CO2-Ausstoßes. Die geringen statischen Reserven der Altbauten veranlassten die Architekten zu einer intelligenten Konstruktion der Neubauteile, die sie in einer Holztafel-Fertigteilbauweise ausführten und konsequent mit Schindeln aus Zedernholz verkleideten – eine ungewohnte, aber gelungene Kombination mit dem hellbeigen Verblendmauerwerk aus dänischen Dünnformatsteinen, mit denen die Wärmedämmung der Fassaden des Altbestandes verkleidet wurde.

Die Konstruktion der Aufbauten ist in Holztafel-Fertigteilbauweise ausgeführt und mit Schindeln aus Zedernholz verkleidet (Foto: Martin Schlüter)

So entstand ein Ensemble aus Teilen, die auf den alten Baubestand zurückgehen in harmonisch wirkender Kombination


DAI regional

BAUKULTUR 1_2012

mit phantasievoll, meist über zwei Etagen als Maisonettewohnungen konzipierten Aufbauten mit großzügigen Dachterrassen und Loggien. Die Gesamtanlage lebt auch von diesem Zusammenspiel. Ziel der Architekten war es, ein innerstädtisches Wohnquartier zu schaffen, das seine Herkunft nicht verleugnet. Dieses Ziel haben sie erreicht. Dem Bauherrn und den am Bau Beteiligten ist es darüber hinaus gelungen, in beispielhafter Weise zu zeigen, wie zugleich eine maßstäblich gelungene Nachverdichtung und eine energetisch vorbildliche Lösung ermöglicht werden kann. Das Projekt hebt sich insofern überzeugend von den sonst in Hamburg gängigen Methoden und Ergebnissen ab. Klaus-Dieter Ebert

19

Die Aufstockung führte zu einer Verdoppelung der Wohnflächen bei gleichzeitiger Halbierung des jährlichen CO2-Ausstoßes (Foto: Martin Schlüter)

AIV Mark Sauerland

100 JAHRE AIV MARK SAUERLAND 2012

Ideen- und Förderwettbewerb für Studenten und Postgraduierte ausgelobt Wettbewerbsaufgabe Kunstquartier Hagen – Aufwertung des Museumsumfeldes Städtebaulicher Ideenwettbewerb mit hochbaulicher und konstruktiver Vertiefung Anlass Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des AIV Mark Sauerland wird als Geschenk an die Stadt Hagen ein städtebaulicher Ideenwettbewerb ausgelobt, mit dessen Hilfe der AIV zu Diskussionen über die weitere städtebauliche Aufwertung des neuen Museumsquartiers beitragen möchte. Teilnahmevoraussetzungen Der Wettbewerb soll Studenten der Abschluss-Semester der Diplom-, Bachelor- und Masterstudiengänge der Fachbereiche Städtebau und Architektur, die an einer Hochschule in Nordrhein-Westfalen studieren, die Möglichkeit geben, sich durch die Teilnahme beruflich zu qualifizieren. Ebenso sind graduierte Absolventen zugelassen, die aufgrund ihrer fehlenden Berufserfahrung noch nicht in die Architektenkammer eingetragen sind.

dem Museumsquartier eine neue Fassung des Platzraumes gegenüber der Südfassade des Emil Schumacher Museums zu entwerfen. Termine 14.12.2011: Ausgabe der Unterlagen 19.1.2012: Kolloquium 2. 4.2012: Abgabe der Wettbewerbsarbeiten 22.6.2012: Festakt mit Auszeichnung der Preisträger Preisgericht Prof. Peter Zlonicky, Stadtplaner, München Prof. Daniel Thulesius, Hagen Prof. Christoph Nolte, Hochschule Ostwestfalen-Lippe Johann Dieckmann, Stadtbaurat a.D., Hagen Therese Yserentant, BLB NRW Soest Thomas Grothe, Stadtbaurat der Stadt Hagen Miroslav Sramek, Forum Stadt Bau Kultur Hagen Weitere Informationen: www. aiv-mark-sauerland.de

Wettbewerbsgebiet Das Wettbewerbsgebiet befindet sich südlich angrenzend an das Museumsquartier des Osthaus Museums und des Schumacher Museums in Hagen. Infolge der Nutzungsaufgabe des Gebäudes Prentzelstraße 6 als Polizeiinspektion entsteht die Möglichkeit, in Verbindung mit neuen Nutzungen für das Gebäude und das Grundstück die Südseite des Museumsquartiers städtebaulich aufzuwerten und baulich neu zu fassen. Wettbewerbsziele Durch den Wettbewerb soll ein Impuls ausgelöst werden, den Bereich um das Museumsquartier durch private Investitionen aufzuwerten. Es besteht die Chance, durch neue Überlegungen zur Nutzung des gesamten Geländes hinter

Museumsquartier in Hagen (Foto: Klaus Meyer)


20

betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

Die Vielfältigkeit des Baustoffs Beton hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Hinsichtlich Optik und Funktionalität lässt er heute kaum Wünsche offen. Auf der DEUBAU 2012 in Essen präsentiert die BetonMarketing West GmbH aktuelle Lösungen für den Hochbau. Termin: 10. – 14.1.2012 Standort: Halle 11, Stand 216

ÄSTHETISCH, ENERGIEEFFIZIENT, ZUVERLÄSSIG Die BetonMarketing West auf der DEUBAU 2012 in Essen Beton: optische Vielfalt wie nie zuvor Verschiedene Fertigungsweisen und Arten der Oberflächenbehandlung bieten eine reiche Palette an optischen Möglichkeiten. Sowohl die Ortbetonbauweise als auch der Architekturbeton mit Fassadenelementen aus Betonfertigteilen bieten viele Gestaltungsspielräume: ob glatt geschalte, gesäuerte, gewaschene oder geschliffene Oberflächen in verschiedensten Farben, Dicken und mit unterschiedlichsten Gesteinskörnungen. Der neueste Trend beim Architekturbeton sind Zuschläge aus Glas, die im wahrsten Sinne des Wortes Glanzpunkte setzen. Aber auch Möbel aus filigranem textilbewehrten Beton sind in jeder Hinsicht attraktive Innovationen. Weiße Wannen: zuverlässig und nachträglich herstellbar Die Weiße Wanne, ein wasserundurchlässiges Bauwerk aus Beton, ist eine zuverlässige Bauweise, wenn es darum geht, Gebäude vor Grundwasser oder aufstauendem Sickerwasser zu schützen. In Verbindung mit den erforderlichen bautechnischen Maßnahmen und unter Berücksichtigung der gewünschten Nutzungseigenschaften sind Weiße Wannen praktisch wasserdicht. Dabei sind sie in der Lage, die tragende und abdichtende Funktion als monolithisches Bauwerk in einem zu übernehmen. Neben der Neubauvariante stellt die BetonMarketing West auf der DEUBAU auch die Möglichkeit zum nachträglichen Einbau vor. Nasse Keller lassen sich mit dieser Bauweise erfolgreich sanieren.

Betonfertigteile: Vorfertigung und schnelle Montage Wandelemente aus Betonfertigteilen bieten wesentliche Vorteile im Wohnungs- und Gewerbebau: Sie lassen sich bereits im Werk mit den erforderlichen Versorgungsleitungen herstellen. Innerhalb kürzester Zeit werden die Wandelemente auf der Baustelle passgenau montiert, und der Rohbau kann für die weiteren Gewerke freigegeben werden. Aufgrund ihrer glatten Oberfläche ist kein weiteres Verputzen notwendig. Die genannten Aspekte kombiniert mit den Vorteilen der massiven Bauweise haben in den letzten Jahren zu einer verstärkten Nachfrage von Betonfertigteilen im Fertighausbau und Ersatzneubau geführt. Neuauflage: Planungsatlas für den Hochbau Die BetonMarketing West GmbH stellt auf der DEUBAU die Neuauflage des erfolgreichen Planungsatlasses für den Hochbau vor. Das Planungstool für Architekten und Ingenieure bietet eine umfangreiche Zusammenstellung zahlreicher Details des Wohnungs- und Nichtwohnungsbaus vom gegenwärtigen Stand der Technik (EnEV-Standard) bis hin zu passivhaustauglichen Konstruktionen des Neubaus sowie des sanierten Bestandes. Die aktuelle Datenbank umfasst derzeit 720 Details des Wohnungsbaus, 100 Details des Nichtwohnungsbaus und über 7 Mio. Gleichwertigkeitsnachweise nach Beiblatt 2 (Energetische Werte). Der Planungsatlas enthält darüber hinaus für alle Modelle Konstruktionszeichnungen im PNG-, PDF- und CAD-Format sowie Ausschreibungstexte, Temperatur-Bilder und wärmeschutztechnische Kennwerte. Die DVD steht für Interessenten auf dem Messestand zur Verfügung und kann im Internet unter www. planungsatlas-hochbau.de genutzt werden. Dirk Pagels

BetonMarketing West GmbH Annastraße 3 59269 Beckum Tel.: 02521-8730-0 Fax: 02521-8730-29 E-Mail: info@bmwest.de Fassadenelemente aus Beton bieten heutzutage einen großen Gestaltungsspielraum und zudem die Möglichkeit zur energetischen Optimierung (Foto: BetonBild / Hering Bau)


BAUKULTUR 1_2012

betonBAUKULTUR

21

ARCHITEKTURPREIS BETON 2011 Der seit 1974 vom Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V. gestiftete Architekturpreis Beton zeichnet beispielhafte Leistungen der Architektur und der Ingenieurbaukunst aus, bei denen der Baustoff Beton eine prägende Rolle spielt. Für das Jahr 2011 fand die Auslobung erneut in Kooperation mit dem Bund Deutscher Architekten BDA statt. Die Jury unter Vorsitz des Architekten Jan Störmer vergab insgesamt 5 gleichrangige Preise sowie drei Anerkennungen. Die Preisverleihung fand am 25.5.2011 in Düsseldorf statt. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Preisträger 2011 Iller-Wasserkraftwerk AÜW, Kempten Planung: becker architekten, Kempten/Allgäu Bauherr: Allgäuer Überlandwerk AÜW, Kempten/Allgäu Fertigstellung: Juni 2010 Beton ist ein Baustoff, der zunächst flüssig ist und erst durch architektonischen Willen und seinen Herstellungsprozess zu festen Formen findet. Diese sind dann robust, dauerhaft und unverrückbar. Sie bieten Schutz, trennen innen und außen und werden zum festen Bestandteil des Ortes, den sie besetzen. Das Wasserkraftwerk in Kempten versinnbildlicht diese Charaktereigenschaften des Betons und leistet darüber hinaus noch weit mehr: Zunächst wird die komplexe Technik des Kraftwerks fest im Fluss verankert und dauerhaft geschützt. Zugleich geht das Bauwerk eine Symbiose mit dem Ufer und dem bestehenden Kabelsteg ein, der damit vor dem Abriss bewahrt werden konnte. Das Kraftwerk verstärkt die Identität des Ortes und schafft auf unerwartet spielerische Weise ein Wahrzeichen.

