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32 – healtheconomy

Freitag, 3. Februar 2012

Arzneimittelbranche Pharmaindustrie ortet real einen Rückgang bei den Arzneimittelausgaben

Kommentar

Kassen gaben weniger Geld für Medikamente aus

S&P bewertet das Gesundheitswesen

Wien. Im Vorjahr sind – nach nun vorliegenden Zahlen – die Ausgaben für Arzneimittel, die auf Kassenrezept in den Apotheken abgegeben worden sind, um 2,3 Prozent gestiegen. Im Jahr 2010 hatte dieser Anstieg sogar nur 0,9 Prozent betragen. „Im zweiten Jahr hintereinander lag die Steigerung damit unterhalb der Jahres-Inflationsrate. Diese hat im Jahr 2011 in Österreich 3,3 Prozent betragen“, teilte Leopold Schmudermaier, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, mit. „Wir haben mit unseren derzeit 1.290 öffentlichen Apotheken einen Anteil von 85 Prozent des Marktes von Arzneimitteln auf Kassenrezept. Unter Bereinigung um die Inflationsrate sind die Kosten für die Krankenkassen real erneut zurückgegangen“, erklärte der Standesvertreter. Die restlichen 15% entfallen vor allem auf Hausapotheken niedergelassener Landärzte. Insgesamt wurden im Jahr 2011 in Österreich über die öffentlichen Apotheken Medikamente per Kassenrezept für 2,252 Mrd. € abgegeben. Im Jahr 2010 hatten diese Kosten für Krankenkassen um 56 Mio. € weniger (2,196 Mrd. €) betragen. Im Jahr 2009 hatte es eine Steigerung bei den Arzneimitteln auf Kassenrezept um 1,9 Prozent gegeben, im Jahr 2008 um 7,9 Prozent – was nicht zuletzt zu Verhandlungen zwischen Kassen und Industrie um eine Senkung des Anstieges führte. Da die öffentlichen Apotheken für die Krankenkassen die Rezeptabrechnung inklusive den Inkasso und das Abführen der Rezeptgebühren (Quasi-Selbstbehalt) durchführen, müssen die Daten genau erhoben sein. Auf ihnen basiert die gesamte Abrechnung.

Martin Rümmele

S

teigende Gesundheitskosten gefährden der Ratingagentur Standard & Poor‘s zufolge die Bonitätsnoten einiger G20-Länder. Sollten einige Industrienationen in Europa, aber auch Japan oder die USA die Ausgaben für ihr Gesundheitswesen nicht in den Griff kriegen, könnten sie ab 2015 heruntergestuft werden, teilte die Agentur mit. Die Ausgaben für das Gesundheitswesen würden in Industrienationen aufgrund der alternden Bevölkerung in Zukunft deutlich steigen. Die Sozialsysteme würden dann überfordert, Reformen seien nötig, erläuterte S&P. Die umstrittenen Ratingspezialisten entdecken also offenbar ein neues Themenfeld – die Gesundheit. Und sie argumentieren mit jenen platten Argumenten, die an Stammtischen recht plausibel klingen: ‚Wir werden alle älter, und im Alter steigen die Gesundheitsausgaben. Folglich steigen insgesamt die Ausgaben für Gesundheit und das können wir uns nicht mehr leisten‘, lautet die Milchmädchenrechnung. Das Argument ist nicht neu, wird deshalb aber nicht richtiger. Es lässt, so zeigen Studien und Experten, einen Aspekt außer Acht: Das Geld für Gesundheit wird auch in der Wirtschaft ausgegeben und es sichert Tausende Arbeitsplätze. Nicht hohe Gesundheitsausgaben sind das Problem, sondern ineffiziente.

Teilimpfungen 7. Woche

3. Monat

Rotavirus

5. Monat

6. Monat

11. Monat

12. 2. LebensMonat jahr

2-3 Teilimpfungen*

Kombi 6fach Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung, Haemophilus, Hepatitis B Pneumokokken 2 Impfungen, mind. 4 Wochen Abstand

Kombi 3fach Mumps, Masern, Röteln

7. Jahr

8. Jahr

9. Jahr

10. Jahr

11. Jahr

12. Jahr

13. Jahr

Hepatitis B

4fach

Kombi 3/4fach Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung

Grundimmunisierung oder Auffrischung

14. Jahr

15. Jahr

Innovationen helfen Weiterhin posititv entwickelt sich der Apothekenmarkt für von den Krankenkassen erstattete Arzneimittel vor allem infolge der Einführung von Innovationen, die einen höheren Preis haben. Das ergibt sich aus dem Zuwachs der Kassenumsätze in den Apotheken um 2,3 Prozent im vergangenen Jahr bei einem Volumenzuwachs

Graz. Die steirische Gesundheitslandesrätin Kristina EdlingerPloder (ÖVP) macht sich für klare gesundheitsfördernde Regeln in puncto Schulbuffets und die Verbannung von Junk-Food aus dem Schul-Verkauf stark. In Hunderten zustimmenden Mails und Telefonaten hätten Eltern, Ärzte, Ernährungswissenschaftler und Pädagogen aus ganz Österreich einen entsprechenden Vorstoß unterstützt, sagte die Landesrätin. „Wir haben in den vergangenen Jahren genug Wissen und Papiere zum Thema ,gesunde Ernährung‘ angehäuft; es ist Zeit, zu handeln, wo wir selbst Verantwortung tragen“, sagte Edlinger-Ploder.

