BERUF IT’S A MATCH! WIE WERTE DIE ARBEIT BEEINFLUSSEN
ANDREA SCHOCH über Werte als Kriterium bei der Stellensuche. 08
WBP COMMUNITY VERANTWORTUNGSVOLLE NUTZUNG VON KI IN DER BERUFSBILDUNG
VERA CLASS weiss um die Wichtigkeit sozialer Fähigkeiten – gerade bei Ausbildner:innen. 11
ENGAGEMENT DIE BEDEUTUNG VON WERTEN IM DIGITALEN ZEITALTER
SARAH GENNER plädiert für eine Rückbesinnung darauf, was uns als Menschen ausmacht. 14
WERTE IM ARBEITSRECHT
CORINNE BÜHLER zeigt anhand zweier Beispiele die Relevanz von Werten im Arbeitsrecht auf.
1. WAS IST MIR IM LEBEN WIRKLICH WICHTIG? Welche Aspekte meines Lebens machen mich glücklich und zufrieden? Welche davon möchte ich auch in meinem Berufsleben verwirklicht sehen?
2. WELCHE BERUFLICHEN ERFAHRUNGEN HABEN MICH BISLANG AM MEISTEN ERFÜLLT? In welchen Situationen habe ich mich in der Vergangenheit besonders wohl gefühlt? Welche Aufgaben oder Projekte haben mir das Gefühl gegeben, etwas Sinnvolles zu tun?
3. WELCHE TÄTIGKEITEN UND ARBEITSUMFELDER EMPFINDE ICH ALS ANSTRENGEND ODER UNPASSEND?
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Welche Situationen haben mich demotiviert? Was daran hat nicht mit meinen inneren Überzeugungen übereingestimmt?
Was sind Ihre persönlichen Werte? Was ist Ihnen wichtig? Wofür brennen Sie und für was stehen Sie ein? Wir haben Fragen zusammengetragen, die Sie dabei unterstützen, sich Ihrer berufichen Werte bewusst zu werden und den Fokus auf die wichtigsten Werte zu legen. Denn eine neue Studie der ETH zeigt, dass eine kurze Refexionsübung zur Stärkung des Selbstvertrauens den Erfolg im Beruf und bei der Stellensuche erhöht.
In diesem Magazin warten zudem sechs Tipps auf Sie, wie Sie den Wertewandel im Berufsleben aktiv mitgestalten können.
4. WELCHE KOMPROMISSE BIN ICH BEREIT, BERUFLICH EINZUGEHEN, UND WO ZIEHE ICH DIE GRENZE? Welche Werte sind für mich unverhandelbar? Wo würde ich auch im Job keine Zugeständnisse machen?
5. WELCHE ART VON UNTERNEHMEN ODER ORGANISATION ENTSPRICHT MEINEN WERTEN? Würde ich lieber in einem grossen Konzern, einem kleinen Start-up, einer Non-Profit-Organisation oder in einer öffentlichen Einrichtung arbeiten? Welche Unternehmenskultur passt zu mir?
6. WELCHE VORBILDER HABE ICH BERUFLICH UND WARUM?
Welche Eigenschaften, Verhaltensweisen oder Werte meiner Vorbilder bewundere ich und warum? Wie könnten diese Werte meine eigene berufliche Entwicklung beeinflussen?
WERTEWANDEL IN DER ARBEITSWELT?
JA, ABER KEIN WERTEZERFALL
Werte wie Leistungsbereitschaft, Gemeinschaftssinn und der Wunsch nach Sinnhaftigkeit bleiben bestehen, werden aber in einem neuen Kontext gelebt.
In der Arbeitswelt wird ein angeblicher Wertezerfall beklagt: Die Jungen hielten nicht mehr viel von Leistung, Disziplin und Erfolg. Wächst eine Generation von Faulenzerinnen und Hedonisten heran? Im Rahmen einer Ausstellung zum Thema Arbeit habe ich dazu Gespräche geführt. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild: Die Jungen sind nicht faul. Sie haben dieselben Werte wie frühere Generationen, gewichten diese aber anders.
Werte: Zeitlos und doch wandelbar. Rufen wir uns in Erinnerung, was Werte sind: tief verankerte Überzeugungen, die unsere Entscheidungen und unser Handeln leiten. Im Arbeitskontext zeigen sie sich in Aspekten wie Leistungsbereitschaft, Teamgeist, Integrität oder auch Work-Life-Balance. Werte haben über Generationen hinweg Bestand, denn sie haben sich während der Evolution als vorteilhaft für das Überleben erwiesen. Aus demselben Grund finden sich in allen Kulturen dieselben Werte. Allerdings stehen zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Kulturen manche Werte mehr, andere weniger im Vordergrund ‒ dann sprechen wir vom Wertewandel.
Sinnstiftende Arbeit versus Bullshit-Jobs. Verschiebungen zeigen sich auch in der Arbeit. Die Nachfrage nach Arbeitsplätzen, die Autonomie, Kreativität und Zusammenhalt fördern, steigt ‒ gerade auch im kaufmännischen Bereich, wo stark strukturierte Arbeitsabläufe durch flexiblere, projektbasierte Ansätze abgelöst werden. Auch der Wunsch nach sinnstiftender Arbeit, nach «Purpose», wie es im Neudeutschen heisst, gewinnt an Bedeutung. Tatsächlich zeigt die Forschung, dass Unternehmen erfolgreicher sind, wenn Kundschaft und Mitarbeitende den Sinn hinter der Geschäftstätigkeit erkennen und sich damit identifizieren können. Mitarbeitende sind gesünder, Konsumentinnen und Konsumenten zufriedener.
Dazu passt die Klage über Bullshit-Jobs ‒ Tätigkeiten, die auch von jenen, die sie ausführen, als wenig sinnvoll empfunden werden. Diese Entwicklung, die leider auch im kaufmännischen Bereich vermehrt zu beobachten ist, stellt uns vor eine zentrale Herausforderung: Wie können wir Arbeitsplätze so gestalten, dass sie als wertvoll und bedeutsam erlebt werden?
Leistung ja, aber nicht um jeden Preis. Als Forschungsleiter einer auf berufs- und familienbegleitendes Studium spezialisierten Fachhochschule sehe ich täglich, wie junge Menschen Beruf, Ausbildung und oft auch Familie unter einen Hut bringen. Dies ist für mich ein klarer Beweis für ihre Wertschätzung von Arbeit und Leistung, aber auch für ihren Wunsch nach einem ausgewogenen Leben. Sie verkörpern damit genau jene Neuinterpretation zeitloser Werte, die unsere moderne Arbeitswelt prägt: Junge Menschen wollen durchaus Leistung erbringen und Erfolg haben, einfach nicht um jeden Preis. Sie streben nach einer Balance zwischen beruflichem Engagement und anderen Lebensbereichen wie Familie, Gesundheit und persönlicher Entwicklung.
TIPP 1 INTEGRITÄT
Seien Sie ehrlich und bleiben Sie sich selbst treu. Integrität bedeutet, auch dann das Richtige zu tun, wenn niemand zuschaut. Wenn Sie verlässlich und authentisch auftreten, bauen Sie Vertrauen auf – im Team, bei der Kundschaft und den Vorgesetzten. Und Ihnen gibt es Sicherheit und stärkt Ihr Selbstvertrauen.
Missverständnisse zwischen Generationen. Diese veränderte Gewichtung von Werten führt gelegentlich zu Missverständnissen zwischen den Generationen. Während Ältere Wert auf Loyalität und traditionelle Arbeitsethik legen, gewichten Jüngere Flexibilität und Work-Life-Balance höher. Die Herausforderung für Unternehmen und Gesellschaft besteht darin, Arbeitsumgebungen zu schaffen, die diesem Wertewandel gerecht werden. Arbeit kann und muss nicht immer Spass machen. Aber sie sollte sinnvoll sein, die Gesundheit nicht beeinträchtigen und Raum für andere Lebensbereiche lassen.
