Junge Wirtschaft 2/23: Teilhabe

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Junge Wirtschaft

Teilhabe
offizielle Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland
Das
Ausgabe 02 / 2023 4,00€

#KEINEVONVIELEN

Carina Straub

Unternehmensnachfolgerin

Unternehmensnachfolger:innen 21% der sind weiblich.

PARTNER:INNEN: EINE INITIATIVE VON:

Liebe Wirtschaftsjuniorinnen, liebe Wirtschaftsjunioren,

was bedeutet Teilhabe für Euch? Und wann habt Ihr das letzte Mal über Teilhabe nachgedacht?

Teilhabe ist eine Grundbedingung für nachhaltige Entwicklung. Auch für die Umsetzung der SDGs – der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen – ist Teilhabe eine zentrale Bedingung. Als Querschnittsthema berührt sie alle SDGs, vor allem aber die Ziele „Hochwertige Bildung“ (SDG 4), „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ (SDG 8) sowie „Weniger Ungleichheiten“ (SDG 10). Es gibt sie als wirtschaftliche, als politische, als gesellschaftliche, als digitale Teilhabe. Gleichstellung, Vielfalt und Inklusion sind untrennbar mit ihr verknüpft.

Somit ist Teilhabe auch zentral für die #Agenda2030, die wir, angelehnt an die SDGs, in diesem Jahr verfolgen. Wir können nur zukunftsorientiert und nachhaltig handeln, wenn wir alle mitnehmen. Nur wenn alle teilhaben können, handelt es sich um ein echtes Miteinander. Das gilt auch für unseren Verband.

Die Krux an der Sache ist: Teilhabe wird von denen ermöglicht, für die Teilhabe selbstverständlich ist. Die in der Mehrheit sind. Die die Spielregeln machen. Da müssen wir uns auch immer wieder selbst hinterfragen: Tun wir in unserem Einflussbereich genug dafür, Teilhabe zu ermöglichen? Dass wir Menschen von bestimmten Teilbereichen des Lebens ausschließen, fällt uns meistens erst dann auf, wenn sich jemand traut, es uns mitzuteilen.

Ich finde: Vielfalt, Inklusion und Gleichstellung sollten die Standardeinstellung unserer Gesellschaft – und vor allem auch der Wirtschaft – sein. Dann klappt’s nämlich auch mit der Teilhabe.

Mit herzlichen Grüßen

02 / 2023 3 Editorial: Vielfalt by default
„Vielfalt, Inklusion und Gleichstellung sollten die Standardeinstellung unserer Gesellschaft sein.“

Nicht für jede:n selbstverständlich: ein Stück vom Kuchen. Warum das so ist und auf welchen Wegen Teilhabe möglich gemacht werden kann, ist Thema dieser Ausgabe.

4 Junge Wirtschaft

Inhalt

Im Blick

6 Ein Stück vom Kuchen von Kristina Kastner

9 Impressum

10 Wie wird Technologie fair? Interview mit Mina Saidze

14 Diversity fängt bei Dir an Gastbeitrag von von Stuart Bruce Cameron

16 Mitdenkende Mode von Stella Kennedy

18 ESOP oder nicht ESOP?

Gastbeitrag von von Madeleine Heuts

19 Ein echter Schub Gastbeitrag von von Christian Miele

20 Einen Mehrwert schaffen

Interview mit Génica Schäfgen

23 Barrierefreiheit als Standard

Interview mit Stephanie Aeffner

26 Bildung ist der Schlüssel mit Simone Rechel

Im Verband

28 Die Zukunftsbranche in der ­Zukunfts­branche ­finden

Gesichter der jungen Wirtschaft von Julia Eismann

31 Vereinbarkeit als Grundstein für Teilhabe von Malin Gerhards, Björn und Sandra Fuchs und Jessica Rumpf

32 Macht versus Teilhabe von Constance Classen

33 Unternehmensvielfalt: Gemeinsam stark von Flóra Simon

Inside JCI

34 Unterschiede leben und lieben von Michèle Praum

34 Denkanstoß: Die Sache mit der Gerechtigkeit von Elisabeth Diklitsch

35 JCI und internationale Jugendzusammenarbeit von Sandra Fuchs

35 Kreativität, Vielfalt und Mehrwert von Andreas Glöß

Im Kreis

36 Dem Wissenschaftsnachwuchs eine Bühne bereiten von Katharina Lein

37 Demokratie­Tour: Know­How Transfer für die Jugend von Janine Stoisiek

38 Kurzmeldungen

Im Geschäft

40 Jetzt mal konkret! von Uwe Heinze

41 Geschäftsstelle

42 Das Erfolgsrezept mit Anne-Marie Gröschler

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Im Blick Junge Wirtschaft 6

Ein Stück vom Kuchen

Wer bekommt was ab, wer darf bei was mitmachen, wer kommt wo rein, wer wird wie berücksichtigt –und wer nicht? Alles eine Frage der Teilhabe.

Darf’s ein Stück Kuchen sein? Diesen Kuchen gibt es aber nur für diejenigen, die alt genug sind. Sagen wir mal, mindestens 18. Kinder sind hier nicht erlaubt. Kuchen gibt es auch nur für die, die genug Geld haben. Denn so ein Stück Kuchen kostet in diesem Café 4,50 Euro. Und leider kommen nur die hier rein, die nicht körperlich eingeschränkt sind. Denn man muss eine schmale Treppe hochgehen. Passt das für Dich oder findest Du das unfair?

Teilhabe ist für die Mehrheit selbstverständlich und daher kein Thema – Thema ist Teilhabe immer dann, wenn sie nicht gegeben ist. Und zwar für die, die für ihre Teilhabe streiten oder sogar kämpfen müssen.

Politische Teilhabe: Unter 18 schwierig

Teilhabe ist an Bedingungen geknüpft. Nehmen wir die politische Teilhabe. Wer in Deutschland wählen will, muss 18 Jahre alt sein – mancherorts ist auch eine Teilnahme ab 16

bei Landtags- oder Kommunalwahlen möglich. Damit sind Kinder und Jugendliche von einem wesentlichen Element politischer Teilhabe ausgeschlossen, obwohl die Entscheidungen, die in den Parlamenten getroffen werden, sie direkt betreffen. Ist das ein Problem? „Durchaus“, sagt Dr. Björn Milbradt, Leiter der Fachgruppe Politische Sozialisation und Demokratieförderung beim Deutschen Jugendinstitut e.V. (DJI). „Eingeschränkte Teilhabe kann deutliche Konsequenzen haben. Ein aktuelles Beispiel ist etwa die Corona-Pandemie, von der wir mittlerweile wissen, dass in weiten Teilen die Perspektiven und Probleme von Jugendlichen zu wenig Berücksichtigung in politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen fanden. Ein weiteres Beispiel ist die strukturell bedingte Unterrepräsentation von Positionen oder Problemen, die eine hohe Jugendspezifik haben. Dies betrifft etwa Fragen wie den Klimawandel – Jugendliche werden die Hauptleidtragenden sein – oder die Generationengerechtigkeit, die Nutzung des öffentlichen Raumes und viele mehr.“

Was also tun? Jugendlichen ein Mitbestimmungsrecht geben und das Wahlalter senken? „Eine Verschiebung der Altersgrenzen für das Wahlrecht auf 16 Jahre würde zumindest zu einer gewissen Relativierung dieses repräsentationsbezogenen Ungleichgewichts führen. Gleichzeitig ist es meiner Ansicht nach kein ‚Allheilmittel‘. In vielen gesellschaftlichen Bereichen müssten mehr Teilhabemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche geschaffen werden“, so Björn Milbradt. Wir können diese Teilhabemöglichkeiten geschaffen werden? „Etwa durch Jugendbeiräte, oder durch Jugendparlamente und Jugendstrategien, die über Einzelmaßnahmen hinausgehen. Teilhabe muss außerdem immer mit Möglichkeiten der tatsächlichen Einflussnahme einhergehen, sie darf nicht nur ‚zum Schein‘ beziehungsweise für das Image oder als ‚Dekoration‘ erfolgen, dann handelt es sich um Pseudo-Teilhabe.“

Perspektivwechsel empfohlen

Hinzu kommt, dass politische Prozesse „voraussetzungsreich“ sind, wie Björn Milbradt sagt. Politische Vorgänge und Entscheidungen zu verstehen ist oft auch für Erwachsene schwer. Kinder und Jugendliche müssen „ein Verständnis für solche Zusammenhänge und abstrakte Sachverhalte erst nach und nach entwickeln“ und sind daher auf eine altersgerechte Vermittlung angewiesen. „Eine Herausforderung ist sicherlich das Erreichen von Augenhöhe. Erwachsene sollten nicht auf den politischen Willen von Kindern und Jugendlichen von oben herabblicken und denken, dass sie bereits qua Alter alles besser wissen, verstehen und handeln können. Die Perspektive von Kindern und Jugendlichen hat ihre eigene Berechtigung, und sollte auch als solche erstgenommen werden. Dafür braucht es mehr als nur Willensbekundungen, sondern etablierte Prozesse, Institutionen, Einflussmöglichkeiten, sowie den Willen und die Fähigkeit von Erwachsenen der Perspektivübernahme.“

7 Im Blick
02 / 2023

Politische Teilhabe für Kinder und Jugendliche ist also möglich – ist aber mit Anstrengungen und einem Einlassen der erwachsenen Mehrheit auf die Bedürfnisse jüngerer Menschen verbunden. Auch in anderen Bereichen wird Teilhabe für alle durch die Bereitschaft der Mehrheit ermöglicht, Teilhabe zuzulassen und dafür auch etwas zu tun.

Wie geht barrierefrei und inklusiv?

Etwa die gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen: Hier heißt das Zauberwort „Barrierefreiheit“. Was genau Barrierefreiheit bedeutet und welche Vorteile Barrierefreiheit für alle Menschen hat, darüber hat WJD-Bundesgeschäftsführerin Laura Jorde mit der Bundestagsabgeordneten und Sozialpolitikerin Stephanie Aeffner gesprochen (ab Seite 23). Und die Gründerin, Autorin und Tech Evangelist Mina Saidze erklärt im Interview ab Seite 10, dass es schon heute möglich ist, Technologie inklusiv zu entwickeln –wichtig sei aber, dass dies zum Standard werde.

Auf dem Weg zu Teilhabe als Standard sind diejenigen, die für Teilhabe kämpfen, auf Verbündete angewiesen. Wie man dazu wird, hat Stuart Bruce Cameron, CEO der Uhlala Group, für uns ab Seite 14 aufgeschrieben. Das Portrait der Modeunternehmen Meriem Lebdiri ab Seite 16 zeigt: Teilhabe kann auch bedeuten, die gewohnte Normalität um eine Facette zu ergänzen (ab Seite 16).

Ein ganz anderes Verständnis des Begriffs Teilhabe, das für uns Wirtschaftsjunioren aber ebenso relevant ist, ist die Unternehmensteilhabe. Unser Bundesvorsitzender Tobias hat sich in

8 Junge Wirtschaft Im Blick
Dr.

seiner Reihe „Tobi trifft“ dazu mit Génica Schäfgen von Ecosia über Verantwortungseigentum unterhalten (ab Seite 20), außerdem führt uns Madeleine Heuts, die mit ihrem Unternehmen Raketenstart Start-ups in Rechtsthemen berät, in die Materie rund um Unternehmensbeteiligungen ein. Warum ESOP ein Schub für Start-ups sein kann, erklärt Christian Miele vom Deutschen Startup-Verband (beide Texte ab Seite 18).

Auch im Verband ist Teilhabe ein Thema, das zeigen nicht zuletzt die Beiträge zum Projekt „Working Parents“ (Seite 31) und aus dem Ressort Training (Seite 32) sowie die Rubrik „Inside JCI“ (ab Seite 34). Ganz klar: Wir Wirtschaftsjunioren sind dran, an diesem Thema. Die meisten von uns sind in der angenehmen Situation, nicht für Teilhabe kämpfen zu müssen –umso wichtiger ist, Teilhabe für andere zu ermöglichen. Teilhabe bedeutet Einbezogensein in eine Lebenssituation. Unser Ziel muss eine Welt sein, in der alle die Möglichkeit haben, einbezogen zu sein – wenn sie es denn wollen.

Impressum

Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland

Herausgeber

Wirtschaftsjunioren Deutschland e. V. Breite Straße 29 | 10178 Berlin

jw@wjd.de | www.wjd.de

Redaktion

Kristina Kastner (V.i.S.d.P., Chefredaktion), Sehar Arshad, Ana Chenche, Constance Classen, Elisabeth Diklitsch, Julia Eismann, Björn Fuchs, Sandra Fuchs, Malin Gerhards, Andreas Glöß, Uwe Heinze, Tobias Hocke, Christine Lindner, Laura Jorde, Stella Kennedy, Katharina Lein, Michèle Praum, Simone Rechel, Jessica Rumpf, Flóra Simon, Janine Stoisiek, Marco Woldt

Gestaltung

Mona Ernst | www.monaernst.de

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Bezugspreis

4,00 € pro Ausgabe, inkl. MwSt. Jahresabonnement 16,00 €

Die Zeitschrift wird den Mitgliedern (WJD) im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung einer besonderen Bezugsgebühr zugestellt. Sie erscheint viermal im Jahr. Nachdruck oder Vervielfältigung einzelner oder aller Beiträge in jedweder, auch digitaler, Form und deren Verbreitung sind nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung des Herausgebers zulässig.

Anzeigenpreise

auf Anfrage

Auflage

5.300 Exemplare

Druck

Königsdruck Printmedien und digitale Dienste GmbH

Alt-Reinickendorf 28 | 13407 Berlin www.koenigsdruck.de

Bildnachweise

Cover: Getty Images/Say-Cheese, S. 3: WJD/ Tobias Fröhner, S. 4: Getty Images/Say-Cheese, S. 6: Getty Images/Say-Cheese, S. 8 oben: Deutsches Jugendinstitut e. V., unten: Getty Images/the_burtons, S. 10: Julia Steinigeweg, S. 12: Bastei Lübbe AG, S. 14: Getty Images/Juan Moyano, S. 15: UHLALA Group, S. 16: Dajana Krüger, S. 18: RAKETENSTART, S. 19: Bundesverband Deutsche Startups e. V., S. 21: Ecosia GmbH, S. 22: Ecosia GmbH, S. 23: Sabine Arndt, S. 24: Claudia Dossenbach, S. 26 oben: WJD/Christian Schneider, unten: Gerald Schilling, S. 27 links oben: WJ Sachsen-Anhalt, links unten: Martin Urwalek, rechts oben: Bundesregierung/Guido Bergmann, rechts unten: Bundesministerium der Finanzen/Photothek, S. 28: hyCLEANER GmbH & Co. KG S. 29: opwoco Medien GmbH, S. 30 (beide): opwoco Medien GmbH, S. 31: WJ Duisburg, S. 32 (beide): privat, S. 33: privat, S. 34 rechts: WJD/ Christian Schneider, links: privat, S. 35 links: privat, rechts: WJD/Stephanie von Becker, S. 36: Stefan Engel, S. 37 (alle): WJ Salzlandkreis, S. 38 links: Moritz Diehl, rechts: Alexander Gaedeke, S. 40 links: Getty Images/the_burtons, rechts: IHK Braunschweig, S. 42: Kerngesund

9 Im Blick

Wie wird Technologie fair?

Mina Saidze ist Gründerin, Autorin, Tech Evangelist und Lead Data Analytics. Ihr Herzensthema ist die gerechte Teilhabe aller an der digitalen Welt. Wir haben sie – natürlich digital – zum Gespräch getroffen.

Interview von Sehar Arshad und Kristina Kastner

10 Junge Wirtschaft Im Blick

Sehar: Liebe Mina, Du hast mit „Inclusive Tech“ die europaweit erste Lobby­ und Beratungsorganisation für mehr Diversity in Tech und KI­Ethik gegründet. Was macht Ihr da konkret?

