Waffen der Profis
„Romantik alleine hilft nicht weiter”
Marc, Ihre Laufbahn als PH hat Sie als gebürtigen Südafrikaner nach Namibia geführt. Zufall oder Absicht? Beides, wie so oft im Leben. Namibia ist aber ein fantastisches Land, mit sehr abwechslungsreicher Landschaft und atemberaubender Natur. Das bergige Buschland hier mag ich ganz besonders. Gäste, die zum ersten Mal in ihrem Leben im Landeanflug auf Windhuk sind, erschrecken zwar manchmal über die scheinbare Kargheit dieser Gegend, vor allem in der Trockenzeit. Aber dann, spätestens bei der Pirsch zu Fuß durch den Busch, erliegen auch sie ganz schnell dem Charme der außergewöhnlichen und doch so vielfältigen Vegetation. Was fasziniert Ihre Gäste denn am meisten? Natürlich die Weite des Landes, die teils bizarren Landschaftsformen, das angenehme Klima, der Wildreichtum und die Artenvielfalt. Und natürlich auch die Art und Weise der Jagd selbst. Im mittleren Europa kann man doch kaum noch den ganzen Tag lang ungestört pirschen. Selbst über die Atmosphäre einer guten Jagdlodge staunen die Gäste, sie sind mitten im Busch,
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Und die andere Seite der Medaille? Jäger, die nur das heimische Revier im dicht besiedelten Deutschland kennen, tun sich manchmal etwas schwer, weil kein Hochsitz da ist, wenn schussbares Wild in Anblick kommt. Wir gehen deshalb vor jeder Jagd auf unsere Schießbahn, um das Schießen vom Dreibein aus zu üben und um zu sehen, welche Schussentfernungen und Situationen wir dem Gast zumuten können. Ja, und bei den erfahrenen Jägern gibt es vereinzelt auch mal Leute, die die Qualität einer Jagdreise ausschließlich nach dem Trophäenmaß beurteilen. Welche Waffen empfehlen Sie denn für die Jagd in Namibia? Die Mitnahme von Jagdwaffen nach Namibia und deren Einfuhr ist einfach und absolut problemlos. Ich empfehle jedem Jäger dringend, die Büchse mitzunehmen, mit der er auch zu Hause auf die Jagd geht. Idealerweise eine Repetierbüchse, natürlich im geeigneten Kaliber. Es kann lebenswichtig sein, dass man seine Waffe kennt, dass man mit ihr auch unter Anspannung blind vertraut ist!
Professional Hunter Marc Hillermann führt Jagdgäste auf das heimische Wild Namibias
und dennoch fehlt es an nichts. Und mir als Berufsjäger und Manager eines Jagdgebietes macht es ja auch wirklich Spaß, wenn ich meine Gäste noch begeistern kann. Sind Auslandsjäger so anspruchsvoll geworden? Nein, aber es gibt einfach unterschiedliche Gruppierungen unter ihnen. Auf der einen Seite den erfahrenen Afrikajäger, der mit ganz bestimmten Zielsetzungen zu uns kommt, und auf der anderen Seite den Neueinsteiger, der an die Hand genommen werden will. Auf sie alle wollen und müssen wir entsprechend eingehen.
Welcher Typ von Jäger ist Ihnen denn lieber? Das kann man so nicht sagen. Beim erfahrenen Jäger kann ich mich voll auf das Jagen selbst konzentrieren, auf sein Ziel, mit der starken Trophäe einer ganz bestimmten Wildart zurück zu kommen. Diese Jäger wissen in der Regel auch, auf was es bei dieser Art von Jagd ankommt, und dadurch kommen wir manchmal auch etwas schneller zu einem Erfolg. Der Neueinsteiger ist von jedem Anblick begeistert, ist an allem interessiert, und es ist schön, solchen Gästen unzählige, interessante Sachverhalte aus der Natur und dem Land selbst vermitteln zu können.
Welche Kaliber kommen im Allgemeinen in Frage? Mir ist immer lieber, ein Gast beherrscht seine eigene .30-06, als dass er mit einer geliehenen .375 H&H Magnum muckt und nur schlechte Schüsse produziert. Aber das gilt natürlich nur für Wildarten bis zur Stärke eines Kudu oder Oryx. Die 9,3x62 hat schon deutlich mehr Reserven, bei größeren Entfernungen muss aber an den stärkeren Geschossabfall gedacht werden. Besser sind hier die rasanteren .300er Kaliber, wobei unbedingt härtere Geschosstypen verwendet werden sollten. Ideal ist die .338, aber auch gegen die .375 ist nichts einzuwenden. Mit Ausnahme von Hippo, Büffel und Elefant decken die alles sicher ab.