Der Wertewandel in der Arbeitswelt ist also weniger ein Zerfall als eine Neuinterpretation zeitloser Prinzipien. Werte wie Leistungsbereitschaft, Gemeinschaftssinn und der Wunsch nach Sinnhaftigkeit bleiben bestehen, werden aber in einem neuen Kontext gelebt. Diese Entwicklung birgt grosse Chancen für eine Arbeitswelt, die sowohl produktiv als auch menschlich erfüllend ist. Denn wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern wir arbeiten, um zu leben.
AUSSTELLUNGSTIPP
ARBEIT: VOM WOLLEN, DÜRFEN UND MÜSSEN Berufung oder Bürde? Die Erwerbsarbeit kann sowohl eine Quelle der Erfüllung als auch der Belastung sein. Dabei beeinflusst sie nicht nur unser tägliches Wohlbefinden, sondern auch unsere Persönlichkeit, unsere Werte und unseren Lebensweg. Vögele Kulturzentrum, Pfäffikon, bis 21.9.2025. voegelekultur.ch
CHRISTIAN FICHTER, Sozial- und Wirtschaftspsychologe und Forschungsleiter der Kalaidos Fachhochschule in Zürich.
… BENNO WIRZ
Der Philosoph beleuchtet die Hintergründe des Wertewandels und erklärt, warum er optimistisch bleibt.
Herr Wirz, was prägt unsere aktuelle Gegenwart? Das Lebensgefühl ist geprägt von einer Grundstimmung des Unbehagens. Wir leben in einer Zeit der multiplen Krisen, Konflikte, Kriege, die in ihren globalen Ausmassen viel Verunsicherung mit sich bringen. Bei den aktuellen Kriegen in der Ukraine oder in Nahost beispielsweise steht die globale Rechtsordnung auf dem Spiel, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg etabliert hat. Aber kann sie, wenn diese Kriege enden, aufrechterhalten werden? Ähnlich unsicher verhält es sich mit der Klima- und der Biodiversitätskatastrophe: Wir alle beeinflussen mit unserem Verhalten die Krise und sind gleichzeitig davon betroffen. Welche Auswirkungen wird dies in den nächsten 20 Jahren auf unsere Lebenssituation haben? Dies gilt ebenso bei der fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft. KI wird unseren Lebens- und Arbeitsalltag verändern. Aber welche Arbeitsplätze nehmen uns die Maschinen weg?
Früher gab es auch Kriege und technologische Veränderungen – was ist jetzt anders? Die Moderne ab 1800, so der italienische Philosoph Giorgio Agamben, zeichnet sich aus durch einen permanenten Ausnahmezustand. Und so gehört auch das Krisengefühl zur Moderne. Erschüttert ist heute aber das Fortschrittsversprechen, wonach alles besser werden wird. Der Wunsch nach einer besseren Zukunft ist immer noch da, aber die Zweifel, ob und wie das gelingen kann, sind heute viel grösser.
Agilität und Flexibilität prägen den Zeitgeist. Woran können wir uns noch orientieren? Das höchste Ziel menschlichen Lebens ist Glück. Der griechische Philosoph Aristoteles konstatierte dies bereits vor 2500 Jahren. Um 1800 hat man begonnen, das Glücksversprechen in Verfassungen zu schreiben, etwa in den USA. Heute jedoch hängt die Frage nach dem Glück eng zusammen mit den Konsequenzen des Fortschritts und der Zerstörung, was wieder das Gefühl des Unbehagens aufruft. Es fragt sich: Wie kann ich glücklich leben, ohne dabei zur Zerstörung beizutragen?
Die Forderung nach Sinnhaftigkeit im Leben – und in der Arbeit – wird immer lauter. Ein Modetrend? Nein, denn der Mensch ist nicht nur ein sinnliches Wesen, sondern auch ein Sinn-Wesen. Egal wie getrieben und gefordert wir sind, wie viel wir leiden oder ob wir schwierigen Lebenssitua-
tionen ausgesetzt sind: Wir versuchen, Sinn darin zu entdecken. Das ist mehr als ein Wert, das gehört zum Geborenwerden, zum Leben, zum Lieben und Sterben dazu.
Gibt es unveränderbare, universelle Werte? Zweifellos. Aber sie müssen immer wieder neu verhandelt werden. Dies kennzeichnen Übergangszeiten wie die unseren. Sie strotzen vor Widersprüchen und Ambivalenzen, weil alte Ordnungen sich auflösen, Alternativen sich aber erst ausbilden. Mittlerweile herrscht weitestgehend Konsens darüber, dass Diskriminierungen wie Rassismus, Antisemitismus oder Sexismus keinen Platz mehr haben. Zugleich sind wir mit diesen Diskriminierungen heute immer noch konfrontiert oder auch wieder neu konfrontiert. Oder denken Sie an Diversität und Inklusion: Gesellschaftlich sind diese Werte nicht ganz einfach zu etablieren, während sie Einzug halten in Firmenkulturen von global operierenden Grosskonzernen. Die Diskussionen um die geltenden Werte einer Gesellschaft können durchaus die Form eines Kulturkampfes um diese universellen Werte annehmen, gerade weil sie ambivalent und widersprüchlich sind. Und damit sind wir wieder beim Gefühl des Unbehagens: Es wird Veränderungen ‒ und damit auch Werteveränderungen ‒ geben. Und dies birgt Potenzial für Fortschritt, macht aber auch Angst.
Und wer gewinnt diesen Kulturkampf der Werte? Ich halte mich an Sigmund Freud: Er sieht gesellschaftliche Entwicklung als Resultat zweier miteinander ringender Mächte ‒die eine zerstörend, die andere lebensbejahend. Und, wie Freud, habe ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die lebensbejahenden Mächte gewinnen und wir einen Wandel zum Besseren und zum menschlichen Glück erleben werden. Aber wer vermag dies schon vorauszusehen?
DR. BENNO WIRZ ist Philosoph und Kulturwissenschaftler an der Universität Zürich im Studienprogramm Kulturanalyse und befasst sich mit dem gesellschaftlichen Wandel der Gegenwart.
Das Gespräch führte ERIKA SUTER, Redaktorin WIR KAUFLEUTE.
TIPP 2
LERNBEREITSCHAFT
Bleiben Sie neugierig und offen für Neues! In einer sich ständig verändernden Arbeitswelt ist Lernbereitschaft Ihr Schlüssel zum Erfolg. Zeigen Sie, dass Sie bereit sind, sich weiterzuentwickeln und aus Fehlern zu lernen. Wer nicht aufhört zu lernen, bleibt flexibel und fit für die Herausforderungen von morgen.
TIPP 3
VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN
Übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Aufgaben und Entscheidungen. Zeigen Sie Initiative und stehen Sie zu Ihrem Wort – das macht Sie zu einem verlässlichen Teammitglied. Zeigen Sie, dass Sie die Konsequenzen Ihres Handelns kennen und ernst nehmen. So gewinnen Sie das Vertrauen der Kolleginnen und Kollegen und der Vorgesetzen.
IT ’ S A MATCH! WIE WERTE DIE ARBEIT BEEINFLUSSEN
Stimmen sie zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden überein, spielen sie eine zentrale Rolle für den beruflichen Erfolg und das persönliche Wohlbefinden: Die Rede ist von Werten. Wie kann man sicherstellen, dass die eigene Laufbahn in Einklang mit den persönlichen Werten steht?
Arbeitssuchende, die 15 Minuten ihre eigenen Werte reflektieren und diese schriftlich festhalten, haben bessere Chancen einen Job zu finden, brauchen dafür weniger lang und erhalten mehr Stellenangebote. Das geht aus einer aktuellen ETH-Studie hervor. Werte scheinen also ein wichtiger Erfolgsfaktor zu sein. Nehmen wir sie genauer unter die Lupe.
