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P h a r m a r epo r t: L i f e s c i e n c e

50 – healtheconomy

Freitag, 21. Juni 2013

Immunsystem Krankheitsauslöser für Rheumatoide Arthritis sind weitgehend unklar, Biologika versprechen Hilfe

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Studienerfolge für Roche

AstraZeneca kauft Lungenmittel-Erzeuger London. Auch AstraZeneca hat mit Umsatzrückgängen aufgrund von auslaufenden Patenten zu kämpfen. Der britische Pharmakonzern verspricht sich Abhilfe durch den Kauf des US-amerikanischen Lungenmittelspezialisten Pearl Therapeutics; 1,15 Mrd. USD lässt sich AstraZeneca den Kauf kosten. Das führende LABA/LAMA-Produkt PT003 von Pearls befindet sich in der entscheidenden Phase der klinischen Prüfung, ein weiteres ist ebenfalls in der Erprobung. Diese versprechen eine verbesserte Krankheitsbekämpfung und Anwendung etwa bei chronischer Bronchitis, teilte der Konzern mit.

Roche stellte am europäischen Rheuma-Kongress Forschungsergebnisse zu Tocilizumab vor. iden Arthritis ist eine Entzündung der Gelenke. Zu den Symptomen gehören Gelenksschmerzen, Morgensteife der Gelenke, Gelenksschwellungen und im Langzeitverlauf knöcherne Deformierung der Gelenke. Rheumatoide Arthritis zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Warum das körpereigene Immunsystem eigene Strukturen wie die Gelenkinnenhaut angreift, ist bis heute noch unklar.

ulli moschen

Wien. Rheumatoide Arthritis (RA) ist die häufigste entzündliche Gelenkserkrankung; in Österreich sind zwischen 50.000 und 80.000 Menschen davon betroffen. Vor Kurzem tagte in Madrid der größte europäische Rheuma-Kongress. Das Schweizer Pharmaunternehmen Roche stellte dabei Forschungsergebnisse zu seinem Medikament Tocilizumab (RoActemra) vor. Mithilfe von Tocilizumab könnten Entzündungsreaktion unterbrochen und Symptome reduziert oder behoben werden. Die Ergebnisse ergaben eine langfristige Wirksamkeit als Monotherapie, die einer Kombination mit der Basistherapie vorzuziehen sei. Basistherapeutika wie Methotrexat (MTX), die auch bei der Chemotherapie eingesetzt werden, unterdrücken das Immunsystem des Körpers. Hauptmerkmal einer Rheumato-

Eine der Roche-Studien prüfte Tocilizumab allein oder in Kombination mit MTX bei Patienten mit früher rheumatoider Arthritis. Bei diesen Patienten werden Biologika wie Tocilizumab gewöhnlich noch nicht eingesetzt. Die Studie zeigte, dass Tocilizumab mit oder ohne MTX der Behandlung mit MTX allein überlegen war, teilt der Konzern mit.

© Roche

Milliardenzahlung im Patentstreit an Pfizer

Hilfe auch in Frühphase

Roche stellte am Europäischen Rheuma-Kongress in Madrid neue Studien vor.

Forschung Grünes Licht für Myelofibrose-Medikament und Bestätigung für etabliertes Diabetes-Medikament © EPA

Gute Aussichten für Sanofi-Arzneimittel

New York/Jerusalem. Mehr als ein Jahrzent stritt der USamerikanische Pharmakonzern Pfizer mit dem israelischen Generika-Hersteller Teva und Sun Pharmaceutical um das Magenmittel Protonix. Teva hatte 2007 eine GenerikaVersion von Protonix auf den Markt gebracht und damit, wie ein US-Gericht Pfizer bereits 2010 recht gab, gegen die Schutzrechte verstoßen. Die beiden Parteien legten sich nun auf eine Gesamtsumme von 2,15 Mrd. USD fest, von denen 774 Mio. USD an den japanischen Partner Takeda gehen, mit dem Pfizer Protonix entwickelt hatte.

© dpa-Zentralbild/Stefan Sauer

Die Pfizer-Aktie stieg an der Wall Street in direkter Folge um 0,9%.

Die „Origin“-Studie wurde von Diabetes und Herz-Kreislauf-Experten ausgewertet.

Investitionen Zulassungsantrag und Anleihenplatzierung

Wien. Der französische Pharmakonzern Sanofi punktet gleich mit zwei positiven Meldungen zu seinen Produkten. Zum einen konnte Sanofi positive Ergebnisse bei der JakartaZulassungsstudie zur Untersuchung des selektiven JAK2-Hemmers SAR302503 bei Myelofibrose (MF) bekannt geben. Unter Myelofibrose versteht man eine lebensbedrohliche Krankheit, bei der die normale Entwicklung der Blutzellen verändert ist und es zu einer Faserbildung und Vernarbung des Knochenmarks kommt; Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Primärer Endpunkt der Studie war der Anteil an Patienten, die eine Verringerung des Milzvolumens um mindestens 35% aufwiesen,

wichtigster sekundärer Endpunkt waren krankheitsassoziierte Symptome. Sanofi plant bereits Zulassungsanträge bei den zuständigen Arzneimittelbehörden.