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Hier muss eine Waffe viel aushalten: auf der Pirsch und im Jeep wird die Büchse nicht geschont
Zumindest bei den letzteren beiden Wildarten muss es eine .416 oder ein noch größeres Kaliber sein. Mit Ausnahme der .30-06 und 9,3x62 sind das aber doch alles Kaliber, die eher selten in Deutschland geführt werden. Das ist schon richtig, aber wer eine Büchse führt, in die er Wechselläufe einlegen kann, hat damit kein Problem. Schaft, Abzug, die ganze Bedienung, alles bleibt ja wie gewohnt, nur das Kaliber ändert sich. Ich kenne meine Kunden, und ich spreche aus Erfahrung: Das ist ein immenser Vorteil! Da müssen Sie ja einiges erlebt haben. Erzählen Sie doch mal! Da könnte ich viel berichten, aber als Jagdführer hat man diskret zu sein. Ich möchte nicht, dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt. Na gut, aber dann sagen Sie uns doch bitte, welche Büchse Sie selbst als PH bei der Großwildjagd führen. Dürfen wir raten? Eine Doppelbüchse? Das war mal, ganz zu Anfang meiner Laufbahn hatte ich einen solchen Klassiker. Selbst als gebürtiger Südafrikaner konnte ich mich den fast schon romantischen Erzählungen so mancher legendären Großwildjäger nicht entziehen, und in diesen Geschichten spielten Doppelbüchsen sehr häufig eine auffallende Rolle. Aber heute hilft mir Romantik alleine auch nicht weiter.
Fotos: PASSION
Afrika, ein Kontinent, von dem Jäger aus aller Welt träumen. Auch wenn der Wandel der Zeit in vielen Regionen seine Spuren hinterlassen hat, so ist es doch gerade die Jagd, die einen großen Beitrag zum Erhalt der natürlichen Ursprünglichkeit leistet. Wer es erst einmal gewagt hat und jagdliche Erfahrungen in den verschiedenen Ländern dieses Kontinents sammeln durfte, den wird die Faszination Afrikas nie wieder loslassen. Südafrika und Sambia waren die Stationen von Professional Hunter Marc Hillermann, der heute am Rande des Khomas Hochlandes in Namibia ein sehr großes Jagdgebiet betreut.
Wie ist das zu verstehen? Bei sehr exklusiven Safaris hatten wir immer wieder Gäste, die mit ihren sehr teuren Doppelbüchsen in feinen Lederkoffern ankamen. In den Koffern war immer ein Fach mit Ersatzteilen, meist Schlagbolzen und Schenkelfedern. Nicht nur einmal mussten wir schon nach dem Probeschießen solche Teile wechseln. Im Camp ging das ja noch, aber in dem Moment, wo der Büffel den ersten Schuss hatte, fand ich so etwas nicht mehr lustig. In dieser Situation hoffte ich damals nur, dass bei meiner Doppelbüchse wenigstens der erste Schuss losging. Und als ich einmal den vorderen Abzug drückte, machte sie ihrem Namen in der Tat alle Ehre: Beide Patronen Kaliber .500 gingen gleichzeitig los! Ich habe mich anschließend gefühlt wie nach einem Disput mit den Klitschkos! Ja, und seit ein paar Jahren führe ich nun eine moderne Blaser Büchse Kaliber .416, mit Kunststoffschaft und Geradezugverschluss. War das nicht eine große Umstellung? Nein, im Gegenteil. Wenn es sein muss, gebe ich mit ihr blitzschnell vier Schüsse ab, und vor allem: Ich treffe mit ihr auch auf weitere Entfernungen sicher. Im Übrigen: Sie funktioniert immer, und selbst wenn alles voller Sand ist, kann ich den Verschluss mit wenigen Handgriffen zerlegen und ganz einfach auswaschen! Was die tagaus, tagein hinten auf meinem Toyota so alles mitmacht, das könnt Ihr euch gar nicht vorstellen! Das Interview führte Gunther Stoschek.
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