Werte als Kompass im Berufsleben. Werte sind nicht bloss abstrakte Konzepte, sondern prägen unser Denken, Handeln und unsere Beziehungen am Arbeitsplatz. Sie sind tief verwurzelte Überzeugungen, die unser Verhalten und unsere Entscheidungen lenken. Sie fungieren als innerer Kompass, der uns Orientierung gibt ‒ auch im beruflichen Kontext. Wenn wir in einem Umfeld arbeiten, das unseren Werten entspricht, fühlen wir uns zufriedener, sind motiviert, verbunden und produktiver. Im Gegensatz dazu kann ein Missverhältnis zu Spannungen und Unzufriedenheit führen.
Die Wertebalance. Für Unternehmen wird es immer wichtiger, die Werte ihrer Mitarbeitenden zu verstehen und zu berücksichtigen. Geteilte Werte können der Schlüssel zur Mitarbeitendenbindung und -motivation sein. Arbeitnehmer:innen, deren Werte zu denen des Unternehmens passen, sind engagierter und loyaler. Dies fördert eine Unternehmenskultur, in der Vertrauen, Zusammenarbeit und Innovation gedeihen. Wie finden Sie heraus, ob die Werte übereinstimmen? Für Sie als Arbeitnehmer:in gibt die Unternehmenskultur oft erste Hinweise. Achten Sie auf die externe Kommunikation ‒ von der Unternehmensmission über Social-Media-Auftritte bis hin zu Mitarbeiterbewertungen auf Plattformen. Auch Stellenanzeigen, Unternehmenswebseiten und Gespräche mit aktuellen oder ehema-
ligen Mitarbeitenden können Aufschluss darüber geben, ob Ihre Werte in der Unternehmenspraxis verankert sind.
Werte bei der Stellensuche. Zurück zur ETH-Studie: Es zeigte sich, dass sowohl Menschen über 50 als auch jüngere Arbeitssuchende von der Werte-Reflexionsübung profitierten. Die Forschenden schliessen daraus: «Menschen, die sich vergewissern, wer sie sind und wofür sie einstehen, fällt es leichter, sich gegenüber potenziellen Arbeitgebenden überzeugend zu vermarkten. Dies erhöht ihre Chancen bei der Stellensuche.»
Werte sind bei der Stellensuche kein «nice-to-have», sondern ein zentrales Kriterium. Überlegen Sie, welche Werte für Sie unverzichtbar sind, und nutzen Sie diese als Filter bei der Auswahl potenzieller Arbeitgeber:innen. Sprechen Sie im Vorstellungsgespräch gezielt die Unternehmenskultur, ethische Standards oder soziale Initiativen an. Dies zeigt nicht nur Interesse, sondern signalisiert auch, dass Ihnen eine tiefe Übereinstimmung wichtig ist ‒ ein langfristiger Erfolgsfaktor. Auch auf Job-Plattformen werden künftig nicht nur Ihre Kompetenzen relevant sein, sondern auch das «Matchen» von Werten zwischen Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber:in.
So kommen Sie Ihren eigenen Werten auf die Spur. In dieser Magazin-Ausgabe finden Sie auf Seite 2 und 3 unsere WerteFragen, die Sie dabei unterstützen, Ihre beruflichen Werte zu reflektieren.
REFLEXION ÜBER EIGENE WERTE
ERHÖHT ERFOLG BEI JOB-SUCHE
Die neue ETH-Studie untersucht die Korrelation von Selbstvertrauen und Erfolg bei der Stellensuche.
ANDREA SCHOCH, Laufbahn- und Karriereberaterin, Kaufmännischer Verband Zürich
TIPP 4 EMPATHIE
Versetzen Sie sich in Ihre Kolleginnen und Kollegen hinein und hören Sie wirklich zu. Empathie hilft Ihnen, besser zu verstehen, was andere bewegt und schafft ein unterstützendes Arbeitsklima. Seien Sie aufmerksam und zeigen Sie Interesse an den Bedürfnissen Ihres Teams. So stärken Sie nicht nur die Zusammenarbeit, sondern auch den Zusammenhalt.
UMSETZUNG DER KV-REFORM
2023 IN DER KV-GRUPPE ZÜRICH
Mit der KV-Reform 2023 wurde die kaufmännische Grundbildung auf den Wandel und die dynamische, zunehmend digitale und vernetzte Arbeitswelt ausgerichtet:
Kompetenzorientierter Lehrplan
Der neue Lehrplan basiert auf Handlungskompetenzen, die für das heutige und zukünftige Berufsleben entscheidend sind. Neben fachlichen Skills werden Schlüsselkompetenzen wie Problemlösefähigkeit, Selbstorganisation, kritisches Denken und Kommunikationsfähigkeit gestärkt.
Fokus auf digitale und technologische Fähigkeiten
Digitale Fähigkeiten, von grundlegenden IT-Kenntnissen bis hin zu spezifischen Anwendungen in Bereichen wie Datenmanagement und digitaler Kommunikation, werden gezielt gefördert.
Lernort-Kooperation
Die enge Zusammenarbeit zwischen den Lernorten Schule, Betrieb und überbetriebliche Kurse wird weiter gestärkt.
Die Abstimmung der Lerninhalte stellt sicher, dass Theorie und Praxis noch besser verzahnt werden. Der Fokus liegt auf der Anwendung von Wissen in realen Arbeitssituationen.
Veränderte Prüfungsformate
Die Prüfungen werden moderner und praxisorientierter gestaltet. Es gibt mehr Prüfungsformen, die auf die Analyse und Lösung realer beruflicher Situationen abzielen.
Die drei Partner Kaufmännischer Verband Zürich, Wirtschaftsschule KV Zürich und KV Business School Zürich AG haben sich entschieden, die KV-Reform organisationsübergreifend einzuführen.
Rekrutierung und Onboarding der neuen Lernenden erfolgt seit Sommer 2023 gemeinsam. Auch die Schulung der Praxisbildner:innen der drei Organisationen wird zusammen durchgeführt.
Die Ausbildungsplanung wird anhand der Branchenvorgabe organisiert. Die Praxisaufträge, die in bestimmten Semestern bearbeitet werden müssen, sind den Einsatzabteilungen zugeordnet. Die Lernenden werden während der drei Lehrjahre jedes Semester entsprechend eingeteilt und lernen so unterschiedliche Arbeitsbereiche und Team-Kulturen kennen. Im ersten Lehrjahr erfolgen Einsätze im CRM-Team des Kaufmännischen Verbands Zürich, in der Kundenberatung der KV Business School Zürich AG oder in der Mediothek und im Rektorat der Wirtschaftsschule KV Zürich. Das zweite Lehrjahr kann einen Einsatz im Marketing bei allen Partnern, im Lehrgangsmanagement der KV Business School AG oder im Sekretariat der Wirtschaftsschule KV Zürich beinhalten. Im dritten Lehrjahr wählen die Lernenden eine von drei Optionen als Schwerpunkt: Finanzen, Technologie oder Kommunikation in Deutsch. Die vierte Option Fremdsprache kann in der KV-Gruppe Zürich nicht abgedeckt werden. Die Ausbildung wird durch die Optionenwahl individueller gestaltet, die Lernenden können ihre Stärken einsetzen und spezifische berufliche Interessen vertiefen.
Während der gesamten Ausbildung ist das Lernenden-Team in verschiedene Projekte involviert. Dazu gehören die Organisation und Durchführung der Schnuppertage, die Lernenden-Reise, die Berufsmesse oder die Mitgestaltung der Einführungswoche für neue Lernende.