Iller-Wasserkraftwerk AÜW in Kempten (Foto: Brigida Gonzalez)

Wiederaufbau Neues Museum, Berlin Planung: David Chipperfield Architects in Zusammenarbeit mit Julian Harrap Bauherr: Stiftung Preußischer Kulturbesitz vertreten durch das BBR Fertigstellung: 2009 Warum entschieden sich die Architekten für Beton als Material für die Gestaltung der neuen Bauelemente inmitten der charaktervollen und rudimentären Reste des historischen Gebäudes? Vielleicht, weil nur Beton in der Lage schien, dieser Vielfältigkeit mit zeitgemäßen Formen zu begegnen. Das Neue Museum in Berlin ist heute ebenso neu und in seiner Haltung modern wie zu seiner Ersteröffnung 1855. So wie damals durchdringen sich museale Ausstellungsstücke und Architektur. Das Neue Museum ist durch seinen Wiederaufbau noch reicher an gebauten Erinnerungen und reizvollen Interpretationsmöglichkeiten geworden. Dies liegt auch an der Verwendung eines einheitlichen Materials für alles Neue. Der Einsatz des Betons ist gestalterisch und technologisch voller Innovationsfreude, Kreativität und Souveränität. Die Präzision in der Ausführung beeindruckt nachhaltig.

Neues Museum in Berlin (Foto: Jörg von Bruchhausen)

Museum für Naturkunde, Neubau des Ostflügels, Berlin Planung: Diener & Diener Architekten, Berlin Basel Bauherr: Humboldt-Universität zu Berlin Fertigstellung: September 2010 Zur Unterbringung von zentralen Beständen der zoologischen Sammlung und des Archivs sowie von Arbeitsplätzen für die Forschung rekonstruierten die Architekten einen Teil des kriegsversehrten Ostflügels des Museums für Naturkunde in Berlin auf höchst spannungsvolle und spielerische Art. Für die fehlenden Bereiche wurden von den originalen Fassaden Silikonabdrücke gefertigt, die dann ausgegossen wurden und nun als Betonfertigteile die Fehlstellen ergänzen. Das Gebäude wird in diesem Bereich zum Bühnenbild aus Beton – für seine eigene Geschichte und die umgebende städtische Struktur. Die Architekten inszenieren ein subtiles Spiel, bei dem selbst Fenstersprossen und Fensterscheiben in Beton nachgeformt sind. Sie abstrahieren die ursprüngliche Gebäudeform und lassen damit alle Erwartungen sowohl der Rekonstruktionsfreunde als auch der Modernisten ins Leere laufen.

Museum für Naturkunde in Berlin (Foto: Christian Richters)


22

betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

Marco Polo Tower, Hamburg Planung: Behnisch Architekten – Stefan Behnisch, David Cook, Martin Haas Bauherr: Projektgesellschaft Marco Polo Tower GmbH & Co. KG Fertigstellung: 2010

Marco Polo Tower in Hamburg (Foto: Roland Halbe)

Der Marco Polo Tower in der Hamburger Hafen City wirkt auf angenehme Weise maritim und zeitlos. Die Schichtung der Geschosse lässt ihn aus allen Himmelsrichtungen anders erscheinen. Zugleich werden individuelle Freiräume geschaffen. Sie bilden ein zentrales Element für die von den Architekten angestrebte Interpretation der Wohnform „Villa mit Garten“. Terrassen und Brüstungen verschatten die Fassaden soweit, dass auf einen konventionellen außenliegenden Sonnenschutz verzichtet werden konnte. Der Wohnturm ist effizient und wirtschaftlich konstruiert. Dazu trägt auch die Verwendung von Stahlbeton als Baumaterial bei. Neben der größtmöglichen Flexibilität in der Statik, der Eignung für weit auskragende Decken und der Wirtschaftlichkeit ging es den Architekten auch um die thermische Speicherfähigkeit des Materials. Beton prägt aber auch die äußere Erscheinung des Gebäudes, sodass die Potenziale des Materials in technischer und gestalterischer Hinsicht ausgelotet und in eine reizvolle Form gebracht wurden. Umbau Parkhaus Stubengasse, Münster Planung: Fritzen + Müller-Giebeler Architekten BDA, Ahlen Bauherr: WBI - Westfälische Bauindustrie GmbH, Münder Fertigstellung: Herbst 2010

Parkhaus Stubengasse in Münster (Foto: Guido Erbring)

Durch den Umbau der Stubengasse gewann die Stadt Münster einen neuen Platz, das bestehende Parkhaus allerdings verlor seine Funktion und musste neu definiert werden. Die Architekten entwickelten dafür eine innovative Lösung. Indem die Bausubstanz um nicht mehr benötigte Bauteile reduziert wurde, verblieb eine prägnante Tragstruktur, die in atmosphärisch dichter Weise die neu geschaffenen Verkaufsräume in den unteren Geschossen prägt. Der Charakter des 1964 errichteten Parkhauses bleibt präsent, die Struktur wird gleichsam in neues Licht getaucht und erzeugt einen unverwechselbaren Ort. Die oberen, neu errichteten Geschosse sind dem Wohnen vorbehalten. Dabei ist den Architekten zweierlei gelungen: Gemeinschaft und Privatheit funktionieren gleichermaßen, und es entstand eine städtische Antwort bei der Entwicklung von Baukörper und Fassade. Die Mischung der prägenden Materialien Ziegel – entsprechend den Vorgaben der Münsteraner Altstadtsatzung – und Betonfertigteile mit Glasflächen ist gelungen.

Anerkennungen 2011 Haus der Jugend Hamburg-Kirchdorf Planung: Kersten + Kopp Architekten, Berlin Bauherr: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, BSU, Stadt Hamburg FHH Fertigstellung: September 2010

Haus der Jugend in Hamburg-Kirchdorf (Foto: Klemens Ortmeyer)

Die Struktur des Hamburger Stadtteils Kirchdorf ist ausgesprochen heterogen. Den Architekten ist es gelungen, die Bezüge zur Umgebung aufzunehmen und in der eigenen Architektur zu potenzieren. Die Gebäudekonstruktion ist ausgesprochen vielschichtig; sie entspricht der Nutzung und ist dieser jeweils zu-, aber auch untergeordnet. Die Gebäudehülle folgt der Idee einer Karosserie, das Freilegen und die Schnittmengen derselben sind Annäherungen an die umgebenden Freiund Grünflächen. Funktionale Anforderungen, aber auch Sensibilität und Gefühl prägen die Entscheidungen für den rohen Beton, die metallische Härte oder die Glätte von Farbflächen. Für das Innere wurde die Idee der „promenade architecturale“ zitiert, und in der Tat sind es Elemente der Bewegung, denen es gelingt, bei aller Vielfalt Zusammenhänge herzustellen. Schön und erfrischend ist es, wenn genau das gelingt, und sich der Nutzer nicht nur im Inneren verankert fühlt, sondern auch als Teil eines sozialen Kontextes, in der Stadt und mit seinen Bewohnern. Genau dafür bietet das Haus der Jugend die richtige Architektur.


betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

23

Das Ehrenmal der Bundeswehr, Berlin Planung: meck architekten, München Bauherr: Bundesrepublik Deutschland vertreten durch das BMVBS, dieses vertreten durch das BBR Fertigstellung: September 2009 Das Ehrenmal für die Bundeswehr in Berlin erweist sich als bescheiden und streng, zumindest was die Kubatur betrifft. Erst bei näherer Betrachtung wird der Besucher die zweite Haut des Bauwerks bemerken. Es ist mit einem fein durchbrochenen „Bronzekleid“ bedeckt. Hier gelingt es den Architekten, die Dialektik von Bedeutung und repräsentativem Dekor mit einem einfachen, jedoch effektvollen Mittel umzusetzen. Die Gestaltung des Innenraums ist durch den Einsatz von Beton geprägt und nur in diesem Material vorstellbar. Seine Anmutung der Schwere und Geschlossenheit ist überaus beeindruckend. Die übergroßen Betonfertigteile wurden präzise geplant und hergestellt sowie sorgfältig und wohlüberlegt bearbeitet. Dabei kamen sowohl ausgesprochen handwerkliche Methoden zum Einsatz als auch neueste Entwicklungen der Betontechnologie, wie etwa transluzenter Beton. Der sensiblen und virtuosen Arbeit der Architekten ist hier die Entstehung eines besonderen Ortes mit großer atmosphärischer Kraft zu verdanken.

Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin (Foto: Florian Holzherr)

Grundschule und Grünwerkstatt Helsinkistraße, München Planung: Architekten Fink + Jocher, München Bauherr: Landeshauptstadt München vertreten durch den Maßnahmeträger München Riem Fertigstellung: Juni 2009 Der Entwurf der Grundschule in der Helsinkistraße in München ist visionär. Denn über die räumliche und architektonische Organisation eines vorbildlich funktionierenden Schulbetriebs hinaus wurde den Nachnutzungsvarianten bereits bei der Entwurfsplanung besonderes Augenmerk gewidmet. Die größtmögliche Grundrissflexibilität wurde durch eine Reduktion der tragenden Innenkonstruktion auf ein Minimum erreicht. Zusätzlich erlaubt die massive Stahlbetondachkonstruktion variable Anschlussmöglichkeiten für künftige Innenausbauten. Zugleich fällt die atmosphärische Dichte auf. Die verschiedenfarbigen Sichtbetonfertigteile erzeugen eine sympathische Grundstimmung. Besondere Anerkennung verdient das gestalterische Niveau des jetzigen Ausbaus der Grundschule – das gilt für die räumliche Organisation, das Farb- und Materialkonzept und die Ausbauqualität.