zuvor entwickelten Kriterien für den Verkauf gesunder Nahrungsmittel an Schulbuffets inklusive Automatenverkauf gefolgt wird. Die Landesregierung hat 2010 den Beschluss gefasst, mit Ernährungsexperten und der FH Joanneum – Studiengang Diätologie – eine Angebotsliste für Schulbuffets nach ernährungsmedizinischen Richtlinien zusammenzustellen und in einem weiteren Schritt poli-

3fach**

Leitlinien entwickelt

Meningokokken Kombi 3fach Mumps, Masern, Röteln

von nur 0,4 Prozent. Derzeit werden auf der anderen Seite fast laufend in den vergangenen Jahren sehr häufig verschriebene Arzneimittel patentfrei und durch billigere Generika ersetzt. Laut Schmudermaier wurden im vergangenen Jahr 30,6% der Arzneimittel auf Kassenrezept unter RezeptgebührBefreiung bzw. Befreiung wegen Überschreitung der Rezeptgebühren-Obergrenze abgegeben. Laut dem Generalsekretär des Verbandes der pharmazeutischen Industrie (Pharmig), Jan Oliver Huber, betrug der gesamte Zuwachs für die Industrie allerdings im Endeffekt nur 1,6 Prozent, weil im Jahr 2011 erstmals die Kosten für die Arzneimittel von Mindestsicherungsbeziehern „über die Bü-

Nachholen bei Kindern, die nicht oder nur einmal geimpft wurden und nicht immun sind

* Je nach verwendetem Impfstoff; ** Bei Bedarf; Quelle: APA/Gesundheitsministerium; Grafik: Raimund Appl

Im Schuljahr 2012/13 soll es ein Pilotprojekt geben. Dabei soll ausgelotet werden, wie weit freiwillige Vereinbarungen ausreichen oder ob Restriktionen auf dem Erlassund Vorschriftswege notwendig sind, um die Ziele zu erreichen. An dem Projekt sollen 20 bis 30 höheren Schulen mitwirken, an denen

© Foto Schrotter

Schulkinder

Auch bei den abgegebenen Arzneimittelpackungen gab es wenig Veränderungen. Schmudermaier: „Hier war die Steigerung mit plus 0,4 Prozent bei den Packungszahlen ganz gering.“ Im Jahr zuvor war gar ein Rückgang um 0,2 bis 0,3 Prozent registriert worden.

cher“ der sozialen Krankenkassen liefen. „Bis dahin zahlten die Bundesländer für diese Menschen direkt. Jetzt zahlen die Bundesländer an die Krankenkassen. Was fehlt, begleicht der Bund.“ Ehemals seien diese Kosten nur nicht via Abrechnung über die Krankenkassen aufgeschienen. Es handle sich um kein echtes Marktwachstum. Diese Umstellung im vergangenen Jahr hätte zwischen 0,6 und 0,7 Prozent der von der Apothekerkammer bekanntgegebenen Steigerung um 2,3 Prozent ausgemacht. Huber: „Wir hatten damit im zweiten Jahr in Folge bei einer Inflationsrate von 3,3 Prozent einen realen Rückgang. Den Krankenkassen hilft diese Quasi-Stagnation enorm.“ (iks/APA)

Gesunde Jausen für Schüler

KOSTENLOSE IMPFUNGEN FÜR KINDER

Säuglinge/Kleinkinder

In Österreichs Apotheken gingen im Vorjahr Medikamente im Gesamtwert von 2,25 Mrd. Euro über die Tara.

Ernährung Steirische Gesundheitslandesrätin startet Pilotprojekt

GRAFIK DER WOCHE

Umfang und Zeitplan

© panthermedia/Arne Trautmann

Patentabläufe und Sparpakete lassen Umsätze schrumpfen; Kassen gaben 2,25 Mrd. € aus.

Landesrätin Edlinger-Ploder will mehr gesunde Lebensmittel in den Schulen.

tische Maßnahmen zu setzen, dass der Landesschulrat diese Richtlinien in seine Vergabepraxis in Bezug auf Schulbuffets übernimmt. Der erste Teil dieses Beschlusses ist mittlerweile umgesetzt. „Styria Vitalis“ hat „Leitlinien zur gesunden Ernährung für Kinder, Schulkinder und Jugendliche“ erstellt. Mit Schulleitungen, Lehrern, Schülern und Schulgemeinschaftsausschüssen soll getestet werden, was wie machbar ist. Man sei sich einig, „dass Verbote nur bedingt sinnvoll und durchsetzbar sind, jedoch bestimmte verbindliche Vorgaben, wie sie auch jetzt schon teilweise bestehen, überlegenswert sind“. Ihr gehe es nicht um ein Produktverbot, sondern um eine Angebotssteuerung auf Basis von Nahrungsmittelqualität und Inhaltsstoffen, sagt Edlinger-Ploder. „Ich kann und will nicht die Jausenboxen der Schüler kontrollieren, aber ich will, dass in den Schulen nur das gekauft werden kann, was zuvor im Unterricht und Ernährungsprojekten als gesund und sinnvoll gelehrt werde“, meint die Gesundheitslandesrätin. (iks)


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