"die beste Zeit", Juli-September 2017

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„Der betrunkene John Coltrane wird von allen guten Geistern sicher nach Hause geleitet“, Tusche, Goldacryl auf Leinwand, 200 x 160 cm, 2016

Die gleichzeitige Konzentration auf die Musik und mein eigenes künstlerisches Tun löst immer wieder ungeahnte Glücksgefühle aus, anders als beim reinen Zuhören. Zu Hause, in meinem Atelier entstehen, im Nachklang zum Festival, regelmäßig großformatige Arbeiten auf Leinwand. Sag uns was über deinen jährlichen Jazzkalender. Was inspiriert dich dazu? Arbeitest du noch an anderen Projekten dieser Art? Seit acht Jahren produziere ich einen Jahreskalender „Sound & Time“: sechs farbige Holzschnitte, handgedruckt, signiert und nummeriert, in kleiner limitierter Auflage. Mit amerikanischem Kalendarium versehen (Juli bis Juni nächsten Jahres). Unter dem Titel „Vision, Sound & Time“ bringe ich immer ein paar Exemplare mit zum Vision Festival. Meistens sind es Titel aus meiner persönlichen „Hitliste“, die ich dafür visualisiere. Dieses Jahr ist es der fortlaufende Text des Songs „Dr. Yesterday“, William Parker hat mich dazu autorisiert.

Magst du abstrakte Kunst, und arbeitest du manchmal abstrakt? Wenn ich z. B. beim VF als Festivalmaler arbeite, habe ich ein festes Prinzip: Ich fange erst an mit Beginn der Musik und höre auf, wenn der letzte Ton verklungen ist. Erst wenn das Saallicht wieder angeht, sehe ich das Ergebnis, das mehr oder weniger im Halbdunkel entsteht. Dieser „Blindflug“ führt mich nicht selten von der Figürlichkeit zur Abstraktion, das ist auch gut so und so gewollt! Keine Korrekturen, kein Nacharbeiten mehr, nur noch signieren, vorausgesetzt, es ist eine gute Arbeit, eine gute visuelle Improvisation geworden. Steve Dalachinsky, 2017

* Steve Dalachinsky ist ein New Yorker Dichter und Schriftsteller. Er ist ein integraler Teil der NY- und US-Jazzszene. Mit den Größten seiner Zeit steht er auf der Bühne und performed seine Poetry, unverwechselbar und stilbildend. Ebenso sind

Im Moment arbeite ich an einem Kunstbuchprojekt, Gedichte des Wuppertaler Schriftstellers Michael Zeller und Holzschnitte von mir, Handsatz (ich habe mal eine Schriftsetzerlehre gemacht), hochwertiges Papier, Kunstbuchbindung ... so was.

seine Linernotes, die er kenntnisreich für unzählige CDs verfasst hat. ** Jeff Schlanger, Maler und Skulpteur, ist der Chronist der New Yorker/US Jazz Szene. Seit der Loft-Bewegung der 1970er Jahre bis heute ist er nahezu auf allen großen Jazzveranstaltungen mit großen Papierformaten und vielen Farben zugegen, als „listener and eyewitness“. Ich kenne und liebe ihn seit 17 Jahren.

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