Neben der hohen Flexibilität in der Ausbildungsplanung profitieren alle Involvierten von der Vernetzung, der Zusammenarbeit und dem Austausch unter Praxisbildner:innen, Lernenden und verantwortlichen Berufsbildner:innen. Ein Projektteam ist zudem zuständig, die Einführung der KV-Reform zu begleiten und den Rahmen entsprechend auszugestalten, zum Beispiel mit Schulungen, den notwendigen Unterlagen oder auch verschiedenen Kommunikationsmassnahmen.
Der erfolgreiche Einsatz und das Engagement aller Beteiligten sind nicht zu unterschätzen. Dank dieser Zusammenarbeit in der KV-Gruppe Zürich legen wir den Grundstein für eine moderne, zukunftsorientierte Ausbildung. Unser gemeinsames Ziel: einen starken kaufmännischen Nachwuchs zu fördern – eine Win-win-Situation für Lernende und Betriebe gleichermassen.
CAROLINE SCHULTHEISS, Fachcluster Berufsbildung
VERANTWORTUNGSVOLLE NUTZUNG VON KI
IN DER BERUFSBILDUNG
Die Themen KI und Digital Experience bewegen uns, weil sie manchmal beinahe unheimlich sind und Ängste auslösen können. Alles verändert sich rasend schnell, lässt uns staunen. Es macht uns aber auch nachdenklich und nimmt uns zeitgleich in die Verantwortung, dass wir uns den Veränderungen stellen. Überall kommen Fragen auf, denn es werden Dinge möglich, die vor noch nicht so langer Zeit unmöglich schienen. In unserer Funktion als Berufs- und Praxisbildner:innen müssen wir uns kritisch und neugierig damit auseinandersetzen. Der Nachwuchs der Zukunft verpflichtet uns regelrecht dazu! Dies haben wir im vergangenen Oktober mit hochengagierten Berufs- und Praxisbildner:innen an der traditionellen Herbsthalbtagung der Fachgruppe wbp in Zürich auf ganz praktische Weise gemeinsam getan.
Einbezug von Werten und Bedürfnissen. Wir waren uns einig, dass bei der Nutzung von KI zwingend Werte beachtet werden müssen, um sicherzustellen, dass der technologische Fortschritt ethisch vertretbar ist und mit menschlichen Bedürfnissen im Einklang steht. Ein zentraler Wert in der Berufsbildung ist beispielsweise die Chancengleichheit. KI hat das Potenzial, Lernende individuell zu fördern, indem sie bei Lernprozessen die Stärken und Schwächen jedes und jeder Lernenden einbezieht. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass alle Lernenden ‒ ebenso im Hinblick auf die neue KV-Reform ‒ unabhängig von ihrem sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund Zugang zu diesen neuen Technologien haben. Ausserdem soll KI den Lernenden sowie uns berufsbildenden Führungskräften dabei helfen, sich selbstständig weiterzuentwickeln und auf individuelle Ziele hinzuarbeiten. Wichtig ist dabei, dass Lernende die Kontrolle über ihre Lernprozesse behalten und nicht von Algorithmen fremdbestimmt werden. Die Technologie sollte Menschen unterstützen, anstatt sie zu ersetzen oder ihnen die Kontrolle über ihre Bildungsentscheidungen zu entziehen.
Kritisches Denken ist gefragt. Andererseits soll KI in der Berufsbildung auch auf die Entwicklung eines Bewusstseins für soziale und ethische Fragen abzielen. Die Lernenden wie auch wir müssen dazu angeregt werden, kritisch über den Einsatz dieser neuen Möglichkeiten nachzudenken und die gesellschaftlichen Folgen von KI zu verstehen. Dies fördert die Entwicklung von unserem verantwortungs-bewussten Nachwuchs in der Wirtschaft.
Soziale Fähigkeit ist weiterhin zentral. Obwohl KI in der Lage ist, viele Aufgaben zu übernehmen, bleibt die menschliche Komponente in der Bildung unerlässlich. Berufs- und Praxisbildner:innen spielen eine entscheidende Rolle als Vorbilder und Begleitpersonen in einer anspruchsvollen Zeit für die Lernenden. Menschliche Interaktionen sind ‒da ist sich die Fachgruppe wbp einig ‒ wesentlich. Sie fördern wichtige soziale Fähigkeiten, die von Maschinen nicht vermittelt werden können.
KI ist gekommen, um zu bleiben. Für unsere Rolle ist es unabdingbar, offen und flexibel zu sein, die Veränderungen auch mit vielen bestehenden Unsicherheiten und Unbekannten aktiv mitzugestalten sowie kritisch und menschlich zu bleiben. Es bleibt also spannend ‒ für uns als Fachgruppe, für uns als zentrale Begleitpersonen unserer Lernenden und für uns als ewige Bildungsprovisorien.
VERA CLASS, MAS Wirtschaftspsychologie FHNW, eidg. dipl. Kommunikationsleiterin, eidg. FA Ausbildnerin, ist Berufsbildungsexpertin und leitet die nationale Fachgruppe wbp – Wir Berufs- und Praxisbildner:innen.
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WERTE, DIE UNSER LEBEN PRÄGEN
Mir ist Freundschaft (1) sehr wichtig. Ich kann immer auf meine Freunde zählen, vor allem in schwierigen Zeiten wird mir dies bewusst. Genauso möchte ich auch für sie da sein.
Als ein Freund ein familiäres Problem hatte, traf ich mich sofort mit ihm, obwohl es schon spät war. Wir sprachen sehr lange über seine Situation, ich bot ihm mein offenes Ohr an und teilte meine Sichtweise. Das gemeinsame Gespräch hat bei meinem Freund für Klarheit gesorgt und es half ihm, sich danach wesentlich besser zu fühlen.
Respekt steht für mich über allem. Vor Kurzem habe ich beobachtet, wie unterschiedlich er gelebt wird. Alle Sitzplätze im Tram waren besetzt oder mit Gepäck belegt. Eine schwangere Frau trug ihr Kleinkind, ihr Mann hielt ein weiteres Kind an der Hand. Die Fahrgäste, eine Mischung aus Jung und Alt, waren in ihre Smartphones vertieft und schienen die Situation nicht wahrzunehmen. Ich habe der jungen Mutter meinen Platz angeboten. Ein kurzer, auffordernder Blick genügte, und der Mann gegenüber räumte sein Gepäck, ein weiterer Fahrgast folgte seinem Beispiel, sodass weitere Menschen Platz fanden. Offenbar wird Respekt (2) unterschiedlich interpretiert und der persönliche Einfluss erhält Raum, wo die gesellschaftliche Norm endet. Ich habe mich gefreut, als mir die Familie beim Aussteigen zuwinkte – ich winkte zurück.
Den Rucksack packen und die Welt entdecken – das bedeutet Freiheit (3) für mich. Das heisst jedoch nicht, das System hinter mir zu lassen, sondern selbstbestimmt zu leben und Entscheidungen zu treffen. Als ich vor etwa einem Jahr einen neuen Job suchte, wurde mir klar, wie wichtig mir Freiheit ist. Jobs mit starren Arbeitszeiten kamen für mich nicht in Frage, da sie meine Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht bringen würden. Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden mit Vertrauen Freiheit bieten, entsprechen meinen Werten. So geniesse ich Freiheit nicht nur auf Reisen, sondern auch in meiner aktuellen Position.
Werte wie Loyalität, Respekt, Rücksichtnahme oder Flexibilität sind uns allen vertraut. Ein Wert, auf den ich nicht verzichten möchte, ist Teamgeist (4). Warum? Teamgeist vereint all diese Werte und das «Miteinander» ist essenziell. Ich kann mich an eine Begebenheit erinnern, die mich mit Stolz erfüllt hat: Krankheitsbedingt fiel ein Teammitglied kurzfristig aus. Die betroffene Person hat selbstständig um fünf Uhr morgens nach einer Lösung gesucht – und sie gefunden. Das Team hat sich selbstständig organisiert, um die zu erbringenden Dienstleistungen gewährleisten zu können. Diese Erfahrung hat mir gezeigt: Man kann sich aufeinander verlassen. Das wiederum schafft Vertrauen im Team – die Grundlage einer gelungenen Zusammenarbeit.
