FOKUS DIVERSITY: IM GESPRÄCH MIT …
… KATJA ROST Der Chancengleichheit von Mann und Frau hätten DiversityAbteilungen mehr geschadet als genützt, sagt Soziologieprofessorin Katja Rost von der Uni Zürich. Sie schlägt stattdessen vor, Führungspositionen per Zufallsauswahl zu vergeben und plädiert für Teilzeitführungskarrieren.
oder Behinderung ‒ ebenbürtig behandelt wie Unterschiede beim persönlichen Geschmack. Diversitätsprogramme werden so zunehmend ungleichheitsblind.
Katja Rost, warum sind Diversity-Abteilungen für die Katz? Diversitätsprogramme entspringen selten dem frei-
tief verankerten Geschlechterrollen lassen sich nicht so leicht ändern. Mit weiblichen Rollenmodellen, die Frauen als gute Führungskräfte zeigen, sollen Rollenvorstellungen geändert werden, und Programme zur Reduktion der Voreingenommenheit bei der Personalrekrutierung versuchen auf Beurteilungsfehler aufmerksam zu machen. Eine andere Möglichkeit ist es, Frauen und Männern in Unternehmen innerhalb ihrer Rollenmuster die gleichen Chancen zu bieten. Dazu gehört die Einsicht, dass Frauen sich weniger gern an Wettbewerben beteiligen als Männer. Entsprechend sollten Karrieren im Unternehmen nicht so stark auf dem Wettbewerbsmechanismus beruhen. Eine weitere Idee, die ich mit meinen Kollegen Margit Osterloh und Joel Berger vorantreibe, ist Führungspositionen per lokaler Zufallsauswahl zu vergeben: Die Position wird unter den TopQualifizierten verlost. Die Anzahl der Bewerberinnen hat
willigen Wunsch der Unternehmensleitung nach mehr Vielfalt, sondern sind die Folge öffentlichen und politischen Drucks. Demzufolge ist das Top-Management ‒ das im Übrigen kaum zu den diskriminierten Gruppen gehört ‒ selten beteiligt. Hingegen beauftragt man Frauen und Minderheiten mit der Formulierung und Umsetzung der Programme, was seinerseits das Vorurteil festigt, dass diese Gruppierungen sonst nichts draufhaben. Das klingt, als wären Diversity-Programme sogar kontraproduktiv. Genau, denn der Begriff der Diversität verwäs-
sert die Kernziele solcher Abteilungen. Unter dem Motto „alle Menschen sind verschieden“ werden Merkmale, die zu einer Diskriminierung führen ‒ wie Geschlecht, Ethnie
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Was braucht es denn konkret, um die Geschlechterkluft in der Arbeitswelt zu schliessen? Die in unserer Gesellschaft