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liste: Vertreten waren zum Beispiel die Gruppe „Gangart“, Brigitte Kowanz, Erwin Wurm oder Oswald Oberhuber, aber auch Eichinger oder Knechtl sowie Martin Püspöck. Martin Püspöck war damals noch Designstudent, aber seine freien Arbeiten mit einer Vorliebe zu verschweißten vierkantigen Stahlrohren wurden von Anfang an von Kunstgalerien geschätzt. Was hatte zu diesem spezifischen Verständnis von Design geführt? Warum wurde Design in Wien mit Kunst gleichgesetzt, obwohl es sehr wohl eine anders ausgerichtete Designausbildung an der Angewandten gab wie auch damals schon zumindest einige österreichische Unternehmen mit hohem Designanspruch (von Fischer Ski über Rosenbauer bis AKG) existierten? Zum einen war es die persönliche Überzeugung von Peter Noever selbst, einen Designbegriff der Funktionalität, der seriellen Erzeugung, der Produktion von Massenware als nicht relevant oder zumindest als nicht ausstellungswürdig anzusehen und eher Künstler zu diesem Thema zu befragen. 3 Zum anderen muss man festhalten, dass es, wie bereits erwähnt, kaum ein allgemeines Verständnis von Design gab, dass die einzeln agierenden professio nellen Designerinnen und Designer hauptsächlich für heimische Unternehmen tätig waren und dass die internationale Vernetzung meist fehlte. Die in jüngster Zeit wiederentdeckte spezifische Produktionskultur in Wien und über die Stadtgrenzen hinaus wurde von manchen eher als Hemmnis denn als Inspiration gesehen. Der eingangs erwähnte Aufbruch des Designs der 80er-Jahre berührte Wien zwar, inspirierte Einzelpersonen und ließ kurze Blüten in Form von Aktionen, Präsentationen, Raumgestaltungen und kleinen Ausstellungen sprießen, der Humus der Stadt aber war nicht weit genug entwickelt und gepflegt worden, um diese Samen zu einem dichten Strauchwerk wachsen zu lassen. Die einzelnen Pflanzen gingen dann auch wieder ein. Letztlich war das „Vakuum“ Design in Wien traditionell immer schon von Architekten und Künstlern besetzt und bearbeitet worden (siehe Josef Hoffmann, Oswald Haerdtl oder Hans Hollein), es verwundert daher nicht, wenn gerade in Wien KünstlerInnen und ArchitektInnen ein höheres Vertrauen im Umgang mit Design entgegengebracht wurde als den DesignerInnen selbst. 1989 war nicht nur für Europa in seiner Gesamtheit, sondern auch für Wien ein Neuanfang, der von Wien selbst lange Zeit negiert wurde. Viel zu lange hatte sich diese Stadt in Reak-
today’s perspective. Represented were, for example, the group Gangart, Brigitte Kowanz, Erwin Wurm, and Oswald Oberhuber, but also Eichinger oder Knechtl and Martin Püspöck. Martin Püspöck was still a design student at the time, but his free works, with a penchant for square steel pipes, were appreciated right from the start by art galleries. What led to this particular understanding of design? Why was design equated with art in Vienna, although the design education at the University of Applied Arts was most definitely oriented in a different direction, and at the time, there were at least a few Austrian firms that made strong claims to design (including Fischer Ski, Rosenbauer and AKG)? For one, it was Peter Noever’s personal conviction that a concept of design as functionality, serial production, and the production of mass goods was not relevant or at least not worthy of exhibition. Instead, he believed in consulting artists on this theme. 3 Another reason was the already mentioned lack of general understanding of design and the fact that professional designers were mainly working for local firms, and that international networking was, for the most part, absent. The specific culture of production that has been discovered in Vienna and surroundings in recent years was seen by many as more of an obstacle than an inspiration. The awakening of design in the 1980s, mentioned at the start, affected Vienna, inspired individuals, and allowed for a brief blossoming in the form of actions, presentations, interior design, and small exhibitions. But the city’s topsoil was not adequately
Die Universität für angewandte Kunst Wien hat als älteste Ausbildungsstätte für Design in Österreich die Mehrheit der hier vorgestellten DesignerInnen geprägt. Zu sehen ist der „Schwanzer Trakt“ von dem österreichischen Architekten Karl Schwanzer, entworfen und gebaut in den Jahren 1960 – 65 / As the oldest educational institute for design in Austria, the University for Applied Art in Vienna has left its mark on most of the designers presented here. On show is the “Schwanzer Trakt” by the Austrian architect Karl Schwanzer, designed and built from 1960 to 1965.