«Offenheit ist ein Schlüssel, der viele Türen öffnen kann» – und ein Wert, der mir genau deshalb so wichtig ist. Eine prägende Erfahrung war die Reise durch Jordanien mit meiner Mutter, wo wir Muhammed kennenlernten, unseren Tourguide. Trotz unserer unterschiedlichen Kulturen haben wir uns auf Anhieb gut verstanden und Gemeinsamkeiten gefunden. Dank unserer Offenheit (5) kamen wir von der Reise nicht nur mit unvergesslichen Erinnerungen nach Hause, sondern es entstand auch eine neue Freundschaft, die sich auf beide Familien ausdehnt und uns begleitet.
Ob beim Musizieren, Wandern oder bei der Arbeit – überall, wo ich meine Leidenschaft (6) einbringen und diese teilen kann, verspüre ich Befriedigung. Wie beim gemeinsamen Musizieren – in Bands, Orchestern oder bei weiteren musikalischen Projekten. Die Herausforderung, gemeinsam mit Leidenschaft etwas zu kreieren ist inspirierend und spannend. Das, was entsteht, kann nur als Kollektiv erreicht werden. Meist machen die Erfolge auch einfach mehr Spass, weil man diese zusammen feiern und sich über das Erlebte austauschen kann.
DIE BEDEUTUNG VON WERTEN IM DIGITALEN ZEITALTER
Wie bewahren wir menschliche Werte in einer Welt, die zunehmend von Algorithmen, Daten und virtuellen Realitäten geprägt ist? Welchen Stellenwert haben Werte in Zeiten des digitalen Wandels noch? Ein Plädoyer für eine Rückbesinnung darauf, was uns als Menschen ausmacht und wie Werte ein gesellschaftliches Zusammenleben mit und trotz Technologien erst ermöglichen.
Das Internet, Algorithmen und künstliche Intelligenz prägen unseren Alltag. Wir sind ‒ rein technisch gesehen ‒ rund um die Uhr verbunden mit unseren digitalen Geräten. Das ist für die meisten von uns so selbstverständlich geworden, dass wir es kaum mehr hinterfragen. Zwar führen wir Debatten zum Wert von Privatsphäre, physischen Interaktionen und zu fairen Algorithmen. Aber verlieren wir nicht gerade angesichts digitaler Hypervernetzung das aus den Augen, was uns als Menschen ausmacht? Wie stellen wir sicher, dass der technologische Fortschritt, den wir erleben, auch uns als Menschen und Gesellschaft wirklich dient?
Der Technikhistoriker Melvin Kranzberg hat 1986 sechs Technologiegesetze veröffentlicht. Das erste wird am häufigsten zitiert: «Technik ist weder gut noch schlecht, aber auch nicht neutral.» Es bleibt eine zentrale Feststellung, dass sich digitale Technologien an sich weder positiv noch negativ auswirken. Es hängt immer vom jeweiligen Kontext ab, von der Perspektive und von den Absichten ihres Einsatzes. Dieselbe Technologie kann sowohl zur Befreiung wie zur Unterdrückung verwendet werden. Wichtig ist der Zusatz «aber auch nicht neutral», der besagt, dass der Einsatz von Technik an sich einen Unterschied macht.
Facebook und Google haben oft argumentiert, sie seien neutral, und daher weder für Inhalte zuständig noch dafür, wer Anzeigen schalte. Zweifellos prägen Google und Facebook das digitale Zeitalter und haben grosse Verdienste daran, Menschen und Informationen sinnvoll zusammenzubringen. Gleichzeitig kann eine Plattform, die aus Geschäftsinteresse Zensur in bestimmten Ländern zulässt, die Verbreitung von Desinformation algorithmisch belohnt, von Propaganda-Anzeigen finanziell profitiert und Aufrufe zum Völkermord stehen lässt, kaum wertneutral sein. Inzwischen greift da und dort rechtliche Regulierung, trotz intensiven Lobbyings von grossen Technologiekonzernen in Washington D.C., Brüssel und anderen Macht-
metropolen der Welt. Jedoch gelten in den USA nicht die gleichen Werte wie in Europa: So haben europäische Gerichte mit dem «Recht auf Vergessenwerden» Privatsphäre und Persönlichkeitsschutz über den hohen Stellenwert der Redefreiheit in den USA gestellt, wo man Zensur fürchtet, wenn man persönliche Daten aus dem Internet entfernen lassen kann.
Kranzbergs Technologiegesetze erinnern daran, dass der verantwortungsvolle Technikeinsatz stets von ethischen Überlegungen begleitet werden muss. Dafür braucht es umfassende Bildung, um konstruktiv-kritisches Denken und ethische Reflexion zu fördern. Das sind Fähigkeiten, die uns befähigen, den digitalen Wandel nicht nur passiv zu erleben, sondern aktiv mitzugestalten.
Transparenz ist ein weiterer wichtiger Wert. Viele Algorithmen, die unseren Alltag beeinflussen ‒ sei es bei der Kreditvergabe, in sozialen Netzwerken oder bei der Personalauswahl ‒ sind für uns eine «Black Box». Wir wissen nicht, nach welchen Kriterien sie Entscheidungen treffen und ob diese Entscheidungen fair sind. Hier ist es entscheidend, dass Organisationen offenlegen, wie ihre Algorithmen funktionieren und mit welchen Daten ihre Systeme trainiert wurden. Gerade Chatbots sind auf gute Trainingsdaten angewiesen. Zudem nehmen sie es mit dem Wert der Wahrheit nicht genau.
Der Wert von Werten im digitalen Zeitalter zeigt sich also in der Fähigkeit, Technologie bewusst und verantwortungsvoll zu nutzen. Persönlich bin ich oft begeistert von neuen Tools und dankbar für digitale Unterstützung. Gleichzeitig ist es zentral, Innovationen nicht nur als Fortschritt zu feiern, sondern auch ihre Risiken zu minimieren. Wir brauchen eine Rückbesinnung auf Fairness, Respekt, Wahrheit und Integrität ‒ und die Bereitschaft, diese Werte auch in einer digitalisierten Welt zu verteidigen. Denn nur so können wir sicherstellen, dass Technologie im Dienste der Menschheit steht – und nicht umgekehrt.
DR. SARAH GENNER ist Digitalexpertin, Dozentin und Verwaltungsrätin. Sie ist Autorin der Bücher «ON / OFF» und «ABC Digital».
TIPP 5
INDIVIDUALITÄT
Seien Sie mutig und zeigen Sie Ihre Individualität! Ihre einzigartigen Ideen und Perspektiven sind das, was Sie auszeichnet. Lassen Sie sich nicht verbiegen – Ihr authentisches Selbst bringt frischen Wind ins Team und sorgt für innovative Lösungen. Seien Sie stolz auf das, was Sie besonders macht und nutzen Sie es!
EXKLUSIVES
GESCHENK FÜR MITGLIEDER
Der Kaufmännische Verband Zürich schenkt seinen Mitgliedern exklusiv 100 Exemplare von «ABC Digital».
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Schreiben Sie uns dafür bis spätestens 10.1.2025 an blog@kfmv-zuerich.ch mit dem Betreff «ABC Digital» und teilen Sie uns in der E-Mail Ihre MitgliederNummer mit. Die Bücher werden in der Kalenderwoche 4 im Jahr 2025 an die entsprechenden Mitglieder verschickt.
