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ÜBERNACHTUNG Woanders schlafen ohne Heimweh

Wenn Kinder woanders übernachten …

Tipps und Erfahrungen von Eltern und Pädagog:innen.

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Weiße Nächte im Sommer, in denen die Sonne nur für kurze Zeit untergeht, habe ich das erste Mal im Sommer in Schweden als Kind erlebt. Mich hat die Abenteuerlust schon sehr früh gepackt und das Woanders-Übernachten fiel mir nie sonderlich schwer. Als Siebenjährige wollte ich im Sommer unbedingt mit den Pfadfindern ins zehntägige Ferienlager – nach Schweden. Dieses war jedoch erst für Kinder ab acht Jahren. Letztendlich durfte ich mitkommen und am letzten Tag wurden im Abschlusskreis „Medaillen“ vergeben. Auch ich habe eine als jüngste Teilnehmerin des Ferienlagers erhalten und war sehr stolz darauf. Meine Familie hat während des Camps in der Nähe in Schweden Urlaub gemacht, sodass sie mich im Notfall hätten abholen können. Dazu kam es jedoch nicht und am letzten Tag haben sie mich alle gemeinsam abgeholt. Anschließend haben wir die langen Sommerabende noch gemeinsam in unserem Ferienhaus am See genossen. Loslassen fällt nicht leicht Fast jedes Kind möchte früher oder später woanders übernachten, sei es bei einem Freund oder eine Freundin, in einem Ferienlager, der Kita oder Schule. Gerade beim ersten Mal ist das nicht nur unglaublich aufregend für die Kinder, sondern vermutlich mindestens genauso spannend für die Eltern. Die fünffache Mutter Barbara Braun aus Kiel berichtet, dass es ihr insbesondere bei ihren älteren Kindern nicht leichtgefallen ist, sie „loszulassen“. Das Auswärts-Nächtigen könnte theoretisch als Entlastung betrachtet werden und als Elternteil könnte man es genießen, wenn das eigene Kind woanders schläft und etwas freie Zeit zur Verfügung steht. Stattdessen sind Eltern aber häufig unruhig und machen sich Sorgen, ob es ihrem Kind auch wirklich gut geht. Dies wird mit der Zeit jedoch besser. Der richtige Zeitpunkt Selbstverständlich kann nicht verallgemeinernd gesagt werden, mit wie vielen Jahren Kinder woanders schlafen können. Ausschlaggebend ist nämlich gar nicht das Alter: „Es gibt Zweijährige, die ohne Probleme woanders schlafen, und andere tun sich damit schwer, bis sie 14 sind“, erklärt Braun. Es hängt stark vom einzelnen Kind ab, aber auch davon, wie selbstverständlich und üblich das Woanders-Übernachten in einer Familie ist. Außerdem ist es ratsam, auf die allgemeinen Umstände zu schauen und wo das Kind entwicklungspsychologisch steht, da beides Einfluss darauf haben kann, wie gut das Auswärts-Schlafen funktioniert. Wenn ein Kind stark fremdelt oder eine Phase der Veränderung, beispielsweise durch die Geburt eines Geschwisterkindes oder eines Umzugs bevorsteht, ist der Zeitpunkt möglicherweise nicht gut gewählt. In

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diesem Zusammenhang erzählt Braun beispielsweise von ihrem Enkelkind, das mit zweieinhalb Jahren überhaupt keine Probleme hatte, als es das erste Mal eine Nacht bei den Großeltern verbracht hat. Dies sah jedoch ganz anders aus, als sie es ein zweites Mal probierten – das Enkelkind schluchzte beim Einschlafen und weinte in der Nacht auch kurz. Zu diesem Zeitpunkt stand die Geburt eines Geschwisterkindes bevor.

