Wien Museum Katalog „Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick“

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1 vermessen und darstellen / 1.1 überblicken

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Barockes Wien-Panorama Ein kaiserlicher Ingenieur und Architekturzeichner (Matthias Anton Weiß), der von Kaiser Karl VI. auch mit der Bauaufnahme römischer Antiquitäten beauftragt wurde, arbeitete mit dem in Augsburg ansäs­ sigen Druck- und Verlagsunternehmen, das dort vor 1711 von Johann Andreas Pfeffel dem Älteren (1674–1748) und Christian Engelbrecht (1672–1735) gegründet worden war, bei der Entstehung dieser Stadt­ ansicht zusammen. In ihrem Aufbau steht sie in der Tradition, wie sie vor allem durch Jacob Hoefnagels berühmte Vogelschau von 1609 be­ gründet worden ist, zeigt am oberen Blattrand den Hoefnagel’schen Titel, eingerahmt vom kaiserlichen (links) und vom städtischen Wappen (rechts). Auf dem unteren Blattrand befindet sich ein Schrift­ streifen in lateinischer und deutscher Sprache mit einem Abriss der Stadtgeschichte, einer Legende mit 40 Nummern und der auffälligen Verwendung von aus dem Griechischen stammenden Bezeichnungen (u. a. Nr. 24: nosocomium = Spital als Bezeichnung für das ­ehemalige Spital St. Johannes an der Siechenals etc.) und einer Widmung Pfeffels an Kaiser Karl VI. Hinsichtlich der gewählten Blickrichtung und der

Darstellungsart unterscheidet sich diese Darstellung jedoch markant von älteren Vorlagen: Sie bietet nämlich – völlig ungewohnt – einen Blick auf die Stadt in Form eines Panoramas bzw. Profils: von der Josefstadt, und zwar zwischen Palais Schönborn (heute: Volkskunde­ museum) und der Trinitarierkirche (Alser Straße), bis hin zur Pfarr­ kirche Maria Trost (heute: St. Ulrich), einem der damals boomenden Vorstadt­bereiche. Mit ihrem beachtlichen Format bildet diese An­ sicht die älteste großformatige Wien-Darstellung nach der Zweiten Türken­belagerung von 1683. FO Lit.: Das barocke Wien. Stadtbild und Straßenleben (Ausstellungskatalog Historisches Museum der Stadt Wien), Wien 1966, S. 22, Nr. 26; Friedrich Polleroß: Docent et delectant. Architektur und Rhetorik am Beispiel von Johann Bernhard Fischer von Erlach, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 49 (1996), S. 165–206, hier S. 202; Augsburger Stadtlexikon, http://www.stadtlexikon-augsburg.de/index.php?id=114&tx_ttnews%5Btt_ news%5D=3671&tx_ttnews%5BbackPid%5D=122&cHash=1aa66fb702 sowie http:// www.stadtlexikon-augsburg.de/index.php?id=114&tx_ttnews[tt_news]=5002&tx_ttnews [backPid]=113&cHash=da064baaf5 (beide 24.8.2016; zu Engelbrecht und Pfeffel).


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