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44 – industrialtechnology

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Sic transit gloria Mundi!

Freitag, 14. Dezember 2012

Plagiat Komponenten und komplette Anlagen werden einer VDMA-Studie zufolge am häufigsten kopiert

Maschinen sind häufig im Visier von Produktpiraten Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts entwickeln Lösungen für besseren Produktschutz. selbst schmutzig: Es gibt Dienstleister, die „Reverse Engineering“ anbieten, das heißt sie spielen den Entwicklungsprozess in umgekehrter Reihenfolge nach. Zunächst analysieren sie den Aufbau der Hardware und fertigen Schaltpläne des Originalprodukts an. Dann lesen sie die Software aus und rekonstruieren daraus die Steuerung und die Funktionen der Maschine – und damit das Kern-Know-how des Herstellers.

britta biron

Aktuell Statistik Austria

© Foto Cent

GHP-Index

Die Preise für Kunststoffe sind seit Oktober 2011 deutlich gestiegen.

Wien. Der GroßhandelspreisIndex für November beträgt nach Berechnungen der Statistik Austria 111,1 (vorläufige Zahl) und ist damit gegenüber Oktober um 1% zurückgegangen. Im Vergleich zum November 2011 sind die Großhandelspreise um 2,8% gestiegen. Verteuert haben sich etwa „Gummi und Kunststoffe in Primärformen” (+13,2%), „Kraftwagenteile und -zubehör” (+8,2%), billiger wurden „Feste Brennstoffe” (-4,6%), „Pharmazeutische Grundstoffe und Zubereitungen” (-3,0%) sowie „Düngemittel und agrochemische Erzeugnisse” (-1,8%) www.statistik.at

Vorbeugen ist wichtig „Die meisten Unternehmen wissen gar nicht, wie leicht ihre Produkte kopiert werden können”, sagt Bartol Filipovic, Leiter der Abteilung für Produktschutz an der Fraunhofer-Einrichtung für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC, die Unternehmen berät, wie sie sich gegen Angriffe und Plagiatsversuche schützen können. „Neben der Forschung ist die Aufklärung unsere wichtigste Aufgabe. Denn viele Firmen reagieren erst, wenn Fälschungen der eigenen Produkte aufgetaucht sind.” Der Nachbau lässt sich dann zwar nicht mehr verhindern, man kann aber das Original so markieren, dass es sich eindeutig von der Fälschung unterscheidet, etwa durch nicht kopierbare Hologramme oder einen „elektronischen Fingerabdruck” in den Schaltkreisen. Das setzt aber voraus, dass Handel, Zoll und Kunden die technischen Möglichkeiten haben, diese Markierung auszulesen. Weil das häufig nicht der Fall ist, sollten Unternehmen bereits bei der Entwicklung einer neuen Produktgeneration geeignete Schutzmechanismen tief in der Hardware verankern. Eine Möglichkeit sind etwa Kryptochips, mit denen die Daten in der

„Professionelle Beratung lohnt sich, da die Kosten dafür deutlich unter den möglichen Schäden durch Produktpiraterie liegen.“ Bartol filipovic, leiter aisec des fraunhofer instituts

Einer aktuellen Studie des deutschen Verbandes der Maschinenund Anlagenbauer (VDMA) zufolge sind in Deutschland bereits 67% der Unternehmen von Produktpiraterie betroffen, der Schaden daraus belief sich 2011 auf knapp 8 Mrd. €. Meistens (52%) werden Maschinenkomponenten kopiert, gefolgt von ganzen Maschinen (48%); Produktdesign und Ersatzteile machen jeweils 36% der Vorfälle aus. Meist machen sich die Produktpiraten die Hände gar nicht mehr

Maschine codiert werden. Die Erzeugung des Schlüssels erfolgt aus den Laufzeiten elektrischer Signale auf dem Mikrochip. Eine weitere Option besteht darin, das Steuerungsprogramm fest in der Hardware zu verdrahten. Diese eigens entworfenen Chips machen es dem Angreifer sehr schwer, die Software auszulesen und in einem

© Panthermedia.net/Wolfgang Filser

D

er Jahreswechsel ist eine beliebte Zeit, um Bilanz zu ziehen und sich mit Fragen zu befassen, auf die es – immer noch – keine be­ friedigende Antworten gibt. Wie wird das nächste Jahr? Was wird es bringen? Geht’s bergauf oder kommt’s noch schlimmer? Es liegt scheinbar in der Na­ tur der Menschen, manchen Daten mehr Bedeutung als an­ deren zuzumessen. Umbrüche oder Entwicklungen haben ja nur insofern mit dem Kalender zu tun, als sie sich damit in einen chronologischen Ablauf bringen lassen. Nichtsdestotrotz stehen zum Jahreswechsel die Prognosen hoch im Kurs. Die sind heuer recht vorsichtig und damit noch weniger aussagekräftig als im Normalfall und man sollte künftig lieber zweimal hinschauen, bevor man einer Vorhersage traut. Vor Kurzem bin ich in einer deutschen Wirtschaftszeitung auf einen Satz gestoßen, der mir das kalte Gruseln über den Rücken gejagt hat. Da war von abgeschwächtem Wachs­ tum zu lesen. Gut, das allein war wenig erschreckend, viel mehr der Hinweis, aus welcher Quelle die Prognose stammt: es ­waren die „Wirtschafts­ waisen”. Wenn sich tatsächlich schon elternlose Kinder zur Konjunk­ turentwicklung zu Wort mel­ den müssen, schaut es wirklich schon ziemlich finster aus.

