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Rat aus der Apotheke

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Medikamente: Kampf gegen die Verschwendung

Fast 4600 Tonnen zurückgenommene Medikamente wurden im Jahr 2019 verbrannt. Diese Zahl hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) veröffentlicht. Was steckt dahinter?

Zu den zwei meistgenannten Gründe für die Medikamentenverschwendung gehört einerseits die mangelnde die mangelnde Effizienz in der Therapieorganisation von Patientinnen und Patienten mit chronischen Krankheiten. Die Hälfte von ihnen nimmt die verschriebenen Medikamente nicht ein, was nicht nur Mehrkosten verursacht, sondern auch zu gesundheitlichen Komplikationen führt. Andererseits sind es die Packungsgrössen, die der verschriebenen Therapie oftmals nicht entsprechen. Die grossen Verpackungen werden von der Pharmaindustrie häufig bevorzugt, weswegen sich manche Patientenorganisationen für eine geringere und besser angepasste Abgabe einsetzen.

DIE AUFGABE DER APOTHEKEN Nicht verwendete Medikamente werden zum Entsorgen in der Regel in die Apotheke zurückgebracht. Sie dürfen niemals im Haushaltkehricht entsorgt und nicht im Spülbecken oder in der Toilette heruntergespült werden. Medikamente zählen zu den umweltschädlichen Chemikalien und werden daher als Sonderabfall entsorgt. Die Aufgabe der Apotheke liegt auch darin zu kontrollieren, dass die Patientinnen und Patienten die Medikamente im Falle einer chronischen Erkrankung korrekt einnehmen und sich über die positive Wirkung auf ihre Gesundheit bewusst sind. Dazu werden ihnen einige Fragen gestellt, um die Therapieerfahrung im Alltag nachzuvollziehen. Ebenso wird die Apothekerin oder der Apotheker beim Wechsel eines Medikaments bestimmt empfehlen, erst die Verträglichkeit des neuen Medikaments zu testen und mit einer kleinen Packung zu beginnen, um zu vermeiden, dass eine grosse Medikamentenmenge aufgrund von unerwünschten Wirkungen bereits nach wenigen Einnahmen entsorgt werden muss. Auch können Generika manchmal zu Doppelspurigkeiten führen, wenn derselbe Wirkstoff versehentlich mehrfach eingenommen wird. Der Gesamtüberblick über die vom Patienten eingenommenen Arzneimittel wird durch die Apotheke kontrolliert und erlaubt es, diese Unregelmässigkeiten zu erkennen.

LÖSUNGSANSÄTZE ZUR EINGRENZUNG DER MEDIKAMENTENVERSCHWENDUNG Es werden mehrere Ansätze untersucht, um eine solche Verschwendung zu reduzieren. Unter ihnen Vorstösse seitens der Gesetzgeber, die Packungsgrössen besser an die Therapien anzupassen. Die Abgabe von Einzeldosen, über die im Jahr 2017 im Parlament in Bezug auf Antibiotika abgestimmt wurde, wird in der Schweiz derzeit geprüft. Da die Verschwendung hauptsächlich durch falsche Therapieanwendung bei chronischen Krankheiten verursacht wird, wäre die Stärkung der Therapietreue der betroffenen Patientinnen und Patienten gemäss Medikationsplan und die damit verbundene Vermeidung von Doppelspurigkeiten bei den verschriebenen Medikamenten einer der vielversprechendsten Wege. Die bevorstehende Digitalisierung im Gesundheitsbereich, insbesondere das elektronische Patientendossier, wird mit Sicherheit ihren Beitrag zur Lösung dieser Problematik leisten.

Sophie Membrez

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