Ich habe „Inclusive Tech“ mitten in der Pandemie März 2020 gegründet, aus dem Bedürfnis heraus, dass auch meine Stimme in der Tech-Industrie repräsentiert sein soll. Wenn wir uns Deutschland anschauen, beträgt der Frauenanteil in den IT-Berufen nur 17 Prozent, und wenn wir uns nicht nur Frauen als DiversityDimension anschauen, sondern auch andere Attribute hinzuziehen – wie den Migrationshintergrund – dann ist die Zahl noch viel geringer.

Das ist problematisch – zum Beispiel, wenn es darum geht, datengetriebene Technologien zu entwickeln. Denken wir mal an Gesichtserkennungs-Software. Die ist oftmals nicht in der Lage, ethnische Minderheiten korrekt zu erkennen. Und deswegen ist es auch wichtig, nicht nur Diversity im Sinne von Gender zu denken, was in Deutschland und in Europa sehr oft noch der Fall ist, sondern eben auch andere Dimensionen wie den Migrationshintergrund oder BIPoC (Black, Indigenous, People of Color, Anm. d. Red.) hinzuzuziehen. Und genau diese Intersektionalität ist so wichtig in dieser Debatte.

Mit Inclusive Tech will ich dafür sorgen, dass diese Themen auch im politischen und gesellschaftlichen Diskurs stattfinden. Unsere Mission ist es, den Diversity-Gap in der Tech-Industrie zu schließen. Diversity in Tech wird oft noch als Nischen- oder Luxusthema betrachtet und in wirtschaftlich krisenhaften Zeiten, wie gerade jetzt, als erstes eingespart. Das sehen wir aktuell zum Beispiel bei Microsoft, die sich bei OpenAI mit Milliardenbeträgen eingebringen, mit riesigen Wachstumsambitionen, aber gleichzeitig das komplette Ethikteam entlassen. Warum? Weil sie diese sozialen und gesellschaftlichen Fragestellungen eben in direkter Konkurrenz zu den schnellen Wachstumsambitionen sehen.

Ich glaube ganz fest daran, dass wir parallel zur rasanten technologischen Entwicklung auch die gesellschaftliche und soziale Debatte rund um Technologie führen müssen, damit wir diese gemeinwohlorientiert einsetzen können. Bei Inclusive Tech setzen wir dabei auf drei Säulen: Awareness, Education und Community. Awareness ist der erste Schritt ist, nämlich ein Bewusstsein zu schaffen. Es gibt keine bösen Entwickler:innen, die diskriminierende Algorithmen entwickeln. Aber es gibt mangelndes Bewusstsein für diese Thematik. Aber woher soll das auch kommen? KI-Ethik wird nirgendwo gelehrt, weder in der Uni, noch in den Unternehmen. Und deswegen ist auch Bildung so wichtig und Education unsere zweite Säule. Die besteht aus Vorträgen und viel Aufklärungsarbeit in Kooperation mit Vereinen, Stiftungen, Universitäten, aber auch Unternehmen. Und last but not least Community: Da geht es uns darum, Leute zusammenzubringen. Eine Plattform zum Austausch zu bieten.

Kristina: Diversity ist ja gerade für die Entwicklung von KI entscheidend, weil der Algorithmus sonst möglicherweise diskriminierende Stereotype reproduziert. Hier müssten also sehr schnell sehr viele diversere Entwickler:innen her.

Wie soll das gehen?

Ich würde gerne erstmal auf die Algorithmen zurückkommen. Im medialen Diskurs lauten die Schlagzeilen immer: diskriminierende Algorithmen, diskriminierende Recruiting-Systeme oder rassistische oder sexistische Algorithmen. Der Algorithmus per se diskriminiert aber nicht. Es geht vielmehr um die zugrundeliegenden Datensätze, mit denen der Algorithmus trainiert wird.

Datensätze bilden unsere gesellschaftliche Realität ab, und in dem Moment, wenn im Datensatz ein bestimmtes Attribut nicht so repräsentiert wird, wie es in der Gesellschaft vorkommt, weiß ich, dass ich ein unausgewogenes Verhältnis habe. Sagen wir mal, Menschen mit Migrationshintergrund: Ich finde jetzt nur ein bis vier Prozent davon in meinem Datensatz wieder, aber

jede vierte Person in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. In dem Moment kann sich Bias im KI-System festsetzen und immer weitertragen – weil etwas unterrepräsentiert ist, in unserem Fall der Migrationshintergrund. Also muss ich auch genau in dem Moment ansetzen, und etwas daran verändern, wie ich meinen Trainingsdatensatz gestalte. Es gibt mittlerweile Tools dafür, sogenannte Bias-Detection-Tools, die für die Tech Community kostenfrei verfügbar gemacht werden. Unter anderem von großen Konzernen wie IBM, weil diese Konzerne sich ja mitunter auch in der Verantwortung dafür sehen, dass Technologie ethisch und fair entwickelt wird. Es ist also durchaus jetzt schon möglich, Technologie inklusiv zu entwickeln. Natürlich unterstützen wir auch die Forderung, Stellen im Tech-Bereich diverser zu besetzen. Nur: Wenn ich jetzt eine Gruppe von Frauen einstelle, kann diese Gruppe ja aufgrund ihrer Sozialisation oder ihrer sozialen Klasse ja auch recht homogen in ihren Ansichten sein und gar nicht dazu beitragen, dass es viele neue Perspektiven gibt. Oder wenn ich jetzt eine BIPoc-Entwicklerin einstelle, dann heißt das nicht automatisch, dass sie Antirassismus-Expertin ist oder Gender-Expertin. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit höher, wenn etwa eine Technologie bestimmte Menschengruppen nicht erkennt, dass genau diese Person darauf hinweist.

Kristina: Voraussetzung für Diversity in Tech ist ja erstmal digitale Teilhabe – also, dass alle Menschen Zugang haben zu digitalen Angeboten. Da sind wir aber noch lange nicht. Was muss da – auch politisch – passieren?

Als erstes brauchen wir dafür mehr Digitalisierung auf kommunaler Ebene, damit die Kommunen ihren bürokratischen Aufwand bewältigen können. Da scheitert es nämlich momentan, deshalb kommen die Gelder aus dem digitalen Bildungspaket der Bundesregierung überhaupt nicht an den Schulen an. Wenn die Schulen dann Geld in der Hand haben, um die technische Aus-

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stattung anzuschaffen, ist es auch keine Frage des Privilegs mehr, aus welchem Elternhaus ich komme und ob ich dann einen Laptop habe oder nicht.

Der nächste Schritt wäre dann eine digitale Bildungsreform an unseren Schulen und auch an den Universitäten. Wenn ich in Deutschland zur Schule gehe, lerne ich lesen, schreiben und rechnen. Aber warum lerne ich nicht gar nicht, was Daten überhaupt sind, woher diese Daten kommen, wie sie gesammelt werden, wo sie gespeichert werden, wie sie ausgewertet werden oder sogar für andere Zwecke weiterverkauft werden?

Die junge Generation ist sehr technologieaffin, interagiert den ganzen Tag mit Apps, weiß aber gar nicht so genau, was da vonstattengeht. Und deswegen glaube ich, dass wir ein Schulfach wie Datenkunde brauchen, ab Schulklasse drei.

Auch die Absolvent:innen, die von den Universitäten kommen, haben gar nicht das Skillset, um am digitalen Arbeitsmarkt teilhaben zu können. Ich persönlich halte Datenanalyse für das wichtigste Skillset des 21 Jahrhunderts, weil es unsere Lingua franca ist, unsere gemeinsame Sprache, in der wir uns verständigen. Egal in welchem Bereich ich

arbeite: Ich brauche Daten, Fakten und Statistiken, und ich benötige auch die Kompetenz, diese interpretieren zu können und Handlungsempfehlungen daraus ableiten zu können. Und es bedeutet nicht, dass jeder von uns jetzt Programmierer:in, Datenwissenschaftler:in oder ähnliches werden muss, aber dass jeder und jede von uns mündig sein sollte, als Bürgerin oder Bürger im digitalen Zeitalter, um am Diskurs teilhaben zu können. Wir brauchen ein Verständnis und ein Bewusstsein dafür, wie Datenökonomie funktioniert, um Dinge akzeptieren oder ändern zu können.

Sehar: Auf Deiner Website beschreibst Du Dich als „Tochter von Aktivisten“. Magst Du darüber ein wenig erzählen? Bist Du mit einem Bewusstsein für Teilhabe – beziehungsweise dafür, dass man für Teilhabe in manchen Bereichen auch kämpfen muss –aufgewachsen?

Anfang der 1990er Jahre sind meine Eltern als politische Aktivisten aus Afghanistan nach Deutschland geflohen, weil sie einem demokratischen, sicheren Staat leben wollten, wo ich als Mädchen das gleiche Recht auf Bildung habe wie Jungen und Männer. Meine Eltern haben ihren neuen Heimathafen in Hamburg gefunden. Und ich war eben recht früh schon politisiert, auch aufgrund meiner Familiengeschichte, und wusste, dass du für deine Werte, für deine Meinung auch kämpfen musst. Ich habe selbst in der Schule Diskriminierung erfahren und hatte dadurch auch immer so eine innere Wut – die ich Gott sei Dank in etwas Positives, in etwas Gutes umwandeln konnte, weil sie auch mein Antrieb wurde für das, was ich heute tue.

Kristina: Im September erscheint Dein Buch „FairTech: Digitalisierung neu denken für eine gerechte Gesellschaft“. Darin forderst Du eine Digitalisierung, an der alle teilhaben können. Wie sieht die aus?

FairTech bedeutet für mich, dass wir uns von den aktuellen Fragestellungen, die den Diskurs dominieren, befreien. Denn häufig geht es eben um Profitma-

ximierung, um schnelles Wachstum von Tech-Start-ups und die Automatisierung von Arbeitsplätzen. Und da werden immer wieder dieselben Fragen gestellt: Wie viele Prozesse kann ich innerhalb der Organisation mit Hilfe von Technologie automatisieren? Welches Einsparpotenzial hat das? Oder auch: Wie können wir als Unternehmen schneller skalieren und unsere Wachstumsambitionen mit Hilfe von Technologie erfüllen? Mit FairTech möchte ich den Diskurs in eine andere Richtung lenken, dass wir uns eher Fragen stellen wie: Wie können wir Technologie verwenden, um zu einer besseren Lebensrealität beitragen zu können? Wie können wir Technologie nutzen, um Menschenleben zu retten, weil wir beispielsweise viel schneller in der Diagnostik von Erkrankungen sind? Und wie können wir diese Technologien inklusiv und fair entwickeln, sodass bestimmte Menschengruppen nicht ausgeschlossen sind? Was muss jetzt getan werden, damit wir alle an der Digitalisierung teilhaben können und gleichzeitig als Deutschland und Europa im Wettlauf um Technologieführerschaft auf internationaler Ebene mithalten können? Und was können wir, jeder und jede von uns, innerhalb unserer Gesellschaft dazu beitragen – als Lehrkraft, als Schüler:in, als Student:in, als Nutzer:in, als Politiker:in oder auch als Journalist:in, aus unserer jeweiligen Rolle heraus? Und genau darum geht es bei FairTech.

Vielen Dank, liebe Mina!

FairTech erscheint am 29. September bei ­Quadriga und kann bereits über den Buchhandel vorbestellt werden.

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„Wir brauchen ein Verständnis und ein Bewusstsein dafür, wie Datenökonomie funktioniert, um Dinge akzeptieren oder ändern zu können.“

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Diversity fängt bei Dir an

LGBTIQ+ Diversity – Why should you care?

Im Jahr 2020 hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in einer Studie eine erschreckende Zahl zu Tage gefördert. 30 Prozent aller befragten LGBTIQ+ Beschäftigten gaben an, am Arbeitsplatz Diskriminierung erlebt zu haben. Teilhabe und Wertschätzung sehen anders aus.

Und genau darum geht es. Diversity, Equity, Inclusion – Begriffe, die inzwischen in (fast) aller Munde sind. Was auf den ersten Blick nach trendigen Buzzwords klingt, lässt sich aber ganz handfest und greifbar herunterbrechen. Letztendlich geht es um Teilhabe. Gelebte Wertschätzung und das Engagement für LGBTIQ+ Diversity wirken sich selbstverständlich positiv auf Deine LGBTIQ+ Mitarbeitenden aus. Sie müssen sich nicht

aus Angst vor Diskriminierung und Benachteiligung verstecken, sondern können sich unverstellt und mit ganzem Potential einbringen.

Darüber hinaus lohnt sich der Einsatz und das Bekenntnis zu Deinen LGBTIQ+ Mitarbeitenden aber auch für Dich als Geschäftsführer:in oder Führungskraft und Dein Unternehmen ganz konkret. Seit Jahren zeigt Studie, um Studie, um Studie: Unternehmen mit einer diversen Belegschaft, in der Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammenkommen, performen besser. Die Vielzahl von Perspektiven und Fähigkeiten steigert das Innovationspotential merklich. Wenig überraschend also, dass diese Unternehmen wirtschaftlich erfolgreicher sind.

Und noch einen Aspekt gilt es hervorzuheben. Bei der Suche nach Arbeitgebenden ist für LGBTIQ+ Menschen nicht

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Teilhabe für schwule, lesbische, bisexuelle, trans­ und intergeschlechtliche sowie queere Mitarbeitende (LGBTIQ+) ist kein Nischen­thema. Ein aufrichtiges Engagement für LGBTIQ+ Diversity ist ein Gamechanger. Und genau deswegen gehört es auf Deinen Tisch!

das Einstiegsgehalt ausschlaggebend. Sondern, ob die Kultur am Arbeitsplatz LGBTIQ+ freundlich ist und es explizit konkrete Maßnahmen für deren Teilhabe gibt. Engagierte Arbeitgebende liegen im Wettbewerb um geeignete Mitarbeitende also vorn!

Von der Theorie in die Praxis –Wie legst Du los?

Aller Anfang ist schwer. Das Sprichwort trifft auch bei LGBTIQ+ Diversity Management oft zu. Denn Veränderungen – zumal in der Betriebskultur – sind langwierig und brauchen Zeit. Und doch solltest Du Dich davon nicht abhalten lassen oder Dich hinter möglichen Startschwierigkeiten verstecken. Als Geschäftsführer:in triffst ja schließlich Du die Entscheidungen in Deinem Unternehmen. Du als Führungskraft gibst die Richtung vor. Und: Du hast eine maßgebliche Vorbildfunktion. Der Wandel startet also auch und besonders mit Dir!

Wichtig ist es zunächst, dass Du Dich mit dem Thema auseinandersetzt und Dir Wissen aneignest. Dazu zählt, die Situation von LGBTIQ+ Personen in der Arbeitswelt zu begreifen und einen Einblick in ihre Lebensrealität zu erhalten. So sensibilisierst Du Dich für Hürden und Herausforderungen, denen Deine LGBTIQ+ Mitarbeitenden im Berufsalltag begegnen.

Stellung beziehen und Haltung zeigen

Wandel muss angestoßen werden. Die Richtung, in die es gehen soll, muss kommuniziert werden. Deswegen ist ein erster und wichtiger Schritt, dass Du als Geschäftsführer:in deutlich machst, dass Dir das Thema am Herzen liegt.

Am besten gelingt das über ein offizielles Statement, das allen Beschäftigten zugänglich ist. Vielleicht kannst Du Dich damit über das Intranet an Deine Mitarbeitenden wenden? Oder Du sprichst bei einer Firmenveranstaltung dazu? Es lohnt sich, genau zu erklären, warum LGBTIQ+ Diversity im Unternehmen wichtig ist und wie dieses Engagement zum Leitbild und den Werten Deines Unternehmens passt. Nutze diese Gelegenheit zudem auch, um Dich klar gegen Diskriminierung jeder Art auszusprechen und um deutlich zu machen, dass herabwürdigendes und diskriminierendes Verhalten in Deinem Betrieb keinen Platz hat.

Natürlich wird Dein Statement queerfeindliche Denkweisen und Diskriminierungen nicht sofort beseitigen. Dafür braucht es Prozesse. Aber es hat eine große Signalwirkung und ist ein gutes Fundament für alle folgenden Schritte.