SOZIALPARTNERSCHAFT: EIN SCHWEIZER ERFOLGSREZEPT
Die Sozialpartnerschaft in der Schweiz ist seit über einem Jahrhundert ein bewährtes Konzept, das unsere Arbeitsbeziehungen und wirtschaftliche Stabilität entscheidend prägt. Was steckt hinter diesem Begriff, und warum ist er für die Schweiz so bedeutsam?
1918 wurde in der Schweiz gestreikt: Über 250 000 Arbeiter:innen forderten die 48-Stunden-Woche, eine Altersvorsorge und auch das Frauenstimmrecht. Ihnen gegenüber standen 95 000 Soldaten.
Auf nationaler Ebene vertritt der Kaufmännische Verband Schweiz als Sozialpartner landesweit tausende von Arbeitnehmenden in Gesamtarbeitsverträgen (GAV), wie zum Beispiel:
Landes-Gesamtarbeitsvertrag (L-GAV) für die Migros-Gruppe 2023 – 2026
Gesamtarbeitsvertrag Coop
Genossenschaft
Gesamtarbeitsvertrag Lidl Schweiz
Vereinbarung über die Anstellungsbedingungen der Bankangestellten
Gesamtarbeitsvertrag für Mitarbeitende der Swissport International AG
Gesamtarbeitsvertrag SWISS Bodenpersonal
Alle GAV des Kaufmännischen Verbands Schweiz finden Sie via QR-Code.
Die Wurzeln der Schweizer Sozialpartnerschaft reichen ins Jahr 1911 zurück, als sie im Obligationenrecht verankert wurde. Einen entscheidenden Schub erhielt sie durch das Friedensabkommen von 1937 zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebenden der Maschinenindustrie. Dieser historische Akt läutete eine Ära des Arbeitsfriedens ein und trug in den Nachkriegsjahren massgeblich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Schweiz bei.
In anderen Ländern hätte der Landesstreik von 1918 wohl in einen Bürgerkrieg geführt. Über 250 000 Arbeiter:innen streikten, sie forderten die 48-Stunden-Woche, eine Altersvorsorge und das Frauenstimmrecht. 95 000 Soldaten standen den Streikenden gegenüber. Es gab drei Tote und die Stimmung war explosiv. Trotz heftigen Polarisierungen siegte schliesslich die Vernunft und ein grundlegendes Demokratieverständnis auf beiden Seiten. Soziale und politische Reformen wurden in Angriff genommen und die nach diesem Streik beginnende Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitnehmenden- und Arbeitgebendenorganisationen wirkt bis heute positiv.
Statt auf Konfrontation und Streiks setzen die Beteiligten auf Konsens und suchen gemeinsam nach Lösungen für arbeitsrechtliche und wirtschaftliche Herausforderungen.
Im Kern geht es bei der Sozialpartnerschaft um den konstruktiven Dialog zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden. Statt auf Konfrontation und Streiks setzen die Beteiligten auf Konsens und suchen gemeinsam nach Lösungen für arbeitsrechtliche und wirtschaftliche Herausforderungen. Diese Herangehensweise hat sich als äusserst erfolgreich erwiesen und gilt international als Vorbild. Das Herzstück bilden die Gesamtarbeitsverträge, kurz GAV. Diese Verträge regeln die Arbeitsbedingungen für bestimmte Branchen oder Unternehmen. Sie ermöglichen es, massgeschneiderte Lösungen zu finden, die einerseits zu verbesserten Arbeitsbedingungen führen und andererseits den spezifischen Bedürfnissen der jeweiligen Branche gerecht werden.
Die Bedeutung der Sozialpartnerschaft für die Schweizer Wirtschaft kann kaum überschätzt werden. Sie trägt wesentlich zum sozialen Frieden bei, indem sie einen fairen Inter-
essensausgleich zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden fördert. Dieser soziale Frieden, der zum Beispiel eine hohe Qualitäts- und Liefertreue sichert, ist ein wichtiger Standortvorteil für die Schweiz und macht das Land für internationale Unternehmen attraktiv. Ein weiterer Vorteil liegt in ihrer Flexibilität. In Gesamtarbeitsverträgen lassen sich neue Entwicklungen und Bedürfnisse am Arbeitsmarkt wie beispielsweise flexible Arbeitszeiten oder eine Elternzeit rasch aufnehmen und regeln. All dies macht die Schweizer Wirtschaft anpassungs- und wettbewerbsfähig. Zudem schaffen GAV Transparenz und Rechtssicherheit für alle Beteiligten.
Trotz dieser unbestrittenen Erfolge steht die Sozialpartnerschaft in der Schweiz vor Herausforderungen. Der Mitgliederschwund macht den Arbeitnehmenden- wie auch Arbeitgebendenverbänden zu schaffen. Gleichzeitig zeigen sich mit der zunehmend politischen Polarisierung Risse im Konsensprinzip. Es gilt, sich auf die zentralen Werte unserer politischen Kultur zurückzubesinnen: Pragmatismus, Kompromissbereitschaft und die Fähigkeit, über ideologische Gräben hinweg Lösungen zu finden. In einer Ära, in der in vielen Ländern populistische Strömungen an Boden gewinnen, bietet die Sozialpartnerschaft ein Gegenmodell. Und zeigt, dass sozialer Ausgleich und wirtschaftlicher Erfolg keine Gegensätze sein müssen, sondern sich gegenseitig bedingen können.
Themen wie Digitalisierung, Klimawandel, demographischer Wandel sowie zunehmende Prekarität erfordern neue Ansätze für Sozialpartnerschaften.
Die Zukunftsfähigkeit der Sozialpartnerschaft wird davon abhängen, wie gut es gelingt, dieses Modell an die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Themen wie Digitalisierung, Klimawandel, demographischer Wandel sowie zunehmende Prekarität erfordern neue Ansätze. Die Sozialpartnerschaft steht vor der Aufgabe, mit politischem Geschick, Mut und Weitsicht innovative und diskriminierungsfreie Lösungen zu entwickeln, sodass nicht auf gesetzgeberische Lösungen gesetzt und gewartet werden muss.
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WERTE IM ARBEITSRECHT
Werte im Arbeitsrecht beziehen sich auf die grundlegenden Prinzipien und Überzeugungen, die unsere gesamte Rechtsordnung prägen. Sie sind oft eng mit den Menschenrechten und politischen Grundwerten einer Gesellschaft verbunden.
FALL 1
Peter H. arbeitet seit sechs Jahren in einer Versicherung. Sein Arbeitskollege kommt immer zu spät zu gemeinsamen Besprechungen und hat nie Zeit, bei Personalengpässen einzuspringen. Peter H. stört sich an diesem Verhalten.
Pünktlichkeit und Hilfsbereitschaft gehören zu den Umgangsformen, die in der Arbeitswelt erwartet werden und in die Unternehmenskultur einfliessen. Arbeitgebende beurteilen nicht nur die Leistung, sondern auch das Verhalten. Somit können fehlende Umgangsformen gegebenenfalls zu Nachteilen und einer schlechten Beurteilung im Arbeitszeugnis führen.
EMPFEHLUNG: Gehen Sie auf den Arbeitskollegen zu und suchen Sie das Gespräch. Oft lassen sich solche Situationen dadurch lösen. Es ist gut möglich, dass es Ihrem Kollegen nicht bewusst ist, dass sein Verhalten negativ auffällt.
TIPP 6
TOLERANZ
Toleranz im Job ist Gold wert. Begegnen Sie anderen mit Offenheit und Respekt. Anstatt Unterschiede als Hindernis zu sehen, können
Sie diese als Chance nutzen, um zu wachsen und Neues zu lernen.
Seien Sie neugierig und schätzen Sie die Vielfalt – sie macht jedes Team stärker.