Grundschule und Grünwerkstatt in München (Foto: Michael Heinrich)

dress concrete

Dreßler zieht Gebäude an, seit 1913. Dafür entwickeln, produzieren und bauen wir maßgeschneiderte Lösungen aus Architekturbeton. Formen, Farben und Oberflächen – was denkbar ist, machen wir möglich. Auch für Sie und Ihr nächstes Projekt. Sprechen Sie mit uns.

Dreßler Bau GmbH | Architekturbeton Industriestraße 30 · 63811 Stockstadt am Main · Germany · Fon +49 6027 2007-0 · www.dressler-bau.de

Dreßler Architekturbeton dress concrete


24

betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

Manche stehen auf Pixel, Pünktchen oder Persianerfell. Auch der Abdruck von Flechtgewebe, Gräsern, Schraffuren oder Muschelförmigem ist möglich. Wie kaum ein anderer Werkstoff eignet sich Sichtbeton, spezifischen Wünschen eine Form zu geben. Staab Architekten aus Berlin wollten für ihr Besucherzentrum am historischen Bergpark in Kassel eine reliefartige Betonhaut, die mit dem Tuffstein des nahen Herkules-Monuments korrespondiert.

FORMEN UND FLÄCHEN

Besucherzentrum am Herkules in Kassel Wünsche werden oft unerwartet erfüllt, und das ist auch gut so. Denn wer die Wahl unter Hunderten von Strukturmatrizen hat, braucht dezidierte Entscheidungskriterien für das jeweilige Bauwerk. Schon schlichter Sichtbeton, soll er gut ausgeführt werden, ist eine Aufgabe für sich. Gehören die Wahl des Betons sowie das Know-how der Betonbauer zur Pflicht, ist Auswahl und Planung der Schalung bereits Teil der Kür. Heute lassen sich spiegelglatte Flächen oder gestaffelte Geometrien eins zu eins in Beton abbilden, samtige Abdrücke zarter Pfirsichhaut ebenso wie genarbtes Leder. Oft schwebt der Wunsch nach trendigen Strukturen im Hinterkopf mit, die sich alle mehr oder weniger einfach an den Betonflächen realisieren lassen. So erhalten Sichtbeton-Wände – mit entsprechender Rezeptur und den passenden Trennmitteln – mittels Gummimatrizen oder elastischen Vorsatzschalungen Ansichten, die von feinteiliger Haptik bis zu großflächiger Struktur alles zeigen, was Natur, Kunst oder Computergrafik zu bieten haben. Bewusst geplant Für das neue Besucherzentrum in Kassel wünschten Staab Architekten explizit keine vorgefertigten Matrizen. Bei ihrem Bau, der wie ein Findling im Naturraum liegt und sich zum historischen Monument ausrichtet, erinnert die Hülle mit dem Abdruck sägerauer Brettchen nur auf den ersten Blick an die ursprüngliche, authentische Betonproduktion. Es handelt sich nicht um eine willkürlich zusammengenagelte Bretterschalung, vielmehr um eine präzise, eigens bis ins Detail gefertigte Schalung für das von den Architekten genau konzipierte Fassadenbild. Dieses zieht sich als fünfte und von oben zu sehende Fassade bis über das Dach und bezieht den Verlauf der Fugen wie die Neigung der ansteigenden Wandflächen längs der Dachkante ein. Die Holzbrettchen wurden rundum in verschiedenen, genau definierten Dicken und Längen in die Schalung eingepasst. So erzeugen sie als Abdruck ein Relief, das den grauen Oberflächen grafische Struktur gibt. Durch die differenzierte Anordnung der simplen Hölzer gewinnt die polygonale Figur beim Betoniervorgang ihre hohe skulpturale Qualität.

Früher wurde Stein behauen, scharriert, bossiert, sandgestrahlt oder geschliffen; das gesamte Repertoire der handwerklichen Steinmetz-Techniken ist auch mit Beton zu machen und verändert entsprechend seine Anmutung und Farbschattierung. Auch Staab Architekten nutzten dieses Verfahren. Durch eine zusätzliche leichte Oberflächenbearbeitung – die Hülle wurde nochmals leicht sandgestrahlt – schwächten sie die puristische Anmutung leicht ab und näherten die Wirkung des Betons dem historischen Naturstein des Herkulesbauwerks mit seiner Porigkeit an. In Beton gegossen Die gewünschte Gebäudehülle gelang mit einer 20 cm dicken Ortbetonschale, die als Vorsatzschale auf Tragschale und Dämmung folgt. Laut Statiker mussten Staab Architekten Dehnungsfugen einplanen. Um das homogene Bild der Relieffassade zu wahren, ließen sie die Fugen entsprechend dem Verband der Brettchen verzahnt und nicht senkrecht verlaufen, einer der Gründe, bewusst auf standardisierte Matrizen zu verzichten. Eine derart ausgeprägte Oberfläche


betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

Exakte Planung der Fassade mit sägerauen Brettchen in unterschiedlichen Dicken ist das Geheimnis der Reliefstruktur

kommt auch bei Sichtbetonklasse 2 nicht ohne Bemusterung aus. Simple sägeraue Brettchen werden bei schräg zulaufenden Fassaden und polygonalen Flächen zu einer besonderen Herausforderung. Für die exakt geplante Reliefstruktur brachte ein selbstverdichtender Beton F 6 das gewünschte Ergebnis. Mit der schlichten Brettchenschalung sammelten Architekten und Betonbauer neue Erfahrungen in der Kunst des Sichtbetons. Ihr Ergebnis lässt nichts zu wünschen übrig. Susanne Ehrlinger Der Beitrag ist im Oktober 2011 als Erstveröffentlichung in der Zeitschrift betonprisma, Nr. 93, erschienen.

25

Kassel und das Land Hessen streben mit dem Bergpark-Ensemble die Aufnahme in die Weltkulturerbeliste der UNESCO an

PROJEKTDATEN Bauherr: Land Hessen, vertreten durch Hessisches Baumanagement, HBM Regionalniederlassung Nord Nutzer: Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) Planung: Staab Architekten, Berlin Bauunternehmung: Laudemann GmbH, Sontra Betonlieferant: sibobeton GmbH & Co. KG, Baunatal Sichtbetonklasse: außen SB2, innen SB4 Schalung: Brettchenschalung, Nadelholz sägerau, sandgestrahlt Fertigstellung: September 2011 Baukosten: 3,5 Mio. Euro brutto Alle Fotos: Jens Achtermann/BetonBild


26

betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

SOZIALER MITTELPUNKT Kasinogebäude in Köln

Auf dem weitläufigen und von seiner Nachbarschaft abgeriegelten Campus eines Kölner Forschungszentrums stehen die einzelnen Institutsbauten, gehalten nur durch ihre Infrastruktur – völlig losgelöst: Der Gestaltung dieses sozialen Mittelpunkts kommt also große Bedeutung zu. Der welkende Bau aus den 1970er Jahren musste dringend erweitert und saniert werden, um hochwertige und gesunde Ernährungskonzepte umsetzen zu können. Der Entwurf des Kölner Büros ASTOC Architects and Planners zeugt vom Respekt gegenüber den Sichtbetonfassaden der 1970er Jahre, wie sie den Altbau prägen, findet aber dennoch eine unmissverständlich zeitgenössische Architektursprache für den Anbau. Die schwere Bestandsfassade konnte energetisch optimiert und dennoch in ihrer ursprünglichen Anmutung erhalten werden. Die pigmentierten Sicht-

betonplatten des Bestandsgebäudes wurden für den Erweiterungsbau nachproduziert, die bestehende Fassade wurde nachträglich gedämmt. Die Betonoberflächen zeigen die „Handwerklichkeit“ der Holzlatten-Schalung. Der eingeschossige Anbau nimmt den Speisesaal und die neue Großküche auf, sodass im Obergeschoss des Altbaus Platz für einen großen Veranstaltungssaal frei wird. Im neuen Kasino können nicht nur täglich ca. 700 Mahlzeiten serviert werden, es gibt auch eine Dachterrasse und ein Gründach. Der Umbau des Kasinos ist ein Beispiel für den zeitgemäßen Weiterbau eines Gebäudes aus einer anderen Ära, bei dem sich Respekt vor der Baugeschichte und ein selbstbewusster, zeitgenössischer Entwurf nicht ausschließen.

Der Erweiterungsbau zeugt vom Respekt gegenüber den Sichtbetonfassaden des Bestandsbaus aus den 1970er Jahren (Foto: Christa Lachenmaier)

Die neue Kantine bietet Platz für rund 700 Mitarbeiter (Foto: Christa Lachenmaier

Markus Kersting


betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

Der erste Bauabschnitt (Erweiterung) ist vollständig abgeschlossen, der zweite Bauabschnitt (Revitalisierung des Bestandsgebäudes) steht kurz vor der Fertigstellung (Visualisierung: ASTOC)

27

Die pigmentierten Sichtbetonplatten des Bestandsgebäudes wurden für den Erweiterungsbau nachproduziert (Foto: Christa Lachenmaier)

INNOVATIVE GENERALSANIERUNG Sanierung eines Schulzentrums in Lohr

Eine innovative Generalsanierung soll das in den 1970er Jahren erbaute Nägelsee-Schulzentrum in Lohr auf Passivhaus-Niveau bringen und eine nahezu CO2-freie und damit klimaschonende Energieversorgung ermöglichen. Aufgrund des umfangreichen Baubestandes an vergleichbaren Nachkriegsbauten hat das Projekt Modellcharakter für zahlreiche ähnliche Bauvorhaben. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt mit 450.000 Euro. Das Nägelsee-Schulzentrum wurde in den 1970er Jahren in Stahlbeton-Fertigteilbauweise errichtet. Auf rund 25.000 m² sind hier eine Mittelschule, ein Gymnasium, eine unterteilbare Turnhalle und ein Hallenbad untergebracht. Heute hat das Gebäude vielfältige Baumängel und weist mit rund 5 Mio. Kilowattstunden Gas und mehr als 1 Mio. Kilowattstunden Strom einen sehr hohen Energieverbrauch auf. Die zentrale Innovation des nun startenden, dreijährigen Sanierungsvorhabens ist das Koppeln einer Vielzahl von Maßnahmen mit dem Ziel einer nahezu CO2-freien Energieversorgung. Mit der Sanierung soll der Endenergieverbrauch um 90 % gesenkt werden. Auch der Primärenergieverbrauch – und damit der CO2-Ausstoß – soll um rund 80 % reduziert werden. Geplant sind eine nahezu passivhaustaugliche Gebäudehülle mit einer 20 cm starken Dämmschicht sowie eine Lüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Die gesamte Beheizung soll weitgehend über erneuerbare Energien gedeckt werden. Vorgesehen sind eine Kombination aus Solarenergienutzung, einer Wärmepumpe und einem Blockheizkraftwerk (BHKW). Diese regenerative Energieerzeugung soll dann mit einem unterirdischen Eisspeicher gekoppelt werden, um über das gesamte Jahr eine besonders hohe Energieeffizienz sowohl für die gespeicherte Wärme- als auch Kälteenergie zu erreichen.