Gaching b. München. Auf rund 500 Mrd. € jährlich wird der Schaden durch Produktpiraterie weltweit geschätzt und immer häufiger geraten teure Investitionsgüter wie Maschinen ins Visier der Fälscher. Betroffen sind vor allem vor allem Hersteller von Textilmaschinen, Kompressoren und Anlagen für die Kunststoffverarbeitung Gefälscht wird alles – vom Gehäusedesign über die Bedienungsanleitung bis zur elektronischen Schaltungen und der Software.

Komponenten und ganze Anlagen werden am häufigsten gefälscht.

kopierten Produkt auf Standardchips laufen zu lassen. Aber auch ohne spezielle Hardware können Computerprogramme geschützt werden, indem etwa Verschleierungsverfahren genutzt werden. „Eine Analyse und die Entwicklung entsprechender technischer Schutzmaßnahmen lohnt sich für Unternehmen auf jeden Fall“, sagt Filipovic. „Unsere Dienstleistung ist viel billiger als die durch Produktpiraterie entstehenden Kosten.” Und sie verschafft den Unternehmen einen wichtigen Zeitvorteil von rund fünf bis zehn Jahren. Anders als bei Konsumgütern veraltet das technologische Know-how bei Maschinen nicht so schnell und für einen Fälscher kann eine Anlage, die bereits mehrere Jahre am Markt ist, durchaus noch ein lohnendes Angriffsziel sein. „Werden neueste Schutzvorkehrungen eingesetzt, beißen die Fälscher jedoch auf Granit”, weiß Filipovic: „Mir ist kein Fall bekannt, wo unsere Schutzmaßnahmen erfolgreich umgangen wurden.” www.fraunhofer.de

Lunova Ein eigens entwickelter Algorithmus wandelt Bilddaten für Stanzmaschinen um

Bildschönes Innovationsprojekt Linz. Lochblech ist ein Massenprodukt, das in vielen Bereichen zum Einsatz kommt – als Fassadenplatte oder Sichtschutz, als Lichtblende oder Heizkörperverkleidung, als Schaltschrankeinsatz, Schutzgitter und Trennwand oder in der Filterund Siebtechnik. Praktisch und funktionell, aber recht eintönig – vor allem dort, wo diese Platten sichtbar sind. Hier wollte Richard Eichenauer für mehr Abwechslung sorgen: „Ein unverwechselbares Design gewinnt in immer mehr Bereichen an Bedeutung.”

wichtigen Forschungsleistungen und konnten uns in der Nische des ‚Mass-Customizing‘ etablieren”, so Eichenauer weiter. Gemeinsam mit Forschungspartner Research Studios Austria wurde eine Machbarkeitsanalyse erstellt und anschließend ein Software-Algorithmus entwickelt. Dieser berücksichtigt nicht nur feinste

Details, Schattierungen und Farbübergänge des Motivs, sondern sorgt zudem dafür, dass die Herstellung mit einem minimalen Satz verschiedener Stanzwerkzeuge erfolgen kann. „Diese Kosteneffizienz ist im Mass-Customizing äußerst wichtig”, erklärt Eichenauer, der das mittlerweile zum Patent angemel-

„Die Förderung war ein bei der Umsetzung unserer Idee für die

Metall in Bestform Als sich der ehemalige Programmierer 2007 mit seiner Firma „Lunova“ selbstständig machte, hatte er das Ziel, ein Computerverfahren zu entwickeln, mit dem beliebige Motive wie Logos oder Fotos so umgewandelt werden, dass sie von einer Stanzmaschine direkt auf Blechplatten übertragen werden können. Unterstützung bei der Umsetzung bekam er vom Projekt „easy2innovate” des Landes OÖ. „Dadurch erhielten wir Zugang zu

dete Verfahren noch weiter ent­ wickelt. „Neu ist etwa unser Foto­ blech in Holzoptik, das sich vor allem für den Bereich der Innenarchitektur eignet, wo natürlich anmutende Materialien gefragt sind.”

wichtiger Erfolgsfaktor

individuelle Fertigung von Lochblechen.“ Richard Eichenauer gründer und GF lunova gmbH

© Lunova

britta biron

Lunova-Erfindung gewinnt dem simplen Lochblech seine schönsten Seiten ab.

In Zusammenarbeit mit Metallbauern konnten bereits zahlreiche Objekte in Österreich sowie auch im europäischen Ausland realisiert werden. www.lunova.at


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