LGBTIQ+ Diversity fest verankern

Damit das Gesagte nicht verpufft, sondern sich Strukturen etablieren und verstetigen können, darf es nicht bei gut gemein-

ten Worten bleiben. Wieder liegt der Ball zunächst bei Dir als Entscheidungsträger:in.

Baue auf das Statement auf und stufe das Einführen eines LGBTIQ+ Diversity Managements als Priorität ein. Das bedeutet, die zuständigen Stellen in Deinem Betrieb anzuweisen, an der Umsetzung zu arbeiten und den Strategieprozess zu starten. Wichtig ist, dass Du dabei Fragen der Kapazität im Blick behältst. Denn oft werden dafür zusätzliche personelle Kapazitäten notwendig. Stelle Sie also sicher, dass der Aufbau Deines LGBTIQ+ Diversity Managements mit dem notwendigen Budget ausgestattet ist. Denn nur so kann es nachhaltig gestaltet und umgesetzt werden. Kostet Geld, ja. Aber wenn Du es ernst meinst, zahlt es sich am Ende auch aus!

Wann, wenn nicht jetzt?

Gibt es den perfekten Moment, um das Thema anzugehen? Lohnt es sich, darauf zu warten, dass sich eine passende Gelegenheit ergibt?

Erfahrungsgemäß gibt es den richtigen Zeitpunkt nicht. Beim Warten wird vertagt, andere Punkte werden vorgezogen – und am Ende fällt das Thema unter den Tisch. Ich möchte Dich deswegen ermutigen: Schaffe Gelegenheiten, nimm das Thema in die Hand und geh die ersten Schritte.

Unterstützung und Anregungen findest Du an vielen Stellen: in der Fachliteratur, bei Schulungen oder auf Konferenzen. Auch bei der UHLALA Group unterstützen meine Kolleg:innen und ich Arbeitgebende und Unternehmen ganz konkret bei der Umsetzung ihres LGBTIQ+ Diversity Managements und etwa bei der Schulung von Mitarbeitenden.

Du hast es als Geschäftsführer:in – und auch als Führungskraft! – ganz persönlich in der Hand, Teilhabe und Wertschätzung für LGBTIQ+ Mitarbeitende zur Realität zu machen. Bei Deinen ersten Schritten wünsche ich Dir gutes Gelingen. Und wer weiß – vielleicht ist der perfekte Moment, um loszulegen, ja genau heute?

Stuart Bruce Cameron ist Gründer und CEO der UHLALA Group. www.uhlala.com

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Mitdenkende Mode

Sie findet partout keine passende Kleidung für sich. Also fängt Meriem Lebdiri an, Entwürfe zu zeichnen. Heute ist sie Pionierin in ihrer Branche.

„Mode zeigt, wer du wirklich bist“, sagt Meriem Lebdiri. Doch was, wenn auch religiöse Zugehörigkeit Teil ist, von dem, was du wirklich bist? Für die heute 35-jährige Designerin aus Germersheim in der Pfalz setzt diese Erkenntnis einen Stein ins Rollen. Sie ist Jugendliche, als sie beginnt einen Hidschab zu tragen, ein Kopftuch. Die geliebten bauchfreien Wickelblusen und luftigen Röcke mit nacktem Bein: Keine Option mehr für sie.

So beginnt Meriem zu zeichnen. All das, was sie sich an Kleidung erträumt: modische Röcke, die man doppelt wickelt, damit die Beine nicht mehr nackt sind. Eine Bluse mit zwei Lagen Stoff, den man in den Rock steckt. Sie malt große Muster und strahlende Farben. Auf ihrem Skizzenblock entsteht Mode, die die Jugendliche in keinem der üblichen Läden für religiöse Bekleidung findet. Ihre Mutter hilft ihr, die ersten Teile zu nähen, der Rest ist Geschichte. Diese Geschichte.

16 Junge Wirtschaft Im Blick

Die Kleidung, die Meriem Lebdiri für sich designt, hat heute einen Namen: Modest Fashion. Das ist Mode für Frauen, die sich gerne bedecken möchten. Die Nachfrage danach wird Marktforschern zufolge in den kommenden Jahren auf ein Volumen von Hunderten Milliarden Euro weltweit wachsen.

In Deutschland ist Meriem mit ihrem gleichnamigen Label eine der Vorreiterinnen dieser Mode. Ihr Fokus: „nachhaltige Luxusmode, die Frauen repräsentiert und mitdenkt, die bisher nicht repräsentiert und mitgedacht wurden“. Vergangenes Jahr zeichnet sie der Business Insider als eine von 25 „Zukunftsmacherinnen“ aus, 2018 wird sie mit der Auszeichnung „Kulturund Kreativpilotin“ der Bundesregierung für Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft geehrt.

Stärke gewinnen

„Mein erstes Stück war ein Wickelrock mit großen blauen Blumen und dazu eine karierte Wickelbluse“, sagt sie. „Ich habe mich plötzlich so stark gefühlt und gemerkt: Ich will das für immer machen.“ Über das Erfolgserlebnis hinaus, ihr Glück in die eigene, zeichnende Hand zu nehmen, wächst in Meriem ein Wunsch: „Mir war wichtig, dass auch andere jungen Frauen hierzulande sich nicht mehr modisch für eine Richtung entscheiden müssen.“

Die Richtung, von der Meriem spricht, ist die zwischen Ost und West. Zwischen den westlichen Modetrends; den Farben, der Freizügigkeit – und den Schleiern, Tüchern und Lagen des muslimischen Ostens.

Zwar ist es lang her, dass sie als 6-Jährige mit ihren Eltern aus Algerien nach Deutschland floh, doch wird sie von ihren Wurzeln noch immer inspiriert. Ihre Designs zeigen, wer sie ist: ein Kind beider Welten. Eine stolze Muslima, eine geborene Algerierin, eine erfolgreiche Deutsche. Eine Modedesignerin.

Nach der Ausbildung zur Designerin bringt sie Ende 2012, damals noch mit ihrem ersten Modelabel „Mizaan“, was sie mit ihrer Schwester betreibt, ihre erste Kollektion auf den Markt. Sie erstellt eine Facebookseite und wundert sich über die vielen Followerinnen, die sie über Nacht bekommt. Sie stellt Bilder ihrer Stücke online und wird dann nach Washington eingeladen. Ihr erster Erfolg ist international. „2018 stand ich nach einer Show in Dubai auf der Bühne und dachte mir: So jetzt hast du alles erreicht, jetzt kannst du dir auch mal das „good life“ gönnen. Danach hatte ich ein Burnout.“

Die Frau mit dem Lachen in der Stimme, der man ihre Herkunft, ob Nordafrika oder Pfalz, nicht anhört, rappelt sich wieder auf. „Das waren die härtesten Jahre meines Lebens“, sagt sie über die Zeit, in der sie wochenlang bis in die Nacht an den Stücken ihrer Kollektion sitzt, zeichnet, schneidet, näht.

„Meine Familie nennt mich nicht umsonst schon seit Kindheitstagen Picasso“. Durchs Zeichnen findet sie zu neuer Kraft. Neustart. Ihr erstes Label, das mit dem Namen „Mizaan“, weicht einem Neuen, das ihren Namen trägt. Klare Schnitte, fließender Stoff, satte Farben: Heute entsteht in Meriem Lebdiris Mannheimer Atelier Mode im Premiumsegment.

Die miteinbeziehen, die bisher außen vor waren

In Deutschland wird Meriem zur Modest Fashion Ikone und lebendes Beispiel für die Art der Teilhabe, die sie sich wünscht: „Das heißt für mich, dass jeder ein Recht hat, am Geschehen wie der Modebranche zu partizipieren, dabei zu sein und mitgedacht zu werden“.

Es nervt sie, wenn Modeunternehmen dafür werben, Kleidung für fülligere Frauen oder Modest Fashion anzubieten – die Beteiligten selbst aber nicht in die eigentliche Projektentwicklung einzubinden. „Mittlerweile gibt es in allen Bereichen Expert:innen von uns. Wir wollen den Prozess mitgestalten – oder gleich selbst in die Hand nehmen!“. Nur dann sei das Produkt auch authentisch und richtig, wie sie sagt.

Was die Zukunft bringt? Meriem ist Optimistin. „Zu wissen, dass ich meinen Töchtern ein Vorbild bin, treibt mich an“. Sie will ihnen zeigen, dass man zwar fallen kann, „aber im Endeffekt alles, was man dazu braucht, die Situation zu ändern und wieder aufzustehen, in einem selbst liegt“. Ihre Töchter werden groß in einem Deutschland, dessen Diversität immer sichtbarer werden darf. In einem Land, in dem Religionen auf Individualismus prallen und Kleider immer noch „Leute machen“.

Der Stoff, aus dem wir als Gesellschaft gemacht sind, ist aus Nylon und Seide und Baumwolle und Hanf. Ist lang und wallend und kurz und grell. Ist der Stoff, aus dem Träume sind.

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„Zu wissen, dass ich meinen Töchtern ein Vorbild bin, treibt mich an.“

ESOP oder nicht ESOP?

Ob ESOP oder VSOP – wer sich im Startup-Umfeld bewegt, der wird sicherlich mindestens eine diese Abkürzungen schon einmal gehört haben. Beide stehen für verschiedene Formen der Beteiligung von Mitarbeiter:innen am Unternehmen, um ihnen ein „Stück vom Kuchen“ abzugeben. Aber sind diese Beteiligungsprogramme wirklich so gut, wie sie es zu sein versprechen?

Zunächst einmal vorab: Ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm kann ein gutes zusätzliches finanzielles Incentive sein, um Talente anzuziehen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Die rechtliche & steuerliche Situation in Deutschland ist dafür bisher jedoch noch nicht so weit ausgereift, wie dies in anderen Ländern der Fall ist. Insbesondere die Besteuerung derartiger Programme führt zur Zeit noch dazu, dass Mitarbeiter:innen schon beim Erhalt der Optionen Steuern zahlen müssen, obwohl noch gar kein „liquides“ Geld an sie ausgeschüttet wurde. Das ist ein erheblicher Nachteil, der momentan dazu führt, dass eher VSOPs, also Virtual Stock Option Plans, statt ESOPs verwendet werden. Damit ESOPs hier also vergleichbar attraktiv werden und den Effekt erfüllen, dass sich Mitarbeiter:innen besonders stark mit dem Unternehmen identifizieren, muss sich die Politik insbesondere dieser dryincome-Problematik widmen und sie beseitigen.

Schauen wir uns aber jetzt an, ob ein ESOP für Unternehmen wirklich der “heilige Gral” der Mitarbeiter:innenbindung ist.

Aus Unternehmensperspektive ist ein erheblicher Nachteil eines ESOPs vor allem der damit verbundene administrative Aufwand und die damit entstehenden Kosten, insbesondere die Verwaltung der Anteilszuteilung und Haltefristen. Die Komplexität der Kapitalstruktur wird je nach Art des ESOPs erheblich erhöht und sollte deshalb von Beginn an gut durch-

dacht sein. Dies zeigt, dass unbedingt von Anfang an in eine gute rechtliche Struktur eines ESOPs investiert werden sollte, um möglichst reibungslose Abläufe zu garantieren.

Gleichzeitig können negative Effekte im Rahmen des ESOPs nur vermieden werden, wenn sich die Mitarbeiter:innen der Tragweite und auch des Risikos bewusst sind. Möchte ein Unternehmen seine Mitarbeiter:innen also zusätzlich damit incentivieren, sollte unbedingt darüber aufgeklärt werden, dass die Optionen nicht zwingend baldigen Reichtum bedeuten, sondern sie vor allem starken Wertschwankungen unterliegen. Sollte der Aktienkurs und die Unternehmensbewertung sinken, so wirkt sich das auch direkt auf ihre Optionen aus. Insbesondere, wenn sie sich dazu entscheiden, ihr eigenes Vermögen mitzuinvestieren, steigt natürlich auch ihr Verlustrisiko. Auch Liquidationspräferenzen der Investor:innen haben einen starken Einfluss auf die Wirkung des ESOPs. Diese regeln, wer bei einem Exitereignis zuerst an der Gewinnausschüttung beteiligt wird. In der Regel haben Investor:innen dabei Vorrang vereinbart. Mitarbeiter:innen sollten deshalb ehrlich in den Prozess mit einbezogen und über den aktuellen Wert auf dem Laufenden gehalten werden. Nur, wenn im Unternehmen eine hohe Transparenz gewährt wird und sie einbezogen werden, können langfristig Frust und böse Überraschungen bei den Mitarbeiter:innen vermieden werden.

Madeleine Heuts ist Gründerin & CEO von RAKETENSTART, einem Rechtsberatungsunternehmen für Gründer:innen und KMU. www.raketenstart.de

Im Blick
Sind Mitarbeiter:innenbeteiligungsprogramme der heilige Gral für frische Talente für Startups?
18 Junge Wirtschaft

Ein echter Schub

Für deutsche Tech­Champions brauchen wir ein lebendiges Startup Ökosystem.

Mit dem aktuell anstehenden Zukunftsfinanzierungsgesetz hat die Bunderegierung die Chance, das innovative Potential von Startups besser zu heben. Die darin enthaltenen Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungen, kurz ESOP, können deutschen Startups einen echten Schub verpassen. Wie das? Startups sind gegenüber etablierten Unternehmen beim Recruiting im Nachteil. ESOP sind ein erprobtes Mittel, diesen Nachteil auszugleichen. Mitarbeitende bekommen neben ihrem Gehalt Anteile am Unternehmen. Wächst das Unternehmen, profitieren sie finanziell. Aktuell belegt Deutschland jedoch im europaweiten Vergleich bei den Rahmenbedingungen den letzten Platz. Das schwächt das Deutschland als Gründungsstandort und mindert die Innovationsfähigkeit.

Zum Vergleich hilft der Blick über den großen Teich: In den USA mischen Startups dank ESOP im internationalen Wettbewerb um Top-Talente mit. Und mehr noch: Tausende von Mitarbeitern in Hunderten von Startups haben dort nach dem Ausstieg aus dem Unternehmen finanziell davon profitiert. Im Silicon Valley wurden Startup-Mitarbeitende dank ESOP befähigt, selbst Gründer oder Investoren zu werden – ein positiver Kreislauf von Innovation und Startup-Gründungen ist eingetreten. Erfolge im Startup-Ökosystem befeuern sich selbst.

Wer als Mitarbeiter eine erfolgreiche Skalierung miterlebt hat, will oft eine eigene Idee umzusetzen. Ich habe das bei Rocket Internet selbst erlebt. Ich kenne zahlreiche heute erfolgreiche CEO, die durch die Mitarbeit in Startups selbst hungrig auf Erfolg geworden sind und ihr bei einer erfolgreichen Skalierung erworbenes Wissen nutzen wollen. ESOP machen Arbeitnehmer perspektivisch zu Unternehmern und erhöhen so die soziale Durchlässigkeit!

Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz wird nun an den richtigen Stellschrauben gedreht, indem erstens die dry-income Besteuerung vermieden soll und zweitens der Anwendungsbereich erweitert werden soll. Dry-income heißt: Steuern sind fällig, ohne dass die Anteile der Steuerpflichtigen liquide geworden sind – der Wert existiert nur auf dem Papier. Trotzdem müssen sie Steuern leisten. Das ist für Arbeitnehmer unattraktiv. Deshalb fordern wir: Es darf erst dann besteuert werden, wenn Geld fließt. Die dry-income Besteuerung muss vermieden werden, hierfür werden im Gesetzesentwurf gute Vorschläge gemacht.

Die Ausweitung des Anwendungsbereichs ist gerade für größere Startups, sogenannte Scaleups, elementar. Aktuell sind Scaleups mit mehr als 250 Mitarbeitenden von den Regeln ausgeschlossen. Doch gerade sie stehen in einem besonders harten Wettbewerb um internationale Talente. Wenn wir ihre besondere Situation nicht gezielt in den Blick nehmen, werden wir keine deutschen Tech-Champions sehen.