Das Nägelsee-Schulzentrum in Lohr wird mit finanzieller Unterstützung der DBU generalsaniert. Aufgrund des umfangreichen Bestandes an vergleichbaren Nachkriegsbauten hat das Projekt Modellcharakter für zahlreiche ähnliche Vorhaben in Deutschland (Foto: ZV Lohr)

Die Grundlast trägt die Wärmepumpe, die die Erdwärme, rückgewonnene Wärme aus Abwasser und Kühlung sowie Umweltwärme nutzt und im Eisspeicher zwischenpuffert. Die Stromversorgung erfolgt über mehrere Photovoltaikanlagen mit rund 1.350 m² Fläche. Insgesamt können so etwa 400.000 Kilowattstunden Strom im Jahr gewonnen werden. Ein Biogas-BHKW soll im Tandembetrieb mit der Wärmepumpe so ausgelegt werden, dass es nur bei Bedarf – vor allem nachts und im Winter – läuft. Auch der Schwimmbadbetrieb kann mehrere Monate im Jahr weitgehend mit Sonnenenergie gedeckt werden. Auch hier werden unterstützend Wärmepumpen eingesetzt. Der daran gekoppelte unterirdische Wasserspeicher kann im Sommer auch zum Kühlen der Server- und Informatikräume genutzt werden. Ein begleitendes zweijähriges Monitoring wird die Steuerung der Gesamtanlage überwachen und ein bestmögliches Zusammenspiel der Einzelkomponenten garantieren. www.dbu.de


28

betonBAUKULTUR

Das Bürogebäude Eastsite II führt den experimentellen Umgang in der Verwendung von Betonsandwichelementen weiter

BAUKULTUR 1_2012

Die Vor- und Rücksprünge der Betonlisenen lassen den Eindruck eines Flechtwerks entstehen

GEFLOCHTENER BETON Bürogebäude in Mannheim

Gewerbegebiet Eastsite Im Jahr 2001 entwickelte das Mannheimer Büro Fischer Architekten im Auftrag der Stadt Mannheim den städtebaulichen Rahmenplan für die Konzeption des Gewerbegebiets Eastsite in Mannheim-Neuostheim. In der Folge konnte das Büro hier im Auftrag unterschiedlicher Bauherren mehrere Gebäude errichten, die unter den gemeinsamen Prinzipien Homogenität des Materials, Proportion der Fassade, Typologie und Konstruktionsart nun zu einem urbanen Gefüge zusammenwachsen. So bildet der im vergangenen Jahr fertig gestellte Bauabschnitt Eastsite II mit dem gegenüber liegenden Medienzentrum „Meko“ eine Torsituation zum Eastsite Areal, und gemeinsam mit dem Kanzleigebäude Rittershaus wird ein kleiner Quartiersplatz aufgespannt, der durch die nächsten Bauabschnitte vervollständigt werden wird. Durch die durchgehende Verwendung von Betonsandwichkonstruktionen der Fassaden entwickelt sich das Areal Eastsite zu einem spannenden Versuchsfeld, das die heutigen Möglichkeiten des „Plattenbaus“ aufzeigt.

Ausdrucksmöglichkeiten der Konstruktion Im Bereich der Fensterpfeiler sind die Außenschalen der Sandwichplatten in flacher Bogenform ausgebildet. Konkave und konvexe Bögen wechseln sich hierbei ab. Die Stärke der Außenschale variiert zwischen 8 und 20 cm. Das System wird über alle Geschosse versetzt fortgeführt, sodass der Eindruck eines Flechtwerks, eines „Weidenkörbchens“ entsteht. Die strenge, puristische Fenstergliederung wird durch ein „fließendes“ Element ergänzt. Um den Eingangsbereich kenntlich zu machen, wurde die Gebäudeecke zum Straßenraum hin durch den Einschnitt eines tiefen Rahmens betont. Dieses über zwei Geschosse reichende Element verbindet optisch die beiden Haupteingänge miteinander. Beide Eingangsbereiche wurden durch jeweils eine Wandplatte mit groß dimensionierten Schriftmatrizen gestaltet. Um dem puristischen Anspruch gerecht zu werden, wurden nicht nur die Fassaden in diesem Bereich, sondern auch die Böden und Decken in gesäuerten Betonoberflächen hergestellt.

Zusammenspiel Planung – Produktion Vorgefertigte Betonfertigteilkonstruktionen ermöglichen einen hohen Präzisionsgrad und eine freiere Formgebung. Zur Entwicklung kosteneffizienter Bauteile müssen jedoch die Bedingungen, Formgesetze und Eigenarten der Sandwichbauweise respektiert und kreativ angenommen werden. Im Idealfall arbeiten hierfür Architekten, Fachingenieure und die Planer eines Fertigteilwerkes schon früh konsequent zusammen. Dazu gehört auch, produktionstechnische Möglichkeiten zu prüfen und gegebenenfalls neue zu entwickeln. Gerade in der momentanen innovativen Entwicklung von Architekturbetonfassaden in Hinblick auf die energetischen Anforderungen ist es notwendig, entwurfsbegleitend alle Gesichtspunkte der Fassaden zu beleuchten. Bei dem Projekt Eastsite II ist die Produktion in den Planungsprozess eng eingebunden worden. Bedingt durch die Geometrie der Lochfassade mit geschwungenen Lisenen, geraden Brüstungen und deutlich sichtbaren Leibungen wurden Musterelemente gefertigt. Während der Entwicklung der Musterfassade wurden die Machbarkeit des Schalungsbaus, der Produktion sowie die Betonzusammensetzung untersucht und geklärt. Durch diese Vorgehensweise war es möglich, die Planung optimal und zielsicher umzusetzen.

Optimierung im Planungsprozess Die Fassade wurde fast ausschließlich aus tragenden Sandwichplatten errichtet. Wo das nicht möglich war, wurde nach einfachen Konstruktionsmethoden gesucht. So wurden z. B. die Deckenplatten der Eingangsbereiche als vorgefertigte Filigranelemente in die Ortbetonschalen eingelegt. Die weißen gesäuerten Sichtbetonbodenplatten (bis 3 m Länge) der Eingangsbereiche konnten auf Grund ihres hohen Eigengewichts lediglich auf Stelzlager gesetzt werden. Produktion In der Umsetzung in den industriellen Herstellungsprozess zeigte sich die große Herausforderung für den Schalungsbau, der millimetergenau auf Länge, Breite, Höhe und Winkligkeit aufbaut. Nur durch eine exakte Vorarbeit war es möglich, die einzelnen Fertigteile – die im Fertigteilwerk der Dreßler Bau GmbH hergestellt wurden – in der geforderten Maßhaltigkeit herzustellen, die deutlich unter der Hälfte der DIN 18203, Toleranzen im Hochbau, liegt. Da die Schalung für die in Serie hergestellten Fertigteile öfter zum Einsatz kam, wurde diese vor jedem Betoniervorgang aufs neue vermessen, um Maßabweichungen sofort korrigieren zu können. Aus dem gleichen Grund wurden die frisch ausgeschalten Fertigteil-


BAUKULTUR 1_2012

betonBAUKULTUR

29

Die Beschriftung der Eingangsbereiche erfolgte über Matrizen

Musterelement: Die Stärke der Außenschale variiert zwischen 8 und 20 cm

elemente ebenfalls auf ihre Maßhaltigkeit hin überprüft. Alle Schalungsstöße wurden mit Silikon so geschlossen, dass ein Ausbluten der Kanten verhindert wurde und sich die geforderten scharfkantigen Ecken deutlich an allen Stellen ausbildeten. Nach Einbringen des ca. 5 cm dicken Architekturbetonvorsatzes wurde dieser im erforderlichen Maß verdichtet. Die Vorsatzbewehrung wurde mit den statisch erforderlichen Sandwichplattenankern und den Verbundbügeln auf den Vorsatzbeton aufgelegt; dadurch wurde auch verhindert, dass sich Abstandshalter auf der Architekturbetonsichtseite abzeichnen. Danach wurden die Schalung bis zur Dämmebene mit dem restlichen Architekturbeton verfüllt, die Wärmedämmung eingelegt und die Leibungen mit dem Beton ergänzt. Im Anschluss wurden die Tragschalenbewehrung eingelegt und die Einbauteile platziert. Nach dem Ausrichten und der notwendigen Maßkontrolle wurde die Tragschale betoniert. Sobald der Beton angezogen hatte, wurde dieser von Hand mit Hilfe einer Glättkelle geglättet. Am darauf folgenden Morgen wurden die Elemente ausgeschalt und mittels Hallenkran zum Säureplatz transportiert. Hier wurde der Vorsatzbeton mindestens 30 Minuten gewässert und danach dreimal mit einer rezeptbezogenen Säurelösung abgesäuert. Zum Abschluss wurde noch einmal 30–40 Minuten nachgewässert. Abschließend erfolgten die Endkontrolle und die Einlagerung in das witterungsgeschützte überdachte werkseigene Freilager, wo die Architekturbetonfertigteile bis zur Verladung und ihrem Abtransport zur Baustelle verblieben.

Im Gebäude Eastsite II unterstützen die schweren Fassadenbauteile die durch Geothermie gespeiste Bauteiltemperierung der Decken nach dem Massespeicherprinzip. Leistungsfähige Fassadenbewehrungen, die heute zur Verfügung stehen, ermöglichen weitere Zwischenräume von Außenschale und Tragschale und dadurch den Einsatz größerer Dämmstoffstärken. Die Kombination dieser Vorteile macht aus dem modernen Betonsandwich ein energetisch hocheffizientes Fassadenbauteil, das die Verwirklichung anspruchsvoller Bürogebäude ermöglicht.

