Wien Museum Katalog „Otto Wagner“

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Das streng geometrische Muster besteht aus fünf breiteren Streifen, in denen wiederum fünf durch zarte, helle Linien getrennte Streifen verlaufen, die sich an den Schmalseiten zu je drei Reihen hocheckiger Kästchen verdichten. Jedes zweite Kästchen besitzt die dunklere rote Farbe, die auch die unifarbene breitere Borte bestimmt. Die Farbe des Teppichs war auf den Farbklang der Wände und Möbel abgestimmt.43 Otto Wagners Beschäftigung mit Textilien geht von ihrer Funktion im Raum aus. Hier entfalten sie dank ihrer Materialität und ihres Dekors wichtige und positive Funktionen für den Benutzer: Sie dämpfen den Schall, bestimmen die Atmosphäre des Raumes, vereinheitlichen oder trennen seine Bestandteile und wirken wegführend; ihre Farbigkeit beeinflusst die Raumstimmung. Wagners Textilien haben stets eine „dienende“ Aufgabe, da sie verwendet werden, um Raumteile – wie Wände, Fußböden, Fenster – oder Möbel zu bekleiden und zu schmücken; sie sind der Gesamtwirkung verpflichtet, stechen nicht hervor und weisen ihren Schöpfer als modernen Menschen aus, der Dekore und Muster verwendet, die stets auf der Höhe der Zeit sein sollen, ja sogar modisch wirken können.

1 Wagner 1902a, S. 172. 2 Ebenda. 3 Ebenda, S. 172-173. 4 Wagner 1914, S. 104. 5 NFP, 28.04.1879, S. 4. 6 Bis heute gibt es dafür allerdings keinen Nachweis. 7 Backhausen Dessin Nr. 3225. Eine 1 : 1-Bleistiftzeichnung und eine kleine Skizze im Dessinbuch zeigen secessionistische Linien, stilisierte Rosenblüten und Blätter, friesartig aufgereiht, den Stickereimotiven ähnlich. Die Farbangabe „goldgelb“ lässt vermuten, dass auch das Grundgewebe diesen Farbton hatte. 8 Alle Reinzeichnungen mit Dessin Nr. 3226 und Datum 21.04.1898. Fotos von 1900 (vgl. Anm. 10) zeigen den Schlafzimmerteppich mit dem Blättermuster. 9 Asenbaum/Zettl 1984, S. 178; Peter Pantzer, Johannes Wieninger: Verborgene Impressionen. Hidden Impressions. Ausst.-Kat. Österreichisches Museum für angewandte Kunst Wien, 1990. 10 Ver Sacrum 3 (1900) 19, S. 295-296. 11 Haiko 1984, S. 35.

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Ver Sacrum 2 (1899) 4, bes. S. 4-20; Angela Völker: Textiles, Fashion and Theater Costumes, in: Christian Witt-Dörring (Hg.): Koloman Moser, Designing Modern Vienna 1897–1907, Ausst.-Kat. Neue Galerie New York, 2013, S. 208-212. Katalog der II. Kunstausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs. 12. Nov.–Ende Dez. 1898, S. 27-28, Kat.-Nr. 117, 118; Ver Sacrum 1 (1898) 12, S. 23. Ludwig Hevesi: Otto Wagner, in: Zeitschrift für bildende Kunst 12 (1900), S. 13-16, 25-30, zit. nach dem Wiederabdruck in Hevesi 1906, S. 275. Vgl. Graf 1985, S. 220, Abb. 358. Ein Detailplan für den Stuck der großen Loggia ist „im März 1899“ beschriftet. Die Zeichnung zeigt außerdem eine Schabracke von einer früheren Planung (?) Vgl. Standl/ Wehdorn 2017, S. 70. Großer Teppich, Dessin Nr. 3608, Datum 19.04.1899; Wandbespannung „Atlas rayé“, Dessin Nr. 3610, Datum 27.04.1899; Teppich für die Suite, Dessin Nr. 3617, ohne Datum. Ver Sacrum 2 (1899) 8, S. 2-13. Robert Judson Clark: Olbrich and Vienna, in: Kunst in Hessen und am Mittelrhein 7 (1967), S. 27-51, hier S. 32.

