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Perspektivenwechsel

10 TIPPS FÜR EINEN PLASTIKARMEN ALLTAG

1. Auf Einwegprodukte wie Plastikteller verzichten 2. Früchte und Gemüse offen oder im Stoffbeutel kaufen 3. Zähne mit Bambus- oder anderen Naturzahnbürsten reinigen 4. (Natur-)Seife am Stück verwenden statt Seifenspender mit Flüssigseife 5. Getränke in Glas statt in Petflaschen kaufen 6. Den Kaffee zuhause trinken oder zum Mitnehmen in die eigene Thermoflasche füllen lassen 7. Einkaufstaschen aus Stoff mehrfach verwenden 8. Bei Kosmetikprodukten Inhaltsstoffe prüfen (zum Beispiel die App «Codecheck») 9. Möglichst plastikfreie Kleidung tragen 10. Den Take-away-Lunch in die mitgebrachte Lunchbox füllen lassen statt ins Plastikgeschirr

Plastik – ein notwendiges Übel?

Plastik hat einen miserablen Ruf: Es ist verantwortlich für die Verschmutzung der Meere und eine Gefahr für die Gesundheit. Dabei ist weniger der Kunststoff an sich das Problem, sondern der Umgang damit. Eine Auslegeordnung.

In den letzten Jahren hat sich Plastik zu einem hochemotionalen Thema entwickelt. Aufwühlende Bilder gehen um die Welt: Kinder, die an Indiens Stränden auf Plastikmüllhalden spielen oder Meerestiere und Vögel, die auf ganzen Müllinseln qualvoll verenden. Gemäss WWF werden schätzungsweise über 800 Tierarten vom Plastikmüll beeinträchtigt. In der Tat eine erschreckende Zahl. Wie kommt es überhaupt zu diesen gewaltigen Müllmengen? Plastik ist die umgangssprachliche Bezeichnung für alle Arten von Kunststoffen. Und ein künstlich hergestellter Werkstoff ist in der Natur nicht abbaubar. Es vergehen Hunderte von Jahren, bis er sich zersetzt. So sammelt sich immer mehr Plastik in der Umwelt an – auch in Form von Mikroplastikteilchen.

PLASTIK IN KOSMETIKA UND IN KLEIDERN Mikroplastik ist überall – in der Luft, in der Kleidung, im Meer, in Kosmetika. Von dieser Nachricht aufgeschreckt, kündigte die Kosmetikindustrie im Jahr 2014 den Verzicht von Plastik an. Allerdings ist noch heute Mikroplastik in diversen Kosmetikprodukten wie etwa Peelings oder Duschgels zu finden. Die winzigen Plastikteile gelangen über das Abwasser ins Gewässer. Einige Länder haben auf diesen Missstand reagiert. So gilt unter anderem in Grossbritannien, Neuseeland und Schweden ein Verbot für Kosmetika mit Mikroplastik. In der Schweiz sind solche Produkte bis heute erlaubt. Was zudem erstaunlich klingen mag: Auch in Kleidungsstücken steckt zum Teil viel Plastik. Wer’s genau wissen will, liest die Textiletikette. Bei Begriffen wie Polyester, Polyamid, Polyacryl oder Nylon handelt es sich um Kunststoffe, also um Plastik. Die Fasern geben beim Waschen winzige Partikel ab, die wiederum in die Gewässer gelangen.

WO BRAUCHT’S DENN ÜBERHAUPT PLASTIK? Der Ruf nach Verzicht auf Plastik liegt also nahe – doch der Werkstoff ist in vielen Bereichen unverzichtbar. Gründe dafür sind seine positiven Eigenschaften: Plastik ist formbar, flexibel, leicht, kostengünstig und widerstandsfähig. Verpackungen aus Plastik schützen Lebensmittel vor Keimen und halten sie länger frisch. Auch in der Auto- und Luftfahrtindustrie, in der Forschung oder in der Medizin ist der Einsatz von Kunststoff unentbehrlich. Und bislang kann kein anderes Material die vielfältigen Eigenschaften von Plastik ersetzen. Was nun?

Kunststoff ist in der Natur NICHT ABBAUBAR.

SO VIEL WIE NÖTIG, SO WENIG WIE MÖGLICH Die Lösung des weltweiten Problems liegt im verantwortungsvollen Umgang mit dem Material und in der fachgerechten Entsorgung. Dabei geht es auch um die Frage, wo der Einsatz von Plastik wirklich notwendig ist und wo ökologisch sinnvollere Alternativen die bessere Wahl sind. Es gibt durchaus Bereiche, wo man gut auf Plastik verzichten kann. Um dies durchzusetzen, hat die EU ein Verbot erlassen: Seit dem 3. Juli 2021 dürfen in ganz Europa kein Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik, keine Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff mehr produziert werden. Weltweit tüfteln Forschende zudem intensiv an Materialien als Ersatz für Plastik. Als Alternativen werden Verpackungen aus Zuckerrohr, Pilzen, Milchproteinen, Maisstärke, Hanf und Algen geprüft. Der ultimative Durchbruch steht noch aus, denn alle Alternativen haben wieder Nachteile. Bis der Ersatz gefunden ist, gilt es mit vereinten Kräften, gemeinsamem Verantwortungsgefühl und gesundem Menschenverstand einen verantwortungsvollen Umgang mit Plastik zu pflegen.

Erica Sauta

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