Bauphysikalische Aspekte Generell wurde die Masse der Konstruktion begrüßt, die neben dem guten Schallschutz besonders unter energetischem Gesichtspunkt von bauphysikalischer Bedeutung ist.

Hubertus Dreßler, Dominik Wirtgen

Einlagerung der Sandwichelemente im Freilager


30

betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

Community College ROC Leiden in den Niederlanden (Foto: Hering)

TEXTILBEWEHRTER BETON Mit der Entwicklung von textilbewehrtem Beton ergeben sich seit einigen Jahren völlig neue Konstruktionsund Gestaltungsoptionen in der Fassadenarchitektur. Ob bei der (energetischen) Fassadensanierung öffentlicher Gebäude oder beim Neubau von Industrie-, Schul- und Verwaltungsbauten: Fertigteilelemente aus Textilbeton erweisen sich – eingesetzt als Vorhangfassade – durch ihr geringes Gewicht und ihre Freiheit in Bezug auf Farbund Oberflächengestaltung als überzeugende Lösung. Vielfältige Vorteile Elemente aus Textilbeton erlauben relativ kleine Betonüberdeckungen der Bewehrung, da die zur Verwendung kommenden Textilien korrosionsunempfindlich sind. Dadurch ergeben sich schlanke, großformatige und relativ leichte Bauteile, die während des Herstellungs- und Montageprozesses einfach zu handhaben sind. Zu den konstruktiven Vorzügen kommen auch wirtschaftliche und gestalterische Vorzüge. So kann z. B. bei Fassadensanierungen aufgrund der sehr dünnwandigen Elemente eine stärkere Dämmung angebracht werden, ohne den Volumenzuwachs der Fassade übermäßig zu erhöhen. Forschung und Entwicklung Schon 2004 entwickelte die TU Dresden gemeinsam mit dem Industriepartner Hering Bau eine 20 mm dicke und 1,20 m x 0,60 m große textilbewehrte Betonplatte zur Fassadenverkleidung. Kurz darauf erhielt das unter dem Namen betoShell® bekannte Produkt die „Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung“ des Deutschen Instituts für Bautechnik. In Kooperation mit Prof. Josef Hegger und dem Institut für Massivbau der RWTH Aachen entwickelt das Unternehmen Hering Bau die Fassadenplatten bis heute stetig weiter. Vor-

rangiges Ziel ist es, die Formate der Elemente weiter zu vergrößern und die Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich der Fassade zu erhöhen, ohne dass Stabilität und Festigkeit beeinträchtigt werden. Schon heute können betoShell®XXL-Platten aus hochfestem Feinbeton mit bis zu 15 m² Fläche und einer Dicke von nur 35 mm zuzüglich zweier rückseitig angebrachter Verstärkungsrippen hergestellt werden. Durch die Vergrößerung der Elementfläche werden die Aufhängungen und der Fugenanteil reduziert. Hierdurch werden auch weniger Arbeitsschritte erforderlich. Das wiederum bedeutet kürzere Montagezeiten und einfacheres Handling der Fassadenelemente. In Zusammenarbeit mit Prof. Manfred Curbach und dem Institut für Massivbau der TU Dresden entwickelte Hering Bau das textilbewehrte Fassadensystem betoShell®BIG mit einer maximalen Abmessung von 2,40 m x 1,20 m bei einer Dicke von nur 30 mm. Die Fassadenplatte ist als vorgehängte hinterlüftete Fassade universell an allen Gebäudetypen einsetzbar, und dies für charakteristische Winddrücke von bis zu 1,80 kN/m². Innovativ ist dabei auch die Bewehrung. Zum ersten Mal kommt hier eine zweilagige Bewehrung in Form eines so genannten 3D-Textiles zum Einsatz. Dieses SITgrid® genannte System wurde gemeinsam mit der Firma V. Fraas entwickelt und besteht aus zwei Textillagen im Abstand von 10 mm. Die beiden Lagen werden durch so genannte Polfäden drucksteif miteinander verbunden. Das Textil besteht aus alkaliresistenten Glasfaserrovings, für die vom DIBt inzwischen eine Zulassung erteilt wurde. Der besondere Vorteil in der Herstellung liegt darin, dass durch die Verwendung des 3D-Textiles nur noch zwei Betonierabschnitte erforderlich werden. Bisher musste der Beton bei zweilagiger Bewehrung in drei Betonierabschnitten eingebracht werden. Damit der Beton ungehindert seinen Weg durch die Öffnungen fin-


betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

Community College ROC Leiden in den Niederlanden mit betoShell®BIG– Fassade (Foto: Hering)

31

Institut für Baustoffkunde der TU Dresden mit weiß gesäuerten Textilbetonelementen (Foto: Hering)

det und keine Entmischung der Betonmatrix entsteht, müssen die Maschenweiten des Textiles und die Gesteinskörnungen des Betons in einer bestimmten Relation stehen. Am Institut für Baustoffkunde der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden kamen die textilbewehrten Fassadenplatten betoShell®BIG erstmalig zum Einsatz. Nachhaltigkeit Durch die textile Glasfaserbewehrung der betoShell® Elemente und die spezielle Betonrezeptur werden extrem hohe Biege-, Zug- und Schlagfestigkeiten erreicht. Aufgrund dieser Eigenschaften ist betoShell® hervorragend geeignet für energetische Fassadensanierungen, aber auch für Neubauten. Zudem zeichnen sich die textilbewehrten Betonfassadenelemente durch eine enorm umweltschonende Herstellung aus und erfüllen somit die Forderung nach „Nachhaltigem Bauen und Konstruieren“. In der 2010 veröffentlichten Produktökobilanz erzielt betoShell® hervorragende Ergebnisse in Punkto CO2-Ausstoß, Ressourcen- und Energieeffizienz. Gestaltungsvielfalt Im Laufe vieler Jahre hat Hering Bau immer wieder neue Möglichkeiten zur Oberflächenveredelung von Fassaden und damit zur individuellen Gestaltbarkeit von Beton entwickelt. Zu diesen Möglichkeiten gehören der Schalungsbau ebenso wie die verschiedenen Fertigkeiten, den natürlichen Gesteinszuschlag freizulegen oder die Farbe des Betons zu variieren. Alle Elemente können mit einer fein gewaschenen, gesäuerten, gestrahlten oder geschliffenen Oberfläche hergestellt werden. Darüber hinaus gibt es noch Möglichkeiten, die Platten mit einer Reliefstruktur, BETOGLASS®–Elementen, einem Fotobetonmotiv oder einer lichtreflektierenden BLINGCRETE™–Oberfläche zu versehen. Maßstab sind die individuellen Wünsche des Planers und/oder des Bauherrn.

betoShell®BIG–Reliefbeton am Bahnhof in Arnheim (Foto: Robert Mehl)

Institut für Baustoffkunde der TU Dresden (Foto: Hering)

Community College ROC Leiden Ein aktuelles Beispiel für den Einsatz von betoShell® Textilbeton-Fassadenelementen ist das im Sommer 2011 fertig gestellte Community College ROC Leiden. Für das bis zu 10-geschossige College- und Bürogebäude fertigte Hering Bau ca. 9.000 Elemente zur Verkleidung der ca. 9.500 m² großen Fassadenfläche. Zur Gestaltung wählte das Amsterdamer Architekturbüro RAU einen grün eingefärbten Beton mit gesäuerter Oberfläche. Die Vorzüge von betoShell® lagen für die Architekten auf der Hand, wie der verantwortliche Architekt Thomas Rau erklärt: „Der Einsatz von betoShell® an der Fassade gab uns die Freiheit, sozusagen mit Beton auch wirklich in die Gestaltung, in die Textur, in die Oberflächen und in die Farbgestaltung einzugreifen. Darüber hinaus sind sowohl die Herstellung als auch der Transport und die Montage sehr wirtschaftlich.“

Musterplatte mit SITgrid® 3D–Textilbewehrung (Foto: V. Fraas)

Reiner Grebe, Thomas Reh

Das Unternehmen Hering Bau präsentiert auf der DEUBAU 2012 auf dem Stand der BetonMarketing West die Vielfältigkeit der Gestaltungsmöglichkeiten von Beton hinsichtlich Farbigkeit und Oberflächenbeschaffenheit. Als Exponate werden betoShell®–Textilbetonelemente mit unterschiedlich bearbeiteten Oberflächen gezeigt sowie Handmuster in verschiedenen Farben. DEUBAU 2012 (10.–14.1.2012) Halle 11, Stand 216


32

betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

MULTIFUNKTIONALE BETONDECKE Die Optimierung von Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz ist Grundvoraussetzung für den Erhalt und die Steigerung von Leistungsfähigkeit und Motivation. Nicht zuletzt aufgrund von Platz- und Flächenmangel in Büros sind optimierte Bauprodukte, die gleichzeitig mehreren Zwecken dienen, eine gefragte Innovation. Dazu gehört auch die multifunktionale Betondecke des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP). Thermisch aktivierte Betondecken können bei Sommerhitze das Raumklima energieeffizient steuern. Allerdings ist eine abgehängte Unterdecke, die bislang für die akustische Raumdämpfung benutzt wurde, aufgrund ihrer isolierenden Wirkung nicht anwendbar. Die unverzichtbare Raumakustik muss also anders gelöst werden, durch so genannte Gitterstrukturen. Dazu werden periodische Streifen aus schallabsorbierendem Material in die Betondecke bündig eingebettet.