Was man berücksichtigen sollte

Viel wichtiger als die Frage nach dem „richtigen Alter“ erscheint die Frage danach, wo das Kind zum ersten Mal übernachtet. Bei der vierfachen Mutter Henriette Opitz hat es sich bewährt, wenn sich die Kinder selbst aussuchen, wo sie das erste Mal übernachten wollen. Die ersten Auswärtsnächte haben bei den Kindern beider Familien gut funktioniert, da diese bei den Großeltern oder bei der Tante stattfanden – Personen, die den Kindern sehr vertraut sind. Darüber hinaus sollte es stets der Wunsch der Kinder sein, woanders zu übernachten. Wenn sie diesen äußern, dann sind sie auch alt genug bzw. bereit dafür. Die Initiative sollte deshalb grundsätzlich vom Kind ausgehen. Es sollte niemals dazu gedrängt werden, woanders zu übernachten. „Wenn sie ‚Nein‘ sagen, sollte dies respektiert werden“, sagt Rieke Tempel, Sozialpädagogin und Mutter von vier Söhnen.

Die Wünsche der Kinder stehen im Vordergrund

Im Vorfeld gibt es verschiedenste Dinge, die geklärt und berücksichtigt werden können. Opitz rät: „Wichtig ist, den Kindern keinen Druck zu machen, dass es klappen muss.“ Kinder müssen sich wohlfühlen und ihnen sollte Sicherheit gegeben werden. Deshalb sollte den Kindern klar sein, dass es, falls es (gar) nicht klappt, die Option gibt, abgeholt zu werden. Außerdem ist es hilfreich, mit den Kindern im Vorhinein über die Übernachtung(en) zu sprechen. Es ist ratsam, den Kindern wichtige Kuscheltiere mitzugeben und laut Tempel sollten Gute-Nacht-Telefonate vermieden werden, außer die Kinder wünschen sich diese ausdrücklich. Die Kinder seien von solchen Telefonaten eher irritiert gewesen, weil sie die Stimme der Mutter am Ohr hatten, sie aber nicht in der Nähe war. Wenn die Übernachtungen zustande kommen, stellt sich die Frage, wie mit auftretendem Heimweh umgegangen wird. Hier ist Einfühlungsvermögen gefragt: Tröste dein Gastkind oder nimm es in den Arm. Häufig hilft etwas Ablenkung, indem beispielsweise Bücher vorgelesen werden. Es gelingt aber auch, Kinder mit erzählten Geschichten oder Gesang zum Schlafen zu bringen. Zumindest war dies bei Tempel der Fall, als ihr vierjähriges Patenkind gemeinsam mit der fünfjährigen Schwester das erste Mal bei ihr im Studentenwohnheim übernachtet hat. Wenn das Heimweh jedoch nicht vergeht, die Kinder große Angst haben und die Eltern stark vermissen, können diese selbstverständlich angerufen werden.

Heimweh und Angst einfühlsam begleiten

Opitz schildert in diesem Zusammenhang auch, wie Heimweh vorgebeugt werden kann, wenn Übernachtungsbesuch ins eigene Haus kommt: „Wenn ich merke, dass der Übernachtungsbesuch unsicher ist, versuche ich mit den Kindern zu sprechen und alles zu erklären: Wo sie schlafen, wie das Ins-Bett-Gehen bei uns in der Familie abläuft, dass sie einen wecken dürfen, wo das Klo ist etc.“ So fühlen sich die Kinder häufig sicherer und man nimmt ihnen etwas Angst und Sorgen. Früher oder später wollen Kinder auswärts übernachten. Tempel berichtete von der anderen Schwester ihres Patenkindes, die, bis sie 13 oder 14 war, nie irgendwo anders übernachtet hatte – sie hätte es gerne gekonnt, aber nicht geschafft. Dies habe dem Mädchen sehr zu schaffen gemacht, doch irgendwann gelang es. Sie schlussfolgert, dass es wichtig ist, bei jedem Kind Geduld zu haben. Und sobald das Woandersübernachten zur Normalität wird und keine Herausforderung mehr darstellt, steht ausgedehnten Pyjamapartys, Klassenfahrten, Ferienfreizeiten und aufregenden Abenteuern mit traumhaften Sommernächten nichts mehr im Wege.

Text: Mathea Sachse

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