Sicherheit und Wirksamkeit Sanofi gab zudem bekannt, dass der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eine positive Stellungnahme abgegeben hat, Daten der „Origin“-Studie zu kardiovaskulären Behandlungsergebnissen in die Fachinformation zur Sicherheit und Wirksamkeit von „Lantus“ (Insulin glargin) aufzunehmen. Das belege, dass man auch bestehende Profile weiter bestätige und erforsche. (um)

Tagung Nahrungsmittelindustrie und Medien in die Verantwortung nehmen

Plus für Sanochemia Maßnahmen gegen Adipositas

Sanochemia holt sich frisches Geld und expandiert in den USA.

Wien. Wir essen zu viele ungesunde Nahrungsmittel, zu fett, zu salzig, zu zuckerhaltig und niederwertig, sagte Tim Lobstein, Policy Director der „International Obesity Task Force“, bei einer Tagung in Krems. Er macht die Nahrungsmittelindustrie und die von ihr motivierte Werbung dafür verantwortlich. Die Adipositas-Raten in der ganzen Welt steigen, im Schnitt sind wir innerhalb der letzten zehn Jahr

von bis zu 10% des rund 300 Mio. USD schweren Magnetresonanztomografie-Markts. Das entspräche einem Umsatz von bis zu 30 Mio. USD. Sanochemia rechnet für 2015 mit der Zulassung und Vertriebsaufnahme in den USA.

Wachstumsstrategie Außerdem platzierte Sanochemia erfolgreich eine Anleihe im Volumen von 10 Mio. €. Das an der Frankfurter Börse notierte Unternehmen will das Geld in erster Linie für die Finanzierung der Wachstumsstrategie einsetzen. Vorgesehen sind etwa Investitionen in die Internationalisierung, in den Ausbau des Veterinärgeschäfts in den Bereich Produktentwicklung und die Finanzierung laufender klinischer Studien. Die Schuldverschreibungen werden im Open Market in Frankfurt und im Dritten Markt der Wiener Börse gehandelt. Außerdem soll die Teilnahme am Handel des Frankfurter Entry-Standard für Unternehmensanleihen beantragt werden. (um)

um fast zehn Kilo schwerer geworden. Allein in Europa geht rund ein Viertel aller Werbeausgaben in die Bewerbung von Fastfood und ungesunden Nahrungsmitteln. Die Nahrungsmittelindustrie, die keine sinkenden Umsätze akzeptieren will, wehre sich zwar dagegen, aber Lobstein plädiert für die Einführung gesetzlicher Richtlinien, um die Bevölkerung vor Nahrungsmitteln zu schützen. „Heute wird es

immer schwieriger, die Menschen dazu zu bringen, gesunde Nahrung zu sich zu nehmen“, sagt Margaret Chan, Generaldirektor der WHO. „Diese Bemühungen wenden sich gegen die Interessen der Industrie. Und das ist nicht nur die Lebensmittelindustrie. Gesundheit aber ist wichtiger als die Industrie. Kein einzelnes Land hat es geschafft, die Adipositas zurückzudrehen. Ich sehe darin ein Versagen der politischen Willenskraft, sich der Industrie zu stellen.“

Gegen Stigmatisierung

© panthermedia.net/Andrey Baturin

© Sanochemia

Wien/Washington. Beim österreichischen Pharmaunternehmen Sanochemia Pharmazeutika AG ist einiges in Bewegung: Zum einen reichte das Unternehmen bei der US-Behörde Food and Drug Administration einen Antrag auf Zulassung für sein Magnetresonanz (MR)-Kontrastmittel auf dem amerikanischen Markt ein. Mittelfristig verspricht sich das Unternehmen in den USA einen Marktanteil

Restriktive Maßnahmen auch gegen die Stigmatisierung adipöser Menschen.

Aber es geht nicht nur um politische Entscheidungen. Unsere Einstellungen werden stark durch Bilder beeinflusst. Eine Studie aus den USA zeigt, dass 72% der Bilder in der Online-Berichterstattung adipöse Menschen ohne Kopf darstellen, meist unvorteilhaft sitzend in einer Ess-Situation. „Wir müssen diese Darstellung verändern und die Adipositas-Geschichte neu erzählen“, sagt Lobstein und spricht sich gegen die Stigmatisierung adipöser Menschen aus. (um)


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