Jetzt muss es zügig weitergehen, Startups brauchen dieses Gesetz. Die in der Bundesregierung beteiligten Ressorts sollten sich schnell darauf einigen. Je länger es dauert, desto mehr internationalen Top-Talente werden zu US-Firmen wechseln, ihren Wohnsitz verlagern oder sich an risikoärmere Arbeitsplätze in Unternehmen halten.

Im Blick
Christian Miele ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Startup­Verbandes. www.startupverband.de 02 / 2023 19

Einen Mehrwert schaffen

Verantwortungseigentum, das ist doch nur was für Weltverbesserer­Start­ups! Oder? Tobias hat Génica Schäfgen getroffen und gefragt, ob das stimmt.

Liebe Génica, magst Du Dich kurz vorstellen und uns erzählen, wie Du zu Ecosia gekommen bist?

Sehr gerne! Ich bin 30 Jahre alt, Berlinerin und arbeite jetzt seit fünf Jahren bei Ecosia. Vorher habe ich im Influencer Marketing gearbeitet, was auch viel Spaß gemacht hat. Aber ich habe irgendwann im klassischen Marketing gemerkt, dass ich ein Problem damit habe, immer weiter zum Konsum beizutragen durch meine Arbeit. Ich wollte etwas machen, das viel näher an meinen Werten dran ist. Zu der Zeit war zufällig eine Stel-

le bei Ecosia ausgeschrieben, als Market Lead für den deutschsprachigen Raum. Mittlerweile bin ich Teil des Climate Action Teams, das sich sehr spezifisch darum bemüht, dass wir uns nicht nur in Bezug auf Baumpflanzprojekte gut aufstellen, sondern auch in den anderen klimarelevanten Strategie bereichen. Also zum Beispiel Klimaschutz, erneuerbare Energien, regenerative Landwirtschaft, politisches Campaigning und so weiter. Außerdem bin ich auch noch im Vorstand des Social Enterpreneurship Netzwerks Deutschland und der Stif-

tung Verantwortungseigentum. Beide Themen sind mir ebenfalls sehr ans Herz gewachsen.

Wie funktioniert die Suchmaschine Ecosia? Habt Ihr Euren eigenen Suchalgorithmus und Rechenzentren, oder seid Ihr eine Art Frontend auf einen der großen Provider?

Wir sind ein Team von ungefähr 100 Leuten und haben einen Jahresumsatz von voraussichtlich 30 Millionen Euro. 100 Prozent unserer Gewinne werden für Umwelt und Klima verwendet, allem

20 Junge Wirtschaft Im Blick
Interview von Tobias Hocke

voran die Baumpflanzprojekte. Ich glaube, das beantwortet schon fast die Frage: Nein, wir haben keinen eigenen Algorithmus, denn dann wären wir ein deutlich größeres Team mit deutlich höheren Kosten. Wir nutzen den Algorithmus und das Werbenetzwerk von Microsoft Bing. Unsere Suchmaschine ist nicht einfach nur eine Suchmaske, die darauf gebaut wurde. Stattdessen füttern wir weitere, vor allem Klima-relevante, Daten rein. Mit denen bauen wir dann bestimmte Widgets, die die Search Experience auf unserem Produkt noch mal abheben von anderen Wettbewerbern. Wenn dann jemand auf eine Werbung klickt, die zum Beispiel erscheint, weil die Person nach ‚Hotel in Berlin‘ gesucht hat und eine Anzeige einer Hotelbuchungsplattform öffnet, dann verdienen wir Geld. Also: Gleiches Prinzip wie bei anderen bekannten Suchmaschinen, nur der Unterschied ist dann eben, wie wir dieses Geld verwenden.

Wir Wirtschaftsjunioren machen ja fast alles im Ehrenamt, mit ein bisschen Unterstützung aus dem Hauptamt. Das ist, muss man zugeben, auch manchmal nicht nur eine zeitliche, sondern auch eine finanzielle Herausforderung. Wie funktioniert das im Social Entrepreneurship – könnt Ihr gut leben von Euren Jobs?

Es funktioniert eigentlich ganz gut!

Klar, wenn man sich jetzt mit den großen Playern wie Google, Amazon oder Microsoft vergleicht, werden unsere Gehälter wahrscheinlich schlechter abschneiden. Trotzdem würde ich sagen, es gibt eine sehr wohlwollende Gehaltsstruktur. Das kommt daher, dass Social Entrepreneurship sich auch so versteht, dass man nicht nur nach außen sozial agiert, sondern auch nach innen. Niemand soll ausgebeutet werden dafür, dass man gemeinwohlorientiert arbeitet. Ich wünschte, das würde auch für soziale Berufe und im Gesundheitssystem gelten.

Aber der Pupose zieht auch Leute an?

Viele unserer Entwickler:innen könnten auch in einem der großen Tech-

Unternehmen arbeiten. Aber sie ziehen den Job bei Ecosia den „normalen“ TechUnternehmen vor. Eben weil sie von der Sache überzeugt sind. Diese intrinsische Motivation, die daraus entsteht, dass man nah an den eigenen Werten arbeiten kann, ist ein enormer Driver – den man nicht überall findet, egal wie hoch das Gehalt ist.

Ecosia ist aktuell als GmbH strukturiert – tatsächlich auch nicht als gGmbH. Warum nicht? Und peilt Ihr – Stichwort Verantwortungseigentum – womöglich eine ganz andere Struktur an?

Genau, aktuell sind wir eine GmbH. Wir sind keine gGmbH, weil wir nicht so richtig gesehen haben, was der Vorteil darin ist. Denn unser Ziel war es immer, zu zeigen: Unternehmertum im Sinne der GmbH funktioniert zum Wohl der Gesellschaft. Man kann wachsen, man kann gute Gehälter zahlen und trotzdem einen großen Mehrwert für das Gemeinwohl leisten. Dazu hat die GmbH gut gepasst. Nun war das Problem aber, dass dieses Setup, dass wir 100 Prozent unserer Gewinne für Baumpflanzprojekte und Climate-Action weggeben, nirgends in Stein gemeißelt werden konnte. Würden jetzt unsere Gesellschafter ausgetauscht werden – weil jemand stirbt, jemand aus dem Unternehmen raus will,

wegen einem Verkauf, was auch immer – dann könnte es natürlich sein, dass jemand anders reinkommt und ganz andere Interessen hat. Sich zum Beispiel lieber in die eigene Tasche wirtschaften will und den Shareholder Value über den Purpose stellt. Das will aber niemand, der aktuell bei Ecosia arbeitet oder Ecosia führt. Und um das also sicherzustellen, haben wir uns ein bisschen umgeguckt, welche Möglichkeiten wir haben. Es gibt die gGmbH, die dann aber doch nicht so rüttelfest ist, wie wir es uns wünschen. Es gibt die Genossenschaft, die vom Entscheidungsprozess her unheimlich langsam ist und viel ausbremst. Und dann sind wir auf die Eigentumsform Verantwortungseigentum, beziehungsweise „Gesellschaft mit gebundenem Vermögen“, gestoßen. Das ist eine Idee, die es schon vor über 120 Jahren in Deutschland gab. Die ersten Unternehmen, die das hier umgesetzt haben, waren Zeiss und Bosch. Und zwar haben diese Unternehmen mit Hilfe einer komplexen Stiftungs-Struktur sichergestellt, dass das jeweilige Unternehmen unverkäuflich, also unabhängig von Spekulationen bleibt. Gleichzeitig bleibt das Vermögen an das Unternehmen gebunden, muss also entweder ins Unternehmen reinvestiert oder gemeinwohlorientiert ausgegeben werden. Und aus dieser Idee hat sich eine Bewegung entwickelt, die seit etwa 2018 in Deutschland sehr groß geworden ist. Wir sind Teil dieser Bewegung und seit 2018 auch in Verantwortungseigentum, weil wir an die Idee glauben, dass Unternehmertum nicht auf Kosten der Gesellschaft geschehen soll, sondern zu ihren Gunsten. Und wir glauben, dass ein Großteil der Wirtschaft das auch so sieht und es auch gerne festgeschrieben hätte, gesetzlich.

Deshalb gibt es gerade diese Zwischenlösung, bei der das Stiftungsrecht genutzt wird. So eine Stiftungsstruktur ist ja außerdem wahnsinnig kostspielig aufzubauen, manchmal auch langwierig, manchmal sehr komplex. Und viele

21 02 / 2023 Im Blick TOB T R I F F OT B I T IR • T O B I TRIF F T •
„Teilhabe bedeutet für mich, dass ich mich mit dem, was das Unternehmen tut, ­identifiziere und das Gefühl habe, es mitgestalten zu können.“

Start-ups oder kleine Mittelständler können und wollen sich das nicht leisten, würden aber eigentlich gerne im Verantwortungseigentum sein – und für die fehlt gerade die Option. Deswegen setzen wir uns als Bewegung dafür ein, dass es eine richtige Rechtsform für dieses Thema gibt. Damit eben man nicht eine Stiftung nutzen muss, sondern sagen kann: Wir sind beispielsweise eine Gesellschaft mit gebundenem Vermögen und das bedeutet, wir bleiben unabhängig und die Gewinne sind zweckgebunden auszugeben.

Wer trifft denn die operativen Entscheidungen im Verantwortungseigentum? Im Verantwortungseigentum gibt es ja keine klare Eigentümerstruktur.

Ich würde sagen, dass die Art und Weise, wie die Eigentumsform Einfluss nimmt auf die Unternehmenskultur und Entscheidungsprozesse, von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich

ist. Zum Beispiel Soulbottles, ein Startup aus Berlin, Sozialunternehmen, arbeitet meines Wissens mit Holocracy. Also basisdemokratisch. Einhorn, der Hersteller von Kondomen und Periodenprodukten, verfolgt auch New WorkAnsätze. Und es gibt alteingesessene Familienunternehmen im Verantwortungseigentum, die sehr klassisch aufgebaut sind. Wir bei Ecosia sind von den Entscheidungsprozessen her aufgebaut wie ein Mittelständler mit schlanken Strukturen. Ich glaube aber schon, dass die Unternehmen, die sich für Verantwortungseigentum entscheiden, generell einen anderen Blick auf Themen wie Hierarchie, Teilhabe und Wertschätzung der Mitarbeiter:innen haben.

Ist Verantwortungseigentum also auch eine Möglichkeit für Gründerinnen und Gründer, dem Unternehmen eine Richtung vorzugeben und so quasi Ihr Vermächtnis zu konservieren – und den nachfol­

genden Generationen die Hände zu binden?

Es geht schon darum, wie das Geld ausgegeben werden darf und ob und wie viele Anteile verkauft werden dürfen. Das wird von Anfang an mitgegeben und festgelegt. Diese Festlegung hat trotzdem noch eine gewisse Flexibilität. Also zum Beispiel bedeutet Verantwortungseigentum für Ecosia nicht, dass wir für immer Bäume pflanzen müssen. Stattdessen muss unser Geld in Klimaschutz und das Ökosystem investiert werden und da gibt es ja ganz viele verschiedene Möglichkeiten. Also es gibt eine Struktur, die einen gewissen Wertekompass vorgibt, die aber trotzdem nicht zu statisch ist, als dass man sich nicht wieder neu erfinden könnte als Unternehmen. Funktioniert Verantwortungseigentum für jede Geschäftsidee?

Ich würde sagen, Verantwortungseigentum ist immer eine gute Idee, wenn du einen Mehrwert durch dein Unternehmen schaffen möchtest. Aber wenn es darum geht, dass du vor allem einen großen Exit machen möchtest, was vollkommen legitim ist, dann eignet es sich vielleicht nicht so sehr.

Innerhalb der Unternehmen im Verantwortungseigentum gibt es die unterschiedlichsten Geschäftsmodelle. Das ist auch das Spannende an dieser Eigentumsstruktur: Die Diversität der Themen, für die es passt. Es macht für so viele Unternehmer:innen da draußen enorm viel Sinn. Diese flächendeckende Eignung ist auch der Grund, weshalb es dringend einer Rechtsform bedarf, die die Zugänglichkeit dazu erhöht

Letzte Frage: Was bedeutet Teilhabe für Dich?

Teilhabe bedeutet für mich, dass ich mich mit dem, was das Unternehmen tut, identifiziere und das Gefühl habe, es mitgestalten zu können. Und das muss nicht zwangsläufig ein basisdemokratischer Unternehmens- oder Culture-Stil sein. Es kann auch einfach bedeuten, dass man in seiner Rolle den Gestaltungsfreiraum hat, werte- und zwecknah mitzuwirken.

Vielen Dank, liebe Génica!

22 Junge Wirtschaft Im Blick
Von Ecosia ­gepflanzter Baum im Senegal

Barrierefreiheit als Standard

Stephanie Aeffner ist Bundestagsabgeordnete für Pforzheim und den Enzkreis in der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Sie ist Expertin unter anderem für Barrierefreiheit, das Bürgergeld und die Kindergrundsicherung. WJD­Bundesgeschäftsführerin Laura Jorde hat sie zum Gespräch getroffen.

Liebe Frau Aeffner, was verstehen Sie unter Teilhabe?

Zugänge zu allen Räumen innerhalb einer Gesellschaft, wenn ich das möchte. Nicht jeder will ja überall teilhaben. Ich will vielleicht gar nicht an Kultur teilhaben, weil ich das blöd finde und mich mehr für Sport interessiere. Es ist eine Strukturfrage: Wie gestalten wir all unsere Räume in unserer Gesellschaft, so dass alle daran teilhaben können, ihren Raum finden, gesehen werden, ihre Interessen ausleben können, selbstbestimmt leben können?

Also die Chance zu haben, überhaupt zugreifen zu können.

Ja, und sich einbringen zu können. Es darf aber nicht so sein, dass die Einstellung ist: Oh je, da kommt jemand, der möchte an irgendwas teilhaben – jetzt muss ich mir eine Sonderlösung überlegen. Eine wirklich vielfältige Gesell-

schaft sind wir, wenn alle Strukturen so sind, dass ich nicht nach den Zugängen fragen muss, sondern es von vornerein immer mitgedacht wird.

Ist das auch eine Kulturfrage? Das eine sind ja Prozesse und Strukturen, die wir schaffen können, und das andere ist der Umgang mit­ und untereinander…

…in gegenseitiger Wertschätzung und das quer über alle gesellschaftlichen Gruppen. Ich glaube, selbst das ist in unserer Gesellschaft an vielen Stellen nicht vorhanden und das betrifft alle Diskriminierungsmerkmale. Was all diese vielfältigen Menschen der Gesellschaft geben können, wird nicht überall gesehen. Das ist die Grundvoraussetzung. Es bräuchte

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Im Blick
Interview von Laura Jorde
„Ich würde mir eine grundpositive Haltung des Staates allen Menschen gegenüber wünschen.“

ein Umdenken. Nicht mehr: Das ist jetzt auch noch ein Zusatzaufwand für mich!

Sondern: Das ist ein Gewinn für mich! Diese Kultur haben wir leider noch nicht.

Um das mal für Menschen mit Behinderungen deutlich zu machen: Wir haben eine ganze Generation umgebracht im Dritten Reich. Haben aussortiert. Da kommt übrigens auch die Ausdifferenzierung der Sonderpädagogik her: Dass man sortiert hat, wer ist denn noch für den Arbeitsmarkt verwertbar und wer nicht mehr? Dieses Kapitel ist nicht richtig aufgearbeitet worden, und daraus resultieren viele Tabus und Unsicherheiten – bis heute. Es sind nach 1945 ganz viele Sonderwelten für behinderte Menschen entstanden, wie Wohneinrichtungen oder Sonderschulen. Ganz weit draußen vor den Toren der Städte, wo die Mehrheitsgesellschaft keine Berührungspunkte hat. Und wenn ich keine Berührungspunkte habe, dann habe ich Unsicherheit.