Verwendet wird porosiertes Recyclingglas, d.h. oberflächenporöse Glaskügelchen, die mittels Sinterung druckstabil verbunden sind. Zur Einfügung der Streifen in die Decke werden sie bereits bei der Verschalung mit Profilen verlegt, die zugleich zur Positionierung von Bewehrung und Rohren dienen. Abschließend lassen sich Decke und Absorberstreifen verputzen, sodass eine fugenlose Schallabsorption für gute Raumakustik sorgt. Da die Streifen nur wenig Fläche belegen, wird die thermische Wirkung der Decke nur minimal beeinträchtigt. Diese Integration von thermischer und akustischer Funktionalität bietet auch den Spielraum, um gestalterische Aspekte und leistungsfördernde Raumbedingungen zu verknüpfen. Janis Eitner www.ibp.fraunhofer.de

Streifen aus schallabsorbierendem Material optimieren die Raumakustik (Foto: Fraunhofer IBP)

START EINER AFRIKANISCHEN ZEMENT- UND BETONKULTUR? Forschungsprojekt SPIN Im Forschungsprojekt SPIN „Spearhead Network for innovative, clean and safe Cement and Concrete Technologies” arbeiten 7 afrikanische Länder (Südafrika, Mosambik, Tansania, Ruanda, Burundi, Demokratische Republik Kongo und Uganda) und drei europäische Länder (Niederlande, Kroatien und Deutschland) zusammen, um gemeinsam eine auf die speziellen afrikanischen Bedingungen angepasste, innovative, nachhaltige, sichere und saubere Zement- und Betontechnologie zu entwickeln. Auch soll die Anknüpfung der afrikanischen Partner an die internationale Forschergemeinschaft verbessert werden. Beton-Experten aus der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM, Abteilung Bauwerkssicherheit) leiten das Projekt federführend. SPIN wird im ACP-ST Programm finanziell durch die Europäische Union unterstützt. Expertennetzwerk SPIN zielt darauf ab, ein afrikanisches Expertennetzwerk aufbauen und eine

afrikanische Zement- und Betonkultur zu entwickeln. Der afrikanische Kontinent ist reich an Rohstoffen, die eine saubere und nachhaltige Betonbauweise fördern würden. Problematisch sind jedoch die klimatischen, geographischen und infrastrukturellen Bedingungen in Afrika. Auch fehlt es an gut ausgebildeten Experten. Die afrikanischen Bildungseinrichtungen können die derzeitige Nachfrage nicht decken. Wachsender Bausektor Bereits heute sind Infrastruktur und Wohnungsbau eine bautechnische Herausforderung für Afrika. So müssen schnell und preisgünstig Wohnungen mit Baustoffen, die möglichst aus Afrika kommen, gebaut werden. Bauen mit Beton ist nachhaltiger und sicherer als traditionelle Bauweisen mit Lehm und Holz, doch der afrikanische Kontinent kann noch nicht auf langjährige Erfahrungen mit diesem Baustoff zurückblicken. Gerade deshalb hat Afrika nun die einmalige Möglichkeit, seinen stetig und enorm wachsenden Bausektor von einem Niveau aus zu beginnen, das

von Anfang an dem neuesten Stand der Technik entspricht, ohne die Fehler aus der Vergangenheit der Betonbauweise zu wiederholen. Tagung in Berlin SPIN berücksichtigt die individuellen geographischen und klimatischen Bedingungen in Afrika. Innerhalb des Projektes tauschen sich Wissenschaftler und Ingenieure aus führenden Ost-, Zentral- und Südafrikanischen Hochschulen mit ihren europäischen Kollegen aus. Die Tagung „Cement and Concrete for Africa“ am 17.8.2011 in der BAM hatte bereits die Entwicklung von kostengünstigen Häusern, die afrikanische Situation bei der Zementund Betonindustrie und den Einsatz des Baumaterials Beton in Afrika zum Inhalt. Auch waren aktuelle Entwicklungen aus den Bereichen Zement- und Betontechnologie sowie deren Auswirkungen auf die regionalen und globalen Märkte Themen dieser Tagung. Ulrike Rockland www.bam.de


betonBAUKULTUR

BAUKULTUR 1_2012

33

AUSSEN BETON, INNEN LUFT Eine neuentwickelte Betonrezeptur der TU Wien macht es möglich, Luftpolster mit einer dünnen Betonschicht zu überziehen und damit tragfähige Bauelemente herzustellen. Statt massiver Betonklötze lassen sich durch die neue Spritzbeton-Technik luftig leichte Gebilde erzeugen, die trotzdem stabil und tragfähig sind. Am Anfang stehen Luftkissen: So genannte Pneus werden in eine Form gebracht, die dem geplanten Endprodukt möglichst gut entspricht. Dann werden sie mit einem Spezialbeton bespritzt. Schicht für Schicht muss der Beton aufgetragen werden. Dazwischen wird ein Vlies eingearbeitet, das Risse verhindern soll. Entscheidend ist die genaue Zusammensetzung des Spritzbetons. Der Spezialbeton muss eine gute Pump- und Spritzfähigkeit haben und auf dem Pneu rasch aushärten. Man benötigt also einerseits eine Verflüssigungssubstanz, die das problemlose Aufspritzen des Betons erlaubt, andererseits braucht man Erstarrungsbeschleuniger, wie sie etwa auch im Spritzbeton beim Tunnelbau eingesetzt werden. Erst nach einigen Testmischungen und Experimenten hatte man den „Ultra High Performance Concrete“ entwickelt, der alle Anforderungen bestens erfüllt. Die Festigkeit des neuen Betons ist etwa dreimal höher als die Festigkeit von gewöhnlichem Beton – sie kommt schon beinahe an die Festigkeit von Stahl heran. Und das ist auch nötig: Schließlich soll am Ende eine dünne Schicht von wenigen Zentimetern ausreichen, um eine stabile Schale zu bilden. Feste Betonschalen dieser Größe mit einer Dicke von nur 1,5 bis 4 cm wären mit herkömmlichen Spritzbetontypen nicht möglich. Bisher wurden große Betonelemente üblicherweise so hergestellt, dass ein schweres tragendes Gerippe

Skulptur „Seestern“ (Foto: TU Wien)

gegossen wurde, das dann verkleidet werden musste. Der neue Spritzbeton ermöglicht ein viel freieres, gewagteres Experimentieren mit außergewöhnlichen Formen. Studierende der Fakultät für Architektur der TU Wien beschäftigten sich in einer Lehrveranstaltung mit der neuen Betonspritztechnik, dabei entstanden kuriose Skulpturen mit mehreren Metern Länge. Gespannt darf man sein, in welcher Form diese Betontechnik Verwendung in der Architektur finden wird. Florian Aigner www.tuwien.ac.at

ZERSTÖRUNGSFREIE PRÜFUNG VON BETONFLÄCHEN Parkhäuser, Tiefgaragen und Brücken sind stark beanspruchte Betonbauwerke. Vor allem Tausalz, starker Verkehr und Abgase beschädigen sie großflächig. Die Untersuchung geschädigter Bereiche kann bisher oft nur punktuell und mit zerstörenden Probeentnahmen erfolgen. Wissenschaftler der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), des Fraunhofer-Instituts für zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP) auf dem Saarbrücker Uni-Campus sowie Experten aus Unternehmen haben eine selbstnavigierende Roboterplattform mit zerstörungsfreien Prüfsensoren entwickelt, die autonom solche Flächen abfahren und untersuchen kann,

ohne sie zu zerstören. Damit kann BetoScan den Zustand von großen horizontalen Stahlbetonflächen genau, schnell und kostengünstig erfassen. So können Schäden erkannt und rechtzeitig repariert werden. Das Entwicklungsteam von BetoScan wurde jüngst mit dem Anwenderpreis der Deutschen Gesellschaft für zerstörungsfreie Prüfung (DGZfP) e. V. geehrt. Der Preis wird für innovative Leistungen für Verfahren und Prüftechnik verliehen, die von praktischer Relevanz und weitreichender Bedeutung für die zerstörungsfreie Prüfung sind. Er ist dotiert mit 3.000 Euro. Thorsten Mohr

BetoScan ist in der Lage, mehrere hundert Quadratmeter Parkdeck pro Tag in hoher Flächenmessdichte zu untersuchen (Foto: BAM)

www.uni-saarland.de www.betoscan.bam.de


34

advertorial

BAUKULTUR 1_2012

MARITIMES BAUEN 6. Holcim Beton-Forum

Das diesjährige 6. Holcim Beton-Forum stand unter dem Motto „Maritimes Bauen“ und fand am 7.11.2011 im Weserhaus Bremen statt. Über 180 Besucher folgten der Einladung. Nach der Einleitung des Fernsehmoderators Ludger Abeln folgten Grußworte und ein Überblick von Leo Mittelholzer, dem Vorstandsvorsitzenden der Holcim (Deutschland) AG. Er warf die Frage auf, warum maritimes Bauen mittlerweile ein maßgeblicher Einflussfaktor für die Entwicklung ganzer Areale und Stadtviertel geworden ist, wie z. B. der HafenCity in Hamburg oder der Überseestadt Bremen. Doch auch auf große Infrastrukturprojekte verwies Mittelholzer. Denn oftmals geht es bei solchen Projekten nicht nur um die ästhetischen Aspekte des Baustoffs, sondern vor allem um die technologische Leistungsfähigkeit in herausfordernden Umgebungen, die durch die Nähe zum Wasser bedingt sind. Gerade der Baustoff Beton ermöglicht dabei Lösungen, ohne die derartige Projekte erst gar nicht realisierbar wären. Um das breite Spektrum des maritimen Bauens zu präsentieren, konnten für die Veranstaltung Referenten aus Architektur, Stadtplanung und Infrastrukturbau gewonnen werden, die über Herausforderungen und Lösungen aus ihrem Arbeitsumfeld berichteten. Einleitend wurde das große Stadtentwicklungsprojekt „Überseestadt Bremen“ durch Iris Geber von der Wirtschaftsförderung Bremen vorgestellt. Sie zeigte stadtplanerische Aspekte des maritimen Bauens auf und legte eindrucksvoll dar, wie die Aufteilung der Flächen dieses großen Areals stets vom Trend zum Bauen am Wasser bestimmt war und ist. Auch der Durchmischung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit wird eine solche Aufteilung gerecht. Danach gab Kai-Uwe Bergmann von der Architektengruppe B.I.G. Bjarke Ingels Group aus Kopenhagen Einblicke in ihre Interpretation des maritimen Bauens. Inhaltlich schloss dieses Thema an das vorherige an, indem Aspekte der Stadtentwicklung und der maritimen Architektur aufgegriffen wurden. Auch zeigte Bergmann anhand von konkreten Projekten, wie die Philosophie des Architekturbüros in großen Städten wie Kopenhagen und New York neue Räume schafft, die von Licht und Luft aus maritimer Umgebung profitieren. Das darauf folgende Referat leitete in den Teil der Veranstaltung über, der sich der maritimen Infrastruktur widmet. Ingelore Hering, Präsidentin der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Mitte, berichtete nicht nur über aktuelle und zukünftige Wasserbauprojekte in Norddeutschland. Sie legte auch dar, wie sich der Bedarf an Überwachung und Sanierung von