FALL 2
Der 20-jährige Kevin P. hat seine Stelle in einer Immobilienverwaltung kürzlich angetreten. Er wird von einem Arbeitskollegen aufgrund seiner dunklen Hautfarbe systematisch ausgegrenzt und mit Bemerkungen schikaniert.
Rassistische Äusserungen, die eine Person in ihrer Würde herabsetzen, verletzen den arbeitsrechtlichen Persönlichkeitsschutz (Art. 328 OR). Es handelt sich daher um ein Verhalten, das nicht nur unerwünscht, sondern gesetzlich verboten ist. Es kann direkte arbeitsrechtliche Sanktionen nach sich ziehen, die bis zu einer fristlosen Kündigung gehen können.
EMPFEHLUNG: Wenden Sie sich an ihre:n Vorgesetzte:n. Arbeitgebende sind verpflichtet, diskriminierendes Verhalten zu sanktionieren.
Umfassend und praxisorientiert: Das Seminar für professionelle Buchungskonzepte, Excel-LayoutBilanzen, Erfolgsrechnungen, Reportings, Saldonachweise oder Controlling-Berichte. Für Makros, Pivot-Tabellen, u. v. m.
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Leistungsstark und weiterführend: Das Seminar für ExcelErfahrene mit VBA und Power Pivot für anspruchsvolle Datenanalysen sowie Modelle im Controlling-Bereich. Inklusive Array- und Datenbankfunktionen sowie «Access».
Liebe Mitglieder, Leserinnen und Leser
Werte sind grundlegende Überzeugungen oder Prinzipien, die das Denken, Handeln und Verhalten eines Individuums, einer Gruppe oder einer Gesellschaft leiten. Sie spiegeln wider, was Menschen als wichtig, richtig, wünschenswert oder moralisch vertretbar betrachten. Werte beeinflussen, wie Menschen Entscheidungen treffen, welche Ziele sie verfolgen und wie sie ihre Beziehungen zu anderen gestalten. Werte können sich im Laufe der Zeit verändern. Erklärt ChatGPT.
Werte sind aktueller denn je. Als Gemeinschaft beklagen wir den Zerfall von Werten, als Individuen möchten wir im Einklang mit unseren persönlichen Überzeugungen leben und arbeiten können. Doch von welchen Werten sprechen wir eigentlich? Gibt es universelle Prinzipien, die Gültigkeit für eine funktionierende Gesellschaft haben, die nicht verhandelbar sind? Oder ist es nicht eher so, dass wir uns in einem ständigen Diskurs befinden, nach welchen Werten wir das Zusammenleben oder eine Zusammenarbeit gestalten wollen?
Das aktuelle Magazin beleuchtet das Thema von verschiedenen Seiten. Wir wünschen anregende Lektüre.
Herzlich Amalia Zurkirchen, Geschäftsführerin
Ausgabe N° 3/3_2024
WIR ZÜRCHER KAUFLEUTE EVENTS Seite 2
FRAUEN STÄRKEN FRAUEN Seite 3 KV BUSINESS SCHOOL ZÜRICH – WEITERBILDUNG IM VISIER
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FRAUEN STÄRKEN FRAUEN
Das FrauenNetz Zürich bietet Frauen die Möglichkeit, sich zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Das Teilen von Wissen und der persönliche Austausch stehen im Vordergrund. Jedes Treffen ist eine Chance, wertvolle Kontakte zu knüpfen und Einblicke in die vielfältigen Lebenswege anderer Frauen zu gewinnen.
Profitieren Sie von bereichernden Impulsen und vielfältigen Events, die aktuelle Themen aufgreifen. kfmv-zuerich.ch/frauennetz
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Sie sich!
(Denn Netzwerken ist das Geheimnis, das Männer schon ewig kennen.)
Via QR-Code gelangen Sie zu weiteren Informationen zum FrauenNetz und zur vollständigen Event-Agenda, wo Sie sich zu den Events anmelden können.
PD Dr. med. Matthias Sauter, Leiter Gastroenterologie, Spital Zollikerberg, bringt uns den Darm näher und klärt uns auf, wie wir mit diesem verkannten Genie in unserem Inneren umgehen sollen, wie wir ihn gesund erhalten und damit die Basis schaffen für unser Wohlergehen. Anmeldung bis 25.1.2025 möglich.
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ARBEITSMARKT
In einer zunehmend digitalisierten und internationalen Arbeitswelt, in der zuverlässige und gesetzeskonforme Lohnabrechnungen unerlässlich sind, ist die Nachfrage nach Payroll-Fachleuten hoch. Unternehmen benötigen Spezialistinnen und Spezialisten, die komplexe Lohnabrechnungen effizient abwickeln und dabei sicherstellen, dass Sozialversicherungen, Steuern und rechtliche Vorgaben eingehalten werden.
«Payroll-Aufgaben sind anspruchsvoll, vielfältig und benötigen ein vernetztes Denken. Eine fundierte Ausbildung im Payroll-Bereich ist also unumgänglich, um die täglichen herausfordernden Aufgaben anzupacken.»
MELINA KELLER, BARMELWEID GRUPPE AG
«Payroll-Expertinnen und -Experten sind unabdingbar. Die Unternehmen sind auf ihre fundierte Fachexpertise angewiesen. Sie haben die Zahlen im Griff und kennen sich mit den komplexen gesetzlichen Regeln aus. Zudem leisten sie einen grossen Beitrag, dass die Mitarbeitenden ihr Gehalt pünktlich und korrekt erhalten.»
NADIA MASSAFRA, HR INTERIM GMBH
ERFAHRUNGEN
Teilnehmende des Lehrgangs schätzen vor allem die Praxisnähe und die sofortige Anwendbarkeit des Gelernten.
«Die Dozentinnen und Dozenten waren kompetent und engagiert. Das zeigte sich sowohl im fundierten Fachwissen als auch in der Fähigkeit, praxisnahe Beispiele aus der Lohnadministration einzubringen. Die beruflichen Perspektiven in HR und Payroll, die sich aus diesem Lehrgang ergeben haben, sind vielfältig und ich kann das Gelernte in meiner Arbeit täglich anwenden.» SELINA DUBOUCHET
«Als Teilnehmerin des Lehrgangs zur Payroll-Spezialistin kann ich sagen, dass diese Weiterbildung eine wertvolle Bereicherung für meine berufliche Laufbahn war. Der Lehrgang hat mir viel neues und vertieftes Wissen vermittelt. Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte, und habe auch den Austausch mit meinen Lehrgangskolleginnen sehr geschätzt. Nun freue ich mich darauf, mein Wissen in der Weiterbildung zur Payroll-Expertin weiter zu vertiefen.»
CONCETTA MESSINA
PAYROLL-SPEZIALIST:IN
Webcode*: PSPR
Die Weiterbildungen der KV Business School Zürich bieten eine Fülle an Möglichkeiten und Chancen: vom Einstieg in ein neues Berufsfeld über den Aufstieg und die Spezialisierung bis hin zur Meisterschaft. An dieser Stelle präsentieren wir jeweils einen Bildungsgang aus unseren Bildungswelten. Entdecken Sie unsere weiteren Angebote: kv-business-school.ch
BILDUNGSGANG
Der Lehrgang «Payroll-Spezialist:in» bietet Personen mit einer kaufmännischen Ausbildung die ideale Möglichkeit, sich im Bereich Lohnwesen weiterzuentwickeln. Payroll-Spezialist:in ist eine zentrale Drehscheibenfunktion im Bereich Human Resources (HR). Nebst der Unterstützung von HR-Verantwortlichen beraten sie Mitarbeitende und sind Schnittstelle zwischen der Salär- und Betriebs-/Finanzbuchhaltung sowie zu Sozialversicherungen. Der Fokus des einsemestrigen Lehrgangs liegt auf praxisnahen Themen, die direkt im Arbeitsalltag angewendet werden können: von der rechtlich korrekten Abwicklung der Lohnabrechnung über Sozialversicherungen und Lohnbuchhaltung bis hin zu Steuerfragen und Arbeitsrecht.