Diese Unsicherheiten überwinden wir letztendlich nur, wenn wir zusammen aufwachsen und uns kennenlernen. Wenn jemand Personalverantwortung trägt und noch nie einen Menschen mit Behinderung im Alltag erlebt hat, vielleicht nur irgendwelche Filme kennt, wo jemand „an den Rollstuhl gefesselt“ ist, dann ist im Regelfall überhaupt keine Vorstellung davon vorhanden, was diese Menschen im Arbeitsleben leisten können.

Was kann der oder die Einzelne tun, aber was kann auch die Politik tun, um daran etwas zu ändern?

Es gibt unterschiedliche Barrieren. Es gibt Barrieren, die Zugänge faktisch unmöglich machen. Das betrifft nicht nur Menschen mit Behinderungen. Wenn ich zum Beispiel Sprachschwierigkeiten habe, weil ich gerade hier eingewandert bin und niemand bereit ist, mir zu helfen. Oder dass ich nicht zu bestimmten Orten gehe, weil ich es mir finanziell nicht leisten kann. Daneben gibt es einstellungsbedingte Barrieren. Ich gehe also irgendwo nicht hin, weil ich mich nicht willkommen fühle. Menschen mit Behinderungen haben beides in extremem

Maße. Und das ist wahnsinnig mühsam. Allein herauszufinden, ob ein Veranstaltungsraum rollstuhlgerecht ist oder ob es bei einer Theateraufführung eine Induktionsschleife für Hörbehinderte gibt. Es kostet unfassbar viel Zeit, diesen Informationen hinterherzulaufen, und oft verlässt einen bereits an diesem Punkt die Lust. Viele Menschen mit Behinderungen haben außerdem wenig Geld und können sich einige Dinge nicht leisten. Wenn wir Zugänge schaffen wollen, dann müssen wir eine barrierefreie Welt schaffen.

Bei Barrierefreiheit denken ja viele Menschen erstmal an Rampen als Zugänge zu Gebäuden. Barrierefreie Dokumente kennen die meisten mittlerweile auch noch. Aber Barrierefreiheit ist viel mehr. Können Sie für uns erläutern, was Barrierefreiheit alles umfasst?

Hinkommen, reinkommen, klarkommen. Das fängt an mit: Ich finde Informationen über Zugänglichkeit, wenn ich irgendwo hingehen will, irgendwas nutzen will. Der Weg dorthin funktioniert. Barrierefreiheit bedeutet, dass ich ein Angebot, ein Produkt, eine Dienstleistung genauso wie alle anderen Menschen nutzen kann – ohne zusätzliche Hilfen, ohne technische Erschwernis und das jederzeit und überall. Nicht nur für eine Stunde im Monat. Das bedeutet ja, zum Beispiel Städte komplett neu zu planen und zu denken. Das ist wahrscheinlich ein langer Weg. Wie schätzen Sie das ein? Wie realistisch ist es, dass wir in greifbarer Zukunft zu einer barrierefreien Gesellschaft kommen werden?

Wenn wir in die USA schauen, wo es seit 1990 den „Americans with Disabilities Act“ gibt, dann sehen wir, dass es geht. Dort kann man sich heute fast überall sehr barrierefrei bewegen. Österreich hat 2006 ein Gesetz mit zehnjähriger Übergangsfrist verabschiedet –dort ist jetzt nicht alles perfekt, aber das Gesetz hat eine wahnsinnige Dynamik ausgelöst.

Ich glaube, weder aus Sicht der Menschen mit Behinderungen noch aus Sicht der Wirtschaft haben wir die Zeit zu sagen: Wir werben jetzt erstmal mal dafür. Wir machen es freiwillig. Nein, jetzt braucht es strukturelle Vorgaben. Damit nicht derjenige, der Barrierefreiheit umsetzt, einen wirtschaftlichen Nachteil davon hat. Und das werden wir jetzt tun. Wir haben uns als Regierung eine Gesetzgebung für mehr Barrierefreiheit vorgenommen, werden Übergangsfristen definieren. Eine Website kann ich relativ schnell barrierefrei gestalten, bei einem Bahnhof brauche ich länger für einen Umbau.

Was wünschen Sie sich in Punkto Barrierefreiheit von den Unternehmen, von den Mittelständlern?

Ein Umdenken: Barrierefreie Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und anzubieten, kann ein großer wirtschaftlicher Vorteil sein! Ich weise nur mal auf das iPhone hin. Warum wurde Spracherkennung entwickelt? Wo kommt das her? Für blinde Menschen –weil es den Americans with Disabilities Act gibt! Heute ist das für die Allgemeinheit nicht mehr wegzudenken, dass wir über Sprachsteuerung unsere Mobilgeräte und alle möglichen Geräte im Haushalt steuern können.

Die Politik muss dafür sorgen, dass Investitionen in Barrierefreiheit kein wirtschaftlicher Nachteil sind: Im Moment ist es zum Beispiel so, dass bestehende Arztpraxen eigentlich dazu verpflichtet sind, ihre Dienste barrierefrei anzubieten. Es gibt ja die Versichertengemeinschaft, für die sie einen Versorgungsauftrag haben. Für Bestandspraxen gibt es aber keine Fristen, bis wann sie barrierefrei sein müssen! Die eine Praxis nimmt das Geld in die Hand, investiert, schmälert damit ihren Gewinn. Und die andere Praxis sagt: Mir doch egal. Sie schließt damit zugleich die vermeintlich weniger rentable Kundschaft aus – weil das Vorurteil besteht, dass Menschen mit Behinderungen ständig krank sind und Medikamente brauchen. Hier muss Politik tätig werden. Die Lösung ist eigentlich ganz einfach: Wenn wir Barriere-

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freiheit zum Standard machen, dann hat niemand einen Extraaufwand. Sie sind die einzige Abgeordnete im Bundestag mit einer sichtbaren Behinderung. Dementsprechend werden Sie häufig für Interviews oder Veranstaltungen angefragt, um als Betroffene Ihre Perspektive zu schildern. Einerseits sicherlich eine willkommene Gelegenheit, Aufmerksamkeit für die Belange behinderter Menschen zu generieren. Andererseits rücken dabei eigene politische Inhalte vielleicht in den Hintergrund. Wie gehen Sie damit um?

Es sollte nicht um dieses Betroffenheitsding gehen. Als Veranstalter oder Journalistin sollte ich nicht nach dem Motto agieren: Hauptsache, ich habe jemanden gefunden mit diesem oder jenem Merkmal, und dann geht es nur um die persönliche Geschichte und Betroffenheit. Die Idee sollte doch sein: Wir wollen Vielfalt abbilden, weil das unsere Gesellschaft besser repräsentiert – und dann wählt man eine Person aus, die vielleicht ein Vielfaltsmerkmal aufweist, die aber vor allem etwas zum Thema sagen kann, und befragt sie dann auch zu diesem Thema. Das ist ein wertschätzender Umgang, der den Mehrwert von Vielfalt in den Raum stellt.

Solange wir in einer Gesellschaft leben, in der Diskriminierung stattfindet, müssen wir Vielfalt fördern, indem Men-

schen mit bestimmten Merkmalen aktiv unterstützt werden – zum Beispiel im öffentlichen Debattenraum, im Parlament oder in Unternehmen. In einer idealen Welt würde aber kein Mensch darüber reden, dass ich die Bundestagsabgeordnete im Rollstuhl bin. Auch weil es deutlich mehr Abgeordnete mit sichtbaren Behinderungen gäbe. In dieser Welt sind wir aber – noch – nicht. Die Quoten-Person mag man aber auch nicht sein. Sie sind auch Mitglied im parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung. Das passt super, weil wir uns in der Jungen Wirtschaft in diesem Jahr mit den SDGs beschäftigen. Mir ist aber aufgefallen, dass es in diesem Beirat viel um nachhaltiges Bauen und die Verkehrswende geht und wenig um soziale Themen. Haben sie das Gefühl, dass die soziale Säule der Nachhaltigkeit ein bisschen untergeht zwischen den anderen beiden, Ökologie und Ökonomie?

Tatsächlich bin ich genau deshalb in diesem Beirat. Und wir haben auch gerade ein Positionspapier zu „Wohlbefinden“ beschlossen. Wir hätten wahrscheinlich 800 Seiten schreiben können, weil es einfach alles umfasst: Aufwachsen, Arbeit, gute Löhne, Bildung und vieles mehr. Nach meinem Empfinden ist das gesellschaftliche Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Sinne von Ökologie und Klimaschutz sehr hoch, aber die so-

zialen Ziele sind weniger bekannt. Und mich erschreckt die Entwicklung in unserer Gesellschaft, dass es vermehrt ein Nach-unten-Treten gibt. Gerade in der Debatte um das Bürgergeld ist mir das aufgefallen: Selbst Bürgergeld beziehende Menschen nehmen untereinander Wertungen vor. Wir Grüne haben uns dafür eingesetzt, dass es keine Sanktionen gibt. Für mich ist ein Existenzminimum ein Existenzminimum. Das kann ich nicht kürzen. Aber dann sehe ich Menschen in Fernseh-Debatten, die selbst Bürgergeld beziehen und sagen: ‚Ich kann ja nicht arbeiten, ich habe gesundheitliche Probleme. Deshalb sind Sanktionen gegen mich ungerecht. Aber die anderen, die eigentlich arbeiten könnten, die muss man schon sanktionieren, wenn sie sich nicht an die Regeln halten.‘ Sich selbst ein Stück weit erhöhen, indem man Vorurteile gegen Menschen nährt, die unter genau demselben System leiden, dieses Phänomen beschäftigt und beunruhigt mich zunehmend, insbesondere seit der Pandemie.

Eine letzte Frage: Wenn es eine Sache gäbe, die sie ab morgen ändern könnten an unserem Land, was wäre das?

Ich würde mir eine grundpositive Haltung des Staates allen Menschen gegenüber wünschen. Dass Vertrauen herrscht und jemand, der finanzielle Hilfe in Form von Sozialleistungen benötigt, diese Hilfe selbstverständlich und unkompliziert erhält. Dass Behörden erst dann kontrollierend und strafend agieren, wenn jemand dieses Vertrauen missbraucht hat.

Vielen Dank für das Gespräch!

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„Die Politik muss dafür sorgen, dass Investitionen in Barrierefreiheit kein wirtschaftlicher Nachteil sind.“
WJD-Bundesgeschäftsführerin Laura Jorde (links) und Chefredakteurin Kristina Kastner (Mitte) beim Interviewtermin mit Stephanie Aeffner (rechts) in ihrem Bundestagsbüro

Bildung ist der Schlüssel

Bildung eine ist Grundlage für Teilhabe – und das Herzensthema unserer Stellvertretenden Bundesvorsitzenden Simone.

Bildung ist der Schlüssel zu Chancengerechtigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe. Mehr noch: Bildung öffnet Türen, ermöglicht Chancen und macht uns mündig. So ist „Hochwertige Bildung“ auch ein eigenes Nachhaltigkeitsziel der UN, das SDG 4. Dass es hierzulande nicht immer rosig bestellt ist um die (schulische) Bildung, zeigt eine im März veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung: Im Jahr 2021 haben 47.500 und damit etwa sechs Prozent der gleichaltrigen Schülerinnen und Schüler die Schullaufbahn gänzlich ohne Schulabschluss beendet. Diese Jugendlichen tun sich – natürlich! – schwer, den Anschluss zu behalten. Rund 70 Prozent, so die Studie, bleiben ohne Ausbildungsplatz. Das Fazit des Autors der Studie, Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus Klemm: Angesichts des Fachkräftemangels darf sich Deutschland solche Zahlen nicht weiter leisten. Und außerdem, finde ich, können wir es uns als Gesellschaft nicht leisten, diese Menschen zurückzulassen und damit faktisch von wirtschaftlicher Teilhabe auszuschließen.

Ein Bildungsthema, das in meinen Augen viel mehr Aufmerksamkeit verdient, ist die ökonomische und finanzielle Bildung. Umso mehr freue ich mich, dass wir als Wirtschaftsjunioren Deutschland seit diesem Jahr Mitglied im Bündnis

ökonomische Bildung sind. Unter dem Motto „Voneinander lernen, Miteinander gestalten“ hat sich das Bündnis vorgenommen, auf allen Ebenen zur Stärkung der Ökonomischen Bildung beizutragen. Im Folgenden möchte ich mit Euch einen Blick darauf werfen, was wir Wirtschaftsjunioren in diesem Bereich bereits tun und was auch die Politik zu diesem Thema plant.

Was wir Wirtschaftsjunioren tun

Drei Beispiele für WJ ­ Bildungsprojekte

Sven Schumann, Co­Vorsitzender des Vorstands des Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland:

Bundesweit aufgestellt, regional verankert. Die Wirtschaftsjunioren passen perfekt zum Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland. Durch die Kooperation mit vielen Schulen in ganz Deutschland leisten die Wirtschaftsjunioren einen wertvollen Beitrag zur Ökonomischen Bildung und stellen für die Schülerinnen und Schüler wichtige und authentische Bezüge zur Arbeitswelt her.

Mehr Infos zum Bündnis

Ökonomische Bildung: www.boeb.net

Auf Bundesebene: w 3

Bundesweites Wirtschaftsquiz für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9. Die nächste Runde startet nach den Sommerferien! Besonderes Highlight: Das Bundesfinale mit buntem Rahmenprogramm.

Mehr Infos: wjd.de/projekte/wirtschaftswissen-im-wettbewerb-w3

26 Junge Wirtschaft Im Blick
Simone Rechel, Stellvertretende Bundesvorsitzende 2023

Auf Landesebene : DigiDay, WJ  Sachsen-Anhalt

Einen ganzen Tag lang dreht sich in Sachsen-Anhalt alles um das Thema Digitalisierung: Medienkompetenz, dreidimensionale Arbeitswelten und Ausbildungsberufe 4.0 stehen im Mittelpunkt. Auch in diesem Jahr wieder – nähere Infos werden bald bekanntgegeben!

Mehr Infos: wj-digiday.de

Auf Kreisebene : #wjWorkLab Challenge, WJ Dresden

Schüler:innen ab der 9. Klasse und Unternehmensvertreter:innen kommen für 1,5 Tage zu einem Ideenworkshop zusammen. In entspannter Atmosphäre werden Ideen und Herausforderungen auf Augenhöhe entwickelt, mit der Frage: Wie sieht die Arbeit von morgen aus? Am Ende entstehen bei diesem interaktiven Workshop konkrete, zukunftsweisende Prototypen der zukünftigen Arbeitswelt.

Mehr Infos: www.wjwlc.de

Was die Politik plant

Aufbruch

finanzielle Bildung

Gemeinsames Statement des Bundesministeriums der Finanzen und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung:

Finanzielle Bildung ist ein wichtiger Teil der Allgemeinbildung. Sie ist notwendig, um fundierte Finanzentscheidungen treffen und um individuellen finanziellen Wohlstand erreichen zu können. Finanzielle Bildung ist somit eine Grundvoraussetzung für kompetente ökonomische und gesellschaftliche Teilhabe.

Grundlegendes Wissen über finanzielle Zusammenhänge und Produkte befähigt Bürgerinnen und Bürger, ihr ökonomisches Umfeld einzuschätzen, sich in diesem Umfeld verorten und auf dieser Basis potenzielle Erträge und Risiken verantwortlich abwägen zu können. Selbstbestimmte Entscheidungen können so besser getroffen werden. Die individuelle Lebensführung wird erleichtert, denn finanzielle Bildung hilft dabei, individuelle Risiken zu vermeiden und persönliche Chancen zu nutzen. Solides Wissen zu finanziellen Fragen befähigt Menschen auch, sich mit komplexeren Fragen der Vermögensbildung auseinanderzusetzen; es ermöglicht etwa, in der jeweiligen Lebenssituation, von der Jugend bis ins hohe Alter, sinnvolle Anlage-, Kredit- und Versicherungsentscheidungen zu treffen. Das schafft Chancen für individuellen Aufstieg und Erwerb von Vermögen.

Studien zeigen jedoch, dass es im Bereich der finanziellen Bildung in Deutschland Nachholbedarf gibt. Daher wollen wir –BMF und BMBF – die finanzielle Bildung und damit die Finanzkompetenz in Deutschland verbessern. Wir wollen dazu beitragen, dass jede Bürgerin und jeder Bürger kluge, informierte Entscheidungen über die eigenen Finanzen treffen kann. Das ist für uns auch eine Frage der Chancengerechtigkeit.

