PASSION Nr. 04

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Waffe um auch die beiden Begleiter abspringen zu lassen und verhindert so den angestrebten Doppelerfolg. Dann eben ein andermal. Dem Erwerb des Duo waren einige Experimente mit Bockdrilling, Bergstutzen, Bockbüchsflinte und Drilling samt Einstecklauf vorausgegangen, und bei jeder Lösung fanden sich die berühmten Haare in der Suppe. Wenngleich der Schrotlauf in meinem Revieralltag längst nicht mehr dominiert, möchte ich nicht ganz auf seine Dienste verzichten: Bei der Krähen- und Elsternbejagung sowie beim Ansitz an Luderplatz, dem Ranz- und Jungfuchsbau ziehe ich nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen die Schrote der Kugel vor. Außerdem schieße ich für die Küche ab und zu mal eine Ringeltaube oder Stockente damit. Ferner war mir in Osteuropa schon Waidmannsheil auf Schnepfe, Birk- und Auerhahn beschieden. Beide Raufußhühner erlegte ich während der Balz wohlweislich mithilfe des Zielfernrohrs. Schließlich hatte ich den Schrotlauf des Duo sowohl mit Schrot als auch mit dem Flintenlaufgeschoss auf 35 Meter über das Zielglas „Fleck“ einschießen lassen. Einfach deswegen, weil ich öfter über das Zielfernrohr mit Schrot schieße. Dabei konnte ich feststellen, dass die 20/76 kaum weniger Schrote ins Ziel bringt als die altbewährte 12/70, und falls man übers Jahr mit zwei oder drei Schachteln auskommt, fällt auch der Mehrpreis nicht ins Gewicht. Mehr Grübeln bereitete die Wahl der Kugelkaliber. Eine zeitlang liebäugelte ich mit der 8x57 IRS als Doppelkugel, doch letztendlich entschied ich mich für die Kombination aus Rehwild- und Hochwildpatrone: Links die 5,6x52 R und oben die .30 R Blaser. Mit der kleinen Kugel ­hatte ich auf Rehe allerbeste Erfahrungen gesammelt und die .30 R weist eine deutlich gestrecktere Flugbahn als die 8x57 IRS oder die 9,3x74 R auf. Da darf ein Stück Kahlwild ruhig mal 200 Meter weg sein. Außerdem reichen die 10,7 Gramm Geschossgewicht der CDP locker für Elch, Brunfthirsch und Keiler und damit europaweit für alle Reviere. Verkneifen muss ich mir allerdings die Hochwilddublette, denn die kleine Ku-

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gel ist dafür tabu und der Wechsel von großer Kugel auf FLG oder umgekehrt bedarf zweier Handgriffe: umschalten, entspannen und nochmals spannen. Der obere Kugellauf und der rechte Schrotlauf teilen sich nämlich Schloss und vorderen Abzug, während der hintere Abzug samt Schloss allein dem linken, im vorliegenden Fall kleinen Kugellauf vorbehalten bleibt. Man sollte es sich aber zur Gewohnheit machen, nach erfolgter Schussabgabe das gespannte zweite Schloss umgehend manuell zu entspannen. Lautlos, indem der Daumen auf den Spannschieber drückt und dessen Rückwärtsbewegung kontrolliert bremst oder mit Geräusch, falls der Verschlusshebel nach rechts gedrückt wird, die Schiebersperre freigibt und den Schieber in seine Sicherheitsstellung zurückschnellen lässt.

Gebündelte Präzision: Freiliegende und frei schwingende Läufe verhindern wärmebedingte Abweichungen bei Folgeschüssen

Als konkurrenzlos sehe ich die beiden Abzüge des D99 an. Nicht nur, weil sie absolut trocken stehen, sondern weil die Abdrücke so gut einreguliert sind, dass man getrost auf einen Stecher verzichten kann und trotzdem auf der ­sicheren Seite bleibt. Praktisch, dass der Duo keiner großen Pflege bedarf, denn die plasmanitrierte Oberfläche des Laufbündels zeigte in all den Jahren so gut wie keine Rostneigung und das Schaftfinish steckte Regentropfen weg, ohne hässliche Flecken zu bekommen. Der Verschlussblock ist nicht nur überaus stabil und gleichsam die Voraussetzung für den vielseitigen Kalibermix, sondern auch mit wenigen Handgriffen herausnehmbar. Ohne ihn aber lässt sich der Duo weder schließen noch schießen. Ein nicht zu verachtender Aspekt im Sinne der sicheren Waffenaufbewahrung.

der Läufe nichts, weil sich deren Treffpunktlagen mithilfe von Justierschrauben an den Mündungen zueinander korrigieren ließen. Hinsichtlich seines Aussehens musste ich schon manche ironische Bemerkung „wohlmeinender“ Zeitgenossen einstecken. Der Duo betört nun mal nicht mit äußeren Reizen, sondern überzeugt mit inneren Werten. Spätestens auf dem Schießstand, bei diversen Jägerschießen und in der Praxis, blieb er die Retourkutsche nicht schuldig, indem er Schuss für Schuss ins Schwarze oder Leben traf, wo verlötete Kombinierte Schwierigkeiten hatten, die Richtung zu halten. Und schließlich gebührt auch der Sattelmontage Anerkennung, denn die Zielfernrohre lassen sich anstandslos abnehmen und aufsetzen, ohne dass je Schwierigkeiten mit der Schussleistung auftraten. Ferner geht auch ein Zielfernrohrtausch reibungslos und kostengünstig vonstatten, sofern von einer Sattelmontage auf die andere gewechselt wird. Ums einmalige Einschießen kommt man dabei allerdings in den seltensten Fällen herum.

Das in meinen Augen Beste am Duo aber ist seine Schussleistung. Allein schon, weil jeder Lauf kalt geschossen eine hervorragende Eigenpräzision erbringt und noch mehr, weil Folgeschüsse mit dem gleichen oder dem zweiten Kugellauf unabhängig von der Reihenfolge keine wärmebedingten Treffpunktverlagerungen nach sich ziehen. Selbst zweimaliger Laborierungswechsel änderte am Zusammenschießen

PASSION 04

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Der Rückblick auf knapp ein Jahrzehnt mit dem Duo, die vielen Reviergänge und nicht wenige Abschüsse rechtfertigt die damalige Entscheidung für Waffe sowie Kaliberzusammenstellung. Vollkommen wäre der Duo jedoch in meinen Augen mit einem Wechsellaufbündel, garniert mit Schrot- und Doppelkugel 8x57 IRS. Doch das ist eine reine Preisfrage und nicht etwa ein Problem der Machbarkeit. Red.

Bitte wählen: Große Kugel oder Schrot beziehungsweise Flintenlaufgeschoss? Zuerst über den Umschaltstift vorwählen, dann mit dem vorderen Abzug schießen. Der hintere Abzug dient ausschließlich der linken (kleinen) Kugel

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