Der Lehrgang wird mit dem schweizweit anerkannten Zertifikat zum/zur Payroll-Manager:in von kv edupool abgeschlossen. Da der Umgang mit digitalen Tools gerade im Payroll-Management wichtig ist, ermöglicht der Lehrgang gleichzeitig auch den Erwerb des Zertifikats Lohnbuchhaltung ABACUS.
ZUKUNFT
Als Payroll-Spezialist:in sind Sie in der Lage, eine Lohnadministration in privaten und öffentlichen Unternehmen selbstständig zu führen und sind damit eine gesuchte Fachkraft. Nach Abschluss des Lehrgangs eröffnen sich vielfältige Karrieremöglichkeiten. Neben der Tätigkeit als Payroll-Fachkraft in Unternehmen unterschiedlicher Branchen können Absolventinnen und Absolventen auch Positionen im HR- oder Sozialversicherungsbereich oder in der Lohnbuchhaltung übernehmen.
Zudem bietet sich mit dem Lehrgang «Payroll-Experte/ Expertin» die Möglichkeit, sich weiter zu spezialisieren oder sein Wissen durch den Besuch des Lehrgangs «HR-Fachmann/frau» oder «Sozialversicherungsfachmann/-frau mit eidg. Fachausweis» zu erweitern. Damit haben Sie optimale Voraussetzungen für den Aufstieg in Führungspositionen.
CLAUDIA RHINER
Es etwas langsamer angehen lassen? Den Gedanken hegen: «Das muss ich nicht mehr können»? Den Lift statt die Treppe nehmen? Das passt nicht zu Claudia Rhiner. Das Leben hält zu viele spannende Möglichkeiten bereit, die sie mit Freude, Energie und grosser Neugier anpackt. So kam es, dass sie nach der Lehre im Detailhandel unter anderem als Skilehrerin arbeitete, auf der Redaktion einer regionalen Zeitung Artikel schrieb, als Moderatorin des Aargauer TV-Senders vor und als Sportfotografin hinter der Kamera stand.
Eher zufällig rutschte sie ins HR ‒ weil ein Bekannter überzeugt war, dass sie die richtige Person sei, das Personalwesen seiner Firma zu managen. Er hatte Recht. Dem breiten Tätigkeitsfeld im Personalbereich ist Claudia Rhiner in unterschiedlichen Funktionen treu geblieben. Sie untermauerte ihr tiefes, in der Praxis angeeignetes Wissen mit dem HR-Fachausweis und gibt dieses heute als Dozentin und Bildungsgangleiterin an der KV Business School Zürich weiter.
GEBOREN AM: 30.08.1965
BERUF: HR-Businesspartnerin
FUNKTION AN DER KVBSZ: Dozentin sowie Leiterin Bildungsgänge Payroll und Direktionsassistent:in
«Mein Weg? Ausprobieren!»
Besonders grosses Interesse schenkt sie seit mehreren Jahren dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement, das ihrer Meinung nach Bestandteil jeder HR-Ausbildung sein müsste. Und was sagt sie ‒ mit dem Master in Gesundheitsförderung in der Tasche ‒ zur Frage, ob es nicht ungesund sei, immer 100 Prozent zu geben, sich nie zurückzulehnen? Kein Problem, meint sie, denn der innere Antrieb sei entscheidend. Wenn der stimme, sei auch die Motivation da ‒ und Motivation ist gesund.
Diese Einstellung prägt nicht nur ihre verschiedenen beruflichen Engagements, sondern auch ihr privates Leben. Und so lässt sie sich weiterhin von ihrer Neugier und ihrer beständigen Lust auf Neues treiben. Sie packt bei der Hausrenovation mit an, lässt sich von ihren drei Söhnen die Welt der jungen Erwachsenen erklären und bleibt im wahrsten Sinn des Worts in ständiger Bewegung: Nächstes Jahr steht die Besteigung des Kilimandscharos auf ihrer Liste.
DIE GESCHICHTE DES KAUFMÄNNISCHEN VEREINS WETZIKON-RÜTI
Isabella Fritschi, seit rund 20 Jahren Mitglied des Vorstands Kaufmännischer Verein Wetzikon-Rüti und gleichzeitig im damaligen Schulrat der wkvw, blickt zurück.
Kaufmännischer Verein Wetzikon-Rüti und Träger der Wirtschaftsschule KV Wetzikon. Als KV-Verein Wetzikon am 13. April 1917 gegründet, wurde er nach der Fusion mit dem KV Rüti am 1. Januar 1991 bekannt als Kaufmännischer Verein Wetzikon-Rüti. Die wichtigste und intensivste Aufgabe war die Trägerschaft der Wirtschaftsschule KV Wetzikon (wkvw).
Schaffung eines neuen KV-Zentrums im Zürcher Oberland . 2017, 100 Jahre nach der Gründung, begrüsst die wkvw die Schaffung eines KV-Zentrums am neuen Standort Schellerstrasse in Wetzikon. Zudem wurde an der Delegiertenversammlung des Kaufmännischen Verbands Schweiz das Regionenmodell für die Sektionen angenommen. Ein wesentliches Ziel war, die Verbandsdienstleistungen zu vereinheitlichen und den Mitgliedern ortsunabhängig anzubieten.
Schulschliessung wkvw. Die Anzahl Lernende in der wkvw nahm in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich ab. Und das bei gleichbleibenden Kosten. Eine Lösung drängte sich auf. Der Kaufmännische Verband Zürich und der Kaufmännische Verband Schweiz nahmen Stellung: Die Sektion Wetzikon-Rüti sollte unbedingt erhalten bleiben, eine Beendigung der Schulträgerschaft sei gemäss Delegiertenversammlung nicht gewünscht. Zudem würde die Trägerschaft ihre wichtigste Aufgabe verlieren. Eine höhere Anzahl Lernende werde angestrebt. Leider ohne Erfolg.
Von kantonaler Seite wurde in der Folge entschieden, den Unterricht der wkvw nach den Sommerferien 2024 in die Berufsfachschule Uster BFSU zu integrieren. Damit endete die über hundertjährige Selbstständigkeit der kaufmännischen Grundbildung am Standort Wetzikon. Die Lernenden starteten das neue Schuljahr
an der Berufsfachschule Uster. Der grösste Teil der Lehrpersonen konnte dort oder an einer anderen Schule Fuss fassen oder liess sich frühpensionieren.
Auflösung Kaufmännischer Verein Wetzikon-Rüti. Die Entscheidung, den über 100-jährigen Kaufmännischen Verein Wetzikon-Rüti per Ende 2024 aufzulösen, fiel mittels Urabstimmung und mit juristischer Begleitung. Den Mitgliedern stand die Möglichkeit offen, ab dem 1.1.2025 nahtlos zum Kaufmännischen Verband Zürich oder Kaufmännischen Verband Winterthur zu wechseln. Ein Grossteil hat von diesem Angebot profitiert.
Allen Mitgliedern, die sich für einen Übertritt zu den Sektionen Zürich oder Winterthur entschieden haben, danke ich im Namen des Vorstands. Sie sind dort bestens aufgehoben.
ISABELLA FRITSCHI, KAUFMÄNNISCHER VEREIN WETZIKON-RÜTI
Hier geht’s zur Chronik des wkvw.
«‹Wir können den Wind nicht ändern. Aber wir können die Segel richtig setzen›, sagte Aristoteles. Der Vorstand und ich haben uns lange gegen den Wind gestemmt. Wir sind jedoch überzeugt, dass wir nun die Segel richtig gesetzt haben.»
Andrea Kuhn-Senn, Präsidentin Kaufmännischer Verein Wetzikon-Rüti