27 02 / 2023 Im Blick
Christian Linder, ­Bundesfinanzminister Bettina Stark­Watzinger, Bundesbildungsministerin

Die Zukunftsbranche in der Zukunftsbranche finden

Chancen sind da, um genutzt zu werden. Und so hat Celina Kneiber von den WJ Nord Westfalen zusammen mit ihrem Mann Josha dann auch zugeschlagen, als sich die Möglichkeit bot, ein Unternehmen zu übernehmen. Ein Besuch in Gronau.

Es ist so eine Branche, über die man nicht unbedingt nachdenkt, wenn man morgens ins erste Sonnenlicht blinzelt. Die Solaranlage auf dem Dach oder der Freifläche mag noch naheliegend sein. Dass diese auch gereinigt werden muss und dass das effizient und arbeitssicher mit ferngesteuerten Maschinen geht, ist frühestens der zweite Gedanke. Und dann ist es sonnenklar: Natürlich. Die Glasflächen der Anlagen müssen sauber gehalten werden. Was das für Maschinen sind? Celina und Josha Kneiber mit hyCLEANER ein Unternehmen übernommen, das genau solche Geräte zur Reinigung von Solaranlagen entwickelt und produziert. Effizienz und Sicherheit waren Treiber der Innovationslösungen, die von den ursprünglichen Gründern entwickelt worden waren. Mit dem Ausbau der Solarenergie müsste folgerichtig auch dieser Markt wachsen und weitere Chancen bieten. Begonnen hat der kleine mittelständische Maschinenbauer aus Gronau im Projektgeschäft, nicht ahnend, dass sich die anfänglichen Glas- und Fassadenreinigungsgeräte mal in eine solch zukunftsträchtige Branche wie in der Solarbranche breit machen würde. Um dem Produkt eine Chance zu geben, sich weiter zu entfalten, entschieden sich die beiden Gründer das Unternehmen zu verkaufen und in Hände zu geben, die ihr Produkt mit verstärktem Fokus in den Bereichen Marketing und Vertrieb in die Serie führt.

Ein Familienunternehmen als Vision

Celina und Josha sind dem Familienunternehmertum schon immer verbunden. Sowohl durch das eigene Erleben im Elternhaus als auch durch das Studium an der Universität Witten/Herdecke formte sich nicht nur Wertschätzung für diese Form des Unternehmertums, sondern es ging insbe-

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sondere Celina auch in Fleisch und Blut über. Die Vision, einmal selbst ein Unternehmen aufzubauen, gab es also schon früh. Dennoch ist die heutige Situation auch ein Zusammenspiel von Gegebenheiten, die sich entwickelt haben. Gute Vorbereitung, Netzwerken, planvolles Vorgehen – und das nötige Quäntchen Glück, das Celina gern zitiert. So beschritten Celina und Josha gemeinsam mit Celinas Vater Michael Pfeiffer den Weg zum hyCLEANER ins Münsterland. Der entscheidende Kontakt kam, neben verschiedenen Anlaufstellen, letztendlich über die Bank. Am Ende ging dann alles ganz schnell: Nach-

dem die ersten Gespräche kurz vor Weihnachten 2021 geführt wurden, erfolgte die Übernahme dann bereits im darauffolgenden März. Und so ging es für die Kneibers etwas früher als geplant in die unternehmerische – externe – Nachfolge. Auch Chancen zu nutzen ist eben Teil der Familienunternehmer-DNA.

Im hyCLEANER hat das ambitionierte Nachfolger-Paar die perfekte Kombination für sich gefunden. Als externe Nachfolger befinden sie sich gerade nicht nur mitten im Prozess des Übergangs, sondern auch in einem Change-Prozess, die gesamte Firma auf Serienproduktion umzustellen. „Wir wechseln gerade im Sprint die Schuhe“, versinnbildlicht Celina die aktuelle Situation. Das angestrebte Wachstum soll dabei organisch aus dem Unternehmen heraus geleistet werden.

Etablierte Strukturen treffen auf neue Köpfe

Celina berichtet von einer gut strukturierten Ausgangssituation. „Sehr gut dokumentiert waren tatsächlich einzelne Prozesse. Auch die Grundstruktur wie Artikelstämme und dergleichen sind sehr gut überlegt gewesen. Darauf konnten wir gut aufbauen. Dennoch ist der Umbau von Einzelprodukt auf Serie auch eine Herausforderung, die wir aktuell zu meistern haben,“ erklärt Celina die aktuelle Zielsetzung.

Von Einzelmaschinen für spezifische Bedürfnisse auf eine Serienfertigung umzustellen, ist eine Herausforderung. Vertrieb und Marketing laufen komplett anders und auch die Produktion sowie das Lager müssen umgestellt werden. Wichtig ist dabei, während des Umbaus in diesen Disziplinen weiter organisch zu wachsen, mögliche Kosten des Wachstums vernünftig zu managen und insgesamt unternehmerische Weitsicht walten zu lassen.

„Es gibt eine Menge Themen, die man im Studium zwar theoretisch lernt, aber tatsächlich erst versteht, wenn man sie in der Unternehmerrolle erlebt“, fasst Celina die intensive bisherige Zeit zusammen. „Für mich war dies bislang als angestellte Arbeitnehmerin in größeren Konzernen pure Theorie, da man nie damit konfrontiert war, was es tatsächlich bedeutet. Menschen, die als angestellte Arbeitnehmer ihre Rolle erfüllen, bleibt so etwas einfach Theorie, weil sie nie damit konfrontiert sind, was es tatsächlich bedeutet.“

Eine Phase der Umstellung in der Geschäftsführung hilft auch immer, den strategischen Fokus neu zu schärfen und die Weichenstellung zu überprüfen, findet Celina. Sie beschreibt es als sehr hilfreich, die Zielsetzung nicht nur gefestigt zu haben, sondern jetzt auch konsequent Abläufe und Prozesse dahingehend zu hinterfragen, wie sie auf das gesetzte Ziel einzahlen. „So haben wir konsequent unsere Strukturen auf Stand gebracht und sichern uns die Marktnähe. Auch die Zukunftsfähigkeit beizubehalten und zum Beispiel unsere ERP-

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„Es gibt eine Menge Themen, die man im Studium zwar theoretisch lernt, aber tatsächlich erst versteht, wenn man sie in der Unternehmerrolle erlebt.“
Celina Kneiber

Daten künftig tiefergehend auszuwerten, ist für uns schon jetzt ein Thema, das wir auf der Agenda haben.“ Der Blick in die Zukunft ist also geweitet und die Vision wird weiter verfeinert.

Eine unterstützende Aufstellung finden

Glücklich schätzen sich die beiden nicht nur über die Begleitung durch einen der initialen Gründer für eine gewisse Zeit, sondern auch über Erfahrungen, die weitere erfahrene Unternehmer einbringen. Celina und Josha haben in Abstimmung mit Celinas Vater bewusst einen Beirat installiert, in dem dieser auch vertreten ist. Bei strategischen Themen hilft und berät dieser und ist für die Geschäftsführung jederzeit ansprechbar. Hier haben Celina und Josha einige Personen mit viel Berufserfahrung im Unternehmensalltag um sich, mit denen es einen regelmäßigen und wertvollen Austausch gibt.

Im privaten Umfeld ist Netzwerk ebenfalls ein wichtiges Thema für die beiden. „Wir sind aus dem Kölner Raum nach Rheine gezogen, um hyCLEANER zu übernehmen. Da waren wir erstmal allein und auf uns gestellt mit dem Fokus auf der unternehmerischen Rolle. Anschluss zu finden, war uns wichtig“, sagt Celina.

Bei den Wirtschaftsjunioren finden die beiden Menschen, die den unternehmerischen Alltag kennen und darum auch nachvollziehen können, was sie jeweils umtreibt. „Da gibt es sofort eine Gesprächsebene, der Austausch ist immer produktiv und wertvoll. Alle haben einen ähnlichen Spirit.“

Netzwerk hilft eben doch, sagt auch Celina. „Ich habe tatsächlich über die Wirtschaftsjunioren auch schon mit Menschen gesprochen, deren spannendes Geschäftsmodell ich sonst hätte sehr intensiv suchen müssen. So jemanden direkt im Umfeld zu haben, und wenn sich das Thema für uns in vermutlich naher Zukunft stellt, direkt kontaktieren zu können, ist schon extrem wertvoll“, stellt sie fest.

Celina und Josha mussten sich erstmal in ihr Produkt einarbeiten. Jetzt führen sie das Unternehmen durch den Nachfolge­ und einen Change­Prozess

Wenn Berufsleben und Persönlichkeit zusammentreffen

Für Celina und Josha ist Unternehmertum auch eine Lebensform. Langfristigkeit steckt darin, sowie die Chance, etwas über Generationen hinweg aufzubauen und daran weiterzuarbeiten. „Das ist eine völlig andere Basis, um an Themen zu arbeiten, als wenn man in kurzfristigen Geschäftsführerverträgen denkt“, stellt Celina fest. „Wir möchten gern organisch und zukunftsorientiert wachsen und uns als Unternehmen weiterentwickeln.“

Und es impliziert für sie auch die Möglichkeit, die eigenen Familienpläne gemeinsam flexibel zu realisieren. In der Corporate Welt beobachtet man häufig auch heute noch, dass eher nur einer der beiden Elternteile eine höhere Führungsposition bekleiden kann. Die Vorstellung ist, im eigenen Unternehmen beides vereinbaren zu können: Die unternehmerische Vision zu verwirklichen und dabei die Familie im Blick behalten, wenn eines Tages für ein paar Jahre kleine Menschen den Tagesablauf maßgeblich bestimmen werden. Schon jetzt macht Office Dog Trude es vor und zeigt den beiden, dass manchmal eben doch die kleinen Dinge ganz groß werden.

30 Junge Wirtschaft Im Verband

Vereinbarkeit als Grundstein für Teilhabe

Weit mehr als zwei Drittel der unter 40­Jährigen haben mindestens ein Kind. Statistisch sind die Wirtschaftsjunioren mit ihrem Altersschwerpunkt zwischen 30 und 40 Jahren darin enthalten. Trotzdem sieht man in unserem Verband und auch generell in öffentlichen Gremien, Verbänden und Co. wenige Kinder. Warum ist das so?

von Malin Gerhards, Björn und Sandra Fuchs und Jessica Rumpf

Unsere Generation ist in einer Welt aufgewachsen, in der Kinder im Geschäfts- und Gesellschaftsleben eher wenig in Erscheinung treten. Erst im Laufe der letzten Jahre beginnt sich das langsam zu wandeln. In Partnerschaften, in denen beide Partner beruflich erfolgreich sind und sich zu ähnlichen Teilen um den Nachwuchs kümmern, oder im Haushalt Alleinerziehender, fällt die Trennung zwischen Beruf und Familie oft schwer. Faktoren wie Home-Office, flexible Arbeitszeiten oder neue Arbeitsraummodelle verstärken den Effekt der Vermischung weiter – und Kinder werden langsam wieder ganz normal. Sie gehören dazu, denn sie sind unsere Zukunft – auch im Wirtschaftskontext!

Die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist hochrelevant – und es gibt keine Patentlösung. Das beginnt bei besserer Kinderbetreuung oder der Verteilung der Elternzeit und der Berechnung des Elterngeldes. Doch wie so oft, steckt hinter dem Thema eine noch viel stärkere MindsetFrage: Werden Kinder am Arbeitsplatz oder im Verband akzeptiert oder sogar begrüßt? Gibt es Mechanismen, die den Stress der Eltern abfedern und Hilfsangebote, die den Eltern weiterhelfen? Obwohl sich unsere Welt auch in diesem Bereich entwickelt, stehen junge Menschen heute oft immer noch vor der Frage: Karriere oder Kinder? Gerade für Selbstständige oder Unternehmer:innen, aber auch für motivierte Arbeitnehmende stellen Kinder oft noch eine außerordentliche Herausforderung dar. Für Eltern ist Vereinbarkeit eine grundlegende Bedingung für Teilhabe.

Vor diesem Hintergrund hat sich im letzten Jahr das WJ-Projekt „Working Parents“ gegründet, eine überregionale Austauschgruppe, die jeden Monat die Möglichkeit bietet, sich

mit einem Thema rund um Familie & Beruf intensiver zu beschäftigen. Ziel ist es, jungen Eltern eine Plattform zu bieten, um sich zu unterschiedlichen Themen zu informieren, auszutauschen und sich gegenseitig dabei zu unterstützen, im Job und Ehrenamt aktiv zu bleiben. Hinter dem Projekt stehen Jessica Rumpf (WJ Gießen-Vogelsberg), Malin Gerhards (WJ Iserlohn) und Sandra Fuchs (Ortenau), alle drei selbst junge Mütter und Unternehmerinnen.

Jeder Termin startet mit einem kurzen Impulsvortrag, oft mit Expert:innenunterstützung, dann gibt es Raum für Fragen und Austausch. Natürlich sind auch die Kinder bei den Treffen herzlich willkommen. Die nächsten Termine beschäftigen sich mit den Themen „Finanzielle Absicherung von Kindern“ und „Umgang mit erhöhtem Workload“. Die aktuellen Termine, Themen und Anmeldung findet Ihr unter: https://wj-ortenau.de/workingparents

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Macht versus Teilhabe

Wir brauchen ein Bewusstsein für unsere Privilegien und die Macht, die wir innehaben – um beides für einen Wandel zu mehr Teilhabe einsetzen zu können.

von Constance Classen

Die Persönlichkeitstrainings der WJ Deutschland zeigen uns immer wieder, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Machtpositionen oft mehr zählen als Wissen oder Motivation. Während der persönlichen Entwicklung wird im Training deutlich, dass viele Personen, die eine Machtposition innehaben, ihr persönliches Verhalten und Auftreten bisher nie kritisch betrachtet haben. Oft erleben wir bei Trainings, dass Personen, die eine Machtposition innehaben, nicht einmal über einen Wortschatz für Selbstreflexion und Fragen nach Teilhabe verfügen.

Man könnte meinen, die Generation der Erb:innen – allen voran die der Unternehmenserb:innen – bedarf keiner Kompetenzen. Macht reicht. In den Trainings der Persönlichkeitsentwicklung ist für uns als Trainer:innen der auschlaggebende Punkt, den Teilnehmenden aufzuzeigen, dass ihnen die Teilhabe anderer in vielen Situationen die Chance gibt, ihren eigenen Horizont zu erweitern. Es stellt sich gar nicht die Frage, wer teilhaben soll und wie viel Teilhabe möglich ist. Es geht –ganz fundamental – um das Zulassen von Teilhabe. Diese Form

der Teilhabe impliziert oft eine Form der konstruktiven Kritik, die unsere Generation, so scheint es, verlernt hat anzunehmen.

Der erste Schritt, um die Machtverhältnisse zu einer gerechteren Welt zu verschieben, besteht darin zu verstehen, dass Macht für uns eine Gewohnheit ist. In den Trainings der Wirtschaftsjunioren vermitteln wir das Bewusstsein und die Fertigkeiten, diese Macht für ein gerechteres Deutschland einzusetzen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Debattieren, das uns dabei hilft, uns besseres Gehör in der Politik zu verschaffen, ein anderes Beispiel ist die Persönlichkeitsentwicklung, die uns unseren Horizont erweitern lässt. Oder Diversity – wie Flóra auf der nächsten Seite schildert.

Es beruht auf Gegenseitigkeit: Für uns ist Teilhabe ein wichtiges Thema. Aber die Wirtschaftsjunioren als Trainingsorganisation sind selbst ein entscheidender Faktor für mehr Teilhabe! Denn wir können dazu beitragen auf vielen Ebenen Teilhabe und gegenseitige Wertschätzung innerhalb der Gesellschaft zu fördern und voranzutreiben. Getreu des JCI-Mottos: „Developing Leaders for a changing world“.