bestehenden Beton-Bauwerken der Wasser-Infrastruktur inzwischen als größter Block im Arbeitsfeld ihrer Behörde herauskristallisiert hat. Nun folgten Referate über besonders große Infrastrukturprojekte in Nord- und Ostsee. Über den JadeWeserPort berichtete Axel Kluth, Geschäftsführer der Realisierungsgesellschaft. Das Publikum lernte dabei nicht nur den Stand der Dinge kennen, sondern erfuhr auch mehr über die konstruktiven Herausforderungen des maritimen Bauens bei diesem außerordentlich großflächigen Projekt. Eindrucksvoll waren auch die Hindernisse für dieses Projekt, wie z. B. Reste von Kampfmitteln, die es aus dem Weg zu räumen gab. Schließlich wurde mit Offshore-Windanlagen ein baulich herausforderndes Thema auch in einem energiepolitisch aktuellen Kontext erläutert. Hier spielen außerordentlich hohe Ansprüche an den Baustoff Beton eine Rolle, über die Dr. Christian Dehlinger von der Ed. Züblin AG referierte. Er machte besonders deutlich, welche Herausforderungen eine neue Technologie auch im baulichen Bereich mit sich bringt, und welche großen Massen bewegt werden müssen. Abschließend lenkte Moderator Ludger Abeln auf einen ganz anderen Aspekt des maritimen Bauens: den schmalen Grat zwischen Beständigkeit und Vergänglichkeit eines nie vollendeten Reliktes, des zweitgrößten Betonbauwerkes Europas, den U-Boot-Bunker Valentin. Es berichteten die Fotografinnen Silke Schmidt und Johanna Ahlert, die sich dem Thema des maritimen Bauens durch eine Fotoreportage aus einem künstlerischen Blickwinkel genähert haben und eine begleitende Fotoausstellung ausrichteten. Auch im nächsten Jahr möchte Holcim wieder zum BetonForum einladen. Es wird am 5.11.2012 unter dem Motto „Beton- und Baupraxis“ stattfinden. Simeon Stracke Holcim (Deutschland) AG Hannoversche Straße 28 31319 Sehnde-Höver www.holcim.com Die Holcim (Deutschland) AG ist eine Tochtergesellschaft des weltweit tätigen Baustoffkonzerns Holcim Ltd, Jona/Schweiz, mit 80.000 Beschäftigten einem der weltweit führenden Baustoffhersteller. Der Ursprung war vor fast 150 Jahren die Zementherstellung; heute bilden die starken und eigenständigen Produktsparten Bindemittel, Kies und Beton die Kernbereiche der Unternehmensgruppe. Dem Auftraggeber werden zudem komplette Baustofflösungen und ergänzende Serviceleistungen angeboten. Dabei wird über Spartengrenzen hinaus gedacht und gehandelt, um aktiv Leistungen anzubieten, die einen deutlichen Mehrwert darstellen.


advertorial

BAUKULTUR 1_2012

35

SCHULNEUBAU IN ASCHAFFENBURG Im Auftrag des Zweckverbands Neubau FOS/BOS Aschaffenburg errichtete die Riedel Bau GmbH & Co. KG den Rohbau der Fachober- und Berufsoberschule an der Ottostraße im Aschaffenburger Stadtteil Damm (Nähe Hauptbahnhof). Das durch das Kaiserslauterner Büro AV1 Architekten geplante, 4-geschossige Gebäude bietet ca. 700 Schülern Platz in 26 Klassenzimmern. Darüber hinaus sind 9 Fachräume sowie eine Metall- und eine Elektrowerkstatt eingerichtet.

Der Haupteingang liegt im Westen. Hier öffnet sich der ruhige und begrünte Innenhof über zwei Geschosse zu dem außenliegenden Park, der zukünftig an das Schulgelände angrenzen wird. Insgesamt 4.200 m² Nutzfläche umfasst die neue Schule, an der die Beton-und Stahlbetonarbeiten (Ortbeton) durch Riedel Bau GmbH & Co. KG in Sichtbeton-Qualität SB4 ausgeführt wurden.

Zum Innenhof orientierte, verglaste Galeriegänge erschließen die Klassenzimmer in den Obergeschossen: Die Wände und Decken sind in Sichtbeton SB4-Qualität ausgeführt (Foto: Wolfgang Dürr)

Treppenhaus mit Blick vom 4. Obergeschoss: Die hohe Qualität des Sichtbetons wurde durch die Verwendung von kunststoffbeschichteten Schaltafeln in einem Stahlgerüst erreicht (Foto: Wolfgang Dürr)

Helle Sichtbetonflächen, Lärchenholz und grüne Kunststoffflächen prägen die Innenräume der FOS / BOS in Aschaffenburg (Foto: Wolfgang Dürr)


36

produkte

Energieeffiziente Rezeptur Für die Errichtung des Bürgerbüros in Erftstadt mussten komplexe gestalterische, statische und energetische Vorgaben erfüllt werden. Um die gewünschte schlichte Materialität zu realisieren, wurden sämtliche Außenwände mit Wandstärken von 65 cm einschalig in monolithischem LiaporLeichtbeton praktisch fugenlos mit der charakteristischen, rauen Brettschalung ausgeführt. Die sandsteinfarbene Sichtbetonoptik kam auch im Inneren des Gebäudes zum Tragen. Die Oberflächen wurden anschließend noch hydrophobiert. Die Rezeptur wurde in enger Abstimmung mit den Betonexperten von Liapor, dem Betonlieferanten FBR Fertigbeton Rheinland GmbH & Co. und der Lafarge Zement GmbH entwickelt. Den Einbau der rund 300 m³ LiaporLeichtbeton übernahm die Zervos Hoch- und Schlüsselfertigbau GmbH. Mittels Schüttkübel erfolgte der Eintrag in Schüttlagen von max. 1 m Höhe, die Fallhöhen lagen unter 50 cm. Innenrüttler sorgten für die Verdichtung des Leichtbetons, von dem pro Tag bis zu 70 m³ eingebaut wurden. Die Frischbetonrohdichte lag bei 1.370 kg/m³, die Wärmeleitfähigkeit bei 0,45 W/m²K. Die geringe Wärmeleitfähigkeit des Liapor-Leichtbetons bietet zusammen mit seiner hohen Fähigkeit zur Wärmespeicherung ein Höchstmaß an Wärmedämmung, wodurch alle Wände monolithisch ohne zusätzlichen Wärmeschutz errichtet werden konnten. Die LiaporBlähtonkörnung sorgt für höchste Energieeffizienz, gewährleistet aber auch ein ausgeglichenes, gesundes Raumklima. Dafür sorgt das porendurchsetzte Innere der enthaltenen Blähtonkugeln, die Wasserdampf aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben können. So entsteht ein ausgewogenes, behagliches Raumklima im ganzen Haus. www.liapor.com

BAUKULTUR 1_2012

Feuchte-Regulierer für die Wand Lange Zeit galten Entfeuchtungsputze als Allheilmittel für die Beseitigung von Feuchtigkeitsschäden. Jedoch entziehen sie dem Mauerwerk keinerlei Wasser. Entfeuchtungsputze, die direkt auf das nasse Mauerwerk aufgebracht werden, lassen lediglich die Oberfläche abtrocknen, während die Feuchtigkeit im Mauerwerk weiter aufsteigt. Dabei lagern sich schädliche Salze ein, die den Putz auf Dauer abplatzen lassen und die gesamte Bausubstanz schädigen können. Hingegen ist es sehr wohl möglich, den Wasserhaushalt des Mauerwerks zu regulieren. Eine effiziente Alternative hingegen bietet der mineralische Feuchte-Regulierungsputz Exzellent, der jetzt von MCBauchemie vertrieben wird und der sich sowohl bei der Innen- als auch bei der Außenanwendung direkt auf das feuchte Mauerwerk auftragen lässt. Dank einer einzigartigen Porengeometrie kann die Feuchtigkeit bei Exzellent das Mauerwerk als Wasserdampf verlassen, und das um bis zu 15 Mal schneller als z. B. bei konventionellen WTA-Putzen. So wird der Wasserhaushalt des Mauerwerks auf ganz natürliche Weise reguliert, und die Feuchtigkeit kann sich nicht ausbreiten. Gleichzeitig werden schädliche Salze an die Oberfläche transportiert und lassen sich einfach abfegen. Exzellent kann bei unterschiedlichstem Feuchtigkeits- und Salzgehalt eingesetzt werden, sodass auch kostspielige Voranalysen entfallen. www.mc-bauchemie.de

