Die Wirtschaft Woche 28 bis 33 - 13. Juli 2018

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Woche 28-33 · 13. Juli 2018 Die Wirtschaft

· Gewerbe und Handwerk · 27

Entwicklungszusammenarbeit in Afrika:

Vorarlberger Metall-Profis auf „Mission“ in Tansania Im März besuchten vier Fachmänner der Vorarlberger Metallbranche ein regionales Entwicklungsprojekt der „Rural Development Organisation“ (RDO) in Tansania und brachten sich mit viel Know-how und Technik in die Zusammenarbeit ein. Unter der Leitung von Schlosser­ meister Peter Türtscher aus Dorn­ birn brachten der Innungsmeister der Vorarlberger Metalltechniker Christian Thaler (Thaler­Stahlbau Hard), Gerd Hölzl (Gravurtec Göt­ zis) sowie Lehrlingsausbildner Si­ mon Alber (Meusburger Formen­ bau) Know­how aus Vorarlberg in die RDO­Schlosserwerkstätte in Mdabulo mit. In mehreren Aus­ bildungseinheiten fertigten sie gemeinsam mit den „Metal Wor­ kers“ vor Ort Türen für ein neues Schülerhostel sowie Muster für Aluminiumfenster an. Außerdem führte das Vorarlberger Team eine von Meusburger Formenbau gesponserte Metall­Fräsmaschine ein und lernte die Projektteilneh­ mer in die Bedienung ein. Im Pra­ xis­Unterricht „Metal Workshop“ wurden zudem Produktideen an­ gefertigt, die später zum Verkauf in den Dörfern angeboten werden können. Die 2007 gegründete Schlosserwerkstätte in Mdabulo ist die wichtigste handwerkliche

Basis­Werkstätte für die Um­ setzung aller RDO­Bauvorhaben, etwa Schulgebäude und Wasser­ versorgungsanlagen in den Dör­ fern. Peter Türtscher war bereits vor elf Jahren zum ersten Mal vor Ort: „Wir haben die Lehrwerkstätte aus dem Nichts aufgebaut. Damals sind wir praktisch nur mit ein paar Werkzeugen angereist“, erinnert sich Türtscher.

Handwerk hat keine Tradition Im Jänner 2012 wurde mit der RDO vor Ort eine neue Partner­ organisation der Schlinser „Ei­ ne­Welt­Gruppe“ gegründet. Ziel dieser NGO, die offiziell von der Regierung Tansanias anerkannt wird, ist eine langfristige Verbes­ serung der Lebensbedingungen für die Bevölkerung. Die Situation in einem der ärmsten Länder der Welt ist vor allem in Mdabulo, in­ mitten des Hochlands von Tansa­ nia besonders schwer: Junge Men­

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„Wir unttersttützen die Aktion seit mehreren Jahren. Irgendwann habe ich gesagt: Jawohl, das schaue ich mir an! Es ist wichtig, sich nicht nur zurückzulehnen, etwas zu spenden und zu denken ‚ich habe eh geholfen‘, sondern sich auch aktiv einzubringen, sich die Zeit zu nehmen und etwas vor Ort bewegen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es für mich nicht das letzte Mal war.“ Innungsmeister christian thaler

„Es ist wiichhtiig, auchh eiinmall üb ber den Tellerrand zu blicken. In Vorarlberg gibt es im Ausbildungsbereich so viele Möglichkeiten. Mir war es daher wichtig, Erfahrungen und Ideen auch mit einer sozialen Komponente zu verbinden und dort weiterzugeben, wo sie dringend gebraucht werden. Dann wird einem bewusst, wie gut es uns zu Hause geht.“ Peter türtscher

Petter türttsch her, gerd d hölzll, Simon alber (hintten)) und d chriisttian thaller.

schen, die zwar die Pflichtschule abgeschlossen haben, jedoch nicht weiter zur Schule gehen (kön­ nen) oder nicht aus einem land­ wirtschaftlichen Betrieb kommen, haben kaum Zukunftschancen: Denn die gesamte Region lebt hauptsächlich von der Subsistenz­ wirtschaft. Handwerk hat hier keine Tradition, weswegen hand­ werkliche Ausbildungsplätze rar sind und die Infrastruktur für entsprechende Ausbildungen ins­ gesamt sehr schwach ausgebildet ist. Zudem gibt es nur eine geringe Anzahl an weiterführenden hö­ heren Schulen, die auch nur für einen Bruchteil der Bevölkerung leistbar sind.

Perspektiven schaffen Mit den Ausbildungsstätten sol­ len zusätzlich zur landwirtschaft­ lichen Ausbildung Grundkennt­ nisse im Handwerk vermittelt

werden. Die Ausbildung in den einzelnen Fachgebieten beinhal­ tet praktische und theoretische Kurse und wird durch eine staatli­ che Prüfung abgeschlossen.

Über den Tellerrand Für die sinnvolle Unterstützung haben sich die Vorarlberger Me­ tallprofis im Namen der Innung gerne mit ihrem Know­how und vor allem mit viel Herzblut vor Ort eingebracht, insbesondere „um auch einmal über den Tellerrand zu blicken und Erfahrungen dort einzubringen, wo sie dringend be­ nötigt werden“, betont Türtscher. „Gerade weil es in Vorarlberg im Ausbildungsbereich kaum an etwas mangelt, ist es besonders wichtig, Erfahrung weiterzuge­ ben, damit auch andere von bes­ seren Rahmenbedingungen profi­ tieren können“, ergänzt Innungs­ meister Christian Thaler. (gsi)n

christian thaler gibt im „metal-Workshop“ anleitungen und tipps zur Produktion der türen für ein Schülerhostel.


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