Wien Museum Ausstellungskatalog „Romane Thana. Orte der Roma und Sinti“

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Aus dem Verborgenen Vorwort Romano Centro

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er Verein Romano Centro wurde 1991 in Wien gegründet, in ihm sind Roma und Sinti verschiedener Gruppen organisiert. Romano ­Centro bietet für Roma und Sinti in Wien seit vielen Jahren Programme und Projekte im Bildungsbereich (Lernhilfe, Schulmediation), Beratung (Sozial- und Frauenberatung, Rechtsberatung bei Diskriminierung) sowie kulturelle Angebote auch und besonders für Kinder und Jugendliche an. Ein Teil der Vereinsaktivität adressiert neben den Roma-Communities die allgemeine Öffentlichkeit, also auch die Nicht-Roma: Romano Centro informiert durch eine eigene zweisprachige Zeitschrift, mit einer ­Bibliothek und durch Vorträge und Informationsveranstaltungen zur Situation von Roma. Durch Trainings, den alle zwei Jahre erscheinenden Antiziganismusbericht, Beratung, rechtliches Einschreiten und Pressearbeit geht Romano Centro gegen Romafeindlichkeit vor. Orte der Roma und Sinti: Eine Ausstellung In die Palette von Aktivitäten, die zu einem besseren Verständnis für die Lebenswirklichkeiten von Roma und Sinti in der Gesellschaft und gegen die immer noch sehr präsenten Stereotypen beitragen sollen, passte der Vorschlag unserer Geschäftsführerin Andrea Härle, eine Ausstellung zu gestalten, sehr gut. Die Idee, Geschichte und Geschichten von Roma und Sinti anhand von Orten zu erzählen, bildete den Anfang. Im Blick waren dabei gegenwärtig wichtige Orte ebenso wie historisch bedeutsame, heute lebendige Orte der Emanzipation ebenso wie Orte, die in der Vergangenheit für Roma oder Sinti von Bedeutung waren und Orte, die uns an die entsetzlichsten Jahre in unserer Geschichte, an den NS-Genozid an den Roma und Sinti erinnern. Manche dieser Orte sind für alle Roma und Sinti von Bedeutung (und auch für viele Nicht-Roma), andere nur für einen Teil. Viele Orte waren bereits bekannt, andere galt es erst zu identifizieren. Alle sollten nach ihren narrativen Inhalten, ihrer Bedeutung für die Communities befragt und ihr aufklärerischer Nutzen geprüft werden. Die Frage der Repräsentation Neben strukturellen und thematischen Fragen stellt sich – gerade für eine Selbstvertretungsorganisation wie das Romano Centro und gerade bei einem Thema, bei dem Fremdbilder so präsent und wirkungsmächtig sind –, vor allem die Frage nach der Repräsentation: Wer spricht ? Und für wen ? Die Perspektiven von Roma und Romnja, Sinti und Sintize sollten zentrale Rollen in der Ausstellung spielen, Rollen die über die traditionelle des Community-Informanten/der Community-Informantin hinausgehen, auch wenn in einer so heterogenen und

vielfältigen Kultur wie jener der Roma und Sinti, Repräsentativität nicht leicht zu definieren und noch schwerer zu erreichen ist. Zudem bleibt das Angewiesensein auf Fremdzeugnisse, häufig aus der Perspektive der Polizei, je weiter man in die Vergangenheit gehen muss, um die Gegenwart verstehen zu können. Kooperationen und Dank Unser Bestreben war, mit der Ausstellung eine möglichst breite Öffentlichkeit erreichen zu können. Sie sollte an einem räumlich und symbolisch zentralen Ort zu sehen sein. Sie sollte sich der Diskussion mit möglichst vielen Menschen stellen und dieser inhaltlich und gestalterisch auch gewachsen sein. Wir brauchten starke Partner und professionelle AusstellungsmacherInnen. Die Initiative Minderheiten war für uns in diesem Vorhaben ein naheliegender, logischer Partner. Wir haben in den letzten Jahren in mehreren Bildungsprojekten erfolgreich zusammengearbeitet, vor allem aber hat die Initiative Minderheiten 2004 mit dem Wien Museum in der Ausstellung Gastarbajteri gezeigt, wie ein solches Ausstellungs­projekt gelingen kann. Das Wien Museum stand von Anfang an ganz oben auf unserer Wunschliste und wir freuen uns sehr, dass es offen genug war, sich auf dieses Wagnis einzulassen und dass wir nun gemeinsam Romane Thana zeigen können. Wir hoffen, dass von hier ausgehend die Zeugnisse von Roma und Sinti vermehrt Platz finden im kulturellen Gedächtnis unserer Gesellschaft. Dazu beitragen wird auch die Kooperation mit dem Landesmuseum Burgenland, das wesentlich zu den Orten im Burgenland und zur Geschichte der Burgenland-Roma beigetragen hat, und das die Ausstellung 2016 in Eisenstadt zeigen wird. Wir bedanken uns bei allen, die aus der Idee die Ausstellung Romane Thana gemacht haben, den MitarbeiterInnen der beteiligten Institutionen und Organisationen und den AutorInnen, die alle im Katalog namentlich genannt sind, und bei den vielen, die ihr Wissen, ihre Erinnerung und ihre Erinnerungsobjekte eingebracht haben. Wir danken unseren Kooperationspartnern für die gute kollegiale Zusammenarbeit, die Offenheit und Diskussionsbereitschaft, die für ein komplexes Projekt dieser Art erforderlich ist. Bedanken möchten wir uns auch bei den Geld­gebern, die dieses Projekt finanziert und damit ermöglicht haben. Romano Centro – Verein für Roma Žaklina Radosavljević, Obfrau Peter Wagner, Schriftführer

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