32 Junge Wirtschaft
Im Verband
Wachmach­Übung beim Debating­Bootocamp in Bremen Neu ausgebildete Trainer:innen nach dem Train the TrainerKurs bei den WJ Lüneburg – Elbe­Heide­Region

Unternehmensvielfalt: Gemeinsam stark

In einer Zeit, in der Diversität und Inklusion zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist es unerlässlich, dass Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um eine integrative und vielfältige Arbeitsumgebung zu schaffen. Die Bestrebungen, Vielfalt in Unternehmen zu fördern, reichen von der Einstellungspolitik über die Schaffung eines inklusiven Arbeitsumfelds bis hin zur Förderung von Diversität in Führungspositionen. Unternehmen sollten gezielt darauf achten, dass ihre Belegschaft unterschiedliche ethnische, kulturelle und soziale Hintergründe repräsentiert. Dies ermöglicht nicht nur einen breiteren Blickwinkel und eine größere Innovationskraft, sondern fördert auch den sozialen Zusammenhalt und die gegenseitige Akzeptanz.

Um Vielfalt erfolgreich zu implementieren, können Unternehmen verschiedene bewährte Methoden einführen. Eine davon ist die Durchführung von Schulungsprogrammen, die das Bewusstsein für Vielfalt und die Vorteile einer inklusiven Arbeitskultur schärfen. Sensibilisierungsmaßnahmen und Diversity-Trainings können Vorurteile abbauen und das Verständnis für die Bedürfnisse unterschiedlicher Mitarbeiter-

gruppen stärken. Aus diesem Grund haben wir bei den Wirtschaftsjunioren Deutschland das Training „Werteorientierung als Erfolgsfaktor“ entwickelt, um Unternehmen bei den ersten Schritten zu unterstützen.

Unsere Jahreskampagne #UnternehmenVielfalt stellt die Aktivitäten der Kreise rund um das Thema Diversity ins Rampenlicht. Kreise wie die WJ Heidelberg, WJ Schweinfurt oder Landesverbände wie die WJ Hanseraum zeigen mit Events während der jährlichen Diversity Week und darüber hinaus, wie Diversität unsere Unternehmen und die gesamte Wirtschaft bereichern kann.

Warum ist Unternehmensvielfalt wichtig? Studien haben gezeigt, dass vielfältige Unternehmen bessere Geschäftsergebnisse erzielen. Indem sie unterschiedliche Talente, Ideen und Fähigkeiten zusammenbringen, können sie innovative Lösungsansätze entwickeln und den Herausforderungen des dynamischen Marktes besser begegnen. Zudem steigert eine inklusive Arbeitskultur die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung, was wiederum zu einer höheren Produktivität führt.

Neben den wirtschaftlichen Vorteilen gibt es auch einen moralischen und gesellschaftlichen Imperativ, Unternehmen vielfältiger zu gestalten. Eine inklusive Arbeitsumgebung ermöglicht Teilhabe für Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Geschlecht oder körperlichen Fähigkeiten. Und versetzt sie in die Lage, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Mach mit und lass uns gemeinsam daran arbeiten, dass unser Verband Vielfalt lebt! Es ist eine gemeinsame Sache. Bei Fragen kontaktiere gerne unseren Bundesvorsitzenden Tobias oder mich, Flóra Simon (Beauftragte des Bundesvorstandes für #UnternehmenVielfalt).

Im Verband 33
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Bei Diversity geht es nicht nur um soziale Verantwortung, sondern auch um wirtschaftliche Chancen und nachhaltiges Wachstum.

Unterschiede leben und lieben

Was bedeutet Teilhabe für einen Verband wie JCI? Nun, die Antwort ist eigentlich die gleiche wie auf individueller Ebene. So gibt es beispielsweise das Thema Chancengleichheit. JCI ist weder weltweit noch in Europa ein homogener Verband. So gibt es Nationalverbände, die nur ein paar Dutzend Mitglieder haben, während andere mehrere tausend in die Waagschale werfen. In einigen Ländern liegt die Betonung auf Entwicklung, in anderen auf Wirtschaft. Dazu kommen all die kleinen kulturellen Präferenzen und Unterschiede.

Und dennoch: JCI steht für Teilhabe. Wir arbeiten gleichberechtigt in den General Assemblies zusammen. Jede Area hat ihre Area Conference, die finanzielle Ausstattung spielt für die Mitgliedschaft in JCI (von Mitgliedsgebühren abgesehen) keine Rolle. Wir teilen die Basis, die Werte von JCI, bei allen Unterschieden. Das ist gelebte Teilhabe.

Was aber noch viel wichtiger für gelungene Teilhabe ist, ist die Kommunikation. Diese muss immer auf Augenhöhe passieren. Hier können wir als Jaycees ein sehr positives Fazit ziehen, denn durch das, was uns vereint, haben wir automatisch Verbindung zu jedem oder jeder Jaycee auf der ganzen Welt. Ein wunderbares Gefühl, wenn Teilhabe gelebter Markenkern ist!

Denkanstoß: Die Sache mit der Gerechtigkeit

Was ist Gerechtigkeit, wo fängt sie an – und ist das, was für mich gerecht ist, auch für andere gerecht? Ein paar Zeilen als Denkanstoß.

Gerechtigkeit ist leider ein Wort, das so breit und variabel ist, dass man es kaum richtig fassen kann. Ungerechtigkeit, ja, das ist uns vertrauter. Dieses Gefühl haben wir tatsächlich sofort, wenn etwas nicht so funktioniert wie man es möchte oder man nicht bekommt, was man gerne hätte.

Wir als Wirtschaftsjunioren setzen uns für gewisse Dinge ein, sind Idealist:innen, Macher:innen, Entscheider:innen, aber handeln wir immer gerecht? Geht das überhaupt?

Wenn wir auf 2022 schauen, dann hatten wir einen JCI President Argenis Angulo, der sich diesem Thema annahm und mit

„Leading is our duty“ versucht hat, eines klarzustellen: Wer Gerechtigkeit möchte, hat nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Allein, dass man das thematisieren muss, zeigt, dass Menschen nicht immer gerecht handeln. Man kann nicht die Hand aufmachen und nur fordern, sondern muss auch zurückgeben. Das muss man einer Person im Ehrenamt nicht erklären, aber auch hier ist wieder die Frage: Handeln wir im Ehrenamt gerecht? Ist das Projekt, welches ich unterstütze, so wichtig, dass es unterstützt werden muss? Berücksichtigt man die SDGs? Warum unterstützt man nicht ein anderes Projekt, sondern dieses oder spendet das Geld? Auch diese Fragen lassen sich objektiv nicht beantworten.

34 Junge Wirtschaft Kolumnentitel Inside JCI
Eure Michèle Praum, JCI Germany National President 2023

JCI President 2023 Viktor Ómarsson geht noch weiter und möchte mit seinem Thema „Guided by Purpose“ aufzeigen, dass es wichtig ist, unsere Handlungen und Bemühungen auf den Sinn auszurichten. Denn wenn wir wissen, warum wir etwas tun, dann hilft es uns, Entscheidungen zu treffen und Ziele zu erreichen.

Es hilft, sich klarzumachen, dass man nie absolut gerecht sein kann, aber man kann einen kleinen Bereich gerechter machen. Jedes Bildungsprojekt hilft Kindern, einen besseren Start in der Zukunft zu haben. Jedes Positionspapier fordert Politiker:innen zum Handeln auf. Jede Gründungsunterstützung hilft im Dschungel der Steuern und Gesetze. Jede Konferenz bringt uns neue Freund:innen und zeigt uns andere Kulturen.

Jeder und jede brennt für ein anderes Thema und das ist das, was JCI ausmacht: Menschen, die ein Ziel vor Augen haben, für Projekte brennen und kämpfen. Lasst uns die Welt gerechter machen und unseren Teil dazu beitragen, sie zu verbessern, indem jeder und jede das eigene Herzensprojekt unterstützt!

Kreativität, Vielfalt und Mehrwert

Als junge Unternehmer:innen und Wirtschaftsjunioren ist Kreativität für uns eine Kernkompetenz. Schließlich gilt es, sich täglich den verschiedensten Herausforderungen zu stellen und Lösungen für das Fortbestehen und Wachstum unserer Unternehmen zu finden. Umso mehr passt ein weltweites Projekt wie der Creative Young Entrepreneur Wettbewerb (CYE) perfekt zu uns. Würde man die Akteur:innen des CYE-Projekts bitten, selbiges in drei Worten zusammenfassen, so wären die meistgenannten Attribute mit Sicherheit Kreativität, Vielfalt und Mehrwert.

JCI und internationale Jugendzusammenarbeit

2023 findet das erste JCI Kids Camp Europe statt. Nachdem das Format auf dem asiatischen Kontinent schon seit Jahren etabliert ist, treffen vom 21.-25.07.2023 in Saarbrücken Kinder zwischen 11 und 14 Jahren aus verschiedenen Ländern und von verschiedenen Kontinenten aufeinander und lernen Interessantes über ihre Heimatländer, Kulturen und selbstverständlich über JCI. Auch das nahe Luxemburg und das UNESCO Weltkulturerbe Völklinger Hütte und natürlich die Gastgeberstadt Saarbrücken werden erkundet. Außerdem setzen die Kinder im Laufe des Camps ein eigenes kleines JCI Projekt um. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.jci-kids-camp.eu

Kreativität – steckt nicht nur als Wort in der Überschrift des CYE, sondern zeigt sich im Projekt auf ganz diverse Art und Weise: Bei den Entrepreneur:innen durch eine unvergleichliche Art, den Markt zu adressieren, eine außergewöhnliche Produktinnovation oder eine einzigartige Unternehmenskultur.

Vielfalt – und Diversität prägen das Teilnehmendenfeld. Nicht nur aufgrund ihres Geschlechtes unterscheiden sich die Persönlichkeiten, sondern auch aufgrund ihrer Herkunft und der verschiedensten Branchen – von modernen Beratungskonzepten über innovative IT-Unternehmen, Food Dienstleister, Hightech-Gründungen und Vertreter der Film- und Medienindustrie.

Mehrwert – ist für die Teilnehmer:innen garantiert, denn neben dem Trainingseffekt, einmal auf den Punkt und im Rampenlicht vor einer Jury zu pitchen, helfen die individuelle Auswertung und das Feedback, sich zu verbessern.

Das Finale steht im Herbst auf dem Weltkongress in Zürich an!

35 Kolumnentitel 01 / 2023 Inside JCI

Dem Wissenschaftsnachwuchs eine Bühne bereiten

Ostbrandenburg Am Freitag, den 17. März 2023, verliehen die Wirtschaftsjunioren Ostbrandenburg und der Förderkreis der Wirtschaftsjunioren Heilbronn-Franken zum 19. Mal den Preis der Wirtschaftsjunioren. Geehrt wurden die aus der Sicht der jungen Wirtschaft besten Abschlussarbeiten an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität

Viadrina. In einem Pitch-Format traten die drei besten Absolventinnen und Absolventen gegeneinander an.

Den ersten Preis und damit 1.000 Euro erhielt Dagmara K. Adamus für ihre Masterarbeit zum Thema: „Polish-German Borderland as an attractive Investment Location? Analysis of Investment Incentives and Determinants of Investment Attractiveness of (East) Brandenburg-Lubuskie Border Region”.

Der zweite Platz und damit 600 Euro gingen an Christina Hahn für ihre Bachelorarbeit zum Thema: „Anrechnung ausländischer Quellensteuer auf die inländische Gewerbesteuer – Eine rechtliche und ökonomische Analyse“

Ebenfalls den zweiten Platz und damit 600 Euro erhielt Alessandra Berger. Für ihre Bachelorarbeit zum Thema: „Die Diskriminierung von Frauen mit Migrationshintergrund am deutschen Arbeitsmarkt: Eine Empirische Analyse der Daten des Sozio-Ökonomischen Panels.“

André Hansen, Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren Ostbrandenburg und langjähriger Organisator des Wirtschaftsjuniorenpreises, war nach der Verleihung rundum zufrieden: „Nach zwei Jahren coronabedingter virtueller Preisverleihungen haben wir uns sehr gefreut, dass wir den Preis für 2022 wieder in Präsenz verleihen konnten. Mit dem Wettbewerbsformat haben wir erstmals einen eigenständigen Rahmen für die Preisverleihung geschaffen. So konnten wir den Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern eine Bühne bereiten, in der sie ihre Arbeiten einem interessierten Publikum präsentieren und gleichzeitig wertvolle Kontakte für den Start in ihre Berufsleben sammeln konnten.”

Die Jury rund um Laura De Amorim, Leona Heine, Svenja Köppe und Sascha Kreß zeigte sich begeistert von allen Teilnehmenden: „Die jungen Absolventinnen und Absolventen haben sich alle mit hochaktuellen und interessanten Themen beschäftigt und innovative Antworten auf aktuelle Fragen und Herausforderungen gefunden“, freute sich Laura De Amorim, die sich nicht nur bei den Wirtschaftsjunioren, sondern auch in der Vollversammlung der IHK Ostbrandenburg engagiert. „Uns hat vor allem beeindruckt, dass die Absolventinnen und Absolventen ihre Themen in einen regionalen Kontext gesetzt haben und wie selbstbewusst und gekonnt sie diese präsentiert haben. Es braucht solche jungen Talente in unserer Region, um Ostbrandenburg zukunftsfähig aufzustellen.“

Die Wirtschaftsjunioren Ostbrandenburg und HeilbronnFranken verbindet eine über 30-jährige Freundschaft. Der Wirtschaftsjuniorenpreis ist das älteste gemeinsame Projekt der beiden WJ-Kreise.

36 Junge Wirtschaft Im Kreis

Demokratie-Tour: Know-How Transfer für die Jugend

Salzlandkreis Die zweite Demokratie-Tour der Wirtschafts junioren Salzlandkreis, war mit den 16 Schüler:innen des Campus Technicus aus Bernburg war ein voller Erfolg. Das Ziel: Politik erleben.

Drei Tage verfolgten die Wirtschaftsjunioren Janine Stoisiek und Lars Duwe mit den Schüler:innen alle wichtigen Stationen unserer Demokratie – von der Kommunalpolitik über den Landtag bis hin zum Bundestag und Bundesrat.

Tag 1 – Kommunal- und Landespolitik: Wie funktioniert das?

Zu Beginn der Demokratie- Tour saßen die Schüler:innen mit dem Landrat Markus Bauer und dem Landtagsabgeordneten Sachsen-Anhalt, Stefan Ruland, zusammen. Fragen der Schüler:innen wurden gestellt und beantwortet: Welche Hauptaufgaben haben Sie? Wie werde ich Landrat oder Ausschussmitglied? Wie lang sind die Arbeitstage und was sind die Verdienstmöglichkeiten?

Die nächste Station fand im Ratssaal des Rathauses Bernburg mit der Oberbürgermeisterin Dr. Silvia Ristow statt. Hier wurden kritische Fragen zum Thema Demonstrationen und Engagement gestellt.

Nachdem alle Fragen diskutiert waren, ging es mit dem Bus weiter in den Landtag. Die Vize-Landtagspräsidentin Anne-Marie Keding begrüßte die Gruppe, erläuterte die Aufgabengebiete und begab sich in einen informativen Austausch mit den Schüler:innen. Ab nach Berlin!

Tag 2 – Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Nach dem Frühstück besuchte die Gruppe den Bundestag. Die Sicherheitskontrollen waren die erste Aufregung für die Schüler:innen. Anschließend empfing Tobias Lehn-

ert, Büroleiter des Bundestagsabgeordneten Tino Sorge, die Schüler:innen, inklusive Tour durch den Berliner Regierungsuntergrund und dann hinauf auf die Spitze der Reichstagskuppel!

Die Bundestagsabgeordnete und Wirtschaftsjuniorin Kristine Lütke empfing im Abschluss die Gruppe mit ihrem Team und beantwortete Fragen zu Karrieremöglichkeiten, beruflichen Werdegängen und Aufgabenbereichen.

Einen Blick hinter die Kulissen von Gesetzesbeschlüssen ermöglichte uns der Besuch im Bundesrat inklusive Planspiel. Die Schüler:innen aka Ministerpräsident:innen bearbeiteten das Thema: „Wieviel Prozent soll die Mehrwertsteuer gesenkt werden?“ Diskussionen und Vorschläge wurden für einen Gesetzesentwurf erarbeitet. Demokratie direkt erleben!

Tag 3 – Debattieren will gelernt sein! Die Wirtschaftsjuniorin Julia Gustavus vermittelte in ihrem wunderbaren DebatingWorkshop den Schüler:innen Argumente zu sammeln und diese für Pro und Kontra zu entwickeln. Sie ließ die Schüler:innen am letzten Tag über sich hinauswachsen! Die Entwicklung der Jugendlichen durch gezieltes Training zu beobachten, war für uns etwas ganz Besonderes auf dieser Tour.

Die Jugend ist unser wirtschaftliches und gesellschaftliches Potenzial. Lasst sie uns fordern und fördern! Investitionen in unsere zukünftigen Fachkräfte bedeuten, ihnen die Chance geben, ihre Talente und Stärken bestmöglich zu entwickeln. Die Schüler:innen unserer Demokratie-Tour wirken mit ihrem erlangten Wissen und ihren Erfahrungen als Demokratie-Botschafter:innen und Multiplikator:innen.

Im Kreis 37 02 / 2023

Kurzmeldungen

Gemeinsame Sache in Mittelfranken

Mittelfranken Obwohl es in Franken mit Nürnberg, Erlangen, Fürth, Forchheim, Schwabach, Ansbach und Gunzenhausen sieben Kreise gibt, die zusammen etwa 400 Mitglieder haben, fand die Arbeit bisher meist auf lokaler Ebene statt. Veranstaltungen wurden aufwendig von einzelnen Kreisen geplant, aber von den immer gleichen Teilnehmer:innen besucht. Nun wollen die MittelfrankenKreise Nürnberg, Erlangen, Fürth und Forchheim gemeinsame Sache machen und enger zusammenarbeiten.

Auf der Mittelfranken Konferenz (KOMI) im Februar in Leutenbach wurde von den 25 Teilnehmern eine gemeinsame Agenda, angelehnt an das Jahresmotto der WJ Bayern [zam], erarbeitet und passend dazu drei Fokusthemen festgelegt. Zu jedem Thema wird es eine Auftaktveranstaltung in ei-

nem der Kreise geben, Fürth geht dabei mit „Tradition trifft Innovation“ an den Start, Erlangen und Nürnberg folgen mit „Gesund im Geist und Körper“ sowie „Zukunftstechnologien“. Die Kreise erhoffen

sich durch die kreisübergreifenden Veranstaltungen mehr Teilnehmer:innen sowie die Gewinnung von Nachwuchsjunioren, die neue Impulse in den Verband bringen sollen.

OB Assessment Center in Schwerin

Schwerin Volles Haus hieß es am 21. März beim WJ Assessment Center zur OB-Wahl in Schwerin. 80 Gäste und nochmal so

viele wären ebenfalls gern vor Ort gewesen: Das Wahlforum anlässlich der Oberbürgermeister:in-Wahl in der Lan-

deshauptstadt der Wirtschaftsjunioren fand einen so großen Anklang, dass das Co-Working-Café „tisch“ der Kreissprecherin Elisa ausgebucht war. Alle sechs Kandidat:innen stellten sich den Aufgaben in Form eines Assessment Centers. Schnelle Fragen zur Persönlichkeit, den Herausforderungen in den Stadtteilen anhand einer Stadtteillotterie und dem jeweiligen Entwicklungsvorhaben standen im Vordergrund. Hinzu kam ein gemeinsam zu gestaltendes Bild als Kooperationsspiel. Das WJ Assessment Center war die erste Veranstaltung im politischen Kalender und bildete damit zugleich den Auftakt für den Wahlkampf in der Landeshauptstadt. Auf der Hanseraumkonferenz erhielten die WJ Schwerin dafür im Mai den Hanseraumpreis in der Kategorie Politik und Gesellschaft.

38 Junge Wirtschaft Im Kreis

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Jetzt mal konkret!

Wie solltest Du vorgehen? Erstelle zunächst einen Businessplan, um Dir einen besseren Überblick über den Markt und die wichtigsten Produktions- und Erfolgsfaktoren zu verschaffen. Im Netz sind eine Reihe von Vorlagen verfügbar, etwa die KfWChecklisten oder die Tools der Gründerplattform. Zur Finanzierung des eigentlichen Starts ist zunächst der Kapitalbedarfsoder Investitionsplan wichtig. Hier ermittelst Du, wieviel Geld Du für Deine Investitionen und zur Markteinführung benötigst.

Auf dem Kapitalbedarfsplan baut dann der Finanzierungsplan auf. Wenn Du von der Summe des Kapitalbedarfs Dein Eigenkapital abziehst, erhältst Du den Betrag für das benötigte Fremdkapital. Öffentliche Finanzierungshilfen wie Zuschüsse, Förderdarlehen, Beteiligungskapital, Bürgschaften oder Beratungskostenzuschüsse können Dir die Finanzierung erleichtern. Dein:e örtliche:r IHK-Berater:in sagt Dir konkret, welche dieser Förderprogramme für Dein Vorhaben infrage kommen. Du musst also selbst kein:e Fördermittel-Expert:in werden.

In der Reihe „Jetzt mal konkret!“

geben Expert:innen aus den IHKs praktische Einblicke zu aktuellen

Themen. Diesmal beantwortet Uwe

Heinze von der IHK Braunschweig

die Frage: Wie finanziere ich meine Unternehmensgründung?

Für den unternehmerischen Erfolg sind eine gute Geschäftsidee und eine sorgfältige Marktanalyse wichtige Voraussetzungen. Aber es kommt auch auf eine solide Finanzierung an, um mit dem eigenen Unternehmen auf Dauer erfolgreich am Markt bestehen zu bleiben. Finanzierung bedeutet in diesem Fall zunächst die Beschaffung von Geld und Sachkapital für notwendige Investitionen, etwa in die Betriebs- und Geschäftsausstattung, zur Beschaffung eines ersten Waren- und Materiallagers sowie zur Deckung der Markteinführungs- und Marketingkosten. Dabei können staatliche Fördergelder helfen. Finanzierung bedeutet weiterhin auch eine sorgfältige Kosten- und Preiskalkulation, damit später im Wege der Innenfinanzierung die benötigten Mittel über den Umsatzprozess wieder in das Unternehmen zurückfließen können. Ist das Unternehmen erst einmal gegründet, besteht eine der wesentlichen Aufgaben der Finanzierung darin, die Zahlungsfähigkeit zu jedem Zeitpunkt, also die Liquidität, zu sichern.

Je nach Höhe des Kapitalbedarfs, nach persönlicher Ausgangssituation, Branche, Standort und Komplexität des Vorhabens, kommen unterschiedliche Förderinstrumente infrage. Bei Kleingründungen gibt es zum Beispiel Förderkredite der landeseigenen Förderbanken, die auch direkt vergeben werden können. So finanziert in Niedersachsen etwa die NBank Vorhaben im Rahmen des „Mikrostarters“ direkt mit Darlehen in Höhe von 5.000 – 40.000 Euro. Bei einem höheren Kapitalbedarf bieten sich die Programme der KfW Mittelstandsbank an, die in der Regel nach einem Hausbankprinzip vergeben werden. Existenzgründungen aus der Wissenschaft können unter bestimmten Voraussetzungen mit einem Gründerstipendium im Rahmen des Programms EXIST bezuschusst werden. Gründungen mit Investitionen in regionalen Fördergebieten haben die Chance auf Zuschüsse aus Bundes-, Landes- und EU-Förderprogrammen. Bei kapitalintensiven Vorhaben, wie zum Beispiel bei Betriebsübernahmen kommen auch Beteiligungskapital und öffentliche Bürgschaften infrage. Und es gibt noch eine Vielzahl von ganz speziellen Förderangeboten. Deine IHK wird Dich zu allen Fragen der Förderung und Finanzierung unabhängig informieren.

Uwe Heinze, ist Referent für das Geschäftsfeld Starthilfe und Unternehmensförderung bei der IHK Braunschweig, Leiter der Geschäftsstelle Goslar und Geschäftsführer der WJ Harz.

40 Junge Wirtschaft Im Geschäft
J E T TZ M A L K ONKR E T

Geschäftsstelle

Bis zum 30. Juni bewerben für das Ausbildungs ­ Ass!

Ihr habt Eure Ausbildung neu gedacht und geht innovative Wege, um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Oder kennt Ihr Ausbildungsbetriebe, die außergewöhnliches Engagement zeigen, um qualitativ gute Ausbildung bieten zu können? Und die dafür den Mut aufgebracht haben, neue Dinge auszuprobieren? Dann solltet Ihr bis zum 30. Juni etwas tun! Was?

1. Euer Ausbildungskonzept selbst mit einer Bewerbung auf den Prüfstand stellen, oder

2. Eure Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner (auch außerhalb von WJ) auf die Auszeichnung aufmerksam machen.

Die Preisverleihung findet im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz statt, der Parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner wird Deutschlands besten Ausbildungsbetrieben persönlich gratulieren.

Übrigens: Das Besondere am Ausbildungs-Ass ist, dass wir deutschlandweit die besten Betriebe suchen – und das auch noch branchenübergreifend!

Jubelzone

An dieser Stelle gratulieren wir ausgezeichneten Wirtschaftsjuniorinnen und Wirtschaftsjunioren.

Mit der Silbernen Juniorennadel wurden ausgezeichnet:

Sinah Koelman (Hameln), Florian Pittroff (Nürnberg), Ronny Rätze (Dresden), Christopher Reitz (Wetzlar), Alexander Ries (Nürnberg), Thorsten Scheele (Hameln)

Mit der Goldenen Juniorennadel wurden ausgezeichnet:

Patrick Heine (Berlin), Svenja Köppe (Berlin), Paul Kündiger (Berlin), Viviane Schemat (Braunschweig), Lucas Schubert (Braunschweig), Markus Simon (Braunschweig), Sven Streiff (Braunschweig), Laura Weber (Nürnberg)

Senator:innen:

Christian Gebhardt-Eich, #81535, Saarbrücken

Janina Karl, #81593, Wetzlar

Tobias A. Köhler, #81594, Wetzlar

Marc Krüger, #81643, Berlin

Vanessa Weber, #81536, Aschaffenburg

41 Im Geschäft
02 / 2023

Das Erfolgsrezept

Folge 10:

Mit Kerngesund kümmert sich Anne-Marie Gröschler um betriebliches Gesundheitsmanagement im Harz und darüber hinaus. Zunächst nach dem Bachelorabschluss in Gesundheitsförderung als Coach unterwegs, musste Anne-Marie schnell feststellen: Es gibt ziemlich wenig Anlaufstellen für fachspezifische Fragen. Nach ein wenig Überlegen war ihr klar: Machste selber! Gegründet hat sie dann 2018, damals war sie 23. Heute

hat sich Anne-Marie mit Kerngesund, einem Master in der Tasche und acht Mitarbeiter:innen etabliert. Das Unternehmen setzt sich für neue und wirksame Arbeitsweisen und Strukturen in Unternehmen und der Arbeitswelt ein. Die Kundschaft: viele Krankenkassen. Denn die müssen einen Teil ihrer Einnahmen in Präventionsmaßnahmen stecken – und sind damit bei Anne-Marie und Kerngesund genau richtig.

1. Trüffel finden, den andere nicht suchen. Die Nische von Kerngesund heißt Medizintechnik. Die hatte vorher niemand auf dem Schirm – hinterher zog die Konkurrenz natürlich nach. Wichtig ist es dann, den Vorsprung gut zu nutzen und innovativ zu bleiben!

Man nehme:

• eine Portion Spürsinn

• die richtige Gartemperatur

• eine Prise Wagemut

• absolute Unerschrockenheit

• die richtige Einstellung

2. Mit Geheimzutaten auf Stufe „Innovation“ garen. Langfristig erfolgreich ist man nur, wenn man sich stetig weiterentwickelt und mit der Zeit geht. Klingt wie eine Binsenweisheit, ist aber entscheidend: Niemand möchte eine Dienstleistung oder ein Produkt kaufen, das auf dem Stand von vorvorletztem Jahr ist.

3. Mit einer Prise Wagemut abschmecken. Sich auch mal was zu trauen, ist wichtig. Zu gründen verlangt von einer Person mehr Mut als von einer anderen – je nach Hintergrund, Elternhaus, Absicherung, Branche, aber auch Alter und Geschlecht. Da hilft nur, das Herz in die Hand zu nehmen und sich durchzubeißen. Und das bei jeder neuen Herausforderung immer und immer wieder zu wiederholen.

4. In der Küche stehen, auch wenn sie brennt. Du bist der oder die Chefköch:in und wenn die Küche brennt, dann bist du da. Zum Löschen, zum Aufräumen, zum Ärmel hochkrempeln, zum nochmal von vorne anfangen. Wenn Du nicht in der brennenden Küche stehst, warum sollte es jemand anders für Dich tun?

5. Stets mit einem Lächeln servieren. Denn: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Noch so eine Phrase, aber sie ist absolut wahr.

42 Junge Wirtschaft

FÖRDERT FRAUEN

Ob in den Chefetagen von Konzernen, führenden Positionen in mittelständischen Unternehmen oder in der Gründungsszene – Frauen sind unterrepräsentiert. Laut dem aktuellen Female Founders Report liegt der Frauenanteil bei Start-up-Gründungen bei nur 11,9  Prozent. Auch der Frauenanteil in Führungspositionen beträgt in Deutschland lediglich 24 Prozent. Snack Hersteller foodloose möchte, gemeinsam mit anderen frauengeführten Unternehmen, Frauen dazu ermutigen, sich mehr zu trauen. Wie das? Auf der Website www.foodloose.net sowie werden die Erfolgsgeschichten von 16 Gründerinnen erzählt. Sie sollen Mut machen, inspirieren und als positive Rollenvorbilder dienen. Passend dazu ist aktuell eine passende Special Edition des Bestseller-Riegels Coco Caramella auf dem Markt. Zehn darin enthaltene Sprüche von „Mehr Biss für Frauen!“ bis „Du bist hier der Boss!“ sind als Mutmacher mit Augenzwinkern gedacht. Nicht zuletzt geht die „1% for Happiness“-Spende, die mit jedem Kauf eines foodloose-Produktes getätigt wird, in den Monaten Mai bis August 2023 an send a smile e.V. und das dortige Projekt „Girl Power“ in Ghana.

foodloose möchte auch Bewusstsein dafür schaffen, dass im Jahr 2023 viele Mütter immer noch mit Geschlechterstereotypen in Bezug auf die Rollenverteilung in der Familie und mit Diskriminierung konfrontiert sind. foodloose findet: Es ist Zeit, mehr Vereinbarkeit einzufordern!

„Wir mussten uns als Unternehmerinnen erst einmal beweisen. Wir wurden anfangs überhaupt nicht ernst genommen. Unser Business wurde belächelt und als „Nebenbeschäftigung“ abgetan, wie es bei vielen Müttern passiert“, sagt Katharina Staudacher, Gründerin von foodloose. „Das hat lange gedauert bis Handelspartner, Banken, Geschäftspartner und Produzenten verstanden haben, dass wir ernsthafte Ambitionen haben und dass es uns ernst ist, vegane Snackalternativen zu schaffen, die einen Purpose haben.“

„Als weibliche Gründerinnen in der Lebensmittelbranche sind wir eine Seltenheit. Wir sind uns dessen bewusst und wollen alle Frauen auf authentische Weise inspirieren. Frauen sollten sich mehr trauen und wir wollen dabei helfen: Mit Coaching, Inspiration und unserem Coco Caramella Riegel mit 10 Sprüchen, die Mut machen!“ – sagen Katharina Staudacher und Verena Ballhaus-Riegler von foodloose.

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foodloose ist Partner des www.foodloose.net
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