Lehmwände im Trockenbau Lehm ist neben Holz der älteste Naturbaustoff der Menschheit. In baubiologischer Hinsicht hat er den meisten heute üblichen Baumaterialien entscheidende Vorzüge voraus, vor allem die feuchteregulierende, atmungsaktive und antibakterielle Wirkung. Darüber hinaus ist Lehm schimmelresistent, geruchsneutral und schadstofffrei. Dass er bislang nur wenig Verbreitung fand, hängt maßgeblich mit der aufwändigen Verarbeitung zusammen, da Lehm nur im zeit- und kostenintensiven „Nassbauverfahren“ aufgetragen werden konnte. Mit der neuen Biopan-Platte der Essener Techno Physik Group lässt sich der Baustoff Lehm nun auch im Trockenbau-Verfahren an Holz- und Metallständerkonstruktionen nutzen, so z. B. für Raumteiler, Dachgeschossausbauten oder Altbausanierungen. Auch bei der heute im Neubau verbreiteten Metallständerbauweise steht mit der BiopanTrockenbauplatte nun eine ökologische Alternative für den Innenausbau zur Verfügung. Biopan-Platten sind nach DIN 4102, Teil 1, als nichtbrennbarer Baustoff (A1) geprüft. Das natürliche Mineral Vermiculit, ebenfalls Bestandteil von Biopan, verleiht der Platte die hohe strukturelle Stabilität. Denn Biopan hat auch die Standsicherheitsprüfungen für nichttragende Trennwände nach DIN 4103 bestanden. Die Platten werden standardmäßig in den Formaten 2500 mm x 1250 mm sowie 1500 mm x 1250 mm angeboten und können mit konventionellen Werkzeugen ver- und bearbeitet werden. Biopan wird wegen seiner nachgewiesenen positiven Eigenschaften vollumfänglich vom Institut für Baubiologie in Rosenheim empfohlen. Auf der DEUBAU 2012 präsentiert sich die Techno-Physik Engineering GmbH in Halle 3, Stand 436. www.biopan.org


produkte

BAUKULTUR 1_2012

Dekorative Bodenspachtelmasse Mit ServoArt® CeFlo lassen sich große, fugenlose Bodenflächen realisieren. ServoArt® CeFlo kann auf belegreife Untergründe aus Beton, Zement- und Calciumsulfatestrich bzw. Calciumsulfatfließestrich – auch mit WarmwasserFußbodenheizung – aufgebracht werden. Dabei eignet sich das Produkt für den Einsatz in Büros, Museen, Läden, Banken, Ausstellungen, Hotels oder Restaurants. Insgesamt stehen 7 Grundfarbtöne zur Wahl, bei Flächen ab ca. 50 m² ist eine individuelle Farbeinstellung möglich. Die Farben werden in Form von Flüssigpigmenten in auf das Projekt abgestimmter Menge vom Hersteller geliefert. Dies hat den Vorteil, dass eine eigene Mischung der Farbpasten mit Grundfarben entfällt. Darüber hinaus können durch bestimmte Spachteltechniken individuelle Farbschattierungen erzeugt werden. Selbst Schriftzüge, Grafiken oder Firmenlogos lassen sich auf dem Boden präsentieren. Die abschließende Beschichtung von ServoArt® CeFlo mit Lack oder Pflegeöl oder der Kombination aus beidem macht den Belag widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse. Die lackierte Oberfläche empfiehlt sich bei höherer Beanspruchung. Der Lack versiegelt die Poren, wodurch ein leichter Glanz entsteht. Bei geringerer Beanspruchung kann die Oberfläche geölt werden. Dabei findet eine Farbvertiefung statt, der Boden bleibt matt. Die Reinigung des Bodens wird mit zum System gehörenden Reinigungs- und Pflegeprodukten durchgeführt. Je nach Bodenfläche und Witterungsverhältnissen werden nur wenige Tage zur Herstellung von ServoArt® CeFlo Trendböden benötigt. Auf der DEUBAU 2012 präsentiert sich die Kiesel Bauchemie GmbH & Co. KG in Halle 3.0, Stand 340. www.kiesel.com

Wasserdurchlässiger Fugenmörtel Im Zuge der Sanierung des Museums Biedermann in Donaueschingen wurde auch der Vorplatz neu gestaltet. Hierbei erhielt die 900 m² große Fläche eine Natursteinpflasterung aus GuberQuarzsandstein (8/11), Schalensteinen, Weißkopfsteinen und Basaltpflasterzeilen (9/9/9) aus der Schweiz. Die Verfugung erfolgte mit Produkten aus dem PCI-Pavifix-Programm, das gute Festigkeiten bei gleichzeitiger Wasserdurchlässigkeit ermöglicht. Zudem sollten die Fugen versiegelt sein, um das Wachsen von Unkraut zu vermeiden. Weil der Platz auch Belastungen durch Fahrzeuge standhalten muss, wurde das komplette Pflaster vor der Vorbehandlung und dem Verfugen abgerüttelt. Um für den wasserdurchlässigen Pflasterfugenmörtel PCI Pavifix PU eine Fugentiefe von 40 mm zu gewährleisten, wurden alle Fugen mit einer Fugenhexe ausgeblasen. Anschließend wurden die Pflastersteine mit PCI Pavifix V vorimprägniert, um den natürlichen Originalfarbton zu konservieren. Dabei bildet sich ein Film, der die Steinoberfläche schützt; außerdem lassen sich mögliche Verunreinigungen nach Erhärtung des Fugenmaterials aufgrund des Auftrags von PCI Pavifix V später leichter entfernen. Als Vorteil von PCI Pavifix PU erwies sich dessen gute Rieselfähigkeit, die ein schnelles Arbeiten gewährleistete. Optisch am besten passte der Farbton anthrazit zum ausgewählten Naturstein. Eine drainagefähige Unterkonstruktion sorgt nun zusammen mit dem wasserdurchlässigen Fugenmörtel dafür, dass das einsickernde Wasser auch zuverlässig abgeführt wird. Das Unternehmen PCI Augsburg GmbH präsentiert sich auf der DEUBAU 2012 in Halle 3.0, Stand 155. www.pci-augsburg.de

37

EcoCommercial Building Das globale EcoCommercial Building Program (ECB) von Bayer MaterialScience ist Bestandteil des Bayer-Nachhaltigkeitsprogramms. Es bietet Entscheidungsträgern in der Baubranche ein einzigartiges Portfolio an Dienstleistungen und Materiallösungen für energieeffizientes und wirtschaftliches Bauen. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Netzwerk an Mitgliedern unterstützt Bayer MaterialScience im Rahmen des Programms Architekten, Projektleiter, Bauunternehmer, Entwickler sowie Manager größerer Unternehmen bei der Realisierung öffentlicher und gewerblicher Gebäude, die bisherige Standards in Sachen Nachhaltigkeit deutlich übertreffen. Das Angebot reicht dabei von Energieeffizienzberechnungen während der Planung über die Verwendung umweltverträglicher Materialien bis zur Nutzung erneuerbarer Energie. Neben konzerneigenen Referenzgebäuden in Deutschland und Belgien hat Bayer mit dem Innovation Center in Greater Noida Anfang 2011 auch in Indien ein EcoCommercial Building realisiert. Damit stellt das Unternehmen nun die Eignung des Konzepts auch für die subtropische Klimazone unter Beweis. Während in der gemäßigten Zone Europas die Gebäudedämmung in erster Linie dem Schutz vor Kälte dient, steht in Ländern wie Indien die Isolierung gegen Hitze im Vordergrund. Schaumstoffe aus hochwertigen Materialien von Bayer MaterialScience erfüllen beide Zwecke auf hocheffiziente Weise. Die Bayer MaterialScience AG gehört zu den weltweit größten Herstellern von Polymeren und hochwertigen Kunststoffen. Auf der DEUBAU 2012 präsentiert sich das Unternehmen in Halle 5.0, Stand 228. www.bayermaterialscience.de


38

autoren | vorschau | impressum

BAUKULTUR 1_2012

Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 34. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.21 47 31 74 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: info@dai.org www.dai.org

Vorschau Ausgabe 2_2012 >> klimaBAUKULTUR Autoren dieser Ausgabe Christian Baumgart DAI Präsident Berufsmäßiger Stadtrat und Stadtbaurat in Würzburg www.dai.org Hubertus Dreßler Dreßler Bau GmbH Zweigniederlassung Stockstadt www.dressler-bau.de Dr. Klaus-Dieter Ebert AIV Hamburg, Mitglied Erster Baudirektor a.D. www.aivhh.de

Peter Olbert AIV Hamburg, 2. Vorsitzender Peter Olbert Architekt, Hamburg www.peterolbert.de Dirk Pagels BetonMarketing West, Beckum Leitung Öffentlichkeitsarbeit www.beton.org Thomas Reh Hering Bau GmbH & Co. KG, Burbach Marketing / PR www.heringinternational.com

DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn (Vizepräsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dr.-Ing. Wolfgang Echelmeyer (Mitgliederbetreuung und Sonderveranstaltungen) Verlag, Gestaltung, Anzeigen VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Adolf-von-Groß-Str. 15 95445 Bayreuth Telefon: +49 (0)921.99 00 51 53 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de

Susanne Ehrlinger archtext – Kommunikationsbüro für Architektur und Bauwesen, Berlin www.archtext.de

Aleksandar Ronai AIV Hamburg, Vorstandsmitglied MRLV Markovic Ronai Voss Architekten, Hamburg www.mrlv.de

Reiner Grebe Hering Bau GmbH & Co. KG, Burbach Abteilung Hochbauen www.heringinternational.com

Nina Schwab Bundesstiftung Baukultur, Potsdam Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.bundesstiftung-baukultur.de

Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 6 vom 1.10.2011.

Gerhard Hirschfeld AIV Hamburg, Vorstandsmitglied www.aivhh.de

Dr. Simeon Stracke Holcim (Deutschland) AG, Höver Technical Marketing www.holcim.de

Redaktion Susanne Kuballa M.A. (Chefredaktion) Anschrift wie Verlag E-Mail: baukultur@dai.org

Markus Kersting ASTOC Architects and Planners, Köln Press & Communication www.astoc.de Bettina Klinkig Stadt Aschaffenburg, Stadtplanungsamt www.aiv-aschaffenburg.de Thomas J. Mager AIV KölnBonn, Vorstandsmitglied tjm-consulting mobilitätsmanagement, Köln www.tjm-consulting.de

Dr. Markus Wetzel AIV Hamburg, Geschäftsführer Ingenieurbüro Wetzel & von Seht, Hamburg www.wetzelvonseht.com Dominik Wirtgen Fischer Architekten GmbH, Mannheim www.werkstadt.com

Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

DAI Kooperationspartner

Druckauflage: 4.500 Exemplare (IVW II/2011)


C jle^\e c`\]\ie% Qlble]k YXl\e% N\ee 8iZ_`k\bk\e le[ @e^\e`\li\ ?\iXljiX^\e[\j gcXe\e le[ ldj\kq\e# jk\_k `_e\e ?fcZ`d Xcj C jle^jXeY`\k\i \e^X^`\ik le[ `[\\ei\`Z_ qli J\`k\% ;\ee ^if \e ?\iXlj]fi[\ile^\e Y\^\^e\e n`i d`k ^if \d <e^X^\d\ek Æ le[ Xcj \`e\j [\i ] _i\e[\e Lek\ie\_d\e [\i 9Xljkf]Ôe[ljki`\ XlZ_ d`k \`e\d bfdg\k\ek\e le[ _fZ_dfk`m`\ik\e K\Xd%

nnn%_fcZ`d%[\


BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | Januar 2012 | Ausgabe 1 | ISSN 1862-9571

DAI Fรถrderpartner


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.