20 Katalog der V. Kunstausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 1900, S. 29, Kat.-Nr. 171: „Adolf Böhm, Dekorative Landschaft in Glasmosaik. Ausgeführt von J. Geyling’s Erben für das Atelier des Herrn O. W.“. Bis zum 25. Februar 1900 waren sie in der Secession zu sehen, von wo sie nach Hütteldorf transportiert und in der Villa eingebaut wurden. 21 Acht schmale Behänge (156 × 50 cm), ein großer Mittelvorhang (338 × 205 cm), zwei kleine Vorhänge (338 × 152 cm), ein Behang für die Rückwand (156 × 910 cm). WM, Inv.-Nr. 96.003/4. 22 Auch der Schrank wurde in der Secession gezeigt, vgl. Ludwig Hevesi: Aus der Sezession (10.11.1900), in: Hevesi 1906, S. 282-288, hier S. 288. 23 Vgl. Wagner 1914, Abb. S. 12. 24 Kunst und Kunsthandwerk III (1900), S. 184; V. S.: Die K. und K. Hofgartendirection auf der Paris Ausstellung, in: Ver Sacrum 3 (1900) 12, S. 189-195; Lux 1914, S. 95. 25 Ver Sacrum 3 (1900) 12, S. 192. 26 Ebenda. 27 Vgl. Anm. 2. In der Sammlung des MAK sind zwei Mustertafeln von Backhausen mit Teppich Dessin Nr. 4624 (1902) und 5003 (1903) erhalten, bei denen es sich möglicherweise um Vorläufer der Teppiche für die Postsparkasse handelt. 28 Backhausen Dessin Nr. 6044; vgl. Asenbaum/Zettl 1984, S. 234, Abb. 306; Christian Witt-Dörring: Otto Wagner Möbel. Ausst.-Kat. Postsparkasse Wien 1991, S. 18; ein Teppich als Leihgabe im MAK, Inv.-Nr. LHG 1491, 570 × 495 cm. 29 Backhausen Dessin Nr. 6034 (1906). Ursula Graf hat mich auf eine erst rezent von ihr entdeckte Reinzeichnung aufmerksam gemacht, die einen Läufer mit identischer Dessin Nr. dokumentiert, dessen Rot wohl der Farbton der Teppiche in den Räumen der Direktion war (Back­ hausen Archiv, Inv.-Nr. BA 06363), 110 × 88 cm.

30 Ein Teppich als Leihgabe im MAK, Inv.-Nr. LHG 1492, 560 × 470 cm. 31 Backhausen Dessin Nr. 6036 (1906). 32 Mallgrave 1993a, S. 307. 33 Backhausen Dessin Nr. 8430 (1912); 1912/13 auch in der Postsparkasse verwendet, vgl. Witt-Dörring 1991 (wie Anm. 28), S. 14-15, Kat.-Nr. 5. 34 Backhausen Dessin Nr. 8529 (1912), zweimal 450 × 260 cm, einmal 450 × 195 cm. 35 Angela Völker: Die Stoffe der Wiener Werkstätte 1910–1932, Wien 1990, S. 42-43. 36 Backhausen Dessin Nr. 8529 (1912). 37 Dora Heinz: Linzer Teppich. Zur Geschichte einer österreichischen Teppichfabrik der Biedermeierzeit, Linz 1955, Taf. IV, Kat.-Nr. 24, oder Abb. 17, Kat.-Nr. 26. 38 Für beide Teppiche, die sich heute als Leihgaben im MAK befinden, sind Zeichnungen im Backhausen Archiv erhalten. 39 Backhausen Dessin Nr. 9210, MAK Inv.-Nr. LHG 1494, 1495. 40 Backhausen Dessin Nr. 9626, MAK Inv.-Nr. LHG 1493. 41 Der Knüpfteppich ist im Dessinbuch Backhausens 1916 mit einer kleinen Skizze verzeichnet. Im Backhausen Archiv ist außerdem eine große Reinzeichnung in Bleistift mit Farbangaben sowie daneben einem Plan von Tisch und Stühlen erhalten, auf der es heißt: „Teppich für die Villa S. und Fl. Erben in Wien XIII.“ 42 Backhausen Dessin Nr. 9716, Abb. des Raumes in: Wagner 1914, S. 124, Teppich nicht zu erkennen. Die Teppichgröße wird im Dessinbuch mit 400 × 850 cm, auf der Reinzeichnung mit 400 × 720 cm angegeben. 43 Vgl. Asenbaum/Zettl